Hunnius - Gott

 

Nikolaus Hunnius: Kurzer Inhalt Dessen,

Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen

zu wissen und zu gleuben bedürfftig (1625)

 

Nikolaus Hunnius über Gottes Wesen, seine Eigenschaften, seine Einheit und Dreiheit:

 

Das dritte Kapitel. 

( Von Gottes Wesen. ) 

 

Gott, von dem unsere Seligkeit ursprünglich herrührt, ist ein geistiges Wesen, ewig, allmächtig, allwissend, allenthalben gegenwärtig, unendlich, wahrhaftig, barmherzig, heilig und gerecht.

 

50. Alles, was von unserer Wohlfahrt mag gesagt werden, beruht auf diesen drei Stücken: 1) Gottes Erkenntnis, 2) Gottes Willen, 3) Gottes Werken. Vom ersten ist anfänglich zu handeln, damit wir den Gott erkennen, von dem wir herkommen und der unserer Seligkeit eigentliche und vornehmste Ursache ist.

 

51. Die Erkenntnis Gottes ist ein groß Stück des Christentums, als ein Anfang des zukünftigen ewigen Lebens, wie das Buch der Weisheit Kap. 15,3. sagt: „dich (Gott) erkennen, ist eine vollkommene Gerechtigkeit, und deine Macht wissen, ist eine Wurzel des ewigen Lebens“. Und der Herr Christus Joh. 17,3: „das ist das ewige Leben, dass sie dich, Vater, dass du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesum Christ, erkennen“.

 

52. Solche Erkenntnis Gottes ist in dieser Zeit ganz unvollkommen und Stück-werk, wir sehen Gott jetzt durch einen Spiegel in einem dunkeln Wort, 1. Korinth. 13,9.12. Gleichwohl sofern er sich uns geoffenbart hat, müssen wie ihn lernen erkennen, welches auf diese drei Fragen kann gestellt werden: 1) was Gott sei? 2) ob mehr denn ein Gott sei? 3) wer der wahre Gott sei? damit wir nicht die Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes verwandeln in Gestalt der Kreaturen (Röm. 1,23.) noch die göttliche Ehre einem Fremden geben und damit Abgötterei begehen (Jes. 42,8.).

 

53. Die erste Frage: was Gott sei? Hiemit wird eigentlich gefragt: was ihm der Mensch einbilden soll, wenn er an Gott gedenkt. Welches zu beschreiben schwer ist, weil unsere Gedanken am meisten nur auf das irdische, und was unsere fünf Sinne begreifen können, gerichtet sind. So viel weiset uns Gott aus seinem Wort, dass er sei ein geistiges Wesen, das ewig, allmächtig, allwissend, allenthalben gegenwärtig, unendlich, wahrhaftig, barmherzig, heilig, gerecht sei. Weiter verstehen wir davon nichts, und kann Gott von uns nicht anders, denn in seinen Eigenschaften betrachtet werden, deren zwar viel andere in der Schrift ange-zogen werden, es mögen aber diese zehn als die vornehmsten jetzt genugsam sein.

 

54. Dass Gott ein geistiges Wesen sei, heißt, er habe nichts leibliches an sich. Ein Geist hat nicht Fleisch und Bein, Luk. 24,39. Nun ist Gott ein Geist, wie der Herr Christus Joh. 4,24. lehret, darum wird durch dies Wort „ein geistig Wesen“ so viel gesagt: wir sollen uns nichts leibliches von Gott einbilden, sondern dasselbe alles durch die Gedanken von ihm ausschließen. Gleichwie die Engel, auch der Menschen Seelen, Geister sind, von allem leiblichen abgesondert, also ist Gott auch ein Geist, wiewohl viel reiner und vollkommener, als Engel und menschliche Seelen sind.

 

55. Dass Gott ewig sei. Diese Eigenschaft wird Gott zugeschrieben 1 B. Mos. 21,33.: „Abraham predigt von dem Namen des ewigen Gottes“. Röm. 1,20. wird Gottes Wesen die ewige Gottheit genannt. Röm. 16,26. 1. Tim. 1,17. Und es sagt dieses Wort „ewig“ von Gott dreierlei:

1) Dass er keinen Anfang habe. Ps. 90,3: „ehe denn die Berge worden und die Erde und die Welt geschaffen worden, bist du Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit“. Daher nennt er sich den ersten und den letzten, vor dem nichts gewesen ist, Jes. 41,4. Kap. 43,10. Kap. 44,6. Kap. 48,12.

Das andere, dass er kein Ende habe. „Er wohnet ewiglich“, Jes. 57,15. „Er hat allein Unsterblichkeit“, 1 Tim. 6,16. „Er ist ein ewiger König“, Jer. 10,10. Davon zeuget Ps. 102,27.28: „Himmel und Erde werden vergehen, du aber bleibest, sie werden alle veralten wie ein Gewand, sie werden verwandelt, wie ein Kleid, du aber bleibest, wie du bist und deine Jahre nehmen kein Ende.“ Und Daniel 6,26: „der Gott Daniels ist der lebendige Gott, der ewiglich bleibet, sein Königreich ist unvergänglich, und seine Herrschaft hat kein Ende“.

Das dritte, dass Gott nicht an die Zeit gebunden, nicht an Jahren noch Alter zunimmt; daher der 90 Ps. v. 4 spricht: „tausend Jahre sind vor dir wie der Tag, der gestern vergangen ist“. Nun aber ist der Tag, der gestern vergangen ist, keine Zeit, darum sind tausend Jahr vor Gott auch also, wie keine Zeit. Noch klarer legt uns solches St. Petrus vor 2 Epist. 3,8: „ein Tag ist vor dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag“, welches niemand verstehen kann, wo nicht Gott außer aller Zeit gesetzt wird. Wenn wir demnach sagen, Gott sei ewig, sagen wir so viel: Gott hat weder Anfang noch Ende, noch Veränderung oder Wechsel der Zeit und bleibt in seinem Wesen unbeweglich ohne Aufhören.

 

56. Dass Gott allmächtig sei. Dieser Titel wird Gott oftmals gegeben 1 B. Mos 17,1. Kap. 28,3 Kap. 35,11. Kap. 43,14. Kap. 48,3. Kap. 49,25. 2 B. Mos. 6,3. 2 Kor. 6,18. Offenb. 1,8. Kap. 16,7. und an vielen andern Orten hl. Schrift. Auch wird die Allmacht Gottes erklärt 4 B. Mos. 11,23. Jes. 50,2. Kap. 59,1. „Die Hand des Herrn ist nicht verkürzt“ etc. „Er kann überschwänglich tun über alles, das wir bitten, oder verstehen“, Eph. 3,20. „Seiner Hand und Gewalt kann niemand wehren“, Hiob 11,10. Jes. 14,27. Apst.-Gesch. 11,17. „Er machts, wie er will“, Dan. 4,32. dass, wenn Gott etwas sagt, verheißt oder dräuet, wir Gottes Allmacht nicht an die Natur heften, und wenn es vor Menschen und der Natur unmöglich scheint, wirs nicht alsbald vor Gott unmöglich achten. Zach 8,6. Matth. 19,26. Luk. 1,37.

 

57. Dass Gott allwissend sei. Er ist allwissend:

1) Dass er das zukünftige weiß. Ps. 139,2: „du verstehest meine Gedanken von ferne“. Und hieraus, dass der Heiden Götzen zukünftige Dinge nicht wissen, schließt Jesaias, sie seien nicht Götter, Kap. 41,22.23: „laßt sie herzutreten, und uns verkündigen, was zukünftig ist, verkündiget uns und weissaget etwas zuvor, laßt uns mit unsern Herzen darauf achten und merken, wie es hernach gehen soll, oder lasset uns doch hören, was zukünftig ist, verkündiget uns, was hernach kommen wird, so wollen wir merken, dass ihr Götter seid“.

2) Dass ihm nichts verborgen ist unter allem, was geschieht, heimlich oder öffentlich, also, dass er auch den Abgrund der Herzen erforscht und weiß, was die Menschen am heimlichsten verbergen. 1. Sam. 16,7: „ein Mensch siehet, was vor Augen ist, der Herr aber siehet das Herz an“. Ps. 7,10: „du gerechter Gott prüfest Herzen und Nieren“ Jer. 20,12: „Herr Zebaoth, der du die Gerechten prüfest, Nieren und Herzen siehest“. Ps. 94,9: „der das Ohr gepflanzet hat, sollte der nicht hören? der das Aug gemacht hat, sollte der nicht sehen?“

 

58. Dass Gott allenthalben gegenwärtig sei. Jer 23,23.24: „bin ich nicht ein Gott, der nahe ist, spricht der Herr, und nicht ein Gott, der ferne sei? bin ichs nicht, der Himmel und Erde erfüllet? spricht der Herr“. 1 Kön. 8,27:. „meinest du, dass Gott auf Erden wohne? Siehe, der Himmel und aller Himmel Himmel mögen dich nicht versorgen“. Ps. 139,7ff.: „wo soll ich hingehen vor deinem Geist, und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da, bettete ich mir in die Hölle, siehe, so bist du auch da. Nähme ich Flügel der Morgenröte, und blieb am äußersten Meer, so würde mich doch deine Hand daselbst führen und deine Rechte mich halten“.

