PARADIES

 

Die Mystikerin Rabi’a wurde in einer Straße Basras gefragt, warum sie eine Fackel in der einen Hand, einen Eimer Wasser in der anderen trage, und sie antwortete: „Ich will Feuer ans Paradies legen und Wasser in die Hölle gießen, damit diese beiden Schleier verschwinden und es deutlich wird, wer Gott aus Liebe und nicht aus Höllenfurcht oder Hoffnung aufs Paradies anbetet.“

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Ein Ire, der gerne eins über den Durst trank, wurde von seinem Pfarrer ins Gebet genommen: „Mein Sohn, wie stellst du dir vor, dass du als Trinker einmal in den Himmel kommen wirst?“ Der Ire antwortete: „Das wird nicht schwer sein für mich, Herr Pfarrer. Wenn ich ans Tor des Paradieses komme, werde ich die Tür auf- und wieder zumachen, auf- und wieder zumachen, auf- und wieder zumachen. Solange, bis der Petrus die Geduld verliert und ruft: Um Gottes willen, Mike, ent-weder rein oder raus!“

 

Immer noch haben jene die Welt zur Hölle gemacht, die vorgeben, sie zum Para-dies zu machen.

FRIEDRICH HÖLDERLIN

 

Jossele stirbt und kommt ins Jenseits. Ist's der Himmel oder die Hölle? Er irrt herum und kommt zu einem Palast. Dort begegnet er einem Chassidischen Rabbi, einem berühmten heiligen Mann. Er denkt: Ich muss wohl im Himmel sein? Nun trifft er auf eine Halbweltdame, eine fanatische Antisemitin. Er ist verwirrt. Er denkt: Bin ich nun doch in der Hölle gelandet? Noch verwirrter ist er, als er die beiden später eng umschlungen tanzen sieht. Er wendet sich an den Türhüter: »Wo bin ich eigentlich? Wenn hier das Paradies ist, so verstehe ich nicht, was diese Hure hier zu suchen hat. Und ist's die Hölle, was macht dann dieser heilige Mann hier?« Antwortet des Türhüters: »Für ihn ist's das Paradies, für sie die Hölle!«

 

PARADOX

 

Niemand weiß soviel Schlechtes von uns wie wir selbst. Und trotzdem denkt nie-mand so gut von uns wie wir selbst.

FRANZ EDLER VON PERNWALD SCHÖNTHAN

 

Sie sind immer eifrig beschäftigt, und sie wissen nicht, was sie tun. Sie pflegen ihre Gewohnheiten, und sie wissen nicht warum. Sie laufen ihr ganzes Leben lang, und sie kennen nicht den Weg. So sind die meisten Menschen.

MENGTSE

 

Darum, wenn ich sterbe ... und es findet jemand meinen Schädel, so predige es ihm dieser Schädel noch: Ich habe keine Augen, dennoch schaue ich Ihn; Ich habe kein Gehirn noch Verstand, dennoch umfasse ich Ihn; ich habe keine Lippen, dennoch küsse ich Ihn, ich habe keine Zunge, dennoch lobsinge ich Ihm mit euch allen, die ihr Seinen Namen anruft. Ich bin ein harter Schädel, dennoch bin ich ganz erweicht und zerschmolzen in Seiner Liebe; ich liege hier draußen auf dem Gottesacker, dennoch bin ich drinnen im Paradies! Alles Leiden ist ver-gessen! Das hat uns Seine große Liebe getan, da Er für uns Sein Kreuz trug und hinausging nach Golgatha.

H. F. KOHLBRÜGGE

 

Ich stieg auf einen Pflaumenbaum, um Trauben dort zu pflücken. Der Garten-meister fragte mich: Was ißt du meine Walnuß?

YUNUS

 

PASSION

 

Julien Green wurde 1900 in Paris geboren und starb 1998 auch dort. Als Sohn amerikanischer Eltern lebte und schrieb er in zwei Welten, in Frankreich und in Amerika. Seine weltberühmten Romane haben alle nur ein Thema, das Dunkle und Böse im Menschen, ihre Erklärung und Überwindung. Sein Vermächtnis auf seiner Grabplatte lautet: „Wäre ich mutterseelenallein auf dieser Welt gewesen: Gott hätte seinen einzigen Sohn herabgesandt, damit er mich erlöse ... Aber wer, fragst du, hätte ihn dann ans Kreuz geheftet? Such nicht lange: Ich selber hätte das getan ... Und der Jünger, der ihn lieb hat? Das ist das Schmerzlichste an der Geschichte und zugleich das große Geheimnis! Du weißt es recht gut: Auch diesen Jünger findest du in mir.”

 

PATRIOTISMUS

 

Patriotismus ist die Überzeugung, daß unser Vaterland allen anderen Ländern überlegen ist, weil wir darin geboren wurden.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

PESSIMISMUS

Pessimisten sind die wahren Lebenskünstler, sie erleben dauernd angenehme Überraschungen.

MARCEL PROUST

 

PFARRER / PRIESTER

 

Nach einem interkonfessionellen Treffen sitzen ein katholischer Priester, ein protestantischer Pfarrer und ein Rabbiner beisammen und gestehen sich, wie sie es mit der Kollekte halten. Sagt der Protestant: »Ich ziehe einen Kreidestrich auf den Boden und werfe das Geld hoch. Alles, was links vom Strich liegt, ist Gottes, alles, was rechts sich befindet, behalte ich.« Sagt der Katholik: »Ich male einen Kreis von einem halben Meter Durchmesser auf den Boden und werfe das Geld hoch. Alles, was im Kreis liegt ist Gottes, alles außerhalb gehört mir.« Sagt der Rabbi: »Ich werfe ebenfalls das Geld hoch. Alles, was Gott fängt, kann er behal-ten.«

 

Ein Jesuit und ein evangelischer Pfarrer gerieten einst in eine heftige Diskussion über ihre unterschiedlichen Lehrmeinungen. Jeder betonte die Vorzüge seiner eigenen Auffassung. Als die Diskussion zu eskalieren drohte, meinte der Jesuit schließlich: „Lassen wir doch unseren unnützen Streit. Wir dienen doch dem gleichen Herrn, Sie auf Ihre Art und ich auf die Seine!”

 

Ein Offizier erklärte einem Geistlichen: „Wenn ich einen recht unbegabten Sohn hätte, würde ich ihn Theologie studieren lassen.“ Der Pfarrer erwiderte: „Ihr Herr Vater ist anderer Ansicht gewesen.“

 

Ein ostpreußischer Landpfarrer ging mit den Bauern im Frühjahr aufs Feld, um die Äcker zu besehen und um gute Ernten zu beten. Bei einem schlecht be-stellten Acker blieb er stehen und wurde nachdenklich. Schließlich sagte er zum Eigentümer gewendet: „Hier hilft auch kein Beten. Hier hilft nur Mist!“

 

In einer kleinen Gemeinde in den USA erkrankte ein bekannter Prediger sehr ernst. Die Gemeinde war um ihn besorgt, sodass man an einem schwarzen Brett an der Kirche ärztliche Bulletins über den Gesundheitszustand des Pfarrers aus-hängt. Darauf war zu lesen: „1.oo Uhr. Pfarrer Jones ist schwer erkrankt.“ „2.oo Uhr. Der Zustand von Pfarrer Jones hat sich verschlechtert.“ „3.oo Uhr. Die Kräfte des Pfarrers nehmen merklich ab.“ „4.oo Uhr. Pfarrer Jones hat uns ver-lassen und den Weg zum Himmel angetreten.“ Ein boshafter Mensch kam vorbei und las dies. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass ihn keiner beobachtete, schrieb er darunter: „8.oo Uhr. Große Aufregung im Himmel. Pfarrer Jones ist noch nicht eingetroffen. Es wird das Schlimmste befürchtet.“

 

Pfarrer Johann Friedrich Flattich war eines der bekanntesten Originale der württembergischen Kirche. Zahlreiche Anekdoten erzählen von seiner Schlag-fertigkeit. So hat Pfarrer Flattich eines Tages einem bettelnden Durchreisenden sein bestes Paar Strümpfe geschenkt. Ganz entrüstet meinte seine Frau, ein Paar schlechte Strümpfe hätten doch für den Bettler gereicht. Worauf Flattich nur sagte: „Schlechte hatte der Mann selber!”

 

PFLICHT

 

Dein wahres Glück, o Menschenkind,

o, glaube doch mitnichten,

daß es erfüllte Wünsche sind:

Es sind erfüllte Pflichten.

FRIEDRICH KARL VON GEROK

 

Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Verdienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel-stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum König zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein.

BLAISE PASCAL

 

Die Pflicht gegen sich selbst besteht darin, daß der Mensch die Würde der Menschheit in seiner eigenen Person bewahre.

IMMANUEL KANT

 

Du hörst auf, ein Kind zu sein, an dem Tage, da du das Wort Pflicht verstanden hast.

CARMEN SYLVA

 

Du sollst nicht zu sein begehren, was du nicht bist, sondern nur einfach etwas von deiner Pflicht zu tun versuchen, Tag um Tag. Denn es ist viel schwerer, einen Tag in wahrhafter Aufmerksamkeit und Wachsamkeit von Anfang bis Ende zu verleben, als ein Jahr in großen Absichten und hochfliegenden Plänen.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Ich habe gelernt, ohne den Dank der Welt zu leben. Ich habe ihn erworben und verloren. Ich habe ihn wiedergewonnen; ich habe ihn wieder verloren. Ich mache mir gar nichts daraus; ich tue einfach meine Pflicht.

OTTO VON BISMARCK

 

Konfuzius sprach: »Dem Edlen ist die Pflicht die Richtschnur seines Verhaltens.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Der Edle ist mit seinen Pflichten vertraut; der Gemeine sieht nur den eigenen Vorteil.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Laß dir an dem Bewußtsein genügen, deine Pflicht getan zu haben! Andere mö-gen es erkennen oder nicht.

CHRISTOPH MARTIN WIELAND

 

Meng Wu-bo fragte, welche Pflichten man gegenüber seinen Eltern habe. Kon-fuzius antwortete: »Man soll sich so verhalten, daß die Eltern nur dann Sorgen um die Kinder haben müssen, wenn sie krank sind.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Pflicht ist die Notwendigkeit einer Handlung aus Achtung fürs Gesetz. IMMANUEL KANT

 

Wenn wir unsere Pflicht auch oft nur aus Angst und Trägheit tun, wollen wir dies doch als Charakterstärke anerkannt sehen.

ROCHEFOUCAULD

 

Wer die Pflichten eines Vaters nicht erfüllen kann, hat kein Recht, es zu werden. Weder Armut noch Arbeit, noch menschliche Rücksichten können ihn davon entbinden, seine Kinder zu ernähren und selber zu erziehen. Leser, du darfst mir hierin wahrlich Glauben schenken: Wer ein Herz hat und diese heiligen Pflichten versäumt, dem prophezeie ich, daß er einst bittere Tränen über seine Schuld vergießen und in alle Ewigkeit keinen Trost finden wird.

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

 

Wie kann man sich selbst kennenlernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist.

GOETHE

 

Wir sind nicht auf der Welt, um glücklich zu werden, sondern um unsere Pflicht zu erfüllen.

IMMANUEL KANT

 

PHANTASIE

 

Phantasie ist ein Göttergeschenk, aber Mangel an Phantasie auch. Ich behaupte, ohne diesen Mangel würde die Menschheit den Mut zum Weiterexistieren längst verloren haben.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

PHILOSOPHIE

 

Die Erfahrung hat gezeigt, daß es für die Philosophie keineswegs besonders schwierig ist, anzufangen. Weit entfernt; sie fängt ja mit nichts an und kann somit jederzeit anfangen. Was hingegen der Philosophie und den Philosophen schwer-fällt, ist das Aufhören.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Philosophien sind Schwimmgürtel, gefügt aus dem Kork der Sprache.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Studiere und raste nie! Du kommst nicht weit mit Deinen Schlüssen.

Das ist das Ende der Philosophie, zu wissen, daß wir glauben müssen.

EMANUEL GEIBEL

 

Wenig Philosophie entfernt von der Religion, viel Philosophie führt zu ihr zurück. FRANCIS BACON

 

PLÄNE

 

Wenn über das Grundsätzliche keine Einigkeit besteht, ist es sinnlos, miteinander Pläne zu schmieden.

KONFUZIUS

 

Planung ersetzt Zufall durch Irrtum.

VERFASSER UNBEKANNT

 

Wenn man auf seinen Lebensweg zurücksieht, den »labyrintisch irren Lauf« desselben überschaut und nun so manches verfehlte Glück, so manches herbei-gezogene Unglück sehen muss; so kann man in Vorwürfen gegen sich selbst leicht zu weit gehn. Denn unser Lebenslauf ist keineswegs schlechthin unser eigenes Werk; sondern das Produkt zweier Faktoren, nämlich der Reihe der Begebenheiten und der Reihe unserer Entschlüsse, welche stets ineinander-greifen und sich gegenseitig modifizieren. Hierzu kommt noch, dass in beiden unser Horizont immer sehr beschränkt ist, indem wir unsere Entschlüsse nicht schon von weitem Vorhersagen und noch weniger die Begebenheiten voraus-sehen können, sondern von beiden uns eigentlich nur die gegenwärtigen recht bekannt sind. Deshalb können wir, so lange unser Ziel noch fern liegt, nicht einmal gerade daraufhinsteuern; sondern nur approximativ und nach Mutmaßun-gen unsere Richtung dahin lenken, müssen also oft lavieren.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

POLITIK

 

Der Politiker ist ein Mensch, der seine Anhänger dadurch an sich zu binden sucht, dass er sie im Zustand des Verärgertseins auf andere erhält.

UNBEKANNT

 

Die Politik ist in der Demokratie die Kunst, das Volk glauben zu machen, dass es regiere.

LOUIS LATZARUS

 

Diejenigen, die zu klug sind, sich in der Politik zu engagieren, werden dadurch bestraft, dass sie von Leuten regiert werden, die dümmer sind als sie selbst.

PLATON

 

Politik ist die Kunst, von den Reichen das Geld und von den Armen die Stimmen zu erhalten, beides unter dem Vorwand, die einen vor den anderen schützen zu wollen.

UNBEKANNT

 

POLYTHEISMUS

 

Wer Gott um Seiner Wohltaten willen liebt, der ist ein Polytheist.

