HABGIER

 

Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.

EPIKUR

 

Habgier im Alter ist eine Narrheit. Vergrößert man denn seinen Reiseproviant, wenn man sich dem Ziel nähert?

MARCUS TULLIUS CICERO

 

HAND GOTTES

 

Dieselbe Hand Gottes, die uns niederbeugt, wartet darauf, uns zu erheben, so-bald wir den Segen tragen können.

C. H. SPURGEON

 

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg ich meinen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand. Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin in deinem Mosaik ein Stein. Wollst mich an die rechte Stelle legen, deinen Händen bette ich mich ein.

EDITH STEIN

 

Wein gewinnt man nur, indem man die Trauben auspresst. Falls du eine schöne, runde Traube bleiben willst, musst du Gottes Hand ausweichen.

OSWALD CHAMBERS

 

HANDLUNGEN

 

Der Mensch schneidet nicht seine Handlungen und Neigungen nach seinen Grundsätzen, sondern diese nach jenen zu.

JEAN PAUL

 

Ein jeder handle so, als wollte Gott eine große Tat durch ihn vollbringen.

MARTIN LUTHER

 

Es liegt in der menschlichen Natur, vernünftig zu denken und unvernünftig zu handeln.

ANATOLE FRANCE

 

Früher oder später wirst Du so handeln, wie Du denkst.

AUS JAPAN

 

Ich habe gelernt, daß nicht das, was ich tue, falsch ist, sondern das, was infolge meines Handelns aus mir wird.

OSCAR WILDE

 

Konfuzius sprach: »Sieh, welche Mittel ein Mensch verwendet, um seine Ziele zu erreichen; betrachte die Beweggründe, die sein Handeln bestimmen; prüfe, worin seine Seele Ruhe findet und was ihn bewegt. Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen? Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen?«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Man nennt einen Menschen böse nicht darum, weil er Handlungen ausübt, welche böse sind, sondern weil diese so beschaffen sind, daß sie auf böse Maximen schließen lassen.

IMMANUEL KANT

 

Mutige Leute überredet man dadurch zu einer Handlung, dass man dieselbe ge-fährlicher darstellt als sie ist.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz.

IMMANUEL KANT

 

Wer aus Gründen handelt, handelt noch lange nicht vernünftig; denn Gründe sind oft unvernünftig.

CHARLES JOSEPH FÜRST VON LIGNE

 

Wie kann man sich selbst kennenlernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist.

GOETHE

 

Zi-gong fragte, was einen Edlen ausmache. Der Meister antwortete:

»Erst handelt er, wie er denkt. Dann spricht er, wie er handelt.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

HARMONIE

 

Konfuzius sprach: »Der Edle mag Harmonie und Eintracht mit anderen, Kumpa-nei aber ist ihm fremd. Der Gemeine hingegen mag die Kumpanei; Harmonie und Eintracht sind ihm fremd.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

HÄRTE

 

Gott würde dich so hart nicht fassen, hättest du sanft dich führen lassen. EMANUEL GEIBEL

 

HASS

 

Hass muss produktiv machen, sonst ist es gleich gescheiter zu lieben.

KARL KRAUS

 

Wenn man fühlt, daß man nichts hat, womit man die Achtung eines Menschen erringen kann, ist man nicht mehr weit davon, ihn zu hassen.

LUC DE CLAPIER VAUVENARGUES

 

Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Über-legenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr als ihre Krankheiten.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Konfuzius sprach: »Der Edle haßt den Gedanken, die Welt zu verlassen, ohne etwas geleistet zu haben, was bleibender Anerkennung wert ist.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Wo die Menge haßt, prüfe, warum sie haßt! Wo die Menge liebt, prüfe, warum sie liebt!«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Wer an die Freiheit des menschlichen Willens glaubt, hat nie geliebt und nie ge-haßt.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Wenn der Haß feige wird, geht er maskiert in Gesellschaft und nennt sich Ge-rechtigkeit.

ARTHUR SCHNITZLER

 

Wer um Gottes willen gibt und um Gottes willen hindert und um Gottes willen liebt und um Gottes willen haßt und um Gottes willen heiratet, dessen Glaube ist voll-kommen geworden.

MUHAMMAD

 

Zi-gong fragte: »Was ist davon zu halten, wenn ein Mensch überall beliebt ist?« Konfuzius meinte: »Das ist noch nicht genug.« »Und wenn einer bei allen verhaßt ist?« Darauf der Meister: »Auch das ist noch nicht genug. Besser ist es, wenn ein Mensch von den Guten geliebt und von den Bösen gehaßt wird.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

HAST

 

Wer glaubt, hastet nicht.

HUDSON TAYLOR

 

HAUS

 

Dächte man sich ein Haus, bestehend aus Keller, Erdgeschoß und Ober-geschoß, derart bewohnt, derart eingerichtet, daß da zwischen den Bewohnern jedes Stockwerks ein Standesunterschied wäre oder doch auf ihn gerechnet wäre – und vergliche man das ein Mensch Sein mit solch einem Hause: so tritt bei den meisten Menschen leider der traurige und lächerliche Fall ein, daß sie es vorziehn, in ihrem eigenen Hause im Keller zu wohnen. Ein jeder Mensch ist die leibseelische Synthesis, die aufs Geistsein angelegt ist, dies ist das Bauwerk; aber er zieht es vor, im Keller zu wohnen, das heißt, in den Bestimmungen des Sinnlichen. Und er zieht es nicht bloß vor, im Keller zu wohnen, nein, er liebt es dermaßen, daß er erbittert wird, wenn etwa jemand ihm vorschlüge, den ersten Stock zu beziehen, welcher leer steht zu seiner Verfügung – denn er wohnt ja in seinem eigenen Hause.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Es ist, ihr möget wollen oder nicht, das Haus der Spiegel eurer selbst.

JEREMIAS GOTTHELF

 

Gott gebe allen, die mich kennen, zehnmal mehr, als sie mir gönnen! SIEBENBÜRGISCHER HAUSSPRUCH

 

HÄUTUNG

 

Der ganze Mensch muss in das Evangelium kriechen und dort neu werden, die alte Haut ausziehen, wie die Schlange es tut. Wenn ihre Haut alt wird, sucht sie ein enges Loch im Felsen. Da kriecht sie durch und zieht ihre Haut selbst ab und lässt sie draußen vor dem Loch. So muss der Mensch auch in das Evangelium und in Gottes Wort sich begeben und getrost folgen seiner Zusage; es wird nicht trügen. So zieht er ab seine alte Haut, lässt draußen sein Licht, seinen Dünkel, seinen Willen, seine Liebe, seine Lust, sein Reden, sein Wirken. Und wird also ein ganz anderer, neuer Mensch, der alles anders ansieht als vorhin, anders richtet, anders urteilt, anders denkt, anders will, anders redet, anders liebt, an-ders lüstet, anders wirkt und fährt als vorhin!

MARTIN LUTHER

 

HEIDEN

 

Heiden sind Menschen, die ihr religiöses Bedürfnis im Wald verrichten. DEFINITION EINES KINDES

 

HEILIG

 

Das ganze Leben eines Christen ist ein heiliges Heimweh.

AUGUSTIN

 

Ein Heiliger ist ein toter Sünder, bearbeitet und neu herausgegeben.

AMBROSE BIERCE

 

Es ist kein Mensch einer himmlischen Tröstung wert, der sich nicht zuvor in der Schule der heiligen Zerknirschung fleißig geübt hat.

THOMAS VON KEMPEN

 

Gott liebt nichts in uns als die Gutheit, die er in uns bewirkt. Ein Heiliger sagt:

Es wird nichts gekrönt von Gott als sein eigenes Werk, das er in uns wirkt.

MEISTER ECKHART

 

Heilige sind Menschen, durch die es den anderen leichter wird, an Gott zu glau-ben.

NATHAN SÖDERBLOM

 

Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich ver-dammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wenn wir sagen „Ich bin doch kein Heiliger“, ist das nicht Demut, sondern Hoch-mut. Es bedeutet, dass wir nicht glauben, dass Gott uns dazu gemacht hat.

OSWALD CHAMBERS

 

Wer die heiligen Worte hütet, wird von ihnen behütet.

THOMAS VON AQUIN

 

HEILUNG / HEILEN

 

Einen Kranken, der sich für gesund hält, kann man nicht heilen.

HENRI FRÉDÉRIC AMIEL

 

Es ist viel dringender erforderlich, die Seele als den Körper zu heilen, denn Tod ist besser als ein schlechtes Leben.

EPIKTET

 

Obwohl der Mensch ständig seine Leidenschaften zu befriedigen sucht, seufzt er doch immer über ihre Tyrannei. Weder kann er ihre Gewalt ertragen, noch jene, die er sich antun müßte, um sich von ihrem Joch zu befreien. Er verabscheut sie ebenso wie die Heilmittel gegen sie. Er kann sich weder mit dem Schmerz der Krankheit noch mit der Anstrengung der Heilung abfinden. Mit einem Wort: er ist ein jämmerliches Geschöpf.

ROCHEFOUCAULD

 

HEIMAT

 

Nicht da ist man daheim, wo man seinen Wohnsitz hat, sondern wo man verstan-den wird.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Als Gott die Welt erschuf, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Gott hörte sie alle an und erfüllte sie. Dem Igel wurden Stacheln gegeben, damit er sich besser verteidigen kann. Der Storch bekam lange Beine für die Nahrungssuche in den sumpfigen Wiesen. Und die Feldmaus erhielt eine kleine und flinke Gestalt, so dass sie mühelos in jedes Loch passte, um sich dort vor Angreifern zu ver-stecken. Als die Menschen davon erfuhren, wurden sie unwillig, weil sie nicht gefragt worden waren. „Wir können mit dieser deiner Welt so nicht zufrieden sein“, stellten sie klar und unmissverständlich fest. „Das sollt ihr auch nicht“, erwiderte Gott, „denn diese Erde ist nicht eure Heimat, ihr seid hier nur Gäste auf Zeit“. Seitdem tragen nun die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht und schaut zum Himmel.

 

Lasst euer Leid zur Welle werden, die euch an das Ufer der ewigen Heimat trägt.

FRITZ VON BODELSCHWINGH

 

HEIMWEH

 

Das ganze Leben eines Christen ist ein heiliges Heimweh.

AUGUSTIN

 

HEIRAT

 

Gut gehängt ist besser als schlecht verheiratet.

WILLIAM SHAKESPEARE

 

HELD

 

Eine Frau, die sich schminkt, ist wie ein Mann, der sich einbildet, ein Held zu sein, weil er einen Säbel trägt.

CARL LUDWIG SCHLEICH

 

Starker Arm und Schwertschlag ist nicht Heldenmut:

Das ist’s, wenn man Unrecht tun kann und nicht tut.

SAADI

 

HERR

 

Herr, gib mir die Kraft, alles zu tun, was du von mir verlangst. Dann verlange von mir, was du willst.

AUGUSTIN

 

Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde.

THOMAS VON KEMPEN

 

Ich erkannte meinen Herrn durch das Zunichtewerden meiner Absichten.

ALI

 

Ihr fragt oft, wie ihr leben sollt. Das sollt ihr hier mit Fleiß erkennen... Du sollst aus Gott sein und sollst für Gott sein und sollst nicht dein sein und nicht für dich sein und sollst niemandem gehören. Nehmt den Hund als Gleichnis dafür, der ein unvernünftiges Tier ist. Der ist seinem Herrn völlig treu. Und wäre es möglich, dass der Hund seinem Herrn mit der Hälfte seines Wesens untreu wäre, so hasste er sich mit der anderen Hälfte.