 

59. Damit aber wird Gott nirgend in die Geschöpfe eingeschlossen, wie er auch nirgend von einiger Kreatur ausgeschlossen ist. Dies vermögen wir zwar genug-sam nicht zu begreifen, wie Gott an allem Ort zugegen sein könne, da er doch ein Geist ist und keine unterschiedliche Stücke noch Gliedmaßen an ihm hat. Allein wir glauben doch der Natur, dass die menschliche Seele ein Geist sei, der nicht mag geteilt werden und doch unzerteilt allen Gliedmaßen zugegen ist, obwohl niemand genugsam versteht, wie solches zugehe. Warum sollten wir denn nicht glauben, dass das göttliche Wesen allenthalben gegenwärtig sei, ob wir schon nicht ausforschen noch ausdenken mögen, wie solches geschehe?

 

60. Daraus folgt: ist Gott allenthalben gegenwärtig, so ist er auch unermesslich und unendlich. Damit wird nichts anders verstanden, denn dass Gottes Wesen nicht möge umschrieben werden, sondern gleichwie alles andere, so erschaffen ist, seine gewisse Endschaft, Maß und Ziel hat, also möge dem göttlichen Wesen kein Ziel oder Maß gesetzt werden.

 

61. Dass Gott wahrhaftig sei, indem er tut und im Werk erfüllt, was er ver-sprochen hat. Röm. 3,4: „Gott ist wahrhaftig und alle Menschen Lügner“. Ps. 33,4: „des Herrn Wort ist wahrhaftig und was er zusagt, das hält er gewiss“. 1 Sam. 15,29: „der Held in Israel leuget nicht und gereuet ihn nicht, denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas gereuen sollte“. Hebr. 6,18: „es ist unmöglich, dass Gott lüge“. Das rühmt Josua an dem Herrn, wenn er von den erfüllten Verheißungen, so dem israelitischen Volk gegeben waren, Kap. 23,14. schreibt: „es hat nicht ein Wort gefehlet an alle dem Guten, das der Herr euer Gott euch geredet hat, es ist alles kommen, und keines überblieben“. Darum müssen wir Gott nicht zutrauen, dass er betrüglich mit uns handle, oder argwohnen, wenn er in seinem Wort uns seine Gnade verspricht, dass er bei ihm ein anderes heimlich beschließe, gleichwie Cain mit seinem Bruder freundlich redete und doch im Sinn hatte, ihn zu töten.

 

62. Dass Gott barmherzig sei. Dieses wird durch die heil. Schrift viel gerühmt. Jon. 4,2: „ich weiß, dass du gnädig, barmherzig, langmütig und von großer Güte bist, und läßest dich des Übels reuen“. Dies wird denn mit denselben Worten gelesen 2 Buch Mose 34,6. Nehem. 9,17. Ps. 103,8. Joel 2,13. Mich. 7,18.19: „wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibet, und erläßet die Misse-tat den übrigen seines Erbteils, der seinen Zorn nicht ewiglich behält, denn er ist barmherzig, er wird sich unser wider erbarmen, unsere Missetat dämpfen und in die Tiefe des Meeres werfen“. Klagel. 3,22.23: „die Güte des Herrn ist’s, dass wir nicht gar aus sind, seine Barmherzigkeit hat noch kein Ende, sondern sie ist alle Morgen neu und seine Treu ist groß“.

 

63. Dass Gott heilig sei. 3 B. Mose 19,2: „ihr sollt heilig sein, denn ich bin heilig“. 1 Sam. 2,2: „Es ist niemand heilig, wie der Herr“. Offenb. 15,4: „wer soll dich nicht fürchten, Herr, und deinen Namen preisen? Denn du bist allein heilig“. Und hierauf beruht der Lobgesang der heil. Engel und auserwählten Seelen, dass sie Gott zurufen: heilig, heilig, heilig ist der Herr Zebaoth. Jes. 6,3. Offenb. 4,8.

 

64. Dass Gott gerecht sei. Ps. 11,8: „der Herr ist gerecht und hat Gerechtigkeit lieb“. Ps. 119,137 „Herr, du bist gerecht, und dein Wort ist recht“ 5 B. Mos. 32,4.5: „er ist ein Fels, seine Werk sind unsträflich und alles, was er tut, das ist recht, treu ist Gott und kein Böses an ihm, gerecht und fromm ist er“. Ps. 7,12: Gott ist ein rechter Richter etc. Daher schreibt Salomo Sprichw. 17,15: „wer den Gottlosen recht spricht und den Gerechten verdammt, die sind beide dem Herrn ein Greuel“.

 

Dieses sind also die vornehmsten Eigenschaften, daraus wir das göttliche Wesen und was Gott sei, zu erkennen haben, wiewohl aber andere mehr in hl. Schrift vorkommen, ist‘s doch ohne Not, sie alle hieher zu setzen, weil aus diesem not-dürftig erscheinet, was von Gott und seinem Wesen zu halten sei.

 

Das vierte Kapitel. 

(Von Gottes Einigkeit.)

 

Dieser ewige, allmächtige etc. Gott ist also einig, dass niemand von einem Gott, außer ihm, etwas wissen soll.

 

65. Der andere Punkt, so von Gott zu wissen, ist seine Einigkeit. Zwar die Heiden haben viel und mancherlei Götter gedichtet, dass man derselben bei dreißig tausend gezählt hat; jedoch haben unter ihnen weise und verständige Leute aus dem Licht der Natur gefunden, es sei nur ein einiger Gott, der Himmel und Erden erschaffen habe, erhalte und regiere.

 

66. Auch hat sich Gott also geoffenbart, dass außer ihm keiner, und er der einige Gott sei. 2. Buch Mose 20,3: „du sollt keine andere Götter neben mir haben“ 5. Buch Mose 6,4: „höre Israel, der Herr unser Gott ist ein einiger Herr“, welches Mark. 12,29. widerholt wird. 1. Kor. 8,6: „wir haben nur einen Gott den Vater, von welchem alle Dinge sind, und wir in ihm“. Jes. 44,6: „ich bin der erste und der letzte, und außer mir ist kein Gott“. v. 8: „ihr seid meine Zeugen, ist auch ein Gott außer mir? Es ist kein Hort, ich weiß ja keinen“.

 

67. Ohne Not ists, weiter davon zu reden, besonders, weil solches bisher von Christen in keinen Zweifel gezogen worden. Denn was die neuen Arianer, so sich Photinianer nennen, vorgeben, als sollten wir im neuen Testament nicht nur einen, sondern zwei Götter haben, nämlich den Vater und dann den Herrn Christum, davon soll im folgenden Kapitel gehandelt und gezeigt werden, wie der Herr Christus samt dem Vater und heil. Geist wahrer Gott sei, und doch nicht drei, sondern nur ein einiger Gott bleibe.

 

Fünftes Kapitel.

(Von den Personen in der Gottheit.) 

 

Dieser einige wahre Gott ist der Welt Schöpfer, der Gott Abrahams etc. der Jehovah und Herr, der sich geoffenbart hat, wie er sei der Vater und der Sohn und der heil. Geist.

 

68. Nachdem wir vernommen haben, was der wahre einige Gott sei, so entsteht die dritte Frage: wer denn derselbige einige lebendige Gott sei? Darüber war fast zu allen Zeiten der größeste und gefährlichste Streit unter den Menschen, so dass Juden, Heiden und Christen einander deswegen noch anfechten und hassen, indem jedes einem andern die Ehre gibt, und denselben für einen Gott achtet.

 

69. Wollen wir aber gründlich erfahren und wissen, wer für den wahrhaftigen und eigentlichen Gott zu halten sei, so müssen wir die Offenbarungen ansehen, in welchen er sich gezeiget hat. Solche aber sind viererlei.

 

70. Die erste ist geschehen durch die Erschaffung des Himmels und der Erden, von der St. Paulus zeugt Röm. 1,19.20: „dass ein Gott sei, ist ihnen (den Heiden) offenbar, denn Gott hat es ihnen offenbaret, damit, dass Gottes unsichtbares Wesen, das ist, seine ewige Kraft und Gottheit, wird ersehen, so man des wahrnimmt an den Werken, nämlich an der Schöpfung der Welt, also, dass sie keine Entschuldigung haben“. Und als dieser Apostel die Athenienser ihres Aberglaubens halben gestraft hatte, dass sie einen unbekannten Gott ehrten, und ihnen zeigen wollte, wer der rechte Gott wäre, hat er sie anfänglich auf die Schöpfung geführt mit diesen Worten: nun verkündige ich euch denselben, dem ihr unwissend Gottesdienst tut, Gott, der die Welt gemacht hat, und alles, was darinnen ist etc. Apost. Gesch. 17,23.24. Der Prophet Jeremias nimmt aus dem Werk der Schöpfung ein gewisses Merkzeichen, damit man unterscheiden möge, welches der rechte oder falsche Gott sei, wenn er heißt zu den Heiden sprechen: „die Götter, so den Himmel und Erden nicht gemacht haben, müssen vertilgt werden von der Erde und unter dem Himmel, er aber (der Herr) hat die Erde durch seine Kraft gemacht, und den Weltkreis bereitet durch seine Weisheit“.

