Buß- und Bettag

Buß- und Bettag

Wer sich zum Thema „Buße“ äußert, muss mit Unverständnis und mit Widerstand rechnen, noch bevor er überhaupt etwas gesagt hat. Denn „Buße“ hat mit Reue zu tun – und also mit den Fehlern eines Menschen. Der Ruf zur „Buße“ will vor Augen führen, was an uns verkehrt ist. Doch „schlecht“ zu sein, fühlt sich schlecht an. Und wenn einer meint, es ginge ihm so schon schlecht genug, kann er gut darauf verzichten, auch noch an moralische Defizite erinnert zu werden. Da wittert er sofort einen Angriff auf sein Selbstwertgefühl, schaltet auf Abwehr – und fühlt sich dazu auch halbwegs berechtigt. Denn der Zeitung kann er ja regelmäßig entnehmen, dass es viel Schlimmere gibt als ihn. Verglichen mit diesen Mördern, Dieben und Betrügern fühlt er sich als braver Bürger. Und das beruhigt ihn, weil er nur seine konkreten Taten bilanziert, unter denen die wenigsten so richtig „böse“ erscheinen – und einige sogar „gut“. Doch was das Herz erstrebt, ist viel wichtiger, als was die Hände tun. Die tiefergehende Frage ist nicht, wie einer redet und handelt, sondern warum. Nicht der äußere Lebenswandel ist zu bewerten, sondern die inneren Motive. Und da zeigt sich leider, dass auch die vermeintlich „anständigen“ Leute alles zu dem Zweck tun, einen Vorteil zu erlangen oder einen Nachteil zu vermeiden. Wir tun das Gute nicht, weil es gut ist, sondern weil es sich in irgendeinem Sinne „lohnt“. Wir unterlassen das Böse nicht, weil es böse ist, sondern weil wir sonst Ärger bekämen. Und so resultiert der brave Lebenswandel, auf den wir uns so viel zugutehalten, nur aus einer Abwägung der angenehmen oder unangenehmen Konsequenzen. Wir handeln nicht wirklich moralisch, sondern pragmatisch. Denn unsere Umwelt lobt und verstärkt das erwünschte Verhalten. Gleichzeitig sanktioniert und verurteilt sie das unerwünschte. Und in der Regel fügen wir uns dem sozialen Druck, weil wir wollen, dass man uns mag und nicht meidet. Für Akzeptanz und Einbindung zahlen wir den Preis, dass wir uns anständig und verträglich benehmen. Wir ersparen uns damit das schlechte Gewissen, genießen das Gefühl, gute Menschen zu sein – und schlafen ruhig. Wir tun‘s aber nicht wirklich aus edler Gesinnung oder zum Vorteil anderer, sondern um unseretwillen. Nun ist das nachvollziehbar und klug, weil wir die anderen ja brauchen! Doch mag unser Verhalten dann so erscheinen, als wär‘s ganz in Ordnung, sind es unsere Motive keineswegs. Denn was aus Eigennutz getan wird, kann man nicht im ethischen Sinne „gut“ nennen. Es sieht zwar äußerlich so aus. Doch würde derselbe Mensch, wenn’s nötig wäre, um Vorteile zu erlangen oder Nachteile zu vermeiden, bereitwillig auch das Gegenteil tun. Ja, wenn es der Preis für soziale Akzeptanz wäre, täte er auch das Böse und zeigte sich im eigenen Interesse „moralisch flexibel“ – aus den genannten pragmatischen Gründen. Denn wir sind zwar gut darin, Moral zu simulieren, wenn es sich auszahlt. Zahlt sie sich aber nicht aus, ist uns die Moral bald egal. Und wenn sich das Gut-Sein nicht mal „gut anfühlt“, wenn es unser Selbstwertgefühl nicht steigert, weil es weder Dank noch Anerkennung findet, erlischt das Interesse schnell. Wer aber nicht glauben will, was ich da unterstelle, möge sich einmal zur Probe in jenen Gyges hineinversetzen, von dem Platon erzählt. Denn Gyges gerät unverhofft in eine Situation, in der sein Verhalten unentdeckt bleibt. Was immer er auch anstellt – die Gesellschaft sanktioniert es nicht. Lohn und Strafe entfallen. Und das bringt den Mann in Versuchungen, denen er nicht lange widersteht. Doch ich will vorne beginnen. Gyges ist ein einfacher Hirte im Dienste des Königs. Und