SICHERHEIT

 

Niemand kann sich sicher auf dem Markt sehen lassen, der nicht gern unge-sehen daheim bleibt. Niemand kann sicher den Mund zum Reden auftun als der, der ihn gern wieder schließt und geschlossen hält. Niemand kann sicher obenan stehen als der, der gern untenan steht. Niemand kann sicher befehlen als der, der gelernt hat – gehorsam zu sein.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wenn ich einst nur sicher im Hafen des Heils ankomme! Was kümmert es mich denn, was und wie viel ich auf diesem Meer ausgestanden habe?

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer nicht von Brosamen und Allmosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauchbarer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.

ARISTOTELES

 

SIEG

 

Ein Bischof, der am Evangelium festhält, kann zwar getötet werden, aber nie-mand kann ihn besiegen.

CYPRIAN

 

Gerades Scheitern steht höher als ein krummer Sieg.

SOPHOKLES

 

Siege, aber triumphiere nicht.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Warum freust du dich?“ fragte Diogenes einen jungen Mann. „Ich habe den Sieg bei der Olympiade errungen“ erwiderte der stolz, „ich habe alle Mitstreiter be-siegt!“ „Was für eine Ehre“, versetzte Diogenes, „ist es, Schwächere zu besie-gen?“

 

SINGEN

 

Früher saßen die Menschen um den Tisch und sangen im Chor; heute singt einer allein, und zwar aus dem absurden Grund, weil er besser singen kann. Wenn es so weitergeht mit dieser Zivilisation, dann wird irgendwann nur noch einer lachen, weil er besser als alle lachen kann.

G. K. CHESTERTON

 

Glaube ist der Vogel, der singt, wenn die Nacht noch dunkel ist. RABINDRANATH TAGORE

 

SINN

 

Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Wie kannman leben, wenn man nicht weiß wofür? Wofür aber lohnt es sich zu leben? Man erkennt wohl das, wofür sich zu leben lohnt, daran, dass man auch dafür sterben könnte. Wofür aber könnte man sterben, außer für das, was schwerer wiegt als das Leben? Du kennst nichts, was schwerer wiegt, als dein Leben? Du armer Mensch. Du lebst – und stirbst – für nichts?

ANONYM

 

Wenn dem Menschen nicht immer etwas teurer ist als das Leben, so ist das Leben nicht viel wert.

JOHANN GOTTFRIED SEUME

 

Konfuzius sprach: »Es hat alles keinen Sinn. Ich habe noch niemanden getroffen, der seine eigenen Fehler sieht und sich dabei selbst anklagt.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Ton knetend formt man Gefäße. Doch erst ihr Hohlraum, das Nichts, ermöglicht die Füllung. Das Sichtbare, das Seiende, gibt dem Werk die Form. Das Unsicht-bare, das Nichts, gibt ihm Wesen und Sinn.

LAOTSE

 

Welchen Sinn hat es, Menschen in die Welt zu setzen, ehe man geklärt hat, welchen Sinn es für Menschen hat, in der Welt zu sein? Man schiebt diesen Menschen nur ein Problem zu, das man sich selbst nicht getraut hat zu klären. Es ist, als würde ein Mensch auf die Frage »Wozu ist ein Hammer gut?« antworten »Um Hämmer zu machen« und auf die Frage »Und wozu sind dann diese Hämmer gut?« antworten »Um weitere Hämmer zu machen“.

G. K. CHESTERTON

 

Wenn der Mensch seine eigentliche Aufgabe nicht erfüllt, ist es, als ob du ein Schwert aus feinstem indischen Stahl, wie man es in königlichen Schatzkammern findet, brächtest und es dann zu einem Schlachtermesser machtest, um ange-faultes Rindfleisch damit zu schneiden, und dann sagtest: »Ich lasse dies Schwert nicht müßig herumhängen; ich benutze es für etwas Nützliches!« Oder als ob du einen goldenen Kessel brächtest und Rettich darin kochtest, wo man für ein einziges Körnchen seines Goldes hundert Töpfe kaufen könnte; oder als ob du einen juwelenbesetzten Dolch als Nagel für einen Kürbis oder einen kaputten Krug verwendetest: »Doch, ich nutze ihn ja gut, ich hänge meinen Kürbis dran auf. Ich lasse den Dolch ja nicht nutzlos herumliegen!« Wäre das nicht beklagenswert und lächerlich?

RUMI

 

SINNLICHES

 

Dächte man sich ein Haus, bestehend aus Keller, Erdgeschoß und Oberge-schoß, derart bewohnt, derart eingerichtet, daß da zwischen den Bewohnern jedes Stockwerks ein Standesunterschied wäre oder doch auf ihn gerechnet wäre – und vergliche man das ein Mensch Sein mit solch einem Hause: so tritt bei den meisten Menschen leider der traurige und lächerliche Fall ein, daß sie es vorziehn, in ihrem eigenen Hause im Keller zu wohnen. Ein jeder Mensch ist die leibseelische Synthesis, die aufs Geistsein angelegt ist, dies ist das Bauwerk; aber er zieht es vor, im Keller zu wohnen, das heißt, in den Bestimmungen des Sinnlichen. Und er zieht es nicht bloß vor, im Keller zu wohnen, nein, er liebt es dermaßen, daß er erbittert wird, wenn etwa jemand ihm vorschlüge, den ersten Stock zu beziehen, welcher leer steht zu seiner Verfügung – denn er wohnt ja in seinem eigenen Hause.

SÖREN KIERKEGAARD

 

SITTLICHKEIT

 

 

Am wenigsten stützt Religion und Sittlichkeit auf Gründe. Eben die Menge der Pfeiler verfinstert und verengt die Kirchen.

JEAN PAUL

 

Fan Chi fragte, was sittliches Verhalten sei. »Erst die Mühe, dann der Lohn - so verhält man sich richtig«, erwiderte Konfuzius.

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

SKANDAL

 

Besser ist, es gibt Skandal, als daß die Wahrheit zu kurz kommt.

GREGOR I

 

SKEPTIZISMUS

 

Die Zwiebel besteht aus lauter Häuten – also gibt es keine Zwiebel. So zu schließen ist aller Skeptizismus versucht und muß sich hüten.

MORITZ HEIMANN

 

SKLAVEN

 

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.

EBNER-ESCHENBACH

 

Du bist frei von dem, auf das du nicht hoffst, und Sklave dessen, was du be-gehrst.

IBN ATA ALLAH

 

Emanzipation ist der Übergang eines Sklaven aus der Unterdrückung durch einen anderen in die Unterdrückung durch sich selbst.

AMBROSE BIERCE

 

Wer Sicherheit der Freiheit vorzieht, ist zu Recht ein Sklave.

ARISTOTELES

 

SOHN

 

Gott hat solches Wohlgefallen an seinem eingeborenen Sohn, dass er Wohlge-fallen an allen hat, die sich auf ihn als ihre einzige Hoffnung verlassen.

C. H. SPURGEON

 

Der Mensch wünscht immer, besser als jeder andere zu sein, nur nicht besser als sein Sohn.

AUS JUGOSLAWIEN

 

Der Vater liebt nichts als den Sohn und alles, was er in seinem Sohne findet.

MEISTER ECKHART

 

Drei Frauen standen am Brunnen, um Wasser zu holen. Nicht weit davon entfernt saß ein Greis und hörte, wie sie ihre Söhne lobten. „Mein Sohn”, sagte die erste, „ist ein geschickter und wendiger Junge. Er übertrifft an Behändigkeit alle Knaben im Dorf.” „Mein Sohn”, meinte die zweite, „hat die Stimme einer Nachtigall. Wenn er singt, schweigen alle Leute und bewundern ihn. Er wird einmal ein großer Sänger werden.” Die dritte Frau schwieg. „Warum sagst du denn gar nichts?”, fragten die beiden anderen. „Ich wüsste nicht, womit ich ihn loben könnte”, ent-gegnete diese. „Mein Sohn ist ein gewöhnlicher Junge und hat nichts Besonde-res an sich. Aber ich hoffe, er wird einmal im Leben seinen Mann stehen.” Die Frauen füllten ihre Eimer und machten sich auf den Heimweg. Der Greis ging langsam hinter ihnen her. Er sah, wie hart es sie ankam, die schweren Gefäße zu tragen, und er wunderte sich nicht darüber, dass sie nach einer Weile ihre Last absetzten, um ein wenig zu verschnaufen. Da kamen ihnen drei Knaben ent-gegen. Der erste stellte sich auf die Hände und schlug Rad um Rad. „Welch ein geschickter Junge!”, riefen die Frauen. Der zweite stimmte ein Lied an, und die Frauen lauschten ihm mit Tränen in den Augen. Der dritte Junge lief zu seiner Mutter, ergriff wortlos die beiden Eimer und trug sie heim. Die Frauen wandten sich an den Greis und fragten: „Was sagst du zu unseren Söhnen?” „Eure Söhne?”, entgegnete der Greis verwundert, „ich habe nur einen einzigen Sohn gesehen!”

LEO N. TOLSTOI

 

Alfred de Vignys Drama Chatterton sollte aufgeführt werden. Vigny hatte seinem Vater eine Karte geschickt und ihn gebeten, unter allen Umständen der Premiere beizuwohnen. Er selbst weilte während der Aufführung hinter der Szene, da er vor Aufregung sich nicht im Zuschauerraum aufhalten konnte. Der alte Graf de Vigny war wenige Tage vor dem großen Ereignis unpässlich geworden, hatte jedoch versprochen, auf alle Fälle zu erscheinen, und zwischen Vater und Sohn war verabredet worden, dass der Vater dem Sohn nach jedem Akt ein Billett hinter die Bühne senden und darin seinen Eindruck von der Wirkung auf das Publikum mitteilen solle. Nach dem ersten Akt kam ein Diener des Grafen und brachte dem Sohn ein Billett mit den Worten: »Erster Akt: Ausgezeichnet.« Nach dem zweiten Akt schrieb der alte Graf, die Wirkung habe sich wesentlich ge-steigert, und nach dem dritten und Schlussakt enthielt das Billett die Worte: »Ein überwältigender Erfolg. Ich gratuliere Dir und bin stolz auf meinen Sohn. Als der junge Graf überglücklich in die Loge eilte, um seinen Vater zu umarmen, fand er dort lediglich den Diener, der ihm eröffnete, der Graf sei am Nachmittag gestor-ben, habe ihm aber vorher drei verschlossene Umschläge übergeben mit der Weisung, nach jedem Akt einen derselben, die nummeriert waren, dem Sohn hinter die Bühne zu tragen.

 

SONNTAG

 

Der Mensch ist ein beschränktes Wesen. Unsere Beschränkung zu überdenken, ist der Sonntag gewidmet.

GOETHE

 

SORGE

 

Ängstlichkeit nimmt nicht dem Morgen seine Sorgen, aber dem heute seine Kraft. C. H. SPURGEON

 

Behagen: Gemütszustand beim Betrachten der Sorgen deines Nächsten.

BIERCE

 

Dass die Vögel der Sorge und des Kummers über deinem Haupt fliegen, kannst du nicht hindern. Doch kannst du verhindern, dass sie Nester in deinen Haaren bauen.

