Luther - Taufe
Der große Katechismus Dr. Martin Luthers
nach der Fassung des deutschen Konkordienbuches ( Dresden 1580 )
Luthers Ausführungen zur Taufe im Großen Katechismus:
Von der Taufe
Wir haben nun ausgerichtet die drei Hauptstücke der gemeinen christlichen Lehre. Über dieselbige ist noch zu sagen von unsern zwei Sakramenten, von Christo eingesetzt, davon auch ein jeglicher Christ zum wenigsten einen gemeinen kurzen Unterricht haben soll, weil ohne dieselbigen kein Christ sein kann, wiewohl man leider bisher nichts davon gelehrt hat. Zum ersten aber nehmen wir vor uns die Taufe, dadurch wir erstlich in die Christenheit genommen werden. Dass mans aber wohl fassen könne, wollen wirs ordentlich handeln und allein dabei bleiben, was uns nötig ist zu wissen. Denn wie mans erhalten und verfechten müsse wider die Ketzer und Rotten, wollen wir den Gelehrten befehlen. Aufs erste muss man vor allen Dingen die Worte wohl wissen, darauf die Taufe gegründet ist und dahin alles geht, was davon zu sagen ist, nämlich da der Herr Christus spricht Matthäi am letzten: Geht hin in alle Welt, lehrt alle Heiden und tauft sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Weiter Marci am letzten Kapitel: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig; wer aber nicht glaubt, der wird verdammt. In diesen Worten sollst du zum ersten merken, dass hier steht Gottes Gebot und Einsetzung, dass man nicht zweifle, die Taufe sei ein göttlich Ding, nicht von Menschen erdacht noch erfunden. Denn sowohl als ich sagen kann, die zehn Gebote, Glauben und Vaterunser hat kein Mensch aus seinem Kopf gesponnen, sondern sind von Gott selbst offenbart und gegeben, so kann ich auch rühmen, dass die Taufe kein Menschentand sei sondern von Gott selbst eingesetzt, dazu ernstlich und streng geboten, dass wir uns müssen taufen lassen, oder sollen nicht selig werden. Dass man nicht denke, es sei so leichtfertiger Ding, als einen neuen roten Rock anziehen; denn da liegt die höchste Macht an, dass man die Taufe trefflich, herrlich und hoch halte. Denn darüber streiten und fechten wir allermeist, weil die Welt jetzt so voll Rotten ist, die da schreien, die Taufe sei ein äußerliches Ding; äußerliches Ding aber sei kein nütz. Aber lass äußerliches Ding sein, als es immer kann, da steht aber Gottes Wort und Gebot, so die Taufe einsetzt, gründet und bestätigt. Was aber Gott einsetzt und gebietet, muss nicht vergeblich, sondern eitel köstliches Ding sein, wenn es auch dem Ansehen nach geringer denn ein Strohhalm wäre. Hat man bisher können groß achten, wenn der Papst mit Briefen und Bullen Ablass austeilte, Altar oder Kirchen bestätigte, allein um der Briefe und Siegel willen, so sollen wir die Taufe viel höher und köstlicher halten, weil es Gott befohlen hat, dazu in seinem Namen geschieht; denn also lauten die Worte: Geht hin, tauft, - aber nicht in euerm, sondern in Gottes Namen. Denn in Gottes Namen getauft werden, ist nicht von Menschen, sondern von Gott selbst getauft werden, darum ob es gleich durch des Menschen Hand geschieht, so ist es doch wahrhaftig Gottes eigenes Werk. Daraus ein jeglicher selbst wohl schließen kann, dass es viel höher ist denn kein Werk, von einem Menschen oder Heiligen getan. Denn was kann man für größere Werke machen denn Gottes Werk? Aber hier hat der Teufel zu schaffen, dass er uns mit falschem Schein blende und von Gottes Werk auf unser Werk führe. Denn das hat einen viel köstlichern Schein, dass ein Karthäuser