SCHIBLI

 

PREDIGEN

 

Um die unaufmerksamen Hörer seiner Predigt aufzumuntern und zu strafen, begann ein Bischof von London plötzlich mitten in seinen Ausführungen aus einem hebräischen Psalter, den er in der Tasche hatte, vorzulesen. Sogleich wurde alles aufmerksam, sogar die, die fest geschlafen hatten, erwachten und hörten aufs Gespannteste und Erstaunteste zu. Darauf der Bischof: „Was seid Ihr doch für Leute! Ihr hört zu, wenn ich Euch Dinge vorlese, von denen Ihr kein Wort versteht, und schlaft, wenn ich zu Euch in Eurer Muttersprache von Dingen rede, auf denen das Heil Eurer Seele beruht.“

EUTHYMIUS HAAS

 

PREIS

 

Heutzutage kennen die Leute vor allem den Preis und nicht den Wert.

OSCAR WILDE

 

Es gibt Leute, die zahlen für Geld jeden Preis.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

PROBLEME

 

Wenn deine Probleme zu klein sind, um darüber zu beten, sind sie auch zu klein, um sich darüber zu sorgen.

ANONYM

 

PRÜFUNG

 

Der Glaube muss geprüft werden, weil er nur durch Konflikte in einen persön-lichen Besitz verwandelt werden kann.

OSWALD CHAMBERS

 

Ein Rabbi sagte: Der Töpfer prüft nicht gesprungene Krüge. Er kann nämlich kein einziges Mal schlagen, ohne sie zu zerbrechen. Was aber prüft er? Starke Krüge! Sogar, wenn er öfter schlägt, zerbricht er sie nicht. So der Heilige, gelobt sei er: Er versucht nicht die Frevler, sondern die Gerechten.

 

Eine junge Zahnreihe aber neidlos anzusehen, das ist die größte Prüfung mir, dem Alten.

GOETHE

 

Konfuzius sprach: »Sieh, welche Mittel ein Mensch verwendet, um seine Ziele zu erreichen; betrachte die Beweggründe, die sein Handeln bestimmen; prüfe, worin seine Seele Ruhe findet und was ihn bewegt. Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen? Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen?«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Wo die Menge haßt, prüfe, warum sie haßt! Wo die Menge liebt, prüfe, warum sie liebt!«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Ein Schüler fragte den Baalschem: »Wie geht das zu, daß einer, der an Gott hängt und sich ihm nah weiß, zuweilen eine Unterbrechung und Entfernung erfährt?« Der Baalschem erklärt: »Wenn ein Vater seinen kleinen Sohn will gehen lehren, stellt der ihn erst vor sich hin und hält die eigenen Hände zu beiden Seiten ihm nah, daß er nicht falle, und so geht der Knabe zwischen den Vaterhänden auf den Vater zu. Sowie er aber zum Vater herankommt, rückt er um ein weniges ab und hält die Hände weiter auseinander, und so fort, daß das Kind gehen lerne.«

 

RANG

 

Das ist ein Jagen auf dieser Erden nach Rang und Würden und gleißendem Schein. Im hitzigen Fieber, etwas zu werden, versäumen die Toren, etwas zu sein.

OSKAR BLUMENTHAL

 

RATSCHLÄGE / RAT

 

Wenn die Leiter umgefallen ist, weiß jeder, wie sie hätte hängen sollen.

BAUERNWEISHEIT

 

Ein Mann kommt zum Rabbi. »Rebbe, Ihr müsst mir geben eine Ejze (= Rat-schlag). Meine Hühner sterben!« Der Rabbi gibt ihm die Ejze, der Mann bedankt sich und geht. Wenige Tage später ist er wieder beim Rabbi: »Rebbe, die Ejze hat nicht geholfen, meine Hühner sterben weiter! Ihr müsst mir geben noch eine Ejze.« Der Rabbi gibt ihm die Ejze, der Mann bedankt sich und geht. Bald steht er wieder vorm Rabbi: »Rebbe, auch die Ejze hat nicht geholfen. Ihr müsst mir geben noch eine Ejze.« »Ejzes hab ich noch, aber hast du noch Hühner?«

 

Greise geben gerne gute Ratschläge, um sich damit zu trösten, daß sie kein böses Beispiel mehr geben können.

ROCHEFOUCAULD

 

Mit nichts ist man so freigebig wie mit Ratschlägen.

ROCHEFOUCAULD

 

Konfuzius sprach: »Geht man unterschiedliche Wege, dann kann man einander keine Ratschläge geben.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Man kann Ratschläge geben, aber nicht den Verstand, sie zu befolgen.

ROCHEFOUCAULD

 

Wenn ein Mensch plötzlich krank wird, eilen sogleich die Wohlwollenden zu Hilfe; bekämen sie alle zusammen Erlaubnis, ihre Ratschläge auszuführen, so wäre wohl der Tod des Kranken sicher.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wer einem Kranken seine Ratschläge gibt, erwirbt sich ein Gefühl von Über-legenheit über ihn, sei es, dass sie angenommen oder dass sie verworfen werden. Deshalb hassen reizbare und stolze Kranke die Ratgeber noch mehr als ihre Krankheiten.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Man fragt den andern meistens um Rat, nicht weil man nicht weiß, was man tun soll, sondern weil man es eben weiß, aber ungern tut und vom Ratgeber eine Hülfe für die leidende Neigung erwartet.

JEAN PAUL

 

Mancher Mann gibt guten Rat, der für sich selber keinen hat.

BAUERNWEISHEIT

 

In die einsame, stille, freie Gottheit trage deinen unnützen, hässlichen Seelen-grund, der überwachsen ist mit Unkraut, ledig alles Guten, und voll der wilden Tiere. Gott entgegen trage deine Finsternis, die allen Lichtes entbehrt, und lass ihn dich erleuchten.

JOHANNES TAULER

 

RÄTSEL

 

Die Rätsel Gottes sind befriedigender als die Lösungen der Menschen.

G. K. CHESTERTON

 

Ohne die jenseitige Welt ist die diesseitige Welt ein trostloses Rätsel.

JOHAN AUGUST STRINDBERG

 

Dschuha, der arabische Witzbold des 8. Jahrhunderts, nahm einen Sack, betrat einen fremden Garten und machte sich daran, den Sack mit Rüben, Kohlrabi und anderem Gemüse zu füllen. Plötzlich stand der Besitzer vor Dschuha und wetterte: »Was hat dich hierhergeführt, und was hast du da in dem Sack?« »Ein heftiger Wind trug mich in diesen Garten.« »Und wer hat dann das Gemüse aus der Erde gerissen?« »Als der Wind mich zu Boden schleuderte, rollte er mich von einer Seite zur andern. Ich versuchte, mich an den Karotten und dem anderen Gemüse festzuhalten, und so sind sie in meiner Hand geblieben.« »Und wer hat sie dann in den Sack gestopft?« Da sagte Dschuha: »Bei Gott, Bruder, dieses Rätsel hat mich gerade beschäftigt, als du mich überraschtest!«

 

RECHT

 

Das Recht hat die merkwürdige Eigenschaft, daß man es behalten kann, ohne es zu haben.

JOSEPH UNGER

 

Es darf nicht jeder das tun, worin er Recht hat, sondern er muss darauf sehen, was seinem Bruder nützlich und förderlich ist.

MARTIN LUTHER

 

Glückliche Menschen bessern sich kaum. Sie glauben sich immer im Recht, weil das Schicksal ihr schlechtes Verhalten zu rechtfertigen scheint. ROCHEFOUCAULD

 

Lerne fühlen, dass du durch die Schuld, die auf dir liegt, kein anderes Recht er-worben hast, als zur Verantwortung gezogen zu werden.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer das Falsche verteidigen will, hat alle Ursache, leise aufzutreten und sich zu einer feinen Lebensart zu bekennen. Wer das Recht auf seiner Seite fühlt, muß derb auftreten: ein höfliches Recht will gar nichts heißen.

GOETHE

 

Zum Denken sind wenige Menschen geneigt, obwohl alle zum Rechthaben. ARTHUR SCHOPENHAUER

 

RECHTFERTIGUNGEN

 

Die Menschen gebrauchen ihren Verstand nur, um ihr Unrecht zu rechtfertigen, und ihre Sprache allein, um ihre Gedanken zu verbergen.

VOLTAIRE

 

Glückliche Menschen bessern sich kaum. Sie glauben sich immer im Recht, weil das Schicksal ihr schlechtes Verhalten zu rechtfertigen scheint.

ROCHEFOUCAULD

 

RECHTHABEREI

 

Es gibt Menschen, die sind so rechthaberisch und haben eine solche Fähigkeit, sich alles, was ihnen begegnet, zu ihren Gunsten zurechtzubiegen, dass man versucht ist, sie zu fragen: »Lieber, ist Ihnen noch nie aufgefallen, dass Sie in Ihrem Leben niemals Unrecht hatten, niemals Unrecht – ?« Und sie werden hitzig antworten: »Was fällt Ihnen ein! Ich habe überhaupt nur Unrecht – !« So dick-köpfig sind manche Leute. Man kann sie leicht und sofort erkennen, denn sie gehören alle demselben Volksstamm an. Es sind die andern.

KURT TUCHOLSKY

 

REDEN

 

Für eine gelungene Rede gebrauche gewöhnliche Worte und sage unge-wöhnliche Dinge.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Jeder kann mal Unsinn reden. Schlecht ist nur, wenn er es feierlich tut.

MONTAIGNE

 

Konfuzius sprach: »Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich lohnt, und du redest nicht mit ihm, so hast du einen Menschen verfehlt. Triffst du einen Menschen, mit dem zu reden sich nicht lohnt, und du redest mit ihm, so hast du deine Worte vergeudet. Der Weise verfehlt weder einen Menschen, noch ver-geudet er seine Worte.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Lerne zuhören, und Du wirst auch von denjenigen Nutzen ziehen, die dummes Zeug reden.

PLATON

 

Man kann nämlich auf zweierlei Weise schweigen, man kann bumsstille schweigen, aber so ist das Schweigen verdächtig, oder man kann von allem möglichen andern reden, so gibt es ja keinen, der darauf fallen kann, daß man schweige.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Neugier ist nur Eitelkeit. Meistens will man etwas nur wissen, um darüber reden zu können, andernfalls würde man nicht über das Meer fahren, wenn man nichts davon erzählen möchte und es aus bloßer Schaulust täte, ohne die Hoffnung, jemals davon etwas mitteilen zu können.

BLAISE PASCAL

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muß sie allein sein und muß selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll.

MEISTER ECKHART

 

Warum Gott den Menschen zuletzt erschaffen hat? Damit er ihm bei der Schöpfung nicht dreinreden konnte.

GORCH FOCK

 

Wenn jemand schlecht über Dich redet, dann lebe so, dass niemand es glaubt.

UNBEKANNT

 

Wie höflich ist die Bibel. Wenn du schweigst, so redet sie und wenn du redest, schweigt sie.

HERMANN OESER

 

REDLICH

 

Du bist ein Held in Worten; aber redlich fand ich keinen noch, der blendend über alles sprach.

SOPHOKLES

 

Redlichkeit ist die Tugend, gut zu sein, ohne beobachtet zu werden.

UNBEKANNT

 

REGIERUNG

 

Eine Regierung ohne Gott ist im besten Falle eine einigermaßen gut organisierte Räuberbande.

AUGUSTIN

 

REICH GOTTES

 

Man soll nicht in den Himmel gaffen, wenn man vom Himmelreich reden hört. Das Himmelreich ist überall da, wo der Glaube ist.

MARTIN LUTHER

 

So steht es mit dem, dem Gottes Wille gefällt: Alles, was Gott ihm zukommen lässt, sei es Krankheit oder Armut oder was es auch sei, das hat er lieber als irgendetwas anderes. Nun sagt ihr gerne: »Woher weiß ich denn, ob es Gottes Wille ist?« Ich antworte: Wäre es bloß für einen Augenblick nicht Gottes Wille, so wäre es auch nicht. Schmeckte dir nun der Wille Gottes, so wärst du recht wie im Himmelreich, was dir auch geschehe oder nicht geschehe.

MEISTER ECKHART

 

REICHTUM

 

Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus.

C. H. SPURGEON

 

Ein alter, reicher Geizkragen liegt im Sterben. Er diktiert einem Notar sein Testament: »Hunderttausend Gulden fürs Witwenheim, zweihunderttausend Gulden fürs Waisenhaus, fünfzigtausend Gulden fürs Tierheim ...« Im Hinter-grund hören zwei entfernte Verwandte die Verfügung des Sterbenden. Sagt der eine: »Schau, jetzt, das ans Sterben geht, wird der alte Geizkragen plötzlich großzügig.« »Aber wieso denn? Verschenkt er denn sein Geld? Er verschenkt das seiner Erben!«

 

Das Glück gleicht oft den reichen, verschwenderischen Frauen, welche die Häuser ruinieren, denen sie eine große Mitgift zugebracht haben.

CHAMFORT

 

Der Gebende fühlt sich stets reich, der Geizige immer arm.

ITALIENISCHES SPRICHWORT

 

Der Reichtum gleicht dem Seewasser: Je mehr man davon trinkt, desto durstiger wird man.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Ein Mann, der es im Leben zu beträchtlichem Reichtum gebracht hatte, näherte sich nach seinem Tod nur zögernd der Himmelspforte. Er fürchtete, dass Petrus ihn nicht einlassen würde, da in der Bibel geschrieben steht: »Eher geht ein Kamel durch ein Nadelöhr, als dass ein Reicher in den Himmel kommt.« »Was hast du im Leben gemacht?« fragte Petrus. »Gearbeitet«, erwiderte der Mann. »Immer nur gearbeitet.« »Keine Ausschweifungen?« »Dazu fehlte mir die Zeit.« »Irgendwelche Laster?« »Sie hätten mich nur von der Arbeit abgelenkt.« »Und wozu hast du immer nur gearbeitet?« »Meine Frau war sehr ehrgeizig und putzsüchtig. Sie gab das Geld mit vollen Händen aus. Sie konnte kaum meinen Tod erwarten, um das Erbe anzutreten.« »Und deine Kinder?« »Dachten im Grunde genauso.« »Hattest du Freunde?« »Sie spekulierten nur auf mein Geld...« Petrus schwieg nach diesem Geständnis eine Weile, dann sagte er:

»Du warst in Wirklichkeit ein armer Mann. Du darfst herein.«

 

Die Differenz zwischen Sonntagsstaat und Kollektengabe bezeichnet ein Pre-diger treffend mit den Worten: Liebe Gemeinde, wenn ich euch im Sonntagskleid sehe, frage ich mich: Wo sind meine Armen? Und wenn ich den Kollektenteller anschaue, frage ich: Wo sind meine Reichen?

EUTHYMIUS HAAS

 

Ein reicher Mann ist oft nur ein armer Mann mit viel Geld.

