C. F. W. Walther (1811-1887):

Die rechte Unterscheidung von Gesetz und Evangelium.


Neununddreißigste Abendvorlesung. (6. November 1885.)

 

Kein Stand und Beruf ist, meine Freunde, ein Gegenstand so tiefer Verachtung und intensiven Hasses, als der Stand und Beruf der theologischen oder, was im Grunde dasselbe ist, der Religionslehrer. Diese gelten bei der Welt jetzt für diejenigen, welche vor allen, ja fast allein, den Anbruch des goldenen Zeitalters aufhalten. Der vor hundert Jahren verstorbene berüchtigte Encyklopädist Diderot schrieb: „Erst dann wird es besser werden in der Welt, wenn der letzte König an dem Darm des letzten Pfaffen aufgehängt sein wird.“ Um dieses Wortes und ähnlicher Aussprüche willen wurden zwar auf Befehl der Regierung seine Schriften verbrannt und er selbst ins Gefängniß geworfen, aber jenes schauerliche Wort wurde nicht nur die Parole der ersten französischen Revolutionäre 1789, sondern dieses Wort ist auch die Parole geblieben für alle Revolutionäre bis auf den heutigen Tag. Und man darf wohl erwarten, daß dieses Wort noch zur That werden wird. Alles gestaltet sich dahin. Sie werden es vielleicht noch erleben! – Möchten nur nicht die Theologen und Lehrer der Religion selbst sich so verächtlich und durch eigene Schuld so verhaßt gemacht haben! Aber leider ist dem so. Nicht nur die Geschichte der Kirche berichtet es uns, sondern es wird auch noch heute durch unsere Er- (S. 390) fahrung bestätigt. Ach, nur zu viele Lehrer der Religion mißbrauchen schändlich ihr heiliges Amt, ihren heiligen Stand und Beruf zur Befriedigung ihres Weltsinnes, zur Befriedigung ihres Geld- und Ehrgeizes, ihrer Herrschsucht, daher sie fort und fort, bald aus elender Menschenfurcht, bald aus greulicher Menschengefälligkeit die Wahrheit nicht nur verschweigen, ja, nicht nur leugnen, sondern auch das gerade Gegentheil verkündigen, nicht das reine Evangelium predigen, sondern Lüge und Irrthum verbreiten. Ja, was sage ich, es gibt wahrlich kein so scheußliches Laster, kein so erschreckliches Verbrechen, womit nicht gerade Lehrer der Religion ihr Amt geschändet und der Welt ein unaussprechlich erschreckliches Aergerniß gegeben haben. Wie? soll Sie das etwa, meine Freunde, abschrecken, sich ferner dem theologischen Studium zu widmen? Das sei ferne! Bedenken Sie zuerst: Gott, der Allwissende, hat es vorausgewußt: „So wird es gehen!“ – und dennoch hat er in seiner unendlichen Weisheit gerade diese Ordnung getroffen, daß er nicht ungefallene, heilige Engel, sondern gefallene, der Sünde unterworfene Menschen dies heilige Amt verwalten läßt. Und wollten wir etwa daran uns stoßen? Da behüte uns Gott vor! Vielmehr müssen wir anbetend bewundern, daß Gott, da er so armselige, mitunter so greuliche Diener hat, dennoch dafür gesorgt hat, daß seine Kirche von der Hölle nicht wird überwältigt werden können. Zweitens bedenken Sie, daß nichtsdestoweniger der große Gott das Amt der Lehrer der Religion hoch, ja auf das höchste in der Welt geehrt hat. Erstlich hat er, der Sohn Gottes, so lange er noch im Fleisch wandelte und dieses Amt selbst verwaltete, es gleich im Anfang den ersten Lehrern für alle Zeiten zugerufen: „Wer euch höret, der höret mich; und wer euch verachtet, der verachtet mich. Wer aber mich verachtet, der verachtet den, der mich gesandt hat.“ Welch ein herrliches Creditiv hat er hiermit den Dienern seines Worts auf ihre Wanderung mitgegeben! – Außerdem hat uns Gottes Wort geoffenbart, daß nicht nur die Ehen, sondern auch die Verbindung der Prediger mit den Gemeinden im Himmel geschlossen werden, daß alle rechten Prediger ebensowohl, wie es uns erzählt wird von Jeremias und Paulus, nicht erst in der Zeit, ja, nicht erst bei ihrer Geburt, sondern schon von Ewigkeit her bestimmt sind von Gott, seine Mithelfer zu sein und die ihnen Anvertrauten selig zu machen. – Endlich, wer hat herrlichere Verheißungen, als ein Lehrer des Evangeliums, ein Diener des Wortes Gottes? Niemand. Durch den Propheten Daniel spricht Gott: „Die Lehrer aber werden leuchten wie des Himmels Glanz; und die, so viele zur Gerechtigkeit weisen, (S. 391) wie die Sterne immer und ewiglich.“ Ja, einst wird es die Welt zähneknirschend hören und sehen, wie alle Auserwählten und Engel werden sagen zu Gott: „Dieser Mann war ein treuer Prediger und Lehrer! Der hat das seligmachende Wort Gottes einer verworfenen Welt verkündigt. Dort auf Erden war er verachtet, verfolgt und geschmäht, jetzt aber leuchtet er wie ein Stern immer und ewiglich.“ O, meine Theuern, das sollte uns doch wahrlich fröhlich machen, nicht untreu zu werden unserm Gott, der uns in dieses Amt berufen hat! Aber freilich, das gilt nur von rechten, treuen Predigern. Lassen Sie uns daher die letzte der uns vorliegenden Thesen, welche vom Unterschied des Gesetzes und des Evangeliums und der Vermischung beider Lehren handeln, in nähere Erwägung ziehen, denn darin wird namhaft gemacht das erste Haupterforderniß eines rechten Lehrers der christlichen Religion.