MEISTER ECKHART

 

Vom Gelde ist zu sagen, was von Caligula gesagt wurde: Es hätte nie einen so guten Sklaven und nie einen so bösen Herrn gegeben wie ihn.

MICHEL DE MONTAIGNE

 

Wirf dein Anliegen auf den Herrn. Der hat einen weiten Hals und kann´s wohl tragen.

MARTIN LUTHER

 

Wer etwas besitzt, muss dessen Herr bleiben und darf nicht dessen Knecht wer-den.

MARTIN LUTHER

 

HERRSCHAFT

 

Dies ist das gerechte Strafurteil Gottes, daß der Mensch, der einst Macht und Herrschaft über alle anderen Geschöpfe hatte, sich aber stattdessen freiwillig und in Mißachtung des göttlichen Gebots dem Willen seiner Untergebenen unterwarf, nun, da er Gottes Gebot erfüllen will, erkennen und erfahren muß, wie alle Ge-schöpfe, die ihm eigentlich untertan sein sollten, sich hochmütig über ihn erheben und sich zwischen ihn und seinen Gott stellen.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

Die Treue des Herrschers erzeugt und erhält die Treue seiner Diener.

OTTO VON BISMARCK

 

Jeder Mensch kommt mit einer sehr grossen Sehnsucht nach Herrschaft, Reich-tum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt.

VOLTAIRE

 

HERZ

 

Das Herz hat seine Vernunftgründe, welche die Vernunft nicht kennt; man erfährt es an tausend Dingen.

BLAISE PASCAL

 

Das Lächeln ist ein Licht, das sich im Fenster eines Gesichts zeigt, und anzeigt, dass das Herz daheim ist.

UNBEKANNT

 

Das menschliche Herz ist ein Friedhof mit begrabenen Erinnerungen.

PETER SIRIUS

 

Das menschliche Herz weidet sich gern an den eigenen Vorzügen oder an den Schlechtigkeiten der anderen.

FRANCIS BACON

 

Dass uns Dinge begegnen, die uns lästig und durchaus zuwider sind, das ist für uns sehr gut. Denn sie treiben den Menschen, der aus seinem Herzen geflohen ist, wieder in sein Herz zurück, dass er es fühlen lerne: Ich bin hier nicht in meinem Vaterland, und dass er seine Hoffnung auf kein Gut dieser Welt gründe.

THOMAS VON KEMPEN

 

Es gibt zwei Arten vernünftiger Menschen: Diejenigen, die Gott von ganzem Herzen dienen, weil sie ihn kennen. Und die, die Gott von ganzem Herzen suchen, weil sie ihn noch nicht gefunden haben.

BLAISE PASCAL

 

Es ist dem lieben Gott sehr recht, wenn du einmal aus Herzensgrund lachst.

MARTIN LUTHER

 

Es ist ebenso unnütz und ebenso lächerlich, dass die Vernunft vom Herzen Be-weise für seine ersten Prinzipien verlangt, wenn sie ihnen zustimmen will, wie es lächerlich wäre, dass das Herz von der Vernunft ein Gefühl für alle Lehrsätze verlangte, die diese beweist, wenn es sie annehmen will.

BLAISE PASCAL

 

Es kann in Ewigkeit kein Ton so lieblich sein,

als wenn des Menschen Herz mit Gott stimmt überein.

ANGELUS SILESIUS

 

Gott hat sein Ohr an deinem Herzen.

AUGUSTIN

 

Gott, der Vater, bewahre jeden um der Menschenliebe willen vor dem feinen Gehöre, die leisesten Töne der Menschenherzen deutlich zu vernehmen. Wer den Menschen lieben will, muß nicht in seine Tasche sehen.

KARL JULIUS WEBER

 

Ich will Menschen bilden, die mit ihren Füßen in Gottes Erde, in die Natur ein-gewurzelt stehen, deren Haupt bis in den Himmel ragt, und in dem selben schauend liest, deren Herz beides, Erde und Himmel, das gestaltenreiche Leben der Erde und Natur und die Klarheit und den Frieden des Himmels, Gottes Erde und Gottes Himmel eint.

FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL

 

Jedes Herz ist eine Bude auf dem Jahrmarkt der Eitelkeit.

WILLIAM MAKEPEACE THACKERAY

 

Man muss Gott beim Herzen zu packen verstehen, das ist seine schwache Seite.

TERESA VON AVILA

 

Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Mein Herz kommt mir heut vor wie ein Pfefferkuchenherz, das lange im Nassen gelegen hat.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Mensch, gibst du Gott dein Herz, er gibt dir seines wieder:

Ach, welch ein wertrer Tausch! Du steigest auf, er nieder.

ANGELUS SILESIUS

 

So mancher meint, ein gutes Herz zu haben, und hat nur schwache Nerven. MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

So wie die Saat nur aus dem Staube wächst, kann die Saat der Weisheit auch nur aus einem staubgleichen Herzen wachsen.

ABU TALIB AL-MAKKI

 

Viele, die über Ablaßkrämerei in der katholischen Kirche lachen, üben sie doch täglich selbst. Wie mancher Mann von schlechtem Herzen glaubt sich mit dem Himmel ausgesöhnt, wenn er Almosen gibt.

G. CH. LICHTENBERG

 

Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Was der Mensch liebt, das ist sein Gott. Er trägt es in seinem Herzen. Er bewegt es Tag und Nacht in sich. Es sei, was es sei: Reichtum oder Geld, Vergnügen oder Ehre.

MARTIN LUTHER

 

Willst du ein aufrechtes Herz haben? Tue du, was Gott will, und wolle nicht, dass Gott tue, was du willst.

AUGUSTIN

 

Wovon das Herz nicht voll ist, davon geht der Mund über, habe ich öfters wahr gefunden, als den entgegengesetzten Satz.

G. CH. LICHTENBERG

 

HEUCHELEI

 

Heucheln: dem Charakter ein sauberes Hemd überziehen.

BIERCE

 

Wir sind so gewöhnt, uns vor anderen zu verstellen, daß wir es zuletzt auch vor uns selber tun.

ROCHEFOUCAULD

 

Manche Tugenden kann man erwerben, indem man sie lange Zeit heuchelt. Andere zu erringen, wird man umso unfähiger, je mehr man sich den Anschein gibt, sie zu besitzen. Zu den ersten gehört der Mut, zu den zweiten die Beschei-denheit.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

HILFE

 

Man hilft den Menschen nicht, wenn man für sie tut, was sie selbst tun können.

ABRAHAM LINCOLN

 

Unglück hat mich gelehrt, Unglücklichen Hilfe zu leisten.

VERGIL

 

Wir die nichts verdienen als Zorn und das Unglück, wornach wir ringen, murren mit Gott, warum er uns nicht eher helfen will, uns, die nicht wollen geholfen seyn.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Nichts kann den Menschen mehr stärken als das Vertrauen, das man ihm ent-gegenbringt.

ADOLF VON HARNACK

 

HIMMEL

 

Alle wollen in den Himmel, aber niemand will sterben.

AUS DEN USA

 

Als Gott die Welt erschuf, fragte er die Tiere nach ihren Wünschen. Gott hörte sie alle an und erfüllte sie. Dem Igel wurden Stacheln gegeben, damit er sich besser verteidigen kann. Der Storch bekam lange Beine für die Nahrungssuche in den sumpfigen Wiesen. Und die Feldmaus erhielt eine kleine und flinke Gestalt, so dass sie mühelos in jedes Loch passte, um sich dort vor Angreifern zu ver-stecken. Als die Menschen davon erfuhren, wurden sie unwillig, weil sie nicht gefragt worden waren. „Wir können mit dieser deiner Welt so nicht zufrieden sein“, stellten sie klar und unmissverständlich fest. „Das sollt ihr auch nicht“, erwiderte Gott, „denn diese Erde ist nicht eure Heimat, ihr seid hier nur Gäste auf Zeit“. Seitdem tragen nun die Tiere ihre Augen zur Erde, der Mensch aber geht aufrecht und schaut zum Himmel.

 

Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

IMMANUEL KANT

 

Der Nachteil des Himmels besteht darin, dass man die gewohnte Gesellschaft vermissen wird.

MARK TWAIN

 

Der Theologe Karl Barth pflegte als Professor in Basel nach den Seminar-sitzungen mit seinen Studenten noch auf ein Glas Bier in eine Kneipe zu gehen. Dies war dem frommen und prinzipienfesten Basler Frauenverein zu Ohren gekommen und wurde dort scharf missbilligt. Man verstieg sich sogar zu der Vermutung, Barth werde, weil er junge Menschen zum Alkohol verführe, wohl nicht in den Himmel kommen. Dies wiederum wurde Karl Barth zugetragen. Doch der kommentierte: „Erstens geht es den Basler Frauenverein nichts an, ob ich mit meinen Studenten Bier trinke. Zweitens entscheidet nicht der Basler Frauen-verein darüber, ob ich in den Himmel komme oder nicht. Und drittens, in den Himmel des Basler Frauenvereins will ich auch gar nicht.“

 

Der Theologe Karl Barth wurde von einer etwas anstrengenden Dame nach den ewigen Leben befragt: „Herr Professor, sagen Sie bitte, ist es auch ganz gewiss, dass wir im Himmel all unsere Lieben wiedersehen werden?“ - Barth sah die Dame scharf an und sagte dann langsam und mit Nachdruck: „Ja - aber die anderen auch.“

 

Ein Mann, der es im Leben zu beträchtlichem Reichtum gebracht hatte, näherte sich nach seinem Tod nur zögernd der Himmelspforte. Er fürchtete, dass Petrus ihn nicht einlassen würde, da in der Bibel geschrieben steht: »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.« »Was hast du im Leben gemacht?« fragte Petrus. »Gearbeitet«, erwiderte der Mann. »Immer nur gearbeitet.« »Keine Ausschweifungen?« »Dazu fehlte mir die Zeit.« »Irgendwelche Laster?« »Sie hätten mich nur von der Arbeit abgelenkt.« »Und wozu hast du immer nur gearbeitet?« »Meine Frau war sehr ehrgeizig und putz-süchtig. Sie gab das Geld mit vollen Händen aus. Sie konnte kaum meinen Tod erwarten, um das Erbe anzutreten.« »Und deine Kinder?« »Dachten im Grunde genauso.« »Hattest du Freunde?« »Sie spekulierten nur auf mein Geld...« Petrus schwieg nach diesem Geständnis eine Weile, dann sagte er: »Du warst in Wirk-lichkeit ein armer Mann. Du darfst herein.«

 

Die Barmherzigkeit Gottes ist wie der Himmel, der stets über uns fest bleibt. Unter diesem Dach sind wir sicher, wo auch immer wir sind.

MARTIN LUTHER

 

Die Gemeinde auf den Knien würde den Himmel auf die Erde bringen.

E.M. BOUNDS

 

Du hättest gern zugleich den Himmel und die Erde.

Ich fürchte, daß dir so von beiden keines werde.