viel schwere, große Werke tut, und halten alle mehr davon, das wir selbst tun und verdienen. Aber die Schrift lehrt also: Wenn man gleich aller Mönche Werke auf einen Haufen schlüge, wie köstlich sie gleißen mögen, so wären sie doch nicht so edel und gut, als wenn Gott einen Strohhalm aufhübe. Warum? Darum dass die Person edler und besser ist. Nun muss man hier nicht die Person nach den Werken, sondern die Werke nach der Person achten, von welcher sie ihren Adel nehmen müssen. Aber hier fällt die tolle Vernunft zu, und weil es nicht gleißt wie die Werke, so wir tun, so soll es nichts gelten. Aus diesem lerne nun einen richtigen Verstand fassen und antworten auf die Frage, was die Taufe sei. Nämlich also, dass sie nicht bloß schlichtes Wasser ist, sondern ein Wasser in Gottes Wort und Gebot gefasst und dadurch geheiligt, das nicht anders ist denn ein Gottes-Wasser, nicht dass das Wasser an sich selbst edler sei denn anderes Wasser, sondern dass Gottes Wort und Gebot dazukommt. Darum ists ein Bubenstück und des Teufels Gespött, dass jetzt unsere neuen Geister, die Taufe zu lästern, Gottes Wort und Ordnung davon lassen und nicht anders ansehen denn das Wasser, das man aus dem Brunnen schöpft, und danach daher geifern: Was sollte eine Handvoll Wasser der Seele helfen? Ja, Lieber, wer weiß das nicht, wenn es voneinander Trennens soll gelten, dass Wasser Wasser ist? Wie darfst du aber so in Gottes Ordnung greifen und das beste Kleinod davon reißen, damit es Gott verbunden und eingefasst hat und nicht will getrennt haben? Denn das ist der Kern in dem Wasser: Gottes Wort oder Gebot und Gottes Namen, welcher Schatz größer und edler ist denn Himmel und Erde. Also fasse nun den Unterschied, dass ein viel anderes Ding ist Taufe denn alle anderen Wasser; nicht des natürlichen Wesens halber, sondern dass hier etwas Edleres dazukommt; denn Gott selbst seine Ehre dabei einsetzt, seine Kraft und Macht daran legt. Darum ist es nicht allein ein natürliches Wasser, sondern ein göttliches, himmlisches, heiliges und seliges Wasser, und wie mans mehr loben kann, alles um des Wortes willen, welches ist ein himmlisches, heiliges Wort, das niemand genug preisen kann; denn es hat und vermag alles, was Gottes ist, daher hat es auch sein Wesen, dass es ein Sakrament heißt; wie auch S. Augustinus gelehrt hat: accedat verbum ad elementum et fit Sacramentum, das ist, wenn das Wort zum Element oder natürlichen Wesen kommt, so wird ein Sakrament daraus, das ist ein heiliges, göttliches Ding und Zeichen. Darum lehren wir allezeit, man solle die Sakramente und alle äußerlichen Dinge, so Gott ordnet und einsetzt, nicht ansehen nach der groben, äußerlichen Larve, wie man die Schalen von der Nuss sieht, sondern wie Gottes Wort darein geschlossen ist. Denn also reden wir auch vom Vater- und Mutterstand und weltlicher Obrigkeit; wenn man die will ansehen, wie sie Nasen, Augen, Haut und Haar, Fleisch und Bein haben, so sehen sie Türken und Heiden gleich, und möchte auch jemand zufahren und sprechen: Warum sollte ich mehr von diesen halten denn von andern? Weil aber das Gebot dazukommt: Du sollst Vater und Mutter ehren, so sehe ich einen andern Mann, geschmeckt und ange-zogen mit der Majestät und Herrlichkeit Gottes. Das Gebot (sage ich) ist die goldene Kette, so er am Hals trägt, ja die Krone auf seinem Haupt, die mir anzeigt, wie und warum man dies Fleisch und Blut ehren soll. Also und vielmehr sollst du die Taufe ehren und herrlich halten