Zwölf Reden

von

Sören Kierkegaard.

 

Zusammengestellt

von

A. Bärthold.

 

Zweite, umgeänderte Auflage.

 

Halle,

Verlag von Julius Fricke.

1886.

 

Vorwort.

Bei dem Neudruck habe ich an zweiter und dritter Stelle andere Reden eingelegt. Früher hatte diese Sammlung zugleich den Zweck auf Kierkegaard aufmerksam zu machen und auf die pädagogische Mannigfaltigkeit seiner religiösen Rede. Nun er in etwas weiteren Kreisen bekannt geworden ist, und eine größere Anzahl seiner Werke übersetzt ist, fällt dieser Zweck hier weg.

Jene beiden Reden der ersten Auflage: das Freudvolle darin, daß Du ewig ge-winnst, was Du zeitlich verlierst, und das Freudvolle darin, daß wenn ich alles gewinne, so verliere ich ja gar nichts – konnten für den interessierten Beurteiler grade besonders anziehend sein, wie sie denn Dr. Gaudig in seiner Studie über Kierkegaard (die in der „kirchlichen Monatsschrift“ erscheint) besonders hervor-hebt, indem er ihre Behandlung des Themas mit einer Bach’schen Fuge ver-gleicht; aber für die meisten sind sie schwierig zu lesen und ihr stark abweichen-der Charakter störte den Zusammenschluß der Sammlung. So habe ich zwei andere eingelegt, welche eine direktere Steigerung von der ersten zu den 7 Reden „die von rückwärts verwunden“ geben.

Zur Charakterisierung dieser zwölf geistlichen Reden brauche ich nichts voraus-zuschicken. Wer sie liest, wird bald genug ihre Art merken, wie sie die Dinge, von denen sie reden, nicht rhetorisch in Phantasieferne bringen, sondern sehr

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nahe heranbringen, daß man nicht sich selbst über kunstvollen Ausführungen, feinsinnigen Gedanken, oder großartigen Ideen vergißt, sondern gerade in Wahrheit zu sich selbst kommt; man wird bald merken, wie hier nicht Zustände und Verhältnisse gedichtet werden, in denen der Glaube mit Theaterkräften den Sieg erringt, sondern alles in die tägliche Wirklichkeit gerückt wird zur Aneignung und Anwendung, wie hier das Göttliche nicht verteidigt oder zurückgeschraubt wird, damit es vor dem menschlichen Bewußtsein Billigung finde, sondern das menschliche Herz erhoben und vertieft wird, ob es die Größe Gottes fassen könne. – Unreflektierten Lesern werden diese Reden allerdings nur halb zusa-gen; wenn aber der reflektierte Leser irgendwo stutzt, kann man getrost sagen: lies nur weiter!

 

Die Schriftstellen sind nach dem Dänischen Wortlaut gegeben, wenn sich die Anwendung in der Rede an diesen anschließt; in der zweiten Rede habe ich aber lieber den Unterschied durch eine Anmerkung ausgeglichen.

 

Am 30. Todestage Kierkegaards 

d. 11. Nov. 1885.

                                                                                    A. Bärthold.

 

- FORTSETZUNG -