Schöpfung in 7 Tagen?
Ein kluger Mann hat mal gesagt: „Wenn ein Kopf und ein Buch zusammenstoßen, und es klingt hohl, dann liegt das nicht immer am Buch.“ Und ich meine, er hat das sehr richtig beobachtet. Denn manches Buch wird nur darum zur Enttäuschung, weil der Leser darin sucht, was das Buch gar nicht bieten will. Sucht jemand Kochrezepte und schlägt dazu einen Atlas auf, wird er enttäuscht werden – aber liegt es am Atlas? Sucht jemand Gedichte und schlägt dazu das Telefonbuch auf, wird er nicht fündig – aber kann man das dem Telefonbuch vorwerfen? Natürlich nicht! Kein Buch beantwortet alle Fragen, sondern jedes nur bestimmte. Und kein kluger Leser wird sich darüber wundern. Denn wenn ich Rilke lese, werde ich dabei wenig über Chemie erfahren, und im Handbuch für Chemielaboranten darf ich keine Gedichte erwarten. Tue ich das aber trotzdem, so ist nicht etwa das Buch „dumm“, sondern ich bin „dumm“. Denn der Leser kann vom Buch nur profitieren, wenn er sich klar macht, welche Fragen das Buch beantworten will. Befragt er es dann trotzdem nach etwas anderem und bekommt keine passende Auskunft, so liegt‘s nicht am Buch, sondern es ist sein eigener Fehler. Doch warum erzähle ich das?
Ich halte es für wichtig, weil‘s auch der christliche Glaube mit einem Buch zu tun hat. Der Glaube lebt vom biblischen Wort! Und so sehr die Bibel andere Bücher überragt, ist sie doch insofern nicht anders, als auch sie nicht alle, sondern bestimmte Fragen zu ihrem Thema macht. Zu einigen will sie reden, bei anderen bleibt sie stumm. Und wer ihre Fragestellung verkennt und in der Bibel sucht, was sie gar nicht bieten will, der wird enttäuscht. Aber liegt es dann an der Bibel? Zu Enttäuschungen dieser Art kommt es z.B. wenn Menschen meinen, die Bibel wollte sie in der Art eines naturwissenschaftlichen Schulbuchs über die Entstehung der Erde informieren. Denn sie lesen dann die Schöpfungsgeschichte und sind irritiert, weil dort weder Dinosaurier noch Neandertaler vorkommen. Vom Urknall steht auch nichts in der Bibel, nichts von der Evolution und nichts von den Jahrmillionen, die vergangen sein sollen, bevor die ersten Menschen auftauchten. Man liest stattdessen, Gott habe für die Erschaffung der Welt nur 7 Tage gebraucht – und schon kommt mancher Leser durcheinander. Denn wenn die Frühgeschichte der Erde anders abgelaufen sein soll: Irrt sich dann die Bibel oder irrt sich die Naturwissenschaft? Stehen sich da konkurrierende Theorien der Weltentstehung gegenüber, zwischen denen man sich entscheiden muss? Oder behandeln Naturwissenschaft und Bibel einfach verschiedene Fragen? Man kann das nur prüfen, indem man nachschaut, was wirklich in der Bibel steht, und worauf es ihr ankommt. Und ich kann ihnen schon im Voraus sagen, dass das Bild sehr viel bunter ist als die meisten es erwarten. Denn der Schöpfungsbericht, den man üblicherweise kennt, ist nur einer von vielen. Und die anderen Texte zu diesem Thema stimmen mit ihm längst nicht in allem überein.
Der Schöpfungsbericht in 1. Mose 1,1-31 unterscheidet, wie hinlänglich bekannt, 7 Schöpfungs-Tage und er lässt auf anfängliche Leere, Dunkelheit und Wirrnis einen Prozess zunehmender Ordnung folgen. Zunächst werden Licht und Finsternis geschieden, dann das Wasser über der Himmelsfeste von dem Wasser darunter, dann das trockene Land vom Meer. Es folgen die Pflanzen und die Gestirne, die Fische und Vögel, zuletzt aber Landtiere und Menschen. Soweit kennt man das.
