Kleinode göttlicher Verheißungen

 

Kleinode

göttlicher Verheißungen

oder:

Scheckbuch der Glaubensbank

 

Mit aus der Erfahrung geschöpften Erklärungen

auf jeden Tag im Jahre

von

 

C. H. Spurgeon

 

Dreizehnte Auflage

Cassel 1925

Verlag von J. G. Oncken Nachfolger, G.m.b.H., Cassel

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Vorwort zur zweiten Auflage.

Die erste Auflage dieses lieblichen Büchleins des nunmehr selig entschlafenen Gottesmannes Spurgeon ist vielen Trostbedürftigen ein erquickender Born geworden. Das Buch führte ursprünglich den Titel: „Checkbuch der Glaubensbank“. Da dieser Titel uns Deutschen weniger fasslich und geläufig, geben wir dem Werkchen mit dieser zweiten Auflage den verständlicheren Titel: „Kleinode göttlicher Verheißungen.“

Mit dieser Auflage wird nun mit Gottes Hilfe der Versuch gemacht, noch viel Tausenden den Zugang zu dieser klaren, sprudelnden und lebenspendenden Quelle zu erleichtern. In handlichem Format und zu billigem Preise soll das Büchlein weiten Schichten unsres deutschen Volkes zum Eigentum werden. Möge das Büchlein nun vielen Wanderern zur Ewigkeit ein Wegweiser zur Seligkeit werden und den Müden ein Stab, der sie stütze auf dem Wege zu den „frischen Wassern“ göttlicher Verheißungen und der „grünen Aue“ des Evangeliums.

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Die Bibelsprüche sind meistens nach der lutherischen Übersetzung gegeben, nur da, wo es notwendig war, um das in der Erklärung Gesagte verständlich zu machen, ist einiges nach der englischen Übersetzung geändert worden. Sollte dies die Leser veranlassen, dieselben in der Bibel aufzuschlagen und im Zusammenhange nachzulesen, so würden sie an manchen Stellen in der Erklärung Beziehungen auf vorhergehende oder nachfolgende Verse finden und um so reicheren Gewinn aus der Betrachtung ziehen.

Für die beweglichen kirchlichen Festtage sind geeignete Abschnitte zu finden für Karfreitag Seite 103, für Ostersonntag Seite 105, für Himmelfahrtstag Seite 142, für Pfingstsonntag Seite 157.

 

Vorrede.

Wir entnehmen dem Vorwort der ersten Auflage des „Checkbuches der Glaubensbank“ die wichtigsten Sätze und fügen sie dieser Ausgabe zum besseren Verständnis bei.

Man kann eine Verheißung Gottes in sehr lehrreicher Weise einem an Ordre zahlbaren Check vergleichen. Sie wird dem Gläubigen in der Absicht gegeben, ihm dadurch etwas Gutes zu erweisen. Es ist nicht die Meinung, dass er sie ruhig überlesen und dann liegen lassen solle. Nein, er soll die Verheißung als etwas Wirkliches behandeln, wie ein Mann einen Check behandelt.

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Er soll die Verheißung nehmen und sie mit seinem eignen Namen indossieren, indem er persönlich sie als wahr annimmt. Er muss sie durch den Glauben als sein eigen akzeptieren. Er drückt sein Siegel darauf, dass Gott wahrhaftig ist, und wahrhaftig in Bezug auf dies besondere Verheißungswort. Er geht weiter und glaubt, dass er den Segen hat, weil er die gewisse Verheißung desselben hat, und darum setzt er seinen Namen darauf, um den Empfang des Segens zu bezeugen.

Wenn dies geschehen, muss er die Verheißung dem Herrn gläubig vorzeigen, wie man einen Check am Zahltisch der Bank vorzeigt. Er muss sie durch Gebet geltend machen in der Erwartung, sie erfüllt zu sehen. Wenn er im rechten Zeitpunkt zu der Himmelsbank kommt, wird er den verheißenen Betrag sofort erhalten. Sollte das Datum ein späteres sein, so muss er geduldig bis dahin warten; mittlerweile mag er indes die Verheißung als Geld rechnen, denn die Bank zahlt sicherlich, sobald die rechte Zeit gekommen ist. 

Manche versäumen, das Indossement des Glaubens auf den Check zu setzen und erhalten deshalb nichts; andre sind saumselig im Vorzeigen, und auch diese empfangen nichts. Dies ist nicht der Fehler der Verheißung, sondern derjenigen, die nicht in verständiger, geschäftsmäßiger Weise damit verfahren.

Gott hat kein Pfand gegeben, das er nicht einlösen will, und zu keiner Hoffnung ermutigt, die er nicht erfüllen will. Um meinen Brüdern behilflich zu sein, dies

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zu glauben, habe ich dies Büchlein ausgearbeitet. Der Anblick der Verheißungen selbst ist gut für die Augen des Glaubens: je mehr wir über die Worte der Gnade nachsinnen, desto mehr Gnade werden wir aus den Worten schöpfen. Den ermutigenden Schriftstellen habe ich meine eignen Zeugnisse beigefügt, die Frucht des Leides und der Erfahrung. Ich glaube an alle Verheißungen Gottes, aber viele derselben habe ich persönlich versucht und erprobt. Ich habe gesehen, dass sie wahr sind, denn sie sind an mir erfüllt worden. Dies, hoffe ich, wird für die Jüngeren aufmunternd sein und nicht ohne Trost für die Älteren. Eines Mannes Erfahrung kann von dem größten Nutzen für einen andren sein; dies ist’s, weshalb der Mann Gottes vor alters schrieb: „Da ich den Herrn suchte, antwortete er mir;“ und wiederum: „Da dieser Elende rief, hörte der Herr.“ 

Ich begann diese täglichen Abschnitte, als ich watete in der Brandung des Streites. Seit der Zeit bin ich in Wasser geworfen, „darüber man schwimmen musste“, (Anm.: Hes. 47,5. A. d. Übers.) und die, wäre Gottes aufrechthaltende Hand nicht gewesen, sich als Wasser erwiesen hätten, in denen man hätte ertrinken müssen. Ich habe Trübsal mancherlei Art erduldet. Auf heftige Schmerzen des Körpers folgte Niedergeschlagenheit des Geistes, dazu kam noch die Trauer über den Todesfall der innig geliebten Mutter und die Krankheit einer, die mir teuer wie das Leben ist. Die Wasser wälzten sich beständig herein, Welle auf Welle.

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Ich erwähne dies nicht, um Mitgefühl zu erlangen, sondern nur, um den Leser sehen zu lassen, dass ich kein Seemann des trockenen Landes bin. Ich bin durch jene Meere gefahren, die oft genug keine „Stillen“ sind; ich kenne das Rollen der Wogen und das Rauschen der Winde. Niemals waren die Verheißungen Jehovahs mir so köstlich, wie zu dieser Stunde. Einige von ihnen habe ich erst jetzt verstanden; ich hatte noch nicht den Zeitpunkt erreicht, wo sie reiften, weil ich selbst nicht reif genug war, ihre Bedeutung wahrzunehmen. Wieviel wundervoller ist die Bibel mir jetzt, als sie es vor einigen Monaten war!

Möge der Heilige Geist, der Tröster, dem Volke des Herrn frischen Glauben eingeben! Ich weiß, dass ohne seine göttliche Macht alles, was ich sagen kann, nichts nützen wird, aber unter seinem belebenden Einfluss wird selbst das geringste Zeugnis strauchelnde Kniee erquicken und müde Hände stärken. Gott wird verherrlicht, wenn seine Knechte ihm unbedingt trauen. Wir können mit unsrem himmlischen Vater nicht zu sehr Kinder sein. Unsre Kleinen tun keine Frage in betreff unsres Willens oder unsrer Macht, sondern freuen sich, sobald sie ein Versprechen vom Vater erhalten haben, in der Aussicht auf die Erfüllung desselben und zweifeln nie, dass es so sicher ist wie die Sonne. Mögen viele Leser, die ich vielleicht niemals sehen werde, die Pflicht und die Wonne solchen kindlichen Vertrauens auf Gott erkennen, während sie das kleine Stückchen lesen, das ich für jeden Tag im Jahre bereitet habe.

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Seit vielen Jahren haben Tausende vom Volke Gottes mein Buch „Tauperlen und Goldstrahlen“ gelesen, und viele von ihnen sind so freundlich gewesen, mir zu schreiben und den Nutzen anzuerkennen, den dieses Buch gebracht. Ich hoffe, dieses kleine Buch wird demselben keinen Eintrag tun. Jene täglichen Abschnitte sind aus einem weiteren Bereiche von Gegenständen genommen und um so nützlicher, weil sie von Lehre, Erfahrung, Übung und allem andren handeln. Dieses ist Konfekt, nur aus Verheißungen bestehend, und darf den vollständigeren Mahlzeiten keinen Eintrag tun; nein, eher wird es, wie ich hoffe, ein Verlangen danach erwecken.

Möge unser Herr Jesus diesen meinen Dienst für seine Schafe und Lämmer annehmen von 

                     seinem unwürdigen Diener 

                                                                   C. H. Spurgeon

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1. Januar.

“Er will unser Führer sein bis zum Tode.“ 

Ps. 48,15.

 

Wir brauchen einen Führer. Zuweilen gäben wir alles, was wir besitzen, darum, wenn man uns sagte, was wir tun und wohin wir uns wenden sollten. Wir haben den Willen, das Rechte zu tun, aber wir wissen nicht, welchem der zwei Wege wir folgen sollen. O, dass wir einen Führer hätten! Der Herr, unser Gott, lässt sich herab, uns als Führer zu dienen. Er kennt den Weg und will uns hindurchsteuern, bis wir das Ende unsrer Reise in Frieden erreichen. Gewiss, wir wünschen keine unfehlbarere Leitung. Wir wollen uns gänzlich unter seine Führung stellen, dann werden wir nie unsres Weges verfehlen. Lasst ihn unsren Gott sein, so werden wir finden, dass er unser Führer wird. Wenn wir seinem Gesetz folgen, werden wir die rechte Straße des Lebens nicht verfehlen, falls wir zuerst lernen, bei jedem Schritt, den wir tun, uns auf ihn zu lehnen. Unser Trost ist, dass er, da er unser Gott immer und ewiglich ist, niemals aufhören wird, als unser Führer bei uns zu sein. „Bis zum Tode“ will er uns führen, und dann sollen wir auf ewig bei ihm weilen und „nicht mehr hinausgehen.“ Diese Verheißung göttlicher Führung schließt lebenslange Sicherheit ein: Errettung sogleich, Führung bis zu unsrer letzten Stunde, und dann endlose Seligkeit. Sollte nicht jeder von uns dies in der Jugend suchen, in den mittleren Jahren sich darüber freuen und im Alter darin ruhen? Heute lasst uns hinausblicken mit der Bitte um Führung, ehe wir es wagen, aus dem Hause zu gehen. 

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2. Januar. 

„Der Mensch soll nicht leben vom Brot allein, sondern von einem jeglichen Wort, das aus dem Munde Gottes gehet.“ 

Mt. 4,4.

 

Wenn Gott es so gewollt, könnten wir ohne Brot leben, wie Jesus vierzig Tage lang tat; aber wir könnten nicht ohne sein Wort leben. Durch dieses Wort wurden wir geschaffen, und dadurch allein können wir im Dasein erhalten werden, denn er trägt alle Dinge mit seinem kräftigen Wort. Brot ist eine zweite Ursache; der Herr selbst ist die erste Ursache unsrer Erhaltung. Er kann ebensowohl ohne die zweite Ursache wirken wie mit ihr; und wir dürfen ihn nicht auf eine Weise des Wirkens beschränken. Lasst uns nicht zu begierig nach dem Sichtbaren sein, sondern auf den unsichtbaren Gott blicken. Wir haben Gläubige sagen hören, dass in tiefer Armut, wenn ihr Brotvorrat gering, auch ihr Hunger gering gewesen sei; und andren hat der Herr, wenn die gewöhnlichen Hilfsquellen versiegten, unerwartete Hilfe gesandt. Aber wir müssen das Wort des Herrn haben. Mit diesem allein können wir dem Teufel widerstehen. Nehmt uns dieses, und unser Feind wird uns in seiner Macht haben, denn wir werden bald ermatten. Unsre Seelen brauchen Speise, und es gibt keine für sie außerhalb des Wortes Gottes. Alle Bücher und alle Prediger der Welt können uns nicht ein einziges Mahl liefern; nur das Wort aus dem Munde Gottes kann den Mund eines Gläubigen füllen. Herr, gib uns allewege dieses Brot. Wir schätzen es höher als königliche Leckerbissen.

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3. Januar. 

„Das Land, da du auf liegst, will ich dir geben.“ 

1 Mose 28,13.

 

Keine Verheißung geht nur auf einzelne: sie gehört nicht einem Heiligen, sondern allen Gläubigen. Wenn du, mein Bruder, im Glauben dich auf eine Verheißung niederlegen und darauf ruhen kannst, so ist sie dein. Wo Jakob sich niederließ und weilte und ruhte, da nahm er Besitz. Als er seine müden Glieder auf dem Boden ausstreckte und die Steine des Ortes seine Kissen waren, dachte er wenig daran, dass er damit das Eigentumsrecht auf das Land überkäme, und doch war es so. Er sah in seinem Traum jene wunderbare Leiter, die für alle wahren Gläubigen Erde und Himmel verbindet; und gewiss, wo der Fuß der Leiter stand, musste er ein Recht auf den Boden haben, sonst hätte er nicht den göttlichen Treppenweg erreichen können. Alle Verheißungen Gottes sind Ja und Amen in Christo Jesu; und da er unser ist, so ist jede Verheißung unser, wenn wir uns nur in ruhigem Glauben darauf niederlegen wollen. Komme her, du Müder, gebrauche die Worte deines Herrn als deine Kissen. Lege dich in Frieden nieder. Träume nur von ihm. Jesus ist deine Leiter des Lichts. Siehe die Engel an ihr auf und nieder gehen zwischen deiner Seele und deinem Gott; und sei sicher, dass die Verheißung dein eignes gottgegebenes Teil ist und dass es kein Raub sein wird, wenn du sie dir aneignest, als zu dir besonders gesprochen.

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4. Januar. 

„Ich will sie sicher niederliegen lassen.“

Hos. 2,18.

 

Ja, die Heiligen sollen Frieden haben. Die Stelle, aus der dieses Gnadenwort genommen ist, spricht von Frieden „mit den Tieren auf dem Felde, mit den Vögeln unter dem Himmel und mit dem Gewürme auf Erden.“ Dies ist Friede mit irdischen Feinden, mit geheimnisvollen Übeln und mit kleinen Verdrießlichkeiten! Eines von diesen möchte uns schon vom Niederliegen abhalten, aber keines soll es tun. Der Herr wird diese Dinge ganz zerstören, die sein Volk bedrohen: „Ich will Bogen, Schwert und Krieg vom Lande zerbrechen.“ Der Friede wird in der Tat tief sein, wenn alle Werkzeuge der Unruhe in Stücke zerbrochen sind. Mit diesem Frieden wird Ruhe kommen „Er gibt seinen Freunden Schlaf.“ (Ps. 127,2.) Völlig versorgt und göttlich beruhigt legen sich die Gläubigen in gelassener Stille nieder. Diese Ruhe wird eine sichere sein. Sich niederlegen ist eins, aber „sich sicher niederlegen“ ist ein andres. Es ist sicherer für einen Gläubigen, sich in Frieden niederzulegen, als aufzusitzen und sich zu ängstigen. „Er lässet mich niederliegen auf grünen Auen.“ (Ps. 23,2.) Wir ruhen nie, bis der Tröster uns niederliegen heißt.

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5. Januar. 

“Ich stärke dich.“ 

Jes. 41,10.

 

Wenn wir berufen werden, zu dienen oder zu leiden, so überschlagen wir unsre Stärke, und finden sie geringer, als wir glaubten, und geringer, als uns not tut. Aber lasst uns nicht entmutigt werden, so lange wir ein Wort wie dieses haben, um uns daran zu halten, denn es verbürgt uns alles, dessen wir nur bedürfen können. Gott hat allmächtige Stärke; diese Stärke kann er uns mitteilen; und er hat verheißen, es zu tun. Er will die Speise unsrer Seele sein und die Gesundheit unsres Herzens, und so will er uns Stärke geben. Niemand vermag zu sagen, wieviel Kraft Gott in einen Menschen hineinlegen kann. Wenn die göttliche Stärke kommt, so ist die menschliche Schwäche nicht mehr ein Hindernis. Erinnern wir uns nicht an Zeiten der Arbeit und der Trübsal, in denen wir so besondere Stärke empfingen, dass wir über uns selber staunten? Inmitten der Gefahr waren wir gelassen, beim Verlust unsrer Lieben waren wir ergeben, bei Verleumdungen waren wir gefasst, und in Krankheit waren wir geduldig. Die Wahrheit ist, dass Gott uns unerwartete Kraft gibt, wenn ungewöhnliche Prüfungen über uns kommen. Wir erheben uns über unser schwaches Ich hinaus. Feiglinge werden Männer, den Törichten wird Weisheit gegeben, und die Schweigsamen empfangen zu derselben Stunde, was sie reden sollen. Meine eigne Schwachheit lässt mich zurückbeben, aber Gottes Verheißung macht mich tapfer. Herr, stärke mich „nach deinem Wort.“ 

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6. Januar. 

„Ja, ich will dir helfen.“ 

Jes. 41,10.

 

Die gestrige Verheißung sicherte uns Stärke zu für das, was wir zu tun haben, aber die heutige verbürgt uns Beistand in Fällen, wo wir nicht allein zu handeln vermögen. Der Herr sagt: „Ich will dir helfen.“ Die innere Stärke wird ergänzt durch äußere Hilfe. Gott kann uns Bundesgenossen in unsrem Kriege erwecken, wenn es ihm also wohlgefällig ist; und selbst wenn er uns keinen menschlichen Beistand sendet, so will er selber an unsrer Seite sein, und dies ist ein noch Besseres. „Unser erhabener Bundesgenosse“ ist besser, als Legionen sterblicher Helfer. Seine Hilfe ist zur rechten Zeit: „eine sehr gegenwärtige Hilfe in der Zeit der Not.“ Seine Hilfe ist sehr weise: Er weiß jedem eine passende und geeignete Hilfe zu geben. Seine Hilfe ist sehr wirksam, ob auch die Hilfe der Menschen eitel ist. Seine Hilfe ist mehr als Hilfe, denn er trägt alle Lasten und versorgt mit allem Nötigen. „Der Herr ist mein Helfer; und ich will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch tun?“ Weil er schon unsre Hilfe gewesen ist, fühlen wir Vertrauen auf ihn im Hinblick auf die Gegenwart und auf die Zukunft. Unser Gebet ist: „Herr, sei du mein Helfer;“ unsre Erfahrung ist: „Desselben gleichen auch der Geist hilft unsrer Schwachheit auf;“ unsre Erwartung ist: „Ich hebe meine Augen auf zu den Bergen, von welchen mir Hilfe kommt;“ und unser Lied wird sein: „Du, Herr, hast mir geholfen.“

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7. Januar. 

“Du wirst noch Größeres, denn dies sehen.“ 

Joh. 1,50.

 

Dies ist zu einem kindlich Gläubigen gesprochen, der bereit war, auf einen überzeugenden Beweisgrund hin Jesum als den Sohn Gottes, den König Israels, anzunehmen. Die, welche willig sind, zu sehen, sollen sehen; nur, weil wir unsre Augen verschließen, werden wir so traurig blind. Wir haben schon viel gesehen. Große und unerforschliche Dinge hat der Herr uns gezeigt, wofür wir seinen Namen preisen; aber es sind noch größere Wahrheiten in seinem Worte, größere Tiefen der Erfahrung, größere Höhen der Gemeinschaft, größere Werke im Dienste Gottes, größere Enthüllungen der Macht und der Liebe und der Weisheit. Diese sollen wir noch sehen, wenn wir willig sind, unsrem Herrn zu glauben. Die Fähigkeit, falsche Lehre zu erfinden, ist verderblich, aber das Vermögen, die Wahrheit zu sehen, ist ein Segen. Der Himmel soll uns geöffnet, der Weg dahin soll uns in dem Menschensohn frei gemacht werden, und den Engelverkehr, der zwischen dem oberen und dem unteren Reiche stattfindet, sollen wir klarer wahrnehmen. Lasst uns die Augen für geistliche Dinge offen halten und erwarten, immer mehr zu sehen. Lasst uns glauben, dass unser Leben nicht in Nichts zusammenschrumpfen wird, sondern dass wir immer mehr wachsen und Größeres und noch Größeres sehen werden, bis wir den großen Gott selber schauen und er niemals wieder unsren Blicken sich entziehen wird.

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8. Januar. 

„Selig sind, die reines Herzens sind, denn sie werden Gott schauen.“ 

Mt. 5,8.

 

Reinheit, Herzensreinheit soll unser Hauptstreben sein. Wir müssen innerlich durch den Geist und das Wort rein gemacht werden, dann werden wir äußerlich durch Hingabe und Gehorsam rein sein. Es ist ein genauer Zusammenhang zwischen den Neigungen und dem Verstande: wenn wir das Böse lieben, so können wir das nicht verstehen, was gut ist. Wenn das Herz unrein ist, wird das Auge trübe sein. Wie können diejenigen einen heiligen Gott schauen, die unheilige Dinge lieben? Was für ein Vorrecht ist es, Gott hier zu sehen! Ein Schimmer von ihm ist der Himmel hienieden! In Christo Jesu schauen die reines Herzens sind, den Vater. Wir sehen ihn, seine Wahrheit, seine Liebe, seinen Ratschluss, seine Herrschaft, seinen Bund mit uns, ja, wir sehen ihn selber in Christo. Aber dies erfassen wir nur in dem Maße, in welchem wir die Sünde aus dem Herzen fern halten. Nur die, welche nach Gottseligkeit streben, können ausrufen: „Meine Augen sehen stets zu dem Herrn.“ Der Wunsch des Mose: „Laß mich deine Herrlichkeit sehen!“ kann nur in uns erfüllt werden, wenn wir uns von aller Missetat reinigen. „Wir werden ihn sehen, wie er ist.“ Und „ein jeglicher, der solche Hoffnung hat zu ihm, der reinigt sich.“ Der Genuss gegenwärtiger Gemeinschaft und die Hoffnung des seligen Schauens sind dringende Beweggründe zur Reinheit des Herzens und des Lebens. Herr, mache uns reinen Herzens, auf dass wir dich schauen!

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9. Januar. 

„Die Seele, die da reichlich segnet, wird fett.“ 

Spr. 11,25.

 

Wenn ich wünsche, dass es wohl um meine Seele stehen soll, so darf ich meine Vorräte nicht aufspeichern, sondern muss den Armen austeilen. Karg und genau sein ist der Welt Weg zum Wohlstand, aber es ist nicht Gottes Weg, denn er spricht: „Einer teilt aus, und hat immer mehr; ein andrer karget, da er nicht soll, und wird doch ärmer.“ Der Weg des Glaubens ist, geben, um zu gewinnen. Ich muss dies wieder und wieder versuchen; und ich darf erwarten, dass so viel Wohlstand, wie gut für mich ist, mir werden wird als ein gnädiger Lohn für Freigebigkeit. Natürlich kann ich nicht sicher sein, reich zu werden. Ich werde fett sein, aber nicht zu fett. Zu große Reichtümer könnten mich so schwerfällig machen, wie korpulente Personen es gewöhnlich sind, mir die Verdauungsbeschwerden der Weltlichkeit zuziehen oder vielleicht Verfettung des Herzens verursachen. Nein, wenn ich fett genug bin, um gesund zu sein, so kann ich mich wohl begnügen; und wenn der Herr mir mein Auskommen gewährt, so kann ich ganz zufrieden sein. Aber es gibt eine geistige und geistliche Fettigkeit, welche ich sehr begehre; und diese kommt als eine Folge der Freigebigkeit für meines Gottes Sache, für seine Kirche und für meine Mitmenschen. Ich will nicht karg sein, sonst möchte mein Herz Hunger leiden. Ich will mitteilend und freigebig sein; denn dann werde ich meinem Herrn gleich werden. Er gab sich selbst für mich: soll ich ihm irgend etwas missgönnen?

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10. Januar. 

„Wer trunken macht, der wird auch trunken werden.“ 

Spr.11,25.

 

Wenn ich sorgsam an andre denke, so wird der Herr an mich denken; und in der einen oder andren Weise wird er mich belohnen. Wenn ich mich des Dürftigen annehme, so wird der Herr sich meiner annehmen. Wenn ich auf kleine Kinder acht habe, so wird der Herr mich als sein Kind behandeln. Wenn ich seine Herde weide, so wird er mich weiden. Wenn ich seinen Garten begieße, so wird er aus meiner Seele einen wohl begossenen Garten machen. Dies ist des Herrn eigne Verheißung; meine Sache sei es, die Bedingung zu erfüllen und dann zu erwarten, dass er die Verheißung erfüllt. Ich mag um mich selber sorgen bis zur Krankhaftigkeit, ich mag meine Gefühle beobachten, bis ich nichts mehr fühle, und ich mag meine eigne Schwachheit beklagen, bis ich fast zu schwach zum Klagen werde. Es wird mir viel nützlicher sein, uneigennützig zu werden und aus Liebe zu meinem Herrn anzufangen, für die Seelen derer um mich her zu sorgen. Mein Wasserbehälter wird sehr leer; kein frischer Regen kommt, ihn zu füllen; was soll ich tun? Ich will den Hahn umdrehen und das Wasser auslaufen lassen, die welkenden Pflanzen um mich her zu tränken. Was sehe ich? Meine Zisterne scheint sich zu füllen während des Fließens. Eine geheime Quelle ist tätig. So lange alles stillstand, war der frische Born versiegelt; aber wenn mein Vorrat ausfließt, andre zu tränken, so denkt der Herr an mich. Halleluja!

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11. Januar. 

„Und wenn es kommt, dass ich Wolken über die Erde führe, so soll man meinen Bogen sehen in den Wolken.“ 

1 Mose 9,14.

 

Gerade jetzt sind Wolken genug da, aber uns ist nicht bange, dass die Welt durch eine Sintflut zerstört werden wird. Wir sehen den Regenbogen oft genug, um uns von solchen Befürchtungen abzuhalten. Der Bund, den der Herr mit Noah machte, steht fest, und wir haben keinen Zweifel daran. Warum sollten wir also denken, dass die Leidenswolken, die jetzt unsren Himmel verdunkeln, mit unsrem Untergang enden werden? Lasst uns solche grundlosen und unwürdigen Befürchtungen aufgeben. Der Glaube sieht stets den Bogen der Bundesverheißung, wo die Vernunft die Wolke der Trübsal sieht. Gott hat einen Bogen, mit dem er die Pfeile des Verderbens abschießen könnte; aber siehe! er ist aufwärts gerichtet. Es ist ein Bogen ohne Pfeil und Strang; es ist ein Bogen, der zur Schau aufgehangen ist und nicht mehr zum Kriege gebraucht wird. Es ist ein Bogen von vielen Farben, der Freude und Wonne darstellt, und nicht ein Bogen, blutrot vom Gemetzel oder schwarz vom Zorn. Lasst uns guten Mutes sein. Niemals verdunkelt Gott unsren Himmel so, dass er seinen Bund ohne einen Zeugen lässt; und selbst wenn er es täte, wollten wir ihm vertrauen, da er sich nicht ändern, nicht lügen oder in irgend einer andren Weise verfehlen kann, seinen Bund des Friedens zu halten. Bis die Wasser wiederum über die Erde gehen, werden wir keinen Grund haben, an unsrem Gott zu zweifeln.

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12. Januar. 

„Denn der Herr verstößt nicht ewiglich.“ 

Klagl. 3,31.

 

Er mag auf eine Zeitlang verstoßen, aber nicht auf ewig. Eine Frau mag ihr Geschmeide auf einige Tage ablegen, aber sie wird es nicht vergessen und es nicht auf den Dunghaufen werfen. Es sieht dem Herrn nicht gleich, diejenigen zu verstoßen, die er liebt, denn: „Wie er hatte geliebet die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ Einige reden davon, dass wir in der Gnade und aus der Gnade seien, als wenn wir wie Kaninchen wären, die in ihre Höhle hinein und wieder heraus laufen: aber in der Tat, es ist nicht so. Des Herrn Liebe ist eine viel ernstere und bleibendere Sache. Er wählte uns von Ewigkeit, und er wird uns die Ewigkeit hindurch lieben. Er liebte uns so, dass er für uns starb, und wir können deshalb gewiss sein, dass seine Liebe niemals sterben wird. Seine Ehre ist so mit der Errettung des Gläubigen verknüpft, dass er ihn ebensowenig verwerfen kann, wie er sein eignes Gewand als König der Herrlichkeit hinweg zu werfen vermag. Nein, nein! Der Herr Jesus als Haupt verstößt nie seine Glieder; als Bräutigam nie seine Braut. Dachtest du je, du seiest verstoßen? Warum dachtest du so Arges von dem Herrn, der sich mit dir verlobt hat? Wirf diese Gedanken hinaus und laß sie nie wieder in deiner Seele Raum finden. „Gott hat sein Volk nicht verstoßen, welches er zuvor versehen hat.“ (Röm. 11,2.) „Er hasset das Verstoßen.“ (Mal. 2,16.) 

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13. Januar. 

„Wer zu mir kommt, den werde ich nicht hinausstoßen.“ 

Joh. 6,37.

 

Gibt es ein Beispiel davon, dass unser Herr einen Kommenden ausgestoßen hat? Wenn es ein solches gibt, so möchten wir es wissen; aber es hat keins gegeben und es wird nie eins geben. Unter den verlornen Seelen in der Hölle ist keine, die sagen kann: „Ich ging zu Jesu, und er wies mich ab.“ Es ist nicht möglich, dass du oder ich der erste sein könnte, dem Jesus sein Wort bräche. Lasst uns keinen so dunkeln Verdacht hegen. Gesetzt, wir gingen jetzt zu Jesu in betreff der heutigen Übel. Dessen können wir gewiss sein – er wird uns nicht das Gehör verweigern und wird uns nicht hinausstoßen. Diejenigen von uns, die oft dagewesen sind, und die, welche noch nie dahin gegangen – lasst uns zusammen gehen und wir werden sehen, dass er die Tür seiner Gnade vor keinem von uns verschließen wird. „Dieser nimmt die Sünder an,“ aber er weist keinen ab. Wir kommen in Schwachheit und Sünde zu ihm, mit zitterndem Glauben und wenig Kenntnis und geringer Hoffnung; aber er stößt uns nicht hinaus. Wir kommen im Gebet, und dies Gebet ein gebrochenes; mit Bekenntnis, und dies Bekenntnis fehlerhaft; mit Lob, und dies Lob viel zu gering für sein Verdienst; aber dennoch nimmt er uns an. Wir kommen krank, unrein, schwach und wertlos; aber er verstößt uns in keinerlei Weise. Lasst uns heute wiederum kommen zu ihm, der uns niemals hinausstößt.

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14. Januar. 

„Kommet her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch Ruhe geben.“

Mt. 11,28.

 

Wir, die errettet sind, finden Ruhe in Jesu. Die, welche nicht errettet sind, werden Ruhe empfangen, wenn sie zu ihm kommen, denn hier verheißt er, sie zu „geben“. Nichts kann freier sein, als eine Gabe; lasst uns fröhlich annehmen, was er fröhlich gibt. Ihr sollt sie nicht kaufen noch borgen, sondern sie als eine Gabe annehmen. Ihr mühet euch ab unter der Peitsche des Ehrgeizes, der Habgier, der Lüste oder der Sorge: Er will euch aus dieser eisernen Knechtschaft befreien und euch Ruhe geben. Ihr seid „beladen“, – ja, schwer beladen mit Sünde, Furcht, Sorge, Gewissensangst, Todesfurcht, aber, wenn ihr zu ihm kommt, will er euch entlasten. Er trug die zermalmende Masse unsrer Sünde, damit wir sie nicht länger trügen. Er machte sich zum großen Bürdenträger, damit jeder Schwerbeladene aufhörte, unter dem furchtbaren Drucke sich zu beugen. Jesus gibt Ruhe. Es ist so. Willst du es glauben? Willst du die Probe versuchen? Willst du das sogleich tun? Komme zu Jesu, indem du jede andre Hoffnung aufgibst, an ihn denkst, Gottes Zeugnis über ihn glaubst und ihm alles anvertrauest. Wenn du so zu ihm kommst, so wird die Ruhe, die er dir geben wird, tief, sicher, heilig und immerwährend sein. Er gibt eine Ruhe, welche sich zum Himmel entwickelt, und er gibt sie noch diesen Tag allen, die zu ihm kommen.

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15. Januar. 

“Denn er wird des Armen nicht so ganz vergessen, und die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.“

Ps. 9,19.

 

Armut ist ein hartes Erbteil; aber die, welche auf den Herrn trauen, werden durch den Glauben reich gemacht. Sie wissen, dass sie nicht von Gott vergessen sind; und obwohl es scheinen mag, als wenn sie bei der Verteilung der guten Dinge dieser Erde übersehen wären, so hoffen sie doch auf eine Zeit, wo all dieses ausgeglichen sein wird. Lazarus wird nicht immer unter den Hunden an des reichen Mannes Tür liegen, sondern wird seinen Lohn in Abrahams Schoß haben. Selbst jetzt gedenkt der Herr seiner armen, aber ihm teuren Kinder. „Ich bin arm und elend, der Herr aber sorget für mich,“ sagte vor alters einer, und so ist es auch. Die gottesfürchtigen Armen haben große Hoffnungen. Sie hoffen, der Herr werde sie mit allem, was zum Leben und göttlichen Wandel dienet, versehen; sie hoffen, alle Dinge zu ihrem Besten wirken zu sehen; sie hoffen auf eine um so nähere Gemeinschaft mit ihrem Herrn, der nicht hatte, wo er sein Haupt hinlegen konnte; sie hoffen auf seine zweite Zukunft und darauf, an seiner Herrlichkeit teilzunehmen. Diese Hoffnung kann nicht verloren sein, denn sie ist aufbehalten in Christo Jesu, der ewiglich lebet; und weil er lebet, soll auch sie leben. Der arme Heilige singt manches Lied, welches der reiche Sünder nicht verstehen kann. Deshalb lasst uns, wenn wir karge Kost hienieden haben, an den königlichen Tisch dort droben denken.

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16. Januar. 

„Und soll geschehen, wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll errettet werden.“ 

Joel 3,5.

 

Warum rufe ich nicht seinen Namen an? Warum laufe ich zu diesem und jenem Nachbar, wenn Gott so nahe ist und meinen schwächsten Ruf hören will? Warum sitze ich nieder und mache Entwürfe und erfinde Pläne? Warum werfe ich nicht sogleich mich und meine Last auf den Herrn? Der gerade Weg ist der beste – warum laufe ich nicht sogleich zu dem lebendigen Gott? Vergeblich werde ich anderswo Befreiung suchen, aber bei Gott werde ich sie finden, denn hier habe ich sein königliches soll, und das gibt mir Gewissheit. Ich brauche nicht zu fragen, ob ich ihn anrufen darf oder nicht, denn das Wort „Wer“ ist ein sehr weites und umfassendes. „Wer“ meint mich, denn es meint allen und jeden, der Gott anruft. Ich will deshalb der Führung des Textes folgen und sogleich den glorreichen Herrn anrufen, der eine so weite Verheißung gegeben hat. Meine Not ist dringend, und ich sehe nicht, wie ich befreit werden soll, aber das ist nicht meine Sache. Er, der die Verheißung gibt, wird Mittel und Wege finden, sie zu halten. An mir ist’s, seinen Geboten zu gehorchen; an mir ist’s nicht, seine Ratschläge zu leiten. Ich bin sein Diener, nicht sein Sachwalter. Ich rufe ihn an, und er wird mich erretten.

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17. Januar. 

„Er sprach: Gewiss, ich will mit dir sein.“ 

2 Mose 3,12.

 

Natürlich, wenn der Herr Mose mit einer Botschaft aussandte, so wollte er ihn nicht allein gehen lassen. Die furchtbare Gefahr, die damit verbunden war und die große Macht, die dazu erforderlich, würde es lächerlich gemacht haben, wenn Gott einen armen, einsamen Hebräer gesandt, dem mächtigsten König in der Welt die Spitze zu bieten, und ihn dann allein gelassen hätte. Es ließ sich gar nicht denken, dass ein weiser Gott den armen Mose sich mit Pharao und den ungeheuren Streitkräften Ägyptens messen lassen werde. Darum spricht er: „Gewiss, ich will mit dir sein,“ als wenn es außer aller Frage wäre, dass er ihn nicht allein senden wolle. In meinem Falle wird auch dieselbe Regel anwendbar sein. Wenn ich mit des Herrn Botschaft ausgehe in einfachem Vertrauen auf seine Macht, und allein seine Ehre im Auge habe, so ist es gewiss, dass er mit mir sein wird. Dass er mich sendet, verbindet ihn, mich zu unterstützen. Ist dies nicht genug? Was kann ich mehr bedürfen? Wenn alle Engel und Erzengel mit mir wären, so möchte es mir misslingen, aber wenn er mit mir ist, so muss es gelingen. Lasst mich nur Sorge tragen, dass ich dieser Verheißung würdig handle. Lasst mich nicht schüchtern, halbherzig, sorglos, vermessen gehen. Was für ein Mann sollte der sein, der Gott mit sich hat! In solcher Gesellschaft geziemt es mir, mich männlich zu zeigen und wie Mose ohne Furcht zu Pharao hineinzugehen.

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18. Januar.

„Wenn er sein Leben zum Schuldopfer gegeben hat, so soll er seinen Samen sehen.“ 

Jes. 53,10.

 

Unser Herr Jesus ist nicht vergeblich gestorben. Sein Tod war ein Opfertod: er starb als unser Stellvertreter, weil der Tod die Strafe unsrer Sünden war; und weil seine Stellvertretung von Gott angenommen ward, so hat er diejenigen errettet, für die er sein Leben zum Schuldopfer gegeben. Durch den Tod wurde er dem Weizenkorn gleich, das viel Frucht bringet. Für ihn muss eine stete Reihenfolge von Kindern da sein; er ist der „Ewig-Vater“. Er soll sagen: „Siehe, hier bin ich und die Kinder, die du mir gegeben hast.“ Ein Mann wird geehrt in seinen Söhnen, und Jesus hat seinen Köcher voll von diesen „Pfeilen des Starken“. Ein Mann wird dargestellt in seinen Kindern, und das wird Christus in den Christen. In seinem Samen scheint eines Mannes Leben verlängert und ausgedehnt zu sein; ebenso wird das Leben Jesu in den Gläubigen fortgesetzt. Jesus lebt, denn er sieht seinen Samen. Er heftet sein Auge auf uns, er hat Freude an uns, er erkennt in uns die Frucht der Arbeit seiner Seele. Lasst uns froh sein, dass unser Herr sich stets an dem Ergebnis seines furchtbaren Opfers erfreut und dass er niemals aufhören wird, seine Augen an der Ernte seines Todes zu weiden. Diese Augen, die einst um uns weinten, betrachten uns jetzt mit Vergnügen. Ja, er blickt auf die, welche auf ihn blicken. Unsre Augen begegnen sich! Was für eine Freude ist dies!

27

19. Januar. 

„Denn so du mit deinem Munde bekennest Jesum, dass er der Herr sei, und glaubest in deinem Herzen, dass ihn Gott von den Toten auferwecket hat, so sollst du errettet werden.“ 

Röm.10,9.

 

Es muss Bekenntnis mit dem Munde da sein. Habe ich dieses abgelegt? Habe ich offen meinen Glauben an Jesum als den Heiland, den Gott von den Toten auferwecket hat, bekannt, und habe ich es in Gottes Weise getan? Lasst mich diese Frage redlich beantworten. Es muss auch Glaube mit dem Herzen da sein. Glaube ich aufrichtig an den auferstandenen Herrn Jesum? Vertraue ich auf ihn als meine einzige Hoffnung der Seligkeit? Ist dies Vertrauen von Herzen? Laß mich darauf antworten wie vor Gott. Wenn ich mit Wahrheit behaupten kann, dass ich Christum bekannt und an ihn geglaubt habe, dann bin ich errettet. Der Spruch sagt nicht: „es mag so sein,“ sondern es ist deutlich wie der Schaft einer Pieke und klar wie die Sonne am Himmel: „Du sollst errettet werden.“ Als ein Gläubiger und ein Bekennender darf ich meine Hand auf diese Verheißung legen und sie vor Gott geltend machen in diesem Augenblick und das ganze Leben hindurch, in der Stunde des Todes und am Tage des Gerichtes. Ich muss von der Schuld der Sünde, der Macht der Sünde, der Strafe der Sünde und schließlich von dem ganzen Wesen der Sünde errettet werden. Gott hat es gesagt – „du sollst errettet werden.“ Ich glaube es. Ich soll errettet werden: ich bin errettet. Ehre sei Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit!

28

20. Januar. 

„Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem Holz des Lebens, das im Paradies Gottes ist.“

Off. 2,7.

 

Niemand darf am Tage der Schlacht die Flucht ergreifen oder sich weigern, in den heiligen Krieg zu ziehen. Wir müssen kämpfen, wenn wir herrschen wollen, und wir müssen den Krieg fortführen, bis wir jeden Feind überwinden, sonst ist diese Verheißung nicht für uns, da sie nur für den ist, der „überwindet.“ Wir sollen die falschen Propheten überwinden, die in die Welt gekommen sind, und alle Übel, welche ihre Lehren begleiten. Wir sollen die Schwäche unsres eignen Herzens überwinden und die Neigung desselben, von unsrer ersten Liebe abzuweichen. Leset das Ganze, was der Geist der Gemeinde zu Ephesus sagt.

Wenn wir durch die Gnade das Feld behalten, wie wir es sollen, falls wir wahrhaft unsrem siegreichen Führer folgen, dann sollen wir in den Mittelpunkt des Paradieses Gottes hinein gelangen, es wird uns verstattet sein, an dem Cherub und seinem flammenden Schwert vorüberzugehen und zu jenem bewachten Baume zu kommen, von dessen Frucht der Mensch ewiglich lebet, wenn er sie bricht. Wir sollen so jenem endlosen Tode entgehen, welcher das Gericht über die Sünde ist, und jenes ewige Leben gewinnen, welches das Siegel der Unschuld, die Frucht gottähnlicher Heiligkeit ist. Komm, mein Herz, fasse Mut! Den Streit fliehen, das heißt die Freuden des neuen und bessern Edens verlieren; kämpfen bis zum Siege, heißt mit Gott im Paradiese wandeln.

29

21. Januar. 

„Die Ägypter sollen es inne werden, dass ich der Herr bin.“ 

2 Mose 7,5.

 

Die ungöttliche Welt ist hart zu lehren. Ägypten kennt nicht Jehovah, und wagt deshalb, seine Götzen aufzurichten und erkühnt sich sogar zu fragen: „Wer ist der Herr?“ Jedoch, der Herr hat im Sinne, stolze Herzen zu brechen, ob sie wollen oder nicht. Wenn seine Gerichte über ihren Häuptern donnern, ihren Himmel verdunkeln, ihre Ernten zerstören und ihre Söhne erschlagen, dann beginnen sie etwas von Jehovahs Macht inne zu werden. Es werden noch Dinge auf Erden geschehen, welche Zweifler auf die Kniee bringen sollen. Lasst uns nicht entmutigt werden durch ihre Lästerungen, denn der Herr vermag für seinen eignen Namen Sorge zu tragen und wird dies in sehr wirksamer Weise tun.

Die Errettung seines Volkes war ein andres, kräftiges Mittel, Ägypten wissen zu lassen, dass der Gott Israels Jehovah, der lebendige und wahre Gott sei. Kein Israelite starb durch eine der zehn Plagen. Keiner von dem erwählten Samen ertrank im Roten Meere. Ebenso wird die Errettung der Erwählten und die gewisse Verherrlichung aller wahren Gläubigen die hartnäckigsten Feinde Gottes zu dem Eingeständnis zwingen, dass Jehovah Gott ist. O, dass seine überzeugende Macht durch den Heiligen Geist die Predigt des Evangeliums begleitete, bis alle Völker sich vor dem Namen Jesu beugten und ihn Herr nennten!

30

22. Januar. 

„Wohl dem, der sich des Dürftigen annimmt, den wird der Herr erretten zur bösen Zeit.“ 

Ps. 41,2.

 

An die Armen zu denken und sie auf dem Herzen zu tragen, ist eines Christen Pflicht, denn Jesus stellte sie uns zur Seite und legte sie uns nahe, als er sprach: „Arme habt ihr allezeit bei euch.“ Viele geben ihr Geld den Armen rasch und gedankenlos; noch mehrere geben überhaupt gar nichts. Diese köstliche Verheißung gehört denen, welche sich der Armen annehmen, ihre Lage untersuchen, Pläne zu ihrem Wohle entwerfen und dieselben mit Überlegung ausführen. Wir können mehr durch Sorgfalt als durch Silber tun, und am meisten durch beides zusammen. Denjenigen, die sich der Armen annehmen, verheißt der Herr seinen eignen Beistand in Zeiten des Leidens. Er will uns aus der Not heraus reißen, wenn wir andren helfen, die in Not sind. Wir werden sehr eigentümliche Fürsorge des Herrn erfahren, wenn er sieht, dass wir versuchen, für andre zu sorgen. Wir werden eine Zeit der Not haben, wie freigebig wir auch sein mögen; aber wenn wir wohltätig sind, so dürfen wir einen Anspruch auf besondere Errettung geltend machen, und der Herr wird sein Wort und seine Handschrift nicht verleugnen. Geizige Filze mögen sich selber helfen, aber sorgsamen und freigebigen Gläubigen wird der Herr helfen. Wie ihr andren getan habt, so wird der Herr euch tun. Leert eure Taschen aus. 

31

23. Januar. 

„Und lege seine Hand auf des Brandopfers Haupt, so wird es angenehm sein und ihn versöhnen.“ 

3 Mose 1,4. 

 

Wenn das Rind durch dies Auflegen der Hand des Darbringenden Opfer ward, wieviel mehr wird Jesus unser werden durch das Auflegen der Glaubenshand? 

 

„Mein Glaube legt die Hand, 

O Jesu, auf dein Haupt, 

Wenn ich die Sünd’ bekannt 

Und reuig vor dir steh’.“ 

 

Wenn ein Rind statt seiner angenommen werden konnte, um ihn zu versöhnen, wie viel mehr wird der Herr Jesus unsre volle und allgenügende Sühne sein? Einige streiten wider die große Wahrheit der Stellvertretung; aber was uns betrifft, so ist sie unsre Hoffnung, unsre Freude, unser Ruhm, unser alles. Jesus ist angenommen an unsrer Statt, uns zu versöhnen, und wir sind „angenommen in dem Geliebten.“ Möge der Leser Sorge tragen, sogleich seine Hand auf des Herrn vollendetes Opfer zu legen, damit es durch diese Annahme ihm zu gute kommen möge. Wenn er dies einmal getan hat, tue er es wiederum. Wenn er es niemals getan, so strecke er ohne einen Augenblick Verzug seine Hand aus. Jesus ist jetzt dein, wenn du ihn haben willst. Lehne dich auf ihn; lehne dich mit all deinem Gewicht auf ihn, so ist er dein über allen Zweifel hinaus; du bist mit Gott versöhnt, deine Sünden sind ausgetilgt, und du bist des Herrn.

32

24. Januar.

„Er wird behüten die Füße seiner Heiligen.“ 

1 Sam. 2,9.

 

Der Weg ist schlüpfrig, und unsre Füße sind schwach, aber der Herr wird sie behüten. Wenn wir uns durch gehorsamen Glauben ihm hingeben, seine Heiligen zu werden, so will er selber unser Hüter sein. Nicht nur wird er seinen Engeln Befehl geben, uns zu behüten, sondern er selbst wird unsre Schritte bewahren. Er will unsre Füße vor dem Fallen behüten, so dass wir nicht unsre Kleider beflecken, unsre Seele verwunden und dem Feinde Ursache zum Lästern geben. Er will unsre Füße vor dem Abweichen behüten, so dass wir nicht auf die Pfade des Irrtums oder die Wege der Torheit oder die Bahnen der weltlichen Sitte gehen. Er will unsre Füße behüten vor dem Anschwellen, das von Müdigkeit herrührt und vor der Entzündung, die durch Rauheit und Länge des Weges entsteht. Er will unsre Füße vor Verwundung behüten: unsre Schuhe sollen Eisen und Erz sein, so dass wir selbst, wenn wir auf die Spitze des Schwertes oder auf tödliche Schlangen treten, nicht bluten sollen und nicht vergiftet werden. Er will unsre Füße auch aus dem Netz ziehen. Wir sollen nicht durch Betrug unsrer boshaften und listigen Feinde verstrickt werden. Mit einer solchen Verheißung wie diese lasst uns laufen ohne Müdigkeit und wandeln ohne Furcht. Er, der unsre Füße behütet, wird es in Wahrheit tun.

33

25. Januar. 

“Er siehet auf die Menschen, und so einer spricht: Ich habe gesündiget und das Recht verkehret, und es hat mir nichts genützet; so wird er seine Seele erlösen, dass sie nicht ins Verderben fähret, und sein Leben wird das Licht sehen.“ 

Hiob 33,27.28. 

 

Dies ist ein Wort der Wahrheit, aus der Erfahrung eines Mannes Gottes, und es kommt einer Verheißung gleich. Was der Herr getan hat und tut, das wird er fortfahren zu tun, so lange die Welt stehet. Der Herr will alle aufnehmen, die mit einem aufrichtigen Bekenntnis ihrer Sünde zu ihm kommen; in der Tat, er sieht immer nach solchen aus, die um ihrer Fehler willen in Not sind. Können wir uns nicht die hier gebrauchten Worte zu eigen machen? Haben wir nicht gesündigt, persönlich gesündigt, so dass wir sagen müssen: „Ich habe gesündigt?“ Vorsätzlich gesündigt und das Recht verkehrt? Gesündigt so, dass wir die Entdeckung gemacht, es sei kein Gewinn dabei, sondern ewiger Verlust? Lasst uns denn zu Gott mit diesem ehrlichen Geständnis gehen. Er verlangt nicht mehr. Wir können nicht weniger tun. Lasst uns seine Verheißung in dem Namen Jesu geltend machen. Er will uns von dem Abgrund der Hölle erlösen, der sich vor uns auftut; er will uns Leben und Licht gewähren. Warum sollten wir verzweifeln? Warum auch nur zweifeln? Der Herr spottet nicht demütiger Seelen. Er meint, was er sagt. Den Schuldigen kann vergeben werden. Die, welche Hinrichtung verdienen, können Begnadigung erlangen. Herr, wir bekennen und wir bitten dich, zu vergeben! 

34

26. Januar. 

„Es ist keine Zauberei wider Jakob und keine Wahrsagerei wider Israel.“ 

4 Mose 23,23.

 

Wie sollte dies alle albernen und abergläubischen Befürchtungen mit der Wurzel ausrotten! Selbst wenn irgend etwas Wahres an Zauberei und an Omen wäre, so könnte es doch nicht das Volk Gottes berühren. Die, welche Gott segnet, können die Teufel nicht verfluchen. Ungöttliche Menschen wie Bileam mögen listig Pläne ersinnen, das Israel des Herrn zu vernichten; aber mit all ihrer Heimlichkeit und Schlauheit sind sie doch dazu verurteilt, dass ihnen alles fehlschlägt. Ihr Pulver ist nass, die Spitze ihres Schwertes ist stumpf. Sie kommen zusammen, aber da der Herr nicht mit ihnen ist, so kommen sie vergeblich zusammen. Wir mögen still sitzen und sie ihre Netze weben lassen, denn wir werden nicht darin gefangen werden. Ob sie Beelzebub zu Hilfe rufen und alle seine Schlangenlist aufwenden, so wird es ihnen nichts verschlagen; der Zauber wird nicht wirken, die Wahrsagerei wird sie betrügen. Was für ein Segen ist dies! Wie beruhigt es das Herz! Gottes Jakobe ringen mit Gott, aber niemand soll mit ihnen ringen und obsiegen. Gottes Israele haben Macht bei Gott und siegen ob, aber niemand soll Macht haben, sie zu besiegen. Wir brauchen den bösen Feind selber nicht zu fürchten und auch keinen jener geheimen Gegner, deren Worte voll Betrug und deren Pläne tief und unergründlich sind. Sie können denjenigen nicht schaden, die auf den lebendigen Gott vertrauen. Wir trotzen dem Teufel und all seinen Legionen.

35

27. Januar. 

„Daselbst werdet ihr gedenken an euer Wesen und an alles euer Tun, darinnen ihr verunreiniget seid, und werdet Missfallen haben über aller eurer Bosheit, die ihr getan habt.“ 

Hes. 20,43.

 

Wenn wir von dem Herrn angenommen sind und Gnade, Friede und Sicherheit erlangt haben, so werden wir dahin geführt, für alle unsre Fehler und Vergehen wider unsren gnädigen Gott Buße zu tun. So köstlich ist die Buße, dass wir sie einen Diamant reinsten Wassers nennen können, sie ist dem Volke Gottes verheißen als eins der heiligsten Resultate der Errettung. Er, der die Buße annimmt, gibt auch die Buße, und er gibt sie nicht aus der „bittern Büchse“, sondern sie ist wie eine jener „Semmeln mit Honig“, mit denen er sein Volk speisete. Ein Gefühl der mit Blut erkauften Vergebung und der unverdienten Barmherzigkeit ist das beste Mittel, ein Herz von Stein zu erweichen. Fühlen wir uns hart? Lasst uns an die Liebe des Bundes denken, dann werden wir die Sünde aufgeben, sie beklagen und Missfallen an ihr haben; ja, wir werden Widerwillen gegen uns selber fühlen, weil wir gegen eine so unendliche Liebe gesündigt. Lasst uns zu Gott mit dieser Verheißung der Buße kommen und ihn bitten, uns zu helfen, dass wir gedenken und bereuen und Buße tun und wiederkehren. O, dass wir die Rührungen heiligen Schmerzens empfinden könnten! Welche Erleichterung würde eine Flut von Tränen sein! Herr, schlage den Felsen oder sprich zu dem Felsen, und laß die Wasser fließen!

36

28. Januar. 

„Und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.“ 

Offb. 21,4.

 

Ja, dahin sollen wir kommen, wenn wir Gläubige sind. Der Schmerz wird aufhören, und die Tränen werden abgewischt werden. Dies ist die Welt des Weinens, aber sie vergehet. Es wird ein neuer Himmel und eine neue Erde sein, so sagt der erste Vers dieses Kapitels; und deshalb wird man dort nicht mehr über den Fall und das dadurch erzeugte Elend weinen. Leset den zweiten Vers und beachtet, wie er von der Braut und ihrer Hochzeit spricht. Die Hochzeit des Lammes ist eine Zeit grenzenloser Freude, und Tränen würden da am unrechten Ort sein. Der dritte Vers sagt, dass Gott selbst bei den Menschen wohnen wird; und gewiss, „zu seiner Rechten ist liebliches Wesen ewiglich,“ und Tränen können nicht länger fließen. Was wird unser Zustand sein, wenn kein Leid, noch Geschrei, noch Schmerzen mehr sein wird? Dies wird herrlicher sein, als wir uns jetzt noch vorstellen können. O Augen, die ihr vom Weinen gerötet seid, hört auf mit der heißen Flut, denn über ein Kleines sollt ihr keine Tränen mehr kennen! Niemand kann Tränen so abwischen wie der Gott der Liebe, und er kommt, es zu tun. „Den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude.“ Komm, Herr, und verziehe nicht; denn jetzt müssen beide, Männer und Frauen, weinen.

37

29. Januar. 

„Siehe zu, und höre alle diese Worte, die ich dir gebiete, auf dass dir’s wohl gehe und deinen Kindern nach dir ewiglich, wenn du tust, was recht und gefällig ist vor dem Herrn, deinem Gott.“ 

5 Mose 12,28.

 

Obwohl die Seligkeit nicht durch die Werke des Gesetzes kommt, werden doch die Segnungen, die dem Gehorsam verheißen sind, den gläubigen Knechten Gottes nicht versagt. Die Flüche nahm unser Herr hinweg, als er für uns zum Fluch gemacht ward, aber kein einziger Segensspruch ist aufgehoben worden.

Wir sollen auf den geoffenbarten Willen des Herrn merken und hören, und unsre Aufmerksamkeit nicht nur auf Teile desselben richten, sondern auf „alle diese Worte“. Es muss kein Wählen und Aussuchen da sein, sondern eine unparteiische Achtung vor allem, was Gott befohlen hat. Dies ist der Weg zum Wohlergehen für den Vater und seine Kinder. Des Herrn Segen ist mit seinen Erwählten bis ins dritte und vierte Glied. Wenn sie aufrichtig vor ihm wandeln, so wird er alle Menschen wissen lassen, dass sie ein Same sind, den der Herr gesegnet hat. Kein Segen kann für uns und die Unsrigen durch Unehrlichkeit oder Doppelzüngigkeit kommen. Gleichförmigkeit mit der Welt und Unheiligkeit kann uns und den Unsren nichts Gutes bringen. Es wird gut mit uns gehen, wenn wir vor Gott gut wandeln. Wenn wir bei Rechtlichkeit nicht gedeihen, so werden wir es bei Schurkerei auch nicht. Das, was Gott Freude macht, wird uns Freude bringen.

38

30. Januar. 

„Und siehe, ich bin mit dir, und will dich behüten, wo du hinziehest.“ 

1 Mose 28,15.

 

Brauchen wir Gaben zur Reife? Hier sind treffliche – Gottes Gegenwart und Bewahrung. An allen Orten bedürfen wir dieser beiden, und an allen Orten sollen wir sie haben, wenn wir gehen, weil die Pflicht uns ruft und nicht bloß nach unsrer eignen Neigung. Warum sollten wir das Hinziehen nach einem andren Lande als eine traurige Notwendigkeit betrachten, wenn es uns von dem göttlichen Willen auferlegt wird? In allen Ländern ist der Gläubige gleichmäßig ein Pilger und ein Fremdling; und dennoch ist in jedem Lande der Herr „seine Wohnung“, wie er es seinen Heiligen für und für gewesen ist. Wir mögen den Schutz eines irdischen Monarchen entbehren, aber wenn Gott sagt: „Ich will dich behüten“, so sind wir in keiner wirklichen Gefahr. Dies ist ein gesegneter Pass für einen Reisenden und ein himmlisches Geleit für einen Auswanderer. Jakob hatte nie zuvor seines Vaters Dach verlassen: er war ein Muttersohn gewesen, und nicht ein Abenteurer wie sein Bruder. Doch ging er in die Ferne, und Gott ging mit ihm. Er hatte wenig Gepäck und keine Begleiter; dennoch reiste kein Fürst je mit einer herrlicheren Leibwache. Selbst während er auf offenem Felde schlief wachten Engel über ihm und Gott der Herr sprach zu ihm. Wenn der Herr uns gehen heißt, so lasst uns mit unsrem Herrn Jesu sprechen: „Stehet auf und lasst uns von hinnen gehen.“

89

31. Januar. 

„Mein Gott wird mich hören.“ 

Micha 7,7.

 

Freunde mögen untreu sein, aber der Herr wird sich nicht von der begnadigten Seele wenden; im Gegenteil, er wird alle ihre Wünsche hören. Der Prophet spricht: „Bewahre die Tür deines Mundes vor der, die in deinen Armen schläft. Des Menschen Feinde sind sein eignes Hausgesinde.“ Dies ist ein elender Stand der Sachen; aber sogar in solchem Falle bleibt der beste Freund treu, und wir können ihm all unsren Kummer erzählen. Es ist für uns weise, auf den Herrn zu blicken und nicht mit Männern oder Frauen zu streiten. Wenn unsre liebevollen Mahnungen von unsren eignen Verwandten missachtet werden, so lasst uns auf den Gott unsres Heils harren, denn er wird uns hören. Er wird uns nur um so mehr hören um der Unfreundlichkeit und Bedrückung andrer willen, und wir werden bald Ursache haben zu rufen: „Freue dich nicht, meine Feindin, dass ich daniederliege!“ Weil Gott der lebendige Gott ist, kann er hören; weil er ein liebevoller Gott ist, will er hören; weil er unser Bundesgott ist, hat er sich verpflichtet, uns zu hören. Wenn jeder unter uns von ihm als „Mein Gott“ sprechen kann, so können wir mit völliger Gewissheit sagen: „Mein Gott wird mich hören.“ Komm denn, o blutendes Herz, und laß deine Schmerzen sich ausschütten vor dem Herrn, deinem Gott! Ich will im Verborgenen das Knie beugen und in meinem Innern flüstern: „Mein Gott wird mich hören.“

40

1. Februar. 

„Euch aber, die ihr meinen Namen fürchtet, soll aufgehen die Sonne der Gerechtigkeit und Heil unter desselben Flügeln.“ 

Mal. 4,2.

 

Dies gnadenvolle Wort ist einmal erfüllt in der ersten Zukunft unsres glorreichen Herrn und wird in seiner zweiten Zukunft eine noch vollständigere Erfüllung finden, aber es ist auch für den täglichen Gebrauch. Ist es dunkel um den Leser? Lasst uns darum nicht verzweifeln: die Sonne wird dennoch aufgehen. Wenn die Nacht am dunkelsten, ist der Tagesanbruch am nächsten. Die Sonne, die aufgehen wird, ist von keiner gewöhnlichen Art. Es ist die rechte Sonne – die Sonne der Gerechtigkeit, von der jedweder Strahl Heiligkeit ist. Er, der kommt, uns zu erfreuen, kommt auf dem Wege der Gerechtigkeit sowohl wie der Barmherzigkeit, er will kein Gesetz brechen, nicht einmal, um uns zu erretten. Jesus enthüllt ebensosehr die Heiligkeit Gottes wie seine Liebe. Unsre Erlösung wird, wenn sie kommt, gesichert sein, weil sie gerecht ist. Der eine Punkt unsrer Selbstprüfung sollte sein: „Fürchten wir den Namen des Herrn? Verehren wir den lebendigen Gott, und wandeln wir auf seinen Wegen?“ Dann muss für uns die Nacht kurz sein, und wenn der Morgen kommt, ist alle Krankheit und aller Schmerz unsrer Seele auf ewig vorüber. Licht, Wärme, Freude und klares Schauen wird kommen, und die Heilung jeder Krankheit und Not wird darauf folgen. Ist Jesus über uns aufgegangen? Lasst uns in der Sonne sitzen. Hat er sein Angesicht verborgen? Lasst uns seines Aufgangs harren.

41

2. Februar. 

„Und ihr sollt ein- und ausgehen und zunehmen wie die Kälber des Stalles.“ 

Mal. 4,2.

 

Ja, wenn die Sonne scheint, verlassen die Kranken ihre Kammern und gehen umher, die frische Luft einzuatmen. Wenn die Sonne Frühling und Sommer bringt, so verlässt das Vieh seine Ställe und sucht Weide auf den höheren Alpen. Ebenso verlassen wir, wenn wir uns der Gemeinschaft mit unsrem Herrn bewusst sind, den Stall der Verzagtheit und wandeln umher in den Feldern heiliger Zuversicht. Wir steigen zu den Bergen der Freude hinan und nähren uns auf süßer Weide, die näher dem Himmel wächset, als die Vorräte fleischlicher Menschen. „Aus- und eingehen“ und „zunehmen“ ist eine doppelte Verheißung. O, meine Seele, sei du begierig, beider Segnungen zu genießen! Weshalb solltest du eine Gefangene sein? Siehe auf und gehe frei umher. Jesus sagt, dass seine Schafe aus- und eingehen und Weide finden werden; gehe also hinaus und weide auf den reichen Triften schrankenloser Liebe. Warum ein Kindlein in der Gnade bleiben? Nimm zu. Junge Kälber wachsen schnell, besonders bei Stallfütterung; und du hast die auserlesene Sorge deines Erlösers. Nimm daher zu in der Gnade und der Erkenntnis deines Herrn und Heilandes.

Die Sonne der Gerechtigkeit ist über dir aufgegangen. Nimm ihre Strahlen auf, wie die Knospen die der irdischen Sonne. Öffne dein Herz, erweitere dich und „wachse in allen Stücken an ihm.“

42

3. Februar.

„In der Welt habt ihr Trübsal, aber seid getrost, ich habe die Welt überwunden.“ Joh. 16,33.

 

Meines Herrn Worte über die Trübsal sind wahr. Ich habe meinen Anteil daran ohne allen Zweifel. Der Dreschflegel ist nicht aufgehangen, und ich kann nicht hoffen, dass er beiseite gelegt wird, so lange ich auf der Dreschtenne liege. Wie kann ich erwarten, in des Feindes Lande daheim zu sein, fröhlich in der Verbannung oder behaglich in der Wüste? Hier ist nicht meine Ruhe. Hier ist der Ort des Schmelzofens, der Schmiede und des Hammers. Meine Erfahrung stimmt mit den Worten meines Herrn überein. Ich beachte, wie er mich „getrost sein“ heißt. Ach, ich bin viel zu geneigt, niedergeschlagen zu sein. Mein Mut sinkt bald, wenn ich schwer geprüft werde. Aber ich muss diesem Gefühl nicht nachgeben. Wenn mein Herr mich getrost sein heißt, so darf ich nicht wagen, niedergedrückt zu sein. Was ist der Grund, den er zu meiner Ermutigung gebraucht? Nun, es ist sein eigner Sieg. Er sagt: „ich habe die Welt überwunden.“ Sein Kampf war viel schwerer als der meine. Ich habe noch nicht bis aufs Blut widerstanden. Warum verzweifle ich daran, zu überwinden? Siehe, meine Seele, der Feind ist schon einmal überwunden worden. Ich streite mit einem geschlagenen Feind. O Welt, Jesus hat dich schon besiegt; und in mir wird er dich durch seine Gnade wiederum überwinden. Deshalb bin ich getrost und singe meinem siegreichen Herrn ein Lied.

43

4. Februar. 

„Ich will euch nicht Waisen lassen; ich komme zu euch.“ 

Joh. 14,18.

 

Er verließ uns, und dennoch sind wir nicht Waisen gelassen. Er ist unser Trost, und er ist gegangen; aber wir sind nicht trostlos. Unser Trost ist, dass er zu uns kommen wird, und dies ist genug, uns während seiner langen Abwesenheit aufrecht zu halten. Jesus ist schon auf dem Wege, er spricht: „Ich komme bald,“ er naht sich uns eiligst. Er spricht: „Ich komme,“ und niemand kann sein Kommen hindern oder es um eine Viertelstunde zurückhalten. Er sagt ausdrücklich: „Ich komme zu euch;“ und das wird er. Sein Kommen ist besonders zu und für uns, die Seinen. Dies soll unser Trost sein, jetzt so lange wir Leid tragen, dass der Bräutigam noch nicht erscheint. Wenn wir das freudige Gefühl seiner Gegenwart verlieren, so trauern wir, aber wir dürfen nicht traurig sein wie die, die keine Hoffnung haben. Unser Herr hat sich im Augenblick des Zorns ein wenig vor uns verborgen, aber er wird mit voller Huld zu uns zurückkehren. Er verlässt uns in einem Sinne, aber nur in einem. Wenn er sich uns entzieht, so lässt er uns ein Pfand zurück, dass er wiederkehren will. O Herr, komme bald! Es ist kein Leben in diesem irdischen Dasein, wenn du nicht da bist. Wir seufzen nach der Rückkehr deines freundlichen Lächelns. Wann willst du zu uns kommen? Wir sind gewiss, dass du erscheinen willst; aber sei du gleich einem Reh oder einem jungen Hirsch. Verziehe nicht, o unser Gott!

44

5. Februar. 

„Wenn ich das Blut sehe, will ich an euch vorübergehen.“ 

2 Mose 12,13.

 

Dass ich selber das kostbare Blut sehe, ist zu meinem Troste, aber dass der Herr es siehet, ist das, was meine Sicherheit verbürgt. Selbst wenn ich nicht im Stande bin, es zu sehen, so blickt der Herr darauf und geht deshalb an mir vorüber. Wenn ich nicht so ruhig bin, wie ich es sein sollte, weil mein Glaube trübe ist, so bin ich doch ebenso sicher, weil des Herrn Auge nicht trübe ist und er beständig das Blut des großen Opfers anschaut. Welche Freude ist dies!

Der Herr sieht die tiefe, innere Bedeutung, die unendliche Fülle alles dessen, was der Tod seines lieben Sohnes bezeichnet. Er sieht es mit ruhiger Erinnerung daran, dass die Gerechtigkeit befriedigt und alle seine unvergleichlichen Eigenschaften verherrlicht sind. Er sah die Schöpfung in ihrem Fortschreiten und sprach: „Es ist sehr gut!“ aber was sagt er von der Erlösung in ihrer Vollendung? Was sagt er von dem Gehorsam, selbst bis zum Tode seines geliebten Sohnes? Niemand kann seine Freude an Jesu beschreiben, und seine Ruhe in dem süßen Geruch, den Jesus darbrachte, als er sich selber ohne Flecken Gott opferte.

Nun ruhen wir in stiller Sicherheit. Wir haben Gottes Opfer und Gottes Wort, das ein Gefühl vollkommener Geborgenheit in uns erschafft. Er will, er muss an uns vorübergehen, weil er unsren glorreichen Stellvertreter nicht verschonte. Die Gerechtigkeit reicht der Liebe die Hand, um ewiges Heil für alle Blutbesprengten zu sichern.

45

6. Februar.

„Wenn du der Stimme des Herrn, deines Gottes, gehorchen wirst, gesegnet wirst du sein in der Stadt.“ 

5 Mose 28,1.3.

 

Die Stadt ist voll Sorgen, und wer von Tag zu Tag dahin zu gehen hat, der findet, dass sie ein aufreibender Ort ist. Sie ist voll Lärm, Geräusch, Aufregung und schwerer Arbeit, mannigfach sind ihre Versuchungen, Verluste und Plagen. Aber mit dem göttlichen Segen dahin gehen, das bricht der Schwierigkeit die Spitze ab; dort weilen mit diesem Segen, das heißt, Vergnügen in ihren Pflichten finden und Kraft, die ihren Forderungen entspricht. Ein Segen in der Stadt mag uns nicht groß machen, aber er wird uns gut erhalten; er mag uns nicht reich machen, aber er wird uns ehrlich bleiben lassen. Ob wir Kofferträger oder Handlungsdiener, Geschäftsführer, Kaufleute oder obrigkeitliche Personen sind, die Stadt wird uns Gelegenheit zu nützlichem Wirken bieten. Es ist gut fischen, wo ganze Schwärme Fische sind, und es ist hoffnungsvoll, für unsren Herrn zu arbeiten in dem Gedränge der Massen. Wir würden vielleicht die Ruhe des Landlebens vorziehen, aber wenn wir in die Stadt berufen werden, so dürfen wir ihr sicherlich den Vorzug geben, weil sie Raum für unsre Tatkraft bietet. Lasst uns heute Gutes erwarten um dieser Verheißung willen und lasst es unsre Sorge sein, ein offenes Ohr für die Stimme des Herrn zu haben und eine rasche Hand, sein Geheiß zu erfüllen. Gehorsam bringt den Segen. „Wer die Gebote hält, der hat großen Lohn.“

46

7. Februar. 

„Wirst du zurückkehren zu dem Allmächtigen, so wirst du aufgebaut werden.“

Hiob 22,23.

 

Eliphas sprach hier eine große Wahrheit aus, welche die Hauptsumme mancher von Gott eingegebenen Worte ist. Leser, hat die Sünde dich niedergerissen? Bist du wie eine Ruine geworden? Ist die Hand des Herrn wider dich ausgegangen, so dass du an Besitztum ärmer geworden und im Geist niedergebeugt bist? War es deine eigne Torheit, welche all diese Zerstörung über dich gebracht hat? Dann ist das erste, was dir obliegt, zum Herrn zurückzukehren. Mit tiefer Buße und aufrichtigem Glauben finde den Weg zurück von deiner Rückfälligkeit. Es ist Pflicht für dich, denn du hast dich abgekehrt von ihm, dem du zu dienen behauptetest. Es ist Weisheit für dich, denn du kannst nicht wider ihn streiten und dabei glücklich sein. Es ist unmittelbare Notwendigkeit für dich, denn das, was er getan hat, ist nichts im Vergleich zu dem, was er zu deiner Züchtigung tun kann, da er allmächtig im Strafen ist. Sieh, welch eine Verheißung dich einladet! Du wirst „aufgebaut“ werden. Niemand als der Allmächtige kann die gefallenen Säulen deines Glücksstandes wieder aufrichten und die wankenden Mauern wiederherstellen; aber er kann und will es tun, wenn du zu ihm zurückkehrst. Schiebe es nicht auf. Dein niedergebeugter Geist möchte ganz sinken, wenn du in der Empörung beharrst; aber aufrichtiges Bekenntnis wird dich erleichtern, und demütiger Glaube wird dich trösten. Tue dies, und alles wird gut sein.

47

8. Februar.

„Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ 

Jes. 41,10.

 

Furcht vor dem Fallen ist heilsam. Waghalsig sein ist kein Zeichen von Weisheit. Zeiten kommen für uns, wo wir fühlen, dass wir untergehen müssen, wenn uns nicht ganz besondere Unterstützung zu teil wird. Hier haben wir solche. Gottes rechte Hand ist eine starke Lehne. Beachtet, es ist nicht nur seine Hand, obwohl diese Himmel und Erde an ihrem Ort erhält, sondern seine rechte Hand, seine Macht mit Geschicklichkeit vereint, seine Macht, wo sie am gewandtesten ist. Nein, dies ist nicht alles, es steht geschrieben: „Ich erhalte dich durch die rechte Hand meiner Gerechtigkeit.“ Die Hand, welche er gebraucht, um seine Heiligkeit aufrecht zu halten und seine königlichen Urteilssprüche zu vollziehen – diese soll ausgestreckt werden, um die, welche ihm vertrauen, zu erhalten. Furchtbar ist unsre Gefahr, aber fröhlich ist unsre Sicherheit. Den Mann, den Gott erhält, können Teufel nicht niederwerfen.  Schwach mögen unsre Füße sein, aber allmächtig ist Gottes rechte Hand. Rauh mag der Weg sein, aber die Allmacht ist unsre Stütze. Wir können kühn vorwärts gehen. Wir werden nicht fallen. Lasst uns beständig uns da anlehnen, wo alle Dinge sich anlehnen. Gott wird nicht seine Kraft zurückziehen, denn auch seine Gerechtigkeit ist da: er wird seiner Verheißung treu sein, und seinem Sohn treu und deshalb treu gegen uns. Wie fröhlich sollten wir sein! Sind wir es nicht?

48

9. Februar. 

„Und will dasselbe dritte Teil durchs Feuer führen und läutern, wie man Silber läutert, und fegen, wie man Gold feget. Die werden dann meinen Namen anrufen, und ich will sie erhören. Ich will sagen: Es ist mein Volk, und sie werden sagen: Herr, mein Gott.“ 

Sach. 13,9.

 

Die Gnade verwandelt uns in kostbares Metall, und dann kommen Feuer und Schmelzofen als notwendige Folge. Erschrecken wir davor? Wollten wir lieber für wertlos geachtet werden, um Ruhe zu genießen wie die Steine des Feldes? Dies hieße das schlechtere Teil wählen, wie Esau das Linsengericht nehmen und das Erbteil des Bundes aufgeben. Nein, Herr, wir wollen mit Freuden in den Schmelzofen geworfen werden, lieber, als von deinem Angesicht verworfen sein!

Das Feuer läutert nur, es zerstört nicht. Wir sollen durch das Feuer geführt, nicht darin gelassen werden. Der Herr schützt die Seinen wie Silber, und deshalb gibt er sich Mühe, sie von den Schlacken zu reinigen. Wenn wir weise sind, werden wir den Läuterungsprozess eher willkommen heißen, als ihn abwehren. Unser Gebet wird mehr sein, dass wir von dem schlechten Zusatz befreit, als dass wir aus dem Schmelztiegel genommen werden mögen. O Herr, du prüfst uns in der Tat! Wir sind fast aufgelöst durch den Grimm der Flammen. Doch dies ist dein Weg, und dein Weg ist der beste. Erhalte uns in der Prüfung und vollende den Prozess unsrer Läuterung, und wir wollen dein sein in alle Ewigkeit.

49

10. Februar. 

„Denn du sollst sein Zeuge zu allen Menschen sein des, das du gesehen und gehört hast.“ 

Apg. 22,15.

 

Paulus war erwählt, den Herrn vom Himmel herab sprechen zu sehen und zu hören. Diese göttliche Erwählung war ein hohes Vorrecht für ihn selber, aber sie war nicht bestimmt, mit ihm zu endigen, sie sollte Einfluss auf andre haben, ja, auf alle Menschen. Paulus ist es, dem zu dieser Stunde Europa das Evangelium verdankt. Unsre Sache ist’s, jeder nach seinem Maße Zeugen dessen zu sein, was der Herr uns geoffenbart hat, und wir laufen Gefahr, wenn wir die köstliche Offenbarung verbergen. Zuerst müssen wir sehen und hören, sonst werden wir nichts zu erzählen haben; aber wenn wir dies getan, so müssen wir begierig sein, unser Zeugnis abzulegen. Es muss persönlich sein: „Du sollst sein.“ Es muss für Christum sein: „Du sollst sein Zeuge sein.“ Es muss beständig und alles in sich ziehend sein; wir sollen dies vor allem andren sein und so, dass vieles andre dadurch ausgeschlossen wird. Unser Zeugnis darf nicht vor wenigen Auserlesenen sein, die uns freudig aufnehmen, sondern „zu allen Menschen“ – zu allen, die wir erreichen können, jung oder alt, reich oder arm, gut oder schlecht. Wir dürfen niemals schweigen, wie die, welche von einem stummen Geiste besessen sind; denn der vorliegende Spruch ist ein Gebot und eine Verheißung, und wir dürfen ihrer nicht verlustig gehen. – “Du sollst sein Zeuge sein.“ „Ihr aber seid meine Zeugen,“ spricht der Herr. Herr, erfülle dieses Wort auch an mir!

50

11. Februar. 

„Ich will meinen Geist auf deinen Samen gießen und meinen Segen auf deine Nachkommen.“ 

Jes. 44,3.

