DAS ELFTE KAPITEL. (5.B./1.T./11.K.)

 

VOM KREUZ UND VERFOLGUNG

DES HEILIGEN CHRISTLICHEN LEBENS.

 

Inhalt.

1) Das christliche Leben hat viele Verfolgung. Dawider dienet folgender tröst-licher Unterricht: 1. Das christliche Leben ist der rechte Gottesdienst, den will Satan gerne zerstören. 2) 2. Es ist das edle Leben Christi und des Kreuzes Frucht in uns. 3) 3. Es macht einen Unterschied zwischen Gottes und des Teu-fels Kindern. 4) 4. Die nach dem Fleisch leben, gehören nicht ins Reich Gottes. 5) 5. Das christliche Leben ist die enge Pforte und der schmale Weg. 6) 6. Diesen Weg ist Christus selbst und alle seine Heiligen gegangen. Wer diesen Weg lästert, der ist blind. 7) Ach! laßt uns beten wider die Hindernisse der Gott-seligkeit.

 

Gleichwie die reine, evangelische Lehre, der wahre Glaube und Bekenntnis, viel Verfolgung hat von der falschen Kirche, also auch das christliche Leben. St. Paulus sagt 2 Tim. 3,12. Alle, die gottselig leben wollen in Christo Jesu, müssen Verfolgung leiden. Darum auch der Herr Christus die Nachfolgung seines heiligen Lebens eines jeden Christenmenschen Kreuz nennet: Wer mir folgen will, der nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir nach, Matth. 16,24. Willst du Gottes Diener sein, sagt der weise Mann, Sir. 2,1. so schicke dich zur Anfechtung. Und sollst erstlich wissen, dass das gottselige Leben im Glauben und in der Liebe Christi, der wahre, innerliche Gottesdienst ist, durch den H. Geist erwecket, welchen der Satan gerne zerstören wollte, und so er anders nicht kann, so lästert er die, so da gottselig leben, und tut, wie sein Name lautet, denn er heißt ein Lästerer. Und alles, was Christo unserm Herrn gefällt, das missfällt ihm, und widerstrebt demselben, darum heißt er Satan, ein Widersacher. Selig seid ihr, wenn ihr geschmähet werdet über dem Namen Christi, denn der Geist, der ein Geist der Herrlichkeit und Gottes ist, ruhet auf euch; bei ihnen ist er verlästert, bei euch aber ist er gepriesen, 1 Petr. 4,14. Als der heilige Prophet Daniel täglich seinen Gottesdienst verrichtete durch das Gebet, und der Satan durch seine Werkzeuge dem frommen Manne durch kein Mittel Schaden tun, und seinen Neid und Grimm wider ihn ausgießen konnte, weil er ein gerechtes, aufrichtiges, unsträfliches Leben führete; gedachte er ihn durch Verhinderung seines Gottes-dienstes, so er durch tägliches Gebet übete, ums Leben zu bringen. Aber der Gott, dem er dienete in seinem Herzen, half ihm mächtiglich, Dan. 6,10. seq. Also gedenket der Satan alle die, so gottselig leben, den Löwen vorzuwerfen. Der Herr aber spricht Joh. 12,26. Wer mir dienet, den wird mein Vater ehren, und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Ist es nun nicht besser, von Gott geehret werden, vor allen heiligen Engeln um der Gottseligkeit willen, als von der Welt geehret werden, um der Gottlosigkeit willen?

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2. 2) Das gottselige Leben ist das edle Leben Christi in seinen gläubigen Glie-dern, und sind Früchte des H. Geistes, ob es gleich von hoffärtigen, stolzen und wollüstigen Weltkindern verachtet, geschmähet und verfolget wird. Und so dann ein solches christliches Leben gehasset und verfolget wird, so wird Christus in seinen gottseligen Gliedern gehasset und verfolget; das betrübet wohl den aus-wendigen Menschen; aber es ist Gnade vor Gott, spricht St. Petrus. Die Lästerer aber werden Rechenschaft geben, dem, der bereit ist zu richten die Lebendigen und die Toten, 1 Petr. 4,5.

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3. 3) Das christliche, gottselige Leben macht einen Unterschied zwischen den Kindern Gottes, und den Kindern des Satans; zwischen denen, die Christo an-gehören, und die ihm nicht angehören, 1 Joh. 3,10. und Gal. 5,22. seq. Ob nun wohl dieser Unterschied noch nicht offenbar ist vor den Menschen, so ist er doch vor Gott dem Herrn bekannt, der wirds zu seiner Zeit offenbar machen, wie der Prophet Malach. 3,14. seq. spricht: Die Gottlosen sprechen: Es ist umsonst, dass man Gott dienet, und was nützt es, dass wir seine Gebote halten, und hart Leben führen vor dem Herrn Zebaoth? (den gottlosen fleischlichen Leuten däucht es ein hart Leben zu sein, aber den Gottliebenden ist es leicht und süß.) Darum preisen wir die Verächter. Denn die Gottlosen nehmen zu, sie versuchen Gott, und geht ihnen alles wohl hinaus. Aber die Gottesfürchtigen trösten sich unter einander also: Der Herr merkets und hörets, und ist vor ihm ein Denkzettel geschrieben für die, so den Herrn fürchten, und an seinen Namen gedenken. Sie sollen, spricht der Herr Zebaoth, des Tages, den ich machen will, mein Eigentum sein, und ich will ihrer schonen, wie ein Mann seines Sohnes schonet, der ihm dienet; und sollen dagegen wiederum sehen, was für ein Unterschied sei zwischen dem Ge-rechten und Gottlosen, zwischen dem, der Gott dienet, und dem, der ihm nicht dienet.

