DAS VIERTE KAPITEL. (4.B./1.T./4.K.)

 

VON DEM VIERTEN TAGWERK GOTTES,

VON DER SONNE, MOND UND STERNEN DES HIMMELS.

 

Inhalt.

1) Die Sterne, die himmlischen Lichter, 2) sollen wir mit aufgehobenen Augen betrachten. 3) An welchen hoch zu bewundern: Erstlich ihre Größe, 4) Bedenke, was die Sonne, was andere Sterne für einen Raum am Himmel einnehmen mit ihrer Größe und Lauf. 5) Daraus die unausdenkliche Höhe und Größe des Himmels zu erachten, die ein Bild der göttlichen Barmherzigkeit. 6) Zweitens, der Sterne beständiger und gewisser Lauf, 7) indem sie ihre lebendige Bewegung in ihnen selbst haben, und nicht einen Augenblick ruhen. 8) Sollten wir eine Viertel-stunde aller Sterne Bewegung sehen, was Wunder würden wir sehen! 9) Die Sterne sollen uns führen zur Betrachtung der heiligen Engel. 10) Die Wohltaten Gottes durch die Sterne betrachten wir zuletzt. 11) Drittens die Wirkung der Sterne. Sie sind Schatzkammern aller natürlichen Weisheit und Künste. 12) Daher kommen nach Paracelsi Meinung die Erfinder der Dinge, und also er-zählen die Himmel die Ehre Gottes, und die etc. 13) Also kommen auch mittelbar allerlei Gaben von oben herab. 14) Daher kommen artige Poeten, kluge Redner, sinnreiche Künstler etc. und allerlei natürliche Weisheit. 15) Welche nun dazu das übernatürliche Licht des heiligen Geistes empfangen, deren Gaben erreichen einen viel höhern Grad; 16) die sind über den natürlichen Himmel. Solche waren die Propheten und Apostel. 17) Von dem Himmel und den Sternen rühren her: 1. Die Ordnung und die Revolution der Zeit. 18) Bequeme Zeit und Stunde zu die-sem und jenem gibt Gott. 19) 2. Die Zeichen des Himmels, so entweder natür-liche, 20) 21) deren Bemerkung Christus billiget, 22) oder unnatürliche War-nungszeichen. 23) 3. Die Wirkungen des Himmels, die entweder übernatürliche, über die Gottlosen zur Rache, 24) ohne Verletzung der Frommen, die dawider beten; 25) und zu Rettung und Schutz der Frommen, 26) oder natürliche. Denn da bringen die Sterne hervor: 27) 1. Als ihre natürlichen Früchte: die Wolken. 28) Den Nebel. 29) Den Schnee. 30) Die Kälte und den Frost. 31) Das Eis und den Reif. 32) Den Hagel und Schnee. 33) Feuerflammen, Hitze, Donner, Blitz und Donnerschlag. 34) Den Regen. 35) Den Regenbogen. 36) Den Tau. 37) Den Wind. 38) Sonderlich die vier Hauptwinde. 39) So hangen die untern Kräfte der Erde an den obern Kräften des Himmels. 40) 2. Die Wohltaten, so uns Gott durch den Lauf der Sonne und des Mondes erzeiget. 41) Aus deren Schaffung Gottes Allmacht und Weisheit zu ersehen. 42) Der ab- und zunehmende Mond dienet a) zur Abteilung der Zeit, 43) in allen Ständen gute Ordnung zu halten, 44) b) einem jeden Monat seine eigenen Früchte zu geben. 45) Der Lauf der Sonne machet Tage und Jahreszeiten, 46) und hält seinen gewissen Weg. 47) Sie hat ihren jährlichen und täglichen Lauf, 48) und preiset mit ihrer Schönheit den noch schönern Schöpfer. 49) Sonne, Mond und Sterne sind viel größer, als sie schei-nen. 50) Aus dieser Betrachtung erkennen wir 1. die Allmacht Gottes. 51) 2. Die Weisheit Gottes. 52) 3. Die Wahrheit Gottes. 53) 4. Mit ihren Verfinsterungen sind sie Spiegel des Zorns Gottes, 54) die Zeichen des jüngsten Tages und aller-lei Jammers, aus Schuld der Menschen. 55) Die Sonnenfinsternisse empfinden alle Kreaturen, die ihre Kraft von der Sonne haben, 56) sie verkündigen der Men-schen Bosheit und Strafen. 57) 5. Sonne, Mond und Sterne zeugen auch von Gottes Gütigkeit, und reizen uns, Gott zu lieben. 58) 6. Sie erinnern uns Christi, der Sonne der Gerechtigkeit.

 

Es werden Lichter an der Feste des Himmels, die da scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, 1 Mos. 1,14. Du machest den Mond, das Jahr darnach zu teilen, die Sonne weiß ihren Niedergang, Ps. 140,19. Die Sonne ist ein Wunderwerk des Höchsten; es muß ein großer Herr sein, der sie gemacht hat, und hat sie heißen so schnell laufen, Sir. 43,2.5.

 

Die Sterne sind himmlische Körper und Lichter einer himmlischen Essenz, durch das allmächtige Wort Gottes an die Feste gesetzet, die Erde zu erleuchten, Tag und Nacht zu scheiden, zu geben Zeichen, Zeiten, Tage und Jahre, und den ganzen Himmel zu zieren. Und geben Naturzeichen, Zornzeichen und Gnaden-zeichen, 1 Kor. 15,41. 1 Mos. 1,14. Sir. 43,2. seq.

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2. Nun spricht Gott der Herr Jes. 40,6. Erhebet eure Augen in die Höhe, und sehet, wer diese Dinge geschaffen hat, der das Heer nach der Zahl herausführet, und nennet sie alle mit Namen. Ist derowegen billig, dass wir nach Gottes Befehl die Höhe des Himmels anschauen, und die Allmacht und Weisheit des Schöpfers daraus erkennen. Denn die Himmel erzählen die Ehre Gottes und die Feste ver-kündiget seiner Hände Werk, Ps. 19,2.

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3. Es ist aber an den Sternen hoch zu bewundern erstlich die Größe, darnach der Lauf und dann die Wirkung. Basilius Magnus in seiner 6. Predigt über die sechs Tagwerke Gottes, schreibet von der Größe der Sonne und des Mondes also: „Ich halte es dafür, dass Sonne und Mond nicht darum allein große Lichter von Gott durch Mosen genennet sind, dass sie die andern kleinen Sterne mit der Größe übertreffen, sondern darum, dass sie groß sein in ihrem Umfang, dass sie den ganzen Himmel mit ihrem Licht nicht allein erfüllen können, sondern auch die Erde und das Meer. Denn Sonne und Mond werden allezeit in gleicher Größe angesehen im Aufgang und Niedergang. Das ist ein heller Beweis, dass diese Körper von einer unglaublichen Größe sein müssen, weil die Breite des Erden-kreises nicht hindert, dass sie können an allen Orten gleich groß gesehen wer-den.“ Bis daher Basilius.

