DAS EINUNDZWANZIGSTE KAPITEL. (4.B./2.T./21.K.)

 

DASS DURCH DIE ZWEIERLEI DIENSTE,

DER KREATUREN UND DES MENSCHEN,

DIE GANZE WELT WUNDERBARLICH

MIT GOTT UND MENSCHEN VEREINIGET SEI.

 

Inhalt.

1) Die Kreaturen sind durch ihren Dienst mit den Menschen, der Mensch durch seinen Gottesdienst mit Gott verbunden. 2) Beide Dienste gereichen zu des Men-schen Nutzen und Frommen. 3) O! dass nur der Mensch Gott so emsig dienete, als die Kreaturen ihm dienen.

 

Aber Herr! dir ist niemand gleich, du bist groß und dein Name ist groß, und kannst es mit der Tat beweisen; wer sollte dich nicht fürchten, du König der Heiden? Jer. 10,6.7. Bin ich euer Vater, wo ist meine Ehre? bin ich euer Herr, wo ist meine Furcht? Malach. 1,6.

 

Siehe doch, welch eine wunderbare Ordnung und Vereinigung sei der ganzen Kreaturen mit Gott, durch die zweierlei Dienste. Denn alle Kreaturen dienen dem Menschen, und sind um des Menschen willen geschaffen, und durch ihren Dienst sind sie dem Menschen verbunden und vereiniget; und also verbindet der Dienst der Kreaturen dieselben mit dem Menschen, der Mensch aber wird verbunden mit Gott durch seinen Gottesdienst. Aus der Liebe hat Gott anfänglich alles dem Menschen zu gut geordnet, und aus lauter Liebe zieht Gott den Menschen zu sich. Darum hat es Gott also geordnet, dass alle Kreaturen dem Menschen die-nen und ihn lieben; wenn nun der Mensch Gott nicht allein dienet und liebet, so ist aller Kreaturen Dienst und Liebe nichtig und vergeblich. Da soll nun der Men-sch erkennen, dass beide Dienste, der Kreaturen Dienst und der Gottesdienst, zu des Menschen Nutzen und Frommen gereichen. Denn die Kreaturen haben keinen Nutzen davon, dass sie dem Menschen dienen, der Nutz ist des Men-schen, allein dass die Kreaturen dadurch edler werden, so je eine die andere in ihrem Dienst übertrifft. Denn wie kräftiger eine Kreatur den Menschen erhält, je edler sie ist; also auch, je emsiger ein Mensch Gott dienet, je edler er ist, und je mehr Nutzen und Frommen er davon hat. Denn Gott hat keinen Nutzen von des Menschen Dienst, allein der Mensch empfähet den Nutzen. Siehe nun, wie durch diese beiden Dienste die Kreaturen mit dem Menschen, und der Mensch mit Gott verbunden ist.

----------

3. O wollte Gott, dass das Band der Einigkeit und treuen Dienstes des Menschen gegen Gott so fest und unauflöslich wäre, als der Kreaturen Dienst gegen den Menschen! Denn dasselbe Band reißt nicht, Gott hat es zu fest verbunden, dass die Kreaturen dem Menschen dienen müssen ohne Unterlaß, also, dass sie nicht anders können, denn dem Menschen dienen. Aber der elende Mensch zerreißt das Band seines Gottesdienstes und Liebe oft und viel, und macht sich in dem geringer, denn alle Kreaturen, da er doch edler ist. Stehet es nun fein, das die untern Kreaturen dem Menschen dienen, als ihrem Herrn, wie viel edler stehets, und wie viel edler ists, dass der Mensch Gott diene? Ist der leibliche äußerliche Dienst der Kreaturen schön, wie viel schöner ist der innerliche Gottesdienst, der in der Seele ist? Denn so viel besser die Seele ist, denn der Leib, so viel besser und edler ist auch der Seelen Dienst, denn des Leibes. Also werden durch den Menschen und seinen Gottesdienst alle Kreaturen mit Gott verbunden, und in der Liebe vollendet, auf dass sie nicht vergeblich geschaffen sein.

 

Gebet um Gnade, Gott emsig zu dienen.

 

Ach mein Vater und mein Herr! laß mich dir Furcht und Ehre allezeit geben, dir allein zu Diensten leben, wie ich sehe, dass alle Kreaturen nach deiner Verord-nung mir unaufhörlich dienen, mich zum innerlichen geistlichen Gottesdienst verbinden; den laß mich dir in der Tat und Wahrheit gebührend abstatten, durch Jesum Christum, meinen Herrn, Amen.

 

- Zum nächsten Kapitel -