DAS VIERZEHNTE KAPITEL. (2.B./14.K.)

 

WIE UNS DER HERR CHRISTUS DURCH SEINE SCHMACH,

VERACHTUNG UND VERLEUGNUNG SEINER SELBST

LEHRET DER WELT EHRE UND RUHM VERSCHMÄHEN.

 

Inhalt.

1) Das andere Stück der Trübsal Christi ist große Verachtung. 2) Darinnen ist uns Christus eine Gabe und ein Exempel. 3) Wer aber die Welt noch liebt, in dem lebt Christus nicht.

 

Er war der Allerverachtetste und Unwerteste, voller Schmerzen und Krank-heit. Jes. 53,3.

 

Das andere Stück der Trübsal Christi ist Verachtung. Wenn du nun in dem Buch des Lebens Christi besehen hast seine Armut, so besiehe auch ferner seine gründliche, wahrhaftige Demut. Er hat sich keiner zeitlichen Ehre und Ruhms angemaßet, sondern allen, die ihn ehren, loben und rühmen wollten, widerspro-chen mit Worten und Werken. Denn er hat allezeit geflohen die Ehre dieser Welt, auch nicht die geringste Ursache dazu gegeben, Joh. 6,15. Ja, er hat in großer Demut über sich gehen lassen die größte Verachtung und Lästerung, da ihn die Juden schalten einen Samariter, der den Teufel hätte, und durch Kraft des Sa-tans seine Wunder täte, Joh. 8,48. Seine göttliche Lehre hat man für Gottes-lästerung gehalten. Er ist mit vielen Lügen, mörderischer List und Verleumdung beschweret worden. Endlich verraten, verkauft, verleugnet, ins Angesicht ge-schlagen, verspeiet, mit Dornen gekrönet, verspottet, gegeißelt, verwundet, verworfen, verurteilet, verdammt, verlassen von Gott und Menschen, entblößet als ein Übeltäter, ja als ein Fluch aufgehenket, Gal. 3,13. da jedermann seiner gespottet, seines Gebets gelachet, um seine Kleider geloset, ihn mit Galle und Essig in der Todesnot getränket, Joh. 19,29. Letztlich ist er am Holz in der aller-größten Schmach und Verachtung gestorben, sein toter Leichnam am Kreuz durchstochen und eröffnet endlich begraben wie ein Gottloser, Jes. 53,9. ja auch, nach seinem unschuldigen Tode, ein Verführer gescholten worden, Matth. 27,63. Seiner Auferstehung wurde auch widersprochen, und ist also im Leben und To-de, und nach dem Tode voller Verachtung gewesen.

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2. In demselben allen ist uns der Sohn Gottes nicht allein als der Schatz unserer Erlösung vorgestellet, sondern als unser Doktor und Magister, Prophet, Hirte, Lehrer, Licht, dass wir durch seine Schmach der Welt Herrlichkeit sollen lernen fliehen, wollen wir anders mit ihm, als unserm Haupt, vereiniget bleiben, seine wahren Glieder sein, und durch die Liebe in ihm eingewurzelt und gegründet blei-ben, Eph. 3,17. Kap. 4,15.

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3. Weil wir aber das Gegenteil tun, und in allem unserm Tun, Worten und Werken unsere Ehre, und nicht Gottes Ehre suchen, so bezeugen wir damit, dass Christus noch nicht in uns lebet, sondern der Fürst dieser Welt; dass wir noch nicht der Welt Liebe ausgezogen, und die Welt überwunden haben, wie St. Johannes sagt: Alles, was von Gott geboren ist, überwindet die Welt. 1 Joh. 5,4. Es ist ein großes Zeichen, dass wir Christum nicht recht lieb gewonnen haben. Denn in welchem die Liebe der Welt ist, in dem ist die Liebe des Vaters nicht, 1 Joh. 2,15. also auch nicht die Liebe Christi. Denn das ganze Leben Christi lehret uns, wie wir der Welt sollen absterben. Darum siehe an den Anfang, Mittel und Ende des Lebens Christi. Es ist eitel lautere Demut, und eitel Verachtung, welche ihm von allen denen widerfahren ist, die die Welt lieb haben.

 

Gebet um die Verschmähung der weltlichen Ehre.

 

Mein Herzens-Jesu, mein Erlöser, König und Lehrer! gib mir doch in deinem Lichte zu erkennen, wie es die größte Ehre sei, deine Schmach zu tragen, ver-spottet, verspeiet, verfolgt und verketzert zu werden, um deines heiligen Namens willen. Laß du nur den Geist der Herrlichkeit auf mir ruhen, und deine Ehre durch mich befördert werden, es sei durch Leben oder Tod, Amen.

 

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