Chemnitz - Abendmahl

 

VOM ABENDMAHL DES HERRN.

 

WAS IST DAS ABENDMAHL DES HERRN? 

Es ist der wahre Leib und das wahre Blut unsers Herrn Jesu Christi, unter dem Brot und Wein, uns Christen zu essen und zu trinken von Christo selbst eingesetzt zu seinem Gedächtnis. 

 

WELCHES SIND DIE WESENTLICHEN STÜCKE DIESES SAKRAMENTS? 

Erstlich die äußerlichen Elemente, Brot und Wein. (Denn in dem Kelch, den Christus genommen hat, ist Gewächs des Weinstocks gewesen, Matth. 26.) Diese Elemente werden genommen und von gemeinem Gebrauch abgesondert zu dem Brauch dieses Abendmahls. Zum andern, zu diesen Elementen kömmt das Wort der Einsetzung dieses Abendmahls, und die Kraft derselbigen Worte ist dasjenige, so im Brauch dieses Abendmahls gegenwärtig gereicht und empfangen wird, nun nicht mehr schlecht Brot und Wein, sondern der Leib Christi, so für uns gegeben, und das Blut Christi, so für uns vergossen ist. Und das Wort kommt zu dem Element nicht schlecht also, dass Christus im ersten Abendmahl dasselbige einmal gesprochen hat, sondern wie Paulus sagt, 1 Kor. 10: Der Kelch des Segens, den wir segnen, nämlich durch die Worte Christi, die wir wiederholen und sprechen, und also Brot und Wein in dasselbige Wort fassen und damit verbinden. 

 

WIRD DAS BROT SO VERWANDELT IN DEN LEIB CHRISTI, DASS ES SEIN WESEN GÄNZLICH VERLIERT? 

Dieses Sakraments Eigenschaft erfordert, dass darin zweierlei unterschiedliche Dinge oder Wesen seien, die in ein Sakrament vereiniget werden, wie in der Person Christi zwei unterschiedene Naturen sind. Darum nennet Paulus auch nach dem Segen Brot und Wein, 1 Kor. 10 und 11, wie auch die alten Patres (Anm.: Väter) davon lehren; derhalben sie auch wider die papistische Transsubstantiation also reden, dass in, mit oder unter dem Brot und Wein gegenwärtig sei, gereicht und empfangen werde der Leib und das Blut Christi. 

 

WENN NUN DIE WORTE ÜBER DIE ELEMENTE GESPROCHEN WERDEN, IST ES DENN CHRISTI LEIB UND BLUT, WENN ES GLEICH NICHT GEREICHT NOCH GENOSSEN, SONDERN BEIGESETZT, EINGESPERRT ODER UMGETRAGEN WIRD? 

Christus hat dies Sakrament nicht also verordnet und eingesetzet, dass es sein Leib und Blut sein solle, wenn es gleich nicht gebraucht, oder anders, denn er befohlen, damit gehandelt würde; sondern in den Worten der Einsetzung hat ers vorgeschrieben und befohlen, wie wir damit handeln und wie wirs gebrauchen sollen bis zum Ende der Welt, 1 Kor. 11. Nun macht unser Brauch das Sakrament nicht, sondern Gottes Wort, Ordnung und Einsetzung. Auch ist ein Unterschied unter dem Wesen und unter dem Brauch des Sakraments. Aber Christus hat die Einsetzung also gestellt und in forma eines Testaments befohlen, dass dies Sakrament soll sein eine solche Handlung, darin Brot und Wein genommen, gesegnet, gereichet, empfangen, gegessen und getrunken werde. Und von dem, das also gesegnet, gereichet, empfangen, gegessen und getrunken wird, spricht Christus: Das ist mein Leib, das ist mein Blut. Wenn nun das Brot gesegnet, und aber nicht ausgeteilet, nicht empfangen noch genossen, sondern eingesperret, geweiset, umgetragen wird, so kommt das Wort der Einsetzung nicht ganz zum Element; denn es fehlet an dem: Er gab ihnen und sprach: Nehmet und esset. Und wo es am Wort fehlet, das ist kein recht vollkommen Sakrament, gleichwie es keine Taufe ist, wo nicht die Worte übers Wassers gesprochen werden, und niemand getauft wird.

 

SOLL DIES SAKRAMENT IN EINERLEI ODER IN ZWEIERLEI GESTALT GEREICHT UND GEBRAUCHT WERDEN? 

Christus hat nicht eine Gestalt allein eingesetzt, sondern erstlich nahm er das Brot, darnach desselbigen gleichen nahm er auch den Kelch, und den Befehl: Solches tut, setzet er ja so wohl und so stark bei dem Kelch, 1 Kor. 11, als bei dem Brot, Luk. 21. Ja bei dem Kelche setzet er ausdrücklich: Trinket alle daraus, Matth. 26; item: Sie tranken alle daraus, Mark. 14. 

 

VIELLEICHT ABER HAT GOTT DER KIRCHE MACHT GEGEBEN, DASS SIE SOLCHES HERNACH ANDERS ORDNEN MÖCHTE, WIE PAULUS SAGET 1 KOR. 11: DAS ANDERE WILL ICH ORDNEN, WENN ICH KOMME. 