ARISTOTELES

 

Ein weiser Mann hatte den Rand seines Dorfes erreicht und ließ sich unter einem Baum nieder, um dort die Nacht zu verbringen, als ein Dorfbewohner angerannt kam und sagte: »Der Stein! Der Stein! Gib mir den kostbaren Stein!« »Welchen Stein?«, fragte der weise Mann. »Letzte Nacht erschien mir Gott Shiwa im Traum«, berichtete der Dörfler, »und sagte mir, ich würde bei Einbruch der Dunkelheit am Dorfrand einen weisen Mann finden, der mir einen kostbaren Stein geben würde, sodass ich für immer reich wäre.« Der weise Mann durchwühlte seinen Sack und zog einen Stein heraus. »Wahrscheinlich meinte er diesen hier«, sagte er, als er dem Dörfler den Stein gab. »Ich fand ihn vor einigen Tagen auf einem Waldweg. Du kannst ihn natürlich haben. Staunend betrachtete der Mann den Stein. Es war ein Diamant und sogar ziemlich groß. Er nahm den Diamanten und ging weg. Die ganze Nacht wälzte er sich im Bett und konnte nicht schlafen. Am nächsten Tag weckte er den weisen Mann bei Anbruch der Dämmerung und sagte: »Gib mir den Reichtum, der es dir ermöglicht, diesen Diamanten so leichten Herzens wegzugeben.«

 

Es ist zwar ein Vergnügen, reich zu sein, aber keine Ehre, außer für die Dumm-köpfe.

PIERRE CARLET DE MARIVAUX

 

Manche Leute wollen Gott mit den Augen ansehen, mit denen sie eine Kuh an-sehen, und wollen Gott lieben, wie sie eine Kuh lieben. Die liebst du wegen der Milch und des Käses und deines eigenen Nutzens. So halten's alle jene Leute, die Gott um äußeren Reichtums oder inneren Trostes willen lieben; die aber lieben Gott nicht recht, sondern sie lieben ihren Eigennutz. Ja, ich sage bei der Wahrheit: Alles, worauf du dein Streben richtest, was nicht Gott in sich selbst ist, das kann niemals so gut sein, daß es dir nicht ein Hindernis für die höchste Wahrheit ist.

MEISTER ECKHART

 

Gott hat die Armen um der Reichen willen und die Reichen um der Armen willen gemacht.

MEISTER ECKHART

 

Jeder Mensch kommt mit einer sehr grossen Sehnsucht nach Herrschaft, Reich-tum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt.

VOLTAIRE

 

Konfuzius sprach: »...Geht ein Staat den rechten Weg und herrscht darin Ord-nung, so ist es beschämend, wenn man arm und von geringem Ansehen ist. Geht es hingegen in einem Staat nicht rechtens zu, dann ist es eine Schande, reich und angesehen zu sein.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Reichtum und Ansehen - das wünschen sich die Menschen. Kann man jedoch nicht auf anständige Weise dazu gelangen, dann soll man sich weder um das eine noch um das andere bemühen.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Reich ist man nicht durch das, was man besitzt, sondern mehr noch durch das, was man mit Würde zu entbehren weiß.

ANONYM

 

Reich ist, wer viel hat; reicher ist, wer wenig braucht; am reichsten ist, wer viel gibt.

GERHARD TERSTEEGEN

 

Reich ist, wer weder schmeicheln noch borgen muß.

SPRICHWORT

 

Reichtum ist das geringste Ding auf Erden und die allerkleinste Gabe, die Gott einem Menschen geben kann. Was ist's gegen Gottes Wort, ja, was ist's auch nur gegen leibliche Gaben wie Schönheit, Gesundheit und gegen Gaben des Gemüts, wie Verstand, Kunst, Weisheit? Dennoch trachtet man so emsig danach und lässt sich keiner Arbeit noch Mühe und Gefahr verdrießen noch hindern. Darum gibt Gott gemeiniglich Reichtum den groben Eseln, denen er sonst nichts gönnt.

MARTIN LUTHER

 

Sonnenscheu und ofenwarm macht den reichsten Bauern arm.

BAUERNWEISHEIT

 

Was der Mensch liebt, das ist sein Gott. Er trägt es in seinem Herzen. Er bewegt es Tag und Nacht in sich. Es sei, was es sei: Reichtum oder Geld, Vergnügen oder Ehre.

MARTIN LUTHER

 

Wenn jemand dir sagt, das er durch harte Arbeit reich geworden ist, frag ihn durch wessen harte Arbeit.

DONALD ROBERT PERRY MARQUIS

 

Will mich Gott nicht lebendig haben, so will ich sterben; will er mich nicht reich haben, so will ich arm sein.

MARTIN LUTHER

 

Manche Leute haben nichts weiter von ihrem Vermögen als die Furcht, es zu verlieren.

ANTOINE RIVAROL

 

REIFE

 

Das Fortrücken in der Kalenderjahrzahl macht wohl den Menschen, aber nicht die Menschheit reifer.

JOHANN PETER HEBEL

 

Den wirklich gelehrten Menschen geht es wie den Kornhalmen auf dem Felde: Sie wachsen frisch auf und richten den Kopf gerade und stolz in die Luft, solange die Ähren noch leer sind. Sobald sie angeschwollen, voll Korn sind und reif werden, senken sie demütig die Häupter.

MICHEL DE MONTAIGNE

 

Der Mensch macht gewöhnlich drei Reifestufen durch. Zuerst lernt er die richti-gen Antworten. Im zweiten Stadium lernt er die richtigen Fragen, und auf der dritten und letzten Stufe lernt er, welche Fragen sich überhaupt lohnen.

BLAISE PASCAL

 

Die Menschen werden alt, aber selten reif.

ALPHONSE DAUDET

 

Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!

SELMA LAGERLÖF

 

Ich kenne kein gewisseres Zeichen der Reife als die Güte.

LEO TOLSTOI

 

Eine Wahrheit kann erst wirken, wenn der Empfänger für sie reif ist. Nicht an den Wahrheiten liegt es daher, wenn die Menschen noch so voller Unweisheit sind.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Unglückliches Geschick der Menschen! Kaum ist der Geist zu seiner Reife ge-langt, beginnt der Körper zu welken.

CHARLES BARON DE MONTESQUIEU

 

Wir sind nicht umsonst in diese Welt gesetzt. Wir sollen reif werden für eine andere Welt.

MATTHIAS CLAUDIUS

 

REINHEIT

 

Gottfried Benn war befreundet mit Else Lasker-Schüler, der er eines Tages bekannte: »Ich möchte einmal etwas ganz Großes, etwas ganz Reines voll-bringen!« Darauf Else Lasker-Schüler: »Dann waschen Sie doch einen Ele-fanten!«

 

Jeder Mensch ist ein neuer Versuch der Natur, über sich ins Reine zu kommen.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Nicht der Täter wird unrein durch die Tat; nur die Tat durch den Täter.

HUGO VON HOFMANNSTHAL

 

Rein durch das Leben zu gehen ist unmöglich. Aber sich zu reinigen ist möglich und höchstes Ziel.

JAKOB BOSSHART

 

Wenn der Mensch sich reinwäscht, klagt Gott ihn an. Wenn der Mensch sich an-klagt, wäscht Gott ihn rein.

FRANZ VON SALES

 

REISEN

 

Was wunderst du dich, dass deine Reisen dir nichts nützen, da du dich selbst mit herumschleppst?

SOKRATES

 

RELIGION

 

‚Hat die Religion eine Zukunft?‘ So gut, wie derjenige, der so fragt, eine Zukunft hat, in der er, wie zu hoffen steht, solchen Fragestellungen entwachsen sein wird.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Am wenigsten stützt Religion und Sittlichkeit auf Gründe. Eben die Menge der Pfeiler verfinstert und verengt die Kirchen.

JEAN PAUL

 

Der Kaufmann hat in der ganzen Welt dieselbe Religion.

HEINRICH HEINE

 

Eine Dame betritt eine Buchhandlung: „Ich möchte ein schönes Buch für einen Kranken.“ - „Bitte, möchten Sie vielleicht etwas Religiöses?“ - „Danke, es geht ihm ja schon besser.

 

Die Ironie des Schicksals, die zerreißend in das Spinnengewebe der Sterblichen greift und das Gefühl ihrer Sicherheit furchtbar verneint, wird im Empfänglichen Religion.

ERNST FREIHERR VON FEUCHTERSLEBEN

 

Die Religion ist das Krankenhaus der Seelen, welche die Welt verwundet hat.

JEAN ANTOINE PETIT-SENN

 

Die Religion ist eine Speise, die heiß aufgetragen werden muss, lauwarm erregt sie Ekel.

C. H. SPURGEON

 

Lass den morgigen Tag sein, was er will - unser Gott ist auch der Gott des morgi-gen Tages.

C. H. SPURGEON

 

Die Religion ist genau das, was nicht weggelassen werden kann - denn in ihr ist alles enthalten. Noch der zerstreuteste Mensch kann nicht seine Reisetasche packen und dabei die Tasche weglassen. Wir haben eine allgemeine Vorstellung von der Existenz, gleichgültig ob sie uns passt oder nicht; sie verändert oder, genauer gesagt, schafft und berührt alles, was wir sagen oder tun, gleichgültig ob uns das passt oder nicht.

G. K. CHESTERTON

 

Heiden sind Menschen, die ihr religiöses Bedürfnis im Wald verrichten. DEFINITION EINES KINDES

 

Ist es nicht seltsam, dass die Menschen so gern für ihre Religion fechten und so ungern nach ihren Vorschriften leben?

G. CH. LICHTENBERG

 

Wäre nur eine Religion in der Welt, so würde sie stolz und zügellos despotisch sein.

FRIEDRICH DER GROSSE

 

Wenig Philosophie entfernt von der Religion, viel Philosophie führt zu ihr zurück.

FRANCIS BACON

 

RESISTENZ

 

Lass den morgigen Tag sein, was er will – unser Gott ist auch der Gott des morgigen Tages.

C.H. SPURGEON

 

Wirf dein Anliegen auf den Herrn. Der hat einen weiten Hals und kann´s wohl tragen.

MARTIN LUTHER

 

Martin Luther ist in seinem Leben durch manche Anfechtungen und Prüfungen gegangen. Sein letzter Halt war das erste Gebot: „Wenn mir alles unbegreiflich vorkommt, ja, wenn sogar das Bild des Heilandes mir zeitweilig verdunkelt wird, dann ist mein letzter Halt das, was Gott im ersten Gebot gesagt hat: Ich bin der Herr, dein Gott! Also die Wahrheit: Ich habe mich nicht selbst erschaffen, ich bin nicht allein mit mir selber und mit meinem Schicksal. Ich stehe in der Hand dessen, ohne den ich keinen Atemzug tun könnte. Gott hätte mich nicht er-schaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte. Er fängt kein Werk an, um es dann unvollendet wegzuwerfen und liegen zu lassen!”

 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott nur genügt.

TERESA VON AVILA

 

Wer bist du denn, dass du dich vor einem Menschen fürchtest? Heute ist er, und morgen findest du seine Stätte nicht mehr. Fürchte deinen Gott, und die Men-schen werden nicht mehr so viel Furchtbares für dich haben.

THOMAS VON KEMPEN

 

RETTUNG

 

Das Letzte, was Jesus seinen Jüngern aufgetragen hat, war nicht, die Welt zu retten, sondern der Welt zu sagen, dass sie schon gerettet ist.

OSWALD CHAMBERS

 

Die meisten Menschen wollen lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden.

AUS DEN USA

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.

JOHANNES CHRYSOSTOMUS

 

Von hundert Männern, die sich in der Welt verirren, werden neunundneunzig durch Frauen gerettet, einer wird gerettet durch unmittelbare göttliche Gnade.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Such Rettung vor deiner Neigung, dich darum zu sorgen, wie du den anderen erscheinst. Sorge dich nur darum, wie du Gott erscheinst.

SØREN KIERKEGAARD

 

REUE

 

Reue ist oft nicht so sehr das Bedauern über das Böse, das wir getan haben, als die Furcht vor dem, was uns daraus erwachsen könnte.

ROCHEFOUCAULD

 

Reue ist Verstand, der zu spät kommt.

FEUCHTERSLEBEN

 

Was ist Reue? Eine große Trauer darüber, daß wir sind, wie wir sind.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Einem Menschen verzeihen, der nicht bereut, ist wie Zeichnen im Wasser.

AUS JAPAN

 

REVOLUTION

 

Es ist und bleibt die revolutionäre Tat, immer das laut zu sagen, was ist.

ROSA LUXEMBURG

 

Alle Revolutionen haben bisher nur eines bewiesen, nämlich, daß sich vieles ändern läßt, bloß nicht die Menschen.

KARL MARX

 

RICHTER / RICHTEN

 

Die Bibel ist ein Brief, den mein Gott mir hat schreiben lassen, wonach ich mich ausrichten soll und wonach mein Gott mich richten wird.

JOHANN ALBRECHT BENGEL

 

Je mehr du weißt und je besser du’s einsiehst, desto strenger wirst du darüber gerichtet werden, wenn du nicht um so viel heiliger gelebt hast, als deine Einsicht besser war. Darum trag du den Kopf deshalb nicht höher, weil du irgendeine Kunst oder Wissenschaft besitzt. Eben dies, dass dir soviel Erkenntnis gegeben ist, soll dich mehr furchtsam als stolz machen. Denn sie ist’s eben, die dich verdammt, wenn du nicht heiliger lebst als andere, die deine Erkenntnis nicht haben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer Lust hätte, das Seine immer genau abzuwägen, dem würde alle Lust ver-gehen, das Fremde hart zu richten.

THOMAS VON KEMPEN

 

RUHE

 

Wenn das Meer alle seine Kraft anstrengt, so kann es das Bild des Himmels gerade nicht widerspiegeln; doch wenn es stille wird und tief, senkt sich das Bild des Himmels in sein Nichts.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Der Mensch überwindet Hindernisse um endlich Ruhe zu haben, und findet dann nichts so unerträglich wie Ruhe.

HENRY BROOKS ADAMS

 

Ein Mensch soll gar nichts suchen, weder Verstehen noch Wissen noch Innigkeit noch Andacht noch Ruhe, sondern allein Gottes Willen. Wenn einer einzig Gottes Willen sucht, dann soll er, was ihm daraus zufließt oder geoffenbart wird, als Gabe Gottes empfangen. Dann ist einer recht daran.

