Chemnitz - Gute Werke

 

VON GUTEN WERKEN.

 

WENN NUN GOTT EINEM MENSCHEN DIE SÜNDE, WIE GESAGT, VERGEBEN, LÄSST ER IHN DENN IN SÜNDEN OHNE ALLE ÄNDERUNG BLEIBEN UND FORTFAHREN? 

Nein; sondern wiewohl Sünde in den Heiligen in diesem Leben bleibt, Röm 7. Ps. 32, so gibt doch Gott denen, so durch den Glauben gerecht werden, seinen Heiligen Geist, der sie verändert und erneuert, Röm. 12. Eph. 4. Kol. 3, wie denn darum bei einander gesetzet wird der Geist der Wiedergeburt und Erneuerung, Tit. 3. Denn Christus hat uns so teuer erkauft, nicht darum, dass wir ein privilegium turpitudinis (Anm.: einen Freibrief zu Schanden und Lastern) haben sollten, frei und ohne Scheu in aller Büberei zu leben, Röm. 3. 6. 1 Thess. 4, sonderlich, dass wir sein eigen, sonderliches Volk sein sollen, fleißig zu guten Werken, alles gottlose Wesen verleugnen, ihm dienen in Heiligkeit und Gerechtigkeit, im neuen Leben und guten Werken wandeln, Tit. 2. Luk. 1. Röm. 6. Eph. 2. 2 Kor. 2. 

 

WORIN STEHET DENN SOLCHE ÄNDERUNG UND ERNEUERUNG? 

Die Schrift fassets in zwei Hauptstücke: die Lüste oder Geschäfte des Fleisches töten und im Geiste wandeln oder leben, Röm. 8. Gal. 5, vom Bösen ablassen und Gutes tun, Ps. 34, der Sünde absterben und der Gerechtigkeit leben, Röm. 6. 1 Petr. 2, den alten Menschen ablegen und den neuen anziehen, Eph. 4. Röm. 13, nicht böse, sondern gute Früchte bringen, Matth. 3 und 7. 

 

SOLL MAN DENN GUTE WERKE TUN DARUM, DASS ES NÖTIG SEI UND WIR ES SCHULDIG UND PFLICHTIG SIND? 

Ja; denn es ist Gottes Wille, Gebot und Befehl, dass die Gläubigen nicht sollen müßig sein, Matth. 3. 7 und 20. 2 Petr. 1, sondern in guten Werken wandeln, 1 Thess. 4. „Das ist Gottes Wille, eure Heiligung“, Joh. 15 und 1 Joh. 4. Es ist Gottes Gebot und Befehl, dass wir Gott und den Nächsten lieben sollen. Darum spricht die Schrift, dass der neue Gehorsam nicht freiwillkürlich, sondern nötig sei, Röm 13. 1 Kor. 9. Act. 15, item, dass wir schuldig seien, Röm. 8. 13. 15. Luk. 17. Joh. 15. 1 Joh. 4. 

 

SPRICHT ABER DOCH PAULUS, DIE GUTEN WERKE SOLLEN NICHT GESCHEHEN EX NECESSITATE (ANM.: AUS NOTWENDIGKEIT), 2 KOR. 9, AD PHILEMONEM (ANM.: EP. AN PHILEMON) UND 1 PETR. 5. 

Wenn das Wörtlein necessitas gebraucht wird pro coactione (Anm.: für „Zwang“), so spricht Paulus: „Non ex necessitate“ (Anm.: „Nicht aus Zwang“); denn wenn äußerlich etwas aus Zwang, mit Unlust und Unwillen geschieht, und das Herz nach dem innerlichen Menschen keine Liebe oder Willen dazu hat, so ists kein rechtes gutes Werk, 2 Kor. 9 et ad Philemonem. Denn der Gehorsam soll gehen von Herzen, Röm. 6. 1 Tim. 1. Aber Paulus heißt auch nötig, was wir nach Gottes Befehl und Willen zu tun schuldig sind, Röm. 13. 1 Kor. 9; und auf die Meinung ists recht und wohl geredet in Confessione Augustana et Apologia (Anm.: in der Augsburgischen Confession und deren Apologie), dass es nötig sei, gute Werke zu tun, oder dass wir notwendig schuldig sind Gutes zu tun. 