 

Thesis XXV.

Das Wort Gottes wird einundzwanzigstens nicht recht getheilt, wenn man in seiner Lehre nicht das Evangelium im Allgemeinen vorherrschen läßt.

 

Wir kommen zuletzt noch zu einem überaus wichtigen Gegenstand. Denn hier wird uns gezeigt: Nicht nur dann wird Gesetz und Evangelium vermischt und verderbt für den Zuhörer, wenn das Gesetz in der Predigt vorherrscht, sondern selbst dann, wenn in der Predigt vom Gesetz und Evangelium zu gleichen Theilen im Allgemeinen gehandelt wird, wenn nämlich nicht das Evangelium die vorherrschende Lehre ist. Ich muß sagen: so köstlich dieser Gegenstand ist, um so mehr ergreift mich die Furcht, daß ich es Ihnen verderbe. Je mehr ich darüber meditirt habe, je weniger habe ich Worte finden können. Es ist zu köstlich, was uns hier vorgehalten wird! Gehen wir nun in die heilige Schrift und überzeugen wir uns, daß im Allgemeinen das Evangelium vorherrschen muß. Den ersten Beweis liefert uns der erste Prediger von Christo nach dessen Geburt in dieser Welt. Wer war das? Ein Engel. Was wird der wohl gepredigt haben? Die lieben Hirten erschrecken vor seinem himmlischen Glanz, aber er spricht Luc. 2,10.: „Fürchtet euch nicht, siehe, ich verkündige (euangelizomai) euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird.“ Da finden wir nicht das Allergeringste vom Gesetz, nicht eine Spur von Vorschriften, nicht eine Spur von Forderungen Gottes gegen die Menschen, sondern er predigt von dem geraden Gegentheil, vom Wohlgefallen Gottes, von seiner Gnade für alle Menschen. Und (S. 392) die himmlischen Heerschaaren singen jauchzend: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen.“ Wieder nichts als eine lautere, süße, liebliche Freudenbotschaft! Nun ist dem lieben Gott wieder seine Ehre geworden! Er hatte ein Menschengeschlecht geschaffen, von welchem er wußte, daß es wieder fallen würde. Aber er hat alles gethan, was er thun konnte, um dieses Menschengeschlecht zu erretten. Dieses Kindlein, im Stall zu Bethlehem geboren, hat Friede gestiftet. Weiter verlangt nun Gott nichts, als daß der Mensch sich das wohlgefallen lasse, sich dieses Kindleins tröstet und dessen sich freut. – Da hat uns ein himmlischer Prediger ein Vorbild gegeben, wie wir predigen sollen. Wir sollen das Evangelium vorherrschen lassen. Wir müssen ja auch das Gesetz predigen, aber nur zur Vorbereitung auf das Evangelium. Des Gesetzes Ziel muß bei uns auch immer sein die Predigt des Evangeliums. Wer das nicht thut, der ist kein rechter Diener des Evangeliums. Marc. 16,15.16.: „Gehet hin in alle Welt, und prediget das Evangelium aller Creatur. Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden; wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden.“ – Damals war ein Zeitpunkt gekommen, in welchem Christus ganz klar und deutlich kurz den Grund angeben mußte, worin eigentlich seine Religion begründet sei. Denn er wollte eben in den Himmel fahren und den Aposteln, welche sein Werk fortführen sollten, Instruction geben, was sie thun sollten. Und was sagt er? „Gehet hin in alle Welt und prediget das Evangelium aller Creatur.“ Schon das Wort „Evangelium“ zeigt es: sie sollen nur eine Freudenbotschaft bringen. Und damit wir nicht auf den Gedanken kommen: dies Wort ist ein unendlich großes Wort, aber wer weiß, was es bedeuten soll? so setzt er sogleich hinzu: „Wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden.“ Damit will er sagen: Das verstehe ich unter Evangelium. „Wer aber nicht glaubet, der wird verdammet werden“, das ist auch ein süßes Wort. Er sagt nicht: „Wer zu viel und zu lange gesündigt hat, der wird verdammt.“ Nein, es gibt gar keine Ursache, daß ein Mensch jetzt noch verdammt wird, als daß er nicht glaubt. Man möchte fast – menschlich zu reden – sagen: „Die letzten Worte sind die allersüßesten und allertröstlichsten.“ Denken wir doch recht darüber nach, was darin liegt, wenn Christus sagt: „Wer nicht glaubt, der wird verdammt.