Westminster Bekenntnis - Jesus Christus

 

Das Westminster-Bekenntnis über Jesus Christus:

 

Artikel 7 – Vom Bund Gottes mit den Menschen

 

Der Abstand zwischen Gott und der Schöpfung ist so gewaltig, dass die vernunftbegabte Schöpfung niemals irgendwelche himmlische Freude oder Belohnung als Ausdruck ihres Anteils an Gott empfangen könnte, obwohl sie Gott als ihrem Schöpfer Gehorsam schuldet – es sei denn dadurch, dass sich Gott selbst zum Menschen freiwillig herabneigt, was er mit Hilfe des Bundes zum Ausdruck bringen wollte. Der erste mit den Menschen geschlossene Bund war ein Bund der Werke, worin Adam und in ihm seiner Nachkommenschaft das Leben unter der Bedingung eines vollkommenen und persönlichen Gehorsams verheißen worden war. Nachdem sich der Mensch durch seinen Fall unfähig gemacht hatte, im Rahmen jenes Bundes zu leben, hat es dem Herrn gefallen, einen zweiten aufzurichten, allgemein „Bund der Gnade“ genannt. In ihm bietet er Sündern Leben und Erlösung durch Jesus Christus an, indem er von ihnen Glauben an ihn fordert, damit sie erlöst werden können; in ihm hat er verheißen, all denjenigen seinen Heiligen Geist zu geben, die zum Leben verordnet sind, um ihren Willen zu wecken und sie zum Glauben fähig zu machen. Dieser Bund der Gnade wird in der Schrift häufig als ein Testament bezeichnet; das bezieht sich auf den Tod Jesu Christi als dem Testator und auf das ewige Erbe, das mit allem, was dazu gehört, darin vermacht wird. Dieser Bund wurde in der Zeit des Gesetzes und in der Zeit des Evangeliums auf verschiedene Weise gehandhabt: unter dem Gesetz wurde er durch Verheißungen, Prophezeiungen, Opfer und Beschneidung vollzogen, durch das Passahlamm und andere Vorbilder und Anordnungen, die dem Volk der Juden aufgetragen waren und alle das Kommen Christi im voraus andeuteten. Das reichte in jener Zeit aus und bewirkte durch die Hilfestellung des Heiligen Geistes, dass die Erwählten unterwiesen und im Glauben an den verheißenen Messias – durch den sie volle Vergebung der Sünden und ewige Erlösung hatten – gefestigt wurden; das wird das Alte Testament genannt. Unter dem Evangelium – als Christus, das eigentliche Wesen des Bundes, erschien – wird dieser Bund durch die Anordnung, das Wort zu predigen und die Sakramente von Taufe und Abendmahl zu verwalten, voll-zogen. Obwohl geringer an Zahl, mit mehr Einfachheit und weniger äußerem Glanz verwaltet, ist in diesen Anordnungen dennoch dasselbe in größerer Fülle, Klarheit und geistlicher Wirksamkeit für alle Völker enthalten, für beide: Juden und Heiden; das wird das Neue Testament genannt. Aus diesem Grund gibt es nicht zwei Gnadenbünde, die ihrem Wesen nach zu unterscheiden wären, son-dern ein und denselben in verschiedenen Ausführungen.

 

Artikel 8 – Von Christus, dem Mittler

 

