DAS ZWEITE KAPITEL. (5.B./3.T./2.K.)

 

VON DEM WUNDERBAREN UND BESONDERN GEHEIMNIS

DER MENSCHWERDUNG DES SOHNS GOTTES.

 

Inhalt.

1) Die Verheißung des Heils ist an den Gott-Menschen Christum gebunden. Hiebei bedenke: 2) 1. Dass Gott diese Person zum Heiland verordnet, nicht nur als Gott, sondern auch als Mensch. 3) 2. Zu einem Mittler zwischen Gott und Menschen. 4) Darum ergreifen wir ihn mit wahrem Glauben, als einen Gott-Menschen. 5) 3. Gott hat ihn verordnet zu unserm Erlöser. 6) 4. Zu einem Arzt. 7) 5. Zu unserer Gerechtigkeit. 8) 6. Zum Haupt der Gemeine. 9) 7. Zum Hohen-priester. 10) 8. Zu einem Gnadenstuhl. 11) 9. Zu unserm König. 12) 10. Zu dem Brunn, darin alle Fülle wohnet. 13) Wie genau die göttliche und menschliche Natur in Christo vereiniget, das bezeugen seine Werke, Worte, Weisheit, Ver-klärung etc. 14) Es bezeugets der Stand seiner Erniedrigung, dessen Stufen wohl zu merken. 15) Auch der Stand der Erhöhung. Bedenke hier 1. welche Person! 2. welch ein Geheimnis! 3. betrachte seine Höllenfahrt. 16) 4. Seine siegreiche Auf-erstehung, 5. Himmelfahrt, 6. Sitzen zur Rechten Gottes. 17) Da er 7. als das Haupt der Gemeine 8. seinen Geist ausgießet, und 9. von allen Kreaturen ange-betet wird. 18) 10. Wie er als Richter aller Welt 11. die Toten erwecken wird. Wer an diesen glaubet, der ist selig. 19) Lobet den Herrn alle seine Werke! auch mei-ne Seele lobe ihn.

 

Der himmlische Vater, als er, dem menschlichen Geschlechte zu gut, seinen Sohn von Ewigkeit her zum Heiland und Seligmacher verordnet hatte; da hat er nicht bloß solche Verheißung des Heils an die Gottheit seines Sohns allein ver-bunden, sondern auch an den Samen des Weibes, welcher der Schlange den Kopf zertreten sollte, 1 Mos. 3,15. und an den Samen Abrahams, in welchem alle Völker sollen gesegnet werden, Kap. 12,3. Darum haben die Erzväter, die unter dem alten Testament gelebt, den Sohn Gottes, welcher künftig Mensch werden sollte, im Glauben ergriffen, und haben in seinem Tod die Genugtuung für die Sünden und die Erlösung von dem ewigen Tod gesucht, und sind erhalten wor-den. Denn der Glaube macht die zukünftigen Verheißungen Gottes wegen der Gewißheit gegenwärtig, und genießt der verheißenen Güter, als wenn sie gegen-wärtig wären. Also hat Abraham den Tag gesehen, und hat sich gefreuet, Joh. 8,56. das ist, er hat die Früchte und der gegenwärtigen Freude der zukünftigen Menschwerdung des Sohns Gottes genossen, welche über etliche hundert Jahre hernach die Engel verkündiget haben. Darum ist des himmlischen Vaters Rat gewesen, dass sein Sohn, welcher von Ewigkeit her geboren, auf bestimmte Zeit Mensch würde. Diese Person, so zugleich wahrer Gott und vollkommener Mensch ist, hat Gott der ewige Vater zu einem Heiland und Seligmacher des menschlichen Geschlechts verordnet. Darum soll ein gottseliges Herz diesen allerweisesten und geheimen Rat des Vaters wohl bedenken, und bei sich be-trachten:

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2. 1) Dass Gott der Vater diese Person zu unserm Heiland und Seligmacher ver-ordnet hat, nicht nur seine göttliche, auch nicht nur seine menschliche Natur, sondern die göttliche, welche mit unserm Fleisch vereiniget worden, auf dass er durch sein Fleisch uns eine Arznei zubrächte, und durch seine Seele unseren Seelen einen Trost eingöße. Unser Seligmacher ist Gott, dass du getrost seist; er ist ein Mensch, dass du dich nicht fürchtest.