um des Wortes willen, als die er selbst beide, mit Worten und Werken, geehrt hat, dazu mit Wundern vom Himmel bestätigt. Denn meinst du, dass ein Scherz war, da sich Christus taufen ließ, der Himmel sich auftat, der heilige Geist sichtiglich herabfuhr und war eitel göttliche Herrlichkeit und Majestät? Derhalben vermahne ich abermals dass man beileibe die zwei, Wort und Wasser, nicht voneinander scheiden und trennen lasse. Denn wo man das Wort davon sondert, so ists nicht anderes Wasser, denn damit die Magd kocht, und mag wohl eine Badertaufe heißen, aber wenn es dabei ist, wie es Gott geordnet hat, so ists ein Sakrament und heißt Christi Taufe. Das sei das erste Stück von dem Wesen und Würde des heiligen Sakraments. Aufs andere, weil wir nun wissen, was die Taufe ist und wie sie zu halten sei, müssen wir auch lernen, warum und wozu sie eingesetzt sei, das ist, was sie nütze, gebe und schaffe. Solches kann man auch nicht besser denn aus den Worten Christi, oben angezogen, fassen, nämlich: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Darum fasse es aufs allereinfältigste also, dass dies der Taufe, Kraft, Werk, Nutz, Frucht und Ende ist, dass sie selig mache. Denn man tauft niemand darum, dass er ein Fürst werde; sondern wie die Worte lauten, dass er selig werde. Selig werden aber weiß man wohl, dass nichts anders heißt, denn von Sünden, Tod, Teufel erlöst in Christi Reich kommen und mit ihm ewig leben. Da siehst du abermals wie teuer und wert die Taufe zu halten sei, weil wir solchen unaus-sprechlichen Schatz darin erlangen; welches auch wohl anzeigt, dass nicht kann ein schlichtes reines Wasser sein, denn reines Wasser könnte solches nicht tun. Aber das Wort tuts und dass (wie oben gesagt) Gottes Namen darin ist. Wo aber Gottes Name ist, da muss auch Leben und Seligkeit sein, dass es wohl ein göttliches, seliges, fruchtbarliches und gnadenreiches Wasser heißt; denn durchs Wort kriegt sie die Kraft, dass sie ein Bad der Wiedergeburt ist, wie sie Paulus nennt an Tit 3,5. Dass aber unsere Klüglinge, die neuen Geister, vorgeben, der Glaube mache allein selig, die Werke aber und äußerliches Ding tun nichts dazu, antworten wir, dass freilich nichts in uns tut denn der Glaube; wie wir noch weiter hören werden. Das wollen aber die Blindenleiter nicht sehen, dass der Glaube etwas haben muss, dass er glaube, das ist, daran er sich halt und darauf stehe und fuße. Also hängt nur der Glaube am Wasser und glaubt, dass die Taufe sei, darin eitel Seligkeit und Leben ist, nicht durchs Wasser, wie genug gesagt, sonder dadurch, dass es mit Gottes Wort und Ordnung verleibet ist und sein Name darin klebt. Wenn ich nun solches glaube was glaube ich anders denn an Gott, - als an den, der sein Wort darein gegeben und gepflanzt hat und uns dies äußerliche Ding vorschlägt, darin wir solchen Schatz ergreifen können? Nun sind sie toll, dass sie voneinander scheiden den Glaube und das Ding, daran der Glaube haftet und gebunden ist, ob es gleich äußerlich ist; ja es soll und muss äußerlich sein, dass mans mit Sinnen fassen und begreifen und dadurch ins Herz bringen könne; wie denn das ganze Evangelium eine äußerliche, mündliche Predigt ist. Summa, was Gott in uns tut und wirkt, will er durch solche äußerliche Ordnung wirken. Wo er nun redet, ja wohin oder wodurch er redet, da soll der Glaube hinsehen und sich daran halten. Nun haben wir hier die Worte: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Worauf sind sie