Theologische Impulse B

 

Bank

Die Bank ist ein Institut, das dir einen Regenschirm borgt, wenn’s schön ist, und ihn zurückverlangt, wenn’s regnet. Quelle unbekannt

 

BARMHERZIGKEIT

1.

Aus Gottes Eigenschaften ergeben sich auf Seiten der Gläubigen entsprechende Tugenden: 1. Allmacht / Allgegenwart - Verantwortung / Haushalterschaft 2. Autorität / Gerechtigkeit - Einwilligung / Gehorsam 3. Weisheit / Wahrhaftigkeit - Wahrhaftigkeit / Zeugnis 4. Strenge / Allwissenheit - Demut / Dienstbereitschaft 5. Güte / Barmherzigkeit - Barmherzigkeit / Nächstenliebe 6. Heiligkeit / Vollkommenheit - Heiligung / Enthaltung 7. Unveränderlichkeit / Treue - Zuversicht / Resistenz.

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2.

Gottes Gnade überwindet ein bestehendes Gefälle durch die freie Initiative des Überlegenen, der eine Gemeinschaft sucht, die nur dem Unterlegenen nützt, d.h. konkret: Gott lässt Gnade walten in der Form einer durch Christus bestimmten Gottesbeziehung – und anders nicht. Seine Gnade lässt sich weder von dem Tun ablösen, in dem er sie erweisen will, noch lässt sich daraus ein „Lehrsatz“ bilden, den man umstandslos verallgemeinern dürfte. Gottes Gnade führt in die Gemeinschaft mit ihm und kennt keinen anderen Ausdruck, weil Gott mit seiner Gnade nicht irgendetwas, sondern sich selbst schenkt. 

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„Betrachte die früheren Wohltaten der göttlichen Barmherzigkeit, und du wirst über die beharrliche Dauer derselben nicht zweifeln. Da du noch nicht warest, hat dich Gott geschaffen; da du durch Adams Fall verurteilt warest, hat er dich erlöst. Da du außer der Kirche in der Welt lebtest, hat er dich berufen; da du in Unwissenheit warest, hat er dich unterwiesen; da du in der Irre gingst, hat er dich herum geholt; da du sündigtest, hat er dich zurecht gewiesen; da du standest, hat er dich gehalten; da du fielest, hat er dich aufgerichtet; da du gingst, hat er dich geleitet; da du zu ihm kamst, hat er dich aufgenommen. Im Warten offenbarte sich bei allem dem seine Langmut, im Vergeben seine Freundlichkeit. Die Barmherzigkeit Gottes ist dir zuvor gekommen, hoffe, dass sie dir auch folgen werde Ps. 23,6. Die Barmherzigkeit Gottes ist dir zuvor gekommen, damit du geheilt werdest; sie wird dir auch folgen, damit du verherrlicht werdest; sie ist dir zuvor gekommen, damit du fromm lebest, sie wird dir auch folgen, damit du in Ewigkeit mit ihm lebest. Warum bist du, da du fielst, nicht zu Grunde gegangen? Wer hat die Hand untergehalten? Wer als der Herr? Baue daher auch in’s Künftige auf die Barmherzigkeit Gottes, und hoffe fest auf das Ende des Glaubens, die ewige Seligkeit 1 Petr. 1,9. Denn in welchen Händen könnte der Grund deiner Seligkeit sicherer ruhen, als in denen, welche Himmel und Erde gemacht haben Jes. 66,2, in denen, welche nie zu kurz werden Jes. 59,1, in denen, welche voll sind des innigsten Erbarmens, und sich auftun dasselbe sich ausbreiten zu lassen?“ (Johann Gerhard)

 

„Dieses ist meine Meinung nicht, spricht Christus; sondern wenn euch gleich eure Nächsten beleidigt haben, wollt ihr Christen sein, so denkt, dass ihr barmherzig seid, und so barmherzig, wie euer Vater ist, sonst könnt ihr nicht seine Kinder, noch meine Brüder sein, der ich euch mit meinem Blut von Sünden und Tod erlöst habe. Denn das müsst ihr alle bekennen, dass ihr eurem Gott und Vater im Himmel alles Leid und viel Verdruss getan habt, und seine Gebote nicht gehalten, ja, alle über treten habt, so hätte er Ursache genug zu sagen: Sollte ich meinen Sohn für solche bösen Buben geben? Zum Teufel mit ihnen, in den Abgrund der Hölle (…). Also könnte Gott, spricht Christus, zu euch auch sagen: aber er tut es nicht, sondern über alle eure Bosheit fährt er zu und ist gütig und gnädig, gibt nicht allein Leib und Leben, Essen und Trinken, Weib und Kind, Nahrung und alle Notdurft zu diesem Leben, sondern auch seinen Sohn und das ewige Leben. Solche Barmherzigkeit sollt ihr auch lernen üben. Denn wo schon jemand dich beleidigt, und getan hat, das dir nicht gefällt: was ist das gegen dem, dass du so oft und schwer gegen Gott getan hast? So nun Gott eine so große Barmherzigkeit hat, dass er seinen Feinden seinen eingeborenen Sohn schenkt, dass sie durch ihn erlöst werden von der Sünde und Tod; begibt uns dazu Seele, Leib, Gut und alles, was wir bedürfen, da er ja eigentlich Strafen ja, Hagel, Donner, Blitz und höllisches Feuer, und noch viel mehr Unglück schicken sollte: so lerne du auch an diesem Beispiel, dass du sagen kannst: Ob mich wohl dieser oder jener stark beleidigt hat, dass ich ihm wünschen würde es sollten ihn die Maden fressen, so will ich es doch nicht tun. Denn dieses wäre nur eine heidnische, und nicht eine christliche Barmherzigkeit. Hat er mir Übel und Unrecht getan: nun, wer weiß, wie ich es verdient hätte. Ich will ihn darum jetzt nicht, da er meiner Hilfe bedarf, laufen lassen; denn ich sehe, dass er Hilfe bedarf und ich ihm helfen kann. Also tut mein Vater im Himmel doch auch mit mir.“ (Martin Luther)

 

„Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.“ Mt. 5,7. Es geziemt sich nicht, dass dem, der nicht vergeben will, vergeben wird, und dem Mangel dessen, der den Armen nicht helfen will, soll auch nicht abgeholfen werden. Gott wird uns mit unsrem eignen Maß messen, und die, welche harte Herren und harte Gläubiger gewesen sind, werden finden, dass der Herr hart mit ihnen verfahren wird. „Es wird aber ein unbarmherziges Gericht über den gehen, der nicht Barmherzigkeit getan hat.“ Heute lasst uns versuchen, zu vergeben. Lasst uns tragen und ertragen. Lasst uns freundlich und sanft und milde sein. Lasst uns das Tun andrer nicht zu strenge auslegen, nicht beim Kaufen zu sehr feilschen, nicht alberne Zänkereien anfangen, nicht so schwierig sein, dass niemand es uns recht machen kann. Gewiss, wir wünschen, gesegnet zu werden, und wir wollen gern Barmherzigkeit erlangen: lasst uns barmherzig sein, damit uns Barmherzigkeit werde.“ (Charles H. Spurgeon)

 

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Barmherzigkeit gegen Wölfe ist Grausamkeit gegen Schafe. Bauernweisheit

 

Die Barmherzigkeit Gottes ist wie der Himmel, der stets über uns fest bleibt. Unter diesem Dach sind wir sicher, wo auch immer wir sind. Martin Luther

 

Bedeutend

Bei einem großen Essen, zu dem Albert Einstein eingeladen hatte, waren nur Gäste mit Rang und Namen um die Festtafel versammelt. Im Anschluss fragte jemand den Nobelpreisträger: „War es nicht schwierig, bei so vielen bedeutenden Leuten die richtige Tischordnung zu finden?“ Einstein antwortete: „Für so etwas wie eine Tischordnung verschwende ich keine Mühe. Diejenigen unter meinen Gästen, die von Bedeutung sind, achten sowieso nicht darauf, und diejenigen, die darauf achten, sind nicht von Bedeutung.“

 

Der bedeutende Mensch ist ein Mensch, an dem viele andre sich klar werden. Er greift in ihr Unbewusstes und Unterbewusstes und stärkt dort das ihm Verwandte. Christian Morgenstern

 

Konfuzius sprach: „Wer es verdient, als bedeutender Staatsmann bezeichnet zu werden, der dient dem Herrscher nur auf dem rechten Weg. Und findet er, dass dies nicht möglich ist, dann tritt er zurück.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

BEGABUNGEN

Gott hat jedem Menschen eine Lebensaufgabe zugedacht, die er erfüllen soll. Wer aber noch nicht weiß, welche seine ist, kann sich an vier Punkten orientieren: (1.) An seiner Verortung in der Welt, d.h. an der Stellung, die ihm durch seine Geburt zugewiesen wurde. (2.) An seiner Ausstattung mit Begabungen und „Pfunden“, mit denen sich „wuchern“ lässt. (3.) Daran, dass sich ein Beruf als konkrete Form der Nächstenliebe verstehen lassen muss. Und (4.) an dem Bedarf und der Not, mit der Gott ihn konfrontiert. Dass ein Mensch aber zu gar nichts Gutem berufen wäre und zu gar nichts taugte, kommt in Gottes Ordnung nicht vor.

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BEGEHREN, BEGIERDE

Es scheint normal, dass Menschen ständig etwas begehren und auf etwas aus sind. Doch dürfen wir uns von unerfüllten Wünschen nicht beherrschen lassen. Denn (1.) währt die Freude über Erreichtes immer nur kurz. (2.) verhindert ständiges Begehren die dankbare Würdigung des Gegebenen. (3.) Bringt uns ungestilltes Begehren in Versuchung, uns das Begehrte, wenn wir‘s anders nicht haben können, auf unrechtmäßigem Wege zu verschaffen. Und (4.) verdrängt das Begehren irdischer Güter das Streben nach Gott und seinem Reich, das viel wichtiger wäre. 

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„Es können zwar die Kreaturen ihren Liebhabern eine zeitliche und augenblickliche Lust bringen; aber die Begierden können sie mit nichten sättigen. Denn zu gleicher Weise wie ein Gefäß keinen andern Saft denen, so daraus schöpfen, geben kann, denn nur den, welcher darinnen ist, also geben auch die Kreaturen, welche sehr dürftig sind, ihren Liebhabern einen solchen Saft, damit sie durchaus nicht zufrieden noch begnüget sein. Und gleichwie das Auge nicht satt wird durch das Sehen, und das Ohr durch das Hören; also wird auch des Menschen Herz nicht satt durch den Affekt und die Begierde der Erkenntnis des Verlangens. Es suchet mit Ängsten, dass es möge finden dasjenige, in welchen es fröhlich ruhen könne. Wenn aber des Menschen Herz Gott ergreifet, alsdann freuet sich der Geist, welcher nun in Gott satt worden ist, und spricht: Herr, wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erden, Ps. 73,25. Und: Das ist das ewige Leben, dass sie dich wahren Gott, und den du gesandt hast, Jesum Christum, erkennen, Joh. 17,3. In dieser Erkenntnis stehet und ist endlich die rechte Ruhe der Seelen, die Genüge des Herzens und das ewige Leben.“ (Johann Arndt)

 

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Du bist frei von dem, auf das du nicht hoffst, und Sklave dessen, was du begehrst. Ibn Ata Allah

 

Nie hat ein Mensch nach irgend etwas so sehr begehrt, wie Gott danach begehrt, den Menschen dahin zu bringen, dass er ihn erkenne. Gott ist allzeit bereit, wir aber sind sehr unbereit; Gott ist uns nahe, wir aber sind ihm sehr fern; Gott ist drinnen, wir aber sind draußen; Gott ist in uns daheim, wir aber sind in der Fremde. Meister Eckhart

 

Du sollst nicht zu sein begehren, was du nicht bist, sondern nur einfach etwas von deiner Pflicht zu tun versuchen, Tag um Tag. Denn es ist viel schwerer, einen Tag in wahrhafter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von Anfang bis Ende zu verleben, als ein Jahr in großen Absichten und hochfliegenden Plänen. Christian Morgenstern

 

Ehe man etwas brennend begehrt, soll man das Glück dessen prüfen, der es besitzt. Rochefoucauld

 

Gott hat seine Liebe ausgebreitet in alle Kreatur und ist doch in sich selbst eins. Da an allen Kreaturen, an jeder einzelnen, etwas Liebenswertes ist, darum liebt jede Kre­atur, die vernünftig ist, etwas an der anderen, das ihr gleicht. So verlangen die Frauen manchmal nach etwas Rotem, weil der Anblick des Roten ihnen Lust bereitet, und weil das nicht alles ist, was sie erfreut, verlangen sie ein anderes Mal nach Grünem. Doch kann ihr Begehren nicht dauerhaft erfüllt werden, und zwar deshalb, weil sie nicht bei der einfachen Lust bleiben. Sie nehmen das Tuch hinzu, den Träger der Farbe, die lusterregend er­scheint. Da so an jeder Kreatur etwas Lusterregendes auf­scheint, darum lieben die Menschen bald dies und bald das. Nun sieh vom „dies“ und „das“ ab; was dann übrig bleibt, das ist rein nur Gott. Meister Eckhart

 

Gott jagt mit seiner Liebe alle Kreaturen damit, dass sie Gott zu lieben begehren. Wenn mich einer fragte, was Gott wäre, so würde ich jetzt so antworten: Gott ist ein Gut, das mit seiner Liebe alle Kreaturen jagt, auf dass sie ihn ihrerseits wieder jagen: so lustvoll ist es für Gott, dass er von der Kreatur gejagt wird. Meister Eckhart

 

Unbedacht redende Leute behaupten, glücklich seien alle, die lebten, wie es sie gelüste. Das ist freilich falsch. Denn Schlechtes zu begehren, ist selbst schon größtes Unglück. Cicero

 

Begierde ist des Menschen Wesen selbst. Spinoza

 

Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug. Epikur

 

Die Begierde kommt ohne besonderen Anlass, wie Flöhe und Läuse, Liebe aber ist dann da, wenn wir anderen dienen wollen. Martin Luther

 

Begeisterung

Begeisterung ohne Wissen ist wie Rennen in der Dunkelheit. Aus den USA

 

Ohne Begeisterung ist noch nie etwas Großes geschaffen worden. Ralph W. Emerson

 

Begräbnis

„Die Heilige Schrift befiehlt, die Leiber der Gläubigen. weil sie Tempel des Heiligen Geistes sind und man mit Recht an ihre Auferstehung am jüngsten Tage glaubt, schicklich und ohne Aberglauben der Erde zu übergeben, aber auch der Gläubigen ehrend zu gedenken, die im Herrn selig entschlafen sind, und ihren Hinterlassenen, wie Witwen und Waisen, alle Dienste christlicher Bruderliebe zu erweisen. Darüber hinaus gibt es nach unserer Lehre nichts für die Toten zu sorgen. (…..) Denn wir glauben, dass die Gläubigen nach dem Tode des Leibes geradewegs zu Christus gehen und deshalb weder der Unterstützung noch der Fürbitte der Lebenden, noch all ihrer Dienste irgendwie bedürfen. Ebenso glauben wir, dass die Ungläubigen geradewegs in die Hölle gestürzt werden, aus der man den Gottlosen durch keinerlei Dienste der Lebenden einen Ausgang schafft.“ (Heinrich Bullinger)

 

„Die Erde nimmt die Leiber der Verstorbenen in ihren Schoß auf, wie eine Mutter die des Lichts beraubten Kinder; denn von Erde sind sie gekommen und zur Erde müssen sie zurückkehren. Die Erde ist das gemeinsame Hospital aller sterblichen Pilger. Ist jemand unnütz für die Welt, vom Alter aufgerieben und hässlich von Gestalt, also dass ihn keiner mehr im Hause lassen oder im Bette leiden mag, so öffnet doch sie ihren mitleidigen Busen. Ohne Ansehen der Person beherbergt sie alle Söhne und Töchter Adams: Arme und Reiche, Untertanen und Fürsten, Laien und Geistliche. Da liegen sie mit kurzer Hülle bedeckt und schlafen, bis die letzte Posaune ertönen und Christus in großer Herrlichkeit mit seinen heiligen Engeln erscheinen wird.“

Thomas von Kempen (+1471)

 

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Der Prunk der Begräbnisse dient mehr der Eitelkeit der Lebenden als der Ehrung der Toten. Rochefoucauld

 

Beharrung im Glauben

„Diejenigen, welche Gott in seinem Geliebten angenommen hat und die durch seinen Geist wirksam berufen und geheiligt sind, können weder völlig noch endgültig aus dem Stand der Gnade fallen; vielmehr werden sie mit Sicherheit darin beharren und auf ewig gerettet werden. Diese Beharrung der Heiligen beruht nicht auf ihrem eigenen Willen, sondern auf dem unveränderlichen Ratschluss der Erwählung, der aus der freien und unwandelbaren Liebe Gottes des Vaters entspringt, und darauf, dass Jesus Christus durch sein Verdienst für sie wirksam eintritt, der Heilige Geist und das lebendige Wort Gottes in ihnen bleibt, wie auch auf der Natur des Gnadenbundes; aus dem allen entsteht auch die Gewissheit und vollkommene Zuversicht darüber.“ (Westminster Bekenntnis)

 

„Viele ermatten im Ringen nach dem Reich Gottes, und gehen damit der Seligkeit des ewigen Lebens verlustig. So steigt einer wohl einen Berg hinan, hinter dem sich herrliche Auen ausbreiten, und kehrt in der Mitte des Weges aus Trägheit wieder um. So lässt einer, der grünes Holz in Brand stecken soll, da es ihm sofort nicht gelingen will, Rauch und Reis in Stich, nachdem er in seiner Ungeduld alles auseinandergestreut. So wirft der Affe die Nuss von sich, deren Schale ihm bitter schmeckt, ohne bis zur Süßigkeit des Kerns einzudringen. So ergreift der Soldat, dem die Belagerung der Stadt zu lange währt, die Flucht und nimmt sich alle Hoffnung auf Lohn und Beute.“

Gerson (+1429)

 

BEHEIMATUNG UND VERORTUNG

Wenn Menschen sich in ihrem Land, ihrer Sprache und Kultur verwurzelt fühlen, ist das nicht zuerst als Problem zu sehen, sondern als gute Gabe des Schöpfers, der seine Geschöpfe nicht „ortlos“ in der Welt herumirren lässt. Nur muss, wer solche Beheimatung für sich in Anspruch nimmt, sie auch den anderen gönnen. Und wo das „Wir-Gefühl“ zur Ideologie wird, kann ein Christ nicht mehr mitgehen. Denn die Unterscheidung des Fremden und die Abwertung des Fremden sind sehr verschiedene Dinge, die man keinesfalls verknüpfen oder vermengen darf. 

