Der Maßstab des Jüngsten Gerichts

Der Maßstab des Jüngsten Gerichts

Wenn man ein ordnungsliebender Mensch ist, der es gern übersichtlich hat und systematisch – dann kann einen das Neue Testament zum Wahnsinn treiben. Denn scheinbar antwortet es auf fundamental wichtige Frage mal so und mal so – und dann auch wieder anders. Wie komme ich aber drauf? Nun, weil mich die Frage beschäftigt hat, anhand welchen Maßstabs im Jüngsten Gericht begnadigt und verworfen wird, und ich lange ratlos blieb. Sie werden zugeben, dass dies kein Nebenthema ist, sondern ein höchst wichtiges für jeden von uns: Wer kommt warum in den Himmel hinein – und wer muss draußen bleiben? Das klärt sich doch im Jüngsten Gericht! Und trotzdem scheint das Neue Testament auf diese zentrale Frage mal diese und mal jene Antwort zu geben. Einerseits liest man, dass Gott schon vor aller Zeit diejenigen zum Heil erwählt hat, die gerettet werden sollen. Die er sich ausersehen hat, die hat er dazu berufen, seine Kinder zu sein. Der Töpfer hat beschlossen, aus ihnen Gefäße zum ehrenvollen Gebrauch zu machen – aus den anderen nicht. Und eben dieser Unterschied tritt im Jüngsten Gericht zu Tage (Eph 1,3-6; Röm 8,28-30.33; 9,18-21). Doch stehen daneben Aussagen, die alles Gewicht auf den Heiligen Geist legen. Denn die sind wahrhaft Gottes Kinder, die der Heilige Geist „treibt“, und die folglich mit dem Vater und dem Sohn „eines Geistes“ sind. Wer Christi Geist nicht hat, der ist nicht sein. Wer ihn aber hat, dem ist der Geist gegeben als „Unterpfand“ der künftigen Seligkeit. Und so könnte man meinen, der Geistbesitz mache im Jüngsten Gericht den Unterschied (Röm 8,9.14.16; 1. Kor 6,17; 2. Kor 1,22; 5,5). Folgt man dagegen der Johannesoffenbarung, so werden im Gericht zuerst die Bücher der Werke aufgetan, und danach das Buch des Lebens. Die nicht geschrieben stehen im Buch des Lebens, werden in den feurigen Pfuhl geworfen – und im Buch des Lebens stehen sicher jene, die ihre Kleider gewaschen haben im Blut des Lammes. Aber woran erkennt man die (Offb 7,14; 20,11-15)? Da scheint es einfacher, den Glauben ins Zentrum zu stellen – und nichts als den Glauben! Denn das finden wir oft und betonen es zu Recht: „Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben“ (Joh 3,16). Wer Jesu Wort hört und glaubt, der hat das ewige Leben (Joh 5,24). Und als evangelische Christen bestehen wir darauf, dass es nicht die guten Werke sind, die uns in den Himmel bringen. Jene, die Gott „recht sind“, werden nicht gerechtfertigt aufgrund ihrer moralischen Verdienste und frommen Werke, sondern allein aus Gnade und allein durch den Glauben (Röm 3,19-28; 4,4-5; Gal 2,16; Eph 2,8-9; 2. Tim 1,9-10). Doch wenn wir dann lesen, ein guter Baum werden nur an den guten Früchten erkannt (Mt 7,15-20), und wenn wir sehen, dass es im Weltgericht nach Matthäus (Mt 25,31-46) doch wesentlich um die Werke der Barmherzigkeit geht, kommen wir wieder durcheinander. Denn da werden Schafe und Böcke danach unterschieden, ob sie Hungrige gespeist und Nackte bekleidet haben, ob sie Kranke besucht und Fremde aufgenommen haben. Die es taten, erben das Himmelreich. Die es nicht taten, landen im ewigen Feuer. Und so scheint das Jüngste Gericht doch wieder ein Gericht nach den Werken zu sein. Denn auch anderswo im Neuen Testament heißt es wie selbstverständlich, dass im Gericht die guten und die bösen Taten zählen (Mt 16,27; Joh 5,29; 2. Kor 5,10; Röm 2,3-10). Ein paar Seiten weiter liest man allerdings, wer sich vor den Menschen zu Jesus bekenne, zu dem werde Jesus sich