CHINESISCHES SPRICHWORT

 

Der Künstler hat nicht dafür zu sorgen, daß sein Werk Anerkennung finde, son-dern dafür, daß es sie verdiene.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Die Frau soll dafür sorgen, dass ihr Mann gern nach Hause kommt, und er soll dafür sorgen, dass sie ihn nur ungern wieder gehen lässt.

MARTIN LUTHER

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.

JOHANNES CHRYSOSTOMUS

 

Halte dir jeden Tag dreißig Minuten für deine Sorgen frei, und in dieser Zeit mache ein Nickerchen.

ABRAHAM LINCOLN

 

Ich bin ein alter Mann und habe in meinem Leben viele Sorgen gehabt, aber die meisten waren unnötig.

MARK TWAIN

 

Ich hasse von Herzen die großen Sorgen, von denen Du, wie Du schreibst, ver-zehrt wirst. Dass sie Dein Herz so beherrschen, daran ist nicht die Größe der Gefahr, sondern die Größe unseres Unglaubens schuld.

MARTIN LUTHER IN EINEM BRIEF AN MELANCHTHON

 

Konfuzius sprach: »Diese ehrgeizigen Streber - wie kann man mit ihnen zu-sammenarbeiten? Solange sie noch kein Amt haben, ist ihre einzige Sorge, eins zu erhalten. Ist ihnen das gelungen, ist ihre Sorge, es wieder zu verlieren. In ihrer Sorge, das Amt wieder verlieren zu können, sind sie zu allem fähig.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Mühe und Fürsorge sind nicht wider den Glauben. Aber die Sorge ist wider Gott.

MARTIN LUTHER

 

Nicht, dass man dich nicht kennt, sei deine Sorge, sorge dafür, dass du des Kennens wert bist.

KONFUZIUS

 

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg ich meinen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand. Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin in deinem Mosaik ein Stein. Wollst mich an die rechte Stelle legen, deinen Händen bette ich mich ein.

EDITH STEIN

 

Sorge für deinen Leib, doch nicht so, als wenn er deine Seele wäre!

MATTHIAS CLAUDIUS

 

Wenn deine Probleme zu klein sind, um darüber zu beten, sind sie auch zu klein, um sich darüber zu sorgen.

ANONYM

 

Wenn du deine Sorgen auf Gott geworfen hast, so hüte dich, dass du sie nicht wieder auf dich nimmst!

C. H. SPURGEON

 

Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben!

THOMAS VON KEMPEN

 

Such Rettung vor deiner Neigung, dich darum zu sorgen, wie du den anderen er-scheinst. Sorge dich nur darum, wie du Gott erscheinst.

SØREN KIERKEGAARD

 

SPÄTER

 

Es ist viel später, als du denkst.

AUS CHINA

 

Früher oder später wirst Du so handeln, wie Du denkst.

AUS JAPAN

 

Ich ward gefragt, welcher Unterschied bestehe zwischen Gnade und Seligkeit. Gnade, wie wir sie hier in diesem Leben erfahren, und Seligkeit, die wir späterhin besitzen werden im ewigen Leben, die verhalten sich zueinander wie die Blüte zur Frucht.

MEISTER ECKHART

 

Jeder Jäger wird einmal ein Hase, früher oder später, denn die Ewigkeit ist lang.

WILHELM BUSCH

 

Ob es ein Unglück war, weißt du erst fünf Jahre später.

AUS FRANKREICH

 

Reue ist Verstand, der zu spät kommt.

FEUCHTERSLEBEN

 

Wenn du wissen willst, was niemand weiß, dann lies, was jeder liest – nur ein Jahr später.

RALPH WALDO EMERSON

 

SPEISE

 

Die leibliche Speise, die wir zu uns nehmen, die wird in uns verwandelt; die geistige Speise aber, die wir aufnehmen, die verwandelt uns in sich.

MEISTER ECKHART

 

SPENDEN

 

Zu spät gibt, wer erst dem Bittenden gibt.

SENECA

 

Viele, die über Ablaßkrämerei in der katholischen Kirche lachen, üben sie doch täglich selbst. Wie mancher Mann von schlechtem Herzen glaubt sich mit dem Himmel ausgesöhnt, wenn er Almosen gibt.

G. CH. LICHTENBERG

 

SPIRITISMUS

 

Bei einer kleinen Gesellschaft am Berliner Hofe war auch der damals berühmte Naturforscher und Weltreisende Alexander von Humboldt (1769-1859) an-wesend. Das Gespräch drehte sich lange Zeit um spiritistische Sitzungen und das dabei betriebene Tischrücken. Eine der Damen war fasziniert von dem, was sie meinte erlebt zu haben, wollte aber auch hinter das Geheimnis dieser Er-scheinungen kommen. Sie fragte Humboldt, ob der Tisch wirklich von sich aus rücke oder heimlich von Helfern gerückt werde. Humboldt erwiderte vergnügt: »Warum soll der Tisch nicht von der Stelle rücken – schließlich: der Klügere gibt nach!«

 

SPÖTTER

 

König Wilhelm von England hatte eines Abends eine fröhliche und ausgelassene Runde an seinen Tisch geladen. Darunter war auch die Hofdame Frau von Stein, die wegen ihrer vornehmen Herkunft und ihrer Frömmigkeit geschätzt wurde. Der König wurde albern und spottete übermütig über Gott. „Steiny”, so nannte er die Hofdame scherzhaft, „was sagen Sie dazu?” Frau von Stein schwieg. Der König fragte nochmals, aber die Hofdame schwieg. Die Situation wurde sehr gespannt. Da fragte der König zum dritten Mal und fügte hinzu: „Ich denke doch, dass ich ein Mann bin, der einer Antwort würdig ist!” Frau von Stein blickte ihn an und sagte ernst: „Gott sagt, dass für die Spötter schreckliche Gerichte bereit sind!” - Der König sprang auf und lief erregt im Saal auf und ab. Das Mahl war unter

brochen. Niemand der Gäste wagte sich zu rühren. Da winkte der König einem Diener und gab ihm leise einen Auftrag. Nach kurzer Zeit kam der Diener zurück und brachte ein Etui. Der König entnahm dem Etui eine kostbare Kette und überreichte sie der Hofdame: „Steiny, Sie haben mir heute etwas gesagt, was mir noch niemand zu sagen gewagt hat. Ich weiß das zu würdigen, dass Sie Ihren himmlischen König höher achten als Ihren irdischen. Nehmen Sie diesen Schmuck als Erinnerung an diesen Abend!”

 

SPRACHE

 

[Der Schüler] Zi-lu sprach zu Konfuzius: »Wenn Euch der Herrscher des Staates Wei die Regierung anvertraute - was würdet Ihr zuerst tun?« Der Meister ant-wortete: »Unbedingt die Namen richtigstellen.« Darauf Zi-lu: »Damit würdet Ihr beginnen? Das ist doch abwegig. Warum eine solche Richtigstellung der Namen?« Der Meister entgegnete: »Wie ungebildet du doch bist, Zi-lu! Der Edle ist vorsichtig und zurückhaltend, wenn es um Dinge geht, die er nicht kennt. Stimmen die Namen und Begriffe nicht, so ist die Sprache konfus. Ist die Sprache konfus, so entstehen Unordnung und Mißerfolg. Gibt es Unordnung und Miß-erfolg, so geraten Anstand und gute Sitten in Verfall. Sind Anstand und gute Sitten in Frage gestellt, so gibt es keine gerechten Strafen mehr. Gibt es keine gerechten Strafen mehr, so weiß das Volk nicht, was es tun und was es lassen soll. Darum muß der Edle die Begriffe und Namen korrekt benutzen und auch richtig danach handeln können. Er geht mit seinen Worten niemals leichtfertig um.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Das Leben ist eine Sprache, in der uns eine Lehre gegeben wird. Könnte diese Lehre uns auf eine andere Weise beigebracht werden, so lebten wir nicht.

SCHOPENHAUER

 

Die Gattin eines amerikanischen Diplomaten ist bei einem Bankett Bismarcks Tischdame. Sie spricht recht gut Deutsch, hält aber die deutsche Sprache für reichlich, und zwar unnötig kompliziert. Insbesondere die Vielfalt der Vokabeln, die Möglichkeit, ein und dasselbe durch mehrere Wörter ausdrücken zu können, erscheint ihr überflüssig. So entspinnt sich folgender Dialog: „Ich sehe keinen wirklichen Unterschied zwischen ‚essen‘ und 'speisen‘. Ich meine, eins der Verben reichte völlig.“ - „Da irren Sie aber, gnädige Frau“, erwidert Bismarck, „es heißt in der Bibel Jesus habe die Fünftausend gespeist, nicht jedoch, er habe sie gegessen.“ Die Amerikanerin muss schmunzeln, gibt sich aber noch nicht ge-schlagen: „Wollen Sie vielleicht ebenfalls bestreiten, dass man sowohl 'sicher' als auch 'gewiss' sagen kann?“ - „Aber natürlich! Wenn meine Familie in Gefahr ist, bringe ich sie an einen sicheren, aber nicht an einen gewissen Ort.“ Wieder muss die Tischdame passen. Allerdings, eine vermeintliche Trumpfkarte hat sie noch und zieht sie aus der Tasche: „Es bleibt sich gleich, ob ich Ihnen einen Brief 'sende' oder ‚schicke'. Hauptsache, er kommt an.“ - „Keine Frage“, meint Bis-marck, „und doch muss ich Sie auch bei diesem Wortpaar enttäuschen. Sehen Sie, Ihr Gatte ist zwar ein Gesandter, ab leider kein Geschickter.“

 

Die Menschen gebrauchen ihren Verstand nur, um ihr Unrecht zu rechtfertigen, und ihre Sprache allein, um ihre Gedanken zu verbergen.

VOLTAIRE

 

Die Sprache ist dem Menschen gegeben, um seine Gedanken zu verbergen.

CHARLES MAURICE HERZOG VON TALLEYRAND-PÉRIGORD

 

Die Sprache ist uns nicht gegeben, damit wir uns gegenseitig täuschen, sondern damit wir unsere Gedanken anderen mitteilen können.

AUGUSTIN

 

Philosophien sind Schwimmgürtel, gefügt aus dem Kork der Sprache.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Um die unaufmerksamen Hörer seiner Predigt aufzumuntern und zu strafen, begann ein Bischof von London plötzlich mitten in seinen Ausführungen aus einem hebräischen Psalter, den er in der Tasche hatte, vorzulesen. Sogleich wurde alles aufmerksam, sogar die, die fest geschlafen hatten, erwachten und hörten aufs Gespannteste und Erstaunteste zu. Darauf der Bischof: „Was seid Ihr doch für Leute! Ihr hört zu, wenn ich Euch Dinge vorlese, von denen Ihr kein Wort versteht, und schlaft, wenn ich zu Euch in Eurer Muttersprache von Dingen rede, auf denen das Heil Eurer Seele beruht.“

EUTHYMIUS HAAS

 

STAAT

 

Der Staat ist eine kluge Veranstaltung zum Schutze der Individuen gegen-einander.

NIETZSCHE

 

Hätte die Natur so viele Gesetze wie der Staat, Gott selbst könnte sie nicht regieren.