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4. Bedenke nun hie dies große Wunderwerk. Wenn du auf Erden solltest sehen herum laufen eine feurige Kugel, die größer wäre, denn der größeste und höchste Berg in der Welt; oder sähest vor dir über deinem Haupt in der Luft schweben die allergrößeste Stadt, so in der Welt ist, und wäre eitel Licht und Klarheit durch und durch, würdest du nicht verwundern, ja davor entsetzen und verstummen? Nun ist aber die Sonne bei anderthalb Millionen mal größer, denn der Erdenkreis. Da bedenke nun, was für einen großen und unausdenklichen Raum die Sonne allein am Himmel einnimmt, nicht allein mit ihrer Größe, son-dern vielmehr mit ihrem Lauf. Ja, der allerkleinste Stern an der Feste des Himmels ist so groß, dass er etliche hundert deutscher Meilweges in sich in der Runde beschließet, und größer ist, denn der ganze Erdenkreis. Und sind solcher Sterne viel tausendmal tausend am Himmel, die mit unsern Augen nicht mögen gesehen werden. Bedenke nun diese Größe des Himmels, wie viel tausendmal tausend muß er größer sein, denn die Erde? Denn ein jeder Planet hat seinen eigenen Himmel und Zirkel in welchem er läuft, immer einer über dem andern, und höher, denn die andern. Bedenke nun die Größe eines jeden Planeten, und den Umkreis und Zirkel eines jeden, in welchen solche große Körper laufen, die viel größer sind, denn der Erdboden.

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5. Hie muß menschliche Vernunft aufhören zu denken. Es ist die Höhe und Größe des Himmels unausdenklich, und aller Vernunft unbegreiflich, und darum, auf dass uns die große Barmherzigkeit Gottes wohl eingebildet würde, wird die-selbe Ps. 103,11. aus der Natur nach der Höhe des Himmels beschrieben: So hoch der Himmel über der Erde ist, lässet Gott seine Gnade walten über alle, die ihn fürchten. So fern der Abend ist vom Morgen, lässet er unsere Übertretung von uns sein. Die Erde ist viel zu klein, die Barmherzigkeit Gottes mit ihrem Um-kreis vorzubilden, wiewohl sie auch voll Güte des Herrn ist, Ps. 33,5. Darum zeiget uns der heilige Geist die Höhe des Himmels, daran so viel große Körper der Sterne hangen, die größer sind, denn der Erdenkreis, da ein jeder voll Güte des Herrn ist; denn die Sterne sind viel größere Schatzkammern Gottes, als die Erde. Aus welchen wunderbaren Schätzen Gott der Allmächtige so viel Güter und Segen hervorbringt, dass sie nicht alle zu zählen, und können auch den tau-sendsten Teil nicht beschrieben werden. Davon hernach weiter.

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6. Es ist aber nicht allein die gewaltige Größe der himmlischen Körper ein großes Wunder und Zeugnis der unaussprechlichen Gewalt Gottes, sondern auch ihr beständiger und gewisser Lauf. Bedenke wie wunderbar das sei, dass solche ungeheure, erschrecklich große Körper nicht allein an der Feste des Himmels hangen, sondern auch daran laufen, und was für eine unermeßliche Weite und Raum solche große Körper zu ihrem Lauf haben müssen, sonderlich weil ein jeder seinen eigenen Himmel und Zirkel hat, seinen sonderlichen abgemessenen Weg am Himmel, welchen er wider Gottes Ordnung nicht überschreitet, damit keiner den andern hindere. Dadurch wohl David sagt: Der die Himmel ordentlich gemacht hat, Ps. 136,5. Das muß fürwahr eine große Weisheit sein, so ein großes Heer der Sterne alle in ihrer Ordnung und eigenen Lauf heraus führen, und mit Namen nennen. Hie ist ein groß Geheimnis verborgen, und ist davon etwas angedeutet in der Offenbarung Joh. dass ein Stern vom Himmel gefallen, und desselbigen Sternes Name heißt Wermut, Off. Joh. 8,10.11.

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7. Hoch ists zu verwundern, dass solche große lichthelle Kugeln ihre lebendige Bewegung in ihnen selbst haben, also dass sie nicht einen Augenblick natürlicher Weise können stille stehen, auch nicht ruhen, sondern immer fort und fort ihre unaufhörliche Bewegung und Arbeit treiben. Denn so das geschähe, so würde die ganze Ordnung des Himmels turbieret und verwirrt, ja die Sterne verlören alsdann ihr Leben, wenn sie ihre Bewegung nicht hätten, und wäre, als wären sie tot, wie ein Mensch, der keine Bewegung hat durch den lebendigen Odem. Also ruhet kein Sternlein am Himmel, es beweget und reget sich alles mit solcher Ge-schwindigkeit, dass es kein Mensch begreifen kann. Denn die Sonne, ob sie gleich so viel tausendmal größer ist, denn der Erdenkreis, noch läuft sie alle Tage um den Himmel, vom Aufgang zum Niedergang, da sie doch, wenn sie auf der Erdkugel des Erdkreises umlaufen sollte, müßte sie alle Stunden zweihundert und fünf und zwanzig Meilweges laufen. Da bedenke, was die Erde sei gegen die Höhe und Runde des unbegreiflichen Himmels.

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8. Ist nun der einigen Sonne Lauf ein solch großes Wunder; was wollen wir denn sagen von der unzähligen Menge der Sterne, welche alle ihre Bewegung und Lauf haben? Wer da möchte nur eine Viertelstunde aller Sterne Bewegung am Himmel sehen, wie sie sich regen, bewegen und gehen, der würde von großen Wundern zu sagen wissen, wie lebendig der ganze Himmel wäre.

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9. Es soll uns aber der Lauf der Sterne und ihre große Menge höher führen, nämlich zu den unsichtbaren hochleuchtenden Sternen, den heiligen Engeln, den himmlischen Geistern, wie uns solches bezeuget die Off. Joh. Kap. 1,16. da der Sohn Gottes sich vorbildet, dass er in seiner Hand sieben Sterne hat. Und das sind die sieben Geister oder Engel in alle Lande ausgesandt. Mit welcher Figur die rechte wahre übernatürliche Astronomie beschrieben wird, davon wir auch lesen, Hiob 38,7. Wo warest du, da mich die Morgensterne lobten, und jauchzten alle Kinder Gottes? Da uns gleichfalls der heilige Hiob von den Sternen höher führet, nämlich zu den heiligen Engeln. Denn so Gott eine so große Menge und Heer der Sterne erschaffen, was wird denn für eine Menge sein der himmlischen Heerschaaren, die Gott ohne Unterlaß loben? Es loben ihn Sonne und Mond, und alle leuchtende Sterne, Ps. 148,3.

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10. Was uns aber der gütige und allein weise Gott für große Wohltaten erzeiget, durch den Lauf der Sonnen und Monden, wie wir derselben auch geistlich ge-brauchen sollen, wollen wir zuletzt sparen. Denn jetzt eilen wir, die drei Punkte von den Sternen, nämlich die Größe, den Lauf und Wirkung summarisch zu er-zählen.

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11. Von der Wirkung aber der Sterne sollet ihr wissen, dass sie große Schatz-kammern sind Gottes des Allmächtigen, aus welchen er wunderbar seine zeit-lichen Güter und Gaben austeilet, beide den Menschen, und dann auch der großen Welt. Und allhier muß ich anführen die Meinung des vortrefflichen deutschen Philosophen Paracelsii, wie er die Astronomie versteht, und wofür er dieselbe hält, und lasse das Urteil dem christlichen Leser. Das ist aber seine Meinung: dass in den Sternen allerlei natürliche Weisheit, Kunst und Geschick-lichkeit begriffen sei, die ein Mensch auf Erden erfinden und üben mag. Daher kommen, spricht er, die großen Künstler und natürlichen Meister, in allerlei Künsten und Inventionen. Denn die Natur treibet die Gemüter solcher Leute, den Künsten mit heftigem Nachsinnen und Arbeiten obzuliegen, auf dass Gottes Werke offenbar und hervorgebracht werden, zu Gottes Ehren, und dem Men-schen zum Nutzen. Denn so hat es Gott geordnet, dass in den Himmel solche verborgene natürliche Schätze geleget, auf dass er zu seiner Zeit solches alles an Tag und an das Licht brächte durch den Menschen, und teilet dieselbe aus, wenn, wo, wie und wem er will.

