Theologische Impulse D

 

DÄMONEN

Es ist üblich geworden, die im Neuen Testament beschriebenen Dämonen als natürliche Erscheinungen zu erklären – oder sie für einen überwundenen Aberglauben zu halten. Aber sind sie aus unserer Erfahrungswelt wirklich verschwunden? Paul Tillich sagt: „Der Anspruch eines Endlichen, unendlich und von göttlicher Größe zu sein, ist das Charakteristikum des Dämonischen.“ Und so gesehen ist Dämonie etwas sehr Alltägliches. Es geht immer um Vorläufiges, das sich als letztgültig ausgibt. Etwas, das nicht Gott ist, übernimmt Gottes Rolle. Entsprechend fehlgesteuerte Menschen ruinieren sich selbst. Und schon freuen sich die gefallenen Engel, einen weiteren Menschen fallen zu sehen. 

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Die Gerasener Schweine

Erg.

 

DANKBARKEIT

Wer dankt, hat erkannt, dass ihm ein anderer etwas Gutes tat, zu dem er nicht verpflichtet gewesen wäre (1.) und wendet sich dieser Person mit einem positiven Gefühl der Verbundenheit zu (2.), um seiner Wertschätzung Ausdruck zu verleihen (3.). Wird allerdings eine Wohltat um des Dankes willen erwiesen, wird eine Gegenleistung erwartet, Abhängigkeit geschaffen oder Dankesschuld als Druckmittel missbraucht, so ist durch die manipulative Absicht alles verdorben. Gebe Gott, dass unser Bitten und Danken seine Unschuld zurückgewinnt!

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„Der Mensch muss erst selig werden, und dann fromm. Der Mensch muss erst in den Himmel kommen, und dann wird er ein andrer Mensch. Das ist eben die wunderbare Beschaffenheit gerade der christlichen Religion. Der ist verloren, der erst alles tun will, um in den Himmel zu kommen. Nein, erst musst du in den Himmel kommen und selig werden, und dann fängst du an, Gott zu danken. Daher sagt Luther, die christliche Religion sei mit einem Wort eine Religion des Dankens. Alles Gute, was wir verrichten, tun wir nicht, um uns etwas zu erwerben. Wir wüssten auch gar nicht, wie wir es anfangen sollten, um etwas zu verdienen. Es ist uns ja schon alles geschenkt: Gerechtigkeit, unser ewiges Erbe, unsre Seligkeit. Nun gibt es nur zu danken (...). Darum sind auch das die rechten guten Werke, die wir aus Dankbarkeit gegen Gott tun. Wer im rechten Glauben steht, denkt gar nicht daran, sich etwas Gutes zu verdienen und erwerben zu wollen. Er kann eben nicht anders, als sich dankbar erweisen in der Liebe und guten Werken. Sein Herz ist anders geworden, sein Herz ist weich geworden durch den Überschwang der Liebe Gottes, die er erfahren hat. Und dann ist Gott so gnädig, dass er seine eignen Werke, die er in uns tut, belohnt.“ (C. F. W. Walther)

 

„Lass mich, o Herr, all des Guten gedenken, das du an mir von Jugend auf mein ganzes Leben lang getan. Denn ich weiß, dass die Undankbarkeit dir sehr missfällt; ist sie doch die Wurzel alles geistlichen Verderbens, und einem vertrocknenden und versengenden Wind gleich, der die Quelle deines göttlichen Erbarmens über den Menschen versiegen macht. Wie oft habe ich gesündigt, und jener alte Drache war bereit, mich zu verschlingen; aber du, o Herr, tratst ihm entgegen. Ich war hinabgestiegen bis zu der Hölle Pforten, aber du hieltest mich zurück, dass ich nicht versank; ich war nahe gekommen dem Haus des Todes, aber du führtest mich wieder herauf. Auch von dem Tod dieses Leibes hast du mich oft errettet, da starke Krankheiten mich befallen hatten, da ich in Gefahren war zu Wasser und zu Land, da mir Feuer und Schwert drohten. Du wusstest es, o Herr, wenn ich damals gestorben wäre, so wäre ich ein Kind der ewigen Verdammnis geworden. Aber deine Gnade und dein Erbarmen kamen mir entgegen, ohne dass ich dich noch gekannt hätte. Nun da ich dich erkenne, Herr mein Gott, empfinde ich, wie schwach ich bin, dir gebührend zu danken. Doch sei alles dein, was ich lebe; mein ganzer Geist, mein ganzes Herz, mein ganzer Leib, mein ganzes Leben soll dir leben, du mein süßes Leben. Ganz hast du mich frei gemacht, ganz sollst du mich haben; ganz hast du mich hergestellt, ganz sollst du mich nehmen. Ich will dich lieben, Herr meine Stärke, ich will dich lieben, du meine unaussprechliche Wonne.“

Soliloquia (Augustini)

 

„Oscar Wilde hat geäußert, Sonnenuntergänge würden nicht gewürdigt, weil man für sie nicht bezahlen könne. Aber Oscar Wilde irrt; wir können für Sonnenuntergänge bezahlen. Wir können dadurch für sie bezahlen, dass wir nicht wie Oscar Wilde sind.“

(Chesterton)

 

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Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beißen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch. Mark Twain

 

Dankbarkeit ist eine gar wunderliche Pflanze; sobald man ihr Wachstum erzwingen will, verdorrt sie. Jeremias Gotthelf

 

Danke Gott erst für das Brot, bevor du um Kuchen bittest! Aus Russland

 

Die Undankbarkeit ist das schändlichste Laster und die höchste Unehre gegenüber Gott. Von ihr ist die Erde voll bis an den Himmel. Martin Luther

 

Gesunder Magen bleibt unbeachtet: Viel Arbeit, wenig Dank. Wilhelm Busch

 