Unmittelbar darauf folgt aber in 1. Mose 2,4b-25 ein zweiter Schöpfungsbericht, der ganz eigenständig ist, der keine Einteilung in Schöpfungstage kennt und auch von der oben dargestellten Reihenfolge abweicht, weil er mit der unbelebten Erde beginnt und dem Nebel, der sie befeuchtet. Es folgt dann die Erschaffung Adams ( zunächst ohne Eva ), und die Pflanzung des Gartens Eden. Im nächsten Schritt entstehen Landtiere und Vögel. Und erst als inmitten der Tiere Adams Einsamkeit auffällt, wird aus seiner Rippe Eva geschaffen und ihm zur Seite gestellt. Diese Abfolge steht eindeutig im Widerspruch zum ersten Schöpfungsbericht, in dem Mann und Frau gleichzeitig geschaffen werden. Aber die Bibel hat kein Problem damit!
Blättern wir weiter bis zum Buch Hiob, finden wir im 38. und 39. Kapitel wieder so etwas wie einen Schöpfungsbericht, der sich aber weder am ersten noch am zweiten orientiert, und sich auch um keine Reihenfolge kümmert. Genannt werden bei Hiob die festen Fundamente der Erde und die gebändigten Meere, die Morgenröte und der Tod, Licht und Finsternis, Schnee und Hagel, Trübsal und Wind, Regen und Gras, Gestirne und Ordnungen des Himmels, Weisheit und Gedanken, Löwen und Raben, Gemsen und Hirschkühe, Wildesel und Wildstiere, Strauße und Pferde, Falken und Adler. Dass diese Aufzählung der Schöpfungswerke nicht vollständig ist, liegt auf der Hand, scheint dem Autor aber egal zu sein. Denn er erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf eine bestimmte Chronologie des Schöpfungsprozesses.
Gehen wir zu den Psalmen weiter, ist dort wiederum von Gottes Schöpfung die Rede (vgl. z.B. Ps 8, Ps 19, Ps 74, Ps 148). Aber ein 7-Tage-Schema oder eine feste Abfolge der Schöpfungswerke findet sich dort ebensowenig wie bei Hiob. Denn die Psalmen zeigen wenig Interesse an historisch entfernten Anfängen der Welt, sondern sie bejubeln die Schöpfung vorwiegend als einen gegenwärtigen und aktuellen Machterweis Gottes. Der Dichter des 104. Psalms singt:
„HERR, mein Gott, du bist sehr herrlich; du bist schön und prächtig geschmückt. Licht ist dein Kleid, das du anhast. Du breitest den Himmel aus wie einen Teppich; du baust deine Gemächer über den Wassern. Du fährst auf den Wolken wie auf einem Wagen und kommst daher auf den Fittichen des Windes, der du machst Winde zu deinen Boten und Feuerflammen zu deinen Dienern; der du das Erdreich gegründet hast auf festen Boden, dass es bleibt immer und ewiglich. Mit Fluten decktest du es wie mit einem Kleide, und die Wasser standen über den Bergen. Aber vor deinem Schelten flohen sie, vor deinem Donner fuhren sie dahin. Die Berge stiegen hoch empor, und die Täler senkten sich herunter zum Ort, den du ihnen gegründet hast. Du hast eine Grenze gesetzt, darüber kommen sie nicht und dürfen nicht wieder das Erdreich bedecken. Du lässest Wasser in den Tälern quellen, dass sie zwischen den Bergen dahinfließen, dass alle Tiere des Feldes trinken und das Wild seinen Durst lösche. Darüber sitzen die Vögel des Himmels und singen unter den Zweigen. Du feuchtest die Berge von oben her, du machst das Land voll Früchte, die du schaffest. Du lässest Gras wachsen für das Vieh und Saat zu Nutz den Menschen, dass du Brot aus der Erde hervorbringst, dass der Wein erfreue des Menschen Herz und sein Antlitz schön werde vom Öl und das Brot des Menschen Herz stärke. Die Bäume des HERRN stehen voll Saft, die Zedern des Libanon, die er gepflanzt hat. Dort nisten die Vögel, und die Reiher wohnen in den Wipfeln. Die hohen Berge geben dem Steinbock Zuflucht und die Felsklüfte dem Klippdachs. Du hast den Mond gemacht, das Jahr danach zu teilen; die Sonne