Hölle und Verdammnis

"A Soul in Hell"

Hölle und Verdammnis

Die Hölle ist ein biblisches Thema, über das selten gesprochen wird. Und noch seltener wird es in Predigten behandelt. Denn wer von der Hölle redet, wird allzu leicht missverstanden – so als wollte er anderen Angst einjagen. Die es hören finden aber, dass sie sich vor anderen Dingen schon genug fürchten. Und so wird ihre Abneigung, über die Hölle nachzudenken, sehr bald zu einer Abneigung gegen den, der sie damit behelligt. Aus dem verständlichen Wunsch, die Hölle zu meiden, vermeidet man es, sie zum Thema zu machen. Und so reden die Theologen lieber von etwas Erfreulichem. Denn was soll es auch bringen, den Teufel an die Wand zu malen? Wer ernst nimmt, was die Bibel über die Hölle sagt, muss sie wahrscheinlich nicht fürchten. Und wer es nicht ernst nimmt, lernt sie noch früh genug kennen. Die etwas von der Verdammnis wissen, sind vermutlich gläubige Leute, denen die Verdammnis nicht droht. Und die anderen, denen die Verdammnis wirklich droht, glauben sowieso nicht dran, bevor sie drinstecken. Die einen betrifft es nicht, weil sie das Evangelium kennen. Und die anderen interessiert es nicht, weil sie dem Evangelium nicht glauben. Was soll man also lange drüber reden? 

1.

Schon die simple Frage, ob’s die Hölle denn „gibt“, macht seltsam große Schwierigkeiten. Eigentlich müsste die Frage leicht zu klären sein, weil im Neuen Testament so viel von der Hölle geschrieben steht. Aber gerade die Theologen sind es, die sich von Gottes Wort nicht überzeugen lassen. Jesus redet zwar dauernd von der Hölle. Aber „Was weiß denn schon Jesus!“, scheine sie zu sagen. Allein im Matthäusevangelium spricht Gottes Sohn an sechs verschiedenen Stellen von der „Hölle“ (Mt 5,29; 5,30; 10,28; 11,23; 16,18; 23,15) und an zwei Stellen von der „Verdammnis“ (Mt 7,13; 23,33). Weiter spricht er zweimal von denen, die hinausgeworfen werden in die Finsternis, wo Heulen und Zähneklappern ist (Mt 8,11-12; 22,12-13) und auch noch zweimal von denen, die im Feuerofen landen (Mt 13,41-42; 13,49-50). Jesus redet von der Verdammnis der Heuchler und der unnützen Knechte (Mt 24,48-51; 25,27-30). Er lässt keinen Zweifel daran, dass die törichten Jungfrauen am Ende von der himmlischen Hochzeit ausgeschlossen bleiben (Mt 25,10-12). Und auch in der Rede vom Weltgericht über die Völker wird den Verfluchten gesagt, dass sie weggehen sollen in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln (Mt 25,41-42). „Aber, hey“, sagen moderne Theologen – „Wer ist denn schon Jesus? Was weiß der davon? Was bedeuten schon 16 Belege allein bei Matthäus?“ Im übrigen Neuen Testament kommen noch 20 weitere Stellen hinzu, die entweder von der Hölle reden oder vom nie verlöschenden Feuer, von der Verdammnis oder vom feurigen Pfuhl, der mit Schwefel brennt, von ewigem Verderben und dunkelster Finsternis (Mk 9,43; 9,45; 9,47-48; Lk 10,15; 12,5; 16,23-26; 2. Petr 2,4; Jak 3,6; Phil 3,19; 2. Thess 1,6-10; 2. Petr 2,1-17; Offb 1,18; 6,8; 17,8; 17,11; 19,20; 20,10; 20,14; 20,15; 21,8). „Aber was soll’s, das ist ja nur Gottes Wort! Was versteht schon die Bibel davon, was wir aufgeklärten Geister nicht besser wüssten?“ So sehen sie nicht, was sie nicht sehen wollen – und alle Argumente sind vergebens. Denn ein Christ, der auf biblischem Boden steht, brauchte nicht 36 neutestamentliche Stellen, um von der Existenz der Hölle überzeugt zu sein. Und jene anderen würden es auch dann nicht glauben, wenn’s 300-mal geschrieben stünde. Die werden vom Dasein der Hölle erst überzeugt sein, wenn sie den Check-In hinter sich haben und mit beiden Füßen drinstehen.

