Bonhoeffer: Die Einfalt des sorglosen Lebens

 

Die Einfalt des sorglosen Lebens.

 

„Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, da sie die Motten und der Rost fressen und da die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt euch aber Schätze im Himmel, da sie weder Motten noch Rost fressen und da die Diebe nicht nachgraben und stehlen. Denn wo euer Schatz ist, da ist auch euer Herz. Das Auge ist des Leibes Licht. Wenn dein Auge einfältig ist, so wird dein ganzer Leib licht sein; ist aber dein Auge ein Schalk, so wird dein ganzer Leib finster sein. Wenn nun das Licht, das in dir ist, Finsternis ist, wie groß wird dann die Finsternis sein! Niemand kann zwei Herren dienen; entweder er wird den einen hassen und den anderen lieben, oder er wird dem einen anhangen und den anderen ver-achten. Ihr könnt nicht Gott dienen und dem Mammon“ (Mt. 6,19-24).

Das Leben des Nachfolgenden bewährt sich darin, daß nichts zwischen Christus und ihn tritt, nicht das Gesetz, nicht die eigene Frömmigkeit, aber auch nicht die Welt. Der Nachfolgende sieht immer nur Christus. Er sieht nicht Christus und das Gesetz, Christus und die Frömmigkeit, Christus und die Welt. Er tritt in diese Reflexion gar nicht ein, sondern er folgt in allem allein Christus. So ist sein Auge einfältig. Es ruht ganz und gar auf dem Licht, das ihm von Christus kommt und hat keine Finsternis, keine Zweideutigkeit in sich. Wie das Auge einfältig, klar, rein sein muß, damit der Leib im Lichte bleibe, wie Fuß und Hand von nirgends andersher Licht empfangen als vom Auge, wie der Fuß strauchelt und die Hand sich verfehlt, wenn das Auge trübe ist, wie der ganze Leib im Finstern ist, wenn das Auge erlischt, so ist der Nachfolger nur solange im Licht, als er einfältig auf Christus sieht und nicht noch auf dieses oder jenes; so muß das Herz des Jüngers allein auf Christus gerichtet sein. Sieht das Auge etwas anderes als das Wirkliche, so ist der ganze Leib betrogen. Hängt sich das Herz an den Schein der Welt, an die Kreatur statt an den Schöpfer, so ist der Jünger verloren.

Es sind die Güter der Welt, die das Herz des Jüngers Jesu abwenden wollen. Wohin steht das Herz des Jüngers? das ist die Frage. Steht es zu den Gütern der Welt, steht es auch nur zu Christus und den Gütern? oder steht es zu Christus ganz allein? Das Licht des Leibes ist das Auge, das Licht des Nachfolgenden ist das Herz. Ist das Auge finster, wie finster muß der Leib sein. Ist das Herz finster, wie finster muß es in dem Jünger sein. Das Herz aber wird finster, wenn es sich an die Güter der Welt hängt. Nun mag der Ruf Jesu noch so eindringlich sein, er prallt ab, er findet keinen Eingang in den Menschen, denn das Herz ist ver-schlossen, es gehört einem Anderen. Wie kein Licht in den Leib dringt, wenn das Auge böse ist, so dringt das Wort Jesu nicht mehr zu dem Jünger, wenn sein Herz sich verschließt. Das Wort ist erstickt, wie das Samenkorn unter den Dornen, „unter Sorgen, Reichtum und Wollust dieses Lebens“ (Lk. 8,14). Die Einfalt des Auges und des Herzens entspricht jener Verborgenheit, die von nichts weiß als von Christi Wort und Ruf, die in der völligen Gemeinschaft mit Christus besteht. Wie geht der Nachfolgende einfältig mit den Gütern der Erde um? Nicht den Gebrauch der Güter versagt ihnen Jesus. Jesus war Mensch, aß und trank wie seine Jünger. Er hat dadurch den Gebrauch der Güter der Erde gereinigt. Die Güter, die sich unter der Hand verzehren, die zur täglichen Notdurft und Nahrung des leiblichen Lebens dienen, soll der Nachfolgende dankbar gebrauchen.

