D. Martin Luthers Antwort an Erasmus von Rotterdam,

daß der freie Wille nichts sei (De servo arbitrio, 1525),

in: Dr. Martin Luthers sämmtliche Schriften,

hrg. von Dr. Joh. Georg Walch

(Zweite Walchsche Ausgabe, St. Louis, 1880 - 1910),

Band 18, Sp. 1668 - 1969

 

Dem ehrwürdigen Manne, Herrn Erasmus von Rotterdam,

wünscht Martin Luther Gnade und Friede in Christo.

 

Daß ich so spät auf deine Diatribe (Abhandlung) vom freien Willen antworte, ehrwürdiger Erasmus, ist geschehen wider das Erwarten aller und gegen meine Weise, da man gesehen hat, daß ich bisher derartige Gelegenheiten, zu schreiben, nicht allein gern ergriffen, sondern sogar aus freien Stücken gesucht habe. Es wird sich vielleicht mancher wundern über diese neue und ungewöhnliche Geduld oder gar Furcht Luthers, daß ihn nicht einmal so viele prahlerische Reden und Schriften der Gegner aufgestachelt haben, die dem Erasmus zu seinem Siege Glück wünschten und ein Triumphlied sangen, nämlich: Hat dieser Maccabäus und der so fest über seiner Lehre hielt, endlich einen würdigen Gegner gefunden, gegen den er auch nicht zu mucken wagt? Doch ich mache diesen Leuten nicht nur keinen Vorwurf, sondern gestehe dir sogar selbst den Preis zu, den ich zuvor niemandem zugestanden habe, nicht allein, weil du mich an Gaben der Beredsamkeit und Verstand gar weit übertriffst (diesen Preis gestehen wir alle dir mit Recht zu, um so mehr als ich, ein in den alten Sprachen Ungebildeter, immer mit Leuten meines Gleichen verkehrt habe), sondern auch, weil du meinen Geist und Ungestüm zurückgehalten hast und mich schlaff gemacht hast vor dem Kampfe, und zwar auf zweierlei Weise. Zuerst durch Kunst, daß du nämlich diese Sache, in der du mir entgegen getreten bist, mit wunderbarer und beständiger Zurückhaltung handelst, so daß ich wider dich nicht gereizt werden konnte, zum andern, durch ein Ungefähr, sei es aus Zufall, oder aus Verhängnis, daß du in einer so großen Sache nichts sagst, was nicht schon früher gesagt worden ist, und sogar weniger sagst und dem freien Willen mehr zuschreibst, als bisher die Sophisten gesagt und zugeschrieben haben (davon werde ich nachher mehr sagen), daß es mir auch ganz überflüssig schien, auf deine nichtigen Gründe zu antworten. Denn sie sind auch von mir so oft widerlegt, aber ganz und gar über den Haufen geworfen und vernichtet durch das unüberwindliche Büchlein des Philipp Melanchthon, Loci Communes, welches nach meinem Urtheil werth ist, nicht allein, daß es ewig bleibe, sondern auch, daß es in der Kirche als eine Richtschnur gelte. Als ich hiemit dein Büchlein verglich, ist mir dieses so verächtlich und gering geworden, daß ich ein großes Mitleiden mit dir trug, weil du deine sehr schöne und geschickte Art zu reden mit solchem Schmutze besudeltest, und ich unwillig wurde über die Sache, die ganz unwürdig ist, in so köstlichem Redeschmuck vorgetragen zu werden, gleichsam als wenn Unrath oder Mist in goldenen oder silbernen Gefäßen getragen würde. Dies scheinst du auch selbst durchgefühlt zu haben, da du so schwer daran gegangen bist, in dieser Sache zu schreiben. Denn dein Gewissen hat dich gewarnt, es werde so komme, daß du mir kein Blendwerk vor Augen machen könntest, mit wie großer Macht der Beredsamkeit du die Sache auch angreifen möchtest, und ich würde nach Entfernung des Wortschmucks den Bodensatz selbst ganz deutlich erkennen. Denn „ob ich albern bin mit Reden, so bin ich“, durch Gottes Gnade, „doch nicht albern in dem Erkenntniß“ (2 Cor. 11,6.), denn so wage ich mit Paulus mir die Erkenntniß beizulegen und sie dir zuversichtlich abzusprechen, wiewohl ich dir Beredsamkeit und große Gaben beilege und sie mir willig und billig abspreche. Demgemäß habe ich so gedacht: wenn es Leute gibt, welche unsere Lehre, die wir so fest und gewaltig aus der Schrift bewährt haben, nicht besser gefaßt haben und nicht fester halten, als daß sie sich durch die geringfügigen und nichtigen Gründe des Erasmus bewegen lassen, wenn sie auch noch so zierlich sind, die sind nicht werth, daß ihnen durch meine Antwort geholfen werde, denn für solche Leute könnte man nicht genugsam reden oder schreiben, auch nicht, wenn viele tausend Bücher auch tausendmal wiederholt würden. Denn das wäre eine solche Arbeit, als wenn man das Meeresgestade pflügte und Samen in den Sand streute, oder ein löcherichtes Faß mit Wasser füllen wollte. Denn denen, welche den Heiligen Geist als Lehrer in unseren Büchern überkommen haben, ist von uns übergenug gedient worden, und die werden das, was du vorbringst, leicht verachten. Diejenigen aber, welche ohne Geist lesen, von denen ist es nicht zu verwundern, wenn sie von jedem Winde bewegt werden wie ein Rohr. Für die könnte auch Gott nicht genug reden, wenn auch alle Creaturen zu Zungen gemacht würden. Darum wäre es beinahe meine Absicht gewesen, die fahren zu lassen, welche sich an deinem Büchlein geärgert haben, sammt denen, die da rühmen und dir den Triumph zuerkennen. Daher ist mir die Lust benommen, dir zu antworten, nicht durch die Menge meiner Geschäfte, nicht durch die Schwierigkeit der Sache, nicht durch die Größe deiner Beredsamkeit, nicht durch die Furcht vor dir, sondern allein durch den Ekel, den Unwillen und die Verachtung, oder (daß ich es sage) durch mein Urtheil über die Diatribe; indessen davon zu schweigen, daß du, wie es deine Art ist, ganz beharrlich darauf aus bist, schlüpfrig zu sein und Wankelworte zu gebrauchen, und vorsichtiger als Odysseus meinst zwischen der Scylla und der Charybdis zu schiffen. Da du nichts willst behauptet haben und doch wieder dafür angesehen sein willst, als behauptetest du, was, ich bitte dich, kann mit einer solchen Art von Menschen wohl zu einem Vergleich gebracht oder beigelegt werden, wenn jemand die Kunst nicht versteht, den Proteus zu fangen? Was ich in dieser Sache vermag und was sie dir geholfen hat, will ich nachher und zwar durch den Beistand Christi zeigen. Daß ich daher jetzt doch antworte, geschieht nicht ohne guten Grund; es drängen mich dazu treue Brüder in Christo und halten mir entgegen, daß alle es erwarten, daß das große Ansehen des Erasmus nicht zu verachten sei, daß die Wahrheit der christlichen Lehre in den Herzen vieler in Gefahr stehe. Und ich bin wirklich zuletzt auf den Gedanken gekommen, daß mein Schweigen nicht ganz gottselig gewesen sei, daß ich dazu verführt worden sei durch meines Fleisches Klugheit oder vielmehr Bosheit, daß ich meines Amtes nicht genug eingedenk sei, nach welchem „ich ein Schuldner bin der Weisen und der Unweisen“ (Röm. 1,14.), zumal da ich dazu berufen werde durch die Bitten so vieler Brüder. Denn obgleich unsere Sache von der Art ist, daß ihr nicht genuggethan wird durch einen äußerlichen Lehrer, sondern sie auch außer demjenigen, welcher äußerlich pflanzt und begießt, den Geist Gottes erfordert, der das Gedeihen gebe und als der Lebendige Lebendiges innerlich (im Herzen) lehre (und dieser Gedanke hat mich irre geleitet), so hätte ich dich doch, weil dieser Geist frei ist und weht, nicht wohin wir wollen, sondern wohin er will, mich richten sollen nach der Regel des Paulus (2 Tim. 4,2.): „Halte an, es sei zu rechter Zeit oder zur Unzeit“, denn wir wissen nicht, zu welcher Stunde der Herr kommen wird (Matth. 24,42.). Nun mag es ja Leute geben, welche bisher den Geist als Lehrer in meinen Schriften noch nicht vermerkt haben und durch die Diatribe irre gemacht sind. Vielleicht war ihre Stunde noch nicht gekommen, und wer weiß, ob Gott nicht geruhen wird, auch dich, liebster Erasmus, heimzusuchen durch mich, sein elendes und gebrechliches Gefäß, daß ich zu glücklicher Stunde (darum bitte ich von Herzen den Vater der Barmherzigkeit durch Jesum Christum, unsern Herrn) mit diesem Büchlein zu dir kommen und einen gar theuren Bruder gewinnen möge. Denn obgleich du übel hältst und schreibst vom freien Willen, so bin ich dir doch nicht geringen Dank dafür schuldig, daß du mich in meiner Meinung viel fester gemacht hast, da ich sah, daß die Sache des freien Willens von einem solchen und so hochbegabten Manne mit aller Macht getrieben wurde, und doch so gar nichts ausgerichtet worden ist, daß die Sache schlechter steht als vorher. Das ist ein handgreiflicher Beweis, daß der freie Wille eine bloße Lüge ist, mit der es geht, wie mit jenem Weibe im Evangelium (Luc. 8,43.): je mehr die Aerzte daran heilen, desto schlechter steht es damit. Darum werde ich dir noch mehr danken, wenn du durch mich zu größerer Gewißheit kommst, wie ich durch dich größere Festigkeit erlangt habe; aber beides ist eine Gabe des Heiligen Geistes, nicht ein Werk, welches wir thun können. Deshalb muß Gott gebeten werden, daß er mir den Mund öffne, dir aber und allen das Herz, und er selbst als der Meister gegenwärtig sei mitten unter uns, daß er in uns rede und höre. Lieber Erasmus, laß mich das von dir erlangen, daß, wie ich dir deine Unwissenheit in diesen Dingen zugute halte, so du auch wiederum mir mein kindliches Wesen zugute halten wollest. Nicht Einem gibt alles der Herr, noch alles vermögen wir alle, oder, wie Paulus sagt (1 Cor. 12,4.): „Es sind mancherlei Gaben, aber es ist Ein Geist.“ Darum bleibt nur übrig, daß die Gaben einander dienen und einer mit seiner Gabe des andern Last und Armuth trage, so werden wir das Gesetz Christi erfüllen (Gal. 6,2.). Zum Beginn will ich einige Stücke deiner Vorrede kurz durchgehen, in welchen du unsere Sache ziemlich heruntersetzest und deine Sache schmückst. Zuerst, daß du auch in anderen Schriften die Beharrlichkeit im Behaupten an mir tadelst, und in diesem Büchlein sagst: Du habest an festen Behauptungen so gar keinen Gefallen, daß du leicht zu der Meinung der Skeptiker abgehen würdest, wo es wegen des unverletzlichen Ansehens der Schrift und der Beschlüsse der Kirche anginge, denen du deine Vernunft gern unterwürfest, mögest du begreifen oder nicht, was sie vorschreibt; ein solches Gemüth gefällt dir. Dies nehme ich (wie billig) so auf, als habest du es in wohlwollendem Sinne geredet und als einer, der den Frieden lieb hat. Wenn dies aber ein anderer sagte, würde ich wohl nach meiner Weise gegen ihn aufgebracht werden, aber ich darf auch nicht leiden, wenn du auch noch so guten Willen hast, daß du in dieser Meinung im Irrthume bleibest. Denn es kommt einem christlichen Herzen nicht zu, daß es keinen Gefallen habe an festen Behauptungen, ja, es muß an festen Behauptungen Gefallen haben, oder es kann kein Christ sein. Feste Behauptung (assertio) nenne ich aber (damit wir nicht mit Worten spielen), beständig anhängen, bestätigen, bekennen, vertheidigen und unüberwindlich dabei verharren, und etwas Anderes, glaube ich, bedeutet dieses Wort auch nicht bei den Lateinern und nach dem Sprachgebrauche unserer Zeit. Ferner rede ich davon, daß die Sachen fest behauptet werden müssen, welche uns von Gott in der heiligen Schrift überliefert sind, sonst hätten wir weder den Erasmus, noch irgend einen andern Lehrer nöthig, der uns erst lehren müßte, daß in zweifelhaften, oder unnützen, oder unnöthigen Dingen feste Behauptungen nicht bloß thöricht, sondern auch gottlos sind, ja Streit und Zank, welche Paulus an vielen Stellen verdammt. Auch du, glaube ich, redest an dieser Stelle nicht von solchen Dingen, es sei denn, daß du nach der Weise eines lächerlichen Redners eine Sache dir vornehmen und eine andere behandeln wolltest, wie jener über die Meerbutte, oder daß du nach dem Wahnwitz eines gottlosen Schriftstellers dafür eintreten wolltest, der Artikel vom freien Willen sei zweifelhaft oder unnöthig. Fern seien von uns Christen die Skeptiker und Academiker, es mögen aber bei uns sein feste Behaupter, die noch zweimal hartnackiger sind als selbst die Stoiker. Wie oft, ich bitte dich, fordert der Apostel Paulus die Plerophorie (Glaubensgewißheit), das ist, die allergewisseste und festeste Behauptung des Gewissens? Röm. 10,10. nennt er es ein Bekenntnis: „und so man mit dem Munde bekennet, so wird man selig.“ Und Christus sagt (Matth. 10,32.): „Wer mich bekennet vor den Menschen, den will ich auch bekennen vor meinem himmlischen Vater.“ Petrus (1. Ep. 3,15.) befiehlt, daß wir Rechenschaft geben sollen von der Hoffnung, die in uns ist. Was ist es Noth, viele Worte zu machen? Nichts ist bei den Christen bekannter und gewöhnlicher als die feste Behauptung. Nimm die festen Behauptungen weg und du hast das Christenthum weggenommen. Ja, der Heilige Geist wird ihnen vom Himmel gegeben, damit er Christum verkläre und er (Christus) bis zum Tode bekannt werde. Ist denn dieses nicht fest behaupten, wegen des Bekenntnisses und der festen Behauptung zu sterben? Endlich behauptet auch der Heilige Geist in einem solchen Grade, daß er auch aus freien Stücken die Welt angreift und beschuldigt wegen der Sünde, wie einer, der zum Kampfe herausfordert, und Paulus befiehlt dem Timotheus (2 Tim. 4,2.), zu schelten und auch zur Unzeit anzuhalten. Was würde mir aber das für ein feiner Schelter sein, der selbst das, um was er schilt, weder gewiß glaubte, noch standhaft fest behauptete! den würde ich freilich nach Anticyra schicken. Aber ich bin ein großer Thor, daß ich in einer Sache, die klarer ist als die Sonne, Worte und Zeit verliere. Welcher Christ würde das leiden, daß feste Behauptungen verachtet werden müßten? Das wäre nichts Anderes, als auf einmal die ganze Religion und die Gottseligkeit leugnen, oder behaupten, die ganze Religion, oder die Gottseligkeit, oder irgend eine Lehre (dogma) sei nichts. Warum behauptest denn auch du: „ich habe keinen Gefallen an festen Behauptungen“ und du wollest lieber ein solches Gemüth als ein anders geartetes? Aber ich werde mit Recht erinnert, daß du hier von dem Bekenntnis Christi und seiner Lehrsätze nichts wollest gesagt haben. Und ich will dir zu Gefallen von meinem Rechte und von meiner Gewohnheit abstehen und will nicht über dein Herz richten, sondern dies für eine andere Zeit aufsparen, oder auch anderen es überlassen; inzwischen ermahne ich dich, daß du deine Rede und Schreibweise verbessern mögest und forthin dich solcher Worte enthalten, denn wie rechtschaffen und aufrichtig dein Herz auch immer sein möge, so ist doch die Rede, von der man sagt, daß sie zeige, was im Herzen ist (character animi) (Matth. 