Paulus saget ausdrücklich, er habe vom Herrn den Befehl empfangen, dass es mit Essen und Trinken und mit Verkündigung seines Todes in seinem Abendmahl also gehalten solle werden, bis er am Ende der Welt wiederkomme, und spricht, es sei nicht des Herrn Abendmahl, wo es nicht derselben Ordnung gemäß gehalten wird. Derhalben wenn Paulus spricht: Das Andere will ich ordnen, meinet er nicht, dass er des Herrn Ordnung ändern oder verstümmeln wolle, sondern meinet andere, freie Mitteldinge. Denn weil Christus in forma eines Testaments sein Abendmahl eingesetzt hat, so tut mans ja keinem ehrlichen Manne nicht, dass man ihm sein Testament, wenn es bestätiget ist, ändere, dazu oder davon tue. Gal. 3.

 

CHRISTUS HAT ABER ZU SEINEM ERSTEN ABENDMAHL NICHT DIE 70 JÜNGER, NICHT SEINE MUTTER, NICHT DIE ANDERN WEIBER, ALS LAIEN, SONDERN ALLEIN DIE ZWÖLF APOSTEL GENOMMEN, DIE ER ZU PRIESTERN GEMACHT HAT. 

Paulus spricht, er habe es vom Herrn empfangen, dass er die Ordnung und den Befehl von beider Gestalt geben sollte nicht den Priestern allein, sondern der ganzen Gemeine Gottes, Männern und Weibern, 1 Kor. 11, und die Epistel hat er nicht alleine an die Korinther geschrieben, sondern an alle, die den Namen des Herrn anrufen an allen Orten, 1 Kor. 1. Dies ist eine gute, gewisse, starke Auslegung und Erklärung, welche Christus damit meine, wenn er spricht: Esset, trinket alle daraus. 

 

HAT DOCH PAULUS DIE WORTE NICHT, 1. KOR. 11: TRINKET ALLE DARAUS. 

Weil die Worte von den andern Evangelisten so fleißig beschrieben sind, hats Paulus unnötig geachtet, dieselbigen zu erwiedern. Er spricht aber von beiderlei Gestalt: So oft ihr von diesem Brot esset und von diesem Kelche trinket. Und dass nicht jemand meinen möchte, es stünde frei, so setzet ers bald wie einen Befehl: Der Mensch prüfe sich selber, und also esse er von diesem Brot und trinke von diesem Kelche. Und saget solches nicht den Priestern allein, sondern spricht: Der Mensch; es wäre denn, dass die Laien nicht Menschen sein sollten. 

 

GLEICHWOHL HAT DIE CHRISTLICHE KIRCHE, WELCHE EINE GRUNDFESTE DER WAHRHEIT IST, NUR EINE GESTALT DEN LAIEN ZU REICHEN VERORDNET? 

Das ist nicht wahr. Denn die rechte, wahre christliche Kirche höret die Stimme ihres Erzhirten und folget derselbigen, Joh. 10, und die rechte alte Kirche hat allewege das Abendmahl auch den Laien in beiderlei Gestalt gereichet, und haben die heftig gestraft, so nur eine Gestalt brauchen wollten, wie aus den Historien solches klar zu erweisen. Hernach aber ist unter anderen Missbräuchen und Greueln des Papsttums auch das Gebot von einer Gestalt in Concilio Constantiensi (Anm.: auf dem Concil zu Costnitz) den Laien wider Gottes Gebot und der alten Kirche Gebrauch aufgedrungen. 

 

CHRISTI LEIB ABER, WEIL ER LEBET, IST NICHT OHNE BLUT. DERHALBEN EMPFÄHET MAN UNTER DEM BROT MIT DEM LEIBE ZUGLEICH AUCH DAS BLUT. 

Wir sollen aus unserer naseweisen Vernunft das Testament, Ordnung und Befehl des Sohnes Gottes nicht meistern noch ändern, als wäre er so unverständig gewesen, da er das Abendmahl eingesetzt, dass er nicht gewusst hätte, wo ein lebendiger Leib ist, dass auch da Blut sei; sondern wir sollen unsere törichte Vernunft unter seine unendliche Weisheit gefangen nehmen und in einfältigem Gehorsam des Glaubens dasjenige tun, was er gebeut, und glauben, was er sagt. Er saget aber und gebeut nicht, dass wir sein Blut essen, sondern dass wir seinen Leib essen und aus dem Kelche sein Blut trinken sollen. Wenn wir dem Befehl folgen, so können wir nicht irren noch fehlen. 

 

IST AUCH DER LEIB UND DAS BLUT CHRISTI IN SEINEM ABENDMAHL GEGENWÄRTIG? 

Ja; denn von dem, was im Abendmahl gereicht und empfangen wird, sagt der Sohn Gottes, der die Wahrheit ist: Das ist mein Leib; das ist mein Blut. 