Ich danke Gott, dass ich an Schwierigkeiten gewöhnt bin. Oliver Cromwell

 

Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte. Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast. Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten. J. A. Comenius

 

Ich glaube, die beste Definition des Menschen lautet: undankbarer Zweibeiner. Dostojewski

 

Ich habe gelernt, ohne den Dank der Welt zu leben. Ich habe ihn erworben und verloren. Ich habe ihn wiedergewonnen; ich habe ihn wieder verloren. Ich mache mir gar nichts daraus; ich tue einfach meine Pflicht. Otto von Bismarck

 

Ja, o Gott, du hast doch Plage mit uns Menschen! Ach, wenn ich beim Gedanken an alle Wohltaten gegen mich meinen Sinn sammeln will, um dir recht zu danken – ach, da finde ich mich oft so zerstreut; die verschiedenartigsten Gedanken durchkreuzen meinen Kopf, und es endet damit, dass ich dich bitten muss, mir zu helfen, dir zu danken. Sören Kierkegaard

 

Mit der Dankbarkeit ist es wie mit der Ehrlichkeit der Kaufleute. Sie hält die Wirtschaft in Schwung, und wir zahlen nicht etwa, weil wir unsere Schulden begleichen wollen, sondern um leichter neue Geldgeber zu finden. Rochefoucauld

 

Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind. Francis Bacon

 

So schändlich lebt keine Sau, wie die Welt lebt. Denn eine Sau kennt doch die Frau oder Magd, von der sie Treber, Kleie oder das Futter zu fressen kriegt, läuft ihr nach und schreit ihr nach. Aber die Welt kennt und achtet Gott gar nicht, der ihr so reichlich und überschwänglich Gutes tut, geschweige denn, dass sie ihm dafür danken und ihn loben würde! Martin Luther

 

Solange man noch etwas zu geben hat, findet man selten Undankbare. Rochefoucauld

 

Tadele Gott nicht, weil er den Tiger geschaffen hat! Danke ihm dafür, dass er dem Tiger keine Flügel verlieh! Aus Abessinien

 

Unter Dankbarkeit versteht man gemeinhin die Bereitwilligkeit, lebenslänglich Salbe aufzuschmieren, weil man einmal Läuse gehabt hat. Karl Kraus

 

Wenn du die Geschichte eines großen Verbrechers liest, so danke immer, ehe du ihn verdammst, dem gütigen Himmel, der dich mit deinem ehrlichen Gesicht nicht an den Anfang einer solchen Reihe von Umständen gestellt hat. G. Chr. Lichtenberg

 

Wenn du von allem dem, was diese Blätter füllt, mein Leser, nichts des Dankens wert gefunden: So sei mir wenigstens für das verbunden, was ich zurückbehielt. G. E. Lessing

 

DARWINISMUS

Nimmt man an, der Mensch sei „auch nur ein Tier“, kann man ihm kaum verdenken, dass er lebt, indem er tötet. Es erscheint dann ganz „natürlich“ – und das Lebensrecht der Schwachen ist entsprechend schwer zu begründen. Doch in Wahrheit ist der Menschen berufen, Gottes Ebenbild zu sein. Der Höchste hat ihn sich zum Gegenüber erwählt. Er gehört so wenig zu den Tieren, wie die Tiere zu den Pflanzen. Und das verleiht jedem Einzelnen ein Lebensrecht, das durch Leistungskraft nicht gesteigert und durch Schwäche nicht verringert werden kann. 

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DEIN REICH KOMME

Das Reich Gottes ist die versöhnte Gemeinschaft mit ihm, die verborgen im Glauben beginnt, die Gestalt gewinnt, wo man im Namen Christi zusammenkommt, und die sich einst sichtbar vollenden wird am Jüngsten Tag. Weil Christen davon schon gekostet haben, will ihnen die alte Welt nicht mehr schmecken, sondern sie wünschen, dass dies Schlechte schleunigst dem Besseren weichen möge. Sie distanzieren sich von der Welt, die vergeht, wenden sich dem Reich zu, dass mit Christus kommt – und schießen ihr Herz wie einen Pfeil in Gottes Zukunft hinein. 

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DEIN WILLE GESCHEHE

Wir bitten nicht „dein Wille geschehe“, weil Gott derzeit nur den Himmel regierte. Nein: Gottes Wille geschieht auch auf der Erde. Doch bitten wir, dass Gottes Wille auch auf Erden in der milden und heilvollen Weise geschehen möge, wie er jetzt schon im Himmel geschieht. Noch zwingt die menschliche Bosheit Gott, gegen seinen eigentlichen Willen hart zu sein. Noch sträubt sich die Erde und beugt sich seiner Hand nur unwillig und unter Schmerzen. Wenn aber Gottes Reich anbricht, wird diesbezüglich zwischen Himmel und Erde kein Unterschied mehr sein.

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Demokratie

Die Politik ist in der Demokratie die Kunst, das Volk glauben zu machen, dass es regiere. Louis Latzarus

 

Wenn sich die Mehrheit zur richtigen Ansicht bekehrt, dann sicherlich aus den falschen Gründen. Philip Dormer Stanhope

 

DEMUT

1.

Luther sagt: „Es ist nicht Demut, wenn einer leugnet, die Gaben zu haben, die Gott ihm gegeben hat.“ Demut ist darum keine alberne Selbstverachtung, die an der eigenen Person schlecht macht, was gut ist, sondern sie besteht darin, die eigenen Begabungen und Leistungen weder größer noch kleiner erscheinen zu lassen als sie sind, sie aber nicht sich selbst zuzuschreiben und zugutezuhalten, sondern allein dem Schöpfer, der sie gegeben und ermöglicht hat. Was hast du, das du nicht empfangen hättest? Wenn du es aber empfangen hast, was rühmst du dich?