12,34.), nicht von solcher Beschaffenheit. Denn wenn du meinst, es sei nicht nöthig, die Sache vom freien Willen zu wissen, und sie habe mit Christo nichts zu schaffen, dann redest du recht, aber dann ist deine Meinung gottlos. Wenn du aber dafürhältst, sie sei nothwendig, so redest du gottlos, hast aber eine richtige Meinung. Es war aber da auch nicht am Orte, von unnützen Behauptungen und Zänkereien so groß zu klagen und zu übertreiben, denn was hat das mit der Sache zu thun? Was willst du aber sagen von diesen deinen Worten, wo du nicht allein von der Sache des freien Willens, sondern allgemein von allen Lehrsätzen der ganzen Religion redest: Wenn es anginge wegen des unverletzlichen Ansehens der Schrift und der Beschlüsse der Kirche, so würdest du abgehen zu der Meinung der Skeptiker, so gar habest du keinen Gefallen an „festen Behauptungen“? Was für ein Proteus liegt doch in den Worten „das unverletzliche Ansehen“ und „die Beschlüsse der Kirche“? Nämlich, als wenn du die heilige Schrift und die Kirche in sehr hohen Ehren hieltest, und doch gibst du zu verstehen, du wünschest die Freiheit, ein Skeptiker zu sein. Welcher Christ würde so reden? Wenn du dieses redest von unnützen und gleichgültigen Lehrsätzen, was Neues bringst du vor? Wer sollte darin nicht die Freiheit wünschen, sich als Skeptiker zu bekennen? Ja, welcher Christ macht von dieser Freiheit nicht wirklich unumschränkten Gebrauch und verurtheilt die, welche Sclaven und Gefangene der Meinung jemandes sind? wenn du nicht etwa die Christen insgesammt für solche Leute hältst (wie die Worte wirklich lauten), deren Lehrsätze unnütz sind, über welche sie thörichter Weise zanken und mit Behauptungen streiten. Wenn du aber von nothwendigen redest, was könnte jemand wohl Gottloseres behaupten, als daß er wünschte, er möchte die Freiheit haben, in solchen Dingen nichts zu behaupten? Ein Christ redet vielmehr so: Ich habe so gar keinen Gefallen an der Meinung der Skeptiker, daß, wo es nur immer wegen der Schwachheit des Fleisches anginge, ich nicht nur der heiligen Schrift beständig, überall und in allen Stücken anhangen möchte und dieselbe fest behaupten, sondern ich wünschte auch, in den Dingen, die nicht nöthig sind und außerhalb der heiligen Schrift liegen, so gewiß als möglich zu sein; denn was ist elender als Ungewißheit? Was sollen wir auch dazu sagen, daß du anfügst: „Ihnen unterwerfe ich meine Vernunft überall gern, ich mag es begreifen, was sie vorschreiben, oder nicht“? Was sagst du, Erasmus? Ist es nicht genug, wenn du den Verstand der Schrift unterworfen hast? Unterwirfst du ihn auch den Beschlüssen der Kirche? Was kann sie beschließen, wenn es nicht in der Schrift beschlossen ist? Ferner, wo bleibt die Freiheit und die Macht, über die zu urtheilen, welche jene Beschlüsse gefaßt haben? wie Paulus sagt, 1 Cor. 14,29.: „Die andern lasset richten.“ Gefällt es dir nicht, daß ein Richter sei über die Beschlüsse der Kirche, was Paulus doch befiehlt? Was ist das für eine neue Religion und Demuth, daß du uns durch dein Beispiel die Macht nimmst, über Beschlüsse von Menschen zu urtheilen, und uns Menschen unterwirfst ohne Urtheil? Wo gebietet uns das Gottes Wort? Ferner, welcher Christ schlägt die Vorschriften der Schrift und der Kirche so in den Wind, daß er sagen möchte: „Ob ich es begreife, oder nicht begreife“? Du unterwirfst dich, und doch ist dir nichts daran gelegen, ob du es begreifest, oder nicht? Ein Christ aber sei verflucht, wenn er nicht gewiß ist und das nicht begreift, was ihm vorgeschrieben ist. Denn wie kann er das glauben, was er nicht begreift? Denn du wirst das hier „begreifen“ (assequi) nennen, was jemand gewiß ergriffen hat und nicht nach der Weise der Skeptiker anzweifelt, denn was gibt es sonst in irgend einer Creatur, das irgend ein Mensch begreifen könnte, wenn begreifen dasselbe ist, als vollkommen kennen und durchschauen? Denn dann hätte es auch nicht statt, daß jemand einiges begreifen und zugleich anderes nicht begreifen könnte, sondern wer nur irgend eine Sache begriffen hätte, der hätte alle begriffen, nämlich in Gotte, wer den nicht begreift, der begreift auch nie irgend einen Theil der Creatur. Kurz, diese deine Worte lauten so, als ob bei dir nichts daran liege, was von irgend jemand überall geglaubt wird, wenn nur der Weltfriede bleibt, und als ob es freistehe, wegen der Gefahr am Leben, an gutem Ruf, an Vermögen und an Gunst, dem nachzuahmen, der sprach: Sagen sie ja, so sage ich auch ja; sagen sie nein, so sage ich auch nein. Nach deinen Worten scheinst du die christlichen Lehren für nichts Besseres zu halten, als die der Philosophen und Menschenmeinungen. Um diese zu zanken, zu streiten und sie fest zu behaupten, sei überaus thöricht, weil daraus nichts als Streit und Störung des äußeren Friedens herkäme, weil das Dinge sind über uns, die uns nicht angehen. So willst du unseren Streit endigen und kommst als ein Vermittler, daß du beide in der Schwebe lassest und uns überredest, wir stritten über thörichte und unnütze Sachen; so, sage ich, lauten deine Worte. Und ich glaube, lieber Erasmus, du verstehst, worauf ich hier Gewicht lege. Aber, wie ich gesagt habe, die Worte will ich gehen lassen und entschuldige einstweilen dein Herz, nur daß du nicht noch weiter herausfahrest, und fürchte den Geist Gottes, der Herzen und Nieren erforscht und sich mit geschickten Worten nicht betrügen läßt. Denn ich habe dies um deß willen gesagt, daß du forthin aufhören mögest, unsere Sache der Störrigkeit und Hartnäckigkeit zu beschuldigen. Denn mit diesem Anschlage richtest du nichts Anderes aus, als daß du das an den Tag gibst, daß du im Herzen den Lucian oder ein anderes Schwein von der Heerde des Epicur hegst, der, weil er selbst nicht glaubt, daß ein Gott sei, im Geheimen alle verlacht, welche glauben und bekennen. Laß uns feste Behaupter sein, uns fester Behauptungen befleißigen und Gefallen daran finden: du halte es mit den Skeptikern und Academikern, bis Christus dich auch berufen hat. Der Heilige Geist aber ist nicht ein Skeptiker und hat in unsere Herzen nicht Zweifelhaftes oder Meinungen geschrieben, sondern feste Behauptungen, die gewisser und fester sind als selbst das Leben und alle Erfahrung. Ich komme zum zweiten Hauptpunkte, der mit diesem zusammenhängt. Wo du christliche Lehrsätze unterscheidest, erdichtest du, daß einige seien, die man nothwendiger Weise wissen muß, andere seien unnöthig; einige seien verborgen, sagst du, andere deutlich dargelegt. So treibst du entweder mit Worten anderer, durch die du dich hast bethören lassen, ein Spiel, oder übst dich auch selbst in einer Art von rednerischem Kunststück. Du führst aber für diese Meinung den Spruch des Paulus an, Röm. 11,33.: „O welch eine Tiefe des Reichthums, beide der Weisheit und Erkenntnis Gottes“, desgleichen den Spruch des Jesaias 40,13.: „Wer unterrichtet den Geist des Herrn, und welcher Rathgeber unterweiset ihn?“ Dies hast du leicht sagen können, da du ja wußtest, daß du nicht an den Luther schriebest, sondern für das Volk, oder doch nicht daran dachtest, daß du gegen den Luther schriebest, dem du doch, wie ich hoffe, einigen Fleiß und Urtheil in der heiligen Schrift zugestehst; wenn du das nicht zugestehst, was gilt's, so will ich es dir auch abzwingen. So steht es mit meiner Unterscheidung, um auch ein wenig meine Rede- und Schlußkunst zu treiben. Gott und die Schrift Gottes sind zwei Dinge, nicht weniger als der Schöpfer und die Creatur Gottes zwei Dinge sind. Niemand zweifelt, daß in Gott viele verborgene Dinge sind, die wir nicht wissen können, wie er selbst sagt vom jüngsten Tage: „Von dem Tage aber weiß niemand, sondern allein der Vater“ (Matth. 24,36. Marc. 13,32.); und Apost. 1,7.: „Es gebühret euch nicht zu wissen Zeit oder Stunde“; und wiederum (Joh. 13,18.): „Ich weiß, welche ich erwählt habe“; und Paulus (2 Tim. 2,19.): „Der Herr kennet die Seinen“ und dergleichen. Daß aber in der heiligen Schrift etliche Dinge verborgen sein sollen, das ist zwar in die Welt ausgeschrieen durch die gottlosen Sophisten, mit deren Worten auch du hier redest, Erasmus, aber sie haben noch nicht einen einigen Artikel vorgebracht, noch vorbringen können, durch den sie diesen ihren tollen Wahn beweisen möchten. Es hat aber der Teufel durch solch Vorgeben vom Lesen des göttlichen Wortes abgeschreckt und die heilige Schrift verächtlich gemacht, damit er seine verderblichen Lehren aus der Philosophie in der Kirche zur Herrschaft brächte. Das gestehe ich freilich, daß viele Stellen in der Schrift dunkel und verborgen sind, nicht wegen der Hoheit der Dinge, sondern weil wir die Wörter und die Sprachkunst nicht wissen, aber diese hindern durchaus nicht die Erkenntniß aller Dinge in der Schrift. Denn was kann in der Schrift noch übrig sein, das noch tief verborgen wäre, nachdem die Siegel gebrochen und der Stein von der Thür des Grabes gewälzt ist und das allerhöchste Geheimniß offenbart ist, daß Christus, der Sohn Gottes, Mensch geworden ist, daß Gott dreieinig und einig ist, daß Christus für uns gelitten habe und ewiglich regieren werde? Ist dies denn nicht auch in aller Welt das Allerbekannteste (in biviis nota) und wird überall gesungen? Nimm Christum aus der Schrift, was kannst du dann noch weiter in ihr finden? Daher sind die Sachen, welche in der heiligen Schrift enthalten sind, alle deutlich offenbart, wiewohl einige Stellen dunkel sein mögen, weil die Worte noch nicht bekannt sind. Wenn man aber weiß, daß alle Sachen der heiligen Schrift in das hellste Licht gestellt sind, so ist es gewiß thöricht und gottlos, wegen weniger dunkeln Worte auch die Sachen dunkel zu nennen. Wenn an einer Stelle die Worte dunkel sind, dagegen an einer anderen klar, aber ein und dieselbe Sache, aufs allerdeutlichste der ganzen Welt dargelegt, in der heiligen Schrift das eine Mal mit hellen Worten geredet wird, das andere Mal aber auch noch verborgen ist durch dunkele Worte, so liegt doch nichts mehr daran, wenn die Sache deutlich ist, ob irgend ein Zeichen an ihr dunkel ist, während doch viele andere Zeichen derselben Sache deutlich sind. Wer wird sagen, daß ein öffentlicher Brunnen nicht am Tage wäre, weil die, welche in einer Nebenstraße sind, ihn nicht sehen, da ihn alle sehen, die auf dem Markte sind? Darum ist es nichts, was du von der Corycischen Höhle beibringst; so verhält es sich nicht mit der Schrift und die verborgensten Geheimnisse der höchsten Majestät sind nicht mehr in der Abgeschiedenheit, sondern vor den Thüren und auf freien Plan gebracht und aller Blicken ausgesetzt, denn Christus hat uns den Verstand geöffnet, daß wir die Schrift verstehen können. Und „das Evangelium ist aller Creatur gepredigt“ (Marc. 16,15.), und „sein Schall ist ausgegangen in alle Lande“ (Ps. 19,5.), und „alles, was geschrieben ist, ist uns zur Lehre geschrieben“ (Röm. 15,4.), desgleichen (2 Tim. 3,16.): „Alle Schrift von Gott eingegeben ist nütze zur Lehre.“ Darum du und alle Sophisten, macht euch daran und bringet nur irgend Ein Geheimniß vor, welches in der heiligen Schrift noch verborgen ist; daß aber vielen viele Dinge verborgen bleiben, das kommt nicht von der Dunkelheit der Schrift, sondern von ihrer Blindheit oder Trägheit her, weil sie sich nicht daran machen, die hellste Wahrheit zu sehen, wie Paulus von den Juden sagt, 2 Cor. 3,15.: „Die Decke hängt vor ihren Herzen“, und wiederum (2 Cor. 4,3.4.): „Ist nun unser Evangelium verdeckt, so ist es in denen, die verloren werden, verdeckt; bei welchen der Gott dieser Welt die Sinne verblendet hat.“ Mit derselben Dreistigkeit möchte der die Sonne und den Tag der Dunkelheit beschuldigen, der sich selbst die Augen verhängte, oder vom Lichte in die Finsterniß ginge und sich verbärge. Es mögen also die elenden Menschen aufhören, die Finsterniß und Dunkelheit ihres Herzens mit gotteslästerlicher Verkehrtheit der überaus hellen Schrift Gottes zur Last zu legen. Wenn du daher den Paulus anführst, der da spricht (Röm. 11,33.): „Wie gar unbegreiflich sind seine Gerichte“, so scheinst du das Fürwort „seine“ auf das Wort Gottes (Scripturam) bezogen zu haben. Aber Paulus sagt nicht: unbegreiflich sind die Gerichte des Wortes, sondern Gottes. So sagt Jesajas 40,13. nicht: Wer hat den Sinn der Schrift erkannt, sondern „den Sinn des Herrn“, obgleich Paulus behauptet, daß den Christen der Sinn des Herrn bekannt sei, aber in den Dingen, die uns geschenkt sind, wie er ebendaselbst sagt, 1 Cor. 2,16. Du siehst also, wie schläfrig du die Stellen der heiligen Schrift angesehen hast und wie du dieselben gerade so passend angeführt hast, wie du fast alles, was du für den freien Willen vorbringst, so passend anführst. So dienen auch deine Exempel, welche du anfügst, und zwar sind sie nicht unverdächtig und nicht ohne scharfen Stachel, nichts zur Sache, wie das von der Unterscheidung der Personen, von der Vereinigung der göttlichen und menschlichen Natur, von der Sünde, die nicht vergeben werden kann, deren Zweideutigkeit, wie du sagst, noch nicht beseitigt sei. Wenn du das verstehst von den Fragen, welche die Sophisten über diese Dinge aufgeworfen haben, was hat dir die ganz unsträfliche Schrift gethan, daß du ihrer Reinheit den Mißbrauch der verruchten Menschen vorwirfst? Die Schrift bekennt einfach die Dreieinigkeit Gottes, und die Menschheit Christi, und die Sünde, die unvergeblich ist. Hier ist nichts von Dunkelheit oder Zweideutigkeit. Wie es damit aber zugehe, sagt die Schrift nicht, wie du vorgibst, und es ist auch nicht nöthig zu wissen. Die Sophisten behandeln hier ihre Träume; die beschuldige und verdamme und sprich die heilige Schrift frei. Wenn du es aber verstehst vom Wesen der Sache selbst, so beschuldige wiederum nicht die Schrift, sondern die Arianer und diejenigen, welchen das Evangelium verdeckt ist, daß sie die klarsten Zeugnisse von der Dreieinigkeit Gottes und der Menschheit Christi durch Wirkung des Teufels, ihres Gottes, nicht erkennen. Und daß ich es kurz sage, es ist eine zwiefache Klarheit der Schrift, wie auch eine zwiefache Dunkelheit; eine, die äußerliche, liegt im Dienste am Wort, die andere liegt in der Erkenntniß des Herzens. Wenn du sprichst von der inneren Klarheit, so versteht kein Mensch auch nur Ein Pünktlein in der heiligen Schrift, wenn er nicht den Geist Gottes hat, denn alle haben ein verdunkeltes Herz, so daß, wenn sie auch reden und alles aus der heiligen Schrift vorzutragen verstehen, sie doch davon nichts merken oder wahrhaft erkennen. Denn sie glauben auch nicht, daß ein Gott sei und daß sie Creaturen Gottes sind, noch irgend ein anderes, wie der vierzehnte Psalm (V. 1.) sagt: “Die Thoren sprechen in ihrem Herzen: es ist kein Gott.