Ewigkeitssonntag
Sterben in Zuversicht
Wenn jemand stirbt, den wir gut kannten, dann erschrecken wir. Beim Eintreffen der Nachricht verstummt alles Gerede. Anderen Themen treten zurück. Wir schauen einander betroffen an. Und viele denken: „Hoppla, das hätte auch mich treffen können – oder meinen näheren Familienkreis!“ Es ist für einen Moment, als ginge der Tod persönlich durch den Raum. Und manchen schaudert es. Denn wenn jemand stirbt, ist ihm doch etwas Schlimmes passiert. Oder etwa nicht? Er kann am Leben nicht mehr teilnehmen, und wir bedauern ihn, weil das Leben doch schön ist. Oder etwa nicht? Schließlich tun wir sehr viel, um unser Leben zu erhalten. Wir essen gesund, fahren vorsichtig und gehen zum Arzt, weil Leben offenbar besser ist als Tot-Sein. Oder etwa nicht? Automatisch haben wir auch Mitleid. Denn es scheint ja, als sei der Verstorbene mit all seinen Lebenswünschen auf endgültige Weise gescheitert. Und doch darf man Zweifel haben. Denn wenn man einen schweren Weg zu gehen hatte, ist einem dann nicht wohler, wenn man das Ziel erreicht? Und wenn Sterben doch „schlimm“ sein kann – darf man dann nicht die beneiden, die das Schlimmste schon „hinter sich“ haben? Alles irdische Mühen und Streben bleibt sowieso fragmentarisch und vorläufig. Wenn der Tod unser Leben aber vollendet und alles so fixiert, wie es war – ist das dann nicht besser? Wer noch irgendetwas besitzt, kann es verlieren, wer noch um etwas ringt, kann scheitern, wer noch handelt, kann sich blamieren. So schweben die Lebenden immer in Gefahr und müssen sich sorgen. Die Verstorbenen aber, die haben nichts mehr zu verlieren – und haben darum auch keinen Kummer. Wir sind unfertig, sie sind fertig. Wir müssen arbeiten, sie können ruhen. Von uns wird dauernd etwas erwartet, von ihnen nicht. Wer hat’s also besser? Sind die Toten wirklich mehr zu beweinen als die Lebenden? Oder hat ihnen der Tod eine Wendung zum Besseren gebracht? Die Christen der Barock-Zeit haben das so gesehen. Denn ihnen schien der Himmel verlockender als die Erde. Sie wussten, dass man im Diesseits sowieso nie ganz selig wird, weil hier alles gefährdet, schwankend und nicht von Dauer ist. Was der Mensch an einem Tag aufbaut, fällt am nächsten wieder um, so dass seine Arbeit nie wirklich endet! Der Tod hingegen erlöst von all dem vergeblichen Streben. Er ist der ultimative Ruhestand, den wir bei Gott verbringen dürfen! Und so hat der Barockdichter Andreas Gryphius ein Gedicht geschrieben, das die uns vertraute Perspektive umkehrt. Denn da spricht ein sterbender Christ, der keineswegs traurig ist, der Welt „ade“ zu sagen, sondern sich freut, weil er im Himmel doch viel mehr gewinnt, als er auf Erden verliert. Er ruft:
1.
Ade, verfluchtes Tränen-Tal!
du Schauplatz herber Schmerzen,
du Unglücks-Haus, du Jammer-Saal,
du Folter reiner Herzen.
Ade, mein Kerker bricht entzwei,
die Kette reißt, mein Geist wird frei,
die Schlösser sind zersprungen.
2.
Willkommen, oft gewünschter Tod,
wo du ein Tod zu nennen,
willkommen, süßer Lebens-Bot‘,
wer kann die Freud‘ erkennen?
in die uns Gott durch dich einführt,
den Schmuck mit welchem Jesus ziert,
die standhaft hier gerungen.
3.
Mein irdisch Haus, der Leib, geht ein,
der Not-Stall meiner Seelen,
der Stock, die Werkstatt herber Pein,
die enge Marter-Höhlen.
Der werte Schatz bleibt unverletzt,
den wir, ob schon der Feind nachsetzt,
dem Höchsten wiederbringen.
