Hunnius - Taufe

 

Nikolaus Hunnius: Kurzer Inhalt Dessen,

Was ein Christ von Göttlichen unnd Geistlichen Dingen

zu wissen und zu gleuben bedürfftig (1625)

 

Nikolaus Hunnius über die Taufe:

 

Das sechsundzwanzigste Kapitel. 

(Von der Taufe.) 

 

Die heilige Taufe ist ein Sakrament, dadurch Gott der Herr die Menschen durch Wasser und Geist zu geistlichen Leuten von neuem gebiert, von Sünden reinigt, zu seinen Kindern aufnimmt und einen Gnadenbund mit ihnen aufrichtet, mit der Versicherung, wo sie mit beständigem Glauben darin beharren werden, dass sie die ewige Seligkeit ererben sollen.

 

632. Das erste Sakrament der Christen ist die heil. Taufe, von der folgende zehn Punkte zu behalten sind.

Der erste: was dies Sakrament für Namen habe. An den bloßen Namen ist wenig gelegen, jedoch mag solches nicht gänzlich vorüber gelassen werden. Der erste und eigentliche Name ist: Taufe, welcher soll herkommen von eintauchen oder von taufen, welches bedeutet: etwas in die Tiefe versenken. Daher Taufe so viel ist als Eintauchen oder Eintunken. Also taufte sich Naeman in dem Jordan, da er sich darin wusch und abbadete, 2 Kön. 5,14. Und die Israeliten wurden im Meer getauft, wie sie da durchgingen, 1 Kor. 10,2. Also wird nun dies Christenbad eine Taufe oder ein Eintauchen genannt wegen der äußerlichen leiblichen sowohl, als auch der innerlichen geistlichen Handlung; davon hernach. Hierneben heißt „Taufen“ der Christen Kreuz, Luk. 12,50: „ich muss mich mit einer Taufe taufen lassen“ etc.; desgleichen die sichtbare Ausgießung des hl. Geistes, Matth. 3,11: „der nach mir kommt, der wird euch mit dem heil. Geist und mit Feuer taufen“. Aber solcher Verstand gehört nicht hieher.

 

633. Außer diesen werden der Taufe mehrere andere Namen gegeben, dass sie heißt das Wasser, Joh. 3,5: „es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist“ etc.; das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des hl. Geistes Tit. 3,5.; desgleichen das Wasserbad im Wort, Eph. 5,26.

 

634. Das andere: was das Sakrament der Taufe sei. Sie ist eine geistliche von Christo eingesetzte und verordnete Handlung, in welcher ein Mensch im Namen Gottes des Vaters, des Sohnes und des heil. Geistes in Wasser eingetaucht wird und damit Vergebung der Sünden erlangt, in Gottes Bund auf- und angenommen und des Verdienstes Christi, der Kindschaft und ewigen Seligkeit teilhaftig ge-macht wird. Welche Beschreibung in den folgenden Punkten stückweis wird er-klärt werden. Allein es ist dreierlei hier anzuzeigen.

 

635. 1) dass, wenn in heiliger Schrift von der Taufe gehandelt wird, solches niemand verstehe von der Ausgießung oder Gaben des heil. Geistes, welche noch heut zu Tage gläubigen Christen mitgeteilt werden, auch nicht von der Bluttaufe der heiligen Märtyrer, sondern allein von der Wassertaufe oder von diesem Sakrament, davon wir jetzt handeln.

 

636. 2) dass die Taufe nicht sei eine bloße äußerliche Ceremonie, womit man sich zum christlichen Glauben bekenne, sintemal ein solcher Gedanke aus heiliger Schrift nicht genommen, auch keineswegs daraus zu erweisen ist. So wird sich hernach befinden, dass die Taufe viel herrlicher ist und recht göttliche Wirkung hat, die eine äußerliche Ceremonie, so allein den Glauben zu bekennen dient, daraus nicht wirken kann.

 

637. 3) dass die Taufe nicht sei ein Zeichen, dadurch die Wiedergeburt ange-deutet werde, so nach Ablauf einer geraumen Zeit in dem Menschen, der jetzt getauft wird, geschehen solle. Denn, weil sie die Wiedergeburt wirkt, so mag dieselbe nicht bloß so viel bedeuten, und weil sie uns nirgend zu einem solchen Zeichen, vielmehr aber zu einem Mittel der Wiedergeburt gegeben ist, so mögen wir sie auch für ein bloßes Zeichen nicht erkennen.

 

638. Das dritte: wie die Taufe im alten Testament verkündigt und versprochen sei. Solches ist geschehen

1) in Worten, als wenn der Herr Hesek. 36,25. spricht: „ich will rein Wasser über euch sprengen, dass ihr rein werdet von aller eurer Unreinigkeit“; Joel 3,18: „es wird ein Quell vom Hause des Herrn heraus gehen, der wird den Strom Sittim wässern“; Zachar. 13,1: „zu der Zeit wird das Haus David und die Bürger zu Jerusalem einen freien offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit“.

