DAS ZWEIUNDFÜNFZIGSTE KAPITEL. (2.B./52.K.)
TROST UND BERICHT, WIE MAN SICH
IN HOHE UND GEISTLICHE ANFECHTUNG SCHICKEN SOLL.
Inhalt.
In hohe geistliche Anfechtungen soll man sich also schicken: 1) Dass man I. den Ursprung derselben erwäge, der ist Gott selbst, der führet in diese Hölle, wie 1. der Spruch 1 Sam. 2,6.7. bezeuget. 2) In dieser Hölle ist unser Haupt, Christus, selbst gewesen; 3) darum müssen die Glieder es auch empfinden. 4) Wie das Exempel Hiskias, Davids, Hiobs bezeugen. 5) Die Ungeduld wird den Ange-fochtenen nicht zugerechnet. 6) 1. Bedenke den herrlichen Spruch Klagl. Jer. 3,32.33. 7) II. Lerne auch die Ursachen, warum Gott seinen Trost entziehet. 8) 1. Damit er uns vor geistlicher Hoffahrt bewahre. 9) Solche Trostlosigkeit ist uns sehr nützlich, und eine rechte hohe Schule. 10) Wer darinnen geübet ist, der wird seine einzige Lust an Gott allein haben. 11) 2. Dass er unsere Geduld gründe, dass wir nicht sowohl um Errettung, als Beständigkeit bitten. 12) 3. Dass er unsere Hoffnung befestige durch goldene Trostsprüche. 13) III. Merke die beste Arznei dawider, und mache es wie alle Heiligen. 1. Leide die Traurigkeit, bis Gott sie wegnimmt. 14) 2. Höre nicht das Urteil der Welt und des Teufels, sondern Gottes Wort. 15) 3. Bedenke, wie Gott allen seinen Heiligen geholfen. 16) Wirst du mit Christo leiden, so wirst du auch seine Herrlichkeit tragen.
Ich will dich auserwählt machen im Ofen des Elendes. Jes. 48,10.
Erstlich soll man gewiß dafür halten, dass der Seele Traurigkeit von Gott her-kommt. Denn so stehet 1) geschrieben: 1 Sam. 2,6.7. Der Herr tötet, und machet lebendig, er erniedriget und erhöhet, er machet arm und machet reich, er führet in die Hölle, und wieder heraus. Diese Hölle, da Gott den Menschen hinein führet, ist die geistliche Traurigkeit, welche keinen Trost zuläßt. Denn, gleichwie in der Hölle kein Trost ist, also ist auch in dieser geistlichen Hölle kein Trost. Es dünket die Seele in dieser Not, dass sie gar sterbe und verschmachte, dass sie alle Kreaturen anklagen, und ihr zuwider sein. In dieser Angst spricht ein Mensch mit David: Meine Seele will sich nicht trösten lassen, Ps. 77,3. Es wird ihm alles entzogen, beide die Schrift und Gott selbst. Und das ist die Hölle, darein Gott selbst führet. Da gehöret nichts dazu, denn schweigen und leiden, und im Herzensgrund mit einem unaussprechlichen Seufzen darüber heulen und klagen. Ja, ein Mensch kann vor dieser Angst und Pein nicht an Gott oder die Schrift gedenken. Denn alle Kräfte des Glaubens verschwinden, und verschmachtet der Mensch wie eine Schnecke, Ps. 38,8.9. und 102,24. Wenn nun Gott durch sein verborgenes Wort und Kraft den Menschen nicht erhielte, so müßte er von der Stunde an vergehen und zu nichte werden.
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2. In dieser Hölle ist Christus Jesus, unser Herr, auch gewesen, da er anfing zu trauern, zu zittern und zu zagen, Matth. 26,37. mit dem Tode rang, und Blut schwitzete, Luk. 22,44. Diese Hölle ist eine viel größere Angst, denn der Tod, ja der Mensch wünschet sich in solcher Angst den Tod, Hiob 7,15. denn derselbe wäre seine Freude und Erlösung. Wie oft wünschet sich Hiob den Tod? Christus, unser Herr, schwitzet Blut in dieser Angst; aber am Kreuz in Todesnot nicht. In dieser Höllenangst rief Christus, unser Herr, Matth. 27,46. Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen? Da war aller Trost hinweg. Nichts desto weniger aber war in dieser Höllenangst Gott bei ihm, und erhielt ihn. Ja, ist das nicht ein großes Wunder, dass der Herr Christus in seiner Höllenangst keinen Trost hat können erlangen, und war doch mit Gott vereiniget! denn er war ja Gott und Mensch; dennoch hatte sich Gott mit seinem Troste so tief vor ihm verborgen, dass er keinen Trost in seiner Menschheit hörete oder sahe. Ist nun das dem Herrn Christo widerfahren, der mit der ewigen Gottheit vereiniget ist, und mit dem höchsten Freudenöl gesalbet, und ist gleichwohl in solche Traurigkeit geraten? was ists denn Wunder, dass oft einen armen Menschen solche Betrübnis über-fällt?
