John Knox - Jesus Christus
John Knox über Jesus Christus:
Von der Fleischwerdung Jesu Christi.
Als die Zeit erfüllet war, sandte Gott seinen Sohn, seine ewige Weisheit, das Wesen (the substance) seiner eigenen Herrlichkeit, in die Welt, welcher die Natur der Menschheit von dem Wesen (substance) eines Weibes annahm, nämlich einer Jungfrau und dies durch das Werk des heiligen Geistes; und so wurde er geboren, der rechte Samen Davids, der Verkündiger (angel) des großen Rat-schlusses Gottes, der wahrhafte verheißene Messias, den wir bekennen und glauben, Emanuel, wahrer Gott und wahrer Mensch, zwei vollkommene Naturen vereinigt und verbunden in einer Person. Durch dies unser Bekenntnis ver-dammen wir die verdammlichen und verderblichen Ketzereien des Arius, Martion, Eutiches, Nestorius und solcher Anderer, mögen sie nun die Ewigkeit seiner Gottheit oder die Wahrheit seiner Menschennatur leugnen oder beide vermischen oder auch beide trennen.
Warum der Mittler wahrer Gott und wahrer Mensch sein musste.
Wir bekennen, dass diese wunderbare Verbindung zwischen der Gottheit und Menschheit in Christo Jesu hervorging aus dem ewigen und unveränderlichen Ratschlusse Gottes, wovon auch unsere Seligkeit abhängt und hervorgeht.
Von der Erwählung.
Denn derselbe ewige Gott und Vater, welcher aus lauter Gnade uns in Christo erwählet hat, bevor der Welt Grund gelegt ward, hat ihn verordnet, unser Haupt, unser Bruder, unser Hirt und der große Bischof unsrer Seelen zu sein; aber weil die Feindschaft zwischen der Gerechtigkeit Gottes und unsren Sünden der Art war, dass kein Fleisch durch sich selbst Gott gefallen haben würde, so geziemte es sich, dass der Sohn Gottes zu uns herabstiege und selbst einen Leib von unsrem Leibe, Fleisch von unsrem Fleische, Gebeine von unsren Gebeinen annähme und so der vollkommene Mittler zwischen Gott und den Menschen würde, Macht gebend, wie Vielen ihm beliebte, Söhne Gottes zu werden, wie er selbst es bezeugt: „Ich fahre auf zu meinem Vater und zu eurem Vater, zu mei-nem Gott und zu eurem Gott;“ durch diese heilige Bruderschaft ist uns Alles, was wir in Adam verloren haben, zurück gegeben, und deshalb scheuen wir uns nicht, Gott unsern Vater zu nennen, nicht sowohl deshalb, weil er uns geschaffen hat (was wir mit den Verworfenen gemein haben), sondern weil er uns gegeben hat seinen eingeborenen Sohn, unser Bruder zu sein, und weil er uns hat Gnade gegeben, ihn als unsern einigen Mittler zu ergreifen, wie oben gesagt ist. Es kam ferner dem Messias und Versöhner zu, wahrer Gott und wahrer Mensch zu sein, weil er die Strafe erdulden, die wir für unsre Übertretung verdienten, und sich selbst dem Gerichte seines Vaters statt unser (as in our persone) darstellen musste, zu leiden für unsre Übertretung und unsern Ungehorsam, damit er durch den Tod den überwände, der der Urheber des Todes war. Aber weil die Gottheit allein den Tod nicht erleiden, noch auch die Menschheit allein ihn überwinden konnte, so vereinigte er Beide in einer Person, damit die Schwachheit der einen leiden und dem Tode (den wir verdient hätten) unterliegen, und die unendliche und unüberwindliche Kraft der andren, nämlich der Gottheit, den Sieg erlangen und uns Leben, Freiheit und immerwährenden Sieg erkaufen sollte. Und so be-kennen und glauben wir auf das Festeste,
Christi Tod, Leiden, Begräbnis u.s.w.
dass unser Herr Jesus Christus sich selbst als ein freiwilliges Opfer seinem Vater für uns dargebracht, dass er gelitten hat das Widersprechen der Sünder, dass er verwundet und geschlagen worden ist für unsre Übertretungen, dass er, obwohl er das reine und unbefleckte Lamm Gottes war, doch von einem irdischen Richter verurteilt ist, damit wir vor dem Richterstuhle Gottes losgesprochen würden, dass er nicht allein den grausamen Tod am Kreuze (der ihm durch den Ratschluss Gottes verordnet war), sondern auch für eine Zeit lang den Zorn seines Vaters, welchen die Sünder verdient hätten, erduldet hat. Und doch bekennen wir, dass er der allein geliebte und gesegnete Sohn seines Vaters geblieben ist, selbst mitten in seiner Angst und seinen Qualen, welche er an Leib und Seele erlitt, um volle Genugtuung für die Sünden seines Volkes zu leisten. Nach diesem, be-kennen und glauben wir, gibt es kein anderes Opfer mehr für die Sünden, und wenn das Einige behaupten, so bekennen wir dreist, dass sie Lästerer des Todes Christi sind und der ewigen Reinigung und Genugtuung, welche uns durch den-selben erworben ist.
