ERSTER TEIL.
VON DEN SECHS TAGWERKEN
DER SCHÖPFUNG GOTTES INSGEMEIN.
DAS ERSTE KAPITEL. (4.B./1.T./1.K.)
VON DEM ERSTEN TAGEWERK GOTTES, DEM LICHT.
Inhalt.
1) Das Licht, welches hier nach seinem Ursprung, 2) und nach seinem Wesen beschrieben wird, 3) sonderlich die Sonne, wollen wir als einen Zeugen Gottes und Christi betrachten. 4) Das Licht zeuget 1. von Gottes Wesen, dass er das schönste Licht sei. 5) 2. Von Gottes ewiger Weisheit, dem Glanz des ewigen Lichtes, 6) welches überverständliche Licht alle Geister erleuchtet und mit Gott vereiniget. 7) 3. Die Sonne zeuget von der heißen brünstigen Liebe Gottes. 8) Darum heißt die ewige Weisheit ein Bild der göttlichen Gütigkeit; 9) die, wie das Licht, allen Dingen Ordnung, Zeit, Maß, Unterschied gibt. 10) Gottes Güte zieht, wie das Licht, alle Dinge nach und zu sich. 11) Das Sonnenlicht ist rein: unend-lich reiner Gottes Liebe. 12) Die Sonne teilt ihr Licht reichlich, unparteiisch, innigst mit: die Liebe Gottes noch weit mehr. 13) 4. Das äußerliche leibliche Licht führet uns auf das innerliche geistliche Licht der Seele, so Christus selber ist. 14) Denn wie die Sonne die Welt erleuchtet, also Christus die Seele. 15) Licht ist der Kreaturen höchste Zierde: Christus des himmlischen Jerusalems. 16) Die Tugend und alle Gaben der Auserwählten sind ein schönes Licht. 17) Licht bringt Freude: das ewige Licht wird ewig erfreuen. 18) Licht erwecket die Schlafenden: Christus die, so in Sünden schlafen. 19) Licht zeiget den Weg: Christus auch. 20) Das Licht führet Lebenskraft mit sich: Christus ist Licht und Leben. 21) Das Licht siehet man nicht ohne Licht: und Gott erkennet man nicht ohne Gott. 22) Das Licht vertreibt die Finsternis: Christus den Unglauben etc. 23) Ohne Licht ist eitel Finsternis: außer Christo auch. 24) Die Sonne leuchtet besser, als der Mond: und Christus mehr, denn die Vernunft. 25) Die Sonne ist des Himmels Zierde: und Christus ist die Zierde der Kirche. 26) Licht gibt eine liebliche Wohnung: Christus macht das himmlische Jerusalem auch zur lieblichen Wohnung. 27) Das Licht offenbaret alles: vor dem unendlichen Licht ist nichts verborgen. 28) Das Licht teilt sich allen Dingen mit: und Gott sonderlich den Menschen. 29) 5. Das Sonnenlicht zeuget von unserer Verklärung in der Auferstehung; 30) dessen Bild die Verklärung Christi war, 31) der uns an jenem Tage wie der Blitz durchleuch-ten wird. 32) Ja in allen Kreaturen ist ein reines Licht, welches die Chemie schei-den kann, zum Zeugnis unserer Verklärung.
Gott sprach: Es werde Licht; und es ward Licht, 1 Mos. 1,3.
Licht ist dein Kleid, das du anhast, Ps. 104,2.
Gott ist ein Licht, und ist keine Finsternis in ihm, 1 Joh. 1,5.
Obwohl der heilige Hiob, Kap. 38,19. spricht: Welches ist der Weg, da das Licht wohnet, und durch welchen Weg teilet sich das Licht? Hast du gesehen die Tore der Finsternis? Mit welchen Worten der heilige Mann andeutet, dass nicht wohl zu erkennen, noch zu beschreiben ist, was das Licht sei, und dass der Ursprung des Lichts aller Vernunft unbegreiflich sei. Denn, ob wir gleich durch den Augen-schein etwas davon wissen, so ist es doch ein geringes Wort, das wir davon ver-nommen haben, dennoch sollen wir das geringe Wort zu Gottes Ehre gebrau-chen.
