Ursinus - Sünde

 

Ursinus, Zacharias / Olevian, Caspar

Der Heidelberger Katechismus (1563)

 

Ursinus und Olevian im Heidelberger Katechismus über die Sünde:

 

Von des Menschen Elend

 

3. Woher erkennst du dein Elend?

 

Aus dem Gesetz Gottes.

 

4. Was erfordert denn das göttliche Gesetz von uns?

 

Dies lehrt uns Christus in einer Summe, Matthäus, im 22. Kapitel: Du sollst Gott, deinen Herrn, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von ganzem Gemüt und von ganzer Kraft lieben. Dies ist das vornehmste und größte Gebot. Das andere aber ist dem gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. In diesen zwei Geboten ist das ganze Gesetz und die Propheten enthalten.

 

5. Kannst du dies alles vollkommen halten?

 

Nein; denn ich bin von Natur aus geneigt, Gott und meinen Nächsten zu hassen.

 

6. Hat denn Gott den Menschen böse und verkehrt erschaffen?

 

Nein; sondern Gott hat den Menschen gut und nach seinem Ebenbild erschaffen, das heißt in wahrhaftiger Gerechtigkeit und Heiligkeit, damit er Gott, seinen Schöpfer, erkennt und von Herzen liebt und in ewiger Seligkeit mit ihm lebt, um ihn zu loben und zu preisen.

 

7. Woher kommt denn die verdorbene Art des Menschen?

 

Aus dem Fall und Ungehorsam unserer ersten Eltern Adam und Eva im Paradies, wodurch unsere Natur so vergiftet worden ist, daß wir alle in Sünden empfangen und geboren werden.

 

8. Sind wir aber dermaßen verdorben, daß wir ganz und gar untüchtig sind zu allem Guten und geneigt zu allem Bösen?

 

Ja; es sei denn, daß wir durch den Geist Gottes wiedergeboren werden.

 

9. Tut denn Gott dem Menschen nicht unrecht, daß er in seinem Gesetz von ihm fordert, was er nicht tun kann?

 

Nein. Denn Gott hat den Menschen so erschaffen, daß er es tun konnte. Der Mensch aber hat sich und alle seine Nachkommen durch mutwilligen Unge-horsam auf die Anstiftung des Teufels hin dieser Gaben beraubt.

 

10. Will Gott solchen Ungehorsam und Abfall ungestraft bleiben lassen?

 

Mitnichten, sondern er zürnt schrecklich über beides, über angeborene und wirk-liche Sünden, und er will sie aus gerechtem Urteil zeitlich und ewig strafen, wie er gesprochen hat: Verflucht sei jedermann, der nicht in all dem bleibt, was in dem Buch des Gesetzes geschrieben steht, daß er es tue.