Zwingli - Taufe

 

Zwingli in seinem "Kommentar" über die Taufe:

 

Johannes, nach dem Taufen „der Täufer“ genannt, hat uns mit eigenen Worten das Wesen der Taufe kundgetan: sie ist ein verpflichtendes Einführungszeichen, mit dem sich die bezeichneten, die ihr Leben bessern wollten. Ich rede jetzt von der Wassertaufe, mit der die getauft werden, die ein neues Leben eingehen wollen; nicht von der die Predigt und das Untertauchen umfassenden Taufe. Die heutzutage so heftig gegen die Kindertaufe Kämpfenden sehen nicht, dass unter „Taufe“ mitunter Predigt und Sakrament verstanden wird, mitunter nur das Sakrament, das heißt: nur das Zeichen; sie hauen blind drauf los. Der göttliche Täufer spricht Mat. 3,11: „Ich taufe euch im Wasser zur Buße“. Was heißt das anders als: „Ich taufe Euch mit Wasser, damit Ihr Buße für Euer früheres Leben tut, das heißt: Euch Eures früheren Lebens so schämt, dass Ihr es gänzlich preisgebt und ein neues beginnt. Mit dem Zeichen will ich Euch, die der himmli-schen Dinge Unerfahrenen, nur lehren, dass Ihr fortan, wenn Ihr selig werden wollt, ein gänzlich neues Leben beginnen müsst. Wie die Gewaschenen gleich-sam als neue Menschen erscheinen, so will ich Euch zunächst durch den sicht-baren Akt zur Abwaschung des früheren Lebens bringen“ … Ich meine nicht, Johannes habe, ehe er lehrte, zu taufen begonnen, sondern er habe die zu ihm Kommenden ohne Weiteres getauft, obwohl er nicht wusste, ob sie sein Wort rechtschaffen aufnahmen; das hat er auch nicht verlangt. Als er nämlich viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah und kraft heiligen Geistes erkannte, dass ihr Herz nicht aufrichtig oder lauter mit dem Herrn ging, schalt er sie heftig: „Ihr Otterngezücht“ usw. Luk. 3,7. Das sollte besagen: „Ihr seid zur Taufe gekommen, nicht um Euer früheres Leben abzulegen, sondern um vor den Menschen als solche zu erscheinen, die durch das Zeichen der Taufe, wie mit einem Eide oder Pfand, sich zur Änderung des Lebens verpflichten; innerlich aber seid Ihr gar nicht gebessert und ändert auch an Eurem schlechten Leben nichts. Aber da Ihr zu der Schar der Büßenden gezählt werden wollt, so zeiget Früchte der Buße! Tut, was sich für Büßer ziemt!“ Aus allen diesen Worten ist klar, dass die Taufe ein einführendes, verpflichtendes Sakrament ist, mit dem sich die kennzeichneten und unter die Büßer rechneten, die Leben und Charakter ändern wollten. Das war die Vorbereitung auf das Kommen Christi Luk. 4,17 f.; vergleiche Joh. 1,26 f. ... Ehe wir weitergehen, müssen wir über die Taufe mit dem heiligen Geiste sprechen; man ist vielfach nicht recht darüber unterrichtet und urteilt daher weniger treffend über die Taufe. Die Taufe mit dem heiligen Geiste ist eine doppelte: Einmal werden alle auf Christus Vertrauenden innerlich damit getauft; „denn Niemand kommt zu ihm, es habe ihn denn der Vater gezogen“ Joh. 6,44; Jes. 54,13. Sodann gibt es eine äußerliche Taufe mit dem heiligen Geiste, ähnlich wie die Wassertaufe. Die so getauften Frommen haben mitunter in fremden Sprachen zu reden begonnen – ein Zeichen mehr für die Zuhörer als für die Redenden selbst; denn diese spürten innerlich den Glauben und die Erleuchtung ihres Geistes, die andern aber wussten davon nichts. Der heilige Geist formte also ihre Zungen zu fremden Sprachen, damit