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3. 2) Diese Person hat Gott der Vater zu einem Mittler verordnet, zwischen Gott und dem Menschen, und darum hat er beide Naturen haben müssen. Demnach hat Gott aus dem Menschen müssen geboren werden, auf dass eben der, der da Gott ist, auch ein wahrer Mensch sei, und wahrhaftig des Menschen Sohn sei, und dass eben der, der da Mensch ist, auch ein wahrer Gott sei, und wahrhaftig Gottes Sohn; auf dass wir glauben, Jesus sei Christus, der Sohn Gottes, dass wir durch den Glauben das ewige Leben haben in seinem Namen, Joh. 20,31.

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4. Darum ergreifen wir diese Person mit wahrem Glauben und trennen die Gott-heit nicht vor der Menschheit, denn Gott ist Mensch worden. Schauet die Herr-lichkeit des Fleisches des Sohns Gottes, welches wir in Einigkeit der Person anrufen. Denn wir glauben an die Person, welche Gott und Mensch ist. Denn das Heilige, das von dir geboren wird, spricht der Engel, wird Gottes Sohn genennet werden, Luk. 1,35. Wir trennen auch nicht die Menschheit von der Gottheit, denn dieser Mensch ist Gott, welcher in Einigkeit der Person für uns gelitten, gestorben und begraben ist. Darum soll ein christliches Herz erwägen, wie teuer und wert, wie kräftig und heilsam dieses Leiden und dieser Tod sei; welcher nicht ist eines schlechten und bloßen Menschen Leiden und Tod, sondern einer solchen Per-son, welche Gott und Mensch ist, auf dass es ein vollkommenes und genügsa-mes Ranziongeld für die Sünden der ganzen Welt würde. Darum hat Gott seines Sohnes nicht verschonet, sondern für uns alle in den Tod gegeben. Ist das nicht ein wunderbares Geheimnis, dass eine solche Person hat gelitten Schmach, Kreuz, Tod und den Fluch? Dass Gott gelitten im Fleisch und mit seinem eigenen Blute seine Kirche oder die Gemeine erlöset? Dass der Herr der Herrlichkeit ist gekreuziget? Ist das nicht ein unaussprechliches Geheimnis, dass diese persön-liche Vereinigung auch mitten in dem Tode nicht hat können aufgelöset werden? Denn der Apostel Petrus spricht. Es sei unmöglich gewesen, dass Christus von dem Tode habe können gehalten werden, Ap. Gesch. 2,24.

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5. 3) Der himmlische Vater hat diese Person zu unserm Erlöser verordnet, auf dass der gefallene Mensch durch den Menschen welcher zugleich Gott ist, er-löset würde von dem ewigen Tode, und dass der Weibessame der Schlange den Kopf zertrete, welche den Menschen mit List und Lügen betrogen hat. Das ist gewiß eine gerechte und wunderbare Rache.

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6. 4) Der himmlische Vater hat aus Barmherzigkeit diese Person uns verordnet zu einem Arzt, auf dass wir durch sein Blut von dem Unflat der Sünden gereini-get, durch seine Striemen und Wunden geheilet, durch seinen Tod vom Tode zum vorigen Leben wiederum erlöset, und wiederum zum vollkommenen Ehren-stand und zur Gleichförmigkeit des Ebenbilds Gottes erneuert würden.

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7. 5) Der allergnädigste Vater hat diese Person uns verordnet zur Gerechtigkeit, dass er uns sollte gerecht machen, auf dass wir wider das unendliche Übel der Sünden eine unendliche Arznei und Hilfsmittel durch sein Verdienst hätten, und wider die Strengigkeit der ewigen Gerechtigkeit eine vollkommene Genugtuung in und durch seinen Tod, auch wider die Anklage des Gesetzes und des Teufels eine völlige Absolution und Lossprechung von der Verdammnis hätten.

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8. 6) Der allerliebste Vater hat diese Person verordnet zu einem Haupt, auf dass er seine Glieder versammelte, durch seinen heiligen Geist lebendig machte und heiligte, und in seiner Fülle teilhaftig machte.

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9. 7) Der himmlische Vater hat diese Person zum Hohenpriester verordnet, auf dass er durch das allerheiligste Opfer seines Leibes für uns gegeben, uns rei-nigte, durch seine Vorbitte uns versöhnete, und durch das Wort des Lebens uns unterrichtete und lehrete.