auch bekennen vor dem himmlischen Vater (Mt 10,32). Und an anderer Stelle liegt der Akzent plötzlich bei der Taufe, denn Jesus sagt, wer nicht geboren werde „aus Wasser und Geist“ könne nicht in das Reich Gottes kommen (Joh 3,5; 1. Petr 3,21; Eph 5,26). „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden“ (Mk 16,16). Das Abendmahl ist aber nicht weniger wichtig. Denn Jesus sagt auch: „Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, der hat das ewige Leben, und ich werde ihn am Jüngsten Tage auferwecken“ (Joh 6,54). Ja, wer kennt sich da noch aus? Dass wir alle vor Gottes Richterstuhl erscheinen müssen, ist nicht strittig. Dort geht es nur nach links oder nach rechts. Ganz sicher werden Unkraut und Weizen getrennt (Mt 13,24-30.36-43). Aber der Maßstab, nach dem Gott die Menschen beurteilt und sortiert, wird mal so und mal anders beschrieben. Und das stiftet Verwirrung, weil der Erste meint, es zähle nur der Glaube allein, weil der Zweite einwendet, man müsse außerdem auch noch verdienstliche Werke vorweisen, und der Dritte behauptet, sogar die Ungläubigen hätten eine Chance, wenn sie nur fleißig Gutes tun. Ist es aber wahrscheinlich, dass Gottes Wort in einer so zentralen Frage keine klare Antwort gibt? Nein. Und die Lösung des Rätsels ist sogar recht einfach: Das Neue Testament kann deshalb zwischen verschiedenen Maßstäben hin- und herspringen, weil es am Ende trotzdem immer dieselben Leute sind, die auf der einen und auf der anderen Seite zu stehen kommen. Es ist gleich, ob man nach diesem oder nach jenem Kriterium fragt. Es ergeben sich bei den Erlösten und bei den Verdammten immer dieselben Gruppen. Und das wiederum erklärt sich daraus, dass zwischen den genannten Merkmalen ein direkter Zusammenhang besteht, so dass eins notwendig aus dem anderen folgt. Alles beginnt damit, dass Gott „vor aller Zeit“ beschlossen hat, aus der Masse der sündigen Menschen einige zum Heil zu erwählen. Sie waren noch gar nicht da, doch er kannte sie schon. Um sie aber dort zu erreichen, wo sie sind, und sie zum Heil zu führen, hat Gott sich hier auf Erden in Jesus Christus offenbart. Das Evangelium, das Jesus brachte und in dessen Zentrum er steht, können alle hören. Es rettet aber nicht alle. Denn es wandelt nur die Herzen derer, die der Heilige Geist innerlich zum Glauben überwindet, deren Starrsinn er also bricht, die er erleuchtet und zur Buße führt. Eben die ergreifen dann ihr Heil, sie lassen sich sobald wie möglich taufen, gehen auch mit Freude zum Abendmahl und werden gerechtfertigt aus Gnade, weil Gott ihnen die Gerechtigkeit Christi zugute hält, als wäre es ihre eigene. Als von Gott Geliebte und Begnadete können sie dann gar nicht anders, als auch nach guten Werken zu streben. Und allein die Gläubigen können sie vollbringen. Denn nachdem Christus für ihr Heil gesorgt hat, müssen sie nicht mehr an sich selbst denken, sie müssen nicht mehr „das Ihre“ suchen (1. Kor 13,5), sondern sorglos und selbstvergessen sind sie nur noch damit beschäftigt, das Gute um des Guten willen zu tun. Genau darin sind sie mit dem Vater und dem Sohn „eines Geistes“ und bringen die guten Früchte, die nur ein guter Baum bringen kann. Sie werden auf Erden zwar nie vollkommen, sie wären’s aber gern – zu Gottes Lob. Und wenn sie darin beharren bis ans Ende (Mt 24,13; Offb 2,10) und Gott hingegeben sterben: Was wird dann vor Gottes Richterstuhl den Ausschlag geben? Ihre Erwählung, ihr Glaube, ihre Liebe, ihre Taufe, ihr Bekenntnis oder ihre Heiligung? So gestellt, macht die Frage keinen Sinn