DAS ZWANZIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./20.K.)

 

DURCH DER KREATUREN DIENST

KANN DER MENSCH AUGENSCHEINLICH SEHEN,

DASS GOTT NOTWENDIG ALLE DINGE

IN SEINER HAND UND GEWALT HABE, UND ERHALTE.

 

Inhalt.

1) Dieweil der Mensch viele Dinge zu seiner Erhaltung bedarf, die geringer sind, denn er, 2) so muß notwendig ein Gott sein, der die Kreaturen um des Menschen willen, und durch sie den Menschen erhält.

 

Wie könnte etwas bleiben, wenn du nicht wolltest? Oder wie könnte erhal-ten werden, das du nicht gerufen hättest? Weish. 11,26.

 

Dieweil der Mensch ohne der Kreaturen Dienst nicht einen Augenblick leben kann, und aber die edelste Kreatur ist, und die andern Geschöpfe viel geringer sind, so folget daraus, dass ein Gott sein müsse, der auch die Kreaturen erhalte. Denn, wenn niemand wäre, der sie erhielte, so wären sie besser und edler als der Mensch, weil der Mensch ihrer bedarf, sie aber keines Erhaltens bedürfen. Weil sie aber viel geringer sind, denn der Mensch, der Mensch aber eines Erhal-ters bedarf, so muß folgen, dass sie vielmehr eines Erhalters bedürfen. Denn so der Mensch, die edelste Kreatur, eines Erhalters bedarf, vielmehr bedürfen die geringen Kreaturen eines Erhalters.

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2. Dieweil aber der Mensch, die edelste Kreatur, die andern Geschöpfe nicht erhält, sondern vielmehr durch sie erhalten wird im natürlichen Leben, so muß folgen, dass noch eine edlere Natur sein müsse, denn der Mensch, dadurch die Kreaturen erhalten werden um des Menschen willen. Denn eben der, der die Kreaturen erhält, der erhält auch folglich durch die Kreaturen den Menschen, und das kann niemand anders sein, denn der, von welchem der Mensch und alle Kreaturen ihren Ursprung haben; denn von wem etwas seinen Ursprung hat, von dem wirds auch erhalten. Darum so erhält nun Gott alle Kreaturen um des Men-schen willen, den Menschen aber um seinetwillen. Also erkennet nun der Mensch aus seiner Erhaltung, dass ein Erhalter aller Dinge sein müsse.

 

Danksagung für die Erhaltung der Kreaturen.

 

Allmächtiger Schöpfer und Erhalter meines Lebens! dir danke ich, dass du auch mir zu gut und Dienst die Kreaturen erhältst. Ach! gib mir in dir meinen Ursprung wieder einzukehren, in dir zu leben, in dir erhalten zu werden zur Seligkeit, durch Jesum Christum, unsern Herrn, Amen.

 

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