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10. 8) Gott der himmlische Vater hat diese Person uns verordnet zu einem Gnadenstuhl, auf dass er uns brächte Vergebung der Sünden, welche wir durch den Glauben ergreifen, Kraft des Verdienstes und der Erlösung durch sein Blut.

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11. 9) Gott der himmlische Vater hat diese Person verordnet zu unserm König, auf dass er in unsern Herzen ein Reich der Gnaden aufrichtete, unsere Herzen reinigte, die Sünde und Tod zerstörete, des Teufels Reich vertilgete, allen Krea-turen mächtig und gegenwärtig gebiete, und seine Gläubigen in das Reich seiner Ehren und Herrlichkeit einführete.

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12. 10) Es hat Gott dem himmlischen Vater gefallen, dass in diesem seinem Sohne alle Fülle wohne, auf dass wir nicht anders wohin fliehen, noch bei andern suchen dürfen Heil, Segen, Leben, Gnade, Vergebung der Sünden, Versöhnung, Linderung der Strafen, Vorbitte bei dem Vater, Arznei und den Arzt selbsten, die Erkenntnis unserer wahren und rechten Weisheit, die rechte Erleuchtung durch den Glauben, und endlich das ewige Leben.

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13. 11) Dies hochheilige Geheimnis der Menschwerdung müssen wir heilig bei-legen und verwahren, wie die göttliche Natur, durch die unauflösliche und unaus-sprechliche Vereinigung, das menschliche Fleisch, zur Mitteilung der Gemein-schaft der göttlichen Werke und Herrlichkeit, aufgenommen hat. Denn wir haben seine Herrlichkeit gesehen, eine Herrlichkeit, als des eingebornen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit. Joh. 1,14. Darum ist es unnötig, dass wir die Naturen exäquieren und gleich halten, oder confundieren und vermengen, so wir glauben, dass die Werke Gott und Mensch tue; das ist, so wir es dafür als Gottes Wort gemäß halten, dass beider Naturen Wirkungen auf einen einigen Effekt und Werk zusammen kommen, in Einigkeit der Person, welches Eutyches geleugnet hat. Es ist auch unnötig, dass wir die Personen trennen und die Naturen von einander reißen, wenn wir die Gemeinschaft der Naturen und Eigenschaften glauben, welche Nestorius geleugnet hat. Es bezeugen diese Einigung und Ge-meinschaft der Naturen und Eigenschaften die Wunderwerke, und die gott-menschlichen Werke, (wenn man also deutsch reden könnte;) es bezeugens die lebendigmachenden Worte, welche in menschlicher Stimme ausgesprochen worden, mit welchen Krankheiten geheilet, Teufel ausgetrieben, und Tote leben-dig gemacht worden. Es bezeugets sein lebendigmachendes Fleisch, welches ist das Brot des Lebens, das er für das Leben der Welt zu geben in Gnaden ver-sprochen hat. Es bezeugets die Abwaschung und Reinigung der Sünden durch sein Blut. Es bezeugets die Versöhnung durch seinen Tod, die Heilung durch seine Wunden. Es bezeugets alle Gewalt im Himmel und auf Erden, welche ihm nach dem Fleisch gegeben ist. Es bezeugets die Gewalt über alle Kreaturen, über den Wind und das Meer, über den Teufel und Tod. Es bezeugens alle Schätze der Weisheit, so in ihm verborgen sein, Kol. 2,3. Es bezeugets das allgemeine Gericht, welches ihm gegeben, weil er des Menschen Sohn ist, Joh. 5,27. Es bezeugets seine Verklärung auf dem Berge, da an seinem heiligen Leibe die Ehre und Herrlichkeit der göttlichen Majestät sich hat sehen lassen, als er diesen Tempel von Gott gebauet, mit der Herrlichkeit Gottes erfüllet, und die himmlische umherleuchtende Freude die gottesfürchtigen Herzen der Anwesen-den gleich entzündet hat; da die Stimme des Vaters aus einer hellen Wolke er-schollen: Das ist mein lieber Sohn, Matth. 17,5. Da der Sohn Gottes vom Vater Ehre und Herrlichkeit empfangen hat, als des Vaters wirkliches Zeugnis, durch die Verklärung und Erscheinung der Majestät, dass er sei verordnet zu einer Person des Mittlers, und durch die Ankündigung seines Amtes, welches durch die Stimme des Vaters ratifiziert und bestätiget worden.