“ Denn der Heilige Geist ist nöthig, um die ganze Schrift und irgend einen Theil derselben zu verstehen. Wenn du von der äußeren (Klarheit) sprichst, so ist durchaus nichts dunkel oder zweifelhaft geblieben, sondern alles ist durch das Wort an das hellste Licht hervorgebracht und in der ganzen Welt kund gethan, was auch immer in der Schrift enthalten ist. Aber das ist noch unerträglicher, daß du diesen Handel vom freien Willen unter die Sachen zählst, welche unnütz und unnöthig sind, und uns statt dessen das vorschlägst, wovon du dafür hältst, daß es zu der christlichen Gottseligkeit ausreiche. Eine derartige Weise (des Lebens) könnte sicherlich leicht jeder Jude oder Heide anzeigen, der von Christo ganz und gar nichts wüßte, denn du thust Christi auch nicht mit Einem Pünktlein Erwähnung, als wenn deine Meinung wäre, daß christliche Gottseligkeit ohne Christum sein könnte, wenn nur dem von Natur allergütigsten Gotte aus allen Kräften gedient werde. Was soll ich hierzu sagen, Erasmus? Lucian redet aus dir ganz und gar und du duftest mir den großen Rausch des Epicur entgegen. Wenn du diese Sache für die Christen nicht für nothwendig achtest, so bitte ich dich, tritt ab vom Kampfplatze, du und wir haben nichts mit einander zu schaffen; wir halten diese Sache für nothwendig. Wenn es unchristlich ist, wenn es vorwitzig ist, wenn es überflüssig ist, wie du sagst, zu wissen, „ob Gott etwas in der Weise vorherwisse, daß es vielleicht, vielleicht auch nicht geschehe (contingenter praesciat), ob unser Wille in den Dingen, welche die ewige Seligkeit betreffen, etwas wirke, oder nur leide von der wirkenden Gnade, ob alles Gute oder Böse, was wir thun, von uns vollbracht werde durch bloße Notwendigkeit, oder ob wir es vielmehr leiden“: was, frage ich, wird dann christlich sein? was von großem Belang? was nützlich zu wissen? Das taugt ganz und gar nichts, Erasmus, das ist zu viel! Es ist schwer, dies deiner Unwissenheit zuzuschreiben, denn du bist schon ein alter Mann und hast unter Christen gelebt und lange über die heilige Schrift nachgedacht und läßt uns keine Gelegenheit übrig, dich zu entschuldigen, oder Gutes von dir zu denken. Und doch halten die Papisten dir diese Ungeheuerlichkeiten zugute und tragen sie um deß willen, weil du gegen den Luther schreibst, sonst würden sie dich mit den Zähnen zerreißen, wenn Luther nicht da wäre, und du solche Dinge schriebest. Plato ist ein Freund, Socrates ist ein Freund, aber (Freund hin, Freund her) der Wahrheit muß vor allen Dingen die Ehre gegeben werden. Denn magst du auch noch so wenig von der Schrift und von der christlichen Gottseligkeit verstehen, das hätte doch sicherlich selbst ein Feind der Christen wissen müssen, was die Christen für nothwendig und nützlich und was sie nicht dafür halten müßten. Du aber bist ein Theologe und Lehrer der Christen und willst ihnen eine Form des Christenthums vorschreiben, und zweifelst nicht einmal mehr nach deiner skeptischen Weise, was ihnen nothwendig und nützlich sei, sondern fällst ganz auf die entgegengesetzte Seite, und urtheilst sogar, indem du ganz gegen deine Gemüthsrichtung eine unerhörte feste Behauptung aufstellst, das sei nicht nothwendig, ohne dessen Notwendigkeit und gewisse Erkenntniß weder Gott, noch Christus, noch das Evangelium, noch der Glaube, noch nicht einmal irgend etwas vom Judenthum übrig bleibt, viel weniger vom Christenthum. Hilf Gott, Erasmus, ein wie großes Fenster, ja ein wie großes Feld thust du auf, gegen dich zu handeln und zu schreiben! Was könntest du wohl Gutes oder Richtiges vom freien Willen schreiben, da du eine so große Unkenntniß der Schrift und der Gottseligkeit in deinen Worten bekennst? Aber ich will die Decke niederziehen und hier nicht mit meinen Worten (was ich weiter unten vielleicht thun werde), sondern mit deinen Worten mit dir handeln. Die Form des Christenthums, die du beschreibst, hat unter andern auch dies in sich: „daß wir uns mit allen Kräften anstrengen sollen, zum Mittel der Buße greifen, Gottes Barmherzigkeit auf jede Weise zu erlangen suchen, ohne welche weder der menschliche Wille noch Bemühen etwas vermag“; desgleichen: „Es dürfe niemand verzweifeln an der Vergebung bei Gott, der seiner Natur nach überaus gnädig ist.“ Diese deine Worte sind ohne Christus, ohne den Heiligen Geist, ja kälter als Eis, so daß sogar die Schönheit deiner Rede darunter leidet, denn die Furcht vor den Päbsten und Tyrannen hat sie dir armem Manne vielleicht kaum abpressen können, damit du nicht ganz und gar als ein Gottesleugner erschienest. Aber das behaupten sie dennoch, daß Kräfte in uns sind, daß es ein Anstrengen gibt mit allen Kräften, daß es eine Barmherzigkeit Gottes gibt, daß es verschiedene Weise gibt, sich um Gottes Barmherzigkeit zu bemühen, daß Gott von Natur gerecht, von Natur überaus gnädig ist etc. Wenn jemand also nicht weiß, was das für Kräfte sind, was sie vermögen, was sie leiden, was ihr Bemühen ist, was ihre Wirksamkeit, was ihre Unwirksamkeit, was soll der thun? Was willst du ihn thun lehren? Du sagst: „Es sei unchristlich, vorwitzig und überflüssig, wissen zu wollen, ob unser Wille in Sachen, welche die ewige Seligkeit betreffen, etwas wirke; ob derselbe gegen die wirkende Gnade sich nur leidend verhalte.“ Aber dagegen sagst du hier, es sei christliche Gottseligkeit, „daß man sich mit allen Kräften anstrenge und ohne die Barmherzigkeit Gottes vermöge der Wille nichts.“ Hier behauptest du ganz deutlich, der Wille wirke etwas in den Dingen, welche die ewige Seligkeit betreffen, da du erdichtest, er bestrebe sich; aber wiederum, er sei leidend, da du sagst, er vermöge nichts ohne die Barmherzigkeit Gottes. Freilich erklärst du nicht, wie weit dieses Wirken und Leiden zu verstehen sei, und gibst dir Mühe, die Leute darin unwissend zu machen, was die göttliche Barmherzigkeit vermöge und was unser Wille vermöge, gerade durch das, was du darüber lehrst, was unser Wille thue und was die Barmherzigkeit Gottes. So rollt dich deine Klugheit, nach welcher du beschlossen hast, keiner Partei anzuhängen und zwischen der Scylla und Charybdis sicher davonzukommen, daß du, mitten auf dem Meere von Fluthen überschüttet und zu Schanden gemacht, alles behauptest, was du leugnest, und leugnest, was du behauptest. Ich will dir deine Theologie mit einigen Gleichnissen vor Augen stellen: Derjenige, welcher ein gutes Gedicht oder eine Rede machen will, sollte nicht bedenken noch erforschen, was für Anlagen er habe, was er vermöge, was er nicht vermöge, was die Sache, die er unternommen hat, erfordere, und ganz die Vorschrift des Horaz bei Seite setzend: „Was die Schultern vermögen und was sie zu tragen verweigern“, sondern nur ungestüm ans Werk gehen und denken: man muß sich Mühe geben, daß die Sache zu Stande komme; die Frage aber ist vorwitzig und überflüssig, ob ich gelehrt und beredt genug bin und der Sache gewachsen. Oder wenn jemand viele Früchte von dem Acker erlangen will, soll er nicht vorwitzig sein und mit überflüssiger Sorgfalt die Art des Bodens erforschen, wie Virgil in seinen landwirthschaftlichen Gedichten (Georgicis) vorwitzig und vergeblich lehrt, sondern fahre dreist zu, denke an nichts Anderes als die Arbeit, pflüge das Meeresgestade, streue den Samen hinein, wo es nur gangbar ist, mag es nun Sand oder Schlamm sein. Oder wenn jemand einen Krieg führen will und einen herrlichen Sieg begehrt, oder irgend einen anderen Dienst im Staate leisten soll, so muß er nicht vorwitzig sein und überlegen, was er vermöge, ob die Schatzkammer hinlänglich gefüllt sei, ob die Soldaten bereit seien, ob eine genügende Anzahl für das Unternehmen da sei, und er verachte durchaus das Wort des Geschichtschreibers: „Ehe du handelst, ist Ueberlegung nöthig, hast du überlegt, rasches Handeln“, sondern er stürze mit blinden Augen und geschlossenen Ohren hinein, schreie nichts als Krieg, Krieg! und gehe ans Werk. Ich frage dich, Erasmus, was wirst du urtheilen von solchen Dichtern, Landleuten, Feldherren und Fürsten? Ich will noch das Wort des Evangeliums hinzufügen (Luc. 14,28.): „Wer ist unter euch, der einen Thurm bauen will und sitzt nicht zuvor und überschlägt die Kosten, ob er es habe hinauszuführen?“ Was urtheilt Christus von dem? So erkennst auch du uns nur das Ausführen zu, verbietest aber, daß wir zuerst unser Vermögen erforschen, messen und kennen lernen sollen, was wir vermögen und nicht vermögen, als ob dies vorwitzig, überflüssig und unchristlich wäre. So, indem du aus allzugroßer Vorsicht die Verwegenheit verabscheuest, und Besonnenheit vorgibst, kommst du dahin, daß du auch die größte Verwegenheit lehrst. Denn wiewohl die Sophisten dummkühn und unsinnig sind, da sie Vorwitz treiben, so vergehen sie sich damit doch nicht so sehr, als du, da du auch lehrst und vorschreibst, unsinnig zu sein und dummkühn zu handeln. Und damit die Unsinnigkeit desto größer sei, überredest du uns, es sei die schönste christliche Gottseligkeit, Besonnenheit, christlicher Ernst und diene zur Seligkeit; wenn wir nicht so thäten, so behauptest du, wir seien unchristlich, vorwitzig und frevel, und bist gar fein der Scylla entgangen, da du die Charybdis vermiedest. Aber dazu hat dich das Vertrauen auf deine Gaben getrieben, weil du glaubst, du könnest so durch deine Beredsamkeit alle anderen Leute von hohem Verstande täuschen, daß keiner gewahr werden könne, was du im Schilde führest, und was du vorhabest mit deinen schlüpfrigen Schriften, aber Gott läßt sich nicht spotten, und es ist nicht gut, gegen ihn anzugehen. Ferner, wenn du uns diese Vermessenheit gelehrt hättest im Anfertigen von Gedichten, im Ziehen von Früchten, in Unternehmung von Kriegen und Geschäften, oder im Häuserbauen, obgleich es unerträglich ist, zumal bei einem so großen Manne, so wärest du doch noch einiger Nachsicht werth gewesen, wenigstens bei Christen, welche zeitliche Dinge verachten. Aber da du selbst den Christen vorschreibst, verwegene Werktreiber zu werden, und ihnen befiehlst, um ihre ewige Seligkeit zu schaffen, sollten sie nicht wissen wollen, was sie vermöchten oder nicht vermöchten, so ist das in Wahrheit die Sünde, die nicht vergeben werden kann. Denn sie werden nicht wissen, was sie thun sollen, da sie nicht wissen, was und wie viel sie vermögen; da sie aber nicht wissen, was sie thun sollen, können sie (wenn sie irren) nicht Buße thun, Unbußfertigkeit aber ist eine Sünde, die nicht vergeben werden kann. Und dahin leitet uns deine gemäßigte zweiflerische Theologie. Also ist es nicht unchristlich, vorwitzig oder überflüssig, sondern vor allen Dingen heilsam und nothwendig für einen Christen, daß er wisse, ob der Wille etwas oder nichts wirke in den Dingen, welche die Seligkeit anbetreffen; ja, daß du es wissest, hier ist der Angelpunkt unserer Disputation, hierum dreht sich der ganze Handel der Sache zwischen mir und dir. Denn damit gehen wir um, daß wir untersuchen, was der freie Wille vermöge, was er leide, wie er sich verhalte zu der Gnade Gottes. Wenn wir dies nicht wissen, so werden wir von christlichen Dingen durchaus nichts kennen, und wir werden ärger sein als alle Heiden. Wer dies nicht versteht, der bekenne nur, daß er kein Christ sei, wer es aber tadelt oder verachtet, der soll wissen, daß er der höchste Feind der Christen ist. Denn, wenn ich das nicht weiß, was, wieweit und wieviel ich vermag und thun kann gegen Gott, so wird es mir gleicher Weise ungewiß und unbekannt sein, was, wieweit und wieviel Gott in mir vermag und thut, da Gott alles in allen wirkt. Wenn ich aber Gottes Werke und Macht nicht kenne, so kenne ich Gott selbst nicht, kenne ich aber Gott nicht, so kann ich ihn nicht verehren, loben, ihm nicht danken; ich kann Gotte nicht dienen, weil ich nicht weiß, wieviel ich mir, wieviel ich Gotte zuschreiben muß. Wir müssen daher den gewissesten Unterschied haben zwischen der Kraft Gottes und der unsrigen, zwischen Gottes Werke und dem unsrigen, wenn wir gottselig leben wollen. So siehst du, daß diese Frage der eine Haupttheil des Inbegriffs der ganzen christlichen Lehre ist, wovon die Erkenntniß unser selbst, sowie die Erkenntniß und die Ehre Gottes, abhängt und womit sie steht und fällt; darum ist es an dir nicht zu leiden, lieber Erasmus, daß du sagest, dies wissen wollen sei unchristlich, vorwitzig und unnütz. Wir verdanken dir viel, aber der Gottseligkeit sind wir alles schuldig. Ja, sogar du selbst hältst dafür, daß wir alles Gute, was wir haben, Gotte zuschreiben müssen, und behauptest das in deiner Anweisung zum christlichen Leben. Da du aber dies behauptest, so behauptest du doch sicherlich zugleich, daß Gottes Barmherzigkeit allein alles wirke, und daß unser Wille nichts wirke, sondern vielmehr sich leidend verhalte, sonst würde Gotte nicht alles zugeschrieben. Aber kurz darauf sagst du, dies zu behaupten und wissen zu wollen sei nicht christlich, gottselig und heilsam; aber so muß nothwendiger Weise ein Gemüth reden, welches mit sich selbst nicht einig ist, und ungewiß und unerfahren in Sachen der Gottseligkeit. Der andere Haupttheil des Inbegriffs der christlichen Lehre ist, daß man wisse, ob Gott etwas in der Weise vorherwisse, daß es vielleicht, vielleicht auch nicht geschehe, und ob wir alles aus Nothwendigkeit thun. Und auch diesen Theil hältst du für unnütz, vorwitzig und nichtig, wie dies auch alle Gottlosen thun; ja auch alle Teufel und Verdammten hassen und verwünschen ihn. Und du bist nicht thöricht, daß du dich dieser Fragen entschlägst, wenn man es nur thun dürfte. Aber du bist doch nur ein gar geringer Redner und Theologe, wenn du dir vornimmst, vom freien Willen zu reden und zu lehren ohne diese Theile. Ich will als Wetzstein dienen und, wiewohl ich selbst kein Redner bin, einen vortrefflichen Redner seines Amtes erinnern. Wenn Quintilian von der Redekunst schreiben wollte und so sagte: Nach meinem Urtheil muß man die thörichten und überflüssigen Dinge fahren lassen, nämlich: die Feststellung dessen, wovon man reden will, die Anordnung, den Vortrag, daß man es ins Gedächtniß einpräge, das Halten der Rede, es muß genug sein, daß man wisse, die Redekunst sei die Kenntniß, wie man wohl reden soll; würdest du einen solchen Künstler nicht verlachen? Aber auch du machst es nicht anders, du willst vom freien Willen schreiben und stößest zuerst den ganzen Körper und alle Theile der Kunst von dir, über welche du schreiben willst, und wirfst sie weg. Denn es ist unmöglich, daß du wissen kannst, was der freie Wille sei, wenn du nicht zuvor weißt, was der menschliche Wille vermag, was Gott thue, ob er es in der Weise vorherwisse, daß es mit Nothwendigkeit geschehe (an necessario praesciat). Lehren denn nicht auch deine Redekunstlehrer, daß, wenn jemand über eine Sache reden will, er sagen müsse, zuerst, ob