Jer. 10, v. 11.12. Gott der Herr hat selbst eben damit, dass er alles erschaffen, bewiesen, er sei der wahre Gott. Es. 42,5: „so spricht Gott der Herr, der die Himmel schafft und ausbreitet, der die Erde macht und ihr Gewächse, der dem Volke, so darauf ist, den Odem gibt, und den Geist denen, die darauf gehen“. Kap. 44,24: „so spricht der Herr, dein Erlöser, der dich vom Mutterleibe hat zubereitet: ich bin der Herr, der alles tut, der den Himmel ausbreitet allein, und die Erde weit macht ohne Gehülfen. Demnach ist dies die erste Offenbarung, welche uns lehrt, der sei der einige und wahre Gott, der Himmel und Erden erschaffen hat.

 

71. Weil aber auch die Heiden ihren erdichteten Göttern zugeschrieben haben, dass sie den Himmel geschaffen, so hat sich der wahre Gott zum andern ge-offenbart den Kindern Israel und den Patriarchen Abraham, Isaak und Jacob. Denn den Abraham führte er aus Ur in Chaldäa und machte einen Bund mit ihm, 1 B. Mose 12,1.ff. Kap. 17,2.ff., versprach ihm den Isaak und aus demselben einen großen Samen, der nicht zu zählen wäre, den er als der allmächtige Herr aus einer schweren Dienstbarkeit wolle ausführen. Weil dies erfolgt ist, hat sich der wahre Gott hiemit geoffenbart, wie er sei allmächtig, wahrhaftig und barm-herzig. Desgleichen finden sich Offenbarungen, womit er sich dem Isaak und Jakob als der rechte Gott bezeugt hat, wie in ihren Historien zu sehen ist.

 

72. Daher ist der rechte wahre Gott gleichsam mit diesem Namen bezeichnet worden, dass man ihn genannt hat den Gott Abrahams und die Furcht Isaacs, 1 B. Mos. 31,42.53.; den Gott Abrahams, Isaacs und Jakobs, 2 B. Mose 3,16. 1 B. Kön. 18,36. Matth. 22,32.; der Väter Gott, 2 B. Mose 3,13. 5 Buch Mose 1,21. Weish. 9,1. 1 Buch Chron. 30,18. der Ebräer Gott, 2 Buch Mose 5,3.; den Gott Israel, Jos. 7,13.; der Geschlechte Israel Gott, Jer. 31,1.

 

73. Die dritte Offenbarung ist die Anzeigung des göttlichen Namens, und ist zu Mose geschehen. Denn als derselbe in Ägypten gesandt wurde und nachfragte, wer der Gott wäre, der ihn zu den Kindern Israel abfertigte, ward ihm geant-wortet: also sollt du den Kindern Israel sagen: Ich werds sein, der hat mich zu euch gesandt, 2 Buch Mose 3,13. Welches ihm noch klärlicher angezeigt ward, v. 15.: also sollt du den Kindern Israel sagen: der Herr (Jehovah), eurer Väter Gott, der Gott Abrahams, der Gott Isaacs, der Gott Jakobs, hat mich zu euch gesandt, das ist mein Name ewiglich, dabei man mich nennen soll für und für. 2 Buch Mose 6,2.3.: ich bin der Herr (Jehovah), und bin erschienen „Abraham, Isaak und Jakob, dass ich ihr allmächtiger Gott sein wollte, aber mein Name „Herr“

(Jehovah) ist ihnen nicht geoffenbart worden. Jes. 42,8.: ich der Herr, das ist mein Name, und will meine Ehre keinem andern geben.

 

74. Diese Offenbarung bringt mit sich den rechten eigenen und wesentlichen Namen, womit der rechte Gott genannt werde, dass gleichwie die Heiden ihre erdichteten Götter durch deren eigene Namen unterschieden, wenn sie dieselben Baal, Astharoth, Moloch, Jupiter, Neptunus etc. nannten, dass gleich also der wahre einige Gott mit seinem eigentlichen Namen von allem, das nicht der rechte Gott ist, unterschieden werde.

 

75. So ist nun dieser Name Jehovah, (oder wie er in unserer deutschen Bibel übersetzt wird, Herr) des einigen Gottes eigener und wesentlicher Name, wie die angeführten Zeugnisse beweisen, wie derselbe auch keinem einzigen falschen und erdichteten Gott, auch keiner Kreatur, in der ganzen heiligen Schrift beige-legt wird.

 

76. Die vierte Offenbarung geschieht dadurch, dass sich Gott, dieser Jehovah, in unterschiedenen Personen zu erkennen gibt, und zeigt, wie der Jehovah sei und heiße der Vater, der einen Sohn von Ewigkeit gezeugt, der Sohn, welcher vom Vater von Ewigkeit gezeugt worden, von welchen beiden (Vater und Sohn) der h. Geist ausgehe.

 

77. Wenn demnach auf die Frage, wer der rechte Gott sei? kürzlich soll geant-wortet werden, so muss man diese vier Offenbarungen zusammen ziehen und also sprechen: der rechte wahre Gott ist der Schöpfer Himmels und der Erden, der Gott Abrahams, Isaacs und Jacobs, der Jehovah oder Herr, welcher ist der Vater unsers Herrn Jesu Christi, der Sohn des Vaters Christus Jesus, und der heil. Geist, der vom Vater und Sohn ausgeht.

 

78. Und obwohl die, so der Christen Namen führen, in den ersten drei Offen-barungen übereinkommen, so ist doch fast von Anfang der christlichen Kirche diese Lehre von den drei unterschiedenen Personen in dem einigen göttlichen Wesen, oder (wie die alte Kirche geredet hat) von der h. Dreieinigkeit, durch viel und mancherlei Ketzer, durch die Ebioniten, den Cerinth, Macedonius, Sabellius, den Samosatener, insonderheit aber durch Arius, angefochten worden. Und diesen alten Irrtum bringen heutiges Tages dergleichen Leute wiederum her. Weil denn hierin unser Glaube muss gegründet sein, indem ein groß Geheimnis der christlichen Lehre darin begriffen ist, wollen wir dasselbe etwas erklären und hernach gründlich beweisen.

 

79. Es ist einem Christen billig frei zu stellen, ob er diese Art zu reden „in dem einigen göttlichen Wesen sind drei Personen, oder: der einige Gott ist in Perso-nen dreifaltig“, welche im Streit mit den Ketzern bisher geführt worden ist, gebrauchen, oder allein einfältig dabei bleiben, dass er spreche: Der einige wahre Gott ist der Vater, Sohn und heil. Geist.

 

80. Damit aber die Art zu reden, so die Kirche wider die Ketzer gebraucht hat, etwas erklärt werde, muss man vor allen Dingen dieses zum festen und unbe-weglichen Grund legen, dass auf keine Weise oder Wege mehr denn nur ein einiger Gott möge erkannt noch genannt werden. Denn wenn hernach wird dargetan und erwiesen sein, dass drei unterschiedene Personen derselbe einige Gott sei, so wird alsdann unwidersprechlich folgen, dass in dem einigen Gott drei unterschiedene Personen seien.

 

81. Weiter wäre zwar der eigentliche Verstand dieses Worts „Person“ hier zu erklären, da aber dasselbe aus der Philosophie muss genommen werden, welches für einfältige Leute und also dieses Orts nicht dient, so mag genug sein, wenn man so viel weiß:

 

82. 1) Was eine Person ist, das muss eine Substanz und Wesen sein. Darum ist die Vernunft im Menschen keine Person, denn sie hat nicht ihre eigene Substanz, aber der Mensch ist eine Person, denn er hat sein eigen Wesen. Desgleichen ist Gott der Vater eine Person, denn er ist eine Substanz; die Allmacht, Ewigkeit und andere Eigenschaften Gottes sind keine Personen, denn sie sind nicht eine Substanz und Wesen.

 

83. 2) Was eine Person soll genannt werden, dasselbe ist eine ganze völlige Substanz und Wesen, und nicht ein Stück desselben. Darum ist des Menschen Leib, desgleichen seine Seele, keine Person, denn der Leib ist ein Stück des menschlichen Wesens; aber der Mensch, der aus Leib und Seele zusammen-gesetzt wird, der ist eine Person, denn er ist ein völliges Wesen und nicht ein Stück, so zu einem andern gehört.