LUDWIG BÖRNE

 

In der Tat läßt sich die ganze Weisheit der Weltgeschichte in einen einzigen Satz zusammenfassen: Jeder Staat raubt, soviel er kann. Punktum. Mit Verdauungs-pausen und Ohnmachtsanfällen, welche man „Frieden“ nennt.

CARL SPITTELER

 

Konfuzius sprach: »...Geht ein Staat den rechten Weg und herrscht darin Ordnung, so ist es beschämend, wenn man arm und von geringem Ansehen ist. Geht es hingegen in einem Staat nicht rechtens zu, dann ist es eine Schande, reich und angesehen zu sein.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Um einen Staat zu beurteilen, muss man sich seine Gefängnisse von innen ansehen.

TOLSTOI

 

Unsere Zeit erinnert sehr an die Auflösung des griechischen Staates. Alles besteht zwar noch, doch glaubt niemand mehr daran.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Zeng-zi sprach: »Ein Mensch, dem man ein Waisenkind genauso anvertrauen kann wie das Schicksal eines Staates und der selbst bei großen äußeren Zwängen seinen Grundsätzen treu bleibt - ist der ein Edler? Er ist ein Edler.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

STARK

 

Starker Arm und Schwertschlag ist nicht Heldenmut:

Das ist’s, wenn man Unrecht tun kann und nicht tut.

SAADI

 

STEINE

 

Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

GOETHE

 

Eine Tages saß ich am Ufer eines Flusses. Ich holte aus dem Wasser einen runden Stein und brach ihn entzwei. Im Innern war er vollkommen trocken. Dieser Stein lag seit sehr, sehr langer Zeit im Wasser, aber das Wasser hatte ihn nicht durchdrungen. Mir kam der Gedanke, dass es sich mit den Menschen in Europa ähnlich verhält. Seit Jahrhunderten sind sie vom Christentum umgeben, aber das Christentum hat sie nicht durchdrungen, lebt nicht in ihnen.

SADHU SUNDAR SINGH

 

In der Jugend sammeln wir Bausteine für einen Tempel. Aber gebaut wird schließlich eine Vorratskammer.

HENRY DAVID THOREAU

 

STERBEN

 

Alle Menschen in der Welt streben nur nach Gut und Geld,

und wenn sie es dann erwerben, legen sie sich hin und sterben.

VERFASSER UNBEKANNT

 

Wir sollten das Leben verlassen wie ein Bankett: weder durstig noch betrunken.

ARISTOTELES

 

Alle Menschen werden als Original geboren, die meisten sterben als Kopie.

GRAFFITI

 

Alle wollen in den Himmel, aber niemand will sterben.

AUS DEN USA

 

Alles, was du denkst und tust, soll so gedacht und getan werden, als wenn du heute noch sterben müsstest.

THOMAS VON KEMPEN

 

Ein alter, reicher Geizkragen liegt im Sterben. Er diktiert einem Notar sein Testament: »Hunderttausend Gulden fürs Witwenheim, zweihunderttausend Gulden fürs Waisenhaus, fünfzigtausend Gulden fürs Tierheim ...« Im Hinter-grund hören zwei entfernte Verwandte die Verfügung des Sterbenden. Sagt der eine: »Schau, jetzt, das ans Sterben geht, wird der alte Geizkragen plötzlich großzügig.« »Aber wieso denn? Verschenkt er denn sein Geld? Er verschenkt das seiner Erben!«

 

Darum, wenn ich sterbe ... und es findet jemand meinen Schädel, so predige es ihm dieser Schädel noch: Ich habe keine Augen, dennoch schaue ich Ihn; Ich habe kein Gehirn noch Verstand, dennoch umfasse ich Ihn; ich habe keine Lippen, dennoch küsse ich Ihn, ich habe keine Zunge, dennoch lobsinge ich Ihm mit euch allen, die ihr Seinen Namen anruft. Ich bin ein harter Schädel, dennoch bin ich ganz erweicht und zerschmolzen in Seiner Liebe; ich liege hier draußen auf dem Gottesacker, dennoch bin ich drinnen im Paradies! Alles Leiden ist vergessen! Das hat uns Seine große Liebe getan, da Er für uns Sein Kreuz trug und hinausging nach Golgatha.

H. F. KOHLBRÜGGE

 

Der Arzt Pierre Chirac verfiel sterbend in geistige Umnachtung und sah sich selbst als einen anderen Menschen, und zwar als jemanden, der an das Sterbe-bett eines Kranken gerufen war und nun dessen Puls fühlte. Mit seiner Rechten hatte er seine Linke gefasst und zählte. Er schüttelte den Kopf: „Man hat mich zu spät gerufen. Der Kranke liegt im Sterben. Ich habe hier nichts mehr zu tun.“

 

Es ist eines Christen unwürdig, in einem Zustand leben zu wollen, in dem er nicht sterben möchte.

SOPHRONIUS EUSEBIUS HIERONYMUS

 

Geboren werden heißt, zu sterben anfangen.

LAOTSE

 

Ein König gab seinem Hofnarren einen Narrenstab mit bunten Bändern und klingenden Schellen als Auszeichnung für seine gekonnte Unterhaltung. Den Narrenstab sollte er behalten, es sei denn, er fände eines Tages einen noch größeren Narren. Bald darauf kam der König zum Sterben. „Wohin gehst du?” fragte der Narr. „Weit fort von hier”, antwortete der König. „Wann kommst du wieder?”, fragte der Narr. „Niemals mehr!” - „Was nimmst du mit auf die weite Reise?”, fragte der Narr. „Nichts!” - „Wie hast du dich auf diese Reise vor-bereitet?”, fragte der Narr. „Gar nicht!” Da legte der Narr seinen Narrenstab auf das Sterbebett des Königs und sagte: „Du gehst fort und kümmerst dich nicht darum, was werden soll. Nimm den Stab, ich habe einen größeren Narren ge-funden, einen, der törichter ist, als ich es jemals gewesen bin!”

 

Konfuzius sprach: »Wer am Morgen den rechten Weg erkannt hat, könnte am Abend getrost sterben.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Lass es dir doch einmal recht gewiss und klar werden, dass das Sterben dein eigentliches Leben sein sollte; denn je mehr einer sich selbst stirbt, desto mehr fängt er an, seinem Gott zu leben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Leben ist eine Erfahrung, die uns ungern sterben läßt.

UNBEKANNT

 

Shibli sah jemanden weinen, weil seine Geliebte gestorben war, und tadelte ihn: „O Tor, warum liebst du jemand, der sterben kann?“

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Viele Menschen sterben, ohne je gelebt zu haben. Zum Glück bemerken sie es nicht.

HENRIK IBSEN

 

Während ich glaubte, ich würde lernen, wie man leben soll, habe ich gelernt zu sterben.

LEONARDO DA VINCI

 

Was nützt es dir, lange zu leben, wenn dein Eifer, besser zu werden, von so kurzer Dauer und so geringer Wirkung ist? Ach, ein langes Leben macht den Menschen nicht immer besser, macht seine Schuld oft nur größer. Hätten wir doch hier auf Erden auch nur einen Tag recht gut gelebt! ... Wenn es für dich so schrecklich ist, jetzt zu sterben, so ist es vielleicht noch gefährlicher, länger zu leben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer sterben gelernt hat, hört auf, ein Knecht zu sein.

EPIKUR

 

Wie kann man leben, wenn man nicht weiß wofür? Wofür aber lohnt es sich zu leben? Man erkennt wohl das, wofür sich zu leben lohnt, daran, dass man auch dafür sterben könnte. Wofür aber könnte man sterben, außer für das, was schwerer wiegt als das Leben? Du kennst nichts, was schwerer wiegt als dein Leben? Du armer Mensch. Du lebst – und stirbst – für nichts?

ANONYM

 

Will mich Gott nicht lebendig haben, so will ich sterben; will er mich nicht reich haben, so will ich arm sein.

MARTIN LUTHER

 

Wenn das letzte Stündlein kommt, so wollen wir das Taufkleid anziehen und uns der Absolution freuen.

MARTIN LUTHER

 

STILLE

 

Ein Mönch hatte sich in die Einsamkeit zurückgezogen, um in der Abge-schiedenheit vom lärmenden Leben seine Zeit der Meditation und dem Gebet widmen zu können. Einmal kam ein Wanderer zu seiner Einsiedelei und bat ihn um etwas Wasser. Der Mönch ging mit ihm zur Zisterne, um das Wasser zu schöpfen. Dankbar trank der Fremde, und etwas vertrauter geworden bat er den Mönch, ihm eine Frage stellen zu dürfen: »Sag mir, welchen Sinn siehst du in deinem Leben in der Stille?« Der Mönch wies mit einer Geste auf das Wasser der Zisterne und sagte: »Schau auf das Wasser! Was siehst du?« Der Wanderer schaute tief in die Zisterne, dann hob er den Kopf und sagte: »Ich sehe nichts.« Nach einer kleinen Weile forderte der Mönch ihn abermals auf: »Schau auf das Wasser der Zisterne. Was siehst du jetzt?« Noch einmal blickte der Fremde auf das Wasser und antwortete: »Jetzt sehe ich mich selber!« »Damit ist deine Frage beantwortet«, erklärte der Mönch. »Als du zum ersten Mal in die Zisterne schautest, war das Wasser vom Schöpfen unruhig, und du konntest nichts erkennen. Jetzt ist das Wasser ruhig - und das ist die Erfahrung der Stille: Man sieht sich selber!«

 

Gleichwie die Sonne in einem stillen Wasser gut zu sehen ist und es kräftig erwärmt, kann sie in einem bewegten, rauschenden Wasser nicht deutlich ge-sehen werden, auch erwärmt sie es nicht so sehr. Darum willst du auch er-leuchtet und warm werden durch das Evangelium, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet und fröhlich werde, so gehe hin, wo du still sein und das Bild dir tief ins Herz fassen kann, da wirst du finden Wunder über Wunder!

MARTIN LUTHER

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.

JOHANNES CHRYSOSTOMUS

 

Gott ist ein stiller Geist, der überall zugegen;

Drum, wer ihm nahen will, darf sich nicht viel bewegen;

Verlier, was bildlich ist, und brauch nicht viel Gewalt,

Kehr sanft in stillem Geist: Ich weiß, du findst ihn bald.

GERHARD TERSTEEGEN

 

Gott strebt danach, dass er sich uns völlig gebe. In gleicher Weise, wie wenn das Feuer das Holz in sich ziehen will und sich wiederum in das Holz; dann befindet es das Holz als ihm ungleich. Darum bedarf es der Zeit. Zuerst macht das Feuer das Holz warm und heiß; dann raucht es und kracht, weil das Holz ihm ungleich ist. Und je heißer das Holz dann wird, desto stiller und ruhiger wird es, und je gleicher das Holz dem Feuer ist, desto friedlicher ist es, bis es ganz und gar Feuer wird.

MEISTER ECKHART

 

In die einsame, stille, freie Gottheit trage deinen unnützen, hässlichen Seelen-grund, der überwachsen ist mit Unkraut, ledig alles Guten, und voll der wilden Tiere. Gott entgegen trage deine Finsternis, die allen Lichtes entbehrt, und lass ihn dich erleuchten.