“ Mag der Mensch sein, wie er wolle, mag er noch so schwer gesündigt haben, das alles soll ihn nicht verdammen. Aber freilich, wer meine Worte, meine Botschaft nicht glaubt, der fährt zur Hölle.“ Und wenn der Heiland mit der Hölle schreckt, so thut er das nur, um die Leute in den Himmel zu bringen. So will er auch hier die (S. 393) Menschen nur bewegen, daß sie seine gnadenreiche Botschaft nicht verstoßen, sondern sie doch annehmen. Man darf die Worte nicht so auffassen: „Wer nicht glaubt, der wird verdammt“, sondern: „Wer nicht glaubt, der wird verdammt.“ Er will sagen: „Deine Verdammniß ist schon von dir genommen, deine Sünde ist schon getragen, deine Hölle habe ich schon überwunden, ich habe für alles genug gethan! Jetzt gilt es: Glaub’ es und dir ist geholfen, auf ewig geholfen!“ 2 Tim. 4,5.: „Du aber sei nüchtern allenthalben, leide dich, thue das Werk eines evangelischen Predigers (ergon euangelistou = das Werk eines Evangelisten), richte dein Amt redlich aus.“ Gesetzt auch, es wäre hier ein Amtsname gemeint, so benimmt das unserm Beweis gar nichts. Denn die keine Apostel waren, sondern Evangelisten, die waren es deswegen, weil sie nichts als Evangelium sollten predigen, das ist, allein die Lehre, durch welche sie sollten suchen die Leute selig zu machen. Finden Sie freilich die Leute in Selbstgerechtigkeit, oder in alle Sünden und Laster versunken, in fleischlicher Sicherheit, so müssen Sie erst die harten Steine zerschlagen; aber das ist nur eine Vorarbeit. Denn das Wasser kann nicht eindringen, wenn das Herz ein harter Stein ist. Das Gesetz ist nur eine Hülfslehre, aber keineswegs die eigentliche Lehre Christi. „Das Gesetz ist durch Mosen gegeben, die Gnade und Wahrheit ist durch JEsum Christum geworden.“ Christus hat nur die Gnade, das Evangelium gebracht, kein neues Gesetz, wie die elenden, blinden Papisten sagen. Er hat das Gesetz gepredigt, nur um vorzubereiten auf seinen süßen Trost. 2 Cor. 3,5.6.: „Nicht daß wir tüchtig sind von uns selber, etwas zu denken, als von uns selber, sondern daß wir tüchtig sind, ist von Gott. Welcher auch uns tüchtig gemacht hat, das Amt zu führen des neuen Testaments, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig.“ – Der Apostel redet von sich als einem Apostel. Die Prediger in der christlichen Zeit sollen wohl bedenken: sie sind nicht alttestamentliche, sondern neutestamentliche Prediger. Warum sagt das der Apostel? „Der Buchstabe tödtet, aber der Geist macht lebendig.“ „Der Buchstabe“ ist das Gesetz Gottes. Ein neutestamentlicher Prediger soll als solcher nur das Evangelium verkündigen, nichts weiter. Insofern er das Gesetz predigt, treibt er eigentlich ein fremdes Amt. Es ist eine entsetzliche Blindheit, wenn die Papisten sagen: In der Schrift sind zwei Lehren zu unterscheiden: das alte und das evangelische Gesetz. Von einem evangelischen Gesetz zu reden ist ein Widerspruch in sich selbst. Wie kann eine fröhliche Botschaft sein im Gesetz? Dazu kommt, daß der Antichrist so weit geht, daß er behauptet, das evan- (S. 394) gelische Gesetz sei sogar noch schwerer; das mosaische Gesetz sei zufrieden gewesen mit einem äußeren Gehorsam, aber das evangelische Gesetz gehe auf das Innere, auf das Herz. 1 Cor. 2,2.: „Denn ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein JEsum Christum, den Gekreuzigten.“ Merkwürdig! Als Paulus unter den Corinthern war, dachte er Tag und Nacht nur daran: „Wie will ich nur Christum den Leuten in das Herz bringen? Wie kann ich den Glauben an Christum, die Freude an Christo in ihnen gründen?“ JEsus Christus war der Kern und Stern aller seiner Reden. Das war der goldene Faden, der sich durch alle seine Reden hindurchzog. Warum hat er das hier geschrieben? Um unsertwillen. Also, wenn du einst Abschied nimmst von deiner Gemeinde, dann hast du nur dann ein gutes Gewissen, wenn du auch so sagen kannst: „Ich hielt mich nicht dafür, daß ich etwas wüßte unter euch, ohne allein JEsum Christum, den Gekreuzigten.“ Wehe dem, der etwas anderes predigt! Wehe dem, der das Gesetz gepredigt hat, um die Leute fromm dadurch zu machen, weil er meinte, die purlautere Gnade könne die Menschen nicht selig machen! Der ist dann ein untreuer Knecht gewesen. 