Gewöhnliche Hoffnung - Christliche Hoffnung

Gewöhnliche Hoffnung - Christliche Hoffnung

Die Hoffnung scheint kein „schweres“ Thema zu sein. Denn der Begriff ist jedem geläufig, jeder versteht ihn – und jeder hofft auch, solange er lebt. Hoffnung ist die freudige Erwartung eines zukünftigen Vergnügens oder eines anderen positiven Ereignisses, nach dem es uns verlangt. Sie ist eine Art „Vorfreude“, die uns motiviert, auf das Erhoffte zuzugehen oder es voller Ungeduld zu erwarten. Die Hoffnung stärkt, beflügelt und ermutigt uns. Sie ist sozusagen die Sogwirkung der besseren Zukunft, die uns anzieht: „ein Bewegtwerden vom Ziel her“. Denn hoffend greift man auf das vor, was noch nicht ist und doch durch die mentale Vorwegnahme schon heute diese Wirkung hat, dass man es aktiv herbeiführen möchte oder zumindest sehnsüchtig darauf harrt. Was ist also Hoffnung? Kann man sie definieren? Ganz allgemein besteht Hoffnung in dem Wunsch, etwas Positives, aber Ungewisses, möge aus dem Bereich des bloß Möglichen in den des Wirklichen übergehen. Um etwas Positives muss es sich handeln, denn was der Mensch nicht positiv bewertet, wird schwerlich Gegenstand seiner Hoffnung sein. Und ungewiss muss es sein, weil man ja weder auf etwas hoffen kann, das schon als Faktum feststeht, noch auf etwas, das völlig undenkbar und darum ausgeschlossen ist. Ein Ereignis, von dem ich weiß, dass es schon wirklich oder definitiv nicht möglich ist, kann kein Gegenstand meiner Hoffnung sein. Und der Begriff lässt sich auch nicht auf Dinge anwenden, über die ich volle Kontrolle habe. Denn auf die Erfüllung eines Wunsches, den ich mir jederzeit selbst erfüllen kann, muss ich nicht „hoffen“. Auch Ereignisse, die man so verlässlich erwarten darf wie etwa die Wirkung der Schwerkraft auf einen Stein, liegen nicht im Bereich der Hoffnung. Denn was sicher passiert oder ganz sicher nicht passiert, lässt der Hoffnung keinen Spielraum. Und so lebt sie stets nur im Bereich der Wahrscheinlichkeit, mag die nun sehr groß oder sehr gering sein. Hoffnung ist dabei nicht mit einer „Prognose“ zu verwechseln. Denn was man für wahrscheinlich hält, muss nicht dasselbe sein, was man hofft. Hoffnung und realistische Erwartung können weit auseinanderfallen, ohne dass die Hoffnung deshalb unmöglich würde. Und es kommt auch nicht darauf an, ob der Hoffende auf das Eintreten des Erhofften irgendeinen Einfluss oder auch nur Kenntnis hat. Denn selbst wenn er von der Erfüllung seiner Hoffnung nie erfahren oder nie von ihr profitieren wird, kann er diese Hoffnung dennoch hegen. Seltsamerweise muss das Erhoffte nicht einmal in der Zukunft liegen. Es muss nur ungewiss sein! Denn wer von einem tödlichen Unfall erfährt, der schon vor Wochen geschah, kann durchaus sagen: „Ich hoffe, das Opfer hat nicht lange leiden müssen!“ Er hofft dann auf Vergangenes. Und wer beim Knobeln den Würfelbecher auf den Tisch gestürzt und noch nicht aufgehoben hat, kann sagen: „Ich hoffe, da liegt jetzt die Augenzahl, die ich brauche!“ Und der hofft damit auf Gegenwärtiges, das schon gegeben, aber noch verborgen ist. Hoffnung ist der Wunsch, etwas möge aus dem Bereich des bloß Möglichen in den des Wirklichen übergehen (oder dahin übergegangen sein). Wird die Hoffnung geäußert, ist sie aber immer zugleich eine Aussage der hoffenden Person über sich selbst und ein Werturteil über das von ihr Erhoffte, so dass, wer meine Hoffnung kennt, auch schon weiß, worauf ich aus bin, und damit, wer ich bin. Hoffnung beschreibt das innere Verhältnis einer Person zu dem Erhofften. Und sie erfordert daher neben der Person und ihrer inneren Haltung auch noch einen Gegenstand, dem die Hoffnung gilt. Genau wie der Glaube immer etwas braucht, an „das“ er glaubt, und die Liebe immer jemanden