 

NUN SAGEN ETLICHE, DER LEIB CHRISTI SEI DA ALLEIN WIE IN EINEM ZEICHEN. ETLICHE SAGEN, ES SEI DA DIE KRAFT UND DER VERDIENST DES ABWESENDEN LEIBES CHRISTI. ETLICHE ABER SAGEN, ES SEI DA DER WAHRE, WESENTLICHE LEIB CHRISTI. WELCHES IST DOCH RECHT? ODER MAG EIN JEDER DAVON HALTEN, WAS ER WILL? 

Christus hat die Einsetzung des Abendmahls wie ein Testament, darin er seinen letzten Willen verordnet, gestiftet. Nun ist es auch vor der Welt ein groß Bubenstück, wenn man einem ehrlichen Manne die Worte seines letzten Willens verkehret anders, denn wie sie gesetzt sind und lauten. Viel beschwerlicher wird es sein, sich an den Worten des Sohnes Gottes zu vergreifen, sonderlich weil Paulus saget, wer den Leib des Herrn, davon die Worte des Abendmahls sagen, nicht unterscheidet, der esse und trinke ihm das Gericht, 1 Kor. 11. Nun sind aber die Worte des Abendmahls in ihrem rechten, eigentlichen Verstande deutlich, hell und klar. Denn wenn ich frage, was das sei, das im Abendmahl gegenwärtig ist, das durch die Hand des Dieners gereichet und mit dem Munde empfangen wird, obs allein Brot und Wein sei, da antwortet der Mund der Wahrheit: Das ist mein Leib; das ist mein Blut. Und Paulus spricht 1 Kor. 10, im Abendmahle geschehe fractio et communicatio, das ist eine Austeilung und Empfangung oder Nießung, mit mündlichem Essen und Trinken; denn er spricht: Esset, trinket. Wenn ich nun frage, was für eines Dinges Austeilung und Empfangung da geschehe, wenn das Brot ausgeteilet und empfangen wird, so antwortet Paulus, es sei eine Austeilung und Empfangung des Leibes Christi etc.

 

ES MÜSSEN ABER VIEL WORTE UND SPRÜCHE IN DER SCHRIFT ANDERS AUSGELEGT UND VERSTANDEN WERDEN, DENN WIE SIE LAUTEN. WARUM KÖNNTEN DENN DIESE WORTE NICHT AUCH VOM ZEICHEN ODER VON DER KRAFT DES ABWESENDEN LEIBES CHRISTI ODER VOM GEISTLICHEN ESSEN VERSTANDEN WERDEN? 

Die Schrift stehet nicht auf eines jeden seine eigene Auslegung, 2 Petr. 1, sondern sie erkläret und leget sich selber aus, wie denn der Ursache halben ein Spruch oder eine Lehre an etlichen Orten in der Schrift wiederholet wird. Nun ist die Einsetzung des Abendmahls an vier unterschiedenen Orten in der Schrift wiederholet, und wenn Christus gewollt hätte, dass die Worte anders, denn wie sie lauten, hätten sollen verstanden werden, so hätte ers ja an einem Orte wohl zu verstehen gegeben. Es stehen aber die Worte an allen vier Orten also, dass essen und trinken verstanden wird von mündlicher Empfahung oder Nießung, und was er für einen Leib und Blut meine, das leget er klärlich aus, da er spricht: Es ist der mein Leib, der für euch gegeben, und das mein Blut, welches für euch vergossen ist. Nun ist ja nicht ein Zeichen, noch die Kraft des abwesenden Leibes Christi für uns gegeben, sondern der wahre, wesentliche Leib Christi, welcher vom Heiligen Geist empfangen und aus Maria geboren ist. Wenn du nun den Stifter dieses Abendmahls fragest, der die Wahrheit selber ist, an welchen uns der Vater gewiesen hat, da er spricht: „Diesen sollt ihr hören“, was doch das sei, das im Abendmahl mit, in oder unter dem Brot und Wein gegenwärtig sei, durch des Dieners Hand gereicht und mit unserm Munde empfangen werde, so gibt er eine deutliche, helle, klare Antwort: Das ist mein Leib, der für euch gegeben, das ist mein Blut, das für euch vergossen ist.

 

WIE KANN ABER CHRISTI WAHRER LEIB UND BLUT SO AN VIELEN ORTEN, DA SEIN ABENDMAHL GEHALTEN WIRD, GEGENWÄRTIG SEIN, ODER WIE KANN ES MIT UNSERM MUNDE EMPFANGEN WERDEN? 

Wenn wir in Glaubenssachen nicht weiter oder mehr glauben wollen, denn so ferne wir vernehmen oder begreifen können, so wird der ganze Glaube mit allen Artikeln dahin fallen. Aber der Glaube ist der Dinge, die da Gottes Wort haben, wenn sie uns gleich unmöglich scheinen, Luk. 1, wenn sie vor der Welt oder Vernunft gleich närrisch sind, 1 Kor. 1 und 2, wenn mans gleich nicht siehet, Hebr. 11, ja da man die Vernunft muss gefangen nehmen, 2 Kor. 10. Weil nun das Abendmahl des Herrn ist ein groß Geheimnis, das wir nicht nach unserer Vernunft urteilen, sondern in aller Gottesfurcht nach Gottes Wort glauben sollen, wie es die Alten nennen magna et tremenda mysteria (Anm.: große und mit Zittern zu betrachtende Geheimnisse) sollen wir einfältiglich glauben, was der Mund der Wahrheit saget; wie es aber zugehe und geschehen könne, sollen wir denn befehlen, der es gestiftet hat, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden. 