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14. Es bezeugets der Stand der Erniedrigung oder Demut, welchen der Apostel beschreibt, Phil. 2,8. Denn woran hat er sich selbst geäußert? Freilich von dem Gebrauch der unendlichen empfangenen Gaben, welche die Menschheit Christi durch die persönliche Vereinigung empfangen hat. Denn weil das Fleisch Christi der Gottheit persönlich ist vereiniget, und mit der Gottheit eine Person worden; was sollten es denn für Gaben sein, die es nicht empfangen hätte? Warum sollte es nicht unendliche, unermeßliche und allen Kreaturen unaussprechliche Gaben in dieser und jeder Welt haben, wie der Apostel bezeuget? Welcher Unmöglich-keit oder Ohnmacht sollte es unterworfen sein? Welcher Herrlichkeit sollte das Fleisch nicht teilhaftig sein, welches der unendlichen Gottheit durch die Ver-einigung teilhaftig ist? Aus welchem Fundament und Grund der persönlichen Vereinigung der Apostel Paulus einen solchen Schluß macht, und spricht: Wel-cher, ob er wohl in göttlicher Gestalt war, hielt ers nicht für einen Raub, Gott gleich sein, sondern äußerte sich selbst. Darum ist es nötig, dass wir die Grade und den Unterschied dieser Erniedrigung erwägen:

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1) Er hat Knechtsgestalt an sich genommen, da er war ein Herr der Ehren: Matth. 20,28. Des Menschen Sohn ist nicht gekommen, dass er ihm dienen lasse, son-dern dass er uns diene.

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2) Die Knechte und Leibeigenen müssen arbeiten: Der Herr Christus hat mit sei-ner Seele, und mit seinem Leibe die schwereste Arbeit ausgestanden.

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3) Ein Knecht ist der Armut unterworfen: Der Herr Christus hat auch nicht ein Nestlein gehabt, da er sein Haupt hinlegete, Matth. 8,20. Ein Knecht muß Schlä-ge und Wunden leiden; der unschuldige Herr Christus ist geschlagen und ver-wundet worden, um fremder Sünden willen.

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4) Der Herr Christus ist häßlicher worden denn andere Leute, und sein Ansehen, denn der Menschenkinder; er ist der Allerverachtetste und Unwerteste worden, Jes. 53,3. da er doch der allerheiligste und schönste Mensch ist.

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5) Der Herr Christus ist ein Spott der Leute worden, Ps. 22,7. da er doch ist die Weisheit des Vaters.

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6) Der Herr Christus ist gelästert worden, da er doch der Unschuldigste und Ge-rechteste ist.

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7) Der Herr Christus ist am Kreuz ein Wurm worden, da er doch mit Ehren und Schmuck ist gekrönet worden, Ps. 22,7. Item Ps. 8,6.

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8) Der Herr Christus, als er am Holz gehangen, ist ein Fluch worden, Gal. 3,13. von welchem doch alle Völker den Segen schöpfen und empfangen.

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9) Der Herr Christus ist trostlos gelassen worden, da er doch mit Freuden gesal-bet ist, Ps. 45,8.

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10) Der Herr Christus stirbt in äußerster Schmach und Spott, da er doch ist der Glanz der Herrlichkeit des Vaters, der Brunn und Stifter des Lebens, das Leben selbst, und das Licht der Menschen, Hebr. 1,3. Joh. 1,4.

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Diese tiefen Grade und Unterschied der Erniedrigung kann keines Menschen Verstand begreifen, und machen dieselben das Werk der Erlösung sehr herrlich.

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15. Wir müssen aber auch die Erhöhung des Herrn Jesu nach dem Fleisch in gleicher Gottesfurcht betrachten:

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1) Die Herrlichkeit und Ehre der persönlichen Vereinigung ist so groß, dass sie kein Mensch mit Gedanken erreichen kann. Er ist die allerdurchlauchtigste Per-son, in welcher alle Fülle der Gottheit leibhaftig wohnet, Kol. 2,9.

