Glauben gegen den Augenschein

Glauben gegen den Augenschein

Wer sich als Christ zu erkennen gibt, bekommt es oft mit ärgerlichen Vorurteilen zu tun. Denn er wird leicht als „Gefühlsmensch“ angesehen, der sich religiösen Stimmungen hingibt und dabei die Realitäten aus dem Blick verliert. „Naja“ sagt man, „diese Christen sind halt schlichte Gemüter, die mehr auf ihr Herz hören als auf ihren Verstand. Sie vertrauen gern auf Dinge, die keiner sehen kann, während sich Realisten an Tatsachen halten…“ So wird man als Christ dann belächelt und nicht für voll genommen. Aber stimmt es? Ist Glaube eine vage, emotionale Angelegenheit? Mich ärgert diese Einschätzung. Denn wir sind durchaus keine Traumtänzer, und der Glaube ist kein diffuses „Gefühl“, sondern ein durchdachtes Verfahren der Urteilsfindung. Als Christen schwelgen wir nicht in Stimmungen, sondern stellen uns der Wirklichkeit Gottes. Und wenn wir unter dieser Voraussetzung unsere Lage betrachten und Konsequenzen daraus ziehen, dann ist das ein transparentes und bewährtes Verfahren zur Orientierung in dieser Welt. Es hat mit dumpfen Ahnungen nichts zu tun und besteht auch nicht im „Hören auf das eigene Herz“. Sondern – ganz im Gegenteil – besteht Glaube im Hören auf Gottes Wort, das oft allem Anschein, aller Erfahrung und all unseren Wünschen widerspricht. Glaube setzt darum die geistige Disziplin voraus, das eigene Empfinden dem Urteil Gottes unterzuordnen! Glaube ist der eiserne Wille, alle Dinge unter dem Gesichtspunkt der Ewigkeit zu betrachten! Glaube macht ernst damit, dass alle Dinge in Wahrheit nur sind, was sie in Gottes Augen sind! Und er zieht daraus die Konsequenz, dass der maßgebliche Bezugspunkt für unser Urteil in Gottes Wort und Wille liegen muss – und gerade nicht in unserem eigenen Empfinden oder in menschlichen Meinungen. Tatsächlich kommt man nie zur korrekten Einschätzung einer Situation, wenn man sie vorrangig unter dem Gesichtspunkt der eigenen Bequemlichkeit beurteilt oder unter dem Gesichtspunkt der öffentlichen Akzeptanz. Man trifft auch nicht die richtigen Entscheidungen unter dem Gesichtspunkt des persönlichen Profits, der Gefälligkeit gegen andere, der bloßen Gewohnheit, der Mode, der Tradition oder der Pragmatik. Sondern das Rechte trifft man nur, wenn man das irdisch Vor-läufige zum Himmlischen und Ewigen in Beziehung setzt, und eben diese Beziehung als die entscheidende erkennt. 

Dabei weiß der Glaube durchaus, dass man jedes Ding von verschiedenen Seiten betrachten kann! Aber nur weil es viele Perspektiven gibt, hält er nicht alle für gleichrangig, sondern lässt sie alle hinter der einen zurücktreten, die Priorität verdient. Und das heißt: Christlicher Glaube ist ein Verfahren der Meinungsbildung, das gerade nicht dem Anschein der Dinge, dem eigenen Gefühl oder der Mehrheitsmeinung vertraut, sondern bewusst jedes Ding im Lichte des Evangeliums betrachtet, um es dann so zu bewerten, wie es sich gerade in diesem Licht und unter diesem Aspekt darstellt. Was von einer Situation zu halten ist, zeigt sich nicht in ihrer Beziehung zu meinen unmaßgeblichen Wünschen, sondern in ihrer Beziehung zum maßgeblichen Willen Gottes. Gar nichts wird in seinem Wesen erkannt, wenn man es nicht zu Gott in Relation setzt. Und alles, was man aus dieser Relation löst, um es isoliert zu betrachten, wird notwendig missverstanden. Denn alles hat nur Bedeutung in dem Zusammenhang, in dem es steht. Die Bedeutung jedes Teils ergibt sich aus seiner Stellung im Ganzen. Und wenn dieses „große Ganze“ Gottes Werk und Setzung ist, dann ist der Wille eben dieses Gottes der maßgebliche Bezugspunkt aller Dinge, den man nicht ignorieren kann, ohne eine verzerrte Wahrnehmung in Kauf zu nehmen. Alles ist, was es ist, nur in seinem Kontext! Und was bitte sollte der Kontext des Geschaffenen sein, wenn nicht der Wille des Schöpfers, aus dem es hervorgeht? Welchen Satz kann man verstehen, wenn man von dem Menschen absieht, der ihn gesagt hat? Welches Werk kann man begreifen, wenn man die Intention des Meisters nicht kennt? Entsprechend werden alle Dinge, die man aus dem Zusammenhang mit Gott herauslöst, zwangsläufig missverstanden, denn man isoliert sie von dem Bezugspunkt, der ihrem Dasein überhaupt erst Bedeutung verleiht. Behält man hingegen diesen Bezugspunkt im Blick, gehen einem viele Lichter auf – und die Welt sieht bemerkenswert anders aus. 

