Theologische Impulse I

 

Ideale 

An seinen Idealen zugrundegehen können heißt lebensfähig sein. Peter Altenberg

 

Toleranz ist ein Beweis des Misstrauens gegen ein eigenes Ideal. Nietzsche

 

Ideen

Witz ist die plötzliche Hochzeit zweier Ideen, vor deren Verbindung keiner geglaubt hat, dass sie Beziehungen zueinander hätten. Unbekannt

 

IKARUS

Erg.

 

Inhalt

Es kommt nicht darauf an, dass wir lange leben, sondern dass unser Leben den rechten Inhalt hat. Eva von Tiele-Winckler

 

INHALT DER BIBEL

Es ist nicht der Gläubige, der die Bibel deutet, sondern es ist die Bibel, die den Gläubigen deutet. Sie beschreibt nämlich den großen Zusammenhang, in den sein Dasein eingebettet ist, und verrät ihm die Intention seines Schöpfers: Gott will trennen, was heute noch verquickt ist, will die Sünde vernichten, die Person des Sünders aber retten. Wer davon hört, ist eingeladen, Gottes Unterscheidung im Blick auf sich selbst mit- und nachzuvollziehen. Insofern ist die Bibel kein Rätsel, das der Mensch lösen müsste, sondern der Mensch ist das Rätsel, dessen Lösung die Bibel verrät.

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INSPIRATIONSLEHRE

Die Bibel ist nicht „nur“ Menschenwort oder „nur“ Gotteswort, ist auch nicht teils das eine und teils das andere, sondern beides zugleich und beides in Gänze. Ein Widerspruch besteht aber nicht, weil „Gotteswort“ die Urheberschaft meint und „Menschenwort“ die Berichterstattung: Wenn das Wasser einer Quelle durch Leitungen transportiert wird, darf man es mit demselben Recht „Quellwasser“ nennen, wie man es auch „Leitungswasser“ nennt.

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Instinkt

Es gibt etwas Weiseres in uns, als der Kopf ist: Instinkt, der aus dem tiefsten Grunde unsers Wesen kommt. Arthur Schopenhauer

 

Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Hass, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten, plötzlich einen triftigen Grund zu erhalten. Karl Gutzkow

 

Instinkt ist Intelligenz, die unfähig ist, sich ihrer selbst bewusst zu werden. John Sterling

 

INSTRUMENTALISIERUNG DES GLAUBENS

Das Kennzeichen „echten“ Glaubens ist es, dass seine Gottesbeziehung nicht „Mittel zum Zweck“, sondern „Selbstzweck“ ist. Denn wer wirklich Gott sucht, der sucht ihn um seiner selbst willen. Wo man dagegen die Beziehung zu Gott „nutzen“ will, um das eigene Lebensgefühl zu steigern oder die Welt besser zu genießen, da wird alles falsch: Denn Gott ist das Ziel. Das irdische Leben ist nur der Weg. Und diese beiden Dinge nicht zu verwechseln, das ist das Kennzeichen „echten“ Glaubens.

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Intellekt

Ein Werkzeug kann nicht seine eigene Tauglichkeit kritisieren: der Intellekt kann nicht selber seine Grenze, auch nicht sein Wohlgeratensein oder sein Missratensein bestimmen. Friedrich Nietzsche

 

Intellektuell

Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt … die Einsamkeit einen zwiefachen Vorteil: erstlich den, mit sich selber zu sein, und zweitens den, nicht mit andern zu sein. Arthur Schopenhauer

 

Intelligenz

Die Intelligenz ist charakterisiert durch eine natürliche Unfähigkeit, das Leben zu begreifen. Henri Bergson

 

Instinkt ist Intelligenz, die unfähig ist, sich ihrer selbst bewusst zu werden. John Sterling

 

Intelligent und fleißig – gibt’s nicht. Intelligent und faul – bin ich selber. Dumm und faul – der ideale Diplomat. Dumm und fleißig – davor bewahre uns der Himmel! Charles-Maurice de Talleyrand-Perigord

 

Keiner kann über sich sehen. Hiermit will ich sagen: jeder sieht am andern nur so viel, als er selbst auch ist: denn er kann ihn nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen. Ist nun diese von der niedrigsten Art, so werden alle Geistesgaben, auch die größten, ihre Wirkung auf ihn verfehlen und er an dem Besitzer derselben nichts wahrnehmen, als bloß das Niedrigste in dessen Individualität, also nur dessen sämtliche Schwächen, Tem­peraments- und Charakterfehler. Daraus wird er für ihn zusam­mengesetzt sein. Die höheren geistigen Fähigkeiten desselben sind für ihn so wenig vorhanden, wie die Farbe für den Blinden. Denn alle Geister sind dem unsichtbar, der keinen hat… Arthur Schopenhauer

 

INWIEFERN ES GERECHT ZUGEHT

Niemand hat „Verdienste“, die Gott zu seinem Schuldner machten. Wenn aber trotzdem der Eindruck entsteht, es gehe in der Welt nicht „gerecht“ zu, liegt‘s daran, dass wir nicht beachten, in welcher Währung Gott „vergilt“. Tatsächlich wird jeder von dem ergriffen, wonach er greift. Der Böse verschreibt sich dem Bösen und hat seine Seele verkauft. Der Gute hingegen wird von selbst ein Teil der guten Mächte, denen er folgt. Die Hinwendung zu Gott lohnt sich durch die Teilhabe an ihm. Die Hinwendung zu Satan ebenso. Und so gesehen ist die Welt erschreckend gerecht!