2) in Vorbildern, als a. der Sintflut, 1 Petr. 3,20.21: „in der Arche Noä wurden acht Seelen behalten durch das Wasser, welches uns nun auch selig macht in der Taufe“; b. der Beschneidung, Kol. 2,11.12: „in Christo seid ihr beschnitten mit der Beschneidung ohne Hände, durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi, in dem, dass ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe“; c. des Durchgangs durch das rote Meer, in welchem die Kinder Israel von der Wolke geleitet worden, 1 Kor. 10,1.2: „unsere Väter sind alle unter der Wolke gewesen und sind alle durchs Meer gegangen und sind alle unter Mosen getauft mit der Wolke und dem Meer“; d. des Flusses, der aus dem Tempel floss, Hesek. 47,1.8.9: „siehe, da floss ein Wasser heraus unter der Schwelle des Tempels und er sprach zu mir: dies Wasser wird fließen ins Meer und von einem Meer ins andere, und wenn es dahin ins Meer kommt, da sollen dieselbigen Wasser gesund werden, ja alles, was darin lebet und webet, dahin diese Ströme kommen, das soll leben und soll sehr viele Fische haben und soll alles gesund werden und leben, wo dieser Strom hinkommt“. Dieses heilsamen Wassers gedenkt die Offenbarung Johannis Kap. 22,1.ff. und kann von nichts anderm, denn allein von der heiligen Taufe verstanden werden. Noch mehr Vorbilder wären anzuführen, als: das levitische Sprengwasser, 4 Mose 19,9.11.ff.; die levitische Reinigung, 3 Mose 15,6.ff.; die Reinigung Naemans, 2 Kön. 5,14. Weil aber solche nicht eigentlich auf die Taufe gezogen werden, so ist ohne Not, mit mehrem davon zu handeln.

 

639. Das vierte: wer die Taufe verordnet und eingesetzt habe. Alle Sakramente sind von Gott gestiftet, anders können sie diesen Namen mit der Tat nicht führen. Deswegen auch die Taufe von Gott muss geordnet sein und kann andern Ursprung nicht haben. Es verhält sich aber damit also: erstlich ist Johanni der Befehl zu taufen gegeben worden; Luk. 3,2.3: „da geschah der Befehl Gottes zu Johannes und er kam in alle Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße“; Joh. 1,33: „der mich sandte zu taufen mit Wasser, derselbe sprach zu mir: über welchen du sehen wirst den Geist herab fahren“ etc. Darum wird von Johannis Taufe gesagt, sie sei vom Himmel, Matth. 21,25., und Luk. 7,30. wird sie Gottes Rat genannt: „die Schriftgelehrten und Pharisäer verachteten Gottes Rat wider sich selbst und ließen sich nicht von Johannes taufen“. Wie nun Johannes getauft hat, also taufte Jesus auch zur Zeit seines Predigtamts, da er seinen Jüngern zu taufen Befehl gab, Joh. 4,1.2. Welche Verordnung er an sie wiederholt hat, als er sie in alle Welt aussandte, das Evangelium zu predigen, Matth. 28,19: „gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie“ etc. Und von der Taufe wird gemeldet, dass sie sei der Bund eines guten Gewissens mit Gott, 1 Petr. 3,21.; das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heil. Geistes, Tit. 3,5.; das Wasserbad, dadurch Gott seine Gemeine heiliget, Eph. 5,26. Deswegen sie gewisslich Gottes Ordnung sein muss.

 

640. Das fünfte: welches die Mittelsperson sei, durch welche die Taufe verrichtet wird. Gott hatte die Taufe angeordnet, aber er verrichtete dieselbe durch Johannem, Luk. 3,3. Der Herr Christus taufte, aber durch seine Jünger, Joh. 4,1.2. Also ist heut zu Tage (da Gott die Taufe nicht ohne Mittel verrichtet,) die Frage, wen Gott gebrauche, die Menschen zu taufen. Davon ist im vorigen Ka-pitel § 625. Bericht geschehen. Aber insonderheit hier etwas zu melden, so ist eben denjenigen zu taufen befohlen, welchen Gott das Lehramt hat aufgetragen. Darum spricht er: „lehret alle Völker und taufet sie“, und es gehört die Taufe unter die Geheimnisse des Reichs Gottes, davon Sct. Paulus schreibt 1 Kor. 4,1: „dafür halte uns jedermann, nämlich für Christi Diener und Haushalter über Gottes Ge-heimnisse“. Wenn nun ein Mensch zu taufen ist, soll es der ordentliche Priester verrichten. Aber es entsteht dabei eine dreifache Frage.

 

641. Die erste Frage: ob auch ein solcher Prediger, der mit verführerischer Lehre umgeht, die Taufe recht verrichten könne. Antwort: die ketzerischen Lehrer sind zweierlei. Etliche halten nicht die Einsetzung und Ordnung des Herrn Christi, sondern nehmen etwas anders, denn Wasser; oder sie taufen nicht im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes; verändern also oder ver-stümmeln diese Ordnung. Dieselben nun taufen nicht recht, nicht als ob sie ihrer Person halben untüchtig wären, sondern weil sie außer des Herrn Christi Befehl und Ordnung schreiten. Andere halten die Einsetzung der Taufe in allen ihren Stücken unverrückt und dieselben mögen die Taufe auch völlig reichen zur ewigen Wohlfahrt denjenigen, so sie empfangen, obschon niemand, der ihren Irrtum erkennt, ohne Not von ihnen die Taufe empfangen, noch die seinigen zu taufen ihnen zutragen soll.

