Der christliche Glaube in 187 Tweets

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Über den Glauben ist viel zu sagen. Wie schafft man es da, nicht allzu "weitläufig" zu werden? Die folgenden 187 "Kurznachrichten" bringen jeweils ein Kapitel dieser Website auf den Punkt. Wer das "Konzentrat" dann näher erläutert und entfaltet haben möchte, klickt einfach auf den Link darunter!

 

 

1/ GLAUBE bedeutet nicht, dass der Mensch sich zu Gott in Beziehung setzt. Denn das ist er immer schon. Und wenn er „glaubt“, heißt das nur, dass aus einer ungeklärten und darum unheilvolle Beziehung eine willig bejahte und darum heilvolle Gottesbeziehung wurde.

Gotteserfahrung und Gottesbeziehung 

 

2/ GLAUBE bedeutet nicht, dass der Mensch eine neue Sehnsucht entdeckt. Denn auf seiner Jagd nach Glück, Frieden und Erfüllung trieb ihn schon immer die Sehnsucht nach Gott – nur dass er nicht wusste, was ihm fehlt, und sein Ziel nicht benennen konnte. 

Sehnsucht und Erfüllung 

 

3/ GLAUBE bedeutet nicht, dass der Mensch mit Hilfe seines Verstandes, Willens oder Gefühls Glauben hervorbringt. Vielmehr ist es Gott, der im Menschen den Glauben wirkt, wie helles Licht in einem an sich dunklen Spiegel helle Reflektionen erzeugt. 

Verstand, Wille, Gefühl, Reflex 

 

4/ GLAUBE bedeutet nicht, dass Gott unsere psychischen Funktionen außer Kraft setzt, sondern dass er sich ihrer bedient. Glaube kann zugleich ein psychischer Prozess und eine Wirkung des Hl. Geistes sein – ohne dass sich diese beiden Dimensionen derselben Sache stören müssten. 

Psychologie und Bekehrung 

 

5/ GLAUBE bedeutet nicht, dass der Mensch völlig neue Beziehungsmuster erlernt, sondern nur, dass er anfängt, die bekannten Beziehungsmuster Liebe, Ehrfurcht, Vertrauen und Gehorsam auf den anzuwenden, den unsere Erwartungen nicht überfordern – auf Gott nämlich. 

Gottesbeziehung und Biographie 

 

6/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man grundlos Überzeugungen hegt. Doch resultiert Glaube aus einer Erfahrung, die nicht jeder macht. Der Betroffene kann sie anderen nicht demonstrieren, muss das aber auch nicht. Denn eine Gewissheit, die auf Erfahrung beruht, wird nicht dadurch zweifelhaft, dass anderen diese Erfahrung fehlt. 

Ist Glaube irrational? 

 

7/ GLAUBE bedeutet weder, dass der Mensch sich souverän zum Glauben entschließen könnte, noch dass er ihn passiv erleidet. Vielmehr lässt Gott einen Menschen glauben, wie ihn die Sonne schwitzen und die Kälte frieren lässt. Der Mensch ist intensiv beteiligt – und doch unterliegt das Geschehen nicht seiner Kontrolle. 

Des Menschen Vernunft und Gottes Geist 

 

8/ GLAUBE bedeutet nicht, dass ein Mensch in seinem Denken zu neuen Ergebnissen kommt, sondern dass er von neuen Voraussetzungen ausgeht. Diese Voraussetzungen hat er nicht selbst hergeleitet, sondern geschenkt bekommen. Denn nicht der Christ hat eine Erkenntnis – sondern sie hat ihn. 

Gründe des Glaubens, Glaube als Grund 

 

9/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man eine fragwürdige Interpretation seines Daseins wagt, während andere sich an Tatsachen halten. Jede Interpretation des Daseins ist „ungesichert“ und „gewagt“. Wer Gott außen vor lässt, handelt darum nicht „rationaler“ als der, der mit Gott rechnet. 

Die unvermeidliche Deutung des Daseins 

 

10/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man Sätze über Gott für wahr hält, ohne sich ihm hinzugeben, oder sich ihm hingibt, ohne bestimmte Sätze für wahr zu halten. Vielmehr gehört beides zusammen. Man kann sich nicht hingeben, ohne zu wissen an wen, und kann nicht rückhaltlos vertrauen, ohne zu wissen auf was. 

Glaubensakt und Glaubensinhalt 

 

11/ GLAUBE bedeutet nicht, dass einer unter vielem anderem auch noch auf Gott vertraut, sondern dass er ungeteilt und im vollen Sinne – nur Gott vertraut. Man kann hier nicht „mehrgleisig“ fahren, denn wer „zur Sicherheit“ mehrere Instanzen addieren will, wird allen ein bisschen und keiner ganz vertrauen. 

Polytheismus und erstes Gebot 

 

12/ GLAUBE bedeutet nicht, dass die Schlauen Gottes Rätsel lösen, während die Dummen mal wieder „dumm“ dastehen. Vielmehr ist die Wahrheit des Glaubens von solcher Art, dass ihr menschliche Dummheit nichts abbrechen, und menschliche Weisheit nichts hinzufügen kann.

Weisheit und Torheit 

 

13/ GLAUBE bedeutet nicht, dass alle Christen auf die gleich Weise glauben müssten. Je nachdem, wo der Akzent liegt, gibt es durchaus „Typen“ des Christ-Seins. Und ihre Vielfalt ist zu begrüßen. Doch wo der Zusammenhang verloren geht, gibt es auch Einseitigkeiten und Fehlformen des Glaubens. 

Einseitigkeit und Vielfalt 

 

14/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man Gott sucht, um mit seiner Hilfe eigene Wünsche durchzusetzen. Die Gottesbeziehung eines Christen ist nicht „Mittel zum Zweck“, sondern „Selbstzweck“. Denn wer wirklich Gott sucht, sucht ihn um seiner selbst willen. 

Echtheit des Glaubens 

 

15/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man Gott durch Wohlverhalten beschwichtigt oder durch fromme Übungen gnädig stimmt. Gott lässt sich nicht religiös manipulieren. Und der wahrhaft Gläubige erstrebt auch keine derartige Macht oder Kontrolle. Er überlässt sie ganz dem, an den er glaubt.

 Gott statt Religion 

 

16/ GLAUBE bedeutet nicht, dass sich ein Mensch durch Beweise von Gottes Dasein überzeugt hat. Denn obwohl sich Gott der Vernunft bezeugt, tut er es nicht so, dass er damit eine positive Stellungnahme erzwing. Gott will offenbar nicht, dass der Mensch um eines Beweises willen glaubt. 

Gottesbeweise 

 

17/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man die biblischen Wunder den Naturgesetzen entgegenstellt. Denn Wunder stehen nicht im Gegensatz zur Natur, sondern nur im Gegensatz zu dem, was wir über die Natur wissen. Gottes Wunder erscheinen „unerklärlich“, müssen deswegen aber nicht „widernatürlich“ sein. 

Wunder und Weltbild 

 

18/ GLAUBE bedeutet nicht, dass ein Mensch die Wahrheit nur „kennt“, ohne in der Wahrheit zu „sein“. Denn erst dann ist einer „in der Wahrheit“, wenn er der Wirklichkeit Gottes nicht bloß mit Worten und Gedanken, sondern mit seiner ganzen Person entspricht. Nur dieses „Leben in der Wahrheit“ ist „das wahre Leben“. 

Wahrheit wissen und Wahrheit sein 

 

19/ GLAUBE bedeutet nicht, dass der Mensch „auf sein Herz hört“ und dem Augenschein vertraut, sondern dass er gegen Gefühl und Augenschein auf Gottes Wort hört. Glaube ist ein Verfahren der Meinungsbildung, das alle Dinge im Lichte des Evangeliums betrachtet, um sie dann so zu bewerten, wie sie sich in diesem Licht darstellen. 

Glaube gegen den Augenschein 

 

20/ GLAUBE bedeutet nicht, dass man sich lebenslang mit Zweifeln herum-schlägt. Erprobter Glaube kann durchaus Gewissheit erlangen. Wenn die Zweifel schwinden, wird aber die Anfechtung bleiben, in der nicht mehr Gott fraglich ist, sondern der Gläubige sich selbst immer wieder fraglich wird. 

Vom Zweifel zur Anfechtung  

 

21/ GLAUBE bedeutet nicht, dass jemand nur „zufällig“ Christ ist, weil er in einem christlichen Umfeld geboren wurde. Die Annahme, er würde „anderswo“ etwas anderes glauben, verkennt, dass er dort nicht „er selbst“ wäre. Und die Vorstellung „zufälliger“ Geburt ist mit dem Schöpferglauben auch gar nicht vereinbar.

Wäre ich woanders geboren worden…

 

22/ GOTTES SICH-MITTEILEN ist Grund und Grenze dessen, was Christen von ihm sagen können. Weil Gott den menschlichen Horizont überschreitet, wissen wir von ihm nur, was er uns in seiner Offenbarung hat wissen lassen. 

Transzendenz und Offenbarung Gottes 

 

23/ GOTTES SICH-MITTEILEN geschieht zu seinen und nicht zu unseren Bedingungen. Denn er ist wie eine verschlossene Burg, die sich nur an einer Stelle für den Menschen öffnet. Der Glaube sucht Gott dort, wo er gefunden werden will – und nirgends sonst. 