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2. Das Licht ist der edelste, subtileste, reineste, weißeste Schein oder Klarheit, so in der Schöpfung von der Finsternis der großen Welt geschieden; indem der Schöpfer das Licht hat heißen hervorleuchten aus der Finsternis, 2 Kor. 4,6. dadurch die Welt erleuchtet, erfreuet, unterschiedlich erkannt, und ganz weislich und wunderbarlich offenbaret, ja, dadurch das Licht des Lebens, nach etlicher Meinung, der großen Welt und allen Kreaturen einverleibt worden. Aus welchem Licht die höchste Klarheit und Erleuchtungskraft in die Sonnenkugel, als in das rechte Tageslicht zusammengefasset, den Tag zu erleuchten und zu regieren, Jer. 31,35. Darum auch der allmächtige Schöpfer das Licht den Tag genennet hat, 1 Mos. 1,5.
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3. Weil es nun einem Christen gebühret, die Kreaturen Gottes mit geistlichen Augen also anzuschauen, dass er Gott, seinen Schöpfer darinnen sehe, und aus den Werken den Werkmeister preise; so wollen wir uns damit belustigen, wie das Licht oder die Sonne ein Zeuge Gottes und Christi sei.
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4. Schließen demnach 1) also: Hat Gott so ein schönes, anmutiges, erfreuendes, lebendigmachendes, klares, hellscheinendes, glänzendes Licht erschaffen; wie viel ein schönes, herrliches, erfreuendes und lebendigmachendes Licht muß er selbst sein? Darum fraget der Dolmetscher des heiligen Dionysii: Warum Gott das Licht zuerst erschaffen? Und antwortet: Weil von dem göttlichen und über-verständlichen Licht selbsten alsbald entspringet das Licht, so unter allen Gott am gleichsten ist. Darum nennet er das Licht ein Bildnis der göttlichen Gütigkeit, und sagt: Das überverständliche Licht sei in Gott, das verständliche Licht in Engeln und Menschen, das sichtbare Licht in der Sonne.
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5. Und weil Gott das Licht zu dem Ende erschaffen, dass dadurch alle Kreaturen in ihrer eigenen äußerlichen Form, Gestalt, Zierlichkeit und Lieblichkeit erkannt und unterschieden werden; so ist daraus 2) zu schließen, dass ein anderes ver-borgenes Licht sein müsse, dadurch alle innerliche Formen und Gestalten aller Kreaturen erkannt werden, vor welchem Licht sich nichts verbergen kann, es sei so heimlich, als es wolle. Und dasselbige ist die ewige Weisheit Gottes, welche nach rechter Art des natürlichen erschaffenen Lichts genannt wird, ein Glanz des ewigen Lichts, Weish. 7,26.
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6. Davon sagt St. Dionysius: Gleichwie das erschaffene Licht die sichtbare Welt verwaltet, ordnet, regieret und erfüllet; also das überverständliche Licht erfüllet und erleuchtet alle überhimmlische Geister mit dem geistlichen Licht, reiniget auch alle Seelen, und gibt ihnen die Gemeinschaft des Lichts, vertreibet die Finsternis, teilet mit, erstlich, den Anfang eines geringen Lichts, darnach, wenn sie das Licht schmecken und erkennen, und mit großer Begierde entzündet werden, ergießt sich mehr in sie, nachdem sie viel und große Lust und Liebe dazu gewinnen, und wie viel sie fassen können. Derohalben das überverständ-liche Licht übertrifft alles Licht, als der erste Strahl und überfließendes Licht, und erleuchtet alle Geister von der Fülle seines Lichtes, und begreift in sich, als der Ursprung alles Lichts, alles geistliche, englische, vernünftige und natürliche Licht, und macht unsterblich. Denn gleichwie die Unwissenheit diejenigen, so verführet sein, scheidet von dem Licht; also die Gegenwart des überverständlichen Lichts sammelt, reiniget, macht vollkommen, und erlediget von Unwissenheit und Irrtum alle so erleuchtet werden, und wendet sich zu dem, das wahrhaftig ist, und brin-get die mancherlei Phantasien in eine einige lautere Wissenschaft, und erfüllet sie mit einem einigen und vereinigten Lichte. So weit Dionysius etc.
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7. 3) So leuchtet auch aus dem Sonnenlicht eitel reine innigliche, heiße und brünstige Liebe Gottes. Denn wem hat Gott die Sonne geschaffen? Nicht ihm selbst: er bedarf keiner Sonne und keines erschaffenen Lichts. Er ist selbst das ewige unendliche Licht; darum hat er uns die Sonne geschaffen. Sie leuchtet uns; darum leuchtet Gottes Liebe aus der Sonne.
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8. Und weil die ewige Weisheit Gottes eine solche Sonne und Licht ist, die uns in allen Dingen Gottes Liebe und Güte zeiget, so wird dieselbe nach Art und Eigen-schaft der natürlichen Sonne und des Lichts, genannt ein Bild der göttlichen Gü-tigkeit, Weish. 7,26.