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Beichte

„Weil die Absolution oder Kraft des Schlüssels auch eine Hilfe und Trost wider die Sünde und das böse Gewissen ist, im Evangelium durch Christus gestiftet, so soll man die Beichte oder Absolution beileibe nicht abkommen lassen in der Kirche, besonders um der blöden Gewissen willen, und auch um des jungen, rohen Volkes willen, damit es verhört und unterrichtet werde in der christlichen Lehre. Die Aufzählung der Sünden aber soll einem jeden frei sein, was er erzählen oder nicht erzählen will; denn solange wir im Fleisch sind, werden wir nicht lügen, wenn wir sagen: „Ich bin ein armer Mensch voller Sünde“, Röm 7,23: „Ich fühle ein anderes Gesetz in meinen Gliedern“ etc.; denn weil die Privat-Absolution von dem Amt der Schlüssel herkommt, soll man sie nicht verachten, sondern hoch und wert halten wie alle anderen Ämter der christlichen Kirche.“ (Martin Luther)

 

„Bekennet einer dem andern seine Sünden“ (Jak. 5,16). Wer mit seinem Bösen allein bleibt, der bleibt ganz allein. Es kann sein, dass Christen trotz gemeinsamer Andacht, gemeinsamen Gebetes, trotz aller Gemeinschaft im Dienst allein gelassen bleiben, dass der letzte Durchbruch zur Gemeinschaft nicht erfolgt, weil sie zwar als Gläubige, als Fromme Gemeinschaft miteinander haben, aber nicht als die Unfrommen, als die Sünder (…). Aller Schein hatte vor Christus ein Ende. Das Elend des Sünders und die Barmherzigkeit Gottes, das war die Wahrheit des Evangeliums in Jesus Christus. In dieser Wahrheit sollte seine Gemeinde leben. Darum gab er den Seinen die Vollmacht, das Bekenntnis der Sünde zu hören und die Sünde in seinem Namen zu vergeben. „Welchen ihr die Sünden vergebt, denen sind sie vergeben, welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten“ (Joh. 20,23). Damit hat Christus uns die Gemeinde und in ihr den Bruder zur Gnade gemacht. Er steht nun an Christi Statt. Vor ihm brauche ich nicht mehr zu heucheln. Vor ihm allein in der ganzen Welt darf ich der Sünder sein, der ich bin; denn hier regiert die Wahrheit Jesu Christi und seine Barmherzigkeit. Christus wurde unser Bruder, um uns zu helfen; nun ist durch ihn unser Bruder für uns zum Christus geworden in der Vollmacht seines Auftrages. Der Bruder steht vor uns als das Zeichen der Wahrheit und der Gnade Gottes. Er ist uns zur Hilfe gegeben. Er hört unser Sündenbekenntnis an Christi Statt, und er vergibt uns unsere Sünde an Christi Statt. Er bewahrt das Geheimnis unserer Beichte, wie Gott es bewahrt. Gehe ich zur brüderlichen Beichte, so gehe ich zu Gott (…). Die ausgesprochene, bekannte Sünde hat alle Macht verloren. Sie ist als Sünde offenbar geworden und gerichtet. Sie vermag die Gemeinschaft nicht mehr zu zerreißen. Nun trägt die Gemeinschaft die Sünde des Bruders. Er ist mit seinem Bösen nicht mehr allein, sondern er hat sein Böses mit der Beichte „abgelegt“, Gott hingegeben. Es ist ihm abgenommen. Nun steht er in der Gemeinschaft der Sünder, die von der Gnade Gottes im Kreuze Jesu Christi leben. Nun darf er Sünder sein und doch der Gnade Gottes froh werden (…). Die Beichte steht in der Freiheit des Christen. Aber wer wird eine Hilfe, die Gott anzubieten für nötig gehalten hat, ohne Schaden ausschlagen? (…) Wer kann unsere Beichte hören? Wer selbst unter dem Kreuz lebt. Wo das Wort vom Gekreuzigten lebendig ist, dort wird auch brüderliche Beichte sein.“ (Dietrich Bonhoeffer)

 

„Mancher wird sich einst wundern, wenn ihm der liebe Gott alle die Sonntage vorrechnen wird, an welchen er ihn hat absolvieren wollen, und er hat es nicht geglaubt, hat Gott zum Lügner gemacht; wie oft er an des Himmels Tor gestanden hat, und er hat nicht hineingehen wollen. – „Wer’s nicht annimmt, der hat freilich nichts; der Schlüssel fehlet darum nicht. Viel gläuben dem Evangelio nicht, aber das Evangelium fehlet und lüget darum nicht. Ein König gibt dir ein Schloss; nimmst du es nicht an, so hat der König darum nicht gelogen, noch gefehlet, sondern du hast dich betrogen und ist deine Schuld, der König hat’s gewiss gegeben.“ – Das müssen Sie anwenden auf die Absolution. Da gibt Gott allen Vergebung. Und die Sünde ist dir wirklich vergeben, wenn du es auch nicht glaubst, sondern im Unglauben dich herumdrehst und denkst: „Was kann mir der elende Mensch vergeben?“ Ach du armer Mensch! Der vergibt dir ja die Sünden nicht, sondern Gott selbst tut es. Der Prediger kann selbst ein Kind der Hölle sein, und deine Sünden werden dir durch die von ihm gesprochene Absolution doch vergeben. Warum? Weil er es in Gottes Namen und in Gottes Auftrag tut. So hat oft ein König einen gottlosen Diener geschickt, und die Befehle, die durch ihn an die Untertanen ergingen, waren doch ebenso gültig, als wenn der König sie selbst erteilt hätte mit seinem eigenen Munde.“ (C. F. W. Walther)

 

„Gerechter Gott, barmherziger Vater, ich elender und unwürdiger Mensch bekenne, dass ich nicht allein in Sünden empfangen und geboren bin, sondern auch meine ganze Lebenszeit, von meiner frühesten Kindheit an bis auf die gegenwärtige Stunde, in vielen und schweren Sünden zugebracht habe. Denn ich habe nicht dich, meinen Herrn und Gott, von ganzem Herzen, von ganzer Seele, von allen Kräften und von ganzem Gemüte geliebt und gefürchtet, habe auch nicht auf dich über alles vertraut, deinen heiligen Namen nicht von ganzem Herzen angerufen und gelobt, sondern denselben zum Fluchen, Schwören, Lügen und Trügen missbraucht. Die Predigt deines heiligen Wortes habe ich öfters versäumt, verachtet, und nach derselben sehr wenig mein Leben eingerichtet und gebessert. Meinen liebsten Eltern und meinen Vorgesetzten bin ich ungehorsam gewesen; dazu habe ich meinen Nächsten nicht geliebt, wie mich selbst; sondern habe ihn gehasst, verachtet, geärgert, bin ihm selbst zum Schaden gewesen, und habe zugelassen, dass ihm andere Schaden zufügten. In Worten und Werken war ich leichtsinnig und schmutzig; in meinen täglichen Geschäften und Handlungen gebrauchte ich mancherlei Unredlichkeiten wider die Nächstenliebe; ich habe auch meinen Nächsten fälschlich belogen, verraten, ihm afterredet und bösen Leumund gemacht. In Summa, ich bin in bösen Dingen verstrickt gewesen, und habe mich noch daran ergötzt. Ich bin hochmütig, geizig, wollüstig, jähzornig, verschwenderisch, neidisch und träg gewesen; überdies habe ich meinen Nächsten zum Sündigen gereizt und unterstützt; und so habe ich meinen heiligsten Taufbund übertreten. Und was ich jemals wider dich gesündigt habe, mit Worten, oder Werken, oder Gedanken, öffentlich oder heimlich, auch alle meine unbekannten und verborgenen Vergehungen, deren du, o Herzenskündiger, mich schuldig erkennst, besser, als ich mir selbst bewusst bin; diese alle bekenne ich mit zerknirschtem und gebeugtem Herzen; ja, ich bin ein unnützer Knecht, und habe gesündigt in den Himmel, und vor dir, und bin nicht mehr wert, dein Sohn zu heißen, oder meine Augen zu dir aufzuheben! Denn ich habe dich mit vielen und sehr schweren Sünden stark beleidigt; ich habe meine arme Seele und mein Gewissen übermäßig mit begangenen Ungerechtigkeiten beschwert, die mich drücken, und mir wie eine schwere Last zu schwer geworden sind. Daher komme ich jetzt, da ich noch Gnade und Erbarmung finden kann, zu dir, und appelliere von deiner strengen Gerechtigkeit an deine grenzenlose Barmherzigkeit. O Herr, Gott, sei mir armen Sünder gnädig, vergib mir meine Sünden, nimm zu deren Bezahlung an, ich bitte dich, das unschuldige Sterben Jesu Christi, deines lieben Sohnes, und verleihe mir Besserung meines Lebens! Amen.“ (Johann Habermann)

 

Beispiel

Wenige Dinge auf Erden sind lästiger als die stumme Mahnung, die von einem guten Beispiel ausgeht. Mark Twain

 

Bekanntheit

Konfuzius sprach: „Es bekümmert mich nicht, dass ich ohne Amt und Würden bin. Ich sorge mich vielmehr, dass es mir an Fähigkeiten und eigenem Vermögen mangelt. Auch betrübt es mich nicht, unbekannt zu sein. Es geht mir nur darum, würdig zu sein, dass man mich kennt.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

BEKEHRUNG

1.

Was der Heilige Geist im Menschen bewirkt, ist verwirrend vielfältig – es geht aber alles auf einen großen Perspektivwechsel zurück: Das organisierende Zentrum des normalen Menschen liegt in seinem Bedürfnis, sich wunschgemäß in der Welt einzurichten. Das organisierende Zentrum des Christen liegt hingegen jenseits der eigenen Person in Gott. Unter dem Einfluss des Heiligen Geistes will er Gott-gemäß in der Welt sein. Und das verändert all sein Wahrnehmen, Bewerten und Handeln. Statt „autonom“ von und für sich selbst zu leben, möchte er „theonom“ von Gott und auf Gott hin leben. Durch Gottes Geist findet er seine Mitte – findet sie aber nicht in sich selbst, sondern in Gott.

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2.

Die Gewissheit des Glaubenden ist nicht „begründet“, sondern ist begründend. Sie beruht nicht auf Erfahrungen, sondern liegt allen religiösen Erfahrungen voraus, als das, was sie ermöglicht. Glaubensgewissheit steht also nicht als Ergebnis am Ende einer Argumentation, sondern als Voraussetzung an ihrem Anfang. Sie verändert nicht Urteile, sondern zuerst den Urteilenden. Sie ist kein Impuls, den man erdenkt, sondern einer, dem man erliegt. Wer aber braucht für solches „Erliegen“ Gründe? Begründet der Surfer die Welle, die ihn mitreißt?

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3.

Oft wird der Eindruck erweckt, psychologische und theologische Erklärungsmuster stünden sich als Alternativen gegenüber. Man unterstellt, dass dort, wo „Natur“ wirkt, nicht „Gott“ wirken könne – und umgekehrt. Doch für den Glaubenden ist es selbstverständlich, dass Gott natürliche Prozesse in seinen Dienst nimmt. Wie Brot ein Produkt des Bäckers und ein Geschenk Gottes sein kann, kann Glaube ein psychischer Prozess und eine Wirkung des Heiligen Geistes sein, ohne dass diese beiden Dimensionen derselben Sache einander stören müssten.

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4.

„Buße tun“ bedeutet nicht, eine verdiente Strafe zu erleiden, sondern den Richtungswechsel zu vollziehen, der uns diese Strafe erspart. Denn wo Buße ist, wird Glaube folgen. Der Glaube empfängt Vergebung. Und wer die hat, ist gerettet. Der Bußruf lädt also Gottes „verlorene Söhne“ zur Heimkehr ein. Und für jeden, der Satan durch die Lappen geht, feiert der Himmel eine Party. Ohne Buße geht’s aber nicht. Denn solange wir versuchen, uns zu rechtfertigen, wird Gott uns verdammen. Und erst wenn wir uns verdammen, wird er uns rechtfertigen.

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5.

Eine heilvolle Beziehung zwischen Gott und Mensch kommt nicht dadurch zustande, dass der Mensch sie wünscht, sondern dadurch, dass Gott ihn in diese Beziehung beruft. Er tut das äußerlich durch das verkündigte Evangelium und innerlich durch den Heiligen Geist. Und wer diesem Ruf folgend zu Christus kommt, den wird er nicht hinausstoßen. Ein „unverbindliches Angebot“ ist das aber nicht. Denn die übermittelte Botschaft berechtigt uns nicht bloß, sondern verpflichtet uns auch, der Berufung zu folgen. Gott stellt sein freundliches Berufen nicht zur Diskussion, sondern fordert unseren Gehorsam.

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„Die Bekehrung ist diejenige Tätigkeit der aneignenden Gnade des Heil. Geistes, nach welcher derselbe einen geistlich toten Menschen aus dem Stand der Sünde und des Zorns in den Stand der Gnade und des Glaubens versetzt, um ihn des ewigen Lebens teilhaft zu machen.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Gott bekehrt den bußfertigen Sünder, dass sein Verstand zur Erkenntnis Gottes und seines gnädigen Willens erleuchtet, der Wille und alle Kräfte von der Sünde zu Gottes Liebe, Gehorsam und Gerechtigkeit gewendet werden, und er, so viel möglich, nach göttlichem Wohlgefallen alle sein Tun und Leben anstelle.“ (Nikolaus Hunnius)

„Ist nun wahre Bekehrung zu Gott und der wahre Glaube da, so ist auch Vergebung der Sünden und Gottes Gnade da; ist Gottes Gnade da, so ist Christus da, denn außer ihm ist keine Gnade; ist Christus da, so ist sein teures Verdienst auch da; ist sein Verdienst da, so ist die Bezahlung unserer Sünden da; ist die Bezahlung für unsere Sünden da, so ist die Gerechtigkeit da; ist die Gerechtigkeit da, so ist Friede und ein fröhliches Gewissen da: denn Gerechtigkeit und Friede küssen sich mit einander, Ps. 85,11. Ist nun ein fröhliches Gewissen da, so ist der heilige Geist da; ist der heilige Geist da, so ist auch Freude da, denn er ist ein freudiger Geist; ist aber Freude da, so ist das ewige Leben auch da, denn das ewige Leben ist ewige Freude.“ (Johann Arndt)

 

„Ich danke dir, mein Gott, dass du mein hartes und unbußfertiges Herz umgewandelt, dass du mein steinernes Herz weggenommen und mir ein fleischernes Herz gegeben hast. Es war mein eigenes Werk, dass ich in die Schuld fiel; aber ich vermochte nicht aus mir selbst wieder zur Buße aufzustehen. Ich konnte durch mich abirren; aber nur durch dich konnte ich auf den Weg zurückkehren. Wie der, welcher von seiner Mutter Leibe verkrüppelt geboren wird, nicht mit natürlichen Mitteln gerade gemacht werden kann, sondern durch göttliche Kraft aufgerichtet werden muss: so war meine Seele, mit jener geistigen Verkrüppelung zur Sünde und zu irdischen Dingen geboren; daher konnte sie durch keine menschlichen Kräfte, sondern allein durch deine Gnade aufgerichtet werden, dass sie zu deiner Liebe und zum Verlangen nach himmlischen Gütern aufstand. Ich konnte mich durch mancherlei Sünden auf’s Schändlichste verunstalten; aber du allein konntest mich wiederherstellen. Wie ein Mohr seine Haut nicht wandeln kann, noch ein Parder seine Flecken, so konnte ich nicht Gutes tun, der ich dem Eifer auf’s Böse ergeben war. Du, mein Gott, hast mich bekehrt, und ich bin bekehrt; nachdem ich durch dich bekehrt war, tat ich Buße, und nachdem mir’s gezeigt war, schlug ich vor Schmerz auf meine Hüften. Ich war tot in Sünden, und du hast mich lebendig gemacht. So viel ein Toter zu seiner Wiedererweckung beitragen kann, so viel konnte ich auch zu meiner Bekehrung beitragen. Wenn du mich nicht gezogen hättest, so wäre ich nie zu dir gekommen; wenn du mich nicht erweckt hättest, so wäre ich nie für dich erwacht; wenn du mich nicht erleuchtet hättest, so hätte ich dich nie gesehen. Die Sünden waren mir süßer, als Honig und Honigseim; dass sie mir nun bitter und herbe sind, verdanke ich dir, der du mir einen geistigen Geschmack geschenkt hast. Die Werke der Tugend waren mir bitterer, als Galle und Aloe; dass sie mir nun angenehm und süß sind, verdanke ich dir allein, der du das verdorbene Urteil meines Fleisches durch den Geist umgewandelt hast. Ich ging in der Irre, wie ein Schaf, das verloren gegangen ist, und wich auf den Weg der Bosheit ab; du aber, guter Hirte, hast mich wieder gesucht, und zur Herde der Heiligen zurückgeführt. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht; denn es war eine große und finstere Wolke vor meinen Augen, die nach dem Eiteln blickten, welche mich hinderte, dass ich das Licht der Wahrheit nicht sah. Spät erkannte ich dich, du wahres Licht, weil ich blind war, und die Blindheit liebte, und durch die Finsternis der Sünden der Finsternis der Hölle zuwandelte; aber du hast mich erleuchtet, und hast den gesucht, der dich nicht suchte, und den gerufen, der dir nicht rief, und den bekehrt, der sich nicht zu dir bekehrte, und hast mit allmächtig wirksamer Stimme gesprochen: Es werde Licht im Innern dieses Herzens! und es ward Licht, und ich sah dein Licht, und erkannte meine Blindheit. Über jene unermessliche Wohltat will ich deinen Namen ewiglich preisen! Amen. Amen.“ (Johann Gerhard)

 

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Wenn sich die Mehrheit zur richtigen Ansicht bekehrt, dann sicherlich aus den falschen Gründen. Philip Dormer Stanhope

 

BEKENNTNIS

1.