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12. Und auf diese Weise, nämlich durch die wunderbare Wirkung und Ein-drückung erzählen auch die Himmel die Ehre Gottes, und die Feste verkündigen seiner Hände Werk, Ps. 19,1. Welches, sagt er, nicht allein geschieht durch die Größe des Himmels, und durch die Ordnung und gewissen Lauf der Sterne, sondern fürnehmlich durch ihre Wirkung. Daher sind die Erfinder der Dinge entsprungen, nicht dass sie wahre eigentliche Erfinder sein, sondern Werkzeuge, durch welche der Himmel seine von Gott eingepflanzte Wirkung vollbracht und aus den verborgenen Schätzen Gottes, die Künste ans Licht hervorgetrieben, gleichwie ein Baum zu seiner Zeit seine Frucht gibt. Denn also sollt ihr auch die Sterne in ihren Wirkungen verstehen und nicht anders. Sie haben ihre Zeit in Hervorbringung ihrer Früchte. Und wer nun ein guter Sternseher ist, der sich mehr auf die Sterne verstehet, denn auf die Rechenkunst, der weiß, wann, wie und wo ein solcher Baum am Himmel blühet, und solche Frucht geben wird. Siehe, also erzählen die Himmel die Ehre Gottes, und die Feste verkündiget seiner Hände Werk.

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13. Siehe, welch ein großer Irrtum ist es nun, dass man Menschen hat gesetzet zu Erfindern der Dinge, da sie nur Werkzeuge sind. So ist es auch der Himmel nicht für selbsten, sondern es sind nur Gottes Schatzkästen am Himmel, in wel-che Gott, der oberste Schatzmeister und Herr, seine Schätze geleget hat, teilet sie auch hernach aus, denen, so es wert sind, und die er dazu ersehen hat. Siehe, also kommen alle gute Gaben und alle vollkommenen Gaben auch mittel-bar von oben herab, vom Vater des Lichts, Jak. 1,17. Alle Weisheit ist von Gott, und ist bei ihm ewiglich, Sir. 1,1. Er teilet sie aber entweder natürlicher Weise oder übernatürlicher Weise aus.

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14. Daher kommt nun alle natürliche Weisheit, daher kommt Verstand in allen natürlichen Dingen, weltliche Gerechtigkeit, Kunst der Arznei. Daher kommen artige Poeten, liebliche Musici, kluge Redner, künstliche Werkmeister in allerlei Arbeit, in Holz, Metall und Steinen. Daher kommen weltliche Regenten, Kriegs-leute und in Summa, daher kommen einem jeden seine natürlichen Gaben, wie sie ihm Gott austeilet. (Die aber Gott der Herr mit dem Geist der Weisheit über-natürlicher Weise erfüllet, als die Künstler des alten Testaments, als die klugen Regenten und Kriegshelden, derer in der Schrift gedacht wird, dahin auch Salomonis Weisheit gehöret, die haben mit dem natürlichen Himmel nichts zu tun.) Daher kommt es, dass ein jeder Mensch natürlich begehrt ein Ding zu wissen und zu erforschen, und ist manchem so bange darnach, hat eine solche hitzige Begierde nach Künsten, dass er nicht davor ruhen kann. Denn gleicher Weise wie der Leib des Menschen aus den untersten Elementen gespeist und erhalten wird, nämlich aus der Erde und Wasser, und kann ohne dieselbe nicht leben; also die Sinnen, Gedanken und Geist des Menschen haben ihre Speise vom Gestirne; denn alle sinnreiche Menschen haben ihren Einfluß und Einfälle vom Gestirn, und ist gleichsam ihre Speise. Welches eine gewaltige Probe ist der Astronomie, denn sollte der Mensch von den untern Elementen nur als ein Vieh gespeiset werden, und seine Sinnen und Gedanken sollten nicht ihre Speise auch haben.

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15. Und so denn zu diesem natürlichen Licht die Erleuchtung von oben herab kommt, durch den heiligen Geist und die Wiedergeburt, alsdann erreichen die natürlichen Gaben einen viel höhern Grad zu ihrer Vollkommenheit; die be-kommen dann einen neuen Himmel, der sie viel höher und herrlicher macht.

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16. Die nun aus der neuen Geburt sind aus Gott geboren, derer Himmel und Inklination oder Neigung ist Gott selbst, und die heiligen Engel sind ihre Sterne, wie die Offenb. Johannis bezeuget, die haben mit dem natürlichen Himmel nichts zu tun, sie sind über denselben, und ihre Werke haben einen höhern Ursprung, nämlich aus Gott selbst. Solche Leute sind gewesen die heiligen Erzväter und Propheten, wie vom Joseph, Daniel und Salomon geschrieben ist, dass ihre Weisheit übertroffen habe alle Weisheit Egypti, und in Persien und ganz Orient. Denn diese haben nur die natürliche Weisheit des natürlichen Himmels gehabt; Moses aber, Joseph, Daniel, Salomon haben über dieselbe auch die über-natürliche Weisheit gehabt. Die heiligen Apostel sind mit dem heiligen Geist, mit Licht und Kraft aus der Höhe, angezogen gewesen, Ap. Gesch. 1,8. Denn sie sollten nicht natürliche Weisheit und Kunst verkündigen, und natürliche Meister und Lichter der Welt sein, sondern sie sollten die ewige himmlische Weisheit verkündigen, welche die Weisen dieser Welt nicht erkannt haben etc. 1 Kor. 2,8.

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17. Dies ist obgedachten Philosophie Meinung, welche auf des Verfassers Ver-antwortung und Beweis beruhen mag. Ob wir nun wohl die unnützliche Weis-sagerei der Astrologen verwerfen, sonderlich so in Ansehen auf gewisse Per-sonen und Punkte geschieht, so sind doch andere nötige Punkte dieser Kunst in acht zu nehmen. 1) Die Ordnung und Veränderung der Zeit. 2) Die natürlichen und unnatürlichen Zeichen des Himmels. 3) Die natürlichen und unnatürlichen Wirkungen des Himmels. Von jedem wollen wir nur kurzen Bericht geben. Erstlich ist nötig, zu wissen, dass durch den wunderbaren Lauf des Himmels die Zeit der Welt ganz weislich von dem allein weisen Schöpfer geordnet ist, daraus Gottes wunderbare Vorsehung, Regierung und Weisheit klärlich abzunehmen. Sonderlich wenn wir durch weisliche Erforschung der Zeit, die Gleichstimmigkeit der Propheten, mit den Historien und der Natur augenscheinlich spüren. Als die Jahre der Welt mit ihren hundertjährigen Zeiten, die Alter der Welt, die Zeit der Monarchien, die 70-jährige babylonische Gefangenschaft, die 70 Jahrwochen Daniels, die Zeit des Messiä, die bestimmten Zeiten der Reiche, die Zeit des Antichrists im Daniel und Offenbarung Johannis und dergleichen, welches alles die Vorsehung Gottes und wunderbare Regierung und Weisheit gewaltig bezeuget und befestiget. Und obwohl unser lieber Herr Jesus Christus, Ap. Gesch. 1,7. spricht: Es gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde, welche der Vater seiner Macht vorbehalten hat; so redet doch der Herr von solcher Zeit, derer Wissenschaft weder zu der Apostel Amt, noch Erbauung der Kirche und Fortpflanzung des Evangelii nötig und nützlich ist; auch dass man Christo zu Aufrichtung seines Reichs weder Zeit noch Ort setzen soll, er weiß, wie, wo und wann er sein Reich und Kirche pflanzen wolle, wir sollen nur seine Zeugen sein, und unser Amt tun, und ihm Zeit und Stunde befehlen. Zudem verstunden auch die Jünger das Reich Christi dazumal noch nicht recht. Denn sie verstunden es vom irdischen weltlichen Reich, welches der Herr strafet.