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2.

Wenn Gott unermesslich und grenzenlos ist, wie kann es dann neben ihm noch Raum für Geschöpfe geben? Das ist nur denkbar, wenn der Schöpfer sich zurücknimmt und ihnen ein Mindestmaß an Selbstständigkeit ermöglicht. Gott nutzt also seine Freiheit, um sich selbst zu beschränken, und gibt uns damit den Raum, den wir zur Entfaltung brauchen. Doch können wir uns seine Selbstbeschränkung zu Gunsten anderer auch zum Vorbild nehmen, um durch bewusstes Sich-Zurücknehmen das gottgewollte Dasein unserer Mitmenschen zu ehren.

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3.

Goethes „Faust“ im Wahn

Erg.

 

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„Was ist die Demut? Wann ein Mensch, in Betrachtung der hohen Majestät Gottes, und hingegen seines eigenen menschlichen Unvermögens und elenden Zustandes, sich von Herzensgrund erniedriget, alles Vermögen, Gaben und an Seel und Leib verliehene Güter Gott dem Herrn zuschreibet, und sich derselben ganz unwürdig schätzet, dabei auch herzlich gesinnet ist, solche verliehene Gaben, Geschicklichkeit, Güter und dergleichen zu Seinen Ehren und des Nächsten Erbauung zur Seligkeit in aller Einfalt anzuwenden.“ (Philipp J. Spener)

 

„Demut an sich ist nichts anderes als eine schonungslose Erkenntnis und Erfahrung des eigenen Selbst in seiner Beschaffenheit. Denn wer wirklich erkennt und erfährt, wie er ist, müsste gewiss auch wirklich demütig sein. Zwei Gründe gibt es für diese Demut: der eine ist die schmutzige Erbärmlichkeit und Hinfälligkeit des Menschen, ein Zustand, in den er durch die Sünde gefallen ist und den er immer irgendwie an sich erfahren muss, solange er in diesem Leben weilt, und wäre er noch so heilig. Der andere Grund ist die überströmende Liebe und Erhabenheit des göttlichen Seins, bei dessen Betrachtung die ganze Natur erbebt, die Gelehrten sich als Narren entlarven und alle Engel und Heiligen geblendet werden; so sehr, dass ihnen ich weiß nicht was widerführe, wenn Er nicht kraft Seiner göttlichen Weisheit ihnen davon nur soviel zu erschauen gäbe, als dem Maße ihrer Befähigung durch ihre Natur und die Gnade entspricht.“ (Die Wolke des Nichtwissens, anonym, 14. Jh.)

 

„Aus sich nichts machen und andere gern für besser und höher achten, als man selber sein mag – das ist große Weisheit und Vollkommenheit. Und sähst du einen andern öffentlich sündigen oder einen schweren Fall tun: So halte dich deshalb nicht für besser als ihn. Denn sieh: Du weißt ja nicht, wie lange du selbst noch im Guten feststehen wirst. Gebrechlich sind wir alle, aber gebrechlicher als du sei in deinen Augen keiner.“ (Thomas von Kempen)

 

„Das ist die Summe und der Kern alles dessen, was uns die Gnade lehrt: die Sinne bezähmen, das eitle Wohlgefallen verschmähen, sich nicht selbst zur Schau stellen, vielmehr alles, was des Lobes und der Bewunderung wert sein mag, mit dem Schleier der Bescheidenheit und Einfachheit verhüllen, in allen Dingen und allen Wissenschaften nichts anderes suchen, als dass Gott dadurch in allem gelobt und verherrlicht und der sinkenden Menschheit unter die Arme gegriffen werde.“ (Thomas von Kempen)

 

„Der Mensch, der etwas sein will, ist die Materie, daraus Gott nichts macht, ja daraus er die Narren macht; ein Mensch aber, der nichts sein will, und sich für nichts hält, ist die Materie, daraus Gott etwas macht, und herrliche, weise Leute vor ihm. Ein Mensch, der sich vor Gott für den geringsten achtet, für den elendesten, ist bei Gott der größte und herrlichste; der sich für den größten Sünder hält, ist bei Gott der größte Heilige. Siehe, dies ist die Niedrigkeit, die Gott erhöhet, das Elend, das Gott ansiehet, und die Nichtigkeit des Menschen, daraus Gott etwas macht. Denn gleichwie Gott Himmel und Erde aus nichts gemacht hat zu einem herrlichen und wunderbaren Gebäu, also will er den Menschen, der auch nichts ist in seinem Herzen, zu etwas Herrlichem machen (…..). Sehet einen Künstler an, soll er ein Kunststück machen, so muss er ganz eine neue Materie haben, daraus er es macht, es darf kein anderer daran gesudelt haben. Also tut Gott auch, soll er aus dem Menschen etwas machen, so muss er nichts sein. Der aber sich selbst zu etwas machet, und meinet, er sei etwas, der ist nicht Gottes Materie, daraus er etwas macht, ist nichts, ja Gott siehet ihn nicht an.“ (Johann Arndt)

 

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Demut an sich ist nichts anderes als eine schonungslose Erkenntnis und Erfahrung des eigenen Selbst in seiner Beschaffenheit. Denn wer wirklich erkennt und erfährt, wie er ist, müsste gewiss auch wirklich demütig sein. Zwei Gründe gibt es für diese Demut: der eine ist die schmutzige Erbärmlichkeit und Hinfälligkeit des Menschen, ein Zustand, in den er durch die Sünde gefallen ist und den er immer irgendwie an sich erfahren muss, solange er in diesem Leben weilt, und wäre er noch so heilig. Der andere Grund ist die überströmende Liebe und Erhabenheit des göttlichen Seins, bei dessen Betrachtung die ganze Natur erbebt, die Gelehrten sich als Narren entlarven und alle Engel und Heiligen geblendet werden; so sehr, dass ihnen ich weiß nicht was widerführe, wenn Er nicht kraft Seiner göttlichen Weisheit ihnen davon nur soviel zu erschauen gäbe, als dem Maße ihrer Befähigung durch ihre Natur und die Gnade entspricht. Die Wolke des Nichtwissens (Anonym, 14. Jh.)