 

Unsre Kinder haben nicht den Geist Gottes von Natur, wie wir deutlich wahrnehmen. Wir sehen vieles in ihnen, was uns für ihre Zukunft fürchten lässt, und dies treibt uns zu angstvollem Gebet. Gerät ein Sohn auf verkehrte Wege, so rufen wir mit Abraham: „Ach, dass Ismael leben sollte vor dir!“ Wir sähen lieber, dass unsre Töchter Hannas wären, als Kaiserinnen. Dieser Spruch sollte uns sehr ermutigen. Er folgt auf die Worte „Fürchte dich nicht, mein Knecht Jakob,“ und er mag wohl unsre Furcht bannen. Der Herr will seinen Geist geben, will ihn reichlich geben, will ihn ausgießen; will ihn kräftig geben, so dass es ein wirklicher und ewiger Segen sein soll. Unter diesem göttlichen Ausgießen sollen unsre Kinder vortreten und: „Dieser wird sagen: Ich bin des Herrn, und jener wird genannt werden mit dem Namen Jakob.“ Dies ist eine von den Verheißungen betreffs welcher „der Herr sich fragen lassen will.“ Sollten wir nicht zu festgesetzten Zeiten und in bestimmter Weise für unsre Kinder beten? Wir können ihnen keine neuen Herzen geben, aber der Heilige Geist kann es; und ihn können wir leicht darum anflehen. Der große Vater hat Wohlgefallen an den Gebeten von Vätern und Müttern. Haben wir irgend welche Lieben außerhalb der Arche? Lasst uns nicht ruhen, bis sie durch des Herrn eigne Hand mit uns darin eingeschlossen sind.

51

12. Februar 

„Da nun Lot sich von Abram geschieden hatte, sprach der Herr zu Abram: Hebe deine Augen auf, und siehe von der Stätte an, da du wohnest, gegen Mitternacht, gegen den Mittag, gegen den Morgen und gegen den Abend. Denn alles Land, das du siehest, will ich dir geben und deinem Samen ewiglich.“

1 Mose 13,14.15.

 

Ein besonderer Segen bei einer denkwürdigen Gelegenheit. Abram hatte einen Familienstreit beigelegt er hatte gesprochen: „Lieber, laß nicht Zank sein zwischen mir und dir, denn wir sind Gebrüder;“ und deshalb empfing er den Segen, der den Friedfertigen gehört. Der Herr und Geber des Friedens lässt gern seine Gnade denen kund werden, welche Frieden suchen und erstreben. Wenn wir nähere Gemeinschaft mit Gott wünschen, so müssen wir uns näher an die Pfade des Friedens halten. Abram hatte sich sehr großmütig gegen seinen Verwandten benommen, indem er ihm die Wahl des Landes überließ. Wenn wir um des Friedens willen uns selber verleugnen, so will der Herr uns das mehr als ersetzen. So weit der Patriarch sehen kann, darf er das Land in Anspruch nehmen, und wir dürfen durch den Glauben ein Gleiches tun. Abram hatte auf den wirklichen Besitz zu warten, aber der Herr bestimmte ihm und seiner Nachkommenschaft das Land als Erbteil. Unbegrenzte Segnungen gehören uns durch die Bundesgaben. Alles ist unser. Wenn wir dem Herrn wohlgefallen, so lässt er uns überall umherblicken und sehen, dass alles unser eigen ist, es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige; alles ist unser. Wir aber sind Christi, Christus aber ist Gottes.

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13. Februar. 

„Gesegnet wirst du sein auf dem Felde.“

5 Mose 28,3.

 

Isaak wurde gesegnet, als er daselbst zur Abendzeit ging, um nachzudenken. Wie oft ist uns der Herr begegnet, wenn wir allein gewesen sind! Die Hecken und die Bäume können von unsrer Freude zeugen. Wir sehen nach solchem Segen wiederum aus. So wurde Boas gesegnet, als er sein Korn einerntete und seine Arbeiter ihn mit frommen Wünschen begrüßten. Möge der Herr allen Gedeihen geben, die den Pflug treiben! Jeder Landmann kann diese Verheißung vor Gott geltend machen, wenn er in der Tat der Stimme des Herrn, seines Gottes, gehorcht. Wir gehen auf das Feld, um zu arbeiten, wie Vater Adam es tat; und da der Fluch auf den Acker fiel durch die Sünde des ersten Adam, so ist es ein großer Trost für uns einen Segen durch den zweiten Adam zu finden.

Wir gehen auf das Feld, um uns Bewegung im Freien zu machen und sind froh in dem Glauben, dass der Herr diese Bewegung segnen und uns Gesundheit geben wird, die wir zu seiner Ehre gebrauchen wollen. Wir gehen auf das Feld, um die Natur zu studieren, und es ist nichts in der Kenntnis der sichtbaren Schöpfung, was nicht durch den göttlichen Segen zu dem höchsten Gebrauch geheiligt werden kann. Wir haben zuletzt auf das Feld zu gehen, um unsre Toten zu begraben; ja, andre werden, wenn die Reihe an sie kommt, uns zu dem Gottesacker auf dem Felde bringen: aber wir sind gesegnet, ob wir am Grabe weinen oder in demselben schlafen.

53 

14. Februar. 

„Wer auf den Herrn vertrauet, den wird die Barmherzigkeit umfangen.“ 

Ps. 32,10.

 

O schöner Lohn des Vertrauens! Mein Herr, gewähre ihn mir völlig! Mehr als alle andren Menschen fühlt der Vertrauende sich als einen Sünder; und siehe, die Barmherzigkeit ist für ihn bereitet: er weiß, dass er selbst kein Verdienst hat, aber die Barmherzigkeit kommt und hält Haus für ihn in freigebigster Weise. O Herr, gib mir diese Barmherzigkeit, so wie ich dir vertraue! Beachte, meine Seele, was für eine Leibwache du hast! Wie ein Fürst mit Soldaten umgeben ist, so bist du mit Barmherzigkeit umfangen. Vorn und hinten und an allen Seiten sind auf ihren Rossen diese Wachen der Gnade. Wir wohnen im Mittelpunkt eines Reiches der Barmherzigkeit, denn wir wohnen in Christo Jesu. O, meine Seele, in welcher Atmosphäre atmest du! Wie die Luft dich umfängt, ebenso tut es die Barmherzigkeit deines Herrn. Für den Gottlosen ist viele Plage, aber für dich sind so viel Güter da, dass deine Plage nicht der Erwähnung wert ist. David spricht: „Freuet euch des Herrn, und seid fröhlich, ihr Gerechten, und rühmet alle, ihr Frommen.“ Im Gehorsam gegen diese Vorschrift soll mein Herz in Gott triumphieren, und ich will meine Freude verkünden. Wie du mich mit Barmherzigkeit umgeben hast, will ich auch deine Altäre, o mein Gott, mit Liedern des Dankes umgeben!

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15. Februar. 

„Der Herr ist unsrer eingedenk gewesen, er wird uns segnen.“ 

Ps. 115,12.

 

Ich kann mein Siegel auf den ersten Satz drücken. Könnt ihr es nicht? Ja, Jehovah hat an uns gedacht, für uns gesorgt, uns getröstet, uns befreit und uns geleitet. In allen Führungen seiner Vorsehung hat er an uns gedacht und niemals unsre kleinen Angelegenheiten übersehen. Er ist unsrer „eingedenk“ gewesen – wir sind in seinen Gedanken gewesen. Und dies unser ganzes Leben lang, ohne eine einzige Unterbrechung. Zu besonderen Zeiten jedoch haben wir dies Denken an uns deutlicher gesehen und möchten uns dieselben jetzt mit überfließender Dankbarkeit ins Gedächtnis zurückrufen. Ja, ja: „Der Herr ist unsrer eingedenk gewesen.“ Der zweite Satz ist ein logischer Schluss aus dem ersten. Da Gott unveränderlich ist, so wird er fortfahren, unsrer in der Zukunft eingedenk zu sein, wie er es in der Vergangenheit gewesen ist; und sein Denken an uns ist dem Segnen gleich. Aber wir haben hier nicht nur den Schluss der Vernunft, sondern die von Gott eingegebene Erklärung: wir haben es auf die Autorität des Heiligen Geistes hin. – „Er wird uns segnen.“ Dies bedeutet Großes und Unerforschliches. Gerade die Unbestimmtheit der Verheißung deutet ihren unendlichen Umfang an. Er wird uns auf seine eigne göttliche Weise segnen und das von Ewigkeit zu Ewigkeit. Möge deshalb ein jeder von uns sagen: „Lobe den Herrn, meine Seele!“

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16. Februar. 

“Ich will nicht tun nach meinem grimmigen Zorn, noch mich kehren, Ephraim gar zu verderben, denn ich bin Gott, und nicht ein Mensch.“

Hos. 11,9.

 

Der Herr macht so seine verschonende Güte kund. Es mag sein, dass der Leser eben jetzt unter schwerem Missfallen Gottes ist, und dass alles ihm mit schleunigem Gerichte droht. Möge dieser Spruch ihn von Verzweiflung abhalten. Der Herr fordert dich auf, an deine Wege zu gedenken und deine Sünden zu bekennen. Wenn er ein Mensch gewesen wäre, so würde er dich längst ausgestoßen haben. Wenn er jetzt nach Menschenweise handeln wollte, so würde es „ein Wort und ein Schlag“ sein, und dann hätte es ein Ende mit dir: aber es ist nicht so, denn „so viel der Himmel höher ist, denn die Erde, so sind auch seine Wege höher, denn eure Wege.“ Du nimmst mit Recht an, dass er zornig ist, aber er will nicht ewiglich zürnen: wenn du dich von der Sünde zu Jesu kehrst, so will Gott sich von seinem Zorn abkehren. Weil Gott Gott ist, und nicht ein Mensch, ist noch Vergebung für dich da, obwohl du bis an den Hals in Missetaten stecken magst. Du hast es mit einem Gott zu tun, und nicht mit einem harten Menschen, nicht einmal mit einem bloß gerechten Menschen. Kein menschliches Wesen könnte Geduld mit dir haben; du würdest die Geduld eines Engels erschöpfen, wie du die deines trauernden Vaters erschöpft hast; aber Gott ist langmütig. Komm und stelle ihn sogleich auf die Probe. Bekenne, glaube und kehre um von deinem bösen Wege, so wirst du errettet werden.

56

17. Februar. 

„Ihr aber seid stark, und lasst eure Hände nicht schwach sein, denn euer Werk soll seinen Lohn haben.“ 

2 Chr. 15,7.

 

Gott hatte große Dinge für den König Assa und für Juda getan, aber doch waren sie ein schwaches Volk. Ihre Füße schwankten auf den Wegen des Herrn und ihre Herzen waren sehr unentschlossen, so dass sie gewarnt werden mussten, der Herr würde mit ihnen sein, so lange sie mit ihm wären; würde sie aber verlassen, wenn sie ihn verließen. Sie wurden auch an das Schwesterreich erinnert, wie schlecht es diesem in seiner Empörung ergangen und wie gnädig der Herr ihm gewesen, als es Buße zeigte. Des Herrn Absicht war, sie in seinem Wege fest zu machen und stark in der Gerechtigkeit. Ebenso sollte es mit uns sein. Gott verdient es, dass wir ihm mit aller Energie dienen, deren wir fähig sind.

Wenn der Dienst Gottes etwas wert ist, so ist er alles wert. Wir werden unsren besten Lohn in des Herrn Werk finden, wenn wir es mit entschlossenem Fleiß tun. Unsre Arbeit ist nicht vergeblich in dem Herrn, und wir wissen das. Halbherziges Werk wird keinen Lohn bringen; aber wenn wir unsre ganze Seele in die Sache hineinlegen, so werden wir guten Fortgang sehen. Dieser Spruch wurde dem Schreiber dieser Bemerkungen an einem Tage schrecklichen Sturmes gesandt und gab ihm den Wink, mit voller Kraft zu segeln in der Zuversicht, den Hafen sicher und mit köstlicher Fracht zu erreichen.

57

18. Februar. 

„Er tut, was die Gottesfürchtigen begehren, und höret ihr Schreien, und hilft ihnen.“ 

Ps. 115,19.

 

Sein eigner Geist hat dies Begehren in uns gewirkt, und deshalb wird er es erfüllen. Es ist sein eignes Leben in uns, was zum Schreien antreibt, und deshalb will er es hören. Die, welche ihn fürchten, sind Menschen, die unter dem heiligsten Einfluss stehen, und deshalb ist ihr Begehren, Gott zu verherrlichen und sich seiner auf ewig zu erfreuen. Gleich Daniel sind sie Männer des Begehrens, und der Herr wird ihre Wünsche verwirklichen. Heiliges Begehren ist Gnade im Halme, und der himmlische Ackersmann wird desselben pflegen, bis es zur vollen Kornähre wird. Gottesfürchtige Menschen begehren, heilig zu sein, nützlich zu sein, andren zum Segen zu werden und so ihren Herrn zu ehren. Sie begehren das zum Unterhalt Nötige, Hilfe unter Bürden, Leitung in schwierigen Fällen, Befreiung aus Nöten; und zuweilen ist dies Begehren so stark, und ihre Not so dringend, dass sie in Angst aufschreien, wie kleine Kinder in Schmerzen, und dann wirkt der Herr sehr kräftig, und tut alles, was nötig ist, nach diesem Wort – „und hilft ihnen“. Ja, wenn wir Gott fürchten, haben wir nichts andres zu fürchten; wenn wir zu dem Herrn schreien, ist unsre Errettung gewiss. Möge der Leser diesen Spruch auf seine Zunge legen und ihn den Tag im Munde behalten, dann wird er ihm wie „Semmel mit Honig“ sein.

58

19. Februar. 

„Ich habe dich betrübet, aber ich will dich nicht mehr betrüben.“ 

Nah. 1,12.

 

Es gibt eine Grenze für die Trübsal. Gott sendet sie, und Gott nimmt sie hinweg. Seufzet ihr und fragt: „Wann wird das Ende sein?“ Denkt daran, dass unsre Leiden sicher und auf immer enden werden, wenn dies arme, irdische Leben vorüber ist. Lasst uns ruhig harren und geduldig den Willen des Herrn ertragen, bis er kommt. Mittlerweile nimmt unser Vater im Himmel die Rute hinweg, wenn seine Absicht beim Gebrauch derselben völlig erreicht ist. Wenn er unsre Torheit hinweggepeitscht hat, wird es keine Schläge mehr geben. Oder wenn die Trübsal gesandt ist, uns zu prüfen, damit unsre Gnadengaben Gott verherrlichen, so wird sie enden, wenn der Herr uns zu seinem Preise ein Zeugnis hat ablegen lassen. Wir möchten nicht wünschen, dass die Trübsal aufhöre, bis Gott alle Ehre durch uns erhalten hat, die es uns nur möglich ist, ihm zu bringen. Es mag heute „ganz stille“ werden. Wer weiß, wie bald jene tobenden Wogen einem Meer von Glas Platz machen und die Seevögel auf den sanften Wellen sitzen werden? Nach langer Drangsal wird der Dreschflegel aufgehangen und der Weizen ruht in der Kornkammer. Wir mögen, ehe viele Stunden vergehen, ebenso glücklich sein, wie wir jetzt traurig sind. Es ist nicht schwer für den Herrn, Nacht in Tag zu verwandeln. Er, der die Wolken sendet, kann ebenso leicht den Himmel aufklären. Lasst uns guten Mutes sein. Vor uns liegt etwas Besseres. Lasst uns im voraus Halleluja singen.

59

20. Februar. 

„Der Herr wird dich immerdar führen.“

Jes. 58,11.

 

Was fehlt dir? Hast du dich verirrt? Bist du in einen dunklen Wald geraten und kannst deinen Pfad nicht finden? „Stehet still und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird.“ Er kennt den Weg, und er wird dich darauf leiten, wenn du zu ihm schreist. Jeder Tag bringt seine eigne Verlegenheit. Wie süß, zu fühlen, dass die Führung des Herrn immerwährend ist! Wenn wir unsren eignen Weg wählen oder mit Fleisch und Blut beraten, so stoßen wir des Herrn Führung von uns weg; aber wenn wir den Eigenwillen aufgeben, dann wird er jeden Schritt unsres Weges leiten, jede Stunde des Tages, und jeden Tag des Jahres und jedes Jahr unsres Lebens. Wenn wir nur geführt sein wollen, so werden wir geführt werden. Wenn wir unsren Weg dem Herrn befehlen, so wird er unsren Gang leiten, so dass wir uns nicht verirren. Aber beachtet, wem diese Verheißung gegeben ist. Leset den vorhergehenden Vers: „Wirst du den Hungrigen lassen finden dein Herz.“ Wir müssen Mitgefühl für andre haben, und ihnen nicht ein paar trockene Rinden geben, sondern solche Dinge, wie wir selber sie zu empfangen wünschten. Wenn wir für unsre Mitgeschöpfe in der Stunde ihrer Not freundliche Sorgfalt zeigen, dann wird der Herr für das sorgen, was uns not tut und sich zu unsrem beständigen Führer machen. Jesus ist der Leiter, nicht der Geizhälse, noch derer, die den Armen unterdrücken, sondern der Freundlichen und Weichherzigen. Solche sind Pilgrime, die niemals ihres Weges verfehlen werden.

60

21. Februar.

„Er segnet, die den Herrn fürchten, beide Kleine und Große.“ 

Ps. 115,13.

 

Dies ist ein Wort der Aufmunterung für die, welche niederen Standes und geringen Vermögens sind. Unser Gott siehet sehr gnädig auf die, welche wenig Eigentum, wenig Talent, wenig Einfluss, wenig Gewicht haben. Gott sorgt für die kleinen Dinge in der Schöpfung, und beachtet sogar Sperlinge in ihrem Fallen auf die Erde. Nichts ist klein vor Gott, denn er gebraucht die unbedeutendsten Mittel zur Ausführung seiner Zwecke. Lasst den Geringsten unter den Menschen von Gott einen Segen auf seine Kleinheit erbitten, und er wird finden, dass sein enger Kreis ein glücklicher ist. Unter denen, die den Herrn fürchten, sind Kleine und Große. Einige sind Kindlein und andre sind Riesen. Aber diese sind alle gesegnet. Kleiner Glaube ist gesegneter Glaube. Zitternde Hoffnung ist gesegnete Hoffnung. Jede Gnade des Heiligen Geistes, auch wenn sie nur noch in der Knospe ist, trägt einen Segen in sich. Überdies, der Herr Jesus erkaufte beide, Kleine und Große, mit demselben teuren Blute, und er hat es übernommen, die Lämmer sowohl zu behüten wie die voll ausgewachsenen Schafe. Kein Mutter übersieht ihr Kind weil es klein ist; nein, je kleiner es ist, desto zärtlicher pflegt sie es. Wenn der Herr irgend einen Vorzug gibt, so heißt es bei ihm nicht: „Große und Kleine“, sondern „Kleine und Große“.

61

22. Februar. 

„Und David sprach: Der Herr, der mich von dem Löwen und Bären errettet hat, der wird mich auch erretten von diesem Philister.“

1. Sam. 17,37.

 

Dies ist keine Verheißung, wenn wir nur die Worte betrachten, aber dem Sinn nach ist es in Wahrheit eine; denn David sprach ein Wort, welches der Herr bekräftigte, indem er es wahr machte. Er schloss aus früheren Errettungen, dass er aus einer neuen Gefahr Hilfe empfangen werde. In Jesu sind alle Gottes-Verheißungen Ja und Amen, Gott zu Lobe durch uns, und deshalb wird des Herrn früheres Handeln gegen seine Gläubigen sich wiederholen. Kommt also, lasst uns des Herrn frühere Güte und Freundlichkeit uns zurückrufen. Wir hätten vormals nicht hoffen können, durch eigne Kraft errettet zu werden; dennoch errettete der Herr uns. Wird er uns nicht wiederum befreien? Wir sind gewiss, dass er es wird. Wie David eilte und gegen den Philister lief, so wollen wir es. Der Herr ist mit uns gewesen, er ist jetzt mit uns, und er hat gesprochen: „Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen.“ Warum zittern wir? War das Vergangene ein Traum? Denkt an den toten Bären und Löwen. Wer ist dieser Philister? Wahr, er ist nicht ganz derselbe und ist weder Bär noch Löwe; aber Gott ist derselbe, und es gilt seine Ehre in dem einen Fall ebenso sehr wie in dem andren. Er errettete uns nicht von den Bestien des Waldes, um uns von einem Riesen töten zu lassen. Lasst uns guten Mutes sein.

62

23. Februar. 

„So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“

Joh. 15,7.

 

Notwendigerweise müssen wir in Christo sein, um ihm zu leben, und wir müssen in ihm bleiben, um die Gabe dieser Verheißung von ihm beanspruchen zu können. In Jesu bleiben, das heißt, ihn niemals um einer andren Liebe oder eines andren Gegenstandes willens verlassen, sondern in einer lebendigen, liebevollen, bewussten, willigen Verbindung mit ihm bleiben. Der Zweig ist nicht nur stets dem Stamme nahe, sondern empfängt beständig Leben und Fruchtbarkeit von demselben. Alle wahren Gläubigen bleiben in einem Sinne in Christo; aber es gibt noch einen höhern Sinn, und diesen müssen wir kennen, ehe wir unbeschränkte Macht am Throne erhalten können. Das „Bitten, was ihr wollt.“ ist für Henoche, die mit Gott wandeln, für solche, die wie Johannes an des Herrn Brust liegen, für die, deren Verbindung mit Christo zu einer fortwährenden Gemeinschaft mit ihm führt. Das Herz muss in der Liebe bleiben, die Seele muss im Glauben gewurzelt sein, die Hoffnung muss mit dem Wort verkittet sein, der ganze Mensch muss mit dem Herrn verbunden sein, sonst wäre es gefährlich, uns Macht im Gebet anzuvertrauen. Die carte blanche kann nur einem gegeben werden, dessen eigentliches Leben ist: „Doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir.“ O ihr, die ihr eure Gemeinschaft unterbrecht, was für Macht verliert ihr! Wenn ihr mächtig in eurem Flehen sein wollt, so muss der Herr selber in euch bleiben und ihr in ihm. 

63

24. Februar. 

„So ihr in mir bleibet, und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren.“ 

Joh. 15,7.

 

Beachtet wohl, dass wir Jesum sprechen hören müssen, wenn wir erwarten, dass er uns sprechen hören soll. Wenn wir kein Ohr für Christum haben, so wird er kein Ohr für uns haben. In dem Maße, wie wir hören, sollen wir gehört werden.

Überdies muss das Gehörte in uns eingehen, in uns leben und muss in unsrem Innern bleiben als eine Kraft und als eine Macht. Wir müssen die Wahrheiten aufnehmen, die Jesus lehrte, die Vorschriften, die er gab und die Regungen seines Geistes in uns; sonst werden wir keine Macht am Gnadenstuhl haben.

Gesetzt, dass wir unsres Herrn Worte aufnehmen und dass sie in uns bleiben, welch ein schrankenloses Feld des Vorrechtes ist uns geöffnet! Wir sollen unsren Willen im Gebet haben, weil wir unsren Willen dem Befehl des Herrn schon übergeben haben. So werden Eliasse eingeübt, die Schlüssel des Himmels zu handhaben und die Wolken zu verschließen oder zu lösen. Ein solcher Mann ist tausend gewöhnliche Christen wert. Wünschen wir in Demut, Fürbitter für die Kirche und die Welt zu sein und wie Luther von dem Herrn haben zu können, was wir wollen? Dann müssen wir unser Ohr neigen zu der Stimme des Hochgeliebten, seine Worte aufbewahren und ihnen sorgfältig gehorchen. Wer wirksam beten will, der muss „fleißig hören“.

64

25. Februar. 

„Ihr aber sollt Priester des Herrn heißen.“ 

Jes. 61,6.

 

Diese Verheißung ist dem Wortlaut nach für Israel, gehört aber geistlich dem Samen nach dem Geist, nämlich allen Gläubigen. Wenn wir unsren Vorrechten gemäß leben, werden wir so klar und deutlich für Gott leben, dass die Menschen sehen, wir seien ausgesondert zum heiligen Dienst, und uns Priester des Herrn nennen werden. Wir mögen arbeiten oder Handel treiben wie andre, und dennoch einzig und völlig Diener Gottes sein. Unser Hauptgeschäft sei, das beständige Opfer des Gebetes, des Lobes, des Zeugnisses und der Selbsthingabe dem lebendigen Gott durch Jesum Christum darzubringen.

Da dies unser Hauptziel ist, so mögen wir zerstreuende Dinge denen überlassen, die keinen höhern Beruf haben. „Laß die Toten ihre Toten begraben.“ Es steht geschrieben: „Fremde werden stehen und eure Herde weiden; und Ausländer werden eure Ackerleute und Weingärtner sein.“ Sie mögen Politik treiben, Finanzprobleme lösen, Wissenschaftliches erörtern und die neuesten Spitzfindigkeiten der Kritik widerlegen; wir aber wollen uns einem Dienste widmen, wie er denen geziemt, die gleich dem Herrn Jesu, zu einem beständigen Priestertum verordnet sind. Lasst uns diese ehrenvolle Verheißung annehmen als eine, die zugleich eine heilige Pflicht einschließt, und lasst uns die Kleider der Heiligkeit anlegen und den ganzen Tag vor dem Herrn dienen.

65

26. Februar.

„Wahrhaftiger Mund besteht ewiglich; aber die falsche Zunge währet nur einen Augenblick.“ 

Spr. 12,19.

 

Die Wahrheit währet lange. Die Zeit setzt sie auf die Probe, aber sie hält die Prüfung sehr gut aus. Wenn ich also die Wahrheit gesprochen habe und für jetzt deshalb leide, so muss ich zufrieden sein, zu warten. Wenn ich die Wahrheit Gottes glaube und mich bemühe, sie zu verkünden, so mag ich viel Widerstand finden, aber ich brauche mich nicht zu fürchten, denn zuletzt muss doch die Wahrheit obsiegen. Was für eine armselige Sache ist der zeitweilige Triumph der Falschheit! „Eine falsche Zunge währet nur einen Augenblick!“ Sie ist bloß ein Kürbis, der in einer Nacht aufwächst und in einer Nacht verdirbt; und je größer ihre Entwickelung, desto offenbarer ihr Hinwelken. Auf der andren Seite, wie würdig eines unsterblichen Wesens ist das Bekenntnis und die Verteidigung der Wahrheit, die niemals sich ändern kann, des ewigen Evangeliums, das in der unbeweglichen Wahrheit eines unwandelbaren Gottes gegründet ist! Ein altes Sprichwort sagt: „Wer die Wahrheit spricht, macht den Teufel zu schanden.“ Gewiss, wer die Wahrheit Gottes spricht, wird alle Teufel in der Hölle zu schanden machen und allen Schlangensamen, der jetzt seine Falschheiten auszischt, in Verwirrung bringen. O mein Herz, trage Sorge, dass du in allen Dingen auf seiten der Wahrheit bist, sowohl in kleinen als in großen Dingen; aber besonders auf seiten dessen, durch den Gnade und Wahrheit unter die Menschen gekommen ist!

66

27. Februar. 

„Er wird sich nicht fürchten vor böser Kunde; sein Herz ist fest und trauet auf den Herrn.“ 

Ps. 112,7.

 

Ungewissheit ist schrecklich. Wenn wir keine Nachrichten von Hause haben, sind wir geneigt, ängstlich zu werden und lassen uns nicht überzeugen, dass „keine Nachrichten gute Nachrichten“ sind. Der Glaube ist die Heilung für diesen Zustand der Traurigkeit; der Herr lässt durch seinen Geist heilige Heiterkeit über die Seele kommen, und alle Furcht ist verschwunden, für die Zukunft sowohl wie für die Gegenwart. Die Festigkeit des Herzens, wovon der Psalmist redet, sollte fleißig gesucht werden. Sie ist nicht der Glaube an diese oder jene Verheißung des Herrn, sondern der allgemeine Zustand nicht wankenden Vertrauens auf unsren Gott, die Zuversicht, die wir zu ihm haben, dass er uns weder selber Böses tun will, noch irgend einem andren gestatten, uns zu schaden. Diese beständige Zuversicht ist sowohl betreffs des Unbekannten als des Bekannten in unsrem Leben. Laß den morgenden Tag sein, was er will, unser Gott ist der Gott des morgenden Tages. Was für Ereignisse auch geschehen sein mögen, die uns unbekannt sind, unser Jehovah ist der Gott des Unbekannten sowohl als des Bekannten. Wir sind entschlossen, dem Herrn zu trauen, komme, was da wolle. Wenn das Allerschlimmste geschehen sollte, so ist unser Gott immer noch der Größte und Beste. Darum wollen wir uns nicht fürchten, ob auch das Klopfen des Postboten uns erschrecken oder ein Telegramm uns um Mitternacht aufwecken sollte. Der Herr lebet, und was können seine Kinder fürchten?

67

28. Februar. 

„Als die ihr in euch selber wisset, dass ihr eine bessere und bleibende Habe im Himmel habt.“ 

Hebr. 10,34.

 

Dies ist gut. Unsre Habe hier ist sehr wesenlos; es ist kein Wesen, keine Wirklichkeit darin. Aber Gott hat uns die Verheißung eines wirklichen Besitzes im Land der Herrlichkeit gegeben, und diese Verheißung kommt zu unsrem Herzen mit einer so vollen Zusicherung ihrer Gewissheit, dass wir „in uns selber“ wissen, dass wir eine bleibende Habe dort haben. Ja, „wir haben“ sie schon jetzt. Man sagt: „Ein Sperling in der Hand ist besser als zwei auf dem Dache;“ aber wir haben unsren Vogel auf dem Dache und in der Hand dazu. Der Himmel ist schon jetzt unser. Wir haben das verbriefte Recht darauf, wir haben das Pfand, wir haben die ersten Früchte desselben. Der Himmel ist uns erkauft, verheißen und dem Wesen nach schon gegeben, dies wissen wir, nicht nur durch das Hören des Ohres, sondern „in uns selber.“ Sollte nicht der Gedanke an die bessere Habe jenseits des Jordans uns mit den gegenwärtigen Verlusten aussöhnen? Unser Taschengeld mögen wir verlieren, aber unser Schatz ist sicher. Wir haben die Schatten verloren, aber das Wesen bleibt, denn unser Heiland lebt, und die Stätte, die er für uns bereitet, bleibt. Es gibt ein besseres Land, eine bessere Habe, eine bessere Verheißung; und all dieses wird uns durch einen besseren Bund; deshalb lasst uns besseren Mutes sein und zu dem Herrn sprechen: „Ich will dich täglich loben und deinen Namen rühmen immer und ewiglich.“

68

29. Februar. 

„Güte und Barmherzigkeit werden mir folgen mein lebenlang.“ 

Ps. 23,6.

 

Ein frommer Dichter singt:

 

“Herr, wenn in meine Lebenszeit

Du einen Tag legst so, wie heut’,

Der andren Jahren unbekannt,

So laß ihn dir geheiligt sein,

Laß mich ihn deinem Dienste weih’n!“

 

Dieser Tag kommt nur einmal in vier Jahren. O, dass wir einen vierfachen Segen dafür gewinnen könnten! Bis hierher sind Güte und Barmherzigkeit, zwei Schutzwachen gleich, uns von Tag zu Tag gefolgt und haben die Nachhut gebildet, wie die Gnade die Vorhut führt; und da dieser besondere Tag einer der Tage unsres Lebens ist, werden die zwei Schutzengel auch heute mit uns sein. Die Güte, um uns mit dem Nötigen zu versorgen, und die Barmherzigkeit, um unsre Sünden auszutilgen – diese Zwillingsschwestern werden jeden unsrer Schritte an diesem Tage begleiten und an jedem Tage, bis die Tage nicht mehr sein werden. Lasst uns deshalb dem Herrn an diesem eigentümlichen Tage mit besonderer Hingebung des Herzens dienen und sein Lob höher und lieblicher singen, denn je. Könnten wir nicht heute der Sache Gottes oder den Armen eine ungewöhnliche Gabe darbringen? Mit der Erfindungskraft der Liebe lasst uns diesen neunundzwanzigsten Februar zu einem Tage machen, dessen ewiglich gedacht werden soll.

69

1. März. 

„Höret des Herrn Wort, die ihr zittert vor seinem Wort: „Eure Brüder, die euch hassen und stoßen euch aus um meines Namens willen, sprachen: Lasst den Herrn verherrlicht werden; aber er wird erscheinen zu eurer Freude, und sie sollen zu schanden werden.“ 

Jes. 66,5.

 

Möglicherweise lässt sich dieser Spruch nicht auf einen unter tausend Lesern dieses kleinen Buches über die Verheißungen anwenden; aber der Herr ermutigt diesen einen in solchen Worten, wie diese. Lasst uns für alle beten, die mit Unrecht aus der Gemeinschaft, die sie lieben, ausgestoßen sind. Möge der Herr zu ihrer Freude erscheinen! Der Spruch bezieht sich auf wahrhaft Fromme, die vor dem Wort des Herrn zittern. Diese wurden von ihren Brüdern gehasst und endlich um ihrer Treue und Heiligkeit ausgestoßen. Dies muss ihnen sehr bitter gewesen sein; und um so mehr, weil sie im Namen der Religion ausgestoßen wurden, und wie behauptet ward, mit der Absicht, Gott zu verherrlichen. Wieviel wird für den Teufel im Namen Gottes getan! Es ist ein Beispiel von der List der alten Schlange, dass sie den Namen Jehovahs gebraucht, um ihren Biss giftiger zu machen. Dass der Herr für sie erscheinen wird, ist die Hoffnung der verfolgten Kinder Gottes. Er erscheint als der Anwalt und Verteidiger seiner Auserwählten; und wenn er das tut, so bedeutet es eine gänzliche Befreiung der Gottesfürchtigen, und Schande für ihre Unterdrücker. O Herr, erfülle dies Wort an denen, welche von Menschen verhöhnt werden!

70

2. März. 

„Wenn du aber Almosen gibst, so laß deine linke Hand nicht wissen, was deine rechte tut, auf dass dein Almosen verborgen sei; und dein Vater, der in das Verborgene siehet, wird dir’s vergelten öffentlich.“ 

Mt. 6,3.4.

 

Keine Verheißung wird denen erteilt, die den Armen geben, um von Menschen gesehen zu werden. Sie haben ihren Lohn sogleich und können nicht erwarten, zweimal bezahlt zu werden. Lasst uns unsre Wohltätigkeit verbergen; – ja, sie vor uns selber verbergen. Gib als etwas, was sich von selber versteht; so oft und so viel, dass du ebensowenig darauf achtest, dass du den Armen gegeben, als dass du deine regelmäßigen Mahlzeiten genossen hast. Gib deine Almosen, ohne dir auch nur zuzuflüstern: „Wie freigebig bin ich!“ Versuche nicht, dich auf diese Weise zu belohnen. Überlaß die Sache Gott, der niemals verfehlt, zu sehen, in sein Buch zu verzeichnen und zu belohnen. Gesegnet ist der Mann, dessen Freundlichkeit im Verborgenen tätig ist, er findet eine besondere Freude an seinen unbekannten Wohltaten. Dies ist das Brot, das verstohlen gegessen, süßer ist, als Festmahle der Könige. Wie kann ich mir heute diesen köstlichen Bissen verschaffen? Lasst mich ein wirkliches Fest der Mildtätigkeit und der Herzensfreundlichkeit haben. Hier und dort droben wird der Herr persönlich darauf sehen, dass der verborgene Geber der Almosen belohnt wird. Dies wird auf seine Weise und zu seiner Zeit sein; und er wird die allerbeste wählen. Wieviel diese Verheißung bedeutet, das zu enthüllen, wird es der Ewigkeit bedürfen.

71

3. März. 

„Denn du wirst meine Seele nicht in der Hölle lassen, und nicht zugeben, dass dein Heiliger verwese.“ 

Ps. 16,10.

 

Dieses Wort hat seine eigentliche Erfüllung in dem Herrn Jesu; aber es bezieht sich auch, mit einer Veränderung, auf alle, die in ihm sind. Unsre Seele soll nicht in dem getrennten Zustande gelassen werden und unser Leib soll, obgleich er verwesen wird, wiederum auferstehen. Die allgemeine Bedeutung indes, mehr als die besondere Anwendung ist es, worauf wir diesmal des Lesers Gedanken richten möchten. Wir mögen in tiefe Schwermut sinken, bis es scheint, als wären wir in den Abgrund der Hölle gestürzt; aber wir sollen nicht da gelassen werden. Es mag scheinen, als wären wir an des Todes Pforte in Herz und Seele und Bewusstsein; aber wir können nicht da bleiben. Der Tod der Freude und Hoffnung in unsrem Innern mag sehr weit gehen, aber er kann nicht zu den äußersten Folgen fortschreiten, so dass er die völlige Verwesung schwarzer Verzweiflung erreichte. Wir mögen sehr tief sinken, aber nicht tiefer, als der Herr zulässt; wir mögen in dem tiefsten Kerker des Zweifels eine Zeitlang bleiben, aber wir sollen dort nicht umkommen. Der Hoffnungsstern ist immer noch am Himmel, wenn die Nacht am schwärzesten ist. Der Herr wird uns nicht vergessen und uns nicht dem Feinde überliefern. Lasst uns in Hoffnung ruhen. Wir haben es mit einem zu tun, dessen Barmherzigkeit ewiglich währet. Gewiss, aus Tod und Finsternis und Verzweiflung werden wir noch zu Leben, Licht und Freiheit auferstehen.

72

4. März. 

„Wer mich ehret, den will ich auch ehren.“ 

1 Sam. 2,30.

 

Mache ich die Ehre Gottes zum großen Zweck meines Lebens und zur Regel meines Verhaltens? Wenn das, so will er mich ehren. Ich mag eine Zeitlang keine Ehre von Menschen empfangen, aber Gott selber wird mir in sehr wirksamer Weise Ehre antun. Am letzten Ende wird sich finden, dass es der sicherste Weg zur Ehre ist, wenn man willig ist, um des Gewissens willen Schmach zu leiden.

Eli hatte den Herrn nicht durch gutes Regiment in seinem Hause geehrt, und seine Söhne hatten den Herrn nicht durch ein ihrem heiligen Amte geziemendes Verhalten geehrt, und deshalb ehrte der Herr sie nicht, sondern nahm das Hohepriestertum aus der Familie hinweg und machte den jungen Samuel zum Regierer des Landes statt eines aus ihrem Hause. Wenn ich die Meinigen erhoben sehen will, so muss ich den Herrn in allen Dingen ehren. Gott mag dem Gottlosen gestatten, weltliche Ehren zu gewinnen; aber die Würde, welche er selbst gibt, nämlich Preis und Ehre und unvergängliches Wesen, behält er für diejenigen auf, die Sorge tragen, ihn zu ehren. Was kann ich heute tun, den Herrn zu ehren? Ich will seinen Ruhm fördern durch mein mündliches Zeugnis und durch meinen tatsächlichen Gehorsam. Ich will ihn auch mit meinen Gütern ehren und indem ich ihm irgend einen besonderen Dienst darbringe. Lasst mich niedersitzen und nachdenken, wie ich ihn ehren kann, da er mich ehren will.

73

5. März. 

„Das Haus des Gerechten wird gesegnet.“ 

Spr. 3,33.

 

Er fürchtet den Herrn, und deshalb steht er unter göttlichem Schutz, bis zu dem Dache sogar, das ihn und die Seinigen bedeckt. Sein Heim ist eine Stätte der Liebe, eine Schule heiliger Erziehung und ein Ort himmlischen Lichtes. Es ist ein Hausaltar darin, an dem der Name des Herrn täglich verehrt wird. Deshalb segnet der Herr seine Wohnung. Es mag eine niedere Hütte oder ein stattliches Herrenhaus sein, denn des Herrn Segen kommt um des Bewohners, und nicht um des Umfangs der Wohnung willen. Das Haus ist am meisten gesegnet, in dem Hausherr und Hausfrau gottesfürchtige Leute sind; aber ein Sohn oder eine Tochter oder selbst ein Diener mag einen Segen über den ganzen Haushalt bringen. Der Herr bewahrt und versorgt oft eine Familie und lässt es ihr wohlergehen um eines oder zweier Mitglieder willen, die vor seinen Augen „gerecht“ sind, weil seine Gnade sie dazu gemacht hat. Geliebte, lasst uns Jesum als unsren beständigen Gast haben, wie die Schwestern in Bethanien es hatten, dann werden wir in der Tat gesegnet sein. Lasst uns darauf achten, dass wir in allen Dingen gerecht seien – in unsrem Geschäft, in unsrem Urteil über andre, in unsrem Verhalten gegen unsre Nächsten und in unsrem ganzen Leben und Wandel. Ein gerechter Gott kann nicht ungerechte Handlungen segnen.

74

6. März. 

„In dir finden die Waisen Gnade.“ 

Hos. 14,4.

 

Dies ist ein trefflicher Grund, alles andre Vertrauen wegzuwerfen und auf den Herrn allein sich zu verlassen. Wenn ein Kind ohne seinen natürlichen Beschützer gelassen ist, so tritt unser Gott hinzu und wird sein Vormund: so mag auch ein Mann, wenn er alles verloren, worauf er sich verlassen, sich auf den lebendigen Gott werfen und in ihm alles finden, dessen er bedarf. Waisen sind auf die Vaterschaft Gottes angewiesen, und er sorgt für sie. Der Schreiber dieser Blätter weiß, was es heißt, an nichts als an dem Arm Gottes zu hangen, und er legt sein williges Zeugnis ab, dass kein Vertrauen so gut durch Tatsachen verbürgt ist oder so sicher durch Erfolg belohnt wird, als Vertrauen auf den unsichtbaren, aber ewig-lebendigen Gott. Einige Kinder, die Väter haben, sind darum nicht viel besser daran, aber die Vaterlosen mit Gott sind reich. Besser, Gott haben und keinen andren Freund, als alle Gönner der Erde und keinen Gott. Schmerzlich ist es, wenn das Geschöpf uns entrissen wird, aber so lange der Schöpfer die Quelle der Gnade für uns bleibt, sind wir nicht wahrhaft verwaist. Mögen vaterlose Kinder dies Gnadenwort vor Gott geltend machen und alle, die der sichtbaren Stütze beraubt worden sind, ein Gleiches tun. Herr, laß mich Barmherzigkeit finden in dir! Je dürftiger und hilfloser ich bin, desto zuversichtlicher wende ich mich an dein liebevolles Herz.

75

7. März. 

„Der Herr löset die Gefangenen.“ 

Ps. 146,7.

 

Er hat es getan. Denkt an Joseph, an Israel in Ägypten, Manasse, Jeremia, Petrus und viele andre. Er kann es immer noch tun. Er zerbricht die ehernen Riegel und zerreißt die eisernen Fesseln mit einem Blick. Er tut es. An tausend Orten kommen die, welche in Nöten sind, heraus zu Licht und Freiheit. Jesus verkündet immer noch den Gebundenen das Öffnen des Gefängnisses. In diesem Augenblick fliegen Türen auf und Fesseln fallen zu Boden. Er wird dich gern frei machen, lieber Freund, wenn du eben jetzt über Leiden, Zweifel und Furcht trauerst. Es wird für Jesum eine Freude sein, dir Freiheit zu geben. Es wird ihm ebenso großes Vergnügen machen, dich zu lösen, als dir, gelöset zu werden. Du hast nicht das eiserne Band zu zerreißen: der Herr selber will es tun. Vertraue ihm nur, so wird er dein Befreier sein. Glaube an ihn trotz der steinernen Mauern und der eisernen Handschellen. Der Satan kann dich nicht halten, die Sünde kann dich nicht ketten, selbst die Verzweiflung kann dich nicht binden, wenn du jetzt an den Herrn Jesum glauben willst, an seine freie Gnade und an seine volle Macht zum Erretten. Biete dem Feinde Trotz und laß das vorliegende Wort dein Befreiungslied sein: „Jehovah löset die Gefangenen.“

76

8. März. 

„Gesegnet wird sein dein Korb und dein Vorrat.“ 

5 Mose 28,5.

 

Gehorsam bringt einen Segen auf alles, was unser Fleiß für uns erntet. Das, was einkommt und sogleich wieder ausgeht wie die Frucht in dem Korbe, die für den sofortigen Gebrauch ist, soll gesegnet sein; und das, was wir für eine längere Zeit aufbewahren, soll ebensowohl einen Segen empfangen. Vielleicht ist unser nur ein Handkorbteil. Wir haben ein wenig zum Frühstück und einen kärglichen Bissen zum Mittagsmahl in einem Korbe, wenn wir morgens auf die Arbeit gehen. Dies ist gut, denn der Segen Gottes ist dem Korbe verheißen. Wenn wir von Hand zu Mund leben, jeden Tag das tägliche Brot bekommen, so sind wir ebenso gut daran wie Israel; denn als der Herr sein bevorzugtes Volk speiste, gab er ihnen nur für einen Tag Manna zur Zeit. Was brauchten sie mehr? Was brauchen wir mehr? Aber wenn wir einen Vorrat haben, wieviel mehr bedürfen wir des Herrn, ihn zu segnen! Denn dabei ist die Sorge des Erwerbens, die Sorge des Bewahrens, die Sorge des Verwaltens, die Sorge des Gebrauchens; und wenn der Herr ihn nicht segnet, so werden diese Sorgen an unsrem Herzen nagen, bis unsre Güter unsre Götter werden und unsre Sorgen zu Schwären. O Herr, segne unsre Habe. Setze uns in den Stand, sie zu deiner Ehre zu gebrauchen. Hilf uns, weltliche Dinge an dem ihnen gebührenden Platz zu halten und möge das Bergen unsrer Schätze nie das Bergen unsrer Seele gefährden.

77

9. März. 

„Suchet der Stadt Bestes, dahin ich euch habe lassen wegführen, und betet für sie zum Herrn, denn in ihrem Frieden werdet ihr Frieden haben.“ 

Jer. 29,7.

 

Nach der in diesem Spruch liegenden Regel sollten wir alle, die wir des Herrn Fremdlinge sind, wünschen, den Frieden und das Wohlergehen des Volkes, unter dem wir wohnen, zu fördern. Insbesondere sollte unsre eigne Nation und unsre Stadt durch unsre beständige Fürbitte gesegnet sein. Ein ernstliches Gebet für sein Vaterland geziemt dem Munde jedes Gläubigen wohl. Eifrig lasst uns beten um das große Gut des Friedens, daheim sowohl wie auswärts. Wenn Zwietracht ein Blutvergießen in unsren Gassen verursachen oder Krieg im Auslande unsre tapferen Soldaten erschlagen sollte, so würden wir alle das Unglück beklagen; lasst uns deshalb um Frieden beten und eifrig jene Grundsätze fördern, durch welche die Klassen im eignen Lande und die Rassen in andren Ländern durch Freundschaftsbande verknüpft werden. Uns selber ist Ruhe verheißen zugleich mit dem Frieden des Volkes, und dies ist etwas sehr Wünschenswertes; denn dann können wir unsre Kinder in der Furcht des Herrn auferziehen und auch das Evangelium ohne Einspruch und Hindernis predigen. Heute lasst uns viel beten für unser Vaterland, indem wir die Nationalsünden bekennen und um Vergebung und Segen für unser Volk bitten um Jesu willen.

78

10. März. 

„Ich bin gekommen in die Welt ein Licht, auf dass, wer an mich glaubet, nicht in der Finsternis bleibe.“ 

Joh. 12,46.

 

Diese Welt ist dunkel wie die Mitternacht; Jesus ist gekommen, damit wir durch den Glauben Licht haben und nicht länger in der Dunkelheit sitzen, welche die übrige Menschheit bedeckt. Wer ist ein sehr weiter Ausdruck, er meint dich und mich. Wenn wir auf Jesum vertrauen, werden wir nicht mehr in dem dunkeln Schatten des Todes sitzen, sondern in das warme Licht eines Tages eingehen, der niemals enden wird. Warum kommen wir nicht sogleich hinaus an das Licht?

Eine Wolke mag zuweilen über uns hängen, aber wir werden nicht in der Finsternis bleiben, wenn wir an Jesum glauben. Er ist gekommen, uns helles Tageslicht zu geben. Soll er vergeblich kommen? Wenn wir Glauben haben, so haben wir das Vorrecht des Sonnenlichtes: lasst uns dessen genießen. Aus der Nacht des natürlichen Verderbens, der Unwissenheit, des Zweifels, der Verzweiflung, der Sünde, des Schreckens uns zu befreien, dazu ist Jesus gekommen; und alle Gläubigen sollen wissen, dass er nicht vergeblich kommt, eben wie die Sonne nicht aufgeht, ohne Wärme und Licht zu verbreiten.

Schüttle deine Niedergeschlagenheit ab, lieber Bruder. Bleibe nicht im Finstern, sondern bleibe im Licht. In Jesu ist deine Hoffnung, deine Freude, dein Himmel. Blicke auf ihn, auf ihn allein; und du wirst dich freuen, wie die Vögel beim Sonnenaufgang sich freuen und wie die Engel vor dem Throne sich freuen.

79

11. März. 

„Und alle diese Gemeinde soll inne werden, dass der Herr nicht durch Schwert noch Spieß hilft; denn der Streit ist des Herrn, und wird euch geben in unsre Hände.“ 

1 Sam. 17,47.

 

Lasst dieses nur feststehen, dass der Streit des Herrn ist, und wir können des Sieges ganz gewiss sein, und des Sieges in derjenigen Weise, die am besten die Macht Gottes zeigen wird. Der Herr wird zu sehr vergessen von allen Menschen, ja, sogar von den Gemeinden Israels; und wenn eine Gelegenheit da ist, die Menschen sehen zu lassen, dass die große „Erste Ursache“ aller Dinge ohne die Macht des Menschen ihre Zwecke ausführen kann, so ist das eine unschätzbare Gelegenheit, die wohl benutzt werden sollte. Selbst Israel sieht zu sehr auf Schwert und Spieß. Es ist etwas Großes, wenn David kein Schwert in der Hand hat und dennoch weiß, dass Gott ein ganzes Heer der „Fremden“ danieder legen wird. Wenn wir in der Tat für Wahrheit und Gerechtigkeit streiten, so lasst uns nicht säumen, bis wir Talent oder Reichtum oder irgend eine andre Form sichtbarer Macht zu unsrer Verfügung haben, sondern mit Steinen, wie wir sie im Bache finden und mit unsrer eignen gewöhnlichen Schleuder lasst uns gegen den Feind eilen. Wenn es unser eigner Streit wäre, so dürften wir nicht zuversichtlich sein, aber wenn wir für Jesum aufstehen und allein in seiner Kraft kämpfen, wer kann uns widerstehen? Ohne eine Spur von Unschlüssigkeit lasst uns den Philistern gegenübertreten; denn der Herr der Heerscharen ist mit uns und wer kann gegen uns sein?

80

12. März. 

„Und zu Sebulon sprach er: Sebulon, freue dich deines Auszuges.“ 

5Mose 33,18.

 

Die Segen der zwölf Stämme sind unser, denn wir sind das wahre Israel, das Gott im Geiste anbetet und kein Vertrauen auf das Fleisch setzet. Sebulon soll sich freuen, weil Jehovah seinen „Auszug“ segnen will; wir sehen auch für uns selber eine Verheißung in diesem Segen verborgen. Wenn wir ausziehen, so wollen wir Anlass zur Freude erwarten. Wir ziehen aus, um zu reisen, und die Vorsehung Gottes ist unser Geleit. Wir ziehen aus, um auszuwandern, und der Herr ist mit uns, beides, auf dem Land und auf der See. Wir ziehen aus als Missionare, und Jesus spricht: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage, bis an der Welt Ende.“ Wir ziehen aus Tag für Tag auf unsre Arbeit, und wir können das fröhlich tun, denn Gott wird vom Morgen bis zum Abend mit uns sein. Zuweilen überschleicht uns eine Furcht beim Ausziehen, denn wir wissen nicht, was uns begegnen wird; aber dieser Segen kann uns sehr wohl als ein Mittel der Ermutigung dienen. Wenn wir zum Weiterziehen einpacken, so lasst uns diesen Spruch in unsren Reisekoffer legen; lasst uns ihn in unsre Herzen senken und ihn da behalten; ja, lasst uns ihn auf unsre Zunge legen, dass er uns singen mache. Lasst uns den Anker mit Gesang aufheben und in den Wagen mit einem Psalm steigen. Lasst uns zu dem fröhlichen Stamme gehören und auf all unsren Gängen den Herrn mit freudigem Herzen preisen.

81

13. März. 

„Ich aber sprach: Ach, Herr, Herr, ich tauge nicht zu predigen; denn ich bin zu jung. Der Herr aber sprach zu mir: Sage nicht: Ich bin zu jung; sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen, was ich dich heiße.“ 

Jer. 1,6.7.

 

Jeremia war jung und fühlte eine natürliche Scheu, als er mit einer großen Botschaft vom Herrn gesandt wurde; aber der ihn sandte, wollte nicht, dass er sagen sollte: „Ich bin zu jung.“ Was er in sich selbst war, durfte nicht erwähnt werden, sondern musste untergehen in dem Gedanken, dass er erwählt sei, für Gott zu sprechen. Er hatte nicht eine Botschaft zu erdenken und zu erfinden oder sich Hörer auszuwählen: er sollte sprechen, was Gott ihn hieß und da sprechen, wohin Gott ihn sandte, und sollte in den Stand gesetzt werden, dies zu tun, durch eine Kraft, die nicht sein eigen war. Ist es nicht so mit einem jungen Prediger oder Lehrer, der diese Zeilen lieset? Gott weiß, wie jung du bist, und wie gering deine Kenntnis und Erfahrung; aber wenn es ihm gefällt, dich zu senden, so darfst du nicht vor dem himmlischen Ruf zurückbeben. Gott will sich in deiner Schwachheit verherrlichen. Wenn du so alt wie Methusalah wärest, wieviel würden deine Jahre dir helfen? Wenn du so weise wie Salomo wärest, so möchtest du ebenso eigenwillig sein, wie er. Halte dich an deine Botschaft, die wird deine Weisheit sein; folge deinem Marschbefehl, und der wird deine Klugheit sein.

82

14. März. 

„Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet.“ 

Jes. 66,13.

 

Einer Mutter Tröstung! Ach, die ist die Zärtlichkeit selber. Wie geht sie in ihres Kindes Kummer ein! Wie presst sie es an ihren Busen und versucht all seinen Schmerz in ihr eignes Herz zu nehmen! Ihr kann es alles sagen, und sie wird mit ihm fühlen, wie niemand anders es kann. Von allen Tröstern liebt das Kind am meisten seine Mutter, und selbst erwachsene Männer haben dasselbe Gefühl.

Lässt sich Jehovah herab, gleich einer Mutter zu handeln? Dies ist in der Tat Güte. Wir können leicht wahrnehmen, wie er ein Vater ist, aber will er auch gleich einer Mutter sein? Fordert dies uns nicht zu heiliger Vertraulichkeit, zu rückhaltlosem Vertrauen, zu geweihter Ruhe auf? Wenn Gott selbst „der Tröster“ wird, so kann kein Schmerz lange währen. Lasst uns ihm unsre Not darlegen, ob wir auch nicht viel mehr als Schluchzen und Seufzen hervorbringen. Er wird uns nicht um unsrer Tränen willen verachten, unsre Mutter tat es nicht. Er wird unsre Schwachheit ansehen, wie sie es tat, und er wird unsre Fehler abtun, nur in einer sichereren, völligeren Weise, als unsre Mutter es konnte. Wir wollen nicht versuchen, unsren Kummer allein zu tragen, das würde unfreundlich gegen einen so Freundlichen und Sanften sein. Lasst uns den Tag mit unsrem liebevollen Gott beginnen, und warum sollten wir ihn nicht in derselben Gemeinschaft auch beschließen, da Mütter ihrer Kinder nicht müde werden?

83

15. März. 

„Darum sprich du: So spricht der Herr Herr: Ja, ich habe sie ferne weg unter die Heiden lassen treiben, und in die Länder zerstreut; doch will ich ihnen wie ein Heiligtum sein in den Ländern, dahin sie gekommen sind.“ 

Hes. 11,16.

 

Verbannt von den öffentlichen Gnadenmitteln, sind wir nicht abgeschnitten von der Gnade der Mittel. Der Herr, der die Seinen dahin stellt, wo sie sich wie Verbannte fühlen, will selber mit ihnen sein und ihnen alles sein, was sie daheim an der Stätte ihrer feierlichen Versammlungen gehabt haben könnten. Nehmt dies zu Herzen, o ihr, die ihr zum Wandern berufen seid! Gott ist für sein Volk eine Stätte der Zuflucht. Sie finden bei ihm eine Freistätte vor jedem Widersacher. Er ist auch ihre Stätte der Andacht. Er ist mit ihnen wie mit Jakob, als er auf dem offenen Felde schlief und beim Aufstehen sagte: „Gewisslich ist der Herr an diesem Ort.“ Auch eine Stätte der Stille will er ihnen sein, wie das Allerheiligste, das die geräuschlose Wohnung des Heiligen war. Sie sollen ruhig sein und ohne Furcht vor Übel. Gott selbst in Christo Jesu ist die Stätte der Barmherzigkeit. Die Bundeslade ist der Herr Jesus, und Aarons Rute, die Gelte mit dem Manna und die Gesetzestafeln, alles ist in Christo, unsrem Heiligtum. In Gott finden wir den Schrein der Heiligkeit und der Gemeinschaft. Was haben wir mehr nötig? O Herr, erfülle diese Verheißung und sei uns stets wie ein Heiligtum!

84

16. März. 

„Welches ihr auch gelernet und empfangen, und gehöret, und gesehen habt an mir, das tut; so wird der Herr des Friedens mit euch sein.“ 

Phil. 4,9.

 

Es ist gut, wenn ein Mann so genau nachgeahmt werden kann, wie Paulus es konnte. O, dass wir Gnade hätten, ihn diesen Tag und alle Tage nachzuahmen.

Sollten wir durch göttliche Gnade das in Ausübung bringen, was Paulus uns lehrt, so können wir die uns vorliegende Verheißung beanspruchen; und was für eine Verheißung ist es! Gott, der Frieden liebt, Frieden macht und Frieden atmet, wird mit uns sein. „Friede sei mit euch“ ist ein lieblicher Segen; aber weit mehr ist es, wenn der Gott des Friedens mit uns ist. Dann haben wir die Quelle sowohl wie die Ströme, die Sonne sowohl wie ihre Strahlen. Wenn der Gott des Friedens mit uns ist, so werden wir den Frieden Gottes genießen, der höher ist denn alle Vernunft, auch wenn äußere Umstände Störung drohen sollten. Wenn Menschen sich streiten, werden wir sicher Friedestifter sein, wenn der Stifter des Friedens mit uns ist. Der Weg der Wahrheit ist es, auf dem wirklicher Friede gefunden wird. Wenn wir den Glauben aufgeben oder den Pfad der Gerechtigkeit verlassen in der Meinung, Frieden zu fördern, so begehen wir einen großen Irrtum. Zuerst rein, dann friedlich, ist die Ordnung der Weisheit und der Erfahrung. Lasst uns an Pauli Richtschnur festhalten, dann werden wir den Gott des Friedens mit uns haben, wie er mit dem Apostel war.

85

17. März. 

„Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin bei dir und will dich erretten, spricht der Herr.“ 

Jer. 1,8.

 

Jedesmal, wenn Furcht über uns kommt und uns schwankend macht, sind wir in Gefahr, in Sünde zu fallen. Den Dünkel müssen wir scheuen, aber auch die Feigheit. „Wag’s, ein Daniel zu sein.“ Unsrem großen Führer sollten tapfere Krieger dienen. Was für ein Grund zur Tapferkeit ist hier! Gott ist mit denen, die mit ihm sind. Gott wird niemals fern sein, wenn die Stunde des Kampfes kommt. Drohen sie dir? Wer bist du, dass du dich vor einem Menschen fürchten solltest, der sterben wird? Wirst du deine Stelle verlieren? Dein Gott, dem du dienst, wird Brot und Wasser für seine Diener finden. Kannst du ihm nicht trauen? Gießen sie Spott über dich aus? Wird das deine Knochen brechen oder dein Herz? Trage es um Christi willen, und freue dich dessen sogar. Gott ist mit den Wahrhaftigen, den Gerechten, den Heiligen und wird sie erretten und er wird dich erretten. Gedenke daran, wie Daniel aus der Löwengrube herauskam und die drei heiligen Männer aus dem Feuerofen. Deine Lage ist nicht so verzweifelt, wie die ihrige; aber wenn sie es wäre so würde der Herr dich hindurch tragen, und dich weit überwinden lassen. Fürchte die Furcht. Sei bange vor der Bangigkeit. Dein schlimmster Feind ist in deinem eignen Busen. Falle auf deine Kniee und schreie um Hilfe, und dann stehe auf und sprich: „Ich will vertrauen und mich nicht fürchten.“

86

18. März. 

„Das Gebet der Aufrichtigen ist seine Freude.“ 

Spr. 15,8.

 

Dies ist ebensogut wie eine Verheißung, denn es spricht eine Tatsache aus, die durch alle Zeiten hindurch die gleiche bleiben wird. Gott hat Wohlgefallen an den Gebeten der Aufrichtigen. Er nennt sie sogar seine Freude. Unsre erste Sorge ist, aufrichtig zu sein. Neigt weder nach dieser noch nach jener Seite, sondern bleibet aufrecht; nicht krumm aus Politik, nicht niedergeworfen zur Erde durch Nachgiebigkeit gegen das Böse, steht aufrecht in strenger Lauterkeit und Geradheit. Wenn wir uns mit List und Kunstgriffen helfen, so wird Gott uns nicht helfen. Wenn wir krumme Wege versuchen, so werden wir finden, dass wir nicht beten können, und geben wir vor, es zu tun, so werden wir unsre Gebete vom Himmel ausgeschlossen finden. Handeln wir in gerader Weise und folgen so dem geoffenbarten Willen Gottes? Dann lasst uns viel beten und im Glauben beten. Wenn unser Gebet Gottes Freude ist, so lasst uns nicht karg sein mit dem, was ihm wohlgefällt. Er sieht nicht auf die Grammatik dabei, nicht auf die Metaphysik, noch auf die Rhetorik desselben; Menschen mögen es in all diesen Stücken verachten. Er hat als Vater Wohlgefallen an dem Lallen seiner Kindlein, dem Stammeln seiner neugebornen Söhne und Töchter. Sollten wir nicht Freude am Gebet haben, da der Herr Freude daran hat? Lasst uns Botschaften vor den Thron bringen. Der Herr gibt uns Gründe genug zum Beten, und wir sollten ihm danken, dass es so ist.

87

19. März. 

„Der Herr will Gnade und Herrlichkeit geben.“ 

Ps. 84,12.

 

Gnade ist das, was wir eben jetzt brauchen, und sie ist allen zugänglich. Was kann freier sein als eine Gabe? Heute sollen wir erhaltende, stärkende, heiligende, befriedigende Gnade empfangen. Er hat bis jetzt tägliche Gnade gegeben, und für die Zukunft ist diese Gnade immer noch genügend. Wenn wir nur wenig Gnade haben, muss der Fehler in uns liegen; denn des Herrn Macht ist nicht verkürzt und er ist auch nicht säumig, sie im Überfluss zu verleihen. Wir können nun so viel bitten, wie wir wollen und niemals ein Nein erwarten. Er gibt einfältiglich jedermann und rückt es niemand auf. Der Herr mag kein Gold geben, aber er gibt Gnade: er mag keinen Gewinn geben, aber er will Gnade geben. Er wird uns gewiss Prüfungen senden, aber er wird Gnade im Verhältnis dazu geben. Wir mögen berufen werden zu arbeiten und zu leiden, aber mit dem Beruf wird alle dazu nötige Gnade kommen. Was für ein und ist das in dem Spruche – „und Herrlichkeit!“ Wir brauchen noch keine Herrlichkeit, und wir taugen noch nicht dafür; aber wir sollen sie zur rechten Zeit haben. Nachdem wir das Brot der Gnade gegessen haben, sollen wir den Wein der Herrlichkeit trinken. Wir müssen durch das Heilige – welches die Gnade ist, zu dem Allerheiligsten, welches die Herrlichkeit ist, gehen. Diese Worte „und Herrlichkeit“ sind genug, um einen Mann vor Freuden tanzen zu machen. Eine kleine Weile – eine kleine Weile, und dann Herrlichkeit auf ewig!

88

20. März. 

„So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute stehet, und morgen in den Ofen geworfen wird; sollte er das nicht vielmehr euch tun? O ihr Kleingläubigen!“

Mt. 6,30.

 

Kleider sind kostspielig, und arme Gläubige mögen in Sorgen sein, woher ihr nächster Anzug kommen soll. Die Sohlen sind dünn; wie sollen wir neue Schuhe erhalten? Seht, wie unser vorsorgender Herr dieser Sorge vorgebeugt hat. Unser himmlischer Vater kleidet das Gras auf dem Felde mit einer Pracht, der Salomo nicht gleichkommen konnte: wird er nicht seine eignen Kinder kleiden? Wir sind gewiss, dass er es will. Es mag manchen Flicken und manche Stopfstelle geben, aber Kleidung sollen wir haben. Ein armer Prediger fand, dass seine Kleider fadenscheinig und so abgetragen waren, dass sie kaum noch zusammen hielten; indes als ein Diener des Herrn erwartete er, dass sein Herr ihm die Livree geben würde. Es traf sich so, dass dem Schreiber dieses, als er einen Freund besuchte, die Kanzel dieses guten Mannes geliehen ward, und es kam ihm in den Sinn, eine Kollekte für ihn zu halten, und seine Livree war da. Viele andre Fälle haben wir gesehen, wo die, welche dem Herrn dienten, fanden, dass er an ihre Kleidung dachte. Der, welcher den Menschen so machte, dass er, nachdem er gesündigt, der Kleider bedurfte, versah ihn auch in Barmherzigkeit mit denselben; und die, welche der Herr unsren ersten Eltern gab, waren viel besser, als die, welche sie selber für sich machten.

89

21. März. 

„Dann wirst du sicher wandeln auf deinem Wege, dass dein Fuß nicht straucheln wird.“

Spr. 3,23.

 

Das heißt, wenn wir den Wegen der Weisheit und Heiligkeit folgen, sollen wir darauf bewahrt bleiben. Wer bei Tageslicht auf der Landstraße wandelt, ist unter des Königs Schutz. Es gibt einen Weg für jeden Menschen, nämlich sein rechtmäßiger Beruf im Leben, und wenn wir fromm und in der Furcht vor Gott darauf wandeln, so will er uns vor Übel bewahren. Wir mögen nicht mit großem Aufwand reisen, aber wir wollen sicher wandern. Wir mögen nicht fähig sein zu laufen wie junge Männer, aber wir sollen fähig sein zu gehen wie gute Männer.

Unsre größte Gefahr liegt in uns selber: unser schwacher Fuß ist leider so geneigt zum Straucheln. Lasst uns um mehr sittliche Kraft bitten, damit unser Hang zum Gleiten überwunden werde. Manche straucheln, weil sie den Stein im Wege nicht sehen; die göttliche Gnade setzt uns in den Stand, die Sünde wahrzunehmen und sie so zu vermeiden. Lasst uns diese Verheißung geltend machen und auf ihn vertrauen, der seine Erwählten aufrecht hält. Ach! unsre schlimmste Gefahr ist unsre eigne Sorglosigkeit, aber der Herr Jesus hat uns davor gewarnt, indem er sagte: „Wachet und betet.“ O, dass wir Gnade hätten, heute zu wandeln ohne ein einzigmal zu straucheln! Es ist nicht genug, dass wir nicht wirklich fallen; unser Flehen sollte sein, dass wir nicht den kleinsten Fehltritt tun, sondern dereinst ihn anbeten mögen, „der uns behüten kann ohne Fehler.“

90

22. März. 

„Den Demütigen gibt er Gnade. 

Jak. 4,6.

 

Demütige Herzen suchen Gnade und erhalten sie deshalb. Demütige Herzen geben sich den lieblichen Einflüssen der Gnade hin, und deshalb wird sie ihnen immer reichlicher verliehen. Demütige Herzen liegen in den Tälern, wo die Ströme der Gnade fließen, und darum trinken sie daraus. Demütige Herzen sind dankbar für Gnade und geben dem Herrn die Ehre dafür, deshalb verträgt es sich mit seiner Ehre, sie ihnen zu geben. Komm, lieber Leser, nimm einen niedrigen Platz ein. Sei klein in deiner eignen Achtung, damit der Herr viel aus dir mache. Vielleicht bricht der Seufzer hervor: „Ich fürchte, ich bin nicht demütig.“ Es mag sein, dass dies die Sprache wahrer Demut ist. Einige sind stolz darauf, dass sie demütig sind, und dies ist eine der schlimmsten Arten des Stolzes. Wir sind bedürftige, hilflose, unwürdige, Hölle verdienende Geschöpfe, und wenn wir nicht demütig sind, so sollten wir es doch sein. Wir wollen uns demütigen um unsrer Sünden gegen die Demut willen, und dann wird der Herr uns seine Huld empfinden lassen. Es ist die Gnade, die uns demütig macht, und die Gnade findet in dieser Demut einen Anlass, noch mehr Gnade einzugießen. Lasst uns hinuntergehen, damit wir hinaufsteigen. Lasst uns arm im Geiste sein, damit Gott uns reich mache. Lasst uns demütig sein, damit wir nicht nötig haben, gedemütigt zu werden, sondern durch die Gnade Gottes erhoben werden mögen.

91

23. März. 

„Die Blinden will ich auf dem Wege leiten, den sie nicht wissen.“ 

Jes. 42,16.

 

Denkt an den unendlich herrlichen Jehovah, der ein Führer der Blinden wird! Was für grenzenlose Herablassung schließt dies ein! Ein Blinder kann nicht einen Weg finden, den er nicht kennt. Selbst, wenn er den Weg kennt, ist es schwer für ihn, denselben zu gehen; aber von einer Straße, die er nicht kennt, kann für seine ungeleiteten Füße gar nicht die Rede sein. Nun wohl, von Natur sind wir blind für den Weg des Heils, und doch leitet uns der Herr darauf und bringt uns zu sich selber und tut alsdann unsre Augen auf. Was die Zukunft anbetrifft, so sind wir da alle blind und können keine Stunde voraussehen; aber der Herr will uns bis an das Ende unsrer Wallfahrt leiten. Gelobet sei sein Name! Wir können nicht erraten, in welcher Weise Errettung für uns möglich ist, aber der Herr weiß es, und er will uns leiten, bis wir jeder Gefahr entronnen sind. Glücklich sind diejenigen, die ihre Hand in die des großen Führers legen und ihren Weg und sich selber ihm gänzlich überlassen. Er wird sie den ganzen Weg führen, und wenn er sie heimgebracht hat in die Herrlichkeit, und ihre Augen aufgetan, den Weg zu sehen, den er sie geleitet, was für ein Danklied werden sie ihrem großen Wohltäter singen! Herr, führe dein armes, blindes Kind heute, denn ich weiß nicht meinen Weg.

92

24. März. 

„Aber der Herr ist treu, der wird euch stärken und bewahren vor dem Argen.“ 

2 Thess. 3,3.

 

Den Menschen fehlt es oft ebensosehr an Vernunft wie an Glauben. Es sind immer noch „unvernünftige und arge Menschen“ bei uns. Es ist unnütz, mit ihnen zu disputieren oder versuchen, in Frieden mit ihnen zu sein: sie sind falsch im Herzen und trügerisch in der Rede. Nun, was denn? Sollen wir uns mit ihnen plagen? Nein, lasst uns zu dem Herrn uns kehren, denn er ist treu. Keine Verheißung seines Wortes wird je gebrochen werden. Er ist weder unbillig in seinen Forderungen an uns, noch untreu in betreff unsrer Ansprüche an ihn. Wir haben einen treuen Gott. Sei dies unsre Freude. Er will uns so stärken, dass gottlose Menschen nicht unsren Untergang herbeiführen werden, und er will uns so bewahren, dass keins der Übel, die uns jetzt befallen, uns wirklichen Schaden zufügen wird. Welcher Segen für uns, dass wir nicht mit Menschen zu streiten brauchen, sondern uns in dem Herrn Jesu bergen können, der das wahrste Mitgefühl mit uns hat. Es gibt Ein wahrhaftes Herz, Ein treues Gemüt, Eine unwandelbare Liebe; darin lasst uns ruhen. Der Herr wird den Ratschluss seiner Gnade an uns, seinen Knechten, erfüllen und wir brauchen nicht zu gestatten, dass auch nur ein Schatten von Furcht auf unsre Seele falle. Alles, was Menschen oder Teufel tun können, vermag nicht die göttliche Beschützung und Fürsorge von uns abzuhalten. Diesen Tag lasst uns den Herrn bitten, uns zu stärken und zu bewahren.

93

25. März. 

„Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten, sondern süße schlafen.“ 

Spr. 3,24.

 

Wird der Leser vielleicht für eine Zeitlang durch Krankheit ans Lager gefesselt werden? Möge er ohne Traurigkeit in seine Kammer gehen mit dieser Verheißung im Herzen: „Legst du dich, so wirst du dich nicht fürchten.“ Wenn wir abends zu Bett gehen, so möge dieses Wort unser Kissen weich machen. Wir können uns nicht selbst im Schlafe bewahren, aber der Herr will uns in der Nacht behüten. Die, welche sich unter dem Schutze des Herrn niederlegen, sind so sicher wie Könige und Königinnen in ihren Palästen, und sehr viel mehr. Wenn wir, indem wir uns niederlegen, auch zugleich alle Sorgen und allen Ehrgeiz niederlegen, so werden wir Erquickung auf unsrem Lager finden, wie die Ängstlichen und Habsüchtigen sie nie auf dem ihrigen fühlen. Böse Träume sollen verbannt sein, oder wenn sie kommen, werden wir den Eindruck derselben auslöschen und wissen, dass es nur Träume waren. Wenn wir so schlafen, werden wir wohl tun. Wie süß schlief Petrus, als selbst des Engels Licht ihn nicht erweckte, und es eines harten Schlages an die Seite bedurfte, um ihn aufzuwecken. Und doch war er verurteilt, am nächsten Tage zu sterben. So haben Märtyrer geschlafen, ehe sie verbrannt wurden. „Er gibt den Seinen Schlaf.“ Um sanften Schlaf zu haben, muss unser Leben sanft sein, unser Temperament sanft, unsre Betrachtungen sanft und unsre Liebe sanft.

94

26. März. 

„Der Herr wird ihn stärken auf seinem Siechbett.“ 

Ps. 41,4.

 

Erinnert euch, dass dies eine Verheißung für den ist, der sich des Dürftigen annimmt. Bist du einer von diesen? Dann eigne dir den Spruch an, aber sonst nicht. Siehe, wie in der Stunde der Krankheit der Gott der Armen den Mann segnen wird, der für die Armen sorgt! Die ewigen Arme sollen seine Seele aufrecht halten, wie freundliche Hände und weiche Kissen den Körper des Kranken aufrecht halten. Wie zart und teilnehmend ist dies Bild; wie nahe bringt es unsren Gott zu unsren Schwachheiten und Krankheiten! Wer hörte dies je von dem alten heidnischen Jupiter oder von den Göttern Indiens oder Chinas? Dies ist eine Sprache, die dem Gott Israels eigentümlich ist; er ist es, der sich herablässt, Wärterin und Pfleger der Frommen zu werden. Wenn er mit der einen Hand schlägt, so hält er mit der andren aufrecht. O, es ist eine gesegnete Ohnmacht, wenn wir an des Herrn eigne Brust fallen und an ihr getragen werden! Die Gnade ist das beste Heilmittel; die göttliche Liebe ist das sicherste Reizmittel für einen Siechen sie macht die Seele riesenstark, selbst wenn die Knochen durch die Haut brechen. Kein Arzt gleich dem Herrn, kein Stärkungsmittel gleich seiner Verheißung, kein Wein gleich seiner Liebe. Wenn der Leser seine Pflicht gegen die Armen versäumt hat, so möge er sehen, was er verliert, und sogleich ihr Freund und Helfer werden.

95

27. März. 

„Nahet euch zu Gott, so nahet er sich zu euch.“ 

Jak. 4,8.

 

Je näher wir Gott kommen, desto gnädiger will er sich uns offenbaren. Wenn der verlorne Sohn zu seinem Vater kommt, läuft sein Vater ihm entgegen. Wenn die wandernde Taube zur Arche zurückkehrt, tut Noah seine Hand heraus und nimmt sie zu sich. Wenn das zärtliche Weib ihres Gatten Gesellschaft sucht, kommt er auf den Flügeln der Liebe zu ihr. Komm also, lieber Freund, wir wollen uns zu Gott nahen, der uns so gnädig erwartet, ja, uns entgegenkommt. Beachtetet ihr je die Stelle in Jesaia 59,9? Da scheint sich der Herr zur Verfügung seines Volkes zu stellen, indem er zu ihnen spricht: „Hier bin ich.“ Als wollte er sagen: „Was habt ihr mir zu sagen? Was kann ich für euch tun? Ich warte darauf, euch zu segnen.“ Wie können wir zaudern, uns zu nahen? Gott ist nahe, um zu vergeben, zu segnen, zu trösten, zu helfen, zu beleben, zu befreien. Lasst es für uns die Hauptsache sein, Gott nahe zu kommen. Dies getan, alles getan. Wenn wir uns andren nahen, so mögen sie binnen kurzem unsrer müde werden und uns verlassen; aber wenn wir den Herrn allein suchen, über den wird keine Veränderung kommen, sondern er wird fortfahren uns näher und immer näher zu kommen durch immer völligere und freudigere Gemeinschaft.

96

28. März. 

„Der Herr wird dich zum Haupt machen, und nicht zum Schwanz.“ 

5 Mose 28,13.

 

Wenn wir dem Herrn gehorchen, so will er unsre Widersacher zwingen, zu sehen, dass sein Segen auf uns ruht. Obwohl dies eine Verheißung des Gesetzes ist, so gilt sie doch für das Volk Gottes; denn Jesus hat den Fluch hinweggenommen, aber den Segen hat er bekräftigt. Der Heiligen Sache ist es, durch heiligen Einfluss die Menschen zu leiten: sie sollen nicht der Schwanz sein, der von andren hin und her gezogen wird. Wir müssen nicht dem Zeitgeist nachgeben, sondern unsre Zeit zwingen, Christo zu huldigen. Wenn der Herr mit uns ist, so werden wir nicht um Duldung für die Religion flehen, sondern suchen, sie auf den Thron der menschlichen Gesellschaft zu setzen. Hat nicht unser Herr Jesus die Seinen zu Priestern gemacht? Gewiss, sie sollen lehren und dürfen nicht die Schüler der Philosophien Ungläubiger sein. Sind wir nicht in Christo zu Königen gemacht, die auf Erden regieren sollen? Wie können wir dann die Knechte der Gewohnheit, die Sklaven menschlicher Meinung sein? Hast du, lieber Freund, deine richtige Stellung zu Jesu Sache eingenommen? Zu viele schweigen, weil schüchtern, wenn nicht feige. Sollen wir zugeben, dass der Herr Jesus im Hintergrund gehalten werde? Sollte unsre Religion hintenan schleppen wie ein Schwanz? Sollte sie nicht vielmehr voran stehen und die herrschende Macht in uns und andren sein?

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29. März. 

„Ich bin mit dir, und niemand soll sich unterstehen, dir zu schaden.“

Apg. 18,10.