 

ES SAGET ABER DIE SCHRIFT, DASS CHRISTUS NACH SEINER MENSCHLICHEN NATUR UNS, SEINEN BRÜDERN, ALLENTHALBEN SEI GLEICH WORDEN, AUSGENOMMEN DIE SÜNDE, HEBR. 2. NUN ISTS JA WIDER DIE NATÜRLICHEN WESENTLICHEN EIGENSCHAFTEN EINES WAHREN MENSCHLICHEN KÖRPERS, ZUGLEICH UND AUF EINMAL AN VIELEN ORTEN GEGENWÄRTIG SEIN. 

Das ist ohne Zweifel wahr, dass Christus nach seiner menschlichen Natur seinen Brüdern aller Dinge gleich sei worden. Aber wenn Christus nach seiner menschlichen Natur anders mehr und höher nichts vermag, denn so ferne sich die natürlichen Eigenschaften eines menschlichen Körpers strecken, so wird uns sein Blut nicht reinigen können von Sünden, 1 Joh. 1, so werden wir in seinem Blut nicht haben die Erlösung und Gerechtigkeit, Kol. 1. Röm. 5, so werden wir durch seine Striemen nicht geheilet sein, 1 Petr. 2, und Summa, so wird sein Leiden und Sterben nicht eine Genugtuung sein für unsere Sünde. Derhalben müssen wir beides glauben, wie die Schrift beides bezeugt, erstlich, dass Christus nach seiner menschlichen Natur uns gleich sei, darnach, dass die menschliche Natur in Christo, weil sie mit der Gottheit persönlich vereiniget über alles, was genennet kann werden, erhaben sei, Eph. 1, also dass Christo auch nach seiner menschlichen Natur alle Gewalt gegeben sei im Himmel und auf Erden, Matth. 28, ihm alles in seine Hände gegeben, Joh. 11, alles unter seine Füße geworfen, Eph. 1. Derhalben, weil er gesaget hat: Das ist mein Leib, das ist mein Blut, obs gleich den natürlichen Eigenschaften eines menschlichen Körpers nicht möglich ist, so vermags doch der, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, auch nach seiner menschlichen Natur, Matth. 28. 

 

SOLCHES ABER IST WIDER DIE ARTIKEL UNSERS CHRISTLICHEN GLAUBENS: AUFGEFAHREN GEN HIMMEL, VON DANNEN ER WIEDER KOMMEN WIRD ETC. 

Nein; denn Christus ist wohl mit seinem Leibe nach desselbigen natürlichen, wesentlichen Eigenschaften sichtlicher und räumlicher Weise gen Himmel gefahren und wird auf dieselbige Weise auch wieder herab kommen am jüngsten Tage, Act. 1. Matth. 24. Dass er aber keine andere himmlische, übernatürliche Weise wissen und haben sollte, dass er laut seiner Worte könnte in seinem Abendmahl mit seinem Leibe und Blute gegenwärtig sein, das sagen angezogene Artikel des Glaubens nicht, sondern bestätigen das Widerspiel. Denn die Artikel unsers Glaubens sagen, dass Christus mit seinem Leibe sei gen Himmel gefahren, nicht wie ein armes Vögelein von der Erde in seinem Nest auffliegt, oder schlecht also wie Elias gen Himmel gefahren ist, sondern also, dass er sich gesetzt hat zur Rechten Gottes des allmächtigen Vaters. Nun ist Gottes rechte Hand nicht ein umschriebener Ort oder eine sonderliche Region im Himmel, darin Christus umzirkelt oder beschlossen müsste sein; sondern die Schrift nennet es die Rechte der Majestät und Kraft Gottes, die alles erfüllet, Ps. 139, zu welcher Christus nach seiner menschlichen Natur erhöhet ist über alles, was gewaltig und kräftig kann genennet werden, nicht allein in dieser, sondern auch in der künftigen Welt, Eph. 1. 1 Petr. 3, also dass ihm auch nach seiner menschlichen Natur alles unterworfen, Ps. 8. Eph. 1. Hebr. 2. 1 Kor. 15, ihm alle Gewalt und alles in seine Hände gegeben, Matth. 28. Joh. 11. Sollte er denn mit seinem Leibe und Blute das nicht vermögen, was er in seinem Testament mit deutlichen, klaren Worten ausgesprochen und verordnet hat? Ja die angezogenen Artikel des Glaubens bestätigen kräftig und gewaltig die wahre, wesentliche Gegenwärtigkeit des Leibes und Blutes Christi im Abendmahl laut der Worte seines Testaments. Denn obs wohl vermöge der natürlichen, wesentlichen Eigenschaften eines menschlichen Körpers unmöglich ist, dieweil es aber der gesaget hat, der mit seinem Leibe gen Himmel gefahren ist, also, dass er sich damit gesetzet hat zur Rechten der Majestät und der Kraft Gottes des allmächtigen Vaters, so wäre es eine greuliche Gotteslästerung, wenn ich sagen oder gedenken wollte, es wäre nicht möglich, es könnte nicht geschehen. Und eben daraus kann man vernehmen, was die Sakramentschwärmer im Schilde führen.

