Das Gewissen

Das Gewissen

 

 

Das Gewissen ist eine seltsame Sache. Jeder kennt es – zumindest in der Form des „schlechten“ Gewissens. Und jeder legt auch Wert darauf, ein Gewissen zu haben. Denn man möchte nicht als „gewissenlos“ gelten. Wer aber beschreiben soll, wie sein Gewissen funktioniert, findet nicht gleich eine Antwort. Denn die Erfahrungen sind sehr verschieden. Bei manchen Menschen regt sich das Gewissen schon, wenn sie den Müll nicht richtig trennen. Andere aber verursachen ihren Mitmenschen schweres Leid – und schlafen trotzdem gut. Einige haben eine seltsame Freude daran, ihre Gewissensnöte vor anderen auszubreiten. Und andere behaupten, ihr Gewissen sei arbeitslos, weil sie sich nie etwas zu Schulden kommen ließen. Der Erste schämt sich schon, wenn er gegen seinen Diätplan verstößt. Und der Zweite entdeckt sein Gewissen immer erst, wenn er erwischt wurde. Der Dritte nimmt sich furchtbar übel, was er bei anderen verzeihlich findet. Und der Vierte dreht das herum, indem er sich selbst erlaubt, was er an anderen scharf kritisiert. Da werden sehr unterschiedliche Maßstäbe mit verschiedener Strenge gehandhabt – von kulturellen Prägungen ganz zu schweigen. Und dennoch finden wir keine noch so entfernte Kultur, in der man die Grunderfahrung nicht teilte: Wenn unser Gewissen erst mal redet, ist es nicht leicht wieder zum Schweigen zu bringen, sondern es spricht dann mit unerbittlichem Ernst und sorgt dafür, dass wir unsere Sünden zumindest nicht mehr genießen können. So ist es für alle Menschen „Ehrensache“, ein Gewissen zu haben. Und trotzdem wär‘s uns lieber, nichts davon zu spüren. Denn sobald sich unser Gewissen regt, ist etwas nicht in Ordnung. Philo hat das schon vor 2000 Jahren treffend ausgedrückt. Er sagte: „Das jeder Seele angeborene und in ihr wohnende Gewissen, das nicht gewohnt ist, etwas Unrechtes zuzulassen, das nur den Hass gegen das Schlechte und die Liebe zur Tugend kennt, ist Ankläger und Richter zugleich; wenn es einmal geweckt ist, tritt es als Ankläger auf, beschuldigt, klagt an und beschämt; als Richter hinwiederum belehrt es, erteilt Zurechtweisung, mahnt zur Umkehr; und hat es überreden können, dann ist es erfreut und ausgesöhnt, konnte es das aber nicht, dann kämpft es unversöhnlich und gibt Tag und Nacht keine Ruhe, sondern versetzt unheilbare Stiche und Wunden, bis es das elende und fluchwürdige Leben vernichtet hat.“ Unser Gewissen ist demnach ein innerer Gerichtshof, der unablässig über unseren moralischen Zustand verhandelt, und in dem wir selbst zugleich Angeklagter, Ankläger, Richter und Verteidiger sind. Der Ankläger im Gewissen richtet kritische Blicke auf unser Leben und Handeln. Er vergleicht, was er sieht, mit den Normen, deren Geltung wir anerkennen. Und wo unser Leben von diesen Normen abweicht, schlägt er Alarm. Das schlechte Gewissen verfolgt uns dann. Und wenn wir es nicht wieder beruhigen können, zieht es unsere Stimmung weit herunter, zerstört unsere Selbstachtung und bringt uns um den Schlaf. Ja, das Gewissen ist ein merkwürdiges Tribunal, in dem ich ein Mitwisser meiner eigenen Geheimnisse bin und mir erbitterte Vorwürfe mache, während ich mich als Verteidiger auch gleich wieder vor mir selbst in Schutz nehme. Und mancher leidet sehr unter den inneren Kämpfen, die er da austrägt. Denn der ständige Abgleich von Sollen und Sein kann zermürben. Er kostet Kraft. Und dennoch kenne ich keinen, der sein Gewissen für entbehrlich hielte. Denn es