 

So lange der Herr in Korinth ein Werk für Paulum zu tun hatte, ward die Wut des Pöbels zurückgehalten. Die Juden widersetzten sich und lästerten; aber sie konnten weder die Predigt des Evangeliums noch die Bekehrung der Hörer hindern. Gott hat Macht über die heftigsten Gemüter. „Wenn Menschen wider ihn wüten, so leget er Ehre ein“, aber noch mehr tut er seine Güte kund, wenn er ihre Wut zurückhält; und er vermag sie zurückzuhalten. „Durch deinen großen Arm sollen sie erstarren wie die Steine; bis dein Volk, Herr, hindurch komme.“

Fühlt deshalb keine Menschenfurcht, wenn ihr wisst, dass ihr eure Pflicht tut. Geht geradeaus, wie Jesus getan haben würde, und die, welche sich euch widersetzen, sollen wie ein zerstoßenes Rohr und ein glimmender Docht sein. Manches Mal haben Menschen Ursache zur Furcht gehabt, weil sie selbst bange waren; aber ein unerschrockener Glaube schiebt die Furcht beiseite, wie die Spinngewebe auf dem Pfade eines Riesen. Niemand kann uns schaden, wenn der Herr es nicht gestattet. Er, der den Teufel selber vor einem Worte fliehen macht, kann sicherlich des Teufels Agenten im Zaum halten. Mag sein, dass sie euch schon mehr fürchten, als ihr sie. Darum geht vorwärts, und wo ihr Feinde erwartetet, werdet ihr Freunde finden.

98

30. März. 

„Sorget nichts, sondern in allen Dingen lasset eure Bitte im Gebet und Flehen mit Danksagung vor Gott kund werden. Und der Friede Gottes, welcher höher ist denn alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christo Jesu.“ 

Phil. 4,6.7.

 

Keine Sorge, aber ganz Gebet. Keine Angst, aber viel freudige Gemeinschaft mit Gott. Tragt eure Wünsche dem Herrn eures Lebens, dem Hüter eurer Seele, vor. Geht zu ihm mit zwei Teilen Gebet und einem Teil Preis und Lob. Betet nicht voll Zweifel, sondern voll Dank. Bedenkt, dass eure Bitten schon gewährt sind, und dankt deshalb Gott für seine Gnade. Er gibt euch Gnade, gebt ihm Dank. Verberget nichts. Gestattet keinem Wunsche, schwärend in euerm Busen zu liegen; „lasst eure Bitte kund werden.“ Lauft nicht zu Menschen. Geht nur zu eurem Gott, dem Vater Jesu, der euch in ihm liebt. Dies wird euch Gottes Frieden bringen. Ihr werdet nicht im Stande sein, den Frieden zu verstehen, den ihr genießen werdet. Er wird euch in seine unendliche Umarmung einschließen. Herzen und Sinne sollen durch Christum Jesum in ein Meer der Ruhe versenkt werden. Es komme Leben oder Tod, Armut, Schmerz, Verleumdung, ihr sollt in Jesu wohnen hoch über jedem rauen Winde und jeder dunkeln Wolke. Wollt ihr nicht diesem teuren Gebot gehorchen? Ja, Herr, ich glaube dir; aber, ich bitte dich, hilf meinem Unglauben.

99

31. März. 

„Fürchte dich nicht vor plötzlichem Schrecken, noch vor dem Sturm der Gottlosen, wenn er kommt. Denn der Herr ist deine Zuversicht, der behütet deinen Fuß, dass er nicht gefangen werde.“ 

Spr. 3,25.26.

 

Wenn Gottes Gerichte hereinbrechen, will er nicht, dass die Seinen erschrecken sollen. Er hat sich nicht aufgemacht, den Gerechten ein Leid zuzufügen, sondern sie zu verteidigen. Er will, dass sie Mut zeigen sollen. Wir, die wir uns der Gegenwart Gottes freuen, sollten Gegenwart des Geistes beweisen. Da der Herr selbst plötzlich kommen mag, sollten wir durch nichts Plötzliches überrascht werden. Gelassenheit unter dem Toben und Brausen unerwarteter Übel ist eine köstliche Gabe göttlicher Liebe. Der Herr will, dass seine Erwählten Unterscheidungsgabe an den Tag legen, so dass sie sehen, wie „der Sturm“ der Gottlosen kein wirkliches Unglück für die Welt ist. Die Sünde allein ist ein Übel; die Strafe, die ihr folgt, ist wie ein Salz, das die Gesellschaft vor Fäulnis bewahrt. Wir sollten weit mehr Grauen haben vor der Sünde, welche die Hölle verdient, als vor der Hölle, welche aus der Sünde kommt. Dann sollte des Herrn Volk auch große Ruhe der Seele zeigen. Satan und sein Schlangensame sind voller List; aber die, welche mit Gott wandeln, sollen nicht in ihren trügerischen Schlingen gefangen werden. Gehe vorwärts, der du an Jesum glaubst, und laß den Herrn deine Zuversicht sein.

100

1. April. 

„Die darauf gehen, ob sie auch Toren sind, sollen nicht irren.“ 

Jes. 35,8.

 

Der Weg der Heiligkeit ist so gerade und deutlich, dass die einfachsten Seelen nicht irregehen können, wenn sie ihm beständig folgen. Die Weltlich-Weisen haben viele Windungen und Krümmungen, und dennoch machen sie schreckliche Versehen und verfehlen gewöhnlich ihr Ziel. Weltliche Klugheit ist eine armselige, kurzsichtige Sache, und wenn die Menschen diese als ihren Weg wählen, so führt der sie über dunkle Berge. Begnadigte Seelen wissen nichts Besseres zu tun, als das, was der Herr sie heißet; und dies hält sie auf des Königs Hochweg und unter königlichem Schutze. Möge der Leser keinen Augenblick versuchen, sich durch eine Falschheit oder eine zweifelhafte Handlung aus einer Schwierigkeit herauszuziehen; möge er hingegen mitten auf dem Hochwege der Wahrheit und Lauterkeit bleiben dann wird er die beste, nur mögliche Bahn verfolgen. In unsrem Leben dürfen wir nie kreisförmig segeln, noch an listige Ausflüchte denken. Sei gerecht und fürchte dich nicht. Gehorche Jesu und achte nicht auf schlimme Folgen. Wenn das schlimmste der Übel durch Unrechttun vermieden werden könnte, so würden wir, indem wir dies versuchten, in ein Übel hineingeraten, das schlimmer wäre als irgend ein andres sein könnte. Gottes Weg muss der beste sein. Folge ihm, ob auch Menschen dich für einen Toren halten, dann wirst du wahrhaft weise sein. Herr, führe deine Knechte auf ebenem Pfade um ihrer Feinde willen.

101

2. April. 

„Denke nach über diese Dinge; ergib dich ihnen ganz, auf dass dein Zunehmen allen offenbar sei.“ 

1 Tim. 4,15.

 

Dies ist tatsächlich eine Verheißung, dass wir durch fleißiges Nachdenken und durch Hingabe der ganzen Seele an unsre Arbeit für den Herrn einen Fortschritt machen sollen, den alle sehen können. Nicht durch hastiges Lesen, sondern durch tiefes Nachsinnen ziehen wir Nutzen aus dem Worte Gottes. Nicht dadurch, dass wir viel Arbeit in nachlässiger Weise tun, sondern dadurch, dass wir viel Nachdenken auf das wenden, was wir unternehmen, werden wir wirklichen Gewinn haben. „In aller Arbeit ist Gewinn,“ aber nicht in Hast und Eile ohne wahre Energie des Herzens. Wenn wir uns zwischen Gott und Mammon teilen, oder zwischen Christo und unsrem Ich, so werden wir keinen Fortschritt machen. Wir müssen uns ganz den heiligen Dingen ergeben, sonst werden wir armselige Händler im himmlischen Geschäfte sein, und beim Ziehen der Bilanz wird sich kein Gewinn zeigen. Bin ich ein Prediger? Lasst mich ganz ein Prediger sein und nicht meine Kräfte an untergeordnete Angelegenheiten wenden. Was habe ich mit Partei-Politik oder mit eitlen Vergnügungen zu tun? Bin ich ein Christ? Lasst mich den Dienst Jesu zu meiner Beschäftigung, meiner Lebensarbeit, meinem Hauptstreben machen. Wir müssen ganz und gar in Jesu sein und dann ganz und gar für Jesum, sonst werden wir weder Fortschritt noch Gewinn machen, und weder die Kirche noch die Welt wird jenen kräftigen Einfluss spüren, den wir nach dem Willen des Herrn ausüben sollen.

102

3. April. 

„Darum, dass dein Herz erweichet ist über den Worten, die du gehöret hast, und hast dich gedemütiget vor dem Herrn, da du hörtest, was ich geredet habe wider diese Stätte und ihre Einwohner, dass sie sollen eine Verwüstung und ein Fluch sein, und hast deine Kleider zerrissen, und hast geweinet vor mir; so habe ich es auch erhöret, spricht der Herr.“

2 Kön. 22,19.

 

Viele verachten die Warnungen und kommen um. Glücklich ist der, welcher vor dem Wort des Herrn zittert. Josia tat dies, und darum ward ihm der Anblick des Unglücks erspart, was der Herr über Juda um seiner großen Sünden willen bringen wollte. Habt ihr diese Weichheit? Findet sich bei euch diese Selbstdemütigung? Dann sollt auch ihr am Tage des Unglücks verschont werden. Gott zeichnet mit einem Zeichen diejenigen, welche seufzen und jammern über die Sünden der Zeit. Der Würgengel hat Befehl, sein Schwert in der Scheide zu halten, bis die Auserwählten Gottes geborgen sind; diese werden am besten an ihrer Gottesfurcht und ihrem Zittern vor dem Worte des Herrn erkannt. Sind die Zeiten drohend? Rücken Papsttum und Unglaube mit großen Schritten vor, und fürchtest du Landesstrafen für unsre befleckte Nation? Wohl magst du es. Doch finde Ruhe in dieser Verheißung: „Du sollst mit Frieden in dein Grab versammelt werden und deine Augen sollen nicht sehen alles das Unglück, das ich über diese Stätte bringen will.“ Besser noch, der Herr selbst mag kommen, und dann werden die Tage unsres Trauerns ein Ende haben.

103

4. April. 

„Dennoch sage ich euch: Hernach wird es geschehen, dass ihr sehen werdet des Menschen Sohn sitzen zur Rechten der Kraft und kommen in den Wolken des Himmels.“

Mt. 26,64.

 

Ach Herr, du warst am tiefsten erniedrigt, als du vor deinen Verfolgern wie ein Verbrecher stehen musstest! Doch konnten die Augen deines Glaubens über die gegenwärtige Demütigung hinweg in deine künftige Herrlichkeit hinein sehen. Was für Worte sind diese: „Dennoch – hernach“! Ich möchte dein heiliges Voraussehen nachahmen, und inmitten der Armut, Krankheit oder Verleumdung möchte ich auch sprechen: „Dennoch – hernach“. Anstatt Schwachheit hast du alle Kraft; anstatt Schande alle Herrlichkeit; anstatt Verhöhnung alle Anbetung. Dein Kreuz hat nicht den Glanz deiner Krone getrübt, ebensowenig hat das Anspeien die Schönheit deines Antlitzes entstellt. Nein, eher bist du um deiner Leiden willen desto mehr erhöhet und geehret. Ebenso, Herr, möchte ich auch Mut schöpfen aus dem „hernach.“ Ich möchte die gegenwärtige Trübsal über dem künftigen Triumph vergessen. Hilf mir, indem du mich in deines Vaters Liebe und in deine eigne Geduld hinein führst, so dass ich, wenn ich um deines Namens willen verspottet werde, nicht wanke, sondern immer mehr und mehr an das hernach denke und deshalb um so weniger an das heute. Ich werde bald bei dir sein und deine Herrlichkeit schauen. Darum schäme ich mich nicht, sondern sage in meiner innersten Seele: „Dennoch – hernach.“

104

5. April. 

„Du bist mein Knecht: Israel, ich will deiner nicht vergessen.“ 

Jes. 44,21.

 

Unser Jehovah kann seiner Knechte nicht so vergessen, dass er aufhören sollte, sie zu lieben. Er wählte sie nicht auf eine Zeitlang, sondern auf ewig. Er wusste, was sie sein würden, als er sie berief. Er vertilgt ihre Sünden wie eine Wolke, und wir mögen gewiss sein, dass er sie nicht hinausstoßen wird um der Missetaten willen, die er ausgetilgt hat. Es würde Lästerung sein, sich so etwas vorzustellen. 

Er will sie nicht so vergessen, dass er aufhört an sie zu denken. Ein Augenblick des Vergessens von seiten Gottes würde unser Verderben sein. Deshalb spricht er: „Ich will deiner nicht vergessen.“ Menschen vergessen uns, die, denen wir wohlgetan, wenden sich gegen uns, wir haben keine bleibende Stätte in den wankelmütigen Herzen der Menschen, aber Gott wird nie einen seiner wahren Knechte vergessen. Er bindet sich an uns, nicht durch das, was wir für ihn tun, sondern durch das, was er für uns getan hat. Wir sind zu lange geliebt und für einen zu großen Preis erkauft worden, um jetzt vergessen zu werden. Jesus sieht in uns das, wofür seine Seele gearbeitet hat, und dies kann er nie vergessen. Der Vater sieht in uns die Braut seines Sohnes, und der Geist sieht in uns sein eignes Werk. Der Herr gedenkt an uns. Heute sollen wir Hilfe und Stärkung finden. O, dass wir des Herrn nie vergessen möchten!

105

6. April. 

„Eure Traurigkeit soll in Freude verkehret werden.“

Joh. 16,20.

 

Ihre besondere Traurigkeit war die über den Tod und die Abwesenheit ihres Herrn, und sie ward in Freude verkehret, als er von den Toten auferstand, und sich in ihrer Mitte zeigte. Alle Schmerzen der Heiligen sollen so verwandelt werden; selbst die schlimmsten derselben, die aussehen, als müssten sie auf immer Quellen der Bitterkeit bleiben. Also je mehr Schmerz, desto mehr Freude. Wenn wir Lasten des Schmerzes haben, wird des Herrn Macht sie in Tonnen der Freude verwandeln. Je bitterer das Leid, desto süßer das Vergnügen: wenn das Pendel weit zur Linken schwingt, wird es nachher um so weiter zur Rechten gehen. Die Erinnerung an den Kummer wird das Gefühl der Wonne noch erhöhen: wir werden die eine im Gegensatz zu dem andren stellen, und der Glanz des Diamanten wird durch die schwarze Folie hinter ihm noch klarer ins Auge fallen. Komm, mein Herz, sei getrost! In einer kleinen Weile werde ich so fröhlich sein, wie ich jetzt trübe bin. Jesus sagt mir, dass durch eine himmlische Alchemie meine Traurigkeit in Freude verwandelt werden soll. Ich sehe nicht, wie es geschehen kann, aber ich glaube es, und ich beginne im Vorgefühl davon zu singen. Diese Niedergeschlagenheit des Geistes ist nicht auf lange, ich werde bald unter den Seligen sein, welche den Herrn Tag und Nacht loben, und da werde ich von der Gnade singen, die mich aus großer Trübsal befreit hat.

106

7. April. 

„Weil ich lebe, sollt ihr auch leben.“ 

Joh. 14,19.

 

Jesus hat das Leben derer, die an ihn glauben, so gewiss gemacht wie sein eignes. So wahr das Haupt lebt, sollen die Glieder auch leben. Wenn Jesus nicht von den Toten erstanden ist, dann sind wir tot in unsren Sünden; aber da er erstanden ist, so sind alle Gläubigen in ihm erstanden. Sein Tod hat unsre Übertretungen hinweggetan und die Bande gelöst, die uns unter dem Todesurteil hielten. Seine Auferstehung beweiset unsre Rechtfertigung: wir sind freigesprochen und die Barmherzigkeit spricht: „So hat der Herr auch deine Sünde weggenommen, du wirst nicht sterben.“ Jesus hat das Leben der Seinen so ewig gemacht wie sein eignes. Wie können sie sterben, so lange er lebt, da sie eins mit ihm sind? Weil er nicht mehr stirbt und der Tod keine Herrschaft mehr über ihn hat, so sollen sie nicht wieder zurückkehren zu den Gräbern ihrer alten Sünden, sondern mit dem Herrn in einem neuen Leben wandeln. O Gläubiger, wenn du unter großer Versuchung fürchtest, dass du eines dieser Tage durch die Hand des Feindes fallen wirst, so laß dies dich beruhigen. Du sollst niemals dein geistliches Leben verlieren, denn es ist mit Christo in Gott verborgen. Du zweifelst nicht an der Unsterblichkeit deines Herrn; deshalb denke nicht, dass er dich sterben lassen wird, da du eins mit ihm bist. Der Beweisgrund für dein Leben ist sein Leben, und um dieses kannst du keine Furcht haben, deshalb ruhe in deinem lebendigen Herrn.

107

8. April. 

„Des andren Tages aber in der Nacht stand der Herr bei ihm und sprach: Sei getrost, Paulus; denn wie du von mir zu Jerusalem gezeuget hast, also musst du auch zu Rom zeugen.“ 

Apg. 23,11.

 

Bist du ein Zeuge des Herrn, und bist du gerade jetzt in Gefahr? Dann gedenke daran, dass du unsterblich bist, bis dein Werk getan ist. Wenn der Herr noch mehr Zeugnis hat, das du ablegen sollst, so wirst du leben, bis du es abgelegt hast. Wer ist der, der das Rüstzeug zerbrechen kann, das der Herr wiederum zu brauchen beabsichtigt? Wenn es für dich keine Arbeit mehr für deinen Meister zu tun gibt, so kann es dich nicht traurig machen, dass er im Begriff ist, dich heimzunehmen und dich dahin zu stellen, wo du außerhalb des Bereiches der Gegner bist. Dein Zeugen von Jesu ist deine Hauptarbeit, und darin kannst du nicht gehemmt werden, bis sie beendigt ist: deshalb sei in Frieden. Grausame Verleumdung, boshafte Missdeutung, Verlassen der Freunde, Verrat dessen, dem du am meisten getraut, und was sonst noch kommen mag, kann nicht des Herrn Ratschluss betreffs deiner hindern. Der Herr steht bei dir in der Nacht deines Schmerzes und spricht: „Du musst noch von mir zeugen.“ Sei ruhig, sei voll Freude in dem Herrn. Wenn du diese Verheißung nicht gerade jetzt nötig hast, so vielleicht sehr bald. Bewahre sie auf. Denke auch daran, für Missionare und alle Verfolgten zu beten, dass der Herr sie behüten wolle bis zur Vollendung ihres Lebenswerkes.

108

9. April. 

„Großen Frieden haben, die dein Gesetz lieben, und werden nicht straucheln.“ Ps. 119,165.

 

Ja, eine wahre Liebe für das große Buch wird uns großen Frieden von dem großen Gott bringen und uns ein großer Schutz sein. Lasst uns beständig im Verkehr mit dem Gesetz des Herrn leben, dann wird es in unsrem Herzen eine Ruhe erzeugen, wie nichts andres es kann. Der Heilige Geist ist als ein Tröster durch das Wort tätig und verbreitet jene milden Einflüsse, welche die Stürme der Seele stillen. Nichts ist ein Anstoß für den, der das Wort Gottes reichlich in sich wohnen lässt. Er nimmt täglich sein Kreuz auf sich, und es wird zur Freude. Für die heiße Prüfung ist er vorbereitet, und sie befremdet ihn nicht, er wird nicht völlig niedergeschlagen durch sie. Er strauchelt nicht im Glück, wie so viele, und er wird nicht ganz gebrochen im Unglück, wie andre; denn er lebt über den wechselnden Umständen des äußeren Lebens. Wenn sein Herr ihm irgend ein großes Geheimnis des Glaubens vorlegt, wobei andre rufen: „Das ist eine harte Rede, wer kann sie hören?“ so nimmt der Gläubige es ohne einen Zweifel an; denn die Schwierigkeiten des Verständnisses sind für ihn überwunden durch die ehrfurchtsvolle Scheu vor dem Gesetz des Herrn, das ihm die höchste Autorität ist, vor der er sich freudig beugt. Herr, wirke in uns heute diese Liebe, diesen Frieden, diese Ruhe!

109

10. April. 

„Da sprach der Herr zu Mose: Mache dir eine eherne Schlange, und richte sie zum Zeichen auf; ein jeglicher, der gebissen ist und siehet sie an, der soll leben.“

4 Mose 21,8.

 

Das ist ein herrliches Vorbild des Evangeliums, Jesus, unter die Übeltäter gerechnet, hängt vor uns am Kreuze. Ein Blick auf ihn wird uns von dem Schlangenbiss der Sünde heilen, wird uns sogleich heilen – „wer sie ansiehet, der soll leben.“ Möge der Leser, der über seine Sünden trauert, die Worte beachten – ein jeglicher, der sie ansiehet, der soll leben. Jeder Anblickende wird dies finden. Ich habe es so gefunden. Ich blickte auf Jesum und lebte sogleich. Ich weiß, dass ich es tat. Leser, wenn du auf Jesum blickst, so wirst du auch leben. Wahr ist’s, du schwillst von dem Gifte an, und du siehst keine Hoffnung. Auch wahr, es gibt keine Hoffnung als diese eine. Aber dies ist keine zweifelhafte Kur – „ein jeglicher, der gebissen ist und siehet sie an, der soll leben.“ Die eherne Schlange wurde nicht als eine Merkwürdigkeit, welche die Gesunden ansehen sollten, aufgerichtet: sondern ihr besonderer Zweck war für die, welche „gebissen“ waren. Jesus starb als ein wirklicher Heiland für wirkliche Sünder. Ob der Biss dich zu einem Trunkenbolde oder einem Diebe, einem Unkeuschen oder einem Gottesverächter gemacht hat, ein Blick auf den großen Heiland wird dich von diesen Krankheiten heilen und dich in Heiligkeit und Gemeinschaft mit Gott leben lassen. Blicke und lebe.

110

11. April. 

„Und wird keiner den andren, noch ein Bruder den andren lehren und sagen: Erkenne den Herrn; sondern sie sollen mich alle kennen, beide, klein und groß, spricht der Herr.“

Jer. 31,34.

 

Wahrlich, was wir auch sonst nicht kennen, den Herrn kennen wir. Heute ist diese Verheißung in unsrer Erfahrung wahr, und es ist keine kleine. Der geringste Gläubige unter uns kennt Gott in Christo Jesu. Nicht so völlig, wie wir wünschen, aber doch wahrhaft und wirklich kennen wir den Herrn. Wir kennen nicht nur Lehren über ihn, sondern wir kennen ihn. Er ist unser Vater und unser Freund. Wir sind mit ihm persönlich bekannt. Wir können sprechen: „Mein Herr und mein Gott.“ Wir stehen in enger Gemeinschaft mit Gott und verbringen manche glückliche Stunde in seiner heiligen Gesellschaft. Wir sind unsrem Gott nicht mehr fremd, sondern das Geheimnis des Herrn ist unter uns. Dies ist mehr, als die Natur uns gelehrt haben könnte. Fleisch und Blut hat uns Gott nicht geoffenbart. Christus Jesus hat unsre Herzen den Vater kennen lehren. Wenn also der Herr selbst sich uns kund gegeben hat, ist dies nicht die Quelle aller seligmachenden Erkenntnis? Gott kennen ist das ewige Leben. Sobald wir zur Bekanntschaft mit Gott kommen, so haben wir den Beweis, dass wir zu einem neuen Leben erweckt sind. O meine Seele, freue dich dieser Erkenntnis und lobe deinen Gott diesen ganzen Tag!

111

12. April. 

„Denn ich will ihnen ihre Missetat vergeben und ihrer Sünde nicht mehr gedenken.“ 

Jer. 31,34.

 

Wenn wir den Herrn kennen, so empfangen wir die Vergebung der Sünden. Wir kennen ihn als den Gott der Gnade, der an unsren Übertretungen vorüber geht. Was für eine freudige Entdeckung ist dies! Aber wie göttlich ist diese Verheißung in ihrem Ausdrucke: der Herr verheißt, unsrer Sünde nicht mehr zu gedenken! Kann Gott vergessen? Er sagt, dass er es will, und er meint, was er sagt. Er will uns ansehen, als hätten wir niemals gesündigt. Das große Sühnopfer hat so völlig alle Sünde hinweggenommen, dass sie vor Gott nicht mehr existiert. Der Gläubige ist jetzt in Christo Jesu ebenso angenommen, wie Adam in seiner Unschuld es war; ja, mehr so, denn er trägt eine göttliche Gerechtigkeit, und die Adams war nur menschlich. Der große Gott will nicht unsrer Sünden so gedenken, dass er sie straft oder so, dass er uns ein Atom weniger liebt um ihretwillen. Wie eine Schuld, wenn sie bezahlt ist, aufhört eine Schuld zu sein, so tilgt der Herr die Missetat seines Volkes vollständig aus. Wenn wir über unsre Übertretungen und Mängel trauern, und dies ist unsre Pflicht so lange wir leben, so wollen wir uns zur selben Zeit freuen, dass sie nie wieder gegen uns in Erinnerung gebracht werden sollen. Das macht uns die Sünde hassen. Gottes freie Vergebung lässt uns wünschen, ihn niemals wieder durch Ungehorsam zu betrüben.

112

13. April. 

„Welcher unsren niedrigen Leib verklären wird, dass er ähnlich wird seinem verklärten Leibe.“ 

Phil. 3,21.

 

Oftmals, wenn wir von Schmerz gefoltert und unfähig zum Denken oder Anbeten sind, fühlen wir, dass dies in der Tat „der Leib unsrer Demütigung“ ist; und wenn wir von den Leidenschaften, die aus dem Fleisch entspringen, versucht werden, so halten wir das Wort „niedrig“ durchaus nicht für eine zu starke Übersetzung. Unser Leib demütigt uns; und dies ist ungefähr das beste, was er für uns tut. O, dass wir recht demütig wären, denn unser Leib verbindet uns mit den Tieren und verkettet uns sogar mit dem Staube! Aber unser Heiland, der Herr Jesus, wird all dieses wandeln. Wir sollen seinem eignen verklärten Leibe ähnlich werden. Dies wird bei allen stattfinden, die an Jesum glauben. Durch den Glauben sind ihre Seelen verwandelt worden, und mit ihren Leibern wird eine Erneuerung vorgehen, um dieselben für ihre wiedergebornen Geister geeignet zu machen. Wie bald diese große Verwandlung geschehen wird, können wir nicht sagen; aber der Gedanke daran sollte uns helfen, die heutigen Prüfungen und alle Leiden des Fleisches zu ertragen. Über ein kleines sollen wir sein, wie Jesus jetzt ist. Keine schmerzenden Stirnen mehr, keine geschwollenen Glieder mehr, keine trüben Augen mehr, keine ermattenden Herzen mehr. Der Greis soll nicht mehr ein Bündel von Gebrechen sein, und der Kranke nicht mehr eine Masse von Qual. „Ähnlich seinem verklärten Leibe.“ Was für ein Ausdruck! Sogar unser Fleisch soll ruhen in der Hoffnung solcher Auferstehung!

113

14. April. 

„Er soll unser Erbteil für uns wählen.“ 

Ps. 47,5.

 

Unsre Feinde würden uns ein trauriges Teil anweisen, aber wir sind nicht ihren Händen überlassen. Der Herr wird uns unser Teil zumessen, und unser Platz ist von seiner unendlichen Weisheit bestimmt. Ein weiserer Geist als der unsre ordnet unser Schicksal. Das Anordnen aller Dinge ist Gottes Sache, und wir sind froh, dass es so ist; wir wählen, dass Gott für uns wählen möge. Wenn wir unsren eignen Willen haben könnten, so würden wir wünschen, dass alles nach Gottes Willen ginge. Da wir uns unsrer eignen Torheit bewusst sind, begehren wir nicht, unser eignes Schicksal zu leiten. Wir fühlen uns sicherer und leichter, wenn der Herr unser Schiff steuert, als wir uns zu fühlen vermöchten, wenn wir uns nach unsrem eignen Urteil lenken könnten. Freudig überlassen wir die leidensvolle Gegenwart und die unbekannte Zukunft unsrem Vater, unsrem Heiland, unsrem Tröster. O meine Seele, lege heute deine Wünsche zu Jesu Füßen nieder! Wenn du in letzter Zeit etwas eigenwillig und widerspenstig gewesen bist, und begehrt hast, nach deinem eignen Sinn zu sein und zu handeln, so laß jetzt dein törichtes Ich fahren und lege die Zügel in die Hände des Herrn. Sprich: „Er soll für mich wählen.“ Wenn andre die unumschränkte Macht des Herrn bestreiten und den freien Willen des Menschen rühmen, so antworte du ihnen: „Er soll für mich wählen.“ Es ist meine freieste Wahl, ihn wählen zu lassen. Als ein Wesen mit freiem Willen erwähle ich dass er unumschränkte Herrschaft haben soll.

114

15. April. 

„Was die Gerechten begehren, wird ihnen gegeben werden.“ 

Spr. 10,24.

 

Weil es ein gerechtes Begehren ist, so kann Gott es ohne Schaden verleihen. Es würde weder gut für den Menschen selber, noch für die menschliche Gesellschaft im allgemeinen sein, wenn eine solche Verheißung den Ungerechten gegeben wäre. Lasst uns des Herrn Gebote halten, und er wird gerechterweise auf unsre Wünsche achten. Wenn die Gerechten etwas Ungerechtes begehren, so wird es ihnen nicht gewährt werden. Aber alsdann ist es auch nicht ihr wirkliches Begehren; es ist ein Irrtum oder ein Versehen; und es ist gut, dass es ihnen abgeschlagen wird. Ihr rechtes Begehren soll vor den Herrn kommen, und er wird ihnen nicht Nein sagen. Versagt uns der Herr unsre Wünsche auf eine Zeitlang? Möge die heutige Verheißung uns ermutigen, wieder zu bitten. Hat er sie uns ganz und gar versagt? Wir wollen ihm immer noch danken, denn es war stets unser Verlangen, dass er versagen sollte, wo nach seinem Urteil eine Versagung am besten war. Um einige Dinge bitten wir sehr kühn. Unser Hauptbegehren ist Heiligkeit, nützliches Wirken, Ähnlichkeit mit Christo. Bereitung auf den Himmel. Dies sind mehr die Wünsche der Gnade, als der Natur – mehr die Wünsche eines Gerechten, als die eines bloßen Menschen. Gott will uns diese nicht in kärglichem Maße gewähren, sondern „überschwänglich für uns tun.“ „Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet.“ Heute, meine Seele, bitte um Großes!

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16. April.

„Zu der Zeit soll auf den Schellen der Rosse sein: Die Heiligkeit des Herrn.“ 

Sach. 14,20.

 

Glückliche Zeit, wenn alle Dinge geweihet sein werden und die Schellen der Rosse von der Heiligkeit des Herrn erklingen! Diese Zeit ist für mich gekommen. Lasse ich nicht alle Dinge heilig für Gott sein? Diese Kleider, wenn ich sie anziehe oder ablege, sollen sie mich nicht an die Gerechtigkeit Christi Jesu, meines Herrn, erinnern? Soll nicht mein Werk getan werden wie für den Herrn? O, dass heute meine Kleider heilige Gewänder sein möchten, meine Mahlzeiten Sakramente, mein Haus ein Tempel, mein Tisch ein Altar, meine Rede Weihrauch und ich selber ein Priester! Herr, erfülle deine Verheißung und laß nichts für mich gemein oder unrein sein. Ich will dies im Glauben erwarten. Wenn ich glaube, dass es so sein wird, so wird dies mir helfen, es so zu machen. Da ich selber Jesu Eigentum bin, so mag mein Herr ein Inventar aufnehmen von allem, was ich habe, denn es ist ganz und gar sein eigen; und ich bin entschlossen, durch den Gebrauch, den ich heute davon mache, zu beweisen, dass dies der Fall ist. Vom Morgen bis zum Abend möchte ich alle Dinge nach einer fröhlichen und heiligen Regel ordnen. Meine Schellen – sollen läuten – warum sollten sie es nicht? Sogar meine Rosse sollen Schellen haben – wer hat ein solches Recht zu Spiel und Sang wie die Heiligen? Aber all meine Schellen, mein Spiel, mein Sang, meine Fröhlichkeit soll in Heiligkeit verwandelt sein und den Namen: „Der selige Gott“ ertönen lassen.

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17. April. 

„Wenn jemandes Wege dem Herrn wohlgefallen, so lässt er auch seine Feinde in Frieden mit ihm sein.“ 

Spr. 16,7.

 

Ich muss sehen, dass meine Wege dem Herrn wohlgefallen. Selbst dann werde ich Feinde haben; und vielleicht um so gewisser, als ich mich bemühe, das zu tun, was recht ist. Aber was für eine Verheißung ist dies! „Wenn Menschen wüten, so leget Gott Ehre ein,“ und er wird ihr Wüten so dämpfen, dass es mich nicht ängstigen soll. Er kann einen Feind abhalten, mir Schaden zu tun, auch wenn dieser Lust dazu hat. Dies tat er bei Laban, der Jakob verfolgte, aber nicht wagte, ihn anzurühren. Oder er kann den Zorn des Feindes dämpfen und ihn freundlich machen, wie er es bei Esau tat, der Jakob in brüderlicher Weise entgegenkam, obwohl dieser gefürchtet, dass er ihn und seine Familie mit dem Schwert schlagen wolle. Der Herr kann auch einen wütenden Gegner in einen Bruder in Christo und einen Mitarbeiter umwandeln, wie er es mit Saulus von Tarsus tat. O, dass er dies überall tun wollte, wo ein Verfolgungsgeist sich zeigt!

Glücklich ist der Mann, dessen Feinde für ihn so gemacht werden, wie die Löwen für Daniel in der Grube, ruhig und umgänglich! Wenn ich dem Tod, der der letzte Feind genannt wird, begegne, so ist mein Gebet, dass ich in Frieden sein möge. Nur lasst meine große Sorge die sein, dem Herrn in allen Dingen zu gefallen. O, dass ich Glauben und Heiligkeit hätte, denn daran hat der Höchste Wohlgefallen!

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18. April 

„Ich will mit dir sein; ich will dich nicht verlassen, noch von dir weichen.“ 

Jos. 1,5.

 

Dies Wort von Josua wird oft angeführt; es liegt dem neutestamentlichen Wort: „Ich will dich nicht verlassen, noch versäumen,“ zu Grunde. Geliebte, ein Leben des Kampfes liegt vor uns, aber der Herr der Heerscharen ist mit uns. Sind wir berufen, ein großes, aber wankelmütiges Volk zu leiten? Diese Verheißung verbürgt uns alle Weisheit und Klugheit, deren wir bedürfen. Haben wir mit listigen und mächtigen Feinden zu streiten? Hier ist Stärke und Tapferkeit, Kühnheit und Sieg. Haben wir ein großes Erbteil zu gewinnen? In diesem Zeichen werden wir ans Ziel gelangen; der Herr selber ist mit uns. Es wäre in der Tat ein Elend für uns, wenn Jehovah uns verlassen könnte; aber, da dies nimmer der Fall sein kann, so sind die Stürme der Unruhe in den Höhlen göttlicher Treue schlummern gelegt. Bei keiner einzigen Gelegenheit will der Herr von uns weichen. Geschehe, was da wolle, er will an unsrer Seite sein. Freunde fallen von uns ab, ihre Hilfe ist nur ein Aprilschauer; aber Gott ist treu, Jesus ist ewiglich derselbe, und der Heilige Geist bleibet in uns. Komm, mein Herz, sei heute ruhig und hoffnungsvoll. Wolken mögen sich sammeln, aber der Herr kann sie hinwegblasen. Da Gott mich nicht verlassen will, so soll mein Glaube mich nicht verlassen; und da er nicht von mir weichen will, so will ich nicht von ihm weichen. O, dass wir ruhigen Glauben hätten!

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19. April. 

„Denn so spricht der Herr Herr: Siehe, ich will mich meiner Herde selbst annehmen und sie aussuchen.“ 

Hes. 34,11.

 

Dies tut er zuerst, wenn seine Erwählten wie irrende Schafe sind, die weder den Hirten noch die Hürde kennen! Wie wunderbar findet der Herr seine Erwählten heraus! Jesus ist groß als suchender Hirte sowohl wie als errettender Hirte. Obgleich viele von denen, die sein Vater ihm gegeben, der Höllenpforte so nahe gekommen sind, wie sie nur können, findet der Herr sie doch durch Forschen und Suchen und nimmt sich ihrer in Gnaden an. Er hat uns ausgesucht: lasst uns gute Hoffnung für diejenigen haben, die uns in unsren Gebeten auf das Herz gelegt sind, denn er wird auch sie herausfinden. Der Herr wiederholt dies Verfahren, wenn einige seiner Herde von der Weide der Wahrheit und Heiligkeit abirren. Sie mögen in groben Irrtum, traurige Sünde und betrübte Verhärtung hinein geraten; aber dennoch wird der Herr, der für sie bei seinem Vater Bürge geworden ist, nicht zulassen, dass eins sich so weit verliert, dass es umkommt. Er wird sie durch seine Vorsehung und durch seine Gnade bis in fremde Länder, in die Stätten der Armut, in die Höhlen der Dunkelheit, in die Tiefen der Verzweiflung hinein verfolgen; er wird keinen von denen verlieren, die ihm der Vater gegeben hat. Es ist ein Ehrenpunkt für Jesum, die ganze Herde ohne eine einzige Ausnahme zu suchen und zu retten. Was für eine Verheißung, die ich geltend machen darf, wenn ich zu dieser Stunde gezwungen bin, zu schreien: „Ich bin wie ein verirrtes und verlornes Schaf!“

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20. April. 

„Der Gerechte wird seines Glaubens leben.“ 

Röm. 1,17.

 

Ich werde nicht sterben. Ich kann an den Herrn, meinen Gott, glauben, ich glaube an ihn, und dieser Glaube wird mich lebendig erhalten. Ich möchte unter diejenigen gezählt werden, die in ihrem Wandel gerecht sind; aber selbst wenn ich vollkommen wäre, würde ich nicht versuchen, durch meine Gerechtigkeit zu leben; ich würde mich an das Werk des Herrn Jesu anklammern und durch den Glauben an ihn und durch nichts andres leben. Wenn ich im Stande wäre, meinen Leib für den Herrn Jesum brennen zu lassen, so wollte ich doch nicht meinem eignen Mut und meiner Beständigkeit trauen, sondern immer noch durch den Glauben leben.

 

„Wär’ ich ein Märtyrer am Pfahl, 

Mich müsste Jesu Blut versühnen, 

Und seine Wunden, seine Qual;

Ich könnte keine Gnad’ verdienen.“

 

Durch den Glauben leben ist weit sicherer und glücklicher als durch Gefühle oder durch Werke leben. Die Rebe hat ein besseres Leben im Weinstock, als sie es für sich allein haben würde, selbst wenn’s ihr möglich wäre, getrennt vom Stamm zu leben. Leben, indem man sich an Jesum anklammert und alles von ihm empfängt, ist etwas Süßes und Heiliges. Wenn sogar der Gerechte in dieser Art leben muss, wieviel mehr ich, der ich ein armer Sünder bin! Herr, ich glaube. Ich muss dir ganz trauen. Was kann ich anders tun? Dir vertrauen ist mein Leben. Ich fühle, dass es so ist. Ich will hierbei bleiben bis ans Ende.

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21. April. 

„Deine Feinde sollen als Lügner erfunden werden.“ 

5 Mose 33,29.

 

Jener Erzfeind, der Teufel, ist ein Lügner von Anfang; aber seine Lügen sind so plausibel, dass wir gleich Mutter Eva dahin gebracht werden, ihm zu glauben. Doch unsre Erfahrung wird beweisen, dass er ein Lügner ist. Er sagt, dass wir aus der Gnade fallen, unsrem Bekenntnis Unehre machen und dem Verderben der Abtrünnigen anheimfallen werden; aber im Vertrauen auf den Herrn Jesum werden wir auf unsrem Wege beharren und beweisen, dass Jesus keinen verliert, den sein Vater ihm gegeben. – Er sagt, dass es uns an Brot fehlen und wir mit unsren Kindern verhungern werden; doch hat der Ernährer der Raben uns noch nicht vergessen, und er wird es nie tun, sondern uns „einen Tisch bereiten vor dem Angesicht unsrer Feinde.“ Er flüstert uns zu, dass der Herr uns nicht aus der Trübsal erretten werde, die in der Ferne sich zeiget, und drohet uns damit, dass die letzte Unze den Rücken des Kamels brechen werde. Was für ein Lügner ist er! Denn der Herr will uns nie verlassen noch versäumen! „Der erlöse ihn nun!“ ruft der falsche Feind; aber der Herr wird ihn zum Schweigen bringen, indem er zu unsrer Hilfe kommt. Er hat große Freude daran, uns zu erzählen, dass der Tod uns zu mächtig sein wird. „Was wirst du tun im Schwellen des Jordans?“ Aber auch da wird er sich als Lügner erweisen, und wir sollen durch den Strom gehen und Psalmen des Ruhmes singen.

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22. April. 

„Der Herr macht die Blinden sehend. Der Herr richtet auf, die niedergeschlagen sind.“ 

Ps. 146,8.

 

Bin ich niedergeschlagen? Dann lasst mich dieses Gnadenwort vor dem Herrn geltend machen. Es ist seine Weise, seine Gewohnheit, seine Verheißung, seine Freude, diejenigen aufzurichten, die niedergeschlagen sind. Ist es ein Gefühl der Sünde und eine daraus entspringende trübe Gemütsstimmung, an der ich leide? Dann ist das Werk Jesu dazu getan und vorher versehen, dass es mich in die Ruhe emporheben soll. O Herr, richte mich auf, um deiner Barmherzigkeit willen!

Ist es ein trauriger Todesfall oder ein großer Verlust an Vermögen? Hier hat der Tröster wiederum übernommen, zu trösten. Wie gut für uns, dass eine Person der heiligen Dreieinigkeit der Tröster geworden ist! Dies Werk wird gut getan werden, da ein so Glorreicher es zu seiner besonderen Sorge gemacht hat.

Manche sind so niedergeschlagen, dass nur Jesus sie von ihrer Schwachheit freimachen kann, aber er kann und will es tun. Er kann uns aufrichten, dass wir gesund, hoffnungsvoll und glücklich werden. Er hat dies oft in früheren Prüfungen getan, und er ist derselbe Heiland und will seine Taten der Freundlichkeit wiederholen. Wir, die wir heute niedergeschlagen und voll Traurigkeit sind, sollen noch erhoben werden, und die, welche jetzt über uns spotten, sollen sich noch schämen. Was für eine Ehre, von dem Herrn aufgerichtet zu werden! Es ist der Mühe wert, niedergeschlagen zu sein, damit wir seine aufrichtende Macht erfahren mögen.

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23. April. 

„Wer Ohren hat, der höre, was der Geist den Gemeinden sagt: Wer überwindet, dem soll kein Leid geschehen von dem andren Tode.“ 

Offb. 2,11.

 

Den ersten Tod müssen wir erdulden, falls nicht der Herr plötzlich zu seinem Tempel kommen sollte. Lasst uns in Bereitschaft bleiben und ihn ohne Furcht erwarten, da Jesus den Tod aus einer finstern Höhle in einen Durchgang zur Herrlichkeit verwandelt hat. Das, was zu fürchten, ist nicht der erste, sondern der zweite Tod; nicht das Scheiden der Seele vom Körper, sondern die schließliche Trennung des ganzen Menschen von Gott. Dies ist der wahre Tod. Dieser Tod tötet Frieden, Freude, Glück und Hoffnung. Wenn Gott geschwunden ist, so ist alles geschwunden. Solch ein Tod ist weit schlimmer als aufhören zu sein: es ist Dasein ohne das Leben, welches das Dasein des Habens wert macht. Nun, wenn wir durch Gottes Gnade bis zum Ende streiten und überwinden in dem glorreichen Kampfe, so kann kein zweiter Tod seinen kalten Finger auf uns legen. Wir werden keine Furcht vor Tod und Hölle haben, denn wir sollen eine unverwelkliche Krone des Lebens empfangen. Wie stählt uns dies für den Streit! Das ewige Leben ist des Kampfes eines ganzen Lebens würdig. Dem Leid des zweiten Todes entgehen, ist etwas, das wert ist, eine Lebenszeit hindurch darum zu ringen. Herr, gib uns Glauben, auf dass wir überwinden, und dann gewähre uns Gnade, unverletzt zu bleiben, ob Sünde und Satan auch unsren Fersen folgen!

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24. April. 

„Bringet aber die Zehnten ganz in mein Kornhaus, auf dass in meinem Hause Speise sei; und prüfet mich hierinnen, spricht der Herr Zebaoth, ob ich euch nicht des Himmels Fenster auftun werde, und Segen herabschütten die Fülle.“ Mal. 3,10.

 

Viele lesen diese Verheißung und machen sie geltend, ohne die Bedingung zu beachten, unter welcher der Segen verheißen ist. Wir können nicht erwarten, dass der Himmel aufgetan oder der Segen herabgeschüttet werde, wenn wir dem Herrn, unsrem Gott und seiner Sache nicht das Schuldige bezahlen. Es würde kein Mangel an Mitteln zu heiligen Zwecken da sein, wenn alle, die sich Christen nennen, ihren gebührenden Anteil zahlten. Viele sind arm, weil sie Gott berauben. Auch viele Gemeinden entbehren der Heimsuchungen des Geistes, weil sie ihre Prediger Hunger leiden lassen. Wenn keine irdische Speise für Gottes Diener da ist, so brauchen wir uns nicht zu wundern, wenn ihre Predigt wenig Nahrung für unsre Seelen hat. Wenn die Missionen nach Mitteln schmachten, und das Werk des Herrn durch eine leere Kasse gehindert wird, wie können wir da großes Wohlergehen der Seelen erwarten? Komm, komm! Was habe ich in letzter Zeit gegeben? Bin ich knickerig gegen meinen Gott gewesen? Habe ich mich gegen meinen Heiland karg bewiesen? Dies geht nicht an. Lasst mich meinem Herrn Jesu seinen Zehnten geben, indem ich den Armen helfe und sein Werk unterstütze, dann werde ich seine Segensmacht in großem Maße erfahren.

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25. April. 

„Ein Gerechter, der in seiner Lauterkeit wandelt, des Kinder werden gesegnet werden nach ihm.“ 

Spr. 20,7.

 

Sorge um unsre Familie ist natürlich, aber wir werden weise sein, wenn wir sie in Sorge um unser eignes Verhalten verwandeln. Wenn wir vor dem Herrn in Lauterkeit wandeln, so werden wir mehr zum Segen unsrer Nachkommen tun, als wenn wir ihnen große Besitztümer hinterlassen. Eines Vaters heiliges Leben ist ein reiches Vermächtnis für seine Söhne. Der aufrichtige Mann hinterlässt seinen Erben sein Beispiel, und dies wird an sich schon eine Fundgrube wahren Reichtums sein. Wie viele können ihren Erfolg im Leben auf das Beispiel ihrer Eltern zurückführen! Er hinterlässt ihnen auch seinen Ruf. Die Menschen denken um so besser von uns, wenn wir die Söhne eines Mannes sind, dem man vertrauen konnte, die Nachfolger eines Geschäftsmanns von trefflichem Ruf. O, dass alle jungen Männer Sorge trügen, den Familiennamen rein zu halten!

Vor allem hinterlässt er seinen Kindern seine Gebete und den Segen eines Gottes, der Gebete erhört, und dies macht unsre Nachkommen zu Bevorzugten unter den Menschenkindern. Gott wird sie erretten, selbst nachdem wir tot sind. O, dass sie sogleich errettet würden! Unsre Lauterkeit mag Gottes Mittel sein, unsre Söhne und Töchter zu erretten. Wenn sie die Wahrheit unsrer Religion durch unser Leben bewiesen sehen, so mag es sein, dass sie selber an Jesum glauben werden. Herr, erfülle dies Wort an meinem Hause!

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26. April 

„Und der Herr, dein Gott, wird dich segnen in allem, was du tust.“ 

5 Mose 15,18.

 

Ein israelitischer Herr sollte seinem leibeignen Knecht zur rechten Zeit die Freiheit geben, und ihn, wenn er seinen Dienst verließ, mit einem reichlichen Teil ziehen lassen. Dies sollte er von Herzen und fröhlich tun, und dann verhieß der Herr, die großmütige Handlung zu segnen. Der Geist dieses Gebotes und in der Tat, das ganze Gesetz Christi verpflichtet uns, Arbeiter gut zu behandeln. Wir sollen daran gedenken, wie der Herr mit uns gehandelt hat, und dass dies es durchaus nötig für uns macht, andre freundlich zu behandeln. Es geziemt denen, welche die Kinder eines gnädigen Gottes sind, freigebig zu sein. Wie können wir erwarten, dass unser großer Herr uns in unsrem Geschäfte segne, wenn wir diejenigen bedrücken, die uns dienen? Was für ein Segen wird hier dem Freigebigen vor Augen gestellt! In allem gesegnet sein, was wir tun, das heißt in der Tat, gesegnet sein. Der Herr wird uns dies gewähren teils durch Wohlergehen, teils durch Zufriedenheit der Seele und teils durch ein Gefühl seiner Huld, was die beste aller Segnungen ist. Er kann uns fühlen lassen, dass wir unter seiner besonderen Obhut stehen und von seiner besonderen Liebe umgeben sind. Dies macht das Erdenleben zu einem fröhlichen Vorspiel des künftigen Lebens. Gottes Segen ist mehr als Reichtum. Er „machet reich und füget keinen Schmerz hinzu.“ (Spr. 10,22.)

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27. April. 

„Der Herr wird vollenden sein Werk in mir.“ 

Ps. 138,8.

 

Er, der das Werk, das in meiner Seele gewirkt wird, angefangen hat, wird es auch fortführen. Der Herr bekümmert sich um alles, was mich bekümmert. Über alles, was jetzt gut, aber nicht vollkommen ist, will der Herr wachen, es bewahren und zur Vollständigkeit bringen. Dies ist ein guter Trost. Ich könnte das Werk der Gnade nicht selbst vollenden. Des bin ich ganz gewiss, denn ich fehle jeden Tag und habe es nur so lange noch fortgesetzt, weil der Herr mir geholfen hat. Wenn der Herr mich verließe, so wäre alle meine frühere Erfahrung nichts wert, und ich würde umkommen auf dem Wege. Aber der Herr will fortfahren, mich zu segnen. Er wird meinen Glauben vollenden, meine Liebe, meinen ganzen Charakter, mein Lebenswerk. Er will dies tun, weil er ein Werk in mir begonnen hat. Er gab mir das Verlangen, das ich fühle, und bis zu einem bestimmten Grade hat er mein Sehnen erfüllt. Er lässt niemals ein Werk unbeendigt; dies würde nicht zu seiner Ehre gereichen und würde ihm nicht ähnlich sehen. Er weiß seine Gnadenabsicht auszuführen, und obwohl meine eigne böse Natur und die Welt und der Teufel sich alle verschwören, ihn zu hindern, so zweifle ich doch nicht an seiner Verheißung. Er will vollenden sein Werk in mir, und ich werde ihn ewiglich loben. Herr, laß dein Gnadenwerk heute einigen Fortschritt machen!

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28. April. 

„Ich will in ihnen wohnen, und in ihnen wandeln, und will ihr Gott sein, und sie sollen mein Volk sein.“ 

2 Kor. 6,16.

 

Hier ist ein wechselseitiges Interesse. Eines gehört dem andren. Gott ist das Teil seines Volkes, und das erwählte Volk ist das Teil seines Gottes. Die Heiligen finden in Gott ihr vorzüglichstes Besitztum, und er hält sie für einen besonderen Schatz. Was für eine Fundgrube von Trost liegt in dieser Tatsache für jeden Gläubigen! Dieser glückliche Zustand wechselseitigen Interesses führt zu wechselseitigem Andenken. Gott wird immer an die Seinen denken, und sie werden immer an ihn denken. Heute will Gott alles für mich tun; was kann ich für ihn tun? Meine Gedanken sollten zu ihm eilen, denn er denket an mich. Ich will darauf achten, dass sie dies wirklich tun, und mich nicht mit dem bloßen Zugeständnis begnügen, dass sie es tun sollten. Dies führt weiter zu wechselseitiger Gemeinschaft. Gott wohnet in uns, und wir wohnen in ihm; er wandelt mit uns, und wir wandeln mit Gott. Glückliche Gemeinschaft dies!

O, dass ich Gnade hätte, um den Herrn als meinen Gott zu behandeln; ihm zu vertrauen und ihm zu dienen, wie seine Gottheit es verdient! O, dass ich Jehovah im Geist und in der Wahrheit lieben, verehren, anbeten und gehorchen könnte! Dies ist meines Herzens Wunsch. Wenn ich das erreicht, so werde ich meinen Himmel gefunden haben. Herr, hilf mir! Sei mein Gott, indem du mir hilfst, dich als meinen Gott zu erkennen, um Jesu willen.

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29. April. 

„Sprich nicht: Ich will Böses vergelten. Harre des Herrn, der wird dir helfen.“ 

Spr. 20,22.

 

Sei nicht hastig. Laß den Zorn abkühlen. Sage nichts und tue nichts, um dich selbst zu rächen. Du wirst gewiss unweise handeln, wenn du den Stock aufhebst, um deinen eignen Kampf zu fechten; und sicherlich wirst du nicht den Geist des Herrn Jesu zeigen. Es ist edler zu vergeben und der Beleidigung nicht mehr zu gedenken. Ein angetanes Unrecht in deinem Busen schwären zu lassen und auf Rache zu denken, heißt alte Wunden offen halten und neue machen. Besser vergeben und vergessen. Vielleicht sorgst du, dass du entweder etwas tun musst oder großen Verlust erleiden; dann tue, was diese Verheißung dir rät: „Harre des Herrn, der wird dir helfen.“ Dieser Rat wird dir keine fünf oder acht Groschen kosten, aber er ist weit mehr wert. Sei gelassen und ruhig. Harre des Herrn; trage Ihm deine Beschwerde vor: breite Rabsakes Brief vor dem Herrn aus, das wird an sich schon deine belastete Seele erleichtern. Außerdem ist hier die Verheißung: „Der wird dir helfen.“ Gott wird einen Weg der Befreiung für dich finden. Wie er es tun wird, können weder du noch ich erraten, aber tun wird er es. Wenn der Herr dir hilft, so wird das sehr viel besser sein, als dich in kleinliche Zänkereien einzulassen und durch das Ringen mit den Unreinen dich mit Schmutz zu bedecken. Sei nicht mehr zornig. Überlass deine Sache dem Richter aller.

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30. April. 

„Wer überwindet, dem will ich zu essen geben von dem verborgenen Manna, und will ihm geben ein gutes Zeugnis, und mit dem Zeugnis einen neuen Namen geschrieben, welchen niemand kennet, denn der ihn empfängt.“ 

Offb. 2,17.

 

Mein Herz, werde du angespornt, in dem heiligen Kampf zu beharren, denn der Lohn des Sieges ist groß. Heute essen wir von der himmlischen Speise, die um unser Lager herum fällt; die Speise der Wüste, die Speise, die vom Himmel kommt, die Speise, welche den Pilgern nach Kanaan niemals mangelt. Aber in Christo Jesu ist uns ein noch höherer Grad geistlichen Lebens aufbehalten, und eine Speise für dasselbe, die uns bis jetzt noch verborgen ist. In der goldenen Gelte, die in der Bundeslade sich befand, war Manna verborgen, das, obwohl jahrhundertelang aufbewahrt, nie verdarb. Niemand sah es je; es war mit der Bundeslade im Allerheiligsten verborgen. Ebenso ist das höchste Leben des Gläubigen mit Christo in Gott verborgen. Wir sollen bald dahin gelangen. Nachdem wir durch die Gnade unsres Herrn Jesu den Sieg gewonnen haben, sollen wir von des Königs Tische essen und uns von seinen köstlichen Speisen nähren. Jesus will unsre Speise sein. Er ist unser „verborgenes Manna“ sowohl wie auch das Manna der Wüste. Er ist uns alles in allem in unsrem höchsten, wie in unsrem niedrigsten Stande. Er hilft uns streiten, gibt uns den Sieg und ist dann selbst der Lohn. Herr, hilf mir überwinden!

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1. Mai. 

„Berge und Hügel sollen vor euch her frohlocken mit Ruhm, und alle Bäume auf dem Felde mit den Händen klappen.“

Jes. 55,12.

 

Wenn die Sünde vergeben ist, so ist unser größter Schmerz zu Ende und unser wahrstes Vergnügen beginnt. So groß ist die Freude, die der Herr den mit ihm Versöhnten verleiht, dass sie überfließt und die ganze Natur mit Wonne erfüllt. In der materiellen Welt ist verborgene Musik, und ein erneuertes Herz weiß diese herauszulocken und sie in Gesang zu wandeln. Die Schöpfung ist die Orgel, und ein begnadigter Mensch findet den Schlüssel dazu, legt seine Hand darauf und erweckt das ganze Weltall zur Harmonie des Lobes Gottes. Berge und Hügel und andre große Gegenstände bilden, sozusagen, den Bass des Chores; während die Bäume des Waldes und alle Dinge, welche Leben haben, den hellen melodischen Gesang ertönen lassen. Wenn das Wort Gottes guten Fortgang unter uns hat und Seelen gerettet werden, dann scheint alles voll Gesang. Wenn wir die Bekenntnisse junger Gläubiger hören und die Zeugnisse wohl unterrichteter Heiligen, sind wir so glücklich, dass wir den Herrn loben müssen, und dann scheint es, als wenn Felsen und Hügel, und Wälder und Felder unsre Freudentöne widerhallten und die Welt in ein Orchester wandelten. Herr, an diesem fröhlichen Maientage führe mich hinaus in deine klangvolle Welt, so reich an Lob wie eine Lerche in vollem Gesang.

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2. Mai. 

„Wer auf den Geist säet, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten.“ 

Gal. 6,8.

 

Säen sieht aus wie ein Verlieren, denn wir legen gutes Korn in den Boden, um es niemals wiederzusehen. Säen auf den Geist scheint etwas sehr Phantastisches, Träumerisches, denn wir verleugnen uns selber und erhalten anscheinend nichts dafür. Doch, wenn wir auf den Geist säen, indem wir uns beeifern, für Gott zu leben, suchen dem Willen Gottes zu gehorchen und uns bemühen, seine Ehre zu fördern, so werden wir nicht vergeblich säen. Das Leben, ja, das ewige Leben soll unser Lohn sein. Wir erfreuen uns dessen schon hier in der Erkenntnis Gottes, der Gemeinschaft mit Gott und dem Genuss Gottes. Dieses Leben fließt weiter wie ein stets tiefer, stets breiter werdender Fluss, bis es uns in den Ozean endloser Seligkeit trägt, wo das Leben Gottes auf ewig unser ist. Lasst uns am heutigen Tage nicht auf unser Fleisch säen, denn die Ernte wird Verwesung sein, das Ende alles Fleisches, sondern mit heiliger Selbstüberwindung lasst uns für die höchsten, reinsten und heiligsten Zwecke leben und suchen, unsren hochheiligen Herrn zu ehren, indem wir seinem gnadenvollen Geist gehorchen. Was für eine Ernte wird es sein, wenn wir das ewige Leben ernten! Was für Garben endloser Seligkeit werden wir einheimsen! Was für ein Fest wird die Ernte sein! Herr, laß uns teilhaben an dieser Feier, um deines Sohnes willen.

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3. Mai. 

„Und wenn du hören wirst das Rauschen auf den Wipfeln der Maulbeerbäume einhergehen, so säume nicht, denn der Herr wird dann ausgehen vor dir her, zu schlagen das Heer der Philister.“ 

2 Sam. 5,24.

 

Es gibt Zeichen von dem Herannahen des Herrn, die auch uns in Bewegung bringen sollten. Der Geist Gottes bläset, wo er will, und wir hören sein Sausen. Dann ist die Zeit, uns mehr als je aufzuraffen. Wir müssen die goldene Gelegenheit ergreifen und sie so gut benutzen, wie wir nur können. Uns liegt es ob, die Philister zu allen Zeiten zu bekämpfen; aber wenn der Herr selbst vor uns ausgehet, dann sollten wir besonders tapfer in dem Streite sein. Der Wind bewegte die Wipfel der Bäume, und für David und seine Männer war dies das Signal zu einem Angriff, und bei ihrem Vorrücken schlug der Herr selber die Philister. O, dass heute der Herr uns eine Gelegenheit gäbe, für ihn mit vielen unsrer Freunde zu sprechen! Lasst uns wachsam sein, und uns die hoffnungsvolle Gelegenheit zu nutze machen, wenn sie kommt. Wer weiß, ob dies nicht ein Tag guter Botschaften, eine Zeit des Seelengewinnens sein wird? Lasst uns das Ohr offen halten, das Rauschen des Windes zu hören, und unser Herz bereit, dem Signal zu gehorchen. Ist nicht diese Verheißung: „dann wird der Herr ausgehen vor dir her“ eine genügende Ermutigung, uns als Männer zu beweisen? Da der Herr vor uns her geht, so dürfen wir nicht zurückbleiben.

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4. Mai. 

„Freue dich nicht, meine Feindin, dass ich danieder liege; ich werde wieder aufkommen. Und so ich im Finstern sitze, so wird doch der Herr mein Licht sein.“

Micha 7,8.

 

Dies mag das Gefühl eines Mannes oder einer Frau aussprechen, die zu Boden getreten und unterdrückt sind. Unser Feind mag unser Licht auf eine Zeitlang auslöschen. Es ist gewisse Hoffnung für uns in dem Herrn; und wenn wir auf ihn vertrauen und rechtschaffen und lauter bleiben, so wird unsre Zeit des Daniederliegens und der Finsternis bald vorüber sein. Die Beschimpfungen der Feinde währen nur einen Augenblick. Der Herr wird bald ihr Lachen in Leidtragen wandeln und unser Seufzen in Singen. Wenn auch der große Feind der Seelen eine Weile über uns triumphieren sollte, wie er über bessere Männer, als wir sind, triumphiert hat, so lasst uns doch ein Herz fassen, denn wir werden ihn binnen kurzem überwinden. Wir sollen aufstehen von unsrem Fall, denn unser Gott ist nicht gefallen, und er wird uns aufheben. Wir sollen nicht in der Finsternis bleiben, obwohl wir für den Augenblick darin sitzen; denn unser Herr ist die Quelle des Lichtes, und er wird uns bald einen freudevollen Tag bringen. Lasst uns nicht verzweifeln oder auch nur zweifeln: Ein Umdrehen des Rades, und die Untersten werden oben sein. Wehe denen, die jetzt lachen, denn sie werden trauern und weinen, wenn ihr Prahlen in ewige Verachtung verwandelt worden ist. Aber gesegnet sind alle heilig Trauernden, denn sie sollen göttlich getröstet werden.

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5. Mai. 

„Der Herr, dein Gott, wird dein Gefängnis wenden.“ 

5 Mose 30,3.

 

Gottes eignes Volk kann sich durch Sünde in Gefangenschaft verkaufen. Eine sehr bittere Frucht ist dies, aus einer ungemein bittern Wurzel. Was für eine Knechtschaft ist es, wenn das Kind Gottes unter die Sünde verkauft ist, in Ketten von dem Satan gehalten, seiner Freiheit beraubt, seiner Macht im Gebet und seiner Freude am Herrn! Lasst uns wachen, damit wir nicht in solche Knechtschaft kommen; aber wenn uns dies schon widerfahren, so lasst uns keineswegs verzweifeln. Wir können nicht auf immer in Sklaverei gehalten werden. Der Herr Jesus hat einen zu hohen Preis für unsre Erlösung bezahlt, als dass er uns in des Feindes Hand lassen sollte. Der Weg zur Freiheit ist: „Kehre wieder zu dem Herrn, deinem Gott.“ Wo wir zuerst das Heil fanden, werden wir es wiederfinden. Wenn wir am Fuße des Kreuzes Christi unsre Sünde bekennen, so werden wir Vergebung und Befreiung finden. Überdies will der Herr, dass wir seiner Stimme gehorchen in allem, das er uns geboten hat, und wir müssen dies von ganzem Herzen und von ganzer Seele tun, dann soll unsre Gefangenschaft ein Ende haben. Oft wird Niedergeschlagenheit des Geistes und großes Elend der Seele von uns genommen, sobald wir unsre Götzen verlassen und im Gehorsam vor dem lebendigen Gott uns beugen. Wir brauchen keine Gefangenen zu sein. Wir können zu Zions Bürgerschaft zurückkehren, und das rasch. Herr, wende unser Gefängnis!

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6. Mai. 

„Laß dein Herz nicht neidisch sein auf die Sünder, sondern sei den ganzen Tag lang in der Furcht des Herrn. Denn sicher ist ein Ende da, und dein Warten wird nicht fehlen.“ 

Spr. 23,17.18.

 

Wenn wir die Gottlosen glücklich sehen, so sind wir geneigt, sie zu beneiden. Wenn ihre geräuschvolle Fröhlichkeit uns zu Ohren dringt und unser eignes Herz schwer ist, so denken wir halbwegs, dass sie besser daran seien, als wir. Dies ist töricht und sündlich. Wenn wir sie besser kennten und besonders, wenn wir an ihr Ende gedächten, so würden wir sie bemitleiden. Das Gegenmittel gegen den Neid liegt darin, dass wir in einem beständigen Gefühl der göttlichen Gegenwart leben, Gott verehren und Gemeinschaft mit ihm haben den ganzen Tag lang, wie lang der Tag auch scheinen mag. Wahre Religion hebt die Seele in eine höhere Region empor, wo das Urteil klarer wird und die Wünsche erhabener. Je mehr vom Himmel in unsrem Leben ist, desto weniger werden wir von der Erde begehren. Die Furcht Gottes treibt den Neid gegen Menschen aus. Der Todesstreich des Neides ist eine ruhige Betrachtung der Zukunft. Der Reichtum und die Ehre der Gottlosen sind eitles Gepränge. Dieser pomphafte Schein funkelt eine Stunde lang und erlischt alsdann. Ist der wohlhabende Sünder um seines Wohlergehens willen besser daran, wenn das Gericht ihn ereilt? Das Ende des Gottesfürchtigen ist Friede und Seligkeit, und niemand kann ihm seine Freude rauben; möge er deshalb den Neid fahren lassen und voll ruhiger Zufriedenheit sein.

136

7. Mai. 

„Und laß nichts von dem Bann an deiner Hand hängen, auf dass der Herr von dem Grimm seines Zorns abgewendet werde, und gebe dir Barmherzigkeit, und erbarme sich deiner, und mehre dich, wie er deinen Vätern geschworen hat.“ 

5 Mose 13,17.

 

Israel musste abgöttische Städte erobern und alle Beute zerstören, und alles, was durch Götzendienst verunreinigt war, als etwas Verbanntes betrachten, das mit Feuer zu verbrennen war. Nun, Sünde aller Art muss von Christen in derselben Weise behandelt werden. Wir dürfen keiner einzigen bösen Gewohnheit verstatten, zu bleiben. Es gilt jetzt Krieg bis aufs Messer mit Sünden aller Art und Größe, ob es Sünden des Leibes, der Seele oder des Geistes sind.

Wir sehen dies Aufgeben des Bösen nicht als etwas an, womit wir uns Barmherzigkeit verdienen, sondern wir betrachten es als eine Frucht der Gnade Gottes, die wir um keinen Preis entbehren möchten. Wenn Gott uns hilft, kein Erbarmen mit unsren Sünden zu haben, dann hat er großes Erbarmen mit uns. Wenn wir mit dem Bösen zürnen, so zürnt Gott nicht mehr mit uns. Wenn wir unsre Anstrengungen gegen die Sünde mehren, so mehrt der Herr unsre Segnungen. Der Weg des Friedens, des Wachstums, der Sicherheit, der Freude in Christo Jesu wird gefunden, indem man diesen Worten folgt: „Laß nichts von dem Bann an deiner Hand hängen.“ Herr, reinige mich heute. Erbarmen, Gedeihen, Zunahme und Freude wird sicher denen gegeben werden, die mit ernstem Entschluss die Sünde abtun.

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8. Mai. 

Gehet ihr auch hin in den Weinberg; und was recht sein wird, soll euch werden.“ Mt. 20,7.

 

Ja, es gibt Arbeit in Christi Weinberg für die Alten. Es ist die elfte Stunde, und dennoch will er uns arbeiten lassen. Was für eine große Gnade ist dies! Gewiss, jeder Alte sollte diese Einladung mit Freuden ergreifen. Männer in vorgerückten Jahren will niemand als Diener haben; sie gehen von Laden zu Laden, und die Besitzer blicken auf ihre grauen Haare und schütteln das Haupt. Aber Jesus will alte Leute dingen und ihnen guten Lohn geben! Dies ist in der Tat Erbarmen. Herr, hilf den Greisen, ohne eine Stunde Verzug in deinen Dienst zu treten. Aber will der Herr alten, abgelebten Leuten Lohn bezahlen? Zweifelt nicht daran. Er sagt, er will euch geben, was recht ist, wenn ihr auf seinem Felde arbeiten wollt. Er wird euch sicher Gnade hier und Herrlichkeit dort geben. Er will jetzt Trost und künftig Ruhe gewähren; Kraft, die eurem Tage angemessen ist, und einen Blick in die Herrlichkeit, wenn die Todesnacht heran kommt. Alles dieses will der Herr Jesus den im Greisenalter Bekehrten ebensowohl geben, wie dem, der in der Jugend in seinen Dienst tritt. Ich will dies einem noch nicht erretteten alten Manne oder einer alten Frau sagen und den Herrn bitten, es um Jesu willen zu segnen. Wo kann ich solche Personen finden? Ich will mich nach ihnen umsehen, und ihnen freundlich die Botschaft mitteilen.

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9. Mai. 

„Denn unser Herz soll sich seiner freuen, weil wir auf seinen heiligen Namen getraut haben.“ 

Ps. 33,21.

 

Die Wurzel des Glaubens bringt die Blume der Herzensfreude hervor. Zuerst mögen wir uns nicht freuen, aber das kommt seiner Zeit. Wir vertrauen dem Herrn, wenn wir traurig sind, und zur rechten Stunde vergilt er unsre Zuversicht so, dass unser Glaube sich in Genuss verwandelt und wir uns in dem Herrn freuen. Zweifel brütet Elend aus, aber Vertrauen wird auf die Länge zur Freude.

Die Gewissheit, die der Psalmist in diesem Verse ausdrückt, ist wirklich eine Verheißung, die in den Händen heiliger Zuversicht uns vorgehalten wird. O, dass wir Gnade hätten, sie uns anzueignen. Wenn wir uns nicht in diesem Augenblick freuen, so sollen wir es doch künftig tun, so gewiss Davids Gott unser Gott ist.

Lasst uns über des Herrn heiligen Namen nachsinnen, damit wir ihm um so besser vertrauen und um so rascher uns freuen. Er ist seinem Wesen nach heilig, gerecht, wahrhaftig, gnädig, treu und unveränderlich. Soll man einem solchen Gott nicht vertrauen? Er ist allweise, allmächtig und allgegenwärtig, können wir uns nicht freudig auf ihn verlassen? Ja, wir wollen dies tun. „Jehovah-Jireh, 1 Mose 22,14. Der Herr siehet“ wird versehen, „der Herr des Friedens“ wird Frieden senden, „der Herr, der unsre Gerechtigkeit ist,“ wird rechtfertigen, „hier ist der Herr,“ Hes. 48,35, wird ewig nahe sein, und in dem „Herrn Nissi“ werden wir jeden Feind überwinden. Die deinen Namen kennen, werden dir trauen, und die dir trauen, werden sich deiner freuen, o Herr.

139

10. Mai. 

„Also, dass wir dürfen kühn sagen: Der Herr ist mein Helfer; und will mich nicht fürchten. Was sollte mir ein Mensch tun?“

Hebr. 13,6.

 

Weil Gott uns nicht verlassen, noch versäumen will, so mögen wir wohl zufrieden sein mit dem, „das da ist.“ Da der Herr unser ist, so können wir nicht ohne einen Freund, einen Schatz und eine Wohnstätte gelassen werden. Diese Zusicherung kann uns das Gefühl der Unabhängigkeit von Menschen geben. Unter so hohem Schutze fühlen wir uns nicht versucht, vor unsren Mitmenschen zu kriechen und sie um Erlaubnis zu bitten, unser Leben unser eigen zu nennen, sondern was wir sagen, das sagen wir kühn und trotzen dem Widerspruch. Wer Gott fürchtet, hat nichts andres zu fürchten. Wir sollten solche Ehrfurcht vor dem lebendigen Herrn fühlen, dass alle Drohungen des stolzesten Verfolgers nicht mehr Wirkung auf uns ausübten, als das Pfeifen des Windes. Menschen können in unsren Tagen nicht so viel gegen uns tun, als zu der Zeit, da der Apostel diesen Spruch schrieb. Folter und Scheiterhaufen sind aus der Mode. Der Riese Papst kann die Pilgrime jetzt nicht verbrennen. Wenn die Nachfolger der falschen Lehre es mit grausamem Spott und Hohn versuchen, so wundern wir uns dessen nicht, denn die Menschen dieser Welt können nicht den himmlischen Samen lieben. Was denn? Wir müssen den Hohn der Welt tragen. Er zerbricht keine Knochen. Mit Gottes Hilfe lasst uns kühn sein, und wenn die Welt wütet, so lasst sie wüten, aber lasst uns sie nicht fürchten.

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11. Mai. 

„Gad, ein Heer wird ihn überwinden; aber er wird zuletzt überwinden.“ 

1 Mose 49,19.

 

Einige von uns sind gleich dem Stamme Gad gewesen. Unsrer Gegner waren auf eine Weile zu viele für uns, sie kamen über uns wie ein Heer. Ja, und für den Augenblick überwanden sie uns und frohlockten gewaltig über ihren zeitweiligen Sieg. Damit bewiesen sie nur, dass der erste Teil des Familienerbes wirklich unser ist, denn Christi Volk soll wie Gad von einem Heer überwunden werden. Dieses Überwundenwerden ist sehr schmerzlich, und wir wären in Verzweiflung geraten, hätten wir nicht an die zweite Zeile in dem Segen unsres Vaters geglaubt, „er wird zuletzt überwinden.“ „Ende gut, alles gut,“ sagte der Welt Dichter; und er sprach die Wahrheit. Einen Krieg muss man beurteilen, nicht nach den ersten Erfolgen oder Niederlagen, sondern nach dem, was „zuletzt“ geschieht. Der Herr will der Wahrheit und Gerechtigkeit den Sieg verleihen „zuletzt“; und wie Bunyan sagt, das bedeutet auf ewig, denn nichts kann nach dem Letzten kommen. Was uns nötig ist, das ist geduldiges Beharren im Gutestun, ruhige Zuversicht auf unsren glorreichen Führer. Christus, unser Herr Jesus, will uns seine heilige Kunst lehren, unser „Angesicht wie einen Kieselstein zu setzen,“ um in der Arbeit oder dem Leiden auszuhalten, bis wir sagen können: „Es ist vollbracht.“ Halleluja! Sieg! Sieg! Wir glauben an die Verheißung: „Er wird zuletzt überwinden.“

141

12. Mai. 

„Wer seinen Feigenbaum bewahret, der wird die Früchte davon essen; und wer seinem Herrn dienet, wird geehret werden.“

Spr. 27,18.

 

Wer den Feigenbaum zieht, hat Feigen für seine Mühe, und wer einem guten Herrn dient, hat Ehre zu seinem Lohn. Wahrlich, der Herr Jesus ist der beste der Herren, und es ist eine Ehre, wenn uns erlaubt wird, die geringste Handlung um seinetwillen zu tun. Es gibt Herren, deren Dienst ist, als wenn man einen Holzapfelbaum bewachte und Holzäpfel zum Lohn äße; aber meinem Herrn Jesu dienen, heißt einen Feigenbaum mit den süßesten Feigen bewahren. Sein Dienst ist an sich Freude, das Beharren darin ist Förderung, der Erfolg darin ist Segen hienieden, und der Lohn desselben ist die Herrlichkeit droben. Unsre größten Ehren werden eingesammelt werden in jener Zeit, wenn die Feigen reif sind, nämlich in der künftigen Welt. Engel, die jetzt unsre Diener sind, werden uns heimtragen, wenn unser Werk getan ist. Der Himmel, wo Jesus ist, wird unsre ehrenvolle Wohnung sein, die ewige Seligkeit unser ehrenvolles Teil, und der Herr selbst unsre ehrenvolle Gesellschaft. Wer kann sich die volle Bedeutung dieser Verheißung vorstellen: „Wer seinem Herrn dienet, wird geehret werden!“?

Gott, hilf mir, meinem Herrn dienen! Laß mich jeden Gedanken an Ehre aufgeben bis zu der Stunde hin, wo du selbst mich ehren wirst. Möge der Heilige Geist mich zu einem demütigen und geduldigen Arbeiter und Diener machen!

142

13. Mai. 

„Dieser Jesus, welcher von euch ist aufgenommen gen Himmel, wird kommen, wie ihr ihn gesehen habt gen Himmel fahren.“

Apg. 1,11.

 

Vor einigen Monaten feierten wir das erste Kommen unsres Herrn: lasst uns unsre Gedanken auf die Verheißung seines zweiten Kommens richten. Dieses ist so sicher, wie die erste Zukunft, und erhält einen großen Teil seiner Gewissheit durch dieselbe. Er, der in Niedrigkeit als ein Mensch kam, um zu dienen, wird sicherlich kommen, um den Lohn seines Dienstes zu nehmen. Er, der kam, um zu leiden, wird nicht zaudern, zu kommen, um zu herrschen. Dies ist unsre glorreiche Hoffnung, denn wir sollen seine Freude teilen. Heute sind wir in unsrer Verborgenheit und Erniedrigung, wie er es hienieden war; aber wenn er kommt, so werden wir kund werden, eben wie er offenbar werden wird. Tote Heilige sollen lebendig werden bei seinem Erscheinen. Die Verleumdeten und Verachteten sollen leuchten wie die Sonne in ihres Vaters Reich. Dann sollen die Heiligen als Könige und Priester erscheinen, und die Tage ihres Trauerns sollen ein Ende haben. Die lange Ruhe und der unbegreifliche Glanz des tausendjährigen Reiches wird ein reichlicher Lohn für die Jahrhunderte des Zeugens und des Kämpfens sein. O, dass der Herr käme! Er kommt! Er ist auf dem Wege und er zieht rasch heran. Der Schall seines Kommens sollte auch unsren Herzen wie Musik sein! Läutet hell, ihre Glocken der Hoffnung!

143

14. Mai. 

„Kommt, wir wollen wieder zum Herrn; denn er hat uns zerrissen, er wird uns auch heilen; er hat uns geschlagen, er wird uns auch verbinden.“ 

Hos. 6,1.