 

SOLL MAN AUCH IM ABENDMAHL DEM HIMMLISCHEN VATER DEN LEIB CHRISTI AUFOPFERN? 

Christus hat sich selbst dem Vater einmal aufgeopfert, Hebr. 7. Eph. 5. Im Abendmahl aber hat er eingesetzt nicht ein Opfer, darin wir unserm Herrn Gott etwas geben sollten, sondern ein Sakrament, darin er uns schenken und geben will den allerhöchsten Schatz, nämlich seinen Leib und Blut. 

 

WAS SOLL MAN DENN VON DER PAPISTEN OPFERMESSE HALTEN? 

Dass es sei ein Erzgreuel aller Greuel. 

 

WIE SO DENN? ES WIRD JA VIEL GUTES IN DER MESSE GESUNGEN UND GELESEN. 

Dass man etwas aus den Psalmen, aus der Propheten, Evangelisten und Apostel Schriften singet oder lieset, item, dass Introitus, Tractus, Sequentiae, Collectae (Anm.: alte Bezeichnungen gewisser liturgischer Stücke), die rein sind, gebraucht werden, dass Praefationes, Patrem, Sanctus, Agnus (Anm.: ebenso) ect. gesungen werden, das ist nicht unrecht; es ist auch noch nicht der Greuel der Messe, den wir meinen, wiewohl auch in diesen Stücken im Papsttum Missbräuche sind, dass solches alles vor dem gemeinen Manne in unbekannter Sprache geschieht, wider Paulum, 1 Kor. 14, darnach, dass es in der Meinung geschieht, als wäre es mit dem opere operato (Anm.: gewirkten Werk), wenns gleich ohne Herz und Andacht geschieht, wohl ausgerichtet, welches wider die Schrift ist, Matth. 15. Joh. 4. Auch wird in den Stücken oft die Anrufung der Heiligen wider Gottes Wort mit eingemenget. Aber der rechte Greuel der papistischen Messe stehet im Canone (Anm.: Meßkanon), und was dem anhängig, da aus dem Abendmahl ein Opfer gemacht wird. 

 

HEIßEN DOCH DIE PATRES (ANM.: VÄTER) FAST ALLE DIE HANDLUNG DES ABENDMAHLS EIN OPFER. 

Der rechte Gebrauch des Abendmahls soll gehalten werden zum Gedächtnis des einigen Versöhnopfers Christi, zu Dank und Lobe seines Todes. Es soll das Abendmahl empfangen werden in wahrem Glauben, mit einem bußfertigen Herzen, und sollen die Früchte der Liebe folgen. Und auf dass solches würdiglich geschehen möge, soll man fleißig beten. Das alles aber heißt die Schrift geistliche Opfer, 1 Petr. 2. Hebr. 13. Ps. 4. 50. 51. 143. Phil. 4. Röm. 12. Item, die Handlung und den Gebrauch des Evangelii, zu welchem auch das Abendmahl gehöret, nennet Paulus ein geistlich Opfer, Röm. 15. In solchem Verstande und auf solche Meinung nennen die Patres die Handlung des Abendmahls ein Opfer. 

 

WAS HALTEN DENN DIE PAPISTEN FÜR EIN OPFER IN IHRER MESSE? 

Der rechten geistlichen Opfer achten sie nicht viel; aber dies streiten sie: wenn in Canone, oder in der Stillmesse der Meßpfaffe mit dem gesegneten Brote und Wein mancherlei Schirmschläge treibet mit auf und nieder heben, mit hin- und her weben, durch die Worte des Canonis, dass dies ein solch Werk sei, damit und dadurch Christus seinem Vater aufs neue aufgeopfert werde zum Sündopfer oder Versöhnopfer, dadurch Gnade, Vergebung der Sünde und allerlei Segen bei Gott erlanget und erworben werde, nicht allein denen, die solche Messe anschauen, sondern auch den Abwesenden, ja den Toten, für welche solche Messen gehalten werden. 

 

WARUM IST DENN DAS SO EIN GROßER GREUEL? 

Erstlich darum, denn es ist nur einiges Versöhnopfer, welches alleine Christus einmal am Kreuz verrichtet hat, also dass dasselbige vollkommen und genugsam sei in alle Ewigkeit. Eph. 5. Hebr. 7. 9 und 10. Zum andern saget die Epistel zu den Hebräern Kap. 10, wenn einerlei Opfer oft iteriert und erwiedert wird, das sei ein Zeugnis, dass das vorige schwach und unvollkommen gewesen sei. Zum dritten, ein Versöhnopfer kann nicht geschehen ohne Leiden, Tod, Blutvergießen, wie die Epistel zu den Hebräern ausdrücklich saget Kap. 9. Hieraus ist klar, was der Meßpfaff für einen erschrecklichen Greuel mit seinem Opfer in der Messe treibet, davor einem frommen Christen billig das Herze für erschrecken soll. 