Ja, so kann man es auch sehen! Denn wer in dieser Welt viel liebt, bekommt auch viel zu leiden. Und wenn er in keinem rundum gesunden Leib steckt, lernt er auch die Schmerzen kennen. Ein Mensch ist eingesperrt in seinen fragilen Körper und befindet sich damit immer in angstvoller Lage. Seinen Gedanken kreisen um das, was ihm drohen könnte – und selbst wenn es nicht eintritt, ist doch schon die Sorge ein Gefängnis. Dem entkommen wir erst, wenn der Tod die Ketten unseres Kerkers auf endgültige Weise löst! Warum soll man den Tod also nicht wie einen Befreier willkommen heißen und als den Freudenboten jenes besseren Lebens, mit dem Jesus die Seinen „zieren“ und beschenken will? Für eine Seele, die voller Gottvertrauen dem Himmel entgegenstrebt, ist das leibliche Leben ja doch nur ein Notbehelf und eine Durchgangsstation! Auf Erden lebt diese Seele nur provisorisch, wie in einem Stall oder in einer Höhle. Da ist sie vielfacher Pein und Versuchung ausgesetzt, wird angefochten und bedrängt! Der Tod aber bringt die Seele als einen kostbaren Schatz zu unserem Gott zurück, der sie geschaffen hat. Und bei ihm ist sie dann vor weiteren Nachstellungen sicher. Warum soll man also den Tod als Unglück ansehen? Ähnelt er nicht eher einer glücklichen Heimkehr und einem „Feierabend“, wo wir die Füße hochlegen? Gryphius jedenfalls schaut auf die Welt wie auf ein blutiges Schlachtfeld, von dem sich die sterbende Seele sehr gern löst, um himmelwärts zu steigen:
4.
Die Erde schau' ich unter mir!
Ist dies, worum wir kämpfen?
mit Schwert und Flammen, welche wir
mit Blut und Leichen dämpfen?
Die Handvoll Gras, dies Häuflein Sand,
um welches Eitelkeit und Tand
und Fluch und Laster dingen?
5.
Hilf Gott, was lass ich? nichts als Weh!
als Zeter, Ach, und Klagen,
als eine bittre Tränen-See
und Höllen grause Plagen?
Heißt ihr dies Leben, die ihr lebt!
und zwischen Furcht und Leiden schwebt,
die Angst und Grimm verzehret?
6.
Dort fällt ein Reich, das andre kracht,
und dies wird nicht gefunden.
Dort schluckt die Erd‘ ein ihre Pracht,
die dar in Rauch verschwunden.
Was nicht der strenge Nord auslöscht,
was nicht die stolze Well' abwäscht
wird durch sich selbst verkehret.
Die Seele des Sterbenden, die Gryphius hier reden lässt, hat sich bereits ein Stück über das irdische Handgemenge erhoben – und sie bedauert das auch gar nicht. Denn sie schaut aus der Vogelperspektive drauf und wundert sich, worum die Menschen da so heftig streiten. Um ein Stückchen sandigen Bodens werden lange Kriege geführt, und für ein wenig Grasland vergießt man viel Blut. Mal gehört die Krone diesem und dann jenem – bis der Dritte sie erobert und wieder an den Vierten verliert. Nur behalten kann sie keiner! Und so gibt es um eitlen Besitz, um etwas Spaß und vergänglichen Ruhm ein ewiges Hauen und Stechen. Aber ist es das wirklich wert? Und ist dies wirklich „Leben“ zu nennen, wenn wir uns von Gier und Angst getrieben ins Getümmel stürzen, uns um ein bisschen Glück raufen und dabei immer sorgen, wir könnten zu kurz kommen? Selbst wer erfolgreich ist, schwebt noch allzeit ungesichert zwischen Furcht und Grimm, Hoffnung und Enttäuschung. Und selbst wenn er triumphierend ein kleines Reich erobern kann, ist ihm doch bestimmt, im nächsten Moment wieder unterzugehen. Wie schön sein Glück auch glänzen mag – die Erde verschluckt es, der Wind weht es fort und die Welle wäscht es weg. All das Ringen und Streiten schenkt keinen bleibenden Gewinn, wird aber von der nächsten Generation erneut mit verbissenem Eifer fortsetzt! Und da soll der Sterbende traurig sein, nicht weiter teilzunehmen? Nein, er klopft sich den Staub aus den Kleidern und ist heilfroh, dem irdischen Schlachtfeld den Rücken zu kehren und in den himmlischen Frieden einzugehen!