JOHANNES TAULER

 

Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Zu den stillen Menschen gehörte Calvin Coolidge, der 1923-1929 Präsident der Vereinigten Staaten war. Er galt als guter Redner – aber miserabler Smalltalker. Bei einem Essen saß die Schriftstellerin Dorothy Parker neben „Silent Cal“ und sagte, sie habe gewettet, mehr als zwei Worte aus ihm herauszubekommen. Coolidge sagte nur „Wette verloren“ – und schwieg den Rest des Abends. Parker rächte sich 1933. Als sie vom Tod Coolidges erfuhr, sagte sie: „Woran habt ihr gemerkt, dass er tot ist?“

 

STOLZ

 

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter.

MICHEL DE MONTAIGNE

 

Der Stolz auf das Vertrauen, das einem geschenkt wurde, ist eines der Haupt-motive dafür, daß man Geheimnisse ausplaudert.

SAMUEL JOHNSON

 

Die wohlfeilste Art des Stolzes hingegen ist der Nationalstolz. Denn er verrät in dem damit Behafteten den Mangel an individuellen Eigenschaften, auf die er stolz sein könnte, indem er sonst nicht zu dem greifen würde, was er mit so vielen Millionen teilt. Wer bedeutende persönliche Vorzüge besitzt, wird vielmehr die Fehler seiner eigenen Nation, da er sie beständig vor Augen hat, am deut-lichsten erkennen. Aber jeder erbärmliche Tropf, der nichts in der Welt hat, darauf er stolz sein könnte, ergreift das letzte Mittel, auf die Nation, der er gerade angehört, stolz zu sein. Hieran erholt er sich und ist nun dankbarlich bereit, alle Fehler und Torheiten, die ihr eigen sind, mit Händen und Füßen zu verteidigen.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Dies ist zugleich die Humanität des Genies und sein Stolz: ... Es ist bescheiden von der Nachtigall, daß sie nicht danach verlangt, daß jemand ihr zuhören soll; aber es ist auch stolz von der Nachtigall, daß sie überhaupt nichts davon wissen will, ob jemand ihr zuhört oder nicht.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Du wolltest Gott sein, obwohl du Mensch warst, und gingst so verloren. Er wollte Mensch sein, obwohl er Gott war. So schwer schlug dein menschlicher Stolz dich nieder, dass nur die Demut eines Gottes dich wieder aufrichten konnte.

AUGUSTIN

 

Ich glaube, dass die Selbstgerechtigkeit dein Verderben ist, und darum sage ich dir ganz offen und aufrichtig, dass du ebenso gut hoffen kannst, mit einem Luftballon in den Himmel zu fliegen, als durch deine guten Werke hineinzu-kommen. Ebenso gut könntest du in einem Sieb nach Ostindien fahren, als durch dein gutes Wesen in die Herrlichkeit zu gehen. Du könntest ebenso gut in Spinnweben deinem Fürsten dich vorstellen, als in deiner eigenen Gerechtigkeit dem König des Himmels. Fort mit deinen Lumpen, mit deinen zerfaulten, stinkenden Fetzen. Sie sind nur ein Mistbeet für das Unkraut des Unglaubens und Stolzes. Es ist in Gottes Augen nichts nütze. Warum willst du deinen Kopf so hoch tragen, dass man ihn abschneiden muss?

C. H. SPURGEON

 

Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich verdammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Ob Fehler oder Vorzug, wenn wir ihn nicht haben, treibt uns der Stolz, ihn zu verachten.

ROCHEFOUCAULD

 

Warum freust du dich?“ fragte Diogenes einen jungen Mann. „Ich habe den Sieg bei der Olympiade errungen“ erwiderte der stolz, „ich habe alle Mitstreiter be-siegt!“ „Was für eine Ehre“, versetzte Diogenes, „ist es, Schwächere zu besie-gen?“

 

Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Über-legenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr

als ihre Krankheiten.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

STRAFE

 

[Der Schüler] Zi-lu sprach zu Konfuzius: »Wenn Euch der Herrscher des Staates Wei die Regierung anvertraute - was würdet Ihr zuerst tun?« Der Meister ant-wortete: »Unbedingt die Namen richtigstellen.« Darauf Zi-lu: »Damit würdet Ihr beginnen? Das ist doch abwegig. Warum eine solche Richtigstellung der Namen?« Der Meister entgegnete: »Wie ungebildet du doch bist, Zi-lu! Der Edle ist vorsichtig und zurückhaltend, wenn es um Dinge geht, die er nicht kennt. Stimmen die Namen und Begriffe nicht, so ist die Sprache konfus. Ist die Sprache konfus, so entstehen Unordnung und Mißerfolg. Gibt es Unordnung und Miß-erfolg, so geraten Anstand und gute Sitten in Verfall. Sind Anstand und gute Sitten in Frage gestellt, so gibt es keine gerechten Strafen mehr. Gibt es keine gerechten Strafen mehr, so weiß das Volk nicht, was es tun und was es lassen soll. Darum muß der Edle die Begriffe und Namen korrekt benutzen und auch richtig danach handeln können. Er geht mit seinen Worten niemals leichtfertig um.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Bei einem Verbrechen ist das was die Welt das Verbrechen nennt selten das was die Strafe verdient, sondern da ist es, wo unter der langen Reihe von Handlung womit es sich gleichsam als mit Wurzeln in unser Leben hinein erstreckt die-jenige ist, die am meisten von unserm Willen dependierte, und die wir am aller-leichtesten hätten nicht tun können.

G. CH. LICHTENBERG

 

Dies ist das gerechte Strafurteil Gottes, daß der Mensch, der einst Macht und Herrschaft über alle anderen Geschöpfe hatte, sich aber stattdessen freiwillig und in Mißachtung des göttlichen Gebots dem Willen seiner Untergebenen unterwarf, nun, da er Gottes Gebot erfüllen will, erkennen und erfahren muß, wie alle Ge-schöpfe, die ihm eigentlich untertan sein sollten, sich hochmütig über ihn erheben und sich zwischen ihn und seinen Gott stellen.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Diejenigen, die zu klug sind, sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst.

PLATON

 

Ein Gutsbesitzer aus der Mark Brandenburg beschwerte sich beim preußischen König Friedrich II. (1712-1786) über den Dorfpastor. Dieser sei beobachtet worden. wie er in der Feldflur nach einem Hasen ein dickes Buch geworfen habe, was bei einem Pastor nur die Bibel gewesen sein könnte. Er habe den Hasen tatsächlich getroffen. ihn aufgehoben und mitgenommen. Der König möge doch gnädigst geruhen zu veranlassen, dass der Pastor wegen Wilddieberei ge-bührend bestraft werde. Friedrich II. schrieb an den Rand der Eingabe: „Alles Wild, so ein Pastor mit seiner Bibel schießet, soll ihm auch fürderhin gehören.“

 

Kann derjenige wohl redlich, kann er wohl tugendhaft heißen, welcher sich gern seinen Lieblingslastern ergeben würde, wenn ihn nur keine künftige Strafe schreckte, und wird man nicht vielmehr sagen müssen, daß er zwar die Aus-übung der Bosheit scheute, die lasterhafte Gesinnung aber in seiner Seele nähre, daß er den Vorteil der tugendähnlichen Handlungen liebe, die Tugend selber aber hasse?

IMMANUEL KANT

 

Strafe ist Gerechtigkeit für die Ungerechten.

AUGUSTIN

 

Um den Menschen für die Erbsünde zu strafen, hat Gott ihm erlaubt, sich aus seiner Eigenliebe einen Götzen zu schaffen, der ihn nun zeitlebens bei allen seinen Taten quält.

ROCHEFOUCAULD

 

Während der Rabbi Schalom Mardochaj eines Tages in seinem Hause saß und meditierte, war ein Pogrom losgebrochen: Die entfesselte Menge steckte die Synagoge in Brand. Er aber, Rabbi Schalom, so sagt man, blieb ruhig im Hause bei seinen Gedanken sitzen. »Denn«, so klärte der weise und sehr würdige Mann, »gibt es eine Gerechtigkeit Gottes, so werden die Verbrecher ihre Strafe finden, und die Synagoge wird neu erstehen. Gibt es aber keine Gerechtigkeit Gottes – wozu brauchen wir dann eine Synagoge?«

 

Wenn die Götter uns strafen wollen, erhören sie unsere Gebete.

OSCAR WILDE

 

Wenn etwas hart bestraft wird, so beweist das gar nicht, daß es unrecht ist; es beweist bloß, daß es dem Vorteil der Machthaber nachteilig ist. Oft ist gerade die Strafe der Stempel der schönen Tat.

JOHANN GOTTFRIED SEUME

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.

MEISTER ECKHART

 

STREIT

 

Es ist besser, beide Augen vor unangenehmen Dingen zu schließen und einen jeden bei seiner Meinung zu lassen, als im ewigen Zank und Streit mit dem Nachbarn zu leben. Wenn du bei Gott recht hast und auf seinen allein geltenden und ewig entscheidenden Ausspruch dich verlassen kannst, so wirst du es ganz erträglich finden, vor Menschen unrecht zu haben und vor ihnen als überwunden dazustehen.

THOMAS VON KEMPEN

 

Lasset die Geister aufeinander prallen, aber die Fäuste haltet still!

MARTIN LUTHER

 

STRENGE

 

Man liebt sich selbst, wenn man strenge gegen sich ist.

JOHANN GEORG HAMANN

 

STUDIUM

 

Man kann studieren und sich tief in den Irrtum hineinstudieren.

G. E. LESSING

 

Studiere und raste nie! Du kommst nicht weit mit Deinen Schlüssen.

Das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, daß wir glauben müssen.

EMANUEL GEIBEL

 

SUCHE

 

Wenn ich kein Katholik wäre und die wahre Kirche finden wollte, so ginge ich auf die Suche, um herauszufinden, welche Kirche heutzutage mit der Welt nicht übereinstimmen will.

ERZBISCHOF SHEEN

 

Gott ist so groß, dass er es wohl wert ist, ihn sein Leben lang zu suchen.

THERESE VON AVILA

 

Noch niemals sah ich einen Menschen, der wirklich die Wahrheit sucht. Jeder, der sich auf den Weg gemacht hatte, fand früher oder später, was ihm Wohl-befinden gewährte. Und dann gab er die weitere Suche auf.

MARK TWAIN

 

Unser Leben vergeht mit der Suche nach Gott, denn es vergeht mit der Suche nach dem, was uns fehlt.

THÉODORE SIMON JOUFFROY

 

Verbringe deine Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht gibt es gar keines.

FRANZ KAFKA

 

Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

SÜNDE

 

Es ist keine Sünde, versucht zu werden. Die Sünde liegt in dem Nachgeben.

C. H. SPURGEON

 

Pastor Joh. Abraham Strauß in Iserlohn war in seinen Predigten und Ansprachen originell. So sagte er einst bei einer Abendmahlsvorbereitung: „Euch, denen die Sünden leid sind, die bei Christo Gnade suchen und sich bekehren wollen, sage ich, dass euch die Sünden vergeben sind. Euch andern sage ich es nicht. Denn was kann es helfen, wenn man einem toten Schafe eine Hand voll Heu vor das Maul hält? Es frisst es doch nicht! Amen.“

EUTHYMIUS HAAS

 

Alle Frömmler sind neugierig; sie entschädigen sich für die Sünden, die sie nicht begehen, mit dem Vergnügen, die der andren zu kennen.