es sei, darnach was es sei, was seine Theile sind, was dem entgegengesetzt ist, was verwandt, was ähnlich etc.? Du aber beraubst diesen an sich schon so armen freien Willen aller dieser Dinge, gibst keine Erklärung ab über irgend eine Frage, die ihn betrifft, ausgenommen über die erste, nämlich, ob er sei, und zwar mit solchen Beweisgründen, wie wir nun sehen werden, so daß ich ein läppischeres Buch vom freien Willen noch nicht gesehen habe, ausgenommen die Zierlichkeit der Schreibart. Die Sophisten wenden hier doch wenigstens ihre Schlußkunst besser an, da sie die Redekunst nicht verstehen; wo sie sich an den freien Willen gemacht haben, erörtern sie alle ihn betreffenden Fragen, ob er sei, was er sei, was er wirke, wie es sich mit ihm verhalte etc., wenngleich sie ebenfalls nicht ausrichten, was sie sich vorgenommen haben. Darum will ich mit diesem Büchlein dich und alle Sophisten in die Enge treiben, bis daß ihr mir die Kräfte und Werke des freien Willens darleget, und (mit Christi Beistand) will ich euch so in die Enge treiben, daß ich hoffe, ich will dich dahin bringen, daß es dir leid sein soll, deine Diatribe herausgegeben zu haben. Es ist darum auch das für einen Christen besonders nothwendig und heilsam, daß er wisse, Gott weiß nichts in der Weise voraus, daß es zufällig geschehe, sondern er sieht alles voraus, nimmt es sich vor und thut es, nach einem unveränderlichen, ewigen und unfehlbaren Willen. Durch diesen Donnerschlag wird der freie Wille ganz und gar niedergelegt und von Grund aus vernichtet. Darum müssen diejenigen, welche den freien Willen behaupten wollen, diesen Donnerschlag entweder leugnen, oder mit Stillschweigen übergehen, oder auf andere Weise von sich abschieben. Ehe ich aber diesen Punkt durch meine Darlegung und durch das Ansehen der heiligen Schrift bestätige, will ich ihn zuvor mit deinen eigenen Worten behandeln. Bist du es nicht, lieber Erasmus, der da kurz zuvor behauptet hat, Gott sei von Natur gerecht, von Natur der allergütigste? Wenn dies wahr ist, folgt dann nicht, daß er unveränderlich gerecht und gütig ist? denn, wie sein Wesen sich in Ewigkeit nicht ändert, so auch nicht seine Gerechtigkeit und Güte. Was aber von der Gerechtigkeit und Güte gesagt wird, muß auch von seinem Wissen, Weisheit, rechtschaffenen Wesen, Willen und allen anderen göttlichen Dingen gesagt werden. Wenn daher dies in christlicher, gottseliger und heilsamer Weise von Gott behauptet wird, wie du schreibst, was ist dir angekommen, daß du jetzt im Widerspruch mit dir selbst behauptest, es sei unchristlich, vorwitzig und frevel zu sagen, Gott wisse in der Weise voraus, daß es mit Nothwendigkeit geschehe? Nämlich du lehrst, man müsse den unveränderlichen Willen Gottes lernen, und verbietest, sein unveränderliches Vorherwissen kennen zu lernen. Oder glaubst du, daß er, ohne es zu wollen, vorherweiß, oder etwas wolle, was er nicht kennt? Wenn er aber vorherweiß, was er will, so ist sein Wille ewig und unveränderlich (weil sein Wesen so beschaffen ist); wenn er will, was er vorherweiß, so ist sein Wissen ewig und unveränderlich (weil sein Wesen so ist). Daraus folgt unwiderleglich: alles, was wir thun, und alles, was geschieht, obgleich es uns scheint veränderlich und zufällig zu geschehen, geschieht doch in Wahrheit nothwendiger Weise und unveränderlich, wenn man auf Gottes Willen sieht. Denn der Wille Gottes ist kräftig und kann nicht gehindert werden, da er die wesentliche Macht Gottes selbst ist, ferner auch weise, daß er nicht getäuscht werden kann; da aber der Wille nicht gehindert ist, so kann auch sein Werk nicht gehindert werden, daß es geschehe an dem Orte, zu der Zeit, in der Weise, in dem Maße, nach welchen er selbst es vorhersieht und will. Wenn der Wille Gottes ein solcher wäre, welcher aufhörte, nachdem das Werk vollbracht ist und dieses bleibt, wie der menschliche Wille, wo das Wollen aufhört, nachdem das Haus gebaut ist, welches sie wollen, wie der Wille im Tode aufhört, dann könnte mit Wahrheit gesagt werden, daß etwas zufällig und veränderlich geschehe. Aber hier geschieht es dagegen, daß das Werk aufhört, und der Wille bleibt, darum ist es weit gefehlt, daß sein Werk, da es geschieht und bleibt, zufälliger Weise sein oder bestehen könne. Zufällig geschehen (contingenter fieri) heißt aber (damit wir die Ausdrücke nicht falsch gebrauchen) im Lateinischen, nicht daß das Werk selbst als ein zufälliges geschehe, sondern daß es geschehe nach einem zufälligen und veränderlichen Willen, wie er in Gott nicht ist. Ferner kann ein Werk nur dann ein zufälliges genannt werden, wenn es uns zufällig und gleichsam durch ein Ungefähr geschieht und unversehens, weil unser Wille oder unsere Hand es ergreift, indem es gleichsam durch einen Zufall dargeboten wurde, wir aber vorher gar nicht, weder daran gedacht, noch es gewollt haben. Hier haben sich die Sophisten nun schon viele Jahre lang abgemüht, und überführt haben sie zugeben müssen, daß alles mit Nothwendigkeit geschehe, aus Nothwendigkeit der Folge (wie sie sagen), aber nicht aus Nothwendigkeit dessen, was folgt (necessitate consequentiae, sed non necessitate consequentis). So haben sie dieser so gewaltigen Frage entgehen wollen, haben sich damit aber nur selbst betrogen. Denn wie nichtig dies ist, wird mir nicht schwer fallen nachzuweisen. Nothwendigkeit der Folge nennen sie, daß ich grob davon rede: Wenn Gott etwas will, so ist es nothwendig, daß es geschehe, aber es ist nicht nothwendig, daß das sei, was geschieht. Denn allein Gott ist mit Nothwendigkeit, alles Andere kann auch nicht sein, wenn Gott will. So sagen sie, die Wirkung Gottes sei nothwendig, wenn er will, aber das Gewordene selbst sei nicht nothwendig. Was richten sie aber mit dieser Spielerei in Worten aus? Das ist's: die gewordene Sache ist nicht nothwendig, das heißt, sie hat kein nothwendiges Wesen; das ist nichts Anderes gesagt als: die gewordene Sache ist nicht Gott selbst. Nichtsdestoweniger bleibt das, daß jede Sache mit Nothwendigkeit geschieht, wenn die Wirkung Gottes nothwendig ist, oder Nothwendigkeit der Folge, wenngleich die Sache, wenn sie geschehen ist, durchaus nicht mit Nothwendigkeit besteht, das ist, nicht Gott ist, oder nicht ein nothwendiges Wesen hat. Wenn ich nämlich mit Nothwendigkeit werde, so kümmert es mich wenig, daß mein Sein oder Werden veränderlich ist; nichtsdestoweniger werde ich, als ein Zufälliger und Veränderlicher, der ich nicht der nothwendige Gott bin. Daher ist ihr Spielwerk, alles geschehe aus Nothwendigkeit der Folge, aber nicht aus Notwendigkeit dessen, was da folgt, nichts anders als dies: Alles geschieht zwar mit Nothwendigkeit, aber das so Gewordene ist nicht Gott selbst. Was ist es aber nöthig gewesen, uns dies zu sagen? als ob zu fürchten stände, daß wir behaupten würden, die gewordenen Dinge wären Gott, oder hätten ein göttliches und nothwendiges Wesen. So steht und bleibt dieser Satz unwiderlegt, daß alles mit Notwendigkeit geschehe. Denn es ist hier keine Dunkelheit oder Zweideutigkeit. Im Jesajas heißt es (Cap. 46,10): „Mein Rath wird bestehen und mein Wille wird geschehen.“ Denn welches Kind versteht nicht, was diese Wörter bedeuten: Rath, Wille, geschehen, bestehen? Aber warum sollen uns Christen diese Dinge so verborgen sein, daß es unchristlich, vorwitzig und unnütz sein soll, sie zu behandeln und sie wissen zu wollen, da dergleichen die heidnischen Dichter und selbst das gemeine Volk im allergewöhnlichsten Gebrauche beständig im Munde führen? Wie oft erwähnt schon allein Virgil das Schicksal (fatum)? Certa stant omnia lege (Alles besteht nach gewissem Gesetze); desgleichen: Stat sua cuique dies (Jedem Menschen ist sein Todestag bestimmt); desgleichen: Si te fata vocant (Wenn das Schicksal dich ruft); desgleichen: Si qua fata aspera rumpas (Wenn du etwa das rauhe Geschick durchbrechen kannst). Und dieser Dichter geht auf nichts Anderes aus, als daß er an der Zerstörung Trojas und dem Aufkommen des römischen Reiches zeige, daß das Schicksal mehr vermöge, als aller Menschen Bemühen, ja sogar, daß die Notwendigkeit Ereignissen und Menschen gebiete (imponere). Endlich unterwirft er auch seine unsterblichen Götter dem Schicksal, dem auch Jupiter und Juno mit Notwendigkeit weichen müssen. Daher haben sie die drei Parzen erdichtet, wie sie unveränderlich, unversöhnlich und unerbittlich sind. Jene weisen Leute haben wahrgenommen, was die Sache selbst sammt der Erfahrung beweist, daß keinem Menschen jemals seine Anschläge fortgegangen sind, sondern, daß bei allen die Sache anders hinausgegangen ist, als sie gedacht haben. Wenn Troja mit der Faust hätte verteidigt werden können, so hätte dies auch die meinige vermocht, sagt Hector bei Virgil. Daher ist es das allergewöhnlichste Wort in aller Munde: Was Gott will, das geschehe; desgleichen: Will’s Gott, so wollen wir es thun; desgleichen: Gott hat es so gewollt. So haben die Götter beschlossen; so habt ihr (Götter) gewollt, sagt Virgil, damit wir sehen sollen, daß im Volke das Wissen von der Vorherbestimmung und dem Vorherwissen Gottes nicht weniger übriggeblieben ist, als die Kenntniß von Gott selbst. Und diejenigen, welche weise scheinen wollten, sind durch ihre Disputationen dahin gekommen, daß sie mit verfinstertem Herzen Narren geworden sind, Röm. 1, und das leugneten oder mit Stillschweigen übergingen, was die Dichter und das Volk und ihr eigenes Gewissen für das Allergewöhnlichste, Gewisseste und Wahrste halten. Weiter sage ich nicht allein, wie wahr dieses sei – darüber wird später ausführlicher auf Grund der heiligen Schrift geredet werden –, sondern auch, wie christlich, gottselig und notwendig es sei, dieses zu wissen. Denn, wenn man dieses nicht weiß, so kann weder der Glaube, noch irgend ein Gottesdienst bestehen. Denn das hieße in der That Gott nicht kennen; wenn man den aber nicht kennt, so gibt es auch kein Heil, wie bekannt ist. Denn wenn du zweifelst, oder verachtest zu wissen, daß Gott alles, nicht auf zufällige Weise, sondern mit Notwendigkeit und unwandelbar vorherweiß und will, wie könntest du seinen Verheißungen glauben, gewiß darauf vertrauen und dich darauf verlassen? Denn wenn er zusagt, so mußt du gewiß sein, daß er das, was er zusagt, wisse, und geben könne und wolle; sonst wirst du ihn nicht für wahrhaftig und treu halten: das aber ist Unglaube und die größte Gottlosigkeit und Verleugnung des höchsten Gottes. Aber auf welche Weise kannst du gewiß und sicher sein, wenn du nicht weißt, daß er gewiß, und unfehlbar, und unveränderlich, und mit Notwendigkeit wisse und wolle und thun werde, was er zusagt? Denn wir müssen nicht allein gewiß sein, daß Gott mit Notwendigkeit und unveränderlicher Weise wolle und ausrichten werde, sondern uns gerade dessen auch rühmen, wie Paulus Röm. 3,4. sagt: „daß Gott sei wahrhaftig und alle Menschen Lügner“; und wiederum: Nicht daß Gottes Wort fehlen könne (Röm. 4,21. 1 Sam. 3,19.); und anderswo (1 Tim. 2,19.): „Der feste Grund Gottes bestehet und hat dieses Siegel: Der Herr kennet die Seinen“, und Tit. 1,2.: „Welches verheißen hat, der nicht lüget, Gott, vor den Zeiten der Welt“; und Hebr. 11,6.: „Wer zu Gott kommen will, der muß glauben, daß er sei, und denen, die ihn suchen, ein Vergelter sein werde.“ Darum wird der christliche Glaube ganz ausgelöscht, die Zusagen Gottes und das ganze Evangelium fallen ganz und gar dahin, wenn uns gelehrt wird und wir glauben, daß wir das nothwendige Vorherwissen Gottes und die Notwendigkeit dessen, was ins Werk gesetzt werden muß, nicht zu wissen brauchten. Denn dies ist der einzige und höchste Trost der Christen in allen Widerwärtigkeiten, zu wissen, daß Gott nicht lügt, sondern unwandelbar alles thut, daß seinem Willen niemand widerstehen, niemand ihn ändern oder hindern kann. Da siehe nun, lieber Erasmus, wohin uns deine überaus gemäßigte, den Frieden über alles liebende Theologie führt. Du hältst uns zurück und verbietest uns, damit umzugehen, daß wir das Vorherwissen Gottes und die Notwendigkeit in Dingen und Menschen erkennen lernen, räthst uns vielmehr, solches fahren zu lassen, zu meiden und zu verachten. Mit diesem deinem unbedachten Beginnen lehrst du uns zugleich, daß wir Unkenntniß Gottes suchen sollen, die schon von selbst kommt und uns noch dazu angeboren ist, daß wir den Glauben verachten sollen, daß wir die Verheißungen Gottes fahren lassen sollen, daß wir alle Tröstungen des Geistes und die Gewißheit des Gewissens für nichts achten sollen: dergleichen Dinge würde kaum Epicur selbst lehren. Ferner, damit nicht zufrieden, nennst du den unchristlich, vorwitzig und eitel, der sich bemüht, diese Dinge kennen zu lernen, aber christlich, gottselig und nüchtern, wer sie verachtet. Was bringst du daher mit diesen Worten anders zuwege, als daß die Christen vorwitzig, eitel und nicht gottesfürchtig sind? das Christentum sei eine Sache von durchaus gar keinem Belang, eitel, thöricht und gottlos? So geschieht es wiederum, daß während du uns aufs höchste von der Vermessenheit abschrecken willst, du nach der Weise der Thoren ins Gegenteil geraten bist, und nichts Anderes lehrst als die höchste Vermessenheit, Gottlosigkeit und Verderbung. Fühlst du nicht, daß dein Büchlein in diesem Stücke so gottlos, lästerlich und gottesräuberisch ist, daß es nirgends seines Gleichen hat? Ich rede nicht von deinem Herzen, wie ich oben gesagt habe, denn ich halte dich nicht für so verderbt, daß du dieses von Herzen lehren oder gethan haben wolltest, sondern um dir zu zeigen, was für seltsame Dinge der, ohne es zu wollen, herschwatzen muß, welcher es auf sich genommen hat, eine schlechte Sache zu führen; ferner, was es auf sich habe, gegen Gottes Werke und Worte anzugehen, während wir anderen zu Gefallen handelnd eintreten und gegen unser Gewissen einer fremden Sache dienen. Es ist weder Spiel noch Scherz, die heilige Schrift und die Gottseligkeit zu lehren, denn hier kommt man sehr leicht so zu Falle, wie Jacobus (2,10.) sagt: „Wer sündiget an Einem, der ist es ganz schuldig.“ Denn so geschieht es, daß wenn wir es nur für ein Geringes halten, unser Spiel treiben zu wollen, und die heilige Schrift nicht gebührend in Ehren halten, wir bald in Gottlosigkeit verstrickt werden und in Gotteslästerungen fallen, wie dir hier widerfahren ist, Erasmus. Gott verzeihe dir und erbarme sich deiner. Daß aber die Sophisten in dieser Sache so viele Fragen aufgeworfen und untersucht und viele andere unnütze Dinge eingemischt haben, von denen du vieles anführst, wissen und bekennen wir mit dir, und haben es heftiger und mehr angefochten als du. Aber du thust ganz unweislich und unbesonnen, daß du die Reinheit der heiligen Dinge mit den unheiligen und törichten Fragen der Gottlosen mischest, vermengst und sie ihnen gleich machst. Jene haben das Gold besudelt und die gute Farbe verändert, wie Jeremias sagt (Klagel. 