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18. Was sonsten Zeit und Stunde in weltlichen Geschäften anlanget, die füget, ordnet, schicket und gibt Gott auch, wenn wir fleißig beten, und dem Herrn unsere Wege befehlen, so wird er es wohl machen, wie die Historie des Knechts Abrahams bezeuget, da er betet: Gott wolle ihm heute begegnen, 1 Mos. 24,12.

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19. Zum andern ist zu wissen, dass der Himmel und die ganze Natur ihre na-türlichen Zeichen haben, und nichts tun ohne Zeichen. Daher auch der Herr Christus ein Argument nimmt aus den allgemeinen natürlichen Zeichen des Himmels, so durch die Erfahrung im gemeinen Leben bestätigt sind, Matth. 16,2. und Luk. 12,54. Dadurch er die Juden höher führen, und ihnen Ursache geben will, auch die Zeichen des Messiä in Acht zu nehmen und zu judicieren.

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20. Denn also schließt er: Matth. 16,2. Des Abends sprecht ihr, es wird ein schöner Tag werden, denn der Himmel ist rot. Und des Morgens sprecht ihr, es wird ein Ungewitter sein, denn der Himmel ist rot und trübe. Ihr Heuchler, des Himmels Gestalt könnet ihr beurteilen, könnet ihr denn nicht auch die Zeichen dieser Zeit beurteilen? Das ist des Herrn Schluß: So ihr aus der Gestalt des Himmels vom Gewitter recht urteilen könnet, warum urteilet ihr nicht vielmehr aus den jetzigen Zeichen die Welt des gegenwärtigen Messiä?

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21. Und Luk. 12,54. Wenn ihr eine Wolke sehet aufgehen vom Abend, so sprechet ihr bald, es kommt ein Regen, und es geschiehet also. Und wenn ihr sehet den Südwind wehen, so sprechet ihr, es wird heiß, und es geschiehet also. Ihr Heuchler, die Gestalt des Himmels und der Erde könnet ihr prüfen, warum prüfet ihr aber diese Zeit nicht? Schließt derowegen der Herr also: Gleichwie ihr aus den Zeichen des Himmels recht schließet und urteilet vom Ungewitter; also sollet ihr vielmehr aus den Zeichen und Wunderwerken, so ihr jetzt vor Augen sehet, von der Gegenwart des Messiä urteilen. Aber ihr seid Heuchler, eines sehet ihr, das andere wollet ihr nicht sehen, da doch vielmehr daran gelegen ist. Derohalben billiget Christus die natürlichen Zeichen.

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22. Es gibt aber auch der Himmel seine unnatürlichen Warnungszeichen. Denn unser lieber Gott strafet nicht plötzlich, sondern warnet zuvor durch Zeichen, wie in großen Landstrafen zu sehen ist; darum dieselbe mit nichten aus Sicherheit zu verachten, sondern als Vorboten künftiger Strafe anzuschauen sind. Es hat sich aber ein gläubiger Christ vor denselben nicht zu fürchten, wie Gott der Herr, Jer. 10,2. gebeut, sondern er soll wissen, dass er unter dem Schirm des Höchsten und Schatten des Allmächtigen sicher ist, Ps. 91,2. und in Christo über die Natur herrschet.

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23. Zum dritten, von den Wirkungen des Himmels soll man wissen: Erstlich, von den übernatürlichen, dass nicht der Himmel und das Gestirn etwas tun von sich selbst, und so böse sind für und an sich selbst, als die Sterndeuter machen, son-dern die Sünden, Laster und Bosheit der Menschen sind die Ursachen, dass Gott die Kreaturen zur Rache rüstet, Weish. 5,18. und zur Strafe gebraucht wider die Gottlosen. Denn also strafte Gott die Sünden der ersten Welt mit einem 40-tägi-gen Regen, daraus die Sündflut ward, 1 Mos. 7,12. Und die Bosheit der Sodo-miter verursachte den feurigen Schwefelregen, 1 Mos. 19,24.

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24. Also werden solcher Plagen täglich viele verursachet, nämlich unnatürliche Hitze und Kälte, unnatürliche Nässe und Dürre, unnatürlicher Donner, Hagel und Feuer, viel Geschmeiß und Gift in der Luft, welche wie das Feuer zu Sodoma vom Himmel fallen. Dies aber alles soll den Kindern Gottes nicht schaden, wenn sie in Gottesfurcht und im Glauben leben, gleichwie die egyptischen Plagen den Kindern Israel nicht schadeten, 2 Mos. 8,22. Denn das ist die Meinung des 121. Psalm V. 5.6. Der Herr ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche, noch der Mond des Nachts. Welcher Spruch nicht so einfältig zu verstehen ist, als wenn man sich vor der bloßen Hitze und Kälte der Sonne und des Monds bewahren solle, sondern es ist zu verstehen von den Plagen, Strafen und unnatürlichen schädlichen Wirkungen, so Gott durch das Gestirn, als durch seine Ruten, ausübt und ausgießt über die Bosheit der Welt, wider welche Plagen und Strafen wir fleißig beten müssen, wie uns der Psalm ermahnet, unsere Augen aufzuheben zu den Bergen, von welchen uns Hilfe kommt, dass wir durch Hilfe des Allmächtigen denselben entfliehen mögen; denn allein durch Buße und Gebet solche Strafe und Plagen müssen abgewendet werden. Und also legen auch etliche den Text aus, Off. Joh. 16,1. seq. da die Engel ihre Schalen und die letzten Plagen der Welt ausgießen.

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25. Wie nun unser lieber Gott das Firmament und die Sterne zur Rache und Strafe gebraucht, also braucht er es auch zur Hilfe und zum Schutz und Rettung der Frommen und Gläubigen, wie B. Richt. 5,20. stehet: Vom Himmel ward wider sie gestritten, die Sterne in den Lüften stritten wider Sisera. So ist bekannt die Geschichte vom Kaiser Theodosio, wie ein Wind und Wetter seine Feinde ge-schlagen.

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26. Von den natürlichen Wirkungen aber des Himmels sollet ihr merken, dass das Firmament der großen Welt und dem äußerlichen Leben des Menschen täglich und ohne Unterlaß seine Früchte gibt. Hie laß dich die heidnischen Scri-benten nicht irren mit ihren Disciplin etc., sondern wisse, dass alles, wie hernach folget, Früchte und Wirkungen der Sterne sein.

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27. Erstlich bringen die Sterne hervor die Wolken, davon Sir. 43,15. sagt: Durch Gottes Gebot werden aufgetan seine Schätze, und die Wolken fliegen wie die Vögel. In seiner Macht hat er die Wolken gesetzt.

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28. Zur andern Zeit bringen sie hervor die Nebel, so durch das Gestirn gewirket, und von der Erde aufgezogen werden. So bald der Herr seine Stimme hören läßt, so ist groß Wasser am Himmel, und ziehet die Nebel auf vom Ende der Erde, denselben streuet er aus wie Asche, Jer. 10,13. Er bedecket auch oft den Himmel damit, Ps. 147,8. Der Herr bedeckt das Angesicht seines Stuhls, und breitet seine Wolken darüber, Hiob 26,9.