 

84. 3) Was eine Person soll genannt werden, dasselbe ist lebendig. Darum ist ein Engel eine Person, denn er ist lebendig, ein Stein ist keine Person, denn er ist nicht lebendig.

 

85. 4) Was eine Person soll genannt werden, dasselbe ist vernünftig. Darum ist ein Mensch, ein Engel eine Person, weil sie vernünftig sind; aber ein Löwe, Ochse, Pferd etc. sind keine Personen, denn sie sind unvernünftige Tiere.

 

86. 5) Was eine Person ist, das muss nicht vielen gemein sein. Also ist die menschliche Natur, die sich in Petro, Paulo und einem jeden Menschen findet, keine Person, denn sie ist vielen gemein; hingegen Petrus ist eine Person, denn es können nicht viel sein, die der einige Petrus seien.

 

87. Also redet man in der Kirche von der Gottheit, dass die göttliche Natur, als welche zwar eine völlige Substanz und Wesen, lebendig und vernünftig ist, doch keine Person sei, weil sie dem Vater, Sohn und hl. Geist gemein ist; aber der Vater, desgleichen der Sohn und der hl. Geist sind Personen, weil sie voll-kommen, lebendig, vernünftig und nicht vielen gemein sind, indem nicht viele sind, die der Vater, nicht viele, die der Sohn, oder viele, die der heil. Geist ge-nannt werden.

 

88. Weil aber diese Art zu reden (von der heil. Dreieinigkeit oder von den drei Personen in Gott) in der h. Schrift nicht zu finden ist, sondern weil man sie in der alten Kirche zu Widerlegung Arii und anderer Ketzer hat gebrauchen müssen, so ist niemand daran gebunden, dass er eben dieselbe Redeweis gebrauche und sich selber peinige, wie er das Wort „Person“ eigentlich verstehen soll, oder wie das zugehe, dass ein göttliches Wesen sei und doch drei Personen in demselben zu glauben. Einem einfältigen Herzen ist es genug zu wissen und zu glauben, dass der Vater, der Sohn und der heil. Geist seien der einige, wahre, lebendige Gott; wie aber solches zugehe oder möglich sei, darum haben wir uns nicht zu bekümmern, weil unser Wissen in dieser Zeit nur Stückwerk ist und wir Gott erkennen nur in einem dunkeln Wort, als in einem Spiegel (1 Kor. 13,9.12). Ge-dulden wir uns demnach gern, bis wir ins ewige Leben kommen und den Herrn ansehen, wie er ist, und ihn erkennen, wie wir von ihm sind erkannt worden. (1 Kor. 13,12. 1 Joh. 3,2).

 

89. Damit nun ein Christ von solchem seinem Glauben, sofern er in göttlichem Wort gegründet ist, vor Gott und Menschen möge Rechenschaft geben, sind drei Dinge zu beweisen, 1) dass in Gott mehr als eine Person sei; 2) dass in Gott drei Personen seien; zu welchem, besserer Erklärung halben, auch 3) zu setzen ist, was zwischen den Personen der Gottheit für ein Unterschied zu verstehen sei.

 

90. Das erste, dass in Gott mehr als eine Person sei, beweiset die hl. Schrift auf dreierlei Weise:

a. weil darin Gott zu ihm selber redet, als einer zu dem andern, wenn er spricht 1 B. Mos. 1,26: lasset uns Menschen machen, ein Bild, das uns gleich sei. Kap. 3,22: siehe, Adam ist worden als unser einer, und weiß, was gut und böse ist. Kap. 11,7: wohlauf, lasset uns hinabfahren und ihre Sprache verwirren.

 

91. b. Weil Gott von ihm selber redet, als einer von dem andern. Jes. 48,16: ich, (der Herr, der Himmel und Erden erschaffen,) hab’s nicht im verborgen zuvor geredt; von der Zeit an, da es geredt wird, bin ich da, und nun sendet mich der Herr und sein Geist. Jer. 23, 5.6: siehe, es kommt die Zeit, spricht der Herr, dass ich dem David ein recht Gewächs erwecken will, und soll ein König sein, der wohl regieren wird und Recht und Gerechtigkeit auf Erden anrichten; zu desselben Zeit soll Juda geholfen werden, und Israel sicher wohnen, und dies wird sein Name sein, dass man ihn nennen wird „Herr, der unser Gerechtigkeit ist“ Hos. 1,7: ich (Gott der Herr) will mich erbarmen über das Haus Juda und will ihnen helfen durch den Herrn ihren Gott. Zach 2,10.11: siehe, ich komme, und will bei dir wohnen, spricht der Herr, und sollen zu der Zeit viel Heiden zu dem Herrn getan werden und sollen mein Volk sein, und ich will bei ihnen wohnen, dass du sollt erfahren, dass mich der Herr Zebaoth zu dir gesandt hat. Zach. 3,2: der Herr sprach zu dem Satan: der Herr schelte dich, Satan, ja der Herr schelte dich.

 

92. c. Weil die heilige Schrift von Gott redet als von vielen. 1 Mos 19,24: „der Herr ließ Schwefel und Feuer regnen von dem Herrn vom Himmel herab auf Sodom und Gomorra.“ Dergleichen Arten zu reden sind noch viel andere, welche hieher nicht zu setzen sind, indem sie allein aus der hebräischen Sprache ge-nommen und von denen, so derselben nicht kundig, auch nicht mögen verstan-den werden.

 

93. Aus dem aber, was bisher angezogen worden, findet ein jeder: der einige Gott, Jehovah, redet zu ihm selbst als zu vielen, da er doch ihm nichts mehr noch höher lässt angelegen sein, denn dass er dem Menschen keine Gelegenheit zu denken gebe, als ob mehr denn ein Gott sei. Weil er nun bei sich selbst also redet: „lasst uns Menschen machen“, „Adam ist worden, als unser einer“, „lasst uns die Sprache verwirren“, welches alles keinem Engel noch anderer Kreatur mag zugeschrieben werden, sondern allein Gott zusteht; so folgt gewisslich, es müssen in dem einigen Gott etliche Personen sein, die da von sich gebrauchen das Wort: uns, unser etc.

 

94. Ingleichen redet der Herr Jehovah, der einige Gott also, dass ihn der Herr gesandt habe; dass der Jehovah David einen Samen erwecke, welcher auch Jehovah sei; dass Jehovah Juda helfen wolle in dem Jehovah; der Jehovah sprach zum Satan: der Jehovah schelte dich Satan. Da denn notwendig ein anderer muss verstanden werden, der sendet, ein anderer, der gesandt wird; desgleichen ein anderer, der das Gewächs David erweckt, und das Gewächs, so erweckt wird; ein anderer der Jehovah, so zum Satan spricht: „der Herr schelte dich“, ein anderer der Herr, so den Satan schelten soll. Und doch sind allezeit diese beide der Jehovah, der Herr, welcher der wahrhaftige, der wesentliche Gott ist. Weil nun in dem allem nur ein einiger Jehovah, ein einiger Herr bleibt, folgt unwidersprechlich, dass in dem Jehovah und Herrn mehr denn einer ist, so diesen Namen „Herr“, „Jehovah“ und „Gott“ führen, und also unterschiedene Personen zu finden sind.

 

95. Das andere, dass in dem einigen göttlichen Wesen drei unterschiedene Personen seien, nämlich der Vater, Sohn und heil. Geist, wird aus diesem einigen Hauptgrund bewiesen: weil drei unterschiedene Personen sind, nämlich der Vater, der Sohn und der heil. Geist, deren jegliche sich also geoffenbart hat, dass sie der wahrhaftige und einige Gott sei. Daraus also geschlossen wird: wenn die Schrift dies als den Hauptgrund der heilsamen Lehre fest und unbe-weglich setzt, dass nur ein einiger wahrer Gott sei, und doch festiglich erweiset, dass drei Personen seien, deren jede derselbe einige wahre Gott sei, so folgt gewiss und unfehlbar, dass in dem einigen göttlichen Wesen drei unterschiedene Personen seien und müssen erkannt werden. Nun setzt aber die heil. Schrift die Einigkeit Gottes zum Hauptgrund der heilsamen Lehre und bezeugt doch, dass drei Personen sind, deren jede derselbe einige wahre Gott sei. Darum folgt gewiss und unfehlbar, dass in dem einigen göttlichen Wesen drei unterschiedene Personen seien und von uns müssen erkannt werden.

 

96. Nun ist außer Zweifel, was von der Einigkeit Gottes gesagt und im vorigen Kapitel bewiesen worden ist. Desgleichen, dass die heil. Schrift von dem Vater zeuge, er sei der einige wahre Gott, wird auch von niemand angefochten. Aber, dass drei solche Personen seien, und dass diese mit dem Vater der Sohn und heil. Geist seien, das muss dargetan werden.