FRIEDRICH RÜCKERT

 

Ein Ire, der gerne eins über den Durst trank, wurde von seinem Pfarrer ins Gebet genommen: „Mein Sohn, wie stellst du dir vor, dass du als Trinker einmal in den Himmel kommen wirst?“ Der Ire antwortete: „Das wird nicht schwer sein für mich, Herr Pfarrer. Wenn ich ans Tor des Paradieses komme, werde ich die Tür auf- und wieder zumachen, auf- und wieder zumachen, auf- und wieder zumachen. Solange, bis der Petrus die Geduld verliert und ruft: Um Gottes willen, Mike, ent-weder rein oder raus!“

 

Ein Vogel lag auf seinem Rücken und hielt seine Beine starr gegen den Himmel ausgestreckt. Ein anderer Vogel flog vorüber und fragte ihn verwundert: „Warum liegst du so da? Und warum hältst du deine Beine so steif nach oben?” Da ant-wortete der Vogel: „Ich trage den Himmel mit meinen Beinen. Und wenn ich losließe und meine Beine anzöge, so würde der Himmel über uns einstürzen!” Und als er das gesagt hatte, löste sich vom nahen Baum ein winziges Blatt und fiel raschelnd zur Erde nieder. Der Vogel erschrak darüber so sehr, dass er sich geschwind aufrichtete und eilig davonflog. Der Himmel aber blieb an seinem Ort und stürzte nicht ein.

 

Ich glaube, dass die Selbstgerechtigkeit dein Verderben ist, und darum sage ich dir ganz offen und aufrichtig, dass du ebenso gut hoffen kannst, mit einem Luftballon in den Himmel zu fliegen, als durch deine guten Werke hineinzu-kommen. Ebenso gut könntest du in einem Sieb nach Ostindien fahren, als durch dein gutes Wesen in die Herrlichkeit zu gehen. Du könntest ebenso gut in Spinn-weben deinem Fürsten dich vorstellen, als in deiner eigenen Gerechtigkeit dem König des Himmels. Fort mit deinen Lumpen, mit deinen zerfaulten, stinkenden Fetzen. Sie sind nur ein Mistbeet für das Unkraut des Unglaubens und Stolzes. Es ist in Gottes Augen nichts nütze. Warum willst du deinen Kopf so hoch tragen, dass man ihn abschneiden muss?

C. H. SPURGEON

 

Ich will Menschen bilden, die mit ihren Füßen in Gottes Erde, in die Natur einge-wurzelt stehen, deren Haupt bis in den Himmel ragt, und in dem selben schauend liest, deren Herz beides, Erde und Himmel, das gestaltenreiche Leben der Erde und Natur und die Klarheit und den Frieden des Himmels, Gottes Erde und Gottes Himmel eint.

FRIEDRICH WILHELM AUGUST FRÖBEL

 

Jossele stirbt und kommt ins Jenseits. Ist's der Himmel oder die Hölle? Er irrt herum und kommt zu einem Palast. Dort begegnet er einem Chassidischen Rabbi, einem berühmten heiligen Mann. Er denkt: Ich muss wohl im Himmel sein? Nun trifft er auf eine Halbweltdame, eine fanatische Antisemitin. Er ist verwirrt. Er denkt: Bin ich nun doch in der Hölle gelandet? Noch verwirrter ist er, als er die beiden später eng umschlungen tanzen sieht. Er wendet sich an den Türhüter: »Wo bin ich eigentlich? Wenn hier das Paradies ist, so verstehe ich nicht, was diese Hure hier zu suchen hat. Und ist's die Hölle, was macht dann dieser heilige Mann hier?« Antwortet des Türhüters: »Für ihn ist's das Paradies, für sie die Hölle!«

 

Man soll nicht in den Himmel gaffen, wenn man vom Himmelreich reden hört. Das Himmelreich ist überall da, wo der Glaube ist.

MARTIN LUTHER

 

So steht es mit dem, dem Gottes Wille gefällt: Alles, was Gott ihm zukommen lässt, sei es Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgendetwas anderes. Nun sagt ihr gerne: »Woher weiß ich denn, ob es Gottes Wille ist?« Ich antworte: Wäre es bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht. Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du recht wie im Himmelreich, was dir auch geschehe oder nicht geschehe.

MEISTER ECKHART

 

Voltaire (1694-1778), der als Gegner jeglicher dogmatischen Metaphysik leiden-schaftlich gegen die Religion kämpfte, war von 1750 - 1753 Gast des jungen Preußenkönigs Friedrich II. An der Tafelrunde von Sanssouci war niemand und nichts vor seiner scharfen Zunge sicher. So äußerte er einmal: »Wenn es darauf ankommt, bin ich bereit, meinen Platz im Himmel für einen Taler zu verkaufen.« Der Hofprediger, der in seiner Nähe saß und gegen den sich der Satz richtete, schüttelte nur den Kopf: »Oh, oh, Monsieur, Sie vergessen, dass Sie in Preußen sind! Und nach preußischem Recht darf man nur das verkaufen, was man als rechtmäßigen Besitz ausweisen kann.«

 

Wehe denen, die zu groß sind, um mit den Kleinen klein zu werden; denn die Tür des Himmels ist niedrig und nicht hoch genug, um so große, von sich volle und von falscher Größe aufgeblähte Menschen einzulassen!

THOMAS VON KEMPEN

 

Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wenn ein Finger zum Himmel weist, schaut nur ein Dummkopf auf den Finger. ANONYM

 

HINDERNIS

 

Verbringe deine Zeit nicht mit der Suche nach einem Hindernis, vielleicht gibt es gar keines.

FRANZ KAFKA

 

Widerwärtigkeiten sind Pillen, die man schlucken muss, nicht kauen.

G. CH. LICHTENBERG

 

HINGABE

 

Was tut die Blume wohl mit Gott? Sie läßt sich Gott gefallen. In der Blume, als Blume träumt er seinen schönsten Traum, da widerstrebt ihm nichts.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein ge-fallen, so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohlgefiele, lieber als irgend etwas anderes. Und wäre es so, daß ich ihm besser gefiele in einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifel darüber: ich trüge das schlichte Kleid lieber als irgendein anderes Kleid. So auch steht es mit einem, dem Gottes Wille gefällt: alles, was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm besser als irgend etwas anderes.

MEISTER ECKHART

 

Man kann das Ich nicht anders gewinnen, als indem man es hergibt.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wer alle Dinge loslässt, der erhält das Hundertfache zurück. Wer es aber auf das Hundertfache absieht, dem wird nichts zuteil, denn er lässt nicht alles los, der will vielmehr das Hundertfache haben.

MEISTER ECKHART

 

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg ich meinen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand. Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin in deinem Mosaik ein Stein. Wollst mich an die rechte Stelle legen, deinen Händen bette ich mich ein.

EDITH STEIN

 

Gott strebt danach, dass er sich uns völlig gebe. In gleicher Weise, wie wenn das Feuer das Holz in sich ziehen will und sich wiederum in das Holz; dann befindet es das Holz als ihm ungleich. Darum bedarf es der Zeit. Zuerst macht das Feuer das Holz warm und heiß; dann raucht es und kracht, weil das Holz ihm ungleich ist. Und je heißer das Holz dann wird, desto stiller und ruhiger wird es, und je gleicher das Holz dem Feuer ist, desto friedlicher ist es, bis es ganz und gar Feuer wird.

MEISTER ECKHART

 

Ich bin nur ein schlichtes einfältiges Werkzeug. Gott tue und mache, was er will. Was er will, das will ich auch; und was er nicht will, das will ich auch nicht. Will er, dass ich es soll wissen, so will ich es wissen; will er aber nicht, so will ich auch nicht. Ich will nichts und tot sein, auf dass er in mir lebe und wirke, was er will.

JAKOB BÖHME

 

Will mich Gott nicht lebendig haben, so will ich sterben; will er mich nicht reich haben, so will ich arm sein.

MARTIN LUTHER

 

So steht es mit dem, dem Gottes Wille gefällt: Alles, was Gott ihm zukommen lässt, sei es Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgendetwas anderes. Nun sagt ihr gerne: »Woher weiß ich denn, ob es Gottes Wille ist?« Ich antworte: Wäre es bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht. Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du recht wie im Himmelreich, was dir auch geschehe oder nicht geschehe.

MEISTER ECKHART

 

HISTORIKER

 

Der Historiker ist nicht immer ein rückwärts gekehrter Prophet, aber der Journa-list ist immer einer, der nachher alles vorher gewusst hat.

KARL KRAUS

 

HOCHMUT

 

Was wir an Fehlern ablegen, schlagen wir dem Hochmut zu.

ROCHEFOUCAULD

 

HOFFNUNG

 

Gott hat solches Wohlgefallen an seinem eingeborenen Sohn, dass er Wohl-gefallen an allen hat, die sich auf ihn als ihre einzige Hoffnung verlassen.

C. H. SPURGEON

 

Auf der Wiese der Hoffnung weiden viele Narren.

AUS RUßLAND

 

Dass uns Dinge begegnen, die uns lästig und durchaus zuwider sind, das ist für uns sehr gut. Denn sie treiben den Menschen, der aus seinem Herzen geflohen ist, wieder in sein Herz zurück, dass er es fühlen lerne: Ich bin hier nicht in meinem Vaterland, und dass er seine Hoffnung auf kein Gut dieser Welt gründe.

THOMAS VON KEMPEN

 

Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen.

IMMANUEL KANT

 

Der Lebenslauf des Menschen besteht darin, dass er, von der Hoffnung genarrt, dem Tod in die Arme tanzt.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Die Mystikerin Rabi’a wurde in einer Straße Basras gefragt, warum sie eine Fackel in der einen Hand, einen Eimer Wasser in der anderen trage, und sie antwortete: „Ich will Feuer ans Paradies legen und Wasser in die Hölle gießen, damit diese beiden Schleier verschwinden und es deutlich wird, wer Gott aus Liebe und nicht aus Höllenfurcht oder Hoffnung aufs Paradies anbetet.“

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Du bist frei von dem, auf das du nicht hoffst, und Sklave dessen, was du be-gehrst.

IBN ATA ALLAH

 

Ein Kennzeichen dafür, dass man noch auf eigene Werke vertraut, ist, dass sich bei einem Fehltritt die Hoffnung vermindert.

IBN ATA ALLAH

 

Gottes Gnade ist reichlicher, als wir hoffen. Wir hätten’s nicht gewagt, ihn um so viel zu bitten.

MARTIN LUTHER

 

Hier ruht. Nahrung für die Würmer, der Körper von Benjamin Franklin, Buch-drucker, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus dem die Blätter gerissen sind und dessen Einband abgebraucht ist. Aber das Werk wird nicht verloren gehen, denn es wird wieder erscheinen, so hofft er, in einer neuen Auflage, durchgesehen und verbessert vom Verfasser.

GRABINSCHRIFT VON BENJAMIN FRANKLIN, DER GELERNTER BUCH-DRUCKER WAR

 

Hoffnung und Furcht sind untrennbar. Keine Furcht ohne Hoffnung, keine Hoffnung ohne Furcht.

ROCHEFOUCAULD

 

Je kleiner die Eidechse, umso größer ihre Hoffnung, ein Krokodil zu werden.

AUS ABESSINIEN

 

Warum du wider alles Hoffen noch niemals mitten ins Schwarze getroffen?

Weil du's nicht lassen konntest, beim Zielen immer ins Publikum zu schielen.