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29. Zu seiner Zeit bringen sie hervor den Schnee. Gott der Herr macht durch sein Gebot den Schnee fallen, Sir. 43,14. Er spricht zum Schnee, so ist er bald da, und zum Platzregen, so ist er da mit Macht, Hiob 37,6. Ps. 148,8.

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30. Darnach bringen sie hervor die Kälte und den Frost. Vom Mittag kommt das Wetter, und von Mitternacht Kälte, vom Odem Gottes kommt der Frost, Hiob 37,9.10.

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31. Darnach bringen sie hervor das Eis. Aus wessen Leib ist das Eis gegangen? Und wer hat den Reifen unter dem Himmel gezeuget? Hiob 38,29.

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32. Zur andern Zeit bringen sie hervor Hagel und Schnee. Bist du gegangen zu den Schätzen des Schnees? Oder hast du gesehen den Schatz oder Ursprung des Hagels, die ich bereitet habe auf den Tag des Streits oder Kriegs? Hiob 38,22.23. Gott rüstet auch die Kreatur zur Rache wider seine Feinde, Weish. 5,18. Die Kreatur, so dir als dem Schöpfer dienet, ist heftig zur Plage über die Ungerechten, und tut gemach zur Wohltat über die, so dir trauen, Kap. 16,24. Die Geschosse des Blitzes werden gleich zutreffen, und werden aus den Wolken, als von einem hartgespannten Bogen fahren zum Ziel. Und wird dicker Hagel fallen aus dem Zorn der Donnerschläge, Kap. 5,22.23. Ich will über Gog und Magog regnen lassen Platzregen und Hagelsteine, Ezech. 38,22. Dergleichen lesen wir im Mose und Josua, 2 Mos. 9,23. Jos. 10,11.

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33. Zu seiner Zeit bringen sie hervor Feuerflammen und Hitze, Donner, Blitz und Donnerschlag, Hiob 37,4. Kannst du deinen Donner in den Wolken hoch her-führen? Kannst du die Blitze auslassen, dass sie hinfahren und sprechen: Hie sind wir? Hiob 38,34.35. Feuer geht vor ihm her, und zündet an umher seine Feinde. Seine Blitze leuchten auf dem Erdboden, das Erdreich siehet es und erschrickt. Berge zerschmelzen wie Wachs vor dem Herrn, vor dem Herrscher des ganzen Erdbodens, Ps. 97,3.4.5. Die Sonne macht es heißer, denn viele Öfen, und brennet die Berge, und blaset eitel Hitze von sich, Sir. 43,4. Da wird die Sonne beschrieben als ein Feuer, das alle Dinge zeitiget und kochet. Wo wollte man sonst ein solch Feuer nehmen, so die Welt erwärmete und alles reif machte?

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34. Zur andern Zeit bringen sie den Regen, ohne welchen das Erdreich nicht grünen kann. Der Herr wird seinen Schatz auftun, den Himmel, dass er deinem Lande Regen gebe zu seiner Zeit, 5 Mos. 28,12. Da hören wir, dass Gott allein den Schlüssel zu diesem Schatzkasten habe, dass er Regen hervorgebe, wenn er will, und wenn wir ihm den Regen abbitten, Ps. 147,8. Er allein hat die Tropfen des Regens gezählt. Sind auch unter den Heiden Götter, die Regen machen können? Oder geben die Himmel Regen, wenn du nicht willst? Jer. 14,22. Durch seine Weisheit sind die Tiefen aufgebrochen, und die Wolken triefen mit Tau, Spr. Sal. 3,20. Wer ist des Regens Vater? Wer hat die Tropfen des Taus ge-zeugt? Hiob 38,28. Werdet ihr in meinen Geboten wandeln, so will ich euch Regen geben zu seiner Zeit, und das Land soll sein Gewächs geben, und die Bäume auf dem Felde sollen voll Früchte werden, 3 Mos. 26,4. Lasset uns doch Gott fürchten, der uns Früh- und Spätregen gibt zu seiner Zeit, und uns die Ernte treulich und jährlich behütet, Jer. 5,24. Ich will die Fenster des Himmels auftun, und Segen herabschütten die Fülle, Mal. 3,10. Kannst du die Wasserschläuche am Himmel verstopfen? Hiob 38,37.

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35. Darnach den Regenbogen. Siehe an den Regenbogen und lobe den, der ihn gemacht hat. Fast schön ist er in seinem Schein; den Himmel umgibt er mit sei-ner Klarheit; die Hand des Allerhöchsten hat ihn gemacht und ausgespannt. Er leuchtet gar lieblich in seinen Wolken, Sir. 43,12.13. Kap. 50,7. Der Regenbogen ist Gottes Zeuge in den Wolken, ein Gnadenzeichen, ein Spiegel des Bundes Gottes mit den Menschen und allen lebendigen Tieren aufgerichtet, Ps. 89,38. 1 Mos. 9,13. seq. Ein Regenbogen ist um den Stuhl Gottes, wie ein Smaragd, Off. Joh. 4,3. Kap. 10,1.

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36. Zu seiner Zeit den Tau. Der Tau erfrischet das Gras, kühlet die Hitze, Sir. 18,16. Vom Tau blühen die Rosen, und seine Wurzeln schlagen um sie aus. Seine jungen Zweige breiten sich weit aus, Hos. 14,6. Der Himmel hat euch sei-nen Tau verhalten und die Erde ihr Gewächs, Hag. 1,10. Joel 1,27. Mehltau ist eine große Strafe. Ich schlage euch mit Dürre, Mehltau und Hagel an aller eurer Arbeit, Hag. 2,18. Davon lesen wir auch 5 Mos. 28,16. Amos 4,9.

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37. Zu seiner Zeit bringen sie hervor den Wind. Gott hat dem Wind sein Gewicht gemacht, und dem Wasser sein gewiß Maß gesetzt, Hiob 28,25. Der den Wind hervorbringt aus heimlichen Örtern, aus seinen Schätzen, Ps. 135,7. Der Herr aber hat diese seine Schätze der Winde gar wohl geordnet, und dieselben an die heimlichen Örter der vier Ecken der Welt gelegt. Über diese Schätze der Winde hat Gott der Herr seine Schatzmeister verordnet, aber also, dass sie nicht für sich selbst, sondern aus seinem Befehl, die Winde müssen auslassen und hervor-bringen. Und auf diese Weise ist von allen solchen natürlichen Schätzen des Himmels zu urteilen. Aus welchem Grunde der Prophet Sach. 6,5. gleichnisweise redet von den vier Wagen, welche der Engel ausleget von den vier Winden unter dem Himmel. Welches der Prophet nach prophetischer Art geistlich gebraucht. Dergleichen lesen wir Offenb. 7,1. dass Johannes sah die vier Engel stehen auf den vier Ecken der Erde, auf dass kein Wind über die Erde wehe, noch über das Meer, noch über einen Baum. Welches der Evangelist aus der Natur nimmt, und zur prophetischen Weissagung gebraucht. Er wird seine Engel senden, und wird versammeln seine Auserwählten von den vier Winden, vom Ende der Erde, Mark. 13,27. Matth. 24,31.