Das Bekenntnis ist ein kommunikativer Sonderfall, bei dem der Sprecher zugleich mit seiner Ansicht über „etwas“ auch „sich selbst“ offenbart, denn das Bekenntnis schließt in der Sachaussage eine Selbstaussage mit ein: Wer Jesus als den Christus bekennt, sagt damit ebenso viel über Jesus wie über sich selbst. Er kann nicht mehr anders zu sich selbst stehen, als indem er öffentlich zu seinem Glauben steht. Und weil Christus das nicht nur vom Einzelnen, sondern auch von der Gemeinde erwartet, gibt es keine christliche Kirche, die nicht „Bekenntniskirche“ wäre. 

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2.

Ein Theologe ist ein Wissenschaftler, den seine Materie beherrscht. Er hat sein Wissen nicht, ohne dass es ihn hat. Und er begreift nicht, ohne in das Begriffene mit Haut und Haar inbegriffen zu sein. Denn das Objekt seiner Studien ist das Subjekt seines Lebens. Nicht er hat sich des Themas, das Thema hat sich seiner bemächtigt – und während er urteilt, weiß er sich beurteilt. Anders können Theologen der tatsächlichen Rollenverteilung zwischen Gott und Mensch nicht entsprechen. Nutzt einer aber die reflexive Distanz, um den christlichen Standpunkt (unter ständigem Beschreiben, Erwägen, Würdigen, Umkreisen) niemals einzunehmen, so mag der sein, was er will – ein Theologe ist er nicht.

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3.

Gottes ist die alles bestimmende Wirklichkeit. Er übersteigt bei weitem, was ein Mensch zu denken vermag. Und obwohl er immer ein und derselbe ist, begegnet er uns doch dreifach, als Vater, als Sohn und als Heiliger Geist. Gemessen an seiner Lebendigkeit sind alle tot. Gemessen an seiner Weisheit ist jeder töricht. Gemessen an seiner Unendlichkeit ist es überall eng. Gott ist nirgends nicht. Was er will, das kann er. Und zu allem hat er das Recht. Für die, die zu ihm flüchten, ist er ein Fels und eine feste Burg. Für seine Feinde aber Abgrund und verzehrendes Feuer.

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„Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ Mt. 10,32. Gnadenvolle Verheißung! Es ist eine große Freude für mich, meinen Herrn zu bekennen. Was auch meine Fehler sein mögen, ich schäme mich nicht meines Jesu und fürchte mich auch nicht, die Lehren von seinem Kreuz zu verkünden. O Herr, ich habe nicht deine Gerechtigkeit in meinem Herzen verborgen. Süß ist die Aussicht, die der Text mir eröffnet! Freunde verlassen mich und Feinde frohlocken, aber der Herr verleugnet seinen Knecht nicht. Ohne Zweifel wird der Herr mich auch hier noch anerkennen und mir neue Zeichen seiner Gunst geben. Aber es kommt ein Tag, wo ich vor dem großen Vater stehen muss. Was für eine Seligkeit, zu denken, dass Jesus mich dann bekennen will! Er wird sagen: „Dieser Mann vertraute mir wahrhaft und war willig, um meines Namens willen Schmach zu leiden: und deshalb erkenne ich ihn als den meinen an.“ Neulich wurde ein großer Mann zu einem Ritter gemacht und die Königin übergab ihm ein mit Juwelen besetztes Hosenband; aber was ist das! Es wird eine Ehre über alle Ehren sein, wenn der Herr Jesus uns bekennt in Gegenwart der göttlichen Majestät in dem Himmel.“ (Charles H. Spurgeon)

 

„Die Symbole sind Schriften, in denen die Kirche die Summe der Lehren zusammenfasst, um damit ein Zeugnis ihres Glaubens zu geben und sich selbst von der Irrlehre und den irrlehrenden Gemeinschaften abzusondern.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Ich glaube, dass mich Gott geschaffen hat samt allen Kreaturen, mir Leib und Seele, Augen, Ohren und alle Glieder, Vernunft und alle Sinne gegeben hat und noch erhält; dazu Kleider und Schuh, Essen und Trinken, Haus und Hof, Weib und Kind, Acker, Vieh und alle Güter; mit allem, was not tut für Leib und Leben, mich reichlich und täglich versorgt, in allen Gefahren beschirmt und vor allem Übel behütet und bewahrt; und das alles aus lauter väterlicher, göttlicher Güte und Barmherzigkeit, ohn all mein Verdienst und Würdigkeit: für all das ich ihm zu danken und zu loben und dafür zu dienen und gehorsam zu sein schuldig bin. Das ist gewisslich wahr. Ich glaube, dass Jesus Christus, wahrhaftiger Gott vom Vater in Ewigkeit geboren und auch wahrhaftiger Mensch von der Jungfrau Maria geboren, sei mein Herr, der mich verlornen und verdammten Menschen erlöset hat, erworben, gewonnen von allen Sünden, vom Tode und von der Gewalt des Teufels; nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem heiligen, teuren Blut und mit seinem unschuldigen Leiden und Sterben; damit ich sein eigen sei und in seinem Reich unter ihm lebe und ihm diene in ewiger Gerechtigkeit, Unschuld und Seligkeit, gleichwie er ist auferstanden vom Tode, lebet und regieret in Ewigkeit. Das ist gewisslich wahr. Ich glaube, dass ich nicht aus eigener Vernunft noch Kraft an Jesus Christus, meinen Herrn, glauben oder zu ihm kommen kann; sondern der Heilige Geist hat mich durch das Evangelium berufen, mit seinen Gaben erleuchtet, im rechten Glauben geheiligt und erhalten; gleichwie er die ganze Christenheit auf Erden beruft, sammelt, erleuchtet, heiligt und bei Jesus Christus erhält im rechten, einigen Glauben; in welcher Christenheit er mir und allen Gläubigen täglich alle Sünden reichlich vergibt und am Jüngsten Tage mich und alle Toten auferwecken wird und mir samt allen Gläubigen in Christus ein ewiges Leben geben wird. Das ist gewisslich wahr.“ (Martin Luther)

 

Beklagenswert

Wenn der Mensch seine eigentliche Aufgabe nicht erfüllt, ist es, als ob du ein Schwert aus feinstem indischen Stahl, wie man es in königli­chen Schatzkammern findet, brächtest und es dann zu einem Schlachtermesser machtest, um angefaultes Rindfleisch damit zu schneiden, und dann sagtest: „Ich lasse dies Schwert nicht mü­ßig herumhängen; ich benutze es für etwas Nützliches!“ Oder als ob du einen goldenen Kessel brächtest und Rettich darin kochtest, wo man für ein einziges Körnchen seines Goldes hundert Töpfe kaufen könnte; oder als ob du ei­nen juwelenbesetzten Dolch als Nagel für einen Kürbis oder einen kaputten Krug verwendetest: „Doch, ich nutze ihn ja gut, ich hänge meinen Kürbis dran auf. Ich lasse den Dolch ja nicht nutzlos herumliegen!“ Wäre das nicht bekla­genswert und lächerlich? Rumi

 

Bekömmlich

„Ich bekomme mir nicht gut“, sagte jemand, um seinen Hang zur Gesellschaft zu erklären. „Der Magen der Gesellschaft ist stärker als der meinige, er verträgt mich.“ Friedrich Nietzsche

 

BELeidigungen

Eine Beleidigung kann nur in dem Maße verletzen, wie sie wahr ist. Ist sie aber nicht wahr, warum regen wir uns auf? Die Beweislast liegt bei dem, der böse von uns redet. Und unsere innere Integrität kann er mit seinem Vorwurf nicht verletzen – das können nur wir selbst. Haben wir vor Gott aber sehr viele Fehler, warum tun wir vor anderen Menschen, als hätten wir keine? Genügt es nicht, dass Gott uns die unverdiente Ehre angedeihen lässt, dass er uns erlösen will? Nur der alte Mensch sucht noch Ehre vor den Menschen. Der neue Mensch rühmt sich keines Dings, außer, dass Gott ihm gnädig ist – und kann dadurch seinen inneren Frieden gelassen bewahren.

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Beliebtheit

Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein gefallen, so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohlgefiele, lieber als irgend etwas anderes. Und wäre es so, dass ich ihm besser gefiele in einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifel darüber: ich trüge das schlichte Kleid lieber als irgendein anderes Kleid. So auch steht es mit einem, dem Gottes Wille gefällt: alles, was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm besser als irgend etwas anderes. Meister Eckhart

 

Zi-gong fragte: „Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?“ Konfuzius meinte: „Das ist noch nicht genug.“ „Und wenn einer bei allen verhasst ist?“ Darauf der Meister: „Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehasst wird.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

BELSAZARS GASTMAHL

Erg.

 

BERGPREDIGT

1.

Je nachdem, von welchem Glaubenssatz oder biblischem Thema die christliche Ethik ihren Ausgang nimmt, wird sie sich verschieden gestalten. Sie kann orientiert sein an (1.) Schöpfungstheologie, (2.) Schöpfungsordnungen, (3.) Gottebenbildlichkeit, (4.) Gesetz des Alten Testamentes, (5.) Goldenen Regel, (6.) Bergpredigt, (7.) Nachfolge, (8.) Liebe, (9.) Rechtfertigung, (10.) Menschwerdung, (11.) Eschatologie, (12.) Askese, (13.) „WWJD?“. Jeder dieser ethischen Ansätze hat seine Stärken und Schwächen. Einen echten Gegensatz gibt zwischen ihnen aber nicht.

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2.

Wer das reine Herz nicht hat, das er haben sollte, kommt immerhin schon einen Schritt voran, wenn er lernt, mit seiner Unreinheit nicht einverstanden zu sein und die eigenen Fehler nicht mehr zu entschuldigen. Denn solange die Vernunft nicht in die Versuchung einstimmt, geht auch die Liebe zu Gott nicht verloren. Solange der Wille in das Böse nicht einwilligt, hat der Teufel nicht gesiegt. Und solange unreine Gedanken dem Menschen nicht zur Lust, sondern zur Last sind, werden sie ihm auch nicht als Sünde angerechnet. Wenn wir uns allerdings mit dem anfreunden, was Gott an uns hasst, haben wir uns von ihm getrennt.

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BERUF

1.

Gott hat jedem Menschen eine Lebensaufgabe zugedacht, die er erfüllen soll. Wer aber noch nicht weiß, welche seine ist, kann sich an vier Punkten orientieren: (1.) An seiner Verortung in der Welt, d.h. an der Stellung, die ihm durch seine Geburt zugewiesen wurde. (2.) An seiner Ausstattung mit Begabungen und „Pfunden“, mit denen sich „wuchern“ lässt. (3.) Daran, dass sich ein Beruf als konkrete Form der Nächstenliebe verstehen lassen muss. Und (4.) an dem Bedarf und der Not, mit der Gott ihn konfrontiert. Dass ein Mensch aber zu gar nichts Gutem berufen wäre und zu gar nichts taugte, kommt in Gottes Ordnung nicht vor.

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2.

Gott hat unser Leben mit Arbeit verbunden, damit einer dem anderen mit seinen Kräften und Begabungen helfen kann. Der Schöpfer wollte, dass wir am Fördern und Erhalten fremden Lebens ebenso viel Freude finden wie er. Wenn dieser Segen aber für viele zum Fluch geworden ist, liegt das daran, dass wir den Sinn der guten Gabe durch Eigennutz und Konkurrenzdenken verkehren. Versäumen wir es, uns Gott als Mitarbeiter zur Verfügung zu stellen, so bringen wir uns selbst um die tiefe Befriedigung, die aus unserer Arbeit erwachsen könnte.

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BERUFUNG

Eine heilvolle Beziehung zwischen Gott und Mensch kommt nicht dadurch zustande, dass der Mensch sie wünscht, sondern dadurch, dass Gott ihn in diese Beziehung beruft. Er tut das äußerlich durch das verkündigte Evangelium und innerlich durch den Heiligen Geist. Und wer diesem Ruf folgend zu Christus kommt, den wird er nicht hinausstoßen. Ein „unverbindliches Angebot“ ist das aber nicht. Denn die übermittelte Botschaft berechtigt uns nicht bloß, sondern verpflichtet uns auch, der Berufung zu folgen. Gott stellt sein freundliches Berufen nicht zur Diskussion, sondern fordert unseren Gehorsam.

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„Die Berufung besteht darin, dass der Heil. Geist durch die Taufe und die äußerliche Predigt des Evangeliums als durch das an sich allzeit wirksame Mittel allen Sündern ohne Unterschied den gnädigen Willen Gottes in Christo zum Heil aller Welt bezeugt und die durch Christum erworbenen himmlischen Güter ihnen anbietet mit der ernstlichen Absicht, dass sie solchen Beruf wirklich annehmen und also durch Christum ewig selig werden.“ (Adolf Hoenecke)

 

Berühmtheit

Nicht, dass man dich nicht kennt, sei deine Sorge, sorge dafür, dass du des Kennens wert bist. Konfuzius

 

BESCHEIDENHEIT

Luther sagt: „Es ist nicht Demut, wenn einer leugnet, die Gaben zu haben, die Gott ihm gegeben hat.“ Demut ist darum keine alberne Selbstverachtung, die an der eigenen Person schlecht macht, was gut ist, sondern sie besteht darin, die eigenen Begabungen und Leistungen weder größer noch kleiner erscheinen zu lassen als sie sind, sie aber nicht sich selbst zuzuschreiben und zugutezuhalten, sondern allein dem Schöpfer, der sie gegeben und ermöglicht hat. Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich?

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Bescheidenheit ist eine Eigenschaft, für die der Mensch bewundert wird, falls die Leute je von ihm hören sollten. Edgar Watson Howe

 

Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde. Thomas von Kempen

 

Dies ist zugleich die Humanität des Genies und sein Stolz: ... Es ist bescheiden von der Nachtigall, dass sie nicht da­nach verlangt, dass jemand ihr zuhören soll; aber es ist auch stolz von der Nachtigall, dass sie überhaupt nichts davon wissen will, ob jemand ihr zuhört oder nicht. Sören Kierkegaard

 

Ein alter frommer Rabbi lag schwer krank im Bett, und seine treuen Schüler standen um sein Lager herum und lobten seine beispiellose Größe. „Seit Salomo gab es niemanden, der weiser wäre als er!” „Und sein starker Glaube gleicht dem unseres Vaters Abraham!” „Seine unendliche Geduld ist der Geduld des Hiob gleich!” „Wie Moses hat er einen vertrauten Umgang mit Gott selbst!” So sprachen die Schüler und bewunderten ihren Meister. Doch der schien keine Ruhe zu finden. Nachdem die Schüler gegangen waren, versuchte seine Frau ihn zu trösten: „Hast du gehört, wie deine Schüler deine Tugenden gelobt und dich bewundert haben? Warum bist du dann noch so betrübt?” - „Meine Bescheidenheit”, klagte der Rabbi, „meine große Bescheidenheit hat niemand von ihnen erwähnt!”

 

Manche Tugenden kann man erwerben, indem man sie lange Zeit heuchelt. Andere zu erringen, wird man umso unfähiger, je mehr man sich den Anschein gibt, sie zu besitzen. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Bescheidenheit. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Nur wenige Menschen sind bescheiden genug, um zu ertragen, dass man sie richtig einschätzt. Luc de Clapier Vauvenargues

 

Beschränktheit

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet. Goethe

 

Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht, und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: die Wahrheit fordert, dass wir uns für beschränkt erkennen sollen, der Irrtum schmeichelt uns, wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt. Goethe

 

BESessenheit

Es ist üblich geworden, die im Neuen Testament beschriebenen Dämonen als natürliche Erscheinungen zu erklären – oder sie für einen überwundenen Aberglauben zu halten. Aber sind sie aus unserer Erfahrungswelt wirklich verschwunden? Paul Tillich sagt: „Der Anspruch eines Endlichen, unendlich und von göttlicher Größe zu sein, ist das Charakteristikum des Dämonischen.“ Und so gesehen ist Dämonie etwas sehr Alltägliches. Es geht immer um Vorläufiges, das sich als letztgültig ausgibt. Etwas, das nicht Gott ist, übernimmt Gottes Rolle. Entsprechend fehlgesteuerte Menschen ruinieren sich selbst. Und schon freuen sich die gefallenen Engel, einen weiteren Menschen fallen zu sehen. 