 

WIR SÜNDIGEN ABER TÄGLICH UND BEDÜRFEN AUCH EINER TÄGLICHEN VERSÖHNUNG. 

Das einige Versöhnopfer, so ein mal Christus am Kreuz verrichtet hat, ist vollkommen und genugsam zur Versöhnung für alle Sünde zu allen Zeiten, Joh. 2. Hebr. 7 und 10, bedürfen derhalben kein ander oder neu Versöhnopfer, sondern allein, dass das einige Versöhnopfer uns applizieret werde, dass wir des teilhaftig werden. Dazu aber bedürfen wir kein sonderlich, äußerlich Opfer, sondern das Evangelium und die Einsetzung des Abendmahls weiset uns, wie solche Application geschehe. 

 

WIE WIRD DENN NUN DAS ABENDMAHL DES HERRN RECHT UND SELIGLICH GEBRAUCHT?

Wenn Christi Ordnung und Befehl gehalten wird, nämlich dass wir seinen Leib essen und sein Blut trinken und solches tun zu seinem Gedächtnis, das ist, mit bußfertigem, gläubigem Herzen. Denn zum seligen Gebrauch dieses Abendmahls gehören zweierlei Essen und Trinken. Eins heißt sakramentlich und geschieht mündlich, als da Christus saget: Esset, das ist mein Leib, trinket, das ist mein Blut. Das andere heißt geistlich und geschieht in wahrer Buße durch rechten Glauben, durch welchen wir ergreifen und teilhaftig werden alles Verdienstes des Leibes und Blutes Christi; und das meinet Christus, wenn er saget: Solches tut zu meinem Gedächtnis. 

 

WIE OFT SOLLEN DIE CHRISTEN DAS ABENDMAHL BRAUCHEN? 

Christus hats auf keine gewisse Zeit gesetzt, noch an gewisse Tage verbunden, allein dass Paulus saget, es solle geschehen, wenn die Gemeine Gottes den Tod des Herrn zu verkündigen zusammenkommt, 1 Kor. 11. Das aber ist Gottes Wille, dass wirs nicht ein mal allein, wie die Taufe, sondern oft brauchen sollen, 1 Kor. 11. Denn Paulus siehet darauf: das Abendmahl ist eingesetzt anstatt des alten Osterlamms. Nun ward dasselbe im Jahr einmal auf einen gewissen Tag gegessen. Vom Abendmahl aber saget Paulus: So oft, nämlich, dass es nicht an einen gewissen Tag gebunden, noch im Jahr nur ein mal, sondern oft gebraucht soll werden. Wie oft aber? Hier ist kein ander Ziel noch Maß, denn so oft ein armes Gewissen der Güter, so im Abendmahl gereichet werden, zum Trost und Stärkung bedarf. Derhalben sollen die Gewissen nicht genötiget, sondern durch fleißige Erinnerung und Betrachtung unserer eigenen Not und des großen Nutzens dieses Abendmahls gereizet werden, dass sie dies Sakrament oft brauchen sollen. Wer aber sich desselbigen enthält, der gibt genugsam damit zu verstehen, dass er kein rechtschaffener Christ sei; denn er verachtet seines Erlösers Befehl: Esset, trinket, und tut das oft. 

 

WAS FÜR NUTZ UND FRUCHT HAT UND BRINGET DENN DER RECHTE GEBRAUCH DIESES ABENDMAHLS? 