 

642. Solches ist daher zu beweisen:

1) weil der Menschen Unglaube Gottes Glauben nicht aufhebt, Röm. 3,3. Wie nun ein ehrlicher Mann Glauben hält, wenn er eine zugesagte Gabe darreicht, obs schon durch einen bösen und untreuen Diener geschieht; also hält Gott Glauben, wenn er in der Taufe uns die Wiedergeburt und andere Gaben wider-fahren lässt, wiewohl der Diener, durch den sie verrichtet wird, seiner falschen Lehre halben unserm Herrn Gott nicht getreu wäre.

2) weil ein jeglicher an seiner Taufe zweifeln müsste, ob dieselbe richtig wäre. Denn wo die Taufe nicht wäre, wenn der Täufer in der Lehre irrt, niemand aber gewiss weiß, dass die Person, von der er getauft ist, in der Lehre richtig gewesen sei, (sintemal wir Menschen die Herzen nicht prüfen,) so könnte kein Mensch gewiss sein, ob er durch die Taufe in Gottes Gnadenbund sei eingetreten und also der Tauffrüchte teilhaftig worden.

3) weil andern göttlichen Verrichtungen damit nichts benommen wird, wenn schon der Diener falschgläubig ist; als a. den Opfern, welche nirgend darum getadelt werden, dass sie von verführerischen Priestern sind zugerichtet worden; wie auch die Jungfrau Maria ihr Opfer gebracht hat, als irrige Priester dem Gottesdienst vorstunden. Luk. 2,24. Der Herr Christus hat selber zu opfern befohlen durch die Priester, welche ihn verfolgten, Matth. 8,4. Mark. 1,44. b. der Beschneidung, davon die Frage niemals entstanden, ob die, so sie verrichteten, rechtgläubig wären oder nicht; und es ist ganz vermutlich, dass der Herr Christus selber die Beschneidung durch einen, so der pharisäischen Lehre zugetan war, empfangen habe, und doch ist derselben damit nichts abgegangen. c. der Predigt des seligmachenden Worts; Denn da der Herr Christus vor der Pharisäer falschen Lehre warnte, Matth. 16,6.12., so hieß er doch ihre gute Lehre, die sie aus Mose führten, mit Fleiß anhören, Kap. 23,2.3: „auf Mosis Stuhl sitzen die Schriftgelehrten und Pharisäer; alles nun, was sie euch sagen, dass ihr halten sollet, das haltet, und tuts“. Also ließ ihm Sct. Paulus nicht zuwider sein, dass etliche Christum predigten um Hass und Haders willen, Phil. 1,15.18. Wie etwan die Feinde göttlicher Wahrheit dieselbe den Leuten vortragen, nicht der Meinung, sie ihnen zu lehren, sondern verhasst zu machen.

So nun die Opfer, die Beschneidung und die Predigt göttlichen Wortes in ihrer völligen Kraft und Wirkung bleiben, wenn auch der Diener in der Lehre irrt, so wird die Taufe durch des Täufers Irrtum nicht untüchtig gemacht. Was also von einem solchen ketzerischen Täufer gesagt ist, mag eben auch von einem solchen verstanden werden, der ein unordentliches und sträfliches Lebens führt.

 

643. Die andere Frage: ob ein gemeiner Mann oder Laie die Taufe verrichten könne. Antwort: gleichwie das Predigt- oder Lehramt allein von den ordentlichen Dienern soll geführt werden, jedoch in Ermanglung derselben und also im Notfall auch von andern dazu nicht verordneten verrichtet wird; gleichergestalt soll die Taufe allein von den ordentlichen Predigern, aber in Ermanglung derselben auch von einem gemeinen Mann, insonderheit wo er fromm und gottselig ist, verrichtet werden, welches also bewiesen wird:

1) weil gleichergestalt das Lehren, wie das Sakrament handeln, an das Predigt-amt gebunden ist; demnach, wie das eine auf den Notfall kann von gemeinen Leuten verrichtet werden, also auch das andere.

2) weil die Sakramente alten Testaments nicht allein von den Priestern sind gehandelt worden. Denn die Beschneidung ist nirgend zu einem Stück des priesterlichen Amts verordnet; das Osterlamm hat ein jeglicher Hausvater mögen schlachten und zurichten, 2 Mose 2,6. Daraus wird geschlossen: die Sakramente (ob man wohl nicht leichtlich außer der Ordnung schreiten und ohne Not den Verrichtungen des Predigtamts vorgreifen soll) sind an das Predigtamt so genau nicht gebunden, dass sie nicht auf einen Notfall auch von andern möchten ver-richtet werden.

 

644. Die dritte Frage: ob eine Frauensperson die Taufe verrichten dürfe. Antwort: was insgemein von Laien gesagt ist, muss auch von Weibern verstanden werden. Insonderheit aber, dass den Frauen im Notfall zu taufen wohl vergönnt sei, ist zu erweisen,

1) weil in Christo Jesu alle Gläubigen eins sind und da nicht gilt Unterschied Mannes und Weibes, Gal. 3,28.

2) weil auch die Frauen in der christlichen Gemeine gelehrt haben, als: Phöbe, die am Dienst war der Kirche zu Kenchreä, Röm. 16,1.; die Prisca, so Pauli Gehilfin war, v. 3. Und es ist daher ganz vermutlich, dass sie auch getauft haben.