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BESINNUNG

Wie jede gute Beziehung lebt auch unsere Gottesbeziehung vom regelmäßigen Kontakt. Darum sollen wir uns am Sonntag von Gott unterbrechen lassen und uns aller Ablenkung durch Arbeit oder Vergnügen entziehen: unsere Seele soll in Gott ruhen, und Gott in ihr, damit er Gelegenheit hat, sein heilvolles Werk an ihr zu tun. Diese Wohltat erfordert Zeit, weil sich die Revision einer Seele nicht „im laufenden Betrieb“ erledigen lässt. Aber sie ist nötig. Denn wer Gottes Zugriff nicht duldet und seinem Wirken nicht still hält, dessen Seele verkommt.

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BESITZ

1.

Der Glaube hat zu den Dingen der Welt eine besondere Beziehung, denn wo man etwas aus Gottes Hand empfängt, berührt der Umgang mit der Gabe immer auch die Beziehung zum Geber. Diese Beziehung leidet, wenn Gottes Gaben gegen seine Intention verwendet werden. Darum sind „weltliche“ Beziehungen dergestalt in die Gottesbeziehung zu integrieren, dass auch im Umgang mit den Dingen immer Gott das eigentliche Gegenüber bleibt. Alles muss am Altar „abgegeben“ und vom Altar her „zurückempfangen“ werden, damit der Gläubige nichts ohne Gott, sondern alles mit ihm und durch ihn „besitzt“.

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2.

Die Welt mit all ihren Gütern und Kreaturen ist Eigentum des Schöpfers. Menschen hingegen sind Gäste auf Gottes Grund und Boden. Sie „besitzen“ Güter nur in dem uneigentlichen Sinne, dass Gott ihnen erlaubt, Nutznießer zu sein. Er will aber, dass alle (!) Gäste seines Tisches auskömmlich versorgt werden. Und dieser Absicht hat all unser Wirtschaften zu folgen. D.h.: Wer die Güter der Erde zusammenrafft und anhäuft, um sie für sich zu „bunkern“, entzieht sie ihrer Bestimmung und ist (wenn nicht vor der Justiz, so doch zumindest vor Gott) ein Dieb.

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3.

Gottes schöne Erde ist so reich an Gütern, dass jeder satt werden könnte. Doch ist ein rücksichtsloser Streit entbrannt, weil jeder rafft und hortet, so viel er kann. Die Cleveren machen sich die Taschen voll, die weniger Geschickten kommen unter die Räder. Doch gibt es zum großen Verteilungskampf einen christlichen Gegenentwurf, weil ein Christ im Streben nach den Gaben nie den Geber vergisst. So sehr er der Güter bedarf, wird er sie doch nie anders als im Sinne des Spenders gebrauchen. Der hat sie nicht geschaffen, um einzelne reich, sondern um alle satt zu machen. Und dementsprechend gilt es zu handeln. Denn Gott selbst ist des Christen Glück und Ziel – die Güter der Erde sind es nicht.

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Der Glaube muss geprüft werden, weil er nur durch Konflikte in einen persönlichen Besitz verwandelt werden kann. Oswald Chambers

 

Der Hang der menschlichen Natur zu Neid und Missgunst ist so groß, dass man sich über die Vorzüge, die andere besitzen, mehr betrübt als über seine eigenen freut. Plutarch

 

Ehe man etwas brennend begehrt, soll man das Glück dessen prüfen, der es besitzt. Rochefoucauld

 

Einmal kam ein Mensch zu mir - es ist noch nicht lange her - und sagte, er hätte großen Besitz weggegeben, an Land und Gütern, zu dem Zweck, dass er seine Seele rettete. Da dachte ich: Ach, wie wenig und Unbedeu­tendes hast du doch losgelassen! Es ist eine Blindheit und eine Torheit, solange du noch auf das schaust, was du gelassen hast. Hast du dich selbst gelassen, dann hast du wirklich losgelassen. Wer die Gerechtigkeit liebt, dessen nimmt sich die Gerechtigkeit an und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit, und er ist die Ge­rechtigkeit. Meister Eckhart

 

Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß. Anonym

 

Wer nur den Ruhm verdient auch ohne ihn zu erhalten, besitzt bei Weitem die Hauptsache, und was er entbehrt, ist etwas, darüber er sich mit derselben trösten kann. Denn nicht, dass einer von der urteilslosen, so oft betörten Menge für einen großen Mann gehalten werde, sondern dass er es sei, macht ihn beneidenswert; auch nicht, dass die Nachwelt von ihm erfahre, sondern dass in ihm sich Gedanken erzeugen, welche verdienen, Jahrhunderte hindurch aufbewahrt und nachgedruckt zu werden, ist ein hohes Glück. Arthur Schopenhauer

 

Wer etwas besitzt, muss dessen Herr bleiben und darf nicht dessen Knecht werden. Martin Luther

 

Beständigkeit

„Und ich will dich wider dies Volk zur festen, ehernen Mauer machen: ob sie wider dich streiten, sollen sie dir doch nichts anhaben; denn ich bin bei dir, dass ich dir helfe und dich errette, spricht der Herr.“ Jer. 15,20. Beständigkeit in der Furcht Gottes und im Glauben wird einen Mann gleich einer ehernen Mauer machen, die niemand niederschmettern oder zerbrechen kann. Nur der Herr kann solche machen; aber wir haben solche Männer nötig in der Kirche und in der Welt, jedoch besonders auf der Kanzel. Gegen Männer der Wahrheit, die keinen Vergleich wollen, streitet dies Zeitalter der Unechtheit mit aller Gewalt. Nichts scheint Satan und seinen Samen so zu ärgern wie Entschiedenheit. Sie greifen heilige Festigkeit an, wie die Assyrer befestigte Städte belagerten. Aber wir freuen uns, dass sie denen nichts anhaben können, die Gott stark in seiner Stärke gemacht hat. Umhergeworfen von jedem Wind der Lehre, brauchen andre nur angeweht zu werden, und weg sind sie; aber die, welche die Lehren der Gnade lieben, weil sie die Gnade der Lehren besitzen, stehen gleich Felsen inmitten des tobenden Meeres. Woher diese Beständigkeit? „Ich bin bei dir, spricht der Herr“: das ist die wahre Antwort.“ (Charles H. Spurgeon)

 

BESTIMMUNG DES MENSCHEN

Der Mensch ist dazu bestimmt, Gottes Ebenbild zu sein. Doch ist dies nicht als „Gottähnlichkeit“ misszuverstehen. Gemeint ist vielmehr eine gegenbildliche Entsprechung wie sie zwischen Siegelring und Siegelabdruck besteht: Der Mensch ist bestimmt, zu empfangen, wo Gott schenkt, zu gehorchen, wo Gott befiehlt, zu folgen, wo Gott ruft. Bisher verfehlen alle Menschen dieses Ziel, bis auf einen: Jesus Christus ist das wahre Ebenbild Gottes und dadurch der Maßstab des wahrhaft Menschlichen.

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Besuch

Besuch ist wie Fisch - nach drei Tagen beginnt er zu stinken. Benjamin Franklin

 

Besuche machen immer Freude: Wenn nicht beim Kommen, dann beim Gehen. Aus Portugal

 

BETEN

1.

Eigentlich sollte das Beten einem Christen so natürlich sein wie das Atmen. Doch als „Anrede des Menschen an den Willen, den er über sich weiß“ wirkt das Gebet oft naiv oder anmaßend. Allerdings liegt seine Berechtigung gar nicht darin, dass es uns vernünftig und möglich erscheinen könnte, sondern allein darin, dass Gott es fordert. Er selbst beginnt das Gespräch durch sein biblisches Wort. Er redet uns an. Und nicht zu reagieren, wäre sehr unhöflich – zumal Gott selbst für gelingende Kommunikation sorgt: Es ist Gottes eigener Geist, der durch uns betet, wenn wir zu Gott beten.

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2.

Beten ist keine menschliche Möglichkeit, denn als Sünder sind wir „unreiner Lippen“ und haben Grund, den offenen Austausch mit Gott zu scheuen. Keine „Gebetstechnik“ vermag diese Distanz zu überwinden, solange wir im eigenen Namen beten. Das Gebet im Namen Christi dagegen findet Gehör, weil Christi Brüder und Schwestern seinen Vater mit Fug und Recht „Vater unser“ nennen dürfen. „Gebetstechnik“ spielt dabei keine Rolle. Denn der Heilige Geist vertritt uns vor Gott, wie es ihm gefällt.

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3.

Jesus hat seine Jünger gelehrt, dass sie nicht nur beten dürfen, sondern dass sie beten sollen. Der Sinn des Gebets liegt aber nicht darin, dass ich Gott über etwas informiere, was er sonst nicht wüsste, oder bei ihm etwas erreiche, was er mir sonst nicht gegeben hätte, sondern darin, dass ich mit Gott im Gespräch bin. Der Betende sucht Gottes Nähe um dieser Nähe willen. Das Ziel des Gebets liegt darum nicht irgendwo „jenseits“ des Gebets, so dass es nur Mittel zum Zweck wäre, sondern das Ziel liegt im Gebet selbst – in dem ich mich für Gott, und Gott sich für mich öffnet.

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4.

Ein Gebet versucht Gott nichts „abzuschwatzen“, was er nicht geben will, sondern bittet nur um das, was Gott aus Gnade zu geben versprochen hat – und fordert ihn auf, sich auch im Leben des Beters als der zu erweisen, der er nach biblischem Zeugnis ist und sein möchte. Gott wird zu nichts „überredet“, wird aber an seine Verheißungen erinnert. Bei deren Erfüllung möchte der Beter nicht übersehen werden, sondern macht betend auf sich aufmerksam, damit Gottes Güte auch auf ihn, seine Situation und seinen Umkreis Anwendung finde.

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„Beten heißt nicht, wenn der Mund viel Worte macht ohne Verstand und Gedanken, … sondern wenn die Seele oder das Herz sich erhebet zum Herrn, Ps. 25. 86. 143, hinzutritt zu dem Gnadenstuhl, Hebr. 5, Gott, der gegenwärtig ist und höret, in kindlicher Demut und herzlicher Andacht anspricht, Gal. 4, unsere Not ihm auf seinen Befehl und Verheißung vorträgt, Barmherzigkeit, Gnade und Hilfe in wahrem Glauben durch Christum zu dem, was ihm löblich, uns nütz, nötig und seliglich ist, bittet, Hebr. 5. Joh. 16, oder für empfangene Wohltat ihm dankt, seinen Namen lobet und preiset. 1 Tim. 2. 1 Kor. 14.“ (Martin Chemnitz)

 

„Keine Sorge, aber ganz Gebet. Keine Angst, aber viel freudige Gemeinschaft mit Gott. Tragt eure Wünsche dem Herrn eures Lebens, dem Hüter eurer Seele, vor. Geht zu ihm mit zwei Teilen Gebet und einem Teil Preis und Lob. Betet nicht voll Zweifel, sondern voll Dank. Bedenkt, dass eure Bitten schon gewährt sind, und dankt deshalb Gott für seine Gnade. Er gibt euch Gnade, gebt ihm Dank. Verberget nichts. Gestattet keinem Wunsche, schwärend in euerm Busen zu liegen; „lasst eure Bitte kund werden.“ Lauft nicht zu Menschen. Geht nur zu eurem Gott, dem Vater Jesu, der euch in ihm liebt. Dies wird euch Gottes Frieden bringen. Ihr werdet nicht im Stande sein, den Frieden zu verstehen, den ihr genießen werdet. Er wird euch in seine unendliche Umarmung einschließen. Herzen und Sinne sollen durch Christum Jesum in ein Meer der Ruhe versenkt werden. Es komme Leben oder Tod, Armut, Schmerz, Verleumdung, ihr sollt in Jesu wohnen hoch über jedem rauen Winde und jeder dunkeln Wolke.“ (Charles H. Spurgeon)

 

„Das Gebet ist eine Bitte an Gott, dass er, um des im wahren Glauben ergriffenen Mittlers Christi willen, notwendige Güter geben wolle; welche Bitte aber nicht bloß mit dem Munde, sondern mit dem Herzen geschehen muss.“ (Leonhard Hutter)

 

„Was gehört zu einem solchen Gebet, das Gott gefällt und von ihm erhört wird? Erstens, dass wir allein den einzigen, wahren Gott, der sich uns in seinem Wort geoffenbart hat, um alles, was er uns zu bitten befohlen hat, von Herzen anrufen; zum anderen, dass wir unsere Not und unser Elend recht gründlich erkennen, um uns vor dem Angesicht seiner Majestät zu demütigen; zum dritten, dass wir diesen festen Grund haben, dass er unser Gebet, unbeachtet dessen, dass wir unwürdig sind, doch um des Herrn Christi willen sicher erhören will, wie er uns in seinem Wort verheißen hat.“ (Heidelberger Katechismus)

 

„Ewiger, barmherziger Gott, da wir nicht wissen, was und wie viel wir beten sollen, wie sich’s gebührt, du aber mit unbegrenzter und überschwänglicher Fülle alles tun kannst, über das, was wir mit dem Verstande fassen oder bitten können: so rufe ich zu dir: gieße aus über uns, nach deiner Verheißung, den Geist der Gnade und des Gebets, der uns vertrete mit unaussprechlichem Seufzen, dass wir dich mit Herz und Mund demütig, ernstlich und inbrünstig anrufen, und dir ein angenehmes Lobopfer darbringen mögen. Herr, öffne meine Lippen, dass mein Mund dein Lob verkündige! Ermuntere mein Gemüt und meine Seele, dass ich nicht bloß mit meinem Munde zu dir nahe, und dich nur mit meinen Lippen ehre, das Herz aber ferne von dir sei; sondern verleihe aus Gnaden, dass ich dich, wie die wahren Anbeter, im Geist und in der Wahrheit anbete, mit innigster Andacht des Herzens, ohne Heuchelei und Hochmut, und dass ich nichts von dir bitte, als was deinem göttlichen Willen, deinem Lob und deiner Ehre, und auch dem Heile meiner Seele gemäß ist. Gib auch, dass ich alles, was ich von dir bitte, mit festem Vertrauen und gewisser Zuversicht von deiner Gnade ungezweifelt zu erlangen hoffe, und dir nicht Zeit, Art oder Grenzen der Hilfe und Erhörung vorschreibe, sondern deinem gnädigen Willen, der immer der beste ist, in allen Dingen mich gänzlich mit standhafter Hoffnung und Geduld in Demut des Herzens unterwerfe! Dazu verleihe uns Gnade, dass wir nicht mit unserm Gebete vor dir liegen auf unsere Gerechtigkeit, sondern auf deine große Barmherzigkeit und im Namen Jesu Christi deines Sohnes, durch welchen wir mit Vertrauen hinzutreten zu dem Throne der Gnade, und mit kindlichen Herzen rufen: Abba, lieber Vater! Gib uns Stärke, dass wir nicht durch unser unwürdiges Leben im Gebete träge werden, noch uns davon abschrecken lassen! Stehe uns also bei, gütigster Gott, dass wir allenthalben heilige Hände aufheben, ohne Zorn und Zweifel, und anhaltend bei uns geschehen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen für alle Menschen, dass wir nach deinen gnädigen Verheißungen sowohl leibliche, als himmlische Güter empfangen mögen! Amen.“ (Johann Habermann)

 

„Unser Elend und Gottes Erbarmen sind zwei Flügel, auf denen sich unser Gebet zum Himmel emporschwingt. Bedenken wir zuvörderst, wie kurz unser Leben, wie schlüpfrig der Weg, wie ungewiss die Stunde des Todes ist. Bedenken wir, dass wir weinend in dies Leben traten, mit Schmerz darin wandeln, mit Jammer davon scheiden werden. Bedenken wir, mit welchen Bitterkeiten alles, was auch noch so reizend erscheint, untermischt, und wie trügerisch und verdächtig ist, was die Weltliebe gebiert. Denken wir an die unzähligen Übel, welche die Menschheit überhaupt belasten, denken wir an die Gefahren insbesondere, die uns bedroht haben. Erinnern wir uns, wie viele Sünden wir von Jugend auf begangen, wie viele eitle Arbeit wir getan, wie oftmals wir uns vergebens und um nichts abgemüht, was wir gefunden und was wir verloren haben, wo wir liegen und von wo her wir gefallen sind. Was kann uns inständiger zum Gebete auffordern als solche Betrachtung? Aber was mag auch andrerseits uns lieblicher dazu anlocken als das Gedächtnis an die Barmherzigkeit des Schöpfers, die wir immerdar erfahren haben? Bedenken wir, wie viel Gutes er uns gegeben, und aus wie vielem Unglück er uns gerissen hat. Bedenken wir, wie er uns, wenn wir ihn vergaßen, wieder an sich erinnerte, wenn wir von ihm gegangen waren, wieder zu sich rief, wenn wir kamen, gnädig aufnahm; wie er uns vergab, wenn wir Reue zeigten, wie er uns hielt, wenn wir standen, wie er uns aufrichtete, wenn wir fielen, wie er aus unsrer bösen Lust bitteres Leid und aus dem bitteren Leid wiederum himmlischen Trost bereitete. Wahrlich, betrachten wir solches, so muss unser Herz zum Gebet entflammt werden.“

