DAS ACHTZEHNTE KAPITEL. (4.B./2.T./18.K.)

 

DASS ALLE PFLICHT UND DIENST,

SO DER MENSCH GOTT SCHULDIG IST,

DEM MENSCHEN ALLEIN ZU NUTZ UND FROMMEN GEREICHEN.

 

Inhalt.

1) Der Kreaturen Dienst und des Menschen Gottesdienst kommt allein dem Men-schen selbst zu großem Nutzen. 2) Darum soll der Mensch desto fleißiger Gott dienen. 3) Nicht, als könnte der Mensch Gott was abverdienen, sondern ist er fromm, so ist der Nutzen sein eigen, nicht Gottes.

 

Auch wird dein Knecht durch deine Gebote erfreuet, und wer sie hält, der hat großen Lohn. Ps. 19,12.

 

Dieweil nun oben im 1. und 2. Kapitel unwidersprechlich bewiesen ist, dass Gott ein unendlich, vollkommen, überflüssig Gut sei, und keines andern Dinges be-dürftig; denn er hat alle Vollkommenheit in ihm selbst, und ist unmöglich, dass ihm etwas mangeln sollte, oder eines andern Dienstes bedürfe, Nutz und Frommen davon habe, derohalben so bedarf Gott keines Menschen Dienstes; dienet er aber Gott so kommt es dem Menschen zum Nutzen und zu merklichem Frommen. Und damit aller Kreaturen Dienst nicht vergeblich sei, dieweil ihrer Gott auch nicht bedarf, so muß all ihr Dienst dem Menschen zum Guten und Nutzen gereichen; also kommt nun aller Kreaturen Dienst, sowohl auch des Men-schen Gottesdienst, niemand anders, denn dem Menschen selbst zu großem Nutzen und Frommen.

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2. Und darum soll auch der Mensch desto fleißiger und von ganzem Herzen, und allen Kräften Gott dienen, denn es ist sein eigen Frommen, Gott hat nichts da-von, sondern er ist dem Menschen so gütig, dass er ihm den Weg der Liebe ge-zeiget hat, auf dass er dadurch viel Gutes aus dem Brunnen des ewigen Guts schöpfen möge, wenn er Gott herrlich liebet.

O der überschwenglichen Gütigkeit Gottes gegen den Menschen! dass er nichts zu seinem eigenen Nutzen und Frommen geschaffen und verordnet hat, sondern alles zum Nutzen des Menschen, wenn er Gott dienet, und ihn liebet; so viel Gutes wird nun der Mensch aus dem ewigen Gut schöpfen, so viel er dasselbe liebet.

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3. Das Kapitel ist nicht so zu verstehen, als könnte der Mensch Gott dem Herrn etwas abverdienen, sondern Gott belohnet aus Gnaden alle Frömmigkeit und Gottesfurcht, in diesem und jenem Leben; so ists aber zu verstehen, bist du fromm, so hat Gott keinen Nutzen davon, sondern du selbst, Gott bedarf deiner nicht; bist du böse, so hat Gott keinen Schaden davon, sondern du selbst. Denn die Tugend ist ihr selbst der allerschönste Lohn; das Laster ist auch ihm selbst die allerschändlichste Strafe.

 

Gebet um Gnade, Gott recht zu dienen.

 

Mein getreuer Gott und Herr! Ob du gleich keines Dinges bedarfst, und sowohl der Kreaturen Dienst, als auch der Gottesdienst, dem Menschen allein zu seinem Besten dienet, so erkenne ich doch meine Pflicht, dir unaufhörlich zu dienen, und bitte dich, du wollest mich dazu erwecken und bereiten, durch deines Geistes Kraft, Amen.

 

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