Da ist dann ein neugeborenes Kind kein von den Eltern erzeugtes „Produkt“, sondern ein „zu treuen Händen“ anvertrautes Geschenk Gottes. Und der Tod eines Feindes ist kein Anlass zu Triumph und Genugtuung, sondern die große Versuchung, dergleichen zu empfinden. Reichtum und Erfolg fühlen sich dann immernoch an wie „Glück“! Aber man erkennt, dass eine Seele zugrunde geht, wenn sie auf die Macht des Geldes vertraut. Krankheit, Leid und Schwäche will man immernoch vermeiden! Aber man begreift, dass sie manchmal Gottes Mittel sind, um uns von der Welt zu entwöhnen wie ein Kind von der Mutterbrust. Unser Bauchgefühl trügt in solchen Fällen! Und auch die Vernunft liegt daneben. Sie begreift nicht, dass manches Ende ein Anfang ist, und manches Scheitern ein Fortschritt, mancher Reichtum ein Fluch, und manche Armut ein Segen! Sobald wir die Dinge aber zu Gott in Beziehung setzen und an seinem Wort messen, fällt ein anderes Licht auf sie. Denn vieles glänzt vor der Welt und macht uns stolz, das unter dem Blickwinkel der Ewigkeit gar nicht zählt – während wiederum vieles, das die Welt so sehr verlacht wie schlichten Gehorsam und Treue, unter dem Blickwinkel der Ewigkeit als großer Schatz zu stehen kommt. Der Böse wird in dieser Welt hofiert und meint darum stolz, das Schicksal gäbe ihm Recht, weil er seinen Weg so ungehindert geht! Der Demütige hingegen stolpert von einer Prüfung in die nächste, gerade als ob Gott sein Feind wäre und es ihm besonders schwer machen wollte! Wenn wir aber diesen ersten Eindruck nicht von Gottes Wort her korrigierten – wie sollten wir dann wissen, dass jener Böse nur deshalb ungehindert geht, weil Gott ihn aufgegeben hat, ihn seiner eigenen Bosheit – und damit der Verdammnis überlässt? Wie sollten wir wissen, dass Gott jenen Demütigen zu seinem Besten prüft und plagt und nur dazu so hart an ihm arbeitet, um ihn immer tiefer in den Glauben hineinzutreiben – und damit in die Erlösung? Da ist es naiv, dem eigenen Gefühl zu vertrauen und zu meinen, man wüsste schon instinktiv, was wahres Glück und was Unglück sei! Der Alltagsverstand hilft auch nicht weiter! Der Glaube hingegen nimmt den Psalmvers ganz ernst, der zu Gott sagt: „Dein Wort ist meines Fußes Leuchte“ (Ps 119,105). 