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4. 4) Die heilige Schrift urteilet und hält alle für Gottlose, die nach dem Fleisch leben, und spricht ihnen das Reich Gottes ab; derohalben so muß notwendig das fleischliche Leben abgelegt, und ein geistlich Leben angenommen werden, wel-ches dem fleischlichen Leben ganz zuwider sein muß, das ist die Augenlust, Fleischeslust und das hoffärtige Leben; sonst könnten wir für Christi Glieder nicht erkannt werden. Denn die den Geist Christi nicht haben, die sind nicht sein, Röm. 8,9. Wo aber der Geist Christi ist, da sind auch die Früchte des Geistes. Und das sind allein die Kinder Gottes, die der Geist Gottes treibet, und die gehören Christo an, die ihr Fleisch kreuzigen samt den Lüsten und Begierden, Gal. 5,24.

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5. 5) Und eben dieses ist die enge Pforte, dadurch wir zum Leben eingehen müssen, und der schmale Weg, der zum Leben einführet, und wenige sind, die ihn finden, Matth. 7,13. Die ihn aber finden und darauf wandeln, sind, die wahr-haftig an den Sohn Gottes glauben, und allein in ihm ihre Gerechtigkeit suchen, und die Früchte der Gerechtigkeit und des Glaubens in ihnen walten und herr-schen lassen, darüber auch alles leiden, was Gott der Herr verhängt. Denn wir müssen durch viele Trübsale in das Reich Gottes eingehen, Ap. Gesch. 14,22. Wir haben aber die Verheißung, so wir mit Christo leiden, so werden wir auch mit ihm zur Herrlichkeit erhaben werden, Röm. 8,17. 2 Tim. 2,10.12. Item: Röm. 2,7. Preis, Ehre und unvergängliches Wesen denen, die mit Geduld in guten Werken trachten nach dem ewigen Leben; welches aber niemand ohne den wahrhaftigen Glauben tun wird oder kann. Darum ist die Summa aller Gebote: Liebe von reinem Herzen, von gutem Gewissen und ungefärbtem Glauben, 1 Tim. 1,5.

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6. 6) Ist nicht Christus unser Herr also vor uns hingegangen, und sind nicht alle Heiligen Gottes mit ihrem Kreuz also nachgefolget? Was sind es für Leute ge-wesen? Sind es Weltkinder gewesen? und sind nach ihrer Buße im fleischlichen gottlosen Wesen und Leben geblieben? Haben sie nach ihrer Bekehrung auf dem breiten Wege der Verdammnis gewandelt? Sind sie nicht in die demütigen, heiligen Fußstapfen Christi getreten, und sind seinem heiligen Exempel nachge-folget in ihrem Leben, in großer Geduld? Haben sie nicht das Kreuz Christi, sein Joch und seine Last, welche um Christi willen süß, leicht und sanft ist, auf sich genommen, und es dem Herrn nachgetragen? Matth. 10,38. Kap. 11,29.30. Sind sie nicht dem Ebenbilde Gottes gleich worden durch das Kreuz? Meinest du, dass dieses ein Scherz und toter Glaube gewesen ist? Was solls denn nun sein, dass diese hochnötige Lehre von den überklugen, überfeinen und hochsinnigen gelehrten und ungelehrten Stolzen verachtet und gelästert wird? Da doch allent-halben der wahrhaftige lebendige Glaube und neue Geburt zum Grund und Fundament gelegt wird, ohne welche Grundfeste kein heiliges christliches Leben sein kann oder mag. Und ich sage in der Wahrheit, dass diese Leute nicht wissen, was sie lästern, sie haben den Glauben nie recht verstanden, aus wel-chem der Mensch neu geboren wird. Verstehen die Kindschaft Gottes nicht, das geistliche Reich Christi, so in den Gläubigen ist, haben sie nie erkannt, noch das hohe Geheimnis des Haupts der Kirche, und die Fülle seiner Gemeine, welche ist sein Leib; auch nicht des heiligen Geistes Regiment und Wohnung in den Gläu-bigen. Saget mir, was ist die Kirche Gottes? Ist es nicht die geistliche Ernte und der Weinberg Gottes? Matth. 13,24. Kap. 20,1. Wo sind denn die Früchte? Solls eitel dummes, ersticktes Brandkorn sein, da das leidige Unkraut und der Wind-haber überhand nehmen? Sollens eitel Heerlinge sein, die der Weinberg tragen soll? Jes. 5,1. etc. Was ist das Amt? Soll es des Fleisches oder des Geistes Amt sein? Sehet auf die faulen Arbeiter. Phil. 3,2.

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7. Wie es nun hochnötig ist zu bitten, dass der Lauf des heiligen Evangelii und des Glaubens nicht verhindert werde durch Rotten, Sekten und Tyrannen; also ist es höchst nötig zu bitten, dass der Lauf der Gottseligkeit und christlichen Lebens nicht verhindert werde durch Unbußfertigkeit, Weltliebe, Heuchelei und Ärgernis, damit der Tag des Herrn uns nicht plötzlich in unsern Sünden übereile, und ein strenges Urteil darauf folge.

 

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