 

Demut ist der Grundstein alles Guten, und Gott bauet auf keinen andern. Matthias Claudius

 

Du wolltest Gott sein, obwohl du Mensch warst, und gingst so verloren. Er wollte Mensch sein, obwohl er Gott war. So schwer schlug dein menschlicher Stolz dich nieder, dass nur die Demut eines Gottes dich wieder aufrichten konnte. Augustin

 

Es ist nicht Demut, wenn einer leugnet, die Gaben zu haben, die Gott ihm gegeben hat. Martin Luther

 

Was dir an Vollkommenheit fehlt, ersetze durch Demut. Thomas von Kempen

 

Was nützt es dir, über die Dreieinigkeit hochgelehrt streiten zu können, wenn du die Demut nicht hast, ohne die du der Dreieinigkeit nur missfällst? Thomas von Kempen

 

Wenn wir sagen „Ich bin doch kein Heiliger“, ist das nicht Demut, sondern Hochmut. Es bedeutet, dass wir nicht glauben, dass Gott uns dazu gemacht hat. Oswald Chambers

 

Der demütige Mensch und Gott sind Eins und nicht Zwei. Was Gott wirkt, das wirkt auch er, und was Gott will, das will auch er, und was Gott ist, das ist auch er: ein Leben und ein Sein. Meister Eckhart

 

Es ist nichts Großes, demütig zu sein, wenn du am Boden liegst; aber wenn du demütig bist, solange man Großes von dir spricht, ist das eine große und seltene Errungenschaft. Bernhard von Clairvaux

 

So wie das Wasser die Höhe meidet und in die Tiefe fließt, so ist auch die Weisheit nur bei den Demütigen. Talmud

 

DENKEN

1.

Menschliches Denken nimmt sich wichtig. Doch bevor wir etwas dachten, wurden wir gedacht. Und durch Gott war auch schon an alles gedacht. Das spornt unser Denken an. Denn was aus Gottes Geist hervorging, muss prinzipiell verstehbar sein. Es entlastet uns. Denn so hat die Welt Sinn und Ordnung, bevor wir danach fragen. Es erfüllt uns mit Ehrfurcht, weil wir die Gedanken Gottes, denen die Wissenschaften nach-denken, nie vollständig einholen. Und es schenkt Zuversicht. Denn dass wir im reinen Unsinn lebten, wo sich das Denken gar nicht lohnte, ist zum Glück ausgeschlossen.

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2.

Christen „ticken“ anders, insofern ihr Denken nicht darauf zielt, das vergängliche Glück dieser Erde zu gewinnen, sondern im Konsens mit Gott seinem Willen zu dienen und (zeitlich wie ewig) mit ihm Gemeinschaft zu haben. Das „erkenntnisleitende Interesse“ besteht darin, nicht bloß der Wirklichkeit dieser Welt, sondern vor allem der Wirklichkeit Gottes denkend und handelnd gerecht zu werden. Seine Wirklichkeit ist nicht Endpunkt, sondern Ausgangspunkt des christlichen Denkens – und führt zu Folgerungen und Gewissheiten, zu denen atheistisches Denken nicht gelangen kann. Kein Ding ist wirklich erkannt und durchdacht, das wir nicht auf Gott bezogen und gemäß dieser Beziehung bewertet haben! 

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Alles wirkliche Dichten und Denken nämlich ist gewissermaßen ein Versuch, den kleinen Leuten einen großen Kopf aufzusetzen: kein Wunder, dass er nicht gleich gelingt. Arthur Schopenhauer

 

Alles, was du denkst und tust, soll so gedacht und getan werden, als wenn du heute noch sterben müsstest. Thomas von Kempen

 

Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren. Goethe

 

Das Träumen ist der Sonntag des Denkens. Amiel

 

Denken ist höher als Gefühl und Phantasie, das wird von einem Denker doziert, der selbst weder Pathos noch Lei­denschaft hat; es wird doziert, dass Denken höher sei als Ironie und Humor, und das wird von einem Denker do­ziert, dem der Sinn für das Komische völlig fehlt. Wie komisch! Sören Kierkegaard

 

Denken ist Reden mit sich selbst. Immanuel Kant

 

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet. Goethe

 

Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Ver­dienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel­stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum Kö­nig zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es be­deutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein. Blaise Pascal

 

Die Menschen schämen sich nicht, etwas Schmutziges zu denken, aber wohl, wenn sie sich vorstellen, dass man ihnen diese schmutzigen Gedanken zutraue. Friedrich Nietzsche

 

Ein Freund ist ein Mensch, vor dem man laut denken kann. Ralph Waldo Emerson

 

Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln. Anatole France

 

Feigling: jemand, der in gefährlichen Situationen mit den Beinen denkt. Bierce

 

Früher oder später wirst Du so handeln, wie Du denkst. Aus Japan

 

Kenntnisse kann jedermann haben, aber die Kunst zu denken ist das seltenste Geschenk der Natur. Friedrich der Große

 

Lesen heißt, mit einem fremden Kopf, statt dem eigenen zu denken. Arthur Schopenhauer

 

Während das objektive Denken alles im Resultat aus­drückt und der ganzen Menschheit durch Abschreiben und Ableiern des Resultates und des Fazits zum Mogeln verhilft, setzt das subjektive Denken alles ins Werden und lässt das Resultat weg, ... Sören Kierkegaard

 

Wer von sich gut denkt, kennt sich nicht, und wer von Gott schlecht denkt, kennt Gott nicht. Abu Said

 

Zu Immanuel Kant (1724-1804), dem großen Königsberger Philosophen, sagte bewundernd eine seiner Verehrerinnen: „Mich entzücken immer wieder Ihre geistreichen Bemerkungen. Das möchte ich auch gern können!“ „Aber gnädige Frau“, lächelte Kant, „nichts leichter als das. Ich denke einfach an etwas ganz Dummes und sage dann nur das Gegenteil davon!“

 

Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben. Arthur Schopenhauer

 

DENN DEIN IST DAS REICH UND DIE KRAFT...