EMANUEL GEIBEL

 

Wenn du willst, dass dir das Tor der Hoffnung aufgetan werde, so schau auf das, was von Ihm zu dir kommt, und wenn du willst, dass dir das Tor der Furcht auf-getan werde, so schau auf das, was von dir zu Ihm geht!

IBN ATA ALLAH

 

Wir haben soviel, wie wir glauben und hoffen.

MARTIN LUTHER

 

Wir lieben neue Bekannte nicht so sehr, weil wir der alten überdrüssig sind oder Freude an der Abwechslung finden. Der wahre Grund ist der Ärger, daß uns jene, die uns zu gut kennen, nicht genügend bewundern, und die Hoffnung, daß jene, die uns nicht kennen, es um so mehr tun werden.

ROCHEFOUCAULD

 

HÖFLICHKEIT

 

Die meisten jungen Menschen glauben natürlich zu sein, wenn sie bloß grob und unhöflich sind.

ROCHEFOUCAULD

 

Eine schwere Aufgabe ist freilich die Höflichkeit insofern, dass sie verlangt, dass wir allen Leuten die größte Achtung bezeugen, während die allermeisten keine verdienen.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Höflichkeit ist wie ein Luftkissen; es mag wohl nichts drin sein, aber es mildert die Stöße des Lebens.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Von der Höflichkeit, dieser chinesischen Kardinaltugend, habe ich den einen Grund angegeben in meiner Ethik; der andere liegt in Folgendem. Sie ist eine stillschweigende Übereinkunft, gegenseitig die moralisch und intellektuell elende Beschaffenheit von einander zu ignorieren und sie sich nicht vorzurücken: wodurch diese, zu beiderseitigem Vorteil, etwas weniger leicht zutage kommt. Höflichkeit ist Klugheit; folglich ist Unhöflichkeit Dummheit: sich mittelst ihrer unnötiger- und mutwilligerweise Feinde machen ist Raserei, wie wenn man sein Haus in Brand steckt. Denn Höflichkeit ist, wie die Rechenpfennige, eine offenkundig falsche Münze: mit einer solchen sparsam zu sein, beweist Unverstand; hingegen Freigebigkeit mit ihr Verstand. (…..) Eine schwere Aufgabe ist freilich die Höflichkeit insofern, als sie verlangt, dass wir allen Leuten die größte Achtung bezeugen, während die allermeisten keine verdienen; sodann, dass wir den lebhaftesten Anteil an ihnen simulieren, während wir froh sein müssen, keinen an ihnen zu haben. Höflichkeit mit Stolz zu vereinigen ist ein Meisterstück.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Wir sind höflich, um höflich behandelt und für höflich gehalten zu werden. ROCHEFOUCAULD

 

HÖLLE

 

Alles, was besser als Hölle ist, ist Gnade.

C. H. SPURGEON

 

Die Mystikerin Rabi’a wurde in einer Straße Basras gefragt, warum sie eine Fackel in der einen Hand, einen Eimer Wasser in der anderen trage, und sie antwortete: „Ich will Feuer ans Paradies legen und Wasser in die Hölle gießen, damit diese beiden Schleier verschwinden und es deutlich wird, wer Gott aus Liebe und nicht aus Höllenfurcht oder Hoffnung aufs Paradies anbetet.“

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Hölle ist da, wo Gott nicht mehr hinsieht.

DOSTOJEWSKI

 

Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Para-dies zu machen.

FRIEDRICH HÖLDERLIN

 

Jossele stirbt und kommt ins Jenseits. Ist's der Himmel oder die Hölle? Er irrt herum und kommt zu einem Palast. Dort begegnet er einem Chassidischen Rabbi, einem berühmten heiligen Mann. Er denkt: Ich muss wohl im Himmel sein? Nun trifft er auf eine Halbweltdame, eine fanatische Antisemitin. Er ist verwirrt. Er denkt: Bin ich nun doch in der Hölle gelandet? Noch verwirrter ist er, als er die beiden später eng umschlungen tanzen sieht. Er wendet sich an den Türhüter: »Wo bin ich eigentlich? Wenn hier das Paradies ist, so verstehe ich nicht, was diese Hure hier zu suchen hat. Und ist's die Hölle, was macht dann dieser heilige Mann hier?« Antwortet des Türhüters: »Für ihn ist's das Paradies, für sie die Hölle!«

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.

MEISTER ECKHART

 

HÖREN

 

Niemand ist so taub wie der, der nicht hören will.

C. H. SPURGEON

 

Beten heißt nicht, sich selbst reden hören, beten heißt still werden und still sein und warten, bis der Betende Gott hört.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge, damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht.

EPIKTET

 

Lerne zuhören, und Du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden.

PLATON

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muß sie allein sein und muß selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll.

MEISTER ECKHART

 

HUMOR

 

Das Evangelium kann nicht ohne Humor gepredigt werden.

MARTIN LUTHER

 

Denken ist höher als Gefühl und Phantasie, das wird von einem Denker doziert, der selbst weder Pathos noch Leidenschaft hat; es wird doziert, daß Denken höher sei als Ironie und Humor, und das wird von einem Denker doziert, dem der Sinn für das Komische völlig fehlt. Wie komisch!

SÖREN KIERKEGAARD

 

Humor ist das umgekehrt Erhabene. Er erniedrigt das Große, um ihm das Kleine, und erhöht das Kleine, um ihm das Große an die Seite zu setzen und so beide zu vernichten, weil vor der Unendlichkeit alles gleich und nichts ist.

JEAN PAUL

 

Humor ist der Knopf, der verhindert, dass uns der Kragen platzt.

JOACHIM RINGELNATZ

 

Ich definiere den Humor als die Betrachtungsweise des Endlichen vom Stand-punkte des Unendlichen aus. Oder: Humor ist das Bewußtwerden des Gegen-satzes zwischen Ding an sich und Erscheinung und die hieraus entspringende souveräne Weltbetrachtung, welche die gesamte Erscheinungswelt vom Größten bis zum Kleinsten mit gleichem Mitgefühl umschließt, ohne ihr jedoch einen anderen als relativen Gehalt und Wert zugestehen zu können.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Was würde wohl aus uns werden, wenn jeder das bisschen Humor und Witz, das in ihm steckt, unterdrücken wollte? Macht es nicht jenen armseligen Menschen nach, die mit traurigem und missmutigem Gesicht daherkommen, weil sie fromm sein möchten. Sie haben Angst, ihre Frömmigkeit könnte davonfliegen, falls sie vernünftig reden.

HL. THERESIA VON AVILA

 

HUND

 

Je mehr ich die Menschen kennenlerne, desto lieber habe ich meinen Hund.

SCHOPENHAUER

 

Ich verachte Leute, die Hunde halten. Das sind Feiglinge, die sich nicht trauen, die Leute selber zu beißen.

JOHAN AUGUST STRINDBERG

 

Nach manchem Gespräch mit einem Menschen hat man das Verlangen, einen Hund zu streicheln, einem Affen zuzunicken und vor einem Elefanten den Hut zu ziehen.

MAXIM GORKI

 

Wenn du einen verhungernden Hund aufliest und machst ihn satt, dann wird er dich nicht beissen. Das ist der Grundunterschied zwischen Hund und Mensch. MARK TWAIN

 

HUNGER

 

Zum Rabbi von Dolina kam eine arme Jüdin. Sie will sich von ihrem Mann scheiden lassen. Der Rabbi gibt ihr aber zehn Gulden, schickt sie heim und erklärt einem Zuhörer: »Hast du nicht gesehen, wie abgehärmt und verbittert sie aussieht? Wahrscheinlich hungern ihre Kinder, und das stimmt sie bitter. Lass ihre Kinder sich am Sabbat satt essen – und du wirst sehen, wie gut ihr Mann ihr wieder gefällt.«

 

IDEALE

 

An seinen Idealen zugrundegehen können heißt lebensfähig sein.

PETER ALTENBERG

 

Toleranz ist ein Beweis des Mißtrauens gegen ein eigenes Ideal.

NIETZSCHE

 

IDEEN

 

Witz ist die plötzliche Hochzeit zweier Ideen, vor deren Verbindung keiner ge-glaubt hat, dass sie Beziehungen zueinander hätten.

UNBEKANNT

 

INHALT

 

Es kommt nicht darauf an, dass wir lange leben, sondern dass unser Leben den rechten Inhalt hat.

EVA VON TIELE-WINCKLER

 

INSTINKT

 

Es gibt etwas Weiseres in uns, als der Kopf ist: Instinkt, der aus dem tiefsten Grunde unsers Wesen kommt.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Es ist ein glückliches Gefühl, für einen Haß, den wir bis dahin nur instinktmäßig nährten, plötzlich einen triftigen Grund zu erhalten.

KARL GUTZKOW

 

Instinkt ist Intelligenz, die unfähig ist, sich ihrer selbst bewußt zu werden.

JOHN STERLING

 

INTELLEKT

 

Ein Werkzeug kann nicht seine eigene Tauglichkeit kritisieren: der Intellekt kann nicht selber seine Grenze, auch nicht sein Wohlgeratensein oder sein Missraten-sein bestimmen.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

INTELLEKTUELL

 

Dem intellektuell hochstehenden Menschen gewährt … die Einsamkeit einen zwiefachen Vorteil: erstlich den, mit sich selber zu sein, und zweitens den, nicht mit andern zu sein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

INTELLIGENZ

 

Die Intelligenz ist charakterisiert durch eine natürliche Unfähigkeit, das Leben zu begreifen.

HENRI BERGSON

 

Instinkt ist Intelligenz, die unfähig ist, sich ihrer selbst bewußt zu werden.

JOHN STERLING

 

Intelligent und fleißig – gibt’s nicht.

Intelligent und faul – bin ich selber.

Dumm und faul – der ideale Diplomat.

Dumm und fleißig – davor bewahre uns der Himmel!

CHARLES-MAURICE DE TALLEYRAND-PERIGORD

 

Keiner kann über sich sehen. Hiermit will ich sagen: jeder sieht am andern nur so viel, als er selbst auch ist: denn er kann ihn nur nach Maßgabe seiner eigenen Intelligenz fassen und verstehen. Ist nun diese von der niedrigsten Art, so werden alle Geistesgaben, auch die größten, ihre Wirkung auf ihn verfehlen und er an dem Besitzer derselben nichts wahrnehmen, als bloß das Niedrigste in dessen Individualität, also nur dessen sämtliche Schwächen, Temperaments- und Charakterfehler. Daraus wird er für ihn zusammengesetzt sein. Die höheren geistigen Fähigkeiten desselben sind für ihn so wenig vorhanden, wie die Farbe für den Blinden. Denn alle Geister sind dem unsichtbar, der keinen hat…

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

IRONIE

 

Die Ironie des Schicksals, die zerreißend in das Spinnengewebe der Sterblichen greift und das Gefühl ihrer Sicherheit furchtbar verneint, wird im Empfänglichen Religion.

ERNST FREIHERR VON FEUCHTERSLEBEN

 

IRRSINN

 

In einer irrsinnigen Welt vernünftig sein zu wollen, ist schon wieder ein Irrsinn für sich.

VOLTAIRE

 

IRRTUM

 

Der Mensch ist lediglich ein Wesen voll natürlichen Irrtums, und dieser ist ohne die Gnade unüberwindlich.