 

Es ist des Herrn Weise, zu zerreißen ehe er heilt. Das ist die aufrichtige Liebe seines Herzens und die sichere Heilkunst seiner Hand. Er schlägt, ehe er verbindet, sonst würde es ein ungewisses Werk sein. Das Gesetz kommt vor dem Evangelium; das Gefühl der Bedürftigkeit vor der Gabe. Ist der Leser jetzt unter der überführenden, zermalmenden Hand des Geistes? Hat er den knechtischen Geist empfangen, dass er sich abermals fürchten muss? Dies ist eine heilsame Vorbereitung auf das wirkliche Heilen und Verbinden des Evangeliums. Verzweifle nicht, liebes Herz, sondern komme zu dem Herrn mit all deinen zackigen Wunden, schwarzen Beulen und eiternden Geschwüren. Er allein kann heilen, und er freut sich, es zu tun. Es ist unsres Herrn Amt, die zerbrochenen Herzen zu verbinden, und er versteht es trefflich. Lasst uns nicht zögern, sondern sofort wieder zum Herrn kommen, von dem wir uns verirrt haben. Lasst uns ihm unsre klaffenden Wunden zeigen und ihn bitten, Hand an sein Werk zu legen und es zu vollenden. Wird ein Wundarzt schneiden und dann seinen Kranken zu Tode bluten lassen? Wird der Herr unser altes Haus niederreißen und sich dann weigern, uns ein besseres zu bauen? Vermehrst du je unnötigerweise das Elend armer, geängstigter Seelen? Das sei ferne von dir, o Herr.

144

15. Mai. 

„Er kennet meinen Namen, darum will ich ihn hoch stellen.“ 

Ps. 91,14.

 

Spricht der Herr dies zu mir? Ja, wenn ich seinen Namen kenne. Gelobt sei der Herr, ich bin ihm nicht fremd. Ich habe ihn versucht und ihn erprobt und ihn erkannt, und deshalb traue ich ihm. Ich kenne seinen Namen als einen sündehassenden Gott, denn durch seines Geistes überführende Macht bin ich gelehret, dass er nie das Böse übersehen will. Aber ich kenne ihn auch als den sündevergebenden Gott in Christo Jesu, denn er hat mir all meine Übertretungen vergeben. Sein Name ist Treue, und ich weiß das, denn er hat mich niemals verlassen, wenn auch die Leiden sich auf mich gehäuft haben. Diese Kenntnis ist eine Gabe der Gnade, und der Herr lässt sie den Grund sein, weshalb er eine andre Gnadengabe gewährt, nämlich das Hochstellen. Dies ist Gnade auf Gnade. Beachtet, dass die Stellung gefährlich sein kann, wenn wir hoch klimmen; aber wenn der Herr uns dahin stellt, ist sie sicher. Er mag uns erheben zu großer Wirksamkeit, zu außerordentlicher Erfahrung, zu Erfolg in seinem Dienste, zur Führung seiner Arbeiter, zum Platze eines Vaters unter den Kleinen. Wenn er dies nicht tut, so mag er uns hoch stellen durch nahe Gemeinschaft, klare Einsicht, heiligen Triumph und Vorgefühl ewiger Herrlichkeit. Wenn Gott uns hoch stellt, kann Satan selber uns nicht herabziehen. O, dass es so mit uns diesen ganzen Tag lang wäre!

145

16. Mai. 

„Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ 

Mt. 5,7.

 

Es geziemt sich nicht, dass dem, der nicht vergeben will, vergeben wird, und dem Mangel dessen, der den Armen nicht helfen will, soll auch nicht abgeholfen werden. Gott wird uns mit unsrem eignen Maß messen, und die, welche harte Herren und harte Gläubiger gewesen sind, werden finden, dass der Herr hart mit ihnen verfahren wird. „Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat.“ Heute lasst uns versuchen, zu vergeben. Lasst uns tragen und ertragen. Lasst uns freundlich und sanft und milde sein. Lasst uns das Tun andrer nicht zu strenge auslegen, nicht beim Kaufen zu sehr feilschen, nicht alberne Zänkereien anfangen, nicht so schwierig sein, dass niemand es uns recht machen kann. Gewiss, wir wünschen, gesegnet zu werden, und wir wollen gern Barmherzigkeit erlangen: lasst uns barmherzig sein, damit uns Barmherzigkeit werde. Lasst uns die Bedingung erfüllen, damit wir die Seligpreisung uns aneignen können. Ist es nicht eine angenehme Pflicht, freundlich zu sein? Ist das nicht süßer, als zornig und ungroßmütig sein? Wie? Es ist Seligkeit in der Sache selber! Überdies ist das Erlangen der Barmherzigkeit eine reiche Belohnung. Wer anders als die unumschränkte Gnade konnte eine Verheißung wie diese eingeben? Wir sind gegen unsre Mitsterblichen barmherzig in Groschen, und der Herr erlässt uns „alle diese Schuld.“

146

17. Mai. 

„Die Aufrichtigen sollen Gutes in Besitz haben.“ 

Spr. 28,10.

 

Das Buch der Sprichwörter ist auch ein Buch der Verheißungen. Verheißungen sollten Sprichwörter unter dem Volk Gottes sein. Dies ist eine sehr merkwürdige. Wir sind gewohnt zu denken, dass wir die Anwartschaft auf Gutes haben, aber hier wird uns gesagt, dass wir es in Besitz haben sollen. Alle Bosheit und List der Feinde kann nicht unser Verderben bewirken: sie werden in die Grube fallen, die sie gegraben haben. Unser Erbe ist als ein so unveräußerliches auf uns übertragen, dass es uns nicht vorenthalten werden kann und wir auch nicht so vom Wege abgeleitet werden können, dass wir es verfehlen. Aber was haben wir jetzt? Wir haben ein ruhiges Gewissen durch das kostbare Blut Jesu. Wir haben die Liebe Gottes, die über allen Wechsel hinaus unser ist. Wir haben Macht bei Gott im Gebet in jeder Zeit der Not. Wir haben die Vorsehung Gottes, die über uns wacht, die Engel Gottes, die uns dienen, und vor allem, den Geist Gottes, der in uns wohnt. In der Tat, alles ist unser. „Es sei das Gegenwärtige oder das Zukünftige, alles ist euer.“ Jesus ist unser. Ja, die göttliche Dreieinigkeit in Einheit ist unser. Halleluja. Lasst uns nicht jammern und wimmern, und knausern und uns plagen, da wir Gutes in Besitz haben. Lasst uns von unsrem Gott leben und den ganzen Tag in ihm uns freuen. Hilf uns, o Heiliger Geist!

147

18. Mai. 

„Und ich will euch die Jahre erstatten, welche die Heuschrecken gefressen haben.“ 

Joel 2,25.

 

Ja, jene vergeudeten Jahre, über die wir seufzen, sollen uns wieder erstattet werden. Gott kann uns so reichliche Gnade geben, dass wir in den Rest unsrer Tage so viel Arbeit zusammendrängen, dass sie Ersatz bietet für jene Jahre der Nicht-Wiedergeburt, über die wir in demütiger Buße trauern. Die Heuschrecken der Rückfälligkeit, der Weltlichkeit, der Lauheit sehen wir jetzt als eine furchtbare Plage an. O, dass sie uns niemals nahe gekommen wären! Der Herr hat sie nun in Barmherzigkeit hinweg genommen und wir sind voll Eifer, ihm zu dienen. Gelobt sei sein Name, wir können solche Ernten geistlicher Gnaden gewinnen, dass unsre frühere Unfruchtbarkeit davor verschwindet. Durch reiche Gnade können wir unsre bittere Erfahrung benutzen und sie gebrauchen, andre zu warnen. Wir können durch unsre früheren Mängel um so tiefer in der Demut, im kindlichen Vertrauen und in bußfertiger Frömmigkeit gewurzelt werden. Wenn wir um so wachsamer, eifriger und milder sind, so werden wir durch unsre beklagenswerten Verluste gewinnen. Die vergeudeten Jahre können durch ein Wunder der Liebe erstattet werden. Scheint es ein zu großes Gut? Lasst uns dafür glauben und dafür leben, und wir können es noch erlangen, eben wie Petrus um so nützlicher ward, nachdem seine Vermessenheit durch seine zu Tage getretene Schwachheit geheilt worden war. Herr, stehe uns durch deine Gnade bei.

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19. Mai. 

“Darum spricht der Herr also: Wo du dich zu mir hältst, so will ich mich zu dir halten, und sollst mein Prediger bleiben. Und wo du die Frommen lehrest sich sondern von den bösen Leuten, so sollst du wie mein Mund sein.“ 

Jer. 15,19.

 

Armer Jeremia! Doch, warum sagen wir das? Der weinende Prophet war einer der auserwähltesten Diener Gottes und von ihm geehrt über viele andre hinaus. Er ward gehasst, weil er die Wahrheit sprach. Das Wort, das ihm so süß war, war seinen Hörern bitter, dennoch wurde er von seinem Herrn angenommen. Ihm ward befohlen, in seiner Treue zu verharren, dann wollte der Herr fortfahren, durch ihn zu sprechen. Er sollte Menschen gegenüber kühn und wahr sein und des Herrn sichtendes Werk an denen vollziehen, die sich in jener Zeit Gläubige nannten, und dann gab ihm der Herr dies Wort: „Du sollst wie mein Mund sein.“

Was für eine Ehre! Sollte nicht jeder Prediger, ja, jeder Gläubige sie begehren? Wenn Gott durch uns spricht, was für ein Wunder! Wir werden sichere, reine Wahrheit sprechen, und wir werden sie mit Macht sprechen. Unser Wort soll nicht leer zurückkommen; es soll ein Segen sein denen, die es aufnehmen, und die, welche es zurückweisen, sollen es auf ihre eigne Gefahr hin tun. Unsre Lippen sollen vielen Speise geben. Wir sollen die Schlafenden erwecken und die Toten zum Leben rufen. O, lieber Leser, bete, dass es so mit dem Schreiber dieses sein möge und mit allen, von unsrem Herrn gesandten Dienern.

149

20. Mai. 

„Ich will vor dir hergehen und die Höcker eben machen; ich will die ehernen Türen zerschlagen und die eisernen Riegel zerbrechen.“ 

Jes. 45,2.

 

Dies war für Cyrus; aber es ist immerdar das Erbteil aller geistlichen Diener des Herrn. Lasst uns nur im Glauben vorwärts gehen, und der Weg wird für uns gebahnt werden. Krümmungen und Wendungen menschlicher Schlauheit und satanischer List sollen für uns gerade gemacht werden; wir sollen es nicht nötig haben, ihren Irrgängen und Windungen zu folgen. Die ehernen Türen sollen zerschlagen und die eisernen Riegel, womit sie befestigt waren, zerbrochen werden. Wir sollen keines Mauerbrechers noch Hebeisens bedürfen: der Herr selbst will das Unmögliche für uns tun, und das Unerwartete soll geschehen.

Lasst uns nicht in feiger Furcht niedersitzen. Lasst uns auf dem Pfade der Pflicht vorwärts eilen; denn der Herr hat gesprochen: „Ich will vor dir hergehen.“ Unsre Sache ist nicht, zu fragen warum? Unsre Sache ist, zu wagen und vorwärts zu dringen. Es ist des Herrn Werk, und er wird uns in den Stand setzen, es zu tun: alle Hindernisse müssen vor ihm weichen. Hat er nicht gesagt: „Ich will die ehernen Türen zerschlagen“? Was kann seinen Zweck hindern oder seine Ratschlüsse vereiteln? Die, welche Gott dienen, haben unendliche Hilfsquellen. Der Weg ist dem Glauben klar, obgleich der menschlichen Kraft versperrt. Wenn Jehovah spricht: „Ich will,“ wie er es in dieser Verheißung zweimal tut, so dürfen wir nicht zweifeln.

150

21. Mai. 

„Wenn die Wolken voll sind, so geben sie Regen auf Erden.“ 

Pred. 11,3.

 

Warum fürchten wir denn die Wolken, welche jetzt unsren Himmel verdunkeln? Zwar verbergen sie auf eine Weile die Sonne, aber die Sonne ist nicht ausgelöscht; sie wird binnen kurzem wieder scheinen. Mittlerweile sind diese schwarzen Wolken mit Regen gefüllt; und je schwärzer sie sind, desto wahrscheinlicher ist’s, dass sie reichliche Schauer geben werden. Wie können wir Regen ohne Wolken haben? Unsre Leiden haben uns stets Segnungen gebracht und werden es stets tun. Sie sind die dunklen Wagen der hellen Gnade. Nicht lange, so werden diese Wolken sich entleeren, und jede zarte Pflanze wird durch den Regen um so fröhlicher gemacht. Unser Gott mag uns mit Leiden tränken, aber er wird uns nicht im Zorn ertränken; nein, er will uns in Barmherzigkeit erquicken. Unsres Herrn Liebesbriefe kommen häufig in schwarzgeränderten Umschlägen. Seine Wagen rumpeln, aber sie sind mit Wohltaten beladen. Seine Rute trägt süße Blüten und nährende Früchte. Lasst uns nicht sorgen um der Wolken willen, sondern singen, weil April-Wolken und -Schauer uns Maiblumen bringen werden. O Herr, die Wolken sind der Staub deiner Füße! Wie nahe bist du am wolkigen und dunklen Tage! Die Liebe schaut dich und ist froh. Der Glaube sieht, wie die Wolken Regen geben und auf jeder Seite die kleinen Hügel fröhlich machen.

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22. Mai. 

„Wenn ich mitten im Leide wandle, so willst du mich wieder lebendig machen: Du wirst deine Hand ausstrecken über den Zorn meiner Feinde und deine Rechte wird mich erretten.“ 

Ps. 138,7.

 

Elendes Wandeln mitten im Leide. Nein, gesegnetes Wandeln, weil eine besondere Verheißung dafür da ist. Gebt mir eine Verheißung, und was ist das Leid? Was lehrt mein Herr mich hier sprechen? Nun, dies: „Du willst mich wieder lebendig machen.“ Ich werde mehr Leben, mehr Kraft, mehr Glauben haben. Ist es nicht oft so, dass das Leid uns wieder belebt wie ein Hauch kalter Luft, wenn wir einer Ohnmacht nahe sind? Wie zornig sind meine Feinde und besonders der Erzfeind! Soll ich meine Hand ausstrecken und gegen meine Feinde kämpfen? Nein, meine Hand ist besser beschäftigt im Dienste meines Herrn. Außerdem ist keine Notwendigkeit dafür da, denn mein Gott will seinen weitreichenden Arm gebrauchen und wird mit ihnen weit besser fertig werden, als ich es könnte, wenn ich es auch versuchte. „Die Rache ist mein, ich will vergelten, spricht der Herr.“ Er will mit seiner eignen rechten Hand der Macht und der Weisheit mich erretten, und was kann ich mehr wünschen? Komm, mein Herz, rede über diese Verheißung mit dir selber, bis du sie als das Lied deiner Zuversicht, den Trost deiner Einsamkeit gebrauchen kannst. Bete, dass du selbst wieder lebendig gemacht werdest, und überlass das andre dem Herrn, der alles für dich vollbringt.

152

23. Mai. 

„Er wird den Armen erretten, der da schreiet, und den Elenden, der keinen Helfer hat.“ 

Ps. 72,12.

 

Der Arme schreiet; was kann er anders tun? Sein Schreien wird von Gott gehört; was braucht er anders zu tun? Möge der arme Leser sogleich anfangen zu schreien, denn das wird weise von ihm sein. Schreie nicht in die Ohren der Freunde, denn selbst, wenn sie dir helfen können, ist es nur, weil der Herr sie dazu instandsetzt. Der nächste Weg ist, geradeswegs zu Gott zu gehen und dein Schreien vor ihn kommen zu lassen. Geradeaus macht den besten Läufer: laufe zum Herrn und nicht zu den Mittel-Ursachen. „Ach!“ rufst du aus, „ich habe keinen Freund oder Helfer.“ Um so besser; du kannst in beiden Fällen auf Gott vertrauen – wenn du ohne Mittel und wenn du ohne Freunde bist. Laß deine doppelte Not deine doppelte Bitte sein. Sogar um zeitliche Güter darfst du Gott bitten, denn er sorgt für seine Kinder in diesen zeitlichen Angelegenheiten. Und in den geistlichen Nöten, welche die schwersten von allen sind, will der Herr dein Schreien hören und dich erretten und für dich sorgen. O, armer Freund, prüfe deinen reichen Gott. O Hilfloser, lehne dich auf seine Hilfe. Er hat mich nie im Stich gelassen, und ich bin gewiss, er wird dich nie im Stich lassen. Komm als ein Bettler, und Gott wird dir seine Hilfe nicht verweigern. Komm und mache nichts geltend, als seine Gnade. Jesus ist König, wird er dich in Mangel umkommen lassen? Wie! Vergaßest du dies?

153

24. Mai. 

„Euer einer wird tausend jagen; denn der Herr, euer Gott, streitet für euch, wie er euch geredet hat.“ 

Jos. 23,10.

 

Warum Köpfe zählen? Ein Mann mit Gott ist eine Majorität, ob tausend auf der andren Seite sind. Zuweilen mögen unsrer Helfer zu viele sein, so dass Gott nicht mit ihnen wirken kann, wie es bei Gideon der Fall war, der nichts tun konnte, bis er seine Streitkräfte vermehrt hatte, indem er ihre Zahl verminderte. Aber der Heere des Herrn sind nie zu wenige. Als Gott ein Volk gründen wollte, rief er Abram allein und segnete ihn. Als er den stolzen Pharao besiegen wollte, gebrauchte er keine Armeen, sondern nur Mose und Aaron. Das „Amt eines Mannes,“ wie gewisse weise Leute es nennen, ist von dem Herrn weit öfter gebraucht worden, als eingeübte Scharen mit ihren Offizieren. Schlugen alle Israeliten zusammen so viele wie Simson allein? Saul und seine Heere schlugen ihre Tausende, aber David seine Zehntausende. Der Herr kann dem Feinde große Überzahl geben und ihn dennoch überwinden. Wenn wir Glauben haben, so haben wir Gott mit uns, und was sind Menschenmengen? Eines Hirten Hund kann eine große Herde Schafe vor sich hertreiben. Wenn der Herr dich gesandt hat, o, mein Bruder, wird seine Kraft seinen göttlichen Ratschlag vollenden. Darum verlasse dich auf die Verheißung und sei sehr mutig.

154

25. Mai. 

„Der Herr wird dir seinen guten Schatz auftun.“ 

5 Mose 28,12.

 

Dies bezieht sich zuerst auf den Regen. Der Herr wird diesen zu seiner Zeit geben. Regen ist das Sinnbild aller der himmlischen Erquickungen, die der Herr seinem Volke verleihen will. O, dass wir einen reichlichen Schauer hätten, des Herrn Erbteil zu erfrischen! Wir scheinen zu denken, Gottes Schatz könne nur durch einen großen Propheten wie Elia aufgetan werden, aber es ist nicht so, denn diese Verheißung gilt allen Treuen in Israel und in der Tat, jedem einzelnen von ihnen. O, gläubiger Freund, „der Herr wird dir seinen guten Schatz auftun.“ Auch du kannst den Himmel aufgetan sehen und mit deiner Hand hineingreifen und dein Teil herausnehmen, ja, und ein Teil für alle deine Brüder um dich her. Bitte, was du willst, und es soll dir nicht versagt werden, wenn du in Christo bleibest und seine Worte in dir bleiben. Bis jetzt hast du noch nicht alle Schätze deines Herrn gekannt, aber er wird sie deinem Verständnis öffnen. Gewiss, du hast noch nicht die Fülle seiner Bundesreichtümer genossen, aber er will dein Herz in seine Liebe hineinleiten und Jesum in dir offenbaren. Nur der Herr selber kann dies für dich tun; aber hier ist seine Verheißung und wenn du fleißig auf seine Stimme merkst und seinem Willen gehorchst, so sollen seine Reichtümer in der Herrlichkeit durch Jesum Christum dein sein.

155

26. Mai. 

„Dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen; so wird er dein Brot und dein Wasser segnen.“ 

2 Mose 23,25.

 

Was für eine Verheißung ist dies! Gott zu dienen ist an sich eine hohe Wonne. Aber was für ein Vorrecht obendrein, dass der Segen Gottes in allen Dingen auf uns ruht! Unsre gewöhnlichsten Dinge werden gesegnet, wenn wir selber dem Herrn geweiht sind. Unser Herr Jesus nahm Brot und segnete es; siehe, wir essen auch von gesegnetem Brote. Jesus segnete Wasser und machte es zu Wein! Das Wasser, das wir trinken, ist für uns weit besser, als der Wein, womit die Menschen fröhlich gemacht werden; jeder Tropfen enthält eine Segnung. Der göttliche Segen ruht auf dem Manne Gottes in allem, und soll jederzeit bei ihm bleiben. Was tut’s, wenn wir nur Brot und Wasser haben! Es ist doch gesegnetes Brot und Wasser. Brot und Wasser sollen wir haben. Das liegt darin einbegriffen, denn es muss da sein, damit Gott es segne. „Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.“ Mit Gott an unsrem Tische bitten wir nicht nur um Segen, sondern wir haben ihn. Nicht nur am Altar, sondern auch am Tische segnet er uns. Er dient denen gut, die ihm gut dienen. Dieser Tischsegen ist nicht aus Verdienst, sondern aus Gnaden. In der Tat, hier ist dreifache Gnade; er gewährt uns Gnade, ihm zu dienen, er speiset uns durch seine Gnade mit Brot und segnet es dann in seiner Gnade.

156

27. Mai. 

„Denn wo solches reichlich bei euch ist, wird es euch nicht faul noch unfruchtbar sein lassen, in der Erkenntnis unsres Herrn Jesu Christi.“ 

2 Petri 1,8.

 

Wenn wir wünschen, unsren Herrn durch Fruchtbarkeit zu verherrlichen, so müssen sich gewisse Dinge in uns finden; denn nichts kann aus uns herauskommen, was nicht zuerst in uns ist. Wir müssen mit dem Glauben beginnen, der die Grundlage aller Tugenden ist; und dann fleißig hinzufügen Tugend, Erkenntnis, Mäßigkeit und Geduld. Dabei müssen wir Gottseligkeit und brüderliche Liebe haben. Wenn alle diese verbunden sind, so werden wir sicherlich als unsre Lebensfrucht die Trauben nützlichen Wirkens hervorbringen, und werden nicht nur müßige Kenner, sondern wirkliche Täter des Wortes sein. Diese heiligen Dinge müssen sich nicht bloß in uns finden, sondern sie müssen sich reichlich finden, sonst werden wir unfruchtbar sein. Frucht ist das Überfließen des Lebens, und wir müssen voll sein, ehe wir überfließen können.

Wir haben Männer gekannt, die beträchtliche Fähigkeiten und günstige Gelegenheit hatten, und denen es doch nie gelang, in der Bekehrung von Seelen wirklich Gutes zu wirken; und nach genauer Beobachtung sind wir zu dem Schluss gekommen, dass ihnen gewisse Gnaden fehlten, die schlechthin notwendig zum Fruchttragen sind. Für ein wirklich nützliches Wirken sind Gnaden besser als Gaben. Wie der Mensch ist, so ist sein Werk. Wenn wir besser wirken wollen, so müssen wir besser sein. Lasst diesen Spruch einen leisen Wink sein für unfruchtbare Christen, und für mich selber auch.

157

28. Mai. 

„Und wurden alle voll des Heiligen Geistes.“ 

Apg. 2,4

 

Wie reich wären doch die Segnungen des heutigen Tages, wenn wir alle erfüllt würden mit dem Heiligen Geist. Es wäre ganz unmöglich, die unendliche Fülle von Früchten solcher Heiligung der Seele zu überschätzen. Leben, Trost, Licht, Reinheit, Kraft, Friede und noch so viele andre teure Gnadenschätze sind ganz unzertrennlich von der seligen Gegenwart des Heiligen Geistes. Gleich dem heiligen Öl salbt er das Haupt des Gläubigen, sondert ihn aus zum Priestertum der Heiligen und schenkt ihm Gnade, sein Amt recht zu verwalten. Als das einzige wahrhaft reinigende Wasser macht er uns frei von der Gewalt der Sünde und heiligt uns zu einem göttlichen Leben und wirket in uns das Wollen und das Vollbringen nach des Herrn Wohlgefallen. Als das Licht offenbarte er uns zuerst unser Verderben, und jetzt offenbart er an uns und in uns den Herrn Jesum und leitet uns auf den Weg der Gerechtigkeit. Als ein Feuer reinigt er uns von allen Schlacken und lässt zugleich unser geläutertes Wesen in hellem Glanz strahlen. Er ist die Opferflamme, durch welche wir imstande sind, unsre Seelen völlig Gott darzubringen zum lebendigen, wohlgefälligen Opfer. Als Tau vom Himmel steuert er unsrer Dürre und befruchtet unser Leben. O, dass er doch in dieser Morgenstunde recht reichlich auf uns herabkäme! Solcher Morgentau wäre ein lieblicher Anfang des Tages. Als die Taube schwebt er mit Fittichen sanfter Liebe über seiner Arche und über den Seelen der Gläubigen, und als der Tröster zerstreut er die Sorgen und Zweifel, die den Frieden seiner Kinder stören.

158

29. Mai. 

„Und Jesus sprach zu ihnen: Folget mir nach, ich will euch zu Menschenfischern machen.“ 

Mk. 1,17.

 

Nur dadurch, dass wir Jesu nachfolgen, können wir den Wunsch unsres Herzens erlangen und unsren Mitmenschen wirklich nützlich sein. O, wie sehnen wir uns, Fischer für Jesum zu sein, die Erfolg haben! Wir würden unser Leben opfern, um Seelen zu gewinnen. Aber wir werden versucht, Methoden anzuwenden, die Jesus nie angewandt haben würde. Sollen wir dieser Einflüsterung des Feindes nachgeben? Wenn das, so mögen wir das Wasser umherspritzen, aber wir werden nie Fische fangen. Wir müssen Jesu nachfolgen, wenn es uns gelingen soll. Sensationelle Methoden, Abendunterhaltungen und dergleichen – heißt das Jesu nachfolgen? Können wir uns vorstellen, dass der Herr Jesus Hörer durch solche Mittel angezogen, wie sie jetzt gewöhnlich gebraucht werden? Was ist das Ergebnis solcher Auskunftsmittel? Das Ergebnis ist nichts, was Jesus am letzten großen Tage in Rechnung bringen wird. Wir müssen bei unsrem Predigen bleiben, wie unser Meister es tat, denn durch dieses Mittel werden Seelen errettet. Wir müssen unsres Herrn Lehre predigen und ein volles und freies Evangelium verkünden; denn dies ist das Netz, in dem Seelen gefangen werden. Wir müssen mit seiner Sanftmut, Kühnheit und Liebe predigen; denn dies ist das Geheimnis des Erfolgs bei Menschenherzen. Wir müssen mit göttlicher Salbung arbeiten und uns auf den Heiligen Geist verlassen. So, indem wir Jesu nachfolgen, nicht ihm voranlaufen, oder zur Seite abweichen, sollen wir Menschenfischer werden.

159

30. Mai. 

„Ich will Hornissen vor dir her senden, die vor dir ausjagen die Heviter, Kananiter und Hethiter.“ 

2 Mose 23,28.

 

Was die Hornissen waren, brauchen wir nicht zu erörtern. Sie waren Gottes eignes Heer, das er vor seinem Volke hersandte, um die Feinde zu stechen und Israels Sieg leicht zu machen. Unser Gott wird durch die von ihm selbst gewählten Mittel für sein Volk streiten und den Feinden Schaden zufügen, noch ehe sie in den wirklichen Kampf kommen. Oft setzt er die Gegner der Wahrheit durch etwas in Verwirrung, wozu die Verteidiger derselben gar nichts beigetragen haben. Die Luft ist voll von geheimnisreichen Einflüssen, die Israels Feinde plagen. Wir lesen in der Offenbarung Johannis, dass „die Erde dem Weibe half.“

Wir wollen uns niemals fürchten. Die Sterne in ihren Bahnen streiten wider die Feinde unsrer Seele. Oft finden wir, wenn wir zum Kampf ausziehen, kein Heer, mit dem zu streiten ist. „Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.“ Gottes Hornissen können mehr tun, als unsre Waffen. Wir hätten uns nie träumen lassen, dass der Sieg durch solche Mittel, wie Jehovah sie gebraucht, gewonnen werden würde. Wir müssen unsrem Marschbefehl gehorchen und ausziehen zur Eroberung der Völker für Jesum, und wir werden finden, dass der Herr vor uns hergegangen ist und den Weg bereitet hat; so dass wir am Ende fröhlich bekennen werden: „Er sieget mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.“

160

31. Mai. 

„Welcher auch seines eignen Sohnes nicht hat verschonet, sondern hat ihn für uns alle dahin gegeben; wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?“ 

Röm. 8,32.

 

Wenn dies der Form nach keine Verheißung ist, so ist es in Wirklichkeit eine. In der Tat, es ist mehr als eine, es ist eine Menge von Verheißungen. Es ist eine Masse Rubinen, Smaragden und Diamanten, die in Gold gefasst sind. Es ist eine Frage, die niemals so beantwortet werden kann, dass sie uns irgendwelche Angst des Herzens verursacht. Was kann der Herr versagen, nachdem er uns Jesum gegeben hat? Wenn wir alle Dinge im Himmel und auf Erden nötig haben, so will er sie uns gewähren: denn wenn es irgendwo eine Grenze gegeben hätte, so würde er seinen eignen Sohn zurückbehalten haben. Was habe ich heute nötig? Ich brauche nur darum zu bitten. Ich darf ernstlich suchen, aber nicht als wenn ich einen Druck auszuüben und etwas nicht willig Dargereichtes von des Herrn Hand zu erpressen hätte, denn er will schenken. Aus freiem Willen gab er uns seinen eignen Sohn. Sicherlich, niemand hätte ihm eine solche Gabe vorgeschlagen, niemand würde gewagt haben, darum zu bitten. Es wäre zu vermessen gewesen. Er gab freiwillig seinen Eingebornen; und, o meine Seele, kannst du nicht deinem himmlischen Vater vertrauen, dass er dir etwas, dass er dir alles geben wird? Dein armes Gebet würde keine Kraft bei der Allmacht haben, wenn Kraft nötig wäre; aber seine Liebe quillt wie ein Born von selber auf, fließt über und versorgt dich mit allem, dessen du bedarfst.

161

1. Juni. 

„Wirf dein Brot auf das Wasser, so wirst du es finden nach vielen Tagen.“ 

Pred. 11,1.

 

Wir dürfen nicht erwarten, für alles Gute, was wir tun, sofortigen Lohn zu sehen; ebensowenig dürfen wir unsre Bemühungen auf Orte und Personen beschränken, von denen es wahrscheinlich ist, dass sie uns Ersatz für unsre Arbeit gewähren werden. Der Ägypter wirft seinen Samen auf das Wasser des Nils, was eine schiere Vergeudung des Korns scheinen könnte. Aber seiner Zeit nimmt die Flut ab, der Reis oder was es sonst für Korn ist, sinkt in den fruchtbaren Schlamm, und rasch wird eine Ernte hervorgebracht. Lasst uns heute den Undankbaren und den Bösen Gutes tun. Lasst uns die Sorglosen und die Hartnäckigen lehren. Wasser, das keinen Erfolg verspricht, mag hoffnungsvollen Boden bedecken. Nirgends soll unsre Arbeit vergeblich in dem Herrn sein.

Es ist unsre Sache, unser Brot auf das Wasser zu werfen; es bleibt Gott überlassen, die Verheißung zu erfüllen: „Du wirst es finden.“ Er wird nicht versäumen, sie zu halten. Sein gutes Wort, das wir gesprochen haben, soll leben, soll gefunden werden, soll von uns gefunden werden. Vielleicht nicht eben jetzt, aber eines Tages werden wir ernten, was wir gesäet haben. Wir müssen uns in der Geduld üben, denn vielleicht wird der Herr uns darin üben. „Nach vielen Tagen,“ spricht die Schrift, und in vielen Fällen werden diese Tage zu Monaten und Jahren, und dennoch bleibt das Wort wahr, Gottes Verheißung hält sich; lasst uns Sorge tragen, dass wir die Vorschrift halten und sie diesen Tag halten.

162

2. Juni. 

„Denn nun will ich sein Joch, das du trägst, zerbrechen, und deine Bande zerreißen.“ 

Nah. 1,13.

 

Assyrien war es gestattet, eine Zeitlang des Herrn Volk zu bedrücken, aber es kam eine Zeit, wo seine Macht zerbrochen ward. So wird manches Herz vom Satan in Banden gehalten und leidet schwer unter dem Joche. O, dass zu solchen, die „auf Hoffnung gefangen liegen“, der Herr sogleich kommen möge, nach dem Spruch: „Nun will ich sein Joch, das du trägst, zerbrechen, und deine Bande zerreißen!“ Siehe! der Herr verheißt eine gegenwärtige Befreiung: „Nun will ich sein Joch zerbrechen.“ Glaube an sofortige Freiheit, und nach deinem Glauben wird dir geschehen zu dieser selbigen Stunde. Wenn Gott sagt „nun“, so lasst keinen Menschen sagen „morgen“. Siehe, wie vollständig die Errettung sein soll; denn das Joch soll nicht abgenommen, sondern zerbrochen werden; und die Bande sollen nicht aufgelöst, sondern zerrissen werden. Hier ist eine Erweisung göttlicher Kraft. die verbürgt, dass der Unterdrücker nicht wiederkehren soll. Sein Joch ist zerbrochen, wir können nicht wiederum durch sein Gewicht daniedergebeugt werden. Seine Bande sind zerrissen, sie können uns nicht länger halten. O, dass wir an die vollständige und ewige Befreiung durch Jesum glaubten! „So euch nun der Sohn frei macht, so seid ihr recht frei.“ Komm, Herr, und setze deine Gefangenen frei nach deinem Wort.

163

3. Juni. 

„Der Herr Herr ist meine Kraft, und wird meine Füße machen wie Hirschfüße und wird machen, dass ich auf meinen Höhen gehe.“ 

Hab. 3,19.

 

Diese Zuversicht des Mannes Gottes kommt einer Verheißung gleich; denn das, wovon der Glaube überzeugt ist, ist der Ratschluss Gottes. Der Prophet hatte durch die Tiefen der Armut und des Hungers zu wandeln, aber er ging bergab ohne zu gleiten, denn der Herr gab ihm, dass er stehen konnte. Nachher wurde er auf die Höhen des Kampfes berufen, und fürchtete sich vor dem Hinaufgehen nicht mehr, als vor dem Hinabgehen. Siehe! der Herr lieh ihm Kraft. Nein, Jehovah selber war seine Kraft. Denkt daran: der allmächtige Gott selber wird unsre Kraft! Bemerkt, dass der Herr ihm auch Sicherheit der Füße gab. Die Hirsche springen über Felsen und Klippen und verlieren nie den Halt für ihre Füße. Unser Herr will uns Gnade geben, den schwierigsten Pfaden der Pflicht ohne Straucheln zu folgen. Er kann unsren Fuß den Klippen anpassen, so dass wir uns zu Hause fühlen da, wo wir ohne Gott umkommen würden. Eines dieser Tage werden wir zu noch höheren Plätzen berufen werden. Dort hinauf sollen wir klimmen, zu dem Berge Gottes, den Höhen, wo „die Glänzenden“ (Anm.: aus Bunyans Pilgerreise) versammelt waren. O, was für Füße sind die Füße des Glaubens, mit denen wir der Hindin des Morgens folgend zu dem Berge des Herrn emporsteigen werden!

 

164

4. Juni. 

„Sie sollen mein sein, spricht der Herr Zebaoth, an jenem Tage, da ich meine Juwelen voll machen will.“

Mal. 3,17.

 

Es kommt ein Tag, an dem die Kronjuwelen unsres großen Königs gezählt werden sollen, damit man sehe, ob sie dem Verzeichnis, das sein Vater ihm gegeben, entsprechen. Meine Seele, wirst du unter den Kleinodien Jesu sein? Du bist ihm köstlich, wenn er dir köstlich ist, und du sollst sein „an jenem Tage“ sein, wenn er an diesem Tage dein ist. In den Tagen Maleachis pflegten die Erwählten des Herrn sich so miteinander zu unterhalten, dass ihr Gott selber auf ihre Reden horchte. Ihm gefielen sie so, dass er sie aufzeichnete, ja, und er machte ein Buch daraus, das er aufbewahrte. Da ihr Gespräch ihm gefiel, so gefielen sie selber ihm auch. Halt inne, meine Seele, und frage dich: wenn Jesus deinem Gespräch zuhörte, würde es ihm gefallen? Ist es zu seiner Ehre und zur Erbauung der Brüder? Sprich, meine Seele, und sei gewiss, dass du die Wahrheit sagst. Aber welch eine Ehre wird es für uns arme Geschöpfe sein, wenn der Herr uns als seine Kronjuwelen schätzt! Diese Ehre haben alle Heiligen. Jesus sagt nicht nur: „Sie sind mein“, sondern: „Sie sollen mein sein.“ Er kaufte uns, suchte uns, brachte uns in sein Reich und hat uns so weit seinem Bilde gleich gemacht, dass er mit all seiner Kraft uns verteidigen wird.

165

5. Juni. 

„Aber gegen alle Kinder Israel soll nicht ein Hund mucken, gegen Menschen oder Vieh; auf dass ihr erfahret, wie der Herr Israel und Ägypten scheide.“ 

2 Mose 11,7.

 

Was! Hat Gott Macht über die Zungen der Hunde? Kann er Hunde vom Bellen abhalten? Ja, so ist es. Er kann sogar einen ägyptischen Hund hindern, eins der Lämmer von Israels Herde zu plagen. Bringt Gott Hunde zum Schweigen, und hündische Menschen und den großen Hund am Höllentor? Dann lasst uns ohne Furcht unsren Weg verfolgen. Wenn er den Hunden gestattet, ihre Zungen zu bewegen, so kann er doch ihre Zähne zurückhalten. Sie mögen einen furchtbaren Lärm machen und trotzdem uns keinen wirklichen Schaden zufügen. Doch, wie süß ist Stille! Wie schön ist es, sich unter Feinden zu bewegen und wahrzunehmen, dass Gott sie in Frieden mit uns sein lässt! Wie Daniel in der Löwengrube sind wir unverletzt unter den Verderbern. O, dass heute dieses Wort des Herrn an Israel auch für mich wahr wäre! Plagt mich der Hund? Ich will meinem Herrn davon sagen. Herr, er kümmert sich nicht um meine Vorstellungen; sprich du das Wort der Macht, und er muss sich niederlegen. Gib mir Frieden, o mein Gott, und laß mich deine Hand so deutlich darin sehen, dass ich klar den Unterschied wahrnehmen möge, den deine Gnade zwischen mir und den Ungöttlichen gemacht hat!

166

6. Juni. 

„Der Herr hat mein Flehen gehört; der Herr wird mein Gebet annehmen.“

Ps. 6,10.

 

Die hier bevorzugte Erfahrung ist die meine. Ich kann mein Siegel dazu setzen, dass Gott wahrhaftig ist. In sehr wunderbarer Weise hat er viele, viele Male die Gebete seines Knechtes erhört. Ja, und er hört mein jetziges Flehen, und er wendet nicht sein Ohr von mir ab. Gelobt sei sein Name! Was denn? Nun, sicherlich ist die Verheißung, die schlummernd in des Psalmisten gläubiger Zuversicht liegt, auch mein. Lasst mich sie mit der Glaubenshand ergreifen: „Der Herr wird mein Gebet annehmen.“ Er wird es annehmen, daran gedenken und es erhören in der Art und zu der Zeit, die seine liebevolle Weisheit als die beste erkennt. Ich bringe mein armes Gebet in meiner Hand vor den großen König, er gibt mir Gehör und nimmt meine Bitte gnädig an. Meine Feinde wollen mich nicht anhören, aber mein Herr will es. Sie verlachen meine tränenvollen Gebete, aber mein Herr tut es nicht; er nimmt mein Gebet in sein Ohr und in sein Herz auf.

Welche Aufnahme ist dies für einen armen Sünder! Wir nehmen Jesum an, und dann nimmt der Herr uns und unsre Gebete an, um seines Sohnes willen. Gelobt sei der teure Name, der unsre Gebete frankiert, so dass sie frei sogar in die goldenen Tore eingehen. Herr, lehre mich beten, weil du meine Gebete hörst.

167

7. Juni. 

„Und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ 

Joh.10,28.

 

Wir glauben an die ewige Sicherheit der Heiligen. Zuerst, weil sie Christi sind, und er niemals die Schafe verlieren wird, die er mit seinem Blut erkauft und von seinem Vater empfangen hat. Ferner, weil er ihnen das ewige Leben gibt, und wenn es ewig ist, nun, dann ist es ewig, und es kann kein Ende haben, wenn nicht auch Hölle, Himmel und Gott ein Ende haben können. Wenn das geistliche Leben aussterben kann, so ist es augenscheinlich nicht ewiges Leben, sondern zeitliches Leben. Aber der Herr spricht von ewigem Leben, und das schließt die Möglichkeit eines Endes aus. Beachtet weiter, dass der Herr ausdrücklich sagt: “Sie werden nimmermehr umkommen.“ So lange Worte einen Sinn haben, sichert dies die Gläubigen vor dem Umkommen. Der hartnäckigste Unglaube kann nicht diesen Sinn aus diesen Worten herausdrängen. Dann, um die Sache vollständig zu machen, erklärt er, dass die Seinen in seiner Hand sind und fordert alle ihre Feinde heraus, sie aus derselben zu reißen. Gewiss, es ist etwas Unmögliches, selbst für den Feind der Hölle. Wir müssen sicher in dem Griff eines allmächtigen Heilandes sein. Unsre Sache sei es, fleischliche Furcht sowohl wie fleischliches Vertrauen fahren zu lassen und friedlich in der hohlen Hand des Erlösers zu ruhen.

168

8. Juni. 

„So aber jemand unter euch Weisheit mangelt, der bitte von Gott, der da gibt einfältiglich jedermann und rückt es niemand auf, so wird sie ihm gegeben werden.“

Jak. 1,5.

 

„So aber jemand unter euch Weisheit mangelt.“ Es ist kein „so“ in der Sache, denn ich bin gewiss, dass sie mir mangelt. Was weiß ich? Wie kann ich meinen eignen Weg lenken? Wie kann ich andre führen? Herr, ich bin eine Masse von Torheit, und Weisheit habe ich nicht. Du sprichst: „Der bitte von Gott.“ Herr, ich bitte jetzt. Hier zu deinen Füßen bitte ich, mich mit himmlischer Weisheit zu versehen für die schwierigen Dinge dieses Tages, ja, und für die einfachen dazu; denn ich weiß, ich kann sehr Albernes tun, sogar in einfachen Dingen, wenn du mich nicht vor Schaden behütest. Ich danke dir, dass das Bitten alles ist, was ich zu tun habe. Was für Gnade ist es von dir, dass ich nur im Glauben zu beten brauche, und dass du dann mir Weisheit geben willst! Du verheißest mir hier eine gute Erziehung, und diese dazu ohne einen zornigen Lehrer und einen scheltenden Schulmeister. Du willst sie auch ohne Bezahlung gewähren – sie einem Toren gewähren, dem es an Weisheit mangelt. O Herr, ich danke dir für dieses bestimmte und ausdrückliche Wort: „so wird sie ihm gegeben werden.“ Ich glaube es. Du willst dein Kindlein heute die verborgene Weisheit erkennen lassen, welche die fleischlich Klugen niemals lernen. Du willst mich nach deinem Rat leiten und mich zuletzt mit Ehren annehmen.

169

9. Juni. 

„Ich will in dir lassen überbleiben ein betrübtes und armes Volk, die werden auf des Herrn Namen trauen.“ 

Zeph. 3,12.

 

Wenn wahre Religion im Begriff ist, unter den Reichen auszusterben, so findet sie eine Heimat unter den Armen dieser Welt, die an Glauben reich sind. Der Herr hat selbst jetzt noch seine treuen Übergebliebenen. Bin ich einer derselben?

Vielleicht lernen die Menschen auf des Herrn Namen trauen, weil sie betrübt und arm sind. Wer kein Geld hat, muss versuchen, was er mit Kredit tun kann. Der, dessen eigner Name nach seiner eignen Schätzung nichts wert ist, handelt weise, wenn er sich auf einen andren Namen verlässt, jenen besten aller Namen, den Namen Jehovah. Gott wird immer ein vertrauendes Volk haben, und dies wird immer ein betrübtes und armes Voll sein. Gering, wie die Welt von ihnen denkt, so ist es doch ihr Übrigbleiben in einer Nation, was dieser unzählige Segnungen zuführt. Hier haben wir das bewahrende Salz, welches dem Verderben wehret, das durch die Lüste in der Welt ist. Wieder kommt die Frage an jeden von uns heran: Bin ich einer von ihnen? Bin ich betrübt durch die Sünde in mir und um mich her? Bin ich arm im Geiste, geistlich arm nach meinem eignen Urteil? Traue ich auf den Herrn? Das ist die Hauptsache. Jesus offenbart den Namen, das Wesen, die Person Gottes, traue ich auf Ihn? Wenn das, so bin ich zu einem Zweck in dieser Welt übrig geblieben. Herr, hilf mir, ihn zu erfüllen.

170

10. Juni. 

„Sie sollen weiden und ruhen, und keiner soll sie schrecken.“ 

Zeph. 3,13.

 

Gestern dachten wir an das betrübte und arme Volk, das der Herr als einen lebendigen Samen in einer toten Welt lässt. Der Prophet sagt von ihnen, dass sie kein Böses tun werden und nicht falsch reden. So dass sie, die weder Rang noch Reichtum zum Schutz hatten, zugleich ganz unfähig waren, jene Waffen zu gebrauchen, auf welche die Gottlosen so viel Vertrauen setzen; sie konnten sich weder durch Sünde noch durch Schlauheit verteidigen. Was denn? Sollten sie vernichtet werden? Keineswegs. Sie sollten sowohl weiden als ruhen und nicht nur frei von Gefahr sein, sondern sogar frei von der Furcht vor dem Übel. Schafe sind sehr schwache Geschöpfe, und Wölfe sind schreckliche Feinde; doch sind zu dieser Stunde Schafe weit zahlreicher als Wölfe, und die Sache der Schafe gewinnt stets, während die Sache der Wölfe in beständigem Verlieren ist. Eines Tages werden Herden von Schafen die Ebene bedecken, und kein Wolf wird mehr übrig sein. Die Wahrheit ist, dass die Schafe einen Hirten haben, und dieser gibt ihnen Nahrung, Schutz und Frieden. „Keiner“ – das heißt, nicht einer, ob in menschlicher oder diabolischer Form – „soll sie schrecken.“ Wer soll die Herde des Herrn in Schrecken setzen, wenn er nahe ist? Wir legen uns nieder auf grünen Weiden, denn Jesus selbst ist Speise und Trank für unsre Seelen.

171

11. Juni. 

„Fürchte dich nicht, denn du sollst nicht zu schanden werden.“ 

Jes. 54,4.

 

Wir sollen nicht zu schanden werden mit unsrem Glauben. Tadelnde Kritiker mögen die Schrift angreifen, auf die wir unsren Glauben gründen, aber jedes Jahr wird der Herr es klarer machen, dass in seinem Buche kein Irrtum, kein Übermaß und keine Übergehung ist. Es ist keine Unehre, ein einfach Gläubiger zu sein; der Glaube, der allein auf Jesum sieht, ist eine Krone der Ehren auf dem Haupte jedes Mannes, und besser als ein Stern auf seiner Brust. Wir sollen nicht zu schanden werden mit unsrer Hoffnung. Es soll so sein, wie der Herr gesagt hat. Wir sollen geweidet, geführt, gesegnet und zur Ruhe gebracht werden. Unser Herr will kommen, und dann sollen die Tage unsres Trauerns ein Ende haben. Wie werden wir uns des Herrn rühmen, der uns zuerst die lebendige Hoffnung gab, und hernach das, worauf wir hofften! Wir sollen nicht zu schanden werden mit unsrer Liebe. Jesus ist für uns „ganz lieblich“, und niemals, niemals werden wir zu erröten haben, weil wir ihm unser Herz hingegeben. Der Anblick des glorreichen Freundes unsrer Seele wird die begeistertste Anhänglichkeit an ihn rechtfertigen. Niemand wird die Märtyrer tadeln, weil sie für Ihn starben. Wenn die Feinde Christi mit ewiger Verachtung bedeckt sind, so werden die Liebhaber Jesu sich von allen heiligen Wesen geehrt sehen, weil sie die Schmach Christi lieber erwählten, als die Schätze Ägyptens.

172

12. Juni. 

„Israel wird in Sicherheit allein wohnen: der Brunn Jakobs wird sein auf dem Lande, da Korn und Most ist, dazu sein Himmel wird mit Tau triefen.“ 

5 Mose 33,28.

 

Je mehr wir allein wohnen, desto sicherer sollen wir sein. Gott will sein Volk abgesondert von den Sündern haben. Sein Ruf an dasselbe ist: „Gehet aus von ihnen.“ Eine christliche Welt ist eine solche Ungeheuerlichkeit, dass die Schrift sie niemals in Betracht zieht. Ein weltlicher Christ ist geistlich krank. Die, welche mit Christi Feinden einen Vergleich schließen, mögen wohl denselben zugezählt werden. Unsre Sicherheit liegt nicht darin, dass wir mit dem Feinde uns vertragen, sondern darin, dass wir mit unsrem besten Freunde allein wohnen. Wenn wir dieses tun, sollen wir in Sicherheit ruhen, trotz der Sarkasmen, der Verleumdungen und des Hohnlächelns der Welt. Wir sollen sicher sein vor dem verderblichen Einfluss ihres Unglaubens, ihres Stolzes, ihrer Eitelkeit, ihrer Unreinigkeit. Gott wird uns in Sicherheit allein wohnen lassen auch an jenem Tage, wo die Sünde durch Kriege und Hungersnöte an den Völkern heimgesucht werden wird. Der Herr führte Abram aus Ur in Chaldäa heraus, aber er blieb auf halbem Wege stehen. Er hatte keinen Segen, bis er, nachdem er ausgezogen war nach dem Land Kanaan, auch in das Land Kanaan hinein kam. Er war sicher allein, selbst inmitten der grimmigen Feinde. Lot war nicht sicher in Sodom, obwohl in einem Kreise von Freunden. Unsre Sicherheit liegt darin, dass wir abgesondert mit Gott wohnen.

173

13. Juni. 

„Ich, der Herr, behüte ihn; ich will ihn feuchten jeden Augenblick, auf dass niemand ihn schädige, ich will ihn Tag und Nacht behüten.“ 

Jes. 27,3.

 

Wenn der Herr nicht sowohl durch einen Propheten, sondern in seiner eignen Person spricht, so hat das Wort ein besonderes Gewicht für gläubige Seelen. Es ist Jehovah selbst, welcher der Hüter seines eignen Weinbergs ist, er vertraut ihn keinem andren an, sondern lässt ihn seine eigne, persönliche Sorge sein. Sind die nicht wohl behütet, die der Herr selbst behütet? Wir sollen Feuchtigkeit erhalten, nicht nur jeden Tag und jede Stunde, sondern „jeden Augenblick.“ Wie sollten wir wachsen! Wie frisch und fruchtbar sollte jede Pflanze sein! Was für reiche Trauben sollten die Reben tragen! Aber Zerstörer kommen; kleine Füchse und der Eber. Deshalb ist der Herr selbst unser Hüter, und das zu allen Stunden, beides, „Tag und Nacht.“ Was kann uns dann schaden? Warum fürchten wir uns? Er pflegt, er feuchtet, er bewacht; was bedürfen wir mehr? Zweimal sagt der Herr in diesem Verse: „Ich will.“ Welche Wahrheit, welche Macht, welche Liebe, welche Unveränderlichkeit finden wir in dem großen „Ich will“ Jehovahs! Wer kann seinem Willen widerstehen? Wenn er spricht: „Ich will“, was für Raum ist dann für den Zweifel da? Mit einem „Ich will“ können wir allen Heeren der Sünde, des Todes und der Hölle gegenüber treten. O Herr, da du sprichst: „Ich will dich behüten,“ so antworte ich: „Ich will dich preisen!“

174

14. Juni. 

„Denn der Herr wird sein Volk nicht verlassen, um seines großen Namens willen; denn es hat dem Herrn gefallen, euch zu seinem Volk zu machen.“ 

1 Sam. 12,22.

 

Dass Gott sein Volk erwählt hat, ist der Grund, weshalb er bei ihnen bleibt und sie nicht verlässt. Er wählte sie um seiner Liebe willen, und er liebt sie um seiner Wahl willen. Sein eignes Wohlgefallen ist die Quelle ihrer Erwählung, und seine Erwählung ist der Grund für die Fortdauer seines Wohlgefallens an ihnen. Es würde seinen großen Namen entehren, wenn er sie verließe, da es zeigen würde, dass er sich entweder in seiner Wahl geirrt habe oder dass er wankelmütig in seiner Liebe sei. Die Liebe Gottes hat diesen Ruhm, dass sie sich niemals ändert, und diesen Ruhm wird er niemals verdunkeln lassen. Alle Erinnerungen an des Herrn frühere Güte und Freundlichkeit sollen uns dessen versichern, dass er uns nicht verlassen will. Er, der so weit gegangen ist, dass er uns zu seinem Volke gemacht hat, wird nicht die Schöpfung seiner Gnade vernichten. Er hat solche Wunder nicht für uns getan, um uns schließlich aufzugeben. Sein Sohn Jesus ist für uns gestorben, und wir können sicher sein, dass er nicht vergeblich gestorben ist. Kann er diejenigen verlassen, für die er sein Blut vergossen hat? Weil es bisher sein Wohlgefallen gewesen ist, uns zu erwählen und zu erretten, so wird es immer noch sein Wohlgefallen sein, uns zu segnen. Unser Herr Jesus ist kein veränderlicher Liebhaber. Wie er die Seinen geliebt hat, so liebt er sie bis ans Ende.

175

15. Juni. 

„Der Herr wird dich segnen aus Zion, dass du sehest das Glück Jerusalems dein lebenlang.“ 

Ps. 128,5.

 

Dies ist eine Verheißung für den gottesfürchtigen Mann, der auf den Wegen der Heiligkeit mit ernster Sorgfalt wandelt. Er wird häuslichen Segen haben; sein Weib und seine Kinder werden ihm eine Quelle großen Glücks sein. Aber als Mitglied der Gemeinde wünscht er deren Sache gefördert zu sehen, denn ihm liegt das Haus des Herrn eben so sehr am Herzen, wie sein eignes. Wenn der Herr unser Haus baut, so ist es nur geziemend, dass wir wünschen, des Herrn Haus gebaut zu sehen. Unsre Güter sind nicht wirklich gut, wenn wir nicht mit ihnen der erwählten Gemeinde des Herrn Gutes tun. Ja, du sollst einen Segen empfangen, wenn du hinauf gehst zu den Versammlungen Zions; du sollst unterwiesen, belebt und getröstet werden, da wo Gebet und Lobpreisung emporsteigen und Zeugnis von dem großen Opfer abgelegt wird. „Der Herr wird dich segnen aus Zion.“ Auch sollst nicht du allein Nutzen davon haben; die Gemeinde selbst soll gedeihen; Gläubige sollen vermehrt und ihr heiliges Werk mit Erfolg gekrönt werden. An einigen begnadigten Männern erfüllt sich diese Verheißung, so lange sie leben. Ach! wenn sie sterben, so leidet die Sache oft. Lasst uns zu denen gehören, die Gutes nach Jerusalem bringen ihr lebenlang. Herr, mache uns nach deiner Barmherzigkeit zu solchen! Amen.

176

16. Juni. 

„Denn wer da hat, dem wird gegeben, dass er die Fülle habe.“ 

Mi. 13,12.

 

Wenn der Herr einem Menschen viel Gnade gegeben hat, will er ihm mehr geben. Ein wenig Glaube ist ein Nestei; mehr Glaube wird hinzu kommen Aber dann muss es nicht scheinbarer Glaube, sondern wirklicher und wahrer sein. Was für eine Notwendigkeit ist uns auferlegt, es mit der Religion ernst zu nehmen, und nicht vieles zu bekennen und nichts zu besitzen! Denn eines Tages wird auch das Bekenntnis uns genommen werden, wenn das alles ist, was wir haben. Die Drohung ist ebenso wahr, als die Verheißung. Gelobt sei der Herr, es ist seine Weise, wenn er einmal den Anfang gemacht hat, fortzufahren die Gnaden seines Geistes zu verleihen, bis der, der nur wenig hatte und doch dies wenige wirklich hatte, die Fülle hat. O, dass wir diese Fülle hätten! Fülle der Gnade ist etwas, das wir begehren müssen. Es würde gut sein, viel zu wissen, aber besser, viel zu lieben. Es wäre schön, eine Fülle von Geschicklichkeit im Dienste Gottes zu haben, aber besser noch eine Fülle von Glauben, so dass wir Geschicklichkeit und alles andre vom Herrn vertrauungsvoll erwarten. Herr, da du mir ein Gefühl der Sünde gegeben hast, so vertiefe meinen Hass des Bösen. Da du mich auf Jesum hast vertrauen lassen, so erhebe meinen Glauben zur vollen Zuversicht. Da du mir Liebe zu dir gegeben, so laß mich von dieser Liebe entflammt und fortgerissen werden!

177

17. Juni. 

„Denn der Herr, euer Gott, gehet mit euch, dass er für euch streite mit euren Feinden, euch zu erretten.“ 

5 Mose 20,4.

 

Wir haben keine andren Feinde, als die Feinde Gottes. Unsre Kämpfe sind nicht gegen Menschen, sondern gegen „böse Geister“. Wir führen Krieg mit dem Teufel und der Lästerung, dem Irrtum und der Verzweiflung, die er auf das Schlachtfeld bringt. Wir kämpfen wider alle Heere der Sünde – Unreinheit, Trunksucht, Bedrückung, Unglaube und Ungöttlichkeit. Hiergegen streiten wir ernstlich, aber nicht mit Schwert oder Speer; die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich.

Jehovah, unser Gott, hat Abscheu vor allem, was böse ist, und deshalb geht er mit uns, um für uns in diesem Kreuzzuge zu streiten. Er will uns erretten und er will uns Gnade geben, einen guten Kampf zu kämpfen und den Sieg zu gewinnen. Wir können uns darauf verlassen, dass, wenn wir auf Gottes Seite sind, Gott auf unsrer Seite ist. Mit einem so hohen Verbündeten ist der Kampf nie im geringsten zweifelhaft. Es ist nicht dies, dass die Wahrheit mächtig ist und siegen muss, sondern dass die Macht bei dem Vater ist, der allmächtig ist, bei Jesu, der alle Macht im Himmel und auf Erden hat, und bei dem Heiligen Geiste, der seinen Willen unter den Menschen wirkt. Streiter Christi, legt eure Rüstung an. Schlagt darauf im Namen des Gottes der Heiligkeit, und ergreift im Glauben sein Heil. Lasst diesen Tag nicht hingehen, ohne einen Streich für Jesum und für die Heiligkeit zu führen.

178

18. Juni. 

„Nun will ich aufstehen, spricht der Herr; nun will ich erhöhet werden, nun will ich mich erheben.“ 

Jes. 33,10.

 

Als die Verstörer das Land wüste gemacht, wie wenn es von Heuschrecken verheert gewesen wäre, und die Krieger, die das Land verteidigt hatten, niedersaßen und wie Weiber weinten, da kam der Herr zur Hilfe. Als die Wanderer die Straße nach Zion nicht mehr betraten und Basan und Karmel wie Weinberge waren, die keine Frucht getragen, da stand der Herr auf. Gott wird erhöhet in einem betrübten Volke, denn sie suchen sein Angesicht und vertrauen ihm. Er wird noch mehr erhöhet, wenn er auf ihr Rufen sich erhebet, um sie zu befreien und ihre Feinde zu stürzen. Ist es für uns ein Tag des Leides? Lasst uns nun erwarten, den Herrn in unsrer Befreiung verherrlicht zu sehen. Werden wir zu brünstigem Gebete getrieben? Schreien wir Tag und Nacht zu ihm. Dann ist die für seine Gnade bestimmte Zeit nahe. Gott wird sich zur rechten Stunde erheben. Er wird aufstehen, wann es am meisten zu seiner Ehre dient. Wir wünschen seine Ehre mehr, als unsre eigne Befreiung. Möge der Herr erhöhet werden, so ist unser Hauptwunsch erfüllt. Herr, hilf uns auf eine solche Weise, die uns sehen lässt, dass du selber wirkest. Mögen wir dich in unsrer innersten Seele erheben. Laß alle um uns her sehen, ein wie großer und guter Gott du bist.

179

19. Juni. 

„Laß mein Herz gesund in deinen Rechten sein, dass ich nicht zu schanden werde.“ 

Ps. 119,80.

 

Wir können dies von Gott eingegebene Gebet betrachten als eins, das die Zusicherung enthält, dass die, welche sich fest an das Wort Gottes halten, niemals Ursache haben sollen, sich dessen zu schämen. Seht, dies ist ein Gebet um Gesundheit des Herzens. Ein gesundes Glaubensbekenntnis ist gut, ein gesundes Urteil darüber ist besser, aber ein in der Wahrheit gesundes Herz ist das beste von allen. Wir müssen die Wahrheit lieben, die Wahrheit fühlen und der Wahrheit gehorchen, sonst sind wir nicht wahrhaft gesund in den Rechten Gottes. Gibt es viele in diesen bösen Tagen, die gesund sind? O, dass der Schreiber und der Leser zwei von dieser Art sein möchten! Viele werden sich am letzten großen Tage schämen, wenn alle Streitigkeiten entschieden werden. Dann werden sie die Torheit ihrer Erfindungen sehen und voll Reue sein über ihren stolzen Unglauben und eigensinnigen Trotz gegen den Herrn; aber der, welcher glaubte, was der Herr lehrte, und tat, was der Herr gebot, wird gerechtfertigt dastehen in dem, was er getan. Dann werden die Gerechten leuchten wie die Sonne. Viel verleumdete und geschimpfte Männer werden an jenem Tage ihre Schmach in Herrlichkeit verwandelt sehen. Lasst uns das Gebet unsres Textes beten, so können wir gewiss sein, dass seine Verheißung an uns erfüllt werden wird. Wenn der Herr uns gesund macht, wird er uns sicher behüten.

180

20. Juni. 

„Und ob ich schon wandere im Tal des Todesschattens, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir; dein Stecken und Stab trösten mich.“ 

Ps. 23,4.

 

Süß sind diese Worte, indem sie die Zuversicht eines Sterbebettes beschreiben. Wie viele haben sie in ihren letzten Stunden mit inniger Freude wiederholt!

Aber dieser Vers ist eben so anwendbar auf die Angst der Seele mitten im Leben. Einige von uns sterben wie Paulus täglich durch eine Neigung zum Trübsinn. Bunyan legt das Tal des Todesschattens viel früher in die Pilgerreise hinein als den Strom, der am Fuße der himmlischen Hügel fließt. Manche von uns sind mehrere Male durch die finstere und furchtbare Enge des „Todesschattens“ gegangen, und wir können es bezeugen, dass der Herr allein uns fähig machte, aufrecht zu stehen unter den wilden Gedanken, den geheimnisvollen Schrecken und dem furchtbaren Drucke desselben. Der Herr hat uns gestärkt und uns über aller wirklichen Furcht vor Unglück empor gehalten, selbst wenn unser Geist daniedergebeugt war. Wir sind gedrückt und unterdrückt worden, aber dennoch sind wir am Leben geblieben, denn wir haben die Gegenwart des großen Hirten gefühlt und die Zuversicht gehabt, dass sein Hirtenstab den Feind hindern würde, uns eine tödliche Wunde zu versetzen. Sollte diese jetzige Zeit eine durch die Rabenflügel eines großen Schmerzes verdunkelte sein, so lasst uns Gott verherrlichen durch ein friedenvolles Vertrauen auf ihn.

181

21. Juni. 

„Der Herr wird Sissera in eines Weibes Hand übergeben.“ 

Richt. 4,9.

 

Ein etwas ungewöhnlicher Text, aber es mögen Seelen in der Welt sein, die Glauben genug haben, ihn zu ergreifen. Barak, der Mann, obgleich zum Kriege berufen, hatte wenig Lust zum Kampf, wenn nicht Debora mit ihm gehen wollte, und so beschloss der Herr, einen Weiberkrieg daraus zu machen. Hierdurch rügte er die Schlaffheit des Mannes, gewann für sich um so mehr Ruhm und warf um so mehr Schmach auf die Feinde seines Volkes. Der Herr kann immer noch schwache Werkzeuge gebrauchen. Warum nicht mich? Er kann Leute gebrauchen, die gemeiniglich nicht zu großen öffentlichen Taten berufen werden. Warum nicht dich? Das Weib, das den Feind Israels schlug, war keine Amazone, sondern eine Frau, die in ihrer Hütte weilte. Sie war keine Rednerin, sondern eine Frau, welche die Kühe molk und Butter machte. Kann nicht der Herr einen von uns gebrauchen, seinen Zweck auszuführen? Jemand mag heute zu unsrem Hause kommen, wie Sissera zu Jaels Hütte kam. Sei es unsre Sache, nicht ihn zu erschlagen, sondern ihn zu erretten. Lasst uns ihn mit großer Freundlichkeit empfangen, und dann die selige Wahrheit der Errettung durch den Herrn Jesum, unsren großen Stellvertreter, hervorbringen und das Gebot „glaube und lebe“ ihm ans Herz legen. Wer weiß, ob nicht irgend ein hartherziger Sünder heute durch das Evangelium erschlagen wird?

182

22. Juni. 

„Die Furcht des Herrn mehret die Tage; aber die Jahre der Gottlosen werden verkürzet.“ 

Spr. 10,27.

 

Daran ist kein Zweifel. Die Furcht des Herrn führt zu tugendhaften Gewohnheiten, und diese verhüten jene Vergeudung des Lebens, die von Sünde und Laster herrührt. Die heilige Ruhe, welche aus dem Glauben an den Herrn Jesum entspringt, hilft auch einem Menschen sehr, wenn er krank ist. Jeder Arzt freut sich, einen Patienten zu haben, dessen Gemüt ganz ruhig ist. Unruhe tötet, aber Zuversicht auf Gott ist wie heilende Arznei. Wir haben deshalb Vorbedingungen für ein langes Leben, und wenn es wirklich zu unsrem Besten ist, werden wir ein hohes Alter sehen und wie reife Garben in unser Grab kommen. Wir wollen uns nicht, sobald uns nur ein Finger weh tut, von plötzlicher Todesfurcht übermannen lassen, sondern vielmehr erwarten, dass wir für eine beträchtlich lange Zeit fortzuwirken haben werden. Und wie, wenn wir bald zu einer höheren Sphäre berufen würden? Gewiss, es würde bei einem solchen Ruf nichts zu beklagen sein, sondern nur Grund zur Freude. Lebend oder sterbend sind wir des Herrn. Wenn wir leben, will Jesus bei uns sein; wenn wir sterben, sollen wir bei Jesu sein. Die wahrste Verlängerung des Lebens ist, zu leben während wir leben, keine Zeit zu vergeuden, sondern jede Stunde für die höchsten Zwecke zu benutzen. So sei es heute.

183

23. Juni. 

„Darum spricht der Herr vom Könige zu Assyrien also: Er soll nicht in diese Stadt kommen, und keinen Pfeil darein schießen, und kein Schild davor kommen, und soll keinen Wall darum schütten.“

2 Kön. 19,32.

 

Und Sanherib belästigte die Stadt auch nicht. Er hatte laut geprahlt, aber er konnte seine Drohungen nicht ausführen. Der Herr ist im Stande, die Feinde seines Volkes noch im letzten Augenblick zurückzuhalten. Wenn der Löwe das Lamm schon in seinem Rachen hat, so kann der große Hirte der Schafe ihm seine Beute rauben. Die Größe unsrer Not gibt nur Gelegenheit zu einer größern Erweisung der göttlichen Macht und Weisheit. In dem vorliegenden Fall erschien der furchtbare Feind nicht vor der Stadt, die er zu zerstören dürstete. Keinen schädlichen Pfeil konnte er über die Mauern schießen, keine Belagerungsmaschinen in Bewegung setzen, um die Burgen niederzuschmettern und keine Wälle aufwerfen, um die Einwohner einzuschließen. Vielleicht wird der Herr auch in unsrer Sache die Gegner hindern, uns den geringsten Schaden zu tun. Sicherlich kann er ihre Absichten ändern oder ihre Pläne so fehlschlagen lassen, dass sie froh sein werden, dieselben ganz aufzugeben. Lasst uns auf den Herrn vertrauen und auf seinem Wege bleiben, so wird er für uns Sorge tragen. Ja, er wird uns voll bewundernden Lobes machen, wenn wir sehen, wie vollkommen seine Befreiung ist. Lasst uns den Feind nicht fürchten, bis er wirklich kommt, und dann lasst uns auf den Herrn trauen.

184

24. Juni. 

„Amazia sprach zu dem Manne Gottes: Was soll man denn tun mit den hundert Zentnern, die ich den Kriegsknechten von Israel gegeben habe? Der Mann Gottes sprach: Der Herr hat noch mehr, denn das ist, das er dir geben kann.“

2 Chron. 25,9.

 

Wenn du einen Fehler gemacht hast, so trage den damit verknüpften Verlust, aber handle nicht dem Willen des Herrn zuwider. Der Herr kann dir viel mehr geben, als du in Gefahr bist zu verlieren; und wenn er es nicht tut, willst du dann mit Gott markten und feilschen? Der König von Juda hatte von dem abgöttischen Israel ein Heer gemietet und es ward ihm befohlen, diese Kriegsleute nach Hause zu senden, weil der Herr nicht mit ihnen sei. Er war willig, das Heer hinweg zu schicken, es tat ihm nur leid, die hundert Zentner umsonst zu zahlen. O pfui! Wenn der Herr den Sieg ohne die Mietlinge geben wollte, so war es sicher ein guter Handel, ihnen ihren Lohn zu zahlen und sie los zu werden. Seid willig, Geld zu verlieren um des Gewissens willen, um des Friedens willen, um Christi willen. Seid versichert, dass Verluste um des Herrn willen keine Verluste sind. Sogar in diesem Leben werden sie mehr als aufgewogen: in einigen Fällen wendet der Herr jeden Verlust ab. Und was unser unsterbliches Leben betrifft, so ist das, was wir um Jesu willen verlieren, im Himmel angelegt. Sorge nicht wegen anscheinenden Schadens, sondern höre auf die leise Stimme: „Der Herr hat noch mehr, denn das ist, das er dir geben kann.“

185

25. Juni. 

„Und spricht zu ihm: Wahrlich, wahrlich, ich sage euch, von nun an werdet ihr den Himmel offen sehen, und die Engel Gottes hinan und herab fahren auf des Menschen Sohn.“ 

Joh. 1,51.

 

Ja, für unsren Glauben ist dieser Anblick selbst heute ein deutlicher. Wir sehen den Himmel offen. Jesus hat das Himmelreich allen Gläubigen aufgetan. Wir schauen in den Ort des Geheimnisses und der Herrlichkeit hinein, denn er hat ihn uns enthüllt. Wir sollen bald hineinkommen, denn er ist der Weg. Nun sehen wir die Erklärung der Jakobsleiter. Zwischen Himmel und Erde ist ein heiliger Verkehr; das Gebet steigt hinauf, und die Antwort kommt hernieder durch Jesum, den Mittler. Wir sehen diese Leiter, wenn wir unsren Herrn sehen. Er gleicht einer lichten Treppe, die uns freien Zugang zum Throne des Höchsten gibt. Lasst uns diese benutzen und die Boten unsrer Gebete darauf empor senden. Wir werden selber das Leben der Engel leben, wenn wir in Fürbitte hinauf zum Himmel eilen, die Segnungen des Bundes ergreifen, und dann wieder herabkommen, um diese Gaben unter den Menschenkindern auszuteilen. Diesen köstlichen Anblick, den Jakob nur im Traume hatte, wollen wir in leuchtende Wirklichkeit verwandeln. Heute noch wollen wir jede Stunde die Leiter auf- und absteigen; hinaufklimmen in Gemeinschaft mit Gott, und herabkommen in Arbeit, um unsre Mitmenschen zu erretten. Dies ist deine Verheißung, o Herr Jesus, laß uns sie fröhlich erfüllt sehen.

186

26. Juni. 

„Seid ihr auch geduldig und stärket eure Herzen, denn die Zukunft des Herrn ist nahe.“ 

Jak. 5,8.

 

Das letzte Wort in dem Hohenlied der Liebe ist: „Eile, mein Freund,“ und in den letzten Worten der Offenbarung Johannis lesen wir: „Der Geist und die Braut sprechen: Komm!“ worauf der himmlische Bräutigam antwortet: „Ja, ich komme bald.“ Die Liebe sehnt sich nach der herrlichen Erscheinung des Herrn und freut sich der süßen Verheißung: „Die Zukunft des Herrn ist nahe.“ Dies stärkt unsre Herzen für die künftige Zeit. Wir blicken mit Hoffnung aus diesem Fenster hinaus.

Dies heilige „Fenster von Kristall“ lässt eine Flut von Licht auf die Gegenwart herein und setzt uns in eine gute Verfassung für sofortiges Wirken oder Leiden. Werden wir versucht? Dann flüstert uns die Nähe unsrer Freunde Geduld zu. Werden wir müde, weil wir keine Ernte von dem Säen unsres Samens sehen? Wiederum ruft uns diese herrliche Wahrheit zu: „Seid geduldig.“ Machen unsre vermehrten Versuchungen uns auch nur im geringsten wanken? Dann predigt uns die Zusicherung, dass binnen kurzem der Herr hier sein wird, über diesen Text: „Stärket eure Herzen.“ Seid entschlossen beständig, beharrlich, fest, unbeweglich und nehmet immer zu in dem Werke des Herrn.“ Bald werdet ihr die silbernen Posaunen hören, die das Kommen eures Königs ankündigen. Seid nicht im geringsten bange. Haltet die Feste, denn er kommt; ja, er mag noch heute erscheinen.

187

27. Juni. 

„Auch werden die Gerechten deinem Namen danken, und die Aufrichtigen werden vor deinem Angesicht bleiben.“

Ps. 140,14.

 

O, dass mein Herz aufrichtig wäre, damit ich stets den Namen des Herrn loben könnte! Er ist so gut gegen die, welche gut sind, dass ich gern unter ihnen sein und mich jeden Tag voll Dankbarkeit fühlen möchte. Vielleicht werden die Gerechten auf einen Augenblick stutzig, wenn ihre Lauterkeit schweres Leiden zur Folge hat; aber sicherlich wird der Tag kommen, wo sie ihren Gott loben werden, dass sie nicht bösen Einflüsterungen nachgegeben und den Weg ränkevoller Klugheit eingeschlagen haben. Auf die Länge werden wahrhafte Männer dem Gott des Rechtes dafür danken, dass er sie einen rechten Weg führte. O, dass ich unter ihnen wäre! Was für eine Verheißung ist in diesem zweiten Satze beschlossen: „Die Aufrichtigen werden vor deinem Angesichte bleiben!“ Sie sollen angenommen werden, wenn andre nur erscheinen, um verurteilt zu werden. Sie sollen die Hofleute des großen Königs sein und Gehör bei ihm finden, so oft sie es wünschen. Sie sollen die Begünstigten sein, auf denen Jehovahs Wohlgefallen ruht und mit denen er gnädig verkehrt. Herr, ich begehre diese hohe Ehre, dieses köstliche Vorrecht: es wird ein Himmel auf Erden für mich sein, es zu genießen. Mache mich in allen Dingen aufrichtig, damit ich heute und morgen und jeden Tag vor deinem Angesichte bleiben möge. Dann will ich deinem Namen stets danken. Amen.

188

28. Juni. 

„Und der Herr sah ihn an und sprach: Gehe hin in dieser deiner Kraft, du sollst Israel erlösen aus der Midianiter Händen. Habe ich dich nicht gesandt?“ 

Richt. 6,14.

 

Was für ein Blick war das, den der Herr auf Gideon warf! Er blickte ihn aus seiner Mutlosigkeit heraus in eine heilige Tapferkeit hinein. Wenn unser Blick auf den Herrn uns errettet, was wird nicht sein Blick auf uns tun? Herr, blicke auf mich diesen Tag, und stähle mich für die Pflichten und Kämpfe desselben.

Was für ein Wort war dies, das Jehovah zu Gideon sprach! „Gehe hin.“ Er darf nicht zaudern. Er hätte antworten können: „Was, gehen in all dieser Schwachheit!“ Aber der Herr verschloss diesem Wort den Weg, indem er sagte: „Gehe hin in dieser deiner Kraft.“ Der Herr hatte Kraft in ihn hineingeblickt, und er hatte nun nichts zu tun, als sie zu gebrauchen und Israel zu erlösen, indem er die Midianiter schlug. Es mag sein, dass der Herr mehr für mich zu tun hat, als ich mir je habe träumen lassen. Wenn er auf mich geblickt hat, so hat er mich stark gemacht. Lasst mich durch den Glauben die Macht ausüben, die er mir anvertraut hat. Er heißt mich nie, „meine Zeit müßig vertändeln in dieser meiner Kraft.“ Weit entfernt. Ich muss „gehen,“ weil er mich stärkt. Was für eine Frage ist es, die der Herr an mich richtet, eben wie er sie an Gideon richtete! „Habe ich dich nicht gesandt?“ Ja, Herr, du hast mich gesandt, und ich will in deiner Kraft gehen. Auf dein Gebot gehe ich, und bin im Gehen versichert, dass du durch mich siegen wirst.

189

29. Juni. 

„Rufe mich, so will ich dir antworten und will dir anzeigen große und gewaltige Dinge, die du nicht weißt.“

Jer. 33,3.

 

Gott ermutigt uns zum Beten. Man sagt uns, das Gebet sei eine fromme Übung, die keinen Einfluss habe, ausgenommen auf die Seele, welche sie vornimmt. Wir wissen es besser. Unsre Erfahrung straft diese ungläubige Behauptung tausendmal Lügen. Hier verheißt Jehovah, der lebendige Gott, deutlich, auf das Gebet seines Knechtes zu antworten. Lasst uns wieder zu ihm rufen und keinen Zweifel zulassen bei der Frage, ob er uns hört und antwortet. Der das Ohr gemacht hat, sollte der nicht hören? Der den Eltern Liebe zu ihren Kindern gab, wird der nicht auf das Schreien seiner eignen Söhne und Töchter hören? Gott will die flehenden Seinen in ihrer Angst hören. Er hat noch Wunder für sie aufbehalten. Was sie nie gesehen, gehört, wovon sie nie geträumt haben, will er für sie tun. Er will neue Segnungen erfinden, wenn nötig. Er wird Meer und Land durchsuchen, um sie zu speisen: er wird jeden Engel aus dem Himmel senden, ihnen zu helfen, wenn ihre Not dies erfordert. Er wird uns durch seine Gnade in Staunen setzen und das Gefühl in uns erwecken, dass so etwas noch nie vorher getan sei. Alles, was er von uns fordert, ist, dass wir zu ihm rufen. Er kann nicht weniger von uns fordern. Lasst uns ihm sogleich freudig unsre Gebete geben.