Hugo (+1441)

 

„Keiner achte sein Gebet gering; denn der, zu dem wir beten, achtet es nicht gering. Bevor es noch unserm Mund entströmt, lässt er es schon in sein Buch verzeichnen, und auf eins von beiden können wir sicher hoffen: Entweder wird uns zu Teil, was wir bitten, oder es wird uns etwas Besseres gegeben. So schenkt auch der leibliche Vater dem Kind, das nach Brot verlangt, solches gern; will es aber ein Messer dazu, so widersteht er, und bricht ihm entweder selbst das Brot, oder lässt es ihm von andern brechen, um es der Gefahr und Mühe zu überheben.“

Bernhard (+1153)

 

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Arbeiten im Lande ist besser als in der Wüste beten. Martin Luther

 

Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört. Sören Kierkegaard

 

Beten heißt: Gott den Sack vor die Füße werfen. Martin Luther

 

Beten heißt: in der Luft Gottes atmen; beten heißt: ja sagen zu seinem Regiment. Friedrich von Bodelschwingh

 

Beten ohne Inbrunst ist so gut wie jagen mit einem toten Hund. C. H. Spurgeon

 

Das Gebet ändert nicht Gott, aber es verändert den Betenden. Sören Kierkegaard

 

Der hl. Bernhard von Clairvaux (um 1090-1153) wurde einmal auf einer seiner vielen Reisen von einem Kaufmann gebeten, ihn ein Stück des Weges begleiten zu dürfen. Sie kamen ins Gespräch, und dabei wollte der Kaufmann von dem Ordensmann wissen, was man beim Beten beachten müsse. Da erklärte der hl. Bernhard unter anderem, wie man sich den Zerstreuungen gegenüber verhalten solle: „Auch ich muss mich mühen, zur Sammlung zu finden. So viele Dinge beschäftigen mich, dass ich selbst beim Beten nicht davon loskomme. Aber wenn ich merke, dass meine Gedanken abschweifen, ärgere ich mich nicht, sondern beziehe sie in mein Gebet sein.“ Der Kaufmann verwunderte sich, dass sogar ein solcher Beter wie der hl. Bernhard nicht vor Zerstreuungen bewahrt sei und meinte: „Wenn ich bete, bin ich immer ganz bei der Sache.“ „Nun,“ versetzte der Mönch, „das können wir ja überprüfen. Sieh dieses Pferd, das ich jetzt reite. Es gehört dir, wenn es dir gelingt, ein Vaterunser ohne jeden störenden Gedanken zu beten.“ Das erschien dem Kaufmann eine leichte Aufgabe (und ein sicheres Geschäft) zu sein. Er begann sofort: „Vater unser im Himmel, geheiligt werde dein Name...“, unterbrach sich plötzlich und fragte: „Gehört der Sattel auch dazu?“

 

Du sagst, dass du nicht recht beten könntest. Ist denn kein Oh, kein Ach in deinem Herzen? Und gesetzt, du könntest auch dieses nicht finden, so sage es dann Jesus nur einfältig, dass du nicht könntest beten, dann betest du schon. Gerhard Tersteegen

 

Ein armer Chassid kommt zu seinem Rebben. Er ist ver­zweifelt: „Rebbe, ich kann die vorgeschriebenen Gebete nicht spre­chen; ich kann nicht lesen, und die Gebete kann ich nicht auswendig. Was soll ich tun?“ Fragt der Rebbe: „Was kennst du von der Heiligen Schrift?“ „Das A, das B, das C...“ Sagt der Rebbe: „Sprich mit frommer Seele und inbrünstig das Alphabet. Der liebe Gott wird sich die Buchstaben schon zu einem Gebet zusammensetzen.“

 

Ein ostpreußischer Landpfarrer ging mit den Bauern im Frühjahr aufs Feld, um die Äcker zu besehen und um gute Ernten zu beten. Bei einem schlecht bestellten Acker blieb er stehen und wurde nachdenklich. Schließlich sagte er zum Eigentümer gewendet: „Hier hilft auch kein Beten. Hier hilft nur Mist!“

 

Gebete werden nach dem Gewicht und nicht nach der Länge gemessen. C. H. Spurgeon

 

Ich kenne einen Freund, der wurde von Angst ergriffen und schwebte lange zwischen Furcht und Hoffnung. Eines Tages, da ihn der Kummer halb aufgezehrt hatte, warf er sich, aus dem Herzen betend, in einer Kirche vor dem Altar nieder und dachte bei sich: Wenn ich doch gewiss wüsste, dass ich bis ans Ende im Guten verharren würde! Da hörte er die göttliche Antwort in seinem Innersten: „Und wenn du das wüsstest, was wolltest du dann tun? Tu jetzt, was du dann tun wolltest, und du wirst sicher zum Ziel kommen.“ Dies Gotteswort salbte ihn mit Trost und stärkte ihn, dass er sich ganz dem Willen seines Herrn hingeben konnte, und alle Angst war dahin. Thomas von Kempen

 

In Spanien ist heißer Sommer. Das Land ist trocken und dürr, Menschen und Tiere dürsten. In einem Dorf ruft der Priester seine Gemeinde zu einem Bittgottesdienst zusammen. Gott soll Regen schicken. Seine Predigt beginnt der Pfarrer anders, als die Menschen es erwartet haben: „Aus mehreren Dörfern seid ihr zusammengekommen, damit wir unsere Not und Kraft im Gebet vereinigen und Gott endlich regnen lässt. Doch was sehe ich? Keiner von euch glaubt an den Erfolg unseres Betens. Niemand ist mit Mantel und Schirm gekommen...!“

 

Kurze Gebete sind lang genug. C. H. Spurgeon

 

Man muss beten, als ob alles Arbeiten nichts nützt und arbeiten, als ob alles Beten nichts nützt. Martin Luther

 

Wahrhaft, wer gut zu beten weiß, der weiß auch gut zu leben. Augustin

 

Wie du betest, so bist du. Philipp Neri

 

Wenn deine Probleme zu klein sind, um darüber zu beten, sind sie auch zu klein, um sich darüber zu sorgen. Anonym

 

Wenn der Mensch betet, so atmet Gott in ihm auf. Friedrich Hebbel

 

Wenn die Götter uns strafen wollen, erhören sie unsere Gebete. Oscar Wilde

 

Wenn du so viel Arbeit hast, dass du nicht mehr beten kannst, dann sei versichert, dass du mehr Geschäfte hast, als Gott für dich gut findet. Dwight L. Moody

 

Wer Gott um Gaben bitt', der ist gar übel dran: Er betet das Geschöpf und nicht den Schöpfer an. Angelus Silesius

 

Das Gebet ändert nicht Gott, aber es verändert den Betenden. Sören Kierkegaard

 

Das Gebet ist ein Rauchwerk, das dem Teufel Kopfweh macht. Sprichwort

 

Das Gebet legt Gottes Werk in seine Hände und lässt es dort. E.M. Bounds

 

Der englische Staatsmann Oliver Cromwell (1599-1658) sprach einmal folgendes Tischgebet: „Manche haben Hunger, aber nichts zu essen. Andere haben Speise, aber keinen Hunger. Ich habe beides. Der Name des Herrn sei gelobt!“

 

Hätte das Gebet der Kinder eine Wirkung, lebte nicht ein Lehrer mehr! Persisch

 

Ich habe soviel Arbeit, dass ich nicht auskomme, ohne täglich mindestens drei Stunden meiner besten Zeit dem Gebet zu widmen. Martin Luther

 

Man kann einen Christen ohne Gebet ebenso wenig finden wie einen lebendigen Menschen ohne Puls, welcher niemals still steht, sich reget und immerdar für sich schlägt, wenn auch der Mensch schläft oder anderes tut, sodass er sein nicht gewahr wird. Martin Luther

 

Manches Gebet erstickt unter einer Bettdecke von Worten. C. H. Spurgeon

 

Mein einziges Gebet ist das um Vertiefung. Durch sie allein kann ich wieder zu Gott gelangen. Vertiefung! Vertiefung! Christian Morgenstern

 

Mein Gebet ist voll Zerstreuung. Ich bin sehr oft nicht da, wo der Leib sitzt oder steht; ich bin da oder dort, wohin meine Gedanken mich mit sich fortreißen. Ich bin da, wo mein Gedanke ist, und mein Gedanke ist da, wo meine Liebe ist, und meine Liebe ist da, wo das ist, was ich liebe. Da fühle ich recht die Wahrheit des Wortes: Wo dein Schatz ist, da ist dein Herz (Matthäus 6,21). Thomas von Kempen

 

Von Philipp Neri (1515-1595), der bereits 27 Jahre nach seinem Tode heiliggesprochen wurde, berichtet man, dass er sehr oft ein kleines Gebet wiederholt habe: „Herr, traue dem Philipp nicht!“

 

Wenn ich auch nur einen einzigen Tag das Gebet vernachlässige, verliere ich viel vom Feuer des Glaubens! Martin Luther

 

Wer sich als besserer Mensch vom Gebet erhebt, der ist erhört. George Meredith

 

Im Gesangbuch des Fürstentums Reuß, das bis 1918 in Ostthüringen existierte, stand die Choralstrophe:

„Gib Regen und auch Sonnenschein für Greiz und Schleiz und Lobenstein;

und woll‘n die andern auch was han, dann mögen sie’s dir selber san.“

 

Wenn wir täten, was wir sollten, so tät Gott auch, was wir wollten. Johann Schneuber

 

Betrug

Das beste Mittel, sich betrügen zu lassen, ist, sich für schlauer zu halten als die anderen. Rochefoucauld

 

Viele Menschen ziehen ihre Schlüsse über das Leben wie Schulknaben: sie betrügen ihre Lehrer, indem sie die Antworten aus einem Buch abschreiben, ohne die Addition selbst ausgerechnet zu haben. Sören Kierkegaard

 

Wenn du mich einmal betrügst - deine Schande. Wenn du mich zweimal betrügst - meine Schande. Aus China

 

BEWAHRUNG IM GLAUBEN

Gottes Ratschluss zur Erwählung ist keine so wackelige Sache, dass ihm der Mensch wieder aus den Händen rutschen könnte, wie dem Angler ein allzu glitschiger Fisch. Es ist undenkbar, dass Gottes Geist in jemandem echten Glauben wecken sollte, um ihn danach wieder gänzlich fallen zu lassen. Was Gott anfängt, bringt er auch zu Ende – und seine Zusagen täuschen niemanden. Menschen aber täuschen sich selbst. Und wenn ihr „Glaube“ nur eingebildet bzw. angemaßt war, gehen sie verloren. Doch erwählt waren sie dann nicht. Denn die, die Gott will, bekommt er auch. Und die er nicht bekommt, hat er sowenig gewollt wie sie ihn.

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„Und ich gebe ihnen das ewige Leben; und sie werden nimmermehr umkommen und niemand wird sie mir aus meiner Hand reißen.“ Joh.10,28. Wir glauben an die ewige Sicherheit der Heiligen. Zuerst, weil sie Christi sind, und er niemals die Schafe verlieren wird, die er mit seinem Blut erkauft und von seinem Vater empfangen hat. Ferner, weil er ihnen das ewige Leben gibt, und wenn es ewig ist, nun, dann ist es ewig, und es kann kein Ende haben, wenn nicht auch Hölle, Himmel und Gott ein Ende haben können. Wenn das geistliche Leben aussterben kann, so ist es augenscheinlich nicht ewiges Leben, sondern zeitliches Leben. Aber der Herr spricht von ewigem Leben, und das schließt die Möglichkeit eines Endes aus. Beachtet weiter, dass der Herr ausdrücklich sagt: “Sie werden nimmermehr umkommen.“ So lange Worte einen Sinn haben, sichert dies die Gläubigen vor dem Umkommen. Der hartnäckigste Unglaube kann nicht diesen Sinn aus diesen Worten herausdrängen. Dann, um die Sache vollständig zu machen, erklärt er, dass die Seinen in seiner Hand sind und fordert alle ihre Feinde heraus, sie aus derselben zu reißen. Gewiss, es ist etwas Unmögliches, selbst für den Feind der Hölle. Wir müssen sicher in dem Griff eines allmächtigen Heilandes sein. Unsre Sache sei es, fleischliche Furcht sowohl wie fleischliches Vertrauen fahren zu lassen und friedlich in der hohlen Hand des Erlösers zu ruhen.“ (Charles H. Spurgeon)

 

BEWEISE

Die Bibel leiht sich ihre Autorität weder von der Vernunft noch von der Wissenschaft, sondern ist selbst in der Lage, ihre Botschaft Geltung zu verschaffen, indem sie den Leser berührt, ihn wandelt und zum Glauben überführt, niederschmettert und tröstet. Wer diese Erfahrung aber macht – wie könnte der noch zweifeln, dass diese Worte Gottes eigene Worte sind? Keiner glaubt der Bibel, weil man ihm vorher ihre göttliche Herkunft bewiesen hätte. Sondern umgekehrt: Weil die Schrift uns zu Gott neu in Beziehung gesetzt hat, darum glauben wir ihr.

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„Johannes befand sich einmal auf einer Wanderung und kam an einen Wald. In einem alten Baum fand er ein Vogelnest mit sieben Eiern, die denen des Mauerseglers glichen, doch dieser Vogel legt nur drei Eier, also war es nicht sein Nest. Da Johannes ein großer Eierkenner war, sah er bald, dass es das Ei des Wiedehopfes war, und er sagte sich: Der Wiedehopf muss hier in der Nähe sein, obwohl die Bücher behaupten, dass er hier nicht vorkomme. Nach einer Weile hörte er wie erwartet die berühmten „upp, upp, upp“ des Vogels und da wusste er, dass „Upupa“ da war. Er versteckte sich hinter einem Stein und bald sah er den gesprenkelten Vogel mit seinem gelben Kamm. Als er nach drei Tagen nach Hause kam, erzählte er seinem Lehrer, dass er auf Siarö den Wiedehopf gesehen habe. Der Lehrer glaubte es nicht, sondern forderte Beweise. „Beweise?“, sagte der Junge, „Meinen Sie zwei Zeugen?“. „Ja!“ – „Gut, ich habe zweimal zwei Zeugen, und die stimmen überein: Meine zwei Ohren haben ihn gehört, und meine zwei Augen haben ihn gesehen.“ „Mag sein, aber ich habe ihn nicht gesehen“, erwiderte der Lehrer. Johannes bekam den Namen Meisterlügner, weil er nicht beweisen konnte, dass er da und da den Wiedehopf gesehen hatte. Aber es war gleichwohl eine Tatsache, dass der Wiedehopf dort vorkam, wenn es auch ein ungewöhnlicher Fall war für diese Gegend…“ (August Strindberg)

 

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Zur Übung unseres Glaubens sind Wolken und Dunkelheit notwendig, um uns zu veranlassen, dass wir unser Vertrauen mehr auf Christus setzen als auf unsere Erfahrungen, Beweisgründe, Gemütsstimmungen und Gefühle. C. H. Spurgeon

 

Bier ist der überzeugendste Beweis dafür, dass Gott den Menschen liebt und ihn glücklich sehen will. Benjamin Franklin

 

Angenommen, du würdest verhaftet, weil du Christ bist – gäbe es genügend Beweise, dich zu überführen? Anonym

 

Der erste Beweis, dass ein junger Mensch klüger geworden, ist wenn er anfängt Dinge, die ihm immer ganz begreiflich, und natürlich vorkamen, nicht zu verstehen. Franz Grillparzer

 

Es ist besser zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu werden, als zu reden und dadurch den Beweis anzutreten. Abraham Lincoln

 

Es ist ebenso unnütz und ebenso lächerlich, dass die Vernunft vom Herzen Be­weise für seine ersten Prinzipien verlangt, wenn sie ih­nen zustimmen will, wie es lächerlich wäre, dass das Herz von der Vernunft ein Gefühl für alle Lehrsätze verlangte, die diese beweist, wenn es sie annehmen will. Blaise Pascal

 

Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen sollte. Immanuel Kant

 

Glaube ist Gewissheit ohne Beweis. H. F. Amiel

 

Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen ein eigenes Ideal. Nietzsche

 

Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, dass der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde ausgemalt und wohlgeschmückt hat und dass gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen. Jean Paul

 

Wenn die Narren sind, die in ihrem Herzen das Dasein Gottes leugnen, so kommen mir die noch unsinniger vor, die es erst beweisen wollen. Johann Georg Hamann

 

Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, dass es unrecht ist; es beweist bloß, dass es dem Vorteil der Machthaber nachteilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat. Johann Gottfried Seume

 

Bewerbung

Der Lakedaimonier Phedaretes bewirbt sich um Aufnahme in den Rat der Dreihundert. Er wird verworfen. Voller Freude, dass es in Sparta dreihundert bessere Männer als ihn gibt, geht er wieder nach Hause. Jean-Jacques Rousseau

 

Bewunderung

Wir verschenken unser Vertrauen meist nur, um bedauert oder bewundert zu werden. Rochefoucauld

 

Die uns bewundern, lieben wir immer. Die wir bewundern, nicht immer. Rochefoucauld

 

Wir lieben neue Bekannte nicht so sehr, weil wir der alten überdrüssig sind oder Freude an der Abwechslung finden. Der wahre Grund ist der Ärger, dass uns jene, die uns zu gut kennen, nicht genügend bewundern, und die Hoffnung, dass jene, die uns nicht kennen, es um so mehr tun werden. Rochefoucauld

 

Jesus Christus will nicht Bewunderer, sondern Nachfolger. Der Bewunderer ist die billige Volksausgabe des Nachfolgers. Sören Kierkegaard

 

Johann Sebastian Bach (1685-1750) hatte auf der Orgel der Leipziger Thomaskirche einem seiner Schüler vorgespielt. Der junge Mann fand überschwängliche Worte, um seiner Begeisterung für den Meister Ausdruck zu geben. Bach jedoch schien das Lob nicht zu gefallen, er sagte abwehrend: „Da gibt es nichts zu bewundern! Man muss nur die richtige Taste im richtigen Moment niederdrücken, alles andere tut die Orgel.“

 

Es ist schwer, den, der uns bewundert, für einen Dummkopf zu halten. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Bewunderung: eine Verwunderung, die beim Verlust der Neuigkeit nicht aufhört. Kant

 

Da unser größtes Vergnügen darin besteht, bewundert zu werden, die Bewunderer aber, selbst wo alle Ursache wäre, sich ungern dazu herbeilassen, so ist der Glücklichste der, wel­cher, gleichviel wie, es dahin gebracht hat, sich selbst aufrichtig zu bewundern. Arthur Schopenhauer

 

Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde. Thomas von Kempen

 

BIBEL, HEILIGE SCHRIFT

1.