 

97. Von dem Sohn haben wir sein eigen Zeugnis Joh. 14,9.10: Philippe, wer mich siehet, der siehet den Vater; wie sprichst du denn: zeige uns den Vater? Glaubest du nicht, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist? Glaubet mir, dass ich im Vater, und der Vater in mir ist.

 

98. Aus welchem ein solcher Schluss folgt: welche Personen mit dem Vater eines sind und also in ihm, dass, wer die eine siehet, der siehet auch die andere, dieselben sind eines Wesens mit dem Vater und also samt ihm der einige und wahrhaftige wesentliche Gott. Der Sohn und heil. Geist sind eines mit dem Vater und also in ihm, dass, wer den Sohn sieht, derselbe sieht auch den Vater (des-gleichen von dem heil. Geist, als welcher, auch der Widersacher Bekenntnis nach, in Gott ist, mag gesaget werden); darum sind der Sohn und der heil. Geist eines Wesens mit dem Vater und also samt ihm der einige und wahrhaftige wesentliche Gott.

 

(Von Christi Gottheit.)

 

99. Insonderheit aber dass der Sohn derselbe einige Gott sei, welcher auch der Vater ist, wird also dargetan. Welcher Person gebühren und zugeschrieben werden 1) Gottes eigene Namen, 2) göttliche Eigenschaften, 3) Gott allein zustehende Werke, 4) Gott allein gehörende Ehre, dieselbe Person ist der höchste wahre, ewige, wesentliche Gott. Solcher Beweis ist darum richtig, weil wir aus keinem andern Grund wissen, dass der Vater Gott sei, als weil ihm zugeschrieben werden göttliche Namen, Eigenschaften, Werke und Ehre. Wenn nun daraus recht und kräftig geschlossen wird, dass der Vater Gott sei, so wird auch eben aus demselben Grund kräftig geschlossen, dass der Sohn der wahre Gott sei. Nun werden aber dem Sohn göttliche Namen, Eigenschaften, Werke und Ehre zugeschrieben, darum ist der Sohn der höchste, wahre, ewige, wesentliche Gott. Diese vier Punkte sollen der Ordnung nach erwiesen werden.

 

100. Erstlich dem Sohn werden zugeschrieben göttliche Namen, als die Gott allein gehören, und zwar in dem Verstand, wie sie Gott eigentlich gebühren. Drei solche Namen finden sich in der h. Schrift.

 

101. Der erste Name ist Gott. Dieser Name ist des wahren Gottes eigener Name. Denn ob er wohl den heidnischen Götzen spottweis gegeben wird 2 Buch Mose 12,12: „ich will meine Strafe beweisen an den Göttern Ägypti“; und ob er auch den Obrigkeiten als Gottes Dienern und Gerichtsverwaltern gegeben wird Ps. 82,6: „ihr seid Götter, aber ihr werdet sterben, wie Menschen“ etc.; so bleibet er doch Gott allein zuständig. 5 Buch Mose 32,39: „sehet ihr nun, dass ichs alleine bin, und ist kein Gott neben mir?“ Hos. 13,4: „du solltest ja keinen andern Gott kennen, denn mich“.

 

102. In diesem Verstande führet der Sohn den Namen Gott. Johan. 1,1: „Gott war das Wort“, nämlich eben dasselbe, welches ist Fleisch worden. Röm. 9,5: „aus den Vätern kommt der Herr Christus nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobet in Ewigkeit“. 1 Timoth 3,16: „kündlich groß ist das gottselige Geheimnis, Gott ist offenbaret im Fleisch“ Ap.-Gesch. 20,28: „Gott hat die Gemeine durch sein eigen Blut erworben“; dasselbe Blut aber ist nicht des Vaters, sondern des Sohnes Blut. Ephes. 1,7. 1 Petr 1,19. 1 Joh. 1,7.

 

103. Der andere Name ist Herr, der zwar auch Menschen zugeleget wird, 1 Buch Mose 3,16. Kap. 24,35. Apostelgesch. 25,26. Kol. 3,22, aber doch dem wahren höchsten Gott eigentümlich zusteht. Apostelgesch. 16,14: „der Lydia tat der Herr das Herz auf“. 2 Thess. 3,5: „der Herr richte eure Herzen zu der Liebe Gottes“. Ephes. 4,5: „ein Herr, ein Glaube, eine Taufe“. Wem nun in diesem höchsten und eigentlichen Verstande der Name „Herr“ zusteht, der führt Gottes eigenen Namen.

 

104. Dem Sohne wird dieser Name „Herr“ in seinem höchsten und eigentlichen Verstande gegeben. Luk. 2,11: „euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus der Herr“. Mal. 3,1: „bald wird kommen zu seinem Tempel der Herr, den ihr suchet“. Und dass er in dem Verstande „Herr“ heiße, in welchem der höchste Gott eigentlich der Herr ist, wird aus den Beiwörtern, so ihm bei diesem Namen gegeben werden, verstanden, denn er heißt der einige Herr. 1 Kor. 8,6: „wir haben nur einen Herrn, Jesum Christ“. „Der Herr vom Himmel“, 1 Kor. 15,47. „Der Herr der Herrlichkeit“, 1 Kor. 2,8. „Der Herr aller Herren“, Offenb. 17,14. Kap. 19,16. Welches alles des ewigen Gottes eigene Titel sind und keiner Krea-tur gebühren.

 

105. Der dritte Name Gottes ist Jehovah. Wie er diesen ihm selbst zu eigen macht, ist oben §73.75. gezeiget. Wem also dieser Name zusteht, demselben wird Gottes eigentlicher Name gegeben. Der wird Christo zugeschrieben in sehr vielen Orten heil. Schrift, insonderheit wenn das alte und neue Testament gegen einander gehalten werden, aus denen allein diese zwei Exempel mögen gemerkt werden. Jes. 6,1 sieht der Prophet die Herrlichkeit des Jehovah oder Herrn und redet mit ihm von der Juden Verstockung. Dass aber Christus oder der Sohn derselbe Jehovah und Herr sei, bezeugt Johannes der Evangelist ausdrücklich Kap. 12,41: „solches sagt Jesaias, da er seine (Jesu) Herrlichkeit sahe, und redet von ihm.“ Jes. 40,3 wird der Vorläufer des Jehovah oder Herrn versprochen: „es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste, bereitet dem Herrn (Jehovah) den Weg“. Dass dieser Herr und Jehovah, dem der Weg sollte bereitet werden, der Sohn sei, ist aus evangelischer Historie bekannt. Johannes war der Vorläufer, Matth. 3,2.3. Joh. 1,23, der wies die Leute auf Jesum, wenn er sprach Matth. 3,11: „ich taufe mit Wasser zur Buße, der aber nach mir kommt, wird euch mit dem heil. Geist und mit Feuer taufen“. Joh. 1,29: „siehe, das ist Gottes Lamm, welches der Welt Sünde trägt“. Joh. 3,29.30: „meine Freude ist nun erfüllet, er muss wachsen, ich aber muss abnehmen“. So hat auch Sct. Johannes keinem andern, denn Christo den Weg bereitet. Darum ist er der Jehovah und Herr, welchem der Vorläufer den Weg hat bereiten sollen.

 

106. Zum andern, dem Sohn werden zugeschrieben göttliche Eigenschaften. Daraus ist ein solcher Schluss zu machen: welcher Person gebühren und zu-geschrieben werden göttliche Eigenschaften, so Gott einig und allein zustehen, der ist derselbe einige, höchste, wahre, ewige und wesentliche Gott, welches denn nicht kann geleugnet werden. Dem Sohn gebühren und werden zuge-schrieben göttliche Eigenschaften, die Gott einig und allein zustehen, darum ist der Sohn derselbe einige, höchste, wahre, ewige und wesentliche Gott. Dieser ganze Schluss muss fest bestehen, wenn erwiesen sein wird, dass die göttlichen Eigenschaften dem Sohn zuständig seien.

 

107. Hierzu mag also geschlossen werden: wer da ist ewig, allmächtig und allwissend, demselben stehen zu göttliche Eigenschaften. Der Sohn ist ewig, allmächtig und allwissend, darum stehen dem Sohn zu die göttlichen Eigen-schaften. Der Ordnung nach von jeder Eigenschaft zu handeln, so ist der Sohn

 

108. 1) ewig.

Er war, ehe denn Johannes; Joh. 1,27: „der ist‘s, der nach mir kommen wird, welcher vor mir gewesen ist“. Er war vor Abraham; Joh. 8,58: „wahrlich, wahrlich, ich sage euch: ehe denn Abraham ward, bin ich“. Er war im Anfang der Krea-turen; Joh. 1,1: „im Anfang war das Wort“, v. 3: „alle Dinge sind durch das Wort gemacht“. Er war vor der Welt Anfang; Joh. 17,5: „verkläre mich du, Vater, bei dir selbst, mit der Klarheit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war“. Kol. 1,17: „er ist vor allem“, (nämlich, das im Himmel und auf Erden ist). Demnach ist er vor und außer aller Zeit und deswegen ewig. Der Sohn Gottes ist

 

109. 2) allmächtig.

