Bullinger - Taufe

 

Heinrich Bullinger

Das Zweite Helvetische Bekenntnis

(Confessio Helvetica Posterior 1566)

 

Bullinger über die Taufe:

 

XX. KAPITEL: DIE HEILIGE TAUFE

 

Die Taufe ist von Gott eingesetzt und geweiht, und als erster hat Johannes getauft, der Christus am Jordan ins Wasser eintauchte. Von ihm ging sie auf die Apostel über, die auch selbst mit Wasser getauft haben. Klar und deutlich hat ihnen der Herr befohlen, das Evangelium zu predigen und zu taufen „auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Mt. 28,19). Und Petrus antwortete auf die Frage der Juden, was sie tun sollten: „Jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung eurer Sünden, so werdet ihr die Gabe des Heiligen Geistes empfangen“ (Apg. 2,37f.). Daher wurde von einigen die Taufe das Einweihungszeichen des Volkes Gottes genannt, weil sie dadurch Gott geweiht werden als Auserwählte Gottes. Daher gibt es nur eine Taufe in der Kirche Gottes, und es genügt, einmal getauft oder Gott geweiht zu werden. Denn die einmal empfangene Taufe dauert das ganze Leben hindurch an und ist das ewige Unterpfand unserer Annahme zu Kindern Gottes. Denn im Namen Christi getauft werden heißt: eingeschrieben, eingeweiht und aufge-nommen werden in den Bund und in die Familie und somit zum Erbe der Kinder Gottes; ja es heißt jetzt schon nach dem Namen Gottes, das heißt Kind Gottes, genannt werden, desgleichen von den Befleckungen der Sünde gereinigt und durch die mannigfache Gnade Gottes beschenkt werden, damit wir ein neues und unschuldiges Leben führen. Deshalb hält die Taufe die Erinnerung an die unermessliche Wohltat Gottes, die er dem Geschlecht der Sterblichen erwiesen hat, fest und erneuert sie. Denn wir alle werden in den Befleckungen der Sünde geboren und sind Kinder des Zorns. Gott aber, der reich ist an Barmherzigkeit, reinigt uns aus Gnade von den Sünden durch das Blut seines Sohnes, nimmt uns in ihm als Kinder an, verbindet uns mit sich durch seinen heiligen Bund und beschenkt uns mit mannigfaltigen Gaben, damit wir ein neues Leben führen können. Das alles wird durch die Taufe versiegelt. Denn inwendig werden wir wiedergeboren, gereinigt und von Gott erneuert durch den Heiligen Geist; äußerlich aber empfangen wir die Bekräftigung der herrlichen Gaben durch das Wasser, in dem auch jene herrlichen Gaben dargestellt und uns gleichsam augenscheinlich dargeboten werden. Deshalb werden wir getauft, das heißt abgewaschen oder mit sichtbarem Wasser besprengt. Denn das Wasser reinigt von Unsauberkeit, erquickt den matten und erhitzten Leib und erfrischt ihn. Die Gnade Gottes aber erweist diese Wohltat den Seelen, und zwar unsichtbar oder auf geistliche Weise. Gott unterscheidet uns nun auch durch das Zeichen der Taufe von allen fremden Religionen und Völkern und heiligt uns ihm zum Eigentum. Wenn wir also getauft werden, bekennen wir unsern Glauben, verpflichten uns Gott zum Gehorsam, zur Abtötung des Fleisches und zu einem neuen Leben und werden so in die heilige Streiterschar Christi eingeschrieben, dass wir während unseres ganzen Lebenslaufes wider Welt, Teufel und eigenes Fleisch streiten. Wir werden außerdem zu einem Leibe der Kirche getauft, damit wir mit allen Gliedern der Kirche in einem und demselben Glauben und in gegenseitiger Hilfeleistung wohl übereinstimmen. Wir glauben, dass das die vollkommenste Form der Taufe sei, mit der Christus selbst getauft wurde und mit der die Apostel getauft haben. Wir halten deshalb zur Vollkommenheit der Taufe nicht für nötig, was durch menschliche Erfindung später hinzugefügt wurde oder was sich die Kirche angemaßt hat, zum Beispiel die Teufelsaustreibung, die Verwendung eines brennenden Lichtes, den Gebrauch von Öl, Salz, Speichel und ähnlichen Dingen, wie auch, dass die Taufe alle Jahre unter mancherlei Zeremonien zweimal gefeiert wird. Denn wir glauben, nur eine Taufe sei in der Kirche bei der ersten Einsetzung Gottes geheiligt und durch das Wort geweiht worden und sei noch jetzt wirksam wegen der ersten göttlichen Segnung. Wir lehren, die Taufe solle in der Kirche nicht durch Frauen oder Hebammen voll-zogen werden. Denn Paulus schließt die Frauen von kirchlichen Ämtern aus. Die Taufe aber gehört zu den kirchlichen Amtshandlungen. Wir wenden uns gegen die Wiedertäufer, die nicht zugeben, dass die neugeborenen Kindlein der Gläubigen getauft werden sollen. Denn nach der Lehre des Evangeliums ist „ihrer das Himmelreich“, und sie sind im Bunde Gottes. Warum also soll ihnen das Zeichen des Bundes Gottes nicht gegeben werden? Warum sollen sie nicht durch die heilige Taufe eingeweiht werden, wenn sie doch Eigentum und in der Kirche Gottes sind? Wir verwerfen auch alle anderen Lehren der Wiedertäufer, die entgegen Gottes Wort eigene Fündlein enthalten. Wir sind also nicht Wiedertäufer und haben mit ihnen rein nichts gemein.