Lieder: Neuschöpfung und ewiges Leben
1.
Mein Gott, ich will von hinnen gehen,
der Erdentag wird mir zu lang,
die Tore deiner Stadt zu sehen,
zu hören himmlischen Gesang.
Vor deinem Angesicht zu stehn,
das ist’s allein, was ich ersehn‘.
2.
Nicht, dass ich nicht zu danken wüsste
für das, was du mir hier beschert.
Nicht, dass ich nicht geduldig büßte,
solang es dein Gericht begehrt.
Doch das, wonach mein Herz so brennt,
ist, dass mich nichts mehr von dir trennt.
3.
Die Städte dieses Erdenrundes
sind fahle Schatten deiner Stadt,
die uns Verheißung deines Mundes
schon längst zuvor begründet hat.
Zu ihren Höhen blick‘ ich auf.
Ach, endete der Jahre Lauf!
4.
Die Brunnen, die hier lieblich rinnen,
sind nur ein blasses, dunkles Bild
des Borns, der unter goldenen Zinnen
vor deinem Stuhle ewig quillt.
Die Stadt, die deine Herrlichkeit
erleuchtet, Herr, – liegt sie noch weit?
5.
Ich denke nur an ihre Mauern,
die der Apostel Namen schmückt.
Was hier ist, kann nur flüchtig dauern,
nachdem ich ihren Saum erblickt.
Ihr Tor steht offen Tag und Nacht:
Wann werd‘ ich, Herr, vor dich gebracht?
6.
Vergehen bald der Berge Firnen,
dass deine Stadt herniederfährt,
darin der Engel reine Stirnen
von deinem Namen sind verklärt?
Die Stadt, geschmückt gleich einer Braut,
aus Jaspis und Saphir erbaut?
7.
Errichtet aus dem Holz des Lebens,
so steigt sie aus der Wolken Meer.
Wir Menschen wandern nicht vergebens:
du nahst uns aus der Ferne her.
Die Hütte Gottes ist bereit,
die Stadt des Heils in Ewigkeit!
8.
Erlöschen mögen Mond und Sonnen.
Dein Glanz herrscht in ihr immerdar.
Das Ziel war da, eh wir begonnen.
Die Worte sind gewiss und wahr.
Wir suchten nicht: Du bist’s, der sucht
und heimruft, die wir dir geflucht.
Jochen Klepper
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1.
Herzlich tut mich erfreuen
die liebe Sommerzeit,
wenn Gott wird schön verneuen
alles zur Ewigkeit;
den Himmel und die Erden
wird Gott neu schaffen gar,
all Kreatur soll werden
ganz herrlich, hübsch und klar.
2.
Also wird Gott neu machen
alles so wonniglich,
vor Schönheit solls gar lachen
und alles freuen sich.
Von Gold und Edelsteine
die Welt wird sein geschmückt,
mit Perlen groß und kleine,
als wär es ausgestickt.
3.
Kein Zung kann nicht erreichen
die ewig Zierheit groß,
man kann’s mit nichts vergleichen,
die Wort sind viel zu bloß:
Drum müssen wir solchs sparen
bis an den jüngsten Tag,
dann wollen wir erfahren
was Gott ist und vermag.
4.
Da werden wir mit Freuden
den Heiland schauen an,
der durch sein Blut und Leiden
den Himmel aufgetan,
die lieben Patriarchen,
Propheten allzumal,
die Märtyrer und Apostel
bei ihm ein große Zahl.
5.
Die werden uns annehmen
als ihre Brüderlein,
sich unser gar nicht schämen,
uns mengen mitten ein,
wir werden alle treten
zur Rechten Jesu Christ,
als unsern Gott anbeten,
der unsers Fleisches ist.
6.
Er wird zur rechten Seiten
uns freundlich sprechen zu;
kommt ihr Gebenedeiten
zu meiner Ehr und Ruh,
jetzt sollet ihr ererben
mein liebsten Vaters Reich,
welchs ich euch hab erworben,
drum seid ihr Erben gleich.
7.
Also wird Gott erlösen
uns gar von aller Not,
vom Teufel, allem Bösen,
von Trübsal, Angst und Spott,
von Trauern, Weh und Klagen,
von Krankheit, Schmerz und Leid,
von Schwermut, Sorg und Zagen,
von aller bösen Zeit.
8.
Gott wird sich zu uns kehren,
eim jeden setzen auf
ein gülden Kron der Ehren,
uns herzen freundlich drauf,
wird uns an sein Brust drücken
aus Lieb ganz väterlich,
an Leib und Seel uns schmücken
mit Gaben mildiglich.
9.
Er wird uns fröhlich leiten
ins ewig Paradeis,
die Hochzeit zu bereiten
zu seinem Lob und Preis.
Da wird sein Freud und Wonne
in rechter Lieb und Treu
aus Gottes Schatz und Bronne
und täglich werden neu.
Johann Walter 1552.
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1.
Jerusalem, du hochgebaute Stadt,
wollt Gott, ich wär in dir!
Mein sehnlich Herz so groß Verlangen hat,
und ist nicht mehr bei mir.
Weit über Berg und Tale,
weit über blaches Feld
schwingt es sich über alle
und eilt aus dieser Welt.
2.
O schöner Tag und noch viel schönre Stund,
wann wirst du kommen schier,
da ich mit Lust, mit freiem Freudenmund
die Seele geb von mir
in Gottes treue Hände
zum auserwählten Pfand,
dass sie mit Heil anlände
in jenem Vaterland?
3.
Im Augenblick wird sie erheben sich
bis an das Firmament,
wenn sie verlässt so sanft, so wunderlich
die Stätt der Element,
fährt auf Eliä Wagen,
mit engelischer Schar,
die sie in Händen tragen,
umgeben ganz und gar.
4.
O Ehrenburg! sei nun gegrüßet mir;
tu auf der Gnaden Pfort!
wie große Zeit hat mich verlangt nach dir,
eh ich gekommen fort
aus jenem bösen Leben,
aus jener Nichtigkeit,
und mir Gott hat gegeben
das Erb der Ewigkeit.
5.
Was für ein Volk, was für ein edle Schar
kommt dort gezogen schon?
Was in der Welt von Auserwählten war,
seh ich, die beste Kron,
die Jesus mir, der Herre,
entgegen hat gesandt,
da ich noch war so ferne
in meinem Tränenland.
6.
Propheten groß und Patriarchen hoch,
auch Christen insgemein,
die weiland dort trugen des Kreuzes Joch
und der Tyrannen Pein,
schau ich in Ehren schweben,
in Freiheit überall,
mit Klarheit hell umgeben,
mit sonnenlichtem Strahl.
7.
Wenn dann zuletzt ich angelanget bin
ins schöne Paradeis,
von höchster Freud erfüllet wird der Sinn,
der Mund von Lob und Preis;
das Halleluja reine
singt man in Heiligkeit,
das Hosianna feine,
ohn End in Ewigkeit.
8.
Mit Jubelklang, mit Instrumenten schön,
auf Chören ohne Zahl,
dass von dem Klang und von dem süßen Ton
erbebt der Freudensaal;
mit hundert tausend Zungen,
mit Stimmen noch viel mehr,
wie von Anfang gesungen
das himmelische Heer.
Johann Matthäus Meyfart, 1648.