Lieder: Gericht und Verdammnis
1.
Es ist gewisslich an der Zeit,
dass Gottes Sohn wird kommen
in seiner großen Herrlichkeit,
zu richten Bös’ und Frommen.
Dann wird das Lachen werden teu’r,
wenn alles wird vergehn im Feu’r,
wie Petrus davon schreibet.
2.
Posaunen wird man hören geh’n
an aller Welt ihr Ende,
darauf bald werden aufersteh’n
all Toten gar behende.
Die aber noch das Leben han,
die wird der Herr von Stunden an
verwandeln und verneuen.
3.
Darnach wird man ablesen bald
ein Buch, darin geschrieben,
was alle Menschen, jung und alt,
auf Erden hab’n getrieben,
da dann gewiss ein jedermann
wird hören, was er hat getan
in seinem ganzen Leben.
4.
O weh demselben, welcher hat
des Herren Wort verachtet
und nur auf Erden früh und spat
nach großem Gut getrachtet!
Der wird fürwahr ganz kahl besteh’n
und mit dem Satan müssen geh’n
von Christo in die Hölle.
5.
O Jesu, hilf zur selben Zeit,
von wegen deiner Wunden,
dass ich im Buch der Seligkeit
werd angezeichnet funden!
Daran ich denn auch zweifle nicht,
denn du hast ja den Feind gericht
und meine Schuld bezahlet.
6.
Derhalben mein Fürsprecher sei,
wenn du nun wirst erscheinen,
und lies mich aus dem Buche frei,
darinnen steh’n die Deinen,
auf dass ich samt den Brüdern mein
mit dir geh’ in den Himmel ein,
den du uns hast erworben.
7.
O Jesu Christ, du machst es lang
mit deinem jüngsten Tage;
den Menschen wird auf Erden bang
von wegen vieler Plage.
Komm doch, komm doch, du Richter groß,
und mach uns in Genaden los
von allem Übel! Amen.
Bartholomäus Ringwaldt 1586.
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1.
O Ewigkeit, du Donnerwort,
o Schwert, das durch die Seele bohrt,
o Anfang sonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit,
ich weiß vor großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hin wende.
Mein ganz erschrocknes Herz erbebt,
dass mir die Zung am Gaumen klebt.
2.
Kein Unglück ist in aller Welt,
das endlich mit der Zeit nicht fällt
und ganz wird aufgehoben;
die Ewigkeit nur hat kein Ziel,
der Hölle Strom steht nimmer still,
lässt nimmer ab zu toben;
ja, wie mein Heiland selber spricht:
ihr Wurm und Feuer stirbet nicht.
3.
O Ewigkeit, du machst mir bang;
o ewig, ewig ist zu lang,
hier gilt fürwahr kein Scherzen.
Drum wenn ich diese lange Nacht
zusamt der großen Pein betracht,
erschreck ich recht von Herzen.
Nichts ist zu finden weit und breit
so schrecklich, als die Ewigkeit.
4.
Ach Gott, wie bist du so gerecht,
wie strafest du den bösen Knecht
so hart im Pfuhl der Schmerzen!
Auf kurze Sünden dieser Welt
hast du so lange Pein bestellt.
Ach nimm dies wohl zu Herzen,
betracht es oft, o Menschenkind:
kurz ist die Zeit, der Tod geschwind.
5.
Wach auf, o Mensch, vom Sündenschlaf,
ermuntre dich, verlornes Schaf,
und beßre bald dein Leben;
wach auf, es ist doch hohe Zeit,
es kommt heran die Ewigkeit,
dir deinen Lohn zu geben.
Vielleicht ist heut der letzte Tag;
wer weiß, wie man noch sterben mag?
6.
Ach lass die Wollust dieser Welt,
Pracht, Hoffart, Reichtum, Ehr und Geld
dir länger nicht gebieten;
schau an die große Sicherheit,
die falsche Welt und böse Zeit
zusamt des Teufels Wüten.
Vor allen Dingen hab in acht
die schreckenvolle lange Nacht.
7.
O Ewigkeit, du Donnerwort,
o Schwert, das durch die Seele bohrt,
o Anfang sonder Ende!
O Ewigkeit, Zeit ohne Zeit,
ich weiß vor großer Traurigkeit
nicht, wo ich mich hin wende;
nimm du mich, wenn es dir gefällt,
Herr Jesu, in dein Freudenzelt.
Johann Rist +1667.
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1.
Jenen Tag, den Tag der Wehen,
wird die Welt im Brand vergehen,
wie Prophetenspruch geschehen.
2.
Welch Entsetzen von der Kunde,
dass der Richter kommt zur Stunde,
prüfend alles bis zum Grunde.
3.
Die Posaun im Wundertone
sprengt die Gräber jeder Zone,
sammelt alle vor dem Throne.
4.
Erd‘ und Tod wird schau‘n mit Beben,
alle Kreatur sich heben,
Antwort vor Gericht zu geben.
5.
Und ein Buch wird aufgeschlagen,
d’rin steht alles eingetragen,
wess‘ die Welt ist anzuklagen.
6.
Wenn der Richter also sitzet,
wird, was dunkel war, durchblitzet,
vor der Rache nichts beschützet.
7.
Ach, wie werd’ ich Armer stehen!
wen zum Anwalt mir erflehen,
wenn Gerechte schier vergehen?
8.
Hehrer König, Herr der Schrecken!
Gnade nur deckt unsre Flecken;
Gnade, Gnade lass mich decken!
9.
Jesu, milder Heiland, siehe,
wie ich Ziel war deiner Mühe,
dass ich jenem Zorn entfliehe!
10.
Bist so treu mich suchen gangen,
hast am Kreuz für mich gehangen;
nicht umsonst sei Müh‘ und Bangen!
11.
Richter mit der heil‘gen Waage,
tilge wider mich die Klage
vor dem großen Rachetage!
12.
Sieh‘, ich seufze schuldbeladen,
schamrot über schwerem Schaden.
Hör‘ mein Flehen, Gott, in Gnaden!
13.
Du, der freisprach einst Marien,
und dem Schächer noch verziehen,
hast auch Hoffnung mir verliehen.
14.
Mein Gebet gilt nicht so teuer;
aber lass mich, o du Treuer,
nicht vergeh‘n im ew‘gen Feuer!
15.
Zu den Schafen mich geselle;
fern den Böcken und der Hölle
mich zu deiner Rechten stelle.
16.
Wenn Verworf‘ne sich entfärben,
die du hingibst in‘s Verderben,
rufe mich zu deinen Erben.
17.
Tief im Staub ring‘ ich die Hände;
zum Zerknirschten, Herr, dich wende!
Herr, gedenke mein am Ende!
Nach Thomas von Celano.