gehört zu den wichtigen Alarmsystemen, mit denen die menschliche Natur ausgestattet ist: Fehlt uns Nahrung, so rührt sich der Hunger. Wird unser Leib verletzt, warnt uns der Schmerz. Und handeln wir falsch, so schlägt uns das Gewissen. Vielleicht schauen wir dann mit Neid auf die Tiere. Denn wenn ein Wolf seinen Instinkten folgt, plagt er sich anschließend nicht mit Vorwürfen. Ein Tier nimmt sich nicht übel, wenn es seinen Gelüsten nachgegeben hat! Und trotzdem: Auch wenn wir‘s als Menschen schwerer haben, sind wir doch zugleich stolz, unsere Verantwortung zu kennen und in bewusster Weise unsere Pflicht zu tun. Ist das Gewissen also ein moralisches Steuerungsinstrument, das nur der Mensch hat, weil nur er es braucht? Ist das Gewissen ein angeborener ethischer Orientierungssinn? Ja, das wird uns im Neuen Testament ausdrücklich bestätigt. Denn so wie uns Gott Sinneszellen mitgegeben hat, mit denen wir „warm“ und „kalt“ unterscheiden, so hat er uns auch mit einem seelischen Organ ausgestattet, das „gut“ und „böse“ unterscheiden kann. Wenn unser Gewissen optimal funktioniert, wird es wirklich „Gottes Stimme“ sein, die wir im Inneren vernehmen. Und selbst wer nur ungern auf sie hört, kann das Gefühl der Verantwortung nicht ganz leugnen. Denn auch wenn er frech das Böse tut, weiß er doch insgeheim, was das Gute wäre. Und selbst wenn Nicht-Christen von den biblischen Geboten nie gehört haben, ist ihnen ein rudimentäres Wissen um Gottes Forderung doch angeboren. Paulus sagt ausdrücklich, dass auch die Heiden, „die das Gesetz nicht haben, doch von Natur tun, was das Gesetz fordert“, und damit beweisen, „dass in ihr Herz geschrieben ist, was das Gesetz fordert, zumal ihr Gewissen es ihnen bezeugt, dazu auch die Gedanken, die einander anklagen oder auch entschuldigen...“ (Röm 2,14-15). Und folglich kann sich niemand darauf hinausreden, man habe ihn über den Unterschied von Gut und Böse nicht ausreichend informiert. Wahr ist allerdings, dass der Mensch all das Gute, womit Gott ihn ausstattet, zu korrumpieren vermag. Und so können wir auch unser Gewissen derart abstumpfen, dass es nicht mehr funktioniert. Denn es gehört zu den Folgen des Sündenfalls, dass sich unser Gewissen immer wieder vergeblich heiser schreit, während wir uns die Ohren zuhalten, um seine nervige Stimme nicht hören zu müssen. Selten bringt einer sein Gewissen damit gänzlich zum Schweigen. Aber es entspricht doch einer Messerklinge, die man sowohl schärfen als auch abstumpfen kann. Schon als Kind verinnerlichen wir Werte, die uns vorgelebt werden, und wissen sehr bald, worüber Vater und Mutter sich freuen – und worüber sie bedenklich die Stirn runzeln. Als Kind internalisieren wir diese moralischen Instanzen und verfeinern damit das angeborene Sensorium. Wenn Eltern aber selbst keinen moralischen Kompass besitzen und darum willkürlich mal das eine und mal das andere fordern, ist das entsprechend schädlich. Und natürlich können später auch Ideologien unser Gewissen an falsche Normen binden. Politisch gesteuerte Medien versuchen es zu manipulieren. Und im Krieg kann das Gewissen durch brutale Gewöhnung alle Sensibilität verlieren. Im schlimmsten Fall wird dort, wo eigentlich Gottes Stimme laut werden soll, etwas ganz anderes implantiert. Und Abstumpfung erledigt den Rest. Denn Sünden, die wir beim ersten Mal noch schrecklich finden, fühlen sich beim dritten Mal schon gar nicht mehr wie Sünden an. Und je länger wir der Stimme unseres Gewissens