2.

„Aber, aber“, hört man da andere rufen, „ist unser Gott nicht ein Gott der Liebe? Wie passt denn dazu die Hölle? Ist das nicht der Inhalt des Evangeliums, dass Gott zu allen grenzenlos „lieb“ ist? Und folgt daraus nicht, dass alles Gerede vom Zorn Gottes und von den Höllenstrafen ein Irrtum sein muss – eine Drohkulisse, mit der die katholische Kirche Menschen erschrecken wollte, also bloß eine schlimme Erfindung des Mittelalters, mit der Luther zum Glück aufgeräumt hat?“ Nein, und dreimal „nein“. So populär das sein mag, und so menschenfreundlich es auch wirkt, ist es doch historisch und theologisch falsch. Denn die gute Botschaft des Neuen Testaments lautet keineswegs, dass es keine Hölle gäbe, sondern dass uns der Glaube die Hölle ersparen kann. Das Evangelium sagt nicht, dass es keine Strafen Gottes gäbe, sondern dass Christus sie stellvertretend für uns getragen hat. Da steht nicht, dass der Teufel nicht existierte, sondern dass er über Christen keine Macht hat. Da steht nicht geschrieben, dass Gott nicht zürnte, sondern dass man erfolgreich von seinem Zorn zu seiner Gnade fliehen kann. Und das ist nun mal eine völlig andere Botschaft, wenn ich erkläre, wie man einer realen Gefahr sicher entgehen kann, als wenn ich behaupte, es gäbe diese Gefahr gar nicht und habe sie auch nie gegeben. Dies Letztere ist nicht das Evangelium Jesu, sondern eine völlig andere Botschaft, die auch davon nicht richtiger wird, dass zahllose Kirchenvertreter sie lauthals verkünden. Man kann leicht zeigen, wie falsch sie ist! Aber will‘s denn jemand hören, der sich vor der Hölle nur sicher fühlt, wenn er glauben darf, es gäbe sie nicht? 

3.