braucht, „den“ sie liebt. So wenig man „ziellos“ glaubt oder liebt, so wenig hofft man „blindlings“, ohne etwas zu haben, „worauf“ man hofft. Und wie die Hoffnung ein Ziel braucht, braucht sie auch einen Grund, der die Hoffnung erst „weckt“ und sie dann „trägt“, weil Hoffnung sich immer auf etwas „stützen“ muss. Sprachliche Wendungen verraten, dass Hoffnung sozusagen ein „Gewicht“ hat. Denn man „setzt seine Hoffnung“ auf etwas, worauf sie dann „beruht“. Und man „stützt“ seine Hoffnung auf Gründe, um sie „aufrecht zu erhalten“. Hoffnung will zumindest auf den Nachweis fundiert werden, dass das Erhoffte möglich ist – und besser noch auf Indizien einer nicht zu geringen Wahrscheinlichkeit. Eine Hoffnung dagegen, die man bloß hegt, um der Resignation zu entgehen, eine „freischwebende“ Hoffnung „hängt in der Luft“ und fällt rasch dahin. Denn Hoffnung muss sich an etwas „festmachen“ – oder sie schwindet. Und so einen Schwund fürchten wir sehr. Denn einerseits sind wir zur Hoffnung gezwungen. Wir können nicht leben, ohne ständig irgendetwas zu hoffen. Und andererseits wissen wir, wie leicht Hoffnung trügt. Wenn nämlich nicht eintrifft, was unsere Hoffnung war, oder die Erfüllung des Wunsches zur Enttäuschung wird. „Auf der Wiese der Hoffnung weiden viele Narren“ sagt ein Sprichwort. Und weil das jeder schon erfahren hat, wird unser Hoffen jederzeit von Besorgnis begleitet. Die Verwirklichung des erhofften Möglichen ist ja nie schon sicher, sondern höchstens „wahrscheinlich“. Und so wird der Mensch durch seine Hoffnung verwundbar. Er ist auf etwas aus, worüber er nicht oder nur zum Teil verfügt – und ist somit abhängig von der Erfüllung eines Wunsches, den er sich nicht selbst erfüllen kann. Rochefoucauld sagt darum, keine Furcht sei ohne Hoffnung, es sei aber auch keine Hoffnung ohne Furcht. Und in Spinozas Definition erscheinen Hoffnung und Furcht sogar als zwei Seiten derselben Medaille. Er sagt: „Die Hoffnung ist eine unbeständige Fröhlichkeit, welche aus der Vorstellung einer kommenden oder vergangenen Sache entsteht, über deren Ausgang wir zweifeln.“ Und gleich danach: „Die Furcht ist eine unbeständige Traurigkeit, welche aus der Vorstellung einer kommenden oder vergangenen Sache entspringt, über deren Ausgang wir noch zweifeln.“ Je nach Mentalität und Situation wird der Mensch zwischen Furcht und Hoffnung schwanken. Doch entrinnen kann er diesem Zwiespalt kaum. Denn wollte er auf Hoffnungen verzichten, verlöre er jeden Antrieb, in die Zukunft einzutreten, und wüsste bald nicht mehr, warum er morgens aufstehen soll. Zwar führt nicht jede Hoffnung direkt zu einer Handlung. Aber jede Handlung setzt irgendeine Hoffnung voraus, ohne die sie nicht zustande käme. Und so gibt es kein Leben ohne Hoffnung. Ohne Hoffnung lässt sich nicht denken, weil das Denken stets auf den Gewinn einer Erkenntnis hofft. Und selbst ein Suizid würde nicht begangen, wenn man sich nichts davon verspräche. So kann der Mensch eine gescheiterte Hoffnung zwar rasch durch eine neue ersetzen. Doch kann er nie ohne eine Hoffnung sein, der er sich hingibt und in die er sich investiert. Ja, notfalls denkt er sich schlechte Gründe für falsche Hoffnungen aus, hält sich mit Illusionen selbst zum Narren und wird dadurch zur traurigen Figur. Nun, mancher wird denken, mit solch allgemeinen Überlegungen zur Hoffnung sei auch schon das Wesentliche über die christliche Hoffnung gesagt – die sei doch nur eine Variante davon! Aber das ist ein großer Irrtum. Und beinahe muss ich sagen, dass christliche Hoffnung mit dem gewöhnlichen Begriff der Sache nichts zu tun hat. Denn was ihren Grund (1.) und ihre Reichweite (2.), ihre Gewissheit (3.), ihr Ziel (4.) und die Präsenz dieses Zieles betrifft (5.), weicht sie völlig ab. 

