Ursinus - Jesus Christus

 

Ursinus, Zacharias / Olevian, Caspar

Der Heidelberger Katechismus (1563)

 

Ursinus und Olevian im Heidelberger Katechismus über Jesus Christus:

 

Von Gott dem Sohn

 

29. Warum wird der Sohn Gottes Jesus, das ist Seligmacher, genannt?

 

Weil er uns selig macht von unseren Sünden und weil bei keinem anderen eine Seligkeit zu suchen und zu finden ist.

 

30. Glauben denn die auch an den einen Seligmacher Jesus, die ihre Seligkeit und ihr Heil bei Heiligen, bei sich selbst oder anderswo suchen?

 

Nein, sondern sie verleugnen mit der Tat den einen Seligmacher und Heiland Jesus, auch wenn sie sich seiner rühmen. Denn entweder ist Jesus nicht ein vollkommener Heiland, oder die, die diesen Heiland mit wahrem Glauben an-nehmen, müssen alles in ihm haben, was sie zu ihrer Seligkeit brauchen.

 

31. Warum ist er Christus, das ist: ein Gesalbter, genannt?

 

Weil er von Gott dem Vater verordnet und mit dem heiligen Geist gesalbt ist zu unserem obersten Propheten und Lehrer, der uns den heimlichen Rat und Willen Gottes von unserer Erlösung vollkommen offenbart; und zu unserem einzigen Hohenpriester, der uns mit dem einzigen Opfer seines Leibes erlöst hat und immer mit seiner Fürbitte vor dem Vater vertritt; und zu unserem ewigen König, der uns mit seinem Wort und Geist regiert und bei der erworbenen Erlösung schützt und erhält.

 

32. Warum aber wirst du ein Christ genannt?

 

Weil ich durch den Glauben ein Glied Christi bin und also Anteil an seiner Salbung habe, damit auch ich seinen Namen bekenne, mich ihm zu einem lebendigen Dankopfer darbringe und mit freiem Gewissen in diesem Leben wider die Sünde und den Teufel streite und danach in Ewigkeit mit ihm über alle Krea-turen herrsche.  

 

33. Warum heißt er Gottes eingeborener Sohn, wenn wir doch auch Gottes Kinder sind?

 

Weil Christus allein der ewige, natürliche Sohn Gottes ist, wir aber um seinet-willen aus Gnaden als Kinder Gottes angenommen wurden.

 

34. Warum nennst du ihn unseren Herrn?

 

Weil er uns mit Leib und Seele von der Sünde und aus aller Gewalt des Teufels nicht mit Gold und Silber, sondern mit seinem teuren Blut ihm zum Eigentum erlöst und erkauft hat.

 

35. Was heißt, daß er empfangen ist von dem heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria?

 

Daß der ewige Sohn Gottes, der wahrer und ewiger Gott ist und bleibt, mensch-liche Natur aus dem Fleisch und Blut der Jungfrau Maria durch Wirkung des hei-ligen Geistes an sich genommen hat, auf daß er auch der wahre Same Davids sei, seinen Brüdern in allem außer der Sünde gleich.

 

36. Was für Nutzen bekommst du aus der heiligen Empfängnis und Geburt Jesu?

 

Daß er unser Mittler ist und mit seiner Unschuld und vollkommenen Heiligkeit meine Sünde, in der ich empfangen wurde, vor Gottes Angesicht bedeckt.

 

37. Was verstehst du durch das Wörtlein gelitten?

 

Daß er an Leib und Seele die ganze Zeit seines Lebens auf Erden, besonders aber am Ende, den Zorn Gottes wider die Sünde des ganzen menschlichen Geschlechts getragen hat, damit er mit seinem Leiden als dem einzigen Sühne-opfer unseren Leib und unsere Seele von der ewigen Verdammnis erlöste und uns Gottes Gnade, Gerechtigkeit und ewiges Leben erwürbe.

 

38. Warum hat er unter dem Richter Pontius Pilatus gelitten?

 

Damit er unschuldig unter dem weltlichen Richter verdammt würde und uns damit von dem strengen Urteil Gottes, das über uns ergehen sollte, befreite.

 

39. Ist es etwas mehr, daß er gekreuzigt wurde, als wenn er eines anderen To-des gestorben wäre?

 

Ja, denn dadurch bin ich gewiß, daß er den Fluch, der auf mir lag, auf sich ge-laden hat, weil der Kreuzestod von Gott verflucht war.