eines Tages, nach einem Unwetter und einem Erdbeben, entdeckt er auf der Weide eine tiefe Erdspalte. Er gräbt ein wenig nach, steigt hinein und findet in einer Höhle die große Figur eines Pferdes – und in dem Pferd wiederum einen Leichnam, an dessen Finger ein goldener Ring steckt. Diesen Ring nimmt Gyges, steckt ihn sich selbst an die Hand und sieht darin zunächst nur einen Zufallsfund und ein wertvolles Schmuckstück. Als er aber später mit anderen Hirten zusammensitzt und aus Langeweile ein wenig an seinem Ring herumspielt, entdeckt er dessen Zauberkraft. Zufällig dreht er den Stein auf der Oberseite des Rings nach innen, zur Handfläche hin. Und da merkt er, dass er für seinen Nebenmann unsichtbar geworden ist. Die anderen Hirten reden plötzlich, als wäre Gyges nicht da! Und der wundert sich natürlich. Er dreht den Stein des Ringes wieder nach außen – und ist sofort wieder sichtbar. Er begreift nun, dass er den Ring benutzen kann wie eine Tarnkappe. Er funktioniert wie so ein märchenhafter Mantel, der unsichtbar macht. Und das eröffnet ungeahnte Möglichkeiten. Denn was kann man ungesehen nicht alles erleben und anstellen! Ungesehen kann man viele Streiche begehen, kann Geheimnisse ergründen und verbotene Orte besuchen. Man kann sich in exklusive Gesellschaften einschleichen und interessante Gespräche belauschen! Ungesehen kann man durch fremde Häuser spazieren, kann auf Kostbarkeiten zugreifen, die sonst bewacht werden, und kann überall dabei sein, wo man nur will. Der Neugier sind keine Grenzen gesetzt! Unsichtbar kann man jeden Schalter umlegen und aus dem Gefängnis befreien, wen immer man will. Man kann sich gefahrlos wilden Tieren nähern, kann sich in jedes warme Bett legen und ohne zu fragen von jedem Buffet naschen. Das klingt auch alles recht lustig! Doch bei Gyges zeigt sich bald gar nichts Lustiges mehr, sondern es zeigt sich die Schattenseite der menschlichen Natur. Denn kaum hat Gyges die Kraft des Rings verstanden, nutzt er sie auf bedenkliche Weise. Er gelangt in den Palast des Königs, weil kein Wachsoldat ihn sieht. Er betrachtet all die Reichtümer, die Kunstwerke und den Luxus. Und weil dem Hirten auch die schöne Königin gefällt, schleicht er sich unbemerkt in ihr Schlafzimmer. Er wird zum Voyeur. Doch die Ahnungslose unbekleidet anzusehen, reicht ihm bald nicht mehr. Sondern Gyges verführt die Königin zum Ehebruch. Das Risiko ist gering, denn wenn er will, ist er für die Palastwache und für den betrogenen König unsichtbar. Niemand hindert oder ergreift ihn, niemand mahnt oder tadelt. Gyges kann anstellen was er will. Und genau das tut er dann auch. Denn wie sich herausstellt, war es nur die Furcht vor den Konsequenzen, die bisher die Schattenseite seines Charakters in Schach hielt. Es dauert nicht lange, da verabredet sich Gyges mit der Königin, den König zu ermorden. Und nach der Tat bemächtigt er sich selbst der Herrschaft im Lande. Man kann sich aber leicht vorstellen, dass es eine Schreckensherrschaft war, weil Gyges seine Untertanen ja hemmungslos ausspionieren, manipulieren und töten kann. Seiner Willkür sind keine Grenzen gesetzt. Und so weckt die Macht des Ringes all das Böse in ihm auf, das zuvor noch Hemmungen unterlag. Man fragt sich, wie das wohl endete! Doch davon erzählt Platon nicht, sondern spielt den Ball seinen Lesern zu mit der Frage, ob wir denn selbst, wenn wir jenen Ring besäßen, uns besser im Griff hätten als Gyges. Das ist natürlich eine hypothetische Frage und ein rein gedankliches „Experiment“. Doch kann es aufschlussreich sein, einmal die eigene Phantasie spielen zu lassen – und zu sehen, was uns da einfiele. Denn ungesehen kommt man in