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Ironie

Die Ironie des Schicksals, die zerreißend in das Spinnengewebe der Sterblichen greift und das Gefühl ihrer Sicherheit furchtbar verneint, wird im Empfänglichen Religion. Ernst Freiherr von Feuchtersleben

 

IRRGARTEN

Erg.

 

Irrlehrer

„Es ziehen immer drei Raubschiffe um uns herum. Erstens, unsere verderbte Natur, zum andern die Welt, drittens die falsche Lehre. Um dieser drei Stücke willen ist es fast gefährlich, in der Welt zu sein. Bei dem dritten Stück braucht der Satan Leute von großem Verstand und Fähigkeiten, deren Wort greift um sich wie der Krebs. Daher ist nun nötig, über dem Wort zu halten und zu beten, damit wir nicht einiger Leute Meinung annehmen, die da sagen: Es schadet nichts, dass man mit solchen Leuten umgeht. Dieser Wahn verderbt sehr viele. Es schadet ihr Umgang viel, es ist der Teufel drunter.“ (Martin Luther)

 

Irrsinn

In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich. Voltaire

 

Irrtum

Der Mensch ist lediglich ein Wesen voll natürli­chen Irrtums, und dieser ist ohne die Gnade unüber­windlich. Blaise Pascal

 

Der modische Irrtum ist, dass wir durch Erziehung jemand etwas geben können, das wir nicht haben. G. K. Chesterton

 

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer geschwinder, als der ohne Ziel umherirrt. G. E. Lessing

 

Die Irrtümer des Arztes sind mit Erde zugedeckt. Aus Polen

 

Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht, und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: die Wahrheit fordert, dass wir uns für beschränkt erkennen sollen, der Irrtum schmeichelt uns, wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt. Goethe

 

Ein Irrtum ist umso gefährlicher, je mehr Wahrheit er enthält. Henri Frédéric Amiel

 

Einige haben Genie zur Wahrheit; viele haben Talent zum Irren. Athenäum-Fragmente

 

Es gibt nur einen angeborenen Irrtum, und der ist, dass wir da sind, um glücklich zu sein. Schopenhauer

 

Man kann studieren und sich tief in den Irrtum hineinstudieren. G. E. Lessing

 

Planung ersetzt Zufall durch Irrtum. Verfasser unbekannt

 

Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade. Sören Kierkegaard

 

Von Thomas von Aquin, dem großen Kirchenlehrer des Mittelalters, wird erzählt, es sei leicht gewesen, ihm einen Bären aufzubinden, und so habe ein Mitbruder ihn überrascht, indem er plötzlich zum Himmel zeigte und rief: „Schau, da fliegt ein Ochse!“ Thomas drehte den Kopf in die angegebene Richtung und schaute, aber sein Mitbruder lachte: „Wie kannst Du nur glauben, dass ein Ochse wirklich fliegt?“ Thomas aber antwortete: „Mein Freund, ich glaube eher, dass ein Ochse fliegen kann, als dass ein Mitbruder mich in die Irre führt.“

 

Wenn einer, der mit Mühe kaum

gekrochen ist auf einen Baum,

schon meint, dass er ein Vogel wär,

so irrt sich der. Wilhelm Busch

 

Wenn weise Männer nicht irrten, müssten die Narren verzweifeln. Goethe

 

Ich kann nicht sagen – obgleich ich weiß, dass es eine viel großartigere Wirkung hätte –, dass ich da vor dem Ziel meines Lebens stand. Dies wäre doch etwas zu sehr übertrieben. Ich will lieber aufrichtig sein und geradeheraus erklären, dass wohl noch nie ein Mensch in so völligem Gegensatz zu dem Ziel seines Lebens stand wie ich bei dieser Gelegenheit. Die Gegend um den Nord­pol – ach, ja, zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken? Roald Amundsen, als er am Südpol stand

 

Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht hast, verkehrt ist, und dass es keinen Gott gibt, so gerate darüber nicht in Bestürzung. Es geht allen so. Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rührt, dass es keinen Gott gibt. Wenn du nicht mehr an den Gott glaubst, an den du früher glaubtest, so rührt das daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du musst dich bemühen, besser zu begreifen, was du Gott nennst. Wenn ein Wilder an seinen hölzernen Gott zu glauben aufhört, heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist. Leo Tolstoi

 

ISAAKS OPFERUNG

Erg.

 

ISRAEL UND KIRCHE

Das Verhältnis von jüdischem und christlichem Glauben lässt sich nicht als Ablösung oder Parallelität beschreiben, sondern mit Paulus dürfen wir erwarten, dass das alte und das neue Gottesvolk – zu einem Zeitpunkt, den Gott bestimmt – zusammenfinden. Wenn nämlich (1.) feststeht, dass Gott seine Verheißungen an das alte Gottesvolk nicht zurücknimmt (wenn er Israel also ganz gewiss erlösen wird), und (2.) feststeht, dass es für keinen Menschen eine andere Erlösung gibt als die, die durch Christus und in Christus geschieht, kann es nicht anders sein, als dass Israel eines Tages in ihm seinen Heiland erkennt.

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