MEISTER ECKHART

 

Ein Diener begleitete einst seinen Herrn auf die Entenjagd. Er war Christ. Beide kamen bei der Gelegenheit auf Glaubensfragen zu sprechen. Der Herr sagte: »Ich begreife nicht, was du immer von Sünde und Anfechtung und Teufel zu reden hast. Ich spüre nichts von Anfechtung. Mich läßt der Teufel in Ruhe. Noch nie hat er mich gestört oder angegriffen.« Da antwortete der Diener: »Das will ich dir erklären. Wenn wir auf der Entenjagd sind und du hast geschossen, dann fallen einige Enten tot hin. Die lasse ich liegen. Einige aber flattern ange-schossen weg und suchen zu entkommen. Denen laufe ich mit meiner langen Stange nach und schlage sie tot. Du bist eine Ente, die der Teufel schon totge-schossen hat. Dich läßt er liegen. Er weiß schon, daß er dich kriegt. Ich bin wie eine angeschossene Ente, die ihm gern entfliehen möchte. Darum ist er mit seiner langen Stange hinter mir her und sucht mich zu erschlagen.«

 

Faulheit: die Angewohnheit, sich auszuruhen, bevor man müde wird.

RENARD

 

Glauben ist Ruhen in der Treue Gottes.

HUDSON TAYLOR

 

Gott hat die Kirchen wie Häfen im Meer angelegt, damit ihr euch aus dem Wirbel irdischer Sorgen dahin retten und Ruhe und Stille finden sollt.

JOHANNES CHRYSOSTOMUS

 

Herr, gib mir Kraft, dass ich mich erhebe über alles, was du, mein Gott, nicht bist, und dass ich, erhaben über alles, was du nicht bist, in dir allein Ruhe suche und Ruhe finde.

THOMAS VON KEMPEN

 

Warum willst du Ruhe haben, da du doch zur Arbeit geboren bist?

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer die wahre, die unvergängliche Ehre sucht, der kümmert sich nicht viel um die vergängliche. Und wer noch vergängliche Ehre sucht oder sie noch nicht von ganzem Herzen verschmäht, der beweist eben dadurch, dass ihm die unver-gängliche Ehre noch nicht über alles lieb und teuer geworden ist. Große Seelen-ruhe hat der, der sich weder die Lobsprüche noch die Schmähworte der Men-schen nah ans Herz gehen lässt.

THOMAS VON KEMPEN

 

RUHM

 

Der Ruhm großer Männer sollte immer an den Mitteln gemessen werden, derer sie sich bedient haben, um ihn zu erlangen.

ROCHEFOUCAULD

 

Schwachköpfe kehren auch aus Niederlagen ruhmvoll heim.

MICHEL DE MONTAIGNE

 

Wer … nur den Ruhm verdient auch ohne ihn zu erhalten, besitzt bei Weitem die Hauptsache, und was er entbehrt, ist etwas, darüber er sich mit derselben trösten kann. Denn nicht dass einer von der urteilslosen, so oft betörten Menge für einen großen Mann gehalten werde, sondern dass er es sei, macht ihn beneidenswert; auch nicht, dass die Nachwelt von ihm erfahre, sondern dass in ihm sich Ge-danken erzeugen, welche verdienen, Jahrhunderte hindurch aufbewahrt und nachgedruckt zu werden, ist ein hohes Glück.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

SCHAM

 

Konfuzius sprach: »...Geht ein Staat den rechten Weg und herrscht darin Ordnung, so ist es beschämend, wenn man arm und von geringem Ansehen ist. Geht es hingegen in einem Staat nicht rechtens zu, dann ist es eine Schande, reich und angesehen zu sein.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Der Edle schämt sich, wenn seine Worte seine Taten über-treffen.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Vielleicht ist die Kunst, die mit Geistesstärke Wunder tun will, wie sie nur, zu seinem Zwecke, der alte Meister vermag, am Ende die beschämteste unter allen menschlichen Künsten. Vielleicht war solche Überhebung gar nicht Kunst.

KARL KRAUS

 

Wir müssten uns oft unserer größten Taten schämen, wenn die Beweggründe dazu ans Licht kämen.

LA ROCHEFOUCAULD

 

Ich denke, wenn ich einmal ein ernster Christ werde, dann werde ich mich am meisten darüber schämen, daß ich dies nicht früher geworden bin, sondern erst alles andere habe versuchen wollen.

SØREN KIERKEGAARD

 

Scham ist eine große Tugend.

FREIDANK

 

Wen die Scham bekleidet, dessen Fehler sehen die Menschen nicht.

ALI

 

SCHEIN

 

Welch ein Unterschied liegt darin, wie mans macht und wie sichs macht!

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Das ist ein Jagen auf dieser Erden nach Rang und Würden und gleißendem Schein. Im hitzigen Fieber, etwas zu werden, versäumen die Toren, etwas zu sein.

OSKAR BLUMENTHAL

 

Ein Schein von Tiefe entsteht oft dadurch, dass ein Flachkopf zugleich ein Wirr-kopf ist.

KARL KRAUS

 

Man kann jedermann so durch Unruhen, Ängste, Überhäufung von Arbeit und Gedanken abmatten und schwach machen, dass er einer Sache, die den Schein des Komplizierten hat, nicht mehr widersteht, sondern ihr nachgibt, – das wissen die Diplomaten und die Weiber.

FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Sei, was Du scheinen willst!

SOKRATES

 

Such Rettung vor deiner Neigung, dich darum zu sorgen, wie du den anderen er-scheinst. Sorge dich nur darum, wie du Gott erscheinst.

SØREN KIERKEGAARD

 

SCHEITERN

 

Gerades Scheitern steht höher als ein krummer Sieg.

SOPHOKLES

 

Ich bin nicht gescheitert. Ich habe nur 10.000 Möglichkeiten ausprobiert, die nicht funktioniert haben.

THOMAS A. EDISON

 

SCHERZ

 

Den Charakter eines Menschen erkennt man an den Scherzen, die er nicht übel nimmt.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Es ist mit Gottes Wort nicht zu scherzen. Kannst du es nicht verstehen, so ziehe den Hut vor ihm ab.

MARTIN LUTHER

 

Gott hat uns gegeben zu spielen mit Äpfeln und Birnen und Nüssen und mit unsern Weibern; aber mit sich und seiner Majestät lässt er nicht scherzen.

MARTIN LUTHER

 

König Wilhelm von England hatte eines Abends eine fröhliche und ausgelassene Runde an seinen Tisch geladen. Darunter war auch die Hofdame Frau von Stein, die wegen ihrer vornehmen Herkunft und ihrer Frömmigkeit geschätzt wurde. Der König wurde albern und spottete übermütig über Gott. „Steiny”, so nannte er die Hofdame scherzhaft, „was sagen Sie dazu?” Frau von Stein schwieg. Der König fragte nochmals, aber die Hofdame schwieg. Die Situation wurde sehr gespannt. Da fragte der König zum dritten Mal und fügte hinzu: „Ich denke doch, dass ich ein Mann bin, der einer Antwort würdig ist!” Frau von Stein blickte ihn an und sagte ernst: „Gott sagt, dass für die Spötter schreckliche Gerichte bereit sind!” - Der König sprang auf und lief erregt im Saal auf und ab. Das Mahl war unter-brochen. Niemand der Gäste wagte sich zu rühren. Da winkte der König einem Diener und gab ihm leise einen Auftrag. Nach kurzer Zeit kam der Diener zurück und brachte ein Etui. Der König entnahm dem Etui eine kostbare Kette und überreichte sie der Hofdame: „Steiny, Sie haben mir heute etwas gesagt, was mir noch niemand zu sagen gewagt hat. Ich weiß das zu würdigen, dass Sie Ihren himmlischen König höher achten als Ihren irdischen. Nehmen Sie diesen Schmuck als Erinnerung an diesen Abend!”

 

SCHICKSAL

 

Achte auf deine Gedanken, denn sie werden Worte. Achte auf deine Worte, denn sie werden Taten. Achte auf deine Taten, denn sie werden Gewohnheiten. Achte auf deine Gewohnheiten, denn sie werden dein Charakter. Achte auf deinen Charakter, denn er wird dein Schicksal!

AUS DEM BABYLONISCHEN TALMUD

 

Allerwärts klagt der Mensch Natur und Schicksal an, und sein Schicksal ist doch in der Regel nur Nachklang seines Charakters, seiner Leidenschaften, Fehler und Schwächen.

DEMOKRIT

 

Das Schicksal wird dich sachte, sachte schlucken – du bist der Käse für die Maus, die Zeit!

NASIR-I CHUSRAU

 

Die Ironie des Schicksals, die zerreißend in das Spinnengewebe der Sterblichen greift und das Gefühl ihrer Sicherheit furchtbar verneint, wird im Empfänglichen Religion.

ERNST FREIHERR VON FEUCHTERSLEBEN

 

Die meisten Leute machen sich selbst bloß durch übertriebene Forderungen an das Schicksal unzufrieden.

WILHELM FREIHERR VON HUMBOLDT

 

Die Menschen werfen alle ihre Dummheiten auf einen Haufen, konstruieren ein Ungeheuer und nennen es Schicksal.

THOMAS HOBBES

 

Ein Grab ist doch immer die beste Befestigung wider die Stürme des Schicksals.

G. CH. LICHTENBERG

 

Gewiß ist es fast noch wichtiger, wie der Mensch das Schicksal nimmt, als wie es ist.

WILHELM FREIHERR VON HUMBOLDT

 

Glückliche Menschen bessern sich kaum. Sie glauben sich immer im Recht, weil das Schicksal ihr schlechtes Verhalten zu rechtfertigen scheint. ROCHEFOUCAULD

 

Kein Mensch weiß, was in ihm schlummert und zutage kommt, wenn sein Schick-sal anfängt, ihm über den Kopf zu wachsen.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Keinem erscheint das Schicksal so blind als dem, den es nie beschenkt.

ROCHEFOUCAULD

 

Martin Luther ist in seinem Leben durch manche Anfechtungen und Prüfungen gegangen. Sein letzter Halt war das erste Gebot: „Wenn mir alles unbegreiflich vorkommt, ja, wenn sogar das Bild des Heilandes mir zeitweilig verdunkelt wird, dann ist mein letzter Halt das, was Gott im ersten Gebot gesagt hat: Ich bin der Herr, dein Gott! Also die Wahrheit: Ich habe mich nicht selbst erschaffen, ich bin nicht allein mit mir selber und mit meinem Schicksal. Ich stehe in der Hand dessen, ohne den ich keinen Atemzug tun könnte. Gott hätte mich nicht er-schaffen, wenn er kein Ziel mit mir hätte. Er fängt kein Werk an, um es dann unvollendet wegzuwerfen und liegen zu lassen!”

 

Moses Mendelssohn (1729-1786) war jüdischer Religion und Handlungs-bedienter bei einem Kaufmann, der das Pulver nicht soll erfunden haben. Dabei war er aber ein sehr frommer und weiser Mann und wurde daher von den angesehensten und gelehrtesten Männern hochgeachtet und geliebt. Und das ist recht. Denn man muss um des Bartes willen den Kopf nicht verachten, an dem er wächst. Dieser Moses Mendelssohn gab unter anderm von der Zufriedenheit mit seinem Schicksal folgenden Beweis. Denn als eines Tages ein Freund zu ihm kam und er eben an einer schweren Rechnung schwitzte, sagte dieser: »Es ist doch schade, guter Moses, und ist unverantwortlich, dass ein so verständiger Kopf, wie Ihr seid, einem Manne ums Brot dienen muss, der Euch das Wasser nicht bieten kann. Seid Ihr nicht am kleinen Finger gescheiter als er am ganzen Körper, so groß er ist?« Einem andern hätt das im Kopf gewurmt, er hätte Feder und Tintenfass mit ein paar Flüchen hinter den Ofen geworfen und seinem Herrn aufgekündet auf der Stelle. Aber der verständige Mendelssohn ließ das Tinten-fass stehen, steckte die Feder hinter das Ohr, sah seinen Freund ruhig an und sprach zu ihm also: »Das ist recht gut, wie es ist, und von der Vorsehung weise ausgedacht. Denn so kann mein Herr von meinen Diensten viel Nutzen ziehen, und ich habe zu leben. Wäre ich der Herr und er der Schreiber, ihn könnt ich nicht brauchen.«

JOHANN PETER HEBEL

 

Sie molk in ein Sieb und klagte über das Schicksal.

PASCHTO

 

Was die Leute gemeiniglich das Schicksal nennen, sind meistens nur ihre eige-nen dummen Streiche.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Wer Weib und Kinder besitzt, hat dem Schicksal Geiseln gegeben.

FRANCIS BACON

 

Wir werden vom Schicksal hart oder weich geklopft. Es kommt auf das Material an.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Zeng-zi sprach: »Ein Mensch, dem man ein Waisenkind genauso anvertrauen kann wie das Schicksal eines Staates und der selbst bei großen äußeren Zwängen seinen Grundsätzen treu bleibt - ist der ein Edler? Er ist ein Edler.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

SCHLAF

 

Der Himmel hat den Menschen als Gegengewicht gegen die Mühseligkeiten des Lebens drei Dinge gegeben: die Hoffnung, den Schlaf und das Lachen. IMMANUEL KANT

 

Der Schlaf ist der heilige Versuch der Natur, die Tageswunden zum Verheilen zu bringen. Den Schlaf vorzeitig unterbrechen, heißt heilige Verbände abreißen.

PETER ALTENBERG

 

Der Schlaf sei das Abbild des Todes, sagt Ihr; und ich sage, dass er vielmehr das Abbild des Lebens ist.

BLAISE PASCAL

 

Ein Bischof kam zu Papst Johannes XXIII. und klagte ihm, die große Verantwor-tung, die er zu tragen habe, lasse ihn kaum mehr zu Schlaf kommen. Johannes XXIII. zeigte großes Verständnis für den geplagten Bischof und sprach: „In den ersten Wochen meines Pontifikats ging es mir ebenso. Eines Nachts aber er-schien mein Schutzengel und sagte: 'Nimm Dich nicht so wichtig, Giovanni!' Seitdem schlafe ich prächtig.“

 

Schlaf ist ein Hineinkriechen des Menschen in sich selbst.