 

SIND DENN UNSERE GUTEN WERKE ZUR RECHTFERTIGUNG ODER SELIGKEIT VONNÖTEN? 

Nein; denn wie droben erweiset, stehet unsere Rechtfertigung und Seligkeit nicht auf unseren Werken, sondern allein auf dem Gehorsam, Leiden und Sterben Christi und wird allein durch den Glauben applizieret und angenommen, stehet auch allein in gnädiger Versöhnung und Verzeihung, auf dass die Verheißung fest sei, Röm. 4. Wie man nun propter exclusivas (Anm.: wegen der ausschließenden Ausdrücke) nicht lehren soll, dass zu unserer Rechtfertigung unsere guten Werke vonnöten sind, also, weil die particulae exclusivae ja so stark gesetzet werden bei dem Artikel der Seligkeit, Röm. 4 und 11. Eph. 2. 2 Tim. 1. Tit. 3, hat Lutherus gemeldte propositionem billig aus unsern Kirchen ausgemustert. 

 

SO HÖRE ICH WOHL, ES KÖNNE EINER GERECHT UND SELIG SEIN, WENN ER GLEICH SEINEN BÖSEN LÜSTEN WIDER DAS GEWISSEN FOLGET UND KEINE FRÜCHTE BRINGET. 

In keinem Wege; denn die ernsten Warnungen der Schrift müssen mit allem Fleiß und Ernst getrieben werden, Röm. 8: „Wo ihr nach dem Fleisch lebet, so werdet ihr sterben“; Gal. 5. Eph. 5: Die solches tun, haben kein Teil im Reich Gottes; 1 Joh. 3: Wer nicht liebet, der bleibet im Tode. Darum, da David dem Uria sein Weib nimmt, da ist er weder gerecht noch selig. Aber solches geschieht nicht darum, als wäre zur Gerechtigkeit und Seligkeit etwas anders und mehr vonnöten als Christus, so durch den Glauben applizieret wird; denn Gerechtigkeit und Seligkeit muss vor da sein, ehe denn einig rechtschaffen gut Werk geschehen könne, Matth. 12; der Baum muss vor gut sein, ehe er gute Früchte bringen könne; sondern weil notwendig gute Früchte folgen, wo wahrer Glaube, Gerechtigkeit und Seligkeit ist. Darum, wo keine gute Früchte folgen, ists eine gewisse Probe, dass der Glaube nicht rechtschaffen, sondern dass Gerechtigkeit und Seligkeit nicht vorhanden, sondern verloren sei. 1 Tim. 5. 2 Petr. 1. 1 Joh. 3. 

 

WAS SIND DENN FÜR URSACHEN, UM WELCHER WILLEN DIE GUTEN WERKE DENEN, SO DURCH DEN GLAUBEN GERECHT GEWORDEN VONNÖTEN SIND? 

