Lieder: Christliche Ethik

 

1.

Kommt, lasst euch den Herren lehren, 

kommt und lernet allzumal, 

welche die sind, die gehören 

in der rechten Christen Zahl; 

die bekennen mit dem Mund, 

gläuben fest von Herzensgrund 

und bemühen sich darneben, 

fromm zu sein, dieweil sie leben. 

2.

Selig sind, die Demut haben, 

und sind immer arm im Geist, 

rühmen sich ganz keiner Gaben, 

dass Gott werd allein gepreist; 

danken dem auch für und für, 

denn das Himmelreich ist ihr; 

Gott wird dort zu Ehren setzen, 

die sich selbst gering hie schätzen. 

3.

Selig sind, die Leide tragen, 

da sich göttlich Trauern findt, 

die beseufzen und beklagen 

ihr und andrer Leute Sünd, 

auch deshalben traurig gehn, 

oft vor Gott mit Tränen stehn: 

diese sollen hier auf Erden 

und denn dort getröstet werden. 

4.

Selig sind die frommen Herzen, 

da man Sanftmut spüren kann, 

welche Hohn und Trotz verschmerzen, 

weichen gerne jedermann, 

die nicht suchen eigne Rach 

und befehlen Gott die Sach: 

diese will der Herr so schützen, 

dass sie noch das Land besitzen. 

5.

Selig sind, die sehnlich streben 

nach Gerechtigkeit und Treu, 

dass an ihrem Tun und Leben 

kein Gewalt noch Unrecht sei. 

Die da lieben Gleich und Recht, 

sind aufrichtig, fromm und schlecht, 

Geiz, Betrug und Unrecht hassen, 

die wird Gott satt werden lassen. 

6.

Selig sind, die aus Erbarmen 

sich annehmen fremder Not, 

sind mitleidig mit den Armen, 

bitten treulich für sie Gott; 

die behilflich sind mit Rat, 

auch, wo möglich, mit der Tat, 

werden wieder Hilf empfangen 

und Barmherzigkeit erlangen. 

7.

Selig sind, die funden werden 

reines Herzens jederzeit, 

die im Werk, Wort und Gebärden 

lieben Zucht und Heiligkeit, 

diese, welchen nicht gefällt 

die unreine Lust der Welt, 

sondern sie mit Ernst vermeiden, 

werden schauen Gott mit Freuden. 

8.

Selig sind, die Friede machen 

und drauf sehn ohn Unterlass, 

dass man mög in allen Sachen 

fliehen Hader, Streit und Hass. 

Die da stiften Fried und Ruh,

helfen allerseits dazu, 

sich auch Friedens selbst befleißen, 

werden Gottes Kinder heißen. 

9.

Selig sind, die müssen dulden 

Schmach, Verfolgung, Angst und Pein, 

da sie es doch nicht verschulden 

und gerecht befunden sein.

Ob des Kreuzes gleich ist viel,

setzet Gott doch Maß und Ziel

und hernach wird ers belohnen

ewig mit der Ehrenkronen.

10.

Gib, o Herr, zu allen Zeiten,

dass ich hie auf dieser Erd

aller solcher Seligkeiten

aus Genaden fähig werd;

gib, dass ich mich acht gering,

oft dir meine Not vorbring,

auch am Feinde Sanftmut übe,

die Gerechtigkeit stets liebe.

11.

Dass ich Armen helf und diene,

immer hab ein reines Herz,

die in Unfried stehn versühne,

dir anhang in Freud und Schmerz. 

Vater, hilf von deinem Thron, 

dass ich gläub an deinen Sohn 

und durch deines Geistes Stärke 

mich befleiße guter Werke. 

 

Johann Heermann, 1630.

Mel. Freu dich sehr, o meine Seele.

 

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1. 

So jemand spricht: Ich liebe Gott,

und hasst doch seine Brüder,

der treibt mit Gottes Wahrheit Spott

und reißt sie ganz darnieder.

Gott ist die Lieb und will, dass ich

den Nächsten liebe so wie mich.

2. 

Wer dieser Erde Güter hat

und sieht die Brüder leiden

und macht den Hungrigen nicht satt,

lässt Nackende nicht kleiden,

der übertritt die ersten Pflicht:

er hat die Liebe Gottes nicht.

3. 

Wer seines Nächsten Ehre schmäht

und gern sie schmähen höret,

sich freut, wenn sich sein Feind vergeht,

und nichts zum Besten kehret,

nicht dem Verleumder widerspricht,

der liebt auch seinen Bruder nicht.

4. 

Wer harret, bis, ihn anzuflehn,

ein Dürftger erst erscheinet,

nicht eilt dem Frommen beizustehn,

der im Verborgnen weinet,

nicht gütig forscht, obs ihm gebricht,

der liebt auch seinen Nächsten nicht.

5.

Wer andre, wenn er sie beschirmt,

mit Härt und Vorwurf quälet

und ohne Nachsicht straft und stürmt,

sobald sein Nächster fehlet:

wie bleibt bei solchem Ungestüm

die Liebe Gottes wohl in ihm?