Gottes Verborgenheit und Wegweisung 

 

24/ GOTTES SICH-MITTEILEN erfolgt maßgeblich durch Gottes biblisches Wort, das uns zuverlässig mit Gottes Offenbarung in Jesus Christus verbindet. Der Umstand, dass Menschenhände das Wort Gottes niederlegten, ändert daran nichts, weil die biblischen Autoren Werkzeuge des Heiligen Geistes waren. 

Wort Gottes und Schriftprinzip 

 

25/ GOTTES SICH-MITTEILEN geschieht mit einer Autorität, die der Bibel nicht von außen (durch Vernunft oder Wissenschaft) verliehen wird. Vielmehr verschafft sich die Bibel selbst Autorität und Geltung durch die Kraft, mit der ihr Wort wandelt, überführt, niederschmettert und tröstet. 

Die Autorität der Bibel 

 

26/ GOTTES SICH-MITTEILEN hat einen roten Faden und verfolgt ein klares Ziel: Gott will trennen, was heute noch verquickt ist, will die Sünde vernichten, die Sünder aber retten. Jeder ist eingeladen, Gottes Unterscheidung von Sünde und Person im Blick auf sich selbst mit- und nachzuvollziehen. 

Der Inhalt der Bibel 

 

27/ GOTTES SICH-MITTEILEN macht den Glauben erst möglich und ist ihm darum verbindlich vorgegeben. Der Versuchung, sich die Hl. Schrift durch kritische Bewertung und Interpretation gefügig zu machen, muss daher widerstanden werden. Nicht wir richten über Gottes Wort, sondern Gottes Wort richtet über uns. 

Die Bibel als Norm 

 

28/ GOTTES SICH-MITTEILEN bedient sich menschlicher Autoren. Die Bibel ist darum Gotteswort und Menschenwort zugleich – und ähnelt darin dem, von dem sie berichtet: Jesus Christus war auch Mensch und Gott zugleich, ohne dass seine menschliche Natur die göttliche aufgehoben hätte. 

Historisch-kritische Exegese 

 

29/ GOTTES SICH-MITTEILEN will dem Menschen zur Selbsterkenntnis helfen und ihm einen Spiegel vorhalten. Der Leser der Bibel sollte sich daher nicht nur mit dem Buch als literarischem Dokument oder mit seiner Entstehung befassen, sondern mit dem, was er darin über sich und Gott erfährt. 

Zwei Weisen, die Bibel zu lesen 

 

30/ GOTTES SICH-MITTEILEN geschieht durch das Alte und das Neue Testament. Doch die verbreitete Ansicht, Gott begegne im Alten ganz „anders“ als im Neuen, ist falsch. Denn hier wie dort schließt Gott einen Bund voller Gnade. Und hier wie dort gilt, dass jene, die außerhalb des Bundes stehen, unter Gottes Zorn bleiben. 

Altes und Neues Testament 

 

31/ GOTTES SICH-MITTEILEN ergeht in zweifacher Gestalt. Als Gesetz bewahrt es den Menschen vor Höhenflügen der Selbstüberschätzung. Als Evangelium bewahrt es ihn vor dem Absturz in die Verzweiflung. Und dazwischen eröffnet sich der Lebensraum geistlicher Gesundheit. 

Gesetz und Evangelium 

 

32/ GOTTES SICH-MITTEILEN droht im Gesetz Strafen an und weist im Evangelium den Weg zur Gnade. Wer nur eines davon weiß, weiß von Gott nicht genug. Denn „Ohne das Gesetz verstehen wir das Evangelium nicht, und ohne das Evangelium hilft uns das Gesetz nichts.“ (C. F. W. Walther) 

Gesetz und Evangelium unterscheiden 

 

33/ GOTTES SICH-MITTEILEN im Gesetz erfährt der Sünder als verdammende Zwangsordnung (weil es dem Evangelium vorausgeht). Der Gerechtfertigte hingegen erlebt es als gute Lebensregel (weil es dem Evangelium folgt). Das Gesetz muss aber in beiderlei Hinsicht gepredigt werden. 

Gesetz und Evangelium – oder umgekehrt? 

 

34/ GOTTES SICH-MITTEILEN beschränkt sich nicht auf die biblische Offenbarung. Eine unklare Ahnung von Gott liegt auch den anderen Religionen zugrunde. Doch fehlt ihnen ohne Christus der Zugang zu Gott, den sie haben müssten, um ihren Anhängern das Heil zu vermitteln. 

Der Absolutheitsanspruch des Christentums 

 

35/ GOTTES SICH-MITTEILEN macht die Suche nach Wahrheit nicht überflüssig, sondern ermutigt zum kritischen Nachdenken ohne alle Scheu. Denn wenn Gott selbst der Grund aller Wirklichkeit ist, dann kann und wird, wer den Grund aller Wirklichkeit sucht, letztlich nichts anderes finden als ihn. 

Wissenschaft, Vernunft und Zweifel 

 

36/ GOTTES SICH-MITTEILEN hebt seine Unerforschlichkeit nicht auf, sondern setzt sie voraus. Gott wird nie erforscht und hinterfragt wie ein „Untersuchungs-gegenstand“, erforscht und hinterfragt aber uns. Und glauben heißt erkennen, dass man von Gott erkannt ist. 

Die Unerforschlichkeit Gottes 

 

37/ GOTTES SICH-MITTEILEN veranlasst die menschliche Theologie, die vom Glauben Rechenschaft ablegt, und in der sich zugleich die Kirche ihrer Grundlagen vergewissert. Um ihre Aufgaben zu erfüllen, muss Theologie „schriftgemäß“ sein, „zeitbezogen“ und „widerspruchsfrei“. 

Theologie 

 

38/ GOTT ist der Grund aller Wirklichkeit. Und der Glaube setzt sein Dasein voraus, ohne es erst beweisen zu wollen. Denn wie sollte sich Gott als Bestandteil des Universums „auffinden“ lassen? Man sucht ja auch den Komponisten nicht zwischen den Noten. 

Atheismus und Existenz Gottes 

 

39/ GOTT ist der Heilige, dem man nicht in plumper Vertraulichkeit, sondern nur in Ehrfurcht begegnen kann. Gemessen an seiner Lebendigkeit sind wir tot. Gemessen an seiner Unendlichkeit sind wir eng. Gemessen an seiner Weisheit sind wir töricht. 

Gottes Majestät und Unbegreiflichkeit 

 

40/ GOTT hat Eigenschaften wie z.B. Ewigkeit, Allmacht, Gerechtigkeit und Güte. Doch können solche Begriffe nicht in derselben Weise auf Gott angewandt werden wie auf Menschen oder Dinge, denn Gott ist immer größer als alles, was in menschlichen Worten ausgesagt werden kann. 

Gottes Wesen und Eigenschaften 

 

41/ GOTT ist in allem, alles ist in ihm, und nichts ist außerhalb von ihm, denn er ist nirgends nicht. Seinen „Ort“ hat er aber vor allem dort, wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind.

Gottes Ort und Gottes Haus 

 

42/ GOTT ist ewig. Seine Ewigkeit ist aber keine ins Endlose gedehnte Zeitlichkeit, sondern eine aller Zeitlichkeit enthobene Freiheit gegenüber der Zeit. Gottes Ewigkeit ist also keine bloß quantitative Steigerung der Zeit, sondern eine ganz andere Qualität. 

Unsere Zeit und Gottes Ewigkeit 

 

43/ GOTT ist allmächtig, weil er alles, was er will, auch kann. Und darin liegt großer Trost, weil es bedeutet, dass Jesu Verheißungen und Zusagen wahr werden. Hinter ihnen steht das Durchsetzungsvermögen des Allmächtigen. 

Gottes Allmacht 

 

44/ GOTT ist unveränderlich. Das ist schrecklich für alle, die sich ihm sinnlos widersetzen, und beglückend für alle, die auf ihn vertrauen. Denn so hat niemand die Macht, Gott von seinem Wege abzubringen oder sein barmherziges Werk an uns zu hindern. 

Gottes Unveränderlichkeit 

 

45/ GOTT ist der Inbegriff der Ehre, weil er sagt, was er denkt, tut, was er sagt, und hält, was er verspricht. Er kennt kein Abweichen von Sein und Schein, Pflicht und Wirklichkeit. Darum ist es recht und billig, ihm die gebührende Ehre zu geben. 

Gottes Ehre 

 

46/ GOTT ist „gut“ in dem Sinne, dass jederzeit gut ist, was Gott will, und böse ist, was Gott nicht will. Das Gute ist allein darum „gut“, weil Gott es will. Denn Gott hält sich an keine Norm – er ist die Norm. 

Gottes Güte 

 

47/ GOTT ist nur einer und ist doch dreifaltig als Vater, Sohn und Heiliger Geist. Betrachtet man eine der drei „Personen“ isoliert, wird man sie notwendig verkennen, sieht man jedoch ihren Zusammenhang, so erschließt eine die andere. 

Dreifaltigkeit und Offenbarung Gottes 

 

48/ GOTT hat mehr als einen Namen. Doch dass er der Vater Jesu Christi ist – das ist Gottes authentische Selbstbeschreibung. In keinem anderen Namen ist Heil. Darum redet niemand recht von Gott, der dabei nicht den Vater Jesu Christi meint. 