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9. Das Licht gibt allen Dingen Ordnung, Zeit, Ziel, Maß und Unterschied, denn ohne das Licht wäre eitel Unordnung in allen Dingen; darum ist das Licht ein Bild der Weisheit Gottes.
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10. Das Licht wendet alle Dinge zu sich durch seinen Glanz und Schönheit; also Gottes Güte ziehet alles nach sich und zu sich, als den ersten Ursprung, da alle Dinge ihre Ruhe finden und ihre Erhaltung.
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11. Sehet, wie rein ist das Licht der Sonne, und kann nicht beflecket werden; unendlich reiner und unbefleckter ist Gottes Liebe gegen uns. Darum, weil die Weisheit Gottes ein solches unbeflecktes Licht ist, so wird sie nach Art der Sonne genannt ein unbefleckter Spiegel der göttlichen Kraft, Weish. 7,26.
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12. Sehet, wie das Licht so reichlich, mildiglich, überflüssig ausfließt aus der Sonne; also gehet Gottes Liebe überflüssiger, ja unendlicher Weise über uns. Die Sonne ist unparteiisch, sie missgönnet keinem Menschen ihr Licht; also gehet Gottes Liebe über alle Welt. Sehet, wie inniglich das Licht der Sonne ist, und gehet aus dem inwendigsten Wesen der Sonne; also inniglich und herzlich ist Gottes Liebe.
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13. 4) Ferner ist zu betrachten: weil der allmächtige Gott der großen Welt und den leiblichen Dingen ein äußerliches Licht geschaffen, ob er denn nicht auch ein geistlich innerliches Licht der Seele verordnet habe? Denn das ist ja natürlich zu schließen. Hat Gott den leiblichen Dingen, oder dem Leibe des Menschen ein so schönes Licht verordnet, so hat er vielmehr ein innerliches Licht der Seele ver-ordnet. Dies Licht der Seele ist Gott selbst, unser Herr Jesus Christus, und der heilige Geist, von welchem unser Verstand durch Gottes Erkenntnis im Glauben erleuchtet wird. Mache dich auf, werde Licht, denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit gehet auf über dir, Jes. 60,1.
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14. Gleichwie nun die Sonne die Welt erleuchtet, also erleuchtet Christus unsere Seele. Dies ist das wahrhaftige Licht, welches alle Menschen erleuchtet, so in diese Welt kommen, Joh. 1,9. Darum wird er, Mal. 4,2. die Sonne der Gerechtig-keit genannt; und Gott wird, Jak. 1,17. genannt ein Vater des Lichts, und der heilige Geist ist in einer Feuerflamme im Munde der Apostel erschienen, in Ge-stalt feuriger Zungen, Ap. Gesch. 2,3. Aus diesem ewigen Licht kommt nun das Licht der Gnaden, das Licht der Weisheit und Erkenntnis Gottes, das Licht der Wahrheit und des Lebens, das Licht der Freude, das Licht des Trostes, das Licht der Herrlichkeit Gottes, das Licht des Glaubens und der christlichen Tugenden.
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15. Das Licht ist die höchste Zierde, Schmuck und Herrlichkeit der Kreaturen, darum steht geschrieben: Licht ist dein Kleid, das du anhast, Ps. 104,2. Und der heiligen Engel Zierde und Schmuck ist die Klarheit des Herrn, Luk. 2,9. Im ewigen Leben wird der Auserwählten höchster Schmuck sein die Klarheit und das Licht. Die Gerechten werden leuchten, wie die Sonne in ihres Vaters Reich, Matth. 13,43. Dan. 12,3. Welches in der Offenbarung Johannis vorgebildet ist, durch das Weib mit der Sonne bekleidet, Kap. 12,1. Ja, gleichwie das Licht die schönste Zierde und Schmuck ist dieser vergänglichen Welt; also wird das ewige Licht die höchste Zierde und Herrlichkeit sein der zukünftigen Welt, des himmli-schen Jerusalems. Off. Joh. 21,11.
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16. Je mehr Licht, je edler das Geschöpf; wie wir sehen an Engeln, an Sonne, Mond und Sternen, an Edelgesteinen, an Metallen; also ist auch die Tugend ein schönes Licht, und alle Gaben der Auserwählten werden aus ihnen leuchten im ewigen Leben. Darum dieselbe einander übertreffen werden, wie die Sonne und Sterne einander übertreffen in ihrer Klarheit, 1 Kor. 15,41.