Denn er hat auch nach seiner Menschheit in der Zeit die Allmacht empfangen; Matth. 28,18: „mir ist gegeben alle Gewalt im Himmel und auf Erden“. Joh. 3,35: „der Vater hat den Sohn lieb und hat ihm alles in seine Hand gegeben“. Zudem erweist sich die Allmacht durch die Werke, welche er in der Erschaffung und sonst verrichtet hat, davon hernach. Denn wer allmächtige Werke verrichtet, der ist gewiss allmächtig. Der Sohn Gottes ist

 

110. 3) allwissend.

Joh. 21,17 spricht Petrus zu ihm: „Herr, du weißest alle Ding“. Er weiß, was im Menschen ist; Joh. 2,25: „er bedurfte nicht, dass jemand Zeugnis gebe von einem Menschen, denn er wusste wohl, was im Menschen war.“ Er verstehet der Menschen Gedanken, Matth. 9,4. „Er wird das Verborgene der Menschen richten“, Röm. 2,16. „Er wird den Rat der Herzen offenbaren“, 1 Kor. 4,5 “Er prüfet Herzen und Nieren“, Offenb. 2,23. Er weiß das Zukünftige, ehe es ge-schieht, wie er seinen Jüngern ihre vorstehende Verfolgung in der Welt zuvor verkündiget hat (Matth. 10,17.18. Joh. 16.2.) und seinen Verräter angezeigt, als dieser selbst ihm solches noch nicht in Sinn genommen hatte (Joh. 13,11), desgleichen seiner Jünger Flucht und Petri Verleugnung (Matth. 26,31.34).

 

111. Zum dritten, dem Sohn werden zugeschrieben göttliche Werke; daraus also zu schließen ist: welcher Person gebühren und zugeschrieben werden göttliche Werke, so Gott allein zustehen, der ist der einige, höchste, wahre und wesent-liche Gott. Solche Werke Gottes sind zweierlei, entweder gemeine oder be-sondere. Gemeiner Werke mögen viere angezogen werden, als

 

112. die Erschaffung Himmels und der Erden, welche Gott ihm eigentümlich zuschreibt, dass niemand anders daran soll Teil haben. Dieselbe steht Christo zu; Joh. 1,3: „alle Dinge sind durch das Wort (den Sohn) gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist“. Koloss. 1,16: „durch ihn ist alles geschaffen, das im Himmel und auf Erden ist, das sichtbare und unsichtbare, beide die Thronen und Herrschaften und Fürstentümer und Obrigkeiten, es ist alles durch ihn und zu ihm geschaffen.

 

113. Die Erhaltung und Regierung aller Geschöpfe. Dieses gehört auch Gott allein zu, weil der allein die Welt regiert, der sie geschaffen hat, und ist der apostolische Ausspruch klar genug: „in ihm (Gott) leben, weben und sind wir“, Apostelg. 17,28. Diese Erhaltung und Regierung stehet dem Herrn Christo zu; Kol. 1,16: „Es besteht alles in ihm“, Joh. 5,17: „Mein Vater wirket bisher und ich wirke auch“. Hebr. 1,3: „er träget alle Dinge mit seinem kräftigen Wort“.

 

114. Die Wunderwerke. Der Herr, Jehovah, beweist durch Wunderwerke, dass er der rechte wahre Gott sei; 2 Buch Mose 7,17: „so spricht der Herr: daran sollt du erfahren, dass ich der Herr bin, dass das Wasser in Blut soll verwandelt werden“, Kap. 8,10: „die Frösche sollen morgen hinweg genommen werden, auf dass du erfahrest, dass niemand ist, wie der Herr unser Gott“. Es hat aber der Sohn Wunder getan, dass sie zeugen sollen, wie er im Vater, und der Vater in ihm ist; Joh. 14,11: „glaubet mir, dass ich im Vater und der Vater in mir ist, wo nicht, so glaubet mir doch um der Werke willen“.

 

115. Diese Wunderwerke aber sind nicht also geschehen, wie Moses, die Apostel etc. aus anderer und fremder Kraft Wunder getan haben, denn Christus der Sohn Gottes hat sie aus eigener Macht verrichtet. Dies ist daher abzunehmen, weil er auch andern diese Macht gegeben hat; Matth. 10,8: „gehet hin, machet die Kranken gesund, reiniget die Aussätzigen, treibet die Teufel aus, wecket die Toten auf“; Luk. 9,1: „Jesus gab den Zwölfen Macht und Gewalt über alle Teufel, und dass sie Seuchen heilen konnten“. So hat kein Prophet noch Apostel Gewalt austeilen können, Wunder zu tun. Andern Teils ist es daher abzunehmen, dass der, in dessen Namen die Wunder geschehen, der ist derselben vornehmste Ursach, welche sie aus eigener Kraft wirket, gleichwie Moses seine Wunder im Namen des Herrn getan hat, damit zu bezeugen, dass der Herr die vornehmste und eigentliche Ursach derselben sei. Also hat der Sohn Gottes in keinem andern, allein in seinem Namen Wunder getan; Luk. 7,14: „Jüngling, ich sage dir, stehe auf“. Mark. 5,41: „Mägdlein, ich sage dir, stehe auf“. Matth. 8,3: „ich wills tun, sei gereiniget.“ Hingegen haben die Apostel in Christi Namen Wunder getan; Apostelgesch. 3,6: „im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandle“. Kap. 4,10: „in dem Namen Jesu Christi von Nazareth stehet dieser allhier vor euch gesund“. Kap. 9,34: „Aenea, Jesus Christus mache dich gesund“ etc. Denn er hat durch die Apostel gewirket und das Wort bekräftigt durch mitfolgende Zeichen (Mark. 16,20).

 

116. Das Werk des Bundes, den Gott mit den Menschen durch die h. Taufe aufrichtet. „Die Taufe ist der Bund eines guten Gewissens mit Gott“, 1 Petr 3,21. Nun wird aber dieser Bund mit dem Sohne Gottes gemacht nach seinen eigenen Worten Matth. 28,19.: „taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes“. Wie demnach Gott der Vater den Menschen, der getauft wird, in seinen Gnadenbund annimmt, weil er in seinem Namen getauft wird, also tut eben das der Sohn, als in dessen Namen sowohl, als des Vaters, der Mensch getauft wird, darum der Sohn gleich dem Vater lebendiger wahrhaftiger Gott ist.

 

117. Die besondern Werke betreffend, so sind derselben nicht wenig im alten Testament dem Gott Israels einig und allein zugeschrieben, die hernach durch die Apostel und Evangelisten dem Sohn zugeeignet werden. Davon mag jedoch genug sein, dass als Gottes Werk gerühmt wird Ps. 68,19: „du, Herr, bist in die Höhe gefahren und hast das Gefängnis gefangen genommen, du hast Gaben empfangen für die Menschen. Dieses Auffahren, und was demselben nachgefolgt ist, hat der Jehovah verrichtet; aber eben derselbige Jehovah ist der Herr Christus, Gottes Sohn, von dem St. Paulus Eph. 4,8 den Psalm versteht: „darum er spricht: er ist aufgefahren in die Höhe und hat das Gefängnis gefangen geführt und hat den Menschen Gaben gegeben. Dass er aber aufgefahren ist, was ist’s, denn dass er zuvor ist hinunter gefahren?“ etc. Und in eben demselben Psalm wird eben der, so in die Höhe gefahren ist, gerühmt, dass er sein Volk Israel habe aus Ägypten geführt und ihm mit großer Majestät das Gesetz gegeben, v. 8.9: „Gott, da du vor deinem Volk herzogest, da du einher gingest in der Wüsten, da bebte die Erde und die Himmel troffen vor diesem Gott in Sinai“ etc. Dieses sind die zwei großen göttlichen Werke, so keinem andern also, wie dem Herrn, können zugeschrieben werden. Der Sohn aber ist derselbe Herr, der in die Höhe gefahren ist etc.; darum folgt, dass er auch derjenige sei, so die Kinder Israel aus Ägypten geführt und ihnen das Gesetz gegeben, demnach Gottes eigene Werke verrichtet habe und also wahrhaftiger Gott sei.

 

118. Zum vierten, dem Sohn wird gegeben göttliche Ehre. Gott behält seine Ehre allein und gibt sie keinem andern; Jes. 42,8: „ich will meine Ehre keinem andern geben“. Es sind aber alle Christen verbunden, den Herrn Jesum mit göttlichem Dienst zu ehren; Joh. 5,22.23: „der Vater hat alles Gericht dem Sohn gegeben, auf dass sie alle den Sohn ehren, wie sie den Vater ehren“. Den Vater aber ehret man mit göttlicher Ehre, darum soll man auch den Sohn mit göttlicher Ehre ehren. Insonderheit besteht diese Gott gehörende Ehre

 

119. a) im Anbeten; 5 Mose 10,20. Matth. 4,10: „du sollt anbeten Gott deinen Herrn und ihm allein dienen“. Von dem Sohn steht geschrieben Hebr. 1,6: „da er einführet den Eingebornen in die Welt, spricht er: es sollen ihn alle Gottesengel anbeten“. Am jüngsten Gericht wird er als der allgemeine Richter angebetet werden, denn ihm müssen sich alle Knie beugen und alle Zungen Gott bekennen, Röm. 14,11. Dis Kniebeugen ist eine Anrufung Gottes, dem sie auch als eine besondere Ehre zugemessen wird, Jes. 45,23.