geredet anders denn auf die Taufe, das ist das Wasser in Gottes Ordnung gefaßt? Darum folgt, dass, wer die Taufe verwirft, der verwirft Gottes Wort, den Glauben und Christum, der uns dahin weist und an die Taufe bindet. Aufs dritte, weil wir den großen Nutzen und Kraft der Taufe haben, so lass nun weiter sehen, wer die Person sei, die solches empfange, was die Taufe gibt und nützt. Das ist abermals aufs feinste und klärlichste ausgedrückt eben in den Worten: Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig. Das ist, der Glaube macht die Person allein würdig, das heilsame, göttliche Wasser nützlich zu empfangen. Denn weil solches allhier in den Worten bei und mit dem Wasser vorgetragen und verheißen wird, kann es nicht anders empfangen werden, denn dass wir solches von Herzen glauben; ohne Glauben ist es nichts nütz, ob es gleich an sich selbst ein göttlicher, überschwänglicher Schatz ist. Darum vermag das einige Wort „wer da glaubt“ so viel, dass es ausschließt und zurücktreibt alle Werke, die wir tun können der Meinung, als dadurch Seligkeit zu erlangen und verdienen. Denn es ist beschlossen: Was nicht Glaube ist, das tut nichts dazu, empfängt auch nichts. Sprechen sie aber, wie sie pflegen: Ist doch die Tauf auch selbst ein Werk, so sagst du, die Werke gelten nicht zur Seligkeit, wo bleibt dann der Glaube? Antwort: ja, unser Werke tun freilich nichts zur Seligkeit, die Taufe aber ist nicht unser, sondern Gottes Werk (denn du wirst, wie gesagt, Christi Taufe gar weit müssen scheiden von der Badertaufe). Gottes Werke aber sind heilsam und not zur Seligkeit und schließen nichts aus, sondern fordern den Glauben, denn ohne Glauben könnte man sie nicht fassen. Denn damit, dass du lässt über dich gießen, hast du sie nicht empfange noch gehalten, dass sie dir etwas nütze, aber davon wird sie dir nütze, wenn du dich der Meinung lässt taufen als auf Gottes Befehl und Ordnung, dazu in Gottes Namen, auf dass du in dem Wasser die verheißene Seligkeit empfängst. Nun kann solches die Faust noch der Leib nicht tun, sondern das Herz muss es glauben. Also siehst du klar, dass da kein Werk ist, von uns getan, sondern ein Schatz, den er uns gibt und der Glaube ergreift; so wohl als der Herr Christus am Kreuz nicht ein Werk ist, sondern ein Schatz, im Wort gefasst und uns vorgetragen und durch den Glauben empfangen. Darum tun sie uns Gewalt, dass sie wider uns schreien, als predigen wir wider den Glauben, so wir doch allein darauf treiben, als der so nötig dazu ist, dass ohne ihn nicht empfangen noch genossen werden mag. Also haben wir die drei Stücke, so man von diesem Sakrament wissen muss, sonderlich dass Gottes Ordnung ist in allen Ehren zu halten; welches allein genug wäre, ob es gleich ganz ein äußerliches Ding ist. Wie das Gebot: du sollst Vater und Mutter ehren, allein auf ein leibliches Fleisch und Blut gestellt, da man nicht das Fleisch und Blut, sondern Gottes Gebot ansieht, darin es gefasst ist und um welches willen das Fleisch Vater und Mutter heißt. Also auch, wenn wir gleich nicht mehr hätten denn diese Worte: geht hin und tauft usw., müssten wirs dennoch als Gottes Ordnung annehmen und tun. Nun ist nicht allein das Gebot und Befehl da, sondern auch die Verheißung; darum ist es noch viel herrlicher, denn was Gott sonst geboten und geordnet hat; Summa, so voll Trostes und Gnade, dass Himmel und Erde nicht kann begreifen. Aber da gehört Kunst zu, dass man solches glaube, denn es mangelt nicht am Schatz, aber