BLAISE PASCAL

 

Der modische Irrtum ist, dass wir durch Erziehung jemand etwas geben können, das wir nicht haben.

G. K. CHESTERTON

 

Der Langsamste, der sein Ziel nicht aus den Augen verliert, geht noch immer ge-schwinder, als der ohne Ziel umherirrt.

G. E. LESSING

 

Die Irrtümer des Arztes sind mit Erde zugedeckt.

AUS POLEN

 

Die Wahrheit widerspricht unserer Natur, der Irrtum nicht, und zwar aus einem sehr einfachen Grunde: die Wahrheit fordert, daß wir uns für beschränkt er-kennen sollen, der Irrtum schmeichelt uns, wir seien auf ein- oder die andere Weise unbegrenzt.

GOETHE

 

Ein Irrtum ist umso gefährlicher, je mehr Wahrheit er enthält.

HENRI FRÉDÉRIC AMIEL

 

Einige haben Genie zur Wahrheit; viele haben Talent zum Irren.

ATHENÄUM-FRAGMENTE

 

Es gibt nur einen angeborenen Irrtum, und der ist, dass wir da sind, um glücklich zu sein.

SCHOPENHAUER

 

Man kann studieren und sich tief in den Irrtum hineinstudieren.

G. E. LESSING

 

Planung ersetzt Zufall durch Irrtum.

VERFASSER UNBEKANNT

 

Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Von Thomas von Aquin, dem großen Kirchenlehrer des Mittelalters, wird erzählt, es sei leicht gewesen, ihm einen Bären aufzubinden, und so habe ein Mitbruder ihn überrascht, indem er plötzlich zum Himmel zeigte und rief: „Schau, da fliegt ein Ochse!“ Thomas drehte den Kopf in die angegebene Richtung und schaute, aber sein Mitbruder lachte: „Wie kannst Du nur glauben, dass ein Ochse wirklich fliegt?“ Thomas aber antwortete: „Mein Freund, ich glaube eher, dass ein Ochse fliegen kann, als dass ein Mitbruder mich in die Irre führt.“

 

Wenn einer, der mit Mühe kaum gekrochen ist auf einen Baum, schon meint, dass er ein Vogel wär, so irrt sich der.

WILHELM BUSCH

 

Wenn weise Männer nicht irrten, müßten die Narren verzweifeln.

GOETHE

 

Ich kann nicht sagen – obgleich ich weiß, dass es eine viel großartigere Wirkung hätte – , dass ich da vor dem Ziel meines Lebens stand. Dies wäre doch etwas zu sehr übertrieben. Ich will lieber aufrichtig sein und geradeheraus erklären, dass wohl noch nie ein Mensch in so völligem Gegensatz zu dem Ziel seines Lebens stand wie ich bei dieser Gelegenheit. Die Gegend um den Nordpol – ach, ja, zum Kuckuck – der Nordpol selbst hatte es mir von Kindesbeinen an angetan, und nun befand ich mich am Südpol! Kann man sich etwas Entgegengesetzteres denken?

ROALD AMUNDSEN, ALS ER AM SÜDPOL STAND

 

Wenn dir der Gedanke kommt, dass alles, was du über Gott gedacht hast, verkehrt ist, und dass es keinen Gott gibt, so gerate darüber nicht in Bestürzung. Es geht allen so. Glaube aber nicht, dass dein Unglaube daher rührt, dass es keinen Gott gibt. Wenn du nicht mehr an den Gott glaubst, an den du früher glaubtest, so rührt das daher, dass in deinem Glauben etwas verkehrt war, und du musst dich bemühen, besser zu begreifen, was du Gott nennst. Wenn ein Wilder an seinen hölzernen Gott zu glauben aufhört, heißt das nicht, dass es keinen Gott gibt, sondern nur, dass er nicht aus Holz ist.

LEO TOLSTOI

 

JESUIT

 

Ein Jesuit und ein evangelischer Pfarrer gerieten einst in eine heftige Diskussion über ihre unterschiedlichen Lehrmeinungen. Jeder betonte die Vorzüge seiner eigenen Auffassung. Als die Diskussion zu eskalieren drohte, meinte der Jesuit schließlich: „Lassen wir doch unseren unnützen Streit. Wir dienen doch dem gleichen Herrn, Sie auf Ihre Art und ich auf die Seine!”

 

JESUS CHRISTUS

 

Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus.

C. H. SPURGEON

 

Der Herr Jesus kam nicht in die Welt, um Güte und Gerechtigkeit unter den Menschen zu suchen, sondern um Güte und Gerechtigkeit zu bringen und sie solchen Menschen zu verleihen, die keine haben.

C. H. SPURGEON

 

Was Jesus ist, nicht was wir tun, gibt unserer Seele Ruhe.

C. H. SPURGEON

 

Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist.

OSWALD CHAMBERS

 

Die Welt ist eine Brücke, geht darüber, aber baut kein Haus auf ihr!

JESUS ZUGESCHRIEBEN

 

Du sagst, dass du nicht recht beten könntest. Ist denn kein Oh, kein Ach in deinem Herzen? Und gesetzt, du könntest auch dieses nicht finden, so sage es dann Jesus nur einfältig, dass du nicht könntest beten, dann betest du schon.

GERHARD TERSTEEGEN

 

Es gibt nur eine Möglichkeit, gut zu sein: nicht mehr versuchen, gut zu sein, sondern sich im Glauben an Jesus Christus zu halten.

OSWALD CHAMBERS

 

Jesus Christus will nicht Bewunderer, sondern Nachfolger. Der Bewunderer ist die billige Volksausgabe des Nachfolgers.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muß sie allein sein und muß selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll.

MEISTER ECKHART

 

Zur Übung unseres Glaubens sind Wolken und Dunkelheit notwendig, um uns zu veranlassen, dass wir unser Vertrauen mehr auf Christus setzen als auf unsere Erfahrungen, Beweisgründe, Gemütsstimmungen und Gefühle.

C. H. SPURGEON

 

Wie du dich zu Christus verhältst in der Zeit, so wird er sich zu dir verhalten in der Ewigkeit. Wisse das. Und dann tue, was du willst.

FREI NACH AUGUSTIN

 

Christus ist der einzige Ort, wo man sich demütigen kann, ohne sich zu erniedri-gen.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Die Heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen.

FRANZISKUS VON ASSISI

 

Der Westen hat Christus verloren; daran muss er zugrunde gehen.

FJODOR DOSTOJEWSKIJ

 

Ich will Ihnen von mir sagen, daß ich ein Kind dieser Zeit, ein Kind des Un-glaubens und der Zweifelsucht bin und es wahrscheinlich (ich weiß es bestimmt) bis an mein Lebensende bleiben werde. Wie entsetzlich quälte mich (und quält mich auch jetzt) diese Sehnsucht nach dem Glauben, die um so stärker ist, je mehr Gegenbeweise ich habe. Und doch schenkt mir Gott zuweilen Augenblicke vollkommener Ruhe; in solchen Augenblicken liebe ich und glaube, auch geliebt zu werden; in diesen Augenblicken habe ich mir mein Glaubensbekenntnis aufgestellt, in dem mir alles klar und heilig ist. Dieses Glaubensbekenntnis ist höchst einfach, hier ist es: Ich glaube, daß es nichts Schöneres, Tieferes, Sympathischeres, Vernünftigeres, Männlicheres und Vollkommeneres gibt als den Heiland; ich sage mir mit eifersüchtiger Liebe, daß es dergleichen nicht nur nicht gibt, sondern auch nicht geben kann. Ich will noch mehr sagen: Wenn mir jemand bewiesen hätte, daß Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahrheit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich es vorziehen, bei Christus und nicht bei der Wahrheit zu bleiben.

F. M. DOSTOJEWSKI

 

Wahrheit wissen folgt ganz von selbst aus Wahrheit sein, nicht umgekehrt; (...) Wahrheit sein ist eins mit Wahrheit wissen, und Christus hätte die Wahrheit nie gewußt, wo er sie nicht gewesen wäre; und kein Mensch weiß mehr von der Wahrheit als was er von der Wahrheit ist.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wenn ich etwas an Christus verstehe, so ist es das: ‚Und er entwich vor ihnen in die Wüste.‘

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Da Christus Menschen erziehen wollte, musste er Mensch werden. Wollen wir Kinder erziehen, so müssen wir auch mit ihnen Kinder werden.

MARTIN LUTHER

 

Zu einem Pfarrer kam ein Mann, der sich über den Glauben lustig machen wollte, und fragte: „Wie ist es möglich, dass beim Abendmahl aus Brot und Wein Christi Leib und Blut werden soll?“ Der Pfarrer antwortete: „Wenn schon dein eigener Körper die Nahrung, die du zu dir nimmst, in Fleisch und Blut umsetzen und verwandeln kann, warum soll Gott nicht auch das andere vermögen?“ Der Mann gab sich nicht geschlagen: „Wie kann denn beim Abendmahl in einem so kleinen Stück Brot der ganze Christus enthalten sein?“ Der Pfarrer gab zur Antwort: „Eine Landschaft, die vor dir liegt, ist riesengroß, und dein Auge doch so klein. Trotz-dem aber ist das Bild der großen Landschaft in deinem Auge. Warum soll es da nicht möglich sein, dass in dem kleinen Stückchen Brot der ganze Christus zugegen ist?“ Noch eine dritte Frage stellte der andere: „Wie kann derselbe Christus gleichzeitig in allen euren Kirchen gegenwärtig sein?“ Da nahm der Pfarrer einen Spiegel und ließ ihn hineinschauen. Dann warf er den Spiegel zu Boden und sagte: „Sieh, auch in jedem einzelnen Splitter kannst du jetzt dein Bild gleichzeitig sehen!“

 

JOURNALIST

 

Journalisten sind Leute, die ein Leben lang darüber nachdenken, welchen Beruf sie eigentlich verfehlt haben.

MARK TWAIN

 

Der Historiker ist nicht immer ein rückwärts gekehrter Prophet, aber der Journa-list ist immer einer, der nachher alles vorher gewusst hat.

KARL KRAUS

 

Wenn du wissen willst, was niemand weiß, dann lies, was jeder liest – nur ein Jahr später.

RALPH WALDO EMERSON

 

JUNG / JUGEND

 

Das ist »jung«, was seinem Ursprung nahe ist.

MEISTER ECKHART

 

Der erste Beweis daß ein junger Mensch klüger geworden, ist wenn er anfängt Dinge, die ihm immer ganz begreiflich, und natürlich vorkamen, nicht zu ver-stehen.

FRANZ GRILLPARZER

 

Die Heiterkeit und der Lebensmut unserer Jugend beruht zum Teil darauf, dass wir, bergauf gehend, den Tod nicht sehen; weil er am Fuß der andern Seite des Berges liegt. Haben wir aber den Gipfel überschritten, dann werden wir des Todes, welchen wir bis dahin nur vom Hörensagen kannten, wirklich ansichtig, wodurch, da zu derselben Zeit die Lebenskraft zu ebben beginnt, auch der Lebensmut sinkt; so dass jetzt ein trüber Ernst den jugendlichen Übermut ver-drängt und auch dem Gesichte sich aufdrückt. So lange wir jung sind, mag man uns sagen, was man will, halten wir das Leben für endlos und gehen danach mit der Zeit um. Je älter wir werden, desto mehr ökonomisieren wir unsere Zeit. Denn im späteren Alter erregt jeder verlebte Tag eine Empfindung, welche der verwandt ist, die bei jedem Schritt ein zum Hochgericht geführter Delinquent hat. ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Die Jungen glauben, mit ihnen beginnt die Welt; die Alten denken, mit ihnen hört sie auf - ich weiß nicht, was schlimmer ist.