3) weil klare Exempel vorhanden sind, dass Weibspersonen die Beschneidung haben verrichtet, als: Zipora, Mosis Ehefrau, beschneidet ihren Sohn, 2 Mose 4,25. Und in der Christenheit ist ihnen nicht verboten, dergleichen heilige Werke zu verrichten.

 

645. Das sechste: wen man taufen solle, wird also beantwortet: wie Gott alle Menschen in seinen Gnadenbund will aufnehmen, also will er auch zur Taufe, die ein Bund mit Gott ist, alle befördert wissen. Darum ist kein Mensch, groß oder klein, arm oder reich, Mann oder Frau, von der Taufe auszuschließen, wo sie nicht sich selber dazu ungeschickt machen. Sind also zu Abhandlung dieser Sache zwo Hauptfragen zu beantworten,

 

646. eine, ob die Kinder bald nach ihrer Geburt, ehe sie zu ihrem rechten Ver-stand kommen und von Gottes Willen unterrichtet sind, sollen getauft werden. Antwort: Ja, die Kinder können und sollen noch in ihrer Kindheit und bald nach der Geburt getauft werden, aus folgenden Ursachen:

1) weil der Herr Christus ein allgemein Gebot gegeben: „gehet hin in alle Welt und lehret alle Völker und taufet sie“, Matth. 28,19. Unter dem Wort alle Völker werden auch die kleinen Kinder begriffen. Darum wenn Gott seine Gnadenwerke weit und über alle Menschen erstreckt, so will uns nicht gebühren, dass wir dieselben enger einspannen, oder jemanden entziehen. So demnach Gott die heilige Taufe allen Menschen ohne Unterschied mitzuteilen befiehlt, können und sollen wir von derselben niemand, und also auch die Kindlein nicht davon aus-schließen.

2) weil die kleinen Kinder zu dem Gnadenbund unsers lieben Gottes gehören. Denn also spricht der Herr Christus: „der Kinder ist das Reich Gottes“, Mark. 10,14. Dieser Bund wird gemacht durch die heilige Taufe, als welche Sct. Petrus nennt den Bund eines guten Gewissens mit Gott, 1 Epist. 3,21. Daraus folgt: wer zu dem Gnadenbund Gottes gehört, der soll getauft werden; denn durch die Taufe wird dieser Gnadenbund gemacht. Die Kinder gehören zu dem Gnaden-bund Gottes, darum sollen sie auch getauft werden.

3) weil uns der Herr Christus diese ordentliche Regel hat vorgeschrieben: „es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen“, Joh. 3,5.; und Sct. Paulus 1 Kor. 15,50: „Fleisch und Blut können das Reich Gottes nicht ererben“. Daraus wird notwendig ge-schlossen: niemand kann in das Reich Gottes kommen, der Fleisch und Blut ist; die Kinder aber, die natürlicher Weise geboren werden, sind Fleisch und Blut; darum können die Kinder, wie sie natürlicher Weise geboren werden, in das Reich Gottes nicht kommen. Gleichwohl sollen sie nach Gottes Willen in sein Reich kommen, darum ist ihnen hoch von nöten, dass sie müssen geistlicher Weise von neuem geboren werden. Diese Wiedergeburt aber geschieht durch die hl. Taufe, welche ist das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes, Tit. 3,5. Und der Herr Christus spricht, dass die Wiedergeburt geschehe aus dem Wasser und Geist, Joh. 3,3.5. Darum müssen die Kinder zur Taufe befördert werden.

4) wie die Beschneidung vor Zeiten gewesen ist ein Siegel der Gerechtigkeit, Röm. 4,11., und ein Mittel des Bundes zwischen Gott und Abrahams Nach-kommen, 1 Mose 17,11.12.; gleich also, nachdem die Beschneidung ist abge-schafft worden, ist die heil. Taufe uns an Statt der Beschneidung gegeben als der Bund eines guten Gewissens mit Gott, 1 Petr. 3,21. Wie nun Gott keinen Unter-schied gemacht hat mit der Beschneidung in dem menschlichen Alter, sondern befohlen die Kindlein zu beschneiden am achten Tage, und nicht erst, wenn sie des Bundes Handlung zwischen Gott und Abraham mit ihrem Verstand erreichen können; also will er ja im neuen Testament seine Gnade nicht enger spannen und den armen Kindlein die Güter einziehen, die er ihnen vor Zeiten mitzuteilen befohlen hatte. Deswegen, wie er die Kinder, da sie ihre Vernunft der Natur nach noch nicht gebrauchen konnten, unangesehen ihres Alters und natürlichen Un-verstandes hat lassen beschneiden und mit der Beschneidung in seinen Gnaden-bund auf- und angenommen, so lässt er nicht weniger heut zu Tage die Kinder unangesehen ihres Alters und natürlichen Verstandes taufen und seinen Gna-denbund annehmen, da sie ihre Vernunft der Natur nach noch nicht gebrauchen können.

 

647. Die andere Frage: ob die boshaftigen, ketzerischen und ungläubigen zu der Taufe mögen gelassen werden. Antwort: wer die Taufe nicht kann würdig empfa-hen, der soll auch nicht getauft werden, so lange er in derselben Unwürdigkeit bleibt.