Das ist kein frommer Kalenderspruch, sondern ein umfassendes Programm des Lebens und Erkennens! Darum sollten wir dem Glauben ernst nehmen als ein Verfahren der Meinungsbildung, das dem Anschein der Dinge gerade nicht vertraut, sondern jedes Ding im Lichte des Evangeliums betrachtet, um es dann so zu bewerten, wie es sich in diesem Licht darstellt. Denn was von einer Sache wirklich zu halten ist, zeigt nicht ihre Beziehung zu meinem unmaßgeblichen Willen, sondern ihre Beziehung zum maßgeblichen Willen Gottes. Nichts wird erkannt, wenn es nicht in Relation zu Gott gesehen wird, und alles was ich aus dieser Relation löse, werde ich notwendig missverstehen. Will ich es aber bewusst zu Gott in Beziehung setzen, um zu erfahren, wie es in seinen Augen dasteht und in seiner Perspektive zu bewerten ist – wer könnte mir darüber dann Aufschluss geben, wenn nicht Gott selbst in seinem Wort? Ohne die Heilige Schrift geht da gar nichts! Sie ist der Schlüssel zur wahren Erkenntnis! Denn wo es darauf ankommt, Dinge aus dem Blickwinkel der Ewigkeit zu betrachten, hilft mir nicht die Stimme des eigenen Herzens, die Stimme der Vernunft oder die meiner Zeitgenossen, sondern nur die Stimme des Ewigen selbst, dem ich diesbezüglich viel mehr trauen kann als meinem eigenen Sehen, Hören und Empfinden. Martin Luther sagt:

„Wider dies Urteil des Fleisches kämpft der Glaube, und richtet nicht nach dem, was er fühlt und sieht, sondern nach dem Worte, welches Gott redet. Das gebietet, unsichtbare Dinge zu glauben, und völlig, dass ich so sage, unsichtbar zu werden, dass du in Armut Reichtum glaubest, in Traurigkeit Freude, in Verlassenheit Hilfe, im Verworfensein ganz gewisse und ewige Gnade…“

Freilich widerspricht dem unser Innerstes und sperrt sich gewaltig. Denn wir wollen Gottes Nähe nur glauben, wenn wir sie auch fühlen. Wir wollen erst hoffen, wenn wir das schon sehen können, worauf wir hoffen. Wir glauben erst, dass wir Sünder sind, wenn wir uns auch „schlecht“ vorkommen. Wir wollen erst vertrauen, wenn Beweise vorliegen. Und wir möchten Gott erst dann Recht geben, wenn sein Plan auch unserer Vernunft einleuchtet. Es soll am besten gar nichts gelten, was wir nicht selbst erfahren haben, gutheißen und plausibel finden! Doch wenn das unser Standpunkt ist – müssen wir uns dann nicht fragen lassen, ob wir uns mit Gott verwechseln? Sind wir mit unseren Einfällen selbst unsere oberste Instanz – welches Licht leitet uns dann auf unseren Wegen? Ist in Fragen der Ewigkeit wirklich maßgeblich, was ich kleiner Mensch zu spüren, zu fühlen und mir vorzustellen vermag? Oder ist in Fragen der Ewigkeit maßgeblich das Wort des Ewigen selbst? Zählt mein Dafürhalten mehr als Gottes eigene Auskunft? Glaube ich meinen Gefühlen eher als Gottes klaren Verheißungen? Soll zuletzt nur mein eigenes Urteil gelten – oder beuge ich mich der tieferen Einsicht Gottes und seinem Geist, der allein die Tiefen der Gottheit kennt? 