FRIEDRICH HEBBEL

 

Die meisten jungen Menschen glauben natürlich zu sein, wenn sie bloß grob und unhöflich sind.

ROCHEFOUCAULD

 

Ein junger Mensch ist ein junger Most. Der lässt sich nicht halten. Er muss gären.

MARTIN LUTHER

 

Eine junge Zahnreihe aber neidlos anzusehen, das ist die größte Prüfung mir, dem Alten.

GOETHE

 

Junge Menschen sollen voll Frohsinn sein. Wir werden doch nicht als Greise ge-boren.

MARTIN LUTHER

 

Mark Twain war Redakteur bei einer Zeitung. Er erhielt den Brief eines Siebzehn-jährigen: „Ich verstehe mich mit meinem Vater nicht mehr. Jeden Tag ist Streit. Er ist rückständig, hat keinen Sinn für moderne Ideen. Was soll ich machen?“ Mark Twain antwortete ihm: „Junger Freund, ich kann Sie gut verstehen. Als ich sieb-zehn Jahre alt war, war mein Vater genauso ungebildet. Es war nicht zum Aus-halten. Aber haben Sie Geduld mit so alten Leuten. Sie entwickeln sich lang-samer. Nach zehn Jahren, als ich 27 war, hatte er so viel dazugelernt, dass man sich schon ganz vernünftig mit ihm unterhalten konnte. Und was soll ich Ihnen sagen, wo ich 37 bin, ob Sie es glauben oder nicht, wenn ich keinen Rat weiß, dann frage ich meinen alten Vater. So können die sich ändern.“

 

In der Jugend sammeln wir Bausteine für einen Tempel. Aber gebaut wird schließlich eine Vorratskammer.

HENRY DAVID THOREAU

 

Konfuzius sprach: »Der Edle hütet sich vor dreierlei: In der Jugend, wenn der Körper noch nicht entwickelt ist, hütet er sich vor sinnlichen Vergnügungen. Im Mannesalter, wenn er seine volle Kraft erreicht hat, hütet er sich vor Streitsucht. Im Greisenalter, wenn die Kräfte schwinden, hütet er sich vor Geiz.« „GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

JÜNGER

 

Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist.

OSWALD CHAMBERS

 

KAMPF

 

Friede ist nicht die Abwesenheit allen Kampfes, sondern die Anwesenheit Gottes.

EVA VON TIELE-WINCKLER

 

Konfuzius sprach: »Die eigenen Fehler bekämpfen und nicht die der anderen - werden dadurch nicht schlechte Eigenschaften überwunden?«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Man sollte nie seine beste Hose anziehen, wenn man hingeht, um für Freiheit und Wahrheit zu kämpfen.

HENRIK IBSEN

 

Mit der Dummheit kämpfen Götter selbst vergebens.

FRIEDRICH VON SCHILLER

 

Versuchungen bekämpft man am besten durch Geldmangel oder Rheumatismus.

JOACHIM RINGELNATZ

 

Wer davon lebt, einen Feind zu bekämpfen, hat ein Interesse daran, dass er am Leben bleibt.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Wer zulange gegen Drachen kämpft, wird selbst zum Drachen.

AUGUST STRINDBERG

 

Wer nicht von Brosamen und Allmosen, noch vom Raube zu leben, und für ein Schwert alles zu entbehren weiß, ist nicht geschickt zum Dienst der Wahrheit; Der werde frühe! ein vernünftiger, brauchbarer, artiger Mann in der Welt, oder lerne Bücklinge machen und Teller lecken: so ist er für Hunger und Durst, für Galgen und Rad sein Lebenlang sicher.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Zi-lu fragte: »Hätte der Meister ein großes Heer zu führen, wen würde er dann neben sich haben wollen?« Konfuzius antwortete: »Wer sich mit bloßen Händen auf einen Tiger wirft, ohne Boot den Fluß überquert und sich ohne weiteres in den Tod stürzt, den würde ich nicht nehmen. Es müßte einer sein, der mit Vor-sicht an die Dinge herangeht, der alles sorgsam bedenkt und schließlich auch zustande bringt, was er plant.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

KARRIERE

 

Karriere ist ein Pferd, das ohne Reiter vor dem Tor der Ewigkeit anlangt.

KARL KRAUS

 

Konfuzius sprach: »Selten trifft man jemanden, der drei Jahre lernt, ohne dabei an die Karriere zu denken.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

KIND

 

Alles Glücklichsein ist das eines Kindes im Theater. Das Alter weiß, wie die Dekoration von hinten aussieht und der Schauspieler zu Hause. Freilich bleiben die meisten bis zu ihrem Tode große Kinder.

WILHELM RAABE

 

Besteht nicht die Hälfte der Kinderzucht darin, das wieder abzulehren, was die Kinder von Erwachsenen sehen und lernen?

KARL JULIUS WEBER

 

Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du einem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist!

AUS CHINA

 

Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort Pflicht verstanden hast.

CARMEN SYLVA

 

Eine der größten Leistungen der Vorsehung ist das Glück der Kinder. Wäre die Welt etwas Gutes, so müßte man die, welche nichts von ihr verstehen, am meisten beklagen.

ANTOINE RIVAROL

 

Eine Ehe, in der Kinder nicht gewünscht oder nicht vermißt werden, ist ein Kon-kubinat.

OSWALD SPENGLER

 

Gott hat den Kindern keine Magd, sondern eine Mutter gegeben.

ADOLF KOLPING

 

Kinder und Uhren dürfen nicht beständig aufgezogen werden, man muss sie auch gehen lassen.

JEAN PAUL

 

Kinder, die man nicht liebt, werden Erwachsene, die nicht lieben.

PEARL S. BUCK

 

Mensch wirst du nicht ein Kind, so gehst du nimmer ein,

Wo Gottes Kinder sind: Die Tür ist gar zu klein.

ANGELUS SILESIUS

 

Wenn alte Leute sich recht kennten, so würden sie nicht über Kinder die Schul-tern zucken.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Wenn unsern Pädagogen ihre Absicht gelingt, ich meine, wenn sie es dahin bringen können, daß sich die Kinder ganz unter ihrem Einfluß bilden, so werden wir keinen einzigen recht großen Mann mehr bekommen.

G. CH. LICHTENBERG

 

Wer die Pflichten eines Vaters nicht erfüllen kann, hat kein Recht, es zu werden. Weder Armut noch Arbeit, noch menschliche Rücksichten können ihn davon entbinden, seine Kinder zu ernähren und selber zu erziehen. Leser, du darfst mir hierin wahrlich Glauben schenken: Wer ein Herz hat und diese heiligen Pflichten versäumt, dem prophezeie ich, daß er einst bittere Tränen über seine Schuld vergießen und in alle Ewigkeit keinen Trost finden wird.

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

 

Wer von Kindern nichts lernen will, der handelt dumm und ungerecht gegen sie, wenn er verlangt, daß sie von ihm lernen sollen.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben.

FRANCIS BACON

 

KIRCHE

 

Eine vollkommene Kirche gibt es nicht. Im Übrigen, lieber Freund, wenn Sie jemals eine vollkommene Kirche fänden, würde sie sich weigern, Sie aufzu-nehmen. Denn sobald dieselbe Sie aufgenommen hätte, hörte sie auf, voll-kommen zu sein. Ihr Suchen ist darum vollständig unnütz.

C. H. SPURGEON

 

Am wenigsten stützt Religion und Sittlichkeit auf Gründe. Eben die Menge der Pfeiler verfinstert und verengt die Kirchen.

JEAN PAUL

 

Ein Mann hatte stets etwas an der Kirche und den Christen herumzumäkeln. Eines Tages machte sich der Nörgler gegenüber dem Pfarrer Luft und sprach: „Seit zweitausend Jahren gibt es das Christentum. Ich sehe aber nicht, dass es die Menschen besser gemacht hätte!“ Der Pfarrer erwiderte gelassen: „Seit zwei Milliarden Jahren gibt es Wasser. Aber schauen Sie sich mal Ihren Hals an!“

 

Ein schöner Zustand der Kirche, wenn sie nur noch von Gott erhalten wird. BLAISE PASCAL

 

Einst gewährte Mutter Teresa einem amerikanischen Journalisten ein Interview. Nach vielen neugierigen Fragen meinte der Journalist schließlich etwas heraus-fordernd: „Was meinen Sie, was müsste sich alles ändern, wenn es mit der Kirche wieder aufwärts gehen soll?” Mutter Teresa schaute ihn freundlich an und sagte: „Sie und ich!”

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.

JOHANNES CHRYSOSTOMUS

 

Kannst du Tag und Nacht sitzen im Bierkrug oder sonst mit guten Gesellen schwätzen und plaudern, singen und schreien und wirst nicht müde noch fühlst die Arbeit, so kannst du ja auch eine Stunde in der Kirche sitzen und zuhören, Gott zum Dienst und Gefallen.

MARTIN LUTHER

 

Viele, die über Ablaßkrämerei in der katholischen Kirche lachen, üben sie doch täglich selbst. Wie mancher Mann von schlechtem Herzen glaubt sich mit dem Himmel ausgesöhnt, wenn er Almosen gibt.

G. CH. LICHTENBERG

 

Es bereitet Vergnügen, sich auf einem vom Sturm umtosten Schiff zu befinden, wenn man die Gewissheit hat, dass es keinesfalls untergehen wird; die Ver-folgungen, welche die Kirche heimsuchen, sind von dieser Art.

BLAISE PASCAL

 

KLAGEN

 

Wer Freude hat am Klagen, wird immer was zum Klagen finden.

JEREMIAS GOTTHELF

 

Wer sich zum Wurm macht, kann nachher nicht klagen, wenn er mit Füßen ge-treten wird.

IMMANUEL KANT

 

KLARHEIT

 

Lass es dir doch einmal recht gewiss und klar werden, dass das Sterben dein eigentliches Leben sein sollte; denn je mehr einer sich selbst stirbt, desto mehr fängt er an, seinem Gott zu leben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Sagst du 2 x 2 = 4, so ist das klar, aber leer. Sagst du „Wurst“, so ist was drin; aber kann man das Wesen einer Wurst ergründen?!

WILHELM BUSCH

 

Wer die Wahrheit sucht, der sucht Gott, ob es ihm klar ist oder nicht.

EDITH STEIN

 

KLATSCH

 

Klatschen ist anderer Leute Sünden beichten.

WILHELM BUSCH

 

KLUGHEIT

 

Sei klüger als andere, wenn du kannst. Aber sage es ihnen nicht.

G. K. CHESTERTON

 

Am Abend wird man klug für den vergangenen Tag,

doch niemals klug genug für den, der kommen mag.

FRIEDRICH RÜCKERT

 

Bei einem heftigen Meinungswechsel wurde Voltaire von seinem Gegner als Dummkopf beschimpft. Voltaire konterte kühl: „Bisher hielt ich Sie für klug, Sie aber halten mich für dumm – vielleicht irren wir uns beide?“

 

Wenn wir gesagt bekommen, ein Mensch sei zu klug, um glauben zu können, dann ist das fast ein Widerspruch in sich. Genauso gut ließe sich von einem Nagel sagen, er sei zu gut, um den Teppich festzuhalten, oder von einem Riegel, er sei zu stark, um die Tür zu verschließen.