weiß ihren Niedergang. Du machst Finsternis, dass es Nacht wird; da regen sich alle wilden Tiere, die jungen Löwen, die da brüllen nach Raub und ihre Speise suchen von Gott. Wenn aber die Sonne aufgeht, heben sie sich davon und legen sich in ihre Höhlen. So geht dann der Mensch aus an seine Arbeit und an sein Werk bis an den Abend. HERR, wie sind deine Werke so groß und viel! Du hast sie alle weise geordnet, und die Erde ist voll deiner Güter. Da ist das Meer, das so groß und weit ist, da wimmelt's ohne Zahl, große und kleine Tiere. Dort ziehen Schiffe dahin; da sind große Fische, die du gemacht hast, damit zu spielen. Es warten alle auf dich, dass du ihnen Speise gebest zur rechten Zeit. Wenn du ihnen gibst, so sammeln sie; wenn du deine Hand auftust, so werden sie mit Gutem gesättigt. Verbirgst du dein Angesicht, so erschrecken sie; nimmst du weg ihren Odem, so vergehen sie und werden wieder Staub. Du sendest aus deinen Odem, so werden sie geschaffen, und du machst neu die Gestalt der Erde. Die Herrlichkeit des HERRN bleibe ewiglich, der HERR freue sich seiner Werke! Er schaut die Erde an, so bebt sie; er rührt die Berge an, so rauchen sie. Ich will dem HERRN singen mein Leben lang und meinen Gott loben, solange ich bin.“
Das ist wahrlich großer Jubel angesichts der Schöpfung. Aber eine Systematik ist darin genauso wenig zu erkennen wie ein 7-Tage-Schema. In welcher Reihenfolge Gott seine Werke tut und wieviel Zeit er sich dafür nimmt, ist dem Psalmdichter offenkundig egal. Sein Schöpfungsglaube lebt nicht von der Chronologie, sondern vom Staunen, und die Perspektive der Naturwissenschaft ist ihm fremd. Der Psalmist will nicht messen, protokollieren und physikalisch erklären „wie“ Gott die Dinge geschaffen hat, sondern er will bejubeln und bekennen, „dass“ Gott es tat. Entscheidend sind für den Psalmisten nicht die technischen Details des Schöpfungsprozesses, sondern Gottes Macht, die sich darin manifestiert. Entscheidend ist Gottes Anspruch, der aus seiner Urheberschaft resultiert, und der Dank, der ihm dafür gebührt. Und weil es auch anderen biblischen Autoren genau darauf ankommt, können sie von der Schöpfung oft ganz knapp und summarisch reden. Bei Jesaja im 45. Kapitel sagt Gott einfach:
„Ich bin der HERR, und sonst keiner mehr, der ich das Licht mache und schaffe die Finsternis, der ich Frieden gebe und schaffe Unheil. Ich bin der HERR, der dies alles tut. Träufelt, ihr Himmel, von oben, und ihr Wolken, regnet Gerechtigkeit! Die Erde tue sich auf und bringe Heil, und Gerechtigkeit wachse mit auf! Ich, der HERR, habe es geschaffen.“
So allgemein und umfassend ist das Bekenntnis zur Schöpfung! Und wenn wir im Buch der Sprüche das 8. Kapitel anschauen, ergibt sich dasselbe Bild. Auch da wird von Gott gesagt, dass er die Grundfesten der Erde gelegt und die Berge eingesenkt hat, dass er die Wolken mächtig und die Quellen der Tiefe stark machte, dass er die Himmel bereitete und dem Meer seine Grenze setzte. Aber auch das Buch der Sprüche behauptet weder eine bestimmte Reihenfolge der Schöpfungswerke, noch eine bestimmte Zeitspanne, die dafür zu veranschlagen wäre. Schöpfung wird da überhaupt nicht wie ein „prähistorisches“ Thema behandelt, sondern als die gegenwärtige Erfahrung alles durchdringender Gottesmacht! Und genau so versteht es dann auch Jesus in Matth 6,25-34, wenn er seinen Jüngern die umfassende und alles durchdringende Fürsorge Gottes vor Augen stellt:
„Seht die Vögel unter dem Himmel an: sie säen nicht, sie ernten nicht, sie sammeln nicht in die Scheunen; und euer himmlischer Vater ernährt sie doch. Seid ihr denn nicht viel mehr als sie?“ „Schaut die Lilien auf dem Feld an, wie sie wachsen: sie arbeiten nicht, auch spinnen sie nicht. Ich sage euch, dass auch Salomo in aller seiner Herrlichkeit nicht gekleidet gewesen ist wie eine von ihnen.“
Es gäbe noch viele biblische Texte, an denen man es zeigen könnte: Die Pointe des biblischen Schöpfungsglaubens ist, dass der Mensch sich hier und heute in derselben mächtigen Hand Gottes weiß, aus der schon von Anbeginn an alles hervorgegangen ist. Und die näheren Umstände spielen dafür keine Rolle. Käme es auf die Einzelheiten an, hätten sich die biblischen Autoren und Redakteure darum bemüht, das bunte und teils widersprüchlich Bild der verschiedenen Zeugnisse auszugleichen. Wäre das wichtig, hätten sie sich an den Differenzen stören müssen! Wenn aber nach dem ersten Schöpfungsbericht Mann und Frau gleichzeitig geschaffen werden, nach dem zweiten Bericht dagegen mit zeitlichem Abstand, und die Bibel lässt das einfach so nebeneinander stehen, dann liegt ihr an der Chronologie offenbar wenig. Und das ist auch nur zu verständlich, weil die Bibel keine naturkundlichen Studien betreibt. Nein! Gottes Anspruch auf den Menschen – das ist ihr Thema! Und ein verständiger Mensch, der die verschiedenen Fragestellungen auseinanderhalten kann, muss sich darum zwischen Naturwissenschaft und Bibel nicht entscheiden. Wer ein Telefonbuch und einen Atlas unterscheiden kann, der wird dem Telefonbuch nicht vorwerfen, dass es keine Landkarten enthält, und er wird es dem Atlas nicht verübeln, dass er darin keine Telefonnummern findet. Wer unterscheiden kann, erwartet im Gedichtband keine Kochrezepte und im Kochbuch keine Gedichte. Und er besteht dann auch nicht darauf, der Bibel naturwissenschaftliche Fragen zu stellen, die sie gar nicht beantworten will. Denn kein Buch will alle Frage behandeln, sondern jedes nur die, die es sich vornimmt. Naturwissenschaft untersucht, wie in der großen Kausalkette der Erdgeschichte die einzelnen Glieder von Ursache und Wirkung aufeinander folgen – sie schaut sozusagen Gott bei der Arbeit über die Schulter. Die Bibel aber bestaunt Gottes Werk in der Summe und wundert sich, dass es überhaupt Kausalketten gibt, die es ja nicht geben müsste. Der Glaube fragt nicht, was zuerst da war: das Huhn oder das Ei. Sondern er will wissen, warum es überhaupt Hühner und Eier gibt. Im Glauben interessiert uns nicht, woher wir selbst geographisch und historisch sind, sondern warum wir sind. Und darauf kann keine Naturwissenschaft antworten, sondern darauf antwortet die Bibel mit dem Hinweis auf den Willen des Schöpfers…
Was ist also mit den 7 Tagen? Muss man die wörtlich und historisch verstehen? Damit niemand meint, ich wollte mich drücken, sage ich dazu deutlich „nein“ und bekenne, dass mir persönlich an der Dauer des Schöpfungswerkes wenig liegt – oder eigentlich gar nichts: Sollte sich Gott für die Schöpfung mehr Zeit genommen haben als 7 mal 24 Stunden, so stört das meinen Glauben nicht. Und wenn Gott sich dafür 7 Jahrmillionen genommen hat, dann läuft das für meinen Glauben ganz auf dasselbe hinaus. Als Christ ist man nicht verpflichtet, das eine oder das andere auszuschließen. Und man ist deswegen auch nicht mit der Bibel im Konflikt. Denn wie gezeigt, legt die Bibel selbst kein Gewicht auf Zeitangaben und Reihenfolgen. Sie lässt unterschiedliche Schöpfungsberichte nebeneinander stehen und sagt selbst, dass vor Gott tausend Jahre sind wie ein Tag. Von den Schöpfungstexten, die wir angesehen haben, macht überhaupt nur der erste eine Zeitangabe! Wenn sich die Bibel in dieser Sache aber selbst nicht festlegt – warum sollten wir es dann als Christen tun?