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3. Darum alles, was uns widerfähret, das ist zuvor unserm Herrn Jesu Christo auch widerfahren, als unserm Haupt. Und ist demnach nicht unrecht, dass die Glieder des Haupts Schmerzen empfinden.
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4. Daran erkennet man nun, dass du ein wahres Glied Christi bist, und ein Mit-genosse seiner Trübsal, Off. Joh. 1,9. Denn in dieser Hölle hat auch gesteckt der fromme König Hiskias, da er sprach: Ich winselte wie ein Kranich, und girrete wie eine Taube, Jes. 38,14. Und der heilige Hiob, als er sprach: Wenn ich schon Gott frage, so antwortet er mir nicht. Rufe ich schon, so erhöret er mich nicht, Hiob 30,20. Item: Kap. 9,16. Wenn ich ihn schon anrufe, so glaube ich doch nicht, dass er meine Stimme höre. Und der liebe David klaget auch selbst darüber im 6. 13. 38. und 88. Psalm; da man Wunder siehet, wie die Heiligen Gottes mit der Hölle gerungen und gekämpfet haben. Das zeigen an die wunderbarlichen Affekten in Hiob und David: bald verzagen sie, und glauben nicht, dass es mög-lich sei, dass sie Gott erlösen könne; bald hoffen sie auf den Erlöser, der noch lebet, wie Hiob, Kap. 19,25. Darum fleischliche Menschen solche Worte und Affekten nicht verstehen können, wie man es an Hiobs Freunden siehet, denen mußte der arme Mann immer unrecht geredet haben; aber sie verstunden die Wasserwogen nicht, die über seine Seele gingen. Denn es wird ein Mensch in dieser Not so tief in den Unglauben gestürzet, dass er seines Glaubens nicht kann gewahr werden. Es zieht sich alle Kraft des Glaubens in einen Punkt, und in ein unaussprechliches Seufzen, darinnen noch der Glaube ihm unwissend ver-borgen ist. Und dieser verborgene Glaube ist dann sein Unglaube, und ist seine Hölle und Marter. Er kann in dieser Hölle nicht glauben, dass ihm Gott gnädig sei, und spricht: Ach! wie gerne wollte ich glauben, wenn mir Gott die Gnade gäbe. Die Schrift kann ihn auch nicht trösten, bis dass das Ungewitter vorüber ist. Da läßt denn Gott dem Menschen seine Nichtigkeit sehen, was er an ihm selber sei, damit er gar zunichte werde an allen seinen Kräften. Aber gleichwohl läßt sich Gott noch in dem verborgenen unaussprechlichen Seufzen gleich, als von ferne, sehen. Und dadurch wird der Mensch erhalten.
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5. Ob nun wohl ein Mensch in dieser Angst, Marter und Zagen oft ungeduldig ist, ja auch lästert, so rechnet es ihm Gott doch nicht zu. Denn es geschiehet wider den Willen des Menschen, und ist seine höchste Probe, dadurch ihn Gott läutert, und die Sünden ausfeget; ja es sind keine größeren Heiligen und liebsten Kinder Gottes, als eben diese, die solche Probe und Züchtigung aushalten, wie wir an Hiob, Kap. 42,2. seq. David und Jeremia, Kap. 20,12. seq. sehen. Denn diese lernen den Glauben in der rechten Schule. Die zarten kreuzflüchtigen Heiligen meinen, sie wollen den Glauben auf Polstern ohne Kreuz lernen.