da mangelts an, dass man ihn fasse und festhalte. Darum hat ein jeglicher Christ sein Leben lang genug zu lernen und zu üben an der Taufe, denn er hat immerdar zu schaffen, dass er festiglich glaube, was sie zusagt und bringt: Überwindung des Teufels und Todes, Vergebung der Sünde, Gottes Gnade, den ganzen Christum und heiligen Geist mit seinen Gaben; Summa, es ist so überschwänglich, dass, wenns die blöde Natur bedenkt, sollte sie zweifeln, ob es könnte wahr sein. Denn rechne du, wenn irgendein Arzt wäre, der die Kunst könnte, dass die Leute nicht stürben, oder ob sie gleich stürben, darnach ewig lebten, wie würde die Welt mit Geld zuschneien und regnen, dass vor den Reichen niemand könnte zukommen? Nun wird hier in der Taufe jedermann umsonst vor die Tür gebracht ein solcher Schatz und Arznei, die den Tod verschlingt und alle Menschen beim Leben erhält. Also muss man die Taufe ansehen und uns nütze machen, dass wir uns des stärken und trösten, wenn uns unsere Sünde oder Gewissen beschwert, und sagen: Ich bin dennoch getauft; bin ich aber getauft, so ist mir zugesagt, ich solle selig sein und das ewige Leben haben, - beide, an Seel und Leib. Denn darum geschieht solches beides in der Taufe, dass der Leib begossen wird, welcher nicht mehr fassen kann denn das Wasser, und dazu das Wort gesprochen wird, dass die Seele auch könne fassen. Weil nun beide, Wasser und Wort, eine Taufe ist, so muss auch beide, Leib und Seele, selig werden und ewig leben. Die Seele durchs Wort, daran sie glaubt, der Leib aber, weil er mit der Seele vereinigt ist und die Taufe auch ergreift, wie ers ergreifen kann. Darum haben wir an unserm Leibe und Seele kein größeres Kleinod; denn dadurch werden wir gar heilig und selig, welches sonst kein Leben, kein Werk auf Erden erlangen kann. Das sei nun genug gesagt von dem Wesen, Nutz und Brauch der Taufe, soviel hierher dient. Hierbei fällt nun eine Frage ein damit der Teufel durch seine Rotten die Welt verwirrt, von der Kindertaufe: ob sie auch glauben oder recht getauft werden? Dazu sagen wir kürzlich: Wer einfältig ist, der schlage die Frage von sich und weise sie zu den Gelehrten, willst du aber antworten, so antworte also: Dass die Kindertaufe Christo gefalle, beweist sich genugsam aus seinem eigenen Werk, nämlich dass Gott derer viele heilig macht und den heiligen Geist gegeben hat, die also getauft sind, und heutigen Tages noch viele sind, an denen man spürt, dass sie den heiligen Geist haben, beide, der Lehre und des Lebens halber; als uns von Gottes Gnaden auch gegeben ist, dass wir ja können die Schrift auslegen und Christum anerkennen, welches ohne den heiligen Geist nicht geschehen kann. Wo aber Gott die Kindertaufe nicht annähme, würde er derer keinem den heiligen Geist noch ein Stück davon geben; Summa, es müßte so lange Zeit her bis auf diesen Tag kein Mensch auf Erden Christ sein. Weil nun Gott die Taufe bestätigt durch Eingeben seines heiligen Geistes, als man in etlichen Vätern als S. Bernhard, Gerson, Johann Hus und andern wohl spürt, und die heilige christliche Kirche nicht untergeht bis ans Ende der Welt, so müssen sie bekennen, dass sie Gott gefällig sei, denn er kann je nicht wider sich selbst sein oder der Lügen und Büberei helfen noch seine Gnade und Geist dazu geben. Dies ist fast die beste und stärkste Beweisung für die Einfältigen und Ungelehrten; denn man wird uns diesen Artikel: Ich glaube eine heilige christliche Kirche, die Gemeinde der Heiligen