6.

Wir haben einen Gott und Herrn,

sind eines Leibes Glieder;

drum diene deinem Nächsten gern,

denn wir sind alle Brüder.

Gott schuf die Welt nicht bloß für mich:

mein Nächster ist sein Kind wie ich.

7. 

Ein Heil ist unser aller Gut,

wie sollt ich Brüder hassen,

die Gott durch seines Sohnes Blut

so hoch erkaufen lassen?

Dass er mich hat mit sich versühnt,

hab ich dies mehr als sie verdient?

8. 

Du schenkst mir täglich so viel Schuld,

du Herr von meinen Tagen;

ich aber sollte nicht Geduld

mit meinen Brüdern tragen,

dem nicht verzeihn, dem du vergibst,

und den nicht lieben, den du liebst?

9. 

Was ich den Frommen hier getan,

den kleinsten auch von diesen,

das siehet mein Erlöser an,

als hätt ichs ihm erwiesen.

Wie könnt ich Jesu Jünger sein

und ihn in Brüdern nicht erfreun?

10. 

Ein unerbittliches Gericht

wird über den ergehen,

der nicht barmherzig ist, der nicht

die rettet, die ihn flehen.

Drum gib mir, Gott, durch deinen Geist

ein Herz, das dich durch Liebe preist.

 

Christian Fürchtegott Gellert 1757.

Mel. Machs mit mir Gott nach deiner Güt.

 

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1.

O Gott, du frommer Gott, du Brunnquell guter Gaben, 

ohn den nichts ist, was ist, von dem wir alles haben: 

gesunden Leib gib mir und dass in solchem Leib 

ein unverletzte Seel und rein Gewissen bleib. 

2.

Gib, dass ich tu mit Fleiß, was mir zu tun gebühret, 

wozu mich dein Befehl in meinem Stande führet. 

Gib, dass ichs tue bald zu der Zeit, da ich soll, 

und wenn ichs tu, so gib, dass es gerate wohl. 

3.

Hilf, dass ich rede stets, womit ich kann bestehen, 

lass kein unnützes Wort aus meinem Munde gehen; 

und wenn in meinem Amt ich reden soll und muss, 

so gib den Worten Kraft und Nachdruck ohn Verdruss. 

4.

Findt sich Gefährlichkeit, so lass mich nicht verzagen, 

gib einen Heldenmut, das Kreuz hilf selber tragen. 

Gib, dass ich meinen Feind mit Sanftmut überwind 

und wenn ich Rats bedarf, auch guten Rat erfind. 

5.

Lass mich mit jedermann in Fried und Freundschaft leben, 

so weit als christlich ist; willt du mir etwas geben 

an Reichtum, Gut und Geld, so gib auch dies dabei, 

dass von unrechtem Gut nichts untermenget sei. 

6.

Soll ich auf dieser Welt mein Leben höher bringen, 

durch manchen sauern Tritt hindurch ins Alter dringen, 

so gib Geduld; für Sünd und Schanden mich bewahr, 

auf dass ich tragen mag mit Ehren graues Haar. 

7.

Lass mich an meinem End auf Christi Tod abscheiden, 

die Seele nimm zu dir hinauf zu deinen Freuden, 

dem Leib ein Räumlein gönn bei frommer Christen Grab, 

auf dass er seine Ruh an ihrer Seiten hab. 

8.

Wann du an jenem Tag die Toten wirst aufwecken, 

so tu auch deine Hand zu meinem Grab ausstrecken, 

lass hören deine Stimm und meinen Leib weck auf 

und führ ihn schön verklärt zum auserwählten Hauf. 

 

Johann Heermann, 1630.

 

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1. 

Lass mich, o Herr, in allen Dingen

auf deinen Willen sehn und dir mich weihn;

gib selbst das Wollen und Vollbringen

und lass mein Herz dir ganz geheiligt sein.

Nimm meinen Leib und Geist zum Opfer hin;

dein, Herr, ist alles, was ich hab und bin.

2. 

Gib meinem Glauben Mut und Stärke,

lass ihn durch Menschenliebe tätig sein,

dass man an seinen Früchten merke,

er sei kein eitler Traum und falscher Schein.

Er stärke mich in meiner Wanderschaft

und gebe mir zum Kampf und Siege Kraft.

3. 

Lass mich, so lang ich hier soll leben,

auch an dem bösen Tage sein vergnügt

und deinem Willen mich ergeben,

der mir zum Besten alles weislich fügt.

Gib Furcht und Demut, wann du mich beglückst,

Geduld und Trost, wann du mir Trübsal schickst.

4. 

Ach, hilf mir beten, wachen, ringen,

so will ich einst, wann ich den Lauf vollbracht,

dir ewig Dank und Ehre bringen,

dir, der du alles hast so wohl gemacht.

Dann werd ich heilig, rein, ganz dir geweiht,

dein Lob verkündigen in Ewigkeit.

 

Georg Joachim Zollikofer 1766.