HEBBEL

 

Um die unaufmerksamen Hörer seiner Predigt aufzumuntern und zu strafen, begann ein Bischof von London plötzlich mitten in seinen Ausführungen aus einem hebräischen Psalter, den er in der Tasche hatte, vorzulesen. Sogleich wurde alles aufmerksam, sogar die, die fest geschlafen hatten, erwachten und hörten aufs Gespannteste und Erstaunteste zu. Darauf der Bischof: „Was seid Ihr doch für Leute! Ihr hört zu, wenn ich Euch Dinge vorlese, von denen Ihr kein Wort versteht, und schlaft, wenn ich zu Euch in Eurer Muttersprache von Dingen rede, auf denen das Heil Eurer Seele beruht.“

EUTHYMIUS HAAS

 

Unser Geist ist nur alsdann wachend anzusehen, wenn er sich Gottes bewußt, ihn denkt und empfindet, und die Allgegenwart Gottes in und um sich erkennt, wie die Seele eines Wachenden ihre Herrschaft über den Leib und der Leib die Eindrücke eines geistigen Willens ausdrückt. Ein Mensch, der in Gott lebt, wird sich daher zu einem natürlichen Menschen verhalten, wie ein wachender – zu einem schnarchenden im tiefen Schlaf – zu einem Träumenden – zu einem Mondsüchtigen.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Welch ein Segen ist jene Gabe, die Gabe des Schlafes! Gott lässt es nicht zu, dass wir auf lange Zeit ohne Unterbrechung unglücklich sind; er gibt uns die Prüfungen Stück für Stück; er nimmt uns dann und wann aus dieser Welt und gibt uns einen Ferientag wie Schulkindern in einem unbekannten und geheimnis-vollen Land.

JOHN HENRY NEWMAN

 

SCHLECHT / SCHLECHTIGKEIT

 

Das menschliche Herz weidet sich gern an den eigenen Vorzügen oder an den Schlechtigkeiten der anderen.

FRANCIS BACON

 

Das Schlechte am Guten und das Gute am Schlechten ist, daß beides einmal zu Ende geht.

ANATOLE FRANCE

 

Das schlechteste Rad am Wagen macht den meisten Lärm.

BAUERNWEISHEIT

 

Den Schlechten mißfallen heißt gelobt werden.

SENECA

 

Der Marquis d’Argens, der Freund Friedrichs des Großen, und der Präsident d’Eguilles waren Brüder, und beide schlechte Christen. Sie hatten einen sehr frommen Bruder, über den sie sich gern lustig machten. Als sie eines Tages wieder bei diesem Thema waren und sich einigten, dass die Sinnesart des Bruders nur ein Zeichen von Einfalt sein könne, sagte der Marquis nach einigem Nachdenken zu dem Präsidenten: „Nun machen wir uns hier über ihn lustig, aber ich muss dir gestehen, wenn ich einem von euch beiden einen Wertgegenstand zum Aufheben geben wollte – dich würde ich nicht wählen!“

EUTHYMIUS HAAS

 

Der Teufel ist ein Optimist, wenn er glaubt, dass er die Menschen schlechter machen kann.

KARL KRAUS

 

Die glücklichen Leute bessern sich kaum; sie glauben stets recht zu haben, wenn das Schicksal ihr schlechtes Betragen unterstützt.

LA ROCHEFOUCAULD

 

Die Welt ist eine Bühne, aber die Rollen sind schlecht verteilt.

WILDE

 

Ein schlechter General ist besser als zwei gute.

NAPOLÉON BONAPARTE

 

Es ist viel dringender erforderlich, die Seele als den Körper zu heilen, denn Tod ist besser als ein schlechtes Leben.

EPIKTET

 

Es sind nicht immer die schlechtesten Menschen, die störrisch sind.

IMMANUEL KANT

 

Gut gehängt ist besser als schlecht verheiratet.

WILLIAM SHAKESPEARE

 

Haben und nichts geben ist in manchen Fällen schlechter als stehlen.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht.

JOHANN NEPOMUK NESTROY

 

Ich weiß nicht, was das sein mag, das ewige Leben. Aber dieses hier, das dies-seitige, ist ein schlechter Scherz.

VOLTAIRE

 

Im allgemeinen verdienen es die Menschen nicht, dass man ihnen gefällig ist; doch hieße es ebenso schlecht sein wie sie, wenn man sie so behandelte, wie sie es verdienten.

PIERRE CARLET DE MARIVAUX

 

Ja, teurer Freund, du hast sehr recht:

Die Welt ist ganz erbärmlich schlecht,

ein jeder Mensch ein Bösewicht.

Nur du und ich natürlich nicht.

PAUL BAEHR

 

Niemand weiß soviel Schlechtes von uns wie wir selbst. Und trotzdem denkt niemand so gut von uns wie wir selbst.

FRANZ EDLER VON PERNWALD SCHÖNTHAN

 

Nun könnt ihr sagen: Schlechte Menschen haben es sehr gut, sie kriegen ihren Willen mehr als andere Leute. Salomon sagt: Der böse Mensch soll nicht sagen: Was schadet es mir, daß ich Übles täte, wenn es mir doch nicht weh täte? Oder: Wer täte mir deshalb Übles? Eben das, daß du Übles tust, das ist ganz und gar dein Schaden und tut dir weh genug. Seid dessen gewiß bei der ewigen Wahr-heit, daß es ein ebenso großer Zorn Gottes ist; er könnte dem Sünder nichts Schlimmeres antun, weder mit der Hölle noch mit irgend etwas, als er ihm damit antut, daß er es ihm gestattet oder über ihn verhängt (=ihm zuläßt), daß er sündig ist und daß er sich nicht dadurch über ihn erbarmt, daß er keinen so großen Jammer (=Unheil) über ihn zuließe, nicht sündigen zu können. Und gäbe ihm Gott das Weh der ganzen Welt, so könnte ihn Gott dennoch nicht mehr schlagen, als er damit geschlagen ist, daß er sündigt.

MEISTER ECKHART

 

Schlechte Menschen erkennt man an ihren guten Ausreden.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Unbedacht redende Leute behaupten, glücklich seien alle, die lebten, wie es sie gelüste. Das ist freilich falsch. Denn Schlechtes zu begehren, ist selbst schon größtes Unglück.

CICERO

 

Wenn jemand schlecht über Dich redet, dann lebe so, dass niemand es glaubt.

UNBEKANNT

 

SCHLIMM

 

Schlimm ist es, wenn man in seine eigenen Hände fällt.

HUBERT RIES

 

SCHMEICHELEI

 

Glatte Worte und schmeichelnde Mienen vereinen sich selten mit einem an-ständigen Charakter.

KONFUZIUS

 

Konfuzius sprach: »Zuo Qiu-ming waren schöne Worte, eine einschmeichelnde Miene und Liebedienerei peinlich. Mir ist das auch peinlich. Zuo Qiu-ming lehnte es ab, seine Abneigung gegenüber einem Menschen zu verbergen und so zu tun, als sei er sein Freund. Bei mir ist es ebenso.«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Reich ist, wer weder schmeicheln noch borgen muß.

SPRICHWORT

 

Wenn wir auch der Schmeichelei keinen Glauben schenken, der Schmeichler gewinnt uns doch. Einige Dankbarkeit empfinden wir immer für den, der sich die Mühe gibt, uns angenehm zu belügen.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

SCHMERZ

 

Alle Menschen müssen Gott folgen, ob sie wollen oder nicht wollen. Folgen sie ihm willig, so ist es ihnen lustvoll; folgen sie ihm aber widerwillig, so ist es für sie peinvoll und trägt nur Schmerzen ein.

MEISTER ECKHART

 

Das ist meine allerschlimmste Erfahrung: Der Schmerz macht die meisten Men-schen nicht groß, sondern klein.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Dass die Schmerzen miteinander abwechseln, macht das Leben erträglich.

CHRISTIAN FRIEDRICH HEBBEL

 

Der Kummer kennt verschiedene Arten der Heuchelei. - Die eine besteht darin, daß wir unter dem Vorwand, den Verlust eines teuren Menschen zu beweinen, uns selber beweinen; wir trauern um die gute Meinung, die er von uns hatte, um die Verminderung unseres Besitzes, um unser Vergnügen, um unser Ansehen. So werden die Toten mit Tränen geehrt, die nur für Lebende fließen. Ich nenne dies deshalb Heuchelei, weil man in diesem Kummer sich selber täuscht. - Die zweite Art ist nicht so unschuldig, denn sie soll die Umwelt täuschen. Sie ist der Kummer jener Menschen, die nach dem Ruhm eines schönen und unsterblichen Schmerzes streben. Hat die Zeit, die doch alles lindert, ihrer wirklichen Trauer ein Ende gesetzt, bestehen sie trotzdem hartnäckig weiter auf Tränen, Klagen und Seufzern; sie spielen die Rolle des Schwermütigen und bemühen sich, uns durch ihr Benehmen zu überzeugen, daß ihr Schmerz erst mit ihrem Leben enden werde. Diese klägliche und ermüdende Eitelkeit findet man gewöhnlich bei geltungssüchtigen Frauen. Da ihnen ihr Geschlecht alle anderen Wege zum Ruhm versperrt, versuchen sie ihn durch Vortäuschung untröstlichen Kummers zu erzwingen. - Bei der dritten Art der Heuchelei fließen die Tränen aus seichter Quelle ebenso rasch, wie sie versiegen. Man weint, um für mitfühlend zu gelten, man weint, um bedauert zu werden, weint, um beweint zu werden, und weint schließlich, weil es eine Schande wäre, nicht zu weinen.

ROCHEFOUCAULD

 

Das Elend des Menschen liegt darin, dass er in der Gesellschaft Trost suchen muss gegen die Leiden, die ihm die Natur zufügt, und in der Natur Trost gegen die Leiden der Gesellschaft. Wie viele haben weder hier noch dort eine Er-leichterung ihrer Schmerzen gefunden!

NICOLAS CHAMFORT

 

Es ist schmerzlich, einem Menschen seine Grenze anzusehen.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Haben und Sein sind die Hülfszeitwörter in der Sprachlehre sowohl eines glück-lichen als eines elenden Lebens, denn aus Habsucht und Selbstsucht, den Tränendrüsen der leidenden Menschheit, quellen die Tränen der Freude sowohl als die der Schmerzen.

LUDWIG BÖRNE

 

Ich meine, es müßte einmal ein sehr großer Schmerz über die Menschen kom-men, wenn sie erkennen, daß sie sich nicht geliebt haben, wie sie sich hätten lieben können.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Kommt dir ein Schmerz, so halte still und frage, was er von dir will!

EMANUEL GEIBEL

 

Obwohl der Mensch ständig seine Leidenschaften zu befriedigen sucht, seufzt er doch immer über ihre Tyrannei. Weder kann er ihre Gewalt ertragen, noch jene, die er sich antun müßte, um sich von ihrem Joch zu befreien. Er verabscheut sie ebenso wie die Heilmittel gegen sie. Er kann sich weder mit dem Schmerz der Krankheit noch mit der Anstrengung der Heilung abfinden. Mit einem Wort: er ist ein jämmerliches Geschöpf.

ROCHEFOUCAULD

 

Schmerzlicher als der Verlust durch den Tod ist der Verlust durch das Leben. HEINRICH HEINE

 

SCHMINKE

 

Eine Frau, die sich schminkt, ist wie ein Mann, der sich einbildet, ein Held zu sein, weil er einen Säbel trägt.

CARL LUDWIG SCHLEICH

 

SCHMUTZ

 

Die Menschen schämen sich nicht, etwas Schmutziges zu denken, aber wohl, wenn sie sich vorstellen, dass man ihnen diese schmutzigen Gedanken zutraue. FRIEDRICH NIETZSCHE

 

Gottes Wort, das geschriebene wie das verkündete, ist mit einem Spiegel zu vergleichen. In geistlicher Hinsicht ist das Auge deiner Seele die Vernunft; das Gewissen ist deine geistige Sehkraft. Und so wie du weißt, daß wenn sich ein Schmutzfleck auf deinem Gesicht befindet, das Auge den Fleck nicht sehen kann und ohne einen Spiegel oder den Hinweis von einer anderen Person nicht weiß, wo er ist, genau so verhält es sich auch in geistiger Hinsicht. Ohne die Lektüre oder die Verkündigung von Gottes Wort ist es nach menschlichem Ermessen unmöglich, daß die durch ihre gewohnheitsmäßige Sünde geblendete Seele den Schmutzfleck in ihrem Gewissen erkennen kann. Und wenn jemand danach in einen wirklichen oder übertragenen Spiegel blickt oder durch den Hinweis von anderen weiß, wo sich der Schmutzfleck an seinem Gesicht befindet (im kon-kreten wie im übertragenen Sinn), dann erst und nicht früher läuft er zum Brunnen, um sich zu waschen.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

In Deutschland gilt derjenige, der auf den Schmutz hinweist, für viel gefährlicher als derjenige, der ihn verursacht.

KURT TUCHOLSKY

 

Schmutzigsein ist eine soziale Taktlosigkeit.

CARL LUDWIG SCHLEICH

 

SCHÖNHEIT

 

Alle Schönheit dieser Welt, kann mein Herz niemals gewinnen.

Sondern nur – ich weiß nicht was, was sich wohl noch einmal findet.

Ward ein Mensch in seinem Willen, einmal nur von Gott berührt,

nimmer kann ihn etwas stillen, als der Gott, den er gespürt.

JOHANNES VOM KREUZ

 

Aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen.

GOETHE

 

Begehre nie ein Glück zu groß und nie ein Weib zu schön,

Sonst könnte dir’s in seinem Zorn der Himmel zugestehn.

INSCHRIFT AUF BURG COCHEM

 

Das Glück ist eine leichtfertige Person, die sich stark schminkt und von ferne schön ist.

NESTROY

 

Das ist der Weisheit Quintessenz, die viele zu freien hindert:

Die Schönheit dauert einen Lenz, die Dummheit überwintert.

RUDOLF PRESBER

 

Das schönste Gefühl auf dieser Erde: nicht mehr nötig zu sein. Nicht mehr ge-braucht zu werden. Macht damit, was ihr wollt.

WILHELM RAABE

 

Das schönste Glück des denkenden Menschen ist, das Erforschliche erforscht zu haben und das Unerforschliche ruhig zu verehren.

GOETHE

 

Dein Körper ist so reizend,

dein Geist so häßlich! Schade!

Du bist ein schöner Apfel,

dein Geist ist seine Made.

EPHRAIM MOSES KUH

 

Der gefällt nicht, der fürchtet, nicht zu gefallen; denn die Ungezwungenheit, die alle übrigen Schönheiten des Umgangs erst ihren Wert und oft ihr Dasein gibt, verschwindet mit der Furcht.

JEAN PAUL

 

Der Mensch ist nun einmal zur Freude geboren! Kann er sich nicht über seine eigene Schönheit freuen, so freut er sich gewiß über die Häßlichkeit der anderen.

FRANZ EDLER VON PERNWALD SCHÖNTHAN

 

Eine Dame fortgeschrittenen Alters, nicht gerade mit Schönheit begnadet, beichtet, dass sie eitel sei. Der Beichtvater will es genauer wissen und fragt, worin sich diese Eitelkeit äußere. „Ach, Hochwürden“, seufzt sie, „ich stehe manchmal stundenlang vor dem Spiegel und kann mich kaum vom Anblick meiner Schönheit trennen.“ Der Pfarrer wirft einen prüfenden Blick durchs Gitter, lehnt sich in seinem Beichtstuhl wieder zurück und spricht: „Sie können beruhigt nach Hause gehen. Das ist keine Sünde. Das ist ein Irrtum.“

 

Es gibt Frauen, die nicht schön sind, sondern nur so aussehen.