PIERRE CARLET DE MARIVAUX

 

Dass die Welt nicht vor ihrer Sünde erschrickt, sieht ihr ähnlich. Aber vor eben diesem Spiegelbild sollte sie erschrecken!

KARL KRAUS

 

Demut an sich ist nichts anderes als eine schonungslose Erkenntnis und Er-fahrung des eigenen Selbst in seiner Beschaffenheit. Denn wer wirklich erkennt und erfährt, wie er ist, müßte gewiß auch wirklich demütig sein. Zwei Gründe gibt es für diese Demut: der eine ist die schmutzige Erbärmlichkeit und Hinfälligkeit des Menschen, ein Zustand, in den er durch die Sünde gefallen ist und den er immer irgendwie an sich erfahren muß, solange er in diesem Leben weilt, und wäre er noch so heilig. Der andere Grund ist die überströmende Liebe und Erhabenheit des göttlichen Seins, bei dessen Betrachtung die ganze Natur erbebt, die Gelehrten sich als Narren entlarven und alle Engel und Heiligen geblendet werden; so sehr, daß ihnen ich weiß nicht was widerführe, wenn Er nicht kraft Seiner göttlichen Weisheit ihnen davon nur soviel zu erschauen gäbe, als dem Maße ihrer Befähigung durch ihre Natur und die Gnade entspricht.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Ein Heiliger ist ein toter Sünder, bearbeitet und neu herausgegeben.

AMBROSE BIERCE

 

Ein Diener begleitete einst seinen Herrn auf die Entenjagd. Er war Christ. Beide kamen bei der Gelegenheit auf Glaubensfragen zu sprechen. Der Herr sagte: »Ich begreife nicht, was du immer von Sünde und Anfechtung und Teufel zu reden hast. Ich spüre nichts von Anfechtung. Mich läßt der Teufel in Ruhe. Noch nie hat er mich gestört oder angegriffen.« Da antwortete der Diener: »Das will ich dir erklären. Wenn wir auf der Entenjagd sind und du hast geschossen, dann fallen einige Enten tot hin. Die lasse ich liegen. Einige aber flattern angeschossen weg und suchen zu entkommen. Denen laufe ich mit meiner langen Stange nach und schlage sie tot. Du bist eine Ente, die der Teufel schon totgeschossen hat. Dich läßt er liegen. Er weiß schon, daß er dich kriegt. Ich bin wie eine ange-schossene Ente, die ihm gern entfliehen möchte. Darum ist er mit seiner langen Stange hinter mir her und sucht mich zu erschlagen.«

 

Eine Dame fortgeschrittenen Alters, nicht gerade mit Schönheit begnadet, beichtet, dass sie eitel sei. Der Beichtvater will es genauer wissen und fragt, worin sich diese Eitelkeit äußere. „Ach, Hochwürden“, seufzt sie, „ich stehe manchmal stundenlang vor dem Spiegel und kann mich kaum vom Anblick meiner Schönheit trennen.“ Der Pfarrer wirft einen prüfenden Blick durchs Gitter, lehnt sich in seinem Beichtstuhl wieder zurück und spricht: „Sie können beruhigt nach Hause gehen. Das ist keine Sünde. Das ist ein Irrtum.“

 

Eine ganz fromme Frau erzählte im Bibelkreis, dass sie zur Beichte gewesen sei. Eine andere Frau warf ein: „Ich kann mir nicht vorstellen, dass Sie eine schwere Sünde begangen haben, die Sie beichten müssten.” „Doch, denken Sie mal, ich habe vor Wut einmal meine Schwiegermutter aus dem Haus gejagt!” „Aber das ist doch schon lange Jahre her, das haben Sie doch sicher schon längst ge-beichtet!” - „Ja, das habe ich schon öfter gebeichtet. Ich erinnere mich nämlich so gerne daran.”

 

Es gibt keine kleine Sünde - es sei denn, wir fänden einen kleinen Gott.

JOHN WESLEY

 

Es gibt nur zwei Arten von Menschen: Gerechte, die sich für Sünder halten; und die anderen Sünder, die sich für Gerechte halten.

BLAISE PASCAL

 

Gottes Wort, das geschriebene wie das verkündete, ist mit einem Spiegel zu vergleichen. In geistlicher Hinsicht ist das Auge deiner Seele die Vernunft; das Gewissen ist deine geistige Sehkraft. Und so wie du weißt, daß wenn sich ein Schmutzfleck auf deinem Gesicht befindet, das Auge den Fleck nicht sehen kann und ohne einen Spiegel oder den Hinweis von einer anderen Person nicht weiß, wo er ist, genau so verhält es sich auch in geistiger Hinsicht. Ohne die Lektüre oder die Verkündigung von Gottes Wort ist es nach menschlichem Ermessen unmöglich, daß die durch ihre gewohnheitsmäßige Sünde geblendete Seele den Schmutzfleck in ihrem Gewissen erkennen kann. Und wenn jemand danach in einen wirklichen oder übertragenen Spiegel blickt oder durch den Hinweis von anderen weiß, wo sich der Schmutzfleck an seinem Gesicht befindet (im kon-kreten wie im übertragenen Sinn), dann erst und nicht früher läuft er zum Brunnen, um sich zu waschen.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Halte die Sünde für einen Erdenkloß, von dem du nichts anderes weißt, als daß er aus dir selbst besteht.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Klatschen ist anderer Leute Sünden beichten.

WILHELM BUSCH

 

Mit Geduld Unrecht zu ertragen, das einem anderen zugefügt wird, ist ein Zeichen der Unvollkommenheit und sogar von wirklicher Sünde.

THOMAS VON AQUIN

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.

MEISTER ECKHART

 

Seht, alle die sind Kaufleute, die sich hüten vor groben Sünden und wären gern gute Leute und tun ihre guten Werke Gott zu Ehren, und tun sie doch darum, dass ihnen unser Herr etwas dafür gebe oder dass ihnen Gott etwas dafür tue, das ihnen lieb wäre. Dies sind alles Kaufleute. Bei solchem Handel sind sie betrogen. Denn, was sie sind, das sind sie durch Gott, und was sie haben, das haben sie von Gott und nicht von sich selbst. Darum ist ihnen Gott für ihre Werke und für ihr Geben gar nichts schuldig.

MEISTER ECKHART

 

Um den Menschen für die Erbsünde zu strafen, hat Gott ihm erlaubt, sich aus seiner Eigenliebe einen Götzen zu schaffen, der ihn nun zeitlebens bei allen seinen Taten quält.

ROCHEFOUCAULD

 

Uns wird das ewige Leben verheißen - aber uns, den Toten. Man verkündigt uns selige Auferstehung - inzwischen sind wir von Verwesung umgeben. Gerechte werden wir genannt - und doch wohnt in uns die Sünde. Wir hören von unaus-sprechlicher Seligkeit - inzwischen aber werden wir hier von unendlichem Elend erdrückt. Überfluss an allen Gütern wird uns verheißen - reich sind wir aber nur an Hunger und Durst. Was würde aus uns, wenn wir uns nicht auf die Hoffnung stemmten, und unser Sinn auf dem durch Gottes Wort und Geist erleuchteten Wege mitten durch die Finsternis hindurch über diese Welt hinauseilte!

JOHANNES CALVIN

 

Wer eine Sünde zweimal begangen hat, der hält sie für keine Sünde mehr.

TALMUD

 

SYSTEM

 

Es ist gleich tödlich für den Geist, ein System zu haben, und keins zu haben. Er wird sich also wohl entschließen müssen, beides zu verbinden.

ATHENÄUM-FRAGMENTE

 

TADEL

 

Das Zünglein an der Waage. - Man lobt oder tadelt, je nachdem das eine oder das andre mehr Gelegenheit gibt, unsere Urteilskraft leuchten zu lassen. FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Der herbste Tadel läßt sich ertragen, wenn man fühlt, daß der Tadelnde lieber loben würde.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittre Arznei.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Ein vornehmer Mensch tadelt sich selbst, ein gewöhnlicher die andern.

KONFUZIUS

 

Nur wenige sind verständig genug, den Tadel, der ihnen nützt, dem Lob vorzu-ziehen, das ihnen schadet.

ROCHEFOUCAULD

 

Tadele Gott nicht, weil er den Tiger geschaffen hat! Danke ihm dafür, daß er dem Tiger keine Flügel verlieh!

AUS ABESSINIEN

 

Wir sind leicht bereit, uns selbst zu tadeln, unter der Bedingung, dass niemand einstimmt.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Wir tadeln an anderen nur die Fehler, von welchen wir keinen Nutzen ziehen.

ALEXANDRE DUMAS

 

Vielmehr ist ganz gewiß, daß jeder Vorwurf nur in dem Maße, als er trifft, ver-letzen kann.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

TALENT

 

Einige haben Genie zur Wahrheit; viele haben Talent zum Irren.

ATHENÄUM-FRAGMENTE

 

Ich habe viel Talent zum Leben, — wenn das Leben nur mehr Talent zu mir hätte.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Nutze die Talente, die Du hast. Die Wälder wären sehr still, wenn nur die be-gabtesten Vögel sängen.

HENRY VAN DYKE

 

TANZEN

 

Ein Chassid tanzt lustig und singt dazu ein Lied: „Der Mensch ist aus Staub, und zu Staub wird er wieder werden.“ Ein Nachbar kommt herzu und wundert sich: „Darüber tanzst du? Das ist doch zum Weinen!“ Der Chassid erwidert: „Wieso zum Weinen? Wäre der Mensch aus Gold und würde zu Dreck - das wäre zum Weinen. Aber so: am Anfang Dreck, am Ende Dreck und in der Mitte ein wenig Schnaps - da soll man nicht tanzen?“

 

TAPFERKEIT

 

Tapferkeit ist stets ein Widerspruch in sich. Sie ist der mächtige Wille, am Leben zu bleiben, gekleidet in die Bereitschaft zu sterben.

G. K. CHESTERTON

 

TAT

 

Die Tat legt das Wort aus.

MARTIN LUTHER

 

Ein jeder handle so, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen.

MARTIN LUTHER

 

Konfuzius sprach: »Der Edle schämt sich, wenn seine Worte seine Taten über-treffen.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Nicht der Täter wird unrein durch die Tat; nur die Tat durch den Täter.

HUGO VON HOFMANNSTHAL

 

Was aus Liebe geschieht, das ist groß, bringt große Frucht, so gering und un-geachtet es in den Augen des Menschen auch immer sein mag. Denn auf der Waage Gottes wiegt das, was dich zum Tun treibt, ungleich mehr als die Tat selber.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wir müssten uns oft unserer größten Taten schämen, wenn die Beweggründe dazu ans Licht kämen.

LA ROCHEFOUCAULD

 

TAUFE

 

Wenn das letzte Stündlein kommt, so wollen wir das Taufkleid anziehen und uns der Absolution freuen.

MARTIN LUTHER

 

TÄUSCHUNG

 

Es ist ebenso leicht, sich selbst zu täuschen, ohne daß man es bemerkt, wie es schwer ist, andere zu täuschen, ohne daß sie es bemerken.

ROCHEFOUCAULD

 

Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht.

