Westminster Bekenntnis - Vorsehung

 

Das Westminster-Bekenntnis über die Vorsehung:

 

Artikel 5 – Von der Vorsehung

 

Gott, der große Schöpfer aller Dinge, erhält, lenkt, verfügt und regiert über alle Kreaturen, Handlungen und Dinge – von den größten bis hin zu den geringsten – durch seine vollkommen weise und heilige Vorsehung, nach dem unfehlbaren Vorauswissen und dem freien und unveränderlichen Ratschluss seines eigenen Willens zum Lob seiner herrlichen Weisheit, Macht, Gerechtigkeit und Barm-herzigkeit. Obwohl in bezug auf das Vorauswissen und den Ratschluss Gottes – als der Erstursache – alle Dinge ohne geändert werden zu können, unfehlbar geschehen, so ordnet er sie doch durch seine Vorsehung so, dass sie sich nach der Natur der Zweitursachen entweder zwangsläufig, frei oder zufällig ereignen. In der Vorsehung macht Gott normalerweise von bestimmten Mitteln Gebrauch, ist aber frei, nach seinem Gefallen, ohne, über und gegen solche zu wirken. Die Allmacht, unerforschliche Weisheit und unendliche Güte Gottes offenbaren sich selbst in seiner Vorsehung so weit, dass sie sich sogar bis zum ersten Sündenfall und allen anderen Sünden von Engeln und Menschen erstrecken. Darin kommt nicht nur eine bloße Zulassung zum Ausdruck, vielmehr verbindet sie sich mit verschiedenartigen Fügungen, durch die Gott – zur Erfüllung seiner heiligen Ziele – seinen Geschöpfen in göttlicher Weisheit und Macht bestimmte Grenzen setzt und sie auf eine andere Art und Weise leitet und regiert. Das geschieht jedoch so, dass die Sündhaftigkeit nur vom Geschöpf ausgeht und nicht von Gott, der als ganz und gar heiliger und gerechter Gott die Sünde weder befürworten noch ihr Urheber sein kann. Der vollkommen weise, gerechte und gnädige Gott überlässt seine eigenen Kinder öfters eine Zeitlang verschiedenartigen Ver-suchungen und dem verderblichen Einfluss ihrer eigenen Herzen, um sie wegen ihrer früheren Sünden zu strafen oder ihnen die verborgene Kraft der Ver-dorbenheit und Falschheit ihrer Herzen aufzudecken, damit sie demütig werden. Dabei verfolgt Gott auch die Absicht, die Seinen zu bewegen, dass sie bei ihm in einer engeren und beständigeren Abhängigkeit Zuflucht suchen. Neben ver-schiedenen anderen gerechten und heiligen Zielsetzungen will er sie dadurch auf alle künftigen Ursachen der Sünde umso aufmerksamer machen. Gott verblendet und verstockt als ein gerechter Richter jene Menschen, die sündhaft und gottlos bleiben, wegen ihrer früheren Sünden. Dabei versagt er ihnen nicht nur seine Gnade, durch die sie in ihrem Verstand hätten erleuchtet und in ihren Herzen in Bewegung hätten gebracht werden können, sondern manchmal entzieht er ihnen auch die Gaben, die sie hatten, und setzt sie solch widerlichen Dingen aus, die zu einer derartigen Zerrüttung der menschlichen Persönlichkeit führen, dass die Gelegenheit zur Sünde umso mehr gesucht wird. In all dem überlässt er sie ihren eigenen Lüsten, den Versuchungen der Welt und der Macht des Satans, was zur Folge hat, dass sie sich genau unter denselben Mitteln verhärten, die Gott sonst gebraucht, um andere zu erweichen. Wie sich die Vorsehung Gottes im all-gemeinen auf alle Geschöpfe erstreckt, so trägt sie auf eine ganz besondere Weise Sorge für seine Kirche und wendet ihr alle Dinge zum Guten.