4,1.), aber es muß das Gold nicht dem Kothe verglichen und zugleich mit diesem weggeworfen werden, wie du thust. Das Gold muß von ihnen befreit werden und die reine Schrift muß geschieden werden von ihrem Unflath und Schmutze. Dessen bin ich immer beflissen gewesen, damit man die heilige Schrift für etwas Anderes hielte, als ihre Possen. Und es darf uns auch nicht irre machen, daß durch jene Fragen nichts gewonnen ist, als daß wir zum großen Schaden der Eintracht weniger Liebe erweisen, während wir überklug sein wollen. Wir behandeln jetzt nicht die Frage, was die Sophisten-Fragsteller ausgerichtet haben, sondern wie wir gut und Christen werden, und du mußt es der christlichen Lehre nicht zur Last legen, was die Gottlosen übel handeln. Denn das dient nichts zur Sache und du hättest das bei anderer Gelegenheit sagen können und das Papier sparen. Im dritten Theile fährst du fort, uns zu bescheidenen und ruhigen Epicurern zu machen, durch eine andere Art von Rath, der aber auch nicht verständiger ist, als die vorigen zwei, nämlich: „daß es einige Dinge gibt, die von solcher Art sind, daß, wenn sie gleich wahr wären, und man selbige wissen könnte, es doch nicht rathsam wäre, sie den Ohren von allerlei Volk preiszugeben.“ Und hier wirfst du wiederum alles zusammen und vermischest es nach deiner Weise, daß du heilige Dinge den weltlichen gleich machst ohne allen Unterschied, und bist wiederum in Verachtung und Verunehrung Gottes und der Schrift gefallen. Ich habe oben gesagt, daß das, was in der heiligen Schrift entweder gelehrt oder bewiesen wird, nicht nur klar, sondern auch heilsam sei, und daß man deshalb mit Sicherheit öffentlich verkündigen, lernen und wissen könne, ja müsse, daß das falsch ist, was du sagst, man solle es nicht den Ohren von allerlei Volk preisgeben, wenn du redest von dem, was in der heiligen Schrift ist; denn wenn du von anderen Dingen geredet haben willst, so geht uns das nichts an und du hast dann nicht zur Sache geredet, sondern verderbst Papier und Zeit mit deinen Worten. Ferner weißt du, daß ich mit den Sophisten in keinem Stücke übereinkomme, so daß du mich mit Recht hättest verschonen sollen und mir ihre Mißbräuche nicht vorwerfen, denn in deiner Schrift hättest du gegen mich reden sollen. Ich weiß, worin die Sophisten irren, und brauche dich nicht als Lehrer; sie sind von mir hinlänglich widerlegt. Dies will ich ein für allemal gesagt haben, so oft du mich mit den Sophisten zusammenwirfst und meiner Sache ihre Narrheit zur Last legst. Denn daran thust du Unrecht, was du sehr wohl weißt. Nun wollen wir die Gründe deines Rathes, ansehen: „Gott sei seinem Wesen nach in einer Mistkäferhöhle oder sogar in einer Cloake (was du dich scheuest zu sagen und beschuldigst die Sophisten, daß sie so schwatzen) ebensowohl als im Himmel; wenngleich dies wahr wäre, hältst du doch dafür, daß es unverständig sei, vor dem großen Haufen davon zu disputiren.“ Zuerst laß die schwatzen, die da schwatzen; wir disputiren hier nicht von dem, was die Menschen thun, sondern von dem Rechte und Gesetze, nicht wie wir etwa leben, sondern wie wir leben sollen. Denn wer unter uns lebt und handelt überall in der rechten Weise? Aber darum wird Recht und Lehre nicht verdammt, sondern sie verdammt vielmehr uns. Aber du gehst mit jenen ganz fremdartigen Dingen um und kratzest vieles von allen Seiten zusammen, weil dich der Eine Artikel von dem Vorherwissen Gottes übel verdrießt. Da du den auf keine Weise besiegen kannst, versuchst du es, den Leser mit vielem leerem Gerede müde zu machen. Aber das mag dahinfahren, wir wollen wieder zur Sache kommen. Wohin zielt also das, daß du dafürhältst, einiges solle nicht öffentlich gelehrt werden? Rechnest du etwa die Sache des freien Willens dazu? Dann wird gegen dich alles das gelten, was ich oben gesagt habe, daß es nothwendig sei, den freien Willen zu lernen; ferner, warum folgst du deinem eigenen Rathe nicht und läßt deine Diatribe nicht anstehen? Wenn du wohl daran thust, den freien Willen zu behandeln, warum tadelst du es denn? wenn es böse ist, warum thust du es? Wenn du ihn aber nicht unter diese Dinge zählst, so gehst du wieder der Sache aus dem Wege, um die es sich handelt, und besprichst als ein wortreicher Redner fremdartige Dinge, die nicht zur Sache gehören. Doch auch das Beispiel behandelst du nicht recht und verdammst es als etwas Unnützes, daß vor der Menge davon disputirt werde, ob Gott in einer Höhle oder in einer Cloake sei, denn du hast zu menschliche Gedanken von Gotte. Ich gestehe zwar, daß es einige leichtfertige Prediger gibt, welche ohne Ehrfurcht und Gottseligkeit, entweder aus Ruhmsucht oder dem Bestreben, irgend etwas Neues vorzubringen, oder weil sie eben reden wollen, ganz leichtfertig schwatzen und Possen treiben: aber solche Leute gefallen weder Gotte noch Menschen, wenn sie auch behaupten würden, daß Gott im höchsten Himmel ist. Aber wo ernste und gottselige Prediger sind, welche mit bescheidenen, reinen und vernünftigen Worten lehren, da ist es ohne Gefahr, ja von großem Nutzen, wenn sie derartiges vor der großen Menge lehren. Müssen wir nicht alle lehren, daß der Sohn Gottes im Schooße der Jungfrau gewesen und daß er aus ihrem Leibe geboren ist? Aber was für ein großer Unterschied ist zwischen dem menschlichen Leibe und irgend einem anderen unreinen Orte? Und wer könnte nicht schändlich und unanständig davon reden? Aber solche Leute verdammen wir mit Recht, da reine Worte im Ueberfluß vorhanden sind, um von diesem nothwendigen Vorgange auch mit Schicklichkeit und Annehmlichkeit zu reden. Auch Christi Leib war ein menschlicher Leib, wie der unsrige; was ist garstiger als der? Sollen wir etwa darum nicht sagen, daß Gott leibhaftig in ihm gewohnt habe, was Paulus gesagt hat? Was ist greulicher als der Tod? Was abscheulicher als die Hölle? Aber der Prophet rühmt sich, daß Gott bei ihm sei im Tode und ihm beistehe in der Hölle. Darum scheut sich ein gottseliges Herz nicht, zu hören, daß Gott im Tode oder in der Hölle sei, was alles beides scheußlicher und greulicher ist, als ein Loch oder eine Cloake. Ja, da die heilige Schrift bezeugt, daß Gott überall sei und alles erfülle, sagt sie nicht allein, daß er an jenen Orten sei, sondern man wird auch nothwendiger Weise lernen und wissen müssen, daß er da sei; man wollte denn sagen, wenn ich etwa von einem Tyrannen gefangen gelegt, in ein Gefängniß oder in ein heimlich Gemach geworfen würde, was vielen Heiligen widerfahren ist, daß ich dort Gott nicht anrufen dürfe, noch glauben, daß er da bei mir sei, bis daß ich in eine geschmückte Kirche gekommen wäre. Wenn du uns lehren willst, solche Possen in Bezug auf Gott zu treiben, und Anstoß nimmst an den Orten, wo er gegenwärtig ist, so wirst du ihn uns schließlich auch nicht mehr im Himmel wohnen lassen, denn auch die höchsten Himmel fassen ihn nicht und sind seiner nicht würdig. Aber, wie ich gesagt habe, du stichst nach deiner Gewohnheit so gehässig, damit du unsere Sache niederdrückest und gehässig machest, weil du erkanntest, daß du sie nicht überwinden könnest und sie von dir wohl unbesiegt bleiben wird. Von dem anderen Beispiele, daß drei Götter seien, bekenne ich, daß es ärgerlich sei, wenn es gelehrt wird; es ist auch nicht wahr, und die heilige Schrift lehrt das nicht, aber die Sophisten reden so und haben eine neue Schlußkunst erdichtet. Aber was geht uns das an? Ferner, es ist zu verwundern, mit wie trefflicher Klugheit du deine Sache führst in Bezug auf die Beichte und Genugthuung, und überall, wie du pflegst, auf Eiern gehst, damit es nicht den Schein habe, als verdammest du einfach unsere Lehre, noch auch, als griffest du des Pabstes Tyrannei an. Das darfst du durchaus nicht wagen. Darum setzest du eine Weile Gott und das Gewissen bei Seite (denn was liegt dem Erasmus daran, was Gottes Wille in diesen Sachen ist und was dem Gewissen frommt?), machst dir mit äußerlichem Scheine zu schaffen und klagst das gemeine Volk an, daß es der Predigt, die Beichte und Genugthuung solle frei sein, mißbraucht nach seiner Bosheit zur Freiheit des Fleisches, aber „durch die Notwendigkeit zu beichten” (wie du sagst) “ganz und gar in Schranken gehalten wird.“ O welch ein trefflicher und herrlicher Grund! Heißt denn das Theologie lehren, wenn man die Seelen mit Gesetzen bindet und, wie Ezechiel sagt (13,19.), tödtet, welche von Gott nicht gebunden sind? Freilich mit diesem Grunde bringst du uns die ganze Tyrannei der päbstlichen Gesetze wieder auf, als nützlich und heilsam, weil auch durch sie die Bosheit des großen Haufens im Zaume gehalten wird. Aber ich will nicht losfahren, wie es dieser Artikel verdient; ich will die Sache kurz sagen. Ein guter Theologe lehrt so: Das Volk muß im Zaume gehalten werden durch die äußerliche Gewalt des Schwertes, wenn es übel gethan hat, wie Paulus lehrt Röm. 13,4., nicht aber müssen ihre Gewissen mit falschen Gesetzen verstrickt werden, daß sie mit Sünden gequält werden, wo Gott gewollt hat, daß keine Sünde sei. Denn die Gewissen sollen allein durch Gottes Befehl gebunden werden, so daß die Tyrannei der Päbste, die sich zwischen eingedrängt hat, und fälschlicher Weise die Seelen innerlich schreckt und tödtet und äußerlich den Leib vergeblich plagt, ganz und gar aus dem Mittel geräumt werde; denn obgleich sie äußerlich zur Beichte und anderen Lasten zwingt, so wird dadurch doch das Herz nicht in Schranken gehalten, sondern es wird nur stärker gereizt zum Hasse gegen Gott und Menschen. Und vergeblich peinigt sie den Leib in äußerlichen Dingen und macht bloße Heuchler, so daß diejenigen, welche mit derartigen Gesetzen tyrannisiren, nichts anders sind als reißende Wölfe, Diebe und Mörder der Seelen. Und diese empfiehlst du uns wiederum, du guter Seelsorger, das heißt, du bist der Anstifter der grausamsten Seelenmörder, daß sie die Welt erfüllen sollen mit Heuchlern, mit Gotteslästerern und mit solchen Leuten, die ihn im Herzen verachten, damit sie äußerlich ein wenig im Zaume gehalten werden, als ob keine andere Weise da wäre, im Zaume zu halten, die keine Heuchler macht und ohne Schaden der Gewissen geübt wird, wie ich gesagt habe. Hier führst du Gleichnisse ein, an denen du reich sein und dafür angesehen sein willst, daß du sie gar passend gebrauchest, nämlich: „es gebe Krankheiten, welche mit geringerem Schaden ertragen, als vertrieben werden, wie Ausatz” etc.; desgleichen fügst du auch das Beispiel des Paulus hinzu, „der wisse einen Unterschied zu machen zwischen dem, was man zu thun Macht hat, und dem, was frommt; es steht in unserer Macht (sagst du), die Wahrheit zu sagen, allein es frommt nicht bei allen und jeden, auch nicht zu aller Zeit, noch auf jegliche Art und Weise.“ Als ein wortreicher Redner, und verstehst doch nicht, was du redest, handelst du in der Kürze diese Sache so, als ob unser Handel darüber wäre, daß eine Summe leicht ersetzbaren Geldes auf dem Spiele stände, oder irgend eine andere ganz geringfügige Sache, durch deren Verlust, da er doch weit geringer sei, als der äußere Friede, sich niemand so sehr bewegen lassen sollte, daß er nicht lieber nachgäbe, etwas thue oder leide, je nach Umständen, damit die Welt nur nicht in einen solchen Aufruhr gebracht werden müsse. Also gibst du klar an den Tag, daß dir jener Friede und die Ruhe des Fleisches weit vorzüglicher scheine, als der Glaube, als das Gewissen, als die Seligkeit, als das Wort Gottes, als die Ehre Christi, ja als Gott selbst. Darum sage ich dir, und ich bitte dich, du wollest es gar wohl zu Herzen fassen, daß ich es in diesem Handel mit einer ernsten, notwendigen und ewigen Sache zu thun habe, mit einer solchen und so großen, daß sie behauptet und vertheidigt werden muß auch mit dem Tode, wenn auch die ganze Welt nicht allein in Kampf und Aufruhr versetzt werden müßte, sondern auch sogar in einen Haufen stürzen und wieder zu nichts werden sollte. Wenn du dies nicht begreifst, oder hievon nicht bewegt wirst, so treibe deine Sachen und laß es die begreifen und davon bewegt werden, denen Gott es gegeben hat. Denn ich bin, durch Gottes Gnade, nicht so thöricht und unsinnig, daß ich um Geldes willen, welches ich weder habe noch wünsche, oder um Ruhmes willen, den ich in der Welt, die mir so feind ist, nicht erlangen könnte, wenn ich auch wollte, oder um des Leibes Lebens willen, dessen ich keinen Augenblick sicher sein kann, mit so großem Muthe, mit so großer Beständigkeit, welche du Hartnäckigkeit nennst, durch so viele Lebensgefahren, durch so viel Haß, durch so viel Nachstellungen, kurz, durch die Wuth der Menschen und der Teufel hindurch, so lange diese Sache führen und aufrecht erhalten wollte. Oder meinst du, du allein habest ein Herz, welches durch diesen Unfrieden bewegt werde? Wir sind auch nicht steinern oder aus Parischen Blöcken entstanden. Aber wenn es nicht anders sein kann, so erwählen wir es lieber, durch zeitlichen Unfrieden geplagt zu werden, fröhlich in der Gnade Gottes, um des Wortes Gottes willen, welches mit tapferem und unbeugsamem Herzen fest behauptet werden muß, als durch ewigen Unfrieden, unter dem Zorne Gottes, in unerträglicher Qual gepeinigt zu werden. Christus gebe, wie ich wünsche und hoffe, daß dein Herz nicht so stehe; deine Worte aber lauten gewißlich so, als wenn du mit dem Epicur dafür haltest, das Wort Gottes und das künftige Leben seien Fabeln, da du uns durch deine Lehre veranlassen willst, daß wir um der Päbste und Fürsten, oder um des zeitlichen Friedens willen das allergewisseste Wort Gottes fahren lassen und nachgeben sollen. Wenn wir das daran geben, so geben wir auch Gott, den Glauben, die Seligkeit und alles, was Christenthum heißt, daran. Wie viel richtiger ermahnt uns Christus, daß wir vielmehr die ganze Welt verachten sollen. Du sagst aber solche Dinge, weil du nicht liesest, oder vielmehr nicht beachtest, daß dieses das allergewisseste Schicksal des Wortes Gottes ist, daß wegen desselben die Welt erregt werde. Und dies behauptet Christus öffentlich (Matth. 