Bonhoeffer: Der Schluß

 

Der Schluß.

 

„Darum, wer diese meine Rede hört und tut sie, den vergleiche ich einem klugen Mann, der sein Haus auf einen Felsen baute. Da nun ein Platzregen fiel und ein Gewässer kam und wehten die Winde und stießen an das Haus, fiel es doch nicht; denn es war auf einen Felsen gegründet. Und wer diese meine Rede hört und tut sie nicht, der ist einem törichten Manne gleich, der sein Haus auf den Sand baute. Da nun ein Platzregen fiel und kam ein Gewässer und wehten die Winde und stießen an das Haus, da fiel es und tat einen großen Fall. Und es begab sich, da Jesus diese Rede vollendet hatte, entsetzte sich das Volk über seine Lehre; denn er predigte gewaltig und nicht wie die Schriftgelehrten“ (Mt. 7,24-29).

Wir haben die Bergpredigt gehört, wir haben sie vielleicht verstanden. Aber wer hat sie recht gehört? Auf diese Frage antwortet Jesus zuletzt. Jesus läßt seine Zuhörer nicht einfach weggehen, damit sie nun aus seiner Rede machen, was ihnen gefällt, damit sie heraussuchen, was ihnen für ihr Leben wertvoll erscheint, damit sie prüfen, wie sich diese Lehre zu der „Wirklichkeit“ verhalte. Jesus gibt sein Wort seinen Zuhörern nicht frei, daß es unter ihren krämerischen Händen mißbraucht wird, sondern er gibt es ihnen so, daß es allein Macht über sie behalten muß. Menschlich gesehen gibt es unzählige Möglichkeiten, die Berg-predigt zu verstehen und zu deuten. Jesus kennt nur eine einzige Möglichkeit: einfach hingehen und gehorchen. Nicht deuten, anwenden, sondern tun, gehorchen. So allein ist Jesu Wort gehört. Aber auch wieder nicht vom Tun als von einer idealen Möglichkeit reden, sondern wirklich mit dem Tun anfangen.

Dieses Wort, dem ich über mich rechtgebe, dieses Wort, das aus dem „ich habe dich erkannt“ herkommt, das mich sofort ins Tun, ins Gehorchen stellt, ist der Fels, auf dem ich ein Haus bauen kann. Diesem Wort Jesu aus der Ewigkeit her entspricht nur noch das schlichte Tun. Jesus hat geredet, sein ist das Wort, unser ist der Gehorsam. Allein im Tun behält das Wort Jesu unter uns seine Ehre, seine Kraft und Macht. Jetzt kann der Sturm über das Haus fahren, die Einheit mit Jesus, die durch sein Wort geschaffen ist, kann es nicht mehr zerreißen.

Neben dem Tun gibt es nur noch das Nichttun. Es gibt aber kein Tunwollen und doch nicht tun. Wer mit Jesu Wort irgendanders umgeht als durchs Tun, gibt Jesus unrecht, sagt Nein zur Bergpredigt, tut sein Wort nicht. Alles Fragen, Problematisieren und Deuten ist Nichttun. Der reiche Jüngling, der Schriftgelehrte aus Lk. 10 kommen in Sicht. Und wenn ich meinen Glauben, meine grund-sätzliche Anerkennung diesem Wort gegenüber noch so sehr beteuerte, Jesus nennt das Nichttun. Das Wort aber, das ich nicht tun will, ist mir kein Fels, auf den ich ein Haus bauen kann. Hier ist keine Einheit mit Jesus. Er hat mich noch nie erkannt. Darum, wenn der Sturm jetzt kommt, dann geht mir das Wort schnell verloren, dann erfahre ich, daß ich in Wahrheit nie geglaubt habe. Ich hatte nicht Christi Wort, sondern ein Wort, das ich ihm entwunden und zu meinem eigenen gemacht hatte, indem ich darüber nachdachte, es aber nicht tat. Nun tut mein Haus einen großen Fall, weil es nicht auf Christi Wort ruht.

„Und das Volk entsetzte sich…“ Was war geschehen? Der Sohn Gottes hatte geredet. Er hatte das Weltgericht in seine Hand genommen. Und seine Jünger standen an seiner Seite.

- FORTSETZUNG -