mehr. Denn offenbar gehört das alles zusammen. Es sind alles Merkmale derer, die den rechten Weg geführt werden. Und dass das Neue Testament so uneinheitlich mal diesen und mal jenen Aspekt benennt, ist nur sachgemäß. Denn – wie sollte nicht eins mit dem anderen verbunden sein, so dass die Erwählten auch die Gläubigen sind, so dass die Geistbegabten zu den Sakramenten streben, und die Gerechtfertigten auch die Gerechten sind, die Barmherzigkeit üben und ein reines Herz haben? Das sind doch nicht verschiedene Leute, sondern es sind dieselben Leute – nur jeweils unter einem anderen Aspekt betrachtet! Denn dass eins aus dem anderen erwächst, liegt auf der Hand. Natürlich erkennt man den guten Baum an den guten Früchten! Deshalb zeigt sich der Glaube in den Werken der Barmherzigkeit. Aber machen etwa erst die Früchte den Baum zu einem guten Baum? Muss der Baum nicht schon gut sein, bevor sich das in Früchten zeigen kann? Genauso muss der Mensch gut sein, bevor er wirklich gute Werke zu tun vermag. Wodurch aber könnte ein Sünder „gut“ werden, wenn nicht durch Gottes heiligen Geist? Und wie anders käme der Geist zu ihm, wenn nicht aufgrund der Erwählung dieses Menschen vor aller Zeit? Der Töpfer hat von Ewigkeit her beschlossen, eine bestimmte Anzahl von Gefäßen zu ehrenvollem Gebrauch zu machen. Die Menschen aber, die er dazu ausersehen hat, die hat er auch vorherbestimmt, dass sie mit seinem Sohn „eines Geistes“ sein sollen. Die dazu Vorherbestimmten hat er dann auch berufen, die Berufenen aber gerecht gemacht – und die Gerechten auch verherrlicht (Röm 8,28-30). Was Wunder also, dass sie sich im Glauben zu Christus bekennen, dass sie sich taufen lassen, zum Abendmahl gehen, auf das Evangelium vertrauen, die Bibel studieren, beten und gute Werke tun? Eins geht doch folgerichtig aus dem anderen hervor! Und Gott ist kein Stümper, dass er im Prozess notwendige Schritte ausließe! Sein Erwählen ist die primäre Ursache, die über einige Zwischenschritte regelmäßig diese Wirkung hat, dass der Christ die ihm zugesprochene Gerechtigkeit auch wirklich lebt und (durch Wort und Sakramente gestärkt) die von Gott empfangene Liebe an andere weitergibt. Ist sein Glaube lebendig, können die Werke nicht ausbleiben. Die Werke hervorzuheben, macht aber keinen Sinn, weil sie bloß Symptome der inneren Gesundheit sind, die der Mensch nicht sich selbst, sondern Gott verdankt. Die guten Werke sind eine Spätfolge der Erwählung. Sie klappern hinterher, wenn sonst schon alles geklärt ist. Sie sind Indikatoren dafür, dass Gottes Zugriff erfolgte. Der Zusammenhang lässt sich aber nicht so umkehren, als ob die Werke im Nachhinein die Ursache für Gottes Erwählen und somit der Grund der Erlösung wären. Nein! Gottes ewiges Erwählen manifestiert sich zwar in der Zeit. Erst im Glauben und im Bekennen, in der Frömmigkeit – und schließlich in Werken. Doch tritt dabei nur zu Tage, was Gott längst bei sich entschieden hat. Und dass es zu Tage tritt, wird nicht „rückwirkend“ zur Basis der göttlichen Entscheidung. Denn die steht fest und wird im Jüngsten Gericht nicht erst „getroffen“, sondern wird bloß kundgetan und anschaulich erklärt, damit die Beurteilten sie auch verstehen. Rückblickend auf ihr Leben werden sie mit dem Glauben und den Werken konfrontiert, die sie hatten – oder nicht hatten. Und während die einen sowohl dieses wie auch jenes haben (weil’s zusammengehört), wird bei den anderen sowohl dieses wie auch jenes fehlen. Denn es ist ja logisch, dass wer nicht erwählt ist, auch den Heiligen Geist nicht empfängt – und infolgedessen weder nach der Taufe noch nach dem Abendmahl strebt. So einer erkennt weder sein Elend noch strebt er nach dem Heil, er bereut nichts, glaubt nichts, er bleibt der Selbstliebe verhaftet und ist darum zu wahrhaft guten Werken gar nicht fähig (Röm 14,23; Joh 15,5). Eben darum ist es aber gleich, welches Merkmal die Bibel gerade ins Auge fasst. Denn es bilden sich trotz verschiedener Merkmale nicht verschiedene Gruppen, sondern immer dieselben. Es sind nicht verschiedene Leute, sondern es sind links und rechts immer dieselben Leute – nur jeweils unter anderem Aspekt betrachtet! Und wer möchte, kann sich das auf triviale Weise veranschaulichen. Stellen sie sich bitte einen Straußenfarm vor, wo zehn Straußenvögel auf einer Weide stehen. Und irgendwer hat irrtümlich noch zehn Esel hinaufgetrieben. Der Besitzer kann nun seinem Angestellten die Weisung geben, alle Tiere nach links zu treiben, die ein Fell haben, und alle nach rechts zu treiben, die Federn haben. Es wird wohl gelingen. Am Ende stehen da die Esel, und dort die Strauße. Doch hätte der Besitzer genauso gut sagen können: „Stell mir die nach links, die vier Beine haben, und stell die nach rechts, die auf zwei Beinen laufen.“ Auch so hätte es funktioniert. Das Ergebnis ist dasselbe. Wenn er aber gesagt hätte: „Stell die nach links, die Zähne haben, und stell die nach rechts, die einen Schnabel haben“ – wär‘s so nicht auch gegangen? Die benannten Merkmale sind durchaus verschieden, aber das Ergebnis ist das gleiche, weil die Tiere mit dem Fell auch die mit den vier Beinen und die mit den Zähnen sind – wohingegen die mit den Federn auch die Zweibeiner sind, die einen Schnabel besitzen. Verschiedene Merkmale führen dreimal zum selben Ergebnis. Und ich meine, dass es sich beim Jüngsten Gericht genauso verhält, weil die Erwählten auch die Gläubigen, und die Gläubigen die mit den guten Werken sind, während die von Gott Verworfenen auch nicht an ihn glauben wollen, weil sie die Sakramente missachten und von ihrer Eigenliebe nicht loskommen. Hier wie dort sind es immer dieselben Leute, die auf die eine oder auf die andere Seite fallen. Und so gibt es im Neuen Testament tatsächlich keinen Widerspruch, sondern nur vielfältige Ausdrucksformen für denselben Umstand, dass ein Mensch entweder den guten oder den schlechten Weg gegangen ist. Für Gott ergeben sich im Jüngsten Gericht keine Überraschungen. Er weiß längst, was Unkraut und was Weizen ist, wer zu den Schafen und wer zu den Böcken gehört. Doch auch die Menschen selbst sollen verstehen, was mit ihnen passiert. Und so gibt der Richter den einen das Himmelreich und bezeugt ihnen (um es zu erklären), dass ihr Glaube in ihrem Bekenntnis und in Werken der Liebe sichtbar wurde. Die anderen aber verweist er ins ewige Feuer und bezeugt ihnen (um es zu erklären), dass sich ihr fehlender Glaube in der Missachtung des Evangeliums und im Fehlen guter Werke gezeigt hat. Gerichtet wird immer nach dem inneren Befund, der sich im Reden, Denken und Tun nur äußert. Gerichtet wird nach dem Glauben oder Unglauben, der sich in den vorhandenen oder nicht vorhandenen „Früchten“ manifestiert. Die Früchte allein aber machen einen schlechten Baum nicht gut. Sondern der Baum seinerseits muss schon gut sein, um gute Früchte zu bringen. Und gut wird er nicht von selbst, sondern wird es durch Gottes heiligen Geist, der ihn im Glauben mit Christus vereint. Gottes Geist tut das aber nur bei denen, die Gott schon vor aller Zeit zum Heil erwählte. Und so belohnt er im Gericht eigentlich nur