Gottes Name, Gottes Wesen 

 

49/ GOTT ist die Liebe, aber er ist nicht „lieb“. Gerade weil er liebend seine Schöpfung bejaht, verneint er alles, was sie gefährdet. Seine entschlossene Liebe schließt Zorn und Konfliktbereitschaft gerade nicht aus, sondern ein. 

Gottes Liebe 

 

50/ GOTT ist in seinem Zorn ein verzehrendes Feuer. Und es macht keinen Sinn, gegen diesen Zorn zu opponieren. Denn wie sollte Gott seine Geschöpfe bejahen, ohne die Sünde zu verneinen, die ihnen den Tod bringt? Gottes Zorn ist als Wider-Wille des Schöpfers gegen das Böse etwas sehr Gutes. 

Gottes Liebe im Verhältnis zu seinem Zorn 

 

51/ GOTT ist nicht allezeit „nah“ und „zugewandt“, sondern entzieht und verbirgt sich auch. Doch der Gläubige, der darunter leidet, darf Gott nicht durch anderes ersetzen. Man halte einfach Gottes Platz frei und ertrage die Leere, die er uns zumutet. 

Gottes Verborgenheit 

 

52/ GOTT kann ebenso gut innerhalb wie außerhalb der Naturordnung wirken. Er handelt aber selten an den „natürlichen Ursachen“ vorbei, sondern in der Regel durch sie hindurch. Die Annahme, wo ein irdischer Kausalzusammenhang vorliegt, sei (darum!) der Himmel nicht im Spiel, ist also falsch. 

Gottes Handeln und „natürliche Erklärungen“ 

 

53/ GOTT ist überall verborgen, unberechenbar und frei, wo er sich nicht durch seine Offenbarung gebunden hat. Und wer nur eine seiner Seiten kennt, weiß zu wenig. Denn einen Gott, der schon „aus Prinzip“ jedem jederzeit gnädig wäre, finden wir weder in der Welt noch in der Bibel. 

Wie ist Gott? 

 

54/ GOTT kann man nur so verehren, wie man ihn kennt. Wer aber den dreieinigen Gott nicht als Dreieinigen kennt, kann ihn als solchen auch nicht anbeten. Er betet zu einem Gott, der sehr „anders“ – und also höchst wahrscheinlich „ein anderer“ ist. 

Haben Christen und Muslime denselben Gott? 

 

55/ GOTT, DER SCHÖPFER, ist der Grund allen Seins. Doch steht dieses Bekenntnis nicht in Konkurrenz zur Urknall-Theorie, die das „wie“ der Weltentstehung beschreibt, ohne das „warum“ zu klären. Hinsichtlich des „warum“ ist der Urknall ein Teil des Rätsels – und nicht die Lösung. 

Schöpfung, Naturwissenschaft und Urknall 

 

56/ GOTT, DER SCHÖPFER, kann sich mehr Zeit genommen haben als sieben Tage, denn die Bibel enthält verschiedene Schöpfungsberichte. Deren Pointe ist nicht die Chronologie des Schöpfungswerkes, sondern der aktuelle Anspruch Gottes, der aus seiner Urheberschaft resultiert. 

Schöpfung in 7 Tagen? 

 

57/ GOTT, DER SCHÖPFER, ist das Sein in allem Seienden, und die Dinge der Welt sind nur insoweit „wirklich“, wie sie an Gottes Wirklichkeit teilhaben. Darum ist nichts da, ohne dass Gott darin ist, und nichts bleibt, wenn nicht Gott darin bleibt. 

Sein und Nicht-Sein, Wirklichkeit und Schein 

 

58/ GOTT, DER SCHÖPFER, ist von der geschaffenen Welt strikt zu unterscheiden. Und trotzdem ist er keine isolierte Größe „neben“ der Welt oder ein Teilaspekt der Wirklichkeit, sondern die alles bestimmende Wirklichkeit, die in allen Dingen begegnet, ohne in einem davon „begriffen“ zu sein. 

Gottes Allgegenwart 

 

59/ GOTT, DER SCHÖPFER, bedient sich zu seinem Handeln der natürlichen und kulturellen Kräfte. Sie sind Werkzeuge in seiner Hand, die ohne ihn unser Leben so wenig erhalten könnten, wie ein Hammer ohne den Schreiner einen Nagel einzuschlagen vermag. 

Natur, Schicksal und Geschichte 

 

60/ GOTT, DER SCHÖPFER, lenkt die Geschicke der Welt. Und wenn der Mensch tut, was er will, ändert das wenig. Denn unsere Entschlüsse sind in Gottes Plan längst vorgesehen und tragen selbst dann zu seiner Erfüllung bei, wenn wir das Gegenteil beabsichtigen. 

Schicksal, Allmacht, Vorsehung 

 

61/ GOTT, DER SCHÖPFER, ist „autonom“, seine Geschöpfe bleiben stets „abhängig“. Doch ist diese Abhängigkeit nicht als Unglück, sondern als Glück zu betrachten. Wirklich „frei“ ist nämlich nur, wer nicht in sich selbst, sondern in Gott ruht. 

Selbstbestimmung und Abhängigkeit 

 

62/ GOTT, DER SCHÖPFER, stellt uns die Dinge der Welt zur Verfügung, will aber, dass wir sie in seinem Sinne nutzen. Dazu muss aller Besitz derart ein Teil der Gottesbeziehung werden, dass der Gläubige nichts ohne Gott, sondern alles mit ihm und durch ihn „besitzt“. 

Besitz und Verantwortung 

 

63/ GOTT, DER SCHÖPFER, scheint Glück und Unglück recht wahllos unter den Menschen zu verteilen. Doch der Glaube, dem alle Dinge zum Besten dienen, macht den Unterschied: keine Sache ist so gut oder so schlecht, dass sie dem Gläubigen nicht nützen könnte. 

Glück, Unglück und Gerechtigkeit 

 

64/ GOTT, DER SCHÖPFER, kann mancherlei Gründe haben, die Seinen leiden zu lassen. Es kann zur Prüfung dienen, als Vorbild oder zur Abschreckung, es kann Fehler austreiben, wachrütteln oder reifen lassen. Doch grundlos oder sinnlos ist es nie. 

Schmerz, Sinn und Sinnlosigkeit 

 

65/ GOTT, DER SCHÖPFER, wird wegen des Leids in der Welt angeklagt. Doch die fünf Voraussetzungen, von denen die sog. „Theodizeefrage“ ausgeht, sind alle nur zur Hälfte wahr. Das logische Paradox löst sich damit auf, während die existentielle Herausforderung bleibt. 

Das Leid und die Theodizeefrage 

 

66/ GOTT, DEM SCHÖPFER, wird zu Unrecht vorgeworfen, er werde dem Bösen gegenüber nicht tätig. Denn die Bibel redet von nichts anderem! Nur setzt Gott nicht bei dem Bösen an, das den Sünder stört, sondern bei dem Bösen, der der Sünder ist. 

Theodizee 

 

67/ GOTT, DER SCHÖPFER, scheint nicht gerecht zu vergelten, was Menschen „verdient“ haben. Doch muss man auf die „Währung“ achten, in der er zahlt. Tatsächlich wird jeder von dem ergriffen, wonach er greift – sei es das Gute oder das Böse. Und so gesehen ist die Welt erschreckend gerecht!

Inwiefern es gerecht zugeht… 

 

68/ DER MENSCH wurde geschaffen zu Gottes „Ebenbild“. Gemeint ist damit aber nicht „Gottähnlichkeit“, sondern eine gegenbildliche Entsprechung, wie sie zwischen Siegelring und Siegelabdruck besteht. Sie zeigt sich in reinster Form bei Jesus Christus, weshalb er der Maßstab des wahrhaft Menschlichen ist. 

Gottebenbildlichkeit und Menschenwürde 

 

69/ DER MENSCH muss seinem Leben nicht erst Sinn „geben“, denn es hat schon einen. Sein vom Schöpfer vorgegebener Daseinszweck besteht darin, als Gottes Ebenbild mit Gott in Gemeinschaft zu stehen. Weil das aber jederzeit möglich bleibt, ist auch jederzeit sinnvolles Leben möglich. 

Der Sinn des Lebens 

 

70/ DER MENSCH hat innerhalb der Schöpfung eine besondere Stellung, weil nur er zum Schöpfer in eine bewusste Beziehung treten kann. Unter allen Kreaturen hat nur der Mensch die Möglichkeit, Gott angemessen zu danken, und ist darum auch dafür verantwortlich, dass es geschieht. 

Die Stellung des Menschen in der Schöpfung 

 

71/ DER MENSCH steht unter der Macht der Sünde. Doch liegt diese Sünde nicht im äußeren Fehlverhalten, sondern ist zuallererst ein seelischer Schaden. Sie besteht in der egozentrischen Unterstellung, (nicht Gott, sondern) wir selbst seien der Mittelpunkt der Welt und das Maß aller Dinge. 

Sünde 

 

72/ DER MENSCH erliegt in der Sünde dem tragischen Irrtum, er könne von sich selbst und von der Welt leben. Er erwartet also vom Stückwerk, was vernünfti-gerweise nur vom Vollkommenen erwartet werden kann, maßt sich dabei an, auch abgesehen von Gott etwas zu sein, und zieht entsprechend falsche Konsequenzen. 