 

40. Warum hat Christus den Tod erleiden müssen?

 

Weil wegen der Gerechtigkeit und Wahrheit Gottes nicht anders für unsere Sünde bezahlt werden konnte als durch den Tod des Sohnes Gottes.

 

41. Warum ist er begraben worden?

 

Um damit zu bezeugen, daß er wahrhaftig gestorben ist.

 

42. Weil denn Christus für uns gestorben ist, wie kommt's, daß wir auch sterben müssen?

 

Unser Tod ist nicht eine Bezahlung für unsere Sünde, sondern nur ein Absterben der Sünden und Eingang zum ewigen Leben.

 

43. Was bekommen wir noch für Nutzen aus dem Opfer und Tod Christi am Kreuz?

 

Daß durch seine Kraft unser alter Mensch mit ihm gekreuzigt, getötet und begra-ben wird, damit die bösen Lüste des Fleisches nicht mehr in uns regieren, son-dern wir uns selbst ihm zur Danksagung aufopfern.

 

44. Warum folgt: abgestiegen zu der Hölle?

 

Damit ich in meinen höchsten Anfechtungen versichert bin, mein Herr Christus habe mich durch seine unaussprechliche Angst, Schmerzen und Schrecken, die er auch an seiner Seele am Kreuz und zuvor erlitt, von der höllischen Angst und Pein erlöst.

 

45. Was nützt uns die Auferstehung Christi?

 

Erstens hat er durch seine Auferstehung den Tod überwunden, damit er uns Anteil an der Gerechtigkeit, die er uns durch seinen Tod erworben hat, geben kann. Zum zweiten werden auch wir schon jetzt durch seine Kraft zu einem neuen Leben erweckt. Zum dritten ist uns die Auferstehung Christi ein sicheres Pfand unserer seligen Auferstehung.

 

46. Wie verstehst du, daß er gen Himmel gefahren ist?

 

Daß Christus vor den Augen seiner Jünger von der Erde gen Himmel aufge-fahren ist und für uns dort ist, bis er wiederkommt, die Lebendigen und die Toten zu richten.

 

47. Ist den Christus nicht bei uns bis ans Ende der Welt, wie er uns verheißen hat?

 

Christus ist wahrer Mensch und wahrer Gott. Nach seiner menschlichen Natur ist er jetzt nicht auf Erden, aber nach seiner Gottheit, Majestät, Gnade und Geist weicht er niemals von unserer Seite.

 

48. Werden aber mit der Weise die zwei Naturen in Christo nicht voneinander ge-trennt, wenn die Menschheit nicht überall ist, wo die Gottheit ist?

 

Nein. Denn weil die Gottheit unbegreiflich und überall gegenwärtig ist, so muß folgen, daß sie wohl außerhalb ihrer angenommenen Menschheit und dennoch nichtsdestoweniger auch in ihr ist und persönlich mit ihr vereinigt bleibt.

 

49. Was nützt uns die Himmelfahrt Christi?

 

Erstens, daß er im Himmel vor dem Angesicht seines Vaters unser Fürsprecher ist. Zum anderen, daß wir unser Fleisch im Himmel zu einem sicheren Pfand haben, daß er als das Haupt uns, seine Glieder, auch zu sich hinaufnehmen wird. Zum dritten, daß er uns seinen Geist zum Gegenpfand herabsendet, durch dessen Kraft wir suchen, was droben ist, wo Christus ist, sitzend zu der Rechten Gottes, und nicht, was auf Erden ist.

 

50. Warum wird hinzugesetzt, daß er zur Rechten Gottes sitzt?

 

Weil Christus darum gen Himmel gefahren ist, daß er sich selbst als das Haupt seiner christlichen Kirche erweise, durch das der Vater alles regiert.

 

51. Was nützt uns diese Herrlichkeit unseres Hauptes Christi?

 

Erstens, daß er durch seinen heiligen Geist in uns, seine Glieder, die himmli-schen Gaben ausgießt. Zum zweiten, daß er uns mit seiner Gewalt wider alle Feinde schützt und erhält.

 

52. Was tröstet dich die Wiederkunft Christi, zu richten die Lebenden und die Toten?

 

Daß ich in aller Trübsal und Verfolgung mit aufgerichtetem Haupt eben des Richters, der sich zuvor dem Gericht Gottes für mich dargestellt und allen Fluch von mir weggenommen hat, aus dem Himmel sicher bin, daß er alle seine und meine Feinde in die ewige Verdammnis werfe, mich aber und alle Auserwählten zu sich in die himmlische Freude und Herrlichkeit nehme.