Viele Menschen wünschen sich und wollen um jeden Preis, dass die Bibel diesbezüglich Unrecht hat. Und so sagen sie dann: „Naja, auch wenn’s geschrieben steht – das ist doch trotzdem gemein und übertrieben, wenn Gott zeitliche Sünden mit ewigen Strafen ahndet! Gerät Gott nicht in ein zweifelhaftes Licht, wenn er scheinbar an endlosen Qualen Freude hat?“ Mit erhobenem Zeigefinger ermahnen sie Gott, er solle doch etwas „humaner“ sein! Und damit verdrehen sie wiederum die Tatsachen. Denn tatsächlich landen die Verdammten nicht in der Hölle, weil Gott sie dort sehen wollte, sondern weil sie seine Einladung in den Himmel ausgeschlagen haben. Oder waren nicht genug Prediger unterwegs, die ihnen den Weg in den Himmel zeigen wollten? Haben sie das Evangelium etwa nicht hören können? Und hat dieses Evangelium nicht auch dem größten Sünder Vergebung in Aussicht gestellt, wenn er sich denn nur bekehren wollte? Wenn sie das aber hörten und lachend von sich wiesen – wer ist dann für die Folgen verantwortlich? Sie konnten der Bibel klar entnehmen, welche Folgen ihr Tun haben würde. Und der Hinweis auf Gottes Gnade stand auch gleich dabei. Vielen hat man die Gnade förmlich aufgedrängt und hinterhergetragen! Doch sie wollten das Geschenk nicht annehmen. Und so gesehen sind in der Hölle nur Freiwillige. Man hat ihnen den besseren Weg gewiesen, der direkt in den Himmel führt. Sie aber haben voller Spott das rettende Angebot ausgeschlagen. Trotz der freundlichen Einladung wollten sie nicht zu Gott kommen – jedenfalls nicht zu seinen Bedingungen! Und folglich sind sie nun freiwillig in der Hölle. Gott wollte sie da durchaus nicht sehen. Deshalb rief er ja zur Umkehr! Er erklärte, dass er sie verdammen müsse, wenn sie nicht umkehrten, und bekannte zugleich, dass er‘s nur ungern täte. Er bot ihnen eine tolle Alternative voller Nachsicht und Barmherzigkeit! Sie aber (als ob sie ihr Unglück suchten!) hielten an dem fest, was zum Unglück führt, und wurden damit zur Ursache ihrer eigenen Leiden, wie Richard Baxter das einmal treffend beschrieben hat. Angeblich wollten sie nicht in der Hölle brennen, taten aber trotzdem alles, was sie dahin bringen muss, und handelten damit so widersinnig, wie wenn einer sagte: „Ich schlucke zwar hier dieses Rattengift, aber dran sterben will ich nicht. Ich springe zwar kopfüber von der Spitze eines Turms, aber das Genick brechen möchte ich keineswegs. Ich steche mir ein Messer ins Herz, würde aber doch gern am Leben bleiben. Ich lege Feuer in meinem eigenen Haus, aber wenn ich verbrenne, soll Gott schuld sein, weil er mich am Zündeln nicht gehindert hat.“ Ist das nicht absurd? Mir scheint, wer das Unrecht bejaht, aus dem gerechte Strafe folgt, der bejaht damit auch die Strafe. Wurde er aber beizeiten gewarnt – ist es dann „unfair“ von dem Polizisten, oder „gemein“ von dem Richter, dass sie ihn seiner Strafe zuführen? Kann denn einer Tag für Tag den Weg gehen, den er sich ausgesucht hat, und dann, wenn sein Weg ihn an ein hässliches Ziel führt, darüber klagen, dieses hässliche Ziel habe er nicht erreichen wollen? Kann einer ins Wasser fallen, alle Stangen wegstoßen, die man ihm zur Rettung hinhält, und dann jammern, dass er ertrinken muss? Man hat doch den Eindruck, dass er‘s so will! Und gleiches gilt von jenen, die das Evangelium beiseite schieben, um weiter ungehindert der Verdammnis entgegenzugehen. 

4.