190

30. Juni. 

„Ich will aber gedenken an meinen Bund, den ich mit dir gemacht habe zur Zeit deiner Jugend, und will mit dir einen ewigen Bund aufrichten.“ 

Hes. 16,60.

 

Ungeachtet unsrer Sünden ist der Herr noch treu in seiner Liebe zu uns. Er sieht zurück. Seht, wie er an jene, unsre jungen Tage, als er einen Bund mit uns machte, und wir uns ihm übergaben, gedenkt. Glückliche Tage waren das! Der Herr rückt sie uns nicht vor und klagt uns nicht der Unaufrichtigkeit an. Nein, er sieht mehr auf seinen Bund mit uns, als auf unsren Bund mit ihm. Es war keine Heuchelei in jenem heiligen Vertrage, von seiner Seite keinenfalls. Wie gnädig ist der Herr, so in Liebe zurück zu sehen! Er sieht auch vorwärts. Er hat beschlossen, dass der Bund nicht aufhören soll. Wenn wir nicht dabei bleiben, er tut es. Er erklärt feierlich: „Ich will mit dir einen ewigen Bund aufrichten.“ Er hat keine Neigung, seine Verheißungen zurückzunehmen. Gelobt sei sein Name, er sieht das heilige Siegel, „das Blut des ewigen Bundes,“ und er gedenkt an unsren Bürgen, in dem er diesen Bund bestätigte, seinen eignen, lieben Sohn; und deshalb hält er fest an seinen Bundesverpflichtungen. „Er bleibet treu; er kann sich selbst nicht leugnen.“ O Herr, lege mir dies kostbare Wort ans Herz, und hilf mir, mich den ganzen Tag daran zu laben!

191

1. Juli. 

„Gott wird mit euch sein.“ 

1 Mose 48,21.

 

Der gute, alte Jakob konnte nicht mehr mit Joseph sein, denn seine Sterbestunde war gekommen: aber er verließ seinen Sohn ohne Sorge, denn er sprach mit Zuversicht: „Gott wird mit euch sein.“ Wenn unsre liebsten Verwandten oder unsre hilfreichsten Freunde durch den Tod heimgerufen werden, so müssen wir uns mit der Betrachtung trösten, dass der Herr nicht von uns geschieden ist, sondern für uns lebt und bei uns bleibt auf ewig. Wenn Gott mit uns ist, so sind wir in veredelnder Gesellschaft, ob wir auch arm und verachtet sind. Wenn Gott mit uns ist, haben wir allgenugsame Kraft, denn nichts kann zu schwer für den Herrn sein. Wenn Gott mit uns ist, sind wir immer sicher, denn niemand kann denjenigen schaden, die unter seinem Schatten wandeln. O, welche Freude haben wir hier! Nicht nur ist Gott mit uns, sondern er will mit uns sein. Mit uns als einzelnen; mit uns als Familie; mit uns als Gemeinden. Ist nicht sogar der Name Jesu, Immanuel – Gott mit uns? Ist das nicht das beste von allem, dass Gott mit uns ist? Lasst uns tapfer fleißig sein und fröhlich hoffnungsvoll. Unsre Sache muss guten Fortgang haben, die Wahrheit muss gewinnen, denn der Herr ist mit denen, die mit ihm sind. Diesen ganzen Tag lang möge jeder Gläubige, der das „Scheckbuch des Glaubens“ lieset, sich dieses süßen Wortes erfreuen. Keine größere Glückseligkeit ist möglich.

192

2. Juli. 

„So gibt er denen, die er lieb hat, Schlaf.“

Ps. 127,2.

 

Unser Leben ist nicht eins der ängstlichen Sorge, sondern des fröhlichen Glaubens. Unser himmlischer Vater will für die Bedürfnisse seiner Kinder sorgen, und er weiß, was wir nötig haben, ehe wir ihn bitten. Wir können uns deshalb zur rechten Zeit auf unser Lager legen und brauchen uns nicht abzumatten mit spätem Aufsitzen, um zu planen, zu sinnen und zu denken. Wenn wir gelernt haben, auf unsren Gott zu vertrauen, so werden wir nicht wachend liegen, weil Furcht an unsrem Herzen nagt, sondern unsre Sorge dem Herrn überlassen; unser Nachdenken über ihn wird süß sein, und er wird uns erquickenden Schlaf geben. Dass der Herr uns liebt, ist die höchste, nur mögliche Ehre, und der, welche sie hat, mag fühlen, dass der Ehrgeiz selber nicht mehr zu wünschen vermöchte und deshalb jeder selbstsüchtige Wunsch sich schlafen legen könne. Was mehr ist selbst im Himmel als die Liebe Gottes? Ruhe also, o Seele, denn du hast alles. Dennoch wälzen wir uns hin und her, bis der Herr selbst uns nicht nur die Gründe für die Ruhe, sondern auch die Ruhe gibt. Ja, er tut dies. Jesus selbst ist unser Friede, unsre Ruhe, unser alles. An seiner Brust schlafen wir in vollkommener Sicherheit, sowohl im Leben wie im Tode.

 

„Mit deinem Blut aufs neu’ besprengt

Schlaf ich nun ruhig ein,

Es ist dein Arm, der mich umfängt,

Drum werd’ ich sicher sein.“

193

3. Juli. 

„Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe, und zwischen deinem Samen und ihrem Samen. Derselbe soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.“ 

1 Mose 3,15. 

 

Dies ist die erste Verheißung, die dem gefallenen Menschen gegeben wird. Sie enthält das ganze Evangelium und den Kern des Gnadenbundes. Zum großen Teil ist sie bereits erfüllt worden. Der Same des Weibes, unser Herr Jesus, ward in die Ferse gestochen, und ein schrecklicher Stich war es. Wie schrecklich wird das schließliche Zertreten des Schlangenkopfes sein! Der Wirkung nach geschah es schon, als Jesus die Sünde hinwegnahm, den Tod überwand und die Macht des Satans brach, aber es wird noch völliger geschehen bei der zweiten Zukunft unsres Herrn und am Tage des Gerichts. Für uns steht die Verheißung als eine Weissagung da, dass wir durch die Mächte des Bösen in unsrer niederen Natur leiden und so in die Ferse gestochen werden sollen: aber wir werden triumphieren in Christo, der seinen Fuß auf den Kopf der alten Schlange setzt. Dies Jahr hindurch mögen wir den ersten Teil dieser Verheißung in unsrer Erfahrung zu lernen haben durch die Versuchungen des Teufels und die Unfreundlichkeit der Gottlosen, die sein Same sind. Sie mögen uns so stechen, dass wir mit unsrer verwundeten Ferse hinken; aber lasst uns den zweiten Teil des Spruches ergreifen, dann werden wir unverzagt sein. Durch den Glauben wollen wir uns freuen, dass wir dennoch in Christo Jesu, dem Weibessamen, herrschen sollen.

194

4. Juli. 

„Und der Gott des Friedens wird den Satan unter eure Füße treten in kurzem.“ Röm.16,20.

 

Diese Verheißung folgt passend auf die gestrige. Wir sollen augenscheinlich unsrem Bundeshaupte gleich gemacht werden, nicht nur in dem Fersenstiche, sondern auch in dem Siege über den Bösen. Selbst unter unsre Füße soll der alte Drache getreten werden. Die Gläubigen in Rom trauerten über den Streit innerhalb der Kirche, aber ihr Gott war „der Gott des Friedens“ und gab ihnen Ruhe der Seele. Der Erzfeind überlistete die, welche nicht auf ihrer Hut waren und verführte die Herzen der Einfältigen; aber er sollte am schlimmsten dabei wegkommen und von denen niedergetreten werden, die er geplagt hatte. Dieser Sieg sollte den Kindern Gottes nicht durch ihre eigne Gewandtheit oder Kraft zu teil werden, sondern Gott selbst wollte den Satan zertreten. Obgleich unter ihre Füße, sollte doch das Zertreten von dem Herrn allein geschehen. Lasst uns kühn auf den Versucher treten! Nicht nur Geister niederen Ranges, sondern der Fürst der Finsternis selbst muss vor uns daniederfallen. In zweifellosem Vertrauen auf Gott lasst uns auf baldigen Sieg hoffen. „In kurzem.“ Fröhliches Wort! In kurzem sollen wir unsren Fuß auf die alte Schlange setzen! Was für eine Freude, das Böse zu zermalmen! Was für eine Schmach für den Satan, wenn sein Kopf von menschlichen Füßen zertreten wird! Lasst uns durch den Glauben an Jesum den Versucher niederwerfen.

195

5. Juli. 

„Aber dich will ich erretten zu derselbigen Zeit, spricht der Herr, und sollst nicht den Leuten in die Hände gegeben werden, vor welchen du dich fürchtest.“ 

Jer. 39,17. 

 

Wenn des Herrn Getreue für ihn leiden, sollen sie süße Botschaften der Liebe von ihm selber erhalten und zuweilen frohe Nachrichten für diejenigen, welche Teilnahme für sie haben und ihnen helfen. Ebed-Melech war nur ein verachteter Mohr, aber er war freundlich gegen Jeremia, und darum sandte der Herr ihm diese besondere Verheißung durch den Mund seines Propheten. Lasst uns immer der verfolgten Diener Gottes eingedenk sein, und er wird uns belohnen.

Ebed-Melech sollte von den Leuten befreit werden, deren Rache er fürchtete. Er war nur ein armer Schwarzer, aber Jehovah wollte für ihn sorgen. Tausende wurden von den Chaldäern erschlagen, aber diesen armen Neger konnten sie nicht verletzen. Auch wir mögen uns fürchten vor einigen Großen, die bitter gegen uns sind; aber wenn wir in der Stunde der Verfolgung der Sache des Herrn treu gewesen sind, so will er uns treu sein. Was können im Grunde Menschen tun ohne des Herrn Erlaubnis? Er legt einen Zaum in den Mund der Wut und einen Zügel um das Haupt der Macht. Lasst uns den Herrn fürchten, dann werden wir niemand anders zu fürchten haben. Kein Becher kalten Wassers, der einem verachteten Propheten Gottes gegeben wird, soll ohne seinen Lohn bleiben; und wenn wir für Jesum aufstehen, will er für uns aufstehen.

196

6. Juli. 

„Also hat Gott die Welt geliebet, dass er seinen eingebornen Sohn gab, auf dass alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.“

Joh. 3,16.

 

Von allen Sternen am Himmel ist der Polarstern dem Seemann der nützlichste. Dieser Spruch ist ein Polarstern, denn er hat mehr Seelen zum Heil geführt, als irgend ein andres Schriftwort. Er ist unter den Verheißungen, was der Große Bär unter den Sternbildern ist. Mehrere Worte darin leuchten mit einem eigentümlichen Glanz. Hier haben wir Gottes Liebe mit einem Also dabei, das ihre unermessliche Liebe anzeigt. Dann haben wir Gottes Gabe in all ihrer freien Zugänglichkeit und Größe. Ferner auch Gottes Sohn, jene einzigartige und unschätzbare Gabe einer Liebe, die sich nie völlig zeigen konnte, bis des Himmels Eingeborner gesandt ward, um für die Menschen zu leben und zu sterben. Diese drei Punkte sind voller Licht. Dann ist hier die einfache Forderung des Glaubens, die gnädig auf einen Heilsweg deutet, der für schuldige Menschen passend ist. Diese ist verbunden mit einer umfassenden Bezeichnung – „alle, die an ihn glauben.“ Viele haben in diesem „alle“ Raum gefunden, die sich durch ein engeres Wort ausgeschlossen gefühlt hätten. Darauf kommt die große Verheißung, dass die, welche an Jesum glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben sollen. Wir glauben an den Herrn Jesum, und wir haben das ewige Leben.

197

7. Juli. 

„Petrus aber antwortete und sprach zu ihm: Wenn sie auch alle sich an dir ärgerten, so will ich mich doch nimmermehr ärgern.“

Mt. 26,33.

 

„Wie?“ ruft jemand, „dies ist keine Verheißung Gottes!“ Ganz recht, aber es war eine Verheißung eines Menschen, und deshalb ward nichts daraus. Petrus meinte, er würde sicherlich ausführen, was er sagte; aber eine Verheißung, die keine bessere Grundlage hat, als einen menschlichen Entschluss, wird auf die Erde fallen. Kaum war die Versuchung da, so verleugnete Petrus seinen Meister und gebrauchte Eide, um seine Verleugnung zu bekräftigen. Was ist des Menschen Wort? Ein irdener Topf, der mit einem Streiche zerbrochen wird. Was ist dein eigner Entschluss? Eine Blüte, die durch Gottes Sorgfalt zur Frucht werden kann, die aber, sich selbst überlassen, auf den Boden fallen wird bei dem ersten Wind, der den Zweig bewegt. An des Menschen Wort hänge nur das, was es tragen wird. Auf deinen eignen Entschluss verlasse dich ganz und gar nicht. An die Verheißung deines Gottes hänge Zeit und Ewigkeit, diese Welt und die nächste, dein alles, und all deiner Lieben alles. Dies Bändchen ist ein Scheckbuch für Gläubige, und diese Seite will eine Warnung sein, damit sie sich vorsehen, auf welche Bank sie ziehen und wessen Unterschrift sie annehmen. Baue auf Jesum ohne Einschränkung. Traue nicht dir selber oder irgend einem vom Weibe Gebornen, über die gebührenden Grenzen hinaus; sondern traue du einzig und völlig auf den Herrn.

198

8. Juli. 

„Der Engel des Herrn lagert sich um die her, so ihn fürchten und hilft ihnen aus.“ 

Ps. 34,8.

 

Wir können die Engel nicht sehen, aber es ist genug, dass sie uns sehen können. Es ist ein großer Bundesengel da, den wir nicht gesehen haben und doch lieben, und sein Auge ist stets bei Tag und Nacht auf uns gerichtet. Er hat ein Heer von Engeln unter sich, und er lässt sie Wächter über seine Heiligen sein, und sie vor allem Übel behüten. Wenn Teufel uns Schaden tun, so tun lichte Wesen uns Dienste. Beachtet, dass der Herr der Engel nicht kommt und geht und uns nur vorübergehend besucht, sondern dass er und seine Heere sich um uns her lagern. Das Hauptquartier der Armee des Heils ist da, wo die leben, deren Vertrauen auf den lebendigen Gott steht. Dieses Lager umgibt die Gläubigen, so dass sie von keiner Seite angegriffen werden können, wenn der Gegner nicht durch die Verschanzungen des Herrn der Engel brechen kann. Wir haben einen festen Schutz, eine immerwährende Wache. Bewacht von den Boten Gottes, sollen wir nicht durch plötzliche Angriffe überrascht oder durch überwältigende Mächte verschlungen werden. Aushilfe ist in diesem Spruch verheißen – Aushilfe von dem großen Herzog unsrer Seligkeit, und diese Aushilfe sollen wir immer wieder erhalten, bis unser Krieg beendet ist und wir das Feld des Kampfes mit der Heimat der Ruhe vertauschen.

199

9. Juli. 

„Meine Augen sehen nach den Treuen im Lande, dass sie bei mir wohnen; wer auf vollkommenem Wege wandelt, der soll mir dienen.“ 

Ps. 101,6.

 

Wenn David so sprach, mögen wir gewiss sein, dass der Sohn Davids gleichen Sinnes sein wird. Jesus sieht aus nach den treuen Menschen und heftet sein Auge auf sie, um sie zu beobachten, sie vorwärts zu bringen, sie zu ermutigen und zu belohnen. Möge kein Treuer denken, dass er übersehen sei; der König selbst hat sein Auge auf ihn gerichtet. Es sind zwei Folgen dieser königlichen Beachtung da. Zuerst lesen wir, „dass sie bei mir wohnen“. Jesus bringt die Treuen in sein Haus, lässt sie in seinem Palast wohnen, macht sie zu seinen Gefährten, er freut sich an ihrer Gesellschaft. Wir müssen unsrem Herrn treu sein, dann will er sich uns offenbaren. Wenn unsre Treue uns am meisten kostet, wird sie am besten belohnt werden; je grimmiger die Menschen uns verwerfen, desto freudiger will der Herr uns aufnehmen. Danach sagt er von dem Aufrichtigen: „der soll mir dienen“. Jesus wird für seine eigne Ehre diejenigen gebrauchen, welche die Kniffe der Klugheit verachten und ihm, seinem Wort und seinem Kreuz treu sind. Diese sollen in seinem königlichen Gefolge sein, die geehrten Diener seiner Majestät. Gemeinschaft mit ihm und nützliches Wirken sind der Lohn der Treue. Herr, mache mich treu, auf dass ich bei dir wohnen und dir dienen möge!

200

10. Juli. 

„Du wirst dich aufmachen und dich über Zion erbarmen: denn die Zeit, dass du ihr gnädig seiest, ja, die bestimmte Zeit ist gekommen. Denn deine Knechte haben Freude an ihren Steinen und lieben ihren Staub.“ 

Ps. 102,14.15.

 

Ja, unsre Gebete für die Kirche werden erhört werden. Die bestimmte Zeit ist gekommen. Wir lieben die Gebetsversammlung und die Sonntagsschule und alle Dienste im Hause des Herrn. Wir sind mit dem ganzen Volk Gottes im Herzen verbunden und können mit Wahrheit sagen:

 

„Es ist kein Lamm in deiner Herd’, 

Das mir zum Hüten zu gering,

Es ist kein Feind, vor dessen Schwert 

Mir bangt im Kampf für deine Sach’.“

 

Wenn dies das allgemeine Gefühl ist, werden wir bald Zeiten der Erquickung von dem Angesicht des Herrn genießen. Unsre Versammlungen werden voll sein, Heilige werden neu belebt und Sünder bekehrt werden. Dies kann nur von des Herrn Barmherzigkeit kommen; aber es wird kommen, und wir werden aufgemuntert, es zu hoffen. Die Zeit, die bestimmte Zeit, ist gekommen. Lasst uns tätig sein. Lasst uns jeden Stein unsrer Zion lieben, selbst wenn er heruntergefallen ist. Lasst uns die geringste Wahrheit, die geringste Vorschrift, den geringsten Gläubigen wertschätzen, auch wenn manche sie als bloßen Staub verachten. Wenn wir Zion günstig sind, so wird Gott ihr sehr bald günstig sein. Wenn wir Freude an des Herrn Werk haben, so wird der Herr selbst Freude daran haben.

201

11. Juli. 

„Und wer da lebet, und glaubt an mich, der wird nimmermehr sterben. Glaubst du das?“ 

Joh. 11,26.

 

Ja, Herr, wir glauben es; wir werden nimmermehr sterben. Unsre Seele mag von unsrem Leibe getrennt werden, und dies ist eine Art von Tod; aber unsre Seele soll nie von Gott getrennt werden, was der wahre Tod ist – der Tod, welcher der Sünde gedroht war – die Todesstrafe, welche die schlimmste ist, die verhängt werden kann. Wir glauben dieses ganz gewiss, denn wer mag uns scheiden von der Liebe Gottes, die in Christo Jesu, unsrem Herrn, ist? Wir sind Glieder des Leibes Christi; wird Christus Teile seines Leibes verlieren? Wir sind mit Christo vermählt; kann er seiner Braut beraubt und verwitwet werden? Es ist nicht möglich. Es ist ein Leben in uns, das nicht fähig ist, von Gott geschieden zu werden: ja, und der Heilige Geist wohnt in uns, und wie könnten wir dann sterben? Jesus selber ist unser Leben, und deshalb gibt es für uns kein Sterben, denn er kann nicht wiederum sterben. In ihm sterben wir der Sünde einmal, und das Todesurteil kann nicht zum zweitenmal vollzogen werden. Nun leben wir und leben auf immer. Der Lohn der Gerechtigkeit ist das ewige Leben, und wir haben nichts Geringeres, als die Gerechtigkeit Gottes und können deshalb den höchsten Lohn beanspruchen. Lebend und glaubend, glauben wir, dass wir leben und uns freuen werden. Deshalb eilen wir vorwärts in der vollen Gewissheit, dass unser Leben in unsrem lebendigen Haupt sicher ist.

202

12. Juli. 

„Der Herr weiß die Gottseligen aus der Versuchung zu erlösen, die Ungerechten aber zu behalten zum Tage des Gerichts, zu peinigen.“ 

2 Petri 2,9.

 

Die Gottseligen werden versucht und geprüft. Das ist kein wahrer Glaube, der nie auf die Probe gestellt ist. Aber die Gottseligen werden aus ihren Versuchungen erlöset, und das nicht durch Zufall, noch durch Mittelursachen, sondern durch den Herrn selber. Er übernimmt persönlich das Amt, diejenigen zu erlösen, die ihm vertrauen. Gott liebt die Gottseligen oder Gottähnlichen, und er weiß ganz genau, wo sie sind und wie es ihnen geht. Zuweilen scheint ihr Weg ein Labyrinth, und sie können sich nicht vorstellen, wie sie drohender Gefahr entgehen werden. Was sie nicht wissen, weiß ihr Herr. Er weiß, wen er zu erlösen hat und wann er zu erlösen hat und wie er zu erlösen hat. Er erlöset auf die Art, welche für den Gottseligen am wohltätigsten ist, für den Versucher am zermalmendsten und für ihn selber am glorreichsten. Wir mögen das „Wie?“ dem Herrn überlassen und es zufrieden sein, uns darüber zu freuen, dass er auf die eine oder andre Art die Seinen durch alle Gefahren, Leiden und Versuchungen dieses sterblichen Lebens hindurch zu seiner Rechten in der Herrlichkeit bringen wird. Heute ist es nicht meine Sache, in meines Herrn Geheimnisse hinein zu spähen, sondern geduldig auf seine Zeit zu harren und zu wissen, dass, ob ich auch nichts weiß, mein himmlischer Vater alles weiß.

203

13. Juli. 

„Denn ich will dich sicherlich erretten, dass du nicht durchs Schwert fallest, sondern sollst dein Leben wie eine Beute davon bringen, darum, dass du mir vertrauet hast, spricht der Herr.“

Jer. 39,18.

 

Sehet die schützende Macht des Vertrauens auf Gott. Die großen Männer Jerusalems fielen durch das Schwert, aber der arme Ebed-Melech war geborgen, denn seine Zuversicht war auf Jehovah gestellt. Wem anders sollte ein Mensch vertrauen, als dem, der ihn gemacht hat? Wir sind töricht, wenn wir das Geschöpf dem Schöpfer vorziehen. O, dass wir in allen Dingen durch den Glauben leben könnten, dann würden wir in allen Zeiten der Gefahr erlöset werden! Niemand hat je dem Herrn vergeblich vertraut, und niemand wird das je tun. Der Herr spricht: „Ich will dich sicherlich erretten!“ Merkt auf das göttliche „sicherlich“. Was sonst auch ungewiss sein mag, Gottes Sorge für die Gläubigen ist gewiss. Gott selber ist der Hüter der Frommen. Unter seinen heiligen Flügeln ist Sicherheit, wenn überall Gefahr ist. Können wir diese Verheißung als gewiss annehmen? Dann werden wir in unsrer gegenwärtigen Not finden, dass sie fest steht. Wir hoffen erlöset zu werden, weil wir Freunde haben, oder weil wir klug sind, oder weil wir hoffnungsvolle Zeichen sehen können; aber nichts von all diesem ist halb so gut, als Gottes einfaches „Darum, dass du mir vertrauet hast.“ Lieber Leser, versuche diese Weise, und wenn du sie versuchst, wirst du dein ganzes Leben dabei bleiben. Sie ist ebenso süß wie sicher. 

204

14. Juli. 

„Wirf deine Bürde auf den Herrn, der wird dich stärken, er wird den Gerechten nicht ewiglich in Unruhe lassen.“ 

Ps. 55,23.

 

Es ist eine schwere Bürde, wälze sie auf die Allmacht. Es ist jetzt deine Bürde, und sie drückt dich nieder, aber wenn der Herr sie nimmt, so wird er sich nichts daraus machen. Wenn du immer noch berufen bist, sie zu tragen, so „will er dich stärken.“ Sie wird auf dir liegen und nicht auf dir. Du wirst so darunter aufrecht gehalten werden, dass die Bürde dir ein Segen sein wird. Bringe den Herrn in die Sache hinein, und du wirst aufrecht unter dem stehen, was sonst dich niederbeugen würde. Unsre schlimmste Furcht ist, dass unser Leiden uns von dem Pfade der Pflicht abtreiben könnte; aber dies wird der Herr nie dulden. Wenn wir vor ihm gerecht sind, wird er nicht zugeben, dass unsre Trübsal uns von unsrem Standpunkte abbringt. In Jesu nimmt er uns als gerecht an, und in Jesu will er uns so bewahren. Und wie ist’s in diesem Augenblick? Gehst du allein in dieses Tages Prüfung hinein? Sollen deine armen Schultern wieder von der schweren Last gedrückt werden? Sei nicht so töricht. Erzähle dem Herrn all deinen Kummer, und überlasse ihm denselben. Wirf nicht deine Bürde nieder und nimm sie dann wieder auf; sondern wälze sie auf den Herrn und laß sie da. Dann sollst du frei umher wandeln, ein fröhlicher, entlasteter Gläubiger, und das Lob deines großen Bürdenträgers singen.

205

15. Juli. 

„Selig sind, die da Leid tragen, denn sie sollen getröstet werden.“ 

Mt. 5,4.

 

Durch das Tränental kommen wir nach Zion. Man hätte denken sollen, Leidtragen und Seligsein ständen im Gegensatz zu einander, aber der allweise Heiland verbindet sie in dieser Seligpreisung. Was nun er zusammengefüget hat, das soll der Mensch nicht scheiden. Leidtragen um die Sünde, – unsre eigne und die Sünde andrer – ist des Herrn Siegel, das er auf seine Treuen setzt. Wenn der Geist der Gnaden auf das Haus Davids ausgegossen ist, oder auf irgend ein andres Haus, so wird es Leid tragen. Durch heiliges Leidtragen empfangen wir die besten unsrer Segnungen, eben wie die seltensten Waren auf dem Wasserwege zu uns kommen. Nicht nur soll der Leidtragende an irgend einem zukünftigen Tage selig sein, sondern Christus erklärt ihn schon jetzt für selig.

Der Heilige Geist wird sicherlich die Herzen trösten, die um die Sünde leidtragen. Sie sollen durch das Blut Jesu und durch die reinigende Macht des Heiligen Geistes getröstet werden. Sie sollen getröstet werden über die große Sünde ihrer Stadt und ihres Zeitalters durch die Zusicherung, dass Gott sich verherrlichen will, wie sehr sich auch die Menschen gegen ihn empören mögen. Sie sollen getröstet werden mit der Erwartung, dass sie binnen kurzer Zeit gänzlich von der Sünde befreit und bald hinaus genommen werden sollen, um auf ewig vor dem glorreichen Angesichte ihres Herrn zu weilen.

206

16. Juli. 

„Ich will die Hinkende erretten.“ 

Zeph. 3,19.

 

Es gibt viele dieser Lahmen, beides, männliche und weibliche. Ihr könnt „der Hinkenden“ zwanzigmal in einer Stunde begegnen. Sie sind auf der rechten Straße und wünschen sehr, sorgsam darauf zu gehen, aber sie sind lahm und ihr Gang ist ein kümmerlicher. Auf der Himmelsstraße sind viele Krüppel. Es mag sein, dass sie in ihrem Herzen sprechen: Was wird aus uns werden? Die Sünde wird uns überrumpeln, Satan wird uns niederwerfen. „Hinkend“ ist unser Name und unsre Natur; der Herr kann nie gute Krieger aus uns machen, nicht einmal schnelle Boten, um seine Aufträge auszurichten. Wohl, wohl! Er will uns erretten, und das ist nichts Geringes. Er sagt: „Ich will die Hinkende erretten“. Indem er uns errettet, wird er sich selbst sehr verherrlichen. Jedermann wird fragen: Wie kam diese Lahme dazu, den Lauf zu laufen und die Krone zu gewinnen? Und dann wird alles Lob der allmächtigen Gnade gegeben werden. Herr, ob ich gleich hinke im Glauben, im Gebet, im Loben, im Dienst und in der Geduld, errette mich, ich bitte dich! Du allein kannst solchen Krüppel retten, wie ich es bin. Herr, laß mich nicht umkommen, weil ich unter den Hintersten bin, sondern führe durch deine Gnade den langsamsten deiner Pilger heim, – sogar mich. Siehe, er hat gesagt, es soll so sein, und darum geh’ ich weiter wie Jakob, obsiegend im Gebet, wenn auch das Gelenk meiner Hüfte verrenkt wird.

207 

17. Juli. 

„Das Volk, so ihren Gott kennen, werden stark sein und Taten tun.“ 

Dan. 11,32.

 

„Der Herr ist ein Kriegsmann, Jehovah ist sein Name.“ Die, welche sich unter sein Panier stellen, sollen einen Feldherrn haben, der sie für den Kampf einüben und ihnen beides, Kraft und Kühnheit, geben wird. Die Zeiten, von denen Daniel schrieb, waren der allerschlimmsten Art, und es ward verheißen, dass dann das Volk Gottes sich in seinen besten Eigenschaften zeigen sollte: sie sollten stark sein und mutig, dem mächtigen Gegner entgegenzutreten. O, dass wir unsren Gott kennten; seine Macht, seine Treue, seine unveränderliche Liebe, und dass wir dann bereit wären, alles um seinetwillen zu wagen. Er ist einer, dessen Vollkommenheit unsre Begeisterung erregt und uns willig macht, für ihn zu leben und für ihn zu sterben. O, dass wir unsren Gott kennten durch vertraute Gemeinschaft mit ihm; denn dann sollen wir ihm gleich werden und bereit sein, die Wahrheit und Gerechtigkeit zu verteidigen. Wer frisch von dem Schauen des Angesichtes Gottes herkommt, wird nie das Angesicht der Menschen fürchten. Wenn wir bei ihm weilen, werden wir Heldengeist einatmen und eine Welt von Feinden wird uns nur wie ein Tropfen am Eimer sein. Ein zahlloses Heer von Menschen oder selbst von Teufeln wird uns so gering scheinen, wie die Völker es vor Gott sind, der sie nur wie Heuschrecken betrachtet. O, dass wir tapfer wären für die Wahrheit in diesen Tagen der Falschheit!

208

18. Juli. 

„Ich will sie locken und will sie in eine Wüste führen und tröstlich mit ihr reden.“ 

Hos. 2,14.

 

Die Güte Gottes sieht, dass wir von der Sünde angelockt werden und beschließt, die mächtigeren Lockungen der Liebe an uns zu versuchen. Erinnern wir uns nicht, wie der Liebhaber unsrer Seelen zuerst seine Anziehungskraft auf uns ausübte und uns von den Bezauberungen der Welt hinweglockte? Er will dies immer wieder tun, wenn er uns in Gefahr sieht, vom Bösen umstrickt zu werden.

Er verheißt, uns besonders zu nehmen, denn so kann er am besten auf uns einwirken, und dieser abgesonderte Ort soll nicht ein Paradies sein, sondern eine Wüste, weil dort nichts sein wird, was unsre Aufmerksamkeit von Gott abzieht. In den Wüsten der Trübsal wird die Gegenwart des Herrn alles für uns und wir legen weit höheren Wert auf die Gemeinschaft mit ihm, als wir es taten, da wir unter unsrem eignen Weinstock und Feigenbaum in der Gesellschaft unsrer Gefährten saßen. Einsamkeit und Leiden bringen mehr Menschen zu sich selber und zu ihrem himmlischen Vater, als irgend welche andre Mittel. Wenn wir so angelockt und in die Einsamkeit geführt sind, hat der Herr uns köstliche Dinge zu unsrem Troste zu sagen. „Er redet zu unsrem Herzen,“ wie es im Original lautet. O, dass uns jetzt diese Verheißung in unsrer Erfahrung ausgelegt würde! Gelockt durch Liebe, abgesondert durch Leiden und getröstet durch den Geist der Wahrheit, möchten wir da den Herrn erkennen und vor Freude singen!

209 

19. Juli.

„Deine Schuhe sollen Eisen und Erz sein; und wie deine Tage soll deine Kraft sein.“ 

5 Mose 33,25.

 

Hier sind zwei Dinge für den Pilgrim bereitet: Schuhe und Kraft. Zuerst die Schuhe: sie sind sehr nötig, um auf rauen Wegen zu wandern und auf tödliche Feinde zu treten. Wir sollen nicht barfuß gehen – dies würde sich nicht ziemen für Prinzen von königlichem Blut. Unsre Schuhe sollen durchaus nicht von gewöhnlicher Art sein, sondern Sohlen von dauerhaftem Metall haben, das sich nicht abnutzt, auch wenn die Reise lang und schwierig ist. Wir sollen Schutz haben, der den Bedürfnissen des Weges und des Kampfes angemessen ist.

Deshalb lasst uns kühn vorwärts ziehen und kein Übel fürchten, ob wir auch auf Schlangen treten oder unsren Fuß auf den Drachen selber setzen. Zweitens die Kraft: sie soll währen, so lange unsre Tage währen, und sie soll zu der Arbeit und Bürde dieser Tage im Verhältnis stehen. Der Worte sind wenige: „Wie deine Tage deine Kraft,“ aber sie enthalten viel. Diesen Tag mögen wir Leiden erwarten und Arbeit, die Energie erfordert, aber wir können ebenso zuversichtlich die entsprechende Kraft erwarten. Dies Wort, was Asser gegeben ward, ist auch uns gegeben, die da Glauben haben, um es sich anzueignen. Lasst uns zu der heiligen Kühnheit uns erheben, die es in den gläubigen Herzen erschaffen will.

210

20. Juli. 

„Zum andernmal aber wird er ohne Sünde erscheinen denen, die auf ihn warten, zur Seligkeit.“ 

Hebr. 9,28.

 

Dies ist unsre Hoffnung. Er, der, wie wir gesehen, schon einmal gekommen ist, „wegzunehmen vieler Sünden,“ wird ein zweites Mal den Menschenkindern erscheinen; dies ist an sich schon eine fröhliche Aussicht. Aber diese Erscheinung hat gewisse besondere Kennzeichen, welche sie ungemein herrlich machen. Unser Herr wird dann der Sünde ein Ende gemacht haben. Er hat sie so von seinem Volke hinweggenommen und so wirksam ihre Strafe getragen, dass er bei seinem zweiten Kommen nichts mehr mit ihr zu tun haben wird. Er wird kein Sündopfer bringen, denn er wird die Sünde ganz abgetan haben. Unser Herr wird alsdann das Heil seines Volkes vollenden. Sie werden endgültig und vollkommen errettet sein und in jeder Hinsicht die Fülle dieses Heils genießen. Er kommt nicht, um das Ergebnis unsrer Übertretungen zu tragen, sondern um das Ergebnis seines Gehorsams zu bringen; nicht um unsre Verdammung hinwegzunehmen, sondern um unsre Seligkeit vollkommen zu machen. Unser Herr erscheint so nur denen, die auf ihn warten. Er wird als solcher nicht von den Menschen gesehen werden, deren Augen durch Selbstsucht und Sünde blind geworden sind. Ihnen wird er ein furchtbarer Richter sein und nichts weiter. Wir müssen erst auf ihn blicken und dann nach ihm ausblicken; und in beiden Fällen wird unser Blick Leben sein.

211

21. Juli. 

„Und die, so weise sind, werden leuchten wie des Himmels Glanz; und die, soviele zur Gerechtigkeit weisen, wie die Sterne immer und ewiglich.“ 

Dan. 12,3.

 

Hier ist etwas, das mich aufweckt. Dies ist wert, dafür zu leben. Weise sein ist an sich eine edle Sache; hier bezieht es sich auf eine himmlische Weisheit, die der Herr allen verleihen kann. O, dass ich mich selber, meinen Gott, meinen Heiland kennte! Möchte ich so von Gott gelehret werden, dass ich die himmlische Wahrheit in Ausübung brächte und im Lichte derselben lebte! Ist mein Leben ein weises? Suche ich das, was ich suchen sollte? Lebe ich, wie ich wünschen werde, gelebt zu haben, wenn ich sterbe? Nur solche Weisheit kann mir ewigen Glanz wie jenen des sonnenerleuchteten Himmels sichern. Ein Seelen-Gewinner sein, ist etwas Glorreiches. Ich habe es nötig, weise zu sein, wenn ich nur einen zur Gerechtigkeit weisen soll, weit mehr noch, wenn ich viele dahin weisen soll. O, dass ich die Erkenntnis Gottes, der Menschen, des Wortes und die Erkenntnis Christi hätte, die mich instandsetzt, meine Mitmenschen zu bekehren und eine große Anzahl derselben zu bekehren. Ich möchte mich dieser Arbeit widmen und niemals ruhen, bis sie mir gelänge. Dies würde besser sein, als am Hofe Sterne zu gewinnen. Dies wird mich zu einem Stern, einem leuchtenden Stern, einem Stern machen, der immer und ewiglich leuchtet; ja, noch mehr, es wird mich leuchten machen, wie viele Sterne. Meine Seele, erhebe dich! Herr, belebe mich neu!

212

22. Juli. 

„Ich will mich mit dir verloben in Ewigkeit, ich will mich mit dir verloben, in Gerechtigkeit und Gericht, in Liebe und Barmherzigkeiten. Ja, in Treue will ich mich mit dir verloben; und du wirst den Herrn erkennen.“

Hos. 2,19.20.

 

Verlobung mit dem Herrn! Was für eine Ehre und Freude! Meine Seele, ist Jesus in der Tat dein durch seine eigne gnadenvolle Verlobung? Dann, merke dir, ist es für die Ewigkeit. Er wird nie seine Verpflichtung brechen, viel weniger eine Scheidung von einer Seele, die mit ihm durch das Band der Ehe vereinigt ist, verlangen. Dreimal spricht der Herr: „Ich will mich mit dir verloben.“ Welche Worte häuft er auf, um die Verlobung zu beschreiben. Die Gerechtigkeit tritt hinzu, um den Bund rechtsgültig zu machen; niemand kann dieses gesetzmäßige Aufgebot verbieten. Das Gericht bekräftigt das Bündnis mit seinem Rechtsspruch, niemand kann Torheit oder Irrtum in der Verbindung sehen. Die Liebe verbürgt, dass es ein Liebesbund ist, denn ohne Liebe ist die Verlobung Sklaverei und nicht Seligkeit. Mittlerweile lächelt die Barmherzigkeit und singt sogar; ja, sie vervielfältigt sich zu „Barmherzigkeiten“ wegen der reichen Gnade dieser heiligen Vereinigung.

Die Treue ist der Registrator und verzeichnet die Vermählung, und der Heilige Geist sagt „Amen“ dazu, indem er verheißt, das verlobte Herz alle heilige Erkenntnis, die ihm für seine hohe Bestimmung nötig ist, zu lehren. Welche Verheißung!

213 

23. Juli. 

„Und ihrer Sünden und ihrer Ungerechtigkeit will ich nicht mehr gedenken.“ Hebr. 10,17.

 

Diesem gnädigen Bunde gemäß behandelt der Herr die Seinen, als wenn sie nie gesündigt hätten. Tatsächlich vergisst er all ihre Übertretungen. Sünden aller Art behandelt er, als wären sie nie dagewesen; als wären sie ganz aus seinem Gedächtnis getilgt. O Wunder der Gnade! Gott tut hier das, was in gewisser Hinsicht unmöglich für ihn ist. Seine Barmherzigkeit wirkt Wunder, die weit über alle andren Wunder hinausgehen. Unser Gott weiß von unsrer Sünde nichts mehr, nun das Opfer Christi den Bund bekräftigt hat. Wir können uns in ihm freuen ohne Furcht, dass unsre Ungerechtigkeit ihn zum Zorn reizen wird. Siehe! Er setzt uns unter die Kinder; er nimmt uns als gerecht an; er hat Freude an uns, als wenn wir vollkommen heilig wären. Er stellt uns sogar an Vertrauensplätze, macht uns zu Hütern seiner Ehre, Bewahrern der Kronjuwelen, Verwaltern des Evangeliums. Er hält uns wert und gibt uns ein Amt; dies ist der höchste und ganz besondere Beweis, dass er unsrer Sünden nicht gedenkt. Selbst wenn wir einem Feind vergeben, so zögern wir sehr, ihm Vertrauen zu schenken, wir halten es für unklug, dies zu tun. Aber der Herr vergisst unsre Sünden und behandelt uns, als wenn wir nie geirrt hätten. O, meine Seele, was für eine Verheißung ist dies! Glaube sie und sei glücklich. 

214

24. Juli. 

“Wer überwindet, der soll mit weißen Kleidern angelegt werden.“ 

Offb. 3,5.

 

Streiter des Kreuzes, kämpfe fort! Ruhe nie, bis dein Sieg vollständig ist, denn dein ewiger Lohn wird eines Lebens voll Kampf wert sein. Siehe, hier ist vollkommene Reinheit für dich! Einige wenige in Sarden hielten ihre Kleider unbesudelt, und ihr Lohn ist, fleckenlos zu sein. Vollkommene Heiligkeit ist der Preis unsres hohen Berufs, lasst uns ihn nicht verfehlen. Siehe, hier ist Freude! Du sollst Feierkleider tragen, wie die Menschen sie bei Hochzeitsfesten anlegen; du sollst mit Fröhlichkeit angetan werden und vor Freuden glänzen. Schmerzliche Kämpfe sollen im Frieden des Gewissens und in der Freude im Herrn enden.

Siehe, hier ist Sieg! Du sollst deinen Triumph haben. Palme und Krone und weißes Gewand wird dein Lohn sein; du sollst als Sieger behandelt und von dem Herrn selber als solcher anerkannt werden. Siehe, hier ist priesterlicher Schmuck! Du sollst vor dem Herrn stehen in solchen Kleidern, wie die Söhne Aarons sie trugen; du sollst die Opfer des Dankes darbringen und mit dem Weihrauch des Lobes dich dem Herrn nahen. Wer wollte nicht für einen Herrn kämpfen, der so große Ehren dem geringsten seiner treuen Diener gibt? Wer wollte nicht um Christi willen mit einem Narrenkleid angetan werden, wenn er uns mit Herrlichkeit bekleiden will?

215

25. Juli. 

„Du aber gehe hin, bis das Ende komme; und ruhe, dass du stehest in deinem Teil am Ende der Tage.“ 

Dan. 12,13.

 

Wir können nicht alle Weissagungen verstehen, aber wir betrachten sie dennoch mit Vergnügen und nicht mit Bangigkeit. Es kann nichts in des Vaters Ratschluss sein, wovor sein Kind gerechterweise erschrecken könnte. Ob auch „der Greuel der Verwüstung dargesetzt“ wird, soll doch der wahre Gläubige nicht besudelt werden; vielmehr soll er gereinigt, weiß gemacht und erprobt werden. Ob die Erde auch verbrennt, soll doch kein Geruch des Brandes an die Erwählten kommen. Unter dem Zusammensturz der Materie und dem Schiffbruch der Welten wird der Herr Jehovah die Seinen bewahren. Ruhig entschlossen in der Pflicht, tapfer im Kampf, geduldig im Leiden lasst uns unsren Weg gehen, auf unsrer Straße bleiben und weder von ihr abweichen, noch träge auf ihr herumschlendern. Das Ende wird kommen; lasst uns unsren Weg gehen, bis es da ist. Ruhe wird unser sein. Alle andren Dinge schwingen hin und her, aber unser Grund steht fest. Gott ruhet in seiner Liebe, und deshalb ruhen wir darin. Unser Friede ist wie ein Strom und soll stets so sein. Ein Teil in dem himmlischen Kanaan ist unser und wir sollen darin stehen, komme, was da wolle. Der Gott Daniels wird ein würdiges Teil allen geben, die es wagen, entschieden für Wahrheit und Heiligkeit zu sein, wie Daniel es war. Keine Löwengrube soll uns unsres sicheren Erbes berauben.

216

26. Juli.

„Alsdann, spricht der Herr, wirst du mich heißen mein Mann, und mich nicht mehr mein Baal heißen. Denn ich will die Namen der Baalim von ihrem Munde wegtun, dass man derselbigen Namen nicht mehr gedenken soll.“ 

Hos. 2,16.17.

 

Dieser Tag ist gekommen. Wir sehen unsren Gott nicht mehr an als Baal, unsren tyrannischen Herrn und mächtigen Meister, denn wir sind nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Wir denken jetzt an Jehovah, unsren Gott, als unsren „Ischi,“ unsren geliebten Mann, unsren Herrn in Liebe, unsren nächsten Verwandten in Banden heiliger Zugehörigkeit. Wir ehren ihn nicht weniger, aber wir lieben ihn mehr. Wir dienen ihm nicht weniger gehorsam, aber wir dienen ihm aus einem höheren Grunde, der ihn uns noch teurer macht. Wir zittern nicht mehr unter seiner Peitsche, sondern freuen uns in seiner Liebe. Der Sklave ist in ein Kind verwandelt, und die Pflicht in ein Vergnügen. Ist es so mit dir, lieber Leser? Hat die Gnade die sklavische Furcht ausgetrieben und kindliche Liebe eingepflanzt? Wie glücklich sind wir in solcher Erfahrung! Nun nennen wir den Sabbat eine Wonne, und Gottesdienst ist niemals etwas Ermüdendes. Gebet ist jetzt ein Vorrecht, und Lobpreisung eine Feier. Gehorchen ist der Himmel; für die Sache Gottes geben ist ein Fest. So ist alles neu geworden. Unser Mund ist voll Singens und unser Herz voll Jauchzens. Gelobet sei unser himmlischer Ischi, auf immer und ewig.

217

27. Juli. 

„Ich will euch geben die gewissen Gnaden Davids.“ 

Apg. 13,34.

 

Nichts Menschliches ist gewiss; aber alles Göttliche ist es. Besonders sind die Gnaden des Bundes gewisse Gnaden, wie David auch sagte, „ein ewiger Bund, verordnet in allen Dingen und gewiss.“ Wir sind gewiss, dass der Herr wirklich seine Gnade meinte. Er sprach nicht bloße Worte: es ist Wesen und Wahrheit in jeder seiner Verheißungen. Seine Gnaden sind in der Tat Gnaden. Sogar wenn es scheint, als wenn eine Verheißung durch den Tod hinfällig würde, so soll sie es doch nicht sein, denn der Herr wird sein Wort erfüllen. Wir sind gewiss, dass der Herr die verheißenen Gnaden allen in seinen Bund Aufgenommenen verleihen wird. Sie sollen zur rechten Zeit allen Erwählten des Herrn zu teil werden. Sie sind allem Samen gewiss, von dem kleinsten bis zum größten.

Wir sind gewiss, dass der Herr seine Gnaden seinem Volke fortwährend geben wird. Er gibt nicht und nimmt dann wieder. Was er uns gewährt hat, ist das Zeichen von viel mehrerem. Das, was wir noch nicht empfangen haben, ist ebenso gewiss wie das, was schon gekommen ist; deshalb lasset uns des Herrn harren und stille sein. Es ist keine begründete Ursache für den geringsten Zweifel vorhanden. Gottes Liebe und Wort und Treue sind gewiss. Viele Dinge sind fraglich, aber von dem Herrn singen wir:

 

“Alles währet seine Zeit, 

Gottes Lieb’ in Ewigkeit.“

218

28. Juli. 

„So demütiget euch nun unter die gewaltige Hand Gottes, dass er euch erhöhe zu seiner Zeit.“ 

1 Petri 5,6.

 

Dies kommt einer Verheißung gleich: wenn wir uns beugen wollen, so will der Herr uns erheben. Demut führt zur Ehre: Unterwerfung ist der Weg zur Erhöhung. Dieselbe Hand Gottes, die uns niederdrückt, wartet darauf, uns zu erheben, sobald wir den Segen tragen können. Wir bücken uns, um zu siegen. Viele kriechen vor Menschen und erlangen doch nicht den Gönnerschutz, des sie begehren; aber wer sich unter die Hand Gottes demütigt, wird nicht verfehlen, reich gemacht, erhoben, gestärkt und getröstet zu werden von dem Ewig-Gnädigen. Es ist die Gewohnheit Jehovahs, die Stolzen niederzuwerfen und die Niedrigen zu erhöhen. Aber es ist eine Zeit da für das Wirken des Herrn. Wir sollten uns jetzt demütigen, in diesem gegenwärtigen Augenblick; und wir sind verbunden, dies stets zu tun, ob der Herr seine züchtigende Hand auf uns legt oder nicht. Wenn der Herr schlägt, ist es unsre besondere Pflicht, die Züchtigung mit tiefer Unterwerfung anzunehmen. Aber unsre Erhöhung durch den Herrn kann nur „zu seiner Zeit“ geschehen, und Gott ist der beste Richter über Tag und Stunde dazu. Schreien wir ungeduldig nach dem Segen? Würden wir eine unzeitige Ehre wünschen? Was machen wir? Gewiss, wir sind nicht wahrhaft gedemütigt, sonst würden wir mit ruhiger Unterwerfung warten. So lasst uns tun.

219 

29. Juli. 

„Er hat deinen Feind hinausgeworfen.“ 

Zeph. 3,15.

 

Was für ein Hinauswerfen war das! Satan hat seinen Thron in unsrer Natur verloren, wie er seinen Sitz im Himmel verloren hat. Unser Herr Jesus hat des Feindes Herrschaft über uns vernichtet. Er mag uns plagen, aber er kann uns nicht als sein Eigentum beanspruchen. Seine Bande sind nicht mehr um unsre Seelen; der Sohn hat uns frei gemacht, und wir sind recht frei. Noch ist der Erzfeind der Verkläger der Brüder; aber selbst aus dieser Stellung hat der Herr ihn vertrieben. Unser Anwalt bringt den Verkläger zum Schweigen. Der Herr schilt unsre Feinde und führt die Sache unsrer Seele, so dass kein Schade aus all den Schmähungen des Teufels entsteht. Als Versucher greift der böse Geist uns stets noch an und schleicht sich in unser Herz ein; aber auch da hat er viel von dem früheren Einfluss verloren. Er windet sich umher wie eine Schlange, aber er kann nicht regieren als Herrscher. Er schleudert schreckliche Gedanken hinein, wo er Gelegenheit hat; aber was für eine Erleichterung ist es, wenn ihm geboten wird, still zu sein, und er sich davon stehlen muss wie ein gepeitschter Hund! Herr, tue das für alle, die zu dieser Zeit durch sein Bellen geplagt und gequält werden. Wirf ihren Feind hinaus und sei glorreich in ihren Augen. Du hast ihn niedergeworfen, Herr, wirf ihn hinaus. O, dass du ihn aus der Welt verbannen wolltest! 

220

30. Juli. 

„Ich will euch wiedersehen und euer Herz soll sich freuen.“ 

Joh. 16,22.

 

Gewiss, er wird zum zweitenmal kommen, und dann, wenn er uns sieht und wir ihn sehen, so wird in Wahrheit Freude da sein. O, dass diese frohe Wiederkehr da wäre! Aber diese Verheißung wird täglich in einem andren Sinne erfüllt. Unser gnadenvoller Herr hat viele „wieder“ in seinem Handeln mit uns. Er gab uns Vergebung, und er sieht uns wieder und wiederholt das freisprechende Wort, wenn neue Sünden uns Schmerz verursachen. Er hat uns geoffenbart, dass wir vor Gott angenommen sind, und wenn unser Glaube an diese Segnung ein wenig trübe wird, so kommt er wieder und wieder zu uns und spricht: „Friede sei mit euch!“ und unsre Herzen sind froh. Geliebte, alle unsre früheren Gnadenerweisungen sind Zeichen von zukünftigen. Wenn Jesus bei uns gewesen ist, will er uns wieder sehen. Blickt auf keine frühere Gunst als etwas Totes und Begrabenes, über das zu trauern ist; sondern betrachtet sie als einen gesäeten Samen, der wachsen wird und sein Haupt aus dem Staub emporheben und rufen: „Ich will euch wieder sehen“. Sind die Zeiten dunkel, weil Jesus nicht mit uns ist, wie er es zu sein pflegte? Lasst uns Mut fassen; denn er wird nicht lange fort sein. Seine Füße sind gleich denen eines Rehes oder jungen Hirsches, und sie werden ihn bald wieder zu uns bringen. Deshalb lasst uns beginnen, fröhlich zu sein, da er zu uns eben jetzt spricht: „Ich will euch wiedersehen.“

221

31. Juli. 

„Und rufe mich an am Tage der Not, so will ich dich erretten, so sollst du mich preisen.“ 

Ps. 50,15.

 

Dies ist in der Tat eine Verheißung! Hier ist eine dringende Gelegenheit – „der Tag der Not.“ Es ist dunkel am Mittag an einem solchen Tage, und jede Stunde scheint schwärzer, als die, welche vorherging. Dann ist die Zeit für diese Verheißung; sie ist geschrieben für den wolkichten Tag. Hier ist herablassender Rat: „Rufe mich an.“ Wir sollten der Ermahnung nicht bedürfen; es sollte unsre beständige Gewohnheit den ganzen Tag lang und jeden Tag sein. Was für eine Gnade, dass es uns freisteht, Gott anzurufen! Was für eine Weisheit, guten Gebrauch davon zu machen! Wie töricht, hinter Menschen herzulaufen! Der Herr fordert uns auf, unsre Sache ihm vorzulegen, und gewiss wollen wir nicht zögern, es zu tun. Hier ist ermutigende Zusicherung: „Ich will dich erretten.“ Was auch die Not sein mag, der Herr macht keine Ausnahmen, sondern verheißt völlige, sichere, fröhliche Errettung. Er will selber durch seine eigne Hand unsre Errettung herbeiführen. Wir glauben es, und der Herr ehrt den Glauben. Hier ist ein Endresultat: „Du sollst mich preisen.“ Ah! das wollen wir von ganzem Herzen tun. Wenn er uns errettet hat, wollen wir ihn laut preisen; und da er es sicherlich tun wird, so lasst uns sogleich beginnen, ihn zu erheben.

222

1. August. 

„Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir, und deinem Samen nach dir, bei ihren Nachkommen, dass es ein ewiger Bund sei, also, dass ich dein Gott sei und deines Samens nach dir.“ 

1 Mose 17,7.

 

O Herr, du hast einen Bund mit mir, deinem Knecht, gemacht in Christo Jesu, meinem Herrn; und nun, ich bitte dich, laß meine Kinder in seine gnädigen Vorkehrungen mit eingeschlossen sein. Gestatte mir, an diese Verheißung zu glauben, als eine, die für mich sowohl wie für Abraham gegeben ist. Ich weiß, dass meine Kinder aus sündlichem Samen gezeugt und in Sünden empfangen sind, wie die andrer Menschen; deshalb bitte ich nichts für sie um ihrer Geburt willen, denn wohl weiß ich, dass „was vom Fleisch geboren ist, Fleisch ist,“ und weiter nichts. Herr, laß sie durch deinen Heiligen Geist unter deinem Gnadenbund geboren werden! Ich bete für meine Nachkommen in allen Generationen. Sei du ihr Gott, wie du der meine bist. Meine höchste Ehre ist, dass du mir erlaubt hast, dir zu dienen; mögen meine Nachkommen dir in allen künftigen Jahren dienen. O Gott Abrahams, sei der Gott seines Isaaks! O Gott der Hanna, nimm ihren Samuel an! Wenn du, Herr, mich in meiner Familie begnadigt hast, so bitte ich dich, andrer Häuser der deinen zu gedenken, die ungesegnet bleiben. Sei der Gott aller Familien Israels. Laß nicht einen von denen, die deinen Namen fürchten, den Kummer haben, die Seinen gottlos und böse zu sehen, um deines Sohnes Jesu Christi willen. Amen.

223 

2. August. 

„So gehe nun hin: Ich will mit deinem Munde sein, und dich lehren, was du sagen sollst.“ 

2 Mose 4,12.

 

Mancher wahre Diener Gottes hat eine schwere Sprache, und wenn er berufen wird, für seinen Herrn zu sprechen, ist er in großer Verwirrung aus Furcht, eine gute Sache durch seine schlechte Vertretung zu verderben. In solchem Fall ist es gut, sich daran zu erinnern, dass der Herr die Zunge gemacht hat, die so schwer ist, und dass wir uns hüten müssen, unsren Schöpfer zu tadeln. Es mag sein, dass ein schwere Zunge kein so großes Übel ist, wie eine schnelle, und wenig Worte mögen mehr Segen mit sich führen, als ein großer Wortschwall. Es ist auch ganz gewiss, dass wahrhaft errettende Macht nicht in menschlicher Rhetorik mit ihren Tropen und hübschen Phrasen und hohen Worten liegt. Mangel an Geläufigkeit im Reden ist kein so großer Mangel, wie es aussieht. Wenn Gott mit unsrem Munde ist und mit unsrem Geiste, so werden wir etwas Besseres haben, als das tönende Erz der Rhetorik oder die klingende Schelle der Überredungskunst. Gottes Belehrung ist Weisheit, seine Gegenwart ist Macht. Pharao hatte mehr Grund, sich vor dem stotternden Mose zu fürchten, als vor dem geläufigsten Schwätzer in Ägypten; denn in dem, was er sagte, war Macht; er sprach von Plagen und Tod. Wenn der Herr mit uns ist in unsrer natürlichen Schwachheit, so werden wir mit übernatürlicher Kraft umgürtet sein. Deshalb lasst uns kühn für Jesum sprechen so wie wir sprechen sollten. 

224

3. August. 

„Wenn aber der Priester eine Seele um sein Geld kaufet, der mag davon essen; und was ihm in seinem Hause geboren wird, das mag auch von seinem Brot essen.“ 

3 Mose 22,11.

 

Fremde Gäste und Tagelöhner durften nicht von heiligen Dingen essen. Es ist noch immer so in geistlichen Sachen. Nur zwei Klassen wurden zum heiligen Tische zugelassen, die, welche mit des Priesters Geld gekauft und die, welche in des Priesters Haus hinein geboren waren. Gekauft und geboren, dies waren die beiden unstreitbaren Beweise eines Rechtes auf heilige Dinge. Gekauft. Unser große Hohepriester hat teuer alle erkauft, die ihr Vertrauen auf ihn setzen. Sie sind sein absolutes Eigentum – ganz und gar des Herrn. Nicht wegen dessen, was sie in sich selber sind, sondern um ihres Eigentümers willen werden ihnen dieselben Vorrechte gestattet, deren er sich erfreut, und sie sollen „von seinem Brot essen.“ Er hat eine Speise zu essen, von der Weltlinge nichts wissen. „Weil ihr Christo angehört,“ deshalb sollt ihr mit eurem Herrn es teilen. Geboren. Dies ist ein ebenso sicherer Weg zum Vorrecht; wenn in des Priesters Haus geboren, so nehmen wir bei den übrigen der Familie unsren Platz ein. Wiedergeburt macht uns zu Miterben und Gliedern desselben Leibes; und darum hat Christus uns den Frieden, die Freude, die Herrlichkeit gegeben, die der Vater ihm verliehen hat. Erlösung und Wiedergeburt haben uns ein doppeltes Anrecht auf diese göttliche Verheißung gegeben.

225 

4. August. 

„Der Herr segne dich, und behüte dich.“

4 Mose 6,24.

 

Dieser erste Satz im Segen des Hohenpriesters ist dem Wesen nach eine Verheißung. Der Segen, den unser großer Hohepriester über uns ausspricht, wird sicher kommen, denn er spricht den Willen Gottes aus. Was für eine Freude, unter dem göttlichen Segen zu bleiben! Dies gibt allen eine liebliche Würze. Wenn wir gesegnet sind, dann sind all unsre Besitztümer und Genüsse gesegnet; ja, unsre Verluste und Kreuze und selbst unsre Enttäuschungen sind gesegnet. Gottes Segen ist tief, nachdrücklich, wirksam. Eines Menschen Segen mag mit Worten beginnen und enden; aber der Segen des Herrn macht reich und heiligt. Der beste Wunsch, den wir für unsren liebsten Freund haben können, ist nicht: „Möge das Glück dich begleiten“, sondern: „Der Herr segne dich.“ Es ist etwas eben so Schönes, von Gott behütet zu werden; behütet von ihm, behütet ihm nahe, behütet in ihm, Die sind in der Tat behütet, die Gott behütet; sie sind vor dem Übel bewahrt, sie werden zu grenzenloser Seligkeit aufbehalten. Gottes Behüten geht mit seinem Segen zusammen, ihn zu befestigen und dauernd zu machen. Der Schreiber dieses kleinen Buches wünscht, dass der hier ausgesprochene reiche Segen und die sichere Behütung jedem Leser zu teil werde, der in diesem Augenblick diese Zeilen ansieht. Sollte der Schreiber noch leben, dann bitte, sendet diesen Spruch hinauf zu Gott als ein Gebet für seinen Knecht. 

226

5. August. 

„Das Gesetz seines Gottes ist in seinem Herzen, seine Tritte sollen nicht gleiten.“

Ps. 37,31.

 

Lege das Gesetz in das Herz, so steht es mit dem ganzen Menschen recht. Das ist der Ort, wo das Gesetz sein sollte, denn dann liegt es, wie die steinernen Tafeln in der Bundeslade, an dem ihm bestimmten Platze. Im Kopfe verwirrt es, auf dem Rücken belastet es, im Herzen hält es aufrecht. Was für ein köstliches Wort ist das hier gebrauchte, „das Gesetz seines Gottes!“ Wenn wir den Herrn als unsren eignen Gott kennen, so wird sein Gesetz zur Freiheit für uns. Gott mit uns im Bunde macht uns eifrig, seinem Willen zu gehorchen und in seinen Geboten zu wandeln. Ist die Vorschrift meines Vaters Vorschrift? Dann habe ich meine Freude daran. Uns wird hier verbürgt, dass der gehorsame Mann aufrecht gehalten werden soll bei jedem Schritte, den er macht. Er will das tun, was recht ist, und soll deshalb das tun, was weise ist. Heiliges Tun ist immer das klügste, obgleich es zuerst nicht so scheinen mag. Wir gehen auf der großen Hochstraße der Vorsehung und Gnade Gottes, wenn wir uns auf dem Wege seines Gesetzes halten. Das Wort Gottes hat noch nie eine einzige Seele irregeleitet; seine deutlichen Anweisungen, demütig, gerecht, liebevoll und in der Furcht des Herrn zu wandeln, sind ebenso sehr Worte der Weisheit, die zu unsrer Wohlfahrt dienen, wie Regeln der Heiligkeit unsre Kleider rein zu halten. Der wandelt sicher, der gerecht wandelt.

227

6. August. 

„Siehe da das Land vor dir, das der Herr, dein Gott, dir gegeben hat; ziehe hinauf und nimm es ein, wie der Herr, deiner Väter Gott, dir geredet hat. Fürchte dich nicht, und laß dir nicht grauen!“

5 Mose 1,24.

 

Es gibt ein Erbteil der Gnade, dessen Besitz wir kühn erringen sollten. Alles, was ein Gläubiger gewonnen hat, steht einem andren frei. Wir mögen stark im Glauben, brünstig in der Liebe und reich an Arbeit sein; es ist nichts da, dies zu hindern; lasst uns hinaus ziehen und es in Besitz nehmen. Die süßeste Erfahrung und die herrlichste Gnade ist eben so sehr für uns, als für einen unsrer Brüder. Jehovah hat sie vor uns hingestellt; niemand kann unser Recht leugnen; lasst uns hinaufziehen und sie in seinem Namen einnehmen. Die Welt liegt auch vor uns, um für den Herrn Jesum erobert zu werden. Wir sollen kein Land und keinen Winkel derselben unbezwungen lassen. Jene Nebengasse nahe bei unsrem Hause ist vor uns, nicht damit unsre Bemühungen daran scheitern, sondern damit sie mit Erfolg gekrönt werden. Wir brauchen nur Mut genug zu fassen, um vorwärts zu gehen, und wir werden dunkle Häuser und harte Herzen für Jesum gewinnen. Lasst uns niemals die Leute in einem Hintergäßchen sterben lassen, weil wir nicht Glauben genug an Jesum und sein Evangelium haben, um hinaufzuziehen und das Land einzunehmen. Kein Ort ist so finster, kein Mensch so gottlos, dass er über die Macht der Gnade hinaus wäre. Feigheit, hinweg! Der Glaube zieht aus zum Siege.

228

7. August. 

„Sei nur getrost und sehr freudig, dass du beobachtest und tust allerdinge nach dem Gesetz, das dir Mose, mein Knecht, geboten hat. Weiche nicht davon, weder zur Rechten noch zur Linken, auf dass du weislich handeln mögest in allem, was du tun sollst.“ 

Jos. 1,7.

 

Ja, der Herr wird mit uns in unsrem heiligen Kriege sein, aber er verlangt von uns, dass wir seinen Regeln genau folgen sollen. Unsre Siege werden sehr davon abhängen, dass wir ihm von ganzem Herzen gehorchen, und Mut und Kraft in die Taten unsres Glaubens hineinlegen. Wenn wir halbherzig sind, so können wir nicht mehr als einen halben Segen erwarten. Wir müssen dem Herrn mit Sorgfalt und Nachdenken gehorchen. „Beobachtest und tust“ ist der hier gebrauchte Ausdruck, und er ist bedeutungsvoll. Dies geht auf jeden Teil des göttlichen Willens; wir müssen mit völliger Bereitwilligkeit gehorchen. Unsre Verhaltungsregel ist „allerdinge nach dem Gesetz.“ Wir dürfen nicht auslesen und auswählen, sondern müssen des Herrn Gebote nehmen, wie sie kommen, ein und alle. In all diesem müssen wir mit Genauigkeit und Beständigkeit weiter gehen. Unser Gang muss ein gerader sein, der weder zur Rechten, noch zur Linken abweicht. Wir dürfen nicht strenger sein als das Gesetz und auch nicht aus Leichtsinn einen freieren und bequemeren Weg einschlagen. Mit solchem Gehorsam wird geistliches Wohlergehen kommen. O Herr, hilf uns zu sehen, ob es nicht so ist! Wir werden deine Verheißung nicht vergeblich auf die Probe stellen.

229

8. August. 

„Der Herr Gott wird mir helfen.“ 

Jes. 50,7.

 

Dies sind bei dem Propheten die Worte des Messias am Tage seines Gehorsams bis zum Tode, da er seinen Rücken denen darhielt, die ihn schlugen und seine Wange denen, die ihn rauften. Er hatte Zuversicht zu dem göttlichen Beistande und traute auf Jehovah. O meine Seele, deine Leiden sind wie das Stäublein in der Wage im Vergleich mit denen deines Herrn! Kannst du nicht glauben, dass der Herr Gott dir helfen will? Dein Herr war in einer eigentümlichen Lage; denn da er an Statt der sündigen Menschen stand – ihr Stellvertreter und Opfer – war es nötig, dass der Vater sich ihm entzog und dass seine Seele unter dem Gefühl der Gottverlassenheit litt. Keine solche Notwendigkeit wird dir auferlegt: du bist nicht gezwungen, zu rufen: „Warum hast du mich verlassen?“ Vertraute dein Heiland selbst da noch auf Gott, und kannst du es nicht? Er starb für dich und machte es dadurch unmöglich, dass du allein gelassen würdest, deshalb sei getrost. Bei den Arbeiten und Leiden dieses Tages sage: „Der Herr Gott wird mir helfen.“ Gehe kühn hinein. Mache dein Angesicht wie einen Kieselstein und nimm dir vor, dass keine Schwäche oder Schüchternheit dir nahe kommen soll. Wenn Gott hilft, wer kann hindern? Wenn du allmächtigen Beistandes gewiss bist, was kann dann zu schwer für dich sein? Beginne den Tag freudig und laß keinen Schatten von Zweifel zwischen dich und den ewigen Sonnenschein kommen.

230

9. August. 

„Einen jeglichen Reben an mir, der nicht Frucht bringet, wird er wegnehmen, und einen jeglichen, der da Frucht bringet, wird er reinigen, dass er mehr Frucht bringe.“

Joh. 15,2.

 

Dies ist eine köstliche Verheißung für einen, der für das Fruchtbringen lebt. Zuerst scheint sie ein scharfes Aussehen zu haben. Muss der fruchtbare Rebe gereinigt werden? Muss das Messer selbst die besten und nützlichsten beschneiden? Ohne Zweifel ist es so, denn sehr viel von dem reinigenden Werk geschieht durch Leiden der einen oder andren Art. Nicht die Bösen, sondern die Guten sind es, welche die Verheißung der Trübsal in diesem Leben haben. Aber der Zweck gewährt mehr als Ersatz für die schmerzhaften Mittel. Wenn wir unsrem Herrn mehr Frucht bringen können, so wollen wir uns gern das Reinigen und den Verlust der Blätter gefallen lassen. Doch wird zuweilen das Reinigen durch das Wort bewirkt, auch ohne Leiden, und dies nimmt alles hinweg, was in dem Ton der Verheißung streng schien. Wir sollen durch das Wort frömmer und nützlicher gemacht werden. Der Herr, der uns in einigem Maße fruchtbar gemacht hat, wird an uns arbeiten, bis wir einen weit höheren Grad der Fruchtbarkeit erreichen. Ist dies nicht eine große Freude? Gewiss, es ist mehr Trost in einer Verheißung der Fruchtbarkeit, als wenn uns Reichtum, Gesundheit und Ehre versprochen wäre. Herr Jesus, erfülle rasch dein gnädiges Wort an mir, und laß mich reichlich Frucht bringen zu deinem Preise.

231

10. August. 

„Der Herr machet arm und machet reich, er erniedrigt und erhöht.“ 

1 Sam. 2,7.

 

Alle Veränderungen in meinem Leben kommen von ihm, der sich niemals ändert. Wenn ich reich geworden wäre, so hätte ich seine Hand darin gesehen und ihn gelobt; lasst mich ebenso sehr seine Hand sehen, wenn ich arm gemacht werde, und lasst mich ihn ebenso herzlich loben. Wenn es mit uns abwärts in der Welt geht, so ist es vom Herrn, und wir mögen es geduldig hinnehmen; wenn wir in der Welt emporkommen, so ist es vom Herrn, und wir mögen es dankbar empfangen. In jedem Fall hat der Herr es getan, und es ist gut. Es scheint, dass Jehovahs Weg ist, diejenigen zu erniedrigen, die er erhöhen will, und diejenigen zu entkleiden, die er zu bekleiden gedenkt. Wenn es sein Weg ist, so ist es der weiseste und beste Weg. Wenn ich jetzt die Erniedrigung erdulde, so mag ich mich wohl freuen, denn ich sehe darin die Vorbereitung auf die Erhöhung. Je mehr wir durch die Gnade gedemütigt werden, desto mehr sollen wir in der Herrlichkeit erhoben werden. Die Verarmung, die schließlich zu unsrer Bereicherung dienen wird, muss willkommen geheißen werden. O Herr, du hast mich in letzter Zeit abwärts geführt und mich meine Unbedeutendheit und Sünde fühlen lassen. Es ist keine angenehme Erfahrung, aber ich bitte dich, sie zu einer nützlichen für mich zu machen. O, dass du mich dadurch geschickt machen möchtest, ein größeres Gewicht der Freude und der Wirksamkeit zu tragen, und wenn ich dazu bereitet bin, dann gewähre es mir um Christi willen! Amen.

232

11. August 

“Wahrlich, meine Seele harret auf Gott: von ihm kommt meine Errettung.“ 

Ps. 62,2.

 

Gesegnete Stellung! – Wahrhaft und einzig auf den Herrn harren. Sei dies unser Stand diesen ganzen Tag und jeden Tag. Harren auf seine Zeit, harren in seinem Dienste, harren in freudiger Erwartung, harren in Gebet und Zufriedenheit. Wenn unsre innerste Seele so harret, so ist sie in der besten und wahrsten Stellung, die ein Geschöpf vor seinem Schöpfer, ein Knecht vor seinem Herrn, ein Kind vor seinem Vater einnehmen kann. Wir gestatten uns nicht, Gott vorzuschreiben oder über ihn zu klagen; wir wollen uns keine Verdrießlichkeit und kein Misstrauen erlauben. Aber wir laufen auch nicht der Wolke voran und suchen keine Hilfe von andren: keins von diesen würde Harren auf Gott sein. Gott und Gott allein ist die Hoffnung unsrer Herzen. Gesegnete Zusicherung! – von ihm kommt Errettung; sie ist auf dem Wege. Sie wird von ihm kommen und von keinem andren. Er soll allen Ruhm davon haben, denn er allein kann und will es vollbringen. Und er wird es ganz gewiss zu seiner Zeit und in seiner Weise. Er wird uns von Zweifel und Leiden und Verleumdung und Not erretten. Wenn wir auch noch kein Zeichen davon sehen, so sind wir zufrieden, auf des Herrn Willen zu warten, denn wir haben keinen Argwohn gegen seine Liebe und Treue. Er wird binnen kurzer Zeit es gewisslich tun, und wir wollen ihn sogleich für seine kommende Gnade loben.

233

12. August. 

„Denn du, Herr, bist meine Leuchte. Der Herr wird meine Finsternis licht machen.“ 

2 Sam. 22,29.

 

Bin ich im Licht? Dann bist du, o Herr, meine Leuchte. Ziehe dich zurück, und meine Freude wäre dahin; aber so lange du mit mir bist, kann ich ohne die Fackeln der Zeit und die Kerzen erschaffenen Trostes leben. Was für ein Licht wirft die Gegenwart Gottes auf alle Dinge! Wir hörten von einem Leuchtturm, der zwanzig Meilen weit zu sehen war, aber unser Jehovah ist nicht nur ein naher Gott, sondern in weiter Ferne wird er gesehen, selbst in des Feindes Land. O Herr, ich bin so glücklich wie ein Engel, wenn deine Liebe mein Herz füllt. Du bist alles, was ich wünsche. Bin ich im Finstern? Dann wirst du, o Herr, meine Finsternis licht machen. Nicht lange, so werden die Dinge sich ändern. Die Sachlage mag immer trauriger werden und Wolke mag sich auf Wolke türmen; aber wenn es so finster wird, dass ich meine eigne Hand nicht sehen kann, so kann ich doch die Hand des Herrn sehen. Wenn ich kein Licht in mir selber oder unter meinen Freunden oder in der ganzen Welt zu finden vermag, so kann doch der Herr, der sprach “Es werde Licht“ und es ward Licht, wiederum dasselbe sagen. Er wird mit mir noch im Sonnenscheine reden. Ich werde nicht sterben, sondern leben. Der Tag bricht schon an. Dieser liebliche Spruch leuchtet wie ein Morgenstern. Ich werde vor Freuden mit den Händen klappen, ehe viele Stunden vergangen sind.

234

13. August. 

„Und soll geschehen, ehe sie rufen, will ich antworten; wenn sie noch reden, will ich hören.“

Jes. 65,24.

 

Rasches Werk dies! Der Herr hört uns, ehe wir rufen, und antwortet uns oft in derselben schnellen Weise. Da er unsre Nöte und unsre Gebete vorhersieht, ordnet er die Dinge so, dass er, noch ehe die Not wirklich da ist, schon dafür sorgt, und ehe die Prüfung über uns kommt, uns dagegen gewappnet hat. Das ist die Pünktlichkeit der Allwissenheit, und wir haben sie oft gesehen. Ehe wir noch das Leiden ahnten, das im Anzug war, kam schon der starke Trost, der uns unter demselben aufrecht halten sollte. Was für einen Gebet erhörenden Gott haben wir! Der zweite Satz lässt uns an das Telefon denken. Obwohl Gott im Himmel ist und wir auf der Erde, so lässt er doch unser Wort gleich seinem eignen Wort sehr „schnell laufen.“ Wenn wir auf rechte Weise beten, so sprechen wir in das Ohr Gottes. Unser gnädiger Mittler bringt unsre Bitten sogleich vor, und der große Vater hört sie und hat Wohlgefallen daran. Großartiges Beten dies! Wer wollte nicht viel im Gebet sein, wenn er weiß, dass er das Ohr des Königs der Könige hat? Diesen Tag will ich im Glauben beten, und nicht nur glauben, dass ich gehört werden soll, sondern dass ich gehört worden bin; nicht nur, dass ich Antwort erhalten werde, sondern, dass ich die Antwort schon habe. Heiliger Geist, hilf mir hierin!

235

14. August. 

“Und will den Samen Davids um deswillen demütigen, doch nicht ewiglich.“

1 Kön. 11,39.

 

In dem Haushalt Gottes ist Zucht, und diese Zucht ist streng genug, um das Sündigen zu einer schlimmen und bitteren Sache zu machen. Salomo, von seinen fremden Weibern verleitet, hatte andren Göttern nachgewandelt und den Gott seines Vaters sehr zum Zorne gereizt; darum wurden von den zwölf Teilen des Reiches zehn abgerissen und ein besonderer Staat daraus gebildet. Dies war eine starke Demütigung für das Haus Davids, und sie kam über dieses Herrscherhaus deutlich von der Hand Gottes als Folge unheiligen Tuns. Der Herr wird die liebsten seiner Knechte züchtigen, wenn sie aufhören seinen Gesetzen völlig gehorsam zu sein: vielleicht sind wir zu eben dieser Stunde unter solcher Züchtigung. Lasst uns demütig rufen: „O Herr, zeige mir, warum du mit mir haderst.“ Was für ein lieblicher Zusatz ist dies – „doch nicht ewiglich!“ Die Strafe für die Sünde ist ewig, aber die väterliche Züchtigung derselben bei einem Kinde Gottes ist nur auf eine Zeitlang. Die Krankheit, die Armut, die Niedergeschlagenheit werden verschwinden, wenn sie ihre beabsichtigte Wirkung gehabt haben. Gedenkt daran, wir sind nicht unter dem Gesetz, sondern unter der Gnade. Die Rute mag uns schlagen, aber das Schwert soll uns nicht töten. Unser gegenwärtiges Leiden soll uns zur Buße bringen, auf dass wir nicht mit den Gottlosen umkommen.

236

15. August. 

„Und was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun, auf dass der Vater geehret werde in dem Sohne.“

Joh. 14,13.

 

Nicht jeder Gläubige hat gelernt, in Jesu Namen zu beten. Bitten, nicht nur um seinetwillen, sondern in seinem Namen, wie von ihm dazu ermächtigt, das ist ein Gebet höherer Ordnung. Wir würden nicht wagen, um gewisse Dinge in diesem heiligen Namen zu bitten, denn das würde eine elende Entweihung sein; aber wenn die Bitte so klar eine rechte ist, dass wir wagen können, den Namen Jesu hinzuzufügen, dann muss sie gewährt werden. Das Gebet wird um so gewisser Erfolg haben, weil der Vater dadurch in dem Sohne geehrt wird. Es verherrlicht seine Wahrheit, seine Treue, seine Macht, seine Gnade. Die Erhörung des in Jesu Namen dargebrachten Gebetes enthält des Vaters Liebe zu ihm und die Ehre, die er ihm gegeben hat. Die Ehre Jesu und des Vaters sind so miteinander verbunden, dass die Gnade, welche die eine erhöht, auch die andre erhöht. Der Strom erlangt durch die Fülle der Quelle Ruhm und die Quelle wird geehrt durch den Strom, der aus ihr fließt. Wenn die Erhörung unsrer Gebete unsrem Herrn Unehre brächte, so würden wir nicht beten; aber da er hierdurch geehrt wird, so wollen wir ohne Unterlass beten in jenem teuren Namen, an dem Gott und sein Volk gemeinsam ihre Freude haben.