JOHANN NEPOMUK NESTROY

 

Weil die große Menge immer gleich elend bleibt, bleibt sie nie lange demselben Aberglauben ergeben, vielmehr wird sie immer wieder von einem neuen Aber-glauben angezogen, von welchem sie noch niemals getäuscht worden ist.

SPINOZA

 

Zi-lu fragte, wie man dein Herrscher dienen solle. Konfuzius antwortete: »Den Herrscher niemals täuschen. Sollte es erforderlich sein, sich ihm offen wider-setzen.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Von Thomas von Aquin, dem großen Kirchenlehrer des Mittelalters, wird erzählt, es sei leicht gewesen, ihm einen Bären aufzubinden, und so habe ein Mitbruder ihn überrascht, indem er plötzlich zum Himmel zeigte und rief: „Schau, da fliegt ein Ochse!“ Thomas drehte den Kopf in die angegebene Richtung und schaute, aber sein Mitbruder lachte: „Wie kannst Du nur glauben, dass ein Ochse wirklich fliegt?“ Thomas aber antwortete: „Mein Freund, ich glaube eher, dass ein Ochse fliegen kann, als dass ein Mitbruder mich in die Irre führt.“

 

Wer erwartet, dass in der Welt die Teufel mit Hörnern und die Narren mit Schellen einhergehn, wird stets ihre Beute oder ihr Spiel sein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

TERMINE

 

Ein voller Terminkalender ist noch lange kein erfülltes Leben.

KURT TUCHOLSKY

 

TESTAMENT

 

Ein alter, reicher Geizkragen liegt im Sterben. Er diktiert einem Notar sein Testament: »Hunderttausend Gulden fürs Witwenheim, zweihunderttausend Gulden fürs Waisenhaus, fünfzigtausend Gulden fürs Tierheim ...« Im Hinter-grund hören zwei entfernte Verwandte die Verfügung des Sterbenden. Sagt der eine: »Schau, jetzt, das ans Sterben geht, wird der alte Geizkragen plötzlich großzügig.« »Aber wieso denn? Verschenkt er denn sein Geld? Er verschenkt das seiner Erben!«

 

Die Marquise von Villacerf fühlte sich unpässlich und ließ ihren Arzt holen. Dieser versuchte als erstes, ihr durch einen Aderlass Linderung zu verschaffen. Un-glücklicherweise verletzte er dabei eine Arterie, der Wundbrand kam dazu, der Arm musste schließlich abgenommen werden. Aber auch das nutzte letztendlich nichts, die Dame starb. Als das Testament eröffnet wurde, gab es eine Über-raschung. Die Marquise hatte noch kurz vor ihrem Tode einen Nachtrag hinzu-fügen lassen: »Dem Wundarzt, der mich behandelt hat, vermache ich ein Jahres-einkommen. Denn ich sehe voraus, dass er nach dem Malheur, das er mit mir gehabt hat, seine Praxis verlieren wird. Und wovon soll dann seine Familie leben?«

 

Wenn Du willst, daß sie trauern, hinterläßt Du ihnen am besten gar nichts.

MARTIAL

 

Wir müssen das Evangelium nicht lesen wie ein Notar ein Testament liest, sondern so, wie es der rechtmäßige Erbe liest. Der Erbe: Er sagt sich bei jedem Satz voller Freude und Jubel: Das ist für mich, das ist alles für mich.

ISAAC NEWTON

 

TEUFEL / SATAN

 

Abraham a Santa Clara donnerte von der Kanzel herab: „Die Wiener Frauen sind nicht wert, vom Teufel geholt zu werden!“ Die gekränkten Damen Wiens wandten sich an den Erzbischof. Der Augustinermönch wurde vorgeladen und versprach, am kommenden Sonntag zu widerrufen. Gespannt lauschten die Damen und hörten die Worte: „Entgegen meiner Behauptung vor acht Tagen stelle ich fest, dass die Wiener Frauen wert sind, vom Teufel geholt zu werden.“

 

Das Gebet ist ein Rauchwerk, das dem Teufel Kopfweh macht.

SPRICHWORT

 

Der Name ist heutzutage das einzige, welches die Menschen am Teufel nicht mögen.

FRIEDRICH HEBBEL

 

Der Teufel ist der Affe Gottes.

MARTIN LUTHER

 

Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann.

KARL KRAUS

 

Ein Mann kam zur Beichte und zog eine recht zuversichtliche Bilanz seines Lebens: „Ich habe viel geflucht“ sprach er, „habe dafür aber auch viel gebetet – das gleicht sich aus. Ich habe viel getrunken, aber auch oft gefastet – das gleicht sich ebenfalls aus. Ich habe viel gestohlen, aber auch viel verschenkt – das gleicht sich auch aus.“ „Mein Lieber“ unterbrach ihn der Beichtvater, „ihr Fall ist ganz einfach: Gott hat sie erschaffen, und der Teufel wird sie holen – das gleicht sich ebenfalls aus.“

 

Ein Diener begleitete einst seinen Herrn auf die Entenjagd. Er war Christ. Beide kamen bei der Gelegenheit auf Glaubensfragen zu sprechen. Der Herr sagte: »Ich begreife nicht, was du immer von Sünde und Anfechtung und Teufel zu reden hast. Ich spüre nichts von Anfechtung. Mich läßt der Teufel in Ruhe. Noch nie hat er mich gestört oder angegriffen.« Da antwortete der Diener: »Das will ich dir erklären. Wenn wir auf der Entenjagd sind und du hast geschossen, dann fallen einige Enten tot hin. Die lasse ich liegen. Einige aber flattern angeschossen weg und suchen zu entkommen. Denen laufe ich mit meiner langen Stange nach und schlage sie tot. Du bist eine Ente, die der Teufel schon totgeschossen hat. Dich läßt er liegen. Er weiß schon, daß er dich kriegt. Ich bin wie eine ange-schossene Ente, die ihm gern entfliehen möchte. Darum ist er mit seiner langen Stange hinter mir her und sucht mich zu erschlagen.«

 

Gott hat das Leben lieb, der Teufel den Tod.

MARTIN LUTHER

 

Man möge bedenken, dass man andere ertragen soll, wie man selbst ertragen zu werden wünscht. Aber das ist eben der Teufel der Menschen, dass selten je-mand glaubt, dass die anderen auch etwas an ihm zu ertragen hätten. JEREMIAS GOTTHELF

 

Was man Gott nimmt, das holt der Teufel wieder.

SPRICHWORT

 

Wenn die Menschen auf ihr Alter tugendhaft werden, opfern sie Gott nur die Überbleibsel vom Teufel.

ALEXANDER POPE

 

Wer erwartet, dass in der Welt die Teufel mit Hörnern und die Narren mit Schellen einhergehn, wird stets ihre Beute oder ihr Spiel sein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Was für Mühe muß es Gott und seinem Geist geben um den Schutt bloß aus dem Wege zu räumen, worunter der Satan unsre Seelen vergräbt, wenn wir mit ihm an selbigen zu bauen gedenken.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Wer mit dem Kaminkehrer ringt, wird schwarz, unabhängig davon, ob er gewinnt oder verliert.

AUS DEN USA

 

THEOLOGIE

 

Bei einem Jubiläum Alexander Schweizers, des berühmten Züricher Theologen, ward ein Festessen abgehalten. Nach vielen anderen Reden erhob sich Gottfried Keller und alle warteten gespannt, was der Dichter sagen werde. Seine Rede war kurz: „Meine Herren, es gibt, soviel ich sehe, zwei Sorten von Theologen, solche, die über dem lieben Gott, und solche, die unter ihm stehen. Alexander Schweizer hat sein Leben lang zu den letzteren gehört. Er lebe hoch!“

EUTHYMIUS HAAS

 

Ein Offizier erklärte einem Geistlichen: „Wenn ich einen recht unbegabten Sohn hätte, würde ich ihn Theologie studieren lassen.“ Der Pfarrer erwiderte: „Ihr Herr Vater ist anderer Ansicht gewesen.“

 

Es gibt nichts Neues in der Theologie - ausgenommen das, was falsch ist.

C. H. SPURGEON

 

THEORIE

 

Es gibt nichts Praktischeres als eine gute Theorie.

IMMANUEL KANT

 

TIEFE

 

Du kannst dein Leben nicht verlängern, nicht verbreitern, nur vertiefen.

GORCH FOCK

 

Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, dass ein Flachkopf zugleich ein Wirr-kopf ist.

KARL KRAUS

 

Es ist vielleicht wichtiger, das Leben zu vertiefen, als es zu verlängern und aus-zudehnen.

CARL LUDWIG SCHLEICH

 

Gottes Ewigkeit ist Seine Länge, die Liebe Seine Breite, die Macht Seine Höhe und die Weisheit Seine Tiefe.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Ich habe keine Tiefe, als meinen unaufhörlichen Trieb zur Tiefe.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Man kann studieren und sich tief in den Irrtum hineinstudieren.

G. E. LESSING

 

Mein einziges Gebet ist das um Vertiefung. Durch sie allein kann ich wieder zu Gott gelangen. Vertiefung! Vertiefung!

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

So wie das Wasser die Höhe meidet und in die Tiefe fließt, so ist auch die Weis-heit nur bei den Demütigen.

TALMUD

 

Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wer nicht auch böse sein kann — kann der wirklich tief sein?

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

TIER

 

Als Gott die Welt erschuf, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Gott hörte sie alle an und erfüllte sie. Dem Igel wurden Stacheln gegeben, damit er sich besser verteidigen kann. Der Storch bekam lange Beine für die Nahrungssuche in den sumpfigen Wiesen. Und die Feldmaus erhielt eine kleine und flinke Gestalt, so dass sie mühelos in jedes Loch passte, um sich dort vor Angreifern zu ver-stecken. Als die Menschen davon erfuhren, wurden sie unwillig, weil sie nicht gefragt worden waren. „Wir können mit dieser deiner Welt so nicht zufrieden sein“, stellten sie klar und unmissverständlich fest. „Das sollt ihr auch nicht“, erwiderte Gott, „denn diese Erde ist nicht eure Heimat, ihr seid hier nur Gäste auf Zeit“. Seitdem tragen nun die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht und schaut zum Himmel.

 

Der Mensch hat mit vielen Tieren Ähnlichkeit hinsichtlich Fraß, Zorn, Hass und Faulheit. Aber im Laster der Lüge übertrifft er sie alle.

MARTIN LUTHER

 

Der Mensch ist weder Tier noch Engel, und das Unglück will, dass, wer einen Engel aus ihm machen will, ein Tier aus ihm macht.

PLATON

 

Ihr fragt oft, wie ihr leben sollt. Das sollt ihr hier mit Fleiß erkennen... Du sollst aus Gott sein und sollst für Gott sein und sollst nicht dein sein und nicht für dich sein und sollst niemandem gehören. Nehmt den Hund als Gleichnis dafür, der ein unvernünftiges Tier ist. Der ist seinem Herrn völlig treu. Und wäre es möglich, dass der Hund seinem Herrn mit der Hälfte seines Wesens untreu wäre, so hasste er sich mit der anderen Hälfte.