 

„Man muß wie Pilger wandeln, /

frei, bloß und wahrlich leer; /

viel sammeln, halten, handeln /

macht unsern Gang nur schwer. /

Wer will, der trag sich tot; /

wir reisen abgeschieden, /

mit wenigem zufrieden; /

wir brauchen’s nur zur Not“.                   (Tersteegen).

 

Dazu sind die Güter gegeben, daß sie gebraucht werden; aber nicht dazu, daß sie gesammelt werden. Wie Israel in der Wüste das Manna täglich von Gott empfing und nicht zu sorgen hatte um Essen und Trinken, und wie das Manna, das von einem Tag für den anderen aufbewahrt wurde, alsbald faulig wurde, so soll der Jünger Jesu täglich das Seine von Gott empfangen; aber indem er es anhäuft zu bleibendem Besitz, verdirbt er die Gabe und sich selbst. Am ange-sammelten Schatz hängt das Herz. Das angestaute Gut tritt zwischen mich und Gott. Wo mein Schatz ist, da ist mein Vertrauen, meine Sicherheit, mein Trost, mein Gott. Der Schatz ist Abgötterei (Anm.: Es ist kein Zufall, daß in den pau-linischen Lasterkatalogen Hurerei und Habgier immer wieder nebeneinander-stehen und beide als Abgötterei bezeichnet werden).

Wo aber verläuft die Grenze zwischen den Gütern, die ich gebrauchen soll, und dem Schatz, den ich nicht haben soll? Kehren wir den Satz um und sagen: woran dein Herz hängt, das ist dein Schatz, dann ist die Antwort schon gegeben. Es kann ein sehr unscheinbarer Schatz sein, auf die Größe kommt es nicht an, auf das Herz allein kommt es an, auf dich. Frage ich aber weiter, wie ich erkenne, woran mein Herz hängt, so ist auch hier die Antwort einfach und klar: alles, was dich hindert, Gott über alle Dinge zu lieben, was zwischen dich und deinen Ge-horsam gegen Jesus tritt, ist der Schatz, an dem dein Herz hängt.

Weil aber des Menschen Herz am Schatz hängt, darum soll der Mensch auch nach Jesu Willen einen Schatz haben (Anm.: Es soll wohl beachtet werden, daß Jesus dem menschlichen Herzen nicht raubt, was es bedarf, den Schatz, die Ehre, den Ruhm. Aber er gibt ihm einen anderen Gegenstand, die Ehre von Gott (Joh. 5,44), den Ruhm des Kreuzes (Gal. 6,14), den Schatz im Himmel), aber nicht auf Erden, wo er in sich zerfällt, sondern im Himmel, wo er bleibt. Die „Schätze“ im Himmel, von denen Jesus redet, sind offenbar nicht der Eine Schatz, Jesus selbst, sondern wirklich von den Nachfolgenden gesammelte Schätze. Es ist darin eine große Verheißung ausgesprochen, daß in der Nach-folge Jesu der Jünger himmlische Schätze erwirbt, die nicht vergehen, die auf ihn warten, mit denen er vereinigt werden soll. Was für Schätze können das sein als jenes Außerordentliche, als jenes Verborgene des Jüngerlebens, was für Schätze können es sein, als die Früchte des Leidens Christi, die das Leben der Nach-folgenden trägt? Hat der Jünger sein Herz ganz bei Gott, dann ist es für ihn klar, daß er nicht zwei Herren dienen kann. Er kann es nicht. Es ist unmöglich in der Nachfolge. Es läge ja nahe, seine christliche Klugheit und Erfahrung gerade darin zu erweisen, daß er es eben doch verstehe, beiden Herren zu dienen, dem Mammon und Gott, daß er jedem sein begrenztes Recht gebe. Warum sollen wir nicht auch gerade als Kinder Gottes fröhliche Kinder dieser Welt sein, die sich an seinen guten Gaben freuen und die ihre Schätze als Segen Gottes empfangen? Gott und Welt, Gott und die Güter sind widereinander, weil Welt und Güter nach unserem Herzen greifen und erst, indem sie das Herz gewonnen haben, sind, was sie sind. Ohne unser Herz sind Güter und Welt nichts. Sie leben von unserem Herzen. So sind sie wider Gott. Wir können unser Herz nur einem in voller Liebe geben, wir können nur einem Herrn ganz anhangen. Was dieser Liebe entgegensteht, verfällt dem Haß. Es gibt nach Jesu Wort Gott gegenüber nur Liebe oder Haß. Lieben wir Gott nicht, dann hassen wir ihn. Es gibt kein Mittleres. Gott ist so und darin Gott, daß er nur geliebt oder gehaßt werden kann. Es gibt hier nur das Entweder-Oder: entweder du liebst Gott oder du liebst die Güter der Welt. Liebst du die Welt, so haßt du Gott, liebst du Gott, so haßt du die Welt. Ob du das willst, ob du es wissentlich tust, daran liegt gar nichts. Ganz gewiß, du wirst es nicht wollen, du wirst es wohl auch nicht wissen, was du tust; vielmehr willst du das eben nicht, sondern du willst ja gerade beiden Herren dienen. Du willst Gott lieben und die Güter, also du wirst es immer für eine Unwahrheit halten, daß du Gott haßt. Du liebst ihn ja, wie du meinst. Aber eben indem wir Gott lieben und die Güter der Welt auch, ist diese Liebe zu Gott Haß, ist das Auge nicht mehr einfältig, ist das Herz nicht mehr in der Gemeinschaft Jesu. Ob wir das wollen oder nicht, es kann eben nicht anders sein. Ihr könnt nicht zwei Herren dienen, ihr, die ihr in der Nachfolge Jesu steht.