237

16. August. 

„Wer seine Missetat bedecket, dem wird es nicht gelingen: wer sie aber bekennet und lässt, der wird Barmherzigkeit erlangen.“ 

Spr. 28,13.

 

Hier ist der Weg zur Barmherzigkeit für einen schuldigen und bußfertigen Sünder. Er muss von der Gewohnheit lassen, seine Sünde zu bedecken. Dies Bedecken wird versucht durch Falschheit, welche die Sünde leugnet; durch Heuchelei, welche sie verhehlt; durch Prahlerei, welche sie rechtfertigt; und durch lautes christliches Bekenntnis, das man als Ersatz dafür bieten will. Des Sünders Pflicht ist es, zu bekennen und zu lassen. Die zwei müssen zusammen gehen. Das Bekenntnis muss ehrlich vor dem Herrn selber abgelegt werden; und es muss ein Anerkennen des Unrechts einschließen, sowie ein Gefühl von der Sündigkeit desselben und Abscheu davor. Wir müssen nicht die Schuld auf andre werfen, noch die Umstände tadeln oder uns mit natürlicher Schwachheit entschuldigen. Wir müssen alles gerade heraussagen und uns als schuldig bekennen. Es kann keine Barmherzigkeit sein, bis dieses getan ist. Ferner, wir müssen das Böse lassen: nachdem wir unsren Fehler eingestanden, müssen wir für die Gegenwart und die Zukunft jede Absicht fahren lassen, dabei zu verharren. Wir können nicht in Empörung bleiben und doch bei des Königs Majestät weilen. Die Gewohnheit des Bösen muss aufgegeben werden, sowie alle Orte, Gefährten, Bestrebungen und Bücher, die uns irre führen könnten. Nicht wegen des Bekenntnisses, noch wegen der Besserung, aber in Verbindung damit finden wir Vergebung durch den Glauben an das Blut Jesu.

238

17. August. 

„Er sprach: Fürchte dich nicht; denn derer ist mehr, die bei uns sind, denn derer, die bei ihnen sind.“ 

2 Kön. 6,16.

 

Rosse und Wagen und ein großes Heer schlossen den Propheten in Dothan ein. Sein junger Diener war voll Schrecken. Wie konnten sie einer solchen Macht Bewaffneter entgehen? Aber der Prophet hatte Augen, die sein Diener nicht hatte, und er konnte ein größeres Heer mit weit besseren Waffen sehen, das ihn vor allem Schaden bewahrte. Rosse von Feuer sind mächtiger, als Rosse von Fleisch, und feurige Wagen sind den eisernen weit vorzuziehen. Ebenso ist es zu dieser Stunde. Die Gegner der Wahrheit sind zahlreich, einflussreich, gelehrt und listig; und der Wahrheit ergeht es schlecht in ihren Händen; und doch hat der Mann Gottes keine Ursache zum Zittern. Sichtbare und unsichtbare Kräfte der gewaltigsten Art sind auf seiten der Gerechtigkeit. Gott hat Heere im Hinterhalt, die sich in der Stunde der Not zeigen werden. Die Mächte, die auf seiten des Wahren und Guten sind, übertreffen weit die Mächte des Bösen. Lasst uns deshalb den Mut aufrechthalten und mit dem Schritt derjenigen wandeln, die ein fröhliches Geheimnis besitzen, das sie über alle Furcht hinausgehoben. Wir sind auf der gewinnenden Seite. Der Kampf mag schwer sein, aber wir wissen, wie er enden wird. Der Glaube ist, da er Gott mit sich hat, klar in der Majorität: Derer ist mehr, die bei uns sind, denn derer, die bei ihnen sind.

239 

18. August. 

„Wirst du ihn suchen, so wirst du ihn finden.“ 

1 Chron. 28,9.

 

Wir haben unsren Gott nötig; wir können ihn haben, wenn wir ihn suchen, und er wird sich keinem von uns verleugnen, wenn wir persönlich sein Angesicht suchen. Es heißt nicht: wirst du ihn verdienen oder seine Gunst erkaufen, sondern nur: „wirst du ihn suchen.“ Die, welche den Herrn schon kennen, müssen fortfahren, sein Angesicht durch Gebet, durch fleißigen Dienst und durch heilige Dankbarkeit zu suchen: Solchen wird er seine Huld und seine Gemeinschaft nicht verweigern. Die, welche bis jetzt ihn noch nicht so kennen, dass sie die Ruhe ihrer Seele darin gefunden, sollten sogleich das Suchen beginnen und nie aufhören, bis sie ihn als ihren Heiland, ihren Freund, ihren Vater und ihren Gott finden. Was für eine starke Zusicherung gibt diese Verheißung dem Suchenden! „Wer da suchet, der wird finden.“ Du, ja, du sollst deinen Gott finden, wenn du ihn suchest. Wenn du ihn findest, so hast du Leben, Vergebung, Heiligung, Bewahrung und Seligkeit gefunden. Willst du nicht suchen und weiter suchen, da du nicht vergeblich suchen sollst? Lieber Freund, suche den Herrn sogleich. Hier ist der Ort, und jetzt ist die Zeit. Beuge jenes steifes Knie; ja, beuge jenen steifen Nacken und schreie nach Gott, nach dem lebendigen Gott. In dem Namen Jesu suche Reinigung und Rechtfertigung. Sie wird dir nicht verweigert werden. Hier ist Davids Zeugnis an seinen Sohn Salomo, und es ist des Verfassers persönliches Zeugnis vor dem Leser. Glaube es und handle danach, um Christi willen. 

240

19. August. 

„Dass die Leute werden sagen: Wahrlich, es gibt einen Lohn für die Gerechten: wahrlich, es ist ein Gott, der da richtet auf Erden.“ 

Ps. 58,12.

 

Gottes Gerichte in diesem Leben sind nicht immer klar zu sehen, denn in vielen Fällen trifft ein Ereignis gleichmäßig alle. Hier ist der Stand der Prüfung, nicht der Strafe oder des Lohnes. Dennoch tut Gott zuzeiten „schreckliche Dinge in Gerechtigkeit,“ und sogar die Sorglosen sind gezwungen, seine Hand anzuerkennen. Selbst in diesem Leben hat die Gerechtigkeit denjenigen Lohn, den sie jedem andren vorzieht, nämlich das Wohlgefallen Gottes, das ein ruhiges Gewissen erschafft. Zuweilen folgen andre Belohnungen, denn Gott will in keines Menschen Schuld sein. Aber dennoch ist der Hauptlohn der Gerechten im Jenseits. Mittlerweile nehmen wir im ganzen und großen die Gegenwart des großen Herrschers unter den Nationen wahr. Er zerbricht die Throne der Unterdrücker und bestraft schuldige Völker. Niemand kann die Geschichte des Emporkommens und des Falles der Reiche studieren, ohne wahrzunehmen, dass es eine Macht gibt, die „für die Gerechtigkeit wirkt“ und zuletzt die Missetat vor ihre Schranken bringt und sie mit schonungsloser Gerechtigkeit verurteilt. Die Sünde soll nicht unbestraft bleiben, und das Gute nicht unbelohnt. Der Richter aller Welt muss Recht tun. Deshalb wollen wir vor ihm uns fürchten, und nicht mehr vor der Macht der Gottlosen erschrecken.

241 

20. August. 

„Aus sechs Trübsalen wird er dich erretten, und in der siebenten wird dich kein Übel rühren.“ 

Hiob 5,19.

 

Eliphas sprach hierin die Wahrheit Gottes. Wir mögen so viele Trübsale haben, wie Werktage in der Woche sind, aber der Gott, der an diesen sechs Tagen wirkte, wird für uns wirken, bis unsre Errettung vollständig ist. Wir sollen mit ihm und in ihm ruhen an unsrem Sabbat. Die rasche Aufeinanderfolge der Trübsale ist eine der schwersten Glaubensproben. Ehe wir uns von einem Schlage erholt haben, folgt ein andrer und wieder ein andrer, bis wir stutzig werden. Doch ist die eben so rasche Aufeinanderfolge der Errettungen ungemein ermutigend. Neue Lieder werden aus dem Amboss hervorgelockt durch den Hammer der Trübsal, bis wir in der geistlichen Welt das Gegenbild von dem „Harmonischen Grobschmied“ sehen. Unsre Zuversicht ist, dass, wenn der Herr unsrer Trübsale sechs macht, es sechs sein werden und nicht mehr. Es mag sein, dass wir keinen Ruhetag haben, denn sieben Trübsale kommen über uns. Was denn? „In der siebenten wird dich kein Übel rühren.“ Das Übel mag uns anbrüllen, aber es soll um mehr als eines Armes Länge fern gehalten werden und uns nicht einmal anrühren. Sein heißer Odem mag uns quälen, aber sein kleiner Finger kann nicht auf uns gelegt werden. Wir wollen unsre Lenden umgürten und den sechs oder sieben Trübsalen entgegentreten und die Furcht denen überlassen, die keinen Vater, keinen Heiland und keinen Heiligen Geist, der sie heiligt, haben.

242

21. August. 

„Denn sein Zorn währet einen Augenblick, und in seiner Huld ist Leben; den Abend lang währet das Weinen, aber des Morgens die Freude.“ 

Ps. 30,6.

 

Ein Augenblick unter dem Zorn unsres Vaters scheint sehr lang, und doch ist es im Grunde genommen nur ein Augenblick. Wenn wir seinen Geist betrüben, so können wir sein Lächeln nicht erwarten; aber er ist ein Gott, der bereit ist zum Vergeben und bald alle Erinnerung an unsre Fehler auslöscht. Wenn wir vor seinem Missfallen dahinsinken und dem Tode nahe sind, so gießt seine Huld uns neues Leben ein. In diesem Verse ist noch ein andrer halb bebender Ton. Unsre Nacht des Weinens verkehrt sich bald in freudigen Tag. Kürze ist das Kennzeichen der Barmherzigkeit bei der Züchtigung der Gläubigen. Der Herr liebt es nicht, die Rute bei seinen Erwählten zu gebrauchen; er gibt einen oder zwei Schläge, und alles ist vorüber; ja, und das Leben und die Freude, welche dem Zorn und dem Weinen folgen, sind mehr als Ersatz für den heilsamen Schmerz. 

Komm, mein Herz, beginne dein Halleluja! Weine nicht die ganze Nacht hindurch, sondern trockne deine Augen im Vorgefühl des Morgens. Diese Tränen sind Tautropfen, die uns ebenso viel Gutes bedeuten, wie die Sonnenstrahlen am Morgen. Tränen machen das Auge klar für den Anblick Gottes in seiner Gnade; und machen das Erscheinen seiner Gunst um so kostbarer. Eine Nacht des Leides erzeugt jene Schatten des Gemäldes, durch welche die lichten Stellen deutlicher hervortreten. Alles steht wohl.

243

22. August. 

„Wenn Menschen wider dich wüten, so legest du Ehre ein; und wenn sie noch mehr wüten, so bist du auch noch gerüstet.“

Ps. 76,11.

 

Gottlose Menschen werden immer wüten. Ihren Zorn müssen wir tragen als das Merkmal unsrer Berufung, das Zeichen unsrer Absonderung von ihnen; wären wir von der Welt, so hätte die Welt das Ihre lieb. Unser Trost ist, dass das Wüten der Menschen Gott zur Ehre gereichen soll. Als die Gottlosen in ihrer Wut den Sohn Gottes kreuzigten, erfüllten sie ohne ihr Wissen den göttlichen Ratschlag, und in tausend Fällen tut der Eigenwille der Ungöttlichen das Gleiche. Sie dünken sich frei, aber wie Verbrecher in Ketten führen sie unbewussterweise die Ratschlüsse des Allmächtigen aus. Die Anschläge der Gottlosen werden so gelenkt, dass sie zu ihrer Niederlage dienen. Sie handeln in selbstmörderischer Weise und vereiteln ihre eignen Pläne. Nichts wird aus ihrer Wut kommen, was uns wirklichen Schaden tun kann. Als sie die Märtyrer verbrannten, erregte der Rauch, der von ihren Scheiterhaufen aufstieg, den Menschen mehr Widerwillen gegen das Papsttum als irgend etwas andres. Mittlerweile hat der Herr einen Maulkorb und eine Kette für Bären. Er hält die grimmste Wut des Feindes zurück. Er ist wie ein Müller, der die Masse des Wassers in dem Strom zurückhält, und das, was er fließen lässt, zum Drehen seines Rades gebraucht. Lasst uns nicht seufzen, sondern singen. Alles ist gut, wie stark auch der Wind weht.

244

23. August. 

„Ich liebe, die mich lieben, und die mich frühe suchen, finden mich.“ 

Spr. 8,17.

 

Die Weisheit liebt ihre Liebhaber und sucht ihre Sucher. Der ist schon weise, der weise zu sein sucht, und der hat beinahe die Weisheit gefunden, der sie fleißig sucht. Was von der Weisheit im allgemeinen wahr ist, das ist ganz besonders wahr von der in unsrem Herrn Jesu verkörperten Weisheit. Ihn sollen wir lieben und suchen, und dafür sollen wir seine Liebe genießen und ihn selber finden.

Unsre Aufgabe ist es, Jesum früh im Leben zu suchen. Glücklich sind die Jungen, deren Morgen mit Jesu zugebracht wird! Es ist nie zu früh, den Herrn Jesum zu suchen. Frühe Sucher werden sichere Finder. Wir sollten ihn früh mit Fleiße suchen. Reichwerdende Kaufleute sind Früh-Aufstehende, und reichwerdende Heilige suchen Jesum eifrig. Die, welche Jesum zu ihrer Bereicherung finden, haben ihn mit ganzem Herzen gesucht. Wir müssen ihn zuerst und so am frühesten suchen. Jesus über alle Dinge. Jesus zuerst, und nichts andres auch nur als ein schlechtes Zweites. Das Gute dabei ist, dass er gefunden wird. Er offenbart sich unsrem Forschen immer klarer. Er gibt sich völliger der Gemeinschaft mit uns hin. Glücklich die Menschen, die einen suchen, der, wenn er gefunden ist, auf ewig bei ihnen bleibt, ein Schatz, der ihrem Herzen und Verstande immer teurer wird. Herr Jesus, ich habe dich gefunden; laß dich von mir finden bis zu einem unaussprechlichen Grade freudiger Befriedigung.

245

24. August. 

„Denn es stehet geschrieben: Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.“ 

1 Kor. 1,19.

 

Dieser Vers ist eine Drohung, soweit er die Weltlich-Weisen betrifft, aber für den einfach Gläubigen ist er eine Verheißung. Die, welche sich Gelehrte nennen, versuchen beständig, den Glauben des demütig Gläubigen zunichte zu machen, aber ihre Versuche schlagen fehl. Ihre Beweisgründe halten nicht Stich, ihre Theorien sinken unter ihrem eignen Gewicht, ihre tiefangelegten Pläne kommen zu Tage, ehe ihr Zweck erfüllt ist. Das alte Evangelium ist noch nicht ausgestorben und wird nicht aussterben, so lange der Herr lebet. Wenn es ausgerottet werden könnte, so wäre es schon längst von der Erde verschwunden. Wir können die Weisheit der Weisen nicht zunichte machen und brauchen es auch nicht zu versuchen, denn diese Arbeit ist in viel besseren Händen. Der Herr selbst spricht: „Ich will,“ und er beschließt nie vergeblich. Zweimal erklärt er in diesem Verse seinen Vorsatz, und wir können versichert sein, dass er ihn nicht aufgeben wird. Wie gründlich verfährt der Herr mit der Philosophie und dem „Neuern Denken“, wenn er seine Hand daran legt! Er vernichtet es, so schön sein Aussehen auch ist. Er zerstört gänzlich das Holz, das Heu und die Stoppeln. Es stehet geschrieben, dass es so sein wird, und so wird es sein. Herr, tue es bald. Amen und Amen.

246

25. August. 

„Ich will selbst meine Schafe weiden, und ich will sie lagern, spricht der Herr Herr.“ 

Hes. 34,15.

 

Unter dem göttlichen Hirtenamt werden die Heiligen zur vollen Genüge geweidet. Ihnen wird nicht ein windiges, unbefriedigendes Gericht von bloß menschlichen „Gedanken“ gegeben, sondern der Herr weidet sie auf der soliden, wesenhaften Wahrheit göttlicher Offenbarung. Es ist wirkliche Nahrung für die Seele in der Schrift, wenn sie dem Herzen durch den Heiligen Geist eingeprägt wird. Jesus selber ist die wahre, lebenerhaltende Nahrung der Gläubigen. Hier verheißt unser großer Hirte, dass solche heilige Nahrung uns von ihm selber gegeben werden soll. Wenn unser irdischer Hirte am Sabbat mit leeren Händen kommt, so tut der Herr dies nicht. Wenn die Seele voll heiliger Wahrheit ist, so ruhet sie. Die, welche Jehovah weidet, sind in Frieden. Kein Hund soll sie plagen, kein Wolf soll sie zerreißen, kein unruhiges Streben soll sie stören. Sie sollen sich lagern und die Nahrung, die sie genossen, verdauen. Die Lehren von der Gnade sind nicht nur kräftigend, sondern tröstend: in ihnen haben wir die Mittel zum Aufbauen und zum Niederlegen. Wenn Prediger uns keine Ruhe geben, so lasst uns sie vom Herrn erwarten. Möge uns der Herr heute weiden lassen auf den Auen seines Wortes und uns darauf lagern. Möge keine Torheit und keine Sorge, sondern Nachdenken und Frieden diesen Tag bezeichnen.

247

26. August.

„Ich will richten zwischen Schaf und Schaf“ („zwischen Rind und Rind,“ n. d. Engl.) 

Hes. 34,22.

 

Einige sind fett und stark, und deshalb sind sie unfreundlich gegen die Schwachen. Dies ist eine schwere Sünde und verursacht viel Schmerz. Dieses Wegschieben der Kranken mit der Seite und mit der Schulter, dieses Stoßen mit den Hörnern sind ein trauriges Ärgernis in den Versammlungen derer, die sich Gläubige nennen. Der Herr bemerkt diese stolzen und unfreundlichen Handlungen und ist sehr zornig darüber, denn er liebt die Schwachen.

Ist der Leser einer der Verachteten? Ist er ein Trauernder in Zion und ein „Gezeichneter“ um seines zarten Gewissens willen? Richten seine Brüder ihn hart? Möge er ihnen ihre Aufführung nicht nachtragen; und vor allem, möge er nicht wieder schieben und stoßen. Möge er die Sache in des Herrn Händen lassen. Er ist der Richter. Warum sollten wir wünschen, uns in sein Amt einzudrängen? Er wird viel gerechter entscheiden, als wir es können. Seine Zeit zum Gericht ist die beste, und wir haben keine Hast nötig, um es zu beschleunigen. Lasst den hartherzigen Unterdrücker zittern. Selbst wenn er für jetzt ungestraft mit geschärften Hufeisen über andre dahin reitet, so werden doch alle seine stolzen Reden verzeichnet und für jede derselben muss er vor den Schranken des großen Richters Rechenschaft geben. Geduld, meine Seele! Geduld! Der Herr kennt deinen Kummer. Dein Jesus hat Mitleid mit dir!

248

27. August. 

„Ich habe dich erwählet im Ofen des Elends.“ 

Jes. 48,10.

 

Dies ist schon lange der Wahlspruch gewesen, der an der Wand unsres Schlafzimmers hängt und in vielerlei Weise ist er auch auf unsrem Herzen geschrieben. Es ist nichts Geringes, von Gott erwählet zu sein. Gottes Wahl macht die Erwählten zu Auserlesenen. Besser, die Erwählten Gottes, als die Erwählten eines ganzen Volkes zu sein. So erhaben ist dies Vorrecht, dass wir freudig jeden Nachteil annehmen, der damit verbunden sein mag, eben wie der Jude die bittern Salsen aß um des Passahlammes willen. Wir wählen den Schmelzofen, weil Gott uns darin erwählt. Wir werden erwählt als Elende, nicht als Glückliche, erwählt nicht im Palaste, sondern im Schmelzofen. In diesem Ofen wird die Schönheit entstellt, die Gestalt vernichtet, die Stärke geschmolzen, die Herrlichkeit verzehrt, und doch offenbart hier die ewige Liebe ihre Geheimnisse und tut ihre Wahl kund. So ist es mit uns gewesen. In Zeiten der schwersten Leiden hat Gott uns unsren Beruf und unsre Erwählung klar gemacht, und wir haben sie fest gemacht; dann haben wir den Herrn als unsren Gott erwählt, und er hat uns gezeigt, dass wir ganz sicherlich seine Erwählten sind. Darum, wenn der Ofen heute noch siebenmal heißer gemacht wird, wollen wir ihn nicht fürchten, denn der glorreiche Sohn Gottes wird mit uns unter den glühenden Kohlen wandeln.

249 

28. August. 

„Ich aber will zu Gott rufen, und der Herr soll mich erretten.“ 

Ps. 55,17.

 

Ja, ich muss und will beten. Was anders kann ich tun? Was Besseres kann ich tun? Verraten, verlassen, betrübt, in meinen Erwartungen getäuscht, o mein Herr, will ich zu dir rufen. Mein Ziklag liegt in Asche, und man will mich steinigen; aber ich stärke mein Herz in dem Herrn, der mich durch dies Leiden hindurch tragen will, wie er es durch so viele andre getan hat. Jehovah soll mich erretten; ich bin gewiss, dass er es wird, und ich spreche meinen Glauben aus. Der Herr und kein andrer soll mich erretten. Ich wünsche keinen andren Helfer und würde nicht einem Arm von Fleisch vertrauen, selbst wenn ich es könnte. Ich will zu ihm rufen abends, morgens und mittags, und ich will zu keinem andren rufen, denn er ist allgenugsam. Wie er mich erretten wird, kann ich nicht erraten; aber er wird es tun, das weiß ich. Er wird es auf die beste und sicherste Art tun, und er wird es im weitesten, wahrsten und vollsten Sinne tun. Aus dieser Not und aus allen künftigen Nöten wird der große „Ich bin“ mich herausführen, so wahr er lebet; und wenn der Tod kommt und alle Geheimnisse der Ewigkeit darauf folgen, so wird dies immer noch wahr sein: „Der Herr soll mich erretten.“ Das soll mein Gesang diesen ganzen Herbsttag hindurch sein. Ist es nicht wie ein reifer Apfel vom Lebensbaum? Ich will davon essen. Wie süß ist er meinem Geschmack!

250

29. August. 

„Ihre Seele wird sein wie ein wasserreicher Garten.“ 

Jer. 31,12.

 

O, dass unsre Seele der himmlischen Pflege genösse, nicht länger eine Wildnis wäre, sondern ein Garten des Herrn! Eingehegt in der Wüste, mit einer Mauer umgeben durch die Gnade, bepflanzt durch Unterweisung besucht von der Liebe, gejätet durch himmlische Zucht und behütet von der göttlichen Macht, ist die so begnadigte Seele bereitet, dem Herrn Frucht zu bringen. Aber ein Garten kann aus Mangel an Wasser dürre werden, und dann welken alle seine Kräuter und sind nahe am Vergehen. O, meine Seele, wie bald würde dies der Fall sein, wenn der Herr dich verließe! Im Morgenland hört ein Garten ohne Wasser bald auf, überhaupt ein Garten zu sein: nichts kann zur Vollkommenheit gelangen, wachsen oder auch nur leben. Wenn er fortwährend bewässert wird, so ist das Ergebnis ein entzückendes. O, dass unsre Seele von dem Heiligen Geiste bewässert würde, gleichmäßig – so dass jeder Teil des Gartens seinen eignen Strom hätte; reichlich – so dass genügende Erfrischung jedem Baum und jedem Kraut zu teil würde; beständig – so dass jede Stunde nicht nur ihre Wärme, sondern auch ihre Erquickung brächte; weislich – so dass jede Pflanze gerade das erhielte, dessen sie bedürfte. In einem Garten kann man an dem Grün sehen, wo das Wasser fließt, und ihr könnt es bald wahrnehmen, wenn der Geist Gottes kommt. O Herr, wässere mich diesen Tag, und laß mich dir einen vollen Ertrag gewähren, um Jesu willen. Amen.

251

30. August. 

„Obgleich mein Haus nicht so mit Gott ist, doch hat er mit mir einen ewigen Bund gemacht, der sicher und wohl geordnet ist: denn dies ist all mein Heil und all mein Verlangen, obgleich er nichts wachsen lässt.“ 

2 Sam. 23,5.

 

Dies ist nicht so sehr eine Verheißung, als eine Menge von Verheißungen – eine Schachtel voll Perlen. Der Bund ist die Arche, welche alle diese Dinge enthält. Diese hier sind die letzten Worte Davids, aber sie mögen heute die meinigen sein. Hier ist ein Seufzer. Es ist nicht mit mir und meinem Hause so, wie ich es wünschen könnte; es sind Leiden, Sorgen und Sünden da. Diese machen das Kopfkissen hart. Hier ist ein Trost: – „Er hat mit mir einen ewigen Bund gemacht. Jehovah hat sich mir verbürgt und den Vertrag mit Jesu Blut versiegelt. Ich bin an meinen Gott gebunden und mein Gott an mich. Hier tritt vor allem eine Sicherheit hervor, da dieser Bund ewig, wohlgeordnet und sicher ist. Der Verlauf der Zeit, das Fehlen irgend eines vergessenen Punktes oder die natürliche Ungewissheit der Dinge ist hierbei nicht zu fürchten. Der Bund ist eine Felsengrundlage, worauf man für Leben und für Tod bauen kann. David fühlt Befriedigung: er braucht nichts mehr zu seinem Heil oder zu seiner Freude. Er ist erlöst und er ist froh. Der Bund ist alles, was ein Mensch wünschen kann. O meine Seele, wende dich heute zu deinem Herrn Jesu, den der große Herr „zum Bund unter das Volk gegeben hat.“ Nimm ihn, dass er dein alles in allem sei.

252

31. August. 

„Aber des Herrn Wort bleibet in Ewigkeit. Das ist aber das Wort, welches unter euch verkündigt ist.“ 

1 Petri 1,25.

 

Alle menschlichen Lehren, und auch alle menschlichen Wesen sollen vergehen wie das Gras der Wiese; aber uns wird hier versichert, dass das Wort des Herrn von ganz andrer Art ist, denn das soll bleiben in Ewigkeit. Wir haben hier ein göttliches Evangelium; denn welch andres Wort kann in Ewigkeit bleiben, als das, was von dem ewigen Gott gesprochen ist? Wir haben hier ein ewig-lebendiges Evangelium, so voller Lebenskraft, als da es zuerst von Gottes Lippen kam; so mächtig, zur Buße zu wecken und zu bekehren, Wiedergeburt zu bewirken und zu trösten, aufrecht zu halten und zu heiligen, wie es nur je in den ersten Tagen seiner Wunder-Wirkungen war. Wir haben ein unveränderliches Evangelium; es ist nicht heute grünes Gras und morgen trockenes Heu, sondern stets die bleibende Wahrheit des unwandelbaren Jehovah. Meinungen wechseln, aber von Gott bezeugte Wahrheit kann sich ebensowenig ändern, als der Gott, der sie aussprach. Hier haben wir also ein Evangelium, über das wir uns freuen können, ein Wort des Herrn, auf das wir uns mit unsrem ganzen Gewicht lehnen können. „In Ewigkeit“ schließt Leben, Tod, Gericht und alles Folgende ein. Ehre sei Gott in Christo Jesu für ewigwährenden Trost. Nähre dich mit dem Wort heute und alle Tage deines Lebens. 

253

1. September. 

„So ihr meine Gebote haltet, so werdet ihr in meiner Liebe bleiben.“ 

Joh. 15,10.

 

Dies kann nicht geschieden werden – bleiben im Gehorsam und bleiben in der Liebe Jesu. Ein Leben unter der Herrschaft Christi kann allein beweisen, dass wir zu denen gehören, an welchen unser Herr Freude hat. Wir müssen unsres Herrn Gebote halten, wenn wir uns in seiner Liebe sonnen wollen. Wenn wir in Sünden leben, so können wir nicht in der Liebe Christi leben. Ohne die Heiligkeit, welche Gott gefällt, können wir nicht Jesu gefallen. Wer nicht nach Heiligkeit strebt, weiß nichts von der Liebe Jesu. Der wirkliche Genuss der Liebe unsres Herrn ist etwas sehr Zartes. Er ist weit empfindlicher für Sünde und Heiligkeit, als das Quecksilber für Kälte und Hitze. Wenn wir zarten Herzens sind und Sorge tragen, in Gedanken, Wort und Tat unsren Herrn zu ehren, dann empfangen wir Zeichen seiner Liebe ohne Zahl. Wenn wir solche Seligkeit dauernd haben wollen, müssen wir dauernd Heiligkeit haben. Der Herr Jesus will nicht sein Antlitz vor uns verbergen, wenn wir nicht unser Antlitz vor ihm verbergen. Die Sünde macht die Wolke, die unsre Sonne verdunkelt: wenn wir wachsam und gehorsam und völlig Gott geweiht sind, so können wir im Lichte wandeln, wie Gott im Lichte ist und ebenso sicher in der Liebe Jesu bleiben, wie Jesus in der Liebe des Vaters. Hier ist eine liebliche Verheißung mit einem ernsten „So“. Herr, laß mich dieses „So“ in meiner Hand haben, denn wie ein Schlüssel öffnet es dies Juwelenkästchen.

254

2. September. 

„Dann werden wir erkennen, wenn wir trachten, den Herrn zu erkennen.“ 

Hos. 6,3.

 

Nicht auf einmal, aber allmählich werden wir zu heiliger Erkenntnis gelangen, und unsre Sache ist es, beharrlich zu sein und nach und nach zu lernen. Wir brauchen nicht zu verzweifeln, ob unser Fortschritt auch nur langsam ist, denn wir werden noch erkennen. Der Herr, der unser Lehrer geworden ist, will uns nicht aufgeben, wie trägen Verstandes wir auch sein mögen; denn es wäre nicht zu seiner Ehre, wenn irgend ein Grad menschlicher Torheit seine Geschicklichkeit zu schanden machte. Der Herr hat Freude daran, die Einfältigen weise zu machen. Unsre Pflicht ist’s, uns an die Hauptsache zu halten und danach zu trachten, zu erkennen, nicht diese oder jene besondere Lehre, sondern Jehovah selber. Vater, Sohn und Geist, den dreieinigen Gott, zu erkennen, das ist das ewige Leben: lasst uns dabei beharren, denn auf diese Weise werden wir völlige Belehrung erhalten. Wenn wir trachten, den Herrn zu erkennen, so lernen wir das Geheiltwerden nach dem Zerrissensein, das Verbinden nach dem Schlagen und das Leben nach dem Tode. Die Erfahrung wird vollendet, wenn das Herz dem Pfad des allmächtigen Herrn folgt.

Meine Seele, halte du dich nahe an Jesum, trachte danach, Gott in Jesu zu erkennen, und dann sollst du zu der Erkenntnis Christi kommen, welche die vorzüglichste aller Wissenschaften ist. Der Heilige Geist wird dich in alle Wahrheit leiten. Ist dies nicht sein gnadenvolles Amt? Verlasse dich darauf, dass er es erfüllen wird.

255

3. September. 

„Und sollt erfahren, dass ich der Herr bin, wenn ich eure Gräber geöffnet, und euch, mein Volk, aus denselben gebracht habe.“ 

Hes. 37,13.

 

So muss es in der Tat sein: die, welche das Leben von den Toten empfangen, sind sicher, die Hand des Herrn in einer solchen Auferstehung zu erkennen. Es ist die größte und merkwürdigste aller Veränderungen, die ein Mensch erfahren kann –wenn er aus dem Grabe des geistlichen Todes heraus gebracht wird und sich in dem Licht und der Freiheit des geistlichen Lebens freut. Niemand könnte dies bewirken, als der lebendige Gott, der Herr und Geber des Lebens. Ach, wie gut erinnere ich mich, als ich in dem Tal verdorrter Gebeine lag, so verdorrt wie nur eins von ihnen! Gesegnet war der Tag, als die freie und unumschränkte Gnade den Mann Gottes sandte, über mir zu weissagen! Ehre sei Gott für das Rauschen, das jenes Glaubenswort unter den dürren Gebeinen hervorbrachte. Noch gesegneter war jener himmlische Odem von den vier Winden, der mich lebendig machte! Nun kenne ich den belebenden Geist des ewig-lebenden Jehovah. Wahrlich, Jehovah ist der lebendige Gott, denn er machte mich lebendig. Mein neues Leben ist selbst in seinem Schmachten und Schmerz ein klarer Beweis für mich, dass der Herr töten und lebendig machen kann. Er ist der alleinige Gott. Er ist alles, was groß, gnädig und glorreich ist, und meine lebendig gemachte Seele betet ihn an als den großen „Ich bin“. Seinem heiligen Namen sei alle Ehre! So lange ich lebe, will ich ihn preisen.

256

4. September. 

„Doch ich will mich erbarmen über das Haus Juda, und will ihnen helfen durch den Herrn, ihren Gott; ich will ihnen aber nicht helfen durch Bogen, Schwert, Ross oder Reiter.“

Hos. 1,7.

 

Köstliches Wort! Jehovah selbst will sein Volk in der Größe seiner Barmherzigkeit befreien, aber er will es nicht durch gewöhnliche Mittel tun. Die Menschen sind träge darin, Gott die Ehre zu geben, die seinem Namen gebührt. Wenn sie mit Schwert und Bogen in die Schlacht gehen und den Sieg gewinnen, so sollten sie ihren Gott loben; aber sie tun es nicht, sondern beginnen, ihren eignen rechten Arm zu erheben und sich ihrer Rosse und Reiter zu rühmen. Deshalb beschließt unser Jehovah sehr oft sein Volk ohne Mittelursachen zu erretten, damit die Ehre sein allein sei. Siehe denn, mein Herz, auf den Herrn allein, und nicht auf Menschen. Hoffe Gott um so klarer zu sehen, wenn niemand anders da ist, auf den du blicken kannst. Wenn ich keinen Freund, keinen Helfer, keine Stütze habe, so will ich darum nicht weniger zuversichtlich sein, wenn ich fühlen kann, dass der Herr selbst auf meiner Seite ist; ja, ich will froh sein, wenn er den Sieg ohne Schlacht gibt, wie der Spruch anzudeuten scheint. Warum bitte ich um Rosse und Reiter, wenn Jehovah selbst Erbarmen mit mir hat und seinen Arm zu meiner Verteidigung aufhebt? Wozu brauche ich Schwert oder Bogen, wenn Gott helfen will? Ich will vertrauen und mich nicht fürchten, von diesem Tage an und ewig. Amen.

257 

5. September. 

„Der Herr ist mit euch.“ 

2 Chron. 20,17.

 

Dies war eine große Gnade für Josaphat, denn eine große Menge war wider ihn ausgezogen; und es wird eine große Gnade für mich sein, denn ich bin in großer Not und ich habe weder Macht noch Weisheit. Wenn der Herr mit mir ist, so macht es wenig aus, wer mich verlässt. Wenn der Herr mit mir ist, so werde ich siegen in dem Kampf des Lebens, und je größer meine Prüfungen, desto herrlicher wird mein Sieg sein. Wie kann ich mich versichert halten, dass der Herr mit mir ist? Sicherlich ist er mit mir, wenn ich mit ihm bin. Wenn ich auf seine Treue baue, seinen Worten glaube und seinen Geboten gehorche, so ist er sicher mit mir. Wenn ich auf Satans Seite bin, so ist Gott gegen mich und kann nicht anders sein; aber wenn ich lebe, um Gott zu ehren, so kann ich gewiss sein, dass er mich ehren wird. Ich bin ganz gewiss, dass Gott mit mir ist, wenn Jesus mein einziger und alleiniger Heiland ist. Wenn ich meine Seele in die Hände des eingebornen Sohnes Gottes gelegt habe, so kann ich sicher sein, dass der Vater alle seine Macht gebrauchen wird, mich zu bewahren, damit sein Sohn nicht verunehrt werde. O, dass ich Glauben hätte, den kurzen, aber süßen Spruch für den heutigen Tag fest zu ergreifen. O Herr, erfülle dies Wort an deinem Knecht! Sei mit mir in dem Hause, in der Straße, in dem Felde, in dem Laden, in Gesellschaft und allein. Sei auch mit all den Deinen.

258

6. September. 

„Harre des Herrn, sei getrost, so wird er dein Herz stärken; harre, sage ich, des Herrn.“ 

Ps. 27,14.

 

Harre! Harre! Laß dein Harren ein Harren auf den Herrn sein! Er ist es wert, dass du auf ihn harrest. Er täuscht niemals die harrende Seele. Während des Harrens halte deinen Mut aufrecht. Erwarte eine große Befreiung und sei bereit, Gott dafür zu loben. Die Verheißung, welche dich ermutigen sollte, ist in der Mitte des Verses – „so wird er dein Herz stärken.“ Dies geht sogleich auf das, wo du Hilfe nötig hast. Wenn das Herz gesund ist, so wird der ganze übrige Organismus in Ordnung sein. Das Herz braucht Beruhigung und Ermutigung, und beides wird kommen wenn es gestärkt ist. Ein starkes Herz ruhet und freuet sich und schlägt Kraft in den ganzen Menschen hinein. Niemand anders vermag an diese geheime Urne des Lebens zu gelangen, so dass er Stärke hinein gießen kann. Er allein, der es machte, kann es stark machen. Gott ist voll Kraft und kann diese deshalb denen mitteilen, die sie nötig haben. O, sei tapfer; denn der Herr wird dir seine Kraft mitteilen, und du sollst ruhig im Sturm und froh im Schmerze sein. Der diese Zeilen schrieb, kann sprechen, wie David es tat: „Harre, sage ich, des Herrn.“ Ich sage es in der Tat. Ich weiß durch lange und tiefe Erfahrung dass es gut für mich ist, des Herrn zu harren.

259

7. September. 

„Und soll geschehen an dem Ort, da man zu ihnen gesagt hat: Ihr seid nicht mein Volk, wird man zu ihnen sagen: Ihr seid Kinder des lebendigen Gottes!“ 

Hos. 1,10.

 

Die unumschränkte Gnade kann aus Fremden Kinder machen, und der Herr erklärt hier seine Absicht, so mit den Empörern zu verfahren und sie wissen zu lassen, was er getan. Lieber Leser, der Herr hat dies bei mir getan; hat er das Gleiche bei dir getan? Dann laß uns Hände und Herzen zum Lobe seines anbetungswürdigen Namens vereinen. Einige von uns waren so entschieden ungöttlich, dass des Herrn Wort mit der größten Wahrheit zu unsrem Gewissen und Herzen sprach: „Ihr seid nicht mein Volk.“ Wenn wir in dem Hause Gottes und in unsrem eignen Heim die Bibel lasen, war dies die Stimme des Geistes Gottes in unsrer Seele: „Ihr seid nicht mein Volk.“ Gewiss, es war eine traurige, verdammende Stimme. Aber jetzt, an denselben Orten, von demselben Predigtamt und derselben Bibel hören wir eine Stimme, die sagt: „Ihr seid Kinder des lebendigen Gottes.“ Können wir dafür dankbar genug sein? Ist es nicht wunderbar? Gibt es uns nicht Hoffnung für andre? Wer ist über den Bereich allmächtiger Gnade hinaus? Wie können wir an jemand verzweifeln, da der Herr in uns eine so wunderbare Veränderung hervorgebracht hat? Er, der diese eine große Verheißung erfüllt hat, wird jede andre erfüllen; lasst uns deshalb vorwärts gehen mit Liedern der Anbetung und der Zuversicht.

260

8. September. 

„Das zerstoßene Rohr wird er nicht zerbrechen, und das glimmende Docht wird er nicht auslöschen.“ 

Jes. 42,3.

 

Dann kann ich auf sanfte Behandlung von meinem Herrn rechnen. In der Tat, ich fühle mich, wenn ich am besten bin, so schwach, so biegsam, so wertlos wie ein Rohr. Jemand sagte: „Ich gebe kein Binsenrohr um dich,“ und das Wort war, obwohl unfreundlich, doch nicht unwahr. Ach! ich bin schlimmer als ein Rohr, wenn es am Flusse wächst, denn das kann wenigstens den Kopf aufrecht halten. Ich bin zerstoßen, schwer, traurig zerstoßen. Es ist jetzt kein Klang in mir; es ist eine Spalte da, durch die alle Melodie entweicht. Weh mir! Doch Jesus will mich nicht zerbrechen, und wenn er es nicht will, so kümmere ich mich wenig darum, was andre zu tun versuchen. O, huldreicher und mitleidiger Herr, ich flüchte mich unter deinen Schutz und vergesse meiner Wunden. Wahrlich, ich kann auch sehr wohl „dem glimmenden Docht“ verglichen werden, von dem das Licht geschwunden ist und nur der Rauch geblieben. Ich fürchte, eher lästig als nützlich zu sein. Meine Furcht sagt mir, dass der Teufel mein Licht ausgeblasen und mich als einen schädlichen Rauch zurückgelassen habe, und dass mein Herr mir bald das Löschhorn aufsetzen werde. Doch bemerke ich, dass, obwohl es Lichtschnäuzen unter dem Gesetz gab, doch keine Löschhörner da waren (Anm.: 2 Mose 37,28. „Lichtschnäuzen und Lichtschnäuzenteller“, nach der englischen Übersetzung), und Jesus will mich nicht auslöschen, deshalb bin ich hoffnungsvoll. Herr, zünde mich aufs neue an und laß mich leuchten zu deiner Ehre.

 

261

9. September. 

„Glücklich ist der, der sich allewege fürchtet.“ 

Spr. 28,14.

 

Die Furcht des Herrn ist der Anfang und die Grundlage aller wahren Religion. Ohne ernste Ehrfurcht und Ehrerbietung vor Gott ist kein Halt da für die glänzenderen Tugenden. Der, dessen Seele nicht Gott verehrt, wird nie in Heiligkeit leben. Der ist glücklich, der eine ängstliche Furcht fühlt, Unrecht zu tun. Eine heilige Furcht sieht nicht nur zu, ehe sie einen Sprung tut, sondern ehe sie eine Bewegung macht. Sie ist bange vor Irrtum, bange vor Vernachlässigung der Pflicht, bange vor dem Begehen einer Sünde. Sie fürchtet schlechte Gesellschaft, loses Geschwätz und zweifelhafte Klugheit. Dies macht einen Menschen nicht elend, sondern bringt ihm Glück. Die wachsame Schildwache ist glücklicher als der Soldat, der auf seinem Posten schläft. Wer das Übel vorher sieht und ihm entgeht, ist glücklicher als der, welcher sorglos weiter geht und umkommt.

Die Furcht vor Gott ist eine ruhige Gnade, die den Menschen eine treffliche Straße entlang führt, von der geschrieben steht: „Es wird da kein Löwe sein und wird kein reißendes Tier darauf treten.“ Furcht vor dem bloßen Schein des Bösen ist etwas Reinigendes, das den Menschen in den Stand setzt, durch die Macht des Heiligen Geistes seine Kleider unbefleckt von der Welt zu erhalten. In beiderlei Sinn wird der, der sich „allewege fürchtet“, glücklich gemacht. Salomo hatte beides versucht, Weltlichkeit und heilige Furcht: in der einen fand er Eitelkeit, in der andren Glück. Lasst uns nicht seinen Versuch wiederholen, sondern bei seinem Urteilsspruch bleiben.

262

10. September. 

„Gesegnet wirst du sein, wenn du eingehest; gesegnet, wenn du ausgehest.“

5 Mose 28,6.

 

Die Segnungen des Gesetzes sind nicht aufgehoben. Jesus bestätigte die Verheißung, als er die Strafe trug. Wenn ich die Gebote meines Herrn halte, so darf ich mir diese Verheißung ohne Frage aneignen. Heute will ich eingehen in mein Haus ohne Furcht vor schlimmen Nachrichten und ich will in mein Kämmerlein gehen in der Erwartung, gute Botschaft von meinem Herrn zu hören. Ich will mich nicht fürchten, durch Selbstprüfung in mein Inneres einzugehen, oder durch sorgfältige Prüfung meines Geschäftes in meine Angelegenheiten einzugehen. Ich habe recht viel daheim, in meiner eignen Seele zu tun; o, dass ein Segen auf allem ruhte, der Segen des Herrn Jesu, der verheißen hat, bei mir zu bleiben. Ich muss auch ausgehen. Die Schüchternheit lässt mich wünschen, dass ich daheim bleiben könnte und nie wieder in die sündige Welt hinausgehen, um meinen Brüdern hilfreich und den Ungöttlichen nützlich zu sein. Ich muss ein Verteidiger des Glaubens und ein Bekämpfer des Bösen sein. O, dass heute ein Segen auf meinem Ausgehen ruhen möge! Herr, laß mich gehen, wohin du führest, in deinen Sachen, unter deinem Befehl und in der Macht deines Geistes.

Herr Jesus, kehre bei mir ein und sei mein Gast; und dann gehe aus mit mir und laß mein Herz brennen, während du mit mir auf dem Wege redest.

263

11. September. 

„Es ist ein köstliches Ding einem Manne, dass er das Joch in seiner Jugend trage.“

Klagl. 3,27.

 

Dies ist so gut wie eine Verheißung. Es ist gut für mich gewesen, ist gut und wird gut sein, das Joch zu tragen. Früh im Leben hatte ich das Gewicht des Sündenbewusstseins zu fühlen, und stets seitdem hat es sich als eine die Seele bereichernde Bürde erwiesen. Würde ich das Evangelium so sehr geliebt haben, wenn ich nicht durch tiefe Erfahrung die Notwendigkeit der Errettung aus Gnaden gelernt hätte? Jabez war herrlicher denn seine Brüder, weil seine Mutter ihn mit Kummer geboren hatte, und die, welche viel leiden, während sie für Gott geboren werden, haben starken Glauben an die unumschränkte Gnade. Das Joch des Tadels ist ein lästiges, aber es bereitet einen Mann für künftige Ehre vor. Wer nicht die Spießruten der Verachtung gelaufen ist, taugt nicht zum Führer. Das Lob berauscht, wenn nicht Schmähungen vorhergegangen sind. Menschen, die ohne Kampf eine Höhe erreichen, fallen gewöhnlich in Unehre. Das Joch der Trübsal, der getäuschten Hoffnungen oder übermäßiger Arbeit darf durchaus nicht gesucht werden, aber wenn der Herr es uns in der Jugend auferlegt, dient es häufig zur Entwickelung eines Charakters, der Gott Ehre und der Gemeinde Segen bringt. Komm’, meine Seele, beuge deinen Nacken; nimm dein Kreuz auf dich. Es war gut für dich, als du jung warst, es wird dir jetzt nicht schaden. Um Jesu willen, schultere es fröhlich.

264

12. September. 

„Glaube an den Herrn Jesum Christum so wirst du und dein Haus selig.“ 

Apg. 16,31.

 

Dies Evangelium für einen Mann mit dem Schwert an der Kehle ist das Evangelium für mich. Es würde das rechte für mich sein, wenn ich im Sterben läge, und es ist alles, was ich brauche, so lange ich lebe. Ich sehe hinweg von meinem Ich und von der Sünde und allen Gedanken an persönliches Verdienst, und ich vertraue dem Herrn Jesu als dem Heiland, den Gott gegeben hat. Ich glaube an ihn, ich verlasse mich auf ihn, ich nehme ihn als mein alles in allem an. Herr, ich bin errettet und ich werde in alle Ewigkeit errettet sein, denn ich glaube an Jesum. Gelobt sei dein Name hierfür. Möge ich täglich durch mein Leben beweisen, dass ich von Selbstsucht und Weltlichkeit und jeder Form des Bösen errettet bin. Aber diese letzten Worte über mein „Haus“: Herr, ich möchte nicht mit einer halben Verheißung davon laufen, wenn du eine ganze gibst. Ich bitte dich, errette all die Meinen. Errette die nächsten und liebsten. Bekehre die Kinder und Enkel, wenn ich welche habe. Sei meinen Knechten und Mägden gnädig und allen, die unter meinem Dache wohnen oder für mich arbeiten. Du gibst mir persönlich diese Verheißung, wenn ich an den Herrn Jesum glaube; ich bitte dich, tue, wie du gesagt hast. Ich möchte jeden Tag in meinem Gebet die Namen aller meiner Brüder und Schwestern, Eltern, Kinder, Freunde, Verwandten und Diener nennen und dir keine Ruhe lassen, bis das Wort erfüllt ist: „und dein Haus.“

265

13. September. 

„Sein Himmel wird mit Tau triefen.“

5 Mose 33,28.

 

Was der Tau im Morgenlande auf dem Gebiet der Natur ist, das ist der Einfluss des Geistes in dem Reich der Gnade. Wie sehr habe ich ihn nötig! Ohne den Geist Gottes bin ich ein trocknes und verdorrtes Ding. Ich schmachte, ich welke, ich sterbe. Wie lieblich erfrischt mich dieser Tau! Wenn ich einmal damit begünstigt bin, so fühle ich mich glücklich, belebt, kräftig und erhoben. Ich brauche nichts mehr. Der Heilige Geist bringt mir Leben und alles, was das Leben erfordert. Alles andre ohne den Tau des Geistes ist weniger denn nichts für mich: ich höre, ich lese, ich bete, ich singe, ich gehe zum Abendmahl, und ich finde dort keinen Segen, bis der Heilige Geist mich heimsucht. Aber, wenn er mich betaut, so ist jedes Gnadenmittel lieblich und nützlich. Was für eine Verheißung ist dies für mich! „Sein Himmel wird mit Tau triefen.“ Ich werde von der Gnade heimgesucht werden. Ich werde nicht der Dürre meiner Natur oder der brennenden Hitze der Welt oder dem Scirocco der satanischen Versuchung überlassen sein. O, dass ich zu dieser Stunde den sanften, stillen, sättigenden Tau des Herrn fühlte! Warum sollte ich es nicht? Er, der mich geschaffen hat zu leben, wie das Gras in der Wiese lebt, wird mich behandeln, wie er das Gras behandelt: er wird mich von oben erquicken. Das Gras kann nicht um den Tau bitten, wie ich es tue. Gewiss, der Herr, der die nicht-betende Pflanze heimsucht, wird seinem betenden Kinde antworten.

266

14. September.

„Selig ist der Mann, der die Anfechtung erduldet; denn nachdem er bewähret ist, wird er die Krone des Lebens empfangen, welche Gott verheißen hat denen, die ihn lieb haben.“ 

Jak. 1,12.

 

Ja, er ist selig, während er die Prüfung erduldet. Kein Auge kann dies sehen, bis es mit himmlischer Augensalbe gesalbt ist. Aber er muss sie ertragen und sich weder gegen Gott empören, noch von seiner Lauterkeit ablassen. Der ist selig, der durch das Feuer hindurch gegangen und nicht als etwas Unechtes verzehrt worden ist. Wenn die Probe vorüber ist, dann kommt das Siegel des göttlichen Beifalls: „die Krone des Lebens.“ Als wenn der Herr spräche: „Lasst ihn leben; er ist in der Wage gewogen und nicht zu leicht erfunden.“ Leben ist der Lohn: nicht bloßes Dasein, sondern heiliges, glückliches, wahres Sein, die Verwirklichung des Zweckes, den Gott mit uns hat. Schon jetzt krönt eine höhere Form des geistlichen Lebens und Genusses diejenigen, welche die stärksten Anfechtungen des Glaubens und der Liebe bestanden haben. Der Herr hat die Krone des Lebens denen verheißen, die ihn lieb haben. Nur Liebhaber des Herrn werden in der Stunde der Versuchung feststehen; die übrigen sinken entweder oder schmollen oder schleichen zurück in die Welt. Komm, mein Herz, liebst du deinen Herrn? Wahrhaft? Tief? Völlig? Dann wird diese Liebe geprüft werden; aber „viele Wasser werden sie nicht auslöschen, noch die Ströme sie ersäufen.“ Herr, laß deine Liebe die meinige nähren bis ans Ende.

267

15. September. 

„Und ein Mann wird sein wie eine Zuflucht vor dem Wind und ein Schirm vor dem Sturm.“ 

Jes. 32,2.

 

Wer dieser Mann ist, wissen wir alle. Wer könnte es anders sein, als der zweite Mann, der Herr vom Himmel, der Mann der Schmerzen, der Menschensohn? Was für eine Zuflucht ist er seinem Volke gewesen! Er trägt die volle Kraft des Windes selbst und schützt so diejenigen, die sich in ihm verbergen. Wir sind so dem Zorne Gottes entronnen, und wir sollen dem Zorn der Menschen, den Sorgen dieses Lebens und den Schrecken des Todes entrinnen. Warum stehen wir in dem Winde, wenn wir so leicht und so sicher aus demselben herauskommen können, indem wir uns hinter unsren Herrn verbergen? Lasst uns heute zu ihm flüchten und in Frieden sein. Häufig erhebt sich der gewöhnliche Wind des Leidens in seiner vollen Stärke und wird zum Sturm, der alles vor sich hinfegt. Dinge, die fest und dauerhaft aussahen, schwanken in dem Windstoß, und viele unsrer fleischlichen Zuversichten tun einen großen Fall. Unser Herr Jesus, der glorreiche Mann, ist ein Schirm, der niemals umgewehet wird. In ihm sehen wir den Sturm vorüberrasen, aber wir selber ruhen in köstlichem Frieden.

Heute lasst uns in unsrem Zufluchtsort uns verbergen und unter dem Schutze unsres Schirmes sitzen und singen. Teurer Jesus! Teurer Jesus! Wie lieben wir dich! Wohl mögen wir das tun, denn du bist uns ein Schutz in der Zeit des Sturmes.

268

16. September. 

„Und wer dieser Geringsten einen nur mit einem Becher kalten Wassers tränket, in eines Jüngers Namen, wahrlich, ich sage euch, es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.“

Mt. 10,42.

 

Nun, dies kann ich tun. Ich kann dem Diener des Herrn eine Freundlichkeit erzeigen. Der Herr weiß, ich liebe sie alle und würde es für eine Ehre halten, ihre Füße zu waschen. Um ihres Meisters willen liebe ich die Jünger. Wie gnädig von dem Herrn, eine so unbedeutende Handlung zu nennen: „nur mit einem Becher kalten Wassers tränket!“ Dies kann ich tun, wie arm ich auch bin: dies darf ich tun, wie niedrig ich auch bin: dies will ich freudig tun. Dies, was so wenig scheint, bemerkt der Herr – bemerkt es, wenn es dem geringsten seiner Nachfolger getan wird. Augenscheinlich sind es nicht die Kosten, noch die Geschicklichkeit, noch die Größe, worauf er sieht, sondern der Beweggrund: das, was wir einem Jünger tun, weil er ein Jünger ist, beobachtet sein Herr und vergilt es. Er belohnt uns nicht nach dem Verdienst dessen, was wir tun, sondern nach dem Reichtum seiner Gnade. Ich gebe einen Becher kalten Wassers, und er lässt mich lebendiges Wasser trinken. Ich gebe einem seiner Kleinen, und er behandelt mich wie einen von ihnen. Jesus findet eine Rechtfertigung für seine Freigebigkeit in der Handlung, zu der seine Gnade mich geleitet hat, und er spricht: „es wird ihm nicht unbelohnt bleiben.“

269

17. September. 

„Der Gerechte wird grünen wie ein Palmbaum, er wird wachsen wie eine Zeder auf Libanon.“

Ps. 92,13.

 

Diese Bäume werden nicht von Menschen gezogen und beschnitten; Palmen und Zedern sind „Bäume des Herrn,“ und seine Sorgfalt ist’s, durch die sie grünen; ebenso ist es mit den Heiligen des Herrn, er selbst trägt Sorge für sie. Diese Bäume sind immer grün und schön in allen Jahreszeiten. Gläubige sind nicht zuweilen heilig und zuweilen ungöttlich: sie stehen in allen Wettern in der Schönheit des Herrn da. Überall sind diese Bäume bemerkenswert; niemand kann eine Landschaft betrachten, in der Palmen oder Zedern sind, ohne dass seine Aufmerksamkeit sich auf diese königlichen Gewächse richtet. Die Nachfolger Christi werden von allen Beobachtern beobachtet: gleich einer Stadt, die auf einem Berge liegt, können sie nicht verborgen bleiben. Das Kind Gottes grünt wie ein Palmbaum, der mit all seiner Kraft nach oben strebt in einer aufrechten Säule ohne einen einzigen Zweig. Er ist ein Pfeiler mit einem herrlichen Knauf. Er hat keinen Auswuchs zur Rechten oder zur Linken, sondern sendet seine ganze Kraft himmelwärts und trägt seine Frucht so nahe dem Himmel wie möglich. Herr, erfülle dies Vorbild in mir! Die Zeder trotzt allen Stürmen und wächst nahe beim ewigen Schnee, der Herr selbst füllt sie mit einem Saft, der ihr Herz warm und ihre Zweige stark erhält. Herr, laß es so mit mir sein, ich bitte dich. Amen.

270

18. September. 

„Und zu Benjamin sprach er: Der, den der Herr lieb hat, wird sicher bei ihm wohnen; und der Herr wird ihn den ganzen Tag lang bedecken und er wird zwischen seinen Schultern wohnen.“ 

5 Mose 33,12.

 

Ja, es gibt keine Sicherheit wie die, welche aus dem Wohnen in der Nähe Gottes kommt. Für die, welche ihm am liebsten sind, kann der Herr keinen sicherern und geschütztern Platz finden. O Herr, laß mich immer unter deinem Schatten bleiben, nahe bei deiner verwundeten Seite. Näher und näher möchte ich zu dir kommen, mein Herr; und wenn ich einmal dir besonders nahe bin, so möchte ich da auf ewig bleiben. Was für eine Bedeckung ist es, die der Herr seinem Erwählten gibt! Nicht ein schönes Dach soll ihn bedecken, noch ein bombenfestes Gewölbe, nicht einmal eines Engels Flügel, sondern Jehovah selber. Nichts kann uns treffen, wenn wir so bedeckt sind. Diese Bedeckung will der Herr uns den ganzen Tag lang gewähren, wie lang der Tag auch sei. Herr, laß mich am heutigen Tag in fühlbarer Weise unter diesem Baldachin der Liebe, diesem Gezelt unumschränkter Macht bleiben. Ist der Sinn des dritten Satzes der, dass der Herr in seinem Tempel unter den Bergen Benjamins wohnen wollte, oder dass der Herr da sein wollte, wo Benjamins Last sein würde; oder ist es der, dass wir auf den Schultern des Ewigen getragen werden? In jedem Fall ist der Herr die Stütze und die Stärke seiner Heiligen. Herr, laß mich stets deiner Hilfe mich erfreuen und dann werden meine Arme genügend für mich sein.

271 

19. September. 

„Der Herr, dein Gott, in deiner Mitte ist mächtig; er will erretten, er wird sich über dich freuen mit Freude; er will ruhen in seiner Liebe, er wird sich über dich freuen mit Singen.“ 

Zeph. 3,17.

 

Was für ein Wort ist dies! Jehovah, Gott, in der Mitte seines Volkes in aller Majestät seiner Macht! Diese Gegenwart allein genügt, uns Friede und Hoffnung einzuflößen. Schätze von grenzenloser Macht sind in unsrem Jehovah, und er wohnt in seiner Gemeinde, deshalb mag sein Volk vor Freude jauchzen.

Wir haben nicht nur seine Gegenwart, sondern er ist auch mit seinem auserwählten Werke der Errettung beschäftigt. „Er will erretten.“ Er errettet immer: er nimmt seinen Namen Jesus davon her. Lasst uns keine Gefahr fürchten, denn er ist mächtig, zu erretten. Dies ist aber nicht alles. Er bleibet immerdar derselbe; er liebt, er findet Ruhe in der Liebe, er will nicht aufhören zu lieben. Seine Liebe gibt ihm Freude. Er findet ein Thema zum Gesang in denen, die er liebt. Dies ist ungemein wunderbar. Als Gott die Schöpfung vollbrachte, sang er nicht, sondern sprach einfach: „Es ist sehr gut;“ aber als es zur Erlösung kam, da fühlte die heilige Dreieinigkeit eine Freude, die in Gesang ausgedrückt werden musste. Denkt daran und seid erstaunt! Jehovah Jesus singt ein Hochzeitslied über seiner erwählten Braut. Sie ist für ihn seine Liebe, seine Freude, seine Ruhe, sein Lied. O Herr Jesus, bei deiner unermesslichen Liebe zu uns, lehre uns dich lieben, in dir uns freuen und dir unsren Lebenspsalm singen! 

272

20. September. 

„Dein Volk wird willig sein am Tage deiner Macht.“ 

Ps. 110,3.

 

Gelobt sei der Gott der Gnade, dass es so ist! Er hat ein Volk, das er von alters her als sein besonderes Teil erwählt hat. Die dazu gehören, haben von Natur einen ebenso hartnäckigen Willen wie die übrigen der widerspenstigen Söhne Adams; aber wenn der Tag seiner Macht kommt und die Gnade ihre Allmacht offenbart, so werden sie willig, Buße zu tun und an Jesum zu glauben. Niemand wird gegen seinen Willen errettet, aber auf den Willen wird so eingewirkt, dass er sich sanft ergibt. Was für eine wunderbare Macht ist dies, die niemals den Willen vergewaltigt und ihn dennoch lenkt! Gott zerbricht das Schloss nicht, aber er öffnet es durch einen Hauptschlüssel, den nur er handhaben kann. Nun sind wir willig, zu sein, zu tun oder zu leiden, wie der Herr will. Wenn wir irgend einmal aufrührerisch werden, braucht er nur mit Macht zu uns zu kommen, und alsbald laufen wir auf dem Weg seiner Gebote mit unsrem ganzen Herzen. Möchte dies für mich ein Tag der Macht sein in einem guten Werk für die Ehre Gottes und das Wohl meiner Mitmenschen! Herr, ich bin willig; darf ich nicht hoffen, dass dies ein Tag deiner Macht ist? Ich bin ganz zu deiner Verfügung; willig, ja, voll Eifer für deine heiligen Zwecke gebraucht zu werden. O Herr, laß mich nicht zu rufen haben: „Wollen habe ich wohl, aber vollbringen das Gute finde ich nicht;“ sondern gib mir die Macht, wie du mir den Willen gibst.

273

21. September. 

„Dieweil wir wissen, dass Trübsal Geduld wirket.“ 

Röm 5,3.

 

Dies ist eine Verheißung dem Wesen nach, wenn nicht der Form nach. Wir haben Geduld nötig und hier sehen wir den Weg, sie zu erlangen. Nur durch Erdulden lernen wir erdulden, eben wie die Menschen schwimmen durch Schwimmen lernen. Ihr könntet diese Kunst nicht auf dem trockenen Lande lernen und ebensowenig Geduld lernen ohne Leiden. Ist es nicht der Mühe wert, Trübsal zu haben, um jenen schönen Gleichmut der Seele zu gewinnen, der sich ruhig in den Willen Gottes ergibt? Dennoch spricht unser Text eine sonderbare Tatsache aus, die nicht der Natur gemäß, sondern übernatürlich ist. Die Trübsal wirkt an und für sich Ungeduld, Unglauben und Empörung. Nur durch die heilige Alchemie der Gnade wirkt sie Geduld in uns. Wir dreschen nicht den Weizen, um den Staub zu löschen, und doch tut der Flegel der Trübsal dies auf Gottes Tenne. Wir werfen nicht einen Menschen umher, um ihm Ruhe zu geben, doch der Herr verfährt so mit seinen Kindern. Wahrlich, dies ist nicht die Art der Menschen, gereicht aber sehr zur Ehre unsres allein-weisen Gottes. O, dass ich Gnade hätte, mir meine Prüfungen zum Segen werden zu lassen! Warum sollte ich wünschen, ihre gnadenvolle Wirkung aufzuhalten? Herr, ich bitte dich, mein Leiden hinwegzunehmen, aber ich bitte dich zehnmal mehr, meine Ungeduld hinwegzunehmen. Teurer Herr Jesus, grabe mit deinem Kreuz das Bild deiner Geduld auf mein Herz ein.

274

22. September. 

„Aber daselbst wird der mächtige Herr uns ein Ort sein mit breiten Flüssen und Strömen, dass darüber keine Galeere mit Rudern fahren, noch stattliche Schiffe dahin kommen sollen.“ 

Jes. 33,21.

 

Der Herr will uns das größte Gut sein ohne einen der Nachteile, welche notwendig mit den besten irdischen Dingen verbunden scheinen. Wenn eine Stadt den Vorteil breiter Flüsse hat, so kann sie leicht durch Galeeren mit Rudern und andre Kriegsschiffe angegriffen werden. Aber wenn der Herr den Überfluss seiner Güte unter diesem Bilde darstellt, so trägt er Sorge, ausdrücklich die Furcht zu bannen, welche die Metapher einflößen könnte. Gesegnet sei seine vollkommene Liebe! Herr, wenn du mir Reichtümer gleich breiten Flüssen sendest, laß nicht die Galeere mit Rudern hinauf kommen in Gestalt von Weltlichkeit oder Stolz. Wenn du völlige Gesundheit und ein fröhliches Gemüt verleihst, laß nicht das „stattliche Schiff“ der fleischlichen Gemächlichkeit die strömende Flut hinauf segeln. Wenn ich Erfolg im heiligen Dienste habe, breit wie der deutsche Rhein, so laß mich niemals die Galeere des Dünkels und des Selbstvertrauens auf den Wellen meiner Wirksamkeit schwimmend finden. Sollte ich so überaus glücklich sein, das Licht deines Angesichtes Jahr auf Jahr zu genießen, so laß mich doch nie deine schwachen Heiligen verachten, noch der eitlen Einbildung von meiner eignen Vollkommenheit gestatten, die breiten Ströme meiner völligen Heilsgewissheit hinaufzusegeln. Herr, gib mir den Segen, welcher reich macht und „weder Schmerz hinzufügt,“ noch Sünde fördert.

275

23. September. 

„Aber doch siehe, ich will befehlen, und das Haus Israel unter allen Heiden sichten lassen, gleichwie man das Korn mit einem Siebe sichtet, doch soll nicht das kleinste Körnlein auf die Erde fallen.“ 

Amos 9,9.

 

Das Sichten geht noch immer fort. Wohin wir auch gehen, wir werden geworfelt und gesichtet. In allen Ländern wird das Volk Gottes geprüft, „gleichwie man das Korn mit einem Siebe sichtet.“ Zuweilen hält der Teufel das Sieb und wirft uns mit großer Geschwindigkeit auf und nieder, in dem ernstlichen Verlangen, uns auf immer los zu werden. Der Unglaube ist nicht träge darin, unser Herz und Gemüt mit seinen ruhelosen Befürchtungen hin und her zu bewegen. Die Welt leiht eine willige Hand bei demselben Verfahren und schüttelt uns rechts und links mit großer Kraft. Und, am schlimmsten von allen, die Kirche, zu so großem Teil abgefallen wie sie es ist, kommt hinzu und gibt dem sichtenden Prozess eine noch wütendere Gewalt. Nun, nun! lasst es weiter gehen. So wird die Spreu vom Weizen gesondert. So wird der Weizen von Staub und Spreu frei. Und wie groß ist die Barmherzigkeit, die in dem Worte zu uns kommt: „doch soll nicht das kleinste Körnlein auf die Erde fallen!“ Alles soll bewahrt werden, was gut, wahr und von der Gnade herrührend ist. Nicht einer von den kleinsten Gläubigen soll verloren gehen, und ebensowenig soll ein Gläubiger etwas verlieren, was wert ist, ein Verlust genannt zu werden. Wir sollen in dem Sichten so bewahrt bleiben, dass es ein wirklicher Gewinn für uns sein wird durch Christum Jesum.

276

24. September. 

„Ja, alles, was darinnen lebet und webet, dahin diese Ströme kommen, das soll leben.“ 

Hes. 47,9.

 

Das lebendige Wasser in dem Gesicht des Propheten floss in das Tote Meer und brachte Leben mit sich, selbst in diesen stehenden See. Wo die Gnade kommt, da ist geistliches Leben die unmittelbare und immerwährende Folge. Die Gnade strömt unumschränkt dem Willen Gottes gemäß, eben wie ein Fluss in allen seinen Windungen seinem eignen Willen folgt; und wo sie kommt, da wartet sie nicht darauf, dass das Leben zu ihr komme, sondern sie schafft Leben durch ihren eignen belebenden Strom. O, dass sie unsre Straßen entlang fließen und unsre Winkelgassen überfluten wollte! O, dass sie jetzt in mein Haus kommen wollte und steigen, bis jede Kammer davon überschwemmt wäre! Herr, laß das lebendige Wasser zu meiner Familie und meinen Freunden fließen, und laß es nicht an mir vorübergehen. Ich hoffe, ich habe schon davon getrunken; aber ich wünsche, darin zu baden, ja, darin zu schwimmen. O mein Heiland, ich habe reichlicheres Leben nötig. Komme zu mir, ich bitte dich, bis jeder Teil meiner Natur lebendig, energisch und mit aller Kraft tätig ist. Lebendiger Gott, ich bitte dich, fülle mich mit deinem eignen Leben. Ich bin ein armer, dürrer Stock; komm und mache mich so lebendig, dass ich wie Aarons Stab grünen und blühen und Frucht tragen möge zu deiner Ehre. Belebe mich um meines Herrn Jesu willen. Amen.

277

25. September. 

„Wenn der Herr Lust hätte, uns zu töten, so hätte er das Brandopfer und Speisopfer nicht genommen von unsren Händen; er hätte uns auch nicht solches alles erzeiget.“ 

Richt. 13,23.

 

Dies ist eine Art von Verheißung, die der Logik entnommen ist. Es ist ein aus sicheren Tatsachen richtig gefolgerter Schluss. Es war nicht wahrscheinlich, dass der Herr Manoah und seinem Weibe geoffenbart haben sollte, dass ihnen ein Sohn geboren werden würde, wenn er im Sinne hätte, sie zu verderben. Das Weib schloss richtig, und wir werden gut tun, wenn wir ihrer Art der Beweisführung folgen. Der Vater hat das große Opfer Golgathas angenommen und hat sein Wohlgefallen daran erklärt; wie kann er jetzt Wohlgefallen daran haben, uns zu töten? Warum ein Stellvertreter, wenn der Sünder noch immer umkommen muss? Das angenommene Opfer Jesu macht der Furcht ein Ende.

Der Herr hat uns unsre Erwählung, unsre Kindschaft, unsre Vereinigung mit Christo, unsre Vermählung mit seinem geliebten Sohne gezeigt: wie kann er uns jetzt verderben? Die Verheißungen sind voll Segnungen, die unsre Bewahrung zum ewigen Leben notwendig machen. Es ist nicht möglich für den Herrn, uns zu verwerfen, und dennoch seinen Bund zu erfüllen. Die Vergangenheit macht uns dessen gewiss und die Zukunft tut es auch. Wir werden nicht sterben, sondern leben; denn wir haben Jesum gesehen und in ihm haben wir durch die Erleuchtung des Heiligen Geistes den Vater gesehen. Um dieses Leben-gebenden Anblicks willen müssen wir auf ewig leben.

278

26. September

„Siehe, das Volk wird besonders wohnen und nicht unter die Heiden gerechnet werden.“

4 Mose 23,9.

 

Wer wollte wünschen, unter den Heiden zu wohnen und unter sie gezählt zu werden? Sogar die sich so nennende Kirche ist derartig, dass es sehr schwierig ist innerhalb ihrer Grenzen dem Herrn völlig zu folgen. Es ist in ihr ein solches Gemenge und Gemisch, dass man oft nach einer „Wohnung in der weiten Wüste“ seufzt. Gewiss ist es, dass der Herr will, sein Volk solle einen von der Welt abgesonderten Pfad verfolgen und entschieden und deutlich von ihr ausgehen. Wir sind durch Gottes Ratschlag, durch sein Erkaufen und Berufen ausgesondert, und unsre innere Erfahrung macht uns sehr verschieden von den Weltmenschen; deshalb ist unser Platz nicht auf dem Markt der Eitelkeit, noch in der Stadt des Verderbens, sondern auf dem schmalen Wege, wo alle wahren Pilger ihrem Herrn folgen müssen. Das mag uns nicht nur mit der Kälte und dem Hohn der Welt aussöhnen, sondern uns dies sogar mit Vergnügen annehmen lassen, als etwas, das zu unsrem Anteil am Bunde gehört. Unsre Namen sind nicht in demselben Buch, wir sind nicht von demselben Samen, wir sind nicht nach demselben Orte bestimmt, vertrauen auch nicht auf denselben Führer, deshalb ist es gut, dass wir nicht von ihrer Zahl sind. Mögen wir nur in der Zahl der Erlösten gefunden werden, dann sind wir es zufrieden, seltsam und einsam zu sein bis zum Ende des Kapitels.

279 

27. September. 

„Denn du wirst mein Licht anzünden.“ 

Ps. 18,29

 

Es mag sein, dass meine Seele in Finsternis sitzt; und wenn diese von geistlicher Art ist, so kann keine menschliche Macht mir Licht bringen. Gelobt sei Gott! Er kann meine Finsternis erleuchten und sogleich mein Licht anzünden. Selbst wenn ich von einer Finsternis, die „man greifen mag“, umgeben wäre, so kann er das Dunkel durchbrechen und es sofort hell um mich her machen. Das Gute ist, dass, wenn er das Licht anzündet, niemand es ausblasen kann und dass es auch nicht aus Mangel an Nahrung erlöschen wird, noch im Verlauf der Stunden von selber ausgehen. Die Lichter, welche der Herr am Anfang anzündete, scheinen noch immer. Die Lampen des Herrn mögen das Nachgießen von Öl nötig haben, aber er tut sie niemals aus. Lasst mich denn wie die Nachtigall im Dunkeln singen. Die Erwartung wird mir Melodie verleihen und die Hoffnung soll den Grundton geben. Bald werde ich mich an einem von Gott angezündeten Lichte erfreuen. Ich bin eben jetzt trübe und traurig. Vielleicht ist es das Wetter oder körperliche Schwachheit oder die Bestürzung, in die ein plötzliches Unglück mich versetzt; aber was immer die Finsternis verursacht hat, Gott allein ist es, der Licht bringen wird. Meine Augen sehen auf ihn allein. Bald wird das Licht des Herrn mich erleuchten; und später, zu der von ihm bestimmten Zeit, werde ich dort sein, wo sie keiner Leuchte und keines Sonnenlichtes bedürfen. Halleluja!

280

28. September. 

„Darum ist noch eine Ruhe vorhanden dem Volke Gottes.“ 

Hebr. 4,8.

 

Gott hat einen Sabbat bereitet, und einige müssen dazu kommen. Die, denen es zuerst verkündigt ist, sind nicht dazu gekommen, um des Unglaubens willen; deshalb ist dieser Sabbat noch vorhanden für das Volk Gottes. David sang davon; aber er musste einen leisen Ton anstimmen, denn Israel verwarf die Ruhe Gottes. Josua konnte sie nicht geben und Kanaan sie nicht gewähren: sie bleibt für Gläubige. Kommt also, lasst uns Fleiß tun, einzukommen zu dieser Ruhe. Lasst uns die ermüdende Arbeit der Sünde und des Ichs verlassen. Lasst uns alles Vertrauen aufgeben, sogar auf die Werke, von denen es gesagt werden mag: „Sie sind sehr gut.“ Haben wir solche? Lasst uns dennoch aufhören mit unsren eignen Werken, wie Gott mit den seinen. Nun lasst uns Trost in dem vollendeten Werke unsres Herrn Jesu finden. Alles ist völlig getan, die Gerechtigkeit verlangt nicht mehr. Großer Friede ist unser Teil in Christo Jesu.

Und was andre Dinge anbetrifft, das Gnadenwerk in der eignen Seele und das Werk des Herrn in den Seelen andrer, lasst uns diese Bürden auf den Herrn werfen und in ihm ruhen. Wenn der Herr uns ein Joch zu tragen gibt, so tut er es so, dass wir durch das Aufnehmen desselben Ruhe finden. Durch den Glauben tun wir Fleiß, in die Ruhe Gottes einzukommen, und wir entsagen aller Ruhe in der Selbstzufriedenheit oder der Trägheit. Jesus selber ist vollkommene Ruhe, und wir werden in ihm bis an den Rand mit Ruhe erfüllt.

281

29. September. 

„Derselbige wird mich verklären; denn von dem Meinen wird er es empfangen und euch zeigen.“ 

Joh. 16,14.

 

Der Heilige Geist selber kann den Herrn Jesum nicht besser verklären, als indem er uns das zeigt, was Christus ist. Jesus ist sich selbst die beste Empfehlung. Er kann nicht anders geschmückt werden, als mit seinem eignen Golde. Der Tröster zeigt uns das, was er von unsrem Herrn Jesu empfangen hat. Wir sehen niemals etwas richtig, bis er es offenbart. Er hat eine Weise, unser Verständnis zu öffnen und die Schrift zu öffnen, und durch dieses beides stellt er uns unsren Herrn dar. Es liegt viel Kunst in der Darstellung einer Sache, und diese Kunst ist im höchsten Grade dem Geist der Wahrheit eigen. Er zeigt uns die Dinge selbst. Dies ist ein großes Vorrecht, wie diejenigen wissen, welche sich der heiligen Vision erfreut haben. Lasst uns die Erleuchtung des Geistes suchen; nicht um unsre Neugierde zu befriedigen, nicht einmal um uns persönlich Trost zu bringen, sondern um den Herrn Jesum zu verklären. O, dass wir würdige Ideen von ihm hätten! Niedrige Vorstellungen verunehren unsren teuren Herrn. O, dass wir so lebhafte Eindrücke von seiner Person, seinem Werk und seiner Herrlichkeit empfingen, dass wir mit Herz und Seele jauchzten zu seinem Preise! Wo ein durch des Heiligen Geistes Lehren bereichertes Herz ist, da wird ein über alle Worte hinaus verklärter Heiland sein. Komm, Heiliger Geist, himmlisches Licht, und zeige uns Jesum, unsren Herrn.

282

30. September. 

„Tue deinen Mund weit auf, und ich will ihn füllen.“ 

Ps. 81,11.

 

Was für eine Ermutigung zum Gebet! Unsre menschlichen Vorstellungen würden uns dahin leiten, um geringe Dinge zu bitten, weil unser Verdienst so gering ist; aber der Herr will, dass wir große Segnungen verlangen. Das Gebet sollte eine so einfache Sache sein, wie das Auftun des Mundes; es sollte eine natürliche ungezwungene Äußerung sein. Wenn ein Mensch es ernst meint, so tut er seinen Mund weit auf, und unser Text treibt uns an, inbrünstig zu bitten und zu flehen. Indessen liegt auch in demselben, dass wir kühn bei Gott sein sollen und viele und große Segnungen von seiner Hand erbitten. Leset den ganzen Vers und seht die Beweisführung: „Ich bin Jehovah, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführet hat. Tue deinen Mund weit auf, ich will ihn füllen.“ Weil der Herr uns so viel gegeben hat, fordert er uns auf, um mehr zu bitten, ja, mehr zu erwarten.