10,34.): „Ich bin nicht gekommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert“, und im Lucas (12,49.): „Ich bin gekommen, daß ich ein Feuer anzünde auf Erden“; und Paulus im zweiten Corintherbriefe 6,5: „In Aufruhren“ etc.; und auch der Prophet im zweiten Psalm bezeugt reichlich und versichert, daß die Heiden toben, daß die Völker lärmen, daß die Könige sich auflehnen, daß die Fürsten Verschwörungen anzetteln wider den Herrn und wider seinen Gesalbten, als ob er sagen wollte, die große Menge, die Gewaltigen, die Reichen, die Mächtigen, die Weisen, die Gerechten und alles, was hoch ist in der Welt, lehnt sich auf wider Gottes Wort. Siehe in der Apostelgeschichte, was in der Welt geschieht, allein der Predigt des Paulus halben (daß ich der anderen Apostel geschweige), wie dieser einige Mensch sowohl Heiden als Juden erregt, oder wie ebendaselbst (Apost. 24,5.) die Feinde selbst sagen: „der Aufruhr erreget auf dem ganzen Erdboden“. Unter Elias wird das Reich Israel verwirret, wie der König Ahab (1 Kön. 18,17.) sich beklagt. Ein wie großer Aufruhr ist unter den anderen Propheten gewesen, da alle getödtet oder gesteinigt werden, da Israel gefangen geführt wird nach Assyrien, und gleicherweise, da Juda nach Babylonien geführt wird? Ist denn das Friede gewesen? Die Welt und ihr Gott können das Wort des wahren Gottes nicht leiden und wollen es nicht; der wahre Gott will und kann nicht schweigen: wie sollte denn, da diese beiden Götter wider einander Krieg führen, nicht Aufruhr entstehen in der ganzen Welt? Diesen Aufruhr stillen wollen ist daher nichts Anderes als das Wort Gottes wegnehmen und verbieten. Denn so oft Gottes Wort kommt, kommt es, um die Welt umzugestalten und zu erneuern. Aber auch heidnische Schriftsteller bezeugen, daß Aenderungen in den Verhältnissen nicht ohne Bewegung und Aufruhr, ja, ohne Blut nicht abgehen können. Den Christen kommt es nun zu, dieses mit Geistesgegenwart zu erwarten und zu tragen, wie Christus spricht (Matth. 24,6.): „Ihr werdet hören Kriege und Geschrei von Kriegen, sehet zu und erschrecket nicht. Das muß zum ersten alles geschehen; aber es ist noch nicht das Ende.“ Und ich würde sagen, wenn ich diesen Aufruhr nicht sähe, daß Gottes Wort nicht in der Welt wäre; jetzt, da ich ihn sehe, freue ich mich von Herzen und achte sein nicht, denn ich bin ganz gewiß, daß das Reich des Pabstes mit seinen Anhängern stürzen werde, denn hauptsächlich dieses hat Gottes Wort angegriffen, das jetzt im Schwange geht. Ich sehe gar wohl, lieber Erasmus, daß du dich in vielen Büchern über diesen Aufruhr beklagst, daß nun Friede und Eintracht verloren sei; ferner versuchst du vielerlei, um dieses zu heilen, und (wie ich glaube) guter Meinung, aber diese Krankheit (podagra) spottet deiner Versuche zu helfen, denn hier ist es wahr, was du sagst, du fährst wider den Strom, ja, du löschest das Feuer mit Stroh. Höre auf zu klagen, höre auf heilen zu wollen; dieser Aufruhr hat seinen Anfang und Fortgang vom Herrn und wird nicht aufhören, bis daß er alle Widersacher des Wortes mache wie Koth auf der Gasse, wiewohl es zu bedauern ist, daß man dich, einen so großen Theologen, dessen erinnern muß, wie einen Schüler, da du doch ein Lehrer anderer sein solltest. Hierher gehört nun dein ganz hübscher Ausspruch, daß etliche Krankheiten mit geringerem Schaden ertragen als vertrieben werden, doch wendest du ihn nicht recht an; denn du solltest sagen, diese Krankheiten, welche man mit geringerem Schaden ertragen könnte, wären jener Aufruhr, Bewegungen, Verwirrungen, Aufstände, Rotten, Zwietracht, Kriege und dergleichen mehr, durch welche, um des Wortes Gottes willen, die ganze Welt erschüttert und entzweiet wird. Dieses, sage ich, wird, weil es zeitlich ist, mit geringerem Schaden ertragen, als die alten und bösen Gewohnheiten, durch welche alle Seelen nothwendiger Weise verloren gehen müssen, wenn sie nicht durch Gottes Wort geändert werden; wenn dieses weggenommen wäre, so würden die ewigen Güter, Gott, Christus und der Heilige Geist weggenommen. Wie viel besser ist es aber, die Welt zu verlieren, als Gott, den Schöpfer der Welt, der von neuem unzählige Welten schaffen kann und besser ist als unermeßliche Welten? Wie können zeitliche und ewige Dinge mit einander verglichen werden? Dieser Aussatz der zeitlichen Uebel muß daher lieber ertragen werden, als daß durch den Mord und die ewige Verdammniß aller Seelen die Welt von diesem Aufruhr geheilt und befriedet werde auf Kosten ihres Blutes und ihres Verderbens, da doch um den Preis der ganzen Welt auch nicht Eine Seele erkauft werden kann. Du hast schöne und treffliche Gleichnisse und Sprüche, aber wenn du von heiligen Dingen handelst, so wendest du sie kindisch, ja, verkehrt an, denn du kriechst auf der Erde und bedenkst nichts, was über das menschliche Begreifen hinausgeht. Denn das, was Gott wirkt, ist nicht kindisch, noch bürgerlich, noch menschlich, sondern göttlich und höher als alle menschliche Vernunft. Zum Beispiel, du erkennst nicht, daß dieser Aufruhr und Rotten aus Gottes Rath und Wirkung durch die Welt gehen, und fürchtest, der Himmel falle ein; ich aber erkenne dies durch Gottes Gnade sehr wohl, weil ich andern größeren Unfrieden in der Zeit nach diesem Leben sehe, in Vergleich mit welchem dieser gleichsam ein schwaches Säuseln eines Lüftchens zu sein scheint oder ein sanftes Gemurmel des Wassers. Aber die Lehre, daß die Beichte und Genugthuung frei sein soll, leugnest du entweder, oder du weißt nicht, daß sie Gottes Wort ist. Dies ist eine andere Frage, wir aber wissen, und sind gewiß, daß es Gottes Wort ist, durch welches die christliche Freiheit fest behauptet wird, damit wir uns nicht durch menschliche Ueberlieferungen und Gesetze in Knechtschaft verstricken lassen. Das haben wir anderswo reichlich gelehrt, und wenn du es anfechten willst, so sind wir bereit, es auch dir zu sagen, oder zu erstreiten. Unserer Bücher hierüber sind eine ganze Anzahl vorhanden. Aber (möchtest du sagen) es möchten zugleich auch darneben in Liebe die Gesetze der Päbste getragen und gehalten werden, wenn so vielleicht ohne Aufruhr, sowohl die ewige Seligkeit durch das Wort Gottes, als auch der Friede der Welt bestehen könnte. Ich habe schon oben gesagt, das ist unmöglich. Der Fürst dieser Welt läßt es dem Pabste und seinen Bischöfen nicht zu, daß ihre Gesetze frei gehalten werden, sondern er hat es im Sinne, die Gewissen zu fangen und zu binden; das kann der wahre Gott nicht leiden. So streiten in unversöhnlicher Zwietracht das Wort Gottes und die Ueberlieferungen der Menschen, nicht anders als wie Gott selbst und der Satan sich einander befeinden, und einer des andern Werke zerstört und des andern Lehren umwirft, gleichwie wenn zwei Könige gegenseitig ihre Reiche verwüsten. „Wer nicht mit mir ist“, spricht Christus (Matth. 12,30.), „der ist wider mich.“ Daß aber zu befürchten steht, daß viele, welche zu Lastern geneigt sind, dieser Freiheit mißbrauchen werden, das gehört zu dem oben besprochenen Aufruhr als ein Theil des zeitlichen Aussatzes, den man ertragen, und des Uebels, welches man leiden muß, und ist nicht so groß zu achten, daß man, um ihrem Mißbrauche zu wehren, das Wort Gottes wegnehmen sollte. Wenn nicht alle errettet werden können, so werden doch einige erhalten, um derer willen Gottes Wort gekommen ist; diese haben desto brünstigere Liebe und desto festere Eintracht. Denn was für Böses haben nicht auch zuvor die gottlosen Menschen begangen, ehe Gottes Wort da war? Ja, was haben sie Gutes gethan? Ist nicht immer die Welt voll gewesen von Krieg, Betrug, Gewaltthaten, Zwietracht und allen Verbrechen? so daß Micha (7,4.) den Besten unter ihnen einem Dorn vergleicht; wie, meinst du, würde er die andern nennen? Nun aber fängt man an, dem Evangelium, welches wieder an den Tag gekommen ist, zur Last zu legen, daß die Welt böse ist, da es doch durch das gute Evangelium vielmehr an den Tag kommt, wie böse sie gewesen ist, da sie ohne das Evangelium in ihrer Finsterniß lebte. So geben auch die Ungelehrten den Wissenschaften Schuld, weil durch das Blühen derselben ihre Unwissenheit an den Tag kommt. Dies ist der Dank, mit dem wir Gott für sein Wort des Lebens und der Seligkeit bezahlen. Wie groß, meinst du, wird aber die Furcht bei den Juden gewesen sein, als das Evangelium alle von dem Gesetze Mosis freisprach? Was schien da nicht eine so große Freiheit bösen Menschen zu gestatten? Aber deshalb ist das Evangelium nicht unterlassen worden zu predigen; sondern die Ungläubigen ließ man fahren, aber den Gottseligen ist gesagt worden, daß sie diese Freiheit nicht zur Zügellosigkeit des Fleisches mißbrauchen sollten. Aber auch der Theil deines Rathes, oder vielmehr Heilmittels, taugt nicht, da du sagst: „Die Wahrheit zu sagen, steht in unserer Macht, allein es frommt nicht bei allen und jeden, auch nicht zu aller Zeit, noch auf jegliche Art und Weise“; und unpassend genug führst du Paulus ein, da er sagt (1 Cor. 6,12.): „Ich habe es alles Macht, es frommt aber nicht alles.“ Denn Paulus redet da nicht von der Lehre oder vom Lehren der Wahrheit, wie du seine Worte verkehrst und willkürlich darauf deutest. Vielmehr will er, daß die Wahrheit überall, zu jeder Zeit, auf jede Weise, geredet werde, so daß er sich auch freut, daß nur Christus verkündigt wird, zufallens, oder um Haß und Haders willen, und bezeugt dies öffentlich in diesem Worte (Phil. 1,18.): „Daß nur Christus verkündiget werde allerlei Weise ... so freue ich mich doch darinnen.“ Paulus redet von dem Thun und Gebrauch der Lehre, nämlich von denen, die sich der christlichen Freiheit rühmten, aber das Ihre suchten und keine Rücksicht nahmen auf Aergerniß und Anstoß bei den Schwachen. Die Wahrheit und Lehre muß zu allen Zeiten, öffentlich und beharrlich gepredigt werden, niemals muß sie gebeugt oder verheimlicht werden, denn es ist in ihr kein Aergerniß, denn sie ist „ein gerades Scepter“. (Ps. 45,7.) Und wer hat dir Gewalt oder Recht gegeben, die christliche Lehre an Ort, Personen, Zeit oder Gelegenheit der Sachen zu binden, da Christus will, daß sie aufs allerfreieste in der ganzen Welt ausgeschrieen werden und herrschen soll? Denn „Gottes Wort ist nicht gebunden“, sagt Paulus (2 Tim. 2,9.), und Erasmus will das Wort binden? Gott hat uns auch nicht Ein Wort gegeben, welches Orte, Personen und Zeiten sich auswähle, da Christus sagt: „Gehet in die ganze Welt“; er sagt nicht: Gehet hierhin, aber dorthin gehet nicht, wie Erasmus; desgleichen: „Prediget das Evangelium aller Creatur“; er sagt nicht: Bei etlichen, bei etlichen nicht. Kurz, du legst uns im Dienst des Wortes Gottes Ansehen der Person, Ansehen des Ortes, Ansehen der Art und Weise, Ansehen der gelegenen Zeit auf, da doch schon dies allein ein großes Stück der Herrlichkeit des Wortes ist, daß (wie Paulus sagt (Eph. 6,9. Col. 3,25.)) „bei ihm kein Ansehen der Person ist“, und (Gal. 2,6.): „Gott achtet das Ansehen der Menschen nicht.“ Du siehst wiederum, wie frevel du wider Gottes Wort zufährst, als ob du demselben deine Gedanken und Rathschläge bei weitem vorzögest. Nun, wenn wir dich bitten würden, du möchtest uns die rechten Zeiten, Personen und Art und Weise zeigen, wie man die Wahrheit predigen müsse, wann würdest du mit deiner Anweisung fertig werden? „Erst hat Welt und Zeit schon lange ein Ende genommen“, ehe du nur Eine gewisse Regel hast aufstellen können. Wo bliebe indessen das Amt zu lehren? Wo die Seelen, welche belehrt werden sollen? Und wie könntest du auch, da du nicht Einen Umstand kennst von den Personen, Zeiten, von der Art und Weise? Und wenn du dies auch aufs beste wüßtest, so kennst du doch nicht die Herzen der Menschen; wenn nicht etwa für dich das die Art und Weise, das die Zeit und das die Person ist, daß wir die Wahrheit so lehren sollen, daß der Pabst nicht unwillig werde, daß der Kaiser nicht zürne, daß die Bischöfe und Fürsten nicht erregt werden, ferner, daß kein Aufruhr und Bewegung entstehe auf dem Erdkreise, daß nicht viele Anstoß nehmen und ärger werden. Was das für ein Rathschlag ist, hast du oben gesehen, aber es beliebte dir, so mit unnützen Worten deine Beredsamkeit zu zeigen, damit du überhaupt nur etwas vorbringen möchtest. Wie viel besser wäre es also, daß wir elende Menschen Gotte diese Ehre gäben, der die Herzen der Menschen kennt, daß er selbst die Art und Weise, die Personen und Zeiten vorschriebe. Denn er weiß, was, wann und wie es einem jeglichen gesagt werden muß. Nun aber hat er es so vorgeschrieben, daß sein Evangelium, welches für alle nothwendig ist, nicht für einen bestimmten Ort, nicht für eine gewisse Zeit vorgeschrieben werden sollte, sondern es sollte bei allen, zu jeder Zeit, an jedem Orte gepredigt werden. Und oben habe ich bewiesen, daß das, was in der Schrift aufgezeichnet ist, der Art ist, daß es nothwendig und heilsam ist, es allen darzulegen und frei öffentlich zu verkündigen, wie du selbst auch in deiner Schrift „Paraclesis“ damals besser als jetzt gerathen und selbst gelehrt hast. Diejenigen, welche nicht wollen, daß die Seelen erlöst werden, wie der Pabst mit den Seinigen, denen mag es anstehen, das Wort Gottes zu binden und die Menschen vom Leben und Himmelreich abzuhalten, daß sie selbst nicht hineinkommen und andere nicht hineingehen lassen: ihrem Wüthen dienst du, Erasmus, mit deinem verderblichen Rathe. Mit ebensolcher Klugheit räthst du darnach: „man müsse es nicht öffentlich sagen, wenn in den Concilien etwas unrecht beschlossen oder bestimmt wäre, damit nicht ein Anlaß gegeben werden möchte, das Ansehen der Väter zu verachten.“ Natürlich hat der Pabst gewollt, daß du das sagest, und hört das lieber als das Evangelium; er wäre sehr undankbar, wenn er dich dafür nicht wieder ehrte mit dem Cardinalshute und großem Reichthum. Aber doch, Erasmus, was werden die Seelen thun, welche durch jene unrechte Verordnung gebunden und getödtet sind? Geht dich das nichts an? Aber du hältst beständig dafür, oder vielmehr, du stellst dich, als sei es deine Meinung, menschliche Satzungen könnten ohne Gefahr neben dem reinen Worte Gottes gehalten werden. Wenn das der Fall wäre, so würde ich dieser deiner Meinung bald zustimmen. Wenn du es daher nicht weißt, so sage ich noch einmal: Menschliche Satzungen können nicht gehalten werden zugleich mit dem Worte Gottes, weil jene die Gewissen binden, dieses sie los macht, und sie streiten wider einander, wie Wasser und Feuer, wenn sie nicht frei, das ist, als solche, die nicht binden, gehalten werden. Gerade das will der Pabst nicht und kann es nicht wollen, wenn er nicht will, daß sein Reich zu Grunde gerichtet und ihm ein Ende gemacht werden soll, welches nur besteht durch Stricke und Fesseln der Gewissen, von denen doch das Evangelium versichert, daß sie frei seien. Daher ist das Ansehen der Väter für nichts zu achten, und ihre Satzungen, die unrecht gestellt sind, wie alles, was ohne Gottes Wort festgesetzt ist, müssen umgestoßen und verworfen werden. Kurz, wenn du so von Gottes Wort hältst, so ist deine Meinung gottlos; hältst du aber so von anderen Dingen, so geht uns die wortreiche Darlegung (disputatio) deines Rathes nichts an, wir streiten über Gottes Wort. Im letzten Theile deiner Vorrede, wo du uns ernstlich abschreckst von dieser Art der Lehre, meinst du fast schon den Sieg davon getragen zu haben. “Was könnte unnützer sein (sprichst du), als diese seltsame Sache (paradoxon) in der Welt auszustreuen: Was wir thun, geschieht nicht durch unsern freien Willen, sondern durch bloße Nothwendigkeit? Und den Ausspruch des Augustinus: Gott wirke das Gute und das Böse in uns; er belohne in uns seine guten Werke und strafe an uns seine bösen Werke.