„Darum sage ich euch: Sorget nicht für euer Leben, was ihr essen und trinken werdet, auch nicht für euren Leib, was ihr anziehen werdet. Ist nicht das Leben mehr denn die Speise? und der Leib mehr denn die Kleidung? Sehet die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater nährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr denn sie? Wer ist aber unter euch, der seiner Länge eine Elle zusetzen möge, ob er gleich darum sorget? Und warum sorget ihr für die Kleidung? Schauet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, daß auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht bekleidet gewesen ist wie derselben eins. So denn Gott das Gras auf dem Felde also kleidet, das doch heute steht und morgen in den Ofen geworfen wird; sollte er das nicht viel mehr euch tun, o ihr Kleingläubigen? Darum sollt ihr nicht sorgen und sagen: Was werden wir essen, was werden wir trinken, womit werden wir uns kleiden? Nach solchem allen trachten die Heiden. Denn euer himmlischer Vater weiß, daß ihr des alles bedürfet. Trachtet am ersten nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen. Darum sorget nicht für den anderen Morgen; denn der morgende Tag wird für das Seine sorgen. Es ist genug, daß ein jeglicher Tag seine eigene Plage habe“ (Mt. 6,25-34).

Sorget nicht! Die Güter spiegeln dem menschlichen Herzen vor, ihm Sicherheit und Sorglosigkeit zu geben; aber in Wahrheit verursachen sie gerade erst die Sorge. Das Herz, das sich an die Güter hängt, empfängt mit ihnen die ersticken-de Last der Sorge. Die Sorge schafft sich Schätze, und die Schätze schaffen wieder die Sorge. Wir wollen unser Leben durch die Güter sichern, wir wollen durch Sorge sorglos werden; aber in Wahrheit erweist sich das Gegenteil. Die Fesseln, die uns an die Güter binden, die die Güter festhalten, sind selbst – Sorgen.