 

120. b) im Glauben und höchsten Vertrauen, so das menschliche Herz auf seinen Gott setzen mag, welches einig Gott dem Herrn gebührt; Jer. 17,5.7: „verflucht ist der Mann, der sich auf Menschen verlässt und hält Fleisch für seinen Arm. Gesegnet ist der Mann, der sich auf den Herrn verlässt und der Herr seine Zuversicht ist“. Solch Vertrauen und Glauben soll auf den Sohn Gottes gesetzt werden, wie er selber spricht Joh. 14,1: „glaubet ihr an Gott, so glaubet ihr auch an mich“. Und darum wird der rechte seligmachende Glaube genannt der Glaube an Christum, Röm. 3,26.

 

Damit ist auch der vierte Punkt in geführtem Schluss richtig gemacht, und wird demnach aus geführtem Beweis geschlossen, dass der Sohn der einige und wahrhaftige lebendige Gott sei, welcher auch der Vater ist.

 

(Von dem hl. Geist.)

 

121. Zunächst ist nun zu erweisen noch übrig: dass der hl. Geist der einige, wahre, lebendige Gott sei. Mit solcher Frage hat es diese Beschaffenheit, dass niemand in Zweifel zeucht, der heil. Geist sei in dem göttlichen Wesen. Wenn also bewiesen wird, der heil. Geist sei nicht eine Eigenschaft, Kraft oder Wirkung in Gott, sondern eine Person, so ist zugleich auch dargetan, dass er eine göttliche Person und demnach wahrhaftiger Gott sei. Damit nun auch in diesem Fall die christliche Lehre fest begründet werde, sollen die zwei Punkte bewiesen werden, 1) dass der heil. Geist eine Person, 2) dass er der wahrhaftige wesentliche Gott sei.

 

122. Den ersten (dass der hl. Geist eine Person sei) beweisen wir damit: wem da gebühren und zugeschrieben werden persönliche Namen, persönliche Werke, persönliche Offenbarungen und Erscheinungen, persönliche Eigenschaften, persönliche Accidentia und Zufälle, der ist gewisslich eine Person. Denn bei wem sich befinden alle die Zeichen einer Person, durch welche einig und allein mag erkannt werden, dass die Menschen Personen sind, dass Engel Personen sind, dass Gott der Vater eine Person sei; da muss man ja unfehlbar schließen, dass ein solcher auch eine Person sei.

 

123. Dem heil. Geist aber gebühren und werden zugeschrieben

1) persönliche Namen, wenn er Gott genannt wird, welches ein Personname ist (davon hernach); er heißt „ein anderer Tröster“, Joh. 14,16., welches auch der Name einer Person ist, etc.

 

124. 2) Persönliche Werke, als da sind: die Erschaffung; Joh. 33,4.: „der Geist Gottes hat mich gemacht, und der Odem des Allmächtigen hat mir das Leben gegeben“; Ps. 33,6: „der Himmel ist durchs Wort des Herrn gemacht, und all sein Heer durch den Geist seines Mundes“. Die Regierung der Kirche; Apostelgesch. 20,28: „der heil. Geist hat euch gesetzt zu Bischöfen“ etc. 1 Kor. 12,11: „dies alles (die Gaben gesund zu machen, Wunder zu tun, Geister zu prüfen,) wirket derselbe einige Geist und teilet einem jeglichen das seinige zu, nachdem er will“. Die Sendung und Salbung des Messias; Jes. 61,1. Luk. 4,18: „der Geist des Herrn hat mich gesalbet, er hat mich gesandt, den Elenden zu predigen“. Austeilung der geistlichen Gaben; 1 Korinth. 12,11: „er teilet einem jeglichen zu, wie er will“. Ausführung Israelis aus Ägypten; Jes. 63,11.12: „wo ist, der seinen Geist unter sie gab, der Mosen bei der rechten Hand führete?“ Wissenschaft göttlicher Geheimnisse; 1 Korinth. 2,10: „der Geist erforschet alle Dinge, auch die Tiefe der Gottheit“. Göttliche Lehre; Luk. 12,12: „der heilige Geist wird euch zu der Stunde lehren, was ihr sagen sollt“; Joh. 14,26: „der Tröster, der heilige Geist, wird euch alles lehren“. Verrichtung unsers Gebets; Röm. 8,26: „der Geist hilft unserer Schwachheit auf, denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sichs gebühret, sondern der Geist selbst vertritt uns aufs beste mit unaus-sprechlichen Seufzern“. Rede; Apost. Gesch. 1,16: „der hl. Geist hat die Schrift zuvor gesagt durch den Mund Davids“; Luk. 2,26: „Simeon war eine Antwort worden von dem hl. Geist“; Joh. 16,13: „was er (der. hl. Geist) hören wird. das wird er reden“.

Wiewohl nun in hl. Schrift etwa solche Reden vorkommen, darin der göttlichen Weisheit oder Allmacht solche Werke auch zugeschrieben werden, so beweist doch dieser Punkt stark genug unsern Satz, wenn er neben die andern gesetzt und von ihnen nicht abgesondert wird, auch diese Werke alle zusammen gefasst und nicht von einander getrennt werden.

 

125. 3) So gebühren dem hl. Geist persönliche Offenbarungen und Erscheinun-gen, deren zwei insonderheit in der Historie neues Testaments aufgezeichnet sind. Die eine, so bei der Taufe Christi geschehen ist, beschreibt vor andern Sct. Lukas sehr deutlich Kap. 3,21.22: „es begab sich, da Jesus getauft war, dass sich der Himmel auftat, und der heilige Geist fuhr hernieder in leiblicher Gestalt auf ihn wie eine Taube“. Diese Erscheinung hat Johannes Kap. 1,32. als sichtbar beschrieben: „ich sahe, dass der Geist herabfuhr wie eine Taube vom Himmel und blieb auf ihm.“ Die andere Offenbarung ist am Pfingsttage geschehen. Dass er daselbst in sichtbarer Gestalt erschienen, ist aus dem abzunehmen, dass die Historie meldet: „er setzte sich auf einen jeglichen unter ihnen“, Apost. Gesch. 2,3. Dieses alles mag von einer göttlichen Kraft, Eigenschaft oder Wirkung nicht geschrieben werden, sondern allein von einer selbständigen Person, als die allein in sichtbarer Gestalt sich kann offenbaren.

 

126. 4) Werden dem hl. Geist zugeschrieben persönliche Eigenschaften. Deren können zwei angezogen werden, der Verstand und der Wille; denn eine Person muss vernünftig sein, wie zuvor angezeigt worden. Dass aber der hl. Geist den göttlichen Verstand habe, auch den Willen gebrauche, ist aus den angezogenen Werken offenbar, dass er die Welt erschaffen, die Kirche regiert, die geistlichen Gaben austeilt, wie er will etc.

 

127. 5) Werden dem hl. Geist persönliche Accidentia oder Zufälle zugeeignet, als:

dass wider ihn gesündigt wird; Matth. 12,31: „die Lästerung wider den Geist wird den Menschen nicht vergeben“.

dass er in den Heiligen, wie in seinem Tempel, wohnt, 1 Kor. 3,16: „wisset ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnet?“

dass er versucht wird; Apost. Gesch. 5,9: „warum seid ihr eins worden, zu ver-suchen den Geist des Herrn?“

dass ihm widerstanden wird; Apost. Gesch. 7,51: „ihr widerstrebet allezeit dem heiligen Geist“.

dass er betrübt wird; Eph. 4,30: „betrübet nicht den heiligen Geist Gottes, damit ihr versiegelt seid“.

dass er entrüstet und erbittert wird; Jes. 63,10: „sie erbittern und entrüsten seinen hl. Geist“.

dass er neben dem Vater und Sohn gleich als eine Person gemeldet wird; Matth. 28,19: „taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des hl. Geistes“. 2 Kor. 13,13: „die Gnade unsers Herrn Jesu Christi und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des hl. Geistes sei mit euch allen“. Solches alles ist unmöglich demjenigen zuzuschreiben, das nur eine Eigenschaft, Kraft oder Wirkung ist, und mag allein einer Person beigelegt werden. Wie demnach aus diesen angezoge-nen Stücken gnugsam zu erkennen ist, dass der Vater, welchem sie zustehen, eine Person sei, so wird daraus gleicher Weise festiglich geschlossen, dass der hl. Geist, als dem sie auch zustehen, eine Person sei.