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6. 2) Bedenke den herrlichen Spruch Klagl. Jer. 3,31.33. Der Herr betrübet wohl, aber er verstößet nicht ewiglich, sondern erbarmet sich wieder nach seiner großen Barmherzigkeit. Denn er nicht von Herzen die Menschen plaget und betrübet. Daraus lerne nun erstlich, dass dich der Herr betrübet habe, aber er wird darum nicht ewig verstoßen. Und ob du gleich sagen möchtest: solche Ge-danken, die ich leiden muß, die sind nicht von Gott, sondern vom Satan, dass er den Herrn Christum versuchen mußte, Matth. 4,1. seq. Die Worte und feurigen Pfeile, die der Satan redet wider Christum, die waren freilich nicht von Gott, sondern vom Satan; aber es hat ihm es gleichwohl Gott erlaubt und verhängt. Und obwohl Christus, unser Herr, das alles leiden und ausstehen mußte, so war er doch gleichwohl Gottes liebstes Kind, und konnte ihm der Satan mit seinen feurigen Pfeilen nichts schaden, ob er gleich Christum mit sich führete. Also werden dir des Teufels feurigen Pfeile nichts schaden an deiner Seligkeit. Siehe den Hiob an, wie ihn der Satan aus Gottes Verhängnis plagte und ängstete, auswendig und inwendig an seiner Seele, dass er den Tag seiner Geburt ver-fluchte; dennoch war Gott bei ihm, und erhielt ihn. Darum spricht er: Kap. 10,13. Ob du solches gleich in deinem Herzen verbirgest, so weiß ich doch, dass du daran gedenkest.
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7. Wenn du nun des rechten Ursprungs deiner Traurigkeit gewiß bist, so mußt du auch denn II. lernen die Ursachen, warum es geschieht.
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8. 1) So ist es wahr, wenn Gottes Wort in unsern Herzen recht geschmeckt wird, so empfinden wir unaussprechlichen Trost, Friede und Freude in uns, und über-trifft solcher göttlicher Trost weit aller Welt Freude und Herrlichkeit; ja solcher Trost ist ein Vorgeschmack des ewigen Lebens. Denn die wahre lebendige Erkenntnis Christi zeiget uns Gottes Vaterherz, und die allerfeurigste, brünstigste, holdseligste Liebe Gottes, die nimmermehr verlöschet, sondern ewig ist, wie Gott selbst. Wenn wir nun solchen Trost oft empfinden, so kann unsere verderbte Natur solche hohe himmlische Gaben aus Schwachheit nicht ertragen, fängt an viel von sich selbst zu halten, als wären wir allein vor allen andern solche selige Leute, die Gott so hoch begabt hätte, dagegen andere Leute nichts sein, fallen in geistliche Hoffart, ja verlassen den rechten Ursprung dieser himmlischen Gaben, und fallen auf uns selbst. Solche verkehrte Unart kann Gott an uns nicht leiden, weil sie uns sehr schädlich und hinderlich ist an unserer Seligkeit und an der wahren Buße. Darum entzieht er uns den himmlischen Trost, und alles, daran wir Lust und Freude haben, und verbirget sich so tief vor uns, dass wir ihn weder sehen noch hören, noch empfinden in unsern Herzen. Läßt uns also zwischen Himmel und Hölle schweben, dass wir selbst vor großer Angst nicht wissen, wo aus oder ein, ob wir glauben oder nicht glauben, ob wir Hoffnung haben oder gar keine haben, ob wir einen gnädigen oder zornigen Gott haben, ob wir im Leben oder im Tode sein. Dies heißt denn die Entziehung dieses göttlichen Trostes, welches im 88. Psalm beschrieben ist. Und Ps. 31,33. spricht David: Ich sprach in meinem Zagen, ich bin von deinen Augen verstoßen, dennoch hörtest du die Stimme meines Flehens, da ich zu dir schrie.
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9. Diese Entziehung ist uns Menschen nützlicher als alle Herrlichkeit dieser Welt, ob es gleich unserer Natur sehr schwer und lang wird, Gottes eine Zeitlang mangeln und entbehren, ja ganz und gar nicht fühlen und empfinden; denn dies ist ein Leiden über alles Leiden. Dennoch aber lernet man in dieser Feuerprobe die wahre Demut, die wahre Buße, die Verschmähung der Welt, dass man sich abwende von allen Kreaturen, von allen Gaben, von allen vergänglichen Dingen, weil man siehet, dass darinnen kein wahrhaftiger Trost der Seele ist. Und obwohl das Herz mit höllischer Angst und Traurigkeit geschlagen ist, dass es sich zu Gott nicht wohl erheben kann; dennoch ist immer ein heilig verborgenes Jammern, Seufzen, und Wehklagen nach Gott und seiner Gnade. Daraus lernen wir, welch ein hohes Gut Gott ist, dass außer ihm kein wahrer beständiger Trost ist. Dies kann man nicht lernen, ohne in dieser Schule, und ist doch das Höchste, das wir in dieser Zeit lernen sollen und müssen. Denn wer das nicht weiß, der weiß nicht, was Gott und Christus ist.