Das geschieht auf dreierlei Wege: 1) durch falsche Lehre, 2) durch grobe Sünde, 3) durch Unwissenheit und Unglauben. Ist jemand mit falscher irriger Lehre behaftet, oder hat sich in Sünden vertieft, dass er dem Geist Gottes widerstrebt und also der gnädigen Wirkung nicht fähig ist, der ist nicht zu taufen, bis er seinen Irrtum und Sünde hat abgelegt. Daher Sct. Petrus den Juden zu Jeru-salem einen solchen Rat gab: „tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünde“, Ap. Gesch. 2,38. Ist einer zu seinen Jahren kommen und doch in dem christlichen Glauben nicht unterrichtet, so ist vor allen Dingen notwendig, dass man ihn des Glaubens berichte, darauf er soll getauft werden. Da der Kämmerer der Königin aus Mohrenland von Philippo die Taufe begehrte und sprach: siehe, da ist Wasser, was hinderts, dass ich mich taufen lasse? antwortet Philippus: glaubest du von ganzem Herzen, so mags wohl sein, Ap. Gesch. 8,36.ff. Desgleichen taten Paulus und Silas zu Philippi, als sie den Kerkermeister bekehrten; sie sagten ihm erstlich das Wort des Herrn, hernach tauften sie ihn, Ap. Gesch. 16,32.33.

 

648. Das siebente: womit man taufe und taufen solle. Wie bei einem jeden Sakrament zwei Dinge sind, ein irdisches und ein himmlisches, also sind die-selben auch bei der Taufe zu betrachten.

Das irdische ist Wasser: denn 1) ist dasselbe gebraucht worden von Johanne, der am Jordan taufte, Matth. 3,5: „er taufte mit Wasser“; Joh. 1,33. Und von dem Herrn Christo ist bei Stiftung der Taufe nichts anders benannt worden. 2) haben die Jünger des Herrn mit Wasser getauft, Ap. Gesch. 8,38.: „Philippus und der Kämmerer stiegen beide hinab in das Wasser und er taufte ihn“. Da Petrus in des Kornelius Haus gepredigt hatte und der heil. Geist auf die Gläubigen gefallen war, sprach Petrus mag auch jemand das Wasser wehren, dass diese nicht getauft werden? So nennt Sct. Paulus die Taufe ein Wasserbad, Eph. 5,26. Ist also nicht zu zweifeln, zur Taufe gehöre eigentlich Wasser, es sei Regen-, Brunnen-, Strom- oder Meerwasser, wenn es nur ein recht eigentliches und natürliches Wasser ist. Denn was zugerichtete und gebrannte Wasser betrifft, obschon vielleicht möchte erhalten werden, dass sie auch eigentliche Wasser seien, soll man sich doch derselben darum enthalten, damit nicht dem Getauften ein Zweifel einkomme, ob auch seine Tauf richtig gewesen sei.

 

649. Was demnach nicht Wasser ist, als Milch, Bier, Wein, Meth und dergleichen, das gehört nicht zur Taufe, denn es ist deren keines in der Einsetzung gemeldet, auch nicht von den Aposteln gebraucht. Und es kann niemand wissen, ob Gott der Herr durch ein solches Mittel die Wiedergeburt wolle wirken und es eine rechte Taufe sein lassen.

 

650. Das himmlische ist in den Worten der Einsetzung ausdrücklich benannt, nämlich Gott, die h. Dreieinigkeit, der Vater, Sohn und heil. Geist. Denn das bringen die Worte genugsam mit sich: „taufet sie im Namen des Vaters und des Sohnes und des h. Geistes“, Matth. 28,19.; dass, gleichwie bei des Herrn Christi Taufe die heil. Dreieinigkeit sich offenbarte, also dieselbe über einen Täufling schwebt. Gott der Vater nimmt ihn zu seinem Sohn auf, als den er durch die Taufe von neuem gebiert und ruft über ihn: das ist mein lieber Sohn (meine liebe Tochter), daran ich Wohlgefallen habe. Der Sohn wascht und reinigt ihn von Sünden mit seinem Blut, Eph. 5,26: “Christus hat seine Gemeine geheiliget und gereinigt durch das Wasserbad im Wort“. Wie nun der Mensch in der Taufe von Sünden gereinigt wird, so geschieht dasselbe notwendig durch Christi Blut, als welches uns von allen Sünden reinigt, 1 Joh. 1,7. Ephes. 1,7. Der heil. Geist ist wie das Siegel in diesem Bund, 2 Kor. 1,22.; das Pfand unsers Erbes, Ephes. 1,14.; der Zeugnis gibt unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind, Röm. 8,16. Daher wird von ihm geschrieben: „wir werden aus dem heiligen Geist wieder-geboren“, Joh. 3,5.; die Taufe sei ein Bad der Erneuerung des heiligen Geistes, Tit. 3,5.

 

651. Der achte Punkt: was die eigentliche Form dieser Taufhandlung sei. Die-selbe ist ausgedrückt in dem Wort taufet. Denn ohne solche Verrichtung ge-schieht noch keine Taufe. Zwei Dinge sind dabei in Acht zu nehmen: eines, was dies Wort für sich und in seinem eigentlichen Verstand für eine Handlung be-deute; das andere, was es in diesem Sakrament eigentlich heiße.