die anderen den Vorgang als vom göttlichen Geiste gewirkt erkannten. Diese zweite Taufe mit dem heiligen Geist ist nicht notwendig, wohl aber die erste; ohne sie kann Niemand selig werden. Denn man wird nur durch den Glauben selig, Glaube aber entsteht nur durch den heiligen Geist. Johannes wies auf beide Taufen hin, als er sprach: „Der wird euch mit dem heiligen Geiste und mit Feuer taufen“ Luk. 3,16. Wir sind nicht alle mit dem Zeichen, fremde Sprachen sprechen zu können, beschenkt worden; aber alle, die wir fromm sind, wurden durch Erleuchtung und Zeichen des heiligen Geistes gläubig. Die Johannestaufe ging, was Christus betrifft, beiden Taufen mit dem heiligen Geist voraus; im Übrigen kann auch die Buße nicht ohne den heiligen Geist beginnen. Ja, die Johannestaufe ging auch der Buße voraus, wie schon bei den Sadduzäern und Pharisäern klar wurde, ferner Luk. 3,7. Beweis für die erste Behauptung: Johannes schickte die, die er eingeschüchtert hatte, zu Christus, den sie noch nicht kannten; er verhieß nur, sie würden das Heil bei ihm finden Joh. 1,28-31 ... Johannes taufte die mit Wasser, die er zu Christus schickte, und er taufte sie, um sie zu Christus zu schicken. Die zweite Behauptung, dass auch die Pharisäer und Sadduzäer von Johannes getauft wurden, wird so deutlich: Luk. 3,7 liest man: „Er sprach zu den Scharen, die zu ihm zur Taufe hinauskamen: ihr Otterngezücht, wer hat euch gezeigt, dem kommenden Zorn zu entfliehen?“ Was aber Lukas hier von den Scharen sagt, die zur Taufe zu Johannes hinauskamen, drückte Matthäus 3,5 f. so aus: „Da ging zu ihm hinaus Jerusalem, ganz Judäa und das ganze Jordangebiet, und sie wurden von ihm im Jordan getauft“. Folglich müssen wir auch den Satz: „als er aber viele Pharisäer und Sadduzäer zu seiner Taufe kommen sah“ etc. Mat. 3,7, so verstehen, dass auch Pharisäer und Sadduzäer getauft worden sind. Denn wie Lukas behauptet, sie seien zur Taufe hinaus-gegangen und Matthäus deutlich schreibt, sie seien getauft worden, so sagt Matthäus, sie seien zur Taufe gekommen, statt: sie seien getauft worden. Das wird bei genauer Erwägung der Worte: „ihr Otterngezücht“ noch deutlicher werden. Der Bericht Luk. 7,29 ff. aber betrifft eine andere Sachlage und andere Personen, wie aus Mat. 11,17-19 klar wird. Über den Unterschied zwischen der Johannes- und Christus-Taufe wird seit alters viel gestritten; aber gänzlich unnütz. Hinsichtlich Ursache und Zweck ist überhaupt kein Unterschied da, wohl aber hinsichtlich der Anwendung oder Form. Genau genommen ist das aber doch kein Unterschied; denn wir können ohne Schaden für unsern Glauben eine und dieselbe Sache verschieden gebrauchen. Die Johannestaufe wirkte gar nichts – ich meine die Wassertaufe, nicht die innere Taufe durch den heiligen Geist. Die Christustaufe wirkt auch nichts; denn Christus begnügte sich für sich und seine Jünger mit der Johannestaufe. Hätte seine Taufe noch etwas Reicheres und Volleres geboten, so hätte er die Jünger jedenfalls noch einmal getauft und sich selbst nicht nach dem Brauch des Johannes taufen lassen. Dass aber Christus nur mit der Johannestaufe getauft wurde, was das Untertauchen betrifft – das betone ich immer wieder, um nicht den Anschein zu erwecken, Christus habe durch seinen Geist nichts weiter mitgeteilt als Johannes – , erhellt leicht aus Matthäus, Markus, Lukas, wo wir Jesus wie die Übrigen zur Taufe kommen sehen, trotzdem er der Buße nicht bedarf. Daraus folgt auch, dass Johannes keine besondere Forderung aufgestellt hat, wie fälschlich behauptet wird. Was vielmehr Johannes im 1. Kap. 32-34 schreibt, ist vollkommen klar ... Johannes erkannte Christus erst, als er vom Himmel her den heiligen Geist auf ihn herabsteigen sah; folglich hat er ihn nicht anders getauft als die übrigen auch. Dem scheint freilich zu widersprechen, dass kurz vorher Joh. 1,29 Johannes den zu ihm kommenden Jesus das „Lamm“ nannte, „das der Welt Sünde trägt“; aber hier muss man beachten, dass es dem Evangelisten nicht sowohl auf die Reihenfolge als auf die Wichtigkeit ankommt; er schreibt das Frühere später ... Noch ein anderer Einwand begegnet, zum Beweise, dass Johannes nicht einen Unbekannten taufte: Mat. 3,14 steht deutlich, dass Johannes, als Jesus zur Taufe zu ihm kam, sagte: „Ich sollte von dir getauft werden, und du kommst zu mir?“ Die Worte können doch nicht zu einem Unbekannten gesprochen sein?! Folglich, scheint es, ist Jesus dem Johannes bekannt gewesen, auch ehe er den heiligen Geist auf ihn herabkommen sah. Es führte hier zu weit, diesen Knoten aufzulösen; ich verweise auf Augustin „von der Übereinstimmung der Evange-listen“ Buch 2. Kap. 15. Mir kommt es nur darauf an, klar zu machen: es gibt nur eine Taufe, mögen wir sie Johannes- oder Christus-Taufe nennen ... Jesus wurde genau so wie die übrigen Menschen getauft. Von einem Unterschied verlautet nichts, man hätte es aber gesagt, wenn er stattgefunden hätte; denn es wäre eine Taufe Christi nach einem anderen als dem gewöhnlichen Brauche nichts Auffallendes gewesen. Wo nun aber Gottes Sohn von Johannes getauft wurde, der auch die Sünder taufte, ist es wunderbar, dass der unbefleckte Gottessohn das Zeichen annahm, das solchen gegeben wurde, die sich ändern sollen, wo doch Gott selbst unveränderlich ist. Schließlich – das ist das aller-stärkste Argument – wurden die, die Christus schon gehört und seine Lehre für richtig erkannt hatten, noch mit der Johannestaufe getauft Luk. 7,29. Der Ein-wand, „sie sind getauft worden“, bedeute dort eine schon längst vollzogene Taufe, kümmert mich gar nicht; das bewiese auch nur, was ich will, dass nämlich Johannes- und Christus-Taufe eines und dasselbe sind. Denn im andern Falle hätte Jesus sie durch die Seinen noch einmal getauft; da er also auch hier sich mit der Johannestaufe begnügt, muss sie mit der Christustaufe identisch ge-wesen sein, obwohl mir die Deutung besser gefällt, sie seien mit der Johannes-taufe getauft worden, nachdem sie Christus gehört hatten. Oder – das liegt noch näher – „sie sind getauft worden“ bedeutet hier: sie sind unterrichtet worden. Dann wäre der Sinn: diese waren bisher von Johannes unterwiesen worden, als sie aber Christus hörten, von dem sie viel bei Johannes vernommen hatten, gaben sie ihm recht, das heißt: dachten hoch von ihm wie über einen Gerechten. Dass aber Christi Jünger nur mit der Johannestaufe getauft wurden, wird klar aus Joh. 1,37 ... Einer der beiden hier erwähnten Johannesjünger war Andreas; der Bruder des Simon Petrus. Als Johannesjünger ist er zweifellos getauft worden; denn es wurden von Johannes auch die getauft, die nicht seine