In eine Summa wirds gefasset, wenn man saget, es nutze zur Stärkung des Glaubens. Aber das muss erkläret werden, und kann die Erklärung nicht besser denn durch die Worte des Abendmahls geschehen. Als erstlich: weil Vergebung der Sünden und die Seligkeit darin stehet, dass wir teilhaftig seien des Verdienstes Christi und in dem Gnadenbunde des neuen Testaments begriffen seien, so gibt uns Christus dessen in seinem Abendmahl das allerteuerste, gewisseste Pfand und Siegel, nämlich den Leib, durch welches Aufopferung solches alles erworben ist, und das Blut, durch welches Vergießung das neue Testament bestätigt ist, auf dass wir ja wider alle Anfechtung mit dem allerhöchsten Pfande versichert sein mögen, dass wir solches alles teilhaftig sein sollen. Zum andern, weil die Verheißung des Evangelii insgemein allen Gläubigen Gnade anbeut: dass nun ein jeder für seine Person möge vergewissert werden, dass er auch damit gemeinet, sich dessen annehmen, trösten und desselbigen teilhaftig sein solle, so wird im rechten Brauch des Abendmahls einem jeden insonderheit von Christo selbst durch die Mittel gereicht und von einem jeden selbst empfangen der Leib und das Blut Christi: Nimm hin, iß und trink; das ist der Leib, so für dich gegeben, und das Blut, so für dich zu deiner Sünde Vergebung vergossen ist. Zum dritten, weil die Gedächtnis des Todes Christi, welcher ist ein rechter Glaube, in wahrer Buße in uns muss erhalten, gestärket und gemehret werden, und aber durch des Teufels List, durch der Welt Ärgernis und unsers Fleisches Schwachheit, Sicherheit und Bosheit leicht und bald kann geschwächt, verloschen und verloren werden, so hat Christus zur Erhaltung, Erneuerung und Stärkung seiner Gedächtnis in uns die heilsame, kräftige Arzenei in seinem Abendmahl verordnet, nämlich die Nießung seines Leibes und Blutes zu seiner Wiedergedächtnis. Zum vierten, weil wir leider oft aus dem Gnadenbunde durch unsere Sünde austreten und fallen, dass wir nun in wahrer Bekehrung neben dem Wort ein gewiss Zeugnis haben möchten, dass uns Gott wiederum in den Gnadenbund einnehmen wolle, so spricht Christus im Abendmahl: Nimm hin und trink; dieser Kelch ist das neue Testament in meinem Blute etc. Item, dass uns Gott in dem Gnadenbunde zur Seligkeit erhalten wolle, des haben wir ein herrliches Pfand und Zeugnis, wenn Christus spricht: Das ist das neue Testament. Zum fünften, weil in unserm Fleisch nichts Gutes, sondern die Sünde wohnet, daraus allerlei böse Früchte entspringen, so gibt uns Christus in seinem Abendmahl seinen Leib und sein Blut, auf dass wir also ihm, als dem rechten Weinstock eingeleibet, neuen, guten, geistlichen Saft von ihm empfangen mögen. Item, wir werden dadurch mit anderen Christen Glieder eines Leibes, 1 Kor. 10; so soll und wird auch dadurch die Liebe gegen den Nächsten angezündet, gemehret und erhalten werden. Dies alles zeigen und weisen die Worte des Abendmahls klärlich und gründlich, und wer dies wohl betrachtet, der wird befinden, dass sein Gewissen viel herrliches, schönes Trostes aus dem Gebrauch des Abendmahls empfangen werde, und wenn diese Lehre fleißig getrieben wird, so werden Christen ohne Zwang gerne und oft zu diesem Abendmahl sich finden. Wer aber dies nicht achtet, der bezeuget eben damit, dass er kein rechter Christ sei. 

 

WERDEN DENN SOLCHES NUTZES ALLE DIE TEILHAFTIG, SO ZUM ABENDMAHL GEHEN? 

Paulus saget, etliche essen und trinken unwürdig, und die essen ihnen das Gericht, werden durch solch unwürdig Essen und Trinken schuldig an dem Leibe und Blute Christi, 1 Kor. 11. 

 

SO WIRD ES TRAUN NICHT GLEICH VIEL SEIN, MIT WAS HERZEN UND GEDANKEN MAN ZU DIESEM ABENDMAHL GEHE? 

Ach Herr Gott, nein; denn es ist ein schwer Gericht, schuldig werden an dem Leibe und Blut des Herrn. Darum spricht Paulus: Der Mensch prüfe sich selber, wie er von diesem Brote esse und von diesem Kelche trinke. Und dieses sollen die Leute in der Predigt und Beichte mit allem Fleiß erinnert werden. 

 

WELCHE SIND DENN, DIE UNWÜRDIG ESSEN UND TRINKEN IM ABENDMAHL, AUF DASS WIR UNS DAVOR HÜTEN MÖGEN? 

Unwürdig essen heißt nicht, dass wir als arme Sünder solcher himmlischer Speise unwürdig seien; denn für arme Sünder ist es eingesetzt; sondern aus Paulo 1 Kor. 11 kanns fein einfältig genommen werden, welche unwürdig essen. Erstlich, die den Leib Christi nicht unterscheiden, das ist, die die Speise dieses Abendmahls nicht halten für den Leib und Blut Christi, sondern haltens und brauchens ohne Andacht wie andere Speise. Zum andern, die ohne Buße, Reue und Leid in Sünden stecken, haben keinen Vorsatz zur Besserung, sondern haben Lust, Liebe und Willen, in solchen Sünden fortzufahren oder von neuem wieder anzuheben, wie solches Paulus etlichen Korinthern schuld gibt. Diese spotten hiemit des bittern Leidens Christi, als wäre Sünde nicht so ein greulich Ding, und halten Christum dafür, als dass er mit seinem Leibe und Blut wolle zur Sünde helfen, und darum essen sie unwürdig. Zum dritten, die ohne wahren Glauben zum Abendmahl gehen, nämlich die entweder anderswo, denn allein in Christi Verdienst, Gnade, Vergebung der Sünde und die Seligkeit suchen, oder die so sicher sind, dass sie gar kein Verlangen, Hunger und Durst haben, Gottes Gnade in Christo zu erlangen zur Versöhnung und Seligkeit. Denn wer nicht glaubet, der wird verdammet, wenn er gleich Wort und Sakrament gebrauchet. 

 

WAS ESSEN UND EMPFANGEN DENN DIE UNWÜRDIGEN? 