“ Da gibst oder vielmehr verlangst du mit vielen Worten Rechenschaft: „Was für eine große Thür (sagst du) würde diese öffentlich ausgebreitete Rede den Menschen öffnen zur Gottlosigkeit? Welcher boshafte Mensch würde sein Leben bessern wollen? Wer würde glauben, daß er von Gott geliebt werde? Wer würde mit seinem Fleische kämpfen?“ Mich wundert, daß du bei so großer Heftigkeit und Anstrengung im Reden nicht auch der vorliegenden Sache gedacht hast und gesagt: Wo würde dann der freie Wille bleiben? Lieber Erasmus, wiederum sage auch ich: Wenn du diese seltsam scheinenden Sachen (paradoxa) für Menschenerfindungen hältst, was streitest du denn? was ereiferst du dich? gegen wen redest du? Oder gibt es heutzutage einen Menschen auf dem ganzen Erdkreise, welcher Menschenlehre heftiger angegriffen hat, als Luther? Daher geht uns deine Vermahnung nichts an. Wenn du aber glaubst, daß diese seltsamen Sachen Gottes Worte sind, wo ist dein Anstand? wo Scham? wo ist, ich will gar nicht mehr sagen, die bekannte Bescheidenheit des Erasmus, sondern, wo ist die Furcht und die Ehrerbietung, die man dem wahren Gotte schuldig ist? Wie kannst du sagen, es könne nichts Unnützeres geredet werden, als dies Wort Gottes? Freilich, dein Schöpfer wird von dir, seiner Creatur, lernen, was nützlich und unnütz sei zu predigen, und dieser thörichte oder unweise Gott wird bisher wohl nicht gewußt haben, was gepredigt werden muß, bis du, als sein Lehrer, ihm die Art und Weise, rechte Einsicht zu haben und zu gebieten, vorschriebst; gleich als wenn er selbst, ohne deine Belehrung nicht gewußt hätte, daß aus diesem seltsamen Satze das folgen würde, was du daraus schließest. Wenn also Gott wollte, daß solches öffentlich geredet und ausgebreitet werden sollte, und daß man nicht ansehen sollte, was daraus folge, wer bist du denn, daß du es verbieten wolltest? Der Apostel Paulus, im Briefe an die Römer, bespricht, nicht im Winkel, sondern öffentlich vor der ganzen Welt, in freiester Rede, dieselben Dinge auch mit gar harten Worten vor den Leuten, indem er sagt (Röm. 9,18.): „Er verstockt, welchen er will“; und wiederum (V. 22.): „Gott wollte seinen Zorn erzeigen“ etc. Was ist härter (nämlich für das Fleisch) als jenes Wort Christi (Matth. 21,16.): „Viele sind berufen, aber wenige sind auserwählet“? und wiederum (Joh. 13,18.): „Ich weiß, welche ich erwählet habe.“ Freilich dies alles ist der Art, wenn es nach dir geht, daß nichts Unnützeres gesagt werden kann, weil nämlich hiedurch gottlose Menschen in Verzweiflung, Haß und Gotteslästerung gerathen. Hier, wie ich sehe, muß die Wahrheit und der Nutzen der Schrift, wie du dafürhältst, gewogen und gerichtet werden nach dem Sinne der Menschen, und zwar nur nach dem der gottlosesten, daß das erst wahr, das göttlich, das heilsam sein muß, was ihnen gefällt oder erträglich scheint; was dawider ist, muß alsbald unnütz, falsch und verderblich sein. Was kannst du anders bezwecken mit diesem Rathe, als daß Gottes Wort in der Schwebe bleibt, steht oder fällt nach der Willkür und dem Ansehen der Menschen? da doch dagegen die Schrift sagt, daß nach dem Willen und Urtheil Gottes alles stehe und falle und (Hab. 3,20.): „Es sei vor dem Herrn stille alle Welt.“ So sollte wohl der reden, der sich einbildete, der lebendige Gott sei nichts anders als ein leichtfertiger, unbedachter Zungendrescher, der auf irgend einer Tribüne eine Rede hielte; dessen Worte könnte man freilich, wenn man wollte, deuten, annehmen, oder ablehnen, so weit es einem beliebte, je nachdem man sähe, daß die gottlosen Leute dadurch erregt oder bewegt würden. Hier gibst du klar an den Tag, lieber Erasmus, wie gar von Herzen du weiter oben dazu gerathen hast, man solle die Majestät der göttlichen Gerichte ehren. Denn da, wo von den Lehren der Schrift gehandelt wurde, und es durchaus nicht vonnöthen war, geheimnißvolle und verborgene Dinge zu verehren, deshalb weil dort dergleichen nicht sind, da drohtest du uns in gar ernstlichen Worten mit der Corycischen Höhle, damit wir nicht vorwitzig eindringen möchten, so daß du uns durch die Furcht fast ganz vom Lesen der Schrift abgeschreckt hättest, die zu lesen doch Christus und die Apostel so dringen und rathen, und auch du selbst anderswo. Hier aber, wo man nicht zu den Lehren der Schrift, noch bloß zu der Corycischen Höhle, sondern in Wahrheit zu den ehrfurchtsvoll zu ehrenden Geheimnissen der göttlichen Majestät gekommen ist, nämlich, warum Gott so wirke, wie gesagt ist, da brichst du die Riegel und stürzest hinein. Nur daß du nicht lästerst, doch zeigst du alle mögliche Entrüstung wider Gott, weil er die Absicht und die Ursache solches seines Urtheils nicht sehen lassen will. Warum wendest du hier nicht auch Dunkelheit und Zweideutigkeit vor? Warum enthältst du selbst dich nicht der Erforschung jener Dinge und schreckst andere ab, da Gott gewollt hat, daß sie uns verborgen sein sollen, und sie in der Schrift nicht offenbart hat? Hier hätte es sich gebührt, den Finger auf den Mund zu legen, vor dem, was verborgen bleiben sollte, in Ehrfurcht stille zu stehen, den verborgenen Rath der Majestät anzubeten und mit Paulus auszurufen (Röm. 9,20.): „Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, daß du mit Gott rechten wolltest?“ Wer (sprichst du) wird sich bestreben, sein Leben zu bessern? Ich antworte: Niemand, auch wird es niemand können, denn nach deinen Besserern ohne den Heiligen Geist fragt Gott nichts, da sie Heuchler sind; es werden sich aber die Auserwählten und Gottseligen durch den Heiligen Geist bessern, die anderen werden ungebessert verloren gehen. Denn auch Augustin sagt nicht, daß keiner oder aller Menschen gute Werke gekrönt werden, sondern etlicher. Darum werden etliche sein, die ihr Leben bessern. Wer wird glauben (sagst du), daß er von Gott geliebt werde? Ich, antworte: Kein Mensch wird es glauben, er vermag es auch nicht; aber die Auserwählten werden glauben, die anderen werden als Ungläubige verloren gehen, unwillig sein und lästern, wie du hier thust. Darum werden etliche sein, die glauben werden. Daß aber durch diese Lehre eine Thür zur Gottlosigkeit aufgethan wird, das mag sein; das gehört zu dem Aussatz, von dem ich oben gesagt habe, daß man das Uebel leiden muß. Dagegen wird durch dieselbe Lehre zugleich die Thüre zur Gerechtigkeit aufgethan und der Eingang zum Himmel und der Weg zu Gott für die Gottseligen und Auserwählten. Wenn wir aber nach deinem Rathe uns dieser Lehre enthielten und den Menschen dieses Wort Gottes verbergen würden, daß jeder, durch eine falsche Vorstellung von der Seligkeit betrogen, Gott nicht fürchten und sich demüthigen lernte, daß er durch die Furcht endlich zur Gnade und Liebe käme, dann hätten wir zwar fein die Thüre geschlossen, aber anstatt dessen, für uns und alle, große Thore geöffnet, ja Schlünde und Abgründe, nicht nur zur Gottlosigkeit, sondern zu den Tiefen der Hölle. So würden wir selbst nicht in den Himmel eingehen und auch andere hindern, daß sie nicht hineingehen könnten. „Was ist also für ein Nutzen oder Nothwendigkeit, solche Dinge auszubreiten, da doch so vielerlei Uebel daraus zu erwachsen scheint?“ Ich antworte: Es wäre freilich genügend zu sagen: Gott hat gewollt, daß es öffentlich gelehrt werde, aber nach der Ursache des göttlichen Willens müsse man nicht fragen, sondern einfach anbeten und Gott die Ehre geben, daß, weil er allein gerecht und weise ist, er niemandem Unrecht thue, noch auch irgend etwas thöricht oder frevel vornehmen könne, wenn es uns auch ganz anders erscheinen möchte. Mit dieser Antwort sind die Gottseligen zufrieden. Doch zum Ueberfluß will ich dieses noch hinzufügen: zwei Ursachen erfordern, daß dies gepredigt werden muß. Die erste ist, damit unser Stolz gedemüthigt und Gottes Gnade recht erkannt werde; die andere ist der christliche Glaube selbst. Zuerst hat Gott seine Gnade den Gedemüthigten gewiß zugesagt, das ist, denen, die ihre Sünde beklagen und an sich selbst verzweifeln. Gründlich aber kann ein Mensch sich nicht demüthigen, bis er weiß, daß ganz ohne seine Kräfte, Rath, Bestreben, Willen und Werke seine Seligkeit ganz und gar abhängt von eines anderen Gutbefinden (arbitrio), Rath, Willen und Werke, nämlich allein Gottes. Denn so lange ein Mensch die Ueberzeugung hat, er vermöge, wenn auch nur ein ganz Geringes, in Bezug auf seine Seligkeit, so bleibt er im Vertrauen auf sich selbst und verzweifelt nicht ganz und gar an sich, darum demüthigt er sich nicht vor Gotte, sondern nimmt sich Ort, Zeit oder irgend ein Werk vor, dadurch er hofft, oder wenigstens wünscht, endlich zur Seligkeit zu gelangen. Wer aber gar nicht daran zweifelt, daß alles im Willen Gottes stehe, der verzweifelt gänzlich an sich, erwählt nichts, sondern erwartet, daß Gott an ihm wirke, der ist der Gnade am nächsten, daß er selig werden kann. Darum werden um der Auserwählten willen diese Dinge öffentlich gelehrt, daß sie, auf diese Weise gedemüthigt und zunichte gemacht, selig werden; die anderen widerstehen dieser Demüthigung, ja, verwerfen es, daß dieses Verzweifeln an sich selbst gelehrt werde, und wollen, daß etwas, wenn auch nur ein ganz Geringes, für sie übrig gelassen werde, was sie vermögen. Diese bleiben im Verborgenen stolz und Widersacher der Gnade Gottes. Dies ist, sage ich, der eine Grund, damit die gedemüthigten Gottseligen die Verheißung der Gnade kennen lernen, darum anrufen und sie annehmen. Die andere Ursache ist, daß der Glaube es mit Dingen zu thun hat, die man nicht siehet (Hebr. 11,1.). Damit also der Glaube statthabe, ist es nöthig, daß alles, was geglaubt wird, verborgen sei; es kann aber nicht tiefer verborgen werden, als wenn es dem, wie es uns erscheint, wie wir es fühlen und erfahren haben, gerade entgegengesetzt ist. So, wenn Gott lebendig macht, so thut er es durch Tödten, wenn er rechtfertigt, so thut er es dadurch, daß er schuldig macht, wenn er zum Himmel bringt, so thut er es dadurch, daß er in die Hölle führt, wie die Schrift sagt, 1 Sam. 2,6.: „Der Herr tödtet und machet lebendig, führet in die Hölle und wieder heraus.“ Darüber weitläuftiger zu reden, ist hier nicht der Ort. Denjenigen, welche unsere Schriften gelesen haben, ist dieses gar wohl bekannt. So verbirgt er seine ewige Güte und Barmherzigkeit unter dem ewigen Zorne, seine Gerechtigkeit unter der Unbilligkeit. Dies ist die höchste Staffel des Glaubens, zu glauben, der sei gütig, der so wenige selig macht und so viele verdammt, zu glauben, der sei gerecht, der durch seinen Willen uns notwendiger Weise verdammlich macht, so daß es den Schein hat, wie es Erasmus darstellt, als ob er an den Qualen der Elenden Gefallen hätte und des Hasses mehr werth sei, als der Liebe. Wenn ich daher auf irgend eine Weise begreifen könnte, wie Gott barmherzig und gerecht ist, der einen solchen Zorn und Unbilligkeit zeigt, so wäre der Glaube nicht nöthig. Nun aber, da dies nicht begriffen werden kann, soll man Gelegenheit haben, den Glauben zu üben, wenn solches gepredigt und verkündigt wird, als, wenn Gott tödtet, so wird der Glaube an das Leben im Tode geübt. Das sei nun genug zur Vorrede. Auf diese Weise wird denen, die von diesen seltsamen Dingen (paradoxis) handeln, richtiger gerathen, als durch deinen Rath, da du durch Schweigen und Anstehenlassen ihrer Gottlosigkeit einen Rath finden willst, wodurch du doch nichts ausrichtest. Denn wenn du entweder glaubst oder vermuthest, daß es wahr ist (denn diese seltsamen Dinge haben eine große Bedeutung), so wirst du, bei der unersättlichen Begierde, geheime Dinge zu erforschen, dann am meisten, wenn wir sie aufs tiefste verborgen wissen wollen, durch die Veröffentlichung dieser deiner Warnung es zuwege bringen, daß vielmehr jetzt alle wissen wollen, ob diese seltsamen Dinge wahr sind, indem sie durch dein Dawiderreden dazu gereizt werden. Keiner der Unsrigen hat bisher einen so starken Anlaß gegeben, es auszubreiten, als du durch diese heftige Erinnerung, die voller Bedenklichkeit ist. Du hättest viel klüger gethan, wenn du ganz geschwiegen hättest darüber, daß man sich mit diesen seltsamen Sätzen nicht befassen soll, wenn du gewollt hättest, daß dies wirklich geschehe. Nun ist dies vorbei; da du nicht gänzlich leugnest, daß sie wahr sind, so werden sie nicht verborgen gehalten werden können, sondern durch die Vermuthung, daß sie doch die Wahrheit enthalten, werden alle dazu gereizt werden, sie zu erforschen. Darum, wenn du willst, daß andere schweigen sollen, so leugne entweder, daß sie wahr sind, oder schweige selbst zuerst. Den anderen seltsamen Satz: Was von uns geschieht, werde von uns nicht durch freien Willen, sondern durch bloße Notwendigkeit vollbracht, wollen wir kurz ansehen, damit wir nicht uns sagen lassen müssen, dies sei eine ganz schädliche Lehre. Hier sage ich so: wenn das bewiesen ist, daß unsere Seligkeit, ganz unabhängig von unseren Kräften und Rath, allein von Gottes Werke abhängt, was ich hernach im Haupttheile dieser Abhandlung zu beweisen hoffe, folgt dann nicht klar, wenn Gott mit seinem Werke in uns nicht da ist, daß alles böse ist, was wir thun, und wir mit Notwendigkeit wirken, was nichts taugt zur Seligkeit? Denn wenn nicht wir, sondern Gott die Seligkeit in uns wirkt, so wirken wir vor seinem Werke nichts Heilsames, ob wir wollen, oder nicht wollen. Mit Notwendigkeit, sage ich, nicht gezwungen, sondern, wie jene sagen, aus Notwendigkeit der Unveränderlichkeit, nicht des Zwanges, das ist, wenn der Mensch den Geist Gottes nicht hat, so wird er freilich nicht mit Gewalt, gleichsam bei der Kehle hingerissen, und thut Böses wider seinen Willen, wie ein Dieb oder Räuber wider seinen Willen zur Strafe geführt wird, sondern er thut es freiwillig und gerne. Aber diese Lust