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38. Die vier Winde haben in der Schrift ihre besondere Namen. Vom Morgen kommt der Ostwind, heiß und trocken, durch welchen Gott den Grund des roten Meers getrocknet, 2 Mos. 14,21. Der Herr wird einen Ostwind von der Wüste herauf bringen, und wird die Brunnenquellen austrocknen. Der Südwind kommt vom Mittag, warm und feucht. Sind deine Kleider nicht warm, wenn das Land durchwehet wird vom Mittagswinde? Hiob 37,17. Wenn ihr sehet den Mittagswind wehen, so sprechet ihr: Es wird bald regnen. Und es geschieht also, Luk. 12,55. Der Westwind kommt von der Sonne Niedergang, kalt und feucht. Da wendet der Herr einen sehr starken Westwind, und hub die Heuschrecken auf, und warf sie ins Meer, 2 Mos. 10,19. Der Nordwind kommt von Mitternacht, ist kalt und trocken. So der kalte Nordwind wehet, so wird aus dem Wasser ein heller Kristall, Sir. 43,22.

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39. Dies sind nun die Früchte des Himmels, so Gott der Herr aus seinen Schätzen zu seiner Zeit hervorbringt, und können die untern Elemente derselben ganz nicht entraten. Darum hat es der getreue Schöpfer also verordnet, dass die untern und obern Kräfte und Einfluß empfangen müssen. Und hanget die ganze Natur an einander, als an einer Kette, wie solche goldene Kette der Natur und göttlichen Vorsorge der Prophet Hoseas beschreibt: Kap. 2,21.22. Ich will den Himmel erhören, spricht der Herr, und der Himmel soll die Erde erhören. Und die Erde soll Korn, Most und Öl erhören, und dieselben sollen Israel erhören. Hier redet Gott der Herr von der ganz weisen Ordnung der Natur, und fängt von oben an, ich will den Himmel erhören, d. i. wenn in großer dürrer Zeit der Himmel vor Hitze brennt, und die Sterne ihre Wirkungen nicht haben, dass sie fruchtbare Zeiten geben können, da will ich den Himmel erhören, und denselben mit Wolken bedecken, und die Sterne ihre natürliche Wirkung vollbringen lassen. Denn wenn Sonne und Mond verfinstert werden, geben sie unnatürliche Wetter. Und der Himmel soll die Erde erhören, das ist die andere Ordnung der Natur. Denn die untersten Kräfte der Erde hangen alle an den obern Kräften des Himmels. Wenn der Himmel in seiner Wirkung verhindert wird, und nicht gütig ist, so kann auf Erden nichts wachsen. So ruft die Erde in ihrer Angst, und durch dieselbe den Himmel an in dürrer Zeit, wenn sie ihren Mund auftut, von einander spaltet, und nach dem Regen dürstet. Und die Erde soll Korn, Most und Öl erhören, d. i. die Erdgewächse müssen aus der Erde ihre grünende Kraft und Saft saugen und an sich ziehen; wenn denn die Erde ohne Saft ist, so wollen die Gewächse gerne zu trinken haben von ihrer Mutter, d. i. von der Erde, wie ein Kind nach der Mutter schreit, wenn es durstig ist.

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40. Nun laßt uns zweitens auch die Wohltaten, so uns Gott der Herr durch den Lauf der Sonne und Mond erzeigt hat, ein wenig in der Furcht Gottes betrachten, und dabei erinnern, wie wir dieselbe leiblich und geistlich gebrauchen sollen.

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41. Es spricht Gott der Herr zu Hiob, mit welchem er damals selbst geredet: Hast du gesehen die Türe der Finsternis? Weißt du den Weg, da das Licht wohnet? Kannst du die Bande der sieben Sterne zusammenbinden, und das Band des Orions auflösen? Kannst du den Morgenstern hervorbringen zu seiner Zeit, oder den Wagen am Himmel über seine Kinder führen? Weißt du, wie der Himmel zu regieren ist, oder kannst du ihn meistern auf Erden? Kannst du den Donner in Wolken hoch herführen, und die Blitze auslassen, und die Wasserschläuche am Himmel verstopfen? Hiob 38,19.31. seq. Mit diesen Worten gibt der liebe Gott seine großmächtige Gewalt und Weisheit zu vernehmen, also, dass kein Mensch seine Weisheit ergründen, und die Ursache seiner Werke ausdenken, vielweniger nachtun kann. Denn ein Mensch nicht ein grünes Gräslein machen kann, ich geschweige denn Licht oder Finsternis. Müssen ihm demnach die Ehre geben, unsern Mund zuhalten und uns vor seiner Allmacht demütigen, Gott in seinen Werken loben und preisen, als David tut, da er spricht: Du machst den Mond, das Jahr darnach zu teilen. Die Sonne weiß ihren Niedergang, Ps. 104,19. Hier kommt der Prophet auf dies vierte Tagwerk Gottes, da Gott sprach: Es werden Lichter an der Feste des Himmels und scheiden Tag und Nacht, und geben Zeichen, Zeiten, Tag und Jahre. Und Gott machte zwei große Lichter, ein großes Licht, das den Tag regiere, und ein kleines Licht, dass die Nacht regiere, und dazu viele Sterne, 1 Mos. 1,16.

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42. Man hat sich nun billig hoch zu verwundern über das Licht des Mondes, dass es ab- und zunimmt, und seine gewisse Zeit hält, und ist, als wenn es gar ver-loschen wäre am Himmel; bald nimmt er wieder zu und wächset, und wird größer, wie andere Gewächse. Das hat der liebe Gott darum also geordnet, a) auf dass man nach dem Mondschein das Jahr teilen, und die Zeiten gewiß unterscheiden könne, wie die weltlichen Geschäfte ordentlich unter menschlicher Gesellschaft können verrichtet werden. Ohne welche gewisse unterschiedene Monden und Tage keine richtige Ordnung in der Kirche Gottes, in den weltlichen Regimentern und Gerichten, auch im Hausstande sein könnte. Was würde das für eine greuliche Finsternis, Unordnung und Konfusion in der Welt in allen Ständen geben, wenn kein Unterschied der Monden, Wochen und Tage wäre?

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43. Darum lernet nun hie die Weisheit Gottes erkennen in dem gewissen Lauf des Mondes, und Abteilung der Zeit. Das allerweiseste, so in allen Ständen ist, ist gute Ordnung halten, um die rechte Zeit zu treffen. Wer das tun kann, der mag sich billig für einen guten Regenten und Hausvater achten; denn es ist alles an der Zeit gelegen. Was zur Unzeit geschieht, verderbet alles, denn Gott hat alle Dinge in gewisse Zeit, Maß und Gewicht beschlossen, Weish. 11,22. und bringt eine jegliche rechte Zeit ihren Segen und glücklichen Fortgang mit. Es hat alles seine Zeit und alles Vornehmen unter dem Himmel hat seine Stunde, Pr. Sal. 3,1. Wohl dem, der es treffen kann; da muß man Gott darum bitten.

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44. Die andere Ursache, b) warum Gott das Licht des Mondes wandelbar er-schaffen, dass es ab- und zunimmt, ist, dass durch solche Veränderungen die untern Dinge und Kreaturen regiert würden. Denn alle Monden hat man durchs ganze Jahr fast etwas Neues; dieser Mond bringt dies, der andere ein anders. Eine andere Gabe Gottes bringt der März, eine andere der Mai, eine andere der Brachmonat, eine andere der Heumonat, eine andere der Herbstmonat, eine andere der Augustmonat. Es hat ein jeder Monat seine eigenen Erdgewächse, seine eigenen Kräuter, seine eigenen Früchte, seine eigenen Fische, seine eigenen Vögel, seine eigenen Wetter, seine eigenen Winde etc. Summa, es ist so eine weise Ordnung Gottes, man kann es nicht genug ausdenken.