Die Bibel ist das einzige Medium, das uns zuverlässig mit Gottes geschichtlicher Offenbarung in Jesus Christus verbindet. Sie ist darum der verbindliche „Originalton“, an dem sich alle späteren Interpretationen des Evangeliums und alle Gestalten kirchlichen Lebens messen lassen müssen. Dass Menschenhände das eine Wort Gottes niedergelegt haben, ändert daran nichts: Gott bleibt der „Autor“ hinter den biblischen Autoren, denn sie waren Instrumente seines Geistes.

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2.

Die Bibel leiht sich ihre Autorität weder von der Vernunft noch von der Wissenschaft, sondern ist selbst in der Lage, ihre Botschaft Geltung zu verschaffen, indem sie den Leser berührt, ihn wandelt und zum Glauben überführt, niederschmettert und tröstet. Wer diese Erfahrung aber macht – wie könnte der noch zweifeln, dass diese Worte Gottes eigene Worte sind? Keiner glaubt der Bibel, weil man ihm vorher ihre göttliche Herkunft bewiesen hätte. Sondern umgekehrt: Weil die Schrift uns zu Gott neu in Beziehung gesetzt hat, darum glauben wir ihr.

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3.

Der Glaube unterscheidet sich von anderen „Weltanschauungen“ dadurch, dass er sich nicht menschlichem Grübeln verdankt, sondern göttlicher Offenbarung. Er ist darum an das Dokument dieser Offenbarung – an die Heilige Schrift – bleibend gebunden. Die große Versuchung der Theologie besteht darin, sich die Heilige Schrift durch „kritische“ Begutachtung, Bewertung und Interpretation gefügig zu machen. Doch dem muss widerstanden werden: Denn nicht wir richten über Gottes Wort, sondern Gottes Wort richtet über uns.

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4.

Das biblische Wort ist nicht Gottes Wort allein, denn niedergeschrieben haben es Menschen. Das biblische Wort ist aber auch nicht allein Menschenwort, denn Menschen finden sich darin seit Jahrhunderten von Gott angeredet. Die Bibel ist demnach Gotteswort und Menschenwort zugleich – und ähnelt darin dem, von dem sie berichtet. Denn Jesus Christus war auch Mensch und Gott zugleich, ohne dass seine menschliche Natur die göttliche aufgehoben hätte (oder umgekehrt).

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5.

Wie man vor einem Spiegel stehend entweder auf den Spiegel selbst, oder auf das in ihm erscheinende Spiegelbild der eigenen Person schauen kann, so kann man beim Lesen der Bibel seine Aufmerksamkeit auf das Buch als solches richten, oder auf das, was man im Spiegel der Bibel über sich selbst und Gott erfährt. Beides ist erlaubt, das Zweite aber wichtiger. Denn Gott gab uns die Bibel nicht, damit wir ihre Entstehung studieren und damit den Rahmen des Spiegels von hinten betrachten, sondern damit wir vorne reinschauen und uns selbst erkennen! 

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6.

Die Bibel ist nicht „nur“ Menschenwort oder „nur“ Gotteswort, ist auch nicht teils das eine und teils das andere, sondern beides zugleich und beides in Gänze. Ein Widerspruch besteht aber nicht, weil „Gotteswort“ die Urheberschaft meint und „Menschenwort“ die Berichterstattung: Wenn das Wasser einer Quelle durch Leitungen transportiert wird, darf man es mit demselben Recht „Quellwasser“ nennen, wie man es auch „Leitungswasser“ nennt.

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7.

Was mit Gottes Wort nicht übereinstimmt, ist weder zu predigen noch zu glauben. Denn die Kirche als Gemeinschaft der von Christus in die Nachfolge Berufenen wird allein durch sein Wort geschaffen, erneuert und „in der Spur“ gehalten. Kirche will von Gott nichts lehren, als nur das, was er selbst durch sein Wort hat wissen lassen – in trüberen Quellen fischt sie nicht. Und wo dieses „Schriftprinzip“ in Geltung steht, schützt es sowohl die Verkündigung der Kirche als auch den Glauben des Einzelnen vor Fehlentwicklungen aller Art. Wo es hingegen mehr Anspruch als Wirklichkeit ist, folgen zwangsläufig geistliche Krisen.

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8.

Die katholische Kirche brüstet sich gern, sie habe im 4. Jh. das NT „erstellt“, und ihr verdanke es darum seine Geltung. Doch ist die Kirche aus Gottes Wort entstanden – und nicht umgekehrt. Sie beugte sich unter Gottes Wort, nicht damit es Autorität bekäme, sondern weil es sie besaß. Es verdankt seine Entstehung, Wirkung und Geltung allein dem, der’s geredet hat. Und zu keiner Zeit stand die Kirche Gottes Wort so frei gegenüber, dass sie seine Geltung erst hätte beschließen müssen. Die Schriften des NT imponierten durch die ihnen innewohnende Kraft. Und einen anderen Beweis ihrer Autorität brauchen sie auch heute nicht. Denn wenn mich die Sonne geblendet hat, muss ich nicht erst prüfen, ob sie hell ist.

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* – * – * – * – * – * – * – * – *

 

Wer die Bibel liest, um Fehler darin zu finden, wird bald merken, dass die Bibel Fehler bei ihm findet. C. H. Spurgeon

 

Wer die heiligen Worte hütet, wird von ihnen behütet. Thomas von Aquin

 

Die Bibel gebietet uns, unsere Nächsten zu lieben und auch die Feinde zu lieben; wahrscheinlich deshalb, weil es in der Regel dieselben Leute sind. G. K. Chesterton

 

Die Bibel ist ein Brief, den mein Gott mir hat schreiben lassen, wonach ich mich ausrichten soll und wonach mein Gott mich richten wird. Johann Albrecht Bengel

 

Die Bibel ist nicht antik, auch nicht modern, sie ist ewig. Martin Luther

 

Die Bibel ist nicht dazu da, dass wir sie kritisieren, sondern dazu, dass sie uns kritisiert. Sören Kierkegaard

 

Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muss zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibelstellen beunruhigen, die ich verstehe. Mark Twain

 

Die Menschen glauben alles, es darf nur nicht in der Bibel stehen. Napoleon Bonaparte

 

Wenn ich eine Stelle in der Bibel nicht verstehe, ziehe ich den Hut und gehe vorüber. Martin Luther

 

Wie höflich ist die Bibel. Wenn du schweigst, so redet sie und wenn du redest, schweigt sie. Hermann Oeser

 

Wir müssen das Evangelium nicht lesen wie ein Notar ein Testament liest, sondern so, wie es der rechtmäßige Erbe liest. Der Erbe: Er sagt sich bei jedem Satz voller Freude und Jubel: Das ist für mich, das ist alles für mich. Isaac Newton

 

BIBLISCHER REALISMUS

Die Bibel gebraucht Gleichnisse, Analogien und Bilder. Doch was sie in „uneigentlicher“ Rede sagt, ist deswegen nicht weniger wirklich. Sie beschreibt es metaphorisch. Aber was sie beschreibt, ist keine Metapher. Denn die biblischen Symbole stehen für Gottes Wirklichkeit, die weit „substanzieller“ und „realer“ ist als unsere. Christlicher Glaube bekennt sich zu ihr als zu einer Tatsache – und muss das auch. Denn Menschen sündigen und sterben nicht bildlich oder symbolisch, sondern wirklich. Und ihnen ist daher auch nicht mit bildlicher oder symbolischer, sondern nur mit wirklicher Erlösung geholfen. 

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BILDER (GOTTES)

Gott weiß: wenn Menschen sich eigenmächtig eine Vorstellung von ihm machen, wird sie falsch sein. Und wenn die Vorstellung falsch ist, kann auch unsere Beziehung zu ihm nicht richtig sein. Darum stellt Gott selbst das Bild her, dessen Fertigung uns überfordern würde, und zeigt uns in Jesus Christus sein wahres Gesicht. Erst dieses autorisierte Selbstporträt (Gottes „Selfie“!) ermöglicht die vertrauensvolle Gottesbeziehung eines Christen – und der respektiert dann um so mehr, dass Gotteserkenntnis nie anders als durch Gott selbst geschieht. 

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Bildung

Bildung ist die Fähigkeit, Wesentliches vom Unwesentlichen zu unterscheiden und jenes ernst zu nehmen. Paul Anton de Lagarde

 

Von einem haben die sogenannten gebildeten Leute gewöhnlich keine Vorstellung: dass jemand den zusammengesetzten und künstlichen Zustand, den sie Bildung nennen, und der auch wirklich Bildung ist, durchgemacht haben könne und auf der anderen Seite wieder ins Einfache und Natürliche herausgekommen sei. Ihnen scheint alles Schlichte Unkultur. Franz Grillparzer

 

Was ist denn Bildung? Ich glaubte, es sei ein Cursus, den der Einzelne durchliefe, um sich selber einzuholen; und wer diesen Cursus nicht durchmachen will, dem hilft es außerordentlich wenig, in dem aufgeklärtesten Zeitalter geboren zu sein. Sören Kierkegaard

 

Der Ungebildete glaubt das, was ihm passt. Ariost

 

BILEAMS ESELIN

Erg.

 

Billige Gnade

„Billige Gnade ist der Todfeind unserer Kirche. Unser Kampf heute geht um die teure Gnade. Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre auch Gnade, die nicht billige Gnade ist? Billige Gnade heißt Gnade als Lehre, als Prinzip, als System; heißt Sündenvergebung als allgemeine Wahrheit, heißt Liebe Gottes als christliche Gottesidee. Wer sie bejaht, der hat schon Vergebung seiner Sünden. Die Kirche dieser Gnadenlehre ist durch sie schon der Gnade teilhaftig. In dieser Kirche findet die Welt billige Bedeckung ihrer Sünden, die sie nicht bereut und von denen frei zu werden sie erst recht nicht wünscht. Billige Gnade ist darum Leugnung des lebendigen Wortes Gottes, Leugnung der Menschwerdung des Wortes Gottes. Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. (…..) Billige Gnade ist die Gnade, die wir mit uns selbst haben. Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus. Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hingibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt. Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gabe, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss. Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Jesu Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt, Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teuer ist die Gnade vor allem darum, weil sie Gott teuer gewesen ist, weil sie Gott das Leben seines Sohnes gekostet hat – „ihr seid teuer erkauft“ –, und weil uns nicht billig sein kann, was Gott teuer ist. Gnade ist sie vor allem darum, weil Gott sein Sohn nicht zu teuer war für unser Leben, sondern ihn für uns hingab.“ (Dietrich Bonhoeffer)

 

BIOGRAPHIE

Die Beziehungsmuster, die den Glauben ausmachen, werden schon in der Kindheit erlernt. Doch der Heranwachsende, der sich von den Eltern ablöst, findet nicht so leicht ein Gegenüber, das an ihre Stelle treten könnte. Er bindet sich an Werte, Autoritäten und Glücksverheißungen dieser Welt, bis er begreift, dass zwischen seiner Sehnsucht und dem Angebot der Welt ein prinzipielles Missverhältnis besteht. Erst dann steht er an der Schwelle des Glaubens, der zu den relativen Dingen nur ein relatives Verhältnis hat und zu den absoluten ein absolutes.

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BIOLOGISMUS

Nimmt man an, der Mensch sei „auch nur ein Tier“, kann man ihm kaum verdenken, dass er lebt, indem er tötet. Es erscheint dann ganz „natürlich“ – und das Lebensrecht der Schwachen ist entsprechend schwer zu begründen. Doch in Wahrheit ist der Menschen berufen, Gottes Ebenbild zu sein. Der Höchste hat ihn sich zum Gegenüber erwählt. Er gehört so wenig zu den Tieren, wie die Tiere zu den Pflanzen. Und das verleiht jedem Einzelnen ein Lebensrecht, das durch Leistungskraft nicht gesteigert und durch Schwäche nicht verringert werden kann. 

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Bischof

Ein Bischof kam zu Papst Johannes XXIII. und klagte ihm, die große Verantwortung, die er zu tragen habe, lasse ihn kaum mehr zu Schlaf kommen. Johannes XXIII. zeigte großes Verständnis für den geplagten Bischof und sprach: „In den ersten Wochen meines Pontifikats ging es mir ebenso. Eines Nachts aber erschien mein Schutzengel und sagte: 'Nimm Dich nicht so wichtig, Giovanni!' Seitdem schlafe ich prächtig.“

 

Ein Bischof, der am Evangelium festhält, kann zwar getötet werden, aber niemand kann ihn besiegen. Cyprian


In Münster wirkte der ungemein tapfere Bekennerbischof und spätere Kardinal Graf Galen. Im alljährlichen Silvestergottesdienst hielt er vor einer riesigen Gemeinde eine Art Rechenschaftsbericht ab, in dem er die kirchenfeindlichen Attacken und andere Sünden des Nazi-Regimes in drastischer Offenheit zu geißeln pflegte. Natürlich fand sich unter den Versammelten jeweils auch eine erkleckliche Zahl von Parteifunktionären in Zivil, die der Bischof in keine geringe Wut zu versetzen pflegte. Als er einmal davon sprach, wie die Partei den Eltern ihre Kinder wegnehme, sie aufhetze und ihre Ideologien in sie hineinpumpe, hielt es einer jener Funktionäre nicht mehr aus. Er brüllte durch das Kirchenschiff: „Wie kann jemand, der keine Familie hat, es überhaupt wagen, über Kindererziehung zu sprechen!“ Der Bischof replizierte prompt: „Ich verbitte mir abfällige Bemerkungen über den Führer.“

 

Ein englisches Sprichwort sagt: Bischöfe sind den Sternen gleich; sie geben wenig Licht, weil sie so hoch sind. Euthymius Haas

 

Bitte

„Gib mir Verstand aus deiner Höh

Auf dass ich ja nicht ruh und steh

Auf meinem eignen Willen.

Sei du mein Freund und treuer Rat

Was recht ist zu erfüllen.

 

Verleihe mir das edle Licht

Das sich von deinem Angesicht

In fromme Seelen strecket

Und da der rechten Weisheit Kraft

Durch deine Kraft erwecket.

 

Prüf Alles wohl und was mir gut

Das gib mir ein: was Fleisch und Blut

Erwählet, das verwehre.

Der höchste Zweck, das edle Teil

Sei deine Lieb und Ehre.

 

So sei nun Seele deine

Und traue dem alleine

Der dich erschaffen und erlöset hat.

Es gehe wie es gehe:

Dein Vater in der Höhe,

Weiß allen Sachen Rat.“                   (Paul Gerhardt / Johann Georg Hamann)  

 

* – * – * – * – * – * – * – * – *

 

Zu spät gibt, wer erst dem Bittenden gibt. Seneca

 

Großer Gott! Gib uns die Dinge, die gut für uns sind, auch wenn wir nicht darum bitten, und verweigere uns die bösen Dinge, auch wenn wir darum bitten. Charles-Louis de Secondat

 

Ja, o Gott, du hast doch Plage mit uns Menschen! Ach, wenn ich beim Gedanken an alle Wohltaten gegen mich meinen Sinn sammeln will, um dir recht zu danken – ach, da finde ich mich oft so zerstreut; die verschiedenartigsten Gedanken durchkreuzen meinen Kopf, und es endet damit, dass ich dich bitten muss, mir zu helfen, dir zu danken. Sören Kierkegaard

 

Herr, gib mir die Kraft, alles zu tun, was du von mir verlangst. Dann verlange von mir, was du willst. Augustin

 

Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde. Thomas von Kempen

 

Wer Gott bittet, darf kein langes Gewäsch machen. Martin Luther

 

BITTGEBET

Ein Gebet versucht Gott nichts „abzuschwatzen“, was er nicht geben will, sondern bittet nur um das, was Gott aus Gnade zu geben versprochen hat – und fordert ihn auf, sich auch im Leben des Beters als der zu erweisen, der er nach biblischem Zeugnis ist und sein möchte. Gott wird zu nichts „überredet“, wird aber an seine Verheißungen erinnert. Bei deren Erfüllung möchte der Beter nicht übersehen werden, sondern macht betend auf sich aufmerksam, damit Gottes Güte auch auf ihn, seine Situation und seinen Umkreis Anwendung finde.

zum Text

 

BLEIBENDES

Das Leben ähnelt einem Markt, auf dem wir mit unseren Potentialen Handel treiben und Waren wie Kraft und Zeit gegen andere tauschen. Über den bleibenden Gewinn entscheiden aber nicht die Mittel, die wir nur vorübergehend haben, sondern der Zweck, für den wir sie einsetzen. Worauf wir heute aus sind, bestimmt darüber, wer wir in Ewigkeit gewesen sein werden. Darum investiere man sich nicht in das Falsche und gebe nicht Diamanten für Glasperlen: bei Gott Kredit zu haben, ist die einzige wirklich „harte“ Währung!

