Kann Predigen vergeblich sein?

Kann Predigen vergeblich sein?

 

Als Pfarrer hat man die Aufgabe, in Wort und Schrift den Glauben zu fördern. Man überbringt dabei ein freundliches Angebot Gottes und tut das auf möglichst verständliche Weise. Denn man bezeugt, was Gott in der Bibel von sich hat wissen lassen, und lädt Menschen ein, mit ihrem himmlischen Vater Frieden zu schließen. Ohne diesen Frieden gibt es kein gelingendes Leben. Wer das Evangelium ignoriert, schadet also sich selbst. Und eben das zu verhüten, ist als Werk der Nächstenliebe zugleich der Hauptinhalt des kirchlichen Amtes. Denn wir reden in Gottes Auftrag mit den vor Gott Verschlossenen, damit sie sich ihm öffnen. Es wäre zu ihrem Besten, wenn sie ihn hörten! Doch bekanntlich kann man Menschen zu ihrem Glück nicht zwingen. Und in Fällen, wo Gottes Wort so gar nicht auf fruchtbaren Boden fällt, denke ich manchmal: „Glaubt doch, was ihr wollt!“ Ja, als Pfarrer redet und schreibt man, unterrichtet und erklärt, mahnt und lockt, bittet und drängt. Aber die Kirchentreuen, die es hören, haben‘s gar nicht so nötig. Und die Kirchenfernen, die es nötig haben, hören‘s nicht, weil sie dem Gottesdienst fernbleiben. Sie ignorieren Gottes Ruf, auch wenn er ihnen in anderer Form übermittelt wird. Und im Blick auf diese Verächter des Wortes denke ich dann: „Glaubt doch, was ihr wollt!“ Denn was soll man auf Menschen einreden, die um keinen Preis überzeugt werden möchten? Viele von ihnen sind getauft. Aber es genügt ihnen, vom Inhalt der Bibel nur ein Klischee zu kennen. Und selbst wenn sie das Gemeindeleben über ihre Kirchensteuer mitfinanzieren, wollen sie doch keinesfalls daran teilhaben. Sie bleiben auf Distanz. Und wenn man’s Leid ist, bei ihnen ins Leere zu laufen, sagt man schließlich: „Glaubt doch, was ihr wollt!“ Aber – darf man das? Darf einem Christen egal sein, ob seine Mitmenschen zur Wahrheit finden? Es wäre lieblos, sie einem Irrtum zu überlassen, der ihnen zum Verhängnis wird. Denn ohne den Glauben hat der Mensch keine Gemeinschaft mit Christus. Ohne Christus empfängt er keine Vergebung. Und ohne Vergebung fährt er zur Hölle. Daran will man nicht schuld sein! Und jenes ärgerliche „Glaubt doch, was ihr wollt!“ kann auch darum nicht das letzte Wort sein, weil unsere Zeitgenossen ja leider genau das tun. Sie glauben lieber nicht an Gott, sondern an sich selbst. Sie schlagen tausend Haken, damit Gott sie nicht doch noch fängt. Und gleich haben sie gewichtige Gründe parat, weshalb es ihnen unmöglich ist, zu glauben. Gelingt es aber, ihr erstes Argument zu entkräften, bringen sie gleich ein anders herbei. Und wenn das nicht hilft, das nächste. Sie fangen beim Urknall an, springen zu den Kreuzzügen, stellen die Theodizeefrage und empören sich über den Papst. Sie argumentieren marxistisch oder freudianisch, philosophisch oder darwinistisch. Sie bieten ein ganzes Arsenal religionskritischer Klischees auf, um sich Gott vom Leib zu halten. Kann man ihnen darauf aber antworten, erntet man nicht den geringsten Dank. Denn sie wollen ja nicht überzeugt werden. Wenn sie Gottes Dasein zugäben, könnten sie sich auch seiner Autorität nicht mehr entziehen. Wenn er ihr Schöpfer ist, ist er notwendig auch ihr „Herr“ – sie aber möchten lieber „ihr eigener Herr“ und weiterhin „autonom“ sein. Nur was ihnen einleuchtet, soll auch wahr sein. Nur was sie fair finden, soll gut sein. Und nur