Anmaßung und Egozentrik 

 

73/ DER MENSCH könnte nur „gut“ genannt werden, wenn die Motive seines Handelns uneigennützig wären. Doch wann täten wir jemals Gutes, das sich nicht in irgendeinem Sinne für uns „lohnt“? Dem Guten wäre es Lohn genug, dass das Gute geschieht. Brauchen wir aber zusätzliche Gründe, sind wir offenbar „schlecht“. 

Eigennutz und Selbstlosigkeit 

 

74/ DER MENSCH sündigt nicht „von Zeit zu Zeit“, sondern erliegt von Kindesbeinen an dem Verhängnis, dass selbstsüchtige Sorge sein Denken und Tun korrumpiert. (Erb-)Sünde ist daher kein individuelles Merkmal, das „böse“ Menschen von „guten“ unterscheiden würde, sondern der Normalzustand aller von Geburt an. 

Erbsünde 

 

75/ DER MENSCH hat keine andere Wahl, als zu sündigen, tut es aber nicht unwillig, sondern sehr willig, und ist darum auch verantwortlich. Was uns am Gut-Sein hindert, ist nicht, dass wir nicht Gut-Sein „könnten“ (obwohl wir es wollen), sondern dass wir es nicht wollen (obwohl wir wissen, dass wir es wollen sollten). 

Verantwortung ohne Wahl 

 

76/ DER MENSCH sollte nicht versuchen, das Böse zu „erklären“, indem er ihm einen Sinn abgewinnt oder ihm einen Nutzen beilegt. Denn die Natur des Bösen besteht gerade darin, für nichts gut zu sein. Es hat keine Daseinsberechtigung. Und so sollten wir es auch behandeln. 

Die Sinnlosigkeit des Bösen 

 

77/ DER MENSCH sollte den Teufel weder unterschätzen (weil er dann leichtes Spiel hat), noch überschätzen (weil ihm darin zu große Ehre widerfährt). Er will möglichst viele in sein eigenes Schicksal mit hineinziehen, indem er sie versucht, verklagt und verdirbt. Christus aber ist des Teufels Teufel. 

Das Böse in Person

 

78/ DER MENSCH betet nicht „Dein Wille geschehe“, weil Gott derzeit nur den Himmel regierte. Gottes Wille geschieht auch auf der Erde! Doch zwingt ihn hier die menschliche Bosheit zur Härte. Und wir bitten, dass Gottes Wille bald auch auf Erden in der milden Weise geschehen möge, wie er jetzt schon im Himmel geschieht. 

Gottes Wille 

 

79/ DER MENSCH erfährt Gottes Gericht nicht erst in der Ewigkeit, sondern schon in der Zeit. Es besteht oft darin, dass Gott uns den Konsequenzen unseres bösen Tuns überlässt, denn meist gebärt die Sünde selbst das Übel, das sie verdient. Das ist hart, aber gerecht, und soll uns lehren, zu wollen, was gewollt zu werden wert ist. 

Gottes Gericht in der Zeit 

 

80/ DER MENSCH hat Schwierigkeiten, Gottes gute Gebote zu ehren und zu lieben, weil sie sein Versagen aufdecken. Doch gerade damit erweisen sie ihm einen Dienst. Das Gesetz zwingt ihn dadurch, nicht auf die eigene Moralität, sondern auf Gottes Gnade zu vertrauen. 

Gottes Gebote 

 

81/ DER MENSCH will nicht an Gottes Gesetz scheitern. Es ist der Eisberg, an dem die „Titanic“ seiner Selbstsicherheit zerschellt. Doch ist das in Wahrheit gut so. Denn was da zerbricht, ist eine Illusion. Und für die Schiffbrüchigen steht das Rettungsboot bereit, das man Kirche nennt. 

Desillusionierung, Selbsterkenntnis und Buße 

 

82/ JESUS CHRISTUS ist nicht der einzige Punkt, an dem Gott aus seiner Verborgenheit hervortritt. Aber während seine Offenbarung in Natur und Geschichte stets zweideutig bleibt, wird sein Heilswille in Christus eindeutig erkennbar. Einen anderen Gott, als den Menschgewordenen, verehren Christen darum nicht. 

Gottes Verborgenheit, Offenbarung und Menschwerdung 

 

83/ JESUS CHRISTUS wurde „geboren von der Jungfrau Maria“. Doch geht es in diesem Glaubenssatz nicht um gynäkologische Besonderheiten der Mutter, sondern um die Herkunft des Kindes „von oben“. Nicht die Menschheit selbst hat ihren Erlöser „hervorgebracht“, sondern Gott, der Vater, hat seinen Sohn gesandt. 

Das Wunder der Jungfrauengeburt 

 

84/ JESUS CHRISTUS ist Gottes Sohn. Doch ist damit kein „Verwandtschafts-verhältnis“ gemeint, sondern, dass Vater und Sohn gleichen Wesens, gleicher Würde und gleichen Willens sind. Für Christen liegt darin der Schlüssel zur Gotteserkenntnis: der Sohn ist vom Vater und der Vater vom Sohn her zu verstehen. 

Gotteserkenntnis und Dreifaltigkeit 

 

85/ JESUS CHRISTUS ist zugleich „wahrer Gott“ und „wahrer Mensch“. Und wenn wir auch nicht verstehen, „wie“ sich seine beiden Naturen verbinden, dann doch „wozu“: Christus muss ganz zu Gott und ganz zu unserer Welt gehören, um zwischen Himmel und Erde eine Brücke zu schlagen. 

Christi zwei Naturen 

 

86/ JESUS CHRISTUS wird oft als „historischer Jesus“ dem „geglaubten Christus“ entgegengesetzt. Doch in Wahrheit haben wir keinen Zugang zu einem „historischen Jesus“ und brauchen auch keinen. Denn der Jesus, den die Christenheit kennt und braucht, ist der biblisch bezeugte Christus. 

Der „historische“ Jesus 

 

87/ JESUS CHRISTUS interessiert es nicht, woher ein Mensch kommt, sondern ob er mit ihm unterwegs ist zum Reich Gottes. Sein Gegenüber auf diesem Weg voranzubringen – eben das heißt für ihn „Nächstenliebe“. Sie besteht nicht darin, einem das zu geben, was er wünscht, sondern das, was er nötig hat, um Gott näher zu kommen. 

Jesu Art, mit Menschen umzugehen 

 

88/ JESUS CHRISTUS erkennt man am besten durch die Wohltaten, die er an uns tut. Er kommt uns nahe und öffnet uns die Augen, er teilt mit uns alles, was sein ist, und hält den Kopf für uns hin, er trägt unsere Strafe, sühnt unsere Schuld, überwindet unseren Tod, kauft uns von der Hölle frei und führt uns dem Himmel zu. 

Das Heilswerk Christi im Überblick 

 

89/ JESUS CHRISTUS wird Mensch, um unsere Probleme zu den seinen zu machen. Er kommt hinein in unsere verfahrene Situation. Und man könnte denken, das sei tragisch für ihn. In Wahrheit ist es aber tragisch für die Situation. Denn sie kann nun nicht bleiben, wie sie ist. 

Menschwerdung und Liebe Gottes 

 

90/ JESUS CHRISTUS durchlief ein irdisches Leben, um an unseren Lasten teilzuhaben, und ersparte sich dabei nichts. Doch weil er unsere Lage teilt, ist sie nun nicht mehr aussichtslos. Christi Weg ist so mit dem unseren verschmolzen, dass sich seine Kraft über kurz oder lang gegen unsere Schwäche durchsetzen muss. 

Unser Schmutz und Jesu Reinheit 

 

91/ JESUS CHRISTUS stellt das kommende Reich Gottes ins Zentrum seiner Verkündigung und verknüpft die Nähe des Reiches unmittelbar mit seiner Person. Alles in Jesu Leben ist mit diesem Thema verbunden, und ganz besonders sein Tod, weil er Sündern, die es nicht verdienen, den Zugang zum Reich Gottes ermöglicht. 

Die Nähe des Reiches Gottes 

 

92/ JESUS CHRISTUS tat Wunder, in denen seine Gottheit sichtbar wurde. Sie zeigen, dass sich, wo Christus ins Spiel kommt, der fatale Lauf der Welt ändern kann. Deshalb glauben Christen, dass Gott auch heute nicht durch Naturgesetze gehindert wird, sondern jederzeit frei ist, unsere Geschicke zum Guten zu wenden. 

Naturgesetz, Wunder und Freiheit Gottes 

 

93/ JESUS CHRISTUS erlag keinem tragischen Missverständnis. Er war überzeugt, dass, wer sich Gott vertrauensvoll in die Arme wirft, von Gott aufgefangen wird. Er machte den Selbstversuch, starb am Hass der Welt, wurde auferweckt und bewies damit, dass radikales Gottvertrauen nicht Wahnsinn, sondern Weisheit ist. 

Das konsequente Vertrauen Christi 

 

94/ JESUS CHRISTUS starb am Kreuz als ein Opfer der Menschheit, die sich dem Anspruch Gottes entziehen wollte, indem sie seinen Repräsentanten tötete. Er starb aber zugleich als ein Opfer Gottes, der Christus, als Repräsentanten der Menschheit, diesen Tod zugemutet hat. Christus ging durch die Hölle, damit wir es nicht müssen. 