 

(1.) 

Wohl stimmt es, dass auch die christliche Hoffnung auf etwas beruhen muss. Doch beruht sie nicht wie üblich auf einer Mischung von Beobachtungen, Wünschen und optimistischen Überlegungen. Sie ist keine Hochrechnung auf Grund verfügbarer Kräfte, Ressourcen, Mittel und Wege. Sondern Gott allein weckt und begründet die christliche Hoffnung durch sein Wort. Sie stützt sich ausschließlich auf die Zusagen des Evangeliums, die sich mit menschlicher Vernunft und Prognostik nicht überprüfen lassen. Und für den, der an Gott oder an seine Treue nicht glaubt, erscheint die christliche Hoffnung darum unbegründet – während sie dem Gläubigen volle Gewissheit schenkt. 

(2.) 

Weil Gott nicht nur treu, sondern zugleich allmächtig ist, kann ein Christ auch ganz andere Dinge für möglich halten als ein Atheist. Denn der hält nur für möglich, was im Rahmen der Naturgesetze durch ihr Zusammenspiel realisiert werden kann. Und das begrenzt seine Hoffnung erheblich. Ein Christ dagegen hält alles für möglich, was Gott will. Und das entgrenzt seine Hoffnung ungemein. Denn der Bereich des Möglichen, dessen Verwirklichung erhofft werden kann, schließt dann alles ein, was Gott für gut und richtig hält. 

(3.) 

Weil Gott aber tun kann, was immer er will, ist die Umsetzung des im Evangelium Zugesagten nicht bloß „wahrscheinlich“, sondern unter den Denkvoraussetzungen des Glaubens vollkommen gewiss. Was Gott in seiner Güte will und kraft seiner Allmacht auch vermag, das kann nicht bloß, sondern wird unfehlbar geschehen. Und der christlichen Hoffnung fehlt somit nicht die Gewissheit, sondern nur die Anschauung des Erhofften. Sie kann nicht sinnvoll fragen, „ob“ denn wohl geschehen wird, was Gott versprochen hat, sondern nur „wann“ und „wie“. Und so fällt die christliche Hoffnung aus der obigen Definition heraus, nach der man überhaupt nur auf Ungewisses und Zweifelhaftes zu hoffen vermag. In ihrem Fall trifft das nicht zu, weil Gott weder lügen noch versagen kann. Und so liegt das Ziel der christlichen Hoffnung nicht im Feld der Wahrscheinlichkeit, sondern der Gewissheit – dass nämlich Gottes Reich kommt, dass zuletzt überall und in jeder Hinsicht sein Wille geschieht, dass sein Name geheiligt wird, und alle Knie sich vor ihm beugen (Phil 2,10). Gott selbst sorgt dafür! 

(4.) 

Und so ist nicht nur der Grund der christlichen Hoffnung ein einziger, sondern auch ihr Ziel ist nur eines – und ist von den mancherlei Hoffnungen des Alltags weit unterschieden. Denn die christliche Hoffnung zielt nicht auf irdisches Wohlbefinden, nicht auf Sicherheit und Gesundheit, Lebensfreude, Liebesglück und Erfolg. Sondern sie zielt allein auf die Rückführung der gefallenen Welt in die versöhnte Gemeinschaft mit Gott und erbittet für einzelne Seelen wie für die Schöpfung im Ganzen, dass bald alle Kreatur ihrer gottgegebenen Bestimmung vollauf entspreche. Christliche Hoffnung sehnt sich danach, dass Gottes Wille auf Erden genauso geschehe wie jetzt schon im Himmel. Und darum schließt sie nicht all das Dumme mit ein, wonach gierigen Menschen der Sinn steht, sondern nur das von Gott Verheißene, um das man im Namen Jesu bitten kann. Ihre Erwartung ist keineswegs, dass sich unsere Wünsche, sondern dass sich Gottes Zusagen erfüllen. Und natürlich kann so eine Hoffnung nie bloß eigennützig sein, sondern sie ersehnt das Heil für die anderen nicht weniger als für sich selbst.