Das Vaterunser endet in einem Lobpreis, der auf den ersten Blick wie eine „Verzierung“ wirkt. Doch bringt erst das Loben den Beter vollends in die Gott gegenüber angemessene Haltung. Denn Loben ist das, was jeder ganz von selbst tut, wenn er Gottes Herrlichkeit erkennt. Es ist der spontane Reflex aller, die mit Gott im Reinen sind. Sie haben vor Augen, was er an ihnen tut. Und dass es sie jubeln läßt, ist so unausweichlich wie der Applaus nach einem tollen Konzert. Erst so entspricht der Beter ganz dem lobwürdigen Gott, dem er sich gegenübersieht! 

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DEPRESSIVE VERSTIMMUNG

1.

Mutlos, lustlos und verdrossen

Erg. 

2.

Christus erhebt Einspruch

Erg.

 

DESILLUSIONIERUNG

Unser Scheitern an Gottes Geboten verdirbt uns die Lust daran. Denn Gottes Gesetz scheint für nichts anderes zu taugen, als dass es unser Versagen aufdeckt. Es ist der Eisberg, an dem die „Titanic“ menschlicher Selbstsicherheit zerschellt. Doch ist das in Wahrheit gut so! Denn was da zerbricht, war eine Illusion. Erreicht der Schiffbrüchige aber das Rettungsboot, das man Kirche nennt, und schlüpft bei Christus unter, so kommt er unter Jesu Führung an das Ziel, zu dem ihn seine „Titanic“ (sein stolzes Bemühen um Vervollkommnung) niemals hätte bringen können.

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DEUS ABSCONDITUS

1.

Einen Gott, der jedem jederzeit gnädig wäre, finden wir weder in der Welt noch in der Bibel. Denn in manchen Dingen hat er sich festgelegt. Und in anderen nicht. Der „verborgene Gott“ ist er in all den Bereichen, in denen er uns nichts versprochen hat. Der „offenbare Gott“ ist er in den Bereichen, in denen ihn seine neutestamentlichen Zusagen binden. Und wer nur eine Seite kennt, weiß zu wenig. Gottes Liebe ist kein pauschales Angebot, sondern ein konkretes. Und je nachdem, wie man an ihn herantritt, wird man ihn auch unterschiedlich erleben. 

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2.

Hiobs großer Glaube

 Erg.

 

DEUTUNG DES DASEINS

Der menschliche Erkenntnisdrang steht der Welt gegenüber wie einem lückenhaften, deutungsbedürftigen Text. Denn der Bereich des „gesicherten Wissens“ ist nicht so groß, wie wir ihn gerne hätten. Da das Leben trotzdem Entscheidungen von uns verlangt, ist der Mensch gezwungen, sein Dasein zu „interpretieren“ und zu „deuten“. Wer dabei Gott außen vor lässt, handelt nicht „rationaler“ als der, der mit Gott rechnet. Denn Unglaube und Glaube müssen gleichermaßen „gewagt“ werden. Wohin der jeweilige Weg führt, erfährt nur der, der ihn geht.

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DIE GERASENER SCHWEINE

Erg.

 

DIE WITTEMBERGISCH NACHTIGALL

Erg.

 

Dieb

Du kannst einen Menschen daran hindern, zu stehlen, aber nicht daran, ein Dieb zu sein. Arthur Schnitzler

 

Ein Dieb ist ein Mann, der etwas findet, was ein anderer nicht verloren hat. Definition eines Kindes

 

Fehlt es dem Diebe an Gelegenheit, glaubt er an seine Ehrlichkeit. Talmud

 

DIENEN

Der wahre Adel menschlicher Existenz liegt nicht in Lustgewinn und Selbsterhaltung, sondern in der Hingabe an einen höheren Zweck, der es wert ist, dass man ihm dient. Und solcher Dienst erniedrigt den Menschen nicht etwa, sondern erhöht ihn, weil sein Dasein dadurch über den engen Horizont des Eigennutzes hinausgehoben wird. Christus selbst gibt uns das beste Beispiel solch eines Daseins „für andere“ und demonstriert damit, dass man sein Leben nicht anders bewahrt, als indem man es hingibt, und es nur gewinnt, indem man es verliert.

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„Siehe (Herr), alles ist dein, was ich habe, und womit ich dir diene. Doch ist es umgekehrt, du dienest vielmehr mir, als ich dir. Siehe, Himmel und Erde, welche du zum Dienste des Menschen geschaffen hast, sind bereit, und tun täglich, was du ihnen geboten hast. Und das ist noch wenig; denn selbst die Engel hast du zum Dienste des Menschen verordnet. All dieses aber übersteigt das, dass du dich selbst herabgelassen, dem Menschen zu dienen, und ihm verheißen hast, dich selbst ihm darzugeben. Was soll ich dir geben für all’ diese tausendfältigen Gaben? O dass ich dir dienen könnte mein ganzes Leben lang! Fürwahr, du bist würdig alles Dienstes, aller Ehre und ewigen Lobes! Du bist wahrlich mein Herr, und ich bin dein armer Knecht, der aus allen Kräften dir zu dienen verpflichtet ist und in deinem Lobe nie ermüden darf (…). O angenehmer und lieblicher Dienst Gottes, wodurch der Mensch wahrhaft frei und heilig wird! O heiliger Stand der geistlichen Dienerschaft, welcher den Menschen den Engeln gleich, Gott wohlgefällig, den bösen Geistern schrecklich und allen Gläubigen wert macht. O liebenswürdige und allzeit wünschenswerte Dienstbarkeit, wodurch man das höchste Gut verdient und eine Freude erwirbt, die ohne Ende bleiben wird.“ (Thomas von Kempen)