Der Mißbrauch der Güter besteht darin, daß wir sie zur Sicherung für den nächsten Tag gebrauchen. Sorge ist immer auf das Morgen gerichtet. Die Güter aber sind in strengstem Sinn allein für das Heute bestimmt. Gerade die Siche-rung für den morgigen Tag macht mich heute so unsicher. Es ist genug, daß jeder Tag seine eigene Plage habe. Wer das Morgen ganz in die Hand Gottes legt und heute ganz empfängt, was er zum Leben braucht, der allein ist wahrhaft gesichert. Das tägliche Empfangen macht mich frei vom Morgen. Der Gedanke an das Morgen liefert mich der unendlichen Sorge aus. „Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist entweder ein furchtbarer Hohn auf die Armen und Elenden, zu denen Jesus gerade spricht, auf alle die, die – menschlich geredet – morgen verhungern, wenn sie heute nicht sorgen. Es ist entweder ein uner-trägliches Gesetz, das der Mensch mit Widerwillen von sich stößt oder aber – es ist die einzigartige Verkündigung des Evangeliums selbst von der Freiheit der Kinder Gottes, die einen Vater im Himmel haben, der ihnen seinen lieben Sohn geschenkt hat. Wie sollte er uns mit ihm nicht alles schenken?

„Sorget nicht für den anderen Morgen“ – das ist nicht zu begreifen als Lebens-weisheit, als Gesetz. Es ist allein zu begreifen als das Evangelium von Jesus Christus. Nur der Nachfolgende, der Jesus erkannt hat, empfängt aus diesem Wort die Zusage der Liebe des Vaters Jesu Christi und die Freiheit von allen Dingen. Nicht die Sorge macht den Jünger sorglos, sondern der Glaube an Jesus Christus. Nun weiß er: Wir können gar nicht sorgen (v. 27). Der nächste Tag, die nächste Stunde ist uns gänzlich entnommen. Es ist sinnlos, so zu tun, als könnten wir überhaupt sorgen. Wir können ja an den Zuständen der Welt nichts ändern. Gott allein kann sorgen, weil er die Welt regiert. Weil wir nicht sorgen können, weil wir so völlig ohnmächtig sind, darum sollen wir auch nicht sorgen. Wir maßen uns damit das Regiment Gottes an.

Der Nachfolgende aber weiß auch, daß er nicht nur nicht sorgen kann und darf, sondern daß er auch nicht zu sorgen braucht. Nicht die Sorge, aber auch nicht die Arbeit schafft das tägliche Brot, sondern Gott der Vater. Die Vögel und die Lilien arbeiten und spinnen nicht, und doch werden sie ernährt und gekleidet, sie empfangen täglich das Ihre ohne Sorge. Sie brauchen die Güter der Welt nur zum täglichen Leben, sie sammeln sie nicht, und gerade so preisen sie den Schöpfer, nicht durch ihren Fleiß, ihre Arbeit, ihre Sorge, sondern durch das tägliche, einfältige Empfangen der Gabe, die Gott gibt. So werden Vögel und Lilien zu Exempeln für die Nachfolgenden. Jesus löst den ohne Gott gedachten notwendigen Zusammenhang von Arbeit und Nahrung auf. Er preist das tägliche Brot nicht als den Lohn der Arbeit, sondern er spricht von der sorglosen Einfalt dessen, der in Jesu Wegen geht und alles von Gott empfängt.