Confessio Augustana et Apologia (Anm.: die Augsburgische Confession und deren Apologie) setzen dieselbigen also: Gute Werke sollen wir tun, nicht dass wir dadurch sollen vertrauen, Gottes Gnade zu verdienen, sondern dieweil es Gottes Befehl und Wille ist; item, auf dass unser Glaube darin und dadurch geübet werde; item, von wegen der Bekenntnis, und dass wir uns gegen Gott dankbar erzeigen. Urbanus Regius erzählet die Ursachen also: 1. Weil die guten Werke sind ein schuldiger Gehorsam von Gott geboten, und gleich wie eine Danksagung für Gottes Wohltaten und Opfer, die Gott angenehm sind. 2. Auf dass der himmlische Vater dadurch gepreiset werde. 3. Dass unser Glaube dadurch geübet werde, dass er wachse und zunehme. 4. Dass dadurch unser Nächster zum Guten gereizet und in seinen Nöten ihm geholfen werde. 5. Dass unser Glaube dadurch beweiset und bezeuget, und also unser Beruf uns vergewissert werde, dass unser Glaube nicht gefärbt oder tot sei. 6. Weil unsere guten Werke, ob sie wohl Vergebung der Sünden und die Seligkeit nicht verdienen, dennoch Verheißung haben zeitlicher und ewiger Belohnung. 1 Tim. 4. In locis communibus (Anm.: In der Dogmatik Melanchthons) werden die Ursachen also erzählet: 1. Weil es Gottes Befehl ist und wir es schuldig sind. 2. Dass wir den Glauben nicht verlieren und den Heiligen Geist nicht betrüben. 3. Dass wir die Strafe des Ungehorsams vermeiden. 4. Weil Gott unsere armen guten Werke um Christus willen nennet Opfer, die ihm gefällig seien, und damit ihm gedienet werde. 5. Weil die guten Werke Belohnung haben in diesem und im künftigen Leben. Lutherus teilet fast also, dass erstlich etliche Ursachen, die uns zu guten Werken bewegen sollen, sehen auf Gott; denn es ist sein Wille, 1 Thess. 4, sein Befehl, 1 Joh. 4; er ist unser Vater, wir sollen gehorsame Kinder sein, 1 Petr. 1. 1 Joh. 3; wie er uns geliebet und vergeben hat, also auch wir, Eph. 4. 1 Joh. 4; dass Gott durch uns gepreiset werde, Phil. 3. 1 Petr. 4. Matth. 5. Christus hat uns erlöset, dass wir den Sünden absterben, der Gerechtigkeit leben und ihm dienen sollen, 1 Petr. 2. 2 Kor. 5. Tit. 2. Luk. 1. So wir im Geiste leben, sollen wir auch im Geiste wandeln, Gal. 5; dass wir den Heiligen Geist nicht betrüben, Eph. 4. 1 Thess. 4. Zum andern, etliche Ursachen, die uns zu guten Werken reizen sollen, sehen auf die Person der Gläubigen. Sind wir der Sünde abgestorben, so sollen wir ja nicht darin leben, sondern der Gerechtigkeit dienen, Röm. 6. Sind wir in Christo, so sind wir neue Creaturen, 2 Kor. 5. Sind wir Kinder des Lichts, so müssen wir nicht wie die Heiden in Finsternis wandeln, Eph. 5. Item, auf dass wir Zeugnis haben, dass unser Glaube nicht falsch, gefärbt oder tot, sondern wahrhaftig und lebendig sei, 1 Joh. 2. 3. 4. 2 Pet. 1. Matth. 7. Gal. 5. Item, dass wir den Glauben nicht von uns stoßen, den H. Geist nicht betrüben, Gerechtigkeit und Seligkeit nicht verlieren. 1 Tim. 1. 5 und 6. 1 Petr. 2. 2 Petr. 1 und 2. Röm. 8. Gal. 5. Kol. 3. Eph. 4, und dass wir nicht andere Strafen Gottes über uns führen, 1 Kor. 6. 1 Thess. 4. Matth. 3. Luk. 6. Matth. 22. Ps. 89. Zum dritten, etliche Ursachen sehen auf unsern Nächsten, dass dem damit gedienet und geholfen werde, Luk. 14. 1 Joh. 3; dass sie dadurch zum Guten gereizet werden, Matth. 5. 1 Petr. 3; dass niemand durch uns geärgert oder verführet werde, 1 Kor. 10. 2 Kor. 6. Phil. 2. Hebr. 13; dass wir den Widersachern das Maul stopfen mögen. 1 Petr. 2 und 3. Tit. 2. Wie nun und auf was Ordnung die Ursachen, darum wir gute Werke tun sollen, erzählet werden, ist gleichviel, wenn nur der Grund und die Lehre, wie die Schrift davon redet, rein behalten werden. 

 

WELCHES SIND DENN RECHTE GUTE WERKE, DIE MAN IN DER KIRCHE GOTTES LEHREN UND TUN SOLL? 