Das Kreuz Jesu Christi 

 

95/ JESUS CHRISTUS löst den Zwiespalt, in dem sich Gott der sündigen Menschheit gegenüber befindet. Gottes Gerechtigkeit fordert ihre Vernichtung, Gottes Liebe aber bejaht sie trotz allem. Durch Christi Leiden wird Gott beidem gerecht und vereint Sühne mit Bewahrung. Er nimmt auf sich, was wir verdient haben. 

Gottes Zorn, unsere Schuld und Christi Kreuz 

 

96/ JESUS CHRISTUS löste einen Konflikt, der anders nicht zu lösen war. Erlösung war undenkbar ohne die Sühne, die der Mensch leisten musste, die aber nur Gott leisten konnte. Erlösung war also nur möglich durch eine Person, die Gott und Mensch zugleich war. 

Christi Sühnetod und unsere Erlösung 

 

97/ JESUS CHRISTUS musste die Liebe Gottes nicht erst durch seinen Tod erkaufen – sie war längst da! Aber der stellvertretende Tod Jesu war der einzige Weg, wie sich diese Liebe gegen Gottes sehr berechtigten Zorn durchsetzen konnte. Gott litt lieber selbst, als uns leiden zu sehen. 

Die Selbstdurchsetzung der Liebe 

 

98/ JESUS CHRISTUS ist nach seinem Tod hinabgefahren an den Ort der Verdammten, um auch ihr Bruder zu werden und ihnen das Evangelium zu verkünden. Wenn damit aber die Liebe Gottes bis in die Hölle hinabreicht, ist deren Macht gebrochen. 

Jesus Christus am Tiefpunkt 

 

99/ JESUS CHRISTUS hat in seiner Auferstehung die Entscheidungsschlacht gewonnen, die den Ausgang der Weltgeschichte vorwegnimmt. Seither gewinnen die Mächte der Finsternis zwar noch einzelne Schlachten. Sie gewinnen aber nicht mehr den Krieg. 

Christi Kampf und Sieg 

 

100/ JESUS CHRISTUS lebt nicht bloß in seiner Wirkungsgeschichte oder in den Herzen der Gläubigen, sondern umgekehrt leben die Gläubigen in ihm. Er ist keineswegs auf uns angewiesen, wir aber auf ihn, denn nichts hat Zukunft, was nicht geborgen wäre in Christus. 

Ostern unverkürzt 

 

101/ JESUS CHRISTUS kam für die Gebeugten, deren Problem nicht erst der leibliche Tod am Ende ist, sondern der tägliche Tod, der im Herzen stattfindet. Christus bricht ihre Resignation, denn er ist Gottes guter Wille, der sich seit Ostern nicht mehr beerdigen lässt, sondern mit allem, was er einschließt, „unverloren“ ist und bleibt. 

Von gebrochener Resignation 

 

102/ JESUS CHRISTUS ist leiblich auferstanden. Und wenn das unseren weltanschaulichen (Vor)Urteilen „undenkbar“ erscheint, besagt es wenig. Der Anstoß, den die Freiheit des Schöpfers unserem Denken bereitet, ist im biblischen Gottesbegriff selbst enthalten und könnte nur mit ihm gemeinsam beseitigt werden. 

Leeres Grab und historische Kritik 

 

103/ JESUS CHRISTUS ist bei seiner Auferstehung nicht einfach in das alte Leben zurückgekehrt. Vielmehr wurde sein altes Leben „aufgehoben“ im Sinne von „beendet“, im Sinne von „bewahrt“, und im Sinne von „hinaufgehoben auf höheres Niveau“. Alle drei Aspekte werden auch die Auferstehung der Christen prägen. 

Auferstehung als Aufhebung 

 

104/ JESUS CHRISTUS kehrte an Himmelfahrt nicht zum Vater zurück, um seine Jünger allein zu lassen, sondern um ihnen dauerhaft nahe zu sein. Früher war er immer nur hier oder dort. Doch seit er „zur Rechten Gottes“ sitzt, hat er teil an Gottes Allgegenwart und übt die ewige Herrschaft aus, die ihm der Vater übertrug. 

Himmelfahrt und Herrschaft Christi 

 

105/ JESUS CHRISTUS ging seinen schweren Weg, damit die Jünger seinem Vorbild folgen. Doch die Erlösten werden nicht so zu „Erlösern“, wie der Schüler einmal zum Meister wird. Wohl ebnet uns Jesus die Bahn. Die Stellvertretung geht aber nicht so weit, dass er uns auch noch das Laufen abnähme! 

Jüngerschaft und Nachfolge 

 

106/ DER HEILIGE GEIST verleiht einem Leben die entscheidende Qualität. Denn das „Rohmaterial“ des Lebens, das aus Gesundheit, Intelligenz, Kraft etc. besteht, ist „an sich“ weder gut noch schlecht. Erst der Geist, der uns treibt, lässt diese Potentiale zum Segen oder zum Fluch ausschlagen. 

Gottes Geist und andere Geister 

 

107/ DER HEILIGE GEIST ist „unanschaulich“ und wirkt doch mächtig. Er erleuchtet und erneuert uns, so dass wir durch den Glauben das Heil ergreifen und danach streben, (unserer Lebensführung nach) so „gerecht“ zu werden, wie wir es (nach Gottes barmherzigem Urteil) schon sind. 

Der Heilige Geist 

 

108/ DER HEILIGE GEIST muss im Menschen „wohnen“, um ihn an die Quelle des Heils anzuschließen. Er tut stellvertretend für den menschlichen Geist, was dieser nicht vermag, und schafft die Glaubenszuversicht, die wir nie aufbrächten. Genau genommen ist es also Gott selbst, der in uns an sich glaubt. 

Die Einwohnung des Heiligen Geistes 

 

109/ DER HEILIGE GEIST schafft im Gläubigen eine Gewissheit, die nicht begründet wird, sondern begründend ist, weil sie nicht als Ergebnis am Ende einer Argumentation, sondern als Voraussetzung an ihrem Anfang steht. Glaubensgewissheit ist folglich kein Impuls, den man erdenkt, sondern einer, dem man erliegt. 

Gotteserkenntnis, Zweifel und Bekehrung 

 

110/ DER HEILIGE GEIST handelt nicht „demokratisch“, denn Gott ist ein König, der sich sein Volk wählt. Gottes Erwählen gründet in nichts anderem als in Gottes Freiheit, so dass Christen nicht sind, was sie sind, weil sie sich für Gott, sondern weil er sich für sie entschieden hat. 

Gottes Volk und Prädestination 

 

111/ DER HEILIGE GEIST weiß, dass nichts von dem, was wir sind oder haben, vor Gottes Augen bestehen kann. Darum legt er uns Christi Gerechtigkeit wie einen Mantel um die Schultern, bedeckt damit unsere Schande und hält uns zu Gute, was (nicht wir, sondern) Christus für uns getan hat. 

Rechtfertigung, Gerechtigkeit und Gnade 

 

112/ DER HEILIGE GEIST verbindet den Glaubenden mit Christus in einer höchst vorteilhaften, nicht mehr auflösbaren Gütergemeinschaft. Der Mensch überlässt Christus seine Vergänglichkeit und Schuld – und empfängt im Tausch dafür Christi Ewigkeit und Gerechtigkeit! 

Gütergemeinschaft mit Christus 

 

113/ DER HEILIGE GEIST bewirkt nicht, dass einer seinen religiösen Gefühlen, sondern dass er dem Evangelium glaubt. Darum sind fromme Stimmungen keine Zugangsbedingung zum Christ-Sein. Es geht auch ohne. Denn Christus ist verlässlich – und religiöse Gefühle sind es nicht. 

Gefühle zum Glauben 

 

114/ DER HEILIGE GEIST schenkt Heilsgewissheit, weil die Erlösung in keiner Weise auf dem Tun der zu Erlösenden, sondern ausschließlich auf dem Tun des Erlösers beruht. Was Christus für uns tat, war keine halbe Sache. 

Heilsgewissheit 

 

115/ DER HEILIGE GEIST appelliert nicht an den „freien“ Willen, weil Sünder keinen haben. Gottes Erwählen ist nicht eine notwendige Bedingung der Erlösung (zu der die menschliche Entscheidung hinzutreten müsste), sondern es ist die hinreichende Bedingung der Erlösung (aus der die menschliche Entscheidung resultiert). 

Die Knechtschaft des menschlichen Willens 

 

116/ DER HEILIGE GEIST schenkt christliche Freiheit, die darin besteht, auf endgültige Weise von der Sorge um sich selbst befreit zu sein. Christus bindet die Christen an seine Person. Aber eben diese Bindung macht ihre Freiheit aus. Es gibt für sie noch genug zu tun, aber für das Heil ihrer Seele müssen sie nichts mehr tun. 

Christliche Freiheit 

 

117/ DER HEILIGE GEIST weist den „guten Werken“ eine untergeordnete, aber nicht zu vernachlässigende Rolle zu. Für das Heil des Menschen sind sie nicht nötig, denn dafür sorgt Jesus Christus ganz allein. Zu erwarten sind sie aber trotzdem, weil es den lebendigen Glauben drängt, solche Früchte hervorzu-bringen. 

Glaube und Werke 

 

118/ DER HEILIGE GEIST macht Menschen zu „Nachfolgern“ Christi. Wie Christi Weg ins Leid führte, so bekommt auch jeder Christ sein Kreuz zu tragen. Und wie Christi Weg durchs Leid hindurch zum Triumph führte, so gewinnt auch jeder Christ Anteil an der Auferstehung. 