1 Cor. 15,3.: „Denn ich habe euch zuvörderst gegeben, welches ich auch empfangen habe, daß Christus gestorben sei für unsere Sünden, nach der Schrift.“ „Zuvörderst“, en protois, imprimis. Alles andere waren ihm untergeordnete Dinge. Zuvörderst, vor allem predigte er das Evangelium von Christo. – Hören Sie das aber nicht bloß an, sondern denken Sie nun an die Zeit, wo Sie eine Gemeinde haben werden, und geloben Sie es Ihrem Gott: so wollen wir es auch in unserer Gemeinde halten; wir wollen nicht wie sauere Leichenbitter auf der Kanzel stehen, sondern wie Hochzeitsbitter, wie Brautwerber. Wenn Sie das Evangelium nicht mit dem Gesetz vermischen, werden Sie immer mit Freuden auf die Kanzel steigen. Da wird man Ihnen gleich anmerken: Sie sind ganz voll Freude, die selige Freudenbotschaft Ihrer Gemeinde zu bringen; dann wird man es auch merken, daß Wunderdinge geschehen. Ach wie viele Prediger erfahren diese Wunderdinge nicht, sie behalten ihre schläfrigen Zuhörer, sie behalten ihre Geizhälse. Warum? Es ist diesen nicht genug Evangelium gepredigt worden. Denn die Leute, die hier in America in die Kirche kommen, wollen wirklich Gottes Wort hören. Man ist ja hier in einem freien Land, und niemand kümmert sich darum, ob einer zur Kirche geht oder nicht. Da sollte nach Gottes Willen ein Prediger darauf bedacht sein: Ich will meinen Zuhörern das süße Evangelium verkündigen, daß ihnen das Herz im Leibe zerschmilzt, daß sie nicht widerstehen können, daß sie sagen müssen: „Der HErr ist mir zu (S. 395) stark gewesen, ich will bei JEsu bleiben.“ Es ist nicht genug, daß Sie sich bewußt sind, orthodox zu sein, und auch die Gabe haben, die reine Lehre richtig vorzutragen. So wichtig das ist, so hilft es doch nichts, wenn Gesetz und Evangelium vermischt werden. Und die allerfeinste Art der Vermischung ist eben, wenn man das Evangelium wohl mit predigt, es aber nicht vorherrschen läßt. Dann denkt der Prediger: „Ich habe ja schon oft diese evangelische Wahrheit verkündigt.“ Die armen Zuhörer sagen aber: “Ja, er hat manchmal auch recht tröstlich gepredigt, denn er sagt manchmal: Glaubt an JEsum Christum!“ Aber wie sollen sie glauben, wenn der Prediger nicht sagt, wie sie dazu kommen können? Sobald Sie das Evangelium nicht vorherrschen lassen, werden viele Ihrer Zuhörer des geistlichen Hungertodes sterben. Sie bekommen dann zu wenig zu essen, denn das eigentliche Brod des Lebens ist ja nicht das Gesetz, sondern das Evangelium. 2 Cor. 1,24.: „Nicht daß wir Herren seien über euren Glauben, sondern wir sind Gehülfen eurer Freude; denn ihr stehet im Glauben.“ Ein köstlicher Text für eine Antrittspredigt! O dieses Wort des Apostels merken Sie sich! Wenn Sie ein Prediger werden, so werden Sie ein Gehülfe der Freude der Christen. Werden Sie da um Gotteswillen nicht ein Mensch, der die Leute quält und martert, der sie ungewiß macht, daß sie beschwerten Herzens aus der Kirche gehen, sondern schreiben Sie Ihre Predigt so auf, daß Sie denken: „Wer diese Predigt hört und bekehrt sich nicht, der geht dann aus eigner Schuld unbekehrt und verstockt aus meiner Kirche.“ Wenn dann Schwärmer kommen und sagen: „Der Pastor ist auch noch nicht wahrhaft bekehrt, sonst müßte er ganz anders loslegen; der predigt die Leute in die Hölle hinein“, so schadet das nichts. Mögen immerhin die Schwärmer so urtheilen – seien Sie nur getrost! das ist dennoch die rechte Weise: Sie sollen Gehülfen der Freude der Christen sein und sie nicht auf die Tortur des Gesetzes legen. Je länger Sie so predigen, desto mehr werden dann die Leute Gott preisen, daß sie einen solchen Mann zum Pastor haben. Wenn man die ganze Kirchengeschichte durchgeht, so wird man – glauben Sie – sehen, daß unsere Synode trotz ihrer Schwachheiten und Gebrechen doch solche Erfolge aufzuweisen hat, wie wenige Kirchengemeinschaften. Das war nicht unsere Klugheit, nicht unsere große Arbeit, nicht unsere Selbstverleugnung, nein, der wahre Grund ist: Wir haben den Leuten recht eigentlich das Evangelium gepredigt. – Sobald ein Verlangen in das Herz der Zuhörer kommt nach Gnade und die fröhliche Zuversicht: „Ja, da kann ich auch noch in den Himmel (S. 396) kommen“, dann glauben sie. Wie viele bleiben in der Sünde, weil sie denken: „Ich bringe es doch nicht dahin, daß ich in den Himmel kommen kann! Der Pastor ist ein so frommer Mann! So fromm kann ich nicht sein.