Die allein, so Gott in seinem Wort selber vorgeschrieben und befohlen hat. Und derselbigen Summa ist kurz zusammengezogen und gefasset in den Zehn Geboten, welche also sollen verstanden werden, wie sie in der Schrift erkläret sind, daher die Schrift decalogum (Anm.: die Zehn Gebote) nennet legem factorum seu operum (Anm.: das Gesetz der Taten oder Werke), Röm. 3; und den ganzen Gehorsam beschreibet sie also, Ps. 119: Viam mandatorum tuorum cucurri, „Ich laufe den Weg deiner Gebote“. 

 

WARUM SOLLTEN DENN MÖNCHEREI UND DERGLEICHEN NICHT GUTE, GOTTGEFÄLLIGE WERKE SEIN, WEIL ES VON HEILIGEN VÄTERN VERORDNET IST UND GUTER MEINUNG GESCHIEHT? 

Darum: denn Gott will in seinem großen Hause selbst und alleine über die Gewissen zu regieren, zu gebieten und verbieten haben, wie er spricht ausdrücklich, Deut. 12: „Es soll nicht ein jeglicher tun, was ihm recht dünket, sondern was ich euch gebiete, das sollt ihr tun; ihr sollt nichts dazu tun, noch davon tun“; Jes. 1: „Wer fordert solches von euch?“ Jes. 29. Matth. 12: „Vergebens dienen sie mir, dieweil sie lehren solche Lehren, die nichts denn Menschengebote sind“. Hes. 20: „Ihr sollt nach eurer Väter Gebot nicht leben und ihre Rechte nicht halten; denn ich bin der Herr, euer Gott, nach meinen Geboten sollt ihr leben.“ Und Paulus verwirft klärlich die selbsterwählte Geistlichkeit, ob sie gleich einen großen Schein habe, und spricht: Wir sind solchen Satzungen abgestorben, dass wir uns damit nicht sollen fangen lassen. Kol. 2. 

 

HAT ABER DOCH PAULUS DAS EVANGELIUM UMSONST BEI DEN KORINTHERN GEPREDIGET, UND DASSELBIGE RÜHMET ER FÜR EIN KÖSTLICH WERK, 1 KOR. 9, SO ES DOCH GOTT NICHT BEFOHLEN HAT. 

Paulus hat Gottes Befehl, er solle das Evangelium also predigen, dass er demselbigen kein Hindernis machen, sondern dadurch die Schwachen gewinnen möge, 1 Kor. 9, und auf solchen göttlichen Befehl und der Meinung hat er nach Gelegenheit der Kirche zu Korinth daselbst das Evangelium ohne Besoldung gepredigt, nicht aber, dass er dadurch einen eigenen, selbsterwählten Gottesdienst anrichten wollte, wie er sich selbst erkläret 1 Kor. 9. Und also gehören diese Werke in die Gebote Gottes, wie auch Davids Exempel, 2 Reg. 6, und der Salberin, Matth. 26. 

 

SIND WIR ABER DOCH NICHT MEHR UNTER DEM GESETZE, SONDERN DAVON FREI UND DEMSELBIGEN ABGESTORBEN, RÖM. 6 UND 7. WIE WILL MAN UNS DENN NACH DER RECHTFERTIGUNG, WENN WIR GUTE WERKE TUN SOLLEN, WIEDERUM ANS GESETZ WEISEN? DAS WÄRE JA WIDER DIE CHRISTLICHE FREIHEIT, GAL. 5. 

Wir sind vom Gesetze gefreiet also, dass wir die guten Werke nicht tun dürfen oder sollen der Meinung oder der Ursachen halben, als wären sie uns zu unserer Gerechtigkeit und Seligkeit vonnöten, oder dass wir verdammt müssten sein, wenn unsere Werke nicht ganz rein und vollkommen wären, Gal. 5. Röm. 8. Item, wir sind also vom Gesetze frei, dass das Gesetz nicht soll mit seinem Treiben von den Christen erzwingen einen solchen äußerlichen Scheingehorsam, welcher mit Unlust und Unwillen des Herzens geschehe, welches Paulus nennet den alten Buchstaben, Röm. 7; denn Gott will einen willigen Gehorsam haben, Röm. 6. 1 Tim. 1. 1 Petr. 5. Ps. 94. 110. Was aber belanget die Frage, welches die Werke sind, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darinnen wandeln sollen, Eph. 2, da weiset uns Gott auf seine Gebote, Deut. 12. Hes. 20, welche sind das Gesetz der Werke, Röm. 3. Also, da Paulus will zeigen, welches da sei der gute, wohlgefällige und vollkommene Wille Gottes, was gute Werke belanget, da weiset er auf die Liebe, welche ist die Summa des Gesetzes, und erzählet mit Namen die Zehn Gebote, Röm. 12 und Gal. 5.