Nachfolge, Schicksalsgemeinschaft und Jüngerschaft 

 

119/ DER HEILIGE GEIST befreit von den egozentrischen Sorgen und Wünschen, die uns den Frieden rauben. Der Christ will am Ende nichts anderes mehr sein, als was Gott ihn sein lässt, damit sein menschliches Denken und Tun möglichst vollständig mit Gottes Denken und Tun verschmilzt. 

Fröhliche Selbstvergessenheit 

 

120/ DER HEILIGE GEIST relativiert alle Hierarchien, entzaubert die Welt und duldet nicht, dass Irdisches in den Rang des „Letztgültigen“ erhoben wird. Denn alles, was nicht Gott ist, ist zu Gottes Dienst bestimmt. Ihm, dem Höchsten, gebührt Ehre – und sonst niemandem. 

Gottesfurcht 

 

121/ DER HEILIGE GEIST weckt Liebe zu Gott, die sich in hingebender Weise auf ihn ausrichtet und sich ihm entgegenstreckt. Der Liebende steht Gott ehrfurchtsvoll und freudig gegenüber, mit größtem Respekt, aber ohne Angst, und findet in der „Schau Gottes“ seine Erfüllung. 

Liebe zu Gott 

 

122/ DER HEILIGE GEIST führt Menschen zu jener unangestrengten Übereinstimmung mit dem Willen Gottes, die wir an Pflanzen und Tieren beobachten. Sie wachsen, wenn sie können, und leiden, wenn sie müssen, hadern aber mit nichts, sondern sind mit völligem Einverständnis das, wozu Gott sie gemacht hat. 

Von mühe- und sorglosem Gehorsam 

 

123/ DER HEILIGE GEIST verlangt nicht, dass man Unrecht relativiert, kleinredet, toleriert, billigt oder entschuldigt. Er will aber, dass Christen ihre „Schuldiger“ Gott überlassen, ohne auf Vergeltung zu bestehen. Statt zu verdammen, wünsche man dem Täter, dass er zu seinem Fehler heilsame Distanz gewinnt! 

Dem Schuldiger vergeben 

 

124/ DER HEILIGE GEIST kennt den menschlichen Hunger nach Vollkommenheit und Glück, den die Welt so oft enttäuscht. Er kennt aber auch die Ursache dieser Enttäuschung: nicht die Welt ist schuld, sondern der Mensch, der in der Welt sucht, was nur bei Gott zu finden ist. 

Enttäuschung, Schwermut, Weltschmerz 

 

125/ DER HEILIGE GEIST findet Menschen vor, die sorgenvoll auf sich selbst fixiert sind. Doch in der Neuausrichtung auf Christus öffnet er diese in sich „Verkrümmten“ zu fröhlicher Selbstvergessenheit und gründet sie jenseits ihrer eigenen Person in Christus. 

Glauben als Blickrichtung 

 

126/ DER HEILIGE GEIST ist kein „Vertragspartner“, mit dem wir auf Augenhöhe verhandeln könnten. Und doch begründet der Glaubensbund mit Gott ein Verhältnis wechselseitiger Loyalität und Treue, das konkrete Zusagen und Pflichten einschließt. Christ-Sein ist daher etwas viel Verbindlicheres als ein vages, religiöses Gefühl! 

Glaube als Bund mit Gott 

 

127/ DER HEILIGE GEIST löst im Menschen eine Bewegung aus, denn wer sich selbst kennt und Gott kennt, hat allen Grund, vor Gott zu fliehen. Doch wohin? Es gibt nur die eine Möglichkeit, dass der Mensch nämlich vor Gott zu Gott flieht, um vor Gottes Gericht an Gottes Gnade zu appellieren. 

Glaube als unaufhörliche Bewegung 

 

128/ DER HEILIGE GEIST lässt den Menschen erkennen, dass ihm alles Herrliche so von Gott „geliehen“ ist, wie dem Mond sein Glanz „geliehen“ ist, von der Sonne. Zu beklagen ist das aber nicht, denn wenn ein Haufen Staub in Gottes Licht liegend Gottes Macht und Güte reflektiert, ist das ehrenvoll und gar nicht übel. 

Gottesbeziehung und Autonomiestreben 

 

129/ DIE KIRCHE unterscheidet zwischen Gottes Gegenwart und unserem Greifen, denn nur weil Gott überall „da“ ist, ist er noch nicht überall „für-uns-da“ und zugänglich. Zugänglich wird er nur in den Gnadenmitteln, die er selbst zu solchen gemacht hat: In Wort, Glaube, Sakrament und Gebet. 

Gottes Gegenwart und unser Greifen 

 

130/ DIE KIRCHE verkündet Gottes Wort, weil es kein folgenloses Gerede ist, sondern sich durch das Wort beim Hörer ereignet, wovon es berichtet. Da ist nicht einerseits die Gnade und andererseits das Wort, das von ihr redet, sondern die Gnade ist im Wort enthalten, und das Wort in der Gnade. 

Gottes Wort 

 

131/ DIE KIRCHE vollzieht mit der Taufe ein Herrschaftswechsel, durch den der Getaufte dem Machtbereich des Bösen entnommen und in Gottes Eigentum überführt wird. Als Heide wird er im Taufwasser „ersäuft“. Und als Christ und „neue Kreatur“ geht er aus dem Taufwasser hervor. 

Taufe 

 

132/ DIE KIRCHE tauft Menschen, um sie dadurch zu Gliedern am Leib Christi zu machen. Die Getauften werden dabei so sehr mit Christus verkoppelt, dass auch sie (sein Schicksal teilend) durch den Tod ins Leben gehen. Mitgefangen mit Christus, heißt darum mitgehangen. Es heißt aber auch – mit auferstanden. 

Teilhabe an Kreuz und Auferstehung 

 

133/ DIE KIRCHE tauft unmündige Kinder, weil Christus sie im Taufbefehl nicht ausgenommen hat. Sie tut das in der Zuversicht, dass der Hl. Geist durch das Sakrament bei Vollzug desselben auch den Glauben schenkt, der nötig ist, um das Heil zu ergreifen. Die Taufe wirkt also, was sie zeigt – sie verheißt es nicht bloß! 

Kindertaufe und Erwachsenentaufe 

 

134/ DIE KIRCHE tauft Kinder nur verantwortlich, wenn dem eine christliche Erziehung und Unterweisung folgt, durch die Heranwachsende befähigt und ermutigt werden, die Taufgnade, die ihrer bewussten Stellungnahme zuvorkam, in der Konfirmation eigenverantwortlich zu bejahen. 

Konfirmation und religiöse Identität

 

135/ DIE KIRCHE feiert das Heilige Abendmahl – seiner Einsetzung durch Jesus Christus entsprechend – als ein Mahl der Erinnerung und des Gedächtnisses (1.), ein Mahl der Vergebung und Versöhnung (2.), ein Mahl der Gemeinschaft mit den Glaubensgeschwistern (3.) und ein Mahl der Hoffnung und Stärkung (4.). 

Abendmahl 

 

136/ DIE KIRCHE bekennt sich zur realen Präsenz Jesu Christi in Brot und Wein. Die Teilnehmer des Abendmahls empfangen in und mit dem Brot und dem Wein zugleich Christi Leib und Blut, empfangen also ihn selbst und das Heil, das er durch sein Leben, Sterben und Auferstehen für sie erworben hat. 

Christi reale Präsenz in Brot und Wein

 

137/ DIE KIRCHE feiert im Abendmahl staunend, dass Jesus Christus unser Gastgeber und unsere Speise zugleich sein will. Er vereint sich mit uns bis zur Ununterscheidbarkeit, denn während wir uns den Leib Christi einverleiben in unseren Leib, werden wir von Christus einverleibt in seinen Leib. 

Essen und Einswerden im Abendmahl 

 

138/ DIE KIRCHE ist dem Christen nicht entbehrlich, weil er sich das befreiende Wort, von dem sein Glaube lebt, nicht selber sagen kann. Er braucht die Glaubensgeschwister als Träger des göttlichen Heilswortes, dem sich die Gemeinschaft der Gläubigen verdankt. Das Wort aber verdankt sich dem, der’s geredet hat. 

Gemeinschaft der Gläubigen 

 

139/ DIE KIRCHE trägt den Ehrentitel der „heiligen Kirche“ nicht etwa, weil ihre Glieder „vollkommen“ wären. Sie waren es nie! Aber wie eine Auster kostbar wird durch die Perle in ihr, so wird die Kirche „heilig“ durch das Evangelium, das sie durch die Jahrhunderte trägt, und verdient um seinetwillen geliebt zu werden. 

Kirchenkritik und Heiligkeit der Kirche 

 

140/ DIE KIRCHE muss nicht „mit der Zeit gehen“, weil „die Zeit“ gar nicht weiß, wo sie hin will. „Zeitgemäß“ ist es darum, (nicht dem Trend oder der Mehrheit, sondern) der Wahrheit zu folgen und sich auf Ewiges zu besinnen, weil nur das Ewige zu jeder Zeit zeitgemäß ist. 

Zeitgemäßheit 

 

141/ DIE KIRCHE hat nicht die Aufgabe, Menschen „gesellige Angebote“ zu machen, sondern ihre Seelen zurückzuführen in die Gemeinschaft mit Gott. Dies zu können, ist Alleinstellungsmerkmal und Daseinsberechtigung der Kirche. Wo sie‘s aber vernachlässigt, steht sie da, wie Jimmy Hendrix ohne Gitarre. 