 

„Was will ich? Dienen will ich. Wem will ich dienen? Dem Herrn in seinen Elenden und Armen. Und was ist mein Lohn? Ich diene weder um Lohn noch um Dank, sondern aus Dank und Liebe; mein Lohn ist, dass ich darf! Und wenn ich dabei umkomme? Komme ich um, so komme ich um, sprach Esther, die doch ihn nicht kannte, dem zu Liebe ich umkäme und der mich nicht umkommen lässt. Und wenn ich dabei alt werde? So wird mein Herz grünen wie ein Palmbaum und der Herr wird mich sättigen mit Gnade und Erbarmen. Ich gehe mit Frieden und sorge nichts.“

(Der „Diakonissenspruch“ von Wilhelm Löhe)

 

„Kein ordentlicher Knecht bleibt bloß um des Lohnes willen bei seinem Meister; wenn er merkt, dass er ihm eher zum Schaden als zum Nutzen ist, so geht er und wird lieber arm. Und keine ordentliche Magd bleibt bloß um des Lohnes willen; sie will dienen, und wenn sie zu nichts mehr dient, so ist sie unglücklich, auch wenn man ihr den Lohn gibt. Nur der Mensch inmitten der Schöpfung hat die Empfindung, dass er für etwas da sei, nicht für sich, sondern für etwas anderes, Größeres, verloren. Das gilt auch für die Christen. Sie sitzen in den Kirchen nur im Gedanken an sich, und jeder seufzt um sich herum und sucht da etwas an sich und für sich und weiß selbst nicht was. Da möchte man ihnen zurufen: Menschen, Christen, vergesst euch! Denkt an die Sache Gottes! Fangt an, dafür zu schaffen, oder lasst es euch wenigstens leid sein, nicht, dass es euch sonst schlecht geht, sondern, dass ihr nichts zu schaffen habt, als nur an eure kleinlichen Interessen zu denken. Das ist unser Jammer, dass uns der liebe Gott nicht recht gebrauchen kann. Kein Wunder, dass wir verkommen. Jeder Mensch verkommt, wenn er nicht tätig ist als ein Glied eines Ganzen mit höheren Zielen, und jeder gedeiht schon in irdischen Dingen, der mit Lust und Liebe für etwas arbeitet, das größer ist als er. Die Menschheit verdirbt und verkommt in ihrem Lebenswert, leiblich und geistig, wenn sie nicht etwas zu schaffen hat für das Leben der Erde, für die Schöpfung, für Gott.“

(Johann Christoph Blumhardt)

 

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Moses Mendelssohn (1729-1786) war jüdischer Religion und Handlungsbedienter bei einem Kaufmann, der das Pulver nicht soll erfunden haben. Dabei war er aber ein sehr frommer und weiser Mann und wurde daher von den angesehensten und gelehrtesten Männern hochgeachtet und geliebt. Und das ist recht. Denn man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verachten, an dem er wächst. Dieser Moses Mendelssohn gab unter anderem von der Zufriedenheit mit seinem Schicksal folgenden Beweis. Denn als eines Tages ein Freund zu ihm kam und er eben an einer schweren Rechnung schwitzte, sagte dieser: „Es ist doch schade, guter Moses, und ist unverantwortlich, dass ein so verständiger Kopf, wie Ihr seid, einem Manne ums Brot dienen muss, der Euch das Wasser nicht bieten kann. Seid Ihr nicht am kleinen Finger gescheiter als er am ganzen Körper, so groß er ist?“ Einem andern hätt das im Kopf gewurmt, er hätte Feder und Tintenfass mit ein paar Flüchen hinter den Ofen geworfen und seinem Herrn aufgekündet auf der Stelle. Aber der verständige Mendelssohn ließ das Tintenfass stehen, steckte die Feder hinter das Ohr, sah seinen Freund ruhig an und sprach zu ihm also: „Das ist recht gut, wie es ist, und von der Vorsehung weise ausgedacht. Denn so kann mein Herr von meinen Diensten viel Nutzen ziehen, und ich habe zu leben. Wäre ich der Herr und er der Schreiber, ihn könnt ich nicht brauchen.“ Johann Peter Hebel

 

Wer zum Dienst Gottes hinzutritt, der wisse, dass er zur Kelter gekommen ist. Er wird bedrängt, zerstampft, niedergetreten, aber nicht, um in dieser Welt zugrunde zu gehen, sondern um hinüber zu fließen in die Weinkammern Gottes. Augustin

 

Diskussion

Man findet in einer Diskussion deshalb so wenig vernünftige und angenehme Leute, weil fast jeder, statt auf die Meinung anderer zu antworten, nur daran denkt, was er selber sagen will. Rochefoucauld

 

