DAS ACHTUNDDREISSIGSTE KAPITEL. (2.B./38.K.)

 

SIEBEN GEHILFEN UND STÜTZEN UNSERS SCHWACHEN GEBETS.

 

Inhalt.

1) Gottes Wort zeiget uns sieben Gehilfen unsers schwachen Gebets. 2) Der 1. ist unser einiger Mittler und Fürsprecher, Jesus Christus. 3) 2. Gott der heilige Geist. 4) 3. Gottes teure Verheißung. 5) 4. Die Beispiele der Heiligen, die Gott erhöret hat. Darauf berufet sich Moses; 6) der König David fast in allen Psalmen; 7) der Prophet Jesaja, 8) der die herrlichsten Gründe gebrauchet. 9) 5. Die große Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes. 10) 6. Die große Barmherzigkeit Gottes. 11) 7. Der Gnadenbund, den Gott mit uns gemacht hat. 12) Das Gebet Daniels ist ein herrliches Beispiel hievon.

 

Desselben gleichen auch der Geist hilft unserer Schwachheit. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebühret; sondern der Geist vertritt uns auf's Beste, mit unaussprechlichem Seufzen. Der aber die Her-zen fordert, der weiß, was des Geistes Sinn ist, denn er vertritt die Heiligen, nachdem es Gott gefällt. Röm. 8,26.27.

 

Weil es denn, leider! an dem ist, dass unser Gebet sehr kalt und schwach ist, wollen wir forschen, was uns Gott in seinem Wort für Gehilfen in unserm Gebet gezeiget, an welche wir in unserm Gebet gedenken sollen.

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2. 1) Der erste Gehilfe ist unser einiger Mittler und Fürsprecher, der Sohn Gottes, Jesus Christus, 1 Joh. 2,2. Der ist unser Worthalter bei Gott, wenn unsere Zunge nicht so kann und vermag zu reden, wie wir gerne wollten, und es von Herzen wünschen. Darum heißt er Logos, das ewige Wort des Vaters, dass Gott durch ihn seinen Rat uns offenbaret, und dass er unser Wort bei Gott redet, darum ist er unser Mittler. Dies ist uns fein vorgebildet im Mose, dem Mittler des alten Testaments, da das Volk flohe vor Gott am Berge Sinai, und sprachen: Rede du mit Gott für uns. 2 Mos. 20,19. Item: da sich Moses entschuldiget, er könnte nicht wohl reden, als er vor Pharao gehen sollte, er hätte eine schwere Zunge, da antwortete ihm Gott: Aaron, dein Bruder, ist beredt, er soll dein Mund sein, 2. Mos. 4,10.16. Also haben wir alle eine schwere Sprache, wenn wir beten sollen, der himmlische Aaron aber ist unser Mund. Das lehret uns auch das Vorbild des Gnadenstuhls, 2. Mos. 25,17. Darum hat uns auch der Herr befohlen, in seinem Namen zu beten, Joh. 16,23. Darum ist er unser ewiger Hohepriester der ein unvergängliches Priestertum hat, Hebr. 7,16. vertritt uns, Röm. 8,34. Durch ihn haben wir einen freudigen Zugang zum Vater mit aller Zuversicht, Ephes. 3,12.

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3. 2) Der andere Gehilfe ist Gott der heilige Geist, Sach. 12,10. Über das Haus Juda, und über die Bürger zu Jerusalem will ich ausgießen meinen Geist der Gnaden und des Gebets, der uns der Gnade Gottes versichert, und uns aus Gnaden gegeben wird, als ein Zeuge der Kindschaft, 1 Joh. 4,13. Daran er-kennen wir, dass wir von Gott sein, dass er uns von seinem Geist gegeben hat, Röm. 8,15. Wir haben nicht einen knechtischen Geist empfangen, sondern einen kindlichen Geist, durch welchen wir rufen: Abba, lieber Vater! Derselbe Geist gibt Zeugnis unserm Geist. Ist durch die Salbung der Priester im alten Testament bedeutet, 2 Mos. 28,41. Kap. 29,7. Also hat uns Gott mit dem Geist Christi gesalbet, 1 Joh. 2,20. Gott täglich Opfer zu bringen, Farren der Lippen, Ps. 69,31.32. Heb. 13,15. Dieser Geist Gottes erwecket in uns die Seufzer, davon Dan. 9,19. Ach, Herr, höre, ach, Herr, sei gnädig! Ach, Herr, merke auf und tue es.