das Gute, das er selbst in uns und an uns getan hat. Die er dazu ausersah, mit seinem Sohn „eines Geistes“ zu sein, die hat er dazu vorherbestimmten und berufen, die Berufenen aber auch gerecht gemacht, und die Gerechten verherrlicht. Warum kommt es uns aber vor, als wär’s in Wirklichkeit ganz anders? Warum kennen wir so viele, die angeblich glauben, die dann aber keine Nächstenliebe üben, und so viele Getaufte, die sich zu nichts bekennen? Warum nennen sich so viele „Christen“, die das Abendmahl links liegen lassen und sich für Gottes Wort nicht im Geringsten interessieren? Warum fällt in unserer Wahrnehmung auseinander, was nach dem Neuen Testament zusammengehört? Ich weiß keinen anderen Grund zu nennen, als dass wir so schlechte Christen sind. Die Erklärung kann nur sein, dass wir Konfusion und Inkonsequenz in das hineintragen, was eigentlich logisch aufeinander aufbaut. Denn wie sollte einer den Heiligen Geist haben, der sich für die Bibel nicht mal interessiert? Und wie kann einer, der sich für einen Christen hält, die sakramentale Gemeinschaft mit den Geschwistern nicht suchen? Wie kann es so viele geben, die sich auf Gottes Barmherzigkeit verlassen und doch selbst keine Barmherzigkeit üben? Warum denken so viele, der Himmel müsse ihnen offen stehen, obwohl sie nie nachgeforscht haben, wie man hineinkommt? Das biblische Bild des Heilswegs ist klar und stringent. Unser Leben hingegen ist konfus und steht dazu oft im Widerspruch. Viele halten sich für erwählt, die es nicht sind. Und viele sind es, die es heute noch nicht wissen. Viele sind Blender, viele verblendet. Wir sehen keinem ins Herz und verstehen auch kaum uns selbst! Doch gerade darum ist es gut, dass Gott Gericht hält – und wir das Richten unterlassen. Denn Gott kennt die Schafe und die Böcke, er kennt das Unkraut und den Weizen. Und niemand muss Sorge haben, dass ihm ein Irrtum unterliefe. Nein, im Himmel und in der Hölle landen genau die, die dort hingehören. Und das Jüngste Gericht stellt sicher, dass sie auch wissen, warum. Das im Gericht maßgebliche Kriterium ist der Glaube, der sich (die Erwählung und den Geistbesitz voraussetzend) im Sakramentsgebrauch und in Werken der Barmherzigkeit manifestiert. Oder – mit den Worten A. Hoeneckes gesagt:

 

„Nachdem der Herr durch seine Allwissenheit und sein unfehlbares Urteil über Gläubigkeit und Ungläubigkeit zwischen Schafen und Böcken geschieden hat, gibt er das Reich, d. i. die ewige Seligkeit und Herrlichkeit, denen zur Rechten als Segen der Gnade und frei geschenktes Erbe der Gnade, als ihnen zugedacht von Ewigkeit her (Mt 25,34). Hierauf bezeugt er ihnen, dass er sie mit Recht (denn V. 35) Gesegnete des Vaters, d. h. Gläubige, Kinder und Erben nenne und als solche ihnen die Herrlichkeit überantworte, weil sie für ihren Glauben Beweise, die freilich auch wieder nur ihm, dem Allwissenden, allein als Erzeugnisse und Früchte des Glaubens an ihn (mir getan) und damit als vollgültige Beweise bekannt sind, im Liebesdienst zu ihm gegeben (V. 35-40). In gleicher Weise spricht er den Bösen, denen zur Linken, den Ungläubigen, als den schon längst unter dem Fluch sich befindenden (Joh 3,18), das ewige Feuer zu (V. 41) und bezeugt nun auch ihnen ihrerseits, dass er sie mit Recht für Ungläubige und Verfluchte ansehe und als solche der Verdammnis überantworte, da ihr Unglaube durch den Mangel an guten Werken in der Liebe zu ihm bezeugt sei (V. 42-45).“

 

 

Bild am Seitenanfang: Saint John The Baptist, Standing In A Landscape

Bernardo Zenale, Public domain, via Artvee