Wozu ist Kirche da?

 

142/ DIE KIRCHE ist ein Organismus, von dem sich die Glieder nicht trennen können, ohne abzusterben. Denn man kann zwar einer Kirche angehören, ohne in Wahrheit Christ zu sein. Doch der Umkehrschluss, man könne Christ sein, ohne einer Kirche anzugehören, ist falsch. 

Zugehörigkeit zur Kirche 

 

143/ DIE KIRCHE ist beauftragt, Mission zu betreiben, denn Gott will, dass sein Haus voll werde. Aber auch die Nächstenliebe drängt zur Mission. Denn wenn ein Verdurstender in der Wüste Wasser fand, gebietet die Liebe, dass er andere Verdurstende herbeiruft und ihnen die Quelle zeigt, die ihn gerettet hat. 

Mission 

 

144/ DIE KIRCHE betreibt keine „Werbung“, weil Jesus keine „Geschäftsidee“ hatte, und sein Evangelium sich auch nicht an Angebot und Nachfrage orientiert. Wenn Kirche sich trotzdem „vermarktet“ und Verkündigung mit Kundengewinnung verwechselt, weckt sie dasselbe Missverständnis auch in denen, die sie umwirbt. 

Werbung für den Glauben?

 

145/ DIE KIRCHE hat eigentlich nur einen Hirten, nämlich Jesus Christus. Doch beauftragte er die Jünger, sein Werk weiterzuführen, und begründete damit das kirchliche Amt. Jeder Getaufte hat daran Anteil! Aber um der guten Ordnung willen überträgt die Kirche das Amt dafür qualifizierten Einzelnen. 

Pfarramt und Allgemeines Priestertum 

 

146/ DIE KIRCHE die das „allgemeine Priestertum“ lebt, muss sich dessen bewusst bleiben, dass die kirchliche Ämter und Vollmachten ihren Ursprung keineswegs im „Kirchenvolk“, sondern in Christus haben. Die Gemeinde kann sich nicht im eigenen Namen Vergebung und Segen spenden!

Papsttum und kirchliches Amt

 

147/ DIE KIRCHE muss stets nach Einheit streben. Aber ökumenische Einheit auf Kosten der Wahrheit wäre nicht im Sinne Jesu Christi. Über den richtigen Weg zum Heil kann man sich nicht auf dem Wege des Kompromisses „gütlich einigen“. 

Ökumene der Kompromisse? 

 

148/ DIE KIRCHE feiert nicht deshalb Gottesdienste, weil sie bilden, unterhalten oder therapieren. Vielmehr geht es dabei um die durch Wort und Sakrament vermittelte heilvolle Gegenwart Gottes. Das Da-Sein vor Gottes Angesicht muss zu nichts weiter „nütze sein“, denn es hat seinen Wert in sich selbst. 

Gottesdienst

 

149/ DIE KIRCHE versteht den Segen nicht als unverbindlichen „Wunsch“, sondern als verbindliche Tat. Der in Vollmacht erteilte Segen bringt den Gesegneten durch das Wort unter die heilende und heiligende Macht Gottes, von der im Segen die Rede ist. Er redet also nicht vom Heil, ohne auch zu geben, wovon er redet.  

Segen und Fluch 

 

150/ DIE KIRCHE feiert die Gegenwart Gottes in dadurch geheiligten Räumen, in denen weltliches Treiben nichts zu suchen hat. Kirchenräume wurden aus der Welt ausgegrenzt, um Brückenköpfe für das Reich Gottes und Schutzräume der Gnade zu bilden. Als Schnittstellen zum Heiligen sind sie vor Profanierung zu schützen. 

Gottes Haus

 

151/ DIE KIRCHE gibt Gottes Wort Antwort im Gebet, bleibt sich aber dessen bewusst, dass Beten keine menschliche Möglichkeit ist. Als Sünder sind wir „unreiner Lippen“ und müssten den Austausch mit Gott scheuen! Doch das Gebet im Namen Christi findet Gehör, weil der Hl. Geist uns vor Gott vertritt, wie es ihm gefällt. 

Gebet 

 

152/ DIE KIRCHE sieht den Sinn des Gebets nicht darin, Gott zu informieren oder etwas bei ihm zu erreichen, sondern darin, mit ihm im Gespräch zu sein. Der Betende sucht Gottes Nähe um dieser Nähe willen. Und das Ziel seines Gebets liegt darum im Gebet selbst. 

Das Ziel des Gebets 

 

153/ DIE KIRCHE erwartet, dass das alte und das neue Gottesvolk – zu einem Zeitpunkt, den Gott bestimmt – zusammenfinden. Denn wenn feststeht, dass Gott seine Verheißungen an Israel nicht zurücknimmt, Christen aber glauben, dass sie sich nur in Christus erfüllen, kann es gar nicht anders sein. 

Kirche und Israel 

 

154/ CHRISTLICHE ETHIK gibt es nicht deshalb, weil unser Handeln die Welt ändern soll, sondern weil Gottes Handeln in Christus die Welt längst geändert hat. Es geht nicht um eine Wirklichkeit, die wir durch gutes Tun schaffen, sondern um die Wirklichkeit, der wir durch gutes Tun entsprechen. 

Der Ursprung christlicher Ethik 

 

155/ CHRISTLICHE ETHIK gestaltet sich unterschiedlich je nachdem, von welchem Glaubenssatz sie ihren Ausgang nimmt: sei es die Schöpfung, die Gottebenbildlichkeit, das Gesetz, die Bergpredigt, die Rechtfertigung, die Nächstenliebe oder etwas anderes. Die Zugänge sind verschieden, ein Gegensatz besteht aber nicht. 

Ansätze christlicher Ethik 

 

156/ CHRISTLICHE ETHIK entfaltet sich in Tugenden, die den Eigenschaften Gottes entsprechen. Die wichtigsten sind Verantwortung, Haushalterschaft, Einwilligung, Gehorsam, Wahrhaftigkeit, Zeugnis, Demut, Dienstbereitschaft, Barmherzigkeit, Nächstenliebe, Heiligung, Enthaltung, Zuversicht und Resistenz. 

Christliche Tugenden 

 

157/ CHRISTLICHE ETHIK sieht hinter den Masken, die einer trägt, den Sünder, der er ist, übersieht aber auch nicht das darunter verschüttete Kind Gottes. Sie versucht den Sünder so zu lieben, wie Gott ihn liebt, damit er das Ebenbild Gottes werden kann, das zu sein er berufen ist. 

Nächstenliebe 

 

158/ CHRISTLICHE ETHIK versteht unter Treue die Bereitschaft, sich als verlässlicher Baustein in die Lebensplanung anderer einbauen zu lassen. Wo man das nicht will oder kann, entfällt eine Grundbedingung gelingenden Lebens. 

Treue 

 

159/ CHRISTLICHE ETHIK versteht unter Demut keine Selbstverachtung, die an der eigenen Person schlecht macht, was gut ist. Vielmehr besteht Demut darin, Begabungen und Leistungen nicht sich selbst zuzuschreiben und zugutezu-halten, sondern allein dem Schöpfer, der sie gegeben und ermöglicht hat. 

Demut

 

160/ CHRISTLICHE ETHIK fordert eine Ehrlichkeit, die nicht bloß in wahrheits-gemäßer Rede besteht, sondern in einer wahrhaftigen Lebenshaltung. Wer als Christ von Vergebung lebt, muss nicht mehr prahlen und blenden, sondern ist dazu befreit, einfach der zu sein, der er ist. 

Wahrhaftigkeit 

 

161/ CHRISTLICHE ETHIK fordert keine Vergebung, die Normen „großzügig“ relativierte, sondern eine, die Normen bestätigt, weil Verfehlung beim Namen genannt, bereut – und erst dann verziehen werden. Auch Gott wirft niemandem Vergebung hinterher, der sie gar nicht für nötig hält, und vergibt nicht, wo das nicht erbeten wird. 

Vergebung 

 

162/ CHRISTLICHE ETHIK sieht in der Sexualität eine gute Gabe des Schöpfers. Der schuf sie aber nicht, damit Mann und Frau einander zur Triebabfuhr „benutzen“, sondern damit sie beieinander Hilfe und Ergänzung finden und sich in der Ehe zu der verbindlichen Einheit zusammenschließen, die Gott mit Kindern segnen möchte. 

Sexualität 

 

163/ CHRISTLICHE ETHIK beharrt darauf, dass niemand sich selbst „ent–schuldigen“ kann. Nur der, dem er etwas angetan hat, kann ihn „ent–schuldigen“, wenn er darum gebeten wird und will. Versöhnung setzt darum einerseits die Reue des Täters voraus und andererseits die freie Einwilligung des Geschä-digten. 

Entschuldigung 

 

164/ CHRISTLICHE ETHIK achtet den Willen des Schöpfers, indem sie seine Geschöpfe schont, sich der Logik des „fressen und gefressen werden“ so weit wie möglich entzieht, Verwertungsinteressen zurückstellt und Verhältnisse schafft, in denen keiner auf Kosten anderer lebt. 

Ehrfurcht vor dem Leben 

 

165/ CHRISTLICHE ETHIK ermutigt, nicht alles mitzumachen, sondern nur, was Gott gefallen kann. Denn bestimmte Bilder, Gedanken und Gespräche können uns innerlich verunreinigen und für die Gemeinschaft mit Gott untauglich machen. Doch ist auch das Gute „infektiös“, und der Umgang mit dem Reinen kann rein machen! 