MEISTER ECKHART

 

TISCHGEBET

 

 

Der englische Staatsmann Oliver Cromwell (1599-1658) sprach einmal folgendes Tischgebet: „Manche haben Hunger, aber nichts zu essen. Andere haben Speise, aber keinen Hunger. Ich habe beides. Der Name des Herrn sei gelobt!“

 

TOD

 

Alles Glücklichsein ist das eines Kindes im Theater. Das Alter weiß, wie die Dekoration von hinten aussieht und der Schauspieler zu Hause. Freilich bleiben die meisten bis zu ihrem Tode große Kinder.

WILHELM RAABE

 

Als Abraham vom Todesengel gerufen wurde, weigerte er sich, ihm zu folgen, weil er nicht glauben konnte, dass Gott jemanden töten würde, der ihn so sehr geliebt hatte. Aber er vernahm das Wort: „Hast du je einen Liebenden gesehen, der sich weigert, zu seinem Geliebten zu gehen?“ Als er das hörte, übergab er seine Seele freudig dem Engel.

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Als Sokrates im Gefängnis auf die Vollstreckung seines Todesurteils wartete, beschäftigte er sich mit Geometrie. „Ist das die richtige Zeit dafür?”, fragte der Wächter. „Morgen bist du ein toter Mann!” „Soll ich etwa”, wunderte sich Sokrates über die Frage, „danach noch Geometrie treiben?”

 

Da man morgen mit den gleichen Eigenschaften auferstehen wird, möge Gott niemandem übles Wesen geben in der Welt, denn das wird für ihn nach dem Tode zu ernten sein, was er auf dem Felde dieser Welt gesät hat.

ABDUR RAHMAN

 

Da die Menschen nicht Tod, Elend und Unwissenheit heilen konnten, sind sie, um sich glücklich zu machen, auf den Einfall gekommen, nicht daran zu denken.

BLAISE PASCAL

 

Den Tod fürchten die am wenigsten, deren Leben den meisten Wert hat.

IMMANUEL KANT

 

Den Tod fürchten, das heißt dem Leben zu viel Ehre erweisen.

THÉODORE SIMON JOUFFROY

 

Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Der Schlaf sei das Abbild des Todes, sagt Ihr; und ich sage, dass er vielmehr das Abbild des Lebens ist.

BLAISE PASCAL

 

Der Tod eines heißgeliebten Menschen ist die eigentliche Weihe für eine höhere Welt. Man muß auf Erden etwas verlieren, damit man in jenen Sphären etwas zu suchen habe.

FRIEDRICH HEBBEL

 

Der Tod, den die Menschen fürchten, ist die Trennung der Seele vom Körper. Den Tod aber, den die Menschen nicht fürchten, ist die Trennung von Gott.

AUGUSTIN

 

Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen; weil er am Fuß der andern Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überschritten, dann werden wir des Todes, welchen wir bis dahin nur vom Hörensagen kannten, wirklich ansichtig, wodurch, da zu derselben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmut sinkt; so dass jetzt ein trüber Ernst den jugendlichen Übermut ver-drängt und auch dem Gesichte sich aufdrückt. So lange wir jung sind, mag man uns sagen, was man will, halten wir das Leben für endlos und gehen danach mit der Zeit um. Je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im späteren Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Delinquent hat.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Die Marquise von Villacerf fühlte sich unpässlich und ließ ihren Arzt holen. Dieser versuchte als erstes, ihr durch einen Aderlass Linderung zu verschaffen. Un-glücklicherweise verletzte er dabei eine Arterie, der Wundbrand kam dazu, der Arm musste schließlich abgenommen werden. Aber auch das nutzte letztendlich nichts, die Dame starb. Als das Testament eröffnet wurde, gab es eine Über-raschung. Die Marquise hatte noch kurz vor ihrem Tode einen Nachtrag hinzu-fügen lassen: »Dem Wundarzt, der mich behandelt hat, vermache ich ein Jahres-einkommen. Denn ich sehe voraus, dass er nach dem Malheur, das er mit mir gehabt hat, seine Praxis verlieren wird. Und wovon soll dann seine Familie leben?«

 

Ein rheinhessischer Pfarrer hatte einen Mann zu beerdigen, der in keiner Weise christlich gelebt hatte. Die Hinterbliebenen baten ihn, in seiner Rede nichts von dem Verstorbenen zu erzählen. Er versprach es, hielt eine ganz allgemeine Rede über den Ernst des Todes und schloss: „Über das Leben des Verstorbenen schweige ich auf den Wunsch seiner Angehörigen.“

EUTHYMIUS HAAS

 

Es gibt für die Menschen, wie sie heute sind, nur eine radikale Neuigkeit - und das ist immer die gleiche: der Tod.

WALTER BENJAMIN

 

Es gibt Väter, deren ganzes Leben damit erfüllt ist, ihren Kindern Gründe zu ver-schaffen, sich über ihren Tod zu trösten.

JEAN DE LA BRUYÈRE

 

Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Selbstmord treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.

BERT BRECHT

 

Es ist viel dringender erforderlich, die Seele als den Körper zu heilen, denn Tod ist besser als ein schlechtes Leben.

EPIKTET

 

Gott hat das Leben lieb, der Teufel den Tod.

MARTIN LUTHER

 

In Gefahr und großer Not bringt der Mittelweg den Tod.

FRIEDRICH FREIHERR VON LOGAU

 

Jeder ist für sich selbst alles, denn bei seinem Tode ist für ihn alles tot.

Und daher kommt es, dass jeder glaubt, allen alles zu sein.

BLAISE PASCAL

 

Liebe ist Qual, Lieblosigkeit ist Tod.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Mit dem Tode umzugehen ist die Schule des Glaubens.

MARTIN LUTHER

 

Nur wenn es eine Antwort auf den Tod gibt, hat der Mensch überhaupt etwas zu lachen.

BLAISE PASCAL

 

Schmerzlicher als der Verlust durch den Tod ist der Verlust durch das Leben.

HEINRICH HEINE

 

Und dass es mit dem Tode ernst sei, ließe sich schon daraus abnehmen, dass es mit dem Leben, wie jeder weiß, kein Spaß ist. Wir müssen wohl nichts Besseres als diese Leiden wert sein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Vor dem, welchem seine Sache gut zu stehen scheint, hüte dich wie vor dem ewigen Tod.

JOHANNES TAULER

 

Vorm Tode brauchst du nicht zu fliehen an zwei Tagen: wenn er dir nicht be-stimmt, und wenn die Stund’ geschlagen. Am Tag, da er bestimmt, nützt es dir nichts zu fliehen, und ist er nicht bestimmt, kann er dich nicht erjagen.

PINDAR-I RAZI

 

Wäre der Tod nicht, es würde keiner das Leben schätzen. Man hätte vielleicht nicht einmal einen Namen dafür.

JAKOB BOSSHART

 

Wenn ein Mensch plötzlich krank wird, eilen sogleich die Wohlwollenden zu Hilfe; bekämen sie alle zusammen Erlaubnis, ihre Ratschläge auszuführen, so wäre wohl der Tod des Kranken sicher.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben!

THOMAS VON KEMPEN

 

TOLERANZ

 

Wenn ein Mensch nicht im selben Takt geht wie alle anderen, beruht das viel-leicht darauf, dass er einen anderen Trommler hört. Lass ihn wandern im Takt der Musik, die er hört.

HENRY DAVID THOREAU

 

Der Tolerante erlebt sich selbst als souverän; doch häufig ist die Toleranz die Tugend des Mannes, der keine Überzeugnung hat.

G. K. CHESTERTON

 

Toleranz ist ein Beweis des Mißtrauens gegen ein eigenes Ideal.

NIETZSCHE

 

TOR / TÖRICHT

 

Shibli sah jemanden weinen, weil seine Geliebte gestorben war, und tadelte ihn: „O Tor, warum liebst du jemand, der sterben kann?“

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Im allgemeinen freilich haben die Weisen aller Zeiten immer dasselbe gesagt, und die Toren, d. h. die unermeßliche Majorität aller Zeiten, haben immer das-selbe, nämlich das Gegenteil getan. Und so wird es denn auch ferner bleiben.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Manche verdanken den Büchern ihre Weisheit, manche ihre Torheit.

PLINIUS DER ÄLTERE

 

Siehst du jemanden antworten auf alles, was man ihn fragt, aussprechen alles, was er bemerkt, erwähnen alles, was er gelernt – so schließe daraus: Er ist ein Tor.

IBN ATA ALLAH

 

Toren und gescheite Leute sind gleich unschädlich. Nur die Halbnarren und Halb-weisen, das sind die Gefährlichsten.

GOETHE

 

Wenig genügt, um den Weisen, und nichts, um den Toren glücklich zu machen. Deshalb sind fast alle Menschen unglücklich.

ROCHEFOUCAULD

 

Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Geschäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, bisweilen ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrachtungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden vielleicht weniger rauschend sein, aber die Stelle derselben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele einnehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Gefühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen erwägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren.

IMMANUEL KANT

 

Ein König gab seinem Hofnarren einen Narrenstab mit bunten Bändern und klingenden Schellen als Auszeichnung für seine gekonnte Unterhaltung. Den Narrenstab sollte er behalten, es sei denn, er fände eines Tages einen noch größeren Narren. Bald darauf kam der König zum Sterben. „Wohin gehst du?” fragte der Narr. „Weit fort von hier”, antwortete der König. „Wann kommst du wieder?”, fragte der Narr. „Niemals mehr!” - „Was nimmst du mit auf die weite Reise?”, fragte der Narr. „Nichts!” - „Wie hast du dich auf diese Reise vor-bereitet?”, fragte der Narr. „Gar nicht!” Da legte der Narr seinen Narrenstab auf das Sterbebett des Königs und sagte: „Du gehst fort und kümmerst dich nicht darum, was werden soll. Nimm den Stab, ich habe einen größeren Narren gefunden, einen, der törichter ist, als ich es jemals gewesen bin!”

 

Alle menschlichen Torheiten sind uns nur so lange offenkundig, als wir selbst nicht daran beteiligt sind. Ist dies dagegen der Fall, scheint uns, alles könne es gar nicht anders sein.

LEO TOLSTOI

 

TRADITION

 

Die Tradition ist eine Ausdehnung des Wahlrechts. Tradition heißt, der unbe-kanntesten aller Klassen – unseren Vorfahren – Stimme zu geben. Tradition ist die Demokratie der Toten.

CHESTERTON

 

Tradition bedeutet das Weitergeben des Feuers und nicht das Aufbewahren der Asche.

JEAN JAURÈS

 

TRÄGHEIT

 

Niemand verdient seiner Güte wegen gelobt zu werden, wenn er nicht auch die Kraft hat, böse zu sein. Jede andere Güte ist meist nur Trägheit und Willens-schwäche.

ROCHEFOUCAULD

 

Von allen Leidenschaften kennen wir die Trägheit am wenigsten, und doch ist sie die heftigste und bösartigste, obwohl ihr Einfluß unmerklich und der von ihr angerichtete Schaden sehr verborgen ist. Wenn wir ihre Wirksamkeit aufmerk-sam untersuchen, so werden wir erkennen, daß sie sich bei jeder Gelegenheit zur Herrin über unsere Gefühle, unser Vorteilsstreben und unsere Freuden zu machen versteht. Sie gleicht jenem winzigen Märchenfisch, der die größten Schiffe angehalten haben soll, und gleicht der Windstille, die großen Unter-nehmungen gefährlicher sein kann als Sandbänke und Wirbelstürme. Die Ruhe der Trägheit ist eine heimliche Verzauberung der Seele, die plötzlich das eifrigste Streben und den festesten Entschluß aufgibt. Um schließlich eine wahre Vor-stellung von dieser Leidenschaft zu geben, muß man sagen, daß sie eine Art Glückseligkeit der Seele ist, diese über alle Verluste tröstet und ihr alle Güter ersetzt.