Seht, wie die kleinen Vögel in ihren Nestern ganz und gar Mund zu sein scheinen, wenn die Mutter kommt, sie zu füttern. Lasst es ebenso mit uns sein. Lasst uns Gnade einnehmen an jeder Tür. Lasst uns sie eintrinken, wie ein Schwamm das Wasser aufsaugt, in dem er liegt. Gott ist bereit, uns zu füllen, wenn wir nur bereit sind, gefüllt zu werden. Lasst unsre Bedürfnisse uns veranlassen, unsren Mund aufzutun; lasst unsre Schwäche uns anspornen, unsren Mund aufzutun und zu lechzen; ja, lasst unsre Angst uns treiben, dass wir den Mund auftun mit dem Schrei eines Kindes. Der geöffnete Mund soll vom Herrn gefüllt werden.

283

1. Oktober. 

„Er gibt Speise denen, so ihn fürchten; er gedenket ewiglich an seinen Bund.“ 

Ps. 111,5.

 

Die, welche Gott fürchten, brauchen keinen Mangel zu fürchten. Alle diese langen Jahre hindurch hat der Herr immer Speise für seine eignen Kinder gefunden, ob sie in der Wüste waren oder am Bache Krith oder in der Gefangenschaft oder inmitten der Teurung. Bisher hat der Herr uns Tag für Tag unser täglich Brot gegeben, und wir zweifeln nicht, dass er fortfahren wird, uns zu speisen, bis wir nichts mehr bedürfen. Mit den höhern und größern Segnungen des Gnadenbundes aber will er nie aufhören, uns zu versorgen, je nachdem unsre Lage es erfordert. Er gedenkt daran, dass er den Bund machte und handelt nie, als wenn er dies bereute. Er gedenkt daran, wenn wir ihn erzürnen und ihn reizen, uns zu verderben. Er gedenkt daran, uns zu lieben, zu behüten und zu trösten, wie er sich verpflichtet hat zu tun. Er gedenkt an jedes Jota und jeden Titel seiner Verpflichtungen und lässet nie eins seiner Worte auf die Erde fallen.

Wir gedenken leider wenig an unsren Gott, aber er gedenkt gnädig an uns. Er kann nicht seinen Sohn vergessen, welcher der Bürge des Bundes ist, noch seinen Heiligen Geist, durch dessen Wirken der Bund in Ausführung gebracht wird, noch seine eigne Ehre, welche mit dem Bunde eng verknüpft ist. Deshalb stehet der Grund Gottes fest, und kein Gläubiger, soll das göttliche Erbteil verlieren, das sein ist durch einen Salzbund.

284

2. Oktober. 

„Und Joseph sprach zu seinen Brüdern: Ich sterbe, und Gott wird euch heimsuchen, und aus diesem Lande führen in das Land, das er Abraham, Isaak und Jakob geschworen hat.“ 

1 Mose 50,24.

 

Joseph war eine menschgewordene Vorsehung für seine Brüder gewesen. All unsre Josephe sterben, und tausend Annehmlichkeiten sterben mit ihnen. Ägypten war niemals für Israel das, was es früher gewesen, nachdem Joseph gestorben war; und die Welt kann für manche von uns niemals wieder das sein, was sie war als unsre Lieben noch lebten. Aber seht, wie der Schmerz um diesen traurigen Todesfall gemildert ward! Sie hatten eine Verheißung, dass der lebendige Gott sie heimsuchen würde. Eine Heimsuchung Jehovahs! Welche Gunst! Welcher Trost! Was für ein Himmel hienieden! O Herr, suche uns diesen Tag heim; obwohl wir es in der Tat nicht würdig sind, dass du unter unser Dach kommst. Aber mehr noch war verheißen: der Herr wollte sie ausführen. Sie würden in Ägypten eine kalte Behandlung finden, wenn Joseph tot wäre, ja, es würde für sie ein Haus der Knechtschaft werden. Aber es sollte nicht so für immer sein; sie würden durch eine göttliche Befreiung herauskommen und nach dem verheißenen Lande ziehen. Wir sollen nicht für immer hier weinen. Wir sollen heimgerufen werden ins Land der Herrlichkeit, um mit unsren Lieben vereint zu werden. So tröstet euch nun untereinander mit diesen Worten.

285

3. Oktober. 

„Ich aber will schauen dein Antlitz in Gerechtigkeit; ich will satt werden, wenn ich erwache nach deinem Bilde.“ 

Ps. 17,15.

 

Das Teil, was andre Menschen haben, füllt sie selber und bereichert ihre Kinder, aber das Teil des Gläubigen ist andrer Art. Menschen der Welt haben ihren Schatz in der Welt, aber Menschen der künftigen Welt sehen höher und weiter. Unser Besitz ist zwiefach. Wir haben Gottes Gegenwart hier und sein „Bild“ dort drüben. Hier schauen wir das Antlitz des Herrn in Gerechtigkeit, denn wir sind in Christo Jesu gerecht gemacht. O, die Freude, das Antlitz eines versöhnten Gottes zu schauen! Die Herrlichkeit Gottes in dem Angesichte Jesu Christi gewährt uns einen Himmel hienieden, und wird uns droben der Himmel des Himmels sein. Aber mit dem Sehen endet es nicht: wir sollen in das verwandelt werden, was wir anschauen. Wir sollen eine Weile schlafen und dann aufwachen als Spiegel, welche die Schönheiten unsres Herrn zurückstrahlen. Der Glaube siehet Gott mit einem umwandelnden Blick. Das Herz nimmt das Bild Jesu in seine eignen Tiefen auf, bis Jesu Wesen und Sinn auf die Seele geprägt wird. Dies ist Befriedigung. Gott sehen und ihm gleich sein – was mehr kann ich wünschen? Davids sichere Zuversicht wird hier durch den Heiligen Geist zu des Herrn Verheißung gemacht. Ich glaube es. Ich erwarte es. Herr, gewähre es. Amen.

286

4. Oktober. 

„Und ich, wenn ich erhöhet werde von der Erde, so will ich sie alle zu mir ziehen.“ 

Joh. 12,32.

 

Kommt, ihr Arbeiter, fasset Mut. Ihr fürchtet, dass ihr keine Hörer herbeiziehen könnt. Versucht es mit der Predigt von einem gekreuzigten, auferstandenen und gen Himmel gefahrenen Heiland; denn die „zieht“ mehr, als irgend etwas andres, was sich je unter den Menschen kund gegeben hat. Was zog euch zu Christo, als Christus? Was zieht euch jetzt zu ihm, als seine eigne, teure Persönlichkeit? Wenn ihr durch irgend etwas andres zur Religion gezogen worden seid, so werdet ihr bald wieder davon weggezogen werden; aber Jesus hat euch gehalten und wird euch bis ans Ende halten. Warum wollt ihr denn an seiner Macht zweifeln, andre zu ziehen? Geht mit dem Namen Jesus zu den Halsstarrigen, und seht, ob der sie nicht ziehen wird. Keine Art von Menschen ist über diese ziehende Macht hinaus. Alte und Junge, Reiche und Arme, Unwissende und Gelehrte, Tiefgesunkene oder Liebenswürdige – alle Menschen sollen die Anziehungskraft fühlen. Jesus ist der eine Magnet. Lasst uns nicht an einen andren denken. Musik wird nicht zu Jesu ziehen und ebensowenig Beredsamkeit, Logik, Zeremoniell oder Lärm. Jesus selber muss die Menschen zu sich selber ziehen; und Jesus ist durchaus im Stande zu diesem Werke in allen Fällen. Lasst euch nicht verführen durch die Quacksalbereien der Gegenwart, sondern arbeitet als Arbeiter für den Herrn in seiner eignen Weise und zieht mit des Herrn eignen Seilen. Zieht zu Christo und zieht durch Christum, denn alsdann wird Christus durch euch ziehen.

287 

5. Oktober. 

„Es werden auch die übrigen aus Jakob unter vielen Völkern sein, wie ein Tau vom Herrn und wie die Schauer aufs Gras, das auf niemand harret, noch auf Menschen wartet.“ 

Micha 5,6.

 

Wenn dies wahr ist von dem buchstäblichen Israel, so ist es viel mehr noch wahr von dem geistlichen Israel, dem gläubigen Volke Gottes. Wenn Heilige das sind, was sie sein sollten, so sind sie ein unberechenbarer Segen für die, unter denen sie zerstreut sind. Sie sind wie der Tau, denn in einer ruhigen, nicht zudringlichen Weise erfrischen sie die, welche um sie her sind. Stille, aber wirksam fördern sie Leben, Wachstum und Freude derer, die mit ihnen zusammenwohnen. Frisch vom Himmel kommend, schimmernd wie Diamanten in der Sonne, dienen begnadigte Männer und Frauen den Armen und Geringen, bis jeder Grashalm seinen eignen Tautropfen hat. Klein als einzelne, sind sie doch, wenn vereinigt, allgenügend für die Zwecke der Liebe, die der Herr durch sie erfüllt. Tautropfen bewirken die Erfrischung breiter Äcker. Herr, mache uns gleich dem Tau! Es gibt auch Schauer, die auf Gottes Geheiß kommen ohne des Menschen Genehmigung und Verstattung. Sie wirken für Gott, ob Menschen es wünschen oder nicht; sie bitten ebensowenig um Erlaubnis, wie der Regen es tut. Herr, mache uns so kühn und schnell in deinem Dienste, wo immer auch unser Los gefallen ist. 

288

6. Oktober. 

„Wenn aber jener, der Geist der Wahrheit, kommen wird, der wird euch in alle Wahrheit leiten.“ 

Joh. 16,13.

 

Die Wahrheit ist gleich einer weiten Höhle, in die wir hineinzugehen wünschen, aber wir sind nicht im Stande, sie allein zu durchwandern. Am Eingang ist sie klar und hell; aber wenn wir weiter gehen und ihre innersten Räume durchforschen wollen, müssen wir einen Führer haben, sonst verirren wir uns. Der Heilige Geist, der alle Wahrheit vollkommen kennt, ist der verordnete Führer aller wahren Gläubigen, und er führt sie, je nach ihrer Fähigkeit dies zu ertragen, von einer Kammer in die andre, so dass sie die „tiefen Dinge Gottes“ (1 Kor. 2,10) sehen und sein Geheimnis ihnen klar gemacht wird. Was für eine Verheißung ist dies für den demütig forschenden Geist! Wir wünschen die Wahrheit zu kennen und in sie einzudringen. Wir sind uns unsrer Geneigtheit zum Irregehen bewusst und fühlen die dringende Notwendigkeit eines Führers. Wir freuen uns, dass der Heilige Geist gekommen ist und unter uns bleibt. Er lässt sich herab, unser Führer zu sein und wir nehmen froh seine Führerschaft an. „Alle Wahrheit“ wünschen wir zu lernen, um nicht einseitig und aus dem Gleichgewicht zu sein. Wir möchten nicht gern über irgend einen Teil der Offenbarung in Unwissenheit bleiben, aus Furcht, dass wir dadurch eines Segens verlustig gehen oder Sünde auf uns laden könnten. Der Geist Gottes ist gekommen, auf dass er uns in alle Wahrheit leite: lasst uns mit gehorsamem Herzen auf seine Worte merken und seiner Führung folgen.

289

7. Oktober. 

„Er gehet vor euch hin in Galiläa; da werdet ihr ihn sehen, wie er euch gesagt hat.“ 

Mk. 16,7.

 

An dem Ort, den er zur Zusammenkunft mit seinen Jüngern bestimmt hatte, wollte er zur rechten Zeit sein. Er hält sein Versprechen. Wenn er verheißt, uns am Gnadenstuhl zu begegnen oder beim öffentlichen Gottesdienst oder bei den von ihm eingesetzten Handlungen, können wir uns darauf verlassen, dass er da sein wird. Wir mögen sündlicherweise von dem bestimmten Ort der Zusammenkunft wegbleiben, aber er tut dies niemals. Er spricht: „Wo zwei oder drei versammelt sind in meinem Namen, da bin ich mitten unter ihnen;“ Er sagt nicht: „Da will ich sein,“ sondern: „Ich bin schon da.“ „Jesus ist immer der Erste in der Gemeinschaft: „Er gehet vor euch hin.“ Sein Herz ist mit den Seinen, er hat Freude an ihnen. Er zögert nie, ihnen zu begegnen. In aller Gemeinschaft gehet er vor uns hin. Aber er offenbart sich denen, die nach ihm kommen: „Da werdet ihr ihn sehen.“ Freudiger Anblick! Uns liegt nichts daran, die größten der bloßen Menschen zu sehen, aber ihn zu sehen, das heißt, voll Freuden und Frieden werden. Und wir wollen ihn sehen, denn er verheißt, zu denen zu kommen, welche an ihn glauben, und sich ihnen zu offenbaren. Seid versichert, dass es so sein wird, denn er tut alles nach seinem Wort der Verheißung: „Wie er euch gesagt hat.“ Ergreift diese letzten Worte, und seid gewiss, dass bis ans Ende er für euch tun wird, „wie er euch gesagt hat.“

290

8. Oktober. 

„Du sollst nicht mehr Verlassen heißen.“

Jes. 62,4.

 

„Verlassen“ ist ein trauriges Wort. Es klingt wie eine Totenglocke. Es erzählt von den tiefsten Schmerzen und weissagt die schwersten Übel. Ein Abgrund von Elend gähnt in diesem Wort „Verlassen.“ Verlassen von einem, der sich mit seiner Ehre verbürgte! Verlassen von einem Freund, den wir so oft geprüft, und dem wir so lange vertraut haben! Verlassen von einem lieben Verwandten! Verlassen von Vater und Mutter! Verlassen von allen! Dies ist in der Tat ein Weh, und doch kann es ertragen werden, wenn der Herr uns aufnimmt. Aber was muss es sein, sich von Gott verlassen zu fühlen? Denkt an jenen bittersten aller Rufe: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?“ Haben wir je in irgend welchem Grade den Wermut und die Galle des „Verlassen“ in diesem Sinne geschmeckt? Wenn das, so lasst uns den Herrn bitten, uns vor der Rückkehr eines so unaussprechlichen Schmerzes zu bewahren. O, dass solche Finsternis niemals wiederkäme! Wahrlich, die Menschen sprachen in Bosheit: „Gott hat ihn verlassen; jaget nach und ergreifet ihn.“ Aber das war stets falsch, und des Herrn liebevolle Huld wird unsre grausamen Feinde zwingen, ihre Worte zurückzunehmen oder wenigstens ihren Mund zu halten. Das Gegenteil von all diesem ist jenes erhabene Wort Hephzibah: „der Herr hat Lust an dir.“ Dies wandelt das Weinen in Tanzen. Mögen die, welche wähnen, verlassen zu sein, den Herrn sagen hören: „Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“

291

9. Oktober. 

„Und der Priester soll desselben Bluts tun auf die Hörner des Rauchaltars vor dem Herrn.“

3 Mose 4,7.

 

Der Rauchaltar ist der Ort, wo die Heiligen ihre Gebete und ihr Lob darbringen; und es ist eine Freude, daran zu denken, dass er mit dem Blut des großen Opfers besprengt ist. Dies ist’s, weshalb vor Jehovah all unsre Verehrung annehmbar ist: er sieht das Blut seines eignen Sohnes und nimmt darum unsre Huldigung an. Es ist gut für uns, unsre Augen auf das Blut des einen Opfers für die Sünde zu heften. Die Sünde mischt sich sogar in unsre heiligen Dinge, und unsre beste Buße, unser Glaube, Gebet und Dank könnte nicht von Gott angenommen werden, wäre nicht das Verdienst des Versöhnungsopfers da. Viele höhnen „das Blut“; aber für uns ist es die Quelle des Trostes und der Hoffnung. Das, was auf den Hörnern des Altars ist, soll besonders deutlich vor unsren Augen sein, wenn wir uns Gott nahen. Das Blut gibt dem Gebete Kraft, und daher ist es auf den Hörnern des Altars. Es ist „vor dem Herrn“, und deshalb sollte es vor uns sein. Es ist auf dem Altar, ehe wir den Weihrauch bringen; es ist da, was unsre Gabe heiligt. Kommt, lasst uns mit Zuversicht beten, da das Opfer dargebracht worden, das Verdienst geltend gemacht, das Blut innerhalb des Vorhangs ist, und die Gebete der Gläubigen ein süßer Geruch vor dem Herrn sein müssen.

292

10. Oktober. 

„Ich habe vor dir gegeben eine offene Tür, und niemand kann sie zuschließen.“

Offb. 3,8.

 

Heilige, die der Wahrheit Gottes treu bleiben, haben eine offene Tür vor sich. Meine Seele, du bist entschlossen, zu leben und zu sterben auf das, was der Herr in seinem Wort geoffenbart hat, und deshalb steht die offene Tür vor dir.

Ich will eingehen durch die offene Tür der Gemeinschaft mit Gott: wer wird mir Nein sagen? Jesus hat meine Sünde hinweggenommen und mir seine Gerechtigkeit gegeben, deshalb darf ich frei eintreten. Herr, ich tue das durch deine Gnade. Ich habe auch vor mir eine offene Tür in die Geheimnisse des Wortes. Ich darf nachsinnen über die tiefen Dinge Gottes: Erwählung, Vereinigung mit Christo, die zweite Zukunft – alle diese sind vor mir, und ich darf mich an ihnen erfreuen. Keine Verheißung und keine Lehre sind jetzt vor mir verschlossen. Eine offene Tür des Zuganges ist vor mir in der Einsamkeit, und eine offene Tür der Wirksamkeit im Dienste des Herrn, Gott will mich hören; Gott will mich gebrauchen. Eine Tür ist geöffnet für mein Vorwärtsgehen zu der Kirche droben in der Herrlichkeit und für meine tägliche Gemeinschaft mit Heiligen hienieden. Einige mögen versuchen, mir den Mund zu schließen oder mich auszuschließen, aber alles vergeblich. Bald werde ich eine offene Tür in den Himmel sehen: Das Perlentor wird mein Eingang sein, und dann werde ich hineingehen zu meinem Herrn und König und mit Gott auf ewig eingeschlossen sein.

293

11. Oktober. 

„Ich will sie stärken in dem Herrn, dass sie sollen wandeln auf und ab in seinem Namen, spricht der Herr.“ 

Sach. 10,12.

 

Ein Labsal für kranke Heilige. Sie sind matt geworden und fürchten, dass sie niemals von dem Lager des Zweifels und der Furcht aufstehen werden; aber der große Arzt kann beides, die Krankheit heben und die Schwäche hinwegnehmen, die daraus entstanden ist. Er will die Schwachen stärken. Dies will er auf die beste, nur mögliche Weise tun, denn es soll „in Jehovah“ sein. Unsre Stärke liegt weit besser in Gott als in unsrem Ich. In unsrem Herrn führt sie zur Gemeinschaft mit ihm, in uns selber würde sie Stolz erzeugen. In uns selber würde sie auf traurige Weise beschränkt sein, aber in Gott kennt sie keine Grenzen. Wenn Stärke gegeben ist, so gebraucht der Mensch sie. Er wandelt auf und ab im Namen des Herrn. Was für ein Genuss ist es, nach einer Krankheit umher zu wandeln, und was für eine Wonne, stark in dem Herrn zu sein nach einer Zeit der Erschlaffung! Der Herr gibt den Seinen Freiheit, auf und ab zu wandeln, und eine innerliche Muße, diese Freiheit zu gebrauchen. Er macht freie Leute aus uns: wir sind nicht Sklaven, die keine Ruhe kennen und keine Sehenswürdigkeiten sehen, sondern wir haben die Freiheit, gemächlich im Lande Immanuels umher zu wandeln. Komm, mein Herz, sei nicht mehr krank und traurig. Jesus heißt dich stark sein und mit Gott in heiliger Betrachtung wandeln. Gehorche seinem Liebeswort.

294

12. Oktober. 

„Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden, und das Herz deines Samens, dass du den Herrn, deinen Gott, liebest von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du leben mögest.“

5 Mose 30,6.

 

Hier lesen wir von der wahren Beschneidung. Beachtet den Urheber derselben: „Der Herr, dein Gott.“ Er allein kann unser Herz wirksam behandeln und seine Fleischlichkeit und Verunreinigung hinwegnehmen. Bewirken, dass wir Gott von ganzem Herzen und von ganzer Seele lieben, ist ein Wunder der Gnade, das nur der Heilige Geist zu tun vermag. Wir müssen von dem Herrn allein dies erwarten und niemals mit irgend etwas Geringerem zufrieden sein. Beachtet, wo diese Beschneidung geschieht. Sie ist nicht vom Fleisch, sondern vom Geist. Sie ist das wesentliche Merkmal des Gnadenbundes. Liebe zu Gott ist das unauslöschliche Zeichen des erwählten Samens; durch dieses geheime Siegel wird die Wahl der Gnaden dem Gläubigen bestätigt. Wir müssen dahin sehen, dass wir auf keine äußerlichen Zeremonien vertrauen, sondern durch die Wirkung des Heiligen Geistes im Herzen versiegelt sind. Beachtet, was das Ergebnis ist – „auf dass du leben mögest.“ Fleischlich gesinnt sein ist der Tod. In der Überwindung des Fleisches finden wir Leben und Frieden. Wenn wir geistlich gesinnt sind, sollen wir leben. O, dass Jehovah, unser Gott, sein Gnadenwerk an unsrem inwendigen Menschen vollenden möchte, damit wir in dem vollsten und höchsten Sinne dem Herrn leben mögen.

295 

13. Oktober. 

„Wenn mein Volk, das nach meinem Namen genannt ist, sich demütiget, und sie beten und mein Angesicht suchen, und sich von ihren bösen Wegen bekehren werden, so will ich vom Himmel hören, und ihre Sünde vergeben und ihr Land heilen.“ 

2 Chron. 7,14.

 

Genannt nach dem Namen des Herrn, sind wir nichtsdestoweniger irrende Männer und Frauen. Was für eine Gnade, dass unser Gott zum Vergeben bereit ist! Wenn immer wir sündigen, lasst uns zu unsrem Gott eilen und um Verzeihung bitten. Wir sollen uns demütigen. Sollten wir nicht dadurch gedemütigt werden, dass wir, nachdem wir so viel Liebe empfangen haben, immer noch übertreten? O Herr, wir beugen uns vor dir in den Staub und erkennen unsre schwere Undankbarkeit an. O, die Schande der Sünde! O, die siebenfache Schande derselben in Menschen, die so begnadigt sind, wie wir es gewesen! Ferner, wir sollen beten um Barmherzigkeit, um Reinigung, um Befreiung von der Macht der Sünde. In diesem Gebet sollen wir des Herrn Angesicht suchen. Er hat uns um unsrer Fehler willen verlassen, und wir müssen ihn bitten, zurückzukehren. O Herr, blicke auf uns in deinem Sohne Jesu und sei freundlich deinen Knechten.

Hiermit muss unsre eigne Umkehr verbunden sein, Gott kann sich nicht zu uns kehren, wenn wir uns nicht von der Sünde kehren. Dann kommt die dreifache Verheißung des Hörens, des Verzeihens und des Heilens. Unser Vater, gewähre uns dieses sogleich, um unsres Herrn Jesu Christi willen.

296

14. Oktober. 

„Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ 

Mt. 10,32.

 

Gnadenvolle Verheißung! Es ist eine große Freude für mich, meinen Herrn zu bekennen. Was auch meine Fehler sein mögen, ich schäme mich nicht meines Jesu und fürchte mich auch nicht, die Lehren von seinem Kreuz zu verkünden. O Herr, ich habe nicht deine Gerechtigkeit in meinem Herzen verborgen. Süß ist die Aussicht, die der Text mir eröffnet! Freunde verlassen mich und Feinde frohlocken, aber der Herr verleugnet seinen Knecht nicht. Ohne Zweifel wird der Herr mich auch hier noch anerkennen und mir neue Zeichen seiner Gunst geben. Aber es kommt ein Tag, wo ich vor dem großen Vater stehen muss. Was für eine Seligkeit, zu denken, dass Jesus mich dann bekennen will! Er wird sagen: „Dieser Mann vertraute mir wahrhaft und war willig, um meines Namens willen Schmach zu leiden: und deshalb erkenne ich ihn als den meinen an.“ Neulich wurde ein großer Mann zu einem Ritter gemacht und die Königin übergab ihm ein mit Juwelen besetztes Hosenband; aber was ist das! Es wird eine Ehre über alle Ehren sein, wenn der Herr Jesus uns bekennt in Gegenwart der göttlichen Majestät in dem Himmel. Möge ich mich nie schämen, meinen Herrn zu bekennen. Lasst mich nie feige schweigen oder einem schwachherzigen Kompromiss zustimmen. Soll ich erröten, ihn zu bekennen, der verheißt, mich zu bekennen?

297 

15. Oktober. 

„Wie mich gesandt hat der lebendige Vater und ich lebe durch den Vater, also, wer mich isset, derselbige wird auch leben durch mich.“ 

Joh. 6,57.

 

Wir leben kraft unsrer Vereinigung mit dem Sohne Gottes. Als gottmenschlicher Mittler lebt der Herr Jesus durch den Vater, der das Leben in sich selber hat, und in der gleichen Weise leben wir durch den Heiland, der uns lebendig gemacht hat. Er, der die Quelle unsres Lebens ist, ist auch die Erhaltung desselben. Das Leben wird durch Nahrung erhalten. Wir müssen das geistliche Leben durch geistliche Speise nähren, und diese geistliche Speise ist der Herr Jesus. Nicht sein Leben oder Tod oder Amt oder Werk oder Wort allein, sondern er selber, der all dieses einschließt: von ihm selber nähren wir uns. Dies wird uns in dem Abendmahl des Herrn dargestellt, aber wir erfreuen uns dessen tatsächlich, wenn wir über unsren Herrn nachsinnen, an ihn glauben mit einem zueignenden Glauben, ihn durch Liebe in uns aufnehmen und ihn durch die Macht des innern Lebens mit uns vereinigen. Wir wissen, was es ist, uns von Jesu zu nähren, aber wir können es nicht sagen oder schreiben. Das weiseste ist, es in Ausübung zu bringen, und dies mehr und immer mehr zu tun. Wir werden aufgefordert, reichlich zu essen, und es wird zu unsrem unermesslichen Nutzen sein, dies zu tun, wenn Jesus unsre Speise und unser Trank ist. Herr, ich danke dir, dass dies, was eine Notwendigkeit für mein neues Leben ist, auch meine größte Wonne ist. Deshalb nähre ich mich zu dieser Stunde von dir.

298

16. Oktober. 

“Und alle Völker auf Erden werden sehen, dass du nach dem Namen des Herrn genannt bist, und werden sich vor dir fürchten.“

5 Mose 28,10.

 

Also können wir keinen Grund haben, uns vor ihnen zu fürchten. Dies würde einen niedrigen Sinn beweisen und ein Zeichen des Unglaubens sein. Gott kann uns sich selber so ähnlich machen, dass die Menschen gezwungen sind, zu sehen, dass wir mit Recht seinen Namen tragen und in Wahrheit dem heiligen Jehovah angehören. O, dass wir diese Gnade erhalten möchten, der Herr harret darauf, dass er sie uns verleihe! Seid versichert, dass ungöttliche Menschen eine Furcht vor wahren Heiligen haben. Sie hassen sie, aber sie fürchten sie auch. Haman zitterte vor Mardachai, selbst als er des frommen Mannes Verderben suchte. In der Tat, ihr Hass entspringt oft aus einer Furcht, die zu bekennen sie zu stolz sind. Lasst uns den Pfad der Wahrheit und der Aufrichtigkeit verfolgen ohne das geringste Zittern. Furcht ist nicht unsre Sache, sondern derer, welche Böses tun und gegen den Herrn der Heerscharen kämpfen. Wenn wir wirklich nach dem Namen des ewigen Gottes genannt sind, so sind wir sicher; denn wie im Altertum ein Römer nur zu sagen brauchte: Romanus sum, „Ich bin ein Römer“, und dann den Schutz aller Legionen des großen Reiches beanspruchen konnte, so hat jeder, der ein Mann Gottes ist, die Allmacht als seine Schutzwache, und Gott wird eher den Himmel seiner Engel entleeren, als einen Heiligen ohne Verteidigung lassen. Seid tapferer als Löwen für das Recht, denn Gott ist mit euch.

299 

17. Oktober. 

„Wer das Gebot fürchtet, dem wird es vergolten.“ 

Spr. 13,13.

 

Heilige Ehrfurcht vor dem Worte Gottes steht nicht hoch im Wert. Die Menschen halten sich für weiser als das Wort des Herrn und sitzen über dasselbe zu Gericht. „Ich tat aber nicht also, um der Furcht Gottes willen.“ Wir nehmen das von Gott eingegebene Buch als unfehlbar an, und beweisen unsre Achtung durch unsren Gehorsam. Wir haben keinen Schrecken vor dem Wort, aber wir haben kindliche Ehrfurcht davor. Wir fürchten uns nicht vor seinen Strafen, weil wir Furcht vor seinen Geboten haben. Diese heilige Furcht des Gebotes erzeugt die Ruhe der Demut, die weit süßer ist als die Sorglosigkeit des Stolzes. Sie wird uns eine Führerin auf unsren Wegen, ein Hemmschuh, wenn wir bergab gehen und ein Sporn, wenn wir bergauf klimmen. Vor dem Bösen bewahrt und in die Gerechtigkeit geleitet durch unsre Ehrfurcht vor dem Gebot, gewinnen wir ein ruhiges Gewissen, das ein Brunnen des Weins ist; ein Gefühl der Freiheit von Verantwortlichkeit, das wie Leben von den Toten ist; und eine Zuversicht, dass wir Gott gefallen, die ein Himmel hienieden ist. Die Ungöttlichen mögen unsre tiefe Ehrfurcht vor dem Wort des Herrn verlachen; aber was tut das? Das Kleinod unsrer himmlischen Berufung ist ein genügender Trost für uns. Der Lohn des Gehorsams lässt uns die Verachtung der Verächter verachten.

300

18. Oktober. 

„Die mit Tränen säen, werden mit Freuden ernten.“ 

Ps. 126,5.

 

Zeiten des Weinens sind geeignet zum Säen: wir wollen den Boden nicht zu trocken haben. Same, der in den Tränen ernster Sorge eingeweicht ist, wird um so eher aufsprießen. Das Salz der Gebetstränen wird dem guten Samen eine Würze geben, die es vor dem Wurm bewahret. Wahrheit, die in furchtbarem Ernst gesprochen wird, hat ein doppeltes Leben in sich. Statt mit dem Säen innezuhalten um unsres Weinens willen, wollen wir unsre Anstrengungen verdoppeln, weil die Zeit eine so günstige ist. Unser himmlischer Same könnte angemessenerweise nicht lachend gesäet werden. Tiefer Schmerz und Bangigkeit um die Seelen andrer sind eine viel passendere Begleitung für das Lehren göttlicher Dinge, als irgend etwas, das dem Leichtsinn gleicht. Wir haben von Männern gehört, die mit einem leichten Herzen in den Krieg zogen, aber sie wurden geschlagen; und es ist meistens so mit denen, welche in ähnlicher Weise säen. Komm denn, mein Herz, arbeite weiter in deinen Tränen, denn du hast die Verheißung einer frohen Ernte. Du sollst ernten. Du, du selber, sollst einigen Erfolg deiner Arbeit sehen. In so großem Maße sollst du dies, dass du dich freuen wirst, und über eine armselige, verdorrte und kärgliche Ernte würdest du dies nicht können. Wenn deine Augen trübe von silbernen Tränen sind, so denke an das goldene Korn. Ertrage freudig die gegenwärtige Mühe und Enttäuschung; denn der Erntetag wird dich völlig belohnen.

301

19. Oktober. 

„Züchtigen will ich dich mit Maße.“

Jer. 30,11.

 

Ungezüchtigt bleiben würde ein verhängnisvolles Zeichen sein: es würde beweisen, dass der Herr gesprochen: „Er hat sich zu den Götzen gesellet; so laß ihn hinfahren.“ Gott gebe, dass dies niemals unser Teil sein möge. Ununterbrochenes Wohlergehen ist etwas, was Furcht und Zittern verursachen muss. Die, welche Gott zärtlich lieb hat, straft und züchtigt er; denjenigen, die er nicht wert hält, gestattet er, sich ohne Furcht zu mästen, wie die Ochsen zur Schlachtbank. In Liebe gebraucht unser himmlischer Vater die Rute bei seinen Kindern. Doch sehet, das Stäupen ist „mit Maße“: Er gibt uns Liebe ohne Maß, aber Züchtigung „mit Maße“. Wie unter dem alten Gesetz kein Israelite mehr als „vierzig Streiche weniger einen“ empfangen konnte, was ein sorgfältiges Zählen und ein bestimmtes Strafmaß zusicherte, so ist es mit jedem leidenden Mitglied im Haushalt des Glaubens, jeder Streich wird gezählt. Es ist das Maß der Weisheit, das Maß des Mitgefühls, das Maß der Liebe, wonach unsre Züchtigung angeordnet wird. Fern sei es von uns, gegen so göttliche Bestimmungen uns aufzulehnen. Herr, wenn du dabei stehst und die bitteren Tropfen in meinen Kelch hinein missest, so ist es an mir, fröhlich diesen Kelch von deiner Hand zu nehmen, nach deiner Anweisung zu trinken und zu sprechen: „Dein Wille geschehe.“

302

20. Oktober. 

„Er wird sein Volk erretten von ihren Sünden.“ 

Mt. 1,21.

 

Herr, errette mich von meinen Sünden. Durch deinen Namen Jesus werde ich ermutigt, so zu beten. Errette mich von meinen vergangenen Sünden, dass die Gewohnheit derselben mich nicht gefangen halte. Errette mich von meinen Temperamentssünden, dass ich nicht der Sklave meiner eignen Schwachheiten sei. Errette mich von den Sünden, die beständig unter meinen Augen sind, dass ich nicht mein Grauen vor ihnen verliere. Errette mich von verborgenen Sünden, Sünden, die ich aus Mangel an Licht nicht wahrnehme. Errette mich von plötzlichen und überraschenden Sünden: laß mich nicht durch einen ungestümen Anlauf der Versuchung den Boden unter den Füßen verlieren. Errette mich, Herr, von jeder Sünde. Laß kein Böses die Herrschaft über mich haben. Du allein kannst dies tun. Ich kann nicht meine eignen Ketten zerbrechen oder meine eignen Feinde erschlagen. Du kennst die Versuchung, denn du wurdest versucht. Du kennst die Sünde, denn du trugst das Gewicht derselben. Du weißt mir zu helfen in der Stunde meines Kampfes. Du kannst mich vom Sündigen erretten und mich erretten, wenn ich gesündigt habe. Schon durch deinen Namen ist es verheißen, dass du dies tun willst, und ich bitte dich, laß mich heute die Wahrheit dieser Weissagung erfahren. Laß mich nicht der Heftigkeit, dem Stolz, der Verzagtheit oder irgend einer andren Art des Bösen nachgeben, sondern errette du mich zur Heiligkeit des Lebens, dass dein Name Jesus reichlich in mir verherrlicht werden möge.

303

21. Oktober 

„Aus einem Kleinen sollen tausend werden und aus einem Geringen ein mächtiges Volk. Ich, der Herr, will solches zu seiner Zeit eilend ausrichten.“ 

Jes. 60,22.

 

Werke für den Herrn beginnen häufig sehr geringfügig und werden darum nicht schlechter. Die Schwachheit erzieht den Glauben, bringt Gott nahe und gewinnt Ehre für seinen Namen. Schätzt die Verheißungen des Wachstums hoch. Das Senfkorn ist das kleinste unter dem Samen, und doch wird es eine Baum-ähnliche Pflanze mit Zweigen, unter denen die Vögel des Himmels wohnen. Wir mögen mit einem beginnen, und dieser eine ein Kleiner, und doch sollen aus ihm „tausend werden“. Der Herr ist groß im Vermehren. Wie oft sprach er zu seinem einsamen Knechte: „Ich will dich mehren!“ Vertraut auf den Herrn, ihr Einer und Zweie; denn er will mitten unter euch sein, wenn ihr in seinem Namen versammelt seid. „Ein Kleiner“. Was kann verächtlicher sein in den Augen derjenigen, die Köpfe zählen und Kräfte wägen! Doch ist dieser der Kern eines großen Volkes. Nur ein Stern leuchtet zuerst am Abend, aber bald ist der Himmel voll von unzähligen Sternen. Auch brauchen wir nicht die Aussicht auf Zunahme für sehr fern zu halten, denn die Verheißung lautet: „Ich, Jehovah, will solches zu seiner Zeit eilend ausrichten.“ Es wird keine vorzeitige Eile sein, wie die, welche wir in aufgeregten Versammlungen sehen; es wird alles zur rechten Zeit geschehen; aber dennoch wird keine Verzögerung stattfinden. Wenn der Herr eilt, so ist seine Eile glorreich.

304

22. Oktober. 

„Denn du, Herr, hast es geredet, und mit deinem Segen laß deines Knechtes Haus gesegnet werden ewiglich.“

2 Sam. 7,29.

 

Dies ist eine Verheißung, die geltend gemacht wird, und uns deshalb doppelt lehrreich ist. Alles, was Gott, der Herr, geredet hat, sollten wir als gewisslich wahr annehmen und es dann am Throne geltend machen. O, wie süß ist es, das anzuführen, was unser Gott gesprochen hat. Wie köstlich, ein „denn“ zu gebrauchen, das sich darauf bezieht, wie David es in diesem Verse tut! Wir beten nicht, weil wir zweifeln, sondern weil wir glauben. Ungläubig beten ist nicht geziemend für des Herrn Kinder. Nein, Herr, wir können nicht an dir zweifeln: wir sind überzeugt, dass jedes deiner Worte ein sicherer Grund für die kühnste Erwartung ist. Wir kommen zu dir und sprechen: „Tue, wie du gesagt hast“. Segne deines Knechtes Haus. Heile unsre Kranken; errette unsre Zaudernden; bringe die Verirrten zurück, kräftige die, welche in deiner Furcht leben. Herr, gib uns Nahrung und Kleidung nach deinem Wort. Fördere unsre Unternehmungen; insbesondere laß unsre Bemühungen gelingen, dein Evangelium in unsrer Nachbarschaft kund zu machen. Mache unsre Diener zu deinen Dienern, unsre Kinder zu deinen Kindern. Laß den Segen weiter strömen zu den künftigen Generationen, und so lange welche aus unsrem Geschlechte auf der Erde bleiben, mögen sie dir treu bleiben. O Herr Gott, „laß deines Knechtes Haus gesegnet werden.“

305

23. Oktober. 

“Licht ist gesäet für die Gerechten, und Freude für die aufrichtigen Herzen.“

Ps. 97,11.

 

Gerechtigkeit kostet dem oft viel, der auf alle Gefahr hin daran festhält, aber am Ende wird sie die Kosten einbringen und einen unendlichen Gewinn liefern. Ein heiliges Leben gleicht dem Säen des Samens: viel wird ausgeworfen und scheinbar ist es in dem Boden begraben, um nie wieder eingesammelt zu werden. Wir irren uns, wenn wir eine sofortige Ernte erwarten; aber der Irrtum ist sehr natürlich, denn es scheint unmöglich, Licht zu begraben. Doch das Licht wird „gesäet“, sagt der Text. Es liegt verborgen: Niemand kann es sehen, es ist gesäet. Wir sind ganz gewiss, dass es sich eines Tages offenbaren muss.

Völlig gewiss sind wir, dass der Herr eine Ernte bestimmt hat für die Säer des Lichtes und dass sie dieselbe einheimsen sollen, ein jeder für sich selbst. Dann wird ihre Freude kommen. Garben der Freude für Samen des Lichtes. Ihr Herz war aufrichtig vor dem Herrn, obwohl die Menschen dies nicht glauben wollten und sie sogar tadelten: sie waren gerecht, obwohl andre sie öffentlich zu großer Strenge beschuldigten. Sie hatten zu warten, wie der Ackersmann auf die köstlichen Früchte der Erde wartet: aber das Licht war für sie gesäet, und Freude war für sie bereitet von dem Herrn der Ernte. Mut, Brüder, wir brauchen nicht in Hast zu sein. Lasst uns „in Geduld unsre Seelen besitzen,“ denn bald sollen unsre Seelen Licht und Freude besitzen.

306

24. Oktober. 

„Und ich will dich wider dies Volk zur festen, ehernen Mauer machen: ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der Herr.“

Jer. 15,20.

 

Beständigkeit in der Furcht Gottes und im Glauben wird einen Mann gleich einer ehernen Mauer machen, die niemand niederschmettern oder zerbrechen kann. Nur der Herr kann solche machen; aber wir haben solche Männer nötig in der Kirche und in der Welt, jedoch besonders auf der Kanzel. Gegen Männer der Wahrheit, die keinen Vergleich wollen, streitet dies Zeitalter der Unechtheit mit aller Gewalt. Nichts scheint Satan und seinen Samen so zu ärgern wie Entschiedenheit. Sie greifen heilige Festigkeit an, wie die Assyrer befestigte Städte belagerten. Aber wir freuen uns, dass sie denen nichts anhaben können, die Gott stark in seiner Stärke gemacht hat. Umhergeworfen von jedem Wind der Lehre, brauchen andre nur angeweht zu werden, und weg sind sie; aber die, welche die Lehren der Gnade lieben, weil sie die Gnade der Lehren besitzen, stehen gleich Felsen inmitten des tobenden Meeres. Woher diese Beständigkeit? „Ich bin bei dir, spricht der Herr“: das ist die wahre Antwort. Jehovah will treue Seelen von allen Angriffen des Gegners erretten und befreien. Heere sind gegen uns, aber der Herr der Heerscharen ist mit uns. Wir wagen keinen Zollbreit zu rücken, denn der Herr selber hält uns an unsrem Platze, und da wollen wir auf ewig bleiben.

307 

25. Oktober. 

„Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit; so wird euch solches alles zufallen.“ 

Mt. 6,33.

 

Seht, wie die Bibel beginnt: „Am Anfang Gott (Anm.: Nach dem Englischen).“ Lasst euer Leben in derselben Weise beginnen. Trachtet mit eurer ganzen Seele zuerst und zuvörderst nach dem Reiche Gottes als dem Orte eures Bürgerrechtes, und nach seiner Gerechtigkeit als dem Stempel eures ganzen Lebens. Und das übrige wird von dem Herrn selber kommen, ohne dass ihr ängstlich darum sorget. Alles, was zum Leben und göttlichen Wandel nötig ist, „soll uns zufallen“. Was für eine Verheißung ist dies! Nahrung, Kleidung, Haus u. s. w. will Gott euch zufallen lassen, während ihr ihn suchet. Ihr sorgt für seine Sache, und er wird für die eure sorgen. Wenn ihr Papier und Bindfaden braucht, so bekommt ihr die zu, wenn ihr wichtigere Güter kauft; und ebenso soll uns alles, was wir an irdischen Dingen nötig haben, zugleich mit dem Reich Gottes in den Kauf gegeben werden. Wer ein Erbe des Reiches ist, soll nicht Hungers sterben; und wer seine Seele mit der Gerechtigkeit Gottes bekleidet, kann nicht von dem Herrn mit einem nackten Körper gelassen werden. Hinweg mit der nagenden Sorge, und richtet eure ganze Seele darauf, den Herrn zu suchen. Geldgier ist Armut, und Ängstlichkeit ist Elend! Vertrauen auf Gott ist ein Besitztum, und Ähnlichkeit mit Gott ist ein himmlisches Erbe. Herr, ich suche dich, laß dich von mir finden.

308

26. Oktober. 

„Um der Auserwählten willen werden die Tage verkürzet.“ 

Mt. 24,22.

 

Um seiner Auserwählten willen hält der Herr viele Gerichte ganz zurück und verkürzt andre. In großen Trübsalen würde das Feuer alle verzehren, wenn der Herr nicht aus Rücksicht für seine Erwählten die Flammen dämpfte. So erhält er, während er seine Erwählten um Jesu willen errettet, auch das Menschengeschlecht um seiner Erkorenen willen. Was für eine Ehre wird so den Heiligen angetan! Wie fleißig sollten sie ihren Einfluss bei ihrem Herrn benutzen! Er will ihre Gebete für Sünder hören und ihre Bemühungen um ihr Heil segnen. Er segnet die Gläubigen, damit sie denen, die im Unglauben sind, ein Segen sein möchten. Mancher Sünder lebt um der Gebete einer Mutter, eines Weibes oder einer Tochter willen, die der Herr in Gnaden ansieht. Haben wir die seltsame Macht reichlich gebraucht, welche der Herr uns anvertraut? Beten wir für unser Vaterland, für andre Länder und für unser Zeitalter? Stehen wir in Zeiten des Krieges, des Hungers und der Pestilenz als Fürbitter da mit dem Gebete, dass die Tage verkürzet werden mögen? Beklagen wir vor dem Herrn die Ausbrüche des Unglaubens, der falschen Lehre und der Zügellosigkeit, und flehen wir den Herrn Jesum an, die Herrschaft der Sünde zu verkürzen, dadurch, dass er sein eignes glorreiches Erscheinen beschleunigt? Lasst uns auf unsre Knie fallen und niemals ruhen, bis bessere Tage kommen.

309

27. Oktober. 

“Seine Knechte werden ihm dienen, und sehen sein Angesicht; und sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ 

Offb. 22,3.4.

 

Drei köstliche Segnungen werden unser im Lande der Herrlichkeit sein. „Seine Knechte werden ihm dienen.“ Keine andre Herren sollen uns bedrücken, kein andrer Dienst soll uns beschweren. Wir sollen Jesu allezeit, vollkommen, ohne Müdigkeit und ohne Irrtum dienen. Dies ist der Himmel für einen Heiligen: in allen Dingen dem Herrn Christo zu dienen und von ihm als sein Knecht anerkannt zu werden. „Und sie werden sehen sein Angesicht.“ Dies macht den Dienst wonnevoll; in der Tat, es ist der gegenwärtige Lohn des Dienstes. Wir sollen unsren Herrn kennen, denn wir sollen ihn sehen, wie er ist. Das Angesicht Jesu sehen, ist die größte Gunst, um die der treueste Knecht des Herrn bitten kann. Was konnte Mose mehr erbittert, als: „Laß mich dein Angesicht sehen!“? „Und sein Name wird an ihren Stirnen sein.“ Sie schauen ihren Herrn an, bis sein Name auf ihren Stirnen fotografiert ist. Sie sind von ihm anerkannt, und sie erkennen ihn an. Das geheime Zeichen der innerlichen Gnade entwickelt sich zum öffentlichen Handzeichen einer anerkannten Verbindung. O Herr, gib mir diese drei Dinge hier in ihrem Beginne, auf dass ich sie in ihrer Fülle in deiner eignen Wohnstätte der Seligkeit besitzen möge!

310

28. Oktober. 

„Und es soll ihnen vergeben sein, denn es ist eine Unwissenheit.“ 

4 Mose 15,25.

 

Um unsrer Unwissenheit willen nehmen wir unsre Sünden der Unwissenheit nicht völlig wahr. Doch mögen wir gewiss sein, dass ihrer viele sind, sowohl im Begehen als im Unterlassen. Wir können in aller Aufrichtigkeit meinen, Gott einen Dienst zu tun durch etwas, was er nie geboten hat und nie annehmen kann.

Der Herr kennt jedwede dieser Sünden der Unwissenheit. Dies mag uns wohl in Schrecken setzen, da er nach seiner Gerechtigkeit diese Übertretungen von unsrer Hand fordern wird; aber auf der andren Seite erspäht der Glaube einen Trost in dieser Tatsache, denn der Herr wird dahin sehen, dass die von uns nicht wahrgenommenen Flecken dennoch hinweggewaschen werden. Er sieht die Sünde, damit er aufhören möge, sie zu sehen, indem er sie hinter seinen Rücken wirft. Unser großer Trost ist, dass Jesus, der wahre Priester, eine Versöhnung dargebracht hat für die ganze Gemeinde der Kinder Israel. Diese Versöhnung sichert die Vergebung unbekannter Sünden. Sein teures Blut reinigt uns von aller Sünde. Ob unsre Augen sie gesehen und darüber geweint haben oder nicht, Gott hat sie gesehen, Christus hat sie versöhnt, der Geist bezeugt die Vergebung, und so haben wir einen dreifachen Frieden. O mein Vater, ich preise deine göttliche Kenntnis, die nicht nur meine Missetaten bemerkt, sondern auch eine Sühne versehen hat, die mich von ihrer Schuld befreit, sogar ehe ich weiß, dass ich schuldig bin.

311

29. Oktober. 

“Und ich will eine Scheidung setzen zwischen meinem und deinem Volk; morgen soll das Zeichen geschehen.“ 

2 Mose 8,23.

 

Pharao hat ein Volk, und der Herr hat ein Volk. Sie mögen zusammen wohnen, und es mag scheinen, dass es ihnen gleichmäßig ergeht, aber es ist eine Scheidung zwischen ihnen, und der Herr wird sie klar machen. Nicht für immer soll dasselbe Geschick sie alle treffen, sondern es soll ein großer Unterschied zwischen der Welt und dem erwählten Volke Jehovahs sein. Dies mag der Fall sein bei Gerichten, wo der Herr das Heiligtum seiner Heiligen wird. Es ist sehr sichtbar in der Bekehrung Gläubiger, wenn ihre Sünde hinweggetan wird, während Ungläubige unter der Verdammung bleiben. Von diesem Augenblick an werden jene eine unterschiedliche Rasse, kommen unter eine neue Zucht und genießen neue Segnungen. Ihre Häuser sind fortan frei von den lästigen Fliegenschwärmen, von welchen die Ägypter verunreinigt und gequält werden. Sie werden bewahrt vor der Befleckung der Lüfte. dem Biss der Sorge, der Fäulnis der Falschheit und der grausamen Qual des Hasses, wodurch viele Familien verzehrt werden. Sei versichert, angefochtener Gläubiger, obgleich du deine Leiden hast, bist du doch errettet von Schwärmen noch schlimmerer, welche die Häuser und Herzen der Diener des Fürsten dieser Welt plagen. Der Herr hat eine Scheidung gesetzt; siehe zu, dass du diese Scheidung aufrecht hältst in Geist, Ziel, Charakter und in deinem Umgang.

312

30. Oktober. 

„Und will rein Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet. Von aller eurer Unreinigkeit und von allen euren Götzen will ich euch reinigen.“ 

Hes. 36,25.

 

Was für eine außerordentliche Freude ist dies! Er, der uns mit dem Blute Jesu gereinigt hat, will uns mit dem Wasser des Heiligen Geistes reinigen. Gott hat es gesagt, und so muss es sein, „Ihr sollt rein sein.“ Herr, wir fühlen und betrauern unsre Unreinigkeit, und es ist ermutigend, durch deinen eignen Mund versichert zu werden, dass wir rein sein sollen. O, dass du dies schleunigst vollziehen möchtest! Er will uns von unsren schlimmsten Sünden befreien. Der Unglaube, der sich erhebt, die fleischlichen Lüste, welche wider die Seele streiten, die schändlichen Gedanken des Stolzes und die Eingebungen Satans, den heiligen Namen zu lästern – all dieses soll so hinweggetan werden, dass es nimmer wiederkehrt. Er will uns auch von all unsren Götzen, ob goldenen oder irdenen, reinigen. Unsre unreine Liebe und unsre übermäßige Liebe zu dem, was in sich selbst rein ist. Das, was wir vergöttert haben, soll entweder vor unsren Augen zerrissen werden, oder wir sollen davon losgerissen werden. Es ist Gott, der von dem spricht, was er selbst tun will. Deshalb ist dies Wort begründet und sicher und wir dürfen kühn das erwarten, was es uns verbürgt. Dies ist ein Bundessegen, und der Bund ist in allen Dingen wohl geordnet und sicher.

313

31. Oktober.

„Ich werde nicht sterben, sondern leben und des Herrn Werk verkündigen.“

Ps. 118,17.

 

Eine erwünschte Zusicherung dies! Sie war ohne Zweifel auf eine Verheißung gegründet, die innerlich dem Herzen des Psalmisten zugeflüstert ward, die er ergriff und sich ihrer erfreute. Bin ich in gleichem Fall wie David? Bin ich niedergedrückt, weil der Feind mich übermütig behandelt? Sind große Mengen gegen mich und wenige auf meiner Seite? Heißt der Unglaube mich niederliegen und in Verzweiflung sterben – ein besiegter, entehrter Mann? Beginnen meine Feinde mein Grab zu graben? Was denn? Soll ich den Einflüsterungen der Furcht folgen, den Kampf und damit alle Hoffnung aufgeben? Weit entfernt. Es ist noch Leben in mir! „Ich werde nicht sterben.“ Die Kraft wird wiederkehren und meine Schwäche wird schwinden. „Ich werde leben.“ Der Herr lebt und ich werde auch leben. Mein Mund soll wiederum aufgetan werden. „Ich werde das Werk Jehovahs verkünden.“ Ja, und ich werde von den gegenwärtigen Leiden sprechen als von einem andren Beispiel der wunderwirkenden Treue und Liebe des Herrn, meines Gottes. Die, welche mir gern Maß zu meinem Sarg nehmen möchten, täten besser, ein wenig zu warten; denn „der Herr züchtigt mich wohl, aber er gibt mich dem Tode nicht“. Ehre sei seinem Namen auf ewig! Ich bin unsterblich, bis mein Werk getan ist. Bis der Herr es will, kann kein Grabgewölbe sich über mir schließen.

314

1. November. 

„Getreu ist er, der euch rufet, welcher wird es auch tun.“ 

1 Thess. 5,24.

 

Was will er tun? Er will uns ganz heiligen. Seht den vorhergehenden Vers an. Er wird das Werk der Reinigung fortsetzen, bis wir vollkommen in jedem Teile sind. Er wird behalten „unsren Geist ganz, samt Seele und Leib, unsträflich auf die Zukunft unsres Herrn Jesu Christi“. Er wird uns nicht gestatten, aus der Gnade zu fallen, noch unter die Herrschaft der Sünde zu kommen. Was für große Gnaden sind dies! Wohl mögen wir den Geber solcher unaussprechlichen Gaben anbeten. Wer will dieses tun? Der Herr, welcher uns berufen hat aus der Finsternis zu seinem wunderbaren Licht, aus dem Tod in der Sünde zu dem ewigen Leben in Christo Jesu. Nur er kann dieses tun: solche Vollkommenheit und Bewahrung kann nur von dem Gott aller Gnade kommen. Warum will er es tun? Weil er „treu“ ist – treu seiner eignen Verheißung, welche die Errettung des Gläubigen verbürgt; treu seinem Sohne, dessen Lohn es ist, dass sein Volk ihm fehlerlos dargestellt werden soll; treu dem Werke, welches er durch unsre wirksame Berufung in uns angefangen hat. Es ist nicht ihre eigne Treue, sondern des Herrn Treue, auf welche die Heiligen bauen. Komm, meine Seele, hier ist ein großes Fest, um einen trüben Monat damit zu beginnen. Es mögen draußen Nebel sein, aber drinnen sollte Sonnenschein glänzen.

315

2. November. 

“Er wird kein Gutes mangeln lassen denen, die aufrichtig wandeln.“ 

Ps. 84,12.

 

Vieles Angenehme mag der Herr mangeln lassen, aber „kein Gutes“. Er ist der beste Richter über das, was gut für uns ist. Einige Dinge sind sicherlich gut, und diese können wir haben, wenn wir durch Jesum Christum, unsren Herrn, darum bitten. Heiligkeit ist etwas Gutes, und diese will er gern in uns wirken. Sieg über böse Neigungen, Heftigkeit des Temperaments und böse Gewohnheiten wird er willig verleihen, und wir sollten nicht ohne denselben bleiben. Volle Heilsgewissheit will er gewähren und nahe Gemeinschaft mit ihm selber, und Zugang zu aller Wahrheit und Kühnheit mit obsiegender Macht vor dem Gnadenthron. Wenn wir diese nicht haben, so ist es Mangel an Glauben zum Empfangen und nicht Mangel an Willigkeit Gottes zum Geben. Eine gelassene, eine himmlische Gemütsstimmung, große Geduld und inbrünstige Liebe – alles dies wird er dem heiligen Eifer geben. Aber beachtet wohl, dass wir „aufrichtig wandeln“ müssen. Es dürfen keine Nebenzwecke und keine krummen Wege da sein, keine Heuchelei und kein Betrug. Wenn wir unehrlich wandeln, kann Gott uns keine Gunst erzeigen, denn das würde eine Prämie für Sünde sein. Der Weg der Aufrichtigkeit ist der Weg himmlischen Reichtums – so großen Reichtums, dass er alles Gute einschließt. Was für eine Verheißung, die wir im Gebet geltend machen können! Lasst uns auf unsre Knie fallen.

316

3. November. 

„Die Weissagung wird ja noch erfüllt werden zu seiner Zeit, und wird endlich sprechen und nicht lügen. Ob sie aber verziehet, so harre ihrer; sie wird gewisslich kommen und nicht verziehen.“ 

Hab. 2,3.

 

Die Barmherzigkeit mag langsam scheinen, aber sie ist sicher. Der Herr hat in unfehlbarer Weisheit eine Zeit bestimmt für das Ausgehen seiner gnädigen Macht, und Gottes Zeit ist die beste Zeit. Wir haben Eile; die Weissagung von dem Segen erregt unsre Wünsche und beschleunigt unser Sehnen; aber der Herr bleibt bei seinen Bestimmungen. Er ist nie vor seiner Zeit; er ist nie hinter derselben zurück. Von dem Worte Gottes wird hier geredet als von etwas Lebendigem, das sprechen wird und kommen wird. Es ist niemals ein toter Buchstabe, wie wir in Versuchung sind zu glauben, wenn wir lange auf die Erfüllung desselben gewartet haben. Das lebendige Wort ist auf dem Wege von dem lebendigen Gott, und obwohl es zu zögern scheint, tut es dies doch nicht in Wirklichkeit. Gottes Bahnzug verspätet sich nicht. Es ist nur eine Sache der Geduld, und wir werden bald die Treue des Herrn sehen. Keine seiner Verheißungen soll unerfüllt bleiben, „sie wird nicht lügen“. Keine seiner Verheißungen soll sich in Stillschweigen verlieren; „sie soll sprechen.“ Was für Trost wird sie dem gläubigen Ohr zusprechen! Keine seiner Verheißungen wird es nötig haben, erneuert zu werden, wie ein Wechsel, der nicht an dem fälligen Tage bezahlt werden konnte – „sie wird nicht verziehen“. Komm, meine Seele, kannst du nicht auf deinen Gott harren? Ruhe in ihm und sei stille in Frieden.

317

4. November.

„Und er sprach: So spricht der Herr: Macht dieses Tal voll Graben. Denn so spricht der Herr: Ihr werdet keinen Wind noch Regen sehen; dennoch soll das Tal voll Wasser werden, dass ihr und euer Gesinde und euer Vieh trinket.“ 

2 Kön. 3,16.17.

 

Drei Heere waren nahe daran zu verdursten, und der Herr trat dazwischen. Obgleich er weder Wolke noch Regen sandte, versorgte er sie doch reichlich mit Wasser. Er ist nicht von den gewöhnlichen Methoden abhängig, sondern kann sein Volk durch neue Wege der Weisheit und der Macht überraschen. Auf diese Art sehen wir mehr von Gott, als ein gewöhnliches Verfahren uns offenbart haben könnte. Obgleich der Herr nicht für uns erscheint in der Weise, wie wir es erwarten oder wünschen oder voraussehen, will er dennoch in der einen oder andren Weise für uns sorgen. Es ist ein großer Segen für uns, über das Sehen auf die Mittelursachen hinausgehoben zu werden, so dass wir in das Angesicht der großen ersten Ursache schauen. Haben wir heute Gnade genug, Graben zu machen, in welche der göttliche Segen fließen kann? Ach! wir legen zu oft keinen wahren und praktischen Glauben an den Tag. Lasst uns heute nach Erhörungen von Gebeten aussehen. Wie das Kind, das zu einer Versammlung ging, wo um Regen gebetet werden sollte, einen Regenschirm mit sich nahm, so lasst uns wahrhaft und praktisch erwarten, dass der Herr uns segnen werde. Lasst uns das Tal voll Graben machen und erwarten, sie alle gefüllt zu sehen.

318

5. November. 

„Ich will nicht immerdar hadern und nicht ewiglich zürnen, denn der Geist würde vor mir dahinsinken, und die Seelen, die ich gemacht habe.“ 

Jes. 57,16.

 

Unser himmlischer Vater sucht unsre Unterweisung, nicht unsren Untergang. Sein Hadern mit uns hat eine freundliche Absicht. Er will nicht immer in Waffen gegen uns sein. Wir meinen, die Züchtigung des Herrn sei eine lange, aber das ist, weil unsre Geduld eine so kurze ist. Seine Barmherzigkeit währet ewiglich, aber nicht sein Hader. Die Nacht mag sich ermüdend lange hinziehen, aber endlich muss sie einem heitern Tage weichen. Wie das Hadern nur eine Zeitlang währt, so ist der Zorn, der es verursacht hat, nur auf einen kleinen Augenblick. Der Herr liebt seine Erwählten zu sehr, um immerdar zornig auf sie zu sein.

Wenn er immer mit uns handelte, wie er es zuweilen tut, so würden wir ganz ermatten und hoffnungslos zu den Pforten des Todes hinabsinken. Mut, liebes Herz! der Herr will bald sein Schelten enden. Trage es, denn der Herr will dich tragen und dich hindurch tragen. Er, der dich gemacht hat, weiß, wie schwach du bist, und wie wenig du tragen kannst. Er wird das sanft behandeln, was er so zart gemacht hat. Sei deshalb nicht bange, um der schmerzvollen Gegenwart willen, denn sie eilt zu einer glücklichen Zukunft. Er, der dich schlug, wird dich heilen; seinem kleinen Zorn sollen große Gnaden folgen.

319 

6. November. 

„Habe deine Lust an dem Herrn; der wird dir geben, was dein Herz wünschet.“

Ps. 37,4.

 

Lust an Gott hat eine umwandelnde Macht, und hebt den Menschen über die groben Wünsche der gefallenen Natur hinaus. Lust an Jehovah ist nicht nur süß an sich, sondern sie versüßet die ganze Seele, bis das Sehnen des Herzens solcher Gestalt wird, dass der Herr sicher verheißen kann, es zu erfüllen. Ist das nicht eine erhabene Lust, die unsre Wünsche formt, bis sie den Wünschen Gottes gleich sind? Unsre törichte Weise ist, zu wünschen und dann ans Werk zu gehen, um das zu erlangen, was wir wünschen. Wir gehen nicht zu Werke auf Gottes Weise, d. h. wir trachten nicht am ersten nach ihm und erwarten dann, dass uns „solches alles zufallen“ werde. Wenn wir unser Herz mit Gott erfüllen lassen wollen, bis es vor Freuden überfließt, dann will der Herr selbst Sorge tragen, dass uns kein Gutes mangeln soll. Anstatt nach der Freude weit umher zu suchen, lasst uns daheim bleiben mit Gott, und Wasser aus unsrer eignen Quelle trinken. Er kann viel mehr für uns tun, als alle unsre Freunde. Es ist besser, sich mit Gott allein zu begnügen, als umher zu gehen und nach den armseligen Kleinigkeiten der Zeit und der Sinne zu trachten und zu schmachten. Für eine Weile mögen wir Enttäuschungen haben, aber wenn diese uns näher zu dem Herrn bringen, sind sie etwas, was ungemein zu schätzen ist, denn sie werden uns zuletzt die Erfüllung aller unsrer rechten Wünsche sichern.

320

7. November. 

„Wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöhet werden.“ 

Lk. 18,14.

 

Es sollte uns nicht schwer fallen, uns zu demütigen, denn was haben wir, worauf wir stolz sein können? Wir sollten den niedrigsten Platz einnehmen, ohne dass uns das erst gesagt würde. Wenn wir vernünftig und ehrlich sind, so werden wir klein in unsren eignen Augen sein. Besonders sollten wir im Gebet zum Herrn bis zum Nichts zusammenschrumpfen. Da können wir nicht von Verdienst sprechen, denn wir haben keins; unsre eine und einzige Berufung muss die auf Barmherzigkeit sein: “Gott sei mir Sünder gnädig.“ Hier ist ein tröstliches Wort vom Throne. Wir sollen vom Herrn erhöhet werden, wenn wir uns demütigen. Für uns geht der Weg aufwärts bergab. Wenn wir des eignen Ichs entkleidet sind, dann sind wir mit Demut bekleidet, und dies ist die beste Tracht. Der Herr will uns erhöhen zum Frieden und zum Seelenglück; er will uns erhöhen zur Erkenntnis seines Wortes und zur Gemeinschaft mit ihm selber; er will uns erhöhen zur Freude an der gewissen Vergebung und Rechtfertigung. Der Herr verleiht denen Ehre, die sie zur Ehre des Gebers tragen können. Er gibt nützliches Wirken, gute Aufnahme bei Menschen und Einfluss denen, die nicht dadurch aufgeblasen werden, sondern erniedrigt durch ein Gefühl größerer Verantwortlichkeit. Weder Gott noch Menschen werden gern einen Mann erheben, der sich selbst erhebt, aber beide, Gott und gute Menschen, vereinen sich, bescheidenen Wert zu ehren. O Herr, erniedrige mich in mir selbst, damit ich in dir erhoben werde!

321 

8. November. 

„Meine Gnade ist genügend für dich: denn meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ 

2 Kor. 12,9.

 

Unsre Schwachheit sollte geschätzt werden, weil sie Raum für göttliche Kraft macht. Wir hätten vielleicht niemals die Macht der Gnade gekannt, wenn wir nicht die Schwachheit der Natur gefühlt hätten. Gelobet sei der Herr für den Pfahl im Fleisch und den Satansengel, wenn sie uns zu der Kraft Gottes treiben. 

Dies ist ein köstliches Wort von unsres Herrn eignen Lippen. Es hat den Schreiber dieses vor Freude lachen gemacht. Gottes Gnade genug für mich! Ich sollte denken, sie wäre es. Ist nicht der Himmel genug für den Vogel, und der Ozean genug für den Fisch? Der Allgenugsame ist genugsam für meine größten Bedürfnisse. Er, der genügend ist für Erde und Himmel, ist gewiss im Stande, für einen armen Wurm wie mich zu sorgen. Lasst uns denn auf unsren Gott und seine Gnade uns verlassen. Wenn er unsren Kummer nicht hinwegnimmt, so wird er uns instandsetzen, ihn zu tragen. Seine Kraft soll in uns eingegossen werden, bis der Wurm die Berge dreschen wird, und ein Nichts soll Sieger über alle Hohen und Mächtigen sein. Es ist besser für uns, Gottes Kraft zu haben, als unsre eigne; denn wenn wir tausendmal so stark wären, wie wir es sind, so würde es im Angesichte des Feindes auf nichts hinauslaufen; und wenn wir schwächer sein könnten, als wir sind, was kaum möglich ist, so vermöchten wir doch alles durch Jesum Christum.

322

9. November. 

„Und sollen erfahren, dass ich, der Herr, ihr Gott, bei ihnen bin und dass sie vom Hause Israel mein Volk seien, spricht der Herr Herr.“ 

Hes. 34,30.

 

Des Herrn eignes Volk sein, ist ein köstlicher Segen, aber wissen, dass wir es sind, ist ein tröstlicher Segen. Es ist eine Sache, zu hoffen, dass Gott mit uns ist, und eine andre Sache, zu wissen, dass er es ist. Der Glaube rettet uns, aber die Heilsgewissheit befriedigt uns. Wir nehmen Gott als unsren Gott an, wenn wir an ihn glauben, aber wir gelangen erst zur Freude in ihm, wenn wir wissen, dass er unser ist und dass wir sein sind. Kein Gläubiger sollte mit Hoffen und Vertrauen zufrieden sein, er sollte den Herrn bitten, ihn zur völligen Heilsgewissheit zu leiten, so dass gehoffte Dinge sich in sichere Dinge wandeln. Wenn wir der Bundessegnungen genießen und unsren Herrn Jesum für uns als „eine berühmte Pflanze“ erweckt sehen, dann kommen wir zu einer klaren Erkenntnis der Huld Gottes gegen uns. Nicht durch das Gesetz, sondern durch die Gnade lernen wir, dass wir des Herrn Volk sind. Lasst uns stets unsre Augen in der Richtung der freien Gnade wenden. Glaubensgewissheit kann nie durch Werke des Gesetzes kommen. Es ist eine evangelische Kraft und sie kann uns nur auf evangelischem Wege werden. Lasst uns in unser Inneres schauen. Lasst uns auf den Herrn allein blicken. In dem Maße, wie wir Jesum sehen, werden wir unser Heil sehen.

Herr, sende uns eine solche Flutzeit deiner Liebe, dass wir über allen Schlamm des Zweifels und der Furcht empor getragen werden!

323

10. November. 

„Er wird deinen Fuß nicht gleiten lassen.“

Ps. 121,3.

 

Wenn der Herr es nicht geschehen lassen will, können weder Menschen noch Teufel es bewerkstelligen. Wie sehr würden sie sich freuen, wenn sie uns zu einem schmachvollen Fall bringen, uns aus unsrer Stellung heraustreiben, uns begraben und aus dem Gedächtnis tilgen könnten! Sie könnten dies zu ihres Herzens Zufriedenheit tun, wäre nicht ein Hindernis, und nur eins: der Herr will es nicht geschehen lassen; und wenn er es nicht leidet, so werden wir es nicht erleiden. Der Lebensweg gleicht einer Alpenreise. Auf den Bergpfaden ist man beständig in Gefahr des Ausgleitens. Wenn der Weg hoch ist, wird der Kopf leicht schwindlig und dann gleiten die Füße bald: es sind Stellen da, die so glatt wie Glas sind, und andre, die durch lose Steine rau sind, und auf jeden von diesen ist ein Fall schwer zu vermeiden. Wer das ganze Leben hindurch im Stande gewesen ist, sich aufrecht zu halten und ohne Straucheln zu gehen, hat die besten Ursachen zur Dankbarkeit. Bei allen Fallgruben und Schlingen, schwachen Knien, müden Füßen und schlauen Feinden würde kein Kind Gottes eine Stunde lang fest stehen, wäre nicht die treue Liebe, die seinen Fuß nicht gleiten lassen will.

 

„Ob tausend Schlingen mich umgeben, 

Mich hält und hütet deine Hand, 

Und führen wird sie mich durchs Leben 

Und bringen in das sel’ge Land.“

324

11. November. 

„Denn die Sünde wird nicht herrschen können über euch; sintemal ihr nicht unter dem Gesetz seid, sondern unter der Gnade.“

Röm. 6,14.

 

Die Sünde wird herrschen, wenn sie kann: sie kann nicht zufriedengestellt werden mit irgend einem Platz unter dem Throne des Herzens. Wir fürchten zuweilen, dass sie uns überwinden wird, und dann rufen wir zum Herrn: „Laß kein Unrecht über mich herrschen.“ Dies ist seine tröstliche Antwort: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch.“ Sie mag euch angreifen und sogar verwunden; aber sie soll nie die Herrschaft über euch gewinnen. Wären wir unter dem Gesetz, so würde unsre Sünde Kraft sammeln und uns unter ihrer Macht halten; denn es ist die Strafe der Sünde, dass der Mensch unter die Macht der Sünde kommt. Da wir indes unter dem Gnadenbund sind, so sind wir gegen die Trennung von dem lebendigen Gott gesichert durch die gewisse Erklärung des Bundes. Gnade ist uns verheißen, durch die wir von unsren Irrwegen zurückgebracht, von unsren Unreinheiten gereinigt und befreit werden. Wir möchten vielleicht in Verzweiflung uns niederlegen und es zufrieden sein, „den Ägyptern zu dienen,“ wenn wir immer noch als Sklaven arbeiteten, um das ewige Leben zu erwerben; aber da wir des Herrn Freie sind, so fassen wir Mut, mit unsrer Verderbtheit und unsren Versuchungen zu kämpfen, versichert, dass die Sünde uns nie wieder unter ihre Gewalt bringen soll. Gott selbst gibt uns den Sieg durch unsren Herrn Jesum Christum, dem Ehre sei von Ewigkeit zu Ewigkeit. Amen.

325

12. November. 

“Mein Volk soll zufrieden sein mit meiner Güte, spricht der Herr.“ 

Jer. 31,14. 

 

Beachtet das „mein“, was zweimal vorkommt: „Mein Volk soll zufrieden sein mit meiner Güte.“ Die Art Leute, die mit Gott zufrieden sind, werden hier als Gottes Eigentum bezeichnet. Er hat an ihnen Gefallen, denn sie haben an ihm Gefallen. Sie nennen ihn ihren Gott und er nennt sie sein Volk; er ist es zufrieden, sie als sein Teil zu nehmen, und sie sind mit ihm als ihr Teil zufrieden. Es ist eine wechselseitige freudevolle Gemeinschaft zwischen dem Israel Gottes und dem Gott Israels. Diese Leute sind zufrieden. Das ist etwas Großes. Sehr wenige der Menschenkinder sind je zufrieden, ihr Los sei, was es wolle; sie haben den Rossegel hinuntergeschluckt, und der schreit beständig: „Gib! Gib!“ Nur geheiligte Seelen sind zufriedene Seelen. Gott selber muss uns sowohl bekehren als befriedigen. Es ist kein Wunder, dass des Herrn Volk mit der Güte seines Herrn zufrieden ist. Hier ist Güte ohne Beimischung, Freigebigkeit ohne Einschränkung, Barmherzigkeit ohne Hadern, Liebe ohne Wandel, Huld ohne Vorbehalt. Wenn Gottes Güte uns nicht befriedigt, was ist denn dazu im Stande? Wie! Seufzen wir immer noch? Gewiss, es ist ein unrechter Wunsch in unsrem Innern, wenn es einer ist, den Gottes Güte nicht zufriedenstellen kann. Herr, ich bin zufrieden. Gelobet sei dein Name!

326

13. November. 

„Siehe, der Hüter Israels schläft noch schlummert nicht.“ 

Ps. 121,4.

 

Jehovah ist „der Hüter Israels“. Keine Art der Bewusstlosigkeit überschleicht ihn je, weder der tiefere Schlummer, noch der leichtere Schlaf. Er unterlässt es nie, das Haus und das Herz seines Volkes zu bewachen. Dies ist für uns genügende Ursache, in vollkommenem Frieden zu ruhen. Alexander sagte, er schliefe, weil sein Freund Parmenio wache; viel mehr noch mögen wir schlafen, weil unser Gott unsre Wache ist. „Siehe“ steht hier, um unsre Aufmerksamkeit auf diese tröstliche Wahrheit zu lenken. Als Israel einen Stein zum Kopfkissen hatte, schlief er ein, aber sein Gott wachte und kam im Gesicht zu seinem Knecht. Wenn wir verteidigungslos daliegen, will Jehovah selber unser Haupt bedecken. Der Herr hütet sein Volk, wie ein reicher Mann seinen Schatz hütet, wie ein Befehlshaber eine Stadt mit einer Besatzung hütet, wie eine Schildwache ihren Herrscher bewacht. Niemand kann denen Schaden tun, die in solcher Hut sind. Lasst mich meine Seele in seine teuren Hände legen. Er vergisst uns niemals, hört niemals auf, tätig für uns zu sorgen, findet sich niemals außer Stande, uns zu bewachen. O mein Herr, behüte mich, damit ich mich nicht verirre und falle und umkomme. Halte mich, damit ich deine Gebote halte. Durch deine nie schlummernde Sorge verhüte, dass ich schlafe wie der Faule und umkomme wie die, welche den Schlaf des Todes schlafen.

327

14. November. 

„Was ihr bitten werdet in meinem Namen, das will ich tun.“ 

Joh. 14,14.

 

Welch eine umfassende Verheißung! Was! Ob groß oder klein, alle meine Bedürfnisse sind enthalten in diesem Wort „Was.“ Komm, meine Seele, fühle dich frei vor dem Gnadenthron und höre deinen Herrn zu dir sprechen: „Tue deinen Mund weit auf, laß mich ihn füllen.“ Welch eine weise Verheißung! Wir sollen immer im Namen Jesu bitten. Während dies uns ermutigt, ehrt es ihn. Das ist ein beständiger Rechtsgrund. Zuweilen ist jeder andre Rechtsgrund verdunkelt, besonders der, den wir von unsrem eignen Verhältnis zu Gott oder unsrer Erfahrung seiner Gnade hernehmen; aber zu solchen Zeiten ist der Name Jesus so mächtig am Throne wie je, und wir können ihn mit voller Zuversicht geltend machen. Welch eine lehrreiche Verheißung! Ich darf nicht um etwas bitten, wozu ich nicht Christi Hand und Siegel setzen kann. Ich darf nicht wagen, meines Herrn Namen bei einer selbstsüchtigen oder eigenwilligen Bitte zu gebrauchen. Ich muss meines Herrn Namen nur bei Gebeten brauchen, die er selber beten würde, wenn er in meinem Falle wäre. Es ist ein hohes Vorrecht, ermächtigt zu sein, im Namen Jesu zu bitten, als wenn Jesus selber bäte; aber unsre Liebe zu ihm wird uns nie erlauben, diesen Namen auf etwas zu setzen, worauf er ihn nicht gesetzt haben würde. Bitte ich um das, was Jesus billigt? Darf ich sein Siegel auf mein Gebet drücken? Dann habe ich das, was ich bei dem Vater nachsuche.

328

15. November. 

„Mein Gott wird erfüllen alle eure Notdurft, nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit, in Christo Jesu.“

Phil. 4,19.

 

Der Gott des Paulus ist unser Gott, und will all unsre Notdurft erfüllen. Paulus war dessen gewiss in betreff der Philipper, und wir sind dessen gewiss in betreff unsrer selbst. Gott will es tun, denn es sieht ihm gleich: er liebt uns, er freut sich uns zu segnen, und es wird ihn verherrlichen, wenn er es tut. Sein Mitleid, seine Macht, seine Liebe, seine Treue, alles wirkt zusammen, damit wir keinen Mangel leiden. Was für einen Maßstab legt der Herr an: „Nach seinem Reichtum in der Herrlichkeit in Christo Jesu.“ Der Reichtum seiner Gnade ist groß, aber was sollen wir sagen von dem Reichtum seiner Herrlichkeit? Sein „Reichtum in der Herrlichkeit in Christo Jesu“, wer kann den Wert desselben schätzen? Nach diesem unmessbaren Maße will Gott den unermesslichen Abgrund unsrer Notdurft füllen. Er macht den Herrn Jesum zum Behälter und zum Kanal seiner Fülle, und dann teilt er uns seinen Reichtum der Liebe in ihrer höchsten Form mit. Halleluja! Der Schreiber dieses weiß, was es heißt, in dem Werk des Herrn geprüft zu werden. Treue ist mit Zorn belohnt worden, und freigebige Helfer haben ihre Beiträge eingestellt; aber der, den sie zu unterdrücken suchten, ist keinen Pfennig ärmer deshalb gewesen, eher um so reicher; denn diese Verheißung hat sich als wahr erwiesen: “Mein Gott wird erfüllen alle eure Notdurft.“ Gottes Versorgung ist sicherer als die Bank von England.