Worin besteht dann aber ihre Qual? Und wie ist das so – in der Hölle? Es liegt mir fern, eine ungesunde Neugier zu befriedigen, wie das Gemälde vom Jüngsten Gericht manchmal tun. Die haben oft Lust am Schrecklichen und illustrieren die Hölle viel genauer, als es die Bibel für nötig hält. Soviel dürfte aber sicher sein, dass der Mensch nicht nur auf Erden, sondern auch in der Ewigkeit eine leib-seelische Ganzheit bildet – und dass dementsprechend auch die Leiden der Verdammten zugleich körperlicher und seelischer Art sind. Bei der Auferstehung zum Gericht werden die Seelen mit unvergänglichen Leibern verbunden. Und so werden die Freuden des Himmels ebenso eine körperliche Seite haben wie die Qualen der Hölle. Doch wie es nicht zuerst leibliche Genüsse sind, die den Himmel zum Himmel machen, sondern die beseligende Gemeinschaft mit Gott, so darf man annehmen, dass auch die Hölle nicht in erster Linie durch leibliche Entbehrungen zur Hölle wird, sondern durch das seelische Leid dessen, der sich von der beseligenden Gemeinschaft mit Gott ausgeschlossen weiß – und zugleich weiß, dass er sich selbst davon ausgeschlossen hat. An Feuer, Finsternis und Schmerz wird es nicht fehlen. Aber das eigentlich Quälende der Hölle dürfte doch sein, immer neu den Widerspruch zu erkennen, den ich als Sünder nicht nur denke, sondern der ich selbst „bin“. Und dieser innere Widerspruch wird es sein, der da peinigt: Weil in der Liebe Gottes alles liegt, was wir ersehnen, und wir sie doch nicht ertragen. Weil wir den Schöpfer verneinen, der uns bejaht hat, und wiederum das Böse bejahen, das uns zerstört. Weil wir die Tür selbst zugeschlagen haben, und es doch hassen, draußen zu stehen. Ja, weil jeder für sich ein Knoten ist, den er selbst nicht lösen kann, wir aber den Einzigen, der es gekonnt hätte, weit von uns stießen. In der Hölle ist der Mensch ein Irrender, der sehenden Auges seinen Irrtum nicht zugeben will, der durch falsches Beharren eben jenes Unglück verschuldet, das nun seine Identität ausmacht, und der auch nicht aufhören kann, als „Person-gewordenes-Unglück“ im Spiegel das eigene Unglück zu beschauen. Da hört man nicht auf, in Falschen zu beharren. Und das ist dann der eigentliche Grund, weshalb die Höllenqual nicht endet, dass sich der Sünder auch im Bewusstsein seiner Verkehrtheit doch weiter gegen Gott auflehnt. Er ist gar nicht so sehr Gottes oder des Teufels „Gefangener“, sondern kann selbst nicht von dem lassen, was ihn foltert. In törichtem Trotz will er seinen Eigenwillen gegen Gott behaupten. Er weiß zugleich, dass es ihm nie gelingen kann. Und so steckt er in diesem Widerspruch fest, der bloß darum ewig ist, weil er selbst ewig dran festhält. Das ist der „Wurm“, der an seinem Gewissen nagt, dass er sich mit seinem Eigensinn im Unrecht weiß und klar sieht, was das Ziel gewesen wäre: Er hat Gott verfehlt! Nun aber kann er Gott nicht mehr erreichen und kann ihn zugleich nicht loswerden, kann die Beziehung zu ihm nicht mehr heilen, wird aus dieser Beziehung aber auch nicht entlassen, und müht sich so im Wissen um die Sinnlosigkeit aller Mühen. Er streitet mit Gott ohne je siegen zu können, und fühlt drückende Schuld ohne Hoffnung auf Vergebung. Er kann Gott ebensowenig akzeptieren wie loswerden – und verharrt unentrinnbar in seinem Missverhältnis zum Wahren und Guten. Alles, was er in der Hölle erlangen kann, erkennt er im selben Moment als wertlos. Und alles, was er als wertvoll erkennt, kann er in der Hölle nicht mehr erlangen. Während aber irdisches Leid durch die Gewissheit gemildert wird, dass der Tod es beendet, wird höllisches Leid dadurch verschärft, dass seine einzige Perspektive die Fortsetzung ist – als ewige Repetition eines Satzes, aus dem (nun!) nichts mehr zu lernen ist. Alle Illusionen sind dahingefallen, aber das nützt nichts mehr. Denn der Tod verewigt uns genau als die, die wir im Leben waren. So wird die Hölle nichts von dem Guten enthalten, das uns Freude schenkt, Licht oder Trost – sie wird aber alles enthalten, was uns bis zur Verzweiflung traurig macht und in Angst versetzt. Und nur die eine Ergänzung ist noch wichtig, dass wir uns diese Hölle selbst antun. Denn die „Theologia deutsch“ sagt völlig zu Recht, dass in der Hölle nichts anderes brennt als nur der verkehrte Eigenwille. Und hätte der Mensch bloß diesen seinen Willen nicht von Gott abgespaltenen und ihn damit dem Willen Gottes entgegengesetzt, so existierte auch keine Hölle. Denn anders zu wollen als Gott will, das ist recht eigentlich die Hölle selbst – wie umgekehrt die volle Übereinstimmung mit Gott der Himmel ist und unmittelbar in den Himmel versetzt. Ja, ein mit Gott entzweiter Mensch trüge die Hölle überall in sich selbst, auch wenn er sich im siebten Himmel befände, während man umgekehrt einen mit Gott versöhnten Menschen getrost in die Hölle verpflanzen könnte. Die würde ihm nicht schaden, denn er trüge Gottes Reich auch dort in sich und befände sich dementsprechend wohl. 

5.