(5.) 

Das Heil des Einzelnen und der Welt besteht in nichts anderem als in der versöhnten Gemeinschaft mit Gott. Weil die aber nicht „Zukunftsmusik“, sondern im Glauben schon Gegenwart ist, ergibt sich merkwürdigerweise, dass der Christ auf etwas hofft, was er im Glauben schon „hat“. Denn er wartet nicht auf Rechtfertigung und Erlösung, als ob diese Heilsgüter in ferner Zukunft lägen, sondern er ist schon hier und jetzt gerechtfertigt und erlöst. Mit Christus ist das Reich Gottes bereits angebrochen! Ein gläubiger Mensch hat soviel Teil daran, wie er an Christus Anteil hat! Er wartet nicht auf Begnadigung, sondern steht schon in der Gnade! Und damit ist erneut der Begriff der gewöhnlichen Hoffnung gesprengt, weil die ja auf „Gegebenes“ gar nicht zu hoffen vermag. Einem gläubigen Menschen fehlt nicht das Heil, das ihm in verborgener Weise schon zuteil wurde. Sondern es fehlt ihm bloß noch, dass dieses Heil in Erscheinung tritt, dass es ihn und alle Welt restlos durchdringt und damit vor aller Augen sichtbar wird. Diese Vollendung kommt erst mit dem jüngsten Tag. Doch kann sie nicht ausbleiben. Und darum steht schon heute fest, dass sich der gute Wille Gottes einmal restlos durchsetzen wird. 

 

Wenn das aber so ist – wo bleibt dann Platz für die Furcht und die Besorgnis, von der gewöhnliche Hoffnung immer begleitet wird? Können Christen etwa daran zweifeln, dass Gott Wort hält, ohne mit ihrem eigenen Glauben in Widerspruch zu geraten? Nein, nichts kann Gottes Willen hindern. Alle Bedingungen der Verwirklichung liegen in seiner Hand. Und kein fehlbares Geschöpf ist so daran beteiligt, dass der Erfolg dadurch fraglich würde. Wozu der Mensch nichts beiträgt, das kann an menschlichem Versagen auch nicht scheitern. Und so enthält die christliche Hoffnung keinerlei Beimischung von Furcht oder Sorge. Mit Calvins Worten gesagt:

„Da der Glaube eine feste Überzeugung von der Wahrheit Gottes ist, so fehlt es nicht, dass diejenigen, welche die Verheißungen Gottes für wahr halten, auch erwarten, dass er dieselben in Erfüllung bringen werde, so, dass also die Hoffnung nichts anders ist als eine Erwartung der Dinge, von denen der Glaube wahrhaft glaubt, dass sie von Gott verheißen sind. Der Glaube glaubt, dass Gott wahrhaftig sei; die Hoffnung erwartet, dass er zur rechten Zeit seine Wahrheit in Erfüllung gehen lassen werde. Der Glaube glaubt, dass Gott unser Vater sei; die Hoffnung erwartet, dass er sich allezeit als ein Vater gegen uns erweisen werde. Der Glaube glaubt, dass uns ewiges Leben von Gott geschenkt sei; die Hoffnung erwartet, dass dasselbe einst offenbar werde.“