Es hat Gott in seinem ewigen Vorsatz gefallen, den Herrn Jesus, seinen ein-geborenen Sohn, zu erwählen und zum Mittler zwischen Gott und Menschen zu bestimmen, zum Propheten, Priester und König, zum Haupt und Erlöser seiner Kirche, zum Erben aller Dinge und zum Richter der Welt. Ihm hat er von Ewigkeit her ein Volk gegeben, das seine Nachkommenschaft sein und von ihm zu seiner Zeit erlöst, berufen, gerechtfertigt, geheiligt und verherrlicht werden sollte. Der Sohn Gottes, die zweite Person in der Dreieinigkeit, wahrer und ewiger Gott, von einem Wesen und gleich mit dem Vater, nahm, als die Fülle der Zeit gekommen war, menschliche Natur an sich mit all deren wesentlichen Eigenschaften und allgemeinen Schwachheiten, jedoch ohne jede Sünde. Er wurde durch die Kraft des Heiligen Geistes im Leib der Jungfrau Maria empfangen, ausgestattet mit der menschlichen Natur ihres Wesens. So sind die beiden ganzen, vollständigen und verschiedenartigen Naturen – die Gottheit und die Menschheit – untrennbar in einer Person vereinigt, ohne Verwandlung, Zusammensetzung oder Ver-mischung. Dieser Person ist wahrer Gott und wahrer Mensch, doch nur der eine Christus, der einzige Mittler zwischen Gott und Menschen. In seiner mensch-lichen Natur auf diese Weise mit der göttlichen Natur vereinigt, wurde der Herr Jesus über die Maßen geheiligt und gesalbt mit dem Heiligen Geist. In ihm sind alle Schätze der Weisheit und der Erkenntnis; so hat es Gott gefallen, dass in ihm die Fülle wohnen sollte. All das diente dem Ziel, dass er – heilig, ohne Schuld, rein und voller Gnade und Wahrheit – völlig ausgerüstet sei, um die Aufgabe eines Mittlers und Bürgen auszuführen. Er hatte dieses Amt nicht selbst ergriffen, sondern wurde von seinem Vater dazu berufen, der ihm alle Macht und alles Gericht in seine Hand gegeben und ihn beauftragt hat, dieses auszuführen. Diese Aufgabe hat der Herr Jesus völlig freiwillig übernommen. Um sie zu erfüllen, wurde er unter das Gesetz getan, erfüllte es vollständig und erduldete bitterste Qualen sowohl an seiner Seele als auch äußerst schmerzhafte Leiden an seinem Leibe. Er wurde gekreuzigt und starb, wurde begraben und blieb unter der Macht es Todes, sah jedoch keine Verwesung. Am dritten Tag ist er mit demselben Leib auferstanden von den Toten, in welchem er gelitten hat; in demselben fuhr er auch in den Himmel auf, sitzt dort zur Rechten seines Vaters und legt Fürsprache ein. Von dort wird er wiederkommen, um Menschen und Engel am Ende der Welt zu richten. Der Herr Jesus hat der Gerechtigkeit seines Vaters vollständig entsprochen, indem er sich selbst in völligem Gehorsam durch den ewigen Geist ein für allemal Gott geopfert hat. Damit hat er nicht nur die Versöhnung erworben, sondern auch ein ewiges Erbe im Himmelreich für alle diejenigen, welche ihm der Vater gegeben hat. Obwohl das Werk der Erlösung von Christus eigentlich erst nach seiner Menschwerdung vollbracht worden ist, so sind doch dessen Kraft, Wirkung und Wohltaten den Erwählten zu allen Zeiten seit Anfang der Welt in und durch jene Verheißungen, Vorbilder und Opfer übereignet worden, in denen er geoffenbart und angekündigt worden ist, dass er der Nachkomme der Frau sei, der den Kopf der Schlange zertreten sollte, und das Lamm, geschlachtet von Anbeginn der Welt, gestern und heute derselbe und in Ewigkeit. Christus handelt im Werk der Mittlerschaft nach beiden Naturen, durch jede Natur dementsprechend, was zu ihrem besonderen Wesen gehört; doch wegen der Einheit der Person wird in der Schrift manchmal das, was zur einen Natur gehört, der Person zugeschrieben, die nach der anderen Natur gekennzeichnet ist. Auf alle diejenigen, für welche Christus die Erlösung erwor-ben hat, überträgt und wendet er sie gewiss und wirksam an. Dabei tritt er für sie ein und offenbart ihnen in und durch das Wort die Geheimnisse der Erlösung; er überzeugt sie durch seinen Geist so nachhaltig, dass sie Glauben finden und Gehorsam leisten, und leitet ihre Herzen durch sein Wort und seinen Geist; dabei überwindet er auch durch seine allmächtige Kraft und Weisheit alle ihre Feinde auf eine Art und Weise, wie es seinen wunderbaren und erforschlichen Fügungen entspricht.