“Aber hat Gott denn kein Mitleid?“ Das ist der letzte Trumpf, der gezogen wird. Und natürlich wird die Frage mit einem Unterton der Empörung vorgebracht: „Sollte Gott nicht Mitleid haben mit denen in der Verdammnis? Und wenn sie auch falsch gelebt haben – muss er denn so nachtragend sein? Kann er nicht einfach akzeptieren, dass sie sich gegen ihn entschieden haben, und ihnen diese Freiheit lassen?“ Ja, das kann er – und tut es auch. Aber genau das ist ja das Problem! Denn nur weil Gott uns die Freiheit lässt, gegen ihn und fern von ihm sein zu können, nur darum gibt‘s die Hölle. Und solange Menschen ihre Freiheit auf so fatale Weise nutzen, sehe ich auch nicht, wie sie verschwinden könnte. Denn Gott selbst ist der Inbegriff und die Quelle des Guten, des Lichtes, der Wahrheit und der Liebe. Und wenn er respektiert, dass ein Mensch ihn ablehnt, erlaubt er ihm damit, seinen Standort in maximaler Entfernung einzunehmen – nämlich maximal entfernt von allem Licht, aller Wahrheit und aller Liebe. Und von alledem weit entfernt zu sein, eben das ist die Hölle. Denn die Strafe für die Trennung vom Guten ist nun mal, von allem Guten getrennt zu sein. Gott hat jede Menge Mitleid mit denen, die sich in diesen Zustand bringen. Darum lädt er ja alle zu sich ein und freut sich über jeden, der den Weg findet! Aber wäre das wirklich „Mitleid“, die Freiheit der Widerstrebenden zu brechen und sie an den Haaren in den Himmel zu zerren? Wäre das „Mitleid“ – und wäre es ihnen überhaupt recht –, wenn der Gott, dem sie ein Leben lang ausgewichen sind, ihnen nach dem Tod seine Nähe aufzwingen wollte? Sie wünschten sich immer von Gott befreit und „autonom“ zu sein – und sie durften das auch, so wie dem „verlorenen Sohn“ erlaubt wurde, in der Fremde verloren zu gehen. Aber von Gott befreit zu sein heißt nun mal, von allem Guten befreit zu sein. Und das ist „Hölle“. Warum fordert man also „Mitleid“? In maximaler Entfernung von Gott bekommt der Sünder seinen Willen. Er wird von Gottes Liebe nicht weiter belästigt. Und da er haltlos sein wollte, darf er nun so tief fallen, wie er mag. Aber wenn’s das war, was er wünschte – wie kann man dann sagen, Gott habe kein Mitleid? Will so ein Mensch denn bloß seine Freiheit, nicht aber ihre Konsequenzen? Erwartet er, er könnte Dummes tun, ohne hinterher „dumm dazustehen“? Wenn ihm aber die Regeln, die im Himmel gelten, sowieso nicht gefallen – warum jammert er dann, er dürfte nicht hinein? Gott hätte ihm gern einen Platz reserviert. Aber er hat nicht gewollt. Und jetzt, nachdem sich das Zeitfenster für Entscheidungen geschlossen hat, jetzt heißt es, Gott habe kein Mitleid? Weil Gott respektiert, was einer aus seiner Freiheit macht, soll er nun gemein sein? Und dass er die Widerstrebenden nicht zwangsbeglückt, macht man ihm zum Vorwurf? Das verstehe, wer will. Ich versteh’s nicht. Und so wünschte ich zwar allen Betroffenen, sie dürften, statt in der Hölle zu sein, einfach gar nicht mehr sein. Aber dass Gott ihnen Unrecht täte, lasse ich nicht gelten. Denn er verneint nur jene, die ihn verneinen. Und das kann man ihm kaum zum Vorwurf machen. Gott weiß, was er tut – auch in dieser Hinsicht. Wir Christen sollen uns deswegen aber nicht vor der Hölle fürchten. Sondern wir dürfen jenem Mann nachsprechen, der fröhlich sagte: „Ich bin mit Himmel versorgt“ (H. Müller). Um Christi willen sind wir als Christen „mit Himmel versorgt“ – und die Hölle geht uns nichts an. Denn Christus kam, auf dass sie uns nicht weiter kümmern müsse. Gott sei Dank bleibt er Sieger! Und so wollen wir auf ein Problem, das er längst für uns gelöst hat, keinen weiteren Gedanken verschwenden.

 

 

 

Bild am Seitenanfang: A Soul in Hell

Evelyn De Morgan, Public domain, via Wikimedia Commons