 

652. Das erste, taufen heißt (wie zuvor angezeigt,) eintauchen, besprengen und abwaschen. Demnach ist unnötig, weitläufig zu disputieren, ob die Täuflinge müssen ins Wasser eingetaucht, oder begossen und besprengt werden. Denn das Wort taufen bringt beiderlei Bedeutung mit sich, sintemal auch die sich taufen, welche sich mit Besprengung des Wassers reinigen, wie Mark. 7,4. von den Pharisäern steht, dass sie nicht essen, sie waschen (in des Evangelisten Sprache heißts: taufen,) sich denn. Es gilt demnach an ihm selber gleich, wie es deswegen gehalten werde, insonderheit wenn man bei dem bleibt, was man gewohnt ist, auf dass niemanden unnötiger Weise ein Gewissen gemacht werde.

 

653. Das andere: so ist bei dieser Handlung nicht ein schlechtes Eintauchen oder Begießen befohlen, sondern dass solches geschehe im Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes. Wie aber die Taufe keine Taufe ist, wo man nicht eintunkt oder besprengt, also wäre es ein gemeines Bad und keine Taufe, wenn dasselbe nicht im Namen der heil. Dreieinigkeit, Vaters, Sohnes und heiligen Geistes verrichtet würde. Diese Worte „im Namen“ zeigen an, 1) dass man auf Befehl der heiligen Dreieinigkeit taufen solle, wie denn im Namen des Herrn gehen, reden, tun etc. heißt: auf seinen Befehl gehen, reden, tun. 2) dass die Taufe geschehe in Kraft und Wirkung der heil. Dreieinigkeit. Also hat David im Namen, das ist, in Kraft des Herrn, den Goliath geschlagen, 1 Sam. 17,45. Assa zog aus wider die Mohren zu streiten in des Herrn Namen (auf seine Macht und Beistand) 2 Chron. 14,11. David wirft wider seine Feinde Panier auf im Namen (in der Kraft) des Herrn, Psalm 20,6. Also kann er seine Feinde untertreten und zerhauen im Namen des Herrn, Psalm 44,6. Psalm 118,10. Daraus zu ver-nehmen ist, dass die Taufe nicht in menschlicher, sondern in göttlicher Kraft verrichtet werde. 3) dass die Taufe geschehe mit Benennung, Anrufung und Verehrung der heiligen Dreieinigkeit. Denn im Namen des Herrn reden, predigen und weissagen, heißt: verkündigen, dass man aus des Herrn Munde und auf sein Wort redet, Jerem. 44,16.17. Ap. Gesch. 5,40. Luk. 24,47. Matth. 7,22. Im Namen des Herrn schwören ist, denselben im Eidschwur als einen heiligen Namen gebrauchen und ihn damit ehren, 5 Mose 6,13. 1 Sam. 20,42. Im Namen des Herrn segnen ist, des Herrn Namen in dem Segen ausdrücklich nennen und ihm die Ehre geben, dass der Segen allein vom Herrn komme. Denn also werden Exempel angezogen derer, die im Namen des Herrn gesegnet haben, 2 Sam 6,18. 1 Chron. 17,2. Ps. 129,8. Wie aber solches Segnen im Namen des Herrn habe sollen verrichtet werden, das hat Gott selbst erklärt 4 Mose 6,23.ff.: „also sollt ihr sagen zu den Kindern Israel, wenn ihr sie segnet: der Herr segne dich und behüte dich, der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dich und sei dir gnädig, der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Friede. Denn ihr sollt meinen Namen auf die Kinder Israel legen, dass ich sie segne“. Daraus ist zu sehen, wie im Namen des Herrn segnen erfordere, dass man bei dem Segensprechen seinen Namen nenne und ihn ehre, als käme der Segen allein von ihm her. Im Namen des Herrn Christi Wunder tun heißt, bei Verrichtung der Wunderzeichen Christi Namen ausdrücklich nennen und durch solches Nennen die göttlichen Werke verrichten. So hat der Herr seinen Jüngern Gewalt gegeben, in seinem Namen Teufel auszutreiben, Kranke gesund zu machen etc., Mark. 16,17.18. Dem sind sie also nachkommen, dass sie durch Nennung des Namens des Herrn Jesu die Wunderwerke verrichtet haben; Ap. Gesch. 3,6: „im Namen Jesu Christi von Nazareth stehe auf und wandle“; Kap. 9,34: „Aenea, Jesus Christus mache dich gesund, stehe auf und bette dir selber“; Kap. 16,18: „ich gebiete dir in dem Namen Jesu Christi, dass du von ihr ausfahrest“. Wie nun alle jetzt angezogenen Werke in Gottes und des Herrn Christi Namen verrichtet werden, wenn man seinen heiligen Namen nennt; also soll die Taufe im Namen des Vaters, Sohnes und heiligen Geistes auch geschehen, dass durch Nennung der Personen in der heiligen Gottheit der Mensch von neuem geboren wird. Gehört also zu der eigentlichen Form der Taufe, dass die Eintauchung oder Begießung mit Wasser geschehe neben ausdrücklicher Benennung der heiligen Dreieinigkeit, um welcher Ursachen willen die Namen der Personen eigentlich sind ausgedrückt worden.

 

654. Dabei ist noch dies anzuhängen, dass in der heil. Taufe ein Bund zwischen Gott und den Menschen gemacht wird, 1 Petr. 3,21. Wie nun in Aufrichtung und Bekräftigung eines Bundes die Personen namhaft gemacht werden, welche in den Bund treten, also müssen bei Aufrichtung des Taufbundes die Personen, so darein treten, benannt werden, dass dieselbigen nicht seien heidnische Götzen, nicht Engel, verstorbene Heilige, oder ein unbekannter Gott, sondern Gott der Vater, Sohn und heiliger Geist.