 

WARUM SOLL DIESE LEHRE VON GUTEN WERKEN, DIE GOTT IN SEINEM GESETZ BEFOHLEN HAT, SO FLEIßIG GETRIEBEN WERDEN? 

Erstlich darum, dass aller selbsterwählter und von Menschen aufgesetzter Gottesdienst niedergelegt werde. Zum andern, dass die Gläubigen erinnert werden, dass der neue Gehorsam nicht stehe in unserer freien Willkür, sondern dass es Gottes Befehl und wir Schuldner sind. Zum dritten, dass die Werke der Gläubigen das Heiligtum bei sich haben mögen, dass sie Gott selbst in seinem eigenen Worte vorgeschrieben und durch seinen Geist in ihnen bereitet hat. Zum vierten, dass die Gläubigen in Übung der guten Werke stets aus dem Gesetz mögen erinnert werden ihrer Unvollkommenheit; denn sonst in selbsterwählter Heiligkeit kann der Mensch leicht einen Wahn schöpfen der Vollkommenheit, ja der Übermaß oder supererogationis.

 

KANN DENN DER MENSCH AUS SEINEN EIGENEN KRÄFTEN UND VERMÖGEN RECHTSCHAFFENE GUTE WERKE TUN? 

Der natürliche Mensch kann etlichermaßen von äußerlichen Sünden sich enthalten und gemeiner weltlicher Ehrbarkeit sich befleißigen, Röm. 2 und 9. Phil. 3. Aber weil das Gesetz geistlich ist, so stehen rechtschaffene gute Werke darin, dass es sei Liebe von reinem Herzen, von gutem Gewissen und von ungefärbtem Glauben, 1 Tim. 1, nicht ein erzwungener, sondern ein williger Gehorsam von Herzen, 2 Kor. 9. ad Philemonem, 1 Petr. 2. Röm. 6; nicht im alten Wesen des Buchstabens, sondern im neuen Wesen des Geistes, Röm. 6, durch Erneuerung des Geistes, Röm. 12. Eph. 4, dass der inwendige Mensch Lust habe an Gottes Gesetz, Röm. 7. Ps. 119. Aber ein solch Herze kann das Gesetz nicht geben, so kann auch der freie Wille mit seinen natürlichen Kräften und Vermögen solchen Gehorsam nicht zuwege bringen, sondern es sind und heißen Früchte des Geistes, Gal. 5. Eph. 5. 

 

WIE KÖNNEN DENN RECHTSCHAFFEN GUTE WERKE GESCHEHEN, WEIL DER TEUFEL UNS NACHSTELLET, DIE WELT VOLLER ÄRGERNIS UND UNSER FLEISCH NICHT ALLEIN SCHWACH, SONDERN SÜNDLICH UND BÖSE IST? 

Vor allen Dingen muss die Person mit Gott durch den Glauben um Christus willen versöhnet werden; denn also und dadurch wird der H. Geist gegeben, Gal. 3. Tit. 3, der das Herz reiniget und verneuert, Act. 15. Ps. 51. Eph. 4. Hes. 36, neue Bewegung im Herzen anzündet, dass es sich begebe in Gottes Gehorsam, Röm. 6 und 7. Denn der Baum muss vor gut gemacht werden, wenn er gute Früchte tragen soll, Matth. 7. 12. Denn wir sind Gottes Werk, geschaffen in Christo Jesu zu guten Werken, Eph. 2. Wenn aber solche Verneuerung der Heilige Geist in uns angefangen hat, so können und sollen wir auch allen Fleiß anwenden, den Geist uns regieren lassen und des Fleisches Geschäfte durch den Geist töten, Röm. 8 und 12. 2 Petr. 1. 2 Tim. 1. Denn durch solche Übung will Gott seine Gabe durch des Heiligen Geistes Wirkung und Hilfe in uns erhalten und mehren, 1 Kor. 15. Matth. 25, und zu dem allen braucht der Heilige Geist, als zum Mittel und Werkzeug, die Predigt, das Gehör und die Betrachtung des göttlichen Worts. Ps. 119, etc. 