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17. Das Licht erfreuet, und bringt Freude mit sich; was wird aber das ewige Licht für Freude mit sich bringen, wenn der Tag des ewigen Lichts wird anbrechen? Sollte uns das ewige Licht nicht mehr erfreuen können, denn das vergängliche Licht, welches viel Trübsal auf Erden bescheinen muß?
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18. Das Licht erwecket die Schlafenden; also Christus, unser Licht, weckt uns auf vom Schlaf der Sünden. Wache auf, der du schläfest, so wird dich Christus er-leuchten, Eph. 5,14.
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19. Das Licht zeiget uns den Weg; also spricht Christus, unser Herr: Ich bin das Licht der Welt, wer mir nachfolget, wird nicht im Finstern wandeln, sondern das Licht des Lebens haben, Joh. 8,12. Kap. 12,46.
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20. Das Licht führet mit sich eine verborgene Lebenskraft; also ist Christus, unser Herr, ein solches Licht, in welchem war das Leben, und das Leben ist das Licht der Menschen, Joh. 1,4. Der Herr ist mein Licht und mein Heil, und meines Le-bens Kraft, Ps. 27,1.
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21. Das Licht kann man ohne das Licht nicht sehen; also kann man Gott ohne Gott, ohne Christum, ohne den heiligen Geist nicht erkennen. In deinem Licht sehen wir das Licht, Ps. 36,10.
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22. Das Licht vertreibet die Finsternis, und die Geister der Finsternis; also ver-treibet Gottes Licht in uns, d. i. Christus, den Unglauben, und alle Werke der Finsternis und des Satans. Gott muß auch in uns sprechen: Es werde Licht, wie im Werke der Schöpfung. Darum sagt der 18. Psalm v. 29. Du erleuchtest meine Leuchte; der Herr, mein Gott, macht meine Finsternis Licht. Auf dass er erschei-ne denen, die da sitzen in der Finsternis und im Schatten des Todes, Luk. 1,79. Ich sahe einen Engel vom Himmel herabsteigen, von dessen Klarheit die Erde erleuchtet war, Off. Joh. 18,1.
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23. Wenn des Tages Licht hinwegweicht, so gehet die Nacht und die Finsternis an, und gehet das finstere Licht, der Mond, auf, als das Nachtlicht; also ist außer Christo eitel Finsternis, und das rechte Nachtlicht der Vernunft verfinstert den Verstand.
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24. Gleichwie nun diejenigen närrisch tun, die mehr von dem Mond erleuchtet werden wollen, als von der Sonne; also tun die viel närrischer, so mehr wollen erleuchtet werden von der Weltweisheit, als von Christo, der göttlichen ewigen Weisheit. So närrisch ist es, wenn einer des Tages bei einem Licht besser sehen wollte, als bei der Sonne; ebenso närrisch ist es, wenn einer durch die Weltweis-heit besser sehen und klüger sein wollte, als durch die Weisheit Gottes; welche ist Christus. O Torheit! wenn einer meinet, mehr erleuchtet zu werden durch die Kreatur, als durch den Schöpfer. Wer mich hie recht versteht, der hat den Anfang zu der göttlichen, ewigen, himmlischen Weisheit, welches der 119. Psalm so emsig suchet, und das Buch der Weisheit Salomonis.
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25. Die Sonne ist eine Zierde des Himmels; also Christus der Herr ist eine Zierde seiner Kirche, und des neuen Himmels und der Erde in der zukünftigen Herrlich-keit, da offenbar wird werden vor aller Auserwählten Augen, wie er ist der Glanz der Herrlichkeit seines Vaters. Kol. 1,15. und das Ebenbild seines göttlichen We-sens, Hebr. 1,3.
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26. Das Licht gibt und macht eine liebliche Wohnung; also wohnet Gott in einem Licht, 1 Tim. 6,16. Also hat er auch das himmlische Jerusalem zu einer lieblichen Wohnung gemacht. Die Stadt bedarf keiner Sonne und Mondes, sondern die Herrlichkeit des Herrn ist ihr Licht, und das Lamm Gottes erleuchtet sie, Offenb. Joh. 21,23.
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27. Das Licht offenbaret alles; also kann sich nichts vor dem unendlichen Licht Gottes verbergen, was im Himmel und auf Erden ist, auch was in allen Geistern, in allen Seelen der Menschen verborgen ist, Hebr. 4,12.13. Also, dass sich auch der geringste Gedanke des menschlichen Herzens vor Gott nicht verbergen kann. Unsere unbekannte Sünden stellest du vor dich ins Licht vor deinem Ange-sicht, Ps. 90,8. Du verstehest meine Gedanken von ferne, Ps. 139,2. Die Weis-heit Gottes gehet durch alle Geister, wie scharf sie sein, Weish. 7,23.