usw. nicht nehmen noch umstoßen. Darnach sagen wir weiter, dass uns nicht die größte Macht daran liegt, ob, der da getauft wird, glaube oder nicht glaube; denn darum wird die Taufe nicht unrecht, sondern an Gottes Wort und Gebot liegt es alles. Das ist nun wohl ein wenig scharf, steht aber ganz darauf, das ich gesagt habe, dass die Taufe nichts anders ist denn Wasser und Gottes Wort bei und mit einander; das ist, wenn das Wort bei dem Wasser ist, so ist die Taufe recht, ob schon der Glaube nicht dazu kommt; denn mein Glaube macht nicht die Taufe, sondern empfängt die Taufe. Nun wird die Taufe davon nicht unrecht, ob sie gleich nicht recht empfangen oder gebraucht wird, als die (wie gesagt) nicht an unsern Glauben, sondern an das Wort gebunden ist. Denn wenn gleich diesen Tag ein Jude mit Schalkheit und bösem Vorsatz herzukäme und wir ihn mit ganzem Ernst tauften, sollen wir nichtsdestoweniger sagen, dass die Taufe recht wäre; denn da ist das Wasser samt Gottes Wort, ob er sie gleich nicht empfängt, wie er soll; gleich als die unwürdig zum Sakrament gehen, das rechte Sakrament empfan-gen, ob sie gleich nicht glauben. Also siehst du, dass der Rottengeister Einrede nichts taugt. Denn wie gesagt, wenn gleich die Kinder nicht glaubten, welches doch nicht ist (als jetzt bewiesen), so wäre doch die Taufe recht, und soll sie niemand wiedertaufen; gleich als dem Sakrament nichts abgebrochen wird, ob jemand mit bösem Vorsatz hinzuginge, und nicht zu leiden wäre, dass er um des Missbrauchs willen auf dieselbige Stunde abermal nähme, als hätte er zuvor nicht wahrhaftig das Sakrament empfangen. Denn das hieße das Sakrament aufs höchste gelästert und geschändet. Wie kämen wir dazu, dass Gottes Wort und Ordnung darum sollte unrecht sein und nichts gelten, dass wirs unrecht brauchen? Darum sage ich, hast du nicht geglaubt, so glaube noch und sprich also: Die Taufe ist wohl recht gewesen, ich habe sie aber leider nicht recht empfangen; denn auch ich selbst und alle, so sich taufen lassen, müssen vor Gott also sprechen: Ich komme her in meinem Glauben und auch der andern; dennoch kann ich nicht darauf bauen, dass ich glaube und viel Leute für mich bitten, sondern darauf baue ich, dass es dein Wort und Befehl ist; gleichwie ich zum Sakrament gehe nicht auf meinen Glauben, sondern auf Christi Wort. Ich sei stark oder schwach, das lasse ich Gott walten; das weiß ich aber, dass er mich heißt hingehen, essen und trinken usw. und mir seinen Leib und Blut schenkt, das wird mir nicht lügen noch trügen. Also tun wir nun auch mit der Kindertaufe. Das Kind tragen wir herzu der Meinung und Hoffnung, dass es glaube, und bitten, dass ihm Gott den Glauben gebe; aber darauf taufen wirs nicht, sondern allein darauf, dass Gott befohlen hat. Warum das? Darum dass wir wissen, dass Gott nicht lügt. Ich und mein Nächster und Summa alle Menschen mögen fehlen und trügen, aber Gottes Wort kann nicht fehlen. Darum sind es je vermessene, tölpische Geister, die also folgern und schließen: Wo der Glaube nicht ist, da müsse auch die Taufe nicht recht sein; gerade als wollte ich schließen: Wenn ich nicht glaube, so ist Christus nichts; oder also: Wenn ich nicht gehorsam bin, so ist Vater, Mutter und Obrigkeit nichts. Ist das wohl geschlossen, wo jemand nicht tut, was er tun soll, dass darum das Ding an sich selbst nichts sein noch gelten soll? Lieber, kehre es um und schließe vielmehr also: Eben darum ist die Taufe etwas und recht, dass mans unrecht