“ Predigen Sie aber nur recht frisch und frei das Evangelium von der Gnade Gottes in Christo JEsu, dann werden die Leute diese Gedanken aus den Herzen herauskriegen. Hören Sie nun zwei Stellen aus den symbolischen Büchern zum Beweis, daß auch unsere Kirche in ihren Bekenntnissen die Lehre von der Gnade Gottes in Christo JEsu für die Hauptsache erklärt hat. Augsburgische Confession, Art. 4. (Müller, S. 39): „Weiter wird gelehret, daß wir Vergebung der Sünden und Gerechtigkeit für Gott nit erlangen mügen durch unser Verdienst, Werk und Gnugthun, sondern daß wir Vergebung der Sünden bekommen und für Gott gerecht werden aus Gnaden um Christus willen durch den Glauben, so wir gläuben, daß Christus für uns gelitten hat, und daß uns um seinetwillen die Sünde vergeben, Gerechtigkeit und ewiges Leben geschenkt wird. Denn diesen Glauben will Gott für Gerechtigkeit für ihme halten und zurechnen, wie St. Paulus sagt zun Römern am 3. und 4.“ Schmalkaldische Artikel, P. II, Art. 1. (Müller, S. 300): „Von diesem Artikel kann man nichts weichen oder nachgeben, es falle Himmel und Erden oder was nicht bleiben will. Denn es ist kein ander Name den Menschen gegeben, dadurch wir können selig werden, spricht Petrus Actor. 4,12. Und durch seine Wunden sind wir geheilet, Esa. 53,3. Und auf diesem Artikel stehet alles, was wir wider den Pabst, Teufel und Welt lehren und leben. Darum müssen wir des gar gewiß sein und nicht zweifeln, sonst ist es alles verloren und behält Pabst und Teufel und alles wider uns den Sieg und Recht.“ Nun hören Sie ein Wort von Luther, das Sie auswendig lernen sollten und fleißig anwenden. Es findet sich in Luthers Vorrede zum Galaterbrief (W. VIII, 1524) und lautet: „In meinem Herzen herrschet allein und soll auch herrschen dieser einige Artikel, nämlich der Glaube an meinen lieben HErrn Christum, welcher aller meiner geistlichen und göttlichen Gedanken, so ich immerdar Tag und Nacht haben mag, der einige Anfang, Mittel und Ende ist.“ – Er hätte eben so gut sagen können: „In meinen Predigten und Schriften“, denn so ist es in der That. Niemand kann süßer und herrlicher das Evangelium predigen, als unser lieber Luther. Er predigt nicht nur überaus tröstlich, sondern auch so, daß, wenn ihn ein solcher hört, der noch zweifelt, er diesen beim Schopf nimmt und zieht ihn heraus – und er muß es glauben, er sei ein Kind Gottes, er werde selig, und wenn er diese Nacht noch stürbe. Ach, wollte Gott, (S. 397) wenn Sie in das Predigtamt eintreten, daß Sie auch dies von sich bezeugen können! Bitten Sie Gott auf Ihren Knieen, daß er Ihnen helfe, daß Sie auch sagen können: Ach, wenn das doch alle Prediger sagen könnten – und ich muß leider sagen: auch alle missourischen Prediger! Denn auch da ist ein Unterschied: Manche haben auch einen gesetzlichen Zug und thun sich und ihren Zuhörern großen Schaden. Sie verwalten ihr Amt nicht mit der rechten Freudigkeit und machen ihre Leute nicht zu fröhlichen Christen. Das muß man aber thun; das wirkt Wunder. Wenn Sie recht reichlich das Evangelium predigen, so brauchen Sie gar keine Sorge zu haben, daß die Leute Ihre Kirche verlassen, wenn einmal ein geistlicher Marktschreier kommt und sich wie ungeberdig auf der Kanzel stellt. Die Leute werden sagen: „Unser Prediger hat uns gebracht, was wir sonst nirgends finden. Unser Prediger ist ein wahrhaft lutherischer Prediger, und schüttet jeden Sonntag einen großen Schatz aus.