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45. Es gibt uns auch der königliche Prophet mit diesen Worten, die Sonne weiß ihren Niedergang, Ps. 104,19. zu betrachten den geschwinden Lauf der Sonne, dadurch die Tage unterschieden, verlängert und verkürzt werden, wie auch der Sonne Lauf unterscheidet die vier Jahreszeiten, den Frühling, den Sommer, den Herbst und Winter; welches alles dem Menschen zu besonderem Nutzen ge-reichet.

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46. Da haben sich nun alle Menschen billig zu verwundern über den gewissen Lauf der Sonne, daraus auch die Heiden erkannt haben, es müsse ein Gott sein, ein ewiges Gemüt, voller Weisheit, das solchen gewissen Lauf der Sonne ge-ordnet. Denn die Sonne hält ihren Lauf gewiß, und geht nicht weiter, oder über das Ziel, als ihr Gott gesetzt hat, nicht höher, nicht niedriger, sie hat ihren großen Weg am Himmel, welchen man nennet die Eclipticam, oder die Sonnenstraße. In dem Wege bleibt sie gewiß. Sie gehet nicht weiter gegen Mittag, denn in den ersten Punkt des himmlischen Steinbocks, da macht sie den Winter, da kehret sie wieder. Sie geht nicht weiter gegen Mitternacht, denn in den ersten Punkt des Krebses, da macht sie den Sommer, da kehret sie wieder. Und das hält sie so gewiß, dass es nicht um eine Minute fehlet. Wenn sie die zwölf himmlischen Zeichen einmal durchlaufen hat, so ist es ein solarisches Jahr. Wenn aber der Mond zwölfmal dieselbe durchlaufen hat, so macht es ein lunarisches Jahr.

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47. Das ist nun der Sonne ihr jährlicher Lauf, dadurch sie das Jahr macht; ihr täglicher Lauf aber, dadurch sie den Tag macht, ist von einer solchen Ge-schwindigkeit, dass es keine menschliche Sinne ausrechnen können. Denn alle 24 Stunden umläuft sie den ganzen Himmel. Denket nun, welch eine Größe des Himmels sei, dagegen die Erde, wie ein Punkt zu rechnen. Sie läuft alle Jahre 360 Grade; ein Grad aber hat am Himmel 570581 (fünfhundert und siebenzigmal tausend, fünfhundert und ein und achtzig) Meilen Wegs. Hie ist kein Mensch, der dies ausrechnen kann.

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48. Wer wollte sich nun darüber nicht billig verwundern, und die Weisheit des Schöpfers preisen? Ja, dadurch sind auch die Heiden bewogen worden, die Sonne als einen Gott anzubeten, weil sie die größte und schönste Kreatur ist, die mit ihrem Licht die Welt erleuchtet, und mit ihrem Lauf und Kraft alles regieret. Aber dies ist menschliche Blindheit und Torheit. Denn die Kreaturen sind ja wie ein Spiegel Gottes, daraus wir den Schöpfer sollen erkennen lernen, wie Sir. 43,2.5. sagt: Sehet die Sonne an, wie groß und schön sie ist; es muß ein großer Herr sein, der sie gemacht hat. Von einem indianischen König lieset man, als er hatte hören predigen von Christo unserm Herrn, dass er um unserer Sünden willen gestorben, und dass man an ihn glauben müsse hat er gesagt: „Ei, sollte ich an den glauben, der gestorben ist? Vielmehr glaube ich an die Sonne, die ist noch nie gestorben.“ Da sehet ihr die menschliche Blindheit. Derowegen, auf dass der Mensch durch die Größe und durch die Schönheit der Sonne nicht betrogen würde, befiehlt Gott, und spricht: Hüte dich, dass du dein Herz nicht aufhebest, und sehest die Sonne und Mond an; und betest sie an; denn die hat Gott der Herr geschaffen zum Dienst aller Völker unter dem Himmel, 5 Mos. 4,19.

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49. So sollen wir auch nicht meinen, dass die Sonne, Mond und die Sterne nur allein in der Größe geschaffen sind, wie sie von uns gesehen werden; denn es sind gewaltig große Lichter und Körper, wie oben vermeldet. Und ist der Mond und die andern Sterne zwar kleiner, denn die Erde, aber die Sonne, sagen die Sternseher, sei 1448000 mal größer, denn die Erde, welches sie aus gewissen, augenscheinlichen Beweisungen bewähren können. Dass uns aber die Sonne so klein scheinet, macht die gewaltige unermeßliche Höhe, und die Geschwindigkeit ihres Laufs, wie der Augenschein bezeuget, je höher und weiter etwas ist, je kleiner scheint es. Aber das lassen wir den gelehrten Sternkündigern. Ob ihrs gleich nicht verstehen könnet, so lernet euch doch darüber verwundern.

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50. Hiebei aber ist erstlich zu betrachten die Allmacht und Weisheit Gottes. Wie weislich und zierlich hat es Gott gemacht, dass er dem Tage seine Zierde und Licht gemacht hat, die Sonne, und der Nacht ihr Licht, den Mond; denn Licht ist die höchste Zierde und Schönheit aller Dinge. Wir verwundern uns, wenn einer ein schön Haus bauet und es zieret mit Bildern, Gemälden, schönen, leuchten-den Farben, vielmehr sollen wir uns verwundern über das gewaltige Gebäude des Himmels, welches mit so großen, schönen und vielen Lichtern gezieret ist. Denn Licht ist die höchste Zierde aller Kreaturen.

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51. Für das 2. ist seine Weisheit auch darin zu erkennen, dass, wie der heilige Prophet sagt: Er zählet die Sterne, und nennet sie alle mit Namen. Groß ist der Herr, groß ist seine Macht, und seiner Weisheit ist keine Zahl, Ps. 147,4.5. Wenn wir nun das wissen, so sollen wir auch Gott in allen Dingen das Lob der Weisheit geben, ob er uns gleich befiehlt zu tun und zu glauben, was wir nicht begreifen können, ja was uns närrisch däucht zu sein. Denn die göttliche Torheit ist klüger, denn aller Menschen Weisheit, 1 Kor. 1,24.

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52. Für das 3. so lehret uns auch Sonne und Mond, mit ihrem gewissen Lauf, betrachten die Wahrheit Gottes und die Gewißheit seiner Verheißung. Denn wie gewiß hat Gott zu jeder Zeit seine Verheißung erfüllet? In der Sendung des Messiä, in den Veränderungen der Monarchien und Kaisertümer, und andern Erlösungen des menschlichen Geschlechts. Daher er spricht: Wenn meine Ordnung aufhöret mit Tag und Nacht, so soll mein Bund mit David aufhören, Jer. 33,25.26. das ist, so gewiß soll Messias von ihm kommen, so gewiß Sonn und Mond ist.

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54. Für das 4. sind Sonne und Mond, wenn sie verfinstert werden, auch Spiegel des Zorns Gottes, und Zeichen des jüngsten Tages und großer Veränderung der Welt, Bußpredigten, dadurch uns Gott an unsere Sünden erinnert.