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10. O wollte Gott, dass wir diese Entziehung des himmlischen Trostes, und diese Goldprobe Gott zu Ehren, und uns zum unaussprechlichen Nutzen, williglich aufnähmen und auswarteten! so würden wir Wunder über Wunder sehen. Denn ein Mensch, der in solcher Probe geläutert ist, ist hernach das feine Gold, dem kein Feuer, kein Wasser, kein Unglück schaden kann, weder Teufel noch Tod; denn er wird sich hernach recht wissen zu verhalten im Glück und Unglück, wird im Kreuze nicht verzagen, und im Glück sich nicht erheben, nicht an sich selbst und an seinen Gaben Gefallen tragen, sondern in allen Dingen auf den Ursprung alles Guten, Gott selbst, sehen, und des Herrn Willen allein (es schmecke gleich süß oder sauer) für sein höchstes Glück und Himmelreich halten, und also im Glück und Unglück seine eigene Freude, Friede und Lust an Gott selbst bloß und lauter allein haben.
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11. 2) So ist derowegen höchst nötig, dass wir elende Würmer in diesem Schmelz- und Probierofen mehr um Geduld und Stillhalten, als um Errettung bitten. Denn, wenn wir einmal die Schlacken unserer Bosheit recht abbrennen lassen, Hoffart, Wollust, Geiz, Neid, so können wir hernach in allem Kreuzfeuer desto besser bestehen, und werden unsern eigenen Willen in Gottes Willen ganz verlieren. Aber weil wir arme Menschen gar zu schwach sein, und die Probe nicht gerne ausstehen, so begehren wir oft eher Errettung, ehe wir recht warm worden und geläutert sein. Und wenn uns Gott oft nicht wider unsern Willen in diesem Ofen des Elends fest hielte, so würden wir ihm aus der Probe entlaufen, und nichts darnach fragen, ob wir recht geläutert oder gereiniget wären oder nicht, wie die Kinder, die da immer aus dem Bad entlaufen wollen, ob sie gleich noch nicht rein sein. Gott aber siehet besser, was uns nützlich und gut ist, als wir selbst. Darum hat er uns über die Kreuzstunde beschlossen; wie lang es währen soll, bis er seinen Willen an uns vollbracht. Darum sollen wir mehr um Geduld, denn um Errettung bitten.
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12. 3) Ist gewisse Erlösung zu hoffen und zu glauben. Denn das ist ja Gottes Wort und ewige Wahrheit: Der Herr betrübet wohl, aber er verstößet nicht ewiglich, sondern er erbarmet sich auch wieder nach seiner großen Barm-herzigkeit, Klagl. 3,31. seq. Diese Worte sollst du oft in deinem Herzen wieder-holen, und ist nicht daran gelegen, dass du viel Sprüche lernest, sondern daran ist es gelegen, dass du einen Spruch wohl fassest, und zu Herzen nehmest. Denn wenn du zuerst einen glaubest, so glaubest du darnach alle; und wenn du zuerst aus einem kannst Trost fassen, so hast du darnach aus allen Trost. Bete auch oft den 88. Psalm, da wirst du sehen, wie dein Herz darin ist abgemalet. Daraus du lernen und vernehmen kannst, dass vor dir auch Leute gewesen seien, die mit solcher Seelenangst sind beladen gewesen, Gott hat ihnen aber gleichwohl wieder geholfen, und sie wieder erfreuet; wie denn alsbald der 89. Psalm darauf folget: Ich will singen von der Gnade des Herrn; das wird an dir auch wahr werden, das glaube nur gewiß. Denn der herzplagende, unruhige Geist hat nie geruhet mit seinen feurigen Pfeilen von Anfang her, sondern allezeit, als der rechte Seelenfeind, die Herzen geplaget und gequälet, mit Furcht, Schrecken, Angst, Ungeduld, verborgener innerlicher Lästerung, Zweifel, Unglauben, bösen Gedanken, die im Herzen aufsteigen, wie das ungestüme Meer, so immer eine Welle und Bülge nach der andern auswirft, dass hie eine Tiefe und da eine Tiefe brauset, Ps. 42,8. bald Furcht, bald Schrecken, bald Traurigkeit, und oft so große Traurigkeit, dass keine Kreatur in der Welt ist, die ein solch betrübtes Herz erfreuen kann; ja was andere Leute erfreuet, das betrübet einen solchen angefochtenen Menschen also, dass ihm die ganze Welt mit ihrer Lust ein bitteres Kreuz ist, ja dass ihm Gott selber zuwider und schwer ist, wie Hiob spricht, Kap. 7,14. sonderlich wenn dein eigen Gewissen zu dir sagt: Du hast keine Hilfe bei Gott, Ps. 3,2.