 

SIND AUCH DER GLÄUBIGEN GUTE WERKE GOTT ANGENEHM UND WOHLGEFÄLLIG? 

Von der Unbekehrten, Ungläubigen und Heuchler Werken, wenn sie gleich einen großen Schein haben, saget die Schrift, Hebr. 11: Ohne Glauben ist es nicht möglich, dass etwas Gott gefallen könnte; Röm. 14: Was nicht aus dem Glauben geschieht, das ist Sünde; Jes. 1. 66: Es ist vergeblich und ein Greuel vor mir; Ps. 109: Solcher Gebet wird zur Sünde. Aber von der Bekehrten und Gläubigen guten Werken saget die Schrift, Kol. 3: Der Kinder Gehorsam ist dem Herrn gefällig; 1 Tim. 5: Das Haus gottselig regieren, das ist wohlgetan und angenehm vor Gott; Röm. 12. Hebr. 13. 1 Petr. 2: Solche Opfer gefallen Gott wohl; 1 Joh. 3: Wir tun, was vor ihm gefällig ist; Eph. 5: Prüfet, was da sei wohlgefällig dem Herrn; Ps. 119: Laß dir wohlgefallen, Herr, das willige Opfer meines Mundes. 

 

SIND DENN DER GLÄUBIGEN GUTE WERKE IN DIESEM LEBEN SO GANZ REIN UND VOLLKOMMEN, DASS GOTT EINE LUST DARAN HAT? 

Es haben die Gläubigen wohl innerlichen und äußerlichen Gehorsam durch Wirkung des Heiligen Geistes. Aber weil das Gesetz erfordert eine Vollkommenheit von ganzem Herzen ohne alle böse Lust, Deut. 5 und 6, so klagen alle Heiligen, dass sie von wegen der Sünde im Fleisch solche Vollkommenheit in diesem Leben nicht erreichen können, Röm. 7. Gal. 5; sondern wenn gleich der Wille und Vorsatz, Gutes zu tun, durch Gottes Gabe da ist, dass demselbigen dennoch aus der Sünde im Fleisch wohnend das Böse anhänge. Röm. 7. Daher spricht Jesaias Kap. 64: Wir sind allesamt wie die Unreinen, und alle unsere Gerechtigkeit ist wie ein unflätig Tuch. Und David spricht, Ps. 143: Herr, wenn ich dir gleich diene, so gehe nicht mit mir ins Gericht; denn wenn wirs gleich alle getan haben, so sind wir unnütze Knechte, Luk. 17. 

 

WIE KÖNNEN DENN DER GLÄUBIGEN GUTE WERKE, WEIL SIE NOCH UNVOLLKOMMEN UND UNREIN SIND, GOTT GEFALLEN? 

Nicht von wegen ihrer Würdigkeit, sondern weil die Person durch den Glauben um Christus willen mit Gott versöhnet ist, so gefällt ihm auch, als unserm Vater, um desselben willen unser kindlicher, wiewohl schwacher, unvollkommener und unreiner Gehorsam. Denn was darin noch schwach, unvollkommen und unrein ist, das wird mit Christi vollkommenem Gehorsam zugedeckt in denen, die in Christo Jesu sind, die nicht nach dem Fleisch, sondern nach dem Geiste wandeln und ihre Unvollkommenheit erkennen, Röm. 8, und 1 Petr. 2: Die geistlichen Opfer sind Gott angenehm durch Jesum Christum; Phil. 1: Die Früchte der Gerechtigkeit geschehen zur Ehre und Lobe Gottes durch Jesum Christum; Hebr. 11: Durch den Glauben haben alle Heiligen in ihrem Tun und Leben Zeugnis bekommen.

 

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