Ich sage nicht, dass das leicht fiele! Es gehört unausrottbar zu unserer sündigen Natur, dass wir anmaßend sind und uns klug vorkommen. Gottes größere Expertise in göttlichen Dingen anzuerkennen, fällt entsprechend schwer! Aber gerade deshalb ist es die grundlegende Übung des Glaubens, unser eigenes Urteilen und Bewerten immer wieder am Urteilen und Bewerten Gottes auszurichten und zu sagen: Hey, was dir selbst groß vorkommt, kann vor Gott – und das heißt: in Wahrheit – sehr klein sein. Was dir richtig erscheint, kann in seinen Augen – und das heißt: in Wahrheit – sehr falsch sein. Was dich schmerzt und ärgert, kann nach Gottes Absicht – und das heißt: in Wahrheit – ein gutes Werk der Liebe sein! Da kommt alles drauf an, gegen den Augenschein zu glauben! Und ohne das kommt überhaupt kein Mensch mit dem Evangelium zurecht. Denn die, die geistlich arm sind, ahnen schließlich nicht und fühlen nicht, dass ihnen das Himmelreich gehört – und doch preist Jesus sie selig! Die Sanftmütigen machen nicht den Eindruck, als sollten sie das Erdreich besitzen, man sieht auch nichts davon – und doch ist es so! Die Barmherzigen ziehen auf Erden immer den Kürzeren, und die Ehrlichen sind die Dummen – und doch rechnet Jesus diese Verlierer zu den großen Gewinnern! Menschenvernunft wäre nie drauf gekommen, dass der Nazarener Gottes Sohn war, sein Kreuz ein großer Sieg und das Absurde voller Sinn! Für die Vernunft bleibt das Wort vom Kreuz ewig eine Torheit! Das aber ist Glaube, wenn ich Gottes Kompetenz höher schätzen kann als meine – und seinem Wort mehr Gewicht beimesse als meinem eigenen Fühlen, Meinen und Grübeln. 

Ist das aber eine Übung in geistlicher Disziplin – kann man den Glauben dann ärger missverstehen, als wenn man meint, der Gläubige höre bevorzugt auf die „Stimme seines Herzens“ oder auf sein Gefühl? Gerade das Gegenteil ist der Fall! Der Glaube lebt aus dem Wort, er hängt am Wort, er traut dem Wort und beurteilt alles nach Maßgabe des göttlichen Wortes. Und das nicht etwa willkürlich, sondern folgerichtig gemäß der zwingenden Logik, die wir vorhin beschrieben haben: Wenn alles, was überhaupt ist, in und aus Gott ist, und nichts besteht, was nicht durch ihn bestünde, dann ist Gottes Plan der Gesamtzusammenhang, in dem alle Teile ihren Platz haben. Und die Bedeutung des Einzelnen ergibt sich dann aus seiner Stellung in diesem „großen Ganzen“. In Wahrheit ist dann alles genau das, und nur das, was es in Gottes Augen ist. Und nichts ist wirklich wichtig, das Gott nicht wichtig wäre. Kein Urteil kann dann zutreffen, das nicht ihn zum Maßstab nimmt. Und keine Aktion macht „Sinn“, die nicht zuletzt seinen Zielen dient. Um uns selbst zu kennen, müssen wir Gott kennen! Da wir ihn aber nicht anders kennen als nur aus seinem eigenen Wort, in dem er sich erschließt und offenbart, verdient nur jene Erkenntnis wirklich ihren Namen, die in diesem Licht geschieht und aus diesem Wort gewonnen wird. Der Glaube aber ist nichts weiter als das Urteilsverfahren, das aus diesen allgemeinen Voraussetzungen die persönlichen Konsequenzen zieht – oder wie Luther sagt: „…das größte Werk und Bewegung des Heiligen Geistes, durch welche wir urteilen nach dem Worte, wider das, was wir fühlen, sehen und er-fahren.“

Das heißt dann eben nicht, dass wir der Bibel all jenes glauben, was uns sowieso einleuchtet, sondern auch das andere – und gerade das andere. Das heißt nicht, dass wir Gottes Wort trauen, soweit Erfahrung und Vernunft seine Aussagen bestätigen, sondern auch jenseits – und gerade jenseits dessen. Das heißt nicht, dass ich das Evangelium von Herzen bejahe, soweit es mit meinen Gefühlen übereinstimmt, sondern auch und gerade da, wo es meinem Gefühl widerspricht. Denn genau an den Punkten, wo Gottes Wort gegen den Augenschein spricht, kommt es zur Nagelprobe, ob mir Gottes Wort allein genügt. Und das ist dann überhaupt kein Gedankenspiel mehr. Denn wenn ich vor dem Leichnam eines geliebten Menschen stehe, frage ich die Vernunft vergeblich, ob er wohl noch Zukunft hat. Ich glaube das dann Gott aufs Wort – oder glaube es gar nicht. Drückt mich die Last meiner Schuld, kann mir die Erfahrung nicht sagen, ob es dafür Vergebung gibt, oder ob ich verflucht bin. Ich glaube das dann Gott aufs Wort – oder glaube es gar nicht. Und bringt mich scheinbar sinnloses Leid um den Verstand, kann ich ganz lang auf die „Stimme meines Herzens“ hören, ohne davon klüger zu werden. Denn die Antwort auf diese Fragen liegt nicht im Menschen verborgen (so dass wir sie uns mit etwas Nachdenken selbst geben könnten), sondern wir hören die Antwort aus Gottes Wort und lassen sie gelten – oder wir hören sie gar nicht. 