Nur in dem, worauf die Bibel wirklich Wert legt, darin muss auch der Glaube fest stehen! Und das ist in allen Texten dieselbe Einsicht: Dass nämlich unser kleines Leben restlos umgeben ist von Gottes großem Werk, und jeder heutige Tag eingespannt ist in Gottes ewigen Plan. Die Bibel führt uns vor Augen, was Gott seit Anbeginn getan hat, damit wir wissen, was er heute an uns tun kann. Wir sollen sehen, dass Gott nichts widersteht in der Welt, damit uns gewiss wird, dass ihm auch nichts widersteht in unserem Leben. Und darauf kommt es an! Wir sollen begreifen, dass Gott alles kann, was er will, und sollen daraus Zuversicht schöpfen. Wir sollen durch den Blick in die Vergangenheit die Gegenwart verstehen, und sollen voller Hoffnung sein, weil Gottes Schöpfungswerk unmittelbar in unser Leben hineinragt. Wir sind von Gott getragen und gehalten, wir sollen wissen, mit wem wir es da zu tun haben, und welche Wunder wir ihm zutrauen dürfen. Und dazu ist völlig unerheblich, ob Gott uns mit oder ohne Urknall schuf. Wichtig und unverzichtbar ist hingegen, dass wir mit der Bibel über Gottes Freundlichkeit staunen und jeden Zweifel verlieren, dass der, der die Kräfte der Natur bändigt, auch bändigen kann, was uns bedroht. Der Gott, der das anfängliche Chaos ordnete, kann auch Ordnung bringen in unser Leben. Der den Fluten des Meeres ihre Grenzen setzte, kann auch unseren Leiden eine Grenze setzen. Und der uns einmal das Leben schenkte, kann das auch ein zweites Mal tun, wenn er uns aus dem Tode erretten will. Wenn Gott die Elemente aufs Wort gehorchen, kann ihm kein Gegner widerstehen. Und wenn er sich Gutes vornimmt, vermag ihn nichts zu hindern oder aufzuhalten. Fühlen wir uns also an manchen Tagen klein und dumm und überfordert, so mag das durchaus stimmen. Aber es schadet nicht viel, weil wir doch mit dem im Bunde stehen, der alles weiß, durchdringt und regiert. Unsere Pläne scheitern oft, aber seiner Souveränität dürfen wir uns trösten. Denn da ist nichts Großes und nichts Kleines, das ihm aus den Händen glitte, und was er tut, hat er von Ewigkeit her beschlossen. Geschieht nicht, was wir wollen, so geschieht, was Gott für besser hält. Und ohne ihn geschieht gar nichts. Denn darauf (!) kommt es der Bibel an: Gott ist allezeit der Herr unserer Lage, und er allein ist der Eigentümer dieser Erde. Er ist der freundliche Gastgeber, dessen Hausordnung für alle verbindlich ist. Und während er niemandem etwas schuldet, schulden wir ihm alles. Unser Schöpfer hat Anspruch auf Gehorsam, Dank und Hingabe. Und er hat seinen Geschöpfen gegenüber jedes Recht. Er allein ist gut, sein Wille ist unwiderstehlich, Himmel und Erde folgen seinem Befehl, und alle Herrlichkeit, die wir je gesehen haben, war ein Teil von Gottes Herrlichkeit. Gelingendes Leben gibt es darum nur, wo man ihn auf der Rechnung hat. Und eine Zukunft hat nur, wer sich Gott überlässt. Das ist es, was die Bibel sagen will! Und es ist völlig unabhängig davon, ob wir uns Gottes Wirken auf der naturkundlichen Ebene korrekt vorstellen. Denn:
Bewundere ich einen Garten, ist mir ja auch egal, ob der Gärtner zum Anlegen dieses Gartens eine Schippe benutzte oder einen Spaten. Schmeckt mir ein leckeres Essen, interessiert mich wenig, ob es auf einem Elektro- oder einem Gasherd gekocht wurde. Und fesselt mich ein Roman, ist mir auch ziemlich gleich, ob er in 7 Wochen oder in 7 Jahren geschrieben wurde. Das sind untergeordnete Fragen, um die der Streit nicht lohnt. Denn wichtig ist nicht, dass wir Gottes Wirkweise durchschauen, sondern dass wir unser Leben, weil wir‘s wir ihm verdanken, auch vor ihm verantworten, und unsere Hoffnung auf keinen anderen setzten. Dass wir’s aber tun, und hinter all den Wundern der Natur des Schöpfers Hände wirksam sehen, das schenke uns Gott, der der Anfang ist und das Ende, der Erste und der Letzte, dem alle Ehre gebührt...
Bild am Seitenanfang: Paradieslandschaft mit Eva
Jan Brueghel the Younger, Public domain, via Wikimedia Commons