empfangen hat. Denn wo sie an sich selbst nicht recht wäre, könnte man nicht missbrauchen noch daran sündigen. Es heißt also: abusus non tollit sed confirmat substantiam, Missbrauch nimmt nicht hinweg das Wesen, sondern bestätigts. Denn Gold bleibt nichts weniger Gold, ob es gleich eine Bübin mit Sünden und Schanden trägt. Darum sei beschlossen, dass die Taufe allezeit recht und in vollem Wesen bleibt, wenngleich nur ein Mensch getauft würde und dazu nicht rechtschaffen glaubte; denn Gottes Ordnung und Wort lässt sich nicht von Menschen wandelbar machen noch ändern. Sie aber, die Schwärmergeister, sind so verblendet, dass sie Gottes Wort und Gebot nicht sehen und die Taufe und Obrigkeit nicht weiter ansehen denn als Wasser im Bach und Töpfen oder als einen andern Menschen, und weil sie keinen Glauben noch Gehorsam sehen, soll es an sich selbst auch nichts gelten. Da ist ein heimlicher, aufrührerischer Teufel, der gern die Krone von der Obrigkeit reißen wollte dass man sie darnach mit Füßen trete, dazu alle Gottes Werke und Ordnungen uns verkehren und zunichte machen. Darum müssen wir wacker und getröstet sein und uns von dem Worte nicht lassen weisen noch wenden, dass wir die Taufe nicht lassen ein bloß lediges Zeichen sein, wie die Schwärmer träumen. Aufs Letzte ist auch zu wissen, was die Taufe bedeutet und warum Gott eben solches äußerliches Zeichen und Gebärde ordnet, zu dem Sakrament, dadurch wir erstlich in die Christenheit genommen werden. Das Werk aber oder Gebärde ist das, dass man uns ins Wasser senkt, das über uns hergeht, und darnach wieder herauszieht. Diese zwei Stücke, unter das Wasser sinken und wieder herauskommen, deuten die Kraft und Werk der Taufe, welches nichts anders ist denn die Tötung des alten Adams, darnach die Auferstehung des neuen Menschen, welche beide unser Leben lang in uns gehen sollen, also dass ein christlich Leben nichts anders ist denn eine tägliche Taufe, einmal ange-fangen und immer darin gegangen. Denn es muss ohne Unterlass also getan sein, dass man immer ausfege, was des alten Adams ist, und hervorkomme, was zum neuen gehört. Was ist denn der alte Mensch? Das ist er, so uns angeboren ist von Adam: zornig, hässig, neidisch, unkeusch, geizig, faul, hoffärtig, ja un-gläubig, mit allen Lastern besetzt und von Art kein Gutes an sich hat. Wenn wir nun in Christi Reich kommen, soll solches täglich abnehmen, dass wir je länger je milder, geduldiger, sanftmütiger werden, dem Unglauben, Geiz, Hass, Neid, Hoffart je mehr abbrechen. Das ist der rechte Brauch der Taufe unter den Christen, durch das Wassertaufen bedeutet. Wo nun solches nicht geht, sondern dem alten Menschen der Zaum gelassen wird, dass er nur stärker wird, das heißt nicht der Taufe gebraucht, sondern wider die Taufe gestrebt. Denn die außer Christo sind, können nichts anders tun denn täglich ärger werden, wie auch das Sprichwort lautet und die Wahrheit ist: immer je ärger, je länger, je böser. Ist einer vorm Jahre stolz und geizig gewesen, so ist er heuer viel geiziger und stolzer, also dass die Untugend von Jugend auf mit ihm wächst und fortfährt. Ein junges Kind hat keine sonderliche Untugend an sich; wo es aber erwächst, so wird es unzüchtig und unkeusch; kommt es zu seinem vollen Mannesalter, so gehen die rechten Laster an, je länger, je mehr. Darum geht der alte Mensch in seiner Natur unaufgehalten, wo man nicht durch der Taufe Kraft wehrt und dämpft; wiederum, wo Christen sind geworden, nimmt er