jedes Haus und hinter jede Tür, kann an fremden Schreibtischen Briefe und Tagebücher lesen, kann jede Neugier befriedigen und alles mitnehmen, was einem gefällt. Ohne ertappt zu werden, kann man Gespräche belauschen, kann unsympathische Menschen mal so richtig erschrecken – oder ihnen die Nackenschläge verpassen, die sie längst verdienten. Man kann für andere Schicksal spielen, kann Verwirrung stiften oder auch hilfreich sein. Alles, was man sich bisher nicht traute, ist plötzlich möglich, und für nichts wird man zur Rechenschaft gezogen! Was das Gedankenspiel zu Tage fördert, ist aber durchaus erschreckend. Denn all den Verlockungen, die uns in den Sinn kommen, widerstehen wir offenbar nur, weil es Folgen hätte, ihnen sichtbar nachzugeben! Das aber bedeutet: Wir scheuen gar nicht das Böse an sich, sondern scheuen uns nur, dabei erwischt zu werden. Und am Tun des Guten verlieren wir den Spaß, wenn’s verborgen bleibt und keine Anerkennung findet. Das Ganze ist aber darum so entlarvend, weil die Impulse, denen wir nachgeben würden, wenn wir den Ring besäßen, uns nicht erst mit dem Ring zuwachsen, sondern offenkundig schon da sind. Die fragwürdigen Wünsche und Ideen fliegen uns nicht mit dem Ring zu, sondern der Ring bringt sie nur ans Licht. Wir respektieren das Gute nur umständehalber, aus eigenem Interesse. Und wären die Umstände wirklich anders, so dass wir Gelegenheit hätten, unbeobachtet auszuleben, was in uns steckt, wäre es mit dem Anstand bald vorbei. Denn tatsächlich lassen wir das Böse nicht bleiben, weil wir das Gute so sehr lieben, sondern bloß, weil wir keinen Ärger wollen. Wir achten nicht wirklich das Recht und die Würde anderer Menschen, sondern wollen nur nicht erwischt werden. Wir verkneifen uns Übergriffe nicht, weil wir keine Lust drauf hätten, sondern nur, weil die Gesellschaft sie nicht toleriert. Hätten wir Narrenfreiheit, würden wir uns auch entsprechend benehmen! Und die Vorstellung, wir seien doch im Grunde „gute Menschen“, löst sich damit in Luft auf. Denn ein wirklich guter Mensch täte das Gute unter allen Umständen. Er verabscheute das Böse einfach, weil es böse ist. Und wenn so einer den Ring des Gyges bekäme, träte auch nichts anderes zu Tage als nur die gute Haltung, die der Mensch auch vorher hatte. Doch – von dieser Sorte sind wir nicht. Sondern wir verkneifen uns die Missetaten nur, weil wir‘s uns mit dem Rest der Welt nicht verscherzen wollen. Wir unterdrücken Gier und Gewalt, weil es uns die Sympathie der anderen kostet, wenn wir sie ausleben. Tatsächlich liegt uns das Gute aber so wenig im Blut, dass man uns erst lange mit Zuckerbrot und Peitsche dazu erziehen – und auch später noch in Schach halten muss. Denn wozu sonst bräuchten wir Passwörter und Ausweise, Gesetze und Polizisten, Türschlösser und Tresore? Der Aufwand, den wir zur Überwachung, Kontrolle und Ahndung betreiben, beweist, dass der Mensch dem Guten nicht freiwillig folgt. Er muss sich Zwang antun, um sozialverträglich zu leben. Und wenn wirklich einer von uns den Ring des Gyges hätte, täte sich der menschliche Abgrund auf, den wir mit viel Aufwand vor uns selbst und vor den anderen verbergen. Wo führt das aber hin? Was bezweckt die ganze Überlegung? Sollen wir uns nun hassen, weil wir so sind und in Depressionen versinken? Oder sollten wir mit aller Gewalt daran arbeiten, besser zu werden? Erwarten sie, dass ich nun an den guten Willen appelliere, den sie so wenig haben wie ich? Sollte ich drohen: „Lasst das Böse sein, damit ihr nicht in die Hölle kommt“? Oder sollte ich locken: „Tut das Gute, damit ihr in den Himmel kommt“? Es könnte tatsächlich den einen oder anderen ins Grübeln bringen, weil