7.
Und mag noch jemand sein, der mich
mit Zähren ruft zurücke,
Denkt, Liebsten, wo ihr und wo ich!
missgönnt man mir mein Glücke?
Ich lach‘, ihr weint! Ich sieg‘, ihr kriegt!
Ich herrsch‘, ihr dient! Ich steh‘, ihr liegt!
Ich leb‘, ihr müsst verschmachten.
8.
Ihr seid, um die man trauern soll;
ich, den die Lust erquicket.
Ihr zagt, und mir ist ewig wohl,
Gott hat mich heim geschicket,
der euch bald rufen wird zu mir.
Indessen lernt die falsche Zier
der eitlen Welt verachten.
9.
Ade, ihr Liebsten, ich muss fort,
lasst ab von euren Tränen.
Denkt, dass ich aussteig in den Port,
nach dem sich alle sehnen.
Dort war der Kampf, hier ist der Lohn.
Dort war der Kerker, hier der Thron.
Dort Wünschen, hier Erlangen.
10.
Das reiche Schloss der Ewigkeit
geht auf, ich bin ankommen.
Ade, Welt, Hoffen, Schmerz und Streit,
Gott hat mich eingenommen.
Hier will ich ewig leben dir,
hier will mit Jauchzen für und für
ich dich, mein Gott, umfangen.
(„Terra vale! Dominum vitae stat adire Tonantem“,
Andreas Gryphius, sprachlich angepasst)
Wahrlich, dieser Sterbende macht einen guten Tausch, wenn er von der Erde in den Himmel wechselt. Und er will sich von denen, die um ihn trauern, auch nicht zurückrufen lassen. Vielmehr sollen sie ihm sein Glück von Herzen gönnen! Sie nennen ihn vielleicht „entschlafen“, aber in Wahrheit ist er nun aufgewacht. Sie meinen, er hätte alles verloren, doch eigentlich hat er alles gewonnen. Sie weinen um ihn, dabei hat er nun gut lachen. Denn er ist all den Lebenden einen großen Schritt voraus. Und viel eher sollte er sie bedauern als sie ihn. Denn Gott hat ihn aus der Fremde „heimgeschickt“, er hat ihn „heimgeholt“ in den Himmel – und da ist ihm nun „ewig wohl“. Die Trennung von seinen Lieben mag ihn momentan schmerzen, sie ist aber nur vorübergehend. Denn bald wird Gott sie auf demselben Weg heimholen. Sterbend ist er seiner Familie nur schon mal vorausgereist und an dem Zielhafen ausgestiegen, nach dem sich alle sehnen. Für ihn ist der Kampf damit glücklich beendet, die Pflicht getan, der Siegespreis errungen. Denn Gott hat ihn aus seinem irdischen Kerker herausgeholt und in die himmlische Freiheit entlassen. Was er auf Erden nie erlangen konnte, findet er bei Gott. Hat er bei ihm aber „Leben in Fülle“, was sollen dann all die Tränen? Beweint man denn jemand, weil er das Ziel seines Weges glücklich erreicht hat? Sollte man ihm dazu nicht eher gratulieren? Er ist angekommen und hat einen Platz gefunden, den ihm keiner mehr streitig macht! Gott hat ihn „eingenommen“. Er aber durfte sich Gott in die Arme werfen und ist nun auf der sicheren Seite. Er ist jeder Gefahr entronnen und kann jauchzen, weil er mit eigenen Augen sieht, was man auf Erden glauben muss, ohne es zu sehen! Und darum sollte ihn jemand bemitleiden? Deswegen sollten die Hinterbliebenen betroffen dreinschauen, als sei ihm etwas Schlimmes zugestoßen? Nein – sagt Gryphius. Wenn Gott ein unfertiges Menschenleben durch den Tod hindurch vollendet und damit die gefährdete Seele endgültig in Sicherheit bringt, wenn er ihr den großen Frieden schenkt, den sie auf Erden nie finden kann, und ihr dazu noch auf alle quälenden Fragen Antwort gibt: was könnte der Seele dann Besseres passieren? Macht sie nicht den denkbar besten Tausch? Vielleicht klingt das für manchen, als