„Nun arbeitet kein Tier um seine Nahrung, sondern ein jegliches hat sein Werk, darnach sucht’s und findet seine Speise. Das Vöglein fliegt und singet, machet Nester und zeuget Junge; das ist seine Arbeit, aber davon nähret sich’s nicht. Ochsen pflügen, Pferde tragen und streiten, Schafe geben Wolle, Milch, Käse, das ist ihre Arbeit; aber davon nähren sie sich nicht; sondern die Erde trägt Gras und nährt sie durch Gottes Segen. Also soll und muß der Mensch auch arbeiten und etwas tun, aber doch daneben wissen, daß ein Anderer sei, der ihn ernähre, denn seine Arbeit, nämlich Gottes reicher Segen; wiewohl es scheinet, als nähre ihn seine Arbeit, weil Gott ohne seine Arbeit ihm nichts gibt. Wiewohl das Vöglein nicht säet noch erntet, aber doch müßte Hungers sterben, wo es nicht nach der Speise flöge und suchte. Daß es aber Speise findet, ist nicht seine Arbeit, sondern Gottes Güte. Denn wer hat Speise dahingelegt, daß es sie findet? Denn wo Gott nicht hinlegt, da findet niemand nichts, und sollt sich alle Welt zu Tod arbeiten und suchen“ (Luther). Wenn aber Vögel und Lilien vom Schöpfer erhalten werden, sollte der Vater nicht vielmehr seine Kinder ernähren, die ihn täglich darum bitten, sollte er ihnen nicht geben können, was sie zur Notdurft ihres Lebens täglich brauchen, er, dem alle Güter der Erde gehören und der sie verteilen kann nach seinem Wohlgefallen? „Gott gebe mir nun jeden Tag, soviel ich darf zum Leben, er gibt’s den Vögeln auf dem Dach, wie sollt er’s mir nicht geben?“ (Claudius).

Sorge ist Sache der Heiden, die nicht glauben, die sich auf ihre Kraft und Arbeit verlassen, aber nicht auf Gott. Heiden sind die Sorgenden darum, weil sie nicht wissen, daß der Vater weiß, daß wir des alles bedürfen. Darum wollen sie selbst tun, was sie von Gott nicht erwarten. Für den Nachfolgenden aber gilt: „Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes und nach seiner Gerechtigkeit, so wird euch solches alles zufallen.“ Damit ist deutlich gemacht, daß Sorge für Essen und Kleidung noch nicht Sorge für das Reich Gottes ist, wie wir es gern verstehen möchten, als sei Erfüllung unserer Arbeit für unsere Familie und uns, als sei unsere Sorge um Brot und Wohnung schon das Trachten nach dem Reich Gottes, als vollzöge dieses sich nur innerhalb jener Sorgen. Das Reich Gottes und seine Gerechtigkeit ist hier etwas von dem, was uns an Gaben der Welt zufallen soll, ganz und gar Unterschiedenes. Es ist nichts anderes als die Gerechtigkeit, von der Mt. 5 und 6 gesprochen wurde, die Gerechtigkeit des Kreuzes Christi und der Nachfolge unter dem Kreuz. Die Gemeinschaft Jesu und der Gehorsam gegen sein Gebot kommt zuerst, alles andere folgt nach. Es ist kein Ineinander, sondern ein Nacheinander. Vor den Sorgen um unser Leben, um Essen und Kleidung, um Beruf und Familie steht das Trachten nach der Ge-rechtigkeit Christi. Es ist hier nur die äußerste Zusammenfassung dessen gegeben, was schon gesagt war. Auch dieses Wort Jesu ist entweder eine unerträgliche Last, eine unmögliche Vernichtung der menschlichen Existenz der Armen und Elenden – oder aber es ist das Evangelium selbst, das ganz froh und ganz frei macht. Nicht von dem, was der Mensch soll und nicht kann, spricht Jesus, sondern von dem, was Gott uns geschenkt hat und noch verheißt. Ist Christus uns geschenkt, sind wir in seine Nachfolge berufen, so ist uns mit ihm alles, wirklich alles geschenkt. Es wird uns alles andere zufallen. Wer in der Nachfolge Jesu allein auf Seine Gerechtigkeit blickt, der ist in der Hand und Hut Jesu Christi und seines Vaters, und wer so in der Gemeinschaft des Vaters ist, dem kann nichts geschehen, der kann auch nicht mehr zweifeln, daß der Vater seine Kinder wohl ernähren kann und nicht hungern lassen wird. Gott wird zur rechten Stunde helfen. Er weiß, was wir bedürfen.

Der Nachfolger Jesu wird noch nach langer Jüngerschaft auf die Frage des Herrn: „Habt ihr auch je Mangel gehabt?“ antworten: „Herr, niemals!“ Wie sollte der auch Mangel haben, der in Hunger und Blöße, in Verfolgung und Gefahr der Gemeinschaft Jesu Christi gewiß ist?

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