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2) Wie ein großes Geheimnis ist das, dass die menschliche Natur mit Gott eine Person ist, und die andere Person in der heiligen Dreifaltigkeit?

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3) Welch eine unaussprechliche Gewalt und Macht ist das, dass der Herr Christus, nachdem er den Tod überwunden, mit unbegreiflicher Majestät zur Hölle gefahren, dieselbe zerstöret, und die Pforten der Hölle zerbrochen hat?

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16. 4) Wie vortrefflich, hoch und groß ist die Erhöhung und Verklärung, dass der Herr Christus, nachdem er von den Toten auferstanden, den Sieg erhalten hat über die Sünde, Tod, Teufel und Hölle, und hat den Sieg uns erworben und ge-schenkt, zu einem ungezweifelten Zeugnis, dass es die ganze Sünde abgetan, und den Teufel, welcher die Macht und Gewalt des Todes hatte, überwunden, ja auch den Tod in Sieg verschlungen habe? Hebr. 2,14. 1 Kor. 15,54.55.

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5) Wie unaussprechlich groß ist seine Erhöhung, dass er gen Himmel gefahren, und triumphieret hat über seine Feinde, die er gefangen, geführt und erlegt, und ihnen alle Macht und Gewalt ausgezogen hat? Kol. 2,15.

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6) Welch eine Majestät ist zu ersehen in seiner Erhöhung, dass er sitzet zur Rechten Gottes des Vaters, welche ist eine Rechte der Kraft, nämlich eine Macht zu herrschen, und eine Regierung über alle Kreaturen, unsichtbare und sicht-bare, wie Paulus bezeuget: Eph. 1,20. Der Vater hat Christum von den Toten auferwecket, und gesetzt zu seiner Rechten im Himmel, über alle Fürstentümer, Gewalt, Macht, Herrschaft, und alles, was genannt mag werden, nicht allein in dieser Welt, sondern auch in der zukünftigen. Von welcher Hoheit über alle unsichtbare Kreaturen der heilige Apostel Petrus, 1 Epist. 3,22. sagt: Welcher ist zur Rechten Gottes aufgefahren gen Himmel, und sind ihm untertan die Engel, die Gewaltigen und die Kräfte. Von den sichtbaren Kreaturen bezeuget der 8. Psalm v. 7. und erkläret der Apostel an die Hebr. 2,8. dass der Vater ihm alles unter die Füße getan habe, darum ist nichts ausgenommen, das ihm nicht unterworfen wäre. Das ist der Herr, welcher im Himmel seinen Stuhl fest gesetzt hat, dessen königliche Gewalt sich über alle Kreaturen erstrecket. Das ist der Herr über alle Herren, der alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt hat, Ps. 110,1.

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17. 7) Wie herrlich ist die Erhöhung, dass ihn der Vater gesetzt hat zum Haupte über alles und über die Gemeine, welche ist sein Leib, der alles in allem erfüllet? Ephes. 1,22.23. Denn er herrschet zur Rechten des Vaters, er ist die Fülle seines Leibes, dass er alles in seinen Gliedern gegenwärtig wirke, (was zu dem geist-lichen Leben, zur Seligkeit und ewigen Leben gehöret) nämlich Glauben, Liebe, Hoffnung, Andacht, gottselige Gedanken, Seufzen, Demut, Anrufung, Geduld, Stärke, Furcht, Friede, Freude, Beständigkeit, Sieg, Trost, Licht, Weisheit, Lehre; welcher ist das Licht der Propheten, die Rede der Prediger, die Erleuchtung der Lehrer, der Sieg der Apostel, die Krone der Märtyrer. Dieses alles verrichtet er, als das Haupt, durch seinen Geist, und flößet alle seine Fülle in seine Glieder, durch seine heilige Salbung, als der Hohepriester, durch die geistliche Wirkung, als unser König vom Vater gesetzt auf den heiligen Berg Zion, Ps. 2,6.

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8) Welch eine Herrlichkeit diese Erhöhung ist, dass er seinen heiligen Geist über die Apostel ausgegossen hat? Denn nachdem er zur Rechten Gottes erhöhet ist, und empfangen hat die Verheißung des heiligen Geistes vom Vater, hat er aus-gegossen, das ihr jetzt höret und sehet, spricht der heilige Apostel, Ap. Gesch. 2,33.