Und was bleibt uns dann? Dann bleibt dem Menschen nur übrig, sich in endlosen Selbstgesprächen selbst zu trösten, sich selbst zu segnen, sich selbst zu richten und sich selbst zu vergeben – wohl wissend, dass er das alles gar nicht kann, weil ihm dazu die Vollmacht fehlt. Ja, man könnte die Kultur unserer Zeit recht gut auf diese Formel bringen, dass sie den Dialog mit Gott durch ein vielstimmiges Selbstgespräch zu ersetzen versucht. Und je hohler das klingt, desto lauter und schriller wird das Geschwätz. Glaube aber kommt nicht aus dem Schwätzen, sondern aus dem Hören auf das Wort. Und dies Hören ist gerade da am wichtigsten, wo es unseren Eindrücken, Stimmungen und Bauchgefühlen widerspricht. Gerade dann, wenn es mir rundherum gut geht, muss ich Gottes Wort trotzdem glauben, dass ich ein Sünder bin – und auf dem Teppich bleiben. Und gerade wenn es mir schlecht geht, darf ich Gottes Wort trotzdem glauben, dass der Höchste mich liebt und nicht aus den Augen verliert. Die strenge Botschaft des Gesetzes habe ich am nötigsten, wenn alles rosig aussieht, und die Erfolge sich häufen. Und die Botschaft der Barmherzigkeit ist am heilsamsten, wenn sie unglaublich erscheint, weil eine Katastrophe die andere jagt. 

Gottes Wort hat mit Stimmungen rein gar nichts zu tun, sondern ist in seiner ewigen Geltung ein heilsames Korrektiv gegen schwankende Stimmungen. Es sagt uns gerade das, was wir nicht spüren oder fühlen, gerade das, was nicht vor Augen steht und nicht auf der Hand liegt! Aber einen Gewinn hat davon nur, wer es glaubend hört, wer sich sagen lässt, was er nicht prüfen kann, und sich dieses hörenden Gehorsams auch nicht schämt. Mag doch die Welt andere Weisheit suchen, wenn sie aus Gottes Wort nicht lernen will! Der Glaube tickt jedenfalls anders – und folgt seiner eigenen Logik. Er leugnet nicht, was von der Welt erkannt werden kann. Aber er hat noch mehr auf dem Schirm! Er blendet niemals aus, was er von Gott weiß. Er kennt damit eine Dimension mehr – und das verändert seinen Blick. Den anderen Menschen aber kann er nicht verschweigen, was er sieht. Denn das Zeugnis von dem, was nicht jeder erkennt, ist der wertvollste Dienst, den Christen der Welt leisten können. Niemand braucht unsere Kirche und ihre Verkündigung, damit sie wiederholt, was sowieso Common Sense ist. Sondern für das wird Kirche gebraucht, was dem Common Sense ewig unerschwinglich bleibt. Für das Unerwartbare und nicht Offensichtliche, das Unableitbare, Verstörende und Beglückende – oder kurz: Für das so schwer glaubliche und fremde Wort Gottes, das die Welt sich nicht selbst sagen kann…

 

 

 

 

 

Bild am Seitenanfang: Christ in the Storm on the Sea of Galilee

Ludolf Bakhuizen, Public domain, via Wikimedia Commons