G. K. CHESTERTON

 

Der Weise ist selten klug.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Der Wunsch, klug zu sein, hindert uns oft, es zu werden.

ROCHEFOUCAULD

 

Die größte Klugheit der weniger Klugen besteht darin, sich der Führung anderer zu unterwerfen.

ROCHEFOUCAULD

 

Ein Kluger bemerkt alles. Ein Dummer macht über alles eine Bemerkung. HEINRICH HEINE

 

Ein kluger Entschluß reift unverhofft, blitzschnell und ohne Erwägung, doch Dummheiten machen wir allzuoft nach reiflichster Überlegung.

OSKAR BLUMENTHAL

 

Es ist leicht, für gestern klug zu sein.

AUS RUßLAND

 

Es ist schon ein großer und nötiger Beweis der Klugheit oder Einsicht zu wissen, was man vernünftigerweise fragen sollte.

IMMANUEL KANT

 

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf.

THEODOR FONTANE

 

Klugheit ist oft lästig wie ein Nachtlicht im Schlafzimmer.

LUDWIG BÖRNE

 

Kaum einer ist klug genug, zu erkennen, wieviel Unrecht er getan hat.

ROCHEFOUCAULD

 

Man überschätze die Klugheit nicht! Sind denn die besten Menschen - die sich für andere opfern - klug?

JAKOB BOSSHART

 

Ob ein Mensch klug ist, erkennt man viel besser an seinen Fragen als an seine Antworten.

DE LEVIS

 

Wie glücklich und klug ist doch der Mensch, der keine andere Sorge kennt, als zu leben, wie er im Tod wünschen wird, gelebt zu haben!

THOMAS VON KEMPEN

 

Zum Segen des Glücks bekennen sich nur die Unglücklichen; die Glücklichen führen alle ihre Erfolge auf Klugheit und Tüchtigkeit zurück.

JONATHAN SWIFT

 

Voltaire musste im Jahr 1727 in England feststellen, dass die Volksstimmung so arg gegen die Franzosen eingestellt war, dass er eines Tages im Hyde Park von einer Menschenmenge bedroht wurde, die brüllte: „Hängt den Kerl! Er ist Fran-zose!“ Voltaire blieb stehen und rief der wütenden Menge zu: „Engländer, ihr wollt mich umbringen, weil ich Franzose bin. Bin ich denn, weiß Gott, nicht gestraft genug, kein Engländer zu sein?“ Daraufhin brach die Menge in Beifallsstürme aus und geleitete ihn feierlich nach Hause.

 

Ein junger Mann und ein Mädchen liefen auf zwei verschiedenen Landwegen. In einem bestimmten Augenblick kamen die zwei Wege zusammen und der Junge und das Mädchen liefen nun gemeinsam weiter. Der Junge trug einen Kupfer-kessel auf seinem Rücken. In der Hand hatte er ein lebendes Huhn und einen Stock, während er an der anderen Hand eine Ziege führte. Nach einer Weile kamen sie an eine Bergschlucht. Da blieb das Mädchen stehen und sagte: „Durch diese Schlucht gehe ich nicht mit dir.“ „Warum nicht?“, wollte der Junge wissen. „Du könntest mich dort umarmen und küssen“ antwortete sie. „Wie soll ich dich umarmen und küssen? Ich habe einen Kupferkessel auf dem Rücken, an der einen Hand habe ich eine Ziege und in der anderen Hand ein lebendes Huhn und einen Stock.“ Aber das Mädchen beharrte auf seiner Meinung: „Du könntest mich die Ziege halten lassen, danach den Stock in den Boden stecken, das Huhn auf den Boden setzen und den Kessel darüber stülpen und dann könntest du mich umarmen und küssen.“ Lange starrte der Junge das schöne, nette Mädchen an. Endlich sagte er: „Gott segne deine Weisheit.“ Worauf sie gemeinsam durch die Schlucht gingen.

 

KNECHTSCHAFT

 

Wer sich nicht drängt zu sein des Höchsten liebes Kind, Der bleibet in dem Stall, wo Vieh und Knechte sind.

ANGELUS SILESIUS

 

Wer sterben gelernt hat, hört auf, ein Knecht zu sein.

EPIKUR

 

Wer etwas besitzt, muss dessen Herr bleiben und darf nicht dessen Knecht werden.

MARTIN LUTHER

 

KNIEN

 

Die Gemeinde auf den Knien würde den Himmel auf die Erde bringen.

E.M. BOUNDS

 

KOLLEKTE

 

Nach einem interkonfessionellen Treffen sitzen ein katholischer Priester, ein protestantischer Pfarrer und ein Rabbiner beisammen und gestehen sich, wie sie es mit der Kollekte halten. Sagt der Protestant: »Ich ziehe einen Kreidestrich auf den Boden und werfe das Geld hoch. Alles, was links vom Strich liegt, ist Gottes, alles, was rechts sich befindet, behalte ich.« Sagt der Katholik: »Ich male einen Kreis von einem halben Meter Durchmesser auf den Boden und werfe das Geld hoch. Alles, was im Kreis liegt ist Gottes, alles außerhalb gehört mir.« Sagt der Rabbi: »Ich werfe ebenfalls das Geld hoch. Alles, was Gott fängt, kann er be-halten.«

 

KOMMUNIKATION

 

In einem Kaffeehaus sitzen ein Sehender und ein Blinder. Fragt der Sehende den Blinden: »Mechtest du wos trinken, vielleicht a Milch?« »Wos is das, a Milch?« »A weiße Flissigkeit« »Aha ... Wos is weiß?« »A Schwan is weiß.« »Wos is a Schwan?« »A groißer Vogel mit an lang'n krumm'n Hals.« »Wos is krumm?« »Wie soll ich dos erklär'n? ... Halt, ich hobs! Ich werd mein Arm abwinkeln, du wirst mit der Hand durch die Armbeige tasten, dann wirste wiss'n, wos is krumm.« Der Blinde tastet, geführt von der Hand des Sehenden, über dessen Armbeuge und sagt strahlend: »Jetzt weiß ich endlich, wos dos is a Milch!«

 

KONZENTRATION

 

Ich jage niemals zwei Hasen auf einmal.

OTTO VON BISMARCK

 

So ist die Welt in der Tat ein Labyrinth voller Irrungen, voll vergeblicher Mühe und voller Enttäuschungen, denn wir kennen das Nötige nicht, weil wir unsere Mühe auf die Erreichung des Unnötigen verwenden. Gott ruft uns in unserer Beschäfti-gung mit den vielerlei Dingen zur Besinnung auf das Wenige, was nötig ist, und zur Begegnung mit dem Einen, der gekommen ist, damit wir das Leben und volle Genüge haben!

JOHANN AMOS COMENIUS

 

KOPF

 

Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, dass ein Flachkopf zugleich ein Wirr-kopf ist.

KARL KRAUS

 

Es gibt etwas Weiseres in uns, als der Kopf ist: Instinkt, der aus dem tiefsten Grunde unsers Wesen kommt.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich ver-dammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Lesen heißt, mit einem fremden Kopf statt dem eigenen zu denken.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Mancher findet sein Herz nicht eher, als bis er seinen Kopf verliert.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Was dem Herzen widerstrebt, lässt der Kopf nicht ein.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Wie selbst der kräftigste Arm, wenn er einen leichten Körper fortschleudert, ihm doch keine Bewegung erteilen kann, mit der er weit flöge und heftig träfe, sondern derselbe schon in der Nähe matt niederfällt, weil es ihm an eignem materiellen Gehalte gefehlt hat, die fremde Kraft aufzunehmen; ebenso ergeht es schönen und großen Gedanken, ja, den Meisterwerken des Genies, wenn, sie aufzunehmen, keine andere, als kleine, schwache oder schiefe Köpfe da sind. Dies zu bejammern haben die Stimmen der Weisen aller Zeiten sich zum Chorus vereint.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

KÖRPER

 

Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.

MORGENSTERN

 

Die Hauptaufgabe des Körpers besteht darin, den Kopf zu tragen.

THOMAS ALVA EDISON

 

Es ist viel dringender erforderlich, die Seele als den Körper zu heilen, denn Tod ist besser als ein schlechtes Leben.

EPIKTET

 

G. K. Chesterton war eine sehr imposante Persönlichkeit mit einer Körpergröße von 1,93 m und einem Gewicht von 134 kg. Sein guter Freund George Bernhard Shaw war dagegen klein und schmächtig. Es sind zahlreiche Geschichten von den beiden bekannt, die auf ihre unterschiedlichen Körperformen zielen. So soll Chesterton zu Shaw gesagt haben: „Wenn man dich sieht, glaubt jeder, dass in England eine Hungersnot herrscht.“ Shaw antwortete: „Und wenn man dich sieht, glaubt jeder, dass du sie verursacht hast.“

 

Hier ruht. Nahrung für die Würmer, der Körper von Benjamin Franklin, Buch-drucker, gleich dem Deckel eines alten Buches, aus dem die Blätter gerissen sind und dessen Einband abgebraucht ist. Aber das Werk wird nicht verloren gehen, denn es wird wieder erscheinen, so hofft er, in einer neuen Auflage, durchgesehen und verbessert vom Verfasser.

GRABINSCHRIFT VON BENJAMIN FRANKLIN, DER GELERNTER BUCH-DRUCKER WAR

 

Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife ge-langt, beginnt der Körper zu welken.

CHARLES BARON DE MONTESQUIEU

 

Wenn der Mensch der Körper wäre, so gäbe es keine andere Moral als die Hygiene.

THÉODORE SIMON JOUFFROY

 

Wie sich körperlich viele für krank halten, ohne es zu sein, so halten umgekehrt geistig sich viele für gesund, die es nicht sind.

G. CH. LICHTENBERG

 

KRÄFTE

 

Den Gebrauch der Kräfte, die man hat, ist man denen schuldig, die sie nicht haben.

CARL SCHURZ

 

Herr, gib mir die Kraft, alles zu tun, was du von mir verlangst. Dann verlange von mir, was du willst.

AUGUSTIN

 

Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde.

THOMAS VON KEMPEN

 

Komme, was mag! Gott ist mächtig! Wenn unsere Tage verdunkelt sind und unsere Nächte finsterer als tausend Mitternächte, so wollen wir stets daran denken, dass es in der Welt eine große, segnende Kraft gibt, die Gott heißt. Gott kann Wege aus der Ausweglosigkeit weisen. Er will das dunkle Gestern in ein helles Morgen verwandeln – zuletzt in den leuchtenden Morgen der Ewigkeit.

MARTIN LUTHER KING

 

Niemand verdient seiner Güte wegen gelobt zu werden, wenn er nicht auch die Kraft hat, böse zu sein. Jede andere Güte ist meist nur Trägheit und Willens-schwäche.

ROCHEFOUCAULD

 

Der Übel größtes ist der Zwang, an die äußern Dinge des Lebens, die der inneren Kraft dienen sollen, eben diese zu verplempern.