KARL KRAUS

 

Schön ist eigentlich alles, was man mit Liebe betrachtet.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Was tut die Blume wohl mit Gott? Sie läßt sich Gott gefallen. In der Blume, als Blume träumt er seinen schönsten Traum, da widerstrebt ihm nichts.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Wie ein Gesicht schön wird, dadurch, daß es Seele, so die Welt dadurch, daß sie einen Gott durchscheinen läßt.

FRIEDRICH HEINRICH JACOBI

 

SCHÖPFUNG

 

Der Mensch ist sichtlich geschaffen, um zu denken. Dies ist seine ganze Würde und sein ganzes Verdienst; und seine ganze Pflicht ist es, richtig zu denken. Nun verlangt aber die Ordnung der Gedanken, dass man mit sich selbst, seinem Schöpfer und seinem Endzweck beginnt. Woran aber denkt die Welt? Daran niemals, sondern an Tanz, Lautenspiel, Gesang, Verseschmieden, Ringel-stechen usw. und daran, sich zu schlagen, sich zum König zu machen, ohne darüber nachzudenken, was es bedeutet, König zu sein, und was, Mensch zu sein.

BLAISE PASCAL

 

Jeder dumme Junge kann einen Käfer zertreten. Aber alle Professoren der Welt können keinen herstellen.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Ehe wir nicht begreifen, dass auch nichts sein könnte, begreifen wir nicht, dass etwas ist. Ehe wir die Finsternis im Hintergrund nicht gewahren, können wir die einzigartige Schöpfung des Lichtes nicht würdigen. Kaum dass wir jene Finster-nis wahrgenommen haben, erstrahlt das Licht und ist ein plötzliches, blendendes, göttliches Leuchten. Solange wir uns das Nichts nicht vor Augen gestellt haben, unterschätzen wir den Sieg Gottes und vermögen keine der Errungenschaften seines uralten Kampfes zu verstehen. Es gehört zu der Million aberwitziger Wort-spiele, hinter denen sich die Wahrheit versteckt, dass wir von nichts etwas wissen, ehe wir nicht vom Nichts wissen.

G. K. CHESTERTON

 

Unter allen Beweisen für unser Fortleben ist der festeste, daß der Schöpfer uns mit Tugenden, Wünschen, Träumen für eine ganz andere als diese Erde aus-gemalt und wohlgeschmückt hat und daß gerade die vollkommensten Menschen alle ihre Wurzeln aus diesem Kotboden ziehen und in einen reineren schlagen.

JEAN PAUL

 

Warum Gott den Menschen zuletzt erschaffen hat? Damit er ihm bei der Schöpfung nicht dreinreden konnte.

GORCH FOCK

 

Wer Gott um Gaben bitt', der ist gar übel dran:

Er betet das Geschöpf und nicht den Schöpfer an.

ANGELUS SILESIUS

 

SCHRIFT, HEILIGE

 

Die Heilige Schrift ist ein Fluss, in dem ein Elefant schwimmen muss und ein Lamm gehen kann.

MARTIN LUTHER

 

Die Heilige Schrift ist ein wunderbares Kräutlein. Je mehr du es reibst, desto mehr duftet es.

MARTIN LUTHER

 

Die Heilige Schrift lesen, heißt von Christus Rat holen.

FRANZISKUS VON ASSISI

 

Die Schrift ist ein Kräutlein, je mehr du es reibst, desto mehr duftet es.

MARTIN LUTHER

 

Es ist nichts Helleres denn die Sonne, das ist die Schrift. Ist aber eine Wolke davorgetreten, so ist doch nichts anderes dahinter denn dieselbe helle Sonne. Ist ein dunkler Spruch in der Schrift, so zweifelt nur nicht, es ist gewißlich dieselbe Wahrheit dahinter, die am andern Ort klar ist, und wer das Dunkle nicht ver-stehen kann, der bleibt bei dem Lichten.

MARTIN LUTHER

 

Wer den Sinn der Schrift geben will und ihn nicht der Schrift entnimmt, ist ein Feind der Schrift.

PASCAL

 

Wer nicht die Heilige Schrift hat, muss sich mit seinen Gedanken begnügen. Wer keinen Kalk hat, mauert mit Dreck.

MARTIN LUTHER

 

SCHULD

 

Begangene Fehler können nicht besser entschuldigt werden als mit dem Ge-ständnis, daß man sie als solche erkenne.

CALDERON

 

Gott hat mit Sicherheit alle erdenklichen Vollkommenheiten, aber, wenn ich so sagen darf, er hat zugleich eine große Schwäche: Er ist blind! Und es gibt eine Wissenschaft, die er nicht kennt: Das ist das Rechnen. Würde er genau sehen, und könnte er rechnen, glauben Sie, dass er uns angesichts all unserer Schuld nicht ins Nichts zurückfallen ließe? Aber nein, seine Liebe zu uns macht ihn blind.

THÉRÈSE VON LISIEUX

 

Lerne fühlen, dass du durch die Schuld, die auf dir liegt, kein anderes Recht er-worben hast, als zur Verantwortung gezogen zu werden.

THOMAS VON KEMPEN

 

Die Welt schuldet uns nichts – sie war vor uns da.

MARK TWAIN

 

Mit der Dankbarkeit ist es wie mit der Ehrlichkeit der Kaufleute. Sie hält die Wirtschaft in Schwung, und wir zahlen nicht etwa, weil wir unsere Schulden begleichen wollen, sondern um leichter neue Geldgeber zu finden.

ROCHEFOUCAULD

 

Seht, alle die sind Kaufleute, die sich hüten vor groben Sünden und wären gern gute Leute und tun ihre guten Werke Gott zu Ehren, und tun sie doch darum, dass ihnen unser Herr etwas dafür gebe oder dass ihnen Gott etwas dafür tue, das ihnen lieb wäre. Dies sind alles Kaufleute. Bei solchem Handel sind sie betrogen. Denn, was sie sind, das sind sie durch Gott, und was sie haben, das haben sie von Gott und nicht von sich selbst. Darum ist ihnen Gott für ihre Werke und für ihr Geben gar nichts schuldig.

MEISTER ECKHART

 

Was nützt es dir, lange zu leben, wenn dein Eifer, besser zu werden, von so kurzer Dauer und so geringer Wirkung ist? Ach, ein langes Leben macht den Menschen nicht immer besser, macht seine Schuld oft nur größer. Hätten wir doch hier auf Erden auch nur einen Tag recht gut gelebt! ... Wenn es für dich so schrecklich ist, jetzt zu sterben, so ist es vielleicht noch gefährlicher, länger zu leben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wer die Pflichten eines Vaters nicht erfüllen kann, hat kein Recht, es zu werden. Weder Armut noch Arbeit, noch menschliche Rücksichten können ihn davon entbinden, seine Kinder zu ernähren und selber zu erziehen. Leser, du darfst mir hierin wahrlich Glauben schenken: Wer ein Herz hat und diese heiligen Pflichten versäumt, dem prophezeie ich, daß er einst bittere Tränen über seine Schuld vergießen und in alle Ewigkeit keinen Trost finden wird.

JEAN-JACQUES ROUSSEAU

 

SCHULE

 

Es ist kein Mensch einer himmlischen Tröstung wert, der sich nicht zuvor in der Schule der heiligen Zerknirschung fleißig geübt hat.

THOMAS VON KEMPEN

 

Mit dem Tode umzugehen ist die Schule des Glaubens.

MARTIN LUTHER

 

ANGST

 

Ängstlichkeit nimmt nicht dem Morgen seine Sorgen, aber dem heute seine Kraft.

C. H. SPURGEON

 

Nichts soll dich ängstigen, nichts dich erschrecken, alles vergeht, Gott bleibt derselbe. Geduld erreicht alles. Wer Gott besitzt, dem kann nichts fehlen. Gott nur genügt.

TERESA VON AVILA

 

Ich habe Angst um die menschliche Rasse, wenn ich daran denke, daß Gott gerecht ist.

THOMAS JEFFERSON

 

Ich kenne einen Freund, der wurde von Angst ergriffen und schwebte lange zwischen Furcht und Hoffnung. Eines Tages, da ihn der Kummer halb aufgezehrt hatte, warf er sich, aus dem Herzen betend, in einer Kirche vor dem Altar nieder und dachte bei sich: Wenn ich doch gewiss wüsste, dass ich bis ans Ende im Guten verharren würde! Da hörte er die göttliche Antwort in seinem Innersten: „Und wenn du das wüsstest, was wolltest du dann tun? Tu jetzt, was du dann tun wolltest, und du wirst sicher zum Ziel kommen.“ Dies Gotteswort salbte ihn mit Trost und stärkte ihn, dass er sich ganz dem Willen seines Herrn hingeben konnte, und alle Angst war dahin.

THOMAS VON KEMPEN

 

In einem von Grimms Märchen wird von einem jungen Burschen erzählt, der auf Abenteuer auszog, um das Fürchten zu lernen. Wir wollen diesen Abenteurer seinen Gang gehen lassen, ohne uns darum zu kümmern, ob er auf seinem Wege das Entsetzliche traf. Indessen will ich sagen, dass dies ein Abenteuer ist, das jeder Mensch zu bestehen hat - er muss das Fürchten lernen, um nicht ins Verderben zu geraten, entweder weil er niemals in Angst gewesen ist oder weil er in Angst versinkt; wer sich richtig zu fürchten gelernt hat, der hat deshalb das Höchste gelernt.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Tue nichts im Leben, was dir Angst machen muss, wenn es dein Nächster be-merkt.

EPIKUR

 

Wenn wir unsere Pflicht auch oft nur aus Angst und Trägheit tun, wollen wir dies doch als Charakterstärke anerkannt sehen.

ROCHEFOUCAULD

 

SCHWEIGEN

 

Der heutige Zustand der Welt, das ganze Leben ist krank. Wenn ich Arzt wäre und man mich fragte, was rätst du? - ich würde antworten: Schaffe Schweigen! Bringe die Menschen zum Schweigen. Gottes Wort kann so nicht gehört werden. Und wenn es unter der Anwendung lärmender Mittel geräuschvoll hinausgerufen wird, dass es selbst im Lärm gehört werde, so ist es nicht mehr Gottes Wort. Darum schaffe Schweigen!

SÖREN KIERKEGAARD

 

Ein Schwätzer wünschte, von Sokrates Rhetorik zu lernen. Der Philosoph ver-langte von ihm doppelt soviel Honorar wie von anderen. Natürlich wollte der Schwätzer den Grund dafür wissen und Sokrates antwortete: „Weil ich dir sowohl Sprechen als auch Schweigen beibringen muss!“

 

Es ist besser zu schweigen und als Idiot verdächtigt zu werden, als zu reden und dadurch den Beweis anzutreten.

ABRAHAM LINCOLN

 

Man kann nämlich auf zweierlei Weise schweigen, man kann bumsstille schweigen, aber so ist das Schweigen verdächtig, oder man kann von allem möglichen andern reden, so gibt es ja keinen, der darauf fallen kann, daß man schweige.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muß sie allein sein und muß selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll.

MEISTER ECKHART

 

Wenn die Menschen nur von dem sprächen, was sie verstehen, dann würde gar bald ein großes Schweigen auf der Erde herrschen.

AUS CHINA

 

Wenn ich schweige, erfahre ich die Unzulänglichkeiten der anderen und verberge meine eigene.

ZENO DER ÄLTERE

 

Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten!

OSCAR WILDE

 

Wie höflich ist die Bibel. Wenn du schweigst, so redet sie und wenn du redest, schweigt sie.

HERMANN OESER

 

Zu den stillen Menschen gehörte Calvin Coolidge, der 1923-1929 Präsident der Vereinigten Staaten war. Er galt als guter Redner – aber miserabler Smalltalker. Bei einem Essen saß die Schriftstellerin Dorothy Parker neben „Silent Cal“ und sagte, sie habe gewettet, mehr als zwei Worte aus ihm herauszubekommen. Coolidge sagte nur „Wette verloren“ – und schwieg den Rest des Abends. Parker rächte sich 1933. Als sie vom Tod Coolidges erfuhr, sagte sie: „Woran habt ihr gemerkt, dass er tot ist?“

 

SCHWERMUT

 

Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Geschäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, bisweilen ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrachtungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden vielleicht weniger rauschend sein, aber die Stelle derselben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele einnehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Gefühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen erwägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren.

IMMANUEL KANT

 

SEELE

 

Der gesündeste Zustand eines Christen besteht darin, dass er allezeit leer ist im eigenen Ich und beständig von dem Herrn abhängig, dass er allezeit arm ist in der eigenen Seele und reich in Jesus.

C. H. SPURGEON

 

Was Jesus ist, nicht was wir tun, gibt unserer Seele Ruhe.

C. H. SPURGEON

 

Als Abraham vom Todesengel gerufen wurde, weigerte er sich, ihm zu folgen, weil er nicht glauben konnte, dass Gott jemanden töten würde, der ihn so sehr geliebt hatte. Aber er vernahm das Wort: „Hast du je einen Liebenden gesehen, der sich weigert, zu seinem Geliebten zu gehen?“ Als er das hörte, übergab er seine Seele freudig dem Engel.

NACH ANNEMARIE SCHIMMEL

 

Da die Großen der Erde weder körperliche Gesundheit noch Seelenruhe geben können, kauft man bei ihnen immer zu teuer.

ROCHEFOUCAULD

 

Dächte man sich ein Haus, bestehend aus Keller, Erdgeschoß und Ober-geschoß, derart bewohnt, derart eingerichtet, daß da zwischen den Bewohnern jedes Stockwerks ein Standesunterschied wäre oder doch auf ihn gerechnet wäre – und vergliche man das ein Mensch Sein mit solch einem Hause: so tritt bei den meisten Menschen leider der traurige und lächerliche Fall ein, daß sie es vorziehn, in ihrem eigenen Hause im Keller zu wohnen. Ein jeder Mensch ist die leibseelische Synthesis, die aufs Geistsein angelegt ist, dies ist das Bauwerk; aber er zieht es vor, im Keller zu wohnen, das heißt, in den Bestimmungen des Sinnlichen. Und er zieht es nicht bloß vor, im Keller zu wohnen, nein, er liebt es dermaßen, daß er erbittert wird, wenn etwa jemand ihm vorschlüge, den ersten Stock zu beziehen, welcher leer steht zu seiner Verfügung – denn er wohnt ja in seinem eigenen Hause.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Dass Gott mit Gnade in der Seele ist, das bringt mehr Licht mit sich, als alle Ver-nünftigkeit herbeischaffen könnte.