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28. Das Licht teilt sich allen Kreaturen mit, und ergießt sich über die ganze Welt; also teilt sich Gott allen Kreaturen mit, sonderlich aber den Menschen, und ist seine Freude und Lust, den Menschen Gutes zu tun.
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29. Das Licht und die Sonne ist auch 5) endlich ein Zeuge der Verklärung unsers Leibes und Seele in der Auferstehung. Es geschieht zwar die Verklärung unserer Seele zum Teil in diesem Leben durch den heiligen Geist; nun aber spiegelt sich in uns allen des Herrn Klarheit mit aufgedecktem Angesicht, und wir werden verkläret in dasselbe Bild von einer Klarheit in die andere, als vom Geist des Herrn, 2 Kor. 3,18. Aber es ist nur ein geringer Anfang, und ist ganz unvoll-kommen; dort aber wird Leib und Seele verkläret werden, mit ewiger unaufhör-licher Klarheit und Herrlichkeit, wie St. Paulus sagt: Eine andere Klarheit hat die Sonne, eine andere der Mond, eine andere die Sterne, 1 Kor. 15,41. Also wird es auch sein in der Auferstehung der Gerechten. Die Lehrer werden leuchten wie des Himmels Glanz, und wie die Sterne immer und ewiglich, Dan. 12,3. Die Gerechten werden leuchten wie die Sonne, in ihres Vaters Reich, Matth. 13,43.
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30. Dessen Bild ist die Verklärung Christi, da sein Antlitz leuchtete wie die Sonne, und sein Kleid ward weiß wie der Schnee, Matth. 17,2. Das war der himmlische, übernatürliche Glanz oder weißes Licht der ewigen Sonne; also glänzete und leuchtete das Angesicht Mose viel heller als die Sonne, also, dass es die Kinder Israel nicht ansehen konnten, um der Klarheit willen, und dasselbe daher, weil Gott mit ihm geredet hatte, 2 Mos. 34,29. 2 Kor. 3,7. und war doch Mose nur wenige Tage bei dem Herrn gewesen. Was wird denn für eine Klarheit aus uns leuchten, wenn wir Gott ewig werden beiwohnen, und bei ihm sein allezeit? Mosis Angesicht leuchtet schrecklich; Christi Angesicht aber lieblich in seiner Verklärung.
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31. Item: Offenb. Joh. 1,16. leuchtete das Angesicht dessen, der die sieben Sterne in seiner Hand hatte, wie die Sonne; und also wird uns das ewige Licht, welches ist Christus, an jenem Tage verklären, dass der ganze Leib wird er-leuchtet werden, wie der Blitz, Matth. 6,22. Luk. 11,36.
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32. Zum Beschluß ist auch zu wissen, dass der gütige Schöpfer ein reines und anmutiges Licht allen Dingen eingeschlossen habe, wie die wissen, so die natürliche Scheidung verstehen, und die Reinigkeit aller Dinge recht philo-sophisch scheiden können von der Unreinigkeit und Finsternis. Und also können alle Dinge natürlich in ihre Klarheit gebracht werden, denn das ist ihre natürliche Verklärung, und ein herrliches augenscheinliches Zeugnis der Verklärung unserer Leiber am jüngsten Tage, wenn alle Unsauberkeit von Leib und Seele hintan wird geschieden sein.
Gebet um rechten Gebrauch der Sinne, und um das innere Licht der Seele.
Allmächtiger Gott und Vater der Lichter, der du in der ersten Schöpfung das Licht aus der Finsternis hast lassen hervorleuchten, dadurch alle deine Geschöpfe in ihrer Gestalt, und daraus deine Güte, Macht und Weisheit erkannt würde; auch dem Menschen helle Augen des Leibes und der Seele gegeben, dass er in und außer sich deine Wunder sehen, dich preisen, und der Kreaturen recht gebrau-chen solle. Ach! laß mich doch auch das in mir noch übrige Licht der Natur, und dein geschenktes Gnadenlicht allein dahin anwenden, dass ich dich und deine Werke recht beschaue, das Jesus die Sonne der Gerechtigkeit in mir wirke, leuchte, die Finsternis der Unwissenheit und Sünden vertreibe, damit ich dich, der du wohnest in einem Licht, da niemand hinkommen kann, aus eigener Kraft dermaleinst schaue von Angesicht zu Angesicht im ewigen Licht, Amen.