KARL KRAUS

 

Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wer sich öffentlich große Ziele stellt und hinterdrein im geheimen einsieht, dass er dazu zu schwach ist, hat gewöhnlich auch nicht Kraft genug, jene Ziele öffent-lich zu widerrufen, und wird dann unvermeidlich zum Heuchler.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Wie selbst der kräftigste Arm, wenn er einen leichten Körper fortschleudert, ihm doch keine Bewegung erteilen kann, mit der er weit flöge und heftig träfe, sondern derselbe schon in der Nähe matt niederfällt, weil es ihm an eignem materiellen Gehalte gefehlt hat, die fremde Kraft aufzunehmen; ebenso ergeht es schönen und großen Gedanken, ja, den Meisterwerken des Genies, wenn, sie aufzunehmen, keine andere, als kleine, schwache oder schiefe Köpfe da sind. Dies zu bejammern haben die Stimmen der Weisen aller Zeiten sich zum Chorus vereint.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

KRANKHEIT

 

Eine Dame betritt eine Buchhandlung: „Ich möchte ein schönes Buch für einen Kranken.“ - „Bitte, möchten Sie vielleicht etwas Religiöses?“ - „Danke, es geht ihm ja schon besser.

 

Die Ärzte glauben, ihrem Patienten sehr viel genützt zu haben, wenn sie seiner Krankheit einen Namen geben.

IMMANUEL KANT

 

Einen Kranken, der sich für gesund hält, kann man nicht heilen.

HENRI FRÉDÉRIC AMIEL

 

Ich weiß, daß meine Abneigung gegen Ärzte krankhaft ist. Wenn sie mich aber am Leben erhält?

CHARLES DE MONTESQUIEU

 

Wenn ein Mensch plötzlich krank wird, eilen sogleich die Wohlwollenden zu Hilfe; bekämen sie alle zusammen Erlaubnis, ihre Ratschläge auszuführen, so wäre wohl der Tod des Kranken sicher.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wenn manchen Leuten etwas zu erleiden oder zu tun zufällt, so sagen sie: »Wüßte ich, daß es Gottes Wille wäre, so wollte ich's gern leiden oder tun«. Bei Gott! Es ist eine wunderliche Frage, wenn ein kranker Mensch fragt, ob es Gottes Wille sei, daß er krank sei. Er soll des gewiß sein, daß es Gottes Wille ist, wenn er krank ist. So ist es auch in anderen Dingen. Darum soll ein Mensch jegliches, was ihm zufällt. auf lautere und einfältige Weise von Gott hinnehmen.

MEISTER ECKHART

 

Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Über-legenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr als ihre Krankheiten.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Wie sich körperlich viele für krank halten, ohne es zu sein, so halten umgekehrt geistig sich viele für gesund, die es nicht sind.

G. CH. LICHTENBERG

 

Wollte ich mich einem Menschen beliebt machen und wollte ich dem allein ge-fallen, so wollte ich alles, was dem Menschen gefällig wäre und wodurch ich ihm wohlgefiele, lieber als irgend etwas anderes. Und wäre es so, daß ich ihm besser gefiele in einem schlichten Kleide als in Samt, so besteht kein Zweifel darüber: ich trüge das schlichte Kleid lieber als irgendein anderes Kleid. So auch steht es mit einem, dem Gottes Wille gefällt: alles, was ihm Gott zuteilt, sei's Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgend etwas anderes. Eben weil Gott es will, darum schmeckt es ihm besser als irgend etwas anderes.

MEISTER ECKHART

 

KREUZ

 

Das Kreuz setzt dir zu, nicht damit du darunter verkommst, sondern dass du lernst, Gott zu vertrauen. Denn Gott vertrauen ist keine Kunst, wenn alles wohl geht.

MARTIN LUTHER

 

Julien Green wurde 1900 in Paris geboren und starb 1998 auch dort. Als Sohn amerikanischer Eltern lebte und schrieb er in zwei Welten, in Frankreich und in Amerika. Seine weltberühmten Romane haben alle nur ein Thema, das Dunkle und Böse im Menschen, ihre Erklärung und Überwindung. Sein Vermächtnis auf seiner Grabplatte lautet: „Wäre ich mutterseelenallein auf dieser Welt gewesen: Gott hätte seinen einzigen Sohn herabgesandt, damit er mich erlöse ... Aber wer, fragst du, hätte ihn dann ans Kreuz geheftet? Such nicht lange: Ich selber hätte das getan ... Und der Jünger, der ihn lieb hat? Das ist das Schmerzlichste an der Geschichte und zugleich das große Geheimnis! Du weißt es recht gut: Auch diesen Jünger findest du in mir.”

 

Nachdem du alles andere schon verlassen hast, musst du dich selbst auch verlassen, ganz von dir selbst ausgehen und alle genügsame Eigenliebe ohne Erbarmen ans Kreuz schlagen. Und: Wenn du alles getan hast, was du nach deiner Erkenntnis tun solltest, so musst du doch gesinnt sein, als hättest du nichts getan.

THOMAS VON KEMPEN

 

KRIECHEREI

 

Der Mensch ist gut und will nicht, daß man vor einem andern als ihm selber krieche.

JEAN PAUL

 

KRIEG

 

Der Krieg ist darin schlimm, daß er mehr böse Menschen macht, als er deren wegnimmt.

IMMANUEL KANT

 

Frieden ist die Fortsetzung des Krieges mit anderen Mitteln.

OSWALD SPENGLER

 

Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte, Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut soll immer wieder mit Blut abgewaschen werden.

BERTHA VON SUTTNER

 

KRITIK / KRITIKER

 

Das ist klarste Kritik von der Welt, wenn neben das, was ihm mißfällt, einer was Eigenes, Besseres stellt.

EMANUEL GEIBEL

 

Die Bibel ist nicht dazu da, dass wir sie kritisieren, sondern dazu, dass sie uns kritisiert.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.

AUS DEN USA

 

Ein Werkzeug kann nicht seine eigene Tauglichkeit kritisieren: der Intellekt kann nicht selber seine Grenze, auch nicht sein Wohlgeratensein oder sein Missraten-sein bestimmen.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Für mich gibt es nur ein Mittel, um die Achtung vor mir selbst nicht einzubüßen: Fortwährende Kritik.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Es gibt Menschen, die auch am Morgenrot etwas auszusetzen hätten, wenn sie je früh genug aufstehen würden.

HENRY DAVID THOREAU

 

KULTUR

 

Von einem haben die sogenannten gebildeten Leute gewöhnlich keine Vor-stellung: daß jemand den zusammengesetzten und künstlichen Zustand, den sie Bildung nennen, und der auch wirklich Bildung ist, durchgemacht haben könne und auf der anderen Seite wieder ins Einfache und Natürliche herausgekommen sei. Ihnen scheint alles Schlichte Unkultur.

FRANZ GRILLPARZER

 

Symptomatisch für die Kultur der Gegenwart ist die Vervollkommnung der Surro-gate.

RICHARD SCHAUKAL

 

KUMMER

 

Der Kummer kennt verschiedene Arten der Heuchelei. - Die eine besteht darin, daß wir unter dem Vorwand, den Verlust eines teuren Menschen zu beweinen, uns selber beweinen; wir trauern um die gute Meinung, die er von uns hatte, um die Verminderung unseres Besitzes, um unser Vergnügen, um unser Ansehen. So werden die Toten mit Tränen geehrt, die nur für Lebende fließen. Ich nenne dies deshalb Heuchelei, weil man in diesem Kummer sich selber täuscht. - Die zweite Art ist nicht so unschuldig, denn sie soll die Umwelt täuschen. Sie ist der Kummer jener Menschen, die nach dem Ruhm eines schönen und unsterblichen Schmerzes streben. Hat die Zeit, die doch alles lindert, ihrer wirklichen Trauer ein Ende gesetzt, bestehen sie trotzdem hartnäckig weiter auf Tränen, Klagen und Seufzern; sie spielen die Rolle des Schwermütigen und bemühen sich, uns durch ihr Benehmen zu überzeugen, daß ihr Schmerz erst mit ihrem Leben enden werde. Diese klägliche und ermüdende Eitelkeit findet man gewöhnlich bei geltungssüchtigen Frauen. Da ihnen ihr Geschlecht alle anderen Wege zum Ruhm versperrt, versuchen sie ihn durch Vortäuschung untröstlichen Kummers zu erzwingen. - Bei der dritten Art der Heuchelei fließen die Tränen aus seichter Quelle ebenso rasch, wie sie versiegen. Man weint, um für mitfühlend zu gelten, man weint, um bedauert zu werden, weint, um beweint zu werden, und weint schließlich, weil es eine Schande wäre, nicht zu weinen.

ROCHEFOUCAULD

 

KUNST

 

Bewahr' uns, lieber Herre Gott, vor Pestilenz und Kriegesnot, vor Mißwachs, Hagel, Feuersbrunst und vor der offiziellen Kunst.

LUDWIG FULDA

 

Die erste Generation schafft Vermögen, die zweite verwaltet Vermögen, die dritte studiert Kunstgeschichte, und die vierte verkommt.

OTTO VON BISMARCK

 

Dilettantismus ist Liebe zur Kunst ohne Gegenliebe.

AUS DEN „FLIEGENDEN BLÄTTERN“

 

Kunst kommt von Können. Käme es von Wollen, so hieße es Wulst.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Vielleicht ist die Kunst, die mit Geistesstärke Wunder tun will, wie sie nur, zu seinem Zwecke, der alte Meister vermag, am Ende die beschämteste unter allen menschlichen Künsten. Vielleicht war solche Überhebung gar nicht Kunst.

KARL KRAUS

 

Der Künstler hat nicht dafür zu sorgen, daß sein Werk Anerkennung finde, sondern dafür, daß es sie verdiene.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Künstler haben gewöhnlich die Meinung von uns, die wir von ihren Werken ha-ben.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

KÜSSEN

 

Ein junger Mann und ein Mädchen liefen auf zwei verschiedenen Landwegen. In einem bestimmten Augenblick kamen die zwei Wege zusammen und der Junge und das Mädchen liefen nun gemeinsam weiter. Der Junge trug einen Kupfer-kessel auf seinem Rücken. In der Hand hatte er ein lebendes Huhn und einen Stock, während er an der anderen Hand eine Ziege führte. Nach einer Weile kamen sie an eine Bergschlucht. Da blieb das Mädchen stehen und sagte: „Durch diese Schlucht gehe ich nicht mit dir.“ „Warum nicht?“, wollte der Junge wissen. „Du könntest mich dort umarmen und küssen“ antwortete sie. „Wie soll ich dich umarmen und küssen? Ich habe einen Kupferkessel auf dem Rücken, an der einen Hand habe ich eine Ziege und in der anderen Hand ein lebendes Huhn und einen Stock.“ Aber das Mädchen beharrte auf seiner Meinung: „Du könntest mich die Ziege halten lassen, danach den Stock in den Boden stecken, das Huhn auf den Boden setzen und den Kessel darüber stülpen und dann könntest du mich umarmen und küssen.“ Lange starrte der Junge das schöne, nette Mädchen an. Endlich sagte er: „Gott segne deine Weisheit.“ Worauf sie gemeinsam durch die Schlucht gingen.

 

„Wenn ich die Erste bin, die du küsst“, sagt sie, „wieso kannst du das so gut?“ Darauf er: „Und wenn ich der Erste bin, den du küsst – wieso weißt du, dass ich das gut kann?“

 

- Fortsetzung -