MEISTER ECKHART

 

Der Körper ist der Übersetzer der Seele ins Sichtbare.

MORGENSTERN

 

Der Tod, den die Menschen fürchten, ist die Trennung der Seele vom Körper. Den Tod aber, den die Menschen nicht fürchten, ist die Trennung von Gott.

AUGUSTIN

 

Des dummen Wanderns ist's auf Erden schon genug: Bewahre mich, mein Gott, vor Seelenwanderung!

FRIEDRICH HAUG

 

Deutlicher konnte der Philosoph Schopenhauer seine Zweifel kaum ausdrücken als durch die Verse, die man in seinem Nachlass fand:

„Gott – wenn du bist – errette aus dem Grabe /

Meine Seele – wenn ich eine habe!“

 

Die Blattlaus vernichtet die Pflanzen, der Rost Metall und die Lüge die Seele.

ANTON TSCHECHOW

 

Die Religion ist das Krankenhaus der Seelen, welche die Welt verwundet hat.

JEAN ANTOINE PETIT-SENN

 

Die Seele nährt sich von dem, worüber sie sich freut.

AUGUSTIN

 

Einmal kam ein Mensch zu mir - es ist noch nicht lange her - und sagte, er hätte großen Besitz weggegeben, an Land und Gütern, zu dem Zweck, dass er seine Seele rettete. Da dachte ich: Ach, wie wenig und Unbedeutendes hast du doch losgelassen! Es ist eine Blindheit und eine Torheit, solange du noch auf das schaust, was du gelassen hast. Hast du dich selbst gelassen, dann hast du wirklich losgelassen. Wer die Gerechtigkeit liebt, dessen nimmt sich die Gerechtigkeit an und er wird ergriffen von der Gerechtigkeit, und er ist die Gerechtigkeit.

MEISTER ECKHART

 

Erfahrung, nicht lesen und hören ist die Sache. Es ist nicht einerlei ob eine Idee durch das Auge oder das Ohr in die Seele kommt.

G. CH. LICHTENBERG

 

Es ist viel dringender erforderlich, die Seele als den Körper zu heilen, denn Tod ist besser als ein schlechtes Leben.

EPIKTET

 

Großer Gott, laß meine Seele zur Reife kommen, ehe sie geerntet wird!

SELMA LAGERLÖF

 

Ich ward einmal gefragt, woher das käme, daß es guten Leuten so wohl mit Gott wäre, daß sie Gott so ernsthaft dienten? Da antwortete ich und sprach, es käme daher, daß sie Gott »geschmeckt« hätten, und es wäre ein Wunder, wenn der Seele, die Gott nur einmal geschmeckt und gekostet hätte, je hinfort etwas anderes schmecken könnte. Ein Heiliger sagt, der Seele, die Gott geschmeckt hat, werde alles, was Gott nicht ist, zu einem stinkenden widerlichen Pestge-schmack.

MEISTER ECKHART

 

In die einsame, stille, freie Gottheit trage deinen unnützen, hässlichen Seelen-grund, der überwachsen ist mit Unkraut, ledig alles Guten, und voll der wilden Tiere. Gott entgegen trage deine Finsternis, die allen Lichtes entbehrt, und lass ihn dich erleuchten.

JOHANNES TAULER

 

Kann derjenige wohl redlich, kann er wohl tugendhaft heißen, welcher sich gern seinen Lieblingslastern ergeben würde, wenn ihn nur keine künftige Strafe schreckte, und wird man nicht vielmehr sagen müssen, daß er zwar die Aus-übung der Bosheit scheute, die lasterhafte Gesinnung aber in seiner Seele nähre, daß er den Vorteil der tugendähnlichen Handlungen liebe, die Tugend selber aber hasse?

IMMANUEL KANT

 

Konfuzius sprach: »Sieh, welche Mittel ein Mensch verwendet, um seine Ziele zu erreichen; betrachte die Beweggründe, die sein Handeln bestimmen; prüfe, worin seine Seele Ruhe findet und was ihn bewegt. Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen? Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen?«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Seht, dies sollt ihr fürwahr wissen: Will jemand anders in dem Tempel, das ist in der Seele, reden als Jesus allein, so schweigt Jesus, als sei er nicht daheim, und er ist auch nicht daheim in der Seele, denn sie hat fremde Gäste, mit denen sie redet. Soll aber Jesus in der Seele reden, so muß sie allein sein und muß selbst schweigen, wenn sie Jesus reden hören soll.

MEISTER ECKHART

 

Sorge für deinen Leib, doch nicht so, als wenn er deine Seele wäre!

MATTHIAS CLAUDIUS

 

Tugend ist die Gesundheit der Seele.

ARISTON VON CHIOS

 

Unser Geist ist nur alsdann wachend anzusehen, wenn er sich Gottes bewußt, ihn denkt und empfindet, und die Allgegenwart Gottes in und um sich erkennt, wie die Seele eines Wachenden ihre Herrschaft über den Leib und der Leib die Eindrücke eines geistigen Willens ausdrückt. Ein Mensch, der in Gott lebt, wird sich daher zu einem natürlichen Menschen verhalten, wie ein wachender – zu einem schnarchenden im tiefen Schlaf – zu einem Träumenden – zu einem Mondsüchtigen.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Unser Übel liegt in der Seele; die aber kann sich selbst nicht vermeiden. CHARLES DE MONTESQUIEU

 

Von allen Leidenschaften kennen wir die Trägheit am wenigsten, und doch ist sie die heftigste und bösartigste, obwohl ihr Einfluß unmerklich und der von ihr angerichtete Schaden sehr verborgen ist. Wenn wir ihre Wirksamkeit aufmerk-sam untersuchen, so werden wir erkennen, daß sie sich bei jeder Gelegenheit zur Herrin über unsere Gefühle, unser Vorteilsstreben und unsere Freuden zu machen versteht. Sie gleicht jenem winzigen Märchenfisch, der die größten Schiffe angehalten haben soll, und gleicht der Windstille, die großen Unter-nehmungen gefährlicher sein kann als Sandbänke und Wirbelstürme. Die Ruhe der Trägheit ist eine heimliche Verzauberung der Seele, die plötzlich das eifrigste Streben und den festesten Entschluß aufgibt. Um schließlich eine wahre Vor-stellung von dieser Leidenschaft zu geben, muß man sagen, daß sie eine Art Glückseligkeit der Seele ist, diese über alle Verluste tröstet und ihr alle Güter ersetzt.

ROCHEFOUCAULD

 

Was für Mühe muß es Gott und seinem Geist geben um den Schutt bloß aus dem Wege zu räumen, worunter der Satan unsre Seelen vergräbt, wenn wir mit ihm an selbigen zu bauen gedenken.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Wenn die Menschen unter das Getümmel ihrer Geschäfte und Zerstreuungen gewohnt wären, bisweilen ernsthafte Augenblicke der lehrreichen Betrachtungen zu mengen, dazu sie das tägliche Beispiel der Eitelkeit unserer Absichten in dem Schicksale ihrer Mitbürger auffordert: so würden ihre Freuden vielleicht weniger rauschend sein, aber die Stelle derselben würde eine ruhige Heiterkeit der Seele einnehmen, der keine Zufälle mehr unerwartet sind, und selbst die sanfte Schwermut, dieses zärtliche Gefühl, davon ein edles Herz aufschwillt, wenn es in einsamer Stille die Nichtswürdigkeit desjenigen erwägt, was bei uns gemeiniglich für groß und wichtig gilt, würde mehr wahre Glückseligkeit enthalten als die ungestüme Belustigung des Leichtsinnigen und das laute Lachen des Toren.

IMMANUEL KANT

 

Wer die wahre, die unvergängliche Ehre sucht, der kümmert sich nicht viel um die vergängliche. Und wer noch vergängliche Ehre sucht oder sie noch nicht von ganzem Herzen verschmäht, der beweist eben dadurch, dass ihm die unver-gängliche Ehre noch nicht über alles lieb und teuer geworden ist. Große Seelen-ruhe hat der, der sich weder die Lobsprüche noch die Schmähworte der Men-schen nah ans Herz gehen lässt.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wie ein Gesicht schön wird, dadurch, daß es Seele, so die Welt dadurch, daß sie einen Gott durchscheinen läßt.

FRIEDRICH HEINRICH JACOBI

 

SEGEN

 

Dieselbe Hand Gottes, die uns niederbeugt, wartet darauf, uns zu erheben, so-bald wir den Segen tragen können.

C. H. SPURGEON

 

Eben das ist das Unglück, dass die Leute durch das Glück glücklich werden wollen und nicht durch ein Leben, bei dem der Segen Gottes ist.

JEREMIAS GOTTHELF

 

Ich schreibe mein ganzes Unglück der einen Ursache zu, dass ich gottlos ge-wesen bin. Ein Mensch, der die Verbindung mit Gott abgebrochen hat, kann keinen Segen empfangen. Alles Gerede davon, dass ein jeder seines eigenen Glückes Schmied sei, ist Spreu. Wenn der Herr nicht das Haus baut, so arbeiten die Bauleute umsonst, das ist die ganze Weisheit.

AUGUST STRINDBERG

 

Zum Segen des Glücks bekennen sich nur die Unglücklichen; die Glücklichen führen alle ihre Erfolge auf Klugheit und Tüchtigkeit zurück.

JONATHAN SWIFT

 

SEHNSUCHT

 

Ich danke meinem Gott, der gewollt hat, dass ich zeitlebens ein Mensch der Sehnsucht sein sollte. Ich preise dich, meinen Erretter, dass du mir auf der Erde kein Vaterland und keine Wohnung gegeben hast. Du hast mich vor der Torheit bewahrt, das Zufällige für das Wesentliche, den Weg für das Ziel, das Streben für die Ruhe, die Herberge für die Wohnung und die Wanderschaft für das Vaterland zu halten.

J. A. COMENIUS

 

Ich will Ihnen von mir sagen, daß ich ein Kind dieser Zeit, ein Kind des Un-glaubens und der Zweifelsucht bin und es wahrscheinlich (ich weiß es bestimmt) bis an mein Lebensende bleiben werde. Wie entsetzlich quälte mich (und quält mich auch jetzt) diese Sehnsucht nach dem Glauben, die um so stärker ist, je mehr Gegenbeweise ich habe. Und doch schenkt mir Gott zuweilen Augenblicke vollkommener Ruhe; in solchen Augenblicken liebe ich und glaube, auch geliebt zu werden; in diesen Augenblicken habe ich mir mein Glaubensbekenntnis aufgestellt, in dem mir alles klar und heilig ist. Dieses Glaubensbekenntnis ist höchst einfach, hier ist es: Ich glaube, daß es nichts Schöneres, Tieferes, Sympathischeres, Vernünftigeres, Männlicheres und Vollkommeneres gibt als den Heiland; ich sage mir mit eifersüchtiger Liebe, daß es dergleichen nicht nur nicht gibt, sondern auch nicht geben kann. Ich will noch mehr sagen: Wenn mir jemand bewiesen hätte, daß Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahrheit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich es vorziehen, bei Christus und nicht bei der Wahrheit zu bleiben.

F. M. DOSTOJEWSKI

 

Jeder Mensch kommt mit einer sehr grossen Sehnsucht nach Herrschaft, Reich-tum und Vergnügen sowie einem starken Hang zum Nichtstun auf die Welt.

VOLTAIRE

 

Ohne Vorbehalt und ohne Sorgen leg ich meinen Tag in deine Hand. Sei mein Heute, sei mein gläubig Morgen, sei mein Gestern, das ich überwand. Frag mich nicht nach meinen Sehnsuchtswegen, bin in deinem Mosaik ein Stein. Wollst mich an die rechte Stelle legen, deinen Händen bette ich mich ein.

EDITH STEIN

 

Sehnsucht zum Licht ist des Lebens Gebot.

HENRIK IBSEN

 

SEIN

 

Der demütige Mensch und Gott sind Eins und nicht Zwei. Was Gott wirkt, das wirkt auch er, und was Gott will, das will auch er, und was Gott ist, das ist auch er: ein Leben und ein Sein.

MEISTER ECKHART

 

Wahrheit wissen folgt ganz von selbst aus Wahrheit sein, nicht umgekehrt; (...) Wahrheit sein ist eins mit Wahrheit wissen, und Christus hätte die Wahrheit nie gewußt, wo er sie nicht gewesen wäre; und kein Mensch weiß mehr von der Wahrheit als was er von der Wahrheit ist.

SÖREN KIERKEGAARD

 

SELBST

 

Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben.

OSCAR WILDE

 

Demut an sich ist nichts anderes als eine schonungslose Erkenntnis und Er-fahrung des eigenen Selbst in seiner Beschaffenheit. Denn wer wirklich erkennt und erfährt, wie er ist, müßte gewiß auch wirklich demütig sein. Zwei Gründe gibt es für diese Demut: der eine ist die schmutzige Erbärmlichkeit und Hinfälligkeit des Menschen, ein Zustand, in den er durch die Sünde gefallen ist und den er immer irgendwie an sich erfahren muß, solange er in diesem Leben weilt, und wäre er noch so heilig. Der andere Grund ist die überströmende Liebe und Erhabenheit des göttlichen Seins, bei dessen Betrachtung die ganze Natur erbebt, die Gelehrten sich als Narren entlarven und alle Engel und Heiligen geblendet werden; so sehr, daß ihnen ich weiß nicht was widerführe, wenn Er nicht kraft Seiner göttlichen Weisheit ihnen davon nur soviel zu erschauen gäbe, als dem Maße ihrer Befähigung durch ihre Natur und die Gnade entspricht.

DIE WOLKE DES NICHTWISSENS (ANONYM, 14. JH.)

 

SELBSTBEHERRSCHUNG

 

Des Vaters Selbstbeherrschung ist der beste Unterricht für seine Kinder.

DEMOKRIT

 

SELBSTBETRUG

 

Wenn einer, der mit Mühe kaum

gekrochen ist auf einen Baum,

schon meint, dass er ein Vogel wär,

so irrt sich der.

WILHELM BUSCH

 

Wenn wir unsere Pflicht auch oft nur aus Angst und Trägheit tun, wollen wir dies doch als Charakterstärke anerkannt sehen.

ROCHEFOUCAULD

 

Wir machen Tugenden aus Fehlern, die wir nicht ablegen wollen.

ROCHEFOUCAULD

 

Wir suchen die Wahrheit, finden wollen wir sie aber nur dort, wo es uns beliebt.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Wenn die Laster uns verlassen, schmeicheln wir uns mit dem Glauben, daß wir sie verlassen.

