DAS FÜNFTE KAPITEL. (5.B./2.T./5.K.)

 

VON DER EINWOHNUNG DES HEILIGEN GEISTES.

 

Inhalt.

1) Die drei Hauptwerke Gottes bezeugen, dass der Mensch mit Gott Gemein-schaft haben soll. 2) Zu dem Ende hat Gott den heiligen Geist gesendet, denn 1. waren wir dessen zu allem Guten höchst benötiget. 3) 2. Er sollte uns zu Kindern Gottes neu gebären, und einen göttlichen Sinn geben. 4) 3. Er sollte das Pfand und Siegel des ewigen Erbes sein. 5) 4. Unsere Salbung zur königlichen Würde etc. 6) 5. Unsere Stärke im Kreuz wider der Feinde Toben. 7) 6. Unsere tägliche Heiligung wider die anklebende Unreinigkeit. 8) 7. Ein lebendigmachender Geist wider den leiblichen Tod.

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Was für eine Verwandtnis, Gemeinschaft und Vereinigung der allerhöchste und ewige Gott mit dem Menschen gestiftet, bezeugen klärlich die drei vornehmsten Werke der Gnaden, als 1) die Erschaffung des Menschen zu seinem Bilde: Lasset uns Menschen machen, ein Bild, dass uns gleich sei, 1 Mos. 1,26. 2) Die Menschwerdung des Sohnes Gottes. 3) Die Sendung des heiligen Geistes. Durch welche große Werke Gott der Herr offenbar gemacht und bezeuget hat, wozu der Mensch erschaffen, erlöset und geheiliget sei, nämlich darum, dass er der Gemeinschaft mit Gott genösse, darinnen denn des Menschen höchste und einige Seligkeit bestehet.

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2. Darum ist das Wort Fleisch worden, damit er in uns wohnete, Joh. 1,14. Darum ist der heilige Geist vom Himmel herabgesandt, dass er diese Gemeinschaft und Vereinigung Gottes mit dem Menschen stiften sollte. 1) Wir hatten des Geistes Gottes sehr vonnöten, damit wir von dem Geist der Welt entlediget und befreiet würden; wir hatten vonnöten des Geistes der Weisheit, Jes. 11,2. damit wir das höchste Gut lieben möchten. Es war uns vonnöten der Geist des Verstandes, damit wir die Geschäfte unsers Berufes weislich verrichten könnten; der Geist des Rats, das Kreuz geduldig zu tragen; der Geist der Stärke und der Kraft, die Welt und den Teufel zu überwinden; der Geist der Erkenntnis, die Laster und Untugend zu meiden; der Geist der kindlichen Furcht, damit wir Gott gefallen möchten; der Geist der Gnaden und des Gebets, dass wir Gott in allen Nöten anrufen, und in allen seinen Werken seine Gnade und Güte preisen könnten, Sach. 12,10.

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3. 2) Weil wir auch in Christo Jesu zur Kindschaft Gottes erwählet waren, wie der Apostel Röm. 8,16. und Ephes. 2,13. bezeuget; hat Gott, unser lieber Vater, diese große Gnade bekräftigen wollen, welcher auch ein Geist Gottes des Sohns ist, dass er uns der göttlichen Natur teilhaftig machte, als seine rechten und wahren Kinder, die aus Gott geboren sind, und in Gott bleiben, Wie 1 Joh. 4,3. geschrieben steht: Daran erkennen wir, dass wir in ihm bleiben, und er in uns; denn von seinem Geist hat er uns allen gegeben. Denn gleichwie ein rechter, natürlicher Sohn nicht allein das Fleisch und Blut seiner Eltern an sich hat, son-dern auch mit derselben Art und Gemüt begabt ist; also müssen auch die, so aus Gott geboren sind, mit Gottes Geist begabt sein, und etwas Göttliches in sich tragen, wie Gal. 4,6. geschrieben stehet: Weil ihr Gottes Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes in eure Herzen gesandt.

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4. 3) Weil uns aber Gott zu seinen Kindern wegen seines eingebornen Sohnes angenommen hat, hat er uns auch zu seinen Erben und Miterben seines Sohns Christi Jesu gesetzt; derohalben hat er uns den Geist, das Pfand der künftigen Erbschaft gegeben, mit welchem er uns auch versiegelt hat, zu dem Leben sei-ner Herrlichkeit, Eph. 1,13.

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5. 4) Auch hat er uns mit seinem Geist gesalbet, zum Zeugnis der empfangenen, aber noch verborgenen, königlichen Würde und Herrlichkeit, Ps. 45,8. Und auf dass wir mit Weisheit, Lehre und Erkenntnis des ewigen Heils unterwiesen und begabt würden; haben wir die Salbung des Geistes empfangen, 1 Joh. 2,20.

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6. 5) Wir sind auch mit diesem Freudenöl wider der Welt und des Teufels Wüten und Toben gesalbet; und damit wir durch das liebe Kreuz nicht gar zu überdrüßig und müde würden, hat der himmlische Vater seine Liebe durch den heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen, Röm. 5,5.

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7. 6) Weil wir auch von unsers Fleisches Unreinigkeit oft befleckt und besudelt werden; so hat er uns mit dem Geiste der Heiligung begabt, dass wir stets wieder abgewaschen und gereiniget würden, wie der Apostel bezeuget: 1 Kor. 6,11. Ihr seid abgewaschen, ihr seid geheiliget, ihr seid gerechtfertiget durch den Namen Jesu, und durch den Geist unsers Gottes. Röm. 8,9. Ihr seid geistlich, wenn anders Gottes Geist in euch wohnet.

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8. 7) Endlich weil wir gegen den Tod einen lebendigmachenden Geist haben müssen, so hat Gott, unser Vater, unsere Leiber zu Tempeln und Wohnungen des heiligen Geistes geheiliget, wie der Apostel, 1 Kor. 6,19. lehret: Wisset ihr nicht, dass eure Leiber Tempel sein des heiligen Geistes, der in euch ist, wel-chen ihr von Gott habt? Und abermal Röm. 8,11. So wird nun der heilige Geist deß, der Jesum von den Toten auferwecket hat, eure sterblichen Leiber lebendig machen, um deßwillen, dass sein Geist in euch wohnet.

 

Gebet um die Einwohnung des heiligen Geistes. (Siehe im Paradiesgärtlein.)

 

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