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13. Dawider kannst du III. keine bessere Arznei finden, als wenn du es also machest, wie Hiob, David und alle Heiligen. 1) Dass du diese Traurigkeit so lange leiden mußt, bis sie Gott von dir nimmt, du mußt dies Wetter lassen über dich gehen, Jes. 54,11. Micha 7,9. Ich will des Herrn Zorn tragen, denn ich habe wider ihn gesündiget, bis ich wieder meine Lust an seiner Gnade sehe. Denn es stehet in keiner Kreatur Gewalt, einen zu erfreuen, welchen Gott betrübet. Denn wer verwundet, der muß heilen, wer in die Hölle führet, der muß auch wieder heraus führen, wer tötet, der muß auch wieder lebendig machen, 1 Sam. 2,6.
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14. 2) So mußt du in deiner Seelennot nicht hören das Urteil der Welt, wie Hiob tat, da ihn seine Freunde also verurteilten; auch nicht, was der trostlose Geist, der Teufel, sagt, auch nicht was dein eigen Herz, Gewissen, Fleisch und Blut saget: Denn so dich dein eigen Herz verdammt, spricht St. Johannes 1 Epist. 3,20. so ist doch Gott größer, denn dein eigen Herz, ja größer, denn die Welt und alle Teufel; sondern du mußt hören, was Gott von solchen elenden Leuten saget Jes. 66,2. Ich sehe an den Elenden und der betrübten Geistes ist, Jes. 48,10. Ich will dich auserwählet machen in dem Ofen des Elendes.
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15. 3) Du mußt auch hören, was dir die Exempel der Heiligen sagen. Siehe dich um, ob auch vor dir solche elende Leute gewesen, und ob ihnen auch Gott ge-holfen? Wie klaget David Ps. 13,1. Wie lange willst du mein so gar vergessen? Siehe aber, ob ihn Gott in solcher Not gelassen? Nein. Denn er spricht v. 6. Ich hoffe aber darauf, dass du so gnädig bist, mein Herz freuet sich, dass du so gerne hilfest. Ps. 77,8-10. klaget er: Hat denn der Herr vergessen, gnädig zu sein? Ließ ihn aber Gott in solchem Kreuz? Nein. Denn er spricht v. 11. Ich muß das leiden, die Rechte des Herrn kann alles ändern. Jer. 17,17. kam Gott dem Propheten schrecklich vor, da er sprach: Sei du mir nur nicht schrecklich. Ließ denn Gott den Propheten in diesem Schrecken? Nein. Denn er sprach: Meine Zuversicht in der Not. Rief nicht der Herr Christus: Mein Gott! warum hast du mich verlassen? Ps. 22,2. Ließ ihn aber Gott in solcher Not? Nein. Denn er spricht: Ich will deinen Namen predigen deinen Brüdern, v. 23. Und Ps. 118,17. Ich werde nicht sterben, sondern leben, und des Herrn Werk verkündigen.
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16. Also mußt du mit Christo vermyrrheten Wein trinken, und mit Gallen ge-speiset werden, Matth. 27,34. auf dass du mit über seinem Tisch im Himmel den ewigen Freudenwein trinken mögest. Jes. 65,13. Lerne seine Schmach tragen, Hebr. 13,13. so wirst du auch seine Herrlichkeit tragen. Lerne dem gekreuzigten Christo gleich werden, so wirst du auch dem verklärten Christo gleich werden, Röm. 8,29. Phil. 3,21.
Gebet um göttlichen Trost in Traurigkeit.
Mein Gott und Herr! weil es dein heilsamer Rat ist, deine Kinder im Ofen des Elendes auserwählt zu machen, so gib, dass mich auch die Hitze der An-fechtung, welche mir begegnet, wenn ich versucht werde, nicht befremden lasse, als widerführe mir etwas Seltsames; sondern glaube, es müsse mir alles zum Besten dienen, und nachdem ich bewähret sein werde, die Krone des Lebens empfahen, welche du verheißen hast denen, die dich lieb haben, und getreu sind bis in den Tod, Amen.