Jünger sein wollten, um wie vielmehr die, die ihm als Führer folgten! Ferner heißt es Joh. 3,26, dass Johannesjünger ihm mitteilten: „Rabbi, der mit dir jenseits des Jordans war, dem du das Zeugnis gabst, schau, der tauft hier, und alle kommen zu ihm“. Daraus erhellt, dass Christus durch seine Diener nicht anders taufte als Johannes; denn sonst hätten die Johannesjünger das nicht verschwiegen. Drittens heißt es Joh. 4,2: „obwohl Jesus nicht taufte, sondern nur seine Jünger“. Da also offenbar niemals Jünger von Christus getauft wurden – er taufte ja nicht –, zugleich aber seine Jünger getauft haben, ist es nicht wahrscheinlich, dass sie andere tauften, ohne selbst je getauft zu sein. Sind sie aber getauft worden, so nur mit der Johannestaufe; Christus taufte ja nicht. Da also Christus die Johannestaufe annahm und keinerlei Änderung sowohl bei der eigenen wie bei der Taufe der Apostel vornahm, hat offensichtlich die Taufe unter Johannes ihren Anfang genommen und ein Unterschied zwischen der Christus- und Johannes-taufe hinsichtlich des Wesens, der Wirkung oder des Zwecks nicht bestanden ... Aber dem scheint Apg. 19,1-10 und Mat. 28,19 entgegenzustehen. Die erstere Stelle in der Apostelgeschichte bezeugt deutlich, dass 12 Männer im Namen Jesu auf’s Neue getauft wurden, trotzdem sie früher die Johannestaufe empfan-gen hatten. Sind Johannes- und Christus-Taufe dasselbe, so war eine Christus-Taufe unnötig. Da gilt es, so scheint es, die Eigenart beider Taufen wohl be-achten. Dazu ist zu bemerken: Johannes taufte, wie gesagt, um zur Buße zu verpflichten, und verhieß das Heil in dem, der nach ihm kommen würde ... Die Johannestaufe forderte also ein neues Leben und zeigte die Hoffnung in Christus. Das war die Taufe der Lehre; denn das Wasser war beide Male das gleiche. Die Christustaufe forderte dasselbe; denn wie Johannes begann er zu predigen: „Tut Buße“ Mat. 4,17. Dass Christus selbst die Hoffnung war, Johannes aber nicht – er war ja nicht das Licht Joh. 1,8, sondern sandte zu Christus – , machte keinen Unterschied der Taufe aus; beide zielten sie ja auf Christus, das heißt: forderten ein neues Leben nach Christi Vorbild. Ja, auch das bedingte keinen Unterschied, dass die Christus-Taufe den Heiland schon gegenwärtig hatte, die Johannes-Taufe ihn als künftig verhieß; denn das Los der in der Johannes- und Christus-Taufe Getauften war das gleiche, wenn sie vor Christi Himmelfahrt gestorben wären. „Denn Niemand steigt gen Himmel außer dem Menschensohn, der im Himmel ist“ Joh. 3,13. Die vor Christi Himmelfahrt Gestorbenen konnten also nicht in den Himmel kommen, trotzdem sie ihr Leben änderten und alle Hoffnung auf Christus setzten; denn er ist der Erstling der Auferstehung 1. Kor. 15,20. Noch viel weniger konnte die Wassertaufe ihnen den Himmel erschließen ... Die Art der Lehre ist also beide Male dieselbe. Denn es bedeutet keinen Unterschied, dass Johannes das baldige Kommen Christi ver-kündete und Christus sich gegenwärtig darstellt ... Ist also die Taufe der Lehre durchaus die gleiche, wie wollen wir denn bei der Taufe mit Wasser einen Unter-schied machen, da doch beide deshalb tauften, damit wir neue Menschen würden und unser Leben nach der von beiden gepredigten Lehre gestalteten?! Nun wollen wir zum 19. Kapitel der Apostelgeschichte zurückkehren, wo schein-bar ein Widerspruch besteht gegen die Ansicht, dass es nur eine Taufe gibt, mag man sie Christus- oder Johannes-Taufe oder nach den andern Aposteln nennen. „Als Paulus nach Ephesus kam und einige Jünger fand, sprach er zu ihnen: „Habt ihr nicht den heiligen Geist empfangen, als ihr gläubig wurdet?