wenn sie einer Regel zustimmen, darf sie gelten. Das scheint ihnen die Grundbedingung freier Selbstentfaltung zu sein. Und darum darf es über ihnen keine „höhere Instanz“ geben. Die zu bestreiten, ist heute aber leichter denn je, da man sowieso alles für relativ und subjektiv erklärt. Heute muss niemand mehr als kämpferischer Atheist auftreten, denn längst wird der Glauben als eine „Geschmacksfrage“ oder „Ansichtssache“ behandelt. Und wie die Entscheidung zwischen Himbeereis und Erdbeereis keine Frage der Wahrheit ist, sondern der persönlichen Lust oder Unlust, so hält man‘s auch mit der Religion. Vielleicht probiert man aus, ob sie das Wohlbefinden steigert. Doch einen so fordernden Gott, wie ihn die Bibel zeigt, kann man nicht gebrauchen – und bastelt sich darum lieber eine eigene Religion zusammen. Wenn darin ein „höhere Wesen“ vorkommt, ähnelt es dem „dienstbaren Geist“ aus Aladins Wunderlampe. Denn so ein Gott könnte uns passen! Doch auf den biblischen Gott mit seinen Ecken und Kanten haben die Menschen „keine Lust“ – und sie glauben ganz im Ernst, „keine Lust zu haben“ sei auch schon ein Argument. Selbst wenn man ihnen das Evangelium mundgerecht zum Schleuderpreis anbietet, verschmähen sie es doch. Wie verwöhnte Kunden winken sie ab und sind hinterher umso überzeugter, Gott müsse fleißig um sie werben, um ihr Gott sein zu dürfen. Das ist dann natürlich Unsinn: Die Wahrheit wird nicht weniger wahr, nur weil einer sie nicht sehen will! Und trotzdem tun diese Leute, als wollte sich Gott bei ihnen um eine Stelle bewerben. Sie sind unsicher, ob sie ihn brauchen können, und halten ihm darum ein Stöckchen hin, über das Gott springen soll. Doch wenn er das nicht tut, und sie Gott verwerfen – wer ist dann wohl verworfen? Wenn sie ihn ablehnen – über wen ist dann das Urteil gefallen? Wenn Gott nicht nach ihrem Geschmack ist – sind sie dann etwa nach seinem? Und wenn Schöpfer und Geschöpf nicht zusammenfinden – für welche Seite ist das langfristig schlimmer? Die Finsternis in diesen Köpfen ist mit Worten nicht zu beschreiben. Und so liegt’s mir dann wieder auf der Zunge, dieses „Glaubt doch, was ihr wollt!“ Was aber, wenn genau das der Fluch dieser Menschen ist und ihr Verhängnis? Was, wenn es zugleich ihre Schuld und ihre Strafe wäre, dass sie nur glauben können, was sie glauben wollen, und damit garantiert alles treffen – außer der Wahrheit? Was, wenn es Verstockung wäre, so wie sie dem Pharao widerfuhr, der Gott hörend doch nicht auf ihn hören wollte und darum seiner Blindheit verhaftet in den Untergang lief? Ach, viel zu harmlos sind die Erklärungen für den Unglauben der Massen! Viele Kirchenleute meinen wirklich, sie hätten das Christentum nur nicht gut genug erklärt oder es nicht spaßig genug vermittelt und vermarktet. Sie meinen, die Leute wären bloß zu beschäftigt oder es ginge ihnen zu gut – die Kirche müsse sich halt noch mehr Mühe geben und mehr „Werbung“ machen! Doch die tiefere Wahrheit ist, dass Gott nach freiem Ermessen wählt und verwirft und jene, die gerne in die Irre gehen, nicht daran hindert. Wenn sie sich nicht die Mühe machen, Gott zu suchen, will Gott von ihm auch nicht gefunden werden. Spöttern hinterherzulaufen ist nicht seine Art. Für diese aber, die dann meinen, sie hätten Gott „abgehängt“ und ihn sich erfolgreich vom Leib gehalten, endet die Sache tragisch. Denn faktisch haben sie sich von der Wurzel