wollte ich ihm das Sterben schmackhaft machen. Doch ist das nicht nötig. Wenn die Zeit kommt, können wir uns sowieso nicht entziehen. Und da uns gar nicht zusteht, eine Wahl zu treffen, ist es auch müßig, darüber zu diskutieren, ob Leben wohl besser ist als Sterben. Doch möchte ich mit Gryphius in Erinnerung rufen, dass sich Christen mit mindestens einem lachenden Auge von dieser Welt verabschieden dürfen – und diesen letzten Weg nicht scheuen müssen. Denn das Gesündeste und Weiseste ist es, wenn ein Mensch weder begehrt, um jeden Preis zu leben, noch um jeden Preis zu sterben, sondern nur begehrt, das eine wie das andere auf gottgefällige Weise zu tun. Verzweifelt gesund sein zu wollen, wenn Gott es nicht schenkt, ist Unfug, und krank sein zu wollen, erst recht. Das uns gegönnte Leben mutwillig wegzuwerfen, ist sicher falsch. Und sich verbissen daran festzukrallen, ist auch nicht richtiger. Sondern darin liegt Weisheit, wenn wir alles so aus Gottes Hand annehmen, wie es seine Vorsehung fügt – und nur darum bitten, dass es uns nicht von Gott entfernen möge. Macht der Schöpfer uns gesund und munter, hat er bestimmt seine Gründe. Macht er uns aber krank und elend, so gilt ganz dasselbe. Wenn Gott will, dass wir leben, sollen wir nicht den Tod begehren. Und wenn er will, dass wir sterben, dürfen wir auch damit einverstanden sein. Nur eben, dass Gott uns dazu den nötigen Glauben und die Kraft schenken möge, mit jedem dieser Schicksale klarzukommen. Soll ich krank sein und langsam verfallen, so mag’s in Gottes Namen geschehen. Und soll ich wieder genesen, ist es mir umso angenehmer! Wichtig ist aber, dass mich nichts von Gott trennt, sondern dass mich alles so oder so – durch Abbau oder Aufbau – meiner Vollendung in Gott näher bringt. Blaise Pascal hat das in einem Gebet schön und treffend sagt:
„Herr, ich begehre nicht frei zu sein von Schmerz (...); aber ich bitte dich, mich nicht den Schmerzen der Natur zu überlassen ohne die Tröstungen deines Geistes (...). Ich begehre nicht eine Fülle von Trost zu haben ohne ein Leiden, denn das ist das Leben der Herrlichkeit; aber ich begehre auch nicht in der Fülle von Übeln zu sein ohne Tröstung (...), sondern ich begehre, Herr, beides zusammen zu fühlen, die Schmerzen der Natur für meine Sünden und die Tröstungen deines Geistes durch deine Gnade (...). Ich bitte dich weder um Gesundheit noch um Krankheit, weder um Leben noch um Tod, sondern dass du über meine Gesundheit und über meine Krankheit, über mein Leben und über meinen Tod gebietest zu deiner Ehre, zu meinem Heil und zum Nutzen der Kirche und deiner Heiligen, zu denen ich durch deine Gnade zu gehören hoffe. Du allein weißt, was mir dienlich ist; du bist der alleinige Herr, tue was du willst. Gib mir, nimm mir, aber bilde meinen Willen nach dem deinen, dass ich in demütiger und vollkommener Unterwerfung und in heiliger Zuversicht mich anschicke die Gebote deiner ewigen Vorsehung zu empfangen und alles, was mir von dir kommt, immer gleich verehre (...).“