“ Was fragt hier Paulus? Etwa, ob sie in fremden Sprachen geredet haben? Man könnte es meinen; denn nachher, nach Auflegung der Hände, redeten sie in fremden Sprachen. Was ist das für eine neue Frage? War das etwa zum Glauben er-forderlich? Keineswegs; denn wir sehen, das Sprachenwunder trat selten ein. Er fragte also nicht nach der Sprachengabe, mochte diese auch nachher eintreten; sondern nach der inneren Kraft des Glaubens. Denn er wusste, dass sie durch Apollo getauft, das heißt: unterrichtet, waren, der doch erst nach seiner Reise von Ephesus nach Korinth von Aquila und Priscilla genau den Weg Gottes gelehrt worden war. Weil also Paulus mit Grund fürchtete, es möchte ihnen vielleicht etwas fehlen, fragte er, ob sie innerlich durch den heiligen Geist gelehrt wären, sodass sie fest auf das Heil durch Christus vertrauten? Da sie nun dieses Ziel noch nicht erreicht hatten, sagen sie, sie hätten niemals etwas vom heiligen Geiste gehört. Darüber wundert sich Paulus und fragt, worauf sie dann getauft wären? Sie antworteten: „auf die Taufe des Johannes“. Beachte, wie er hier „Taufe“ für „Lehre“ nimmt, wie auch Christus Mat. 21,25, vergleiche Joh. 3,26,22 ... Die nun folgenden Worte sprach Paulus nicht zwecks Beseitigung der Geltung oder des Wertes der Johannestaufe, wie man gemeinhin glaubte, vielmehr zwecks Klarlegung ihrer Eigenart; jene sollten erkennen, ob sie entsprechend der Predigt des Johannes auch zur Buße und zu Christus gekommen wären. Denn er sagt: „Johannes taufte die Taufe der Buße“. Was heißt das anders als: er predigte Buße, indem er dem Volke sagte, sie sollten glauben an den, der da kommen sollte, das heißt: an Christus Jesus. Auf diese Kunde hin wurden sie auf den Namen des Herrn Jesus getauft. Wenn also jene diese Art der Taufe, die Paulus hier erwähnt, schon hatten, was fehlte ihnen dann noch? Wenn sie ihr früheres Leben bereuten und alle Hoffnung auf Christus setzten, so waren sie schon wiedergeboren?! Offenbar waren sie also in der Lehre des Johannes nicht genügend unterrichtet, mochten sie auch selbst einen noch so großen Fortschritt bei sich annehmen. Denn wer von den Aposteln hat das Evangelium Christi deutlicher gepredigt als Johannes? Dem Apollo selbst aber fehlte noch mancherlei, wie aus Apg 18,24-28 deutlich wird; daher ist es durchaus unwahrscheinlich, dass die jungen Schüler geschickter waren als ihr Meister, der doch in Kenntnis von Gesetz und Propheten hochberühmt war. Sie waren bisher des Glaubens gewesen, sie hätten die Lehre des Johannes recht erfasst; als nun aber Paulus ihnen den Kernpunkt klarlegte, fanden sie sich noch weit vom Ziel entfernt. Deshalb werden sie getauft, das heißt: durchs Paulus zu Christus geführt. Es muss auch gesagt werden, einerlei wie die Lateiner über-setzt haben, dass die Griechen an dieser Stelle durchweg haben: „in was“ seid ihr getauft, nicht „womit“. Desgleichen: „in die Taufe des Johannes“, nicht: „in der Taufe“. Sodann: er taufte „die Taufe“ der Buße, nicht: „mit der