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4. 3) So stärket unser Gebet kräftiglich Gottes Verheißung. Ps. 50,15. Rufe mich an. Ps. 91,14. Er begehret mein, so will ich ihm aushelfen. Ps. 145,19. Luk. 11,11.13. Wo ist ein Sohn, der den Vater bittet ums Brot, der ihm einen Stein dafür biete? So denn ihr, die ihr arg seid, könnet euren Kindern gute Gaben geben, vielmehr wird der Vater im Himmel den heiligen Geist geben denen, die ihn darum bitten. Luk. 18,6.7. Höret, was der ungerechte Richter sagt. Sollte aber Gott nicht auch retten seine Auserwählten, die zu ihm Tag und Nacht rufen, und sollte Geduld darüber haben? Ich sage euch: Er wird sie erretten in einer Kürze, Jes. 65,24. Ehe sie rufen, will ich antworten, wenn sie noch reden, will ich hören. Ps. 34,16. Die Augen des Herrn sehen auf die Gerechten, und seine Ohren auf ihr Schreien. Joel 3,5. Wer den Namen des Herrn wird anrufen, der soll errettet werden. Matth. 7,7. Suchet, bittet, klopfet an. Röm. 10,12. Gott ist reich von Barmherzigkeit.

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5. 4) Die Exempel der Heiligen, so Gott erhöret hat. Sehet an die Exempel der Alten, so wird unser Gebet kräftiglich gestärket, und hat einen großen Gehilfen, wenn man sich erinnert der vorigen gnädigen Hilfe und Erlösung des allmächti-gen Gottes; darauf haben alle Propheten ihr Gebet gegründet, Moses, 2 Mos. 32,11. Da die Kinder Israel sich hart versündigt hatten mit dem abgöttischen goldenen Kalbe, also, dass Gott zu Mose sagte: Laß mich, dass mein Zorn über sie ergrimme, und sie auffresse. Da hielt Moses, sein Auserwählter, den Riß auf, sagt der Ps. 106,23. flehete und hielt ihn mit starkem Gebet, in welchem er Gott auch seiner vorigen Hilfe erinnert, und spricht: Ach Herr! warum will dein Zorn ergrimmen über dein Volk, das du mit starker Hand aus Ägyptenland geführet hast? Warum sollen die Ägypter sagen und sprechen: Er hat sie zu ihrem Un-glück ausgeführet, dass er sie erwürge im Gebirge, und vertilge sie vom Erdbo-den? Kehre dich vom Grimm deines Zorns, und sei gnädig der Bosheit deines Volks etc. Da gereuete den Herrn das Übel, welches er dem Volke gedrohet hatte, v. 14.

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6. David hat dies Meisterstück wohl gelernet, denn er fast in allen Psalmen Gott seiner vorigen Gnade, Güte und Treue erinnert. Ps. 25,6. Gedenke, Herr! an deine Barmherzigkeit. Und Ps. 77,6.8. Ich gedenke der alten Zeit, der vorigen Jahre. Wird denn der Herr ewiglich verstoßen? Ps. 85,2. seq. Herr! der du bist vormals gnädig gewesen deinem Lande, und hast die Gefangenen Jakobs erlöset, der du die Missetaten vormals vergeben hast deinem Volke, und alle ihre Sünden bedecket; der du vormals allen deinen Zorn aufgehoben, tröste uns Gott, unser Heiland, und laß ab von deiner Ungnade über uns. Willst du denn ewiglich über uns zürnen? Willst du uns denn nicht wieder erquicken, dass sich dein Volk über dich freuen möge?

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7. Mit was herrlichen Worten erinnert der Prophet, Jes. 63,11. seq. Gott den Herrn seiner vorigen Gnade, und schließt damit auf den wunderbaren Schrein der Barmherzigkeit Gottes: Wo ist denn nun, der sein Volk aus dem Meere führete, samt dem Hirten seiner Herde? Wo ist, der seinen heiligen Geist unter sie gab? Der Mosen bei der rechten Hand führte durch seinen heiligen Arm, der die Wasser trennte vor ihnen her, dass er ihm einen ewigen Namen machte; der sie führte durch die Tiefe in der Wüste; wie die Rosse in der Wüste, die nicht straucheln; wie das Vieh, so ins Feld hinabgehet, welches der Odem des Herrn treibet, also hast du auch dein Volk geführet, auf dass du dir einen herrlichen Namen machtest. So schaue nun vom Himmel, und siehe von deiner herrlichen Wohnung; wo ist nun dein Eifer, deine Macht? Deine herzliche Barmherzigkeit hält sich so hart gegen uns. Bist du doch unser Vater; denn Abraham weiß von uns nichts, Israel kennet uns nicht. Du aber, Herr! bist unser Vater und Erlöser, von Alters her ist das dein Name.

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8. Darinnen sind diese Gründe: 1) Herr! deine Gnade ist ewig, darum wird sie an mir auch nicht aufhören. 2) Ich bin zwar ein Sünder, aber du hast auch vormals den Sündern Gnade erzeiget, die Buße getan, Ps. 25,7. Gedenke nicht der Sünden meiner Jugend. 3) Meine Sünde ist zwar groß; ei so laß deine Barm-herzigkeit auch groß werden. 4) Gedenke, dass ich dein Geschöpf bin, Hiob 10,9. Gedenke, dass du mich aus Leimen gemacht hast, und wirst mich wieder zu Erde machen. Dein Aufsehen bewahret meinen Odem.