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9) Wie hoch ist die Erhöhung, dass des Menschen Sohn gesetzt ist zur Rechten der Majestät, und auf den Thron der Herrlichkeit, und wird angebetet von den Engeln, und von der Ritterschaft der himmlischen, irdischen und höllischen Geister; darum, dass ihm der Vater einen Namen gegeben hat, welcher über alle Namen ist, in welchem alle Knie sich beugen müssen, derer, die im Himmel, auf Erden und unter der Erden sind, und dass alle Zungen bekennen, dass Jesus Christus der Herr sei zur Ehre Gottes des Vaters, wie Paulus schreibet, Phil. 2,9. Und darum hat der Apostel Johannes gehöret viel tausendmal Tausend, welche mit lauter Stimme gerufen: Das Lamm, das erwürget ist, ist würdig zu nehmen Kraft und Reichtum, und Weisheit, und Stärke, und Ehre, Preis und Lob! und alle Kreaturen, die im Himmel sind und auf Erden, und unter der Erden, und im Meer, und alles, was darinnen ist, hat er alle hören sagen zu dem, der auf dem Stuhl gesessen, und zu dem Lamm: Lob und Ehre und Preis, Gewalt von Ewigkeit zu Ewigkeit. Off. 5,12,13.

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18. 10) Welch eine Gewalt und Macht ist das, dass er der oberste Präsident und Richter ist, an dem allgemeinen Gerichtstage. Denn er ist vom Vater verordnet und gesetzt, ein Richter der Lebendigen und Toten. Darum wird des Menschen Sohn kommen, und sitzen auf dem Stuhl der Herrlichkeit, Matth. 25,31. wird von jedermann gesehen werden, in menschlicher Gestalt, ein Richter aller Menschen, weil er des Menschen Sohn ist, und es werden ihn alle Augen sehen und schauen, in welchen sie gestochen haben, Off. 1,7.

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11) Welch eine Herrlichkeit ist es, dass er gesetzt ist zu einem Herrn über Le-bendige und Tote, welcher mit seiner Stimme die Toten auferwecken wird, und aus dem Grabe hervorrufen, und die Seinigen in einem Augenblick verklären. Wer diesen Glauben hat, der ist nicht mehr unterworfen der Sünde, dem Fluch, dem Zorn Gottes, dem Tode, dem Teufel und der Welt. Denn der Herr Christus ist von dem Vater gesandt, den Elenden zu predigen, den Gefangenen eine Erledigung, und den Gebundenen eine Öffnung, Jes. 61,1. Dieser Glaube über-windet die Welt, 1 Joh. 5,4. und tritt unter die Füße, was sich wider Christum erhöhet, oder sich dem Herrn gleich macht, oder außer Christo Heil sucht, oder setzt ihm etwas zu, was zu der Seligkeit gehörig ist. Denn es ist in keinem andern Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, darinnen wir selig werden sollen, Ap. Gesch. 4,12. Diesen allein hat der Vater gesendet, diesen allein hat er gesalbt, dass er sei ein König, das Haupt und unser Heil. Darum erkennet der wahre Glaube keinen andern Heiland, als den eingebornen Sohn Gottes, Jesum Christum, welcher uns gemacht ist von Gott zur Weisheit, zur Gerechtigkeit, zur Heiligung, und zur Erlösung, 1 Kor. 1,30. Darum ist er allein unser Heil, der wahre Gott, und das ewige Leben.

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19. Das ist die Herrlichkeit und der Triumph unsers Glaubens. O Jesu! unsere Liebe, unser Wunsch, Ursprung alles Guten, Brunn des Heils, Strom der Barm-herzigkeit, Thron der Gnaden, unsere Zuflucht, unser Licht, die Ruhe unserer Seelen, unsere Seligkeit und unser ewiges Leben. Lobet den Herrn alle seine Engel, lobet ihn alle seine Heere, lobet ihn Sonne und Mond, lobet ihn alle leuch-tende Sterne, Ps. 148,2.3. Lobet den Herrn alle seine Heerscharen, die ihr sein Wort ausrichtet. Lobet den Herrn alle seine Werke, an allen Orten seiner Herr-schaft. Lobe den Herrn auch, meine Seele, und aller Gläubigen Seelen loben unsern Herrn Jesum Christum in alle Ewigkeit, Amen. Ps. 103,21.22.

 

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