die Hölle ja eindeutig ein Nachteil ist – und der Himmel ein Vorteil! Doch hätten wir damit das Problem der stets eigennützigen Motivation gerade nicht überwunden, sondern hätten den Fehler nur im Bereich der Religion wiederholt. Denn genau wie die Moral wird auch der Glaube korrumpiert, wenn man ihn durch Lohn und Strafe motivieren will – und ihn damit auf Berechnung gründet. Was kann ich aber stattdessen raten? Vielleicht überrascht es sie. Aber ich empfehle, bezüglich der eigenen Moralität vollständig zu resignieren, wie ich selbst das auch tue. Geben sie ganz ernsthaft den Versuch auf, ein guter Mensch zu werden. Und hoffen sie nicht mehr auf diese oder jene gute Regung in ihnen selbst, sondern nur noch auf das Gute in Gott. Erwarten sie nichts mehr von sich selbst, umso mehr aber von Christus. Und setzen sie dann keine Hoffnung mehr auf ihre eigenen guten Absichten oder Taten, sondern nur noch auf die Absichten und Taten Christi. Denn wenn sie nicht deutlich besser sind als ich, sind auch sie (moralisch gesehen) ein hoffnungsloser Fall. Folgen sie mir aber in dieser Selbsteinschätzung, so tun sie‘s bitte auch in der positiven Konsequenz, dass sie nämlich ein „Fan“ werden des Guten und Heiligen in Gott. Denn allein an ihm sehen wir, was wir an uns selbst vermissen – und dürfen vor ihm umso tiefer den Hut ziehen. Nur Gott ist gut, wir sind’s nicht! Aber wie sich ein Unterkühlter aufwärmen kann, indem er näher zum Feuer rückt, und wie einer im Schatten erhellt werden kann, wenn er sich zur Quelle des Lichts hinwendet, so kann auch ein schlechter Mensch die Nähe Gottes suchen, um an seiner Güte ein wenig teilzuhaben. Und das ist der Weg, den ich empfehle, weil ich mir von keinem anderen etwas verspreche. Es kann mit uns erst besser werden, wenn wir uns nicht mehr für gut halten. Erst dann suchen wir jene Macht, die es selbst mit den Schlechten noch gut meint. Wir finden sie in Christus und dürfen ihm als Bankrotteure unsere Armut offen legen. Wir sagen dann: „Hey, ich bin nicht gut. Aber ich hänge mich an den, der die Güte selber ist. Ich bin nicht weise. Aber ich dränge mich an den heran, der alle Wahrheit kennt. Ich bin nicht sauber. Aber ich laufe zu dem, der rein ist und waschen kann. Ich kann mich gegen Vorwürfe nicht verteidigen. Aber ich bringe mich hinter Christus in Deckung. Ich bin sterblich und schwach. Aber ich strebe zu dem, der genug Kraft und Leben hat für uns beide...“ Ja, schauen wir ruhig mit Resignation und Spott auf uns selbst. Schauen wir aber mit Verehrung und Zuversicht auf Christus. Denn im Unterschied zu uns ist er bedingungslos gut. Christus ist wie eine Luftblase unter Wasser – die braucht keine Gründe, um nach oben zu steigen! Er ist wie ein Stein, den man loslässt – der braucht keine Gründe, um zu Boden zu fallen! Genauso fraglos und unbedingt ist Jesu Verhältnis zum Guten. Niemand muss ihn erst dazu motivieren, dressieren, drängen oder treiben! Doch unsereiner will immer erst wissen, was ihm das Gute „bringt“, bevor er’s in Erwägung zieht. Ja, so kläglich sind wir auf unseren Vorteil fixiert, dass wir nicht mal das Böse aus Überzeugung tun, sondern aus Opportunismus, weil wir uns etwas davon versprechen! Dabei wissen wir durchaus, was gut wäre. Gut wäre, das Gute auch dann zu tun, wenn wir davon Nachteile haben, und das Böse auch dann abzulehnen, wenn es Vorteile bringt. Das wäre ein Zustand, in dem uns auch der Ring des Gyges zu nichts mehr verlocken könnte! Aber davon sind wir himmelweit entfernt. Das Problem, das wir nicht nur haben, sondern sind, bleibt ungelöst, wenn Gott es nicht löst. Und darum sollten wir Taulers Empfehlung folgen. Er sagt:

„In die einsame, stille, freie Gottheit trage deinen unnützen, hässlichen Seelengrund, der überwachsen ist mit Unkraut, ledig alles Guten und voll der wilden Tiere. Gott entgegen trage deine Finsternis, die allen Lichtes entbehrt, und lass ihn dich erleuchten.“

Packen wir also unseren ganzen Seelenplunder auf einen Bollerwagen. All die Sorgen und Gedanken, Ängste und Begierden, all die Halbheiten, Lügen und Illusionen. Packen wir obendrauf auch noch unseren Stolz und unsere Eitelkeit. Machen wir eine einzige große Fuhre daraus. Ziehen wir diesen Handwagen zum Kreuz Jesu hin. Und legen wir ihm unseren ganzen Müll vor die Füße. Bitten wir ihn, damit zu machen, was immer er möchte. Und warten wir dann auf seine Weisung. Denn wer so zu Jesus kommt, wird niemals abgewiesen. Und anders als durch ihn ist niemandem zu helfen.

 

 

Gebet zum Buß- und Bettag

 

Allmächtiger Gott, barmherziger Vater,

was könnten wir dir sagen, was du nicht schon weißt? Wir haben gesündigt in Gedanken, Worten und Werken. Wir haben deinem Wort nicht geglaubt und haben gegen deine Gebote verstoßen. Unseren Nächsten sind wir viel Liebe schuldig geblieben und haben ihnen mit deinen Gaben nicht immer gedient. Vielmehr haben wir ihnen das Leben schwer gemacht durch Eigensinn und Rechthaberei. Wir haben unseren Vorteil gesucht auf Kosten anderer. Und wir waren weder mit ihnen ganz aufrichtig noch mit uns selbst. Wir haben unsere eigenen Fehler entschuldigt, den anderen aber die ihren nachgetragen. Wir waren allzu hart gegen sie und allzu mild gegen uns selbst. Wir haben an der falschen Stelle geredet und an der falschen geschwiegen. Wir ließen uns gefangen nehmen von kleinlichen Wünschen und Sorgen, dich aber, o Herr, haben wir allzu oft vergessen. Unserer eigenen Eitelkeit haben wir viel gedient, deiner Ehre aber wenig. Ja, immer wieder den bequemen Weg wählend haben wir dir Schande gemacht – und sind deswegen deiner Gemeinschaft nicht würdig. Doch wohin sollten wir gehen, wenn nicht immer wieder zu dir? Was bleibt uns übrig, als unsere Not und Angst immer wieder zu dir hinzutragen und unsere Bedrängnis am Fuß deines Kreuzes abzulegen? Du weißt damit umzugehen. Und wenn wir zu dir kommen, schickst du uns nicht weg. Darum klopfen wir erneut bei dir an, nehmen Zuflucht zu deiner Barmherzigkeit und bitten um Vergebung. Amen. 

 

 

Bild am Seitenanfang: Mirror

Oskar Zwintscher (1870-1916), Public domain, via Wikimedia Commons