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9. 5) So hilft unserm Gebet die große Freundlichkeit und Leutseligkeit Gottes, die tröstliche Verheißung, dass Gott die Elenden ansiehet. Siehe an meinen Jammer und Elend, und vergib mir alle meine Sünden, Ps. 25,18. Da dieser Elende rief, hörete es der Herr, und errettete ihn aus aller seiner Furcht, Ps. 34,7. So haben wir Verheißung, dass Gott die Elenden nicht verachtet, wiewohl es die stolzen Menschen tun. Denn Gott ist nicht menschlich gesinnet, hat auch nicht fleisch-liche Augen, dass er sehe, wie ein Mensch siehet und richtet, Hiob 10,4. Je elender sonst ein Mensch ist, desto weiter sich andere von ihm abtun. Gott aber ist nicht also gesinnet. Je elender ein Mensch ist, desto mehr will er bei dem-selben sein, Ps. 34,19. Der Herr ist nahe bei denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die zerschlagene Gemüter haben, Ps. 10,14. Du siehest ja, und schauest das Elend und den Jammer. Es stehet in deinen Händen, die Armen befehlen es dir. Du bist der Waisen Helfer. Da findet der Herr Materie und Gelegenheit genug, seine Barmherzigkeit zu beweisen; und damit kein Elender verzage, fasset er, Ps. 146,7. seq. viele Elende zusammen. Der Herr schaffet Recht denen, die Gewalt leiden, er speiset die Hungrigen. Der Herr löset die Gefangenen, er machet die Blinden sehend. Der Herr hilft auf, die niederge-schlagen sind, der Herr liebt die Gerechten, der Herr behütet Fremdlinge und Waisen, und erhält die Witwen, Jes. 66,2. Ich sehe an den Elenden, der zer-brochenen Geistes ist, und sich fürchtet vor meinem Wort, Ps. 102,18. Er wendet sich zum Gebet der Elenden, und verschmähet ihr Gebet nicht, Ps. 9,19. Die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.

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10. 6) So stärket unser Gebet kräftiglich die Betrachtung der unaussprechlichen großen Barmherzigkeit Gottes. Er nimmt unser Gebet besser auf, als wir es ihm können vorbringen. Er verstehet unsere Not besser, als wir es ihm klagen können. Beten wir nicht recht, so hält er uns manche Torheit zu gut, wie Abraham spricht: 1 Mos. 18,27. Ach Herr! zürne nicht mit mir. Siehe, ich habe mich über-wunden mit Gott zu reden. Daher St. Paulus 2 Kor. 1,3. spricht: Gelobt sei Gott der Vater aller Barmherzigkeit und Gott alles Trostes, der uns tröstet in aller unserer Trübsal, Ps. 103,8. Um dieser Barmherzigkeit willen kann kein Gebet vergeblich sein. Gott zählet unsere Seufzer und Tränen, Ps. 56,9. um der aller-heiligsten Tränen Christi willen. Denn er am Tage seines Leidens mit starkem Geschrei seine Tränen für uns mildiglich geopfert hat, Heb. 5,7.

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11. 7) So stärket unser Gebet mächtig, wenn wir uns erinnern des Gnaden-bundes, so Gott mit uns gemacht hat, Jer. 31,33. Das soll der Bund sein etc., Jes. 54,10. Der Bund des Friedens soll nicht hinfallen, spricht der Herr, dein Erbarmer, Jes. 55,1.3. Wohlan alle, die ihr durstig seid, kommt her, denn ich will mit euch einen ewigen Bund machen. In diesen Gnadenbund ist die Erhörung mit eingeschlossen: Suchet den Herrn, weil er zu finden ist, rufet ihn an, weil er nahe ist, v. 6.

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12. Dessen allen haben wir ein herrliches Exempel in dem Gebet des Propheten Daniels am 9,4. seq. Ach lieber Herr, du großer und erschrecklicher Gott! der du Bund und Gnade hältest denen, die dich lieben und deine Gebote halten. Herr, unser Gott, der du dein Volk aus Ägypten geführet hast, mit starker Hand, und dir einen ewigen Namen gemacht: (das ist die Erinnerung der vorigen Hilfe,) Herr! erhöre mein Gebet, und siehe gnädiglich an dein Eigentum, so zerstöret ist um des Herrn willen. (Das ist der Messias und sein Name.) Ach Herr, höre es! Ach Herr, hilf! Ach Herr, sei gnädig! (das sind Seufzer des heiligen Geistes,) neige deine Ohren, mein Gott und Herr! tue die Augen auf, und siehe, (das ist die Verheißung,) siehe an dein Heiligtum, das zerstöret ist. Denn um unserer Misse-tat willen trägt Jerusalem Schmach. (Das ist die Erkenntnis der Sünden und Betrachtung des Elends und Jammers.) Denn wir liegen vor dir mit unserm Gebet, nicht auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit; (das ist die Erkenntnis unsers Unvermögens und Unwürdigkeit, und die Be-trachtung der Barmherzigkeit Gottes; letztlich den Bund,) denn dein Volk und deine Stadt ist nach deinem Namen genennet.

 

Gebet um brünstige Andacht und um die Gabe des Gebets.

(Siehe im Paradiesgärtlein.)

 

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