DOGMA

„Man kann viele, vielleicht alle Beweggründe dabei auf das paulinische Motiv zurückführen, mit Juden jüdisch, mit Griechen griechisch zu reden. Man hat geflickt und gebaut am Tempel, um das Gebäude neu erscheinen zu lassen. Mehr noch, man hat neue Türen schaffen wollen. Keine Front des Hauses, die nicht aufgebrochen wäre, um neue Pforten und Tore zu schaffen. Zuletzt war die ganze Fassade in lauter Tore aufgelöst. Und überall neue Fenster, die kein Stückchen Mauerwerk mehr zwischen sich duldeten. Alles Luft und Licht, alles lauter Zugänge. Man konnte über den Platz schreiten, ohne zu ahnen, dass hier einst ein steinerner Dom gestanden. Gesetzt den Fall, man habe vielen dadurch die Stätte einladend gemacht, wusste man am Ende noch, wozu man eigentlich einladen wollte? Niemand wird denen Ernst und Überzeugung absprechen, die hierauf zuversichtlich antworten: Ja, wir wissen es. Hier ist die Stätte der evangelischen Freiheit. Freiheit wovon? Freiheit vom Dogma, hieß es, Freiheit von der mittelalterlichen Weltanschauung, Freiheit von der Buchstäblichkeit der Bergpredigt. Du lieber Himmel, könnte man denken, d i e s e Freiheiten können doch die Eingeladenen wahrlich auch anderswo finden.“

(Werner Elert)

 

Dogmatik

„Dogmatik, auch thetische, positive, didaktische und systematische Theologie genannt, ist die Theologie, sofern sie die theologischen Lehrstücke der Ordnung nach vorlegt und deutlich erklärt, die Glaubenssätze genau begrenzt, scheidet, beziehungsweise verbindet und als in der Schrift wohlbegründet nachweist.“ (Adolf Hoenecke)

 

„Der Unterschied zwischen einer privaten Mitteilung des Evangeliums und der öffentlichen amtlichen Verkündigung besteht darin, dass die Kirche insgesamt für jene keine Bürgschaft übernehmen kann. Für die öffentliche Verkündung ihrer Amtsträger muss sie aber jederzeit eintreten und eintreten können. Was von Amts wegen in der Kirche geredet wird, kann und muss die Öffentlichkeit auch der ganzen Kirche zur Last legen. Daraus folgt notwendig das Eingehen einer Lehrverpflichtung der Amtsträger bei der Amtsübernahme. An diesem Punkt wird Sinn und Notwendigkeit eines kirchlichen Dogmas sichtbar. Die Kirche kann ihre Amtsträger nur so verpflichten, dass sie die Verantwortung für ihre öffentliche Verkündigung übernehmen kann, wenn sie ihnen zugleich sagt, wozu und worauf sie verpflichtet sind. Sie muss also sagen, was von ihnen gelehrt werden soll. Sie hat dabei aber auch die unter den angeführten Gesichtspunkten gebotene Mannigfaltigkeit in Ansatz zu bringen. Das Dogma bezeichnet das Minimum des Sachgehalts, in dem alle öffentliche Verkündigung übereinzustimmen hat. Um ihrer Mannigfaltigkeit Raum zu lassen, bezeichnet es aber zugleich das Maximum.“ (Werner Elert)

 

DOXOLOGIE LOBPREIS

„Denn dein ist das Reich und die Kraft...“ Das Vaterunser endet in einem Lobpreis, der auf den ersten Blick wie eine „Verzierung“ wirkt. Doch bringt erst das Loben den Beter vollends in die Gott gegenüber angemessene Haltung. Denn Loben ist das, was jeder ganz von selbst tut, wenn er Gottes Herrlichkeit erkennt. Es ist der spontane Reflex aller, die mit Gott im Reinen sind. Sie haben vor Augen, was er an ihnen tut. Und dass es sie jubeln lässt, ist so unausweichlich wie der Applaus nach einem tollen Konzert. Erst so entspricht der Beter ganz dem lobwürdigen Gott, dem er sich gegenübersieht! 

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DREIFACHER GEBRAUCH DES GESETZES

Die Gnade Jesu Christi entmachtet das Gesetz als „Strafordnung“, die dem Sünder zum Verhängnis wird. Doch als Gottes gute Weisung bleibt das Gesetz in Kraft und dient der Christenheit als „Riegel“, „Spiegel“ und „Regel“. Durch Christi Opfer am Kreuz ist das Zeremonial- und Ritualgesetz des Alten Testaments obsolet geworden. Und Christi Lehre hat auch die Reinheits- und Speisegebote antiquiert. Doch das in den Zehn Geboten konzentrierte Moralgesetz bleibt in Geltung. So muss einer, um Christ zu sein, nicht erst Jude werden – muss sich aber dem beugen, was der Schöpfer (nicht speziell den Juden, sondern) allen Menschen geboten hat. 

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DREIFALTIGKEIT GOTTES, TRINITÄT

1.

Die Lehre von Gottes Dreieinigkeit ist kein Denkproblem: Fließendes Wasser, Dampf und Eis sind schließlich auch ganz verschieden - und sind doch immer nur H2O. Ebenso sind der Schöpfer, Jesus Christus und der Heilige Geist ganz verschieden - und sind doch immer nur der eine Gott. Wer Gott verstehen will, muss das wissen. Denn betrachtet man eine der drei „Personen“ isoliert, so verkennt man sie zwangsläufig. Sieht man jedoch ihre Zusammengehörigkeit, so erschließt eine die andere.

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2.

Die Trinitätslehre entspricht der dreifach-einfachen Selbstmitteilung Gottes im Neuen Testament und ist dem christlichen Glauben unentbehrlich. Denn wenn der Gläubige Christus und den Hl. Geist nicht für Seinsweisen Gottes, sondern bloß für Geschöpfe hielte, liefe Christ-Sein auf den absurden Versuch hinaus, nicht nur zwei, sondern drei Herren zu dienen, von denen nur einer ewig wäre. Wer das ausschließen will, darf in Christus und dem Hl. Geist nie „weniger“ oder „etwas anderes“ sehen als Gott – und kann folglich seinen Glauben nicht anders als nur trinitarisch verantworten. 

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3.