Gleichwie unsere Würdigkeit das Sakrament nicht machet, also kann auch keines Menschen Unwürdigkeit das Sakrament an sich selbst nichtig machen; denn es stehet auf Gottes Wort und Ordnung. Dieweil nun einerlei Wort gleich lautet zu Petro und Juda: Nehmet, esset, das ist mein Leib; trinket, das ist mein Blut, so folget unwidersprechlich, dass Judas als ein Unwürdiger eben so wohl als Petrus nicht allein Brot und Wein, sondern auch den Leib und das Blut Christi empfähet, aber Petrus zu seiner Seligkeit, Judas aber zu seinem Gerichte. Und Paulus spricht, die Unwürdigen werden schuldig nicht allein an Brot und Wein, sondern am Leib und Blute des Herrn. Nun werden sie schuldig an dem, das sie nicht unterscheiden, sondern unwürdig essen; so folget, dass auch die Unwürdigen den Leib des Herrn essen, aber unwürdig, und also schuldig werden am Leibe Christi, dieweil sie ihn unwürdig essen. 

 

WIE KÖNNEN SIE DENN AN CHRISTI LEIBE, DARINNEN DAS LEBEN WOHNET, DEN TOD ESSEN? 

Nicht also, als wäre Christi Leib an ihm selbst eine giftige, tödliche Speise; sondern weil sie sich mit ruchloser Sicherheit und Unbußfertigkeit daran versündigen, denselben mit ungebührlichem Essen schmähen und gleich mit Füßen treten, so werden sie dadurch an dem Leibe des Lebens schuldig wie Judas, der ihn verraten, die Juden, die ihn gelästert und gesteiniget, Pilatus, der ihn verurteilet, die Kriegsknechte, die ihn gegeißelt und gekreuziget haben. Denn in Christi Fleisch ist wohl das Leben, es wirket aber nicht das Leben in den Ungläubigen, sondern allein in den Gläubigen, gleichwie das Evangelium ist ein Geruch zum Leben den Gläubigen, und zum Tode den Ungläubigen. 2 Kor. 2. 

 

WIE SOLL SICH DENN DER MENSCH PRÜFEN, DASS ER WÜRDIGLICH MÖGE ESSEN UND TRINKEN IM ABENDMAHL? 

Das stehet nicht darauf, dass der Mensch ganz rein, heilig und vollkommen sei; denn die Gesunden bedürfen des Arztes nicht, sondern die Kranken. Sondern ex antithesi (Anm.: aus dem Gegensatz) der Unwürdigen kann das Prüfen leichtlich verstanden werden, nämlich dass das Herz erstlich bedenke, was da für eine Handlung sei, wer da gegenwärtig sei, was für eine Speise da gereicht und empfangen werde, dass er sich dagegen mit gebührlicher Demut und Andacht schicke. Zum andern, dass der Mensch ein solch Herz zu diesem Abendmahl bringe, das seine Sünde, Mangel und Fehl erkennet, vor Gottes Zorn sich fürchtet, dem bei der Sünde nicht wohl, sondern angst und bange ist, daraus folge Reu und Leid über die Sünde und ein ernster Vorsatz von Sünden abzustehen; Summa, ein bußfertiges Herze soll da sein. Zum dritten, dass das Herz damit sich bekümmere, dass es ja nicht möge verloren werden, sondern dass es habe eine herzliche Begierde und Verlangen nach Gottes Gnade, also dass es mit wahrem Glauben in den Gehorsam, Leiden und Sterben, so Christus mit Aufopferung seines Leibes und mit Vergießung seines Blutes verrichtet hat, suche, bitte, ergreife und annehme Gottes Gnade, Vergebung der Sünden und Seligkeit. Wer sich also prüfet und also geschickt ist, der empfähet das Sakrament würdiglich, nicht zum Gericht, sondern zur Seligkeit. Und obgleich dies alles im Herzen gering, schwach und oft kalt ist, sollen wir uns derhalben vom Abendmahl nicht enthalten, sondern vielmehr dazu eilen, auf dass dadurch solches in uns angezündet, gestärkt und gemehret möge werden. Denn den Kranken, die schwach sind und gerne wollten Rat und Hilfe haben, ist diese Arzenei verordnet. 

 

WIE SOLL MAN SICH DENN MIT ÄUßERLICHER REVERENZ (ANM.: EHRERBIETUNG) IM BRAUCH DES ABENDMAHLS VERHALTEN? 

Brot ist und bleibet Brot; desgleichen auch Wein. Derhalben soll den Elementen keine göttliche Ehre beweiset oder erzeiget werden. Wenn aber das Herz wahrhaftig glaubt, dass in dieser Handlung Christus gegenwärtig sei und uns seinen Leib und Blut reiche und austeile, so werden äußerliche Geberden, Reverenz und Zucht, die christlich und gebührlich sind, wohl folgen. Aber wie das Herz geschickt sei, daran ist am meisten gelegen. Denn sonst ists eine pharisäische Art, äußerlich sich schön erzeigen, wenn das Herz weit davon ist. Matth. 15. 

 

- Fortsetzung -