keine Beachtung schenken, desto leiser wird sie. Die abgestumpfte Klinge schärft sich nicht von selbst. Und weil das Gewissen seine Normen nicht selbst hervorbringt, sondern bloß ihre Einhaltung überwacht, kann es nur auf die Weise wiederhergestellt werden, dass wir unsere innere Stimme mit dem abgleichen, was Gottes Stimme äußerlich in der Bibel sagt. Gottes Wort ist der Schleifstein und der Wetzstahl, den wir dazu brauchen! Denn schließlich ist Gott die Autorität, der unser Gewissen Geltung verschaffen soll. Und so erfährt es die beste Schulung, wenn wir unsere Gedanken, Worte und Taten mit Gottes Augen ansehen und sie aus seiner Perspektive bewerten. Denn wo das unterbleibt, sorgt die Gewöhnung an diese verkehrte Welt bald dafür, dass uns die Maßstäbe verrutschen: Wir vergleichen uns dann nicht mehr mit Gottes hohen Erwartungen, sondern nur noch mit den anderen Halunken, die „auch nicht besser sind“. Und wir haben dann durchaus nicht mehr „im Gefühl“, was gut und was böse ist, sondern die Normalität des Falschen korrumpiert unser Empfinden, bis wir aus Gottes Wort wieder neu erfahren, an welchen Punkten die Alarmglocke unseres Gewissens läuten müsste. Denn unser Gewissen tritt zwar als Ankläger in eigener Sache auf – und ebenso als Richter. Es beansprucht aber nicht, auch noch selbst der Gesetzgeber zu sein, sondern legt stets die Normen zugrunde, die der Mensch als gültig anerkennt. Unser Gewissen setzt die Normen nicht, sondern beobachtet nur, ob unser Verhalten den geltenden Normen genügt. Es schreibt nicht vor, sondern kontrolliert bloß die Einhaltung des Vorgeschriebenen. Es will keine Gesetze schaffen, sondern die geltenden im Leben durchsetzen. Und so ist das Gewissen eines Christen dann wirklich „gefangen durch Gottes Wort“. Luther gebrauchte diese Wendung 1521 in Worms, um auszudrücken, weshalb er seine Lehre nicht widerrufen konnte. Er wusste sich schlicht durch das Zeugnis der Heilige Schrift „bezwungen“. Sie band sein Gewissen so, dass er es unmöglich von Gottes Wort lösen konnte. Und wollte so ein Mensch auf äußeren Druck hin doch gegen sein Gewissen handeln, würde daraus niemals Gutes erwachsen. Denn wo wir die uns leitende Autorität relativieren, kommt unser Urteilsvermögen insgesamt ins Schwimmen – wie wir es heute in der Gesellschaft sehen. Entweder meint der Mensch dann, ihm sei alles erlaubt. Oder er unterwirft sich Forderungen, die nicht von Gott kommen. Wir treffen einerseits Menschen, die es mit der Wahrheit und der Treue nicht genau nehmen – und diesen Verlust von Hemmungen auch noch als „Freiheit“ loben. Und wir treffen andererseits Menschen, deren Gewissen sich falschen Normen unterwirft, und die sich darum plagen, im Sinne eines Schönheitsideals oder einer Leistungsideologie „toll“ oder „erfolgreich“ zu werden. Die einen bemühen sich gar nicht mehr. Und die anderen tun’s an der falschen Stelle. Die erste Gruppe hat die Stimme ihres Gewissens abgewürgt. Und die zweite hört den falschen Text. Wenn man ihnen aber nahelegt, den moralischen Kompass neu zu justieren – warum stößt man auf so heftigen Widerstand? Wir müssen darüber nicht lange rätseln. Wir wissen recht gut, was die Menschen befürchten. Sie haben Sorge, dass die Stimme eines geschärften Gewissens sie endlos nerven und ihnen den Frieden rauben würde. Und man kann das nachvollziehen. Denn keiner mag es, wenn sein Gewissen mit erhobenem Zeigefinger hinter ihm herläuft und ihm den Spaß verdirbt. Je sensibler unser