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BLINDE BLINDENFÜHRER

Erg.

 

Blindheit

Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt. Hebbel

 

Die ärgste Blindheit ist, nicht sehen wollen. Bauernweisheit

 

Gott hat mit Sicherheit alle erdenklichen Vollkommenheiten, aber, wenn ich so sagen darf, er hat zugleich eine große Schwäche: Er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: Das ist das Rechnen. Würde er genau sehen, und könnte er rechnen, glauben Sie, dass er uns angesichts all unserer Schuld nicht ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn blind. Thérèse von Lisieux

 

Schlimmer als blind zu sein ist nicht sehen zu wollen. Lenin

 

Stößt dich ein Blinder, so ärgere dich nicht. Aus Kenia

 

Wie gehts, sagte ein Blinder zu einem Lahmen. Wie Sie sehen, antwortete der Lahme. G. Chr. Lichtenberg

 

BÖCKLINS TOTENINSEL

Erg.

 

BÖSE, DAS

1.

Im Verhältnis zum Geschaffenen wirkt das Böse unwirklich, denn es existiert „parasitär“: ohne je etwas hervorzubringen lebt es (wie eine Fäulnis) nur von der Substanz des Guten, das es zersetzt. Macht gewinnt es aber dadurch, dass es gute Kräfte der Schöpfung, die an ihrem jeweiligen Ort durchaus berechtigt wären, zueinander in ein so falsches Verhältnis bringt, dass sie (widereinander wirkend) auf den eigenen Untergang hinarbeiten. An der bösen Durchbrechung der gottgewollt Ordnung ist der Mensch willentlich beteiligt, insofern er sich diese Verkehrung „erlaubt“, den erhöhten Aufwand zum Tun des Guten regelmäßig nicht treibt und damit das unendliche Autoritäts- und Wertgefälle, das zwischen seinen eigenen törichten Wünschen und dem ewigen Willen des Schöpfers besteht, verleugnet. 

zum Text

2.

„Sondern erlöse uns von dem Bösen...“ Es ist leicht, dieser Bitte zuzustimmen, wenn man nur an das Böse denkt, das man bei anderen sieht oder von ihnen erleidet. Doch was ist mit dem Bösen, das wir in uns selbst tragen? Oft verweigern wir den Sinneswandel, ohne den sich die Bitte nicht erfüllen kann. Doch sobald der Betende die Bitte von Herzen bejaht, verneint er den Teil seiner selbst, den auch Gott verneint – und schon beginnt sich sein Wunsch zu erfüllen. Denn wer sich vom Bösen distanziert, hat den Guten zu Hilfe gerufen, der mächtiger ist, und die Erlösung ist schon im Schwange.

zum Text

3.

Sünde ist kein äußeres Fehlverhalten, sondern ist zuerst ein seelischer Schaden. Er besteht in der egozentrischen Unterstellung, (nicht Gott, sondern) wir selbst seien der Mittelpunkt der Welt und das Maß aller Dinge. Dieser Grundirrtum, die eigene periphere Stellung mit der zentralen Stellung Gottes zu verwechseln, führt dazu, dass wir unseren Willen dem Willen der Mitmenschen und dem Willen Gottes überordnen. Und daraus resultiert alles, womit wir einander das Leben zur Hölle machen.

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4.

Wie kommt das Böse in Gottes gute Schöpfung? Manche Gelehrte versuchen, das Rätsel zu lösen, indem sie dem Bösen einen Sinn abgewinnen und ihm einen Nutzen beilegen. Doch verharmlosen sie es damit. Denn die Natur des Bösen besteht gerade darin, für nichts gut zu sein. Es ist ein Fremdkörper im Organismus der Schöpfung, dem wir nicht „verstehend“ begegnen sollten, sondern bewusst „verständnislos“. Es hat keine Daseinsberechtigung. Und so sollten wir es auch behandeln.

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„Erzürne dich nicht über die Bösen. Laß also den Zorn fahren, sieh den Bösen an und sieh Gott an. Siehst du auf jenen, so siehst du einen vergänglichen Menschen. Was ist er? Wenn er auch so alt wäre wie Adam und alle Stärke hätte, so wird er doch sterben. Darnach siehe, was Gott von ihm denkt. Er hält nichts von ihm, ja vielmehr, er zürnt ihm und zieht das Schwert gegen ihn. Und siehe auch deine Lage an: heute oder morgen wirst du sterben, darnach hört alles Unglück auf; dazu ist Gott dir gnädig und hat sein Auge auf dich gerichtet. Wenn du es so ansiehst, hast du mehr Ursache, dich zu freuen als traurig zu sein, und mehr Ursache, jenen zu bedauern als unwillig über ihn zu sein. Natürlicherweise fängt unser Mitleid erst an, wenn der Dieb gehängt wird. Wenn wir aber daran dächten, schon ehe die Tyrannen untergehen, so würden wir sie gewisslich bedauern und uns nicht über sie erzürnen. Denn wie das Gras werden sie bald abgehauen. Sie haben nur kurze Zeit, laß sie stolz sein, sie sind doch wie Gras. Der heilige Geist hat Lust daran, sie mit dem Gras zu vergleichen, wie Jes. 40,6 geschrieben steht: alles Fleisch ist wie Gras, und Mt. 6,30 spricht vom Gras, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird. Aber solang es grünt und blüht, meinen wir, es werde ewig währen. Auch die Blumen sind schön, wenn sie wachsen; aber je mehr sie wachsen, je näher ist ihnen die Sense. Es ist ein herrliches Gleichnis: das Gras, das heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird. Wir können‘s (freilich) nicht so ansehen; denn es kann sein, dass es zehn Jahre dauert. Wenn du es mit deinen Augen ansiehst, sagt der Psalm, dann sieht es aus wie Stahl und Stein. Sieh es aber so an, wie Gott es sieht, so musst du denken: es wird zerflattern. Es sind geistliche Worte, die die Vernunft nicht fassen kann. Denn vor der Welt siehts anders aus. Sie werden bald abgehauen und bald verwelken. Es ist oft ein lange währendes Bald, aber vor Gott sind sie schon abgehauen.“ (Martin Luther)

 

„Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, dass ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, dass du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiss bei der ewigen Wahrheit, dass es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, dass er es ihm gestattet oder über ihn verhängt, dass er sündig ist (…). Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, dass er sündigt.“ (Meister Eckhart)

 

„Unbedacht redende Leute behaupten, glücklich seien alle, die lebten, wie es sie gelüste. Das ist freilich falsch. Denn Schlechtes zu begehren, ist selbst schon größtes Unglück.“ (Cicero)

 

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Auf böse und traurige Gedanken gehören ein gutes und fröhliches Lied und ein freundliches Gespräch. Martin Luther

 

Der Gütige ist frei, auch wenn er ein Sklave ist. Der Böse ist ein Sklave, auch wenn er ein König ist. Augustin

 

Der Krieg ist darin schlimm, dass er mehr böse Menschen macht, als er deren wegnimmt. Immanuel Kant

 

Es würde viel weniger Böses auf Erden getan, wenn das Böse niemals im Namen des Guten getan werden könnte. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Greise geben gerne gute Ratschläge, um sich damit zu trösten, dass sie kein böses Beispiel mehr geben können. Rochefoucauld

 

Großer Gott! Gib uns die Dinge, die gut für uns sind, auch wenn wir nicht darum bitten, und verweigere uns die bösen Dinge, auch wenn wir darum bitten. Charles-Louis de Secondat

 

Gutes ohne Böses kann es geben; Böses ohne Gutes aber kann es nicht geben. Thomas von Aquin

 

Ja, teurer Freund, du hast sehr recht: Die Welt ist ganz erbärmlich schlecht,

ein jeder Mensch ein Bösewicht. Nur du und ich natürlich nicht. Paul Baehr

 

Man nennt einen Menschen böse nicht darum, weil er Handlungen ausübt, welche böse sind, sondern weil diese so beschaffen sind, dass sie auf böse Maximen schließen lassen. Immanuel Kant

 

Niemand verdient seiner Güte wegen gelobt zu werden, wenn er nicht auch die Kraft hat, böse zu sein. Jede andere Güte ist meist nur Trägheit und Willensschwäche. Rochefoucauld

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, dass ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, dass du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiss bei der ewigen Wahrheit, dass es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, dass er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zulässt), dass er sündig ist und dass er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, dass er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, dass er sündigt. Meister Eckhart

 

Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben, als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte. Rochefoucauld

 

Wer nicht auch böse sein kann – kann der wirklich tief sein? Christian Morgenstern

 

Wer nichts Gutes tut, tut schon Böses genug. Sprichwort

 

Wo die Nächstenliebe nur darin besteht, nichts Böses zu tun, ist sie von der Faulheit kaum zu unterscheiden. Emil Gött

 

Zi-gong fragte: „Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?“ Konfuzius meinte: „Das ist noch nicht genug.“ „Und wenn einer bei allen verhasst ist?“ Darauf der Meister: „Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehasst wird.“ „Gespräche“ des Konfuzius

 

BOTSCHAFT JESU

Ins Zentrum seiner Verkündigung hat Jesus das Reich Gottes gestellt. Er predigt vom Reich, weil es nahe herbei gekommen ist. Er erzählt davon in höchst dynamischen Gleichnissen. Und er fordert von seinen Jüngern, für das Kommende radikal offen und bereit zu sein. Jesus knüpft die Nähe des Reiches unmittelbar an seine Person. Seine Wunder machen anschaulich, welche Freiheit damit anbricht. Die Bergpredigt zieht die ethischen Konsequenzen. Und auch das Kreuz Christi ist direkt auf das Reich bezogen, weil es Sündern den Zugang ermöglicht.

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BROT

Gott gibt auch ohne unser Bitten in großer Milde und Geduld. Und doch folgt daraus nicht, das Bitten sei entbehrlich, denn es lehrt uns die Gott entsprechende Haltung. In jeder Bitte steckt das Eingeständnis, dass ich nicht fordern kann. Und die Zumutung darin darf man nicht übersehen – täglich bitten heißt zugeben, dass man nicht bloß vorübergehend abhängig ist, sondern prinzipiell! Aber das ist in Wahrheit kein Unglück. Denn Gott kennt unsere Bedürfnisse. Wir dürfen nach ihm schreien wie der Säugling nach der Mutter Brust – und werden nicht vergessen. 

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Bücher

Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinsieht, so kann kein Apostel heraus gucken. G. Chr. Lichtenberg

 

Um einen falschen Gedanken mit Erfolg zu widerlegen, muss man bekanntlich ein ganzes Buch schreiben und den, der den Ausspruch getan hat, überzeugt man doch nicht. Otto von Bismarck

 

Die meisten Bücher von heute sehen so aus, als wenn sie an einem Tage verfasst worden wären, und zwar aus den Büchern, die am Tage zuvor gelesen worden sind. Chamfort

 

Eine Dummheit hört nicht auf, eine zu sein, weil sie gedruckt ist oder am Schluss irgendwelcher schöner Bücher hinzugefügt ist. Franz von Sales

 

Einige schätzen die Bücher nach ihrer Dicke, als ob sie geschrieben wären, die Arme, nicht die Köpfe daran zu üben. Baltasar Gracián

 

Gewisse Bücher scheinen geschrieben zu sein, nicht damit man daraus lerne, sondern damit man wisse, dass der Verfasser etwas gewusst hat. Goethe

 

Manche verdanken den Büchern ihre Weisheit, manche ihre Torheit. Plinius der Ältere

 

BUND

1.

Der Tod ist nicht das Ziel unseres Lebens (er wäre ein absurdes Ziel!), sondern das eigentliche Ziel unseres Lebens ist der Bund mit Gott, den wir hier im Glauben schließen und der uns auch dort, jenseits der Todesgrenze, noch mit Gott vereint. Das Erdendasein gibt uns also Gelegenheit, rechtzeitig mit Gott ins Reine zu kommen: Wer sein Leben nicht genutzt hat, um Gott zu finden, dem ist sein Leben misslungen, auch wenn es lang und voller Freude war. Wer aber zu Gott gefunden hat, dem ist das Leben geglückt, selbst wenn‘s kurz und mühselig gewesen wäre.

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2.

Ist Glaube ein „Vertrag“ mit Gott? Nicht im dem Sinne, dass Inhalte und Bedingungen des Bundes frei ausgehandelt würden. Die Partner sind nicht auf Augenhöhe. Und doch ist der „neue Bund“ in Christus ein Verhältnis wechselseitiger Loyalität und Treue, das klare Zusagen und Pflichten einschließt. Nichts daran ist verdient, der Glaubensbund wird gnadenhaft gewährt! Doch kann ihn verspielen, wer die Gemeinschaft nicht pflegt. Christ-Sein ist also etwas viel Konkreteres und Verbindlicheres als nur ein wenig Moral und diffuse religiöse Gefühle!

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„Der erste mit den Menschen geschlossene Bund war ein Bund der Werke, worin Adam und in ihm seiner Nachkommenschaft das Leben unter der Bedingung eines vollkommenen und persönlichen Gehorsams verheißen worden war. Nachdem sich der Mensch durch seinen Fall unfähig gemacht hatte, im Rahmen jenes Bundes zu leben, hat es dem Herrn gefallen, einen zweiten aufzurichten, allgemein „Bund der Gnade“ genannt. In ihm bietet er Sündern Leben und Erlösung durch Jesus Christus an, indem er von ihnen Glauben an ihn fordert, damit sie erlöst werden können; in ihm hat er verheißen, all denjenigen seinen Heiligen Geist zu geben, die zum Leben verordnet sind, um ihren Willen zu wecken und sie zum Glauben fähig zu machen.“ (Westminster Bekenntnis)

 

„Ich, der ewige und allmächtige Gott, verbinde, verschwöre und verschreibe mich dir durch die Hingabe meines Sohnes am Kreuz, dass ich dir (und allen Menschen, die in Erkenntnis ihrer Sünden auf Jesus Christus ihren Glauben setzen) alle deine Sünden vergeben und deiner Fehler nie mehr gedenken will, sondern dich losspreche vom Fluch des Gesetzes und von der Gewalt des Teufels. Du sollst vor meinem Zorn sicher sein und mir als so gerecht und selig gelten, als wenn du alle meine Gebote erfüllt und nie Böses getan hättest. Und das will ich tun einzig und allein um meines Sohnes willen, der stellvertretend für dich das Gesetz erfüllte, deine Strafe trug, den Zorn versöhnte, Teufel, Hölle, Welt und Tod überwand und den vollen Preis deiner Erlösung zahlte. Verlasse dich künftig ganz auf ihn – und nicht mehr auf dich selbst. Denn dann sollst du durch solchen Glauben unauflösliche Gemeinschaft mit mir haben, so dass ich ewig dein lieber Vater bin, und du ewig mein lieber Sohn, Tochter und Erbe. Zur Stärkung deines Glaubens gebe ich dir neben meinem biblischen Wort und dem Heiligen Geist die Sakramente des neuen Bundes, nämlich die heilige Taufe als Sakrament der Wiedergeburt und das heilige Abendmahl als Sakrament der Gemeinschaft, die du mit mir hast. Ich, der Herr dein Gott, gelobe das alles fest und ewig zu halten und zu erfüllen, verbinde es aber mit der Weisung und der Erwartung, dass du mir künftig in Gerechtigkeit dienen, gottgefällig leben, Christus nachfolgen, die Sakramente gebrauchen und im Bemühen um Heiligung fortfahren wirst. Den Geist der Kraft und der Weisheit will ich dir dazu geben. Sofern du aber aus Schwachheit sündigst, soll dir das nicht zum Verhängnis werden, sondern, wenn es dir herzlich Leid tut und du auf den guten Weg zurückkehrst, soll dich meine Gnade wieder aufrichten und trösten. Widerstrebe mir künftig nicht mehr, sondern bleibe fest in dem Bund, den wir schließen, denn dann will ich dir nach diesem irdischen Leben das ewige schenken, deinen ganzen Schaden heilen und alle deine Tränen trocknen.“ (nach einer Vorlage von Johann Arndt)

 

BUSSE, BUSS- UND BETTAG

1.

„Buße tun“ bedeutet nicht, eine verdiente Strafe zu erleiden, sondern den Richtungswechsel zu vollziehen, der uns diese Strafe erspart. Denn wo Buße ist, wird Glaube folgen. Der Glaube empfängt Vergebung. Und wer die hat, ist gerettet. Der Bußruf lädt also Gottes „verlorene Söhne“ zur Heimkehr ein. Und für jeden, der Satan durch die Lappen geht, feiert der Himmel eine Party. Ohne Buße geht’s aber nicht. Denn solange wir versuchen, uns zu rechtfertigen, wird Gott uns verdammen. Und erst wenn wir uns verdammen, wird er uns rechtfertigen.

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2.

