Bullinger - Schöpfung

 

Heinrich Bullinger

Das Zweite Helvetische Bekenntnis

(Confessio Helvetica Posterior 1566)

 

Bullinger über die Schöpfung:

 

VII. KAPITEL: DIE ERSCHAFFUNG ALLER DINGE, DIE ENGEL, DER TEUFEL UND DER MENSCH

 

Dieser gute und allmächtige Gott hat durch sein Wort, das mit ihm ewig ist, alles Sichtbare und Unsichtbare erschaffen und erhält es auch durch seinen Geist, der mit ihm ewig ist. So bezeugt auch David schon mit den Worten: „Durch das Wort des Herrn sind die Himmel gemacht und durch den Hauch seines Mundes ihr ganzes Heer“ (Ps. 33,6). Alles aber, was Gott geschaffen hatte, war, wie die Schrift sagt, sehr gut (1. Mose 1,31) und ist zum Nutzen und zum Gebrauch für den Menschen geschaffen. Alle jene Dinge aber, behaupten wir, stammen aus einem Urgrund. Wir verwerfen daher die Ansicht der Manichäer und Marcioniten, die gottlos vorgaben, es gebe zwei Grundlagen des Seins und zwei Naturen, nämlich die Naturen des Guten und Bösen, ebenso zwei Urgründe und zwei einander feindliche Götter, einen guten und einen bösen. Unter allen Geschöpfen ragen hervor die Engel und die Menschen. Von den Engeln sagt die göttliche Schrift: „der die Winde zu seinen Boten bestellt, zu seinen Dienern Lohe und Feuer“ (Ps 104,4). Ebenso: „Sind sie nicht alle dienstbare Geister, zum Dienst ausgesandt um derer willen, die das Heil ererben sollen?“ (Hebr. 1,14). Der Herr Jesus selbst aber bezeugt vom Teufel: „Er war von Anfang an ein Menschen-mörder und stand nicht in der Wahrheit; denn Wahrheit ist nicht in ihm. Wenn er die Lüge redet, so redet er aus seinem Eigenen; denn er ist ein Lügner und der Vater derselben“ (Joh. 8,44). Wir lehren also, dass die einen Engel im Gehorsam verharrt haben und zum treuen Dienst für Gott und die Menschen bestimmt worden sind; die andern aber sind durch eigene Schuld gefallen und ins Ver-derben gestürzt worden und sind zu Feinden alles Guten und der Gläubigen geworden, usw. Vom Menschen aber sagt schon die Schrift, dass er im Anfang gut geschaffen worden sei zum Gott ähnlichen Ebenbild; dass Gott ihn ins Paradies gesetzt und ihm alles untertan gemacht habe (1. Mose 2,7-8). Es ist das, was David so herrlich im 8. Psalm preist (Ps. 8,6-9). Und er gab ihm überdies eine Gefährtin und segnete sie. Wir erklären aber, dass der Mensch aus zwei, und zwar verschiedenen, Elementen bestehe, doch in einer Person: nämlich aus der unsterblichen Seele, die, wenn sie vom Leibe getrennt wird, weder schläft noch stirbt, und aus dem sterblichen Leibe, der immerhin am jüngsten Gericht wieder von den Toten auferweckt werden wird, so dass der ganze Mensch von da an, sei's im Leben, sei's im Tode, ewig bleibt. Wir ver-werfen die Anschauung aller derer, die darüber spotten oder mit spitzfindigen Reden die Unsterblichkeit der Seele in Zweifel ziehen, oder sagen, die Seele schlafe, oder sie sei ein Teil Gottes. Kurz, wir verwerfen sämtliche Meinungen aller derer, die über die Schöpfung, über Engel und böse Geister und über den Menschen, von dem abweichende Lehren aufstellen, was uns durch die heiligen Schriften in der apostolischen Kirche Christi überliefert ist.