Und so hat die christliche Hoffnung mit dem gewöhnlichen Begriff der Hoffnung herzlich wenig zu tun. Die beiden sind nicht „Schwestern“, sondern man muss zweifeln, ob auch nur entfernte Verwandtschaft besteht! Denn die gewöhnliche Hoffnung ist die andere Seite der Furcht – und wird aufgrund ihrer Ungewissheit immer von Furcht begleitet. Die christliche Hoffnung dagegen hat dieselbe Gewissheit wie der Glaube, aus dem sie entspringt, und hält das Erhoffte eigentlich schon in der Hand. Es ist keine Furcht und keine Mühe dabei. Denn so wenig unserem Gott Grenzen gesetzt sind, so wenig auch der Hoffnung, die sich auf sein Wort stützt. Passt also der gewöhnliche Begriff der „Hoffnung“, den wir in der Alltagssprache verwenden? Auch „Glaube“ ist umgangssprachlich nur eine Vermutung und ein unzureichendes Wissen („Ich glaube morgen wird’s regnen!“). Aber das Neue Testament meint mit „Glaube“ etwas völlig anderes. „Liebe“ ist umgangssprachlich nur eine Form des Begehrens, ein Haben- und Genießen-Wollen („Ich liebe sie, weil sie mich glücklich macht!“). Aber das Neue Testament versteht unter „Liebe“ etwas völlig anderes. Und ebenso verhält es sich hier mit der „Hoffnung“. Denn was unsere Alltagssprache damit meint, lebt bloß von der Wahrscheinlichkeit eines ungewiss Künftigen, um das der Hoffende stets in Sorge sein muss. Das Neue Testament hingegen redet von einer Zuversicht, die ebenso fest steht wie der Allmächtige, dessen Wort unsere Erwartung weckt. Warum aber sollten wir uns diesen Unterschied bewusst halten? Etwa nur, weil es schöner ist, mit Gewissheit Großes zu hoffen als ungewisses Kleines? Nein, sondern weil uns die christliche Hoffnung resistent macht und „handlungsfähig“ erhält unter widrigsten Umständen. Wir bemerkten den Zusammenhang schon vorhin: Jede Handlung setzt eine Hoffnung voraus, ohne die sie nicht zustande käme. Und wenn einer nur die Hoffnungen hegt, die im Blick auf irdische und menschliche Ressourcen berechtigt erscheinen, ist damit auch sein Handeln limitiert. Die Hoffnung eines Materialisten fliegt nun mal nicht höher als seine Augen sehen. Und seine Erwartung reicht nicht weiter als die nüchterne Berechnung. Was in diesem engen Horizont nicht möglich erscheint, wird er schwerlich anstreben! Ein Christ dagegen weiß, dass bei Gott nichts unmöglich ist. Und dieser deutlich weitere Horizont erlaubt ihm, auch dort unverdrossen zu handeln, wo nach menschlichem Ermessen nichts mehr zu erwarten ist. Wer Gott nicht auf der Rechnung hat, muss in solchen Situationen immer fürchten, Kraft und Lebenszeit vergeblich zu investieren, weil ihn seine Hoffnung allzu leicht trügt. Nur wenn‘s „gut ausgeht“, hat sich seine Mühe gelohnt, anderenfalls sieht er sich „betrogen“. Und diese Sorge lässt ihn zaudern. Die christliche Hoffnung dagegen stützt sich auf die Pläne des Allmächtigen, dessen Absichten gar nicht scheitern können. Und so wird letztlich alles, was ein Christ im Konsens mit Gott unternimmt, „von Erfolg gekrönt“ sein, weil es auf jene Durchsetzung des göttlich-guten Willens zielt, die nicht ausbleiben kann. Wer auf dieser Seite kämpft, hat Anteil an Gottes Sieg – auch wenn er dazu wenig oder nichts beiträgt. Und wenn sein Handeln „nichts gebracht“ hat, war’s dennoch keine „vergebliche Liebesmüh“. Denn was einer im Sinne Gottes zum Guten versucht, ist nie „für die Katz“ – sondern ein tapferes Werk (auf Gottes Reich hin getan) trägt seinen Sinn in sich selbst, und eine liebevolle Tat (auf Gottes Wort hin gewagt) bleibt auch im Scheitern umfangen von Gottes sinnstiftendem Plan. Wenn sie nicht „wertvoll“ erscheint ihrer Wirkung nach, bleibt sie doch wertvoll ihrer Absicht nach – und fließt auch so mit ein in die Summe der guten Bemühungen, die Gott zum Ziel führt. Infolgedessen ist nichts wirklich „vergeblich“, was wir in Gottes Ziel investieren. Und weil die Hoffnung, aus der heraus wir handeln, gar nicht trügen kann, bleibt auch kein Platz für Besorgnis. Gott wird die Hoffnung nicht enttäuschen, die er selbst in uns geweckt hat. Die Blöße gibt er sich nicht, dass jemand sagen dürfte, Gott hätte nicht Wort gehalten! Und so können wir uns gratulieren. Denn wir haben keine gewöhnliche Hoffnung – keine von der ängstlichen, diffusen, trügerischen Sorte. Sondern viel besser – wir haben eine Zuversicht, mit der wir nicht zuschanden werden, weil sie genauso fest steht wie der Allmächtige, auf dessen Wort sie beruht. 

 

 

 

Bild am Seitenanfang: Boy in a Boat Fishing

Theodore Robinson, Public domain, via Wikimedia Commons