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54. Wiewohl nun die Finsternisse der großen himmlischen Lichter natürlich Ur-sache haben, also, dass auch etliche Theologen die Finsternis der Sonne und Mond, so Zeichen des jüngsten Tages sein sollen, Luk. 21,25. nicht von natür-lichen, sondern übernatürlichen Finsternissen verstehen, wie die Sonnen-finsternis gewesen im Leiden unsers Herrn, und die ägyptische Finsternis; welches wir denn nicht in Abrede sein wollen, dass kurz vor dem Ende der Welt solche übernatürlichen Finsternisse sein werden, also, dass auch die Sterne vom Himmel fallen werden; so hindert doch nichts, dass auch die natürlichen Finster-nisse nicht sollten Zeichen sein, die uns den jüngsten Tag verkündigen; denn alle Finsternisse sind wider die Natur und Eigenschaften der himmlischen Lichter, denn zu Lichtern sind sie geschaffen, dass sie leuchten sollen. Wenn nun ihr Licht verhindert wird, das ist wider die Natur, und ist ihr Leiden, welches auch die Heiden verstanden und gesagt: Die Finsternisse sind ein Leiden der Sonne und des Mondes. Denn unser Herr spricht: Die Kräfte des Himmels werden sich bewegen, Matth. 24,29. Die Sterne aber sind die Kräfte des Himmels, denn sie geben alle Kräfte und Wirkung des Himmels durch ihren Lauf. Sie gehen frei am Himmel in ihrer Kraft, wie der Mensch, derselbe ist mit den Füßen nicht an die Erde gebunden, wenn er keine Kraft hat, fällt er; also werden auch die Kräfte des Himmels geschwächt werden. Die Finsternisse verkündigen und bringen allerlei Jammer auf Erden, Hunger, Krieg und Pestilenz, welches alles die Menschen verursachen, denn alle Kreaturen und die ganze Natur ängstet sich, und hat ihr Leiden und Angst. Welches Leiden der großen Welt hernach auch im Micro-cosmo, das ist, im Menschen vollbracht wird. Was dem Menschen widerfahren soll, das leidet zuvor die Natur und die große Welt, denn aller Kreaturen Leiden, Gutes und Böses, ist auf den Menschen gerichtet, als auf ein Zentrum, darin alle Linien des Zirkels zusammenschießen. Denn was der Mensch verschuldet, dass muß zuvor die Natur leiden. Je größere Sünden der Menschen, je mehr die Kreaturen leiden und sich ängsten, Röm. 8,19.22. Weil nun die Bosheit der Menschen immer größer wird, kann die Welt die schwere Last der Sünden nicht mehr tragen, sie muß vergehen. Die Bosheit steigt gen Himmel, und fällt herab auf den Menschen, das ist seine Strafe. Und so gießen die Engel ihre Schalen aus, aufs Meer und Trockene, auf Menschen und Vieh, und alle Gewächse, Offenb. Joh. 16,1. seq.

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55. Wenn der Sonne ihr Licht verhindert wird, das empfinden alle Sterne, ja alle Kreaturen, die ihre Kraft von der Sonne haben. Darum spricht unser Herr, Luk. 21,25. Es werden auch Zeichen an den Sternen geschehen, sie werden auch ihre Angst leiden und haben, darum sie auch endlich vom Himmel fallen werden, denn das Licht ist ihr Leben. Ist nun ihr Leben geschwächt, so müssen sie fallen, wie ein Mensch, der keine Kraft mehr hat, zu Boden fällt. Sterne sind Lichter, und das Licht schwebet natürlich gerne oben in der Höhe. Wenn aber ihr Licht ge-schwächt wird, so muß ihre Kugel fallen, ja so muß das ganze große Gebäude des Himmels fallen, wenn seine Kräfte bewogen werden und verzehret sind, wie ein kraftloser Mensch zu Boden fällt.

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56. Wenn man nun eine Finsternis der Sonne und des Monds anschauet, soll man gedenken, es sei eine Verhinderung ihrer natürlichen Wirkung und Kräfte; denn es ist wider ihre Natur und verkündiget uns eine große vollbrachte Bosheit auf Erden, und derselben Strafe, Hiob 20,27. Der Himmel wird seine Bosheit eröffnen, und die Erde wird sich wider ihn setzen. Wie die Finsternis im Leiden Christi verkündiget der ganzen Welt den Tod Christi, und große Bosheit und Lästerung wider Christum, Matth. 27,45. Denn Sonne und Mond sind gleich als Spiegel der großen Welt, darin man der Menschen Bosheit und zukünftige Strafe anschauen soll, und die Sünde, so gen Himmel gestiegen, so wie das Geschrei zu Sodom, so hinauf kam vor Gott, 1 Mos. 18,20. Alle Sonnenfinsternisse bedeuten eine inwendige Finsternis des Unglaubens in den Herzen der Men-schen, dasselbige verkündiget uns der Himmel, gleich als spräche er zu uns: Sehet ihrs, ihr Menschen, so seid ihr inwendig in euren Herzen. Und wenn der Himmel also brennet, und die Sonne blutrot ist, will er uns sagen: Sehet ihrs, so werde ich einmal im Feuer vergehen. Auf diese Weise reden alle Elemente mit uns, verkündigen uns unsere Bosheit und Strafen. Was ist der schreckliche Donner anders, denn eine gewaltige Stimme des Himmels, davor die Erde zittert, dadurch uns Gott warnet? Was ist das Erdbeben anders, denn eine erschreck-liche Sprache der Erde, die ihren Mund auftut, und große Veränderung ver-kündiget; also auch die reißenden und tobenden Sturmwinde und das Brausen des Meeres.

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57. Zum 5. sollen wir auch an der Sonne, Mond und Sternen Gottes Gütigkeit erkennen, dass ein ewiges Licht ist, das uns erleuchtet, tröstet, erfreuet. Denn weil sonst Gott unsichtbar und unbegreiflich ist, sollen wir aus den schönen natürlichen Lichtern seine Natur erkennen lernen. Denn durch die lieblichen Lichter will er uns reizen, ihn zu lieben. Wie man das Licht lieb hat, als die schönste Kreatur, also sollen wir Gott, das ewige Licht, herzlich lieb haben, uns zu ihm wenden, und von der Finsternis der Sünde abkehren, und im Licht wandeln. Denn was hat das Licht für Gemeinschaft mit der Finsternis, und die Gerechtigkeit mit der Ungerechtigkeit? Oder was hat Christus, das wahre Licht, für Gemeinschaft mit dem Belial? 2 Kor. 6,14.15.

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58. Letztlich haben wir auch eine geistliche und ewige Sonne, welche ist die Sonne der Gerechtigkeit, Christus Jesus, Mal. 4,2. die scheinet mit ihrem Gna-denlicht allen Menschen, und missgönnet keinem Menschen ihr Licht. Wie die natürliche Sonne allen Menschen scheinet, also beut sich Christus in seinem Worte jedermann an: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolget, wandelt nicht in Finsternis, sondern wird das Licht des Lebens haben, Joh. 8,12.

 

Gebet um Gnade, Gott aus Sonne, Mond und Sternen zu erkennen.

 

Herr Zebaoth, der du mich und alle Menschen heißen die Augen in die Höhe erheben, und sehen, wie du des Himmels Heer nach der Zahl heraus geführet, so weislich und heilsamlich geordnet hast, dass die Erde dadurch erleuchtet und fruchtbar gemacht, und alles zu seiner Zeit verrichtet würde. Ach! gib mir Gnade, dass, so oft ich die Sonne und Sterne ansehe, wie sie laufen und deinen Befehl ausrichten, ich dadurch ermuntert werde, zu laufen den Weg deiner Gebote, und keine Gemeinschaft habe mit den unfruchtbaren Werken der Finsternis, sondern im Licht allezeit wandele, mich in die Zeit schicke, und das Licht des Lebens durch Jesum, das wahrhaftige Licht, habe und ewiglich behalte, Amen.

 

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