 

655. Der neunte Punkt: was die Taufe für Wirkung habe. Unnot ist, die Wirkung der Sakramente insgemein hier zu erzählen und auf die Taufe anzuwenden, als dass sie sei ein öffentliches Zeugnis des Glaubensbekenntnisses und ein Siegel der göttlichen Verheißung. Hieher sind allein zu setzen die Werke, so eigentlich und absonderlich der heil. Taufe zugeschrieben werden; als da ist:

1) die Vergebung der Sünden; Mark. 1,4: „Johannes taufte und predigte von der Taufe der Buße zu Vergebung der Sünden“; Ap. Gesch. 2,38: „tut Buße und lasse sich ein jeglicher taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden“; Kap. 22,16: „stehe auf und lasse dich taufen und abwaschen deine Sünde“; Eph. 5,26: „Christus hat die Gemeine geheiliget durch das Wasserbad im Wort, auf dass er ihm selber darstellte eine Gemeine, die heilig sei, die nicht habe einen Flecken oder Runzel oder des etwas, sondern dass sie sei heilig und unsträflich“. Und eben hievon war geweissagt von Zacharia Kap. 13,1: „zu der Zeit wird das Haus David und die Bürger zu Jerusalem einen freien offenen Born haben wider die Sünde und Unreinigkeit“.

2) die Wiedergeburt; Joh. 3,5: „es sei denn, dass jemand geboren werde aus dem Wasser und Geist“ etc.; Tit. 3,5: „Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt“ etc. Aus der Wiedergeburt folgen andere Wirkungen, nämlich die Kindschaft, dass, wie wir aus dem heil. Geist und also aus Gott geboren werden, also sind wir auch durch solche Geburt Gottes Kinder. So wir durch die Taufe Gottes Kinder werden, so empfangen wir auch durch dieselbige den Glauben. Darauf hat Sct. Paulus eigentlich gesehen, da er schreibt Gal. 3,26.27: „ihr seid alle Gottes Kinder durch den Glauben an Christo Jesu. Denn wie viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen“. Darum Sct. Petrus 1 Epist. 1,23. dem göttlichen Wort auch die Wiedergeburt zuschreibt, weil das Wort den Glauben wirkt (Röm. 10,17.), dadurch wir von neuem geboren werden: „ihr seid wieder-geboren nicht aus vergänglichem, sondern aus unvergänglichem Samen, nämlich aus dem lebendigen Wort Gottes, das da ewiglich bleibet“. Aus dem Glauben folgt gewisslich die Geniessung des Verdienstes Christi, welche aus der Taufe entsteht, Galat. 3,27: „wie viel euer getauft sind, die haben Christum angezogen“.

3) der Bund mit Gott, 1 Petr. 3,21: „nun macht uns selig die Taufe, nicht das Abtun des Unflats am Fleisch, sondern der Bund eines guten Gewissens mit Gott“.

4) die Erneuerung; Tit. 3,5: „das Bad der Wiedergeburt und Erneuerung des heiligen Geistes“; Kol. 2,11: „in Christo seid ihr beschnitten mit der Beschneidung ohne Hände durch Ablegung des sündlichen Leibes im Fleisch, nämlich mit der Beschneidung Christi, in dem, dass ihr mit ihm begraben seid durch die Taufe, in welchem ihr auch seid auferstanden durch den Glauben, den Gott wirket“.

5) das ewige Leben; Mark. 16,16: „wer da glaubet und getauft wird, der wird selig werden“; 1 Petr. 3,21: „die Taufe macht uns nun selig“; Tit. 3,5: „Gott macht uns selig durch das Bad der Wiedergeburt“. Aus welchem genugsam zu schließen, dass die Taufe nicht sei ein bloß Bekenntnis der Lehre, auch nicht ein bloßes Zeichen der Wiedergeburt, sondern ein gewaltiges und sehr kräftiges Mittel, dadurch Gott als durch ein Werkzeug recht göttliche und dem Menschen selige Werke verrichtet.

 

656. Der zehnte Punkt: die Umstände der Taufe. Deren sind vornehmlich viererlei zu gedenken:

a. die Taufpaten, so bei der Taufe stehen und das Kind der Taufe zutragen. Von denen ist zu wissen, dass die Taufe auch ohne solche Personen ein völliges Werk, und sie dazu zu ziehen, der Taufe halben nicht notwendig sei. Der Paten Verrichtung aber ist: 1) als Zeugen fleißig zuzusehen, dass die Taufe nach des Herrn Christi Ordnung und Einsetzung verrichtet werde; 2) wenn das Kind zu seinem Verstand kommen wird, alsdann ihm zu bezeugen, dass es wahrhaftig also getauft sei, wie es Christus befohlen; 3) für das Kind zu beten, dass Gott, wie er es in seinen Gnadenbund aufnimmt, also dasselbe darin wolle erhalten, an Leib und Seele segnen und es endlich mit allen Gläubigen ewig selig machen; 4) bei der Taufe anstatt des Kindes anzugeloben, in welchem Glauben es soll jezo getauft und hernachmals auferzogen werden; und dann 5) fleißig in acht zu haben, dass das Kind in dem Glauben und Bekenntnis, so sie bei der Taufe gelobt haben, auferzogen und nicht in schädliche Irrtum oder falsche Lehre ver-führt werde.