Keuschheit

 

166/ CHRISTLICHE ETHIK fordert nicht nur einen entschlossenen, sondern auch einen geduldigen Willen, der von seinem Ziel nicht ablässt, sondern das Leiden an dessen Unverfügbarkeit aushält. Ein Christ hat zu solcher Geduld besonders guten Grund, weil Gott selbst verbürgt, dass seine Geduld sich lohnt. 

Geduld 

 

167/ CHRISTLICHE ETHIK hält daran fest, dass Gott Mann und Frau füreinander geschaffen und ihnen die Ehe als die Ordnung angewiesen hat, in der sie einander stützen und ergänzen sollen. Wo aus der Ehe Kinder hervorgehen, wird den Eltern die Ehre zuteil, Mitarbeiter in Gottes Schöpfungswerk sein zu dürfen. 

Ehe 

 

168/ CHRISTLICHE ETHIK sieht in der Arbeit einen Sinn, der über den Broterwerb hinausreicht. Gott hat unser Leben mit Arbeit verbunden, damit einer dem anderen mit seinen Kräften helfen kann! Wenn dieser Segen aber für viele zum Fluch wird, liegt es daran, dass wir den Sinn der guten Gabe vergessen und verkehren. 

Arbeit

 

169/ CHRISTLICHE ETHIK bejaht die staatliche Ordnung, deren Aufgabe es ist, dem Bösen zu wehren und das Gute zu schützen. Tut ein Staat aber das Gegenteil, zerstörte er die Ordnung, die allein ihn legitimieren könnte. Und dann muss ein Christ Gott mehr gehorchen als den Menschen. 

Staat

 

170/ CHRISTLICHE ETHIK fordert die Einfalt des Herzens, die nicht mit Naivität zu verwechseln ist, sondern im bewussten Verzicht auf Verschlagenheit und Tücke besteht. Einfalt ist die Geradheit einer rechtschaffenen Seele, die sich weigert, auf die Weise klug zu sein, wie die Welt klug ist. 

Heilige Einfalt

 

171/ CHRISTLICHE ETHIK empfiehlt die dienende Hingabe an einen höheren Zweck, weil solcher Dienst den Menschen nicht etwa erniedrigt, sondern erhöht, und sein Dasein über den engen Horizont des Eigennutzes hinaushebt. Man bewahrt sein Leben nicht anders, als indem man es hingibt.

Vom Dienen 

 

172/ CHRISTLICHE ETHIK bemisst das Gelingen eines Lebens an den Maßstäben, die Gott vorgibt. Der aber fragt nicht, ob wir glücklich oder unglücklich sind, sondern ob wir ihm vertrauen und damit die Hütte unseres Lebens auf den Fels des Glaubens bauen. Bauen wir sie auf Sand, ist sie dem Untergang geweiht. 

Lebensbilanz 

 

173/ CHRISTLICHE HOFFNUNG richtet sich auf Gottes kommendes Reich. Doch ist das Heil auch schon gegenwärtig, weil das, was den Himmel ausmacht, die versöhnte Übereinstimmung mit Gott ist – und die beginnt bereits heute. Wer im Glauben Christus „hat“, hat mit ihm auch schon das Heil, die Seligkeit und das Ewige Leben. 

Die Gegenwart des Kommenden 

 

174/ CHRISTLICHE HOFFNUNG lehrt realistisch zu sehen, dass der Mensch mit seinen Kräften und Qualitäten nicht dauerhaft verbunden, sondern nur vorübergehend beliehen ist. Doch das ist gar nicht schlimm, sondern ehrenvoll, weil dadurch etwas von Gottes Qualitäten an uns erscheint und vor der Welt sichtbar wird! 

Vom Kommen und Gehen des menschlichen Glanzes 

 

175/ CHRISTLICHE HOFFNUNG ist ein Langstreckenlauf, der hohe Anforderun-gen stellt. Doch für Gott zählt nicht, ob einer vorn läuft oder hinten, sondern nur, dass er sein Bestes gibt. So kann dann auch „schwacher“ Glaube „stark genug“ sein, wenn der Mensch nur unterwegs bleibt. 

Glaubensfortschritt 

 

176/ CHRISTLICHE HOFFNUNG verweigert die Anpassung an die Gegeben-heiten dieser verkehrten und verdrehten Welt. Sie findet die Normalität des Schlechten niemals „normal“ und führt ein widerständiges Leben nach den Regeln (nicht der gegebenen, sondern) der kommenden Welt. 

Widerstand 

 

177/ CHRISTLICHE HOFFNUNG ist zu unterscheiden von der Hoffnung der Naiven (die sich ihrer Unkenntnis verdankt), von der Hoffnung der Stolzen (die auf der Überschätzung ihrer Kräfte beruht) und von der Hoffnung der Trotzigen (die aus Prinzip hoffen). Sie hat auch mit „positivem Denken“ nicht das Geringste zu tun. 

Hoffnung 

 

178/ CHRISTLICHE HOFFNUNG spricht der Seele nicht deshalb Zukunft zu, weil sie „unzerstörbar“ wäre, sondern weil Gott die Toten nicht aus der Beziehung zu ihm entlässt. Es irren daher jene, die meinen, mit ihrem Tod sei „alles aus“. Gott hat nicht vor, sie ins Dunkel des Nicht-Seins entwischen zu lassen. 

Die menschliche Seele 

 

179/ CHRISTLICHE HOFFNUNG sieht den Tod (1.) als natürliche Grenze des Daseins und (2.) als einen Gerichtsakt, durch den Gott die Sünder verneint, die ihn verneinen. Für die Gläubigen ist der Tod aber (3.) auch die Durchgangs-station in die ungetrübte Gemeinschaft mit Gott. Ihr Sterben ist nicht Vernichtung, sondern Vollendung. 

Tod und Vergänglichkeit 

 

180/ CHRISTLICHE HOFFNUNG kennt das eigentliche Ziel menschlichen Lebens: es ist der Bund mit Gott, den wir hier im Glauben schließen und der uns auch dort, jenseits der Todesgrenze, noch mit Gott vereint. Wer sein Leben nicht genutzt hat, um Gott zu finden, dem ist es daher misslungen – auch wenn‘s lang und fröhlich war. 

Des Lebens Ziel 

 

181/ CHRISTLICHE HOFFNUNG leugnet nicht unseren Verfall, sondern akzeptiert ihn, weil sich im Niedergang des alten Menschen der Aufbau des neuen vorbereitet. Wer nicht stirbt, kann nicht auferstehen! Sterbend haben wir aber die Verheißung, dass im Untergang des Irdischen endlich das Himmlische zum Zuge kommt. 

Überkleidet werden 

 

182/ CHRISTLICHE HOFFNUNG bejaht das Jüngste Gericht, denn Gott kann sich nicht mit den Tätern verbünden, die es nur zu gerne sähen, wenn ihre Opfer vergessen würden. Ohne Konfrontation mit der Schuld und ohne Rehabilitation der Opfer beruhte Vergebung nur auf einer zynischen Verharmlosung der angerichteten Not. 

Gottes Gericht am Ende der Zeit 

 

183/ CHRISTLICHE HOFFNUNG erwartet am Ende der Geschichte keine „Allversöhnung“, sondern einen „doppelten Ausgang“, denn Jesus selbst rechnet damit, dass, wer nicht im Glauben das Heil ergreift, auf ewig davon ausge-schlossen bleibt. Die Hölle, vor der er warnt, verschwindet nicht, bloß weil wir uns weigern, an sie zu glauben. 

Allversöhnung oder Hölle? 

 

184/ CHRISTLICHE HOFFNUNG erwartet, dass Jesus Christus am Jüngsten Tag unser Richter sein wird. Und mit ihm ist dieses Amt auf die denkbar beste Weise besetzt. Denn welcher Richter könnte uns lieber sein, als der, der sich selbst opferte, um unseren Freispruch zu erwirken? 

Wiederkunft Christi 

 

185/ CHRISTLICHE HOFFNUNG schließt die Auferstehung der Toten ein. Der Mensch, der aus dem Grab hervorgeht, wird durchaus noch derselbe sein, den man hineingelegt hat. Doch wie er lebend dem Adam glich (und eben darum sterben musste), wird er auferstehend Jesus Christus gleichen (und eben darum ewig leben). 

Auferstehung der Toten 

 

186/ CHRISTLICHE HOFFNUNG „vertröstet“ nicht auf ein „Jenseits“, das zur alten Erde in Alternative stünde, denn der Himmel ist nichts anderes als die durch Gottes Tun gesundete Erde. Da Gott sein Werk vollenden will und es in seiner Allmacht auch vollenden kann, folgt zwingend, dass er es vollenden wird.

Neuschöpfung von Himmel und Erde 

 

187/ CHRISTLICHE HOFFNUNG erwartet, dass die Gläubigen nach der Auferstehung und dem Jüngsten Gericht gereinigt, erneuert und vollendet in Gottes Reich eingehen. Ihre Seligkeit wird aber schlicht darin bestehen, Gott in ungetrübter Gemeinschaft zu schauen und zu genießen, so dass sie Gottes „voll“ sind. 

Ewiges Leben und Reich Gottes