abgeschnitten, die sie seit eh und je am Leben erhielt. Sie haben die Kräfte, die Gott ihnen verlieh, als Waffen gegen Gott gewendet. Sie verwechseln Haltlosigkeit mit Freiheit. Und indem sie Gottes Wort verwerfen, richten sie sich selbst. Denn sie verachten damit genau das eine, das ihnen noch helfen könnte. Suchten sie Gott, fänden sie genug Hinweise, denen sie folgen könnten. Doch wenn sie nicht wollen, kann nur Gott selbst ihre verdrehten Köpfe gerade rücken. Und das tut er nicht bei allen, sondern lässt es in jeder neuen Generation zu einer Scheidung der Geister kommen. Denn jede neue Generation teilt sich nach und nach in jene, die ihre Kleider im Blut des Lammes gewaschen haben (Offb 7,14), und die anderen, die das gar nicht für nötig halten. Am Ende gibt‘s aber nur links und rechts, drinnen und draußen, Böcke und Schafe. Denn es ist ja nicht, wie der moderne Mensch meint, dass er in der Position wäre, Gott zu wählen oder zu verwerfen. Sondern Gott ist der Wählende, der genau nur die bekehrt, die er haben will. Und an seiner Entscheidung ist mit Geld und guten Worten nichts zu ändern. Denn gewöhnlich ist der Mensch derart mit Blindheit geschlagen, dass er vom lebendigen Gott auch gar nichts wissen will. Von Gott abgekehrt möchte er lieber – auf sich selbst hörend – von sich und für sich leben. Das macht ihn zum Glauben ebenso unwillig wie unfähig. Und vor Gott verschlossen zu sein, ist dann seine Schuld und seine Strafe zugleich. Denn die Gott nicht suchen wollten, dürfen hinterher schwerlich drüber klagen, dass sie ihn nicht fanden! Tragisch ist es aber trotzdem. Und wir Christen, die wir ja keinen Deut besser oder schlauer sind, möchten uns für das Privileg, glauben zu können, beinahe entschuldigen. Traurig sehen wir, wie sich andere vor Gott verschließen. Und das zornige „Glaubt doch, was ihr wollt!“ bleibt uns im Hals stecken. Denn viel lieber würden wir mit den Zeitgenossen teilen, was uns geschenkt ist. Doch es scheint, als verstünden sie unsere Sprache nicht und hörten nicht die Musik, nach der wir tanzen. Oft wirken sie lebendiger als wir – und sind doch in geistlicher Hinsicht „tot“. Wenn‘s dann aber scheint, unser Predigen sei vergebliche Liebesmüh – was sollen wir dann tun? Sollen die Pfarrer das Predigen vielleicht einstellen, weil‘s ja doch „nichts bringt“? Sollen wir rufen: „Glaubt doch, was ihr wollt! Wir schließen jetzt die Kirchen zu, denn der Segen ist alle und wird auch nicht vermisst! Wir machen jetzt das Licht aus, denn Gottes Wort ist dorthin ausgewandert, wo es dankbare Hörer findet! Seid euch künftig selber gnädig, wenn ihr könnt“? Nein, obwohl es eine Menge frustrierter Pfarrer gibt, machen wir das natürlich nicht. Es wäre uns gar nicht erlaubt, das kirchliche Angebot „mangels Nachfrage“ einzustellen. Wenn wir aber trotz geringer Resonanz weitermachen, muss uns eines klar vor Augen stehen: Dass wir nämlich gar nicht predigen, um dafür mit Zustimmung und Applaus belohnt zu werden. Nein. Unser Auftrag lautet gar nicht, bei der Masse „gut anzukommen“ und damit einen messbaren „Erfolg“ zu haben, sondern unser Auftrag beschränkt sich darauf, Gottes Wort treu und verständlich weiterzugeben. Und wo wir das tun, dürfen wir anschließend Gott selbst überlassen, ob er aus unseren Bemühungen viel oder wenig erwachsen lässt. Ja, wir Prediger müssen auch damit rechnen, dass unsere Verkündigung vielleicht nur Zeugnis