DAS ACHTE KAPITEL. (4.B./2.T./8.K.)

 

WIE GROSS DIE VERBINDLICHKEIT SEI,

DAMIT DER MENSCH GOTT VERPFLICHTET IST.

 

Inhalt.

 

1) So viel alle Kreaturen wert sind, so viel Dank ist der Mensch Gott schuldig; denn er allein verstehet ihr Gutes, 2) und um seinetwillen haben sie alles, was sie haben.

 

Wie sind deine Werke so groß, deine Gedanken sind so sehr tief! Ein Narr achtet es nicht, und ein Törichter glaubets nicht. Ps. 92,6.7.

 

So groß ist deine Verbindlichkeit, so groß und viel der empfangenen Wohltaten sind; so groß und viel ist der Mensch Gott verpflichtet, so viel die ganze Welt und alle Kreaturen wert sind, denn sie sind ja um des Menschen willen geschaffen. Alles, was Himmel, Erde, Luft und Wasser für Güter haben, dafür ist der Mensch Gott schuldig und verpflichtet; denn sie selbst verstehen ihr Gut nicht, genießens auch nicht selbst, sondern der Mensch, darum ist ja der Mensch dafür Gott ver-pflichtet. Ist gleich, als wenn in einem Hause eitel unverständige Kinder wären, die ihre Güter nicht verstünden, denen ein König alle seine Güter schenkete, sie aber verstündens nicht; es wäre aber ein Verständiger darunter: Wäre nun der nicht schuldig, dem Könige zu danken wegen der andern alle, oder es würde dem Einigen alle Schuld gegeben, und die Undankbarkeit zugerechnet? Also die Welt auch; die Kreaturen sind unverständige unmündige Kinder, die verstehen ihr eigen Gut nicht; weil es nun der Mensch verstehet, so ist er ja schuldig, solches zu erkennen, Gott zu danken, und der andern Wort zu halten; und wenn das nicht geschieht, so würde die Undankbarkeit dem Menschen allein zugerechnet. Da-rum ist der Mensch schuldig, für alle Kreaturen zu danken.

2. Zudem, so haben es die Kreaturen nicht ihrer selbst wegen empfangen, was sie haben, sondern um des Menschen willen; sollte denn der Mensch dafür Gott nicht verpflichtet sein? Und je besser und edler die Kreaturen sind, je mehr und mehr der Mensch Gott dafür verpflichtet ist. Wenn der Mensch nicht mehr empfangen hätte, denn die Guttaten der Kreaturen, so wäre er doch Gott mehr denn genug schuldig.

 

Gebet um ein dankbares Herz.

 

Getreuer Gott! deine Barmherzigkeit ist alle Morgen neu über mir, deine Treue ist groß, und deine Wohltaten sind unzählig. Gib mir über alle deine Gaben auch ein dankbares Herz, das nimmer seine Pflicht vergesse, sondern dich im Glauben, Geduld und Gehorsam preise, durch Christum Jesum, unsern Herrn, Amen.

 

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