Ist dem Mann egal, ob er lebt oder stirbt? Nein. Wie jeder andere hat er durchaus Wünsche, hat vielleicht Lust auf der Welt zu bleiben, oder von der Welt zu gehen. Aber, weil er das sowieso nicht zu entscheiden hat, richtet er sein Augenmerk darauf, so oder so bei Gott zu bleiben. Will Gott, dass er lebt, so begehrt er nicht zu sterben. Und verordnet Gott ihm zu sterben, will er keine Sekunde länger leben. Natürlich sind ihm Tröstungen lieber als Schmerzen! Aber wenn Gott zu den Schmerzen auch den nötigen Trost und die Kraft gibt, diese Schmerzen zu tragen, will er sich nicht beklagen. Er möchte nicht dies oder das, sondern will, dass sein Wille immer mit dem Willen Gottes übereinstimmt. Und wenn ihm nur dieser Konsens erhalten bleibt, wenn seine Gemeinschaft mit Gott ungebrochen bleibt – dann ist ihm ziemlich egal, ob das in dieser Welt geschieht, oder in der nächsten. Daraus können wir aber folgern: Das wirklich Gefährliche am Tod ist nicht, dass wir unser Leben verlieren, sondern dass wir unterwegs vielleicht den Glauben verlieren, wenn uns das Sterben allzu viel Angst macht, oder wenn wir aus unersättlichem Lebenshunger Gottes Ruf widerstreben wollen. Unbestritten – wenn unsre leiblichen und geistigen Kräfte schwinden, stellt das auch den Glauben auf die Probe! Soll er sich aber bewähren, darf unser Glaube nicht dadurch bedingt sein, dass wir schmerzfrei sind, dass wir Genesung erleben und dann weitere Lebenszeit in Aussicht haben. Sondern er muss ein unbedingter Glaube sein, der nichts anderes zur Voraussetzung hat als nur den Gott, auf den er blind vertraut. Nicht darauf kommt’s an, dass wir hierbleiben und um jeden Preis 90 oder 100 Jahre vollenden, auch nicht darauf, dass wir ungeduldig und vielleicht voreilig in den Himmel streben, sondern dass wir so oder so und in jeglichen Umständen die Nähe Gottes nicht verlieren. Denn wer Gott hat, was sollte dem noch fehlen? Sei so einer im Himmel oder noch auf der Erde – wenn er Gott hat, hat er immer genug. Und wird ihm sterbend der ganze Rest genommen, ist er in und mit Gott trotzdem noch reich. Das darf uns Gelassenheit schenken im Angesicht des Todes. Und dass die uns dann auch am Ende nicht verlässt, wenn’s drauf ankommt, darum können wir Gott schon heute bitten.
Gebet zum Ewigkeitssonntag
Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,
gelobt seiest du für deine Ewigkeit. Bei dir ist das Vergangene nicht verloren, und das Künftige nicht ungewiss. Dir entflieht kein Augenblick, und du versäumst keine Stunde. Für dich gibt es kein „zu früh“ und kein „zu spät“, sondern deine Zeit ist immer „jetzt“. Dafür preisen wir dich, denn seit du Ewiger in Christus zeitlich wurdest, ist deine Ewigkeit unser Trost. Wir vergehen, du aber bleibst, wir werden alt und müde, du aber behältst deine Kraft, unser Glaube schwankt, du aber gibst ihm festen Grund, wir reden heute anders als morgen, dein Wort aber steht fest, unser Wille ist wandelbar, deine Entschlüsse aber wirft niemand um – und das ist unser Glück. Denn nicht auf Zeitliches, sondern auf Ewiges wollen wir unser Leben bauen, nicht auf uns selbst, sondern auf dich. Alles an uns ist wert zu vergehen, Herr – und doch ruft alles in uns nach Ewigkeit. Darum bitten wir dich um Christi willen, dass du uns und allen Menschen dieser Erde gewährst, was wir nicht verdienen: wandle uns, reinige und vollende uns, damit das Gute, das du in deine Geschöpfe gelegt hast, bewahrt bleibe für das ewige Leben, das Christus uns verheißen hat. Amen.
Bild am Seitenanfang: All Souls
Marianne von Werefkin, Public domain, via Wikimedia Commons