ablegt gegen eine Gesellschaft, die sich mehrheitlich vor Gottes Wort verschließt. Denn mit einem Widerstand unbelehrbarer Köpfe rechnet auch schon die Bibel und hält das Predigen trotzdem für sinnvoll – selbst wenn Gottes Wort lediglich die Verkehrtheit derer aufdeckt, die es nicht hören wollen. Dem Propheten Hesekiel z.B. wird schon bei seiner Berufung unmissverständlich gesagt, dass sein Predigen auf heftigen Widerstand stoßen wird – und er es trotzdem nicht lassen darf. Gott spricht zu Hesekiel: „Du Menschenkind, ich sende dich zu den Israeliten, zu dem abtrünnigen Volk, das von mir abtrünnig geworden ist. Sie und ihre Väter haben bis auf diesen heutigen Tag wider mich gesündigt. Und die Söhne, zu denen ich dich sende, haben harte Köpfe und verstockte Herzen. Zu denen sollst du sagen: »So spricht Gott der Herr!« Sie gehorchen oder lassen es – denn sie sind ein Haus des Widerspruchs –, dennoch sollen sie wissen, dass ein Prophet unter ihnen ist“ (Hes 2,3-5). Das klingt für den jungen Hesekiel nicht gerade ermutigend. Denn Gott selbst rechnet damit, dass man ihm nicht zuhören wird! Es ist aber wichtig zu sehen, dass Gott ihn trotzdem losschickt und in Hesekiels Predigen auch dann einen Sinn sieht, wenn er kein Gehör findet. Gott sagt: „Das Haus Israel will dich nicht hören, denn sie wollen mich nicht hören; denn das ganze Haus Israel hat harte Stirnen und verstockte Herzen. Siehe, ich habe dein Angesicht so hart gemacht wie ihr Angesicht und deine Stirn so hart wie ihre Stirn. Ja, ich habe deine Stirn so hart wie einen Diamanten gemacht, der härter ist als ein Kieselstein. Darum fürchte dich nicht, entsetze dich auch nicht vor ihnen; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs“ (Hes 3,7-9). Gott macht sich keine Illusionen über sein völlig vernageltes Volk! Er sagt: „sie haben wohl Augen, dass sie sehen könnten, und wollen nicht sehen, und Ohren, dass sie hören könnten, und wollen nicht hören; denn sie sind ein Haus des Widerspruchs“ (Hes 12,2). Gott schickt aber dennoch seinen Propheten, der unbeirrt dagegen anpredigen soll, und sagt zum vierten Mal: „Wer es hört, der höre es; wer es lässt, der lasse es“ (Hes 3,27). Ist Gott also egal, ob man seinem Wort Folge leistet? Sicher wär‘s ihm lieber, wenn das Volk zur Vernunft käme. Aber wenn sie nicht wollen, sollen sie sich zumindest nicht damit entschuldigen können, es hätte zu ihrer Zeit keine Propheten gegeben. Die Ausrede soll hinterher nicht gelten, sie hätten aus Unkenntnis Gottes Bund verlassen und wären nicht vor den Folgen gewarnt worden. Denn Hesekiel war ja da. Und wenn der nur treu und laut gesprochen hat, darf ihm egal sein, ob er Zustimmung oder Ablehnung findet. Denn jenen, die sein Predigen rettet, hat er geholfen. Und die anderen trifft Gottes Zorn umso gerechter als sie ja seine Warnung bewusst ignorierten. In dem einen Fall erweist sich Gott als gnädig, im anderen als streng. Doch so der so wird es gut, richtig und wichtig sein, dass Hesekiel geredet hat. Das Volk mag Gottes Stimme gehorchen oder es lassen – der Prophet hat jedenfalls nicht umsonst gesprochen, sondern hat zur Klärung der Verhältnisse beigetragen. Er hat seinen Zeitgenossen die Konfrontation mit Gottes Wort zugemutet. Und wie immer das dann ausgeht, darf es ihm recht sein und genug sein. Denn sonst würde Gott ja nicht gleich viermal sagen, er solle predigen „ob sie’s nun hören oder lassen“! Keine