329

16. November. 

“Denn aller Zeug, der wider dich zubereitet wird, dem soll es nicht gelingen; und alle Zunge, so sich wider dich setzt, sollst du im Gericht verdammen.“ 

Jes. 54,17. 

 

Es ist ein großes Gerassel in den Schmieden und Werkstätten der Feinde. Sie machen Waffen, um die Heiligen damit zu schlagen. Sie könnten nicht einmal dies tun, wenn der Herr der Heiligen es ihnen nicht erlaubte; denn er hat „den Schmied erschaffen, der die Kohlen im Feuer aufbläset.“ Aber seht, wie geschäftig sie arbeiten! Wie viele Schwerte und Speere sie verfertigen! Es macht nichts aus, denn auf der Klinge jeder Waffe sollt ihr die Inschrift lesen: „Es soll nicht gelingen.“ Aber jetzt horcht auf ein andres Geräusch: es ist der Streit der Zungen. Zungen sind schrecklichere Werkzeuge, als die, welche mit Hammer und Amboss gemacht werden können, und das Übel, was sie verursachen, schneidet tiefer und verbreitet sich weiter. Was wird jetzt aus uns werden? Verleumdung, Falschheit, Verdächtigung, Spott – dies sind vergiftete Pfeile; wie können wir ihnen entgegentreten? Der Herr Gott verheißt uns, dass, wenn wir sie nicht zum Schweigen bringen können, wir wenigstens nicht von ihnen zu Grunde gerichtet werden sollen. Sie verdammen uns für den Augenblick, aber wir sollen sie zuletzt und auf immer verdammen. Der Mund derer, die Lügen sprechen, soll verstopft werden, und ihre Falschheiten sollen für die Guten, die darunter gelitten haben, in Ehre verwandelt werden.

330

17. November. 

„Denn der Herr wird sein Volk nicht verstoßen, noch sein Erbe verlassen.“ 

Ps. 94,14.

 

Nein, du willst auch nicht einen von ihnen verstoßen. Der Mensch verstößt, aber Gott nicht, denn seine Wahl ist unveränderlich und seine Liebe ewigwährend. Niemand kann einen Menschen finden, den Gott verlassen hat, nachdem er sich ihm geoffenbart hatte. Diese große Wahrheit wird in dem Psalm ausgesprochen, um das Herz der Betrübten zu erheitern. Der Herr züchtigt die Seinen, aber er verlässt sie nie. Das Ergebnis des doppelten Werkes des Gesetzes und der Rute ist unsre Unterweisung, und die Frucht dieser Unterweisung ist eine Beruhigung des Geistes, eine Nüchternheit der Seele, aus der Friede kommt. Die Ungöttlichen bleiben sich selbst überlassen, bis die Grube gegraben ist, in die sie fallen und gefangen werden; aber die Gottesfürchtigen werden zur Schule gesandt, um für ihr herrliches künftiges Schicksal vorbereitet zu werden. Das Gericht wird wiederkehren (Anm.: Ps. 94,15 nach der engl. Übers.) und sein Werk an den Empörern vollenden, aber es wird ebenfalls wiederkehren, um die Aufrichtigen und Gottesfürchtigen zu rechtfertigen. Deshalb mögen wir die Rute der Züchtigung mit gelassener Unterwerfung tragen; sie bedeutet nicht Zorn, sondern Liebe.

 

„Gott liebet uns als Kinder, 

Doch stäupt er uns wie Sünder, 

Und tut so bitter weh, 

Schlägt Wunden über Wunden; 

Doch ist in solchen Stunden 

Er Freund und Vater mehr wie je.“

331

18. November. 

„Zu der Zeit wird der Herr beschirmen die Bürger zu Jerusalem; und wird geschehen, dass, welcher schwach sein wird unter ihnen zu der Zeit, der wird sein wie David; und das Haus Davids wird sein wie Gottes Haus, wie des Herrn Engel vor ihnen.“ 

Sach. 12,8.

 

Eine der besten Weisen des Herrn zur Verteidigung seines Volkes ist die, dass er es innerlich stark macht. Männer sind besser als Mauern, und der Glaube ist stärker als Burgen. Der Herr kann den Schwächsten unter uns nehmen und ihn wie David, den Vorkämpfer Israels, machen. Herr, tue dies mit mir! Geuß deine Kraft in mich ein, und fülle mich mit heiligem Mut, dass ich dem Riesen mit Schleuder und Stein im Vertrauen auf Gott gegenübertrete. Der Herr kann seine größten Kämpfer weit mächtiger machen als sie sind: David kann wie Gott sein, wie der Engel Jehovahs. Dies würde eine wunderbare Entwickelung sein, aber sie ist möglich, denn sonst würde nicht davon gesprochen werden. O Herr, tue das mit den besten unsrer Führer! Zeige uns, was du tun kannst – nämlich, deine treuen Diener zu einer Höhe der Gnade und Heiligkeit erheben, die ganz offenbar übernatürlich ist! Herr, wohne in deinen Heiligen, und sie werden wie Gott sein; lege deine Macht in sie hinein, und sie werden jenen „Lebendigen“ gleichen, die vor dem Angesicht Jehovahs weilen. Erfülle diese Verheißung an deiner ganzen Gemeinde in diesen unsren Tagen, um Jesu willen. Amen.

332

19. November. 

„Von diesem Tage an will ich Segen geben.“ 

Hag. 2,20.

 

Künftige Dinge sind vor uns verborgen. Aber hier ist ein Spiegel, in dem wir die ungebornen Jahre sehen können. Der Herr spricht: „Von diesem Tage an will ich Segen geben.“ Es ist der Mühe wert, den Tag zu beachten, auf den diese Verheißung sich bezieht. Es waren Missernten, Dürre und Brandkorn da gewesen, und alles um der Sünde des Volkes willen. Nun sah der Herr, dass diese Gezüchtigten anfingen, seinem Wort zu gehorchen und seinen Tempel zu bauen, und deshalb spricht er: „Von dem Tage, da der Tempel des Herrn gegründet ist, schauet darauf. Von diesem Tage an will ich Segen geben.“ Wenn wir in einer Sünde gelebt haben, und vom Heiligen Geist dahin geführt werden, uns von derselben zu reinigen, so mögen wir auf den Segen des Herrn rechnen. Sein Wohlgefallen, sein Geist, seine Gnade, die vollere Offenbarung seiner Wahrheit, dies alles wird sich als ein größerer Segen für uns erweisen. Wir mögen stärkeren Widerstand von Menschen erfahren um unsrer Treue willen, aber wir sollen emporsteigen zu näherem Verkehr mit dem Herrn, unsrem Gott, und zu einer klareren Gewissheit, dass wir von ihm angenommen sind. Herr, ich bin entschlossen, dir treuer zu sein und genauer in meiner Nachfolge deiner Lehren und Vorschriften; und ich bitte dich deshalb, durch Jesum Christum den Segen meines täglichen Lebens hinfort und auf immer zu vermehren.

333

20. November. 

„Denn er sättigt die sehnende Seele und füllet die hungrige Seele mit Gutem.“

Ps. 107,9.

 

Es ist gut, Sehnsucht zu haben, und je inniger sie ist, desto besser. Der Herr will das Sehnen der Seele sättigen, wie groß und alles andre überwiegend es auch sei. Lasst uns viel Sehnsucht haben, denn Gott will viel geben. Wir sind nie in einem rechten Seelenzustand, wenn wir mit uns selber zufrieden und frei von Sehnsucht sind. Das Verlangen nach mehr Gnade und das unaussprechliche Seufzen sind die Schmerzen des Wachstums, und wir sollten wünschen, sie immer mehr zu fühlen. Heiliger Geist, mache uns seufzen und schreien nach besseren Dingen und noch mehr von den besten Dingen! Hunger ist eine keineswegs angenehme Empfindung. Doch selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit. Solche Menschen sollen nicht nur ihren Hunger mit ein wenig Speise gelindert haben, sondern sie sollen gefüllt werden. Sie sollen nicht mit irgend welch groben Nahrungsmitteln gefüllt werden, sondern ihre Speise wird ihres guten Herrn würdig sein, denn sie sollen von Jehovah selber mit Gutem gefüllt werden. Kommt, lasst uns nicht sorgen, weil wir schmachten und hungern, sondern lasst uns die Stimme des Psalmisten hören, wie auch er sich sehnt und hungert, Gott erhoben zu sehen. „O, dass die Menschen den Herrn preisen wollten für seine Güte und für seine Wunder, die er an den Menschenkindern tut.“

334

21. November. 

Blicket auf mich, so werdet ihr errettet, all ihr Enden der Erde; denn ich bin Gott, und keiner mehr.“ 

Jes. 45,22.

 

Dies ist eine Verheißung der Verheißungen. Sie liegt unsrem geistlichen Leben zu Grunde. Die Errettung kommt durch einen Blick auf ihn, der „ein gerechter Gott und Heiland“ ist. Wie einfach ist die Anweisung! „Blicket auf mich.“ Wie sehr der Vernunft angemessen ist die Forderung! Gewiss, das Geschöpf sollte auf den Schöpfer blicken. Wir haben lange genug anders wohin geblickt, es ist Zeit, dass wir allein auf ihn blicken, der uns zur Erwartung auffordert und verheißt, uns sein Heil zu geben. Nur ein Blick! Wollen wir nicht sogleich blicken? Wir sollen nichts in uns selber bringen, sondern nach außen und nach oben blicken, nach unsrem Herrn auf seinem Throne, zu dem er vom Kreuze hinauf gegangen ist. Ein Blick erfordert keine Vorbereitung, keine gewaltsame Anstrengung: es ist weder Witz noch Weisheit, weder Reichtum noch Kraft dazu nötig. Alles, des wir bedürfen, ist in dem Herrn, unsrem Gott, und wenn wir alles von ihm erwarten, soll dies alles unser sein, und wir sollen errettet werden. Kommt, ihr Fernstehenden, blickt hierher! Ihr Enden der Erde, wendet eure Augen nach dieser Seite! Wie von den entferntesten Gegenden die Menschen die Sonne sehen und sich ihrer erfreuen können, so könnt ihr, die ihr am Rande des Todes, gerade vor den Pforten der Hölle lieget, durch einen Blick das Licht Gottes empfangen, das Leben des Himmels, die Errettung des Herrn Jesu Christi, welcher Gott ist, und deshalb zu erretten vermag.

335

22. November. 

„Zu derselbigen Zeit und in denselbigen Tagen wird man die Missetat Israels suchen, spricht der Herr, aber es wird keine da sein; und die Sünde Juda, aber es wird keine gefunden werden; denn ich will sie vergeben denen, so ich überbleiben lasse.“

Jer. 50,20.

 

Ein herrliches Wort in der Tat! Was für eine vollkommene Vergebung ist hier den sündigen Völkern Israel und Juda verheißen! Die Sünde soll so hinweggenommen werden, dass sie nicht gefunden werden kann, so ausgetilgt, dass keine da sein wird. Ehre sei dem Gott der Vergebung! Satan sucht Sünden aus, deren er uns anklagen kann, unsre Feinde suchen sie, um uns dafür zu tadeln, und unser eignes Gewissen sucht sie sogar mit einem krankhaften Eifer. Aber wenn der Herr das teure Blut Jesu darauf legt, so fürchten wir keine Form des Nachsuchens, denn „es wird keine da sein“, „es wird keine gefunden werden.“ Der Herr hat die Sünden seines Volkes aufhören lassen zu sein: er hat dem Übertreten ein Ende gemacht und die Sünde zugesiegelt. Das Opfer Jesu hat unsre Sünde in die Tiefe des Meeres geworfen. Dies macht uns vor Freuden „tanzen.“ Der Grund für diese Austilgung der Sünde liegt darin, dass Jehovah seinen Erwählten vergibt. Sein Gnadenwort ist nicht nur königlich, sondern göttlich. Er spricht die Absolution, und wir sind absolviert. Er nimmt die Sühne an, und von der Stunde an sind die Seinen über alle Furcht der Verdammung hinaus. Gelobet sei der Name des sünde-vernichtenden Gottes! 

336

23. November. 

„Er, der Herr, dein Gott, wird diese Völker ausrotten vor dir, einzeln nacheinander.“ 

5 Mose 7,22.

 

Wir sollen nicht erwarten, Siege für den Herrn Jesum mit einem einzigen Streiche zu gewinnen. Böse Grundsätze und Gewohnheiten sterben schwer. An manchen Orten gehört jahrelange Arbeit dazu, um auch nur eins der vielen Laster auszurotten, welche die Einwohner beflecken. Wir müssen den Krieg mit all unsrer Macht fortsetzen, selbst wenn wir nur wenig offenbaren Erfolg sehen dürfen. Unser Geschäft in dieser Welt ist, sie für Jesum zu erobern. Wir sollen keine Vergleiche schließen, sondern Übel ausrotten. Wir sollen nicht Beliebtheit suchen, sondern unaufhörlichen Krieg mit dem Bösen führen. Unglaube, Papsttum, Trunksucht, Unreinigkeit, Bedrückung, Weltlichkeit, Irrtum; diese alle sind „auszurotten“. Der Herr unser Gott kann allein dies vollbringen. Er wirkt durch seine treuen Diener; und gelobt sei sein Name, er verheißt, dass er so wirken will. „Jehovah, dein Gott, wird diese Völker ausrotten vor dir.“ Dies will er allmählich tun, auf dass wir Beharrlichkeit lernen, im Glauben wachsen, ernstlich wachen und fleischliche Sicherheit meiden. Lasst uns Gott danken für ein wenig Erfolg und um mehr beten. Lasst uns nie das Schwert in die Scheide stecken, bis das ganze Land für Jesum gewonnen ist. Mut, mein Herz! Gehe bei kleinem weiter, denn vieles Kleine wird zuletzt ein großes Ganze machen.

 

337

24. November. 

“Er wird nicht immerdar hadern, noch ewiglich Zorn halten.“ 

Ps. 103,9.

 

Er wird zuweilen hadern, sonst würde er kein weiser Vater sein für solche arme, irrende Kinder, wie wir es sind. Sein Hadern ist sehr schmerzlich für die, welche wahrhaft sind, weil sie fühlen, wie sehr sie es verdienen, und wie unrecht es von ihnen ist, ihn zu betrüben. Wir wissen, was dieses Hadern bedeutet, und wir beugen uns vor dem Herrn und trauern darüber, dass wir ihm Anlass geben, mit uns zu zürnen. Aber was für einen Trost finden wir in diesen Zeilen! „Nicht immerdar“ will er hadern. Wenn wir Buße tun und uns zu ihm wenden mit einem Herzen, das gebrochen ist um der Sünde willen und ihr entsagt hat, wird er sofort freundlich gegen uns sein. Es ist ihm kein Vergnügen, denen, die er von ganzem Herzen liebt, ein strenges Antlitz zu zeigen: es ist seine Freude, wenn unsre Freude voll ist. Kommt, lasst uns sein Angesicht suchen. Es ist kein Grund da zum Verzweifeln, nicht einmal zum Verzagen. Lasst uns einen hadernden Gott lieben, und nicht lange, so werden wir singen: „Dein Zorn hat sich gewendet, und du tröstest mich.“ Hebt euch hinweg, ihr düstern Ahnungen, ihr Raben der Seele! Kommt herein, ihr demütigen Hoffnungen und dankbaren Erinnerungen, ihr Tauben des Herzens! Er, der uns längst als Richter begnadigt hat, will uns wiederum als Vater vergeben, und wir sollen uns in seiner süßen, unveränderlichen Liebe freuen.

338

25. November.

„Wer bist du, du großer Berg, der doch vor Serubabel eine Ebene sein muss? Und er soll aufführen den ersten Stein, dass man rufen wird: Glück zu! Glück zu!“ 

Sach. 4,7.

 

Zu dieser Stunde mag ein Berg der Schwierigkeit, der Traurigkeit oder der Not in unsrem Wege stehen, und die natürliche Vernunft sieht keinen Pfad über ihn oder durch ihn oder um ihn herum. Lasst den Glauben hereinkommen, und sogleich verschwindet der Berg und wird eine Ebene. Aber der Glaube muss erst das Wort des Herrn hören: „Es soll nicht durch Heer oder Kraft, sondern durch meinen Geist geschehen, spricht der Herr Zebaoth.“ Diese große Wahrheit ist eine Hauptnotwendigkeit, um den unübersteiglichen Leiden des Lebens entgegen treten zu können. Ich sehe, dass ich nichts tun kann, und dass alles Vertrauen auf Menschen Eitelkeit ist. „Nicht durch Kraft.“ Ich sehe, dass ich mich auf keine sichtbaren Mittel verlassen kann, sondern dass die Macht in dem unsichtbaren Geiste ist. Gott allein muss wirken, und Menschen und Mittel müssen für nichts erachtet werden. Wenn es so ist, dass der allmächtige Gott die Angelegenheiten seines Volkes in die Hand nimmt, dann sind große Berge nichts. Er kann Welten bewegen, wie Knaben Bälle werfen oder sie mit dem Fuße stoßen. Diese Macht kann er mir leihen. Wenn der Herr mich eine Alpe bewegen heißt, so kann ich es durch seinen Namen tun. Es mag ein großer Berg sein, aber selbst vor meiner Schwachheit soll er eine Ebene werden; denn der Herr hat es gesagt. Was kann ich fürchten mit Gott auf meiner Seite?

339

26. November.

„Und der Herr wird König sein über alle Lande. Zu der Zeit wird der Herr nur Einer sein, und sein Name nur Einer.“ 

Sach. 14,9.

 

Selige Aussicht! Dies ist nicht der Traum eines Schwärmers, sondern der Ausspruch des unfehlbaren Wortes. Alle Völker sollen Jehovah kennen, und jede Menschenrasse soll seine gnädige Herrschaft anerkennen. Heutzutage ist es noch weit davon entfernt. Wo beugen sich Menschen vor dem großen Könige? Wieviel Empörung gibt es! Wie „viele Götter und viele Herren“ sind auf Erden! Welche Verschiedenheit der Vorstellungen von ihm und seinem Evangelium sind sogar unter denen, die sich Christen nennen! Eines Tages soll Ein König sein, Ein Jehovah und Ein Name für den lebendigen Gott. O Herr, beschleunige die Zeit! Wir rufen täglich: Dein Reich komme. Wir wollen nicht die Frage erörtern, wann dies sein wird, damit wir nicht den Trost der Gewissheit verlieren, dass es sein wird. So gewiss der Heilige Geist durch seine Propheten sprach, so gewiss soll die ganze Erde voll der Herrlichkeit des Herrn werden. Jesus starb nicht vergeblich. Des Vaters ewige Ratschlüsse sollen nicht vereitelt werden. Hier, wo Satan triumphierte, soll Jesus gekrönt werden und Gott der Herr, der Allmächtige, soll herrschen. Lasst uns unsren Weg zu unsrem täglichen Werke und Kampfe gehen, stark gemacht im Glauben. 

340

27. November. 

„Er sprach: Meine Gegenwart soll mit dir gehen, und ich will dir Ruhe geben.“ 

2 Mose 33,14.

 

Köstliche Verheißung! Herr, mache mich fähig, sie mir als mein Eigentum zuzueignen! Wir müssen zu gewissen Zeiten von unsrem Wohnplatz weggehen, denn wir haben hier keine bleibende Stätte. Es geschieht oft, dass wir, wenn wir uns am meisten heimisch an einem Ort fühlen, plötzlich hinweg gerufen werden. Hier ist das Gegenmittel für dieses Übel. Der Herr selber will uns Gesellschaft leisten. Seine Gegenwart, die seine Huld, seine Gemeinschaft, seine Sorgfalt und seine Macht einschließt, soll immer mit uns sein auf jedem unsrer Gänge. Dies bedeutet weit mehr als es sagt; denn tatsächlich bedeutet es alles. Wenn Gott bei uns gegenwärtig ist, sind wir im Besitz von Himmel und Erde. Geh’ mit mir, Herr, und dann befiehl mir zu gehen, wohin du willst! Aber wir hoffen, einen Ort der Ruhe zu finden. Der Text verheißt es. Wir sollen Ruhe haben, die Gott selber gibt, schafft und bewahrt. Seine Gegenwart wird machen, dass wir ruhen, selbst wenn wir auf dem Marsche sind, ja, sogar inmitten der Schlacht. Ruhe! Dreimal gesegnetes Wort. Kann sie je von Sterblichen genossen werden? Ja, hier ist die Verheißung, und durch den Glauben berufen wir uns darauf. Ruhe kommt von dem Tröster, von dem Friedensfürsten und von dem glorreichen Vater, der am siebenten Tage von all seinen Werken ruhete. Mit Gott sein, das heißt ruhen im höchsten Sinne des Wortes.

341

28. November.

“Der Herr wird gebieten dem Segen, dass er mit dir sei in deinem Keller und in allem, daran du deine Hand legst.“ 

5 Mose 28,8.

 

Wenn wir dem Herrn, unsrem Gott, gehorchen, so will er das segnen, was er uns gibt. Reichtum ist kein Fluch, wenn von dem Herrn gesegnet. Wenn die Menschen mehr haben, als sie für ihre augenblickliche Notdurft gebrauchen, und beginnen, es in Vorratskammern zu verwahren, so folgt der Brand des Geizes oder der Meltau der Hartherzigkeit leicht solcher Aufhäufung; aber es ist nicht so, wenn Gottes Segen dabei ist. Die Klugheit ordnet dann das Sparen, die Freigebigkeit leitet das Spenden, die Dankbarkeit treibt zum Geben für des Herrn Sache und das Lob Gottes versüßt den Genuss. Es ist ein großes Gut, Gottes Segen in der Geldkiste und in der Bankrechnung zu haben. Was für eine Gunst wird uns in dem letzten Satze zu teil! „Der Herr wird dich segnen in allem, daran du deine Hand legst.“ Wir möchten nicht unsre Hand an etwas legen, auf das wir nicht Gottes Segen herabrufen dürften, und ebenso wenig möchten wir ohne Gebet und Glauben daran gehen. Aber was für ein Vorrecht, bei jedem Unternehmen des Herrn Hilfe erwarten zu dürfen! Manche reden von „Glück haben“: Der Segen des Herrn ist besser als Glück. Die Gönnerschaft der Großen ist soweit recht gut: aber des Herrn Segen ist unendlich mehr als alle Frucht des Talentes, des Genies oder des Taktes.

342

29. November.

„Wer glaubet, der soll nicht eilen.“ 

Jes. 28,16.

 

Er soll eilen, des Herrn Gebote zu halten, aber er soll nicht eilen in einem ungeduldigen oder ungehörigen Sinne. Er soll nicht eilen wegzulaufen, denn er wird nicht von der Furcht, die einen panischen Schrecken verursacht, übermannt werden. Wenn andre hierhin und dorthin fliehen als wenn sie von Sinnen wären, soll der Gläubige ruhig, gelassen und überlegend sein, und deshalb fähig, in der Stunde der Prüfung weislich zu handeln. Er soll nicht eilen in seinen Erwartungen, indem er sein Gutes sogleich und auf der Stelle begehrt, sondern er wird Gottes Zeit abwarten. Einige sind in verzweifelter Hast, den Sperling in der Hand zu haben; denn sie betrachten des Herrn Verheißung als einen Sperling auf dem Dache, den sie wahrscheinlich nicht erlangen werden. Gläubige wissen zu warten. Er soll nicht eilen, indem er rasch zu unrechten oder zweifelhaften Maßregeln greift. Der Unglaube muss etwas tun, und wirkt so zum eignen Verderben; aber der Glaube übereilt sich nicht und ist deshalb nicht gezwungen voll Trauer den Weg zurückzugehen den er unbesonnen verfolgte.

Wie ist es mit mir? Glaube ich und bleibe ich deshalb bei des Gläubigen Schritt, dem Wandeln mit Gott? Stille, du unruhige Seele! O, ruhe in dem Herrn und harre geduldig auf ihn! Herz, siehe zu, dass du dieses sogleich tust!

343 

30. November. 

„Der Herr aber, der selbst vor dir hergehet, der wird mit dir sein, und wird die Hand nicht abtun, noch dich verlassen. Fürchte dich nicht und erschrick nicht.“ 

5 Mose 31,8.

 

Wenn ein großes Werk oder ein großer Kampf vor uns liegt, so ist dies ein Spruch, der uns helfen sollte, unsre Rüstung anzulegen. Wenn Jehovah selbst vor uns hergehet, so muss es sicher sein zu folgen. Wer kann unser Fortschreiten hindern, wenn der Herr selber in der Vorhut ist? Kommt, ihr Mitkämpfer, lasst uns rasch vorrücken! Warum zaudern wir, zum Siege zu schreiten? Der Herr ist indes nicht nur vor uns; er ist mit uns. Über, unter, um uns, in uns ist der Allmächtige, Allgegenwärtige. Allezeit, bis zur Ewigkeit hin, will er mit uns sein, wie er mit uns gewesen ist. Wie sollte dies unsren Arm stählen! Schlagt kühn darein, ihr Streiter des Kreuzes, denn der Herr der Heerscharen ist mit uns! Da er vor uns und mit uns ist, will er niemals seine Hilfe zurückziehen. Seine Hand kann an sich nicht ermatten, und er wird sie auch von uns nicht abtun. Er will fortfahren uns zu helfen, wie wir es bedürfen, bis zum Ende. Wie er die Hand nicht von uns abtun will, so will er uns auch nicht verlassen. Er wird stets sowohl fähig wie willig sein, uns Kraft und Beistand zu verleihen, bis die Tage des Kampfes vorüber sind. Lasst uns nicht uns fürchten und nicht erschrecken; denn der Herr Zebaoth will zur Schlacht mit uns ausziehen, will die Hitze des Gefechts tragen und uns den Sieg geben.

344

1. Dezember. 

„Wer aufrichtig wandelt, der wandelt sicher.“ 

Spr. 10,9.

 

Sein Wandel mag langsam sein, aber er ist sicher. Wer eilet reich zu werden, wird nicht unschuldig noch sicher sein; aber stetes Beharren in der Lauterkeit wird, wenn es keine Reichtümer bringt, gewisslich Frieden bringen. Bei dem Tun dessen was recht und gerecht ist, gleichen wir einem, der auf einem Felsen geht, denn wir haben die Zuversicht, dass jeder Schritt, den wir machen auf solidem und festem Grunde ist. Andrerseits muss der größte Erfolg, den zweifelhafte Handlungen haben, immer hohl und betrüglich sein, und der Mann der ihn erreicht hat, muss immer fürchten, dass ein Tag der Rechenschaft kommen wird, und dann wird sein Gewinn ihn verdammen. Lasst uns bei der Wahrheit und der Gerechtigkeit bleiben. Durch Gottes Gnade lasst uns unsren Herrn und Meister nachahmen, in dessen Mund kein Betrug erfunden ward. Lasst uns nicht fürchten, arm zu sein oder mit Verachtung behandelt zu werden. Niemals, unter keiner Bedingung, lasst uns etwas tun, was unser Gewissen nicht rechtfertigen kann. Wenn wir den inneren Frieden verlieren, so verlieren wir mehr, als ein Vermögen erkaufen kann. Wenn wir auf dem Wege des Herrn bleiben und niemals gegen unser Gewissen sündigen, so ist unser Weg gesichert gegen alle, die da kommen. Wer ist, der uns schaden könnte, wenn wir dem folgen, was gut ist? Wir mögen von Narren für Narren gehalten werden, wenn wir fest in unsrer Lauterkeit sind; aber an dem Orte, wo das Gericht unfehlbar ist, werden wir Billigung finden.

345 

2. Dezember. 

„Ich habe den Herrn mir allezeit vor Augen gestellt: weil er mir zur Rechten ist, darum werde ich nicht bewegt werden.“ 

Ps. 16,8.

 

Dies ist die Weise, wie wir leben sollten. Wenn Gott allezeit vor unsren Augen ist, werden wir die edelste Gesellschaft, das heiligste Beispiel, den süßesten Trost und den mächtigsten Einfluss haben. Dies muss eine entschlossene Tat der Seele sein: „Ich habe gestellt,“ und muss aufrecht gehalten werden als etwas Festes und Beständiges. Immer ein Auge auf des Herrn Auge haben, und ein Ohr für des Herrn Stimme – dies ist die rechte Stellung für den Gottesfürchtigen. Sein Gott ist ihm nahe, erfüllt den Horizont seines Gesichtes, leitet den Weg seines Lebens und bildet den Gegenstand seiner Betrachtungen. Was für Eitelkeiten würden wir vermeiden, was für Sünden würden wir besiegen, was für Tugenden würden wir beweisen, was für Freuden würden wir empfinden, wenn wir in der Tat den Herrn uns allezeit vor Augen stellten! Warum nicht? Dies ist die Weise, wie wir sicher sein können. Wenn der Herr immer in unsrer Seele ist, so kommen wir dahin, Sicherheit und Gewissheit zu fühlen, weil er so nahe ist. Er ist zu unsrer Rechten, um uns zu führen und zu helfen; und deshalb werden wir nicht bewegt, weder durch Furcht, noch durch Gewalt, oder Betrug, oder Wankelmut. Wenn Gott zur Rechten eines Mannes steht, so wird der Mann selber sicherlich fest stehen. Kommt heran denn, ihr Feinde der Wahrheit! Dringt auf mich ein, wie ein wütender Sturm, wenn ihr wollt. Gott hält mich aufrecht. Gott bleibt bei mir. Wen soll ich fürchten? 

346

3. Dezember. 

„Ich will einen Bund des Friedens mit ihnen machen, und alle bösen Tiere aus dem Lande ausrotten, dass sie sicher wohnen sollen in der Wüste, und in den Wäldern schlafen.“

Hes. 34,25.

 

Es ist die Höhe der Gnade, dass Jehovah im Bunde mit dem Menschen, einem schwachen, sündigen und sterbenden Geschöpf, ist. Doch hat der Herr feierlich einen Vertrag mit uns geschlossen, und diesem Bunde will er nie untreu werden. Kraft dieses Bundes sind wir sicher. Wie Löwen und Wölfe von den Hirten hinweg getrieben werden, so sollen alle schädlichen Einflüsse fortgescheucht werden. Der Herr will uns Ruhe vor den Störern und Zerstörern geben; die bösen Tiere sollen aus dem Lande ausgerottet werden. O Herr, erfülle diese deine Verheißung eben jetzt. Des Herrn Volk soll sich der Sicherheit erfreuen an Plätzen der größten Gefahr: Wüsten und Wälder sollen wie Weiden und Hürden für die Herde Christi sein. Wenn der Herr uns nicht einen besseren Platz gibt, so wird er uns um so besser an dem Platze machen. Die Wüste ist kein Platz zum Wohnen, aber der Herr kann sie dazu machen; in den Wäldern fühlt man sich eher zum Wachen als zum Schlafen verpflichtet, und doch gibt der Herr seinen Freunden selbst dort Schlaf. Nichts von außen oder von innen sollte dem Kinde Gottes Furcht verursachen. Durch den Glauben können die Wüsten die Vorstädte des Himmels werden und die Wälder die Vorhalle der Herrlichkeit.

347

4. Dezember. 

„Er wird dich mit seinen Fittichen decken, und deine Zuversicht wird sein unter seinen Flügeln; seine Wahrheit ist Schirm und Schild.“ 

Ps. 91,4.

 

Ein herablassendes Gleichnis in der Tat! Gerade wie eine Henne ihre Brut beschützt und ihr gestattet, unter ihren Flügeln zu nisteln, so will der Herr sein Volk verteidigen und ihm erlauben, sich in ihm zu verbergen. Haben wir nicht die kleinen Küchlein unter den Federn ihrer Mutter hervorgucken sehen? Haben wir nicht ihren schwachen Schrei zufriedener Freude gehört? So lasst uns Schutz suchen in unsrem Gott und überreichlichen Frieden empfinden in dem Bewusstsein, dass er uns bewacht. So lange der Herr uns bedeckt, trauen wir. Es würde seltsam sein, wenn wir es nicht täten. Wie können wir misstrauen, wenn Jehovah selbst Haus und Heim, Zuflucht und Ruhe für uns wird? Dies getan, gehen wir aus, in seinem Namen zu kämpfen, und erfreuen uns derselben wachsamen Obhut. Wir brauchen Schirm und Schild, und wenn wir unbedingt Gott vertrauen, so wie das Küchlein der Henne vertraut, finden wir, dass seine Wahrheit uns von Kopf bis zu Fuß wappnet. Der Herr kann nicht lügen; er muss seinem Volke treu sein; seine Verheißung muss feststehen. Diese sichere Wahrheit ist der einzige Schild, den wir brauchen. Hinter ihm trotzen wir den feurigen Pfeilen des Feindes. Komm, meine Seele, birg dich unter diesen großen Flügeln, verliere dich unter diesen weichen Fittichen! Wie glücklich bist du!

348

5. Dezember. 

„Der wird in der Höhe wohnen, und Felsen werden seine Feste und Schutz sein.

Sein Brot wird ihm gegeben, sein Wasser hat er gewiss.“ 

Jes. 33,16.

 

Der, dem Gott die Gnade gegeben, ein tadelloses Leben zu führen, wohnt in vollkommener Sicherheit. Er wohnt in der Höhe, über der Welt, außerhalb der Schussweite des Feindes und nahe beim Himmel. Er hat hohe Ziele und Beweggründe und findet hohe Tröstungen und Gesellschaft. Er frohlocket über die Berge der ewigen Liebe, in denen er seine Wohnung hat. Er ist beschützt durch eine Feste von erstaunlich großen Felsen. Das Festeste im Weltall sind die Verheißungen und Ratschlüsse des unwandelbaren Gottes, und diese sind der Schutz des gehorsamen Gläubigen. Versorgt ist er durch die große Verheißung: „Sein Brot wird ihm gegeben“. Wie der Feind nicht die Burg erklimmen kann, noch den Wall niederbrechen, so kann die Feste auch nicht durch Belagerung und Hunger eingenommen werden. Der Herr, der Manna in der Wüste regnen ließ, wird den Seinen guten Vorrat erhalten, selbst wenn sie von solchen umgeben sind, die sie aushungern möchten. Aber wie, wenn das Wasser fehlen sollte? Das kann nicht sein, denn „sein Wasser hat er gewiss.“ Es ist ein nie versiegender Brunnen innerhalb der uneinnehmbaren Festung. Der Herr sieht zu, dass es an nichts mangelt. Niemand kann die Bürger der wahren Zion anrühren. Wie grimmig auch der Feind, der Herr will seine Erwählten bewahren.

349

6. Dezember. 

„Denn so du durchs Wasser gehest, will ich bei dir sein, dass dich die Ströme nicht sollen ersäufen; und so du ins Feuer gehest, sollst du nicht brennen, und die Flamme soll dich nicht anzünden.“ 

Jes. 43,2.

 

Keine Brücke ist da: wir müssen durchs Wasser gehen und den Anprall des Stromes fühlen. Die Gegenwart Gottes in der Flut ist besser als eine Fähre. Versucht müssen wir werden, aber triumphieren sollen wir; denn Jehovah selber, der mächtiger ist, als viele Wasser, wird mit uns sein. Wann sonst er seinem Volke fern sein mag, in Schwierigkeiten und Gefahren wird der Herr sicherlich mit ihm sein. Die Leiden des Lebens mögen zu einer außerordentlichen Höhe emporsteigen, aber der Herr kann es mit allen aufnehmen. Die Feinde Gottes können uns Gefahren, die sie selbst gemacht, in den Weg legen, nämlich Verfolgungen und grausame Spöttereien, die gleich einem brennenden, feurigen Ofen sind. Was denn? Wir sollen durch das Feuer gehen. Wenn Gott mit uns ist, sollen wir nicht brennen; nein, man soll nicht einmal „einen Brand an uns riechen“ können. O, die wundervolle Sicherheit des vom Himmel gebornen und nach dem Himmel wandernden Pilgers! Fluten können ihn nicht ersäufen, und Feuer ihn nicht verbrennen. Deine Gegenwart, o Herr, ist der Schutz deiner Heiligen vor den mannigfaltigen Gefahren des Weges. Siehe, im Glauben befehle ich mich dir, und mein Geist geht in die Ruhe ein.

350

7. Dezember. 

„Der Herr wird seinem Volke Kraft geben; der Herr wird sein Volk segnen mit Frieden.“ 

Ps. 29,11.

 

David hatte soeben die Stimme des Herrn in einem Gewitter gehört und seine Macht gesehen in dem Orkan, dessen Pfad er beschreibt; und nun, in der kühlen Stille nach dem Sturm, wird verheißen, dass diese überwältigende Macht, durch die Himmel und Erde erschüttert werden, die Kraft der Auserwählten sein soll. Er, der den niemals irrenden Pfeil beflügelt, will seinen Erlösten die Flügel der Adler geben; Er, der die Erde mit seiner Stimme erschüttert, will die Feinde seiner Heiligen erschrecken und seinen Kindern Frieden geben. Warum sind wir schwach, wenn wir göttliche Stärke haben, zu der wir fliehen können? Warum sind wir unruhig, wenn des Herrn eigner Friede unser ist? Jesus, der mächtige Gott, ist unsre Kraft; lasst uns ihn anziehen, und ausgehen zu unsrem Dienste. Jesus, unser teurer Herr, ist auch unser Friede; lasst uns heute in ihm ruhen und unsrer Furcht ein Ende machen. Was für ein Segen, ihn als unsre Kraft und unsren Frieden zu haben, jetzt und auf ewig! Derselbe Gott, der auf dem Sturme daherfährt in den Tagen des Ungewitters, wird auch dem Orkan unsrer Trübsale gebieten und uns binnen kurzem Tage des Friedens senden. Wir sollen Kraft für Stürme, und Lieder für schönes Wetter haben. Lasst uns sogleich beginnen, dem Gott unsrer Kraft und unsres Friedens zu singen. Hinweg, dunkle Gedanken! Auf, Glaube und Hoffnung!

351

8. Dezember. 

„Wer mir dienen will, der folge mir nach; und wo ich bin, da soll mein Diener auch sein. Und wer mir dienen will, den wird mein Vater ehren.“ 

Joh. 12,26.

 

Der höchste Dienst ist Nachahmung. Wenn ich Christi Diener sein will, muss ich sein Nachfolger sein. Zu tun, wie Jesus tat, ist der sicherste Weg, seinem Namen Ehre zu bringen. Lasst mich daran jeden Tag gedenken. Wenn ich Jesu nachahme, so werde ich seine Gesellschaft haben; wenn ich ihm gleich bin, werde ich bei ihm sein. Seiner Zeit will er mich hinausnehmen, um droben bei ihm zu wohnen, wenn ich mittlerweile gestrebt habe, ihm hienieden zu folgen. Nach seinem Leiden kam unser Herr zu seinem Thron, und ebenso sollen wir, nachdem wir eine Zeitlang mit ihm hienieden gelitten haben, in die Herrlichkeit eingehen. Der Ausgang seines Lebens soll der Ausgang des unsern sein: wenn wir mit ihm in seiner Erniedrigung sind, sollen wir auch mit ihm in seiner Herrlichkeit sein. Komm, meine Seele, fasse Mut, und setze deinen Fuß nieder in die blutbezeichneten Fußstapfen, die dein Herr dir hinterlassen hat. Laß mich nicht verfehlen zu beachten, dass der Vater diejenigen ehren will, die seinem Sohne folgen. Wenn er mich Jesu treu sieht, will er mir Zeichen der Huld und Ehre verleihen um seines Sohnes willen. Keine Ehre kann dieser gleichen. Fürsten und Kaiser erteilen bloße Schatten der Ehre; die wahre Herrlichkeit kommt von dem Vater. Darum, meine Seele, hänge du an deinem Herrn Jesu inniger denn je.

352

9. Dezember. 

„Jesus aber sprach zu ihm: Wenn du könntest glauben. Alle Dinge sind möglich dem, der da glaubet.“ 

Mk. 9,23.

 

Unser Unglaube ist das größte Hindernis auf unsrem Wege; in der Tat, es gibt keine andre Schwierigkeit bei unsrem geistlichen Fortschreiten und Wohlergehen. Der Herr kann alles tun; aber wenn er es zur Regel macht, dass uns nach unsrem Glauben geschehen soll, so bindet unser Unglaube die Hände seiner Allmacht. Ja, die Bündnisse des Bösen sollen gesprengt werden, wenn wir nur glauben können. Die verachtete Wahrheit soll ihr Haupt erheben, wenn wir nur Zuversicht auf den Gott der Wahrheit haben wollen. Wir können unsre Last des Leides tragen oder ohne Schaden durch die Wellen der Trübsal gehen, wenn wir unsre Lenden mit dem Gürtel des Friedens gürten, dem Gürtel, der durch die Hände des Vertrauens umgeschnallt wird. Warum können wir nicht glauben? Ist alles möglich, ausgenommen das Glauben an Gott? Er ist doch immer wahrhaft, warum glauben wir ihm nicht? Er ist immer seinem Worte treu, warum können wir ihm nicht vertrauen? Wenn unser Herzenszustand der rechte ist, so kostet der Glaube keine Anstrengung: es ist dann für uns ebenso natürlich, uns auf Gott zu verlassen, wie für ein Kind, seinem Vater zu vertrauen. Das Schlimmste ist, dass wir Gott in betreff aller andren Dinge glauben können, ausgenommen des gegenwärtigen, drückenden Leidens. Dies ist Torheit. Komm, meine Seele, schüttle solche Sündigkeit ab, und vertraue deinem Gott die Last, die Arbeit und die Sehnsucht dieses gegenwärtigen Leides an. Dies getan, ist alles getan.

353

10. Dezember. 

„Wirst du aber seine Stimme hören und tun alles, was ich dir sagen werde: so will ich deiner Feinde Feind und deiner Widerwärtigen Widerwärtiger sein.“

2 Mose 23,22.

 

Der Herr Christus soll inmitten seines Volkes anerkannt und gehört werden. Er ist der Vizeregent Gottes und spricht in des Vaters Namen, und es ist unsre Sache, unbedingt und unverzüglich zu tun, was er befiehlt. Wir werden die Verheißung verlieren, wenn wir die Vorschrift aus den Augen setzen. Ein wie großer Segen wird dem vollen Gehorsam! Der Herr geht ein Schutz- und Trutzbündnis mit seinem Volke ein. Er will diejenigen segnen, die uns segnen, und denjenigen fluchen, die uns fluchen. Gott will mit Herz und Seele mit seinem Volke gehen und mit tiefster Teilnahme auf ihre Angelegenheiten eingehen. Was für einen Schutz gewährt uns dies! Wir brauchen uns nicht um unsrer Gegner willen zu beunruhigen, wenn wir versichert werden, dass sie die Gegner Gottes geworden sind. Wenn Jehovah sich unsres Streites angenommen hat, so können wir unsre Widerwärtigen in seinen Händen lassen. So weit es unser eignes Interesse betrifft, haben wir keine Feinde; aber für die Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit greifen wir zu den Waffen und ziehen aus zum Kampfe. In diesem heiligen Kriege sind wir mit dem ewigen Gott verbündet, und wenn wir sorgfältig dem Gesetz unsres Herrn Jesu gehorchen, so hat er verheißen, alle seine Kraft für uns aufzuwenden. Deshalb fürchten wir keinen Menschen. 

354

11. Dezember. 

„Traue auf den Herrn und tue Gutes; so sollst du in dem Lande wohnen und wahrlich, du sollst gespeist werden.“ 

Ps. 37,3.

 

Traue und tue sind Worte, die gut zusammen gehen in der Ordnung, in welcher der Heilige Geist sie gestellt hat. Wir sollten Glauben haben, und dieser Glaube sollte Werke tun. Vertrauen auf Gott treibt uns zu heiligem Tun an: wir hoffen Gutes von Gott, und dann tun wir Gutes. Wir sitzen nicht still, weil wir trauen, sondern wir raffen uns auf und erwarten, dass der Herr durch uns wirken wird. Es ist nicht unsre Sache, zu sorgen und Böses zu tun, sondern zu trauen und Gutes zu tun. Wir trauen weder ohne zu tun, noch tun wir ohne zu trauen. Die Gegner würden uns ausrotten, wenn sie könnten; aber durch Trauen und Tun wohnen wir in dem Lande. Wir wollen nicht nach Ägypten ziehen, sondern bleiben in dem Lande Immanuels – der Vorsehung Gottes, dem Kanaan der Bundesliebe. Man kann uns nicht so leicht los werden, wie des Herrn Feinde voraussehen. Sie können uns nicht hinauswerfen, noch herausstampfen: wo Gott uns einen Namen und einen Platz gegeben hat, da bleiben wir. Aber wie steht’s mit der Vorsorge für unsre Bedürfnisse? Der Herr hat ein „wahrlich“ in diese Verheißung hineingelegt. So gewiss Gott wahr ist, soll sein Volk gespeist werden. Es ist ihre Sache, zu trauen und zu tun, und es ist des Herrn, nach ihrem Vertrauen zu tun. Wenn nicht von Raben gespeist oder von einem Obadja, oder von einer Witwe, sollen sie doch irgendwie gespeist werden. Hinweg, ihr Befürchtungen!

355 

12. Dezember. 

„Durch Stillesein und Vertrauen würdet ihr stark sein.“ 

Jes. 30,15.

 

Es ist immer Schwäche, sich zu plagen und zu quälen, zu zweifeln und misstrauen. Was können wir tun, wenn wir uns zu Haut und Knochen abzehren? Können wir irgend etwas gewinnen durch Fürchten oder Toben? Machen wir uns nicht unfähig zum Handeln und zerrütten unsren Geist, so dass wir keine weise Entscheidung treffen können? Wir sinken durch unser Sträuben, während wir schwimmen könnten durch den Glauben. O, dass wir Gnade hätten, stille zu sein! Warum von Haus zu Haus laufen, um die ermüdende Geschichte zu wiederholen, die uns stets herzenskranker macht, wenn wir sie erzählen? Warum auch nur daheim bleiben und voll Angst schreien wegen der traurigen Ahnungen, die sich vielleicht nie erfüllen? Es würde gut sein, eine stille Zunge zu haben, aber es wäre weit besser, ein stilles Herz zu haben. O, dass wir stille wären und wüssten, dass Jehovah Gott ist! O, dass wir Gnade hätten, auf Gott zu vertrauen! Der Heilige in Israel muss die Seinen verteidigen und befreien. Er kann seine feierlichen Erklärungen nicht zurücknehmen. Wir können sicher sein, dass jedes seiner Worte stehen wird, ob auch die Berge weichen. Er verdient, dass wir ihm trauen; und wenn wir Vertrauen und die daraus erfolgende Stille zeigen wollten, könnten wir so glücklich sein wie die Geister vor dem Thron. Komm, meine Seele, kehre wieder zu deiner Ruhe und lehne dein Haupt an die Brust deines Herrn Jesu.

 

356

13. Dezember. 

„Und um den Abend wird es licht sein.“ 

Sach. 14,7.

 

Es ist eine Überraschung, dass es so sein soll, denn alle Dinge drohen, dass es um den Abend dunkel sein wird. Gott ist gewohnt in einer Weise zu wirken, die so hoch über unsre Befürchtungen und über unsre Hoffnungen hinaus ist, dass wir erstaunen und seine unumschränkte Gnade preisen müssen. Nein, es soll nicht mit uns sein, wie unser Herz es weissagt: das Dunkel wird sich nicht zur Mitternacht verfinstern, sondern plötzlich sich zum Tag erhellen. Niemals lasst uns verzweifeln. In den schlimmsten Zeiten lasst uns auf den Herrn vertrauen, der die Finsternis des Todesschattens in den Morgen verwandelt. Wenn die Zahl der Ziegel verdoppelt ist, dann erscheint Mose, und wenn die Trübsal reichlich ist, dann ist sie ihrem Ende am nächsten. Diese Verheißung sollte unsre Geduld stärken. Das Licht mag nicht völlig kommen, bis unsre Hoffnungen völlig geschwunden sind, nachdem wir den ganzen Tag vergeblich gewartet. Für den Gottlosen geht die Sonne unter, während es noch Tag ist: für den Gerechten geht die Sonne auf, wenn es fast Nacht ist. Können wir nicht mit Geduld harren auf das himmlische Licht, das lange zögern mag, aber sicherlich zeigen wird, dass es des Wartens wert gewesen? Komm, meine Seele, nimm dieses Gleichnis an und lobsinge ihm, der dich segnen will im Leben und im Tode, in einer Weise, die alles übertrifft, was die Natur je gesehen, auch wenn sie ihr Höchstes erreicht hatte. 

 

357

14. Dezember. 

„Und der auf dem Stuhl saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu.“

Off. 21,5.

 

Ehre sei seinem Namen! Alle Dinge haben es nötig, neu zu werden, denn sie sind traurig zerschlagen und abgenutzt durch die Sünde. Es ist Zeit, dass das alte Gewand aufgerollt und beiseite gelegt werde und die Schöpfung ihr Sabbatskleid anzöge. Aber niemand kann alles neu machen, als der Herr selber, der es zuerst gemacht hat; denn es gehört ebensoviel Kraft dazu, aus dem Bösen zu schaffen, als aus dem Nichts zu schaffen. Unser Herr Jesus hat die Aufgabe übernommen und er ist durchaus fähig zur Lösung derselben. Schon hat er seine Arbeit begonnen und seit Jahrhunderten fährt er damit fort, die Herzen der Menschen und die gesellschaftliche Ordnung neu zu machen. Allmählich will er die ganze Einrichtung des menschlichen Regiments neu machen, und die menschliche Natur soll durch seine Gnade verwandelt werden, und es soll ein Tag kommen, wo sogar der Leib neu gemacht und, seinem verklärten Leibe ähnlich, auferweckt werden soll. Was für eine Freude, einem Reiche anzugehören, in dem alles durch die Macht des Königs neu gemacht wird! Wir sterben nicht aus: wir eilen vorwärts zu einem herrlicheren Leben. Trotz des Widerstandes der Mächte des Bösen führt unser glorreicher Herr Jesus seinen Zweck aus und macht uns und alles um uns her „neu“ und so voller Schönheit, als da es zuerst aus der Hand des Herrn kam.

358

15. Dezember. 

„Da werden sie ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Spieße zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andre ein Schwert aufheben, und werden fort nicht mehr kriegen lernen.“ 

Jes. 2,4.

 

O, dass diese glücklichen Zeiten schon da wären! Gegenwärtig sind die Völker schwer gerüstet und erfinden immer schrecklichere Waffen, als wenn der Hauptzweck des Menschen nur dadurch erfüllt werden könnte, dass er Myriaden seiner Mitmenschen tötet. Indes, der Friede wird eines Tages herrschen; ja, und so herrschen, dass die Werkzeuge der Zerstörung in andre Formen geschlagen und zu besseren Zwecken benutzt werden sollen. Wie wird dies zustandekommen? Durch Handel? Durch Zivilisation? Durch schiedsrichterliche Entscheidungen? Wir glauben es nicht. Die Erfahrung der Vergangenheit verbietet uns, so schwachen Mitteln zu vertrauen. Der Friede wird nur durch die Herrschaft des Friedefürsten begründet werden. Er muss die Menschen durch seinen Geist lehren, ihre Herzen durch seine Gnade erneuern und über sie mit seiner Obergewalt herrschen, dann werden sie aufhören, zu verwunden und zu töten. Der Mensch ist ein Ungeheuer, wenn sein Blut einmal in Erregung kommt, und nur der Herr Jesus kann diesen Löwen in ein Lamm wandeln. Durch die Änderung seines Herzens werden die blutdürstigen Leidenschaften hinweggenommen. Möge jeder Leser dieses Buches der Verheißungen heute dem Herrn und Geber des Friedens ein besonderes Gebet darbringen, dass er bald dem Krieg ein Ende machen und Eintracht in der ganzen Welt stiften wolle.

359

16. Dezember. 

„Du sollst die Kananiter austreiben, obgleich sie eiserne Wagen haben, und obgleich sie stark sind.“ 

Jos. 17,18. 

 

Es ist eine große Ermutigung zur Tapferkeit, wenn der Sieg zugesichert wird, denn alsdann zieht ein Mann zuversichtlich in den Streit und wagt sich hin, wohin er sich sonst gefürchtet zu gehen. Unser Kampf ist mit dem Bösen in uns und um uns, und wir sollten überzeugt sein, dass wir im Stande sind, den Sieg zu erlangen, und dass wir ihn erlangen werden im Namen des Herrn Jesu. Wir ziehen nicht aus, um zu fallen, sondern um zu gewinnen; und gewinnen sollen wir. Die Gnade Gottes in ihrer ganzen Allmacht ist tätig zum Umsturz des Bösen in jeder Form: daher die Gewissheit des Triumphs. Einige Sünden finden eiserne Wagen in unsrem Temperament, unsren früheren Gewohnheiten, unsren Verbindungen und unsren Beschäftigungen. Nichtsdestoweniger müssen wir sie überwinden. Sie sind sehr stark, und in Bezug auf sie sind wir sehr schwach; doch im Namen Gottes müssen wir sie unterjochen und wir wollen es. Wenn eine Sünde die Herrschaft über uns hat, so sind wir nicht des Herrn Freie. Ein Mensch, der auch nur von einer Kette gehalten wird, ist immer noch ein Gefangener. Wir können nicht zum Himmel gehen, wenn eine Sünde in uns regiert, denn von den Heiligen heißt es: „Die Sünde wird nicht herrschen können über euch.“ Auf denn, und erschlagt jeden Kananiter und brecht jeden eisernen Wagen in Splitter! Der Herr der Heerscharen ist mit uns, und wer wird seiner sündezerstörenden Macht widerstehen? 

360

17. Dezember. 

„Und werden also bei dem Herrn sein allezeit.“ 

1 Thess. 4,17.

 

Während wir hier sind, ist der Herr bei uns, und wenn wir hinweggerufen werden, sind wir bei ihm. Es gibt keine Scheidung des Heiligen von seinem Heiland. Sie sind eins und sie müssen immer eins sein. Jesus kann ohne die Seinen nicht sein, denn dann wäre er ein Haupt ohne einen Leib. Ob wir hingerückt werden in den Wolken, oder im Paradiese ruhen oder hier weilen, wir sind bei Jesu; und wer soll uns von ihm scheiden? Was für eine Freude ist dies! Unsre höchste Ehre, Ruhe, Tröstung, Wonne ist, bei dem Herrn zu sein. Wir vermögen uns nichts vorzustellen, was diese göttliche Gesellschaft übertreffen oder auch nur ihr gleichkommen könnte. Durch heilige Gemeinschaft müssen wir mit ihm in seiner Erniedrigung, Verwerfung und Mühe und Arbeit sein, und dann werden wir mit ihm in seiner Herrlichkeit sein. Nicht lange, so sollen wir mit ihm in seiner Ruhe und seinem Königtum, in seiner Erwartung und in seiner Erscheinung sein. Uns soll es ergehen, wie es ihm ergeht, und wir sollen triumphieren, wie er triumphiert. O mein Herr, wenn ich allezeit bei dir sein soll, so habe ich eine unvergleichliche Bestimmung. Ich will keinen Erzengel beneiden. Allezeit bei dem Herrn sein, ist meine schönste Vorstellung von dem Himmel. Nicht die goldenen Harfen, nicht die unverwelklichen Kronen, nicht das unumwölkte Licht ist für mich Herrlichkeit, sondern Jesus, Jesus selber, und ich auf ewig bei ihm in nächster und teuerster Gemeinschaft.

361

18. Dezember. 

„Der Herr Zebaoth wird Jerusalem beschirmen, wie die Vögel tun mit Flügeln.“

Jes. 31,5. 

 

Mit raschen Flügeln eilt der Muttervogel zum Schutze der Jungen herbei. Er versäumt keine Zeit auf dem Wege, wenn er kommt, sie mit Futter zu versorgen oder sie vor Gefahr zu behüten. So will der Herr wie auf Adlersflügeln zur Verteidigung seiner Erwählten kommen; ja, er will auf den Fittichen des Windes daher fahren. Mit ausgebreiteten Flügeln bedeckt die Mutter ihre Kleinen in dem Neste. Sie verbirgt sie, indem sie mit ihrem eignen Körper sie deckt. Die Henne leiht ihre eigne Wärme ihren Küchlein, und macht ihre Flügel zu einem Hause, worin sie heimisch wohnen. So wird Jehovah selber der Schutz seiner Erwählten. Er selbst ist ihre Zuflucht, ihre Wohnstätte, ihr Alles. Wie die Vögel, die fliegen und bedecken, (denn das hebräische Wort bedeutet beides) so will der Herr für uns sein: und dies will er zu wiederholten Malen und mit Erfolg sein. Wir sollen vor allem Übel bewahrt und beschirmt werden: der Herr, der sich den Vögeln vergleicht, wird ihnen nicht in ihrer Schwäche gleichen, denn er ist Jehovah Zebaoth. Dies sei unser Trost, dass die allmächtige Liebe uns rasch beistehen und sicher bedecken wird. Der Flügel Gottes ist schneller und weicher als der eines Vogels, und wir wollen unter seinem Schatten fortan und auf ewig vertrauen.

362

19. Dezember. 

„Er bewahret ihm alle seine Gebeine, dass derer nicht eins zerbrochen wird.“ 

Ps. 34,21.

 

Diese Verheißung bezieht sich nach dem Zusammenhang auf den viel leidenden Gerechten: „Der Gerechte muss viel leiden, aber der Herr hilft ihm aus dem allen.“ Er mag an Hautwunden und Fleischwunden leiden, aber kein großer Schaden soll geschehen, „keines seiner Gebeine soll zerbrochen“ werden.

Dies ist ein großer Trost für ein leidendes Kind Gottes, und ein Trost, den ich anzunehmen wage; denn bis zu dieser Stunde habe ich keinen wirklichen Schaden erlitten von meinen vielen Trübsalen. Ich habe weder Glauben, noch Hoffnung, noch Liebe verloren. Nein, anstatt diese Knochen des Charakters zu verlieren, haben sie vielmehr an Stärke und Kraft gewonnen. Ich habe mehr Erkenntnis, mehr Erfahrung, mehr Geduld, mehr Festigkeit, als ich hatte, ehe die Leiden kamen. Nicht einmal meine Freude ist vernichtet worden. Manche Striemen habe ich durch Krankheit, Todesfälle, Niedergeschlagenheit, Verleumdung und Widerstand erhalten; aber die Striemen sind geheilt, und es ist kein komplizierter Knochenbruch, nicht einmal ein einfacher, da gewesen. Der Grund ist nicht weit zu suchen. Wenn wir auf den Herrn vertrauen, so bewahrt er all unsre Gebeine; und wenn er sie bewahrt, so können wir gewiss sein, dass nicht eins von ihnen zerbrochen wird. Komm, mein Herz, traure nicht. Du fühlst Schmerzen, aber keine Gebeine sind zerbrochen. Ertrage Hartes und biete der Furcht Trotz.

363

20. Dezember. 

„Ich, ich bin euer Tröster. Wer bist du denn, dass du dich vor Menschen fürchtest, die doch sterben? Und vor Menschenkindern, die als Heu verzehret werden? Und vergissest des Herrn, der dich gemacht hat, der den Himmel ausbreitet und die Erde gründet? Du aber fürchtest dich täglich den ganzen Tag vor dem Grimm des Wüterichs, wenn er vornimmt zu verderben. Wo blieb der Grimm des Wüterichs?“ 

Jes. 51,12.13.

 

Lasst den Text selber als den Abschnitt für den heutigen Tag genommen werden. Es ist nicht nötig, ihn weitläufig auszulegen. Zitternder, lies ihn, glaube ihn, nähre dich davon und mache ihn vor dem Herrn geltend. Der, den du fürchtest, ist doch nur ein Mensch; während der, der verheißt, dein Tröster zu sein, der Gott, der dich gemacht hat, ist. Unendlicher Trost ist mehr als zureichend für eine sehr beschränkte Gefahr. „Wo blieb der Grimm des Wüterichs?“ Er ist in des Herrn Händen. Es ist nur der Grimm eines sterbenden Geschöpfes; ein Grimm, der enden wird, sobald der Odem aus der Nase gewichen. Warum sollten wir denn Furcht haben vor einem, der so gebrechlich ist, wie wir selber? Lasst uns nicht Gott Unehre antun, indem wir aus dem winzigen Menschen einen Gott machen. Wir können einen Menschen zum Götzen machen, indem wir übermäßige Furcht vor ihm haben, ebensowohl wie dadurch, dass wir unmäßige Liebe für ihn hegen. Lasst uns Menschen als Menschen behandeln, und Gott als Gott; und dann werden wir ruhig weiter auf dem Pfade der Pflicht gehen, den Herrn fürchten und sonst niemand fürchten. 

364

21. Dezember. 

„Er wird sich wieder wenden, er wird sich unsrer erbarmen; er wird unsre Missetaten dämpfen; und du wirst alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen.“

Micha 7,19.

 

Gott wendet sich nie von seiner Liebe, aber er wendet sich bald von seinem Zorne ab. Die Liebe zu seinen Erwählten ist seiner Natur gemäß, sein Zorn ist nur seinem Amte gemäß: Er liebt, weil er die Liebe ist, er zürnt, weil es zu unsrem Besten notwendig ist. Er wird zurückkommen zu dem Orte, in dem sein Herz ruhet, nämlich der Liebe zu den Seinen, und dann wird er Mitleid mit unsren Schmerzen haben und sie enden. Was für eine köstliche Verheißung ist dies: „Er wird unsre Missetaten dämpfen!“ Er wird sie überwinden. Sie versuchen, uns zu knechten, aber der Herr will uns durch seine Rechte Sieg über sie verleihen. Wie die Kananiter sollen sie geschlagen, unter das Joch gezwungen und schließlich getötet werden. Was die Schuld unsrer Sünden betrifft, wie herrlich ist die hinweggenommen! „Alle ihre Sünden,“ – ja, das ganze Heer derselben; „Du wirst werfen“ – nur ein allmächtiger Arm kann solches Wunder vollbringen; „in die Tiefe des Meeres“ – wo Pharao und seine Wagen versanken. Nicht in die seichten Stellen, wo sie von der Flut wieder herausgespült werden könnten, sondern in die „Tiefe“ sollen unsre Sünden geworfen werden. Sie sind alle dahin. Sie sanken auf den Grund wie ein Stein. Halleluja! Halleluja!

365 

22. Dezember. 

„Gott ist unsre Zuflucht und Stärke, eine sehr gegenwärtige Hilfe in der Not.“ 

Ps. 46,2.

 

Eine Hilfe, die nicht da ist, wenn wir sie brauchen, ist von geringem Wert. Der Anker, der zu Hause gelassen ist, nützt dem Seemann nichts in der Stunde des Sturms; das Geld, was er zu haben pflegte, hat keinen Wert für den Schuldner, wenn die Klage wider ihn erhoben wird. Sehr wenige irdische Helfer könnten „sehr gegenwärtig“ genannt werden: sie sind gewöhnlich fern, wenn man sie sucht, fern, wenn man sie braucht, und noch ferner, wenn man sie einmal gebraucht hat. Der Herr, unser Gott, aber ist gegenwärtig, wenn wir ihn suchen, gegenwärtig, wenn wir ihn brauchen, und gegenwärtig wenn wir uns schon seines Beistandes erfreut haben. Er ist mehr als „gegenwärtig“, er ist sehr gegenwärtig: Gegenwärtiger, als der nächste Freund sein kann, denn er ist in uns in unsrer Not; gegenwärtiger, als wir uns selber sind, denn uns fehlt es zuweilen an Gegenwart des Geistes. Er ist immer gegenwärtig, wirksam gegenwärtig, teilnehmend gegenwärtig, ganz und gar gegenwärtig. Er ist jetzt gegenwärtig, wenn dies eine trübe Zeit ist. Lasst uns auf ihn bauen. Er ist unsre Zuflucht, wir wollen uns in ihm verbergen; er ist unsre Stärke, wir wollen uns mit ihm bekleiden; er ist unsre Hilfe, wir wollen uns auf ihn lehnen; er ist unsre sehr gegenwärtige Hilfe, lasst uns jetzt in ihm ruhen. Wir brauchen keinen Augenblick Sorge haben und keine Minute Furcht. „Der Herr Zebaoth ist mit uns, der Gott Jakobs ist unser Schutz.“

366

23. Dezember. 

„Und zu Joseph sprach er: Sein Land liegt im Segen des Herrn. Da sind köstliche Früchte vom Himmel, vom Tau und von der Tiefe, die unten liegt.“ 

5 Mose 33,13.

 

Wir können reich sein an solchen Dingen, wie Joseph sie empfing, und wir können sie in einem höheren Sinne haben. O, dass wir die „köstlichen Früchte vom Himmel“ hätten! Macht bei Gott im Gebet, und „Beweisung der Kraft“ von Gott sind sehr köstlich. Wir möchten den Frieden Gottes genießen, die Freude des Herrn, die Herrlichkeit unsres Gottes. Den Segen der drei göttlichen Personen in Liebe und Gnade und Gemeinschaft schätzen wir weit höher als das feinste Gold. Die irdischen Dinge sind nichts im Vergleich mit den himmlischen.

„Der Tau.“ Wie köstlich ist dieser! Wie beten und loben wir, wenn wir den Tau haben! Was für Erfrischung, was für Wachstum, was für Duft, was für Leben ist in uns, wenn der Tau fällt! Vor allen andren Dingen haben wir als Pflanzen, die die Rechte des Herrn gepflanzet hat, den Tau seines Heiligen Geistes nötig. „Die Tiefe, die unten lieget.“ Sicherlich bezieht sich dies auf den ungesehenen, unterirdischen Ozean, aus dem alle die frischen Quellen entspringen, welche die Erde fröhlich machen. O, dass wir an den ewigen Brunnen zapften! Dies ist ein unaussprechliches Gut; möge kein Gläubiger ruhen, bis er es besitzt. Die Allgenugsamkeit Jehovahs ist unser auf ewig. Lasst uns jetzt unsre Zuflucht dazu nehmen.

367 

24. Dezember. 

„Wer sich des Armen erbarmet, der leihet dem Herrn; der wird ihm wieder bezahlen, was er gegeben hat.“ 

Spr. 19,17.

 

Wir sollen den Armen aus Erbarmen geben. Nicht um gesehen und gelobt zu werden, viel weniger, um Einfluss auf sie zu gewinnen; sondern aus reiner Teilnahme und Barmherzigkeit müssen wir ihnen helfen. Wir müssen nicht erwarten, irgend etwas von den Armen wieder zu erhalten, nicht einmal Dankbarkeit, sondern sollten das, was wir getan, als etwas dem Herrn Geliehenes betrachten. Er übernimmt die Verpflichtung, und wenn wir bei dieser Sache auf ihn sehen, so dürfen wir nicht auf die zweite Person dabei sehen. Was für eine Ehre verleiht uns der Herr, wenn er sich herablässt, von uns zu borgen! Der Kaufmann ist sehr bevorzugt, der den Herrn in seinen Büchern stehen hat. Es scheint schade, einen solchen Namen bei einer geringfügigen Kleinigkeit niederzuschreiben; lasst es eine große Summe werden. Dem nächsten Bedürftigen, der dieses Weges kommt, dem wollen wir helfen. Was die Wiederbezahlung anbetrifft, so können wir kaum daran denken, und doch haben wir hier des Herrn Verschreibung. Gelobt sei sein Name, seine Verheißung zu zahlen, ist besser denn Gold und Silber. Sind wir etwas in Verlegenheit durch die schlechten Zeiten? Wir können es wagen, demütig diesen Wechsel bei der Glaubensbank zu präsentieren. Ist jemand von unsren Lesern ein wenig hart gegen die Armen? Arme Seele. Möge der Herr ihm vergeben.

368

25. Dezember. 

„Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott um alles, das sie gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“

Lk. 2,20.

 

Was war der Gegenstand ihres Lobpreisens? Sie lobten Gott um alles, das sie gehört hatten – um die große Freudenbotschaft, dass ihnen ein Heiland war geboren worden. Tun wir auch wie diese Hirten! Lasset uns einen Dankpsalm erheben für alles, was wir von Jesu und seinem Heil gehört haben. Sie lobten Gott auch für das, was sie gesehen hatten. Ach, welch eine herrliche Musik ist doch das – was wir erfahren, was wir inwendig gefühlt, was wir uns zu eigen gemacht haben: „Mein Herz dichtet ein feines Lied, ich will singen von einem Könige.“ Es ist nicht genug an dem, dass wir von Jesu erzählen hören; das Gehör stimmt wohl die Harfe, aber die Finger des lebendigen Glaubens müssen die Saiten rühren. Wenn ihr den Herrn Jesus mit dem gottgeschenkten Gesicht des Glaubens geschaut habt, dann lasst keine Spinnweben mehr auf den Saiten eurer Harfen hängen, sondern erweckt eure Psalter und Harfen zum lauten Lob der unumschränkten Gnade. Die Hirten priesen Gott auch dafür, dass das, was sie gehört und gesehen hatten, so wohl übereinstimmte. Beachtet den letzten Satz wohl: „Wie denn zu ihnen gesagt war.“ Jesus sprach, er wolle euch Ruhe geben für eure Seelen; und habt ihr nicht in ihm den süßesten Frieden gefunden? Sind nicht seine Wege herrliche Pfade des Friedens? Darum lasset uns Gott loben und preisen für einen so köstlichen Heiland, der all unser Verlangen stillt.

369

26. Dezember. 

„Singet, ihr Himmel, freue dich, Erde; lobet, ihr Berge, mit Singen; denn der Herr hat sein Volk getröstet und erbarmet sich seiner Elenden.“ 

Jes. 49,13.

 

So süß sind die Tröstungen des Herrn, dass nicht nur die Heiligen selber davon singen, sondern sogar der Himmel und die Erde in den Gesang einstimmen können. Es gehört etwas dazu, einen Berg singen zu machen; und dennoch ruft der Prophet ein ganzes Chor von ihnen auf. Libanon und Sirion und die hohen Berge von Basan und Moab, er möchte sie alle singen lassen von der Gnade Jehovahs gegen sein Zion. Können wir nicht auch Berge der Schwierigkeiten, des Leidens, der Dunkelheit und der Arbeit zu Gelegenheiten machen, um unsren Gott zu loben? „Lobet, ihr Berge, mit Singen!“ Mit diesem Wort der Verheißung, dass unser Gott sich seiner Elenden erbarmen will, ist ein ganzes Glockenspiel verbunden. Hört die Klänge: „Singet!“ „Freue „dich!“ „Lobet mit Singen!“ Der Herr will, dass sein Volk sich freuen soll über seine nie aufhörende Liebe. Er will uns nicht traurig und zweifelnd haben; er verlangt von uns die Verehrung gläubiger Herzen. Er kann uns nicht im Stich lassen; warum sollten wir seufzen und stöhnen, als wenn er es tun würde? O, dass wir eine wohlgestimmte Harfe hätten! O, dass wir Stimmen hätten wie die der Cherubim vor dem Throne!

370

27. Dezember. 

„Denn es sollen wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Freundlichkeit soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer.“ 

Jes. 54,10.

 

Eine der schönsten Eigenschaften der göttlichen Liebe ist ihre Dauerhaftigkeit. Die Säulen der Erde mögen von ihrem Ort gerückt werden, aber die Freundlichkeit und der Bund unsres erbarmungsvollen Jehovahs weichen nie von seinem Volke. Wie glücklich fühlt meine Seele sich in einem festen Glauben an diese von Gott eingegebene Erklärung! Das Jahr ist fast vorüber, und der Jahre meines Lebens werden wenige, aber die Zeit ändert meinen Herrn nicht. Neue Lampen nehmen den Platz der alten ein, immerwährender Wechsel ist in allen Dingen; aber unser Herr ist derselbe. Kraft stürzt die Hügel um, aber keine erdenkliche Macht kann den ewigen Gott antasten. Nichts in der Vergangenheit, der Gegenwart oder der Zukunft kann Jehovah veranlassen, unfreundlich gegen mich zu sein. Meine Seele, ruhe in der ewigen Freundlichkeit des Herrn, der dich als einen ihm nah Verwandten behandelt. Gedenke auch an den ewigen Bund. Gott gedenkt stets daran – siehe zu, dass du auch daran gedenkst. In Christo Jesu hat der glorreiche Gott sich verbürgt, dass er dein Gott sein und dich als einen der Seinigen halten will. Freundlichkeit und Bund – hange an diesen Worten, als an sicheren und dauernden Dingen, welche die Ewigkeit selber dir nicht nehmen wird.

371

28. Dezember. 

„Er hat gesagt: Ich will dich nicht verlassen noch versäumen.“ 

Hebr. 13,5.

 

Mehrere Male hat der Herr dies in der Schrift gesagt. Er hat es oft wiederholt, um unsre Zuversicht doppelt gewiss zu machen. Lasst uns nie einen Zweifel daran hegen. In ihrem Wortlaut ist die Verheißung besonders nachdrücklich. Im Griechischen hat sie fünf Verneinungen, und jede schließt ganz bestimmt die Möglichkeit aus, dass der Herr jemals einen von seinem Volke so versäumen wird, dass er sich mit Recht von seinem Gott verlassen fühlen könnte. Dieser unschätzbare Spruch verheißt uns nicht das Freisein von Leiden, aber er sichert uns gegen Verlassensein. Wir mögen berufen werden, sonderbare Wege zu wandeln, aber wir sollen immer unsres Herrn Gesellschaft, Beistand und Vorsorge haben. Wir brauchen nicht Geld zu begehren, denn wir sollen immer unsren Gott haben, und Gott ist besser als Gold, seine Gunst ist besser, als viele Güter. Wir sollten sicherlich zufrieden sein mit dem, was wir haben, denn wer Gott hat, der hat mehr als die ganze übrige Welt. Was können wir haben über den Unendlichen hinaus? Was können wir mehr wünschen, als allmächtige Güte? Komm, mein Herz; wenn Gott sagt, dass er dich niemals verlassen noch versäumen will, so sei du viel im Gebet um Gnade, damit du nie deinen Herrn verlassen mögest, und niemals auch nur auf einen Augenblick von seinen Wegen weichen.

372

29. Dezember. 

„Ich bin es, ja, bis in euer Alter und bis ihr grau werdet, will ich euch tragen: ich habe gemacht, und ich will heben; ja, ich will tragen und euch erretten.“ 

Jes. 46,4.

 

Das Jahr ist sehr alt, und hier ist eine Verheißung für unsre greisen Freunde; ja, und für uns alle, die das Alter überschleicht. Wenn wir lange genug leben, so werden wir alle graue Haare haben; deshalb mögen wir uns wohl in dem Vorausblick des Glaubens an dieser Verheißung erfreuen. Wenn wir alt werden, wird unser Gott stets noch der „Ich bin“ sein, der immerdar derselbe bleibt. Graue Haare erzählen von unsrer Abnahme; aber Gott nimmt nicht ab. Wenn wir keine Bürde tragen können und kaum uns selber zu tragen vermögen, so will der Herr uns tragen. Eben wie er in unsren jungen Tagen uns wie Lämmer in seinem Busen trug, so wird er es in den Jahren unsrer Gebrechlichkeit tun. Er machte uns, und er wird für uns sorgen. Wenn wir unsren Freunden eine Last werden und uns selber eine Last, so will der Herr uns nicht abschütteln, sondern uns vielmehr aufheben und tragen und erretten, völliger denn je. Sehr oft gibt der Herr seinen Knechten einen langen und stillen Abend. Sie haben den ganzen Tag schwer gearbeitet und sind in ihres Meisters Dienst alt und schwach geworden, und deshalb spricht er zu ihnen: „Nun ruhet im Vorgefühl des ewigen Sabbats, den ich euch bereitet habe.“ Lasst uns das Alter nicht fürchten. Lasst uns mit Grazie alt werden, da der Herr selber in der Fülle seiner gratia (Gnade) bei uns ist.

373

30. Dezember. 

„Wie er hatte geliebet die Seinen, die in der Welt waren, so liebte er sie bis ans Ende.“ 

Joh. 13,1.

 

Diese Tatsache ist dem Wesen nach eine Verheißung: denn was unser Herr war, ist er noch, und was er denen war, mit denen er auf Erden lebte, wird er allen, die er liebt, sein, so lange der Mond währet. „Wie er hatte geliebet“: hier war das Wunder! Dass er überhaupt je Menschen liebte, ist zum Erstaunen. Was war in seinen armen Jüngern, weshalb er sie liebte? Was ist in mir? Aber wenn er einmal begonnen hat, zu lieben, so ist es seine Natur, damit fortzufahren. Liebe macht die Heiligen zu „den Seinen“ – was für ein köstlicher Titel! Er erkaufte sie mit Blut, und sie wurden sein Schatz. Da sie die Seinen sind, will er sie nicht verlieren. Da sie von ihm geliebt sind, will er nicht aufhören, sie zu lieben. Der Spruch ist gut, so wie er hier lautet: „bis ans Ende,“ selbst bis zum Tode regierte in seinem heiligen Busen die herrschende Leidenschaft; die Liebe zu den Seinen. Es kann aber auch heißen: „bis aufs äußerste.“ Er konnte sie nicht mehr lieben: Er gab sich selbst für sie. Manche übersetzen: „bis zur Vollkommenheit.“ Wahrlich, er liebte sie mit einer vollkommenen Liebe, in welcher kein Flecken noch Fehler war, keine Unweisheit, keine Untreue und keine Zurückhaltung. So ist die Liebe Jesu zu einem jeden der Seinen. Lasst uns unsrem Hochgeliebten ein Lied singen.

374

31. Dezember. 

„Du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich endlich mit Ehren an.“ 

Ps. 73,24.

 

Von Tag zu Tag und von Jahr zu Jahr glaubt mein Glaube an die Weisheit und Liebe Gottes, und ich weiß, dass ich nicht vergeblich glauben werde. Es hat nie an etwas Gutem gefehlt, das er geredet hat, und ich bin gewiss, dass keins von seinen Worten je auf die Erde fallen wird. Ich übergebe mich seiner Hand zur Leitung. Ich weiß nicht, welchen Weg ich wählen soll: der Herr soll mein Erbteil für mich wählen. Ich brauche Rat und Beistand; denn meine Pflichten sind verwickelt, und meine Lage ist verworren. Ich suche den Herrn, wie der Hohepriester sein „Licht und Recht“ befragte. Den Rat des unfehlbaren Gottes suche ich lieber als mein eignes Urteil oder den Rat von Freunden. Glorreicher Jehovah, du sollst mich leiten! Bald wird das Ende kommen: ein paar Jahre mehr, und ich muss aus dieser Welt gehen zum Vater. Mein Herr wird meinem Bette nahe sein. Er wird mich an des Himmels Pforte empfangen: er wird mich willkommen heißen im Land der Herrlichkeit. Ich werde kein Fremder im Himmel sein: mein eigner Gott und Vater wird mich in seine endlose Seligkeit aufnehmen.

Ehre sei ihm, der mich hier leiten will und mich dereinst annehmen. Amen.

 

Ch. H. Spurgeon, Kleinode (1925).pdf
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