ROCHEFOUCAULD

 

Über Jahrzehnte gelang es dem französischen König Ludwig XIV., dem Sonnen-könig, sein Territorium zu vergrößern, bis er im Spanischem Erfolgekrieg einer Koalition aus fast allen europäischen Mächten gegenüberstand. Nach der ver-nichtenden Niederlage seiner Truppen in der Schlacht von Ramillies, die zum Rückzug der Franzosen aus den Niederlanden führte, sagte der König: „Ja, hat denn Gott alles vergessen, was ich für ihn getan habe?“

 

Ich bin nämlich eigentlich ganz anders, aber ich komme nur so selten dazu.

ÖDÖN VON HORVÁTH

 

Viele Menschen ziehen ihre Schlüsse über das Leben wie Schulknaben: sie betrügen ihre Lehrer, indem sie die Antworten aus einem Buch abschreiben, ohne die Addition selbst ausgerechnet zu haben.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Wenn die Menschen auf ihr Alter tugendhaft werden, opfern sie Gott nur die Überbleibsel vom Teufel.

ALEXANDER POPE

 

Wenn dir ein Mensch begegnet, der sich viel dünkt und groß und breit dasteht, wende dich um und habe Mitleid mit ihm. Wir sind nicht groß, aber unser Glück ist, dass wir an etwas Größeres und Besseres glauben können!

MATTHIAS CLAUDIUS

 

SELBSTBEWUßTSEIN

 

Die Gelassenheit ist eine anmutige Form des Selbstbewußtseins.

MARIE VON EBNER-ESCHENBACH

 

Man unterscheide Menschen, die im Frühling den Winterrock ablegen, und Menschen, die die Ablegung des Winterrocks als unfehlbares Mittel zur Herbei-führung des Frühlings ansehen. Die ersten werden eher den Schnupfen kriegen.

KARL KRAUS

 

SELBSTERKENNTNIS

 

Wer von sich gut denkt, kennt sich nicht, und wer von Gott schlecht denkt, kennt Gott nicht.

ABU SAID

 

Zu unserer Besserung bedürfen wir eines Spiegels.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Wir sind lecke Gefäße und müssen ständig unter der Quelle bleiben, um immer gefüllt zu sein.

DWIGHT L. MOODY

 

Wie kann man sich selbst kennenlernen? Durch Betrachten niemals, wohl aber durch Handeln. Versuche, deine Pflicht zu tun, und du weißt gleich, was an dir ist.

GOETHE

 

Zwei Dinge sind sehr schwer fest zu erhalten: das Misstrauen dir selbst gege-nüber, wenn alles gut zu gehen scheint, und das Vertrauen auf Gott, wenn alles übel zu gehen scheint.

JOHANN MICHAEL SAILER

 

Was für Mühe muß es Gott und seinem Geist geben um den Schutt bloß aus dem Wege zu räumen, worunter der Satan unsre Seelen vergräbt, wenn wir mit ihm an selbigen zu bauen gedenken.

JOHANN GEORG HAMANN

 

Von Philipp Neri (1515-1595), der bereits 27 Jahre nach seinem Tode heilig-gesprochen wurde, berichtet man, dass er sehr oft ein kleines Gebet wiederholt habe: »Herr, traue dem Philipp nicht!«

 

Wie du betest, so bist du.

PHILIPP NERI

 

Wenn du die Geschichte eines großen Verbrechers liesest, so danke immer, ehe du ihn verdammst, dem gütigen Himmel, der dich mit deinem ehrlichen Gesicht nicht an den Anfang einer solchen Reihe von Umständen gestellt hat.

G. CH. LICHTENBERG

 

Versuche niemals, jemanden zu machen, wie du bist. Du weißt es – und Gott weiß es, dass einer von deiner Sorte genug ist.

AUSHANG AN EINER KIRCHE IN RHÖNDORF

 

Sich selbst kennen, heißt darauf merken, daß wir nicht von uns selbst sind, und die Wahrheit nicht in und an uns selbst haben, sondern daß wir sie woandersher empfangen müssen, daß wir sie zu Lehen tragen.

FRIEDRICH HEINRICH JACOBI

 

Wer in sich recht ernstlich hinabsteigt, wird sich immer nur als Hälfte finden; er fasse nachher ein Mädchen oder eine Welt, um sich zum Ganzen zu konstitu-ieren, das ist einerlei.

GOETHE

 

Sei, wo du willst, und wende dich, wohin du immer willst: Wenn du dich nicht zu Gott hinwendest, so bist du überall ein elender Mensch.

THOMAS VON KEMPEN

 

Bei einer Theaterprobe unterbrach Shaw einen Schauspieler: «Halten Sie sich, bitte, an meinen Text und fügen Sie keine Improvisationen hinzu, die überdies höchst geschmacklos sind.» Der Schauspieler erwiderte sehr erstaunt: «Aber ich habe doch kein Wort hinzugesetzt, das nicht von Ihnen wäre!» Shaw blickte in den Text und mußte zugeben, daß der Schauspieler recht hatte. «Mein Gott, wie tief man manchmal sinken kann!» rief er.

 

Man sollte von Zeit zu Zeit von sich zurücktreten wie ein Maler von seinem Bilde.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

All unsere Weisheit, sofern sie wirklich den Namen Weisheit verdient und wahr und zuverlässig ist, umfasst im Grunde zweierlei: die Erkenntnis Gottes und unsere Selbsterkenntnis.

JOHANNES CALVIN

 

Die Freunde nennen sich aufrichtig; die Feinde sind es: daher man ihren Tadel zur Selbsterkenntnis benutzen sollte, als eine bittre Arznei.

ARTHUR SCHOPENHAUER

 

Ich fürchte, mich zu kennen, und kann mich doch nicht ignorieren.

VOLTAIRE

 

Wenn wie es recht überdenken, so stecken wir doch alle nackt in unseren Kleidern.

HEINRICH HEINE

 

Unser Übel liegt in der Seele; die aber kann sich selbst nicht vermeiden.

CHARLES DE MONTESQUIEU

 

Mein Herz kommt mir heut vor wie ein Pfefferkuchenherz, das lange im Nassen gelegen hat.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Die Welt ist voll von Gabeln, die sich über die Messer lustig machen.

ROCHEFOUCAULD

 

Jeder muß sich selbst austrinken wie einen Kelch.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Wenn es Menschen gibt, deren Lächerlichkeit nie sichtbar geworden ist, dann hat man zuwenig danach gesucht.

ROCHEFOUCAULD

 

Man kann das Ich nicht anders gewinnen, als indem man es hergibt.

SÖREN KIERKEGAARD

 

Ich glaube von jedem Menschen das Schlechteste, selbst von mir, und ich hab' mich noch selten getäuscht.

JOHANN NEPOMUK NESTROY

 

Leben ist nur ein wandelnd Schattenbild: Ein armer Komödiant, der spreizt und knirscht Sein Stündchen auf der Bühn und dann nicht mehr Vernommen wird. Ein Märchen ist’s, erzählt Von einem Dummkopf, voller Klang und Wut, Das nichts bedeutet.

SHAKESPEARE

 

Ich habe gelernt, daß nicht das, was ich tue, falsch ist, sondern das, was infolge meines Handelns aus mir wird.

OSCAR WILDE

 

Ich habe nur Einen wahren und wirklichen Feind auf Erden und das bin ich selbst.

CHRISTIAN MORGENSTERN

 

Was wunderst du dich, dass deine Reisen dir nichts nützen, da du dich selbst mit herumschleppst?

SOKRATES

 

Lerne fühlen, dass du durch die Schuld, die auf dir liegt, kein anderes Recht er-worben hast, als zur Verantwortung gezogen zu werden.

THOMAS VON KEMPEN

 

Konfuzius sprach: »Sieh, welche Mittel ein Mensch verwendet, um seine Ziele zu erreichen; betrachte die Beweggründe, die sein Handeln bestimmen; prüfe, worin seine Seele Ruhe findet und was ihn bewegt. Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen? Wie kann ein Mensch da noch sein Wesen verbergen?«

„GESPRÄCHE“ DES KONFUZIUS

 

Ich will Ihnen von mir sagen, daß ich ein Kind dieser Zeit, ein Kind des Un-glaubens und der Zweifelsucht bin und es wahrscheinlich (ich weiß es bestimmt) bis an mein Lebensende bleiben werde. Wie entsetzlich quälte mich (und quält mich auch jetzt) diese Sehnsucht nach dem Glauben, die um so stärker ist, je mehr Gegenbeweise ich habe. Und doch schenkt mir Gott zuweilen Augenblicke vollkommener Ruhe; in solchen Augenblicken liebe ich und glaube, auch geliebt zu werden; in diesen Augenblicken habe ich mir mein Glaubensbekenntnis aufgestellt, in dem mir alles klar und heilig ist. Dieses Glaubensbekenntnis ist höchst einfach, hier ist es: Ich glaube, daß es nichts Schöneres, Tieferes, Sympathischeres, Vernünftigeres, Männlicheres und Vollkommeneres gibt als den Heiland; ich sage mir mit eifersüchtiger Liebe, daß es dergleichen nicht nur nicht gibt, sondern auch nicht geben kann. Ich will noch mehr sagen: Wenn mir jemand bewiesen hätte, daß Christus außerhalb der Wahrheit steht, und wenn die Wahrheit tatsächlich außerhalb Christi stünde, so würde ich es vorziehen, bei Christus und nicht bei der Wahrheit zu bleiben.

F. M. DOSTOJEWSKI

 

Lass es dir doch einmal recht gewiss und klar werden, dass das Sterben dein eigentliches Leben sein sollte; denn je mehr einer sich selbst stirbt, desto mehr fängt er an, seinem Gott zu leben.

THOMAS VON KEMPEN

 

Mit wem es in Wahrheit recht steht, dem ist es an allen Stätten und unter allen Menschen recht. Mit wem es aber unrecht steht, für den ist es an allen Stätten und unter allen Leuten unrecht. Mit wem es recht steht, der hat Gott in Wahrheit bei sich. Wer aber Gott recht in Wahrheit hat, der hat ihn an allen Stätten und auf der Straße und bei allen Leuten ebenso wie in der Kirche oder in der Einsamkeit oder in der Klosterzelle.

MEISTER ECKHART

 

Rabbi Bunam sagte einst zu seinen Schülern: „Jeder muss zwei Taschen haben und in jeder der Taschen einen wichtigen Spruch, um je nach Situation danach zu greifen. In der einen Tasche befindet sich der Spruch: Auch ich bin Erde und Asche! und in der anderen der Spruch: Auch für mich hat Gott Himmel und Erde gemacht!”

 

Sage mir, mit wem du umgehst, und ich werde mich schwer hüten, dir zu sagen, wer du bist.

VERFASSER UNBEKANNT

 

Der Mensch weiß nie recht, was er will; und wenn er einmal hat, was er gewollt hat: so sieht er, daß es das nicht war. Und so geht all unser Bestreben ins Un-endliche. Wir sind nie groß und glücklich, außer wenn wir aus uns selbst ver-schwinden.

WILHELM HEINSE

 

Was der Mensch in Gottes Auge ist, das ist er, und mehr ist er nicht.

THOMAS VON KEMPEN

 

Wenn du willst, dass dir das Tor der Hoffnung aufgetan werde, so schau auf das, was von Ihm zu dir kommt, und wenn du willst, dass dir das Tor der Furcht aufge-tan werde, so schau auf das, was von dir zu Ihm geht!

IBN ATA ALLAH

 

Wilhelm Busch wurde gefragt, was das Schwerste im Leben sei. Er antwortete: „Sich auf die eigenen Schliche zu kommen!“

SELBSTGERECHTIGKEIT

 

Ich glaube, dass die Selbstgerechtigkeit dein Verderben ist, und darum sage ich dir ganz offen und aufrichtig, dass du ebenso gut hoffen kannst, mit einem Luft-ballon in den Himmel zu fliegen, als durch deine guten Werke hineinzukommen. Ebenso gut könntest du in einem Sieb nach Ostindien fahren, als durch dein gutes Wesen in die Herrlichkeit zu gehen. Du könntest ebenso gut in Spinn-weben deinem Fürsten dich vorstellen, als in deiner eigenen Gerechtigkeit dem König des Himmels. Fort mit deinen Lumpen, mit deinen zerfaulten, stinkenden Fetzen. Sie sind nur ein Mistbeet für das Unkraut des Unglaubens und Stolzes. Es ist in Gottes Augen nichts nütze. Warum willst du deinen Kopf so hoch tragen, dass man ihn abschneiden muss?

C. H. SPURGEON

 

SELBSTMORD

 

Es gibt viele Arten zu töten. Man kann einem ein Messer in den Bauch stechen, einem das Brot entziehen, einen von einer Krankheit nicht heilen, einen in eine schlechte Wohnung stecken, einen durch Arbeit zu Tode schinden, einen zum Selbstmord treiben, einen in den Krieg führen usw. Nur weniges davon ist in unserem Staat verboten.

BERT BRECHT

 

SELBSTSUCHT

 

Die Treue der meisten Menschen ist nur Erfindung ihrer Selbstsucht, um zuver-lässig zu erscheinen. Auf diese Art erheben sie sich über andere und verleiten sie dazu, ihnen die wichtigsten Dinge anzuvertrauen.

ROCHEFOUCAULD

 

SELBSTÜBERSCHÄTZUNG

 

Ein Vogel lag auf seinem Rücken und hielt seine Beine starr gegen den Himmel ausgestreckt. Ein anderer Vogel flog vorüber und fragte ihn verwundert: „Warum liegst du so da? Und warum hältst du deine Beine so steif nach oben?” Da antwortete der Vogel: „Ich trage den Himmel mit meinen Beinen. Und wenn ich losließe und meine Beine anzöge, so würde der Himmel über uns einstürzen!” Und als er das gesagt hatte, löste sich vom nahen Baum ein winziges Blatt und fiel raschelnd zur Erde nieder. Der Vogel erschrak darüber so sehr, dass er sich geschwind aufrichtete und eilig davonflog. Der Himmel aber blieb an seinem Ort und stürzte nicht ein.

 

Es gibt viele Hähne, die meinen, dass ihretwegen die Sonne aufgeht.

THEODOR FONTANE

 

Wenn du den Hahn einsperrst, geht die Sonne doch auf.

AUS INDIEN

 

SELIGKEIT

 

Ich ward gefragt, welcher Unterschied bestehe zwischen Gnade und Seligkeit. Gnade, wie wir sie hier in diesem Leben erfahren, und Seligkeit, die wir späterhin besitzen werden im ewigen Leben, die verhalten sich zueinander wie die Blüte zur Frucht.

MEISTER ECKHART

 

- Fortsetzung -