erdenkliche Reaktion soll Hesekiel aus der Spur bringen, ob sie nun positiv oder negativ ausfällt. Denn Gott sorgt selbst dafür, dass sein Wort die gewünschte Wirkung zeigt. Und so bestätigt es uns auch das Neuen Testament, wo es heißt, manchen sei Christus gesetzt zum „Fall“ und anderen zum „Aufstehen“ (Lk 2,34). Sein Evangelium ist denen, die gerettet werden, ein Wohlgeruch zum Leben, denen aber, die verloren gehen, ein Geruch des Todes zum Tode (2. Kor 2,15-16). Manchen sind Jesu Gleichnisse gegeben, damit sie die Geheimnisse des Himmelreiches verstehen (Mt 13,11). Anderen aber, damit sie mit hörenden Ohren rein gar nichts verstehen (Mt 13,15). Weil Pfarrer aber weder dieses noch jenes in der Hand haben, predigen sie gar nicht, um in erster Linie „erfolgreich“, sondern um treu zu sein. Dem einen gereicht ihr Predigen dann zur Errettung, dem anderen zu umso tieferer Verstockung. Doch so oder so wird den Menschen die Entschuldigung genommen, sie hätten Gottes Wort nicht hören können. Und wenn’s bei ihnen nur Ärger auslöst, ist eben dieser Ärger Gottes Wille gewesen. Ein Pfarrer darf darum nicht meinen, sein Predigen sei auf Applaus und Zustimmung berechnet. Denn auch das Gegenteil kann Gott beschlossen haben. Vielleicht ist es sein Wille, dass wir heute genau so viel Ablehnung finden wie Jesus in seinem Volk oder Paulus bei den Athenern. Und vielleicht ist es der nächsten Generation bestimmt, so durchschlagende Wirkung zu erzielen wie Jona in Ninive. In jedem Fall wird es aber gut sein, wenn unsere Geistlichen eine Stirn haben „härter als ein Kieselstein“, wenn sie keinen Fuß breit weichen vom Bekenntnis – und sich von dem Wunsch frei machen, aller Welt gefallen zu wollen. Denn auch wenn’s uns lieber wäre zu gefallen, ist das doch nicht unser Auftrag. Christus ist zwar der Eckstein, auf den viele bauen, als auf das Fundament ihrer Seligkeit. Christus ist aber für viele andere ein Stolperstein, an dem sie zerschellen (Mt 21,42-44). Und was bei wem eintritt, liegt allein in Gottes Hand. Denn der hat die Prediger keineswegs beauftragt, sein Wort durch „Verbesserungen“ populär zu machen, sondern lediglich, es treu zu übermitteln. Gottes Wort soll jederzeit so gut sichtbar sein, wie das helle Licht eines Leuchtturms – das ist unsere Schuldigkeit! Doch wenn der Leuchtturmwärter all die Gläser und Spiegel putzt und bei einsetzender Dämmerung sein Leuchtfeuer entzündet, hat er damit genug getan. Der Leuchtturmwärter kann die Schiffer auf der hohen See nicht auch noch zwingen, auf sein Licht hinzuschauen und ihren Kurs daran zu orientieren – das müssen sie schon selbst tun! Wenn sie‘s aber bleiben lassen und dann an den Klippen zerschellen, liegt das nicht mehr in der Verantwortung des Leuchtturmwärters – obwohl er sicher um sie weinen wird. Haben die Prediger ihre Botschaft treu ausgerichtet (sei es vor vielen oder vor wenigen), so ist es gut und ist genug. Denn im Übrigen sorgt Gottes Wort dann für sich selbst und vermag zu wirken, was es wirken will (Jes 55,11). Kann Predigen also jemals vergeblich sein? Nein. Dient es nicht zur Rettung, so dient es zur Verstockung. Und wirklich vergeblich ist es nur, wenn es sein biblisches Thema verfehlt. Aber dann verdient es ja auch gar nicht, ein „Predigen“ genannt zu werden.

 

 

 

Bild am Seitenanfang: Church Pew with Worshippers

Vincent van Gogh, Public domain, via Wikimedia Commons