“ Luther zu Joh. 17,10. (W. VIII, 740): „Darum sehe ein jeglicher zu für seine Person, wie Christus in ihm verkläret werde. Denn es sind wohl viele, die sich des Evangelii rühmen, und wissen davon zu sagen; aber das Verklären ist nicht so gemein, noch jedermanns Ding. Denn Christum verklären, oder an ihn glauben, ist nichts anderes, denn, wie gehört, gewiß dafür halten, daß, wer ihn habe, der habe den Vater und alle Gnade, göttliche Güter und einiges Leben. Das können die Weltheiligen, Pabst und Rottengeister nicht. Denn ob gleich etliche von Christo sagen, und die Worte auch führen können, er sei Gottes Sohn, habe uns erlöst etc., so lernen und erfahren sie doch nimmer, wie man ihn annehmen, brauchen, suchen, finden und halten müsse, und in oder durch ihn den Vater ergreifen; fahren dieweil in den Wolken, und gehen mit ihren eigenen Gedanken um. Das siehe bei etlichen unsern Rottengeistern, die doch von uns gelernt haben, von Christo und dem Glauben zu sagen, wie selten sie diese Lehre treiben, ja, wie kalt und ungeschickt sie davon reden, wenn sie dies Hauptstück rühren sollen, und über solche Texte rauschen und flattern, achten’s für eine geringe Kunst, die nun jedermann längst wohl kenne.“ – Wenn man seine Predigt hernimmt und prüft sie: „Wie viel habe ich verwendet auf Gesetz und wie viel auf evangelischen Trost?“ so werden manche sagen müssen: „Ja, es ist ein ganz geringes Plätzchen für Evangelium!“ Aber wenn ein Prediger von der Kanzel steigt, und er hat nicht so viel Evangelium gepredigt, daß ein armer Sünder, der vielleicht das erste und letzte Mal in seine Kirche ging, nicht konnte selig werden, – wehe ihm! – dessen Blut wird von ihm gefordert werden! – „Summa, es sind eitel andere Gedanken, derer sie voll stecken, daß, ob sie gleich (S. 398) zuweilen etwas treffen, doch selbst nichts davon verstehen, und flugs davon fallen auf ihre Träume. Ein rechter Prediger aber treibt diesen Artikel am allermeisten, ja, ohne Unterlaß, als daran alles liegt, was zu Gottes Erkenntniß und unserer Seligkeit gehört, wie du in diesem Evangelisten Johanne und St. Pauli Episteln allenthalben siehst.“ – Darauf kommt es an, daß Ihr Herz davon voll ist, daß Sie es selbst erfahren haben, daß, wenn Sie auf diesen Punkt kommen, Sie sich sagen: „Ich kann es gar nicht alles heraus sagen, was ich hier erfahren habe. Es läßt sich auch mit Worten gar nicht beschreiben. Ich kann nur mit ein paar Worten davon stottern.“ Ein solcher Prediger wird bald merken, daß Ströme des Heiligen Geistes über seine Gemeinde sich ergießen, daß auch der verstockteste Sünder durch die trostreiche Predigt einmal herumgekriegt wird. Man darf nicht denken, daß immer durch gewaltige Gesetzespredigten ein Sünder zur Erkenntniß gebracht wird. Es gibt viele, die sich selbst sagen: „Wenn du heute Abend stirbst, so fährst du zum Teufel.“ Wenn ein solcher dann auf einmal eine recht evangelische Predigt hört, voll des reichsten Trostes, so kann es leicht geschehen, daß er sich herumwendet. Luthers Hauspostille zu Ps. 68,19. (W. XIII. 2435): „Das mag ein König heißen, der ist in die Höhe gefahren, und hat sich gesetzt über die Wolken, zur Rechten der Majestät im Himmel, und das Gefängniß gefangen. Er ist nicht mit Kinderspiel und Dreck auf Erden umgegangen; sondern hat einen ewigen Feind und ein hoch Gefängniß gefangen; die Sünde und den Teufel, der die ganze Welt gefangen hat, die hat er wieder gefangen; daß, ob nun schon Sünde und Teufel wider mich sind und mich plagen wollen, dennoch, so ich mich zu Christo halte, sollen sie mir nichts können anhaben.“ – Wie thöricht sind die Prediger, welche sagen: „Ich habe so lange gepredigt, aber ich sehe gar keine Frucht; darum habe ich mir vorgenommen, ich will eine Zeit lang weiter nichts als Gesetz predigen, daß die Leute aufwachen sollen aus ihrem geistlichen Schlaf!“ Nein, da richtest du gar nichts aus! – „Das heißt ja nicht gepredigt, daß die Leute sollen faul sein und nichts Gutes thun; wie die Papisten uns lästern und sprechen: wir seien süße Prediger.