Wir halten uns gern für „gute“ Menschen, die nichts Schlimmes tun. Doch die Frage ist nicht, was wir tun, sondern warum. Und da zeigt sich leider, dass wir alles zu dem Zweck tun, einen Vorteil zu erlangen oder einen Nachteil zu vermeiden. Unsere Umwelt verstärkt das erwünschte Verhalten und sanktioniert das unerwünschte. Für unsere Einbindung zahlen wir den Preis, dass wir uns anständig benehmen. Doch ist das nur eigennützig. Und wenn es der Preis für soziale Akzeptanz wäre, täten wir auch das Böse. Wir sind zwar gut darin, Moral zu simulieren. Doch wenn Lohn und Strafe entfallen, ist uns die Moral bald egal: Wir scheuen nicht das Böse, sondern scheuen uns nur, erwischt zu werden – sind also keineswegs „gut“.

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3.

Gottes Gesetz ist die „Hausordnung“, die der Schöpfer seiner Schöpfung gegeben hat. Ihre Notwendigkeit und Güte müsste eigentlich jeder einsehen. Für uns Sünder allerdings, die wir das geforderte Gute nicht vorbehaltlos bejahen, wird das Gesetz zur Bedrohung, weil es unser Versagen schonungslos aufdeckt. Die Einsicht in das eigene Versagen ist aber in Wahrheit ein Gewinn: Das Gesetz zwingt uns dadurch, nicht auf die eigene Moralität, sondern auf die Gnade Gottes zu vertrauen.

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„Die Busse besteht darin, dass durch Gottes bekehrende Gnade der Mensch seine Sünde erkennt und bereut und durch den Glauben das Verdienst Christi ergreift zur Erlangung der Rechtfertigung und des ewigen Lebens.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Die Buße oder Bekehrung zu Gott ist die Zerknirschung des Herzens über unsere Sünde: und das Vertrauen, welches sich um Christi willen die Vergebung der Sünden, Versöhnung, Rechtfertigung und Lebendigmachung gewiss verspricht, verbunden mit dem festen Vorsatz, einen neuen Gehorsam anzufangen.“ (Melanchth. zitiert nach L. Hutter)

 

„Damit nun die Menschen zu der Seligkeit, zu welcher sie von Gott berufen werden, wirklich gelangen mögen, so führt sie Gott selber dazu durch ernste Buße, dadurch sie, zur Erkenntnis und Bereuung ihrer Sünden gebracht, ihre Zuflucht zu Christo nehmen und durch solch Vertrauen auf ihn Gnade und der Sünden Vergebung erlangen.“ (Nikolaus Hunnius)

 

„Die Buße oder wahre Bekehrung ist ein Werk Gottes des heiligen Geistes, dadurch der Mensch aus dem Gesetz seine Sünde erkennet, und den Zorn Gottes wider die Sünde, dadurch Reue und Leid im Herzen erwecket wird; aus dem Evangelio aber Gottes Gnade erkennet, und durch den Glauben Vergebung der Sünden in Christo erlanget.“ (Johann Arndt)

 

„Ich fragte einen hohen, edlen, ganz heiligen Menschen, was der höchste Gegenstand seiner Betrachtung sei. Er antwortete: „Die Sünde, und so komme ich zu meinem Gott“; er hatte durchaus recht. So laß Gott und alle Geschöpfe dich auf deine Sünde verweisen, und verurteile dich selbst; so wirst du, nach Sankt Paulus' Wort, nicht von Gott verurteilt. Das soll in der Wahrheit geschehen, ohne alle Verstellung, nicht mit gemachter Demut, denn diese ist eine Schwester der Hoffart. Das soll in dem Grunde geschehen, und zwar ohne Erregung, als ob man sich den Kopf zerbrechen sollte, sondern mit stiller, besonnener, gelassener Unterworfenheit in demütiger Furcht Gottes leg ihm deinen bösen, (von deinem Selbst) besetzten Grund vor, in herzlichem Gebet, das im Geist geschieht: so suche ihn; gehst du andere Wege, es hilft dir nichts.“ (Johannes Tauler)

 

„Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich anklagt, wäscht Gott ihn rein.“ (Franz von Sales)

 

„Mit dem Tode hören die menschlichen Tage auf und der Tag des Herrn beginnt, von dem geschrieben steht, er komme wie ein Dieb in der Nacht. Was zaudern wir nun hier zu wirken, um im Vaterland Miterben Christi sein zu können? Hier ist der Kriegsdienst, dort wird der Sold gegeben; hier wird gestreut, dort soll geerntet werden. Die Zeit aber ist kurz, wie der Apostel sagt, denn das Wesen dieser Welt vergeht. Es wartet der Herr, der gesprochen: Ich habe keinen Gefallen am Tod des Gottlosen, sondern dass sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe! Er wartet, dass wir Buße tun sollen. Doch ach wir schlafen, wir haben den Himmel vergessen! Ein Traumleben führen wir, das uns mancherlei Reichtümer vorspiegelt, aber wenn die Todesstunde kommt, werden wir erwachen und mit Schrecken gewahren, wie alles weltliche Glück Täuschung war, und wie wir nackt und bloß davon müssen. O dass wir doch jetzt schon von dem Schlafe der Vergessenheit munter würden! Wache auf, der du schläfst, spricht der Apostel, und stehe auf von den Toten, so wird dich Christus erleuchten!“

Hildebert (+1134)

 

„Muss nicht Gott, der heilige und erhabene Gesetzgeber, heftig erzürnt werden, wenn er sieht, wie du, Wurm des Staubes und der Eitelkeit, seinem Befehl nicht gehorchst, seine Majestät beschimpfst, seiner Wohltaten vergisst, und dich weder um die Ermahnungen seiner Diener, noch um seine unsichtbare Gegenwart kümmerst? Und musst du nicht erschrecken, dass du, obwohl dem Tod immerdar ausgesetzt und täglich sterbend, dich dennoch gegen deinen Herrn und Gott, den allmächtigen und unaussprechlich großen Gott, so oft vergangen hast und noch vergehst? Was bist du denn? Eine Blume, die aufblüht und bald zertreten wird; ein Schatten, der eilend davonflieht. Und du kannst noch aufgeblasen und stolz sein? Ach, dass du dich doch hassen, dass du dich selbst strafen, dass du deine Seele beugen möchtest vor dem reinen und heiligen Gott! Was du vor frommen und weisen Menschen nicht zu reden wagst, das wage vor ihm nicht einmal zu denken; denn vor Gott sind Gedanken des Herzens, was vor Menschen Worte des Mundes.“

Dionysius (+1471)

 

„Staub ist alles fleischliche Wesen, Staub sind alle zeitlichen Reichtümer, der bald verschwindet und wie vom Wind verweht wird. In diesem Staub sucht ihr vergeblich das Glück, vielmehr, da ihr ihn in Haufen zusammenblast, fliegt er euch in die Augen und macht euch ganz blind am inneren Menschen. Sucht was droben ist! spricht der Apostel. Schüttelt den Staub von euch ab, lasst die Steine und das Blei des Bösen in die Tiefe fallen, zerreißt den Strick des Lasters, daran euch der Teufel festhält, zieht nicht mehr vor dem Wagen der Sünde, sondern schwingt euch auf Flügeln des Glaubens empor zum Himmel!“

Hildebert (+1134)

 

„Was zögerst du, o Sünder, dich zu bessern? Kehre um und tue Buße. Morgen, sprichst du, will ich mich bekehren. Warum nicht heute? Du sagst: Mein Leben kann noch lang sein. Ich spreche: Ist es lang, so sei es gut, ist es kurz, so sei es auch gut. Wer wollte doch gern ein langes Übel tragen? Kaufst du ein Haus, so verlangst du ein gutes; suchst du eine Gattin, so begehrst du eine gute; wünschst du dir Kinder, so möchtest du gute haben; und bei alledem liebst du ein schlechtes Leben! Du sprichst: Morgen, morgen will ich mich bekehren. O Rabenstimme! Die Taube kam wohl wieder zur Arche, aber der Rabe blieb aus. Willst du dann dich erst bekehren, wenn du nicht mehr sündigen kannst, so haben dich wohl die Sünden verlassen, aber du hast sie nicht verlassen. Wer die Zeit der Gnade hier verlor, wird in der Ewigkeit keine Gnade mehr finden.“

Alkuin (+804)

 

„Unfruchtbare Seele, was machst du, was bist du so träge, sündige Seele? Der Tag des Gerichts kommt nahe herbei, der große Tag des Herrn, der Tag des Zorns, der Tag der Trübsal und Angst, der Tag der Not und des Jammers, der Tag der Finsternis und des Dunkels, der Tag des Nebels und des Sturmes, der Tag der Posaune und des Feldgeschrei‘s. Was schläfst du nun, o Seele, warum bist du so lau und wert, ausgespien zu werden? Was schläfst du? Wer nicht aufwacht, wer nicht aufschrickt bei so gewaltigen Donnerschlägen, der schläft nicht, der ist gestorben. Du unfruchtbarer Baum, wo sind deine Früchte? O Baum des Beils und Feuers wert, was sind deine Früchte? Nichts als stechende Dornen und bittere Sünden. Ach, dass sie dich doch heilsam stechen und zur Reue dir bitter werden möchten!“

Anselm (+1109)

 

„So spricht der himmlische Vater zu uns gefallenen Menschen: Werdet, wie der Sohn meiner Liebe! In ihm und durch ihn liebe ich alles, nach ihm prüfe und richte ich alles. Seid ihr nun durch die Sünde von seinem Bilde abgewichen, so kehrt auf seinen Rat wiederum zurück. Ein Bote großen Rats wird euch gesandt, derselbe, der mit mir euer Schöpfer war, kommt nun, Mensch geworden, als euer Erlöser zu euch. Er, der bei der Schöpfung euch Herrlichkeit gab, kommt nun, euch Heiligkeit zu geben. Hört ihn! Er ist euer Urbild, euer Arzt, euer Beispiel. Hört ihn! Rühmlicher wäre es gewesen, immer ihm ähnlich geblieben zu sein, nicht minder rühmlich aber wird es sein, zu seinem Bilde zurückzukehren. O Mensch, wie magst du deine Unwissenheit vorschützen? Siehe, deine eigne Natur straft dich Lügen. Du weißt, wer du bist, woher du stammst, dass du von dem guten Schöpfer nicht böse geschaffen worden bist, und du flehst nicht zu dem, der dich gemacht hat, dass er dich erlöse? Zweifle nicht an seiner Macht: siehe seine Werke, wie groß sie sind! Zweifle nicht an seiner Weisheit: siehe seine Werke, wie schön sie sind! Zweifle nicht an seiner Güte: siehe seine Werke, wie gut sie sind! Er zeigt dir also in seinen Geschöpfen, was er zu deiner Erlösung vermöge. Er zeigt dir aber auch zugleich, welchen furchtbaren Richter du in ihm zu erwarten hast, wenn du ihn nicht als Erlöser annimmst. Denn niemand kann ihm widerstehen, dem Allmächtigen; niemand kann ihn täuschen, den Allwissenden; Niemand kann ihn bestechen, den Heiligen.“

Hugo (+1441)

 

„Wie Gott zum Heil der Welt einmal im Fleisch und sichtbar erschienen ist, so kommt er noch täglich zur Rettung der einzelnen Seelen unsichtbar und im Geiste. Kann nun der arme Kranke dem großen Arzt gleich nicht entgegengehen, so mag er wenigstens das Haupt aufrichten und sich vom Lager erheben, wenn er eintritt. Du brauchst, um selig zu werden, o Mensch, nicht das Meer zu überschiffen, nicht über die Wolken emporzudringen; keine lange Reise wird von dir verlangt. Gehe nur in dich und begegne da deinem Gott. Denn nahe ist dir das Wort in deinem Munde und in deinem Herzen. Erwecke dein Herz zur Reue und deinen Mund zum Bekenntnis. So wird die Kammer deines Gewissens vom Schmutz gereinigt werden und der Herr wird seinen Einzug bei dir halten.“

Bernhard (+1153)

 

„Ach, wie ist durch die List des bösen Feindes meine arme Seele so verloren gegangen und erschlagen worden. Wie ein Schlächter an einem grünen Reise oder schwachen Halm ein Lamm zum Tod führt, das, ohne zu wissen, wohin es geht, lustig und munter ihm nachspringt; also hat er meine törichte Seele ins Verderben geführt. Durch die flüchtige und kurze Weltlust lockte er sie an sich, band sie, blendete ihre Augen, und verwundete sie darauf tödlich durch Lasterstiche aller Art. Dann legte er auf sie jenen schweren und großen Stein der bösen Gewohnheit und begrub sie zuletzt in dem kalten Grab der Verstockung und Herzenshärtigkeit. Da moderte und verweste sie, ein Greuel vor Gott und allen Heiligen. Ach, teuerster Herr Jesu, Seelenarzt, Quell aller Liebe; wenn dich menschliches Elend je gerührt hat, so sieh doch jetzt auf sie hin, die nun erwacht, ihren Jammer und ihre Blöße erkennt und sich vor Scham nicht zu dir aufzublicken getraut. Barmherziger Herr, nach dir streckt sie Arme und Hände aus, ziehe sie heraus aus dem Schlamm des Verderbens. Gib ihr den Stab des Glaubens, schmücke sie mit dem Kleid der Liebe, reiche ihr die Leiter der Hoffnung.“

Gerson (+1429)

 

„Vertreibe, o Herr, die Finsternis, die über dem Grund meines Herzens schwebt, auf dass ich dich erkenne und liebe. Denn wer dich erkennt, vergisst sich und kommt zu dir, um sich in dir zu freuen. Ich aber erkenne dich wenig, und darum liebe ich dich wenig und freue mich wenig in dir. Ich habe die innere Freude verlassen und buhle um die Freundschaft der Welt. Mein Herz, das ganz dein sein sollte, habe ich der Eitelkeit hingegeben; ich bin eitel geworden, da ich die Eitelkeit liebte. Ich bin äußerlich, du innerlich, ich Fleisch, du Geist; ich denke und spreche über Zeitliches, und du, o Herr, wohnst in der Ewigkeit und bist die Ewigkeit. Höre mich, mein Schöpfer! Deine Kreatur bin ich, und gehe nun verloren, deine Kreatur bin ich, und sterbe nun. Deine Hände haben mich gemacht und gebildet, jene Hände, die einst für mich ans Kreuz geheftet wurden. Verachte es nicht, das Werk deiner Hände. Siehe, in ihnen stehe ich geschrieben; lies die Schrift und rette mich. Verzeihe mir, dass ich mich unterwinde mit dir zu reden. Die Not kennt kein Gesetz, der Schmerz treibt mich zu sprechen, der Jammer zwingt mich zu schreien. Ich bin krank, ich rufe zum Arzt, ich bin tot, ich seufze nach dem Leben. Du bist Arzt, du bist Leben. Jesu von Nazareth, erbarme dich meiner, du Sohn Davids, erbarme dich meiner. O Licht, welches vorübergeht, warte auf mich, den Blinden, reiche mir die Hand, dass ich zu dir komme und in deinem Lichte das Licht sehe.“

Soliloquia (Augustini)

 

„Gott, der du wohnst in einem Lichte, da niemand zukommen kann, der du mit leiblichen Augen nicht gesehen, mit menschlichem Verstande nicht begriffen wirst und mit Engelszungen nicht genugsam magst gepriesen werden, unaussprechlicher Gott, höchstes Gut, zu dir rufe ich. An dir allein habe ich gesündigt und übel vor dir getan. Menschen scheute ich mehr als dich; denn ich war blind und hatte fleischliche Augen. Ach, wo soll ich nun hingehen vor deinem Geist, und wo soll ich hin fliehen vor deinem Angesicht? Was soll ich machen? Wer wird mich schützen? Herr, ich habe keine Hilfe, denn allein bei dir. Erbarme dich meiner, nicht nach deiner geringeren Barmherzigkeit, nach welcher du in leiblichen Nöten hilfst, sondern nach deiner großen Barmherzigkeit, wonach du Missetaten vergibst, und mit der du die Welt also überschüttet hast, dass du deinen eingebornen Sohn für sie in den Tod gabst. Tief sind meine Sünden, o Herr, aber tiefer ist deine Gnade. So verschlinge denn ein Abgrund den andern, die Tiefe deiner Barmherzigkeit verschlinge die Tiefe meiner Dürftigkeit. Eile entgegen, lieber Vater, deinem verlorenen Sohn, der sich aus fernem Lande zu dir aufgemacht hat; komm, du guter Samariter, und hilf mir Armen, der ich bis in den Tod verwundet bin. Tröste mich wieder, mein Gott, mit deiner Hilfe und dein freudiger Geist belebe mich.“

Savonarola (+1498)

 

„Gottes Natur ist, dass er aus nichts etwas macht. Darum, wer noch nicht nichts ist, aus dem kann Gott auch nichts machen. Die Menschen aber machen aus etwas ein anderes. Das ist aber eitel unnütz Werk. Darum nimmt Gott nicht auf, denn die Verlassenen, macht nicht gesund, denn die Kranken, macht nicht sehend, denn die Blinden, macht nicht lebend, denn die Toten, macht nicht fromm, denn die Sünder, macht nicht weise, denn die Unweisen, kurz, erbarmt sich nicht, denn der Elenden, und gibt nicht Gnade, denn denen, die in Ungnade sind. Derhalben kann kein Hoffärtiger heilig, weise oder gerecht Gottes Materie werden und Gottes Werk in ihm erlangen, sondern bleibt in seinem eigenen Werk und macht einen erdichteten, scheinenden, falschen, gefärbten Heiligen aus sich selbst, das ist: einen Heuchler.“

 

(Martin Luther)