 

128. Der andere Punkt, dass der hl. Geist wahrhaftiger Gott sei, wird also be-wiesen: Welche Person 1. im göttlichen Wesen ist, 2. göttliche Namen, 3. gött-liche Eigenschaften, 4. göttliche Werke, 5. göttliche Ehre hat, dieselbe Person ist der wahrhaftige einige Gott, welches außer allem Streit und Zweifel ist. Nun wird von dem hl. Geist dieses alles bezeugt, darum ist der hl. Geist der wahrhaftige einige Gott.

 

129. Diese fünf Punkte von dem hl. Geist zu beweisen, so ist er 1) in dem gött-lichen Wesen, welches niemand leugnet, und 1 Kor. 2,12. wird dem hl. Geist die Wissenschaft göttlicher Geheimnisse zugeschrieben, weil er in Gott ist.

 

130. 2) Hat er göttliche Namen, dass er Gott und Herr genannt wird; Apost. Gesch. 5,3.4.: „warum hat der Satan dein Herz erfüllet, dass du dem hl. Geist lügest? du hast nicht Menschen, sondern Gott gelogen“. 1 Kor. 12,4.5.6. „es sind mancherlei Gaben, aber es ist ein Geist, es sind mancherlei Ämter, aber es ist ein Herr, und es sind mancherlei Kräfte, aber es ist ein Gott“.

 

131. 3) Hat er göttliche Eigenschaften, als da ist: die Ewigkeit; Hebr. 9,14: „Christus hat sich durch den ewigen Geist geopfert“. die Allwissenheit; 1 Kor. 2,10: „der Geist Gottes erforschet alle Ding, auch die Tiefe der Gottheit“. die Allgegenwärtigkeit; Ps. 139,7: „wo soll ich hingehen vor deinem Geist und wo soll ich hinfliehen vor deinem Angesicht?“

 

132. 4) Hat er göttliche Werke, deren ein Teil allbereits vorhin angezeigt wurde, und davon insonderheit zu merken ist das Werk der Erschaffung und das der Regierung der christlichen Kirche. Zu diesen kommen die Weissagung; 1 Tim. 4,1: „der Geist saget deutlich, dass in den letzten Zeiten werden etliche vom Glauben abtreten“. 2 Petr. 1,21: „die heiligen Menschen Gottes haben geredt, getrieben von dem hl. Geist“. Ebenso ist ein Werk des hl. Geistes der Gnaden-bund, darein er die Menschen in der hl. Taufe aufnimmt; Joh. 3,5.6: „es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen; was vom Geist geboren wird, das ist Geist“. Tit. 3,5.6: „Gott machet uns selig durch das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des hl. Geistes“. Dies aber ist allein Gottes Werk, weil die Taufe ist der Bund eines guten Gewissens mit Gott, 1 Petr. 3,21.

 

133. 5) Hat er göttliche Ehre, als: dass wir Menschen an ihn glauben, maßen wir bekennen: ich glaube an den hl. Geist; dass wir in seinem Namen schwören; Röm. 9,1: „ich sage die Wahrheit in Christo und lüge nicht, des mir Zeugnis gibt mein Gewissen in dem hl. Geist“. Das steht Gott allein zu, in dessen Namen wir allein schwören sollen; 5 Mos 6,13: „Du sollt dem Herrn deinem Gott dienen und bei seinem Namen schwören“. Dieses überzeugt also gnugsam, dass der hl. Geist wahrhaftiger wesentlicher Gott sei.

 

134. Das dritte, welches wir noch wissen müssen, ist dieses, was zwischen den Personen der Gottheit für ein Unterschied zu machen. Davon ist zu merken, dass, obwohl der Vater im Sohn ist und der Sohn im Vater, und alle drei Perso-nen nur ein göttliches Wesen haben, doch zwischen ihnen ein solcher Unter-schied sich findet, dass der Vater nicht ist der Sohn, der Sohn nicht ist der hl. Geist etc.

 

135. Worin dieser Unterschied eigentlich bestehe, mögen wir in unserer Schwachheit nicht genugsam erkennen, da wir Gott allein in einem dunkeln Wort und als in einem Spiegel sehen; so weit sich aber Gott uns offenbart hat, müssen wir gleichwohl merken, es sei zwischen ihnen ein Unterschied, damit wir nicht die unterschiedenen Personen in einander mengen. Darüber ist so viel zu sagen, dieser Unterschied bestehe hierin, dass der Vater nicht gemacht ist noch ge-schaffen noch geboren; der Sohn ist vom Vater nicht gemacht, nicht geschaffen sondern geboren; der hl. Geist ist vom Vater und Sohne weder gemacht noch geschaffen noch geboren, sondern ausgehend, wie Athanasius im Symbolem davon lehrt.

 

136. Dieses zu erklären, soll man erstlich gegen einander halten den Vater, welcher den Sohn geboren hat, und den Sohn, der vom Vater geboren ist. Davon ist zu wissen, dass

1) solchen Unterschied andeuten die Namen: Vater und Sohn, in welchem Verstande Gott keiner Kreatur Vater mag genannt werden, denn dieses ist der eingeborne Sohn vom Vater, Joh. 1,14.

2) Redet die Schrift von solcher Geburt des Sohns; Ps. 2,7: „du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeuget“. Hebr. 1,5: „zu welchem Engel hat er je gesagt: du bist mein Sohn, heute hab ich dich gezeuget?“ Joh. 1,14: „wir sahen seine Herrlichkeit, eine Herrlichkeit als des eingebornen Sohns vom Vater.“ Und also heißt er Gottes eigner Sohn; Röm. 8,32: „Gott hat seines eigenen Sohnes nicht verschonet.“

3) In unserm Glaubensbekenntnis wird dieses angeregt, wenn wir sprechen: ich glaube, dass Jesus Christus wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren.

 

137. Dabei dürfen wir uns denn nicht mit schweren Gedanken beladen, auf welche Weise und Maß der Sohn vom Vater geboren werde, denn wir müssen es doch ein Geheimnis bleiben lassen, und desselben völligen Verstand bis in das zukünftige Leben sparen.

 

138. Desgleichen den Unterschied, womit der heil. Geist vom Vater und Sohn geschieden wird, anzudeuten, wird von ihm gesagt, dass er vom Vater und Sohn ausgehe. Dies bringt zum Teil mit sich das Wort „Ruach“ „Pneuma“, das eigent-lich bedeutet den Odem, so aus dem Munde des Menschen ausgeht, und womit in Gleichnisweise von dem heil. Geist angedeutet wird, dass er sei der Odem des Allmächtigen. Hiob 33,4.

 

139. Weil aber Gott nicht Fleisch und Bein noch einen Mund hat, wie wir Men-schen haben, so müssen wir darunter allein das verstehen:

1) dass zwischen dem Vater und Sohn, von welchen der hl. Geist ausgeht, und dem hl. Geist, der von ihnen ausgeht, ein gewisser Unterschied bestehe.

2) Dass der hl. Geist auf eine andere Weise vom Vater und Sohn seiner Person nach entspringe, als der Sohn vom Vater; denn derselbe ist durch die Geburt, der hl. Geist nicht durch die Geburt, sondern durch Hauchen des Vaters und Sohnes. Wie auch dieses zugehe, wollen wir unerkundet lassen, bis wir Gott von Ange-sicht zu Angesicht anschauen werden.

 

140. Diese persönliche Eigenschaft des hl. Geistes ist also in Gottes Wort ge-gründet, dass der hl. Geist ausgehe

1) vom Vater; Joh. 15,26: „der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgehet“. Und darum wird er des Allmächtigen Odem genannt, Hiob 33,4.

2) vom Sohn, welches mit folgenden Gründen zu beweisen ist. Der hl. Geist wird genannt der Geist oder der Odem des Herrn Christi; Gal. 4,6: „Gott hat uns gesandt den Geist seines Sohnes“. Er heißt der Odem seiner Lippen und seines Mundes; Jes. 11,4: „er wird mit dem Stabe seines Mundes die Erde schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten“; 2 Thess. 2,8: „der Herr wird den Widerchrist umbringen mit dem Geist seines Mundes“. Er wird von dem Sohn den Jüngern durch Anblasen mitgeteilt; Joh. 20,22: „Jesus blies die Jünger an und sprach zu ihnen: nehmet hin den hl. Geist etc.“ Daraus folgt gewisslich: welcher den hl. Geist gibt durchs Anblasen, dessen Odem, dessen Mundes und Lippen Odem der hl. Geist ist, von demselben geht auch der hl. Geist aus, gleich-wie der Odem von demselben Menschen ausgeht, dessen Odem er ist, dessen Mundes Odem er ist, und der ihn mit Anblasen einem andern mitteilt. Dies müssen wir als ein Geheimnis unsers Christentums glauben und dabei unsere Vernunft unter den Gehorsam des Glaubens gefangen nehmen.