ROCHEFOUCAULD

 

Wenn wir unsere Pflicht auch oft nur aus Angst und Trägheit tun, wollen wir dies doch als Charakterstärke anerkannt sehen.

ROCHEFOUCAULD

 

TRAGIK

 

Nehmen Sie das Leben nur an den richtigen Stellen tragisch.

WILHELM RAABE

 

TRÄNEN

 

Christen, die nicht weinen und meinen, sie seien besonders glaubensstark, sollten sich nicht täuschen. Gott kann ihnen am Ziel nicht einmal die Tränen abwischen.

JOHANN ALBRECHT BENGEL

 

TRAUER

 

An der Seite eines Trauernden hat sich der Meister niemals satt gegessen.

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Der Kummer kennt verschiedene Arten der Heuchelei. - Die eine besteht darin, daß wir unter dem Vorwand, den Verlust eines teuren Menschen zu beweinen, uns selber beweinen; wir trauern um die gute Meinung, die er von uns hatte, um die Verminderung unseres Besitzes, um unser Vergnügen, um unser Ansehen. So werden die Toten mit Tränen geehrt, die nur für Lebende fließen. Ich nenne dies deshalb Heuchelei, weil man in diesem Kummer sich selber täuscht. - Die zweite Art ist nicht so unschuldig, denn sie soll die Umwelt täuschen. Sie ist der Kummer jener Menschen, die nach dem Ruhm eines schönen und unsterblichen Schmerzes streben. Hat die Zeit, die doch alles lindert, ihrer wirklichen Trauer ein Ende gesetzt, bestehen sie trotzdem hartnäckig weiter auf Tränen, Klagen und Seufzern; sie spielen die Rolle des Schwermütigen und bemühen sich, uns durch ihr Benehmen zu überzeugen, daß ihr Schmerz erst mit ihrem Leben enden werde. Diese klägliche und ermüdende Eitelkeit findet man gewöhnlich bei geltungssüchtigen Frauen. Da ihnen ihr Geschlecht alle anderen Wege zum Ruhm versperrt, versuchen sie ihn durch Vortäuschung untröstlichen Kummers zu erzwingen. - Bei der dritten Art der Heuchelei fließen die Tränen aus seichter Quelle ebenso rasch, wie sie versiegen. Man weint, um für mitfühlend zu gelten, man weint, um bedauert zu werden, weint, um beweint zu werden, und weint schließlich, weil es eine Schande wäre, nicht zu weinen.

ROCHEFOUCAULD

 

Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, daß wir sind, wie wir sind.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Wenn Du willst, daß sie trauern, hinterläßt Du ihnen am besten gar nichts.

MARTIAL

 

Wir kommen nie aus den Traurigkeiten heraus, wenn wir uns ständig den Puls fühlen.

MARTIN LUTHER

 

TRÄUME

 

Das Träumen ist der Sonntag des Denkens.

AMIEL

 

Denke nicht du bist arm, nur weil sich deine Träume nicht erfüllen. Arm sind die Menschen, die keine Träume haben.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Der Mensch ist ein Blinder, der vom Sehen träumt.

HEBBEL

 

Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, daß der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde aus-gemalt und wohlgeschmückt hat und daß gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen.

JEAN PAUL

 

Was tut die Blume wohl mit Gott? Sie läßt sich Gott gefallen. In der Blume, als Blume träumt er seinen schönsten Traum, da widerstrebt ihm nichts.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Ein Mensch ohne Traum von der Vollendung ist nicht weniger eine Missgeburt als ein Mensch ohne Nase.

G. K. CHESTERTON

 

TRENNUNG

 

Trennung verringert die lauen Leidenschaften und steigert die großen, so wie der Wind die Kerze löscht und das Feuer anfacht.

ROCHEFOUCAULD

 

Der Tod, den die Menschen fürchten, ist die Trennung der Seele vom Körper. Den Tod aber, den die Menschen nicht fürchten, ist die Trennung von Gott.

AUGUSTIN

 

TREUE

 

Die Kinder Gottes bauen nicht auf ihre eigene Treue, sondern auf die Treue des Herrn.

C. H. SPURGEON

 

Die Treue der meisten Menschen ist nur Erfindung ihrer Selbstsucht, um zuver-lässig zu erscheinen. Auf diese Art erheben sie sich über andere und verleiten sie dazu, ihnen die wichtigsten Dinge anzuvertrauen.

ROCHEFOUCAULD

 

Die Treue des Herrschers erzeugt und erhält die Treue seiner Diener.

OTTO VON BISMARCK

 

Es ist nicht eine der geringsten Gnade auf Erden, treue Nachbarn zu haben.

MARTIN LUTHER

 

Für die partnerschaftliche Beziehung gibt es einen einfachen Test: Wenn einem die Treue Spaß macht, dann ist es Liebe.

ANONYM

 

Glauben ist Ruhen in der Treue Gottes.

HUDSON TAYLOR

 

Ihr fragt oft, wie ihr leben sollt. Das sollt ihr hier mit Fleiß erkennen... Du sollst aus Gott sein und sollst für Gott sein und sollst nicht dein sein und nicht für dich sein und sollst niemandem gehören. Nehmt den Hund als Gleichnis dafür, der ein unvernünftiges Tier ist. Der ist seinem Herrn völlig treu. Und wäre es möglich, dass der Hund seinem Herrn mit der Hälfte seines Wesens untreu wäre, so hasste er sich mit der anderen Hälfte.

MEISTER ECKHART

 

Man bleibt mitunter einer Sache nur deshalb treu, weil ihre Gegner nicht aufhören abgeschmackt zu sein.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Wir mißachten Menschen eher wegen der kleinsten Treulosigkeit gegen uns als wegen der größten gegen andere.

ROCHEFOUCAULD

 

Zeng-zi sprach: »Ein Mensch, dem man ein Waisenkind genauso anvertrauen kann wie das Schicksal eines Staates und der selbst bei großen äußeren Zwängen seinen Grundsätzen treu bleibt - ist der ein Edler? Er ist ein Edler.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

TROST

 

Die Frau des Farmers war beerdigt worden. Nach einigen Tagen kam der Pfarrer beim Witwer vorbei und traf ihn bei einer Flasche Whisky an. „Ist das Ihr einziger Trost?“ fragte er mit leisem Vorwurf. „Nein“, wehrte der Farmer ab, „ich habe noch vier Stück im Keller!“

 

Das Elend des Menschen liegt darin, dass er in der Gesellschaft Trost suchen muss gegen die Leiden, die ihm die Natur zufügt, und in der Natur Trost gegen die Leiden der Gesellschaft. Wie viele haben weder hier noch dort eine Er-leichterung ihrer Schmerzen gefunden!

NICOLAS CHAMFORT

 

Es ist Gott und aller Welt wirklich unmöglich zu machen, dass der Mensch wahren Trost finde, der Trost sucht bei den Kreaturen. Wer aber das Göttliche liebte in der Kreatur und die Kreatur allein in Gott, der fände wahren, rechten und gleichen Trost an allen Orten.

MEISTER ECKHART

 

Konfuzius sprach: »Wer am Morgen den rechten Weg erkannt hat, könnte am Abend getrost sterben.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Ohne die jenseitige Welt ist die diesseitige Welt ein trostloses Rätsel.

JOHAN AUGUST STRINDBERG

 

Wohl ist es wahr, dass alle Kreaturen etwas Trost in sich tragen, wie einen abgeseihten Schaum. Der Schaum, das ist das in Gott, was an Gutem in allen Kreaturen enthalten ist.

MEISTER ECKHART

 

TUGEND

 

Auch die Tugend ist eine Kunst, und auch ihre Anhänger teilen sich in Aus-übende und bloße Liebhaber.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Alle Tugend, die irgendwie eines Lohnes wegen geübt wird, beruht auf klugen, methodischen, weitsehenden Egoismus.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Der Asket macht aus der Tugend eine Not.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Der Tolerante erlebt sich selbst als souverän; doch häufig ist die Toleranz die Tugend des Mannes, der keine Überzeugnung hat.

G. K. CHESTERTON

 

Die Tugend ist nichts anderes als eine beherrschte und maßvolle Liebe, die ganz zu Gott um Seiner selbst willen gerichtet ist. Denn Er selbst ist so sehr der aus-schließliche Grund aller Tugenden, daß eine Tugend unvollkommen bleibt, wenn sich jemand zu ihrer Verwirklichung gedrängt fühlt durch einen zusätzlichen Grund außer Gott, selbst wenn dieser der Hauptgrund bleibt.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Ein Mensch, der die Tugend liebt, verpflichtet zehn andere dazu, sich so zu ver-halten, als hätten sie welche.

PIERRE CARLET DE MARIVAUX

 

Folgende Gegensätze sollte man vereinen können: Tugend mit Gleichgültigkeit gegen die öffentliche Meinung, Arbeitsfreude mit Gleichgültigkeit gegen den Ruhm und die Sorge um die Gesundheit mit Gleichgültigkeit gegen das Leben.

CHAMFORT

 

Kann derjenige wohl redlich, kann er wohl tugendhaft heißen, welcher sich gern seinen Lieblingslastern ergeben würde, wenn ihn nur keine künftige Strafe schreckte, und wird man nicht vielmehr sagen müssen, daß er zwar die Aus-übung der Bosheit scheute, die lasterhafte Gesinnung aber in seiner Seele nähre, daß er den Vorteil der tugendähnlichen Handlungen liebe, die Tugend selber aber hasse?

IMMANUEL KANT

 

Manche Tugenden kann man erwerben, indem man sie lange Zeit heuchelt. Andere zu erringen, wird man umso unfähiger, je mehr man sich den Anschein gibt, sie zu besitzen. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Be-scheidenheit.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Redlichkeit ist die Tugend, gut zu sein, ohne beobachtet zu werden. UNBEKANNT

 

Scham ist eine große Tugend.

FREIDANK

 

Toleranz ist die Tugend des Mannes, der keine Überzeugungen hat.

CHESTERTON

 

Tugend ist die Gesundheit der Seele.

ARISTON VON CHIOS

 

Um sich bewusst zu werden, dass es einem an Tugenden fehlt, muss man erst welche haben.

PIERRE CARLET DE MARIVAUX

 

Wenn die Menschen auf ihr Alter tugendhaft werden, opfern sie Gott nur die Überbleibsel vom Teufel.

ALEXANDER POPE

 

Wer nicht Gott, sondern den Menschen gefallen will, dessen Tugend leidet an Knochenfraß und geht unter.

JOHANN GEILER VON KAYSERSBERG

 

Wer tugendhaft lebt, wird geehrt, aber er wird nicht beneidet.

AUS PERSIEN

 

Wir machen Tugenden aus Fehlern, die wir nicht ablegen wollen.

ROCHEFOUCAULD

 

- Fortsetzung -