Taufe“. Endlich: sie wurden getauft „in den Namen“ des Herrn Jesu, nicht: „in dem Namen“. Ich weiß wohl, dass derartige Formeln bisweilen wechseln, aber im vorliegenden Falle lässt doch die Stetigkeit der Redeform Wohlüberlegtheit annehmen. Ja, um meine Kritiker nicht aufzuhalten, noch viel schlagender ist der griechische Text Mat. 28,19: „Taufet sie in den Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes“, als das: „im Namen“ der Lateiner. “In den Namen getauft werden“ heißt: in den Glauben, in Gott eingepflanzt werden. Dass „Name“ hier: „Macht, Majestät, Gnade“ bedeutet, ist nichts Neues; Christus selbst sagt ja Mark. 16,17: „in meinem Namen werden sie Dämonen vertreiben“, das heißt: in meiner Kraft ... Immerhin habe ich bei dem äußerlichen Akte der Wassertaufe nichts dagegen, beim Eintauchen diese geheiligten Worte zu gebrauchen: „ich taufe dich in den Namen des Vaters, des Sohnes etc.“; obschon eine derartige Taufe in Wirk-lichkeit nichts Anderes ist als eine Übergabe, Zueignung und Weihe derer, die früher dem Fleische und der Welt angehörten, an den Sohn und den heiligen Geist. Von hier aus kann auch leicht dem zweiten Einwand geantwortet werden, mit dem man die Verschiedenheit der Christus- und Johannes-Taufe beweisen wollte; denn die Worte Mat. 28,19: „taufet sie in den Namen“ etc. sind leicht so gemeint, wie die Theologen sie verstehen. Der echte Sinn dieser Worte ist: wer Christus anziehen will, soll dem Vater, Sohn und heiligen Geist verpflichtend dargegeben, das heißt: mit ihnen verbunden, ihnen eingepflanzt werden. Eine Äußerlichkeit ist es, wenn mit den Worten: „im Namen des Vaters, des Sohnes und heiligen Geistes“ getauft wird, nur Zeichen und Zeremonie der eigentlichen Sache. Wie bei einem Kaufhandel die gegenseitige Handreichung von Käufer und Verkäufer nicht die Übergabe des Kaufobjektes ist, sondern sein sichtbares Zeichen der Bezeugung für den beiderseitigen Vollzug des Kaufhandels. Die Zeremonien sind äußere Zeichen, die anderen zeigen, dass der Empfänger sich zu einem neuen Leben verpflichtete oder Christus bis zum Tode bekennen will. So viel von der Taufe. Was die Kindertaufe betrifft, so wird ihr Recht heute von gewisser Seite verneint; wenn man da sich ebenso folgerichtig von Streit, Parteiungen, Zank, Schmähen, Hochmut und Ungeduld fernhielte, so könnte man das nicht genug loben. Wenn man fragt, ob die getauften Kinder verdammt werden oder nicht, und die Gegner der Kindertaufe mit Nein antworten; umge-kehrt die Frage, ob die nicht getauften verdammt werden, ebenfalls mit Nein beantwortet wird, und Du geltend machst: folglich sind die Kinder nicht in das Gesetz einbegriffen: „Wer da glaubet – nämlich nach Predigt und Anhören des Evangeliums –und getauft wird, wird selig; wer aber nicht glaubt, wird verdammt“ Mark. 16,16; denn das sei zu Erwachsenen gesagt, nicht zu denen, die die Predigt nicht hören können, folglich könnten die Kinder vom allgemeinen Heile nicht ausgeschlossen werden, vorab die Kinder gläubiger Eltern; denn sonst erginge es ihnen ja schlechter als den Judenkindern; wenn also die Christen-kinder nicht weniger Gott angehören als die Judenkinder, wer sollte dann ihre Taufe verbieten nach dem Petrusworte Apg 10,47? – wenn Du das Alles sagst, so ändern sie gar nichts an ihrer Starrköpfigkeit ...