und Willen (Böses) zu thun kann er aus seinen Kräften nicht unterlassen, im Zaume halten oder ändern, sondern fährt willig und gern fort. Wenn er auch äußerlich mit Gewalt gezwungen werden sollte, anders zu thun, so bleibt doch der Wille innerlich abgeneigt und ist unwillig auf den, der ihn zwingt oder ihm wehrt. Er würde aber nicht unwillig werden, wenn er verändert würde und der Gewalt willig folgte. Dies nennen wir hier die Notwendigkeit der Unveränderlichkeit, das ist, daß der Wille sich nicht ändern und anderswohin wenden kann, sondern nur noch mehr zum Wollen gereizt wird, wenn ihm Widerstand geleistet wird; das beweist sein Unwille. Dies würde nicht geschehen, wenn er frei wäre, oder einen freien Willen hätte. Man sehe die Erfahrung an, wie die durchaus nicht von ihrem Sinne abgebracht werden können, welche mit Zuneigung an irgend einer Sache hangen; oder wenn sie weichen, so weichen sie nur der Gewalt, oder wenn ihnen aus einer anderen Sache ein größerer Vortheil erwächst, niemals freiwillig. Wenn sie aber eine solche Neigung nicht haben, so lassen sie alles gehen und geschehen, wie es geht und geschieht. Wiederum andererseits, wenn Gott in uns wirkt, so will und handelt der veränderte und durch den Geist Gottes sanft angehauchte Wille wiederum aus bloßer Lust und Neigung und freiwillig, nicht gezwungen, so daß er durch keine Widerwärtigkeit davon abgewendet, auch nicht überwältigt oder gezwungen werden kann durch die Pforten der Hölle, sondern er fährt fort, das Gute zu wollen, gern zu thun und zu lieben, wie er zuvor das Böse gewollt, gern gehabt und geliebt hat. Das beweist wiederum die Erfahrung, wie unbesiegbar und beständig die heiligen Männer sind, wenn man sie mit Gewalt zu etwas Anderem zwingen will, daß sie dadurch nur mehr zum Wollen (des Guten) gereizt werden, wie das Feuer durch den Wind vielmehr angefacht, als ausgelöscht wird, so daß auch hier keine Freiheit oder freier Wille ist, sich anderswohin zu wenden, oder etwas Anderes zu wollen, so lange als der Heilige Geist und die Gnade Gottes im Menschen währt. Kurz, wenn wir unter dem Gotte dieser Welt sind, ohne das Werk und den Geist des wahren Gottes, werden wir gefangen gehalten zu seinem Willen, wie Paulus an den Timotheus (2. Ep. 2,26.) sagt, daß wir nur das wollen können, was er will, denn er ist der starke Gewappnete, welcher seinen Vorhof so bewahrt, daß diejenigen, welche er besitzt, in Frieden sind, daß sie keine Bewegung oder Regung gegen ihn vornehmen, sonst würde das Reich des Satans, so es unter sich selbst uneins wäre, nicht bestehen, von dem doch Christus versichert, daß es Bestand habe. Und das thun wir willig und gerne, nach der Art des Willens; denn wenn der gezwungen würde, wäre es nicht ein Wille, denn der Zwang ist vielmehr, daß ich so sage, ein Nichtwille (noluntas). Wenn aber ein Stärkerer über ihn kommt, ihn besiegt und uns als seinen Raub wegführt, so sind wir wieder durch den Heiligen Geist seine Knechte und Gefangene (das ist aber eine königliche Freiheit), daß wir wollen und gern thun, was er will. So ist der menschliche Wille in die Mitte gesetzt, wie ein Zugthier; wenn Gott darauf sitzt, so will und geht er, wie Gott will, wie der Psalm (73, 22.) sagt: „Ich muß wie ein Thier sein vor dir. Dennoch bleibe ich stets an dir.“ Wenn der Teufel darauf sitzt, so will und geht er, wie der Teufel will, und es steht nicht in seinem Belieben, zu einem der beiden Reiter (sessorem) zu laufen, oder ihn zu suchen, sondern die zwei Reiter streiten darum, ihn zu erlangen und zu besitzen. Wie aber, wenn ich aus deinen eigenen Worten, mit denen du den freien Willen behauptest, beweisen könnte, daß es keinen freien Willen gebe? daß ich dich überführe, du leugnest unverständig, was du mit so großer Klugheit zu behaupten wagst; gelt, wenn ich dies nicht ausrichten kann, so schwöre ich, daß alles widerrufen sein soll, was ich gegen dich in diesem ganzen Buche schreibe, und alles bestätigt sein, was deine Diatribe gegen mich behauptet und sucht. Du machst die Kraft des freien Willens ganz gering und derartig, daß sie ohne die Gnade Gottes durchaus nichts vermöge. Mußt du das nicht zugestehen? Nun frage und fordere ich: Wenn die Gnade Gottes nun nicht da ist, oder geschieden wird von jener ganz geringen Kraft, was kann diese dann thun? Sie vermag nichts (sagst du), und thut nichts Gutes; folglich wird sie nicht thun, was Gott oder seine Gnade will. Denn wir haben ja oben den Fall gesetzt, daß Gottes Gnade davon geschieden ist; was aber die Gnade Gottes nicht thut, das ist nicht gut. Daraus folgt, daß der freie Wille ohne Gottes Gnade durchaus nicht frei ist, sondern unabänderlich ein Gefangener und Knecht des Bösen, da er sich durch sich selbst nicht zum Guten wenden kann. Wenn dies feststeht, so will ich dir zulassen, daß du die Kraft des freien Willens nicht nur zu einer ganz geringen machest, sondern mache sie auch zu einer engelgleichen (angelicam), mache sie, wenn du kannst, zu einer ganz göttlichen; doch wenn du diesen unangenehmen Zusatz dazu machst, daß du sagst, daß er ohne die Gnade Gottes nichts vermöge, so wirst du ihm sofort alle seine Kraft genommen haben; denn was ist eine Kraft, die nichts vermag, anders, als durchaus gar keine Kraft? Darum sagen, daß es einen freien Willen gebe, und er habe zwar eine Kraft, die aber nichts vermöge, ist das, was die Sophisten oppositum in adjecto nennen, als wenn man sagen würde: Der freie Wille ist, der nicht frei ist; wie, wenn ich das Feuer kalt und die Erde warm nennen würde. Denn laß gleich das Feuer das Vermögen der Wärme, ja der höllischen Hitze haben, wenn es nicht heiß ist, noch brennt, sondern kalt ist und kalt macht, dann soll man es mir auch nicht einmal ein Feuer, noch weniger warm nennen, es sei denn, du wolltest ein gemaltes oder erdichtetes Feuer haben. Aber wenn wir das die Kraft des freien Willens nennen würden, nach welcher der Mensch tauglich (aptus) ist, vom Geiste ergriffen und mit Gottes Gnade begabt zu werden, da er geschaffen ist zum (ewigen) Leben oder zum ewigen Tode, so wäre das recht geredet. Denn dieses Vermögen, das ist, Tauglichkeit oder, wie die Sophisten reden, eine anlagsweise Beschaffenheit (dispositivam qualitatem) und leidende Geschicktheit (passivam aptitudinem) gestehen auch wir zu. Denn wer weiß nicht, daß sie den Bäumen und den Thieren nicht gegeben ist? Denn (wie man sagt) für die Gänse hat er den Himmel nicht geschaffen. Also steht es fest, auch nach deinem eigenen Zeugnisse, daß wir alles aus Nothwendigkeit thun, nichts durch den freien Willen, da die Kraft des freien Willens nichts ist, und Gutes weder thut, noch vermag, wenn die Gnade nicht da ist; es sei denn, du wollest in einer neuen Bedeutung das Wort Wirksamkeit (efficacia) ein vollkommenes Vollbringen (perfectionem) nennen, gleich als wenn der freie Wille zwar anfangen und wollen könnte, aber nicht vollbringen, was ich nicht glaube, und später will ich über diese Sache ausführlicher reden. Hieraus folgt nun, daß der freie Wille ein ganz göttlicher Name ist, der niemand anders zustehen kann, als allein der göttlichen Majestät, denn sie kann und thut alles, wie der Psalm singt (115,3.), „was er will“ im Himmel und auf Erden. Wenn dies den Menschen beigelegt wird, so wird ihnen das mit ebenso großem Unrechte beigelegt, als wenn ihnen auch die Gottheit selbst beigelegt würde: eine größere Gotteslästerung könnte es nicht geben. Demgemäß hätte es den Theologen gebührt, sich dieses Wortes zu enthalten, da sie von der menschlichen Kraft reden wollten, und es allein Gotte zu lassen; dann aber hätten sie es auch wieder aus der Menschen Munde und Rede wegnehmen und als einen heiligen und ehrwürdigen Ausdruck für ihren Gott in Anspruch nehmen sollen. Und wenn sie den Menschen überhaupt irgend ein Vermögen beilegen wollten, so hätten sie lehren sollen, dies mit einem anderen Worte zu benennen, zumal da uns bekannt und vor Augen ist, daß das Volk mit diesem Worte jämmerlich betrogen und verführt wird. Denn es hört und faßt dieses Wort ganz anders auf, als es die Theologen meinen und wollen verstanden haben. Denn das Wort „freier Wille“ ist ein überaus herrliches, weitumfassendes und wichtiges (plena), durch welches, wie das Volk dafür hält, ausgedrückt werde das Vermögen (wie es denn die Bedeutung und die Art des Wortes auch erfordert), welches sich frei nach beiden Seiten hin wenden kann, und dies Vermögen sei von niemand abhängig oder niemand unterworfen. Wenn es nun wüßte, daß dies sich anders verhielte, und daß kaum ein ganz geringes Fünklein dadurch bezeichnet werde, und daß er (der freie Wille) für sich selbst allein durchaus nichts vermöge, ein Gefangener und Knecht des Teufels sei: es wäre zu verwundern, wenn sie uns nicht steinigten als Verführer und Betrüger, die ganz anders redeten, als sie es selbst meinten, ja, es stände noch nicht einmal fest, noch wäre Einigkeit darin, was wir ausdrücken wollten. Denn wer lügenhaft (Sophistice) redet (sagt der weise Mann (Spr. 6,17.)), ist hassenswerth, besonders wenn er dies thut in Sachen des Glaubens (pietatis), wo die ewige Seligkeit in Gefahr steht. Da wir nun die Bedeutung und die Sache eines so prächtigen Wortes verloren, ja niemals gehabt haben (welches die Pelagianer haben wollten, die ebenfalls durch dieses Wort betrogen waren), was behalten wir denn so hartnäckig ein leeres Wort noch bei, zur Gefahr und zum Betrug des gläubigen Volkes? das ist keine andere Weisheit, als wie jetzt Könige und Fürsten leere Titel von Reichen und Gegenden auch entweder beibehalten, oder für sich in Anspruch nehmen und rühmen, da sie dabei fast Bettler sind und nichts weniger als diese Reiche und Länder haben. Aber dies ist erträglich, weil sie niemanden täuschen oder betrügen, sondern sich selbst an dem leeren Schein ergötzen, freilich ohne allen Gewinn. Aber hier ist Gefahr für die Seligkeit und der schädlichste Betrug. Wer würde einen solchen ungeschickten Neuerer der Worte nicht verlachen, oder vielmehr unausstehlich finden, der wider den allgemeinen Sprachgebrauch eine solche Weise zu reden einzuführen versuchte, daß er einen Bettler einen reichen Mann nennen würde, nicht weil er etwas an Vermögen hätte, sondern weil vielleicht irgend ein König ihm das seinige schenken könnte, und er thäte das gleichsam im Ernst, nicht in einer Redefigur, nämlich entweder der Antiphrasis oder der Ironie: so auch, wenn er einen Todkranken vollkommen gesund nennen würde, nämlich so, weil ihm ein anderer seine Gesundheit geben könnte; desgleichen, wenn er einen ganz ungelehrten, groben Menschen sehr gelehrt nennen würde, weil ihm ein anderer vielleicht seine Wissenschaft geben könnte. So lautet es auch hier: der Mensch hat einen freien Willen, nämlich dann, wenn Gott ihm den seinigen abtreten würde. Durch diesen Mißbrauch im Reden könnte jeder sich jedes Dinges rühmen, wie: jener ist der Herr des Himmels und der Erde, wenn Gott es ihm schenken würde. Aber solches kommt nicht den Theologen zu, sondern Komödianten und Betrügern. Unsere Worte müssen eigentlich, rein und nüchtern sein und, wie Paulus sagt, heilsam und untadelig (Tit. 2,8.). Wenn wir nun dieses Wort (freier Wille) nicht gänzlich fahren lassen wollen, was doch am sichersten und christlichsten wäre, so sollen wir doch lehren, daß man es mit wahrer Ehrlichkeit (bona fide) nur so gebrauche, daß dem Menschen ein freier Wille zuzugestehen sei, nicht mit Bezug auf Dinge, die über ihm sind, sondern nur in solchen Dingen, die unter ihm sind, das heißt, er soll wissen, daß er in seinem zeitlichen Vermögen und Besitzthümern das Recht habe zu gebrauchen, zu thun und zu lassen, nach seinem freien Willen, obwohl auch selbst das allein durch Gottes freien Willen regiert wird, wie es ihm gefällt; aber Gott gegenüber, oder in den Dingen, welche die Seligkeit und Verdammniß anbetreffen, hat er keinen freien Willen, sondern ist gefangen, unterworfen und ein Knecht, entweder des Willens Gottes, oder des Willens des Teufels. Dies habe ich über die Hauptsachen in deiner Vorrede gesagt, welche ebenfalls fast den ganzen Handel in sich begreifen, fast mehr als das folgende Buch selbst. Aber der kurze Inbegriff von diesen Stücken ist derart gewesen, daß er ganz kurz durch diesen Doppelsatz (dilemma) hätte abgethan werden können: Entweder beklagt sich deine Vorrede über die Worte Gottes, oder über die Worte der Menschen. Wenn über die Worte der Menschen, so ist sie ganz vergebens geschrieben und geht uns nichts an; wenn über die Worte Gottes, so ist sie von Anfang bis zu Ende gottlos. Demgemäß wäre es nützlicher gewesen, daß davon geredet worden wäre, ob es Worte Gottes oder Menschenworte wären, von denen wir disputiren. Aber davon wird vielleicht der folgende Eingang und meine Darlegung handeln. Was du aber am Ende deiner Vorrede wieder sagst, bewegt mich nichts, als: „daß du unsere Lehren Fabeln und unnütz nennst, man müsse vielmehr nach dem Beispiele des Paulus Christum den Gekreuzigten lehren, die Weisheit sei unter den Starken zu lehren, die Schrift richte ihre Sprache verschieden ein nach der Art der Zuhörer, so daß du dafürhältst, es sei der Klugheit und der Liebe des Lehrers zu überlassen, der lehren soll, was dem Nächsten frommt.“ Dies alles redest du ungeschickt und unwissend. Denn auch wir lehren nichts Anderes, als Jesum Christum, den Gekreuzigten. Aber Christus, der Gekreuzigte, bringt auch dies alles mit sich, auch sogar die Weisheit, die unter den Vollkommenen zu lehren ist. Denn es ist keine andere Weisheit unter den Christen zu lehren, als die, welche im Geheimniß verborgen ist und den Vollkommenen gehört, nicht den Kindern des jüdischen und Gesetzes-Volkes, welches ohne Glauben sich seiner Werke rühmt, wie Paulus 1 Cor. 2,6. sagt. Es sei denn, daß du unter dem „Christum den Gekreuzigten lehren“ nichts Anderes verstanden wissen wollest, als diese Worte hören lassen: Christus ist gekreuzigt. Ferner (daß du sagst): „daß Gott zürnt, grimmig ist, haßt, sich betrübt, sich jammern läßt, daß es ihn gereut, davon doch eigentlich keines bei Gott statthat“: Das heißt Knoten in der Binse suchen. Denn diese Dinge machen die Schrift nicht dunkel, machen es auch nicht nöthig, daß sie den verschiedenen Zuhörern angepaßt werde, sondern du hast Gefallen daran, da Dunkelheiten zu machen, wo keine sind. Es sind gebräuchliche Redewendungen und zusammengefügt aus Wortbildern, welche auch die Kinder kennen. Wir aber handeln in dieser Sache von Glaubenssätzen, nicht von grammatischen Figuren.


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