“ – Luther will lieber von sich hören, er predige zu süß – süß predigen, das ist, voll Trostes; – denn das ist der allergeringste Vorwurf. Diese Schmach will ich gerne tragen. Und wenn die Leute dann auch äußern, ich hindere die Leute an guten Werken – im Gegentheil; ich predige ihnen das, wodurch ihre Herzen allein umgewandelt werden, so daß sie gute Werke thun. – „Aber wären sie in diesem Gefängniß gesteckt, so würden sie viel anders reden. Wenn sie dermaleinst zur Linken in Angst und Schrecken kommen (S. 399) werden, so werden sie es wohl fühlen. Darum ist dies nicht eine Predigt für Fleisch und Blut, daß dem erlaubt würde Freiheit, zu thun, was es gelüstet; sondern des HErrn Christi Himmelfahrt und Reich dient dazu, daß die Sünde gefangen werde, daß der ewige Tod uns nicht in seine Bande bringe und darin behalte. Soll aber die Sünde gefangen sein, so muß ich, der ich an Christum glaube, also leben, daß mich nicht überwältige Haß und Neid wider den Nächsten, und andere Sünde; sondern daß ich wider die Sünde streite, und sage: Hörest du es, Sünde? du willst mich reizen, daß ich soll zürnen, neiden, ehebrechen, stehlen, untreu sein etc. Nein, nicht also. Item, wenn die Sünde mich zur Linken angreift und will mich schrecken, daß ich sage: Nein, denn du Sünde bist mein Knecht, ich bin dein Herr. Hast du nie gehört das Liedlein von meinem HErrn JEsu Christo, welches David gesungen hat: „Du bist in die Höhe gefahren“ etc.? Bisher bist du mein Henker und Teufel gewesen, hast mich gefangen; aber nun ich an Christum glaube, sollst du nicht mehr mein Henker sein. Ich will von dir unverklagt sein; denn du bist meines HErrn und Königs Gefangener, der hat dich in den Stock gelegt und dich unter meine Füße geworfen. Darum soll man es recht verstehen. Christus mit seiner Himmelfahrt und Predigt des Glaubens will nicht faule und lasse Christen machen, die da sagten: Wir wollen nun leben wie es uns gelüstet, nichts Gutes thun, Sünder bleiben und der Sünde folgen als Knechte und Gefangene. Welche also sagen, die haben die Predigt des Glaubens nicht recht verstanden. Man predigt Christum und die Gnade nicht dazu, daß man in Sünden bleiben möge. Sondern die christliche Lehre sagt also: das Gefängniß soll dich frei lassen, nicht daß du nun thun mögest, was dich gelüstet, sondern daß du nicht mehr sollest sündigen.“ Luther will sagen: Predige du nur recht das tröstliche Evangelium und denke nicht, daß du dadurch die Leute in die Hölle predigst. Es mag sein, daß mancher sich einen fleischlichen Trost daraus macht, aber glaube nicht, daß ein solcher mit diesem Trost fröhlich sterben wird. Wenn Streckebein kommt, dann zerfließt dieser Trost wie Schnee vor der März-Sonne, wie man in Deutschland sagt. Also, ich bin dann ganz unschuldig. Ein solcher ist doch zu keinem wahren Trost gekommen. Er geht immer sicher dahin und denkt: „Ich komme doch in den Himmel. Ich bin gar nicht so böse; ich habe doch etwas Gutes an mir. Das hängt nur so an mir, daß ich noch etwas trinke, manchmal fluche“ etc. Der hat gar nicht das Evangelium im Herzen, das ihm gepredigt wurde. Aber lassen Sie sich durch solche Vorfälle nicht irre machen! Predigen Sie getrost das Evangelium, denn Christus sagt zu seinen Jüngern: „Gehet hin in alle (S. 400) Welt und prediget das Evangelium aller Creatur.“ Wie oft kann man sehen, daß bei solchen, die in einem solchen falschen Trost dahingegangen sind und dabei gedacht haben, sie gründeten sich auf das, was ein rechtschaffener Prediger gesagt hat, im Tod all ihre Hoffnung schwindet, so daß der Prediger, wenn er an ihrem Sterbebett steht, die größte Noth hat, daß die armen Menschen nicht in der Verzweiflung dahinfahren. Helfe Gott, daß man auch einmal von Ihnen sagt: „Der predigt wohl gut, aber zu süß!“ Nur nicht das Gesetz zu lange! Flugs soll das Evangelium darauf folgen! Hat das Gesetz das Eisen glühend gemacht, so muß gleich das Evangelium kommen und ihm seine Form geben. Wenn es wieder kalt ist, dann wird es nichts. Endlich schreibt Luther in der Hauspostille (W. XIII, 1809-1811): „Dies ist nun die andere Regel, die der HErr gibt, daß man den äußerlichen Schein fahren lassen und nach den Früchten sehen soll. „An ihren Früchten“, spricht er, „sollt ihr sie erkennen.