Um dieser Ursachen willen hat die Kirche verordnet, dass zu der Kindertaufe gottselige Leute erfordert würden, so die angedeuteten Werke dem Kindlein zu gut verrichten sollen und weil die Ursachen richtig sind, so werden diese Um-stände bis jezo behalten. Und weil solche Werke, die den Taufpaten obliegen, von denen, so mit irriger Lehre im Glauben behaftet sind, nicht können verrichtet, ihnen auch nicht vertrauet werden, so soll man dergleichen Personen zu Tauf-paten nicht erwählen noch dasselbe Werk verrichten lassen.

 

657. b. Der Exorzismus oder Beschwörung des Teufels, wenn vor der Taufe über das Kind gesprochen wird: ich beschwöre dich, du unreiner Geist, bei dem Namen Gottes des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes, dass du ausfahrest und weichest von diesem Diener Jesu Christi etc. Damit wird keines-wegs angedeutet, dass das Kind leiblicher Weise von dem bösen Feind be-sessen sei, welches denn ein jeder einfältiger Mensch leichtlich und wohl bedenken kann. Sondern wie genugsam bekannt, dass die Gewalt des Satans über die Menschen zweierlei ist, nach dem Leib und nach der Seele, so kann demnach der Mensch auf zweierlei Weise besessen werden, leiblich, wenn der böse Feind des Menschen Gliedmaßen eingenommen hat und sie nach seinem Gefallen missbraucht, und geistlich, wenn er die Seele eingenommen hat und nach seinem Gefallen regiert und führt. Von solcher geistlichen Besitzung redet der Sohn Gottes, Luk. 11,25.26: „wenn der unsaubere Geist kommt, so findet er sein Haus mit Besemen gekehrt und geschmückt. Dann gehet er hin und nimmt sieben Geister zu sich, die ärger sind, denn er selbst, und wenn sie hinein kommen, wohnen sie da“.

 

658. Wenn nun bei der Taufe dem Satan geboten wird von dem Kind zu weichen, so wird keineswegs die leibliche, sondern allein die geistliche Besitzung ver-standen; und es wird solche Rede zu dem Teufel getan, nicht als sollten diese Worte das Kind aus des Teufels Gewalt reißen oder sonst einige geistliche Kraft in sich haben, sondern dass 1) die Umstehenden der leiblichen sündlichen Geburt erinnert werden, wie wir alle, also auch gegenwärtiges Kind in Sünden empfangen und geboren sei, Ps. 51,7., von Natur ein Kind des Zorns, Ephes. 2,3., und demnach unter dem Reich und Gewalt des Teufels gehalten werde, wo ihm nicht sonst durch göttliche Gnade geholfen würde; 2) dass denselben auch die Kraft und Wirkung der Taufe damit vorgebildet werde, dass, gleichwie dem Teufel geboten wird, das Kind von seiner Gewalt loszulassen, also durch die Taufe solches wirklich vollzogen und in der Tat verrichtet werde.

 

659. Obwohl aber gern zugegeben wird, dass dieselbige Erinnerung in einer andern und deutlichern Form geschehen könnte, so folgt doch daraus ganz und gar nicht, dass solcher Ursach halben der Exorzismus solle und müsse abge-schafft werden, sintemal keine Ceremonie und Kirchengebrauch so vollkommen ist, der nicht möchte verbessert werden, und steht gleichwohl in der Kirche Gefallen, dieselbe zu behalten oder zu ändern.

 

660. c. das Zeichen des Kreuzes, womit der, so getauft soll werden, an der Stirn und Brust bezeichnet wird, nicht zu dem Ende, dass es eine besondere himmli-sche Kraft habe, geistliche Werke in den Täuflingen zu verrichten, sondern dass es sei eine vorhergehende Andeutung, dass sie sollen auf das Kreuz und den Tod Christi getauft und dadurch von des Satans Reich erledigt werden und mit Gott einen Bund machen. Anderer Ursach halben wird dieser Brauch nicht behalten.

 

661. d. die Nichtwiederholung dieses Sakraments. Wer einmal nach Christi Verordnung getauft ist, der bedarf nicht, dass er mehrmal getauft und also dies Sakrament wiederholt werde. Ursach ist, dass durch die Taufe Gott mit dem Menschen einen Bund aufrichtet. Wo aber Gott den Bund einmal gemacht und geschlossen hat, daselbst ist keiner Wiederholung von nöten, sintemal Gott seine Gaben und Berufung nicht mögen gereuen, Röm. 11,29. Denn obschon die Menschen an ihrem Teil bundbrüchig werden, so bleibt doch der Bund an Gottes Teil steif und fest, so lang die Gnadenzeit währt, in welcher Gott den Abtrünnigen zu demselben Bund reizt und lockt. Also wird der Bund, dass Gott keine Sintflut wolle kommen lassen, nicht repetiert; die Beschneidung wird nicht wiederholt; so haben wir von der Wiederholung der Taufe keinen Befehl, auch kein Exempel, nach dem wir uns richten sollten, darum ists am besten, man beharre einfältig bei Gottes Ordnung und lasse eigene Gedanken allerdinge davon bleiben.