Auferstehung.
Wir glauben ganz zuversichtlich, dass, wie es unmöglich war, dass die Schmer-zen des Todes den Urheber des Lebens in ihren Fesseln halten sollten, dass unser Herr Jesus Christus, gekreuzigt, gestorben, begraben und hinabgestiegen zur Hölle, wieder auferstanden ist zu unsrer Rechtfertigung und hat, indem er den, der des Todes Gewalt hatte, vernichtete, uns, die wir dem Tode und den Fesseln desselben verfallen waren, das Leben wieder gebracht. Wir wissen, dass seine Auferstehung durch das Zeugnis gerade seiner Feinde bestätigt worden ist, auch durch die Auferstehung der Toten, deren Gräber sich öffneten und welche hervorgingen und Vielen in der Stadt Jerusalem erschienen. Wir werden eben-falls bestätigt durch das Zeugnis der Engel und durch die Augen und durch das Urteil seiner Apostel und Anderer, welche mit ihm redeten und aßen und tranken nach seiner Auferstehung.
Himmelfahrt.
Wir zweifeln durchaus nicht, dass der nämliche Leib, welcher von der Jungfrau geboren, gekreuzigt, gestorben und begraben worden und welcher wieder auf-erstanden war, gen Himmel auffuhr, zur Erfüllung aller Dinge: wo er, in unserem Namen und zu unserem Troste, alle Gewalt im Himmel und auf Erden ange-nommen hat, wo er sitzt zur Rechten des Vaters, eingesetzt in seine Herrschaft, Fürsprecher und alleiniger Mittler für uns, welche Ehre, Ruhm und Vorrechte er allein unter den Brüdern besitzen wird, bis dass alle seine Feinde zum Schemel seiner Füße gelegt sein werden, wie wir unzweifelhaft glauben, dass sie es beim jüngsten Gerichte werden, zu dessen Ausübung, wie wir sicher glauben, unser Herr Jesus Christus sichtbarlich und offenbarlich wiederkommen wird, wie er gesehen wurde hinauffahrend. Und dann glauben wir fest, dass die Zeit der Erneuerung und der Wiederbringung aller Dinge kommen wird, so dass Diejeni-gen, welche von Anfang an Gewalttat, Beleidigungen und Unrecht um der Ge-rechtigkeit willen gelitten haben, die ewige Seligkeit (the blessed Immortality) erwerben werden, welche von Anbeginn verheißen ist. Dagegen aber die ver-stockten, grausamen, ungehorsamen Unterdrücker, die schändlichen Leute, Ehebrecher und alle Arten von Ungläubigen werden in den Abgrund äußerster Finsternis geworfen werden, wo ihr Wurm nicht sterben, noch ihr Feuer ver-löschen wird. Dies Gedächtnis an diesen Tag und an das Gericht, welches an demselben vollzogen werden wird, ist für uns nicht blos ein Zaum, der unsre fleischlichen Lüste bändigt, sondern auch ein so unschätzbarer Trost, dass weder die Drohungen irdischer Fürsten, noch die Furcht vor dem leiblichen Tode und die größte Gefahr uns bewegen kann, die gesegnete Gemeinschaft aufzugeben und zu verleugnen, welche wir mit unserm Haupte und alleinigen Mittler Jesus Christus haben, von dem wir bekennen, dass er der verheißene Messias sei, das alleinige Haupt der Kirche, unser rechter Gesetzgeber, unser einziger Hoher-priester, Fürsprecher und Mittler. Wenn ein Mensch oder Engel sich dessen Ehren und Geschäfte anmaßen wollte, so verabscheuen und verwerfen wir Solche auf das Entschiedenste als lästerlich gegen unsern alleinigen und ober-sten Herrn Jesus Christus.
( Aus dem schottischen Glaubensbekenntnis von 1560 wiedergegeben gemäß: Leben und ausgewählte Schriften der Väter und Begründer der reformirten Kirche, Hrg. von Dr. J. W. Baum u. A. / X. Theil, Elberfeld 1862 / S. 476 – 493 / Rechtschreibung angepasst )