“ Gibt deß ein Gleichniß. Niemand ist unter euch so thöricht, wenn er auf dem Feld einen Dorn- oder Distelstrauch sieht, daß er hinzugehe und suche, ob er Weintrauben oder Feigen daran finde. Nein, solche Früchte sucht man an einem andern Baum, der nicht so stachlicht und stichlicht ist. Im Garten geht’s auch so zu. Wenn ein Baum voll Aepfel und Birnen hängt, spricht jedermann, wer es sieht: Ei, wie ein guter Baum ist das! Wiederum, wo auf einem Baum nichts ist, oder alles wurmessig, zerborsten und unartig ist, spricht jedermann: der Baum ist nichts werth, nur umgehauen und in den Ofen geworfen, und einen bessern an die Statt gesetzt! Diese Kunst, spricht der HErr, die braucht gegen die falschen Propheten auch, so wird’s euch nicht fehlen, es sei der Schein, wie er wolle; wenn zwanzig Schafshäute auf dem Wolf lägen, ihr sollt ihn dennoch erkennen, daß er euch nicht betrüge. Was ist nun die Frucht eines rechten Propheten oder Predigers, dabei man ihn kann kennen, daß er nicht ein Wolf, sondern ein fromm Schäflein sei? Das äußerliche Leben, der Titel und das Amt, sonderliche Gaben und Gnaden sind es nicht. Denn der HErr zeugt selbst, so lehrt es auch die Erfahrung, daß die Leute oft damit betrogen und verführt werden. Die rechte Frucht aber ist, wie der HErr am Ende meldet, daß man den Willen des Vaters im Himmel thue. Hier mußt du merken, daß der HErr nicht insgemein von allen Christen, sondern von den Propheten sagt. Wahr ist’s, daß alle Christen sollen den Willen des Vaters thun, dadurch sie auch selig werden.“ – Wir werden vielfach ganz falsch verstanden. Man meint nämlich oft, man könne daran erkennen, ob einer ein rechter Prophet sei, wenn er Frucht (S. 401) bringe in seinem gottseligen Leben und große Frucht hat, insofern er einen großen Erfolg hat. Aber Christus spricht: „Es werden nicht alle, die zu mir sagen: HErr, HErr, in das Himmelreich kommen, sondern die den Willen thun meines Vaters im Himmel.“ – „Nun heißt aber „der Wille des Vaters“ nicht allein der, daß man die zehn Gebote thue und Gott solchen Gehorsam leiste; denn weil wir solches in diesem Leben hier vollkömmlich nicht können, ist’s unmöglich, daß wir uns rühmen könnten, wir hätten den Willen des Vaters gethan, würden derhalben nicht in den Himmel kommen; sondern des Vaters Wille heißt, wie Christus sagt Joh. 6,40.: „Das ist der Wille deß, der mich gesandt hat, daß, wer den Sohn siehet und an ihn glaubet, habe das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am jüngsten Tag.“ Das ist der einige Weg, den wir alle zugleich, Prediger und Zuhörer, gehen sollen, so wir anders wollen selig werden. Nun redet aber der HErr hier insonderheit von den Predigern oder Propheten; deren rechte und eigene Frucht ist anders nichts, denn daß sie diesen Willen den Leuten fleißig vortragen und sie lehren sollen, wie Gott gnädig und barmherzig sei, der nicht Lust habe an des Sünders Tod, sondern wolle, daß er soll leben; und daß Gott selbst solche Barmherzigkeit in dem beweiset habe, daß er seinen eingebornen Sohn hat lassen Mensch werden. – Wer nun denselben annimmt und glaubt an ihn, das ist, wer sich sein tröstet, daß Gott ihm um seines Sohnes willen wolle gnädig sein, Sünde vergeben und ewig selig machen etc.: wer diese Predigt rein führet, und die Leute also auf Christum, als den einigen Mittler zwischen Gott und uns, weiset, der, als ein Prediger, thut den Willen Gottes. Und dies ist die rechte Frucht, dadurch niemand kann betrogen noch verführt werden. Denn wo es möglich wäre, so der Teufel selbst also predigte, so könnte solche Predigt nicht falsch noch erlogen sein; wer daran glaubte, der würde das haben, das sie ihm verheißt. – Nach dieser Frucht, welche die vornehmste und gewisseste ist, die nicht trügen kann, folgen danach auch andere, nämlich, daß das Leben mit solcher Lehre sich auch fein reime und nicht dawider sei. Aber solche Frucht soll man alsdann für eine rechte Frucht halten, wenn die erste Frucht, nämlich die Lehre von Christo, zuvor da ist.“