Wenn Jesus „Gottes Sohn“ genannt wird, dann ist damit kein „Verwandtschaftsverhältnis“ gemeint. Vielmehr bringt dieses Bekenntnis zum Ausdruck, dass Vater und Sohn gleichen Wesens, gleicher Würde und gleichen Willens sind. Zwischen ihnen steht ein Gleichheitszeichen. Für den Gläubigen aber, der dieses Gleichheitszeichen sieht und anerkennt, ist es der Schlüssel zu aller wahren Gotteserkenntnis: Weil er den Sohn vom Vater, und den Vater vom Sohn her versteht, wird Gott nie mehr ein rätselhafter Unbekannter für ihn sein.

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Was nützt es dir, über die Dreieinigkeit hochgelehrt streiten zu können, wenn du die Demut nicht hast, ohne die du der Dreieinigkeit nur missfällst? Thomas von Kempen

 

Dummheit

Bei einem heftigen Meinungswechsel wurde Voltaire von seinem Gegner als Dummkopf beschimpft. Voltaire konterte kühl: „Bisher hielt ich Sie für klug, Sie aber halten mich für dumm – vielleicht irren wir uns beide?“

 

Das ist der Weisheit Quintessenz, die viele zu freien hindert: Die Schönheit dauert einen Lenz, die Dummheit überwintert. Rudolf Presber

 

Dass etwas so Augenfälliges wie die Eitelkeit der Welt so wenig bekannt ist, dass es seltsam und überraschend ist, wenn man sagt, es sei dumm, nach Größe zu streben. Das ist erstaunlich. Blaise Pascal

 

Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Die Liebe ist der einzige Weg, auf dem selbst die Dummen zu einer gewissen Größe gelangen. Honoré de Balzac

 

Die Menschen werfen alle ihre Dummheiten auf einen Haufen, konstruieren ein Ungeheuer und nennen es Schicksal. Thomas Hobbes

 

Dumme Gedanken hat jeder, aber der Weise verschweigt sie. Wilhelm Busch

 

Dummheit ist nicht „wenig wissen“, auch nicht „wenig wissen wollen“, Dummheit ist „glauben, genug zu wissen“. Konfuzius

 

Ein Kluger bemerkt alles. Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. Heinrich Heine

 

Ein kluger Entschluss reift unverhofft, blitzschnell und ohne Erwägung, doch Dummheiten machen wir allzu oft nach reiflichster Überlegung. Oskar Blumenthal

 

Eine Dummheit hört nicht auf, eine zu sein, weil sie gedruckt ist oder am Schluss irgendwelcher schöner Bücher hinzugefügt ist. Franz von Sales

 

Es ist schwer, den, der uns bewundert, für einen Dummkopf zu halten. Marie von Ebner-Eschenbach

 

Es ist zwar ein Vergnügen, reich zu sein, aber keine Ehre, außer für die Dummköpfe. Pierre Carlet de Marivaux

 

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf. Theodor Fontane

 

Im Kampf mit der Dummheit werden die billigsten und sanftesten Menschen zuletzt brutal. Sie sind damit vielleicht auf dem rechten Wege der Verteidigung; denn an die dumme Stirn gehört, als Argument, von Rechts wegen die geballte Faust. Aber weil, wie gesagt, ihr Charakter sanft und billig ist, so leiden sie durch diese Mittel der Notwehr mehr, als sie Leid zufügen. Friedrich Nietzsche

 

Intelligent und fleißig – gibt’s nicht. Intelligent und faul – bin ich selber. Dumm und faul – der ideale Diplomat. Dumm und fleißig – davor bewahre uns der Himmel! Charles-Maurice de Talleyrand-Perigord

 

Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen. Arthur Schopenhauer

 

Lerne zuhören, und Du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden. Platon

 

Manche Menschen äußern schon eine Gabe, sich dumm zu stellen, ehe sie klug sind; die Mädchen haben diese Gabe sehr oft. G. Chr. Lichtenberg

 

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens. Friedrich von Schiller

 

Während die Weisen grübeln, erobern die Dummen die Festung. Aus Jugoslawien

 

Wenn ein Finger zum Himmel weist, schaut nur ein Dummkopf auf den Finger. Anonym

 

Zu Immanuel Kant (1724-1804), dem großen Königsberger Philosophen, sagte bewundernd eine seiner Verehrerinnen: „Mich entzücken immer wieder Ihre geistreichen Bemerkungen. Das möchte ich auch gern können!“ „Aber gnädige Frau“, lächelte Kant, „nichts leichter als das. Ich denke einfach an etwas ganz Dummes und sage dann nur das Gegenteil davon!“

 

Keiner kann über sich sehen. Hiermit will ich sagen: jeder sieht am andern nur so viel, als er selbst auch ist: denn er kann ihn nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen. Ist nun diese von der niedrigsten Art, so werden alle Geistesgaben, auch die größten, ihre Wirkung auf ihn verfehlen und er an dem Besitzer derselben nichts wahrnehmen, als bloß das Niedrigste in dessen Individualität, also nur dessen sämtliche Schwächen, Tem­peraments- und Charakterfehler. Daraus wird er für ihn zusam­mengesetzt sein. Die höheren geistigen Fähigkeiten desselben sind für ihn so wenig vorhanden, wie die Farbe für den Blinden. Denn alle Geister sind dem unsichtbar, der keinen hat… Arthur Schopenhauer

 

Dünkel

Es scheint wirklich, als ob die Natur, um uns über unseren elenden und erbärmlichen Zustand zu trösten, uns den Eigendünkel zum Erbteil gegeben habe. Michel de Montaigne

 

Durchschauen

 

Dass du ihn völlig durchschautest, das hat dir noch keiner verziehen, er mag noch so gut dabei weggekommen sein. Arthur Schnitzler