täglich ab, so lange bis er gar untergeht. Das heißt recht in die Taufe gekrochen und täglich wieder hervorgekommen. Also ist das äußerliche Zeichen gestellt nicht allein, dass es solle kräftiglich wirken, sondern auch etwas deuten. Wo nun der Glaube geht mit seinen Früchten, da ists nicht eine lose Deutung, sondern das Werk dabei; wo aber der Glaube nicht ist, da bleibt es ein bloß unfruchtbares Zeichen. Und hier siehst du, dass die Taufe, beide, mit ihrer Kraft und Deutung, begreift auch das dritte Sakrament, welches man genannt hat die Buße, als die eigentlich nicht anders ist denn die Taufe. Denn was heißt Buße anders denn den alten Men-schen mit Ernst angreifen und in ein neues Leben treten? Darum wenn du in der Buße lebst, so gehst du in der Taufe, welche solches neues Leben nicht allein deutet, sondern auch wirkt, anhebt und treibt. Denn darin wird gegeben Gnade, Geist und Kraft, den alten Menschen zu unterdrücken, dass der neue hervor-komme und stark werde. Darum bleibt die Taufe immerdar stehen; und obgleich jemand davon fällt und sündigt, haben wir doch immer einen Zugang dazu, dass man den alten Menschen wieder unter sich werfe. Aber mit Wasser darf man uns nicht mehr begießen; denn ob man sich gleich hundertmal ließe ins Wasser senken, so ists doch nicht mehr denn eine Taufe, das Werk aber und Deutung geht und bleibt. Also ist die Buße nicht anders denn ein Wiedergang und Zutreten zur Taufe, dass man das wiederholt und treibt, so man zuvor angefangen und doch davon gelassen hat. Das sage ich darum, dass man nicht in die Meinung komme, darin wir lange Zeit gewesen sind und gewähnt haben, die Taufe wäre nun hin, dass man ihrer nicht mehr brauchen könnte, nachdem wir wieder in Sünde gefallen sind. Das macht, dass mans nicht weiter ansieht denn nach dem Werk, so einmal geschehen ist. Und ist zwar daher gekommen, dass S. Hierony-mus geschrieben hat, die Buße sei die andere Tafel, damit wir müssen aus-schwimmen und überkommen, nachdem das Schiff gebrochen ist, darein wir treten und überfahren, wenn wir in die Christenheit kommen. Damit ist nun der Brauch der Taufe weggenommen, dass sie uns nicht mehr nützen kann. Darum ists nicht recht geredet; denn das Schiff zerbricht nicht, weil es (wie gesagt) Gottes Ordnung und nicht unser Ding ist; aber das geschieht wohl, dass wir gleiten und herausfallen. Fällt aber jemand heraus, der sehe, dass er wieder hinzuschwimme und sich daran halte, bis er wieder hineinkomme und darin gehe, wie vorhin angefangen. Also sieht man, wie ein hoch treffliches Ding es ist um die Taufe, so uns dem Teufel aus dem Hals reißt, Gott zu eigen macht, die Sünden dämpft und wegnimmt, darnach täglich den neuen Menschen stärkt und immer geht und bleibt, bis wir aus diesem Elend zur ewigen Herrlichkeit kommen. Darum soll ein jeglicher die Taufe halten als sein tägliches Kleid, darin er immer-dar gehen soll, dass er sich allezeit in dem Glauben und seinen Früchten finden lasse, dass er den alten Menschen dämpfe und im neuen erwachse. Denn wollen wir Christen sein, so müssen wir das Werk treiben, davon wir Christen sind. Fällt aber jemand davon, so komme er wieder hinzu. Denn wie Christus, der Gnaden-stuhl, darum nicht weicht noch uns wehrt, wieder zu ihm zu kommen, ob wir gleich sündigen, also bleibt auch alle sein Schatz und Gabe. Wie nun einmal in der Taufe Vergebung der Sünden überkommen ist, so bleibt sie doch täglich, solange wir leben, das ist den alten Menschen am Hals tragen.