Gewissen reagiert, je besser wir es an Gottes Wort geschult und geschärft haben, desto eher wird es uns mit Vorwürfen quälen. Je besser es funktioniert, desto höher sind seine Ansprüche und umso rascher macht es uns unglücklich. Doch – wer will das schon? Man sieht schließlich, wie viele ihrem inneren Schweinehund regelmäßig Auslauf verschaffen, wie sie damit gut durchkommen und auch noch fröhlich sind – während andere vor lauter Korrektheit zum Griesgram werden! Die Gewissenhaften ziehen sich mit Selbstvorwürfen selbst herunter, ohne dass sie deswegen zu Heiligen würden oder sonst viel davon hätten. Scheint es da nicht gesünder, das eigene Gewissen klein zu halten? Wir haben nun mal den Wunsch, mit uns zufrieden zu sein. Und das Gewissen wird leicht zur lästigen Gouvernante! Vielleicht beginnen wir, seine Stimme regelrecht zu hassen – und erschrecken, weil‘s ja Gottes Stimme ist, die in uns laut wird – und wir dann faktisch Gott hassen! Wie aber finden wir Frieden? Etwa durch faule Kompromisse? Das Nächstliegende ist, durch einen möglichst unanfechtbaren Lebenswandel die Forderungen des Gewissens zu erfüllen. Denn wer sich wenig zu Schulden kommen lässt, bietet wenig Angriffsfläche. Und danach zu streben, ist nicht verkehrt. Denn auch Paulus sagt, er übe sich, allezeit vor Gott und den Menschen ein unverletztes Gewissen zu haben (Apg 24,16). Er überlegt sorgfältig, was seinem Gewissen guttut – und auch dem der anderen (vgl. 1. Kor 10,23-33). Anschließend setzt er um, was er als richtig erkannt hat. Und so darf er dann sagen, er sei sich – im Sinne bürgerlicher Gerechtigkeit – keiner Schuld bewusst. Doch kennt Paulus die Abgründe der eigenen Natur viel zu gut, als dass er sich dabei beruhigen könnte. Er hat sich zwar wenig vorzuwerfen, betont aber, darin sei er nicht gerechtfertigt, weil schließlich nicht er, sondern der Herr über ihn richtet (1. Kor 4,4). Und so sucht er seinen Frieden letztlich nicht in einer Form bürgerlichen Anstands, sondern sucht seinen Frieden in Christus. Denn nicht das bringt unser Gewissen zur Ruhe, wenn wir seinen Anklagen gute Werke entgegensetzen und uns damit selbst rechtfertigen. Sondern das schafft Ruhe, wenn wir allen Anklagen Christi Werk entgegenhalten, durch das Christus uns rechtfertigt. Nicht unsre eigene Gerechtigkeit bringt das Gewissen zum Schweigen, sondern die Gerechtigkeit Christi, die uns zugesprochen wird. Sie vollbringt dieses Wunder. Und das ist dann der einzige Weg, wie ein ehrlicher Mensch mit einem wachen Gewissen nicht unglücklich wird. Denn die Augsburgische Konfession sagt es in aller Deutlichkeit: „Das Gewissen kann nicht zu Ruhe und Frieden kommen durch Werke, sondern allein durch Glauben, wenn es bei sich mit Gewissheit schließt, dass es um Christi willen einen gnädigen Gott hat...“ (CA XX). Das klingt vielleicht lehrhaft, ist aber eine lebendige Erfahrung, die jeder machen kann. Denn an unserer moralischen Vervollkommnung können wir ein Leben lang arbeiten, ohne jemals zufrieden zu sein. Und mit dem Falschen Kompromisse zu schließen, fühlt sich auch nicht richtig an. Das Blut Christi hingegen kann mit einem Schlag „...unser Gewissen reinigen von den toten Werken, zu dienen dem lebendigen Gott“ (Hebr 9,14, vgl. 10,22). Denn wozu sonst wäre Christus Mensch geworden und ans Kreuz gegangen, als zu dem Ziel, die erschrockenen Gewissen zu trösten – und mit seiner Reinheit zu ersetzen, was an unserer Reinheit doch allezeit fehlt? Christi Gnade schenkt uns den Gewissensfrieden, der auf keine andere Weise zu haben ist. Denn wo das Gesetz uns allzeit verdammt, so dass wir mit Recht an uns selbst verzweifeln, müssen wir doch nicht verzweifeln an der Gnade, die uns gegen alle Anklagen verteidigt. Warum auch sonst hätte Christus so vielen Menschen Vergebung zugesagt und seine Jünger zum Vergeben autorisiert, wenn nicht, um die Gewissen zu trösten? So liegt die Lösung darin, dass zwar Mose und Christus gleichermaßen in unser Gewissen hineingehören, dass aber Christus darin regieren muss. Mose mit seinen Geboten verhilft uns zu dem scharfen und wachen Gewissen, das wir brauchen. Aber erst Christus hilft uns zu dem fröhlichen und friedlichen Gewissen, mit dem wir leben können. Nicht dazu kommen Mose und Christus in unser Gewissen, dass einer dort das Werk des anderen aufheben oder relativieren sollte. Nein, Gesetz und Evangelium sind ja gleichermaßen Wort Gottes und stehen beide in Geltung! Doch wo die Gewissensnot dauerhaft den Gewissenstrost verdrängt, sind wir nicht mehr auf dem von Christus gewiesenen Weg. Und vom eigenen Gewissen stranguliert und erwürgt zu werden, ist dann auch gar kein Zeichen von Frömmigkeit. Denn Mose darf uns nicht den Frieden rauben, den Christus uns ausdrücklich zugesprochen und geschenkt hat (Joh 14,27 / Röm 5,1 / Kol 3,15). Nein, wenn es um das Heil des Christen geht, ist Mose ganz ernstlich der Mund verboten – und Christus redet allein! Wenn’s aber um ein gottgefälliges Leben geht, fordert gerade Christus, dass wir Mose zuhören und nach seiner Anweisung versuchen, Gutes zu tun. Scheitern wir dabei, runzelt Mose bedrohlich die Stirn. Doch wir dürfen zu Christus fliehen. Und der hält jenen Trost bereit, den Mose uns nicht geben kann. Haben wir unseren Frieden aber in Christus wiedergewonnen, sollen wir darum nicht faul werden, sondern erneut versuchen, der empfangenen Gnade durch ein rechtschaffenes Leben Ausdruck zu verleihen. So bleibt unser Gewissen zwischen Mose und Christus ständig in Bewegung. Zu einer freudlosen Quälerei kann das aber nicht ausarten. Denn dafür hätte Christus nicht sterben müssen, dass wir weiterhin von Schuld niedergedrückt unter der Knute eines bösen Gewissen stehen. Nein, die von Christus errungene Freiheit wird uns nicht wieder genommen! Damit wir aber wach bleiben, führt uns das Gewissen regelmäßig vor Augen, dass wir noch nicht vollendet sind. Wir sind noch auf dem Wege. Wir dürfen aber schon jetzt – bei getroster Verzweiflung an uns selbst – Frieden finden in Christus. Denn wenn uns das eigene Herz verdammt, ist Gott allemal größer als unser Herz (1. Joh 3,20). Und wenn uns Mose im Gewissen verurteilt, ist doch Gott der weit höhere Richter, der uns auch dann noch begnadigen kann. So ist es die rechte Hausordnung im christlichen Gewissen, dass wenn Christus redet, Mose den Mund halten muss. Steht diese Hausordnung aber fest, werden uns Selbstvorwürfe auch nicht mehr in Depressionen stürzen. Denn Christus behält ihnen gegenüber das letzte Wort. Er regiert mit seinem Frieden unser Gewissen! Und was wir zuvor für eine böse Gouvernante hielten, verwandelt sich dadurch in einen nützlichen moralischen Kompass. Dass wir‘s aber auch so erleben – und es dann neu schätzen lernen, mit einem Gewissen begabt zu sein – dazu helfe uns Gott. 

 

 

 

 

 

Bild